Kf emeindegründung Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau Mit Konflikten umgehen • Alexander Strauch, USA • a Schiffbruch im Gemeindebau • Joachim Maier, Würzburg • a Umgang mit Konflikten in der Gemeinde • Sieghard Pfeifle, Engstingen • a Auf- und Niedergang der Gemeinde München-Ost • Charly Bruger, München • a 4/04 Gemeindegründung · 20. Jahrgang · Nr. 80 · 4/04
IMPRESSUM I N H A LT Kf PRAXIS emeindegründung Mit Konflikten umgehen Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau Alexander Strauch Mit Konflikten umgehen Gemeindegründung »„Die Wurzel der meisten Kämpfe und Spaltungen ist • Alexander Strauch, USA • 20. Jahrgang falscher Stolz. Stolz erklärt nicht nur, warum wir so vie- Heft-Nummer 80 le Kämpfe austragen, sondern auch, warum wir scheinbar keine Kraft haben, unsere a Ausgabe 4/04 Spaltungen und Meinungsunterschiede beizulegen.“ Strauch belegt die biblischen Ursa- chen für Konflikte und zeigt gleichzeitig Lösungsansätze von der Schrift her auf.« ... Schiffbruch im Gemeindebau • Joachim Maier, Würzburg • 6 a Umgang mit Konflikten in der Gemeinde • Sieghard Pfeifle, Engstingen • a Auf- und Niedergang der Gemeinde München-Ost • Charly Bruger, München • a 4/04 Gemeindegründung · 20. Jahrgang · Nr. 80 · 4/04 Herausgeber BERICHT Konferenz für Gemeindegründung e.V. Postfach 13 22, D-36082 Hünfeld „Schiffbruch“ im Gemeindebau Tel. (0 66 52) 91 81 87, Fax 91 81 89 [email protected] · www.kfg.org Joachim Maier Vorstand »Vor ungefähr neun Jahren stand ein Artikel in „Gemeinde und Mission“ (3/96) über Wilfried Plock (1. Vors.), eine kleine, neue Gemeinde in Würzburg. Wolfgang Faschinger hatte damals geschrie- Michael Leister (2. Vors.), ben: „Die neue Gemeinde ist noch ein zartes Pflänzchen und braucht viel Bewahrung Gerhard Hahm, Christian Andresen, und Ermutigung.“ Vor ca. eineinhalb Jahren ist das zarte Pflänzchen eingegangen. Die Dale Sigafoos, Hans-Werner Deppe Gemeinde in Würzburg besteht nicht mehr. Was war geschehen? Wie ist es dazu gekom- Schriftleitung 14men?« ................................................................................................................. Wilfried Plock, Heinrich-Heine-Str. 2, D-36088 Hünfeld PRAXIS Fax (0 66 52) 99 25 34 Umgang mit Konflikten Ständige Mitarbeiter in der Gemeinde Hans-Werner Deppe, Oerlinghausen Michael Leister, Rothenkirchen Sieghard Pfeifle Repro & Druck »Sieghard Pfeifle macht in seinem Beitrag deut- Rüdiger Heinelt GmbH, Nüsttal- lich, dass Konflikte unvermeidbar sind. Die Frage die sich uns stellt ist viel- Hofaschenbach mehr, wie wir mit diesen Situationen umgehen. Pfeifle gelingt es auf vorbildli- che Art und Weise, das Thema umfassend aufzuarbeiten. Dabei zeigt er vor al- Erscheinungsweise & Preis lem auch den Nährboden sowie die Folgen der Konflikte für die Gemeinde auf. vierteljährlich, EUR 10,– bzw. sFr 20,– Überaus wertvoll sind die beiden letzten Kapitel zum „Positiven Umgang mit pro Jahr einschließlich Versandkosten 18Konflikten“ sowie zum „Segen krisenfester Gemeinden“.«........................ Spendenkonten VR-Bank NordRhön BERICHT BLZ 530 612 30, KNR 622 508 für die KfG-Schweiz: Postscheckkonto Auf- und Niedergang 30-342868-4; sonstiges Europa: der Gemeinde München-Ost IBAN: DE57 5306 1230 0000 6225 08, BIC-Code: GENODEF1HUE Charly Bruger Bildnachweis »Wenn ich über diese Geschichte nachdenke, macht mich das sehr traurig. Es gab viele KfG, S. 4, 5; Lindner, S. 5; © 04 Chancen, gute Ansätze und auch Fähigkeiten. Die Probleme waren groß, aber sie hät- stock.xchng, S. 6, 7, 18, 32; © 04 Aris ten uns nicht auffressen dürfen. Sie hätten es auch nicht, wenn wir richtig zusammenge- Entert. Inc., S. 13; KfG-CH, S. 13; wuerzburg.de, S. 15; © 04 Photodisc, 28standen wären und dem Herrn mit ganzem Herzen nachgefolgt wären.« .............. S. 16, 17; muenchen.de, S. 29. Das Copyright der Artikel liegt beim jeweiligen Au- tor. Nachdruck nur mit Erlaubnis u. Quellenangabe. Die einzelnen Artikel vertreten die Auffassung des je- weiligen Verfassers und decken sich nicht notwendi- gerweise mit der Sicht des Herausgebers oder der Schriftleitung. 2 Gemeindegründung Nr. 80, 4/04
Seiten im Internet LEITWORT unsere aktualisierten [email protected] www.kfg.orgBesuchen Sie Liebe Leserinnen, liebe Leser, manche andere von zwei Schiffbrüchen. Da uns die Schwächen der Heili- wir haben in den letzten zwei Jahrzehnten in gen manchmal mehr trösten fast 80 Zeitschriften über ungezählte Gemein- als ihre Stärken, hoffe ich, dass deaufbauarbeiten berichtet. Darunter waren auch diese Artikel manchen einfache, schlichte – aber auch einige vorbild- entmutigten Leser trösten liche. Wir wollten mit diesen Berichten Mut wird. Zum andern wollen wir machen zur Gemeindegründung. Wir wollten aus den Fehlern der Berich- zeigen, welche Prinzipien angewandt wurden, tenden lernen. Wir müssen ja und wie Gott das Werk gesegnet hat. Soweit, nicht die gleichen Fehler so gut. Das ist alles legitim. Wenn wiederholen. So erfahren wir, wie es der HERR erlaubt, werden in Würzburg und München wir auch zukünftig solche „Seid nun zwei verheißungsvolle Artikel bringen. Gemeindearbeiten wie- Diese Ausgabe der Nachahmer Gottes der eingingen. „ G e m e i n d e g r ü n- als geliebte Kinder! Damit aus Konflik- dung“ fällt aller- ten keine Spaltun- dings in gewisser Und wandelt gen und Schiffbrü- Weise aus dem Rah- che werden, geben men. Zum ersten Mal in der Liebe …“ Alexander Strauch in der 20-jährigen Ge- und Sieghard Pfeifle schichte dieser Zeitschrift EPHESER 5,1.2 sehr praktische Hilfen haben wir ein Heft zusam- zum Umgang mit Konflik- mengestellt, das sich mit der Schat- ten. Beide Artikel halte ich für aus- tenseite der Gemeindegründungsbewegung gesprochen lehrreich. befasst. Wollen wir ehrlich sein: Es hat auch Wollen wir also die Warnungen in dieser Aus- manche Konflikte gegeben – ja sogar Schiff- gabe beherzigen und uns gleichzeitig im Ge- brüche. Wir möchten nicht nur die Frontdoor-, meindebau umso enger an unseren Herrn Je- sondern auch die Backdoor-Statistik bringen. sus Christus und sein gutes Wort halten. Möge Ich bekomme manche Rundbriefe von Missio- ER uns in Konflikten Weisheit geben und vor naren. Bei einigen habe ich noch nie von Rüc- Schiffbrüchen bewahren! kschlägen in der Arbeit gelesen. Schade. Das ist einfach nicht ehrlich. Diese Nummer berichtet stellvertretend für Wilfried Plock Gemeindegründung Nr. 80, 4/04 3
KO N F E R E N Z Einladung zur 4. KfG Ostdeutschland Fr., 18. - So., 20. März 2005 im Feriendorf Groß Väter See (50 km nördlich von Berlin) mit Andreas Lindner (Salzburg) Für die Evangelisation heute und dieser Gemeinde ist Andreas auch Euro nach dem Erhalt der schriftli- insbesondere im Osten benötigt für das neunmonatige Jünger- chen Anmeldebestätigung auf das man nicht neue Methoden, ein grö- schaftprogramm „TMG“ (Training Konto der KfG. Wir möchten damit ßeres Budget oder mitreißende Ver- für Mitarbeiter im Gemeindebau) besonders den Interessenten aus anstaltungen. Es braucht reife mitverantwortlich. den neuen Bundesländern die Teil- Christen, die bereit sind, sich selbst nahme so leicht wie möglich ma- in das Leben anderer zu investie- Der Veranstaltungsort chen. Darum haben wir auch wie- ren, die sich anderen mit ihrem Le- der einen Wochenendtermin ge- ben mitteilen. So sind Evangelisa- In der Schorfheide, ca. 50 km nörd- wählt. Das detaillierte Programm tion und Jüngerschaft eng mitein- lich von Berlin, stellt wieder das werden wir in der nächsten Ausgabe ander verbunden und grundlegend schön gelegene Feriendorf am Groß veröffentlichen. für den Gemeindebau. Väter See genügend Platz bereit. Die Kosten werden mit 27,- € bis »Evangelisation und Jüngerschaft – 31,- € pro Tag (Vollpension) im Ver- A und O im Gemeindebau« gleich zu Westdeutschland niedri- ger sein. Die Konferenzgebühr liegt Andreas Lindner dient seit vielen ebenfalls wieder auf niedrigerem Jahren in einer Gemeinde in Salz- Niveau. Einzelpersonen überwei- burg, die genau das praktiziert. In sen bitte 15,- Euro, Ehepaare 25,- Einsendeschluß: 04.03.05 Bitte in D R U C K B U C H S T A B E N ausfüllen und einsenden an: Hiermit melde ich folgende Person(en) zur Die Konferenzgebühr werde ich Zur Anmeldung 4. KfG Ostdeutschland vom 18.-20. März 2005 nach Erhalt meiner Anmeldebe- Konferenz für Gemeindegründung e.V. · Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld im Feriendorf Groß Väter See/Groß Dölln an: stätigung überweisen. Die Anmeldung bei unserer Ge- schäftsstelle ist mit dem unten ste- Haupthaus Rehbachtal henden Vordruck ab sofort möglich. Bitte zögern Sie nicht. Die Konfer- Herr Frau Ehepaar Alter enzen sind oftmals schon frühzeitig belegt. Bitte machen Sie auch an- N a m e , Vo r n a m e dere potentielle Interessenten auf die Veranstaltung aufmerksam. Danke. Straße PLZ Ort Datum & Unterschrift Te l e f o n n u m m e r / e M a i l
Kurzbiographie Nach einem fruchtbaren Jahr in einer Nach einigen Jahren des Dienstes Gemeinde in der Nähe von Regens- wurden meine Frau und ich von Wil- „Christus liebt die Gemeinde! Du burg bat mich ein Missionar, ihm auf liam MacDonald und Jean Gibson auch?“ – „Ja, ich auch“, dachte ich seinem Hof in Norwegen zu helfen. eingeladen, einige Monate mit ihnen mir, als ich diese Frage las. Das ist Mein Anliegen für Mission war ge- zu verbringen, in ihrem Ausbildungs- wahrscheinlich ungewöhnlich für wachsen, und ich half gerne. Dieser programm. Am meisten halfen mir einen Einzelgänger. Und es war nicht Missionar zeigte mir dort in Norwe- die väterliche Freundschaft dieser immer so. Schon in meiner Jugend gen eine große Bibelschule. Hunderte Brüder und ihr konsequentes Vorbild. fühlte ich mich allein wohler als in von jungen Leuten studierten hier, Inzwischen war meine Heimatge- Gesellschaft. Das Leben weit weg von und ihr Eifer entfachte meinen. Lei- meinde in München an den Gollier- der Zivilisation zog mich an. Ich ver- der waren die Gemeinden ohne junge platz gezogen. Etliche neue Gemein- geudete mein Leben auf der Suche Leute. Ich dachte mir: „Wenn die bren- den waren entstanden, einige Ge- nach Abenteuer. nende Jugend teilweise in der Ge- schwister aufs Missionsfeld gegan- Ich lebte mit einem Fallensteller, meinde wäre, würden sie bestimmt gen. Ich teilte die Vision meiner Brü- durch dessen Zeugnis ich den Herrn andere mitreißen.“ Aber sie erhielten der in München für Mission und Ge- Jesus fand. Aber niemand machte eine theologische Ausbildung, und meindebau. Sie hatten mich ange- Nacharbeit, keiner brachte mir die hatten keine Zeit für die Menschen steckt. Auch als ich die Möglichkeit Schrift nahe, und niemand half mir oder für Gemeinde. bekam, mit Fred Colvin und Chris- auf, als ich fiel (Pred 4,10). Meine toph Hochmuth in Salzburg zusam- große Leidenschaft war Lügen. Und Eine Zeitungsanzeige ging mir nicht so entfernte ich mich nicht nur von aus dem Kopf: „Predige das Wort zur ANDREAS LINDNER MIT FAMILIE Menschen, sondern auch vom Herrn Zeit und zur Unzeit, und zur Eiszeit. und lebte wieder fast wie vorher. Das Büchertisch und Kalenderverteilen menzuarbeiten, bestätigten sie diese hätte vielleicht durch Nacharbeit ver- in München.“ So lernte ich Alois Entscheidung und entließen meine hindert werden können. Einige Mo- Böck kennen. Ich schaute ihm über Frau und mich ins Werk des Herrn nate später zitierte ein ungläubiger die Schulter, während ich selber mit- (Apg 13,1-4). Freund etwas aus der Schrift. Das traf arbeitete: Straßenmission und Ge- Seit 1995 arbeiten wir in Salzburg mich ins Herz und ich merkte: das meindearbeit, Predigen und Diako- mit. Wir helfen in der Gemeinde in Buch muss ich lesen. Ich lieh mir nie, Literatur und Bibelarbeiten – bei Salzburg-Loig und bilden weiterhin seine Bibel. Asylanten, Studenten, Alkoholikern auf verschiedene Weise Mitarbeiter Ich las die Propheten im Alten Testa- und Drogenleuten. Mein Freund aus, zum Beispiel durch Nacharbeit, ment, und der Refrain ihrer Botschaft Franz, ehemaliger Junky, brachte mir Jüngerschaftsbeziehungen und auch hallte mir in den Ohren. „Tut Buße, bei: Ein Christ ist kein Solist. Er hat durch ein zehn Monate langes „Trai- Ihr Lügner! Kehrt um zu Gott!“ erlebt, wie die Gemeinschaft der Ge- ningsprogramm für Mitarbeiter im Schließlich war ich dazu bereit. Nach schwister ihn immer wieder aufgefan- Gemeindebau“ (TMG). Mein Anlie- fast einem Jahr ohne Gemeinschaft mit gen hat. Ich habe erlebt, wie der Herr gen für Mission ist weitergewachsen, Christen kehrte ich zum Herrn um, die Geschwister durch Franz berei- und so freue ich mich, auf die Zeit in aber ich hatte ein weiteres Jahr meines chert hat. Auch mich. Groß Dölln, wo ich Geschwister mit Lebens vergeudet, das erste Jahr nach Durch die Herausforderung der vie- demselben Anliegen und denselben meiner Bekehrung. Wie tragisch. Aber len Irrlehren, mit denen wir in der Aufgaben treffen werde. nun sollte es anders werden. Großstadt konfrontiert wurden, Jetzt kenne ich den Herrn seit 23 Jah- Im nächsten Dorf (80 km) lebten auch durch die Probleme der verschiede- ren und war 21 Jahre in einer Ge- Geschwister. „Andreas, geh in die Mis- nen Leute, brauchte ich Antworten. meinde aktiv. Inzwischen habe ich sion! Du kommst überall zurecht, das So lernte ich durch Alois und andere genug Erfahrung gesammelt und ge- wäre genau das richtige für Dich“, Brüder das Wort kennen. Und nach lernt, dass ich weiß: In meinem Dienst meinten sie. Das schmeichelte mir, einiger Zeit wusste ich, was Gemeinde brauche ich den Herrn, sein Wort und und ich wollte meine Abenteuer ist: Eine liebende Gemeinschaft, wo Seine Gemeinde. Manchmal frage ich gerne fortsetzen. Aus dem Neuen Tes- jeder mitarbeiten kann; ein lebendiger mich, wie ich von der Wildnis in die tament wusste ich inzwischen, dass Leib, wo jedes Glied gebraucht wird; Großstadt gekommen bin, und wie ich Gemeinde eine große Rolle spielt. eine Familie, wo alle mitlernen und als Einzelgänger in einem Team mit- Den bekehrten Indianern würde ich jeder Verantwortung hat; eine Herde, spielen kann. Aber wahrscheinlich bin sagen: „So, jetzt seid Ihr Christen. geleitet von mehreren Hirten. ich gar kein Einzelgänger mehr. Ich Von nun an ist Gemeinde sehr wichtig Da wir aber dringend Älteste brauch- brauche die Gemeinde sogar. „Ein für Euch.“ – „Was ist eine Gemeinde?“ ten, und der Herr es anordnete, bete- Christ ist kein Solist.“ würden sie mich fragen. „Ich weiß ten wir dafür. Aber wo sollten die zu- nicht, ich habe noch nie eine gese- künftigen Ältesten lernen? Wie war hen.“ Das war lächerlich. Bevor ich das denn im Neuen Testament? Sie meine Pläne vom Abenteuer in der lernten in der Gemeinde, beim Die- Mission verwirklichen konnte, nen! Das war eine Herausforderung: musste ich erst lernen, was Gemeinde Mitarbeiter, Missionare und Älteste ist. Zurück nach Deutschland, in die in der Gemeinde ausbilden. Wir sam- Zivilisation? Nach langem innerem melten Erfahrungen als Team von Kampf entschloss ich mich dazu, weil Leitern, und daraus berief der Herr ich wusste: Der Herr will es so. einige als Älteste. Ich war einer von ihnen. Gemeindegründung Nr. 80, 4/04 5
PRAXIS Mit Konflikten umgehen Diesen Vortrag hat Alexander Strauch, der Autor von „Biblische Ältes- tenschaft“ und „Der neutestamentliche Diakon“, erst vor wenigen Wochen bei seinen Diensten in der Schweiz und in Deutschland weitergegeben. Wir drucken ihn hier mit seiner freundlichen Genehmigung ab. Die Redaktion Alexander Strauch, USA in der Welt nicht gibt), aber sie sind menschlichen Konflikte und Nörge- permanent am Kämpfen und spalten leien in der Familie der Gläubigen. Übersetzt von Friedrich Knetsch, Neunkirchen sich ohne Aufhören. In seinem bemerkenswert tiefgrün- digen Buch „The Mark of the Christi- Die erste Sünde, von der uns nach Eine von Satans erfolgreichsten an“ („Das Kennzeichen des Christen“) dem Ungehorsam von Adam und Eva Strategien, um Gemeinden schwach sagt Francis Schaeffer aufgrund jah- berichtet wird, ist Kains Brudermord und kraftlos zu halten sind innerge- relanger Erfahrung, dass der sicht- an Abel. Seitdem bringen wir einander meindliche Kämpfe und unbereinigte bare Kernpunkt in den meisten Kon- um. Eine der schrecklichen Folgen Konflikte. Bei diesem Thema geht flikten nicht das eigentliche Thema des Sündenfalls ist Krieg unter den es für unsere Gemeinden um Leben ist, sondern die Art der Worte, Taten Menschen. Die Geschichte der und Tod. Aber besonders wichtig ist und Äußerungen im Zusammenhang menschlichen Rasse kann anhand von es für unsere Leiter, weil sie meistens mit dem Konflikt: „Eines habe ich bei endlosen Kriegen und Teilungen ver- im Zentrum des Konflikts stehen und den Differenzen unter wahren Christen folgt werden. Und genauso kann die ihn zu lösen haben. in vielen Ländern beobachtet: Was ech- Geschichte des Volkes Gottes in der te christliche Gruppen und Christen Sprache von Kriegen und Spaltun- Christianity Today hat einen Ar- voneinander trennt und scheidet – und gen geschrieben werden. Es geht nicht tikel veröffentlicht mit dem Titel es hinterlässt Bitterkeit, die 20, 30, 40 immer um falsche gegen orthodoxe „Why Pastors Leave the Ministry“ Jahre (oder 50 oder 60 Jahre im Ge- Lehre oder liberale gegen konserva- („Warum Pastoren den Dienst quit- dächtnis von Sohn oder Tochter) – ist tive. Es gibt bibeltreue Gemeinden, tieren“). Vielleicht denkst du, dass nicht in erster Linie Lehre oder Glaube, die in 95% aller lehrmäßig fundamen- sexuelle Unmoral oder finanzielle die zu den Zwistigkeiten führen. Immer talen Dinge übereinstimmen (was es Aspekte der Hauptgrund dafür ist, ist es der Mangel an Liebe – und die bit- aber das stimmt nicht. Der Haupt- teren Dinge, die von echten Christen im grund, warum Pastoren ihren Dienst Streit gesagt werden.“1 Die Bibel sagt aufgeben, sind die endlosen zwischen- das Gleiche. Der zänkischen Gemein- de in Korinth zeigt Paulus „einen bes- seren Weg“ zur Lösung ihrer vielen Konflikte. Dieser „Weg“ ist der Weg der Liebe. Liebe bedeckt die vielen egoistischen Untugenden, welche die Einheit der Gemeinde zerstören. Die 6 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r. 80, 4/ 0 4
ran, wenn es anderen besser geht. Nichtstuns. Sie muss im Gegenteil Der reizbare, böse Geist erhitzt die eine positive, die Initiative ergreifen- Gemüter schnell. Aber Liebe lässt sich nicht leicht ärgern. „… aber ein Lang- de Antwort sein. Sie bringt das Ge- mütiger beschwichtigt den Rechtsstreit.“ (Spr 15,18b). Wenn also ein Streit auf- bet um Segen mit sich, zeigt Güte kommt und du beschließt, arrogant, selbstsüchtig, eifersüchtig und streit- und Gnade in notvollen Zeiten und süchtig vorzugehen, dann verschlim- merst du die Dinge. Du machst die sucht den Frieden mit dem Feind (Mt Uneinigkeit schlimmer, verdrehst Streitereien und machst jede Hoff- 5,44; Röm 12,14-21). nung auf Einigung zunichte. Du verletzt Menschen durch beißende Jesus Christus lehrt: „Ich aber sage Worte und vergiftest Diskussionen durch sündiges Benehmen. Wenn du euch: Liebt eure Feinde, und betet für dir stattdessen vornimmst, im Falle eines Konflikts mit treuen Gläubi- die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne gen in Liebe zu sprechen und demütig und selbstlos zu antworten, und dei- eures Vaters seid, der in den Himmeln nen Ärger unter Kontrolle hältst, dann werden die Streitereien leich- ist!“ (Mt 5,44) Dieser außergewöhn- ter zu handhaben sein und die Bit- terkeit wird schneller in Vergessen- lichen Lehre, seinen Feind zu lieben heit geraten. folgend, schreibt Paulus „Segnet, die LIEBE FÖRDERT DIE HEILKRÄFTE, DIE EINIGKEIT ERZEUGEN euch verfolgen; segnet, und flucht nicht! Liebe entspannt Konflikte, weil Wenn nun deinen Feind hungert, so speise sie „geduldig“ und „gütig“ ist. Lie- be baut auf bei Belastung durch Kritik ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm zu trin- und Angriffe. Sie glaubt immer und hofft; sie erfreut sich an allem, was ken! [Akt der Güte]; Denn wenn du das gut und echt ist; sie kann sich niemals an irgendeiner Art von Üblem erfreu- tust, wirst du feurige Kohlen auf sein en; ihre Natur ist zu Einen und Zer- brochenes zu heilen. Liebe ist eine Haupt sammeln [beschämt durch die wunderbar positive Eigenschaft. Zudem ist Vergebungsbereitschaft Güte wird er vielleicht seine Meinung eine der wichtigsten Eigenschaften der Liebe beim Umgang mit den ändern].“ (Röm 12,14.20) Kämpfen des Lebens: „sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht Es macht keinen Unterschied, ob das Ihre, sie lässt sich nicht erbit- tern, sie rechnet Böses nicht zu,“ die Menschen, die dich hassen, feind- (1Kor 13,5). Leute die nicht verge- ben können, hängen so an ihren Krän- lich gesinnte Ungläubige oder Gläu- kungen und Wunden, dass Konflik- te nicht gelöst werden können. bige sind. Du bist in jedem Fall ver- LIEBE VERBIETET HASS, PERSÖNLICHE pflichtet sie zu segnen, für sie zu be- VERGELTUNG UND RACHE ten, ihnen in ihrer Not Güte zu er- Die ethischen Forderungen der christlichen Liebe sind radikal, ge- weisen und sie durch Taten der Lie- messen an dem Standard der Welt, und unserer fleischlichen Natur ent- be zu gewinnen. Genauso verbietet gegengesetzt. Christliche Liebe for- dert, dass wir unsere Feinde lieben die Schrift den Geist der Vergeltung, und nicht hassen. Diese Liebe zu seinem Feind ist nicht einfach auf diese Mentalität des „wie-du-mir, so- Vergeltung zu verzichten, und es ist ganz sicher nicht die Haltung des ich-dir“, die im Denken der Welt so Prinzipien der Liebe im Neuen Testa- weit verbreitet ist: „Vergeltet niemand ment geben uns viele positive Anwei- sungen zur Konfliktbewältigung und Böses mit Bösem;“ (Röm 12,17) „Seht zur Pflege der Einheit. Lasst uns jetzt in einem kurzen Überblick sehen, wie zu, dass niemand einem anderen Böses Liebe (der bessere Weg) Konflikte ein- dämmt, entspannt und heilt. mit Bösem vergelte, sondern strebt allezeit LIEBE BEDECKT DIE UNTUGENDEN, DIE dem Guten nach gegeneinander und ge- SPALTEN (1KOR 13,4-5) gen alle!“ (1Thess 5,15) „und vergel- Die Wurzel der meisten Kämpfe und Spaltungen ist falscher Stolz. tet nicht Böses mit Bösem oder Schelt- Stolz (und religiöser Stolz ist schlim- mer) erklärt nicht nur, warum wir wort mit Scheltwort, sondern im Ge- so viele Kämpfe austragen, sondern auch, warum wir scheinbar keine genteil segnet, weil ihr dazu berufen Kraft haben, unsere Spaltungen und Meinungsunterschiede beizulegen. worden seid, dass ihr Segen erbt!“ „Durch Übermut gibt es nur Zank“ (Spr 13,10). Aber Liebe ist nicht ar- (1Petr 3,9) Wenn wir beleidigt wer- rogant. Sie handelt in einem beschei- denen, demütigen Geist. Auch Selbst- den, dürfen wir nicht im Gegenzug sucht erzeugt manchen unnötigen Zank. Aber Liebe ist nicht selbstsüch- ebenso beleidigen; wenn wir angegrif- tig. Sie sucht die Vorteile und das Wohl der anderen. Eifersucht bringt fen werden, dürfen wir nicht zurück- kleinliche Rivalitäten hervor, vergif- tet das Klima, verleumdet und er- schlagen; wenn wir zeugt einen erbärmlichen geistlichen Zustand. Aber Liebe erfreut sich da- kritisiert werden, dürfen wir nicht in »Die Wurzel gleicher Weise zu- rück-kritisieren, der meisten wenn verletzt, dürfen Kämpfe und wirnichtzurückschla- gen, um zu verletzen. Spaltungen ist Wie Edwards uns er- falscher Stolz.« innert, ist „die wirk- liche Natur der Lie- beWohlwollengegen- über anderen“2. Des Weiteren verbietet die Schrift persönliche, private Rache, das Recht in die eigene Hand zunehmen: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 80, 4/ 0 4 7
Raum dem Zorn! Denn es steht geschrie- Petrus leitet seinen Aufruf zu an- 12,9). Liebe bedeckt eine Menge von ben: «Mein ist die Rache; ich will ver- haltender, gegenseitiger Liebe mit Sünden – aber nicht alle. Es gibt Zei- gelten, spricht der Herr.»“ (Röm 12,19) dem vorangestellten Ausdruck „vor ten, wo Liebe das Aufdecken und die Es ist Gottes Vorrecht, das Übel zu allen Dingen“ ein. Dieser Ausdruck Züchtigung von Sünde zum Wohle bestrafen, und Er hat auch die „vor allen Dingen“ hebt die Notwen- des anderen erfordert. Indem sie das menschlichen Regierungen und Ge- digkeit und Wichtigkeit der Liebe Wohlergehen des anderen sucht, er- richte eingesetzt, um die zu bestra- hervor. Ohne sie können wir nicht kennt die Liebe, wann be- und wann fen, die Böses tun (Röm 13,1-7). miteinander leben. Sie ist die ver- aufdecken dran ist! Sie sorgt sich nicht bindende Kraft. um sich selbst, sondern um den an- Anstatt nach Vergeltung zu trach- deren. Aber auch dann ist der Zweck ten, sollen wir „das Böse mit dem Gu- Petrus sagt nicht einfach „liebt nicht Aufdecken und Beschämen, ten überwinden“ (Röm 12,21). Wir einander“. Er sagt „habt untereinander sondern vergeben und wiederherstel- sollen den Sieg über das Böse durch eine anhaltende Liebe“. Dieses Wort len (2Kor 2,1-11; 1Kor 4,16; Gal 6,1). Güte, Vergebung und das Vertrauen „anhaltend“ vermittelt den Eindruck in Gott überwinden. Trotzdem un- von „in vollem Ausmaß“, eben inten- LIEBE NIMMT RÜCKSICHT AUF DAS terliegen Christen zu oft dem Bösen sive Liebe. Sie muss „ehrlich“, „gleich WOHLERGEHEN DES SCHWACHEN in ihren Konflikten mit anderen. bleibend“, „mit aller Kraft“ und mit „tief empfundenen Gefühlen“ sein. GLÄUBIGEN Wenn die Gefühle von Menschen Der Grund für diesen dringenden verletzt worden sind, denken sie ir- Appell zu Liebe „mit aller Kraft“ ist, Von Beginn des christlichen Zeital- gendwie, sie könnten alles tun, was dass „die Liebe eine Menge von Sün- ters haben sich Christen über den Ge- sie wollten, um das heimzuzahlen. Sie den bedeckt“. Petrus meint hier, dass brauch ihrer Freiheit in Christus ge- können die Gemeinde verlassen, den die Liebe alle Arten von Kränkun- stritten. Und immer noch zanken wir Leib zerteilen, in unkontrolliertem gen, Verletzungen, Ärgernissen, Miss- uns über diese zweitrangigen Themen. Ärger explodieren, den Leuten ins verständnissen, Enttäuschungen, klei- Unter Juden- und Heidenchristen in Wort fallen, verleumden wen sie wol- ne und große Sünden, echte und ein- Rom entbrannte ein Streit über Spei- len, lügen, hassen und zurückbeißen. gebildete bedeckt, die wir alle im sevorschriften und das Halten von Fest- Und sie können das boshafteste Be- Umgang mit anderen erfahren. tagen. Paulus nennt diese Dinge „The- nehmen entschuldigen mit den Wor- men, über die man reden kann“. Das ten „Ich bin eben verletzt!“. Aber Liebe Howard Hendricks, Professor am heißt, es sind keine fundamentalen verabscheut das Böse und was ande- Dallas Seminary, sagt es in seiner ty- Lehren,sondernzweitrangigeThemen. re verletzt, sie erfreut sich nicht an pischen humorvollen Art so, „Viele Übel in irgendeiner Form. von uns sind wie Stachelschweine, die Zu den Prinzipien, die er zur Bei- sich in einer bitterkalten Nacht zusam- legung dieses Konflikts aufstellt, ge- Zuguterletzt stellt Johannes eine menkuscheln um sich warm zu halten, hört die Liebe: „Denn wenn dein Bru- der ernstesten Warnungen in der sich aber dabei ständig stechen und ver- der wegen einer Speise [der Grund des Bibel auf, was den Hass gegen einen letzen, je näher sie sich kommen“. Nie Streites] betrübt wird, so wandelst du Bruder oder eine Schwester angeht. stechen wir einander schmerzhafter, nicht mehr nach der Liebe. Verdirb nicht Er sagt wiederholt „liebt einander“ als wenn wir in eine Auseinander- mit deiner Speise den, für den Christus (1Joh 2,9; 3,14.15; 4,20.21). Wahre setzung verwickelt sind. Ohne anhal- gestorben ist!“ (Röm 14,15). Ein lie- Gläubige hassen nicht. tende Liebe zueinander können wir bevoller Lebensstil fordert von einem solche Verletzungen nicht überste- Gläubigen die Freiheiten, derer er sich LIEBE BEDECKT hen und die Einheit der Gemeinde erfreuen darf, ernsthaft zu überprü- EINE MENGE VON SÜNDEN erhalten. Nur Liebe hat die Kraft zu- fen mit Blick auf das geistliche Wohl- zudecken: gerne und immer wieder ergehen eines schwachen Gläubigen. Petrus schreibt, „vor allen Dingen zu vergeben; die Schwäche und Kom- Liebe baut andere auf; sie zerstört sie aber habt untereinander eine anhalten- pliziertheit von Leuten zu verstehen nicht. Sie führt zusammen und trennt de Liebe! Denn die Liebe bedeckt eine und die Dinge wieder gerade zu rü- nicht. Sie opfert sich für das Wohler- Menge von Sünden.“ (1Petr 4,8) cken; eine Decke über die Fehler gehen des anderen. Stolz und Selbst- anderer zu legen; seinen Stolz hin- sucht widerstrebt es, Rechte und Frei- unterzuschlucken. Oder mit den heiten wegen eines schwächeren Gläu- Worten des Paulus: „Die Liebe … bigen dranzugeben. rechnet Böses nicht zu, … sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, Liebe beschützt schwache und ir- sie erduldet alles.“ (1Kor 13,4-7) Liebe regeleitete Brüder und Schwestern freut sich nicht über Böses, Liebe ver- (Röm 14,15). Liebe sagt, „Darum, sucht die Sünde eines Gläubigen zu- wenn eine Speise meinem Bruder Är- und nicht aufzudecken. Die Liebe gernis gibt, so will ich nie und Jesu zu seinen Jüngern bedeckte ihre nimmermehr Fleisch essen, damit ich vielen Sünden, sonst hätte er nicht meinem Bruder kein Ärgernis gebe.“ mit ihnen leben können. Er kannte (1Kor 8,13). ihre Schwäche und ihre Sünden, aber die Liebe deckte zu. Christliche Führer müssen eine Art der Liebe vorleben, die gewillt Das bedeutet jetzt nicht, dass Liebe ist, die eigenen herrlichen Freihei- Sünde ignoriert oder entschuldigt. ten um der anderen willen zu opfern. Liebe verabscheut „das Böse“ (Röm Das ist Liebe, die nicht den eigenen Vorteil sucht sondern das Wohlerge- 8 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r. 80, 4/ 0 4
hen des Geliebten (Röm 15,1-3). Liebe Gottes Hilfe für unsere Schwachheit stärken. Es ist ein Märchen zu den- verleugnet sich selbst für das gute und den Mangel an Liebe zu suchen. Gewissen der anderen. ken, dass Leute die sich lieben Zweitens helfen Konflikte immer, PRAKTISCHE LÖSUNGEN ZUR BESEITIGUNG unseren Glauben lehrmäßig zu über- niemals streiten oder sich niemals VON KONFLIKTEN IN LIEBE prüfen. In Apg 15 treffen sich die Apostel und Ältesten von Jerusalem uneinig sind. Leute Führer und Lehrer müssen sich in einem Konzil, um darüber zu de- auf die Debatte einlassen (Apg battieren, was für Heiden erforder- mit hervorragenden 15,2.7). Sie müssen überreden und lich ist, damit sie gerettet werden und überzeugen, verteidigen und für ihre in die Gemeinschaft des Volkes Got- Ehen und gesunden Vorstellungen und ihren Glauben ar- tes aufgenommen werden können. gumentieren. Das ist der ganz nor- Das Ergebnis dieses Konflikts war Gemeinden streiten »Wenn du einem male Teil bei der Aufgabe, Menschen größere Einheit und Klarheit für das sich. Wie Paulus und zu führen und zu beschützen. Es ist Evangelium. Lehrmäßige Konflikte Barnabas können Konflikt gegen- auch ein wichtiges Mittel, durch das zwingen uns zu fleißigerem Bibel- wir unsere Vorstellungen und unse- studium, unseren Glauben neu zu fromme Männer überstehst, ist ren Glauben lernen und verbessern. überdenken, ihn zu schärfen und und Frauen scharfe dies das Wich- unsere lehrmäßigen Schwächen und Meinungsverschie- Es ist nicht falsch, wenn Christen Fehler zu korrigieren. Ebenso schär- unterschiedlicher Meinung sind und fen und verbessern Konflikte Vorstel- denheiten haben tigste, was ich sich gegenseitig von der Richtigkeit lungen, Pläne, Regeln oder Lösun- ihrer jeweiligen Position zu überzeu- gen für Probleme (Apg 6,1-6). (Apg 15,39). Ver- dir sagen kann: gen versuchen. Falsch ist ein lieblo- nünftige Menschen sei vom Geist ser Streit, der in sündigen, zerstör- Drittens helfen Konflikte, unsere haben legitime Mei- ten Beziehungen endet. Aber wenn Kommunikation untereinander und wir – wie auch immer – nicht über- unsere Fähigkeiten zur Problemlö- nungsverschieden- kontrolliert.« einstimmen und wir benutzen im sung zu verbessern. Konflikte zwin- heiten und unter- Streit biblische Prinzipien, dann wer- gen uns dazu zu lernen, uns genauer den wir viel effektiver sein, die Leu- und vorsichtiger auszudrücken und schiedliche Ansich- te zu überzeugen und viel weniger Problemlösende Fähigkeiten zu ent- destruktiv in unseren Meinungsver- wickeln. Schau dir die Paulusbriefe ten. Wenn wir uns schiedenheiten und Streitigkeiten. an. Der Apostel ist ein meisterhaf- Bevor wir nach Lösungen für lieblo- ter Kommunikator und spricht zu aber beim Streiten se Streitereien suchen, müssen wir Leuten aus sehr unterschiedlichen zuerst die positiven Aspekte Kulturen. Wenn wir uns die Gesell- nach Gottes Wort richten, dann kön- von Konflikten verstehen. „vor allen Dingen aber nen wir besser zusammenleben mit DAS POSITIVE AN KONFLIKTEN habt untereinander eine unseren Unterschieden, Verschieden- Zuallererst legen Konflik- te unseren wahren inneren anhaltende Liebe! heiten lösen, von Verletzungen hei- Charakter und unsere geist- liche Verfassung offen (1Kor Denn die Liebe len, die Sicht des anderen besser ver- 11,19). Inmitten eines Strei- tes entdecken wir unsere bedeckt eine Menge stehen, einander annehmen und Schwächen und Stärken. Strei- ten kann unsere besten oder von Sünden.“ einander vertrauen (2Kor 7,6-16). unsere schlechtesten Seiten zum Vorschein bringen. Wir 1. PETRUS 4,8 Fünftens wird Gott wunderbar ver- finden heraus, wie wir zu dem biblischen Gebot der Liebe ste- schaft heute anschauen, sehen wir, herrlicht, wenn wir unsere Streitig- hen. Sind wir aufbrausend, wie Leute Konflikte durch Gewalt, böse, nachtragend? Sind wir Mord oder Gerichtsentscheide lösen. keiten in einer vernünftigen und stolz und selbstsüchtig? Sind Gute Fähigkeiten zu lernen, mit Kon- wir schlechte Zuhörer, misstrauisch flikten umzugehen wird dir in jedem liebevollen Art lösen. Ebenso wer- gegenüber anderen, eigensinnig, un- Bereich deines Lebens helfen, begin- belehrbar, feige? Oder sind wir de- nend mit deiner Ehe, in deinem Be- den unsere Gemeinden gesündere Ge- mütig, geduldig, freundlich, beson- ruf und in der Gemeinde. nen, weise, ausgeglichen, achten an- meinschaften und bezeugen der Welt dere höher als uns, vergebend? Gott Viertens können Konflikte die Be- kann den Druck von Konflikten be- ziehungen innerhalb von Gruppen die verändernde Kraft des nutzen, um uns klarzumachen, wie wir wirklich sind. Es demütigt uns Evangeliums, wenn wir un- oft und führt uns zur Buße und dazu, sere Konflikte auf bessere Art lösen. So hat Streit einen po- sitiven Aspekt für sie. EINIGE BESONDERE PRINZIPIEN FÜR DEN UMGANG MIT KONFLIKTEN Die Schrift gibt viele Hin- weise für den Umgang mit Konflikten. Das Problem aber ist, dass wir in der Hit- ze des Gefechts oft verges- sen, die biblischen Prinzipi- en anzuwenden und in die weltliche Art des Kampfes um Macht, Kontrolle und Be- einflussung verfallen. Hier sind einige wichtige christliche Prin- zipien für den Umgang mit Konflik- ten in Liebe. • Sei unter der Kontrolle des Geistes! Wenn du einem Konflikt gegenü- berstehst, ist dies das Wichtigste, was ich dir sagen kann: sei vom Geist kon- trolliert, gerate nicht außer Kontrolle G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 80, 4/ 0 4 9
(Eph 5,18; Gal 5,16). Lass dich nicht Die Bibel warnt öfter vor den Ge- treten. Eine der Fähigkeiten eines vom Fleisch und dem Teufel kontrol- fahren des Zornes. Besonders ein Lei- Leiters ist die Fähigkeit, Frieden lieren. Das Fleisch erzeugt nichts an- ter muss diese Schriftstellen kennen stiften zu können (1Tim 3,3). Ein deres als Durcheinander, Entzwei- und diese Warnungen dann beach- qualifizierter Gemeindeleiter kann ung und Bitterkeit. „Offenbar aber sind ten wenn ein Streit aufbricht: weder ein Streitsüchtiger sein, noch die Werke des Fleisches; es sind: … , – Spr 29,11 Seinen ganzen Unmut eine zänkische Person (1Tim 3,3). Feindschaften, Hader, Eifersucht, Zorn- ausbrüche, Selbstsüchteleien, Zwistigkei- lässt der Tor herausfahren, … Frieden stiften ist harte Arbeit. ten, Parteiungen“ (Gal 5,19.20). – Spr 15,18 Ein hitziger Mann er- Man braucht dazu Weisheit, Selbst- beherrschung und die Fähigkeit, Wenn du aber unter der Kontrol- regt Zank, … das Wohlergehen des anderen an le des Heiligen Geistes stehst, dann – Spr 29,22 Ein zorniger Mann er- die erste Stelle zu setzen. Es kann wirst du liebevoll sein und dich selbst viel Zeit und Anstrengung erfor- im Zaum halten können, denn dies regt Streit, … dern. Friedensstifter werden oft sind die erste und die letzte – Mt 5,22 Ich aber sage euch, dass je- falsch verstanden und angefeindet.4 der neun Früchte des Geistes Aber der Herr Jesus Christus seg- (Gal 5,22.23). Außerdem wirst der, der seinem Bruder zürnt, dem net sie und für die Einheit der Orts- du freundlich, gütig, geduldig, Gericht verfallen sein wird; … gemeinde sind sie unersetzlich. Ein friedlich und von Freude er- – Eph 4,30f Und betrübt nicht den Pastor, der eine Gemeinde ansprach, füllt sein. Dieser vom Geist ge- Heiligen Geist Gottes, … . Alle die untereinander zerstritten war, führte Leiter wird ein lieben- Bitterkeit und Wut und Zorn und erklärte öffentlich: „Es ist an der der Leiter sein und wird Kon- Geschrei und Lästerung sei von Zeit, Frieden zu wagen“. Die Schrift flikte auf dem „besseren Weg“ euch weggetan, samt aller Bosheit! warnt uns: „Kohle zur Kohlenglut angehen. – Jak 1,19f … langsam zum Zorn! und Holz zum Feuer und einen Denn eines Mannes Zorn wirkt zänkischen Mann, um Streit zu • Behalte die Kontrolle nicht Gottes Gerechtigkeit. entfachen“ (Spr 26,21). Natürlich über die Leidenschaft – Ein Ältester darf nicht „jähzornig“ sprechen wir nicht von Frieden um des Zornes! sein (Titus 1,7) oder „streitsüchtig“ jeden Preis oder die Wahrheiten des In jedem Konflikt ist der (1Tim 3,3) Evangeliums aufzugeben. Das ist nicht Friede. Zorn das erste Gefühl, das unter • Sei ein Friedens- und kein Un- Kontrolle gebracht werden muss. Die ruhestifter! Der Friede Gottes existiert nicht Schrift sagt uns, dass das alte, nicht Die letzte der sieben Gräuelsün- friedlich neben Falschheit, Heuche- erneuerte Leben ein Leben in unkon- trolliertem Zorn ist. Das neue Leben den, die im Buch der Sprüche erwähnt lei oder Unrecht; deshalb in Christus ist ein Leben mit kontrol- werden lautet: „… wer Lügen vorbringt können die Friedensstifter liertem Zorn (Eph 4,26.27). Wenn Gottes nicht einfach den Leute zornig sind, kümmern sie sich „Glückselig Frieden zerstörende Sünde oft nicht um das, was sie sagen oder und Irrtum ignorieren, tun. Sie denken nicht mehr geradli- die Friedensstifter, genauso wenig wie ein Chi- nig. Ihr Benehmen ist außer Kontrolle; rurg eine Wunde einfach zu- so übernimmt der Teufel die Kontrolle denn sie werden nähen kann: es würde sich und bringt alles aus dem Lot. Außer- ein Abszess entwickeln.5 dem betrübt böser Streit den Heili- Söhne Gottes heißen.“ gen Geist (Eph 4,30f). Liebende Lei- Viele unserer Konflikte ter lassen sich nicht so schnell zum MATTHÄUS 5,9 entstehen aber gar nicht Zorn reizen (1Kor 13,5). Sie sind ru- wegen zentraler Wahrheiten hig und geduldig. als falscher Zeuge und wer freien Lauf in Gottes Wort, sondern we- lässt dem Zank zwischen Brüdern.“ (Spr gen zweitrangigen Themen, 6,19). Veränderungen im Pro- gramm oder persönlichen Der Herr Jesus lehrte: „Glückselig Zusammenstößen, die friedlich ge- die Friedensstifter, denn sie werden Söhne regelt werden könnten und sollten. Gottes heißen“ (Mt 5,9) und zu sei- Paul E. Billheimer schreibt: „Die nen zänkischen Jüngern sagte er: „… meisten Kontroversen in Ortsgemein- haltet Frieden untereinander!“ (Mk den werden nicht in erster Linie von 9,50). An die streitsüchtigen Chris- unterschiedlichen Meinungen über ten in Rom schreibt Paulus „So lasst essentiell wichtige Themen hervor- uns nun dem nachstreben, was dem Frie- gerufen, sondern von unheiligem den … dient.“ (Röm 14,19)3. Er sagt menschlichem Ehrgeiz, von Eifer- „Befleißigt euch [das heißt „scheue kei- sucht und persönlichen Zusammen- ne Anstrengung“], die Einheit des Geis- stößen. Die wirkliche Wurzel vieler tes zu bewahren durch das Band des dieser Dinge liegt im geistlichem Friedens“ (Eph 4,3). Wir müssen en- Mangel bei den einzelnen Gläubi- ergisch für Frieden und Eintracht ein- gen. Sie zeigen eine traurige Unrei- fe im Ausleben der Liebe.“6 Liebende Leiter sind Friedensstif- ter (Röm 12,18); sie „wagen Frieden“. 10 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 0 , 4 / 0 4
• Sei demütig! Die Schrift warnt vor der zerstö- nicht die Person und mache nicht den Die meisten Konflikte und unge- renden Kraft der Worte und ermu- tigt, erbauende Worte zu gebrauchen: Charakter oder die Familie der Per- lösten Spaltungen werden durch häss- – „Kein faules Wort komme aus eurem lichen, menschlichen Stolz hervor- son nieder. Bringe nicht Person und gebracht. Die Sprüche sagen uns: Mund, sondern nur eins, das gut ist zur „Durch Übermut [Stolz] gibt es nur notwendigen Erbauung, damit es den Anklage durcheinander. Meistens Zank; bei denen aber, die sich raten las- Hörenden Gnade gebe!“ (Eph 4,29) sen, Weisheit.“ (Spr 13,10). Zank gab – „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit meint der Bruder oder die Schwes- es in der geistlich hoch stehenden Salz gewürzt; ihr sollt wissen, wie Gemeinde in Philippi. Die Lösung ihr jedem einzelnen antworten sollt!“ ter, mit denen du nicht einer Mei- des Paulus für sie war, dass sie Christi (Kol 4,6) Gesinnung der Menschlichkeit und – „Auch die Zunge ist ein Feuer; als nung bist, es wirklich ernst und gut. Selbstlosigkeit annehmen sollten die Welt der Ungerechtigkeit erweist (Phil 2,1-8). sich die Zunge unter unseren Glie- Es gibt also gar keinen Grund, all dern, als diejenige, die den ganzen Bibelgläubige Christen müssen Leib befleckt und den Lauf des Da- die charakterlichen Fehler, Sünden ganz besonders gegen Stolz auf Er- seins entzündet und von der Hölle kenntnis und das Gefühl der lehr- entzündet wird“ (Jak 3,6). und Vergehen der Vergangenheit dei- mäßigen Überlegenheit gewappnet – „Denn wir alle straucheln oft. Wenn sein. Die Schrift warnt: „… Die Er- jemand nicht im Wort strauchelt, der nes Opponenten hervorzuholen. Das kenntnis bläht auf, …“ (1Kor 8,1). Leute ist ein vollkommener Mann, fähig, auch mit Erkenntnis können unbelehrbar den ganzen Leib zu zügeln“ (Jak 3,2) verletzt die Leute nur und vergrö- sein, streitsüchtig und ekelhaft starr- – „… aber die Zunge der Weisen ist sinnig. Aber Leute mit echter Er- Heilung“ (Spr 12,18) ßert die Kluft. kenntnis kennen ihre Grenzen und – „Tod und Leben sind in der Gewalt wissen, dass es noch eine Menge zu der Zunge …“(Spr 18,21) Wenn ihr eure Meinungsverschie- lernen gibt (1Kor 8,2), und dass all – „Eine sanfte Antwort wendet unsere menschlichen Systeme zur Grimm ab, aber ein kränkendes Wort denheiten auf das Thema begrenzt Erklärung der Bibel ständig refor- erregt Zorn“ (Spr 15,1). miert und verbessert werden müs- – „Ein Mann hat Freude an der treffen- haltet, ist es später einfacher, Kon- sen. Sogar der brillante Paulus er- den Antwort seines Mundes, und ein klärte: „Denn wir erkennen stückweise, Wort zu seiner Zeit, wie gut!“ (Spr 15,23) flikte zu bereinigen und zu heilen. und wir weissagen stückweise …“ (1Kor – „Wer weisen Herzens ist, wird ein Ver- 13,9). „Denn wir sehen jetzt mittels ständiger genannt; und Anmut der Spra- Wenn du aber eine Person beleidigst eines Spiegels, undeutlich, dann aber che fördert das Lehren“ (Spr 16,21). von Angesicht zu Angesicht. Jetzt – „Die Lippen des Toren kommen an oder ihre Gefühle mit Anschuldigun- erkenne ich stückweise, dann aber wer- mit Streit, und sein Mund schreit de ich erkennen, wie auch ich erkannt nach Prügel“ (Spr 18,6). gen verletzt, ge- worden bin“ (1Kor 13,12). Thomas Car- – „Freundliche Worte sind Honig, Sü- lisle hat geschrieben: „Die Bibel ist vol- ßes für die Seele und Heilung für das winnst du vielleicht ler Unendlich- und Unermesslichkeiten.“ Gebein“ (Spr 16,24). den Disput, aber die »Halte wäh- Deshalb müssen wir demütig und Sei ganz vorsichtig bei der Wahl Beziehung wird für belehrbar sein. Es ist eine Tatsache, deiner Worte, wenn du in eine scharfe dass wir sehr viel von denen lernen Meinungsverschiedenheit hineinge- eine lange Zeit ge- rend der Debat- können, die nicht mit uns einer Mei- zogen wirst. Vermeide es zu polemi- nung sind und uns widersprechen. sieren, halte deine Stimme und den stört sein. Liebe ver- te deine Argu- „Liebe“, sagt die Schrift, „ist nicht Ausdruck deiner Gefühle unter Kon- sucht nicht jeman- mente immer hochmütig“ (1Kor 13,4). Sie überhebt trolle und sprich freundlich und über- den niederzuma- sich nicht. Wenn sie herausgefordert legt. Manchmal ist es am besten, wird, ist sie demütig und bescheiden. nichts zu sagen. Stille ist die beste chen. Sie ist mitlei- auf das Thema Antwort auf bestimmte hochemoti- dig und freundlich. der Diskussion • Kontrolliere den Krieg der onale Situationen. Sprich immer „Die Liebe tut dem Worte! konstruktiv, nicht destruktiv. Liebe Übertreibe nicht in einem Streit baut auf (1Kor 8,1). Deshalb sollte Nächsten nichts Böses ausgerichtet. deine Art zu sprechen und Leuten und benutze keine verletzende Spra- zu antworten ganz wesentlich von der …“ (Röm 13,10). Bringe nicht che. Wirf nicht mit Worten wie mit Liebe beeinflusst sein. „Liebe … benimmt Messern nach deinen Brüdern und sich nicht unanständig Person und An- Schwestern. Messer verletzen und • Greif nicht die Personen an, son- töten. Oft benutzen Leute in Konf- dern die Themen! …“ (1Kor 13,5). „… klage durchein- likten Übertreibungen und beißen- Halte während der Debatte deine sondern sie freut sich ander.« de Worte, die nur die Gefühle Hoch- mit der Wahrheit“ kochen und das Ergebnis verdrehen. Argumente immer auf das Thema der Wie die Bibel sagt „… Anmut der Diskussion ausgerichtet. Attackiere (1Kor 13,6). Sprache fördert das Lehren.“ (Spr 16,21). • Versuch zu verstehen und ar- gumentiere nicht einfach! Versuche ehrlich die Argumente der anderen Person zu verstehen, ihre Gründe und ihre Position. Es ist er- staunlich, wie wenig wir wirklich auf die hören, die mit uns nicht einer Meinung sind. Wir reagieren immer direkt, indem wir unsere Position rechtfertigen, uns selbst verteidigen oder versuchen, die Auseinanderset- zung zu gewinnen. Aber vielleicht hat der andere Recht, und du liegst falsch. Vielleicht sollst du etwas ler- nen. Vielleicht hast du Vorstellun- gen oder glaubst etwas, was nur halb richtig ist oder unterliegst einer fal- schen Logik oder einem Schluss, der sich biblisch nicht belegen lässt. Vielleicht denkst du „um die Ecke“. Geh nicht immer davon aus, dass du recht hast und der andere Unrecht. Deshalb ist es wichtig, auf dein Ge- genüber zu hören; er ist dein bester Lehrer. „Der Weise höre …“ (Spr 1,5). G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 80, 4/ 0 4 11
„…, der Weise aber hört auf Rat.“ (Spr setzung mit einem echten Gläubigen ment stark betont. Ebenso werden 12,15). „Das Herz des Gerechten über- stehst, dann heb ganz klar und deut- Christen aufgefordert, eine gesunde legt, was zu antworten ist; …“ (Spr 15,28). lich die Bereiche hervor, in denen Lehre zu haben und sich gegen das ihr übereinstimmt. Denk gründlich Übel von falschen Lehren zu schüt- Des Weiteren stelle die Sicht dei- darüber nach. Schreib sie für alle zen. „Denn wir sollen nicht mehr Un- nes Gegenübers nicht falsch dar. Sei sichtbar auf. Das hilft vielleicht, die mündige sein, hin- und hergeworfen und stattdessen absolut fair. Folge der Bereiche, in denen ihr nicht über- umhergetrieben von jedem Wind der Lehre „Goldenen Regel“: „Alles nun, was einstimmt, klarer zu sehen. Sei nicht durch die Betrügerei der Menschen, durch ihr wollt, dass euch die Menschen jemand, der ausschließlich Unter- ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ schiede und Widersprüche nährt. Als Irrtum.“ (Eph 4,14). Wir sollen die (Mt 7,12). „Die Liebe ist langmütig, die Christen haben wir weit mehr Ge- Wahrheit kennen und sie verteidigen. Liebe ist gütig; …, sie bläht sich nicht meinsamkeiten als Unterschiede in auf, …, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt den fundamentalen Dingen des Le- Wir sollen also „Wahrheit und Lie- sich nicht erbittern, …“ (1Kor 13,4f). bens und in unseren wirklichen Zie- be“ (2Joh 3) sowie „Gnade und Wahr- len. Liebe „glaubt“ und „hofft“ immer heit“ (Joh 1,14) in der Waage hal- • Versuche, Bereiche der Über- (1Kor 13,7). Liebe eint. ten. Eins der großen Kapitel im einstimmung zu finden! Neuen Testament über die Notwen- Wenn du in einer Auseinander- • Sei nachsichtig und digkeit von Einheit und gesunder versöhnlich! Lehre in der Gemeinde ist Epheser Eine der Tugenden, die nötig sind, 4,1-16. In diesem Abschnitt benutzt Paulus den kleinen Ausdruck „in um ein unserer hohen Berufung wer- Liebe“ dreimal am Anfang und am tes Leben zu führen und für die Ein- Ende. Und noch etwas, der Passus heit des Leibes Christi zu sorgen, ist, befiehlt uns ebenso „… die Wahrheit einander in Liebe zu ertragen (Eph zu reden in Liebe und in allem hinzu- 4,2)7. „Mit anderen Worten, Diffe- wachsen zu ihm, der das Haupt ist, renzen unter Gläubigen sind zu er- Christus“ (Eph 4,15). Wahrheit und tragen.“8 In der Hitze des Gefechts Liebe können also nicht voneinander sollten wir uns bemühen, mit den getrennt werden. Schwächen und Eigenarten des an- deren nachsichtig zu sein, und zwar Liebe deckt zu. Die Bibel sagt „… „in Liebe“. Wenn es nicht „in Lie- Liebe bedeckt eine Menge von Sünden.“ be“ getan wird, werden wir schnell (1Petr 4,8; Spr 10,12), und Liebe „… dahin kommen, einander die Fehler rechnet Böses nicht zu“ (1Kor 13,5). übel zu nehmen. Aber Liebe ist „ge- In einem Konflikt werden Dinge ge- duldig“; Liebe „erträgt Alles“ und sagt, die nicht gesagt werden sollten, Menschen reden nicht so freundlich „erduldet Alles“ (1Kor wie sie sollten. Ohne dass die Liebe 13,4.7). zudeckt, könnten wir nicht miteinander leben. Aber wir sollen einander nicht nur in Lie- Fußnoten be ertragen, sondern „… vergebt euch gegenseitig, 1 Francis Schaeffer, The Mark of the Christian (Dow- wenn einer Klage gegen den ners Grove: InterVarsity, 1970), 22. anderen hat; wie auch der Herr euch vergeben hat, so 2 ebd., 196. auch ihr!“ (Kol 3,13). Kon- 3 Röm 12,18; Eph 4,3; Jakobus 3,18; 1Petr 3,11 flikte rufen auf beidenSei- 4 „Friedenstifter können wie feige Menschen wir- ten verständliche Be- schwernisse und Traurig- ken, die es allen recht machen wollen, wenn man keiten hervor. So wie wir sie mit kühnen Helden vergleicht, die mutig die mit den Eigenarten des an- Meinungen und Gefühle von Menschen miß- deren leben müssen, so sol- achten“ (Predigt von Dennis E. Johnson, Peace- len wir auch großzügig ver- makers, in John M. Frame, Evangelical Reuni- geben – wie auch der Herr on, [Grand Rapids: Baker, 1991], 172). uns großzügig vergeben 5 Predigt von Dennis E. Johnson, Peacemakers, hat. Er ist das Vorbild für in John M. Frame, Evangelical Reunion, (Grand unsere Reaktion. Rapids: Baker, 1991), 171. 6 Paul E. Billheimer, Love Covers: A Viable Plat- • Halte Liebe und form for Christian Unity [Eine praktikable Platt- Wahrheit im Gleichge- form für die Einheit von Christen] (Fort Was- wicht! hington: Christian Literature Crusade, 1981), 34. Christen sind berufen 7 „ertragen“ (das griechische Partizip anechome- einander inbrünstig zu noi) bedeutet „jemanden oder etwas (Schwieri- lieben. Liebe und Einheit ges) aushalten, sich vertragen, miteinander aus- werden im Neuen Testa- kommen; sich etwas gefallen lassen, etwas zuge- stehen bzw. billigen“. Das ist eine christliche Tugend. Aber mit falschen Lehren nachsichtig sein ist keine Tugend und sollte nicht getan werden (2Kor 11,4; 19, 20). 8 Harold W . Hoehner, Ephesians (Grand Rapids: Baker, 2002), 509. 12 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 0 , 4 / 0 4
«Biblische Ältestenschaft» – so lau- SCHWEIZ tete das Generalthema der diesjähri- gen Herbstkonferenz, vom 29. bis 31. Rückblick Oktober in Männedorf am Zürichsee. Wir sind dankbar, dass wir den be- zur 7. Schweizer Herbstkonferenz vom Fr., 29.10. bis So., 31.10.04 währten Gemeindehirten und Kon- im Bibel- und Erholungsheim Männedorf (Zürichsee) ferenzsprecher Alexander Strauch während seines Europaaufenthalts von Gott her füh- von Alexander Strauch. Dank ih- auch für KfG Schweiz als Referenten ren zu lassen. In rer Offenheit war es den Frauen gewinnen konnten. Strauch ist seit 28 seinen letzten möglich, in einer Sonderstunde am Jahren Ältester in einer Gemeinde in Ausführungen Samstag Einblick in ihr Leben und Littelton, Colorado USA. Sein Buch am Sonntag Erleben als Frau eines Ältesten zu „Biblische Ältestenschaft“ erschien fasste er das Ge- bekommen. erstmals 1995 und hat seit 2002 im sagte unter dem Zwischen den Referaten und bei deutschsprachigen Raum weite Ver- umfassenden vorzüglichem Essen bestand wie breitung gefunden. Entsprechend Thema: „Hirten- gewohnt die Möglichkeit, Kon- seinem Bekanntheitsgrad fanden sich dienst mit lieben- takte zu knüpfen oder Bruder- im Bibelheim Männedorf rund 80 Ge- den Händen“ zu- schaften neu zu stärken. Auffällig schwister aus dem deutschsprachigen sammen. „You war, wie nun auch in der Schweiz Europa zusammen. must love the da und dort unabhängige neue Ge- Als Einstieg ins Wochenende wählte sheep! (Du musst meinden entstehen, welche sich Strauch das im freikirchlichen Rah- die Schafe lie- durch ihr gemeinsames Bekennt- men viel diskutierte Thema: «Die bi- ben!).“ Qualifika- nis zu biblischen Prinzipien ge- blische Wiederherstellung der Ältes- tionen ja, Lehrbegabung ja, – aber was genseitig stark ermutigen. So be- tenschaft». Darin zeigte er auf, dass nützt es, wenn jemand tadellos ist und kannte einer der Teilnehmer: „Was Älteste nicht einfach so vom Himmel ihm die Liebe fehlt! – Ein Hirte, der seine der Herr mir in der Stillen Zeit fallen, keine Managerqualitäten mit- Schafe nicht liebt ist wie ein klingendes durch Psalm 119,63.79 gezeigt hat bringen müssen, sondern wort- und Erz, eine tönende Schelle – führte er, in (Ich halte mich zu allen, die dich vorbildorientierte Männer sind, die Anlehnung an 1Kor 13 weiter aus. fürchten und deine Befehle halten / nach 2Tim 2,2 sorgfältig für dieses Von der Art her ist Alexander Strauch Ach, dass sich zu mir hielten, die Amt herangebildet werden müssen. ein Mann des Volkes, ein Hirte und dich fürchten und deine Mahnun- In einem weiteren Block am Samstag Lehrer wie ihn die Bibel für jede Ge- gen kennen!) durfte ich hier an der behandelte er das Thema: „Mit Kon- meinde herbeisehnt. Es war beein- Konferenz ganz praktisch erleben.“ flikten liebevoll umgehen“. Ausein- druckend, wie er sich unmittelbar Natürlich besteht wie gewohnt die andersetzungen, so Strauch, sind fes- nach den Referaten unter das Volk Möglichkeit, die Referate Strauchs ter Bestandteil des Lebens. Wir soll- mischte. Es interessierte ihn, wie wir auf Kassetten, oder neu auch als ten nicht versuchen konfliktfrei zu leben, wo der Schuh drückt. Es war MP3-Dateien auf einer CD anzu- leben; wir sollten lernen, auf gute Art ihm wichtig, an unserem Alltag teil- fordern. Wenden sie sich dazu an: mit diesen umzugehen. Schwierigkei- zunehmen. Viele seiner Bibelreferen- Alvaro Rico, Les Mirabelles B, ten helfen uns in der Selbsterkenntnis zen kennt Strauch auswendig. Er zi- CH-1274 Signy zu wachsen und unser Temperament tiert sie ebenso selbstverständlich Telefon: 0041 (0) 22 361 14 27 und ungezwungen, wie er seine eige- Email: [email protected] ESRA-Tag am 09.04.05 nen Gedanken ausformuliert. Sein ganzes Denken ist durchdrungen von Heinz Flütsch, CH-Elgg im Hotel Drei Linden in Wetzi- den Aussagen des Wortes Gottes. kon zum Thema „Die Musik in Zu einem bewährten Referenten aus der Gemeinde“ mit Musikpro- Übersee gehört natürlich auch ein fessor Adolf Graul als Referent. begabter Übersetzer. Martin Manten Er wird sprechen über; - unter- – von Geburt her Schweizer – heute schiedliche Musik, unter- engagierter Mitarbeiter des Europäi- schiedliche Wirkungen; - geist- schen Bibel Trainings Centrum liche und ungeistliche Musik- (EBTC) in Berlin, hat dafür ein aus- wirkungen in der Gemeinde serordentliches Geschick mitge- Jesu; - Musik, eine Gabe Gottes, bracht. Er schaffte es nicht nur, die aber welche Musik?; - Gedanken des Referenten in unsere Lobpreisgestaltungen für Gott Sprache zu übersetzen, er verblüffte oder für uns?; - Massstäbe und uns alle, dass er selbst kulturell be- Kriterien für geistliche Liedge- dingte Redewendungen mühelos in staltungen. unser eigenes Verständnis umsetzte. Mit dabei war auch Marylin, die Frau Anmeldungen bitte an: Heinz Sommer Bielstraße 27 · CH-3252 Worben Tel. 032 384 68 29 eMail: [email protected] Gemeindegründung Nr. 80, 4/04 13
BERICHT chen und auf Gottes Wort zu hören. In den folgenden Monaten und Jah- „Schiffbruch“ ren haben wir viele schöne gemeinsa- im Gemeindebau me Stunden erlebt. Im Frühjahr 1996 war ich mit meiner Familie von Schweinfurt nach Würzburg gezogen. Ich hatte bereits seit Ende 1989 dort gearbeitet, und so war der Umzug für uns nur eine logische Konsequenz der sich festigenden Gemeindearbeit. Als Geschwister waren wir uns ei- nig, dass der Schwerpunkt unserer Aktivitäten eindeutig in evangelisti- schen Bemühungen liegen sollte. Wir schränkten deshalb das „Gemeinde- Programm“ von Anfang an ein: sonn- tags Brotbrechen und Predigt, einmal pro Woche Gebet an einem Morgen (mit Frühstück) und an einem Abend evangelistischerHauskreis.Späterfand der Hauskreis nur noch zweiwöchent- lich statt. Wir wollten möglichst viel Zeit haben, um persönliche Beziehun- gen und Freundschaften zu Ungläu- bigen aufzubauen und zu pflegen. Da die meisten von uns schon längere Zeit gläubig waren, haben wir es den Ge- schwistern einfach zugetraut, ohne die „obligatorische“ Bibelstunde auszu- kommen. Ich bin auch heute noch davon überzeugt, dass diese Ausrich- tung gut und richtig war. Joachim Maier, Würzburg Im Hauskreis hatten wir immer in- teressierte Gäste – manchmal sogar Ungefähr neun Jahre ist es her, da ne Nachforschungen ergaben, dass es bis zu zehn. Über die Jahre hinweg in Würzburg bereits einen evangelis- organisierten wir dreimal evangelis- stand ein Artikel in „Gemeinde und Mis- tischen Hauskreis gäbe. Daraufhin tische Vortragsreihen in einem Ho- hatte er die Stelle angenommen. tel in der Innenstadt, die alle recht sion“ (3/96) über eine kleine, neue Ge- gut besucht waren. Einmal wollten Der Hauskreis existierte bereits seit Wolfgang immerhin ca. fünfzig Leu- meinde in Würzburg. Wolfgang Fa- Anfang der 90er Jahre mit ca. zehn te hören – viele davon waren seine Gläubigen und einer ganzen Reihe von Studenten. schinger hatte damals geschrieben: evangelistischen Beziehungen. Die meisten der Gläubigen fuhren in die- Fast jeden Sonntag genossen wir die „Die neue Gemeinde ser Zeit sonntags in die ca. 45 km ent- große Gastfreundschaft der Familie fernte Gemeinde nach Schweinfurt. Faschinger. Zum Gottesdienst trafen ist noch ein zartes wir uns ohnehin in ihrem Haus. Für Wolfgang war in Linz im Gemein- Faschingers war es selbstverständlich, »… nur wenige Pflänzchen und deaufbau und in der Gemeindeleitung sonntags die Geschwister zum Essen Gläubige bereit braucht viel Bewah- aktiv gewesen, und so war uns die Fa- und Kaffee einzuladen. In dieser Zeit rung und Ermuti- milie Faschinger eine herzlich will- erlebten wir gute christliche Gemein- kommene Unterstützung. Ermutigt schaft. Vielleicht ist das ganz Persön- sind, für eine gung.“ Vorca.einein- durch die überraschende Hilfe und den liche(vonMannzuMannundvonFrau weiterhin gut besuchten evangelisti- zu Frau) zu kurz gekommen. Die neue Gemeinde halb Jahren ist das schen Hauskreis. trafen wir Anfang Gemeindestunden waren in aller Re- ihren bisherigen zarte Pflänzchen ein- 1996 – gemeinsam mit der Gemein- gel gut, auf praktische Auslegung, Er- gegangen. Die Ge- de in Schweinfurt – die Entscheidung, mutigung und Herausforderung an- uns auch sonntags in Würzburg als Ge- gelegt. Was oft fehlte, war das offe- Weg zu verlas- meinde in Würzburg meinde zu versammeln. Meistens ka- ne Gespräch nach der Versammlung sen und diesem besteht nicht mehr. men ca. zehn bis fünfzehn Geschwis- oder das spontane, zwanglose Tref- Ziel alles unter- Was war geschehen? ter zusammen - zwei Familien und ca. fen. Es gab unter uns keine echten Wie ist es dazu ge- zehn Singles -, um das Brot zu bre- Jüngerschaftsbeziehungen, auch kaum ein Anleiten von jüngeren Ge- zuordnen.« kommen? schwistern. Im Herbst 1995 war Familie Faschin- ger von Linz in Ös- terreich in den Norden Bayerns nach Würzburg gezogen. Wolfgang hatte an der Universität eine Stelle als Physik- professor angeboten bekommen. Sei- 14 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 0 , 4 / 0 4
Entlastung bekamen wir bei den DieganzeGeschichteistletztendlich diese Gemeinde aussehen soll. Unter Predigten am Sonntag. Etwa alle zwei Monate kam ein Gastredner aus einer sehrtraurigundauchentmutigend.Ich den Leitern, die es auch in einem klei- der umliegenden Gemeinden – meistens aus Offenbach. Es war für wollte sie trotzdem erzählen, weil Nie- nen Kreis gibt, muss unbedingt Einig- uns eine große Ermutigung, dass wir nicht immer nachfragen mussten, son- derlagenundEnttäuschungengenauso keit bestehen. Wenn diese Grundvor- dern die Hilfe regelmäßig angeboten wurde. Dass dort einige Leute den zu unseren Erfahrungen gehören wie aussetzungennichtbestehen,sollteman Kopf soweit frei hatten, um über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, geistliche Erfolge. Von mir kann ich keinenGemeindestartwagenundstatt- war einfach schön. sagen, dass ich auch einiges daraus ge- dessen weiter fleißig im Hauskreis ar- Ende der neunziger Jahre konkre- tisierte sich der Wunsch von Elke lernthabe.Miristklareralszuvor,dass, beiten.ImNachhineindenkeichauch, Hain, nach Thailand in die Mission zu gehen. Vielleicht ein bisschen blau- um eine neue Gemeinde anzufangen, dassunserÜbergangvomHauskreiszur äugig, aber doch mit frohem Herzen, haben wir sie schließlich im Jahr 1999 Gemeinde etwas zu plötzlich ausgesandt. war. Vielleicht hätten wir war- „Stillstand ist Rückschritt“ heißt ein geflügeltes Wort aus dem Wirt- ten und uns zunächst nur ein- schaftsleben. Diese Wahrheit haben wir im Laufe der Jahre erfahren. Wir „Ihm sei die Herrlichkeit oderzweimalproMonatsonn- erlebten trotz der vielen Gäste keine tags in Würzburg treffen sol- Bekehrungen. Bis heute frage ich mich manchmal, ob wir das Evangelium klar in der Gemeinde len. In diesen Jahren habe ich genug verkündigt haben. Auch unsere auch erfahren, dass nur weni- Hoffnung, dass, wenn wir erst einmal angefangen haben, sonntags zusam- in Christus Jesus ge Gläubige bereit sind, für menzukommen, auch Gläubige zu uns eineneueGemeindeihrenbis- stoßenwürden,erfülltesichnicht.Statt- dessen führte der persönliche Weg ei- auf alle Geschlechter hin herigen Weg zu verlassen und nes nach dem anderen aus Würzburg diesem Ziel alles unterzuord- weg. Dieser schmerzliche Verlust ei- ner ganzen Reihe von Geschwistern in alle Ewigkeit.“ nen. geschah ohne Streit und Groll. Manchmal waren es berufliche Grün- Durch die Erfahrungen in de, abgeschlossenes Studium oder ein- fach andere persönliche Ziele. EPHESER 3,21 den zurückliegenden Jahren Für uns als kleine Gemeinde ist Gemeindegründung für war das aber nur schwer zu ver- kraften, weil niemand zum mich im Moment nicht ganz Glauben kam. Unter den ver- bleibenden Geschwistern mach- aktuell. Es ist aber weiterhin te sich Entmutigung breit und einzelne Gläubige gingen dann es auf jeden Fall evangelistische Be- mein Anliegen und ich möchte offen auch in andere Würzburger Ge- meinden. Schließlich plante Fa- gabungen braucht. Es müssen außer- sein für die Führung des Herrn und milie Faschinger, wieder nach Österreich zurückzugehen. dem mindestens zwei oder drei Gläu- erkennen, wenn irgendwo eine neue So kam es, dass im Laufe des bige zusammen sein, deren unbeding- Tür aufgeht. Denn er hat seine Pläne Jahres 2001 die Gemeindear- beit eingestellt wurde. Fast alle tes Ziel es ist, jetzt und hier Gemein- nicht geändert. „Ihm sei die Herrlich- Gläubigen sind in Würzburg oder anderen Orten in Gemein- de zu bauen. Diese müssen gleiche keit in der Gemeinde in Christus Jesus den untergekommen. Es ist nie- mand geistlich auf der Strecke geblie- bzw. gleichartige Überzeugungen aus auf alle Geschlechter hin in alle Ewig- ben. Mit einigen interessierten Gäs- ten treffen wir uns weiterhin in ei- dem Neuen Testament haben, wie keit“ (Eph 3,21). nem kleinen evangelistischen Haus- kreis. Tragisch ist, dass Elke Hain, vor nicht allzu langer Zeit von uns ausgesandt, nun ohne Heimatgemein- de dasteht. Gemeindegründung Nr. 80, 4/04 15
Mal Couch (Hrsg.) Lexikon zur Endzeit. Ein praktischer Führer zu Personen, Standpunkten und dem Studium biblischer Prophetie und Heilsgeschichte Gb., 563 Seiten, CVD, EUR 34,90 ISBN 3-89436-410-6 In diesem einzigartigen Nachschlagewerk haben 65 Gelehrte, Autoren und Bibel- lehrer in über 200 Artikeln ihr Fachwissen zusammengetragen, um zu dem komple- xen Thema biblischer Studien zu Prophetie und Endzeit einen umfassenden Über- blick und Einblick zu ermöglichen. Die Beiträge decken zahlreiche theologische Begriffe und Konzepte des Studiums der Prophetie ab, die Eschatologie der biblischen Bücher sowie besonderer Textab- schnitte der Bibel und diverser außerkanonischer Schriften. Die geschichtliche Ent- wicklung verschiedener Sichtweisen der biblischen Eschatologie wird dargestellt und im Gegenüber zeitgenössischer Positionen einschließlich des Prämillennialismus und Dispensationalismus disku- tiert und gelehrt. Das Lexikon enthält auch Artikel über wichtige Persönlichkeiten des Studiums biblischer Prophetie und Heilsgeschichte wie z. B. einiger Kirchenväter, Jonathan Edwards, J. N. Darby, C. I. Scofield, L. S. Chafer, H. A. Ironside, J. D. Pentecost, C. C. Ryrie, J. F. Walvoord. Das Lexikon zur Endzeit ist ein praktisches Nachschlagewerk für jeden, der am Studium biblischer Prophetie und sämtlicher Fragen der Endzeit interessiert ist. CV Dillenburg / Wilfried Plock Wilfried Plock Toolbox Gemeindebau. Theologische und praktische Hilfen zum Aufbau neutestamentlicher Gemeinden DVD für PC und Mac, über 4 GB, Betanien, EUR 19,50 ISBN 3-935558-68-6 Neue Zeiten erfordern neue Werkzeuge. Wilfried Plock hat hier einen kompletten Werkzeugkasten (englisch: Toolbox) zusammengestellt - eine DVD mit mehr als 4 Gigabyte Daten zum Bereich Gemeindebau: 165 Audio-Vorträge im MP3-Format, ergänzt durch 370 Text-Manuskripte und zum großen Teil mit passend gestalteten Folientexten für den Tageslichtprojektor u. a. zu fast allen MP3-Vorträgen. Weiterhin finden sich auf der DVD 15 PowerPoint-Präsentationen sowie zehn Bücher zum The- ma Gemeinde im pdf-Format: „Die lebendige Gemeinde“ (John MacArthur), „Der Heilige Geist“ (Benedikt Peters) „Gott ist nicht pragmatisch“ (Wilfried Plock) etc. Das neue Medium kann sowohl auf PCs als auch auf Mac-Computern genutzt werden. Somit bietet die Toolbox mit ihren theologischen und praktischen Hilfen die passenden Werkzeuge zum Aufbau neutestamentlicher Gemeinden. Der Nutzer findet Ausarbeitungen zu den Bereichen Evangelisation, Unterschei- dungslehre, Ehe-Familie-Kindererziehung, Wachstum im Glauben (Bibelarbeiten und Predigten, z.B. eine fortlaufen- de Römerbrief-Auslegung sowie Seminare über die Heilsgeschichte und das Reich Gottes), Gemeindebau (z.B. ein kompletter Bibel-Grundkurs, ein Seminar für Gemeindegründung, ein Seminar über Hauskreis-Arbeit, Praktische Leitlinien) und Seelsorge. Der Herr Jesus Christus hat versprochen, Seine Gemeinde zu bauen (Mt 16,18). Ich bin zuversichtlich, dass dieses neue Medium zur Verwirklichung Seines Zieles und zur Zurüstung der Heiligen (Eph 4,11- 12) beitragen kann. Hans-Werner Deppe Wolfgang Nestvogel Evangelisation in der Postmoderne. Wie die Wahrheit den Pluralismus angreift … Paperback, 160 S., CLV, EUR 5,90 ISBN 3-89397-968-9 Der Verlag CLV hatte bereits vor knapp zwei Jahren ein kritisches Buch über Pro- Christ veröffentlich, das einige Zeit später vom Markt genommen wurde, u.a. weil die Herausgeber den darin erhobenen Vorwurf, ProChrist würde ein „verkürztes Evange- lium“ predigen, zurücknehmen wollten. Nachdem die ProChrist-Veranstaltung im Frühjahr 2003 stattgefunden hatte, analysierte Wolfgang Nestvogel die veröffentlichten PredigtenUlrichParzanysundkamzudemErgebnis,dassdieseEvangeliumsverkündigung sehr wohl stark verkürzt ist. Aus diesen Predigtanalysen ist dieses Buch entstanden. In 16 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 0 , 4 / 0 4
drei Unterkapiteln zeigt der Autor die „Ent-Theologisierung der Evangelisation“ auf: Erstens werden die Kompromis- se aufgezeigt, die zugunsten eine großen Koalition zwischen Volkskirche und ProChrist eingegangen wurden, und zweitens und drittens wird ein Mangel in der Sündenentlarvung und in der Ewigkeitsperspektive der Predigten festge- stellt – und damit in der elementaren Substanz des Evangeliums. ProChrist ist offenbar der Postmodernismus-Falle erlegen: Die Predigten Parzanys sollen den postmodernen Menschen erreichen, gehen dabei aber in ihrer Anpassung an die Postmoderne zu weit. Dieser kritische Teil macht jedoch nur etwa ein Drittel des Buches aus. Die anderen Kapitel erklären die Weltan- schauung, das Dilemma und den Lebensstil der Postmoderne, und sie zeigen, wie wir heute das Evangelium zeitgemäß verkündigen können, ohne Abstriche an der Botschaft zu machen: Die einzige Waffe gegen den pluralistischen Zeitgeist ist die klare Wahrheit des Wortes Gottes. Zum Thema „evangelistische Verkündigung“ hat Wolfgang Nestvogel auch eine sehr gründliche, akademische Arbeit vorgelegt, die im Internet unter www.betanien.de/shop bestellt werden kann: „Erwählung und/oder Bekehrung? Das Profil der evangelistischen Predigt und der Testfall Martyn Lloyd-Jones.“ Hans-Werner Deppe Edward T. Welch Ist das Gehirn schuld? Krankheit und Verhalten: eine biblische Sicht Paperback, 190 S., 3L Verlag, EUR 11,20 ISBN 3-935188-28-5 Depression, Alzheimer, Hyperaktivität, Alkoholismus, Homosexualität – in wie weit sind das echte Krankheiten, und in wie weit ist der Mensch dafür verantwortlich? Ist er Opfer einer tatsächlichen, körperlich-nervlichen Krankheit, oder ist er ein Sünder, der für sein Fehlverhalten voll zur Rechenschaft gezogen werden muss? Wie sollen wir als Gläubige und in der christlichen Gemeinde mit Betroffenen umgehen? Sind Medika- mente wie Ritalin eine Hilfe oder schaden sie nur? Dieses Buch behandelt diese empfindlichen und notvollen Themen, über die es ansonsten leider sehr wenig Literatur aus biblischer Sicht gibt. Der erfahrene Seelsorger und Neu- rologe Edward Welch, der am reformiert ausgerichteten Westminster Theological Se- minary in Pennsylvania lehrt, beginnt das Buch mit einem einleitenden Teil über die biblischen Grundlagen der Zusammenhänge zwischen Körper und Geist. Anschließend unterteilt er die behandelten Krankheiten bzw. Verhaltensstörungen in drei Gruppen: 1. Tatsächliche Fehlfunktionen des Gehirns (Alzheimer und Kopfverletzungen), 2. Eventuelle Fehlfunktionen des Gehirns mit verbleibender Verantwortung des Betroffenen (psy- chiatrische Probleme wie Depression und Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität), 3. Fehlverhalten (Sünde) ohne verursachende Gehirnstörung (Homosexualität und Alkoholismus). Seine Ausführungen begründet der Autor sowohl biblisch als auch naturwissenschaftlich. Auch wenn der Autor sich zum Teil stark auf wissenschaftliche Ergebnisse stützt, ist dies ein sehr hilfreiches Buch, das Rat, Hilfe und fundierte Information für alle bietet, die mit Betroffenen umgehen müssen. Hans-Werner Deppe Beispielsammlung CD 3000 Illustrationen für Predigt und Bibelarbeit 1 CD mit Software, ab Win95, Christlicher Missions-Verlag, EUR 19,95 Bestell-Nr. 20700 (erhältlich z.B. bei Buchhdlg. Bühne oder im Betanien Verlag) Dieses PC-Programm bietet 3000 anschauliche Beispiele, Vergleiche, Anekdoten usw., die helfen Predigten, Andachten, Bibelarbeiten usw. plastisch und verständlich zu machen und geistliche Wahrheiten anschaulich zu vermitteln. Gute und verständliche Predigten mit bleibender Wirkung brauchen – nach dem Vorbild des Herrn Jesus selbst – Anschauungshilfen. Die Illustrationen und Beispiele in diesem Programm sind dreifach geordnet und verknüpft: nach Bibelstellen, nach Themenbereichen und nach Stichworten. Die Illustrationen stammen z. B. von C. H. Spurgeon, Corrie ten Boom, Wilhelm Busch und vielen anderen. Wem die Illustrationen nicht gefallen oder ausreichen, kann das Programm auch einfach dazu nutzen, selber neue Beispiele in die Systematik einzufügen. Außerdem lässt sich die Struktur der Sammlung erweitern, indem man neue „Schubla- den“ und „Mappen“ anlegt oder bestehende und eigene Beispiele mit weiteren Mappen verknüpft. Bereits verwendete Beispiele lassen sich markieren, um Wiederholungen zu vermeiden. Fazit: Ein sehr hilfreiches Werkzeug für Prediger und alle, die im Lehr- und Verkündigungsdienst stehen. Hans-Werner Deppe Gemeindegründung Nr. 80, 4/04 17
BERICHT Auf- und Niedergang der Gemeinde München-Ost Charly Bruger, München beschäftigt. Aus dem „Kellerloch“ EIN EINSCHNITT sollte ein „Tempel“ werden. Das koste- So lange dieser amerikanische Mis- DIE ENTSTEHUNG DER GEMEINDE te fürchterlich viel Zeit. Aber es gab sionar da war, prägte er die Gemeinde Die Gemeinde München-Ost ent- einige „Praktiker“ in der Gemeinde und gab ihr auch den Namen. Dann, stand 1980 als Ableger einer anderen, und die wollten das dann auch sehr nachdem ein deutscher Bruder die zu groß gewordenen Gemeinde. Ge- gründlich machen. Gleichzeitig hatte Leitung übernommen hatte, änderte startet wurde mit ca. 15 Erwachsenen sich einer dieser Praktiker ein ge- sichnichtnurderNamevoneiner„Frei- und einer Anzahl Kinder. Ein ameri- brauchtes Haus gekauft, das ebenfalls en Baptisten“-Gemeinde zu einer Ver- kanischer Missionar war der Leiter. umgebaut werden musste. Da blieb für sammlung der „offenen Brüder“-Rich- Einige Jahre später verließ dieser anderes nicht viel Zeit. tung. Auch die Art der Leitung verän- amerikanische Bruder die Gemeinde derte sich. Nicht mehr dereine Missio- M-Ost und fing woanders neu an. Der 1992 oder 93 wurde ein so genann- nar, der alles machte, sondern viele Brü- Anlass war: Die Gemeinde brauchte ter „Gemeindeordner“ eingeführt. der, die alles trugen. Aber es dauerte neue Räume, weil die Miete zu stark Darin waren die Glaubensgrundlagen, ein wenig, bis diese neuen Erkenntnis- stieg. Er ging einfach weg, ohne das GemeindeordnungundeinigeStellung- se in die Praxis umgesetzt wurden. groß anzukündigen und startete eine nahmen zu diversen Themen schrift- Im April 1994 kamen meine Frau neue Gemeinde. Ich glaube, das war lich festgelegt. Wer verbindlich zur Magareth und ich offiziell zur Gemein- einfach sein Stil. Er hatte das vorher Gemeinde gehören wollte, dem wur- de. Wir hatten im Januar geheiratet schon einmal so gemacht. Diese neue de so ein Ordner gegeben. Bei einem und waren wegen meiner beruflichen Arbeit ist aber, soweit ich weiß, nie weiteren Termin ging man dann die Situation nach München gezogen. Zu gewachsen. 1997 musste er dann Punkte durch, und für eine Gemein- diesem Zeitpunkt besuchten etwa 30- Deutschland wegen familiärer Proble- deaufnahme war Übereinstimmung 40 Personen die gottesdienstlichen men wieder verlassen. notwendig.Unterschreibenmussteman Versammlungen. Es gab einen Träger- In den Jahren von 1992 bis 94 wa- nichts, aber dann war klar, auf wel- verein, der die Gemeindegelder ver- ren wir jeden Samstag mit Umbauar- chem Fundament die Gemeinde steht waltete. Zu diesem gehörten aber nur beiten in den neuen Gemeinderäumen und ob darauf aufbauend eine Zusam- die nötige Anzahl von sieben Mitglie- menarbeit möglich war oder nicht. dern. Sonst hatte der Verein keine Einige waren damals schon nicht ein- weitere Funktion. Einen Brüderkreis, verstandendamit–miteinzelnenPunk- sozusagen ein Leitungskreis, gab es erst ten oder mit der Prozedur – und ver- ab März 1995. Vier bis sechs Brüder ließen die Gemeinde mehr oder we- nahmen daran teil. Es sollte nicht ei- niger lautstark. 28 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 0 , 4 / 0 4
ner die Last der Gemeinde alleine tra- Es gab auch Frauenstunden, Bibel- in einem anderen Land zu wirken und gen, sondern wir erkannten aus der stunden (im Vortragsstil), Chor, Män- Schrift, dass es besser ist, ein Hirten- nerfrühstück (ein Überbleibsel der seine Sprachkenntnisse einzusetzen. team zu haben. Umbauarbeiten) und eine angeglieder- te, fast selbstständige Gehörlosenge- Dieses Anliegen haben eigentlich alle EVANGELISTISCHE BEMÜHUNGEN meinde. Erst ab 1995 gab es auch ei- Bis Dezember 1993 fanden noch nen eigenen wöchentlichen Gebetsab- in der Gemeinde unterstützt – bis auf regelmäßig Büchertische auf zwei Plät- end. Vorher gab es monatlich einen zen im Münchner Osten statt. Danach Missionsgebetsabend. einen. Dieser Bruder sah die Zukunft nicht mehr. Alle zwei Monate gab es einen offenen Abend, den „Oase Die Versammlung wurde sonntags der Gemeinde gefährdet und „droh- Abend“, zu denen sogar manchmal um 9.45 h mit Anbetung und Brot- Gäste kamen. brechen begonnen. Ab 10.30 h gab es te“ mit Austritt. Er Im April 94 fand eine Bibelausstel- dann eine Predigt und was sonst noch lung statt, zu der sehr intensiv einge- dazu gehört. Diese erste Stunde wur- wollte die Gemeinde laden wurde. Aber es kamen leider fast de in den ersten Jahren sehr schlecht nur Gläubige aus anderen Gemeinden besucht. Es kam vor, dass Stefans Fa- nicht sterben sehen. »Dieser Bruder und Verwandte der Gemeindeglieder. milie, meine Frau und ich alleine wa- Alle anderen sind Die Geschwister hatten hauptsächlich ren. Das hat sich später ein wenig ver- mutigdraufzugegan- sah die Zukunft ihre Verwandten evangelisiert. ändert. Aber auch bis zum Ende der Gemeinde war dieses Zusammenkom- gen und haben Hel- der Gemeinde BAO-KURSE men immer relativ schlecht besucht. Von November 1994 bis März 1995 Von den Familien mit kleinen Kin- mut in seinem Anlie- gefährdet … nahmenwirzuzweitandemBAO-Kurs dern kam nur meine. gen unterstützt. 1996 Er wollte die „Evangelisation und Jüngerschaft“ teil. reiste er dann aus. Ein Jahr später bot der andere Bruder VERÄNDERUNGEN IM LEITUNGSKREIS denKursinunsererGemeindean.Zehn Der andere Bruder – wir nennen ZurGemeindelei- Gemeinde nicht von uns und weitere Geschwister aus ihn Helmut – war schon als Missio- tung wurden ein wei- anderen Gemeinden machten mit. nar in der Türkei und konnte deshalb tererBruder(wirnen- sterben sehen.« Normalerweise wird zu diesem Kurs fließend Türkisch. Wegen seines gesagt, dass 70% der Personen, für die Zeugnisses wurde er 1988 aus der nenihnEddi)undich man in dieser Zeit betet und dann auch Türkei ausgewiesen. Bis 1996 hatte evangelisiert, sich auch bekehren. Bei sich dann immer mehr verdeutlicht, eingesetzt. Nicht als uns hat sich leider niemand bekehrt. dass es für ihn eine Möglichkeit gäbe, Später wollte ich diesen Gedanken Älteste – dazu wäre es zu früh gewesen. wieder aufgreifen und Nachtreffen or- ganisieren, um weiter dafür zu beten ABWÄRTSENTWICKLUNGEN und vor allem zu kontrollieren und zu Nach einem Jahr unseres Dienstes, ermutigen, mit den Kontakten weiter also im Herbst 1997, zog ich folgen- zu arbeiten. Das sollte doch nicht so de Zwischenbilanz: Zwei waren gegan- einfach wieder einschlafen, aber es kam gen,einePersondurchGemeindezucht. keine Resonanz und so ließ ich es. Neun Leute waren hinzugekommen, Irgendwann gab es eine Spielgrup- keiner durch Bekehrung. Wir zählten pe in den Gemeinderäumen. Am An- damals 26 Gemeindeglieder plus Kin- fang kamen noch ein oder zwei Au- der und eine Hand voll Besucher. ßenstehende mit ihren Kindern. Bald Die Gebetsabende wurden immer wurde diese Gruppe in eine Wohnung schlechterbesucht.Alsounternahmich verlegt und nur noch von Gemeinde- gliedern besucht. GEMEINDEVERANSTALTUNGEN Derer gab es viele. Die Hauskreise fanden wöchentlich an wechselnden Orten statt. Das Anliegen war, auch den Familien und denen, die etwas weiter auf dem Lande wohnten, Ge- meinschaft zu ermöglichen. Das hat dann aber den Nachteil, dass solche, die nur selten in der Gemeinde sind, nicht wissen, wo der Hauskreis gera- de stattfindet; somit werden sie davon abgehalten. Beschlossen wurde auch, dass man nur noch einmal im Monat zu den „Entfernten“ fährt. Gemeindegründung Nr. 80, 4/04 29
einen neuen Anlauf und fing einen Ge- Es gab auch noch ein paar Familien Konsequenz daraus war, dass auch ich betsmorgen an: Samstag um 7.00 h für mit haarsträubenden Geschichten. Ein meine Leitung niederlegte und die 60-90 Minuten. Leider auch ohne Er- Unternehmer (nicht gläubig, Alkoholi- VerantwortungaufalleBrüderverteilte. folg. Nach etwa einem halben Jahr stell- ker), der seine Frau schlug; ein Famili- Die Brüdertreffen wurden dadurch ten wir das Gebetsfrühstück wieder ein. envater mit vier Kindern wollte nicht nicht besser. Offensichtlich wollte nie- mehrarbeiten, nurnochChef sein; ein mand so recht die Leitungsverantwor- Problematisch war aber besonders Mauritier mit französischer Frau, der tung übernehmen. die Gemeindeleitung. Eddi und ich hingegeben mit Christus lebte, brannte nahmen uns so gut wie nie Zeit für später mal mit einer anderen Frau nach In den folgenden Monaten wurde Treffen, um über Gemeindeanliegen Afrika durch; daraufhin verschwand der Umgang untereinander richtig zu reden oder zu beten. So kam es, seine Frau mit den vier Kindern wieder schlecht. Es kam zwar nicht zu dass wir uns die Aufgaben zwar teil- nach Frankreich … Zum Glück kamen Schlammschlachten, aber Einheit war ten, aber eine wirkliche Zusammen- diese Dinge nicht alle auf einmal. Aber nicht mal mehr eine Vision. Es wur- arbeit fand nicht statt. Das merkten mirwirdschwindelig,wennichüberdie den dann Entscheidungen getroffen, auch die Geschwister. Informationen Probleme nachdenke. die ich nicht mehr nachvollziehen wurden nicht weitergegeben, Entschei- konnte, besonders in Bezug auf die dungen nicht abgestimmt etc. DIE ROLLE DER FRAU IN DER GEMEINDE neue Leitung. Der Brüderkreis sollte Im Frühjahr 1998 unternahm ich verkleinert werden, also wieder eine Wir verwalteten die Gemeinde, aber Leitung entstehen. Nur, wer dann in wir leiteten sie nicht. Geschwister wur- einen weiteren Versuch, die Brüder zu dieser Leitung sein sollte, konnte ich den nicht besucht und die zwei von einen und zu einem besseren Verständ- einfach nicht nachvollziehen. Deswe- uns ausgesandten Missionare nicht be- nis für Bibel und Gemeinde zu füh- gen verließ ich diesen Brüderkreis im treut, oder auf dem Laufenden gehal- ren. Mit Eddi hatte ich mich geeinigt, Februar 1999. ten, was in der Gemeinde passiert. was wir zum Thema „Rolle der Frau in der Gemeinde“ lehren würden. Doch die Verhältnisse und Bezie- ETHISCHE PROBLEME UND Denn bis dato war dieses Thema völ- hungen klärten sich einfach nicht. Es lig ausgespart worden. Es wurde gar blieb schwierig. Wir als Familie konn- GEMEINDEZUCHT nicht gelehrt. Ich wollte aber nun nicht ten damit auch nicht richtig umgehen, einfach etwas lehren, sondern in Ex- hatten andere Ziele und verließen die 1998 wurde ein Familienvater un- tra-Bibelstunden das Thema erörtern Gemeinde im April 99. Ich wollte mich und erarbeiten. Ich versuchte an einem Sonntag noch verabschieden, ter Gemeindezucht gestellt, weil er sozusagen, die Gemeinde sanft an das aber vier Tage vorher bekam ich einen Thema heranzuführen. Anruf,dassichdasbessernichttunsollte. uns nachweislich an- DieGemeindebräuchteRuheundnicht Es kam natürlich zum Eklat. Ich noch mehr Aufregung und vielleicht gelogen hatte. Das konnte nichts ausrichten. Lieber hät- Verletzungen. Wie gesagt, ich konnte te ein Bruder die Gemeinde verlassen, vieles nicht mehr nachvollziehen. Ab »Die Probleme war zwar nur ein klei- als dass Frauen Kopftücher tragen. Sommer 2000 versammelte sich „die waren groß, ner Auslöser, aber Wenn er gegangen wäre, wären wahr- Gemeinde“ nur noch als „Hauskreis“. das eigentliche Pro- scheinlich andere mit ihm gegangen. Ende 2000 wurden die Räume an eine Weil ich an diesem Thema aber nicht andere Gemeinde übergeben. aber sie hätten blem mit ihm be- die Gemeinde zum Erliegen bringen Inzwischen gibt es die Gemeinde schon wollte, einigten wir uns zum Schluss seit Jahren nicht mehr. uns nicht auf- stand bereits auf eine völlig nichts sagende Formu- fressen dürfen.« mindestens fünf Jah- lierung. Damit war der Frieden MEIN PERSÖNLICHES FAZIT re lang. Ich will die halbwegs gerettet. Nur Eddi sprach Wenn ich über diese Geschichte hinterher ganz anders, als wir uns nachdenke, macht mich das sehr trau- Familiengeschichte vorher geeinigt hatten. rig. Es gab viele Chancen, gute Ansät- ze und auch Fähigkeiten. Die Proble- hier nicht aufrollen, DIE LETZTEN WINDUNGEN DER SPIRALE mewarengroß,abersiehättenunsnicht Im Herbst 1998 legte Franz seine auffressen dürfen. Sie hätten es auch sondern nur soviel sagen, dass dieses nicht, wenn wir richtig zusammenge- Aufgabe als Gemeindeleiter nieder. Er standen wären und dem Herrn mit gan- Problem die Gemeinde sehr viel Kraft konnte es nicht mehr mit seinem Be- zem Herzen nachgefolgt wären. rufs-,Privat-undFamilienlebenverein- In den Bibelstunden wurde mal ein und in den Brüderkreistreffen sehr baren. Die Belastung wurde zu groß, Kurs behandelt, der hieß: „Beziehun- und es traten neue Probleme in seinem gen bauen Brücken“. Das war vom viel Zeit gekostet hat. Auch ist ein Privatleben auf. Ich war zunächst be- Gedanken her gut und richtig. Aber reit, weiterzumachen. Ich wollte die leider vermochten wir das Erkannte Stück weit die Einheit untereinander Gemeinde ja nicht ohne Leitung lassen. nicht in die Praxis umzusetzen. Dazu fehlte es an der Bereitschaft, sich ver- an unterschiedlichen Meinungen dazu Diese Aussage wurde mir jedoch, ändern und korrigieren zu lassen. Die wie ich später erfuhr, als arrogant aus- Einheit war immer nur oberflächlich zerbrochen. Das Thema war damit gelegt. Ich bekam von einer älteren und vom „Zugpferd“ bestimmt. Als Schwester zu hören, dass ich als Lei- das Zugpferd nicht mehr da war, brö- auch nicht erledigt, sondern hat uns ter der Gemeinde eigentlich gar nicht ckelte die Einheit. akzeptiert sei, nach dem, was sie so in weiter beschäftigt. der Gemeinde gehört hatte. Meine 30 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 0 , 4 / 0 4
Kf Vom 14. bis 17. Oktober diente uns in diesem Jahr Thom Cunningham zu dem Thema „Jüngerschaft im Schulungskurs Gemeindebau“. Thom machte u. a. deutlich, dass Got- »Im Gleichschritt mit dem Meister« tes Plan für uns Menschen weit über die Bekehrung vom 25. - 27 Februar 05 hinausgeht. Er möchte uns zu Jüngern Jesu machen, Wenn Sie im Bereich der Kinderarbeit durch Sonntags- schule oder in Kinderstunden tätig sind, wird Sie sicher die er in das Bild seines Sohnes ge- folgendes Angebot interessieren. stalten möchte. Die Bekehrung ist Wir möchten ganz herzlich wieder zum Schulungskurs für Kindermitarbeiter einladen, der vom 25. bis 27. Fe- nicht das Ziel, es ist der Anfang Kf bruar 2005 im Freizeit- und Erholungsheim Siegwinden, für ein neues Leben in der Ge- Haunetal stattfinden wird. Unser Ziel ist es, Sie in der meinschaft mit Gott, um seinen Thom Cunningham Arbeit an den Kindern zuzurüsten, um so ein besserer Lehrer im Dienst für unseren Herrn Jesus Christus zu sein. Willen zu tun und um zu seiner An dem Wochenende möchten wir mit Ihnen die wich- Ehre zu leben. Um darin zu rei- tigsten Themen aus dem Kurs »Im Gleichschritt mit dem Meister« betrachten. Wir würden uns freuen, Ihnen auf fen muss ein Jünger im ganzen diese Weise dienen zu können. Ratschluss Gottes unterwiesen Teilnahmegebühr: Der Preis für das Schulungswochen- ende beträgt 65 Euro inklusive Übernachtung, Vollpen- werden. iJmüngerschaft sion und Schulungsmaterial: Enthalten sind ferner Vorträ- ge von Dr. Wolfgang Nestvo- Weitere Informationen und Anmeldung bei: gel (»Einheitssehnsucht in der Gemeindebau Bibel Christen Mission eV Postmoderne – und der Wider- Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld Telefon: (0 66 52) 91 81 -82 · Fax: -84 stand der Christen!«), Peter Herbstkonferenz der [email protected] · www.bcm.de Gürtler (»Mit Kursen zur KfG · 2004 Jüngerschaft anleiten«) sowie umfangrei- che Vortragsunterlagen der Redner als PowerPoint- Präsentation bzw. PDF-Datei (nur auf MP3). Die Vorträge sind als Kassettensatz (EUR 20,–) sowie als MP3-CD (EUR 15,–) erhältlich (bei Bestellungen bitte genau angeben!). Konferenz für Gemeindegründung e.V. · Postfach 13 22 D-36082 Hünfeld · www.kfg.org · eMail: [email protected] Tel. (0 66 52) 91 81 87 · Fax (0 66 52) 91 81 89 Herbstkonferenz der KfG · 2 0 0 4 Wohnung zu vermieten: in 46286 Dorsten Barkenberg (Münsterland) günstig zu vermieten, 2 Zimmer, KDB, (altes Bauernhaus) in unserem Gemeindezentrum erwünscht: Mitarbeit bei unserer Gemeindegründungsarbeit. Kontaktadresse: Info: Tel.: (0 23 69) 20 24 73 bei R. Korsetz oder Tel.: (0 23 69) 2 42 05 bei V. Loh www.cg-barkenberg.de Stellengesuch: USA-Reise 2005 vom 28. Februar bis 13. März 2005 – Hirtenkonferenz mit anschl. Rundreise Absolvent der Bibelschule Beatenberg, 24 Jahre alt, verheiratet, eine Tochter, sucht eine Möglichkeit zur Wer hat Interesse, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, Mitarbeit in einem Gemeindegründungsteam als sprich: an einer ca. zweiwöchigen Reise an die Westküste der „Zeltmacher“ ab Juli 2005. Vereinigten Staaten teilzunehmen? Kontaktadresse: • Teilnahme an der 5-tägigen Hirtenkonferenz in der »Grace Church«, Los Angeles (mit John MacArthur); Vorträge werden in Deutsch und Christian Burkard, Bibelschule Postfach, Russisch übersetzt CH-3803 Beatenberg, Tel.: CH-(0)33 / 841 8033, eMmail: [email protected] • Rundreise durch Kalifornien, Arizona und Nevada (inkl. Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion, Las Vegas, San Diego, u. a.) Stellengesuch: • Preis: ca. 1.500,- Euro (inkl. Flug, Konferenzgebühren, Übern. mit Absolvent FTA Gießen, 36 J., langjährige Erfahrung Frühst., etc.) in Gemeindegründungsarbeit und Predigtdienst, sucht Arbeit als Prediger/Pastor in bibeltreuer, nicht • Es gibt noch freie Plätze charismatischer/ökumenischer Freikirche, alternativ • Anmeldeschluß: 15. Dezember 2004 auch gerne als Bibelschullehrer oder im christlichen Verlagswesen. Anmeldungen bitte direkt an den Veranstalter der Reise: Einzelne Vorträge oder Seminare zu verschiedenen Michael Hansel, Los Angeles (Reiseleiter) · Tel./Fax: 001-661-298-2402 (zw. Themen (z. B. Inspiration und Vertrauenswürdigkeit 18.00-23.00 dt. Zeit) oder unter [email protected] der Bibel, Bibelübersetzungen, Islam und Christen- tum, Zeitströmungen) sind ebenfalls möglich. - Änderungen vorbehalten - Kontaktadresse: Joachim Schmitsdorf · Prof.-Vormfelde-Str. 17 32130 Enger · Tel.: (0 52 24) 91 04 40 Mobil: (01 73) 1 03 87 77 eMail: [email protected] Gemeindegründung Nr. 80, 4/04 31
KfG e.V. · Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld emeindegründung Postvertriebsstück DP AG · Entgelt bezahlt H 12702 Konferenz für Gemeindegründung e.V. Postfach 13 22 D-36082 Hünfeld S„Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder! Und wandelt in der Liebe …“ Eph 5,1.2
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