Kf emeindegründung Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau Musik und Bibel • Roger Liebi, Schweiz • a Was man so alles »Gottes- dienst« nennt • Wolfgang Bühne, Meinerzhagen • a Kann man Musik geistlich bewerten? • Tim Fisher, USA • a Wahre und falsche Anbetung • Hans-Werner Deppe, Oerlinghausen • a Der musikgeschichtliche Wandel der letzten 150 Jahre • John MacArthur, USA • 2/05 Gemeindegründung · 21. Jahrgang · Nr. 82 · 2/05
IMPRESSUM I N H A LT Kf GESCHICHTE emeindegründung Musik und Bibel Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau Roger Liebi Musik und Bibel Gemeindegründung »„Musik ist älter als die Sünde. Sie spricht von der herrlichen Zeit, als es das Böse noch • Roger Liebi, Schweiz • 21. Jahrgang gar nicht gab. Diese Einsichten können uns sehr behilflich sein, um zu einer unver- Heft-Nummer 82 krampften, guten biblischen Haltung und Einschätzung im Blick auf die Musik zu ge- a Ausgabe 2/05 langen.“ Roger Liebi gibt uns in seinem Artikel einen ausgezeichneten Überblick über die Entwicklung der Musik in der Heilsgeschichte.« ...................................................... Was man so alles »Gottes- 6 dienst« nennt • Wolfgang Bühne, Meinerzhagen • a Kann man Musik geistlich bewerten? • Tim Fisher, USA • a Wahre und falsche Anbetung • Hans-Werner Deppe, Oerlinghausen • a Der musikgeschichtliche Wandel der letzten 150 Jahre • John MacArthur, USA • 2/05 Gemeindegründung · 21. Jahrgang · Nr. 82 · 2/05 PRAXIS Herausgeber Was man so alles »Gottesdienst« nennt Konferenz für Gemeindegründung e.V. Postfach 13 22, D-36082 Hünfeld Wolfgang Bühne Tel. (0 66 52) 91 81 87, Fax 91 81 89 [email protected] · www.kfg.org »„Wenn Menschen, die sich nicht dem Wort Gottes ver- pflichtet fühlen, biblische Begriffe umdeuten, ist das Vorstand schlimm, aber nicht verwunderlich. Wenn aber Christen, deren Denken und Leben von Wilfried Plock (1. Vors.), der Bibel bestimmt sein sollte, einer schleichenden Inflation oder gar Umdeutung bibli- Michael Leister (2. Vors.), scher Begriffe zum Opfer fallen, dann kann man das nicht mit Wortklauberei abtun.“ Gerhard Hahm, Christian Andresen, Wolfgang Bühne untersucht die Bedeutung des Wortes »Gottesdienst« im AT und NT, Dale Sigafoos, Hans-Werner Deppe 10um abschließend wahre Anbetung von der Schrift her zu beleuchten.«................... Schriftleitung Wilfried Plock, Mackenzeller Str. 12, PRAXIS D-36088 Hünfeld Fax (0 66 52) 99 25 34 Kann man Musik geistlich bewerten? Ständige Mitarbeiter Tim Fisher Hans-Werner Deppe, Oerlinghausen Michael Leister, Rothenkirchen »Tim Fisher geht dieser Frage in zwei Teilen nach. Zunächst erklärt er, wie man weltliche Musik bestimmen kann. In einem zwei- Repro & Druck ten Schritt zeigt er auf, dass Musik zu keiner Zeit moralisch neutral oder wert- Rüdiger Heinelt GmbH, Nüsttal- Hofaschenbach 13frei war.«................................................................................................. Erscheinungsweise & Preis PRAXIS vierteljährlich, EUR 10,– bzw. sFr 20,– pro Jahr einschließlich Versandkosten Wahre und falsche Anbetung Spendenkonten Hans-Werner Deppe VR-Bank NordRhön BLZ 530 612 30, KNR 622 508 »Anbetung ist unsere höchste Berufung. Evangelisation und für die KfG-Schweiz: Postscheckkonto Gemeindebau dient letztlich nur dazu, Anbeter für Gott zu gewinnen. Gerechtigkeit 30-342868-4; sonstiges Europa: besteht nur, wenn Gott über alle Maßen angebetet wird – alles andere ist ungerecht. Die IBAN: DE57 5306 1230 0000 6225 08, Bibel ist das Handbuch zur wahren Anbetung. Von der ersten bis zur letzten Seite geht es BIC-Code: GENODEF1HUE 20um die Verherrlichung Gottes.« ............................................................................ Bildnachweis photocase.de, S. 1, 2, 13; KfG, S. 3, 5; GESCHICHTE Leister, S. 4, 5; © 05 photodisk. Inc., S. 5, 6, 7, 18; © 05 Aris Entert. Inc., Der musikgeschichtliche Wandel S. 9; © 04 stock.xchng, S. 2, 10, 20, der letzten 150 Jahre John MacArthur 23, 32 . »Der Artikel konzentriert sich auf das oft widersprüchli- Das Copyright der Artikel liegt beim jeweiligen Au- che Thema zeitgenössischer Anbetungsmusik. Sollten in der Gemeinde nur Choräle ge- tor. Nachdruck nur mit Erlaubnis u. Quellenangabe. sungen werden, sollten es nur moderne Lobpreislieder sein, oder sollte da eine Ausgegli- chenheit bestehen? Und durch welche biblischen Prinzipien werden diese Maßstäbe fest- Die einzelnen Artikel vertreten die Auffassung des je- weiligen Verfassers und decken sich nicht notwendi- 23gelegt? Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit eben diesen Fragen.«............... gerweise mit der Sicht des Herausgebers oder der Schriftleitung. 2 Gemeindegründung Nr. 82, 2/05
Seiten im Internet LEITWORT unsere aktualisierten [email protected] www.kfg.orgBesuchen Sie Liebe Leserinnen, liebe Leser, Christen oder Besuchern. Und genau an dieser kaum ein Thema hat in christlichen Gemein- Stelle lauert m. E. die Gefahr: den aller Schattierungen soviel Streit ausgelöst Ich fürchte, dass viele Gemein- wie das Thema Musik. Muss es nun auch noch den ihr Musikprogramm im in einer Ausgabe der „Gemeindegründung“ Zuge der „besucherfreundli- behandelt werden? Wir meinen: ja. Wir möch- chen Welle“ immer mehr nach ten mit unserer Zeitschrift alle Bereiche von dem Geschmack von Men- Gemeindegründung und -leben ansprechen; schen ausrichten. daher auch das Thema Musik. Darum hoffe ich, dass diese Allerdings möchten wir keinen (neuen) Ausgabe ein wenig Orien- Streit provozieren, sondern viel- tierung im Dschungel des musi- mehr dazu ermuntern, neu „… alles, was wahr, kalischen Durcheinanders über Rolle und Ausrich- geben darf. Roger Liebi tung der Musik in der alles was ehrbar, alles, beginnt mit einem mu- Gemeinde nachzu- was gerecht, alles, was rein, sikalischen Gang denken. Vielleicht durch die Heilsge- gibt es Leser, die auf alles, was liebenswert, alles, schichte, während instrumentale Töne Tim Fisher der und Klänge in den was wohllautend ist, …, Frage nach der Wert- Versammlungen am das erwägt.“ neutralität der Mu- liebsten verzichten sik nachgeht. Beson- möchten. Andere lieben ders empfehlen möchte zeitgenössische Darbietungen PHILIPPER 4,8 ich den Artikel von John und wieder andere Musik und Ge- MacArthur, der den Wandel der sang aus dem 17. Jahrhundert. Wie kann eine christlichen Musik in den letzten 150 Jahren Gemeinde bei so vielen Geschmacksrichtun- aufzeigt. Am Ende findet sich eine Art „Chec- gen den musikalischen Ansprüchen der Men- kliste“, anhand derer wir unser gemeindliches schen von heute gerecht werden? Musikprogramm aufrichtig prüfen könnten Ich glaube, die Frage ist falsch gestellt. Die Bi- und sollten. Werner Deppes Gegenüberstel- bel lehrt uns, das gesamte Leben zur Ehre Got- lung von wahrer und falscher Anbetung rundet tes zu gestalten (1Kor 10,31). Dazu gehört auch dieses Heft ab. der Bereich Musik – in der Gemeinde und zu Viel Gewinn beim Lesen wünscht Hause. Dem HERRN müssen Gesang und Mu- euer Bruder sik zuerst gefallen, erst in zweiter Linie den Wilfried Plock Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 3
KO N F E R E N Z Einladung zur 23. Herbstkonferenz der KfG DO., 03. – SO., 06.11.2005 IM „CHRISTLICHEN ERHOLUNGSHEIM“ IN 56479 REHE / WESTERWALD In der heutigen Zeit wirkt das Evangelium der Bibel benötigen. auch Katholiken für Christus ge- Thema der diesjährigen Herbstkon- Auch erkennt man deutlich, dass es winnen möchte, wird diese Konfe- ferenz schon fast provokativ! Glau- Jim McCarthy nicht nur darauf an- renz eine wichtige Zurüstung sein. ben nicht zumindest alle ernsthaften kommt, die Irrlehren der Kirche Katholiken an Christus? Muss man Roms aufzuzeigen – es liegt ihm ZUR KONFERENZANMELDUNG diesen Menschen überhaupt das gleichermaßen am Herzen, diesen Bitte benutzen Sie zur Anmel- Evangelium verkündigen? Menschen die frohmachende Bot- dung wieder den untenstehenden schaft von dem Erlösungswerk Coupon. Dieser kann gerne kopiert »Katholiken für Christus gewinnen« Christi deutlich zu machen. werden, wenn sich mehrere Gemein- deglieder gleichzeitig anmelden Wahrscheinlich liegt es an der ZIELGRUPPE möchten. mangelnden Kenntnis über das ka- Jedem, der sich eben zu dieser Die Konferenzgebühr für die tholische bzw. das biblische Ver- Aufgabe zurüsten lassen möchte, le- Dauergäste beträgt EUR 30,– für ständnis von Rechtfertigung, dass gen wir diese Konferenz ans Herz. Einzelpersonen bzw. EUR 40,– für diese Fragen unter wiedergebore- Es braucht nicht zuletzt ein gutes Ehepaare. Wir bitten, die Gebühr nen Christen nicht mehr einheit- Verständnis der katholischen wie wie gehabt erst nach erfolgter schrift- lich beantwortet werden. der biblische Lehre, um diesen Men- licher Bestätigung durch uns zu über- schen auf dem Weg zu Christus Hil- weisen. Andere Anmeldungen als Wer unsere letzte Ausgabe der festellung geben zu können. Für je- mit diesem Coupon können nicht be- »Gemeindegründung« gelesen hat, den Mitarbeiter, der an seinem Ort rücksichtigt werden. Haben Sie herz- wird nicht nur verstehen, warum lichenDank für Ihr Verständnis! auch Katholiken so dringend das Im Haus wird es drei Preiskatego- rien zwischen EUR 30,50 und 38,10 Einsendeschluß: 10.10.05 geben (für Unterkunft & Verpfle- gung pro Person und Tag). Bettwä- Bitte in D R U C K B U C H S T A B E N ausfüllen und einsenden an: Hiermit melde ich folgende Person(en) zur Die Konferenzgebühr werde ich nach sche und Handtücher können gegen Herbstkonferenz der KfG vom 03.-06.11.2005 Erhalt meiner Anmeldebestätigung Entgelt ausgeliehen oder selbst mit- Konferenz für Gemeindegründung e.V. · Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld im Christlichen Erholungsheim in Rehe an: überweisen. gebracht werden. Um uns die Zim- mereinteilung zu erleichtern, bitten Waldruhe/ Bergfrieden/ Rehbachtal egal wir auch um Angabe des Alters und der Telefonnummer. Herr Frau Ehepaar Alter Ta l b l i c k Höhenblick (EUR 30,50) Wir freuen uns auf erbauliche Ta- (EUR 38,10) (EUR 35,50) ge in Rehe und beten mit Ihnen für eine vom Herrn gesegnete Konfe- N a m e , Vo r n a m e renz im Herbst 2005. Straße PLZ Ort Datum & Unterschrift Te l e f o n n u m m e r / e M a i l (wichtig bei Rückfragen)
Geplanter Programmablauf* James McCarthy — Kurzbiographie Tag Thema Donnerstag, 03.11.05 Beginn der Konferenz mit James McCarthy ab 16.00 Uhr Anreise und Anmeldung 18.00 Uhr Abendessen wurde in San Franzisco 19.30 Uhr Konferenzeröffung und Vorstellung in Kalifornien geboren. 20.00 Uhr des Referenten James McCarthy Als Sohn irischer Ein- Freitag, 04.11.05 1. Referat: 7.45 Uhr »Katholiken für Christus gewinnen« wanderer wurde er 8.30 Uhr — James McCarthy katholisch erzogen und 9.15 - 11.45 Uhr Gebetstreffen (auf freiwilliger Basis) besuchte eine katholi- 12.15 Uhr 14.30 Uhr Frühstück sche Schule. Später 15.00 Uhr 18.00 Uhr »Katholiken für Christus gewinnen« studierte er und erwarb 19.30 Uhr — James McCarthy einen Abschluss in Samstag, 05.11.05 Mittagessen, Ruhe, Gemeinschaft 7.45 Uhr Kaffeetrinken Kommunikationswis- 8.30 Uhr verschiedene Seminare & Workshops senschaft und als Elek- 9.15 - 11.45 Uhr Abendessen troingenieur. 12.15 Uhr 14.30 Uhr »Können wir mit Katholiken JAMES G. MCCARTHY 15.00 - 17.15 Uhr zusammenarbeiten?« — Dr. John MacArthur (Video-Live- Ab 1975 besuchten 18.00 Uhr Übertragung aus den USA) 19.30 Uhr Jim und seine heutige Frau Jean eine Bibelstunde der Gebetstreffen Sonntag, 06.11.05 (auf freiwilliger Basis) Parkside Gospel Chapel in San Franzisco und wur- 7.45 Uhr 8.30 Uhr Frühstück den dort gerettet. Bald darauf zogen sie ins Silicon 9.15 - 11.45 Uhr »Katholiken für Christus gewinnen« Valley um, wo Jim als Elektroingenieur für Hewlett — James McCarthy 12.15Uhr Packard arbeitete. Sie schlossen sich der Hillview Mittagessen, Ruhe, Gemeinschaft Kaffeetrinken Bible Chapel in Cupertino an. »Katholiken für Christus gewinnen« Der Dienst, den Jim für den Herrn leistet, ist eine — James McCarthy (inkl. F&A) Folge seiner Ausbildung in einer örtlichen Gemein- de. Im Jahr 1980 nahm Jim am DITP (Discipleship Abendessen Intern Training Program) teil, wo William MacDo- nald und Jean Gibson ihn weiter förderten. Vier Jahre »Entwicklungen und Tendenzen im später wurden die McCarthys dem Werk des Herrn evangelikalen Raum“ anbefohlen und zogen nach Irland. Dort dienten sie —Wolfgang Bühne (anschl. Basar :-) bis 1986. Dann wurde Jim gebeten, im DITP als Aus- bilder mitzuarbeiten. 1995 zogen Jim und Jean Gebetstreffen McCarthy nach San Jose, um dort in Zusammenar- (auf freiwilliger Basis) beit mit ihrer Heimatgemeinde eine neue Gemeinde zu gründen, Grace Bible Chapel. Dort dient Jim als Frühstück Ältester, und bildet Mitarbeiter aus, zum Beispiel durch den Kurs „University of Acts“. Er ist ein begab- »Katholiken für Christus gewinnen« ter Lehrer und Evangelist. — James McCarthy Jim leitet auch das Werk »Good News for Catho- Mittagessen, Kaffee, Abreise lics«. Er ist Autor von den Büchern „Das Evangelium nach Rom“, „Gespräche mit Katholiken“, „Was * –Änderungen vorbehalten– (nicht nur) Katholiken wissen sollten“, „Dies ist mein Leib“ und hat die englische Fassung von der Dokumentation „Die Römisch-Katholische Kirche, Fels im Wandel der Zeiten“ produziert. Jim und Jean haben drei Töchter: Elizabeth, Faith und Grace. Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 5
GESCHICHTE Musik und Bibel – Ein musikspezifischer Gang durch die Heilsgeschichte – Roger Liebi, Schweiz gemacht werden sollte. Wie bewerk- nannten Errungenschaften zu über- stelligten sie dies? Durch erstaunliche spielen. Dazu war die Musik ganz MUSIK IN DER URGESELLSCHAFT DER Entwicklungen auf allen möglichen besonders gut geeignet. Weshalb? Gebieten des menschlichen Strebens: Musik vermag den Menschen in sei- MENSCHHEIT Städtische Zivilisation (4,17), wirt- ner Ganzheit anzusprechen: Der Die erste Stelle in der Bibel, die schaftliche Neuerungen (4,20), Tech- Mensch ist eine Einheit von Geist, über Musik spricht, findet sich in nologie (4,22), Musik (4,21) und Ge- Seele und Körper (1Thess 5,23). Der 1Mo 4,21: walt verherrlichende Dichtung formale Aufbau der Musik, der darin „Und der Name seines Bruders war (4,23.24). In diesem Zusammenhang zum Ausdruck kommende künstleri- Jubal; dieser war der Vater aller derer, entwickelten sie auch eine von Gott sche Ideenreichtum und der Text (falls welche mit der Laute und der Flöte um- losgelöste Ethik (Wertung von Gut und es einen gibt) spricht insbesondere den gehen.“ Böse): Lamech führte die Polygamie forschenden und nach Erkenntnis Dieser Vers handelt von Jubal, ei- ein, indem er sich einfach zwei Frau- trachtenden Geist des Menschen an nem kreativen Musiker aus der An- en nahm (4,19). Des Weiteren versuch- (vgl. zum Begriff „Geist“ Ps 77,7). Die fangszeit der Menschheitsgeschichte. te er auf elegante, poetische Art, ei- Melodik und Harmonik in der Musik Jubal gehörte zur sechsten Generation nen brutalen Mord zu rechtfertigen. vermag die seelischen Empfindungen nach Kain, dem Brudermörder. Leider und Gefühle in Wallung zu bringen erwies sich die Nachkommenschaft ZUR KRAFT UND GEWALT DER MUSIK (vgl. zum Begriff „Seele“ Ps 42,6). Der Kains als höchst unerfreulich. Die Kain hatte sich völlig von Gott ent- Rhythmus spricht den Körper an und Kainiter entwickelten eine Kultur, in fremdet. Er ging weg von dem Ange- drängt dazu, ihn in Bewegung zu brin- der Gott, der Schöpfer und Erhalter sicht des HERRN (4,16). Seine Nach- gen (Ps 150,4). aller Dinge, weitgehend überflüssig kommen folgten ihm darin. Natürlich entstand dadurch eine innere Leere. Es gibt nur wenige Dinge im Le- Dieses Gefühl der inneren Friedlosig- ben, die wie die Musik den Menschen keit versuchte man mit den eben ge- derart in seiner Ganzheit anzusprechen vermögen.DieMusikkanndaherleicht 6 Gemeindegründung Nr. 82, 2/05
den täuschenden Eindruck einer die Es handelt sich um dasselbe Wort wie schen mit Geist, Seele und Körper Leere verdrängenden Erfüllung ver- in 2Mo 15,20 und Ps 150,4. Es kommt fordert. Wenn ich den Körper in die- mitteln. Diese Tatsache erklärt auch 17 Mal im Alten Testament vor und sem Zusammenhang ausdrücklich er- diederMusikinnewohnendepackende bedeutet stets „Tamburin“. Ich beto- wähne, sollte man doch beachten, und mitreißende Gewalt und Kraft. ne dies an dieser Stelle, weil in der welche zahlreichen Funktionen des rev. Elberfelder der Hinweis auf die Körpers beim Singen und Musizie- MUSIK IST ÄLTER ALS DIE SÜNDE Musikinstrumenteunberechtigterwei- ren aktiv werden. GottoffenbartunsinderBibel,dass se leider nicht zu erkennen ist. Das es Musik schon vor Jubal gegeben hat. mit „Flöte“ wiedergegebene Wort „ne- BIBLISCHE MUSIK EROBERT EUROPA In Hes 28,1-10 wird über den Fürsten qev“ bezeichnet ein Instrument, das Der Gesang der ersten Christen lei- von Tyrus gesprochen. In den folgen- durch den Vorgang des Bohrens tete sich vom Synagogengesang und den Versen geht es aber um den Kö- („naqav = durchbohren) hergestellt vonderTempelmusikinJerusalemher. nig von Tyrus, den Satan, der im Her- wird. Durch die Ausbreitung des Evangeli- zendesFürstenvonTyruswohnteund Diese Mitteilungen haben uns viel ums kam die Musikkultur des alten herrschte. Dieser „König“ war ein zu sagen: Musik ist älter als die Sün- Israel u.a. auch nach Europa. Die Engel, „ein gesalbter Cherub“, der de. Sie spricht von der herrlichen Zeit, manchen Lesern vielleicht nicht ganz einst von Gott vollkommen erschaf- alsesdasBösenochgarnichtgab.Diese unbekannten einstimmigen Gregori- fen worden war. Später fiel die- anischen Choräle (um 600 ser mächtige Engel in Sünde und n. Chr.) gehen, mindestens wurde zum „Satan“. Dieser Sün- zu wesentlichen Teilen, auf denfall fand natürlich noch vor „Und der Name die alttestamentliche, jüdi- dem Sündenfall des Menschen sche Musik zurück. statt (1. Mose 3). Hesekiel ent- seines Bruders war Jubal; Diese logozentrische, d. hüllte, dass dieser Engel noch h. das Wort ins Zentrum stel- vor seinem Fall ein Künstler auf dieser war der Vater aller derer, lende, Musik verdrängte die dem Gebiet der Musik gewesen griechisch-römische Musik war, insbesondere auf dem Ge- welche mit der Laute und der des Heidentums mit ihren biet der Schlag- und Blasinstru- z. T. ekstatischen und rhyth- mente (Hes 28,12-14): Flöte umgehen.“ musüberbetonten Auswüch- „Menschensohn, erhebe ein sen mehr und mehr. Die Bi- Klagelied über den König von bel lehnt ekstatische, tran- Tyrus und sprich zu ihm: So 1. MOSE 4,21 cehafte Erfahrungen ent- spricht der Herr, HERR: Der du schieden ab (vgl. 1Kor 15,34; das Bild der Vollendung warst, 1Thess 5,6.8; 1Tim 3,2.11; voll von Weisheit und vollkom- 2Tim 2,26; 4,5; Tit 2,2; 1Pet men an Schönheit, du warst in Eden, Einsichten können uns sehr behilflich 1,13; 4,7; 5,8). dem Garten Gottes; allerlei Edelge- sein, um zu einer unverkrampften, Als nicht ganz unwichtige Neben- stein war deine Decke: Sardis, Topas guten biblischen Haltung und Ein- bemerkung sei noch darauf hingewie- und Diamant, Chrysolith, Onyx und schätzung im Blick auf die Musik zu sen, dass die Art und Weise, wie alt- Jaspis,Saphir,KarfunkelundSmaragd gelangen. kirchliche Gesänge heute vorgetragen und Gold. Das Kunstwerk deiner Tamburine und deiner Flöten war werden – nämlich abgeklärt, mystisch MUSIK IN DER GEMEINDE GOTTES und freudlos –, nicht den Schluss zu- bei dir; an dem Tage, da du geschaffen Gemäß Eph 5,18-20, Kol 3,16 und lassen, dass die ersten Christen auch wurdest,wurdensiebereitet.Duwarst Jak 5,13 kommt dem Gesang in der so gesungen hätten. Ein und dieselbe einschirmender,gesalbterCherub,und Gemeinde des lebendigen Gottes eine Melodie kann ja prinzipiell derart ich hatte dich dazu gemacht; du warst sehr große Bedeutung zu. Die Er- verschiedeninterpretiertwerden,dass auf Gottes heiligem Berge, du wan- lösten des Herrn drücken damit An- Weltendazwischenliegen.DerGesang deltest inmitten feuriger Steine.“ betung, Dank, Ermutigung, Ermah- der ersten Christen war von echter Das mit „Tamburin“ übersetzte nung und Belehrung aus, und dies Freude und vom Leben aus Gott ge- Wort lautet im Hebräischen „toph“. auf eine Art, die den ganzen Men- kennzeichnet. Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 7
CHRISTENTUM UND EUROPÄISCHE Jazz, eine Verknüpfung aus afrikani- Herrlichkeit und Würde der Anbetung scher ekstatischer Rhythmik mit eu- des Erlöser-Gottes gebührlich beizu- KUNSTMUSIK ropäischer Harmonik. Daraus ent- tragen (vgl. Offb 5,8-10; 14,2; 15,2-4). stand vor vierzig Jahren der Rock ‘n’ Angetrieben durch den Wunsch, das Roll. Diese Art von Musik ist gekenn- SCHLUSSGEDANKEN Lob Gottes zu erhöhen, entwickelte zeichnet durch lautstarken und mo- Uns allen, die wir heute in einer man in Europa während Jahrhunder- notonen Rhythmus, wie er in der afri- täglichen Beziehung zu dem ewigen ten aus der Gregorianik die mehrstim- kanischen Götzenkultmusik seit Men- Gott leben, wird dies alles wohl zu mige Musik bis hin zum vierstimmi- schengedenken üblich ist. Sie besitzt denken geben. Haben wir nicht einen gen Choralsatz. Letzterer war bei J.S. daneben noch viele weitere erregen- Auftrag, um gerade in unserer verfins- Bach besonders eindrücklich ausge- deundsteigerndeStilmittel,dieinihrer terten Gesellschaft auch auf dem Ge- bildet. Der vierstimmige Tonsatz – ZusammenwirkungundintensivenAn- biet der Musik zeugnishaft zu leuch- dazu gehören auch die heute gesunge- wendung den Hörer in Trance verset- ten? Wir haben gesehen, dass sich die nen vierstimmigen Gemeinde- und zen kann. Durch solche Erfahrungen Musik durch alle Jahrhunderte und Kirchenlieder – bildet die Grundlage wird der Mensch aber sensibilisiert und Jahrtausende hindurch stets gewandelt für die gesamte konzertante und sym- empfänglich für dämonische Einflüs- hat. Zu allen Zeiten gab es Gott eh- phonische Musik Europas. Diese Art se. Viele Rockstars haben sich ganz rende und Gott verunehrende Musik. der mehrstimmigen Musik hat sich in offen zum Okkultismus, zur östlichen Man kann daher nicht sagen, „wirk- keiner Kultur der Welt entwickelt Mystik und zur Dämonie bekannt. Ihr lich Gott gemäße“ Musik sei etwa spe- außer in Europa, und zwar unter di- Lebensstil hat Millionen von Men- ziell der Choralgesang des 17. und 18. rektem Antrieb und Einfluss des Chris- schen geprägt. Die Rockmusik war ein Jahrhunderts. Nein, jede Zeit hat auch tentums. Diese Tatsache verdient un- wesentliches Mittel, um die Drogen- ihre eigene Musik. Aber damit die sere ganz besondere Beachtung. und die Pornowelle auszulösen Musik einer bestimmten Zeit den (insbesondere in den 60er Jahren) und Herrn ehren kann, muss sie sich an MODERNE E-MUSIK 1 zu fördern, indem diese Dinge in den biblische Normen halten. Sobald Texten z. T. ganz offen propagiert wur- Musik z. B. ekstatisch wird, steht sie Vor etwa hundert Jahren, also einer den/werden. Diese Musikkultur hat im Widerspruch zu göttlichen Gebo- viel zur Gottentfremdung des moder- ten. Ein „Musik-Problem“ hat es Zeit,indersichdiewestlicheWeltimmer nen Menschen beigetragen. immer gegeben. Es ist nicht eine aus- schließlich moderne Erscheinung. deutlicherzuentchristianisierenbegann, MUSIK UND DER UNTERGANG DES Aber man muss sagen, dass die Musik wohl kaum je im Leben des einzel- wurde die von Gott naturgesetzlich in ABENDLANDES nen, allein schon zeitlich gesehen, eine Wohin wird das alles führen? In derart große und gefährliche Rolle der physikalischen Struktur der Ober- Offb 16-19 wird das Gericht Gottes gespielt hat wie heute. Wir sind daher über unsere sterbende westliche Kul- in besonderer Weise herausgefordert, tonreihen vorgegebene harmonische tur beschrieben. In Verbindung mit um nicht als Massenmenschen dem ihrem Untergang heißt es in Offb Zeitgeist nachzulaufen, sondern vom Musik zunehmend verworfen und ins 18,22.23: Evangelium her gebotene glaubwür- „Und die Stimme der Harfensänger dige und ansprechende „Kontrapunkte Abseits gestellt, um und Musiker und Flötenspieler und Trom- christlicher Musik“ zu setzen. peter wird nie mehr in dir gehört wer- deratonalen,dodeka- den …; denn durch deine Zauberei Fußnoten (griech.: „pharmakeia“ = Drogenmiss- »Zu allen Zei- phonen (Zwölfton-) brauch und Okkultismus aller Art) sind 1 Oberbegriff für klassische („ernste“) oder Kunstmusik ten gab es Gott und seriellen Musik2 alle Nationen verführt worden.“ 2 Serielle Musik ist eine konsequente Weiterführung des sowie vielen weiteren ehrende und Richtungen Platz zu MUSIK ZUR EHRE GOTTES BLEIBT Grundprinzips der Zwölftonmusik. Es werden nicht schaffen. Die moder- Musik nach dem Sinn Gottes wird nur Reihen der Tonhöhe aufgestellt, sondern auch Gott veruneh- ne klassische Musik jedoch in alle Ewigkeit bestehen blei- Reihen weiterer Parameter wie Tonstärke, Tondauer, rende Musik.« des 20. und begonne- ben. Sie wird bestehen bleiben, um zur Tonfarbe und Artikulation. nen 21. Jahrhunderts ist ein beredter Spie- geleinerimtiefstenhoffnungslosenund Gott entfremdeten Kultur, deren Blick für eine Beziehung der Harmonie mit dem Schöpfer auf der Grundlage des Evangeliums verfinstert worden ist. MODERNE UNTERHALTUNGSMUSIK Ebenso um die Zeit der Jahrhun- dertwende entstand in Amerika der 8 Gemeindegründung Nr. 82, 2/05
SCHWEIZ Herzliche Einladung zur 8. Herbstkonferenz der KfG-Schweiz zur Thema «Wie erreichen wir Katholiken mit dem Evangelium?» vom Fr., 21. bis So., 23. Oktober 05 im Bibelheim Männedorf Unser diesjähriges Thema ist inso- James McCarthy wird u. a. folgende [email protected] Tel. 0041 (0)44 980 42 26. fern wichtig, da jeder zweite Schwei- Themen ansprechen: Dem nächsten Freundesbrief wird zer ein Katholik ist – Tendenz stei- - Der „todbringende Kreislauf“ eines eine Konferenzeinladung beiliegen. gend und das Evangelium der Bibel Für Kassetten-, MP3 CD- und Audio nicht oder nur ungenügend kennt. Katholiken / CD-Bestellungen sowie allfällige Wie können wir nun Katholiken die - Der römisch-katholische „Heilsweg“ Fragen wenden Sie sich bitte an Al- frohmachende Botschaft von dem Er- - Praktische Wege zum Erreichen und varo Rico, Les Mirabelles 8, CH-1274 lösungswerk Christi deutlich ma- Signy, Tel. 0041 (0) 22 361 14 27 chen? Mit dieser Konferenz möchten Gewinnen von Katholiken etc. Email: [email protected] wir für diesen Dienst eine echte Zurü- Bitte melden Sie sich frühzeitig an. stung anbieten. Zur Konferenzanmeldung Wer sich bis zum 21. August anmeldet Unser Referent James McCarthy ist erhält einen Rabatt auf die Konfer- selber katholisch erzogen worden und Unter www.kfg.ch Rubrik KfG- enzgebühr. Anmeldungen nach dem gilt als Kenner der Katholischen Kir- Schweiz finden Sie die Einladung mit 7. Oktober 05 können nur in sehr be- che. 1975 durfte er zum lebendigen allen nötigen Informationen. Sie kön- schränktem Umfang berücksichtigt Glauben an Jesus Christus kommen. nen sich dort elektronisch anmelden. werden. Ein kurzer Lebenslauf von James Wer diese Möglichkeit nicht hat, der wurde schon in der letzten Zeitschrift kann bei folgender Adresse eine Ein- Markus Bachofen veröffentlicht. ladung beziehen: Markus Bachofen, Fluh 366, CH-8124 Maur; Email: in- «Musik in der Gemeinde» Geistliche Lieder dürfen auch nicht körperstimulierend geprägt sein: Rückblick zum «ESRA-Tag» vom 09. April 2005 in Wetzikon durchgehender Beat ist ungeeignet und stimuliert eine Einheit der Ge- Der ESRA-Tag in Wetzikon, Schweiz, Für die Auswahl von Melodien soll- meinde, die nur scheinbar vom Heili- vom 9. April 2005 befasste sich einge- ten gemäss Phil 4,8 die Prinzipien der gen Geist gewirkt ist. hend mit diesem brisanten Thema. natürlichen Schöpfungsordnung an- Entsprechend Röm 12,2 sollten die Aufgrund der fundierten Ausführun- gewendet werden, wonach Symme- musikalischen Ausdrucksmodelle, gen von dem erfahrenen Musikpäd- trien, Klangschönheit berücksichtigt welche der Stimulation der weltli- agogen Adolf Graul wurde bald klar, werden. Klangverfremdete, disharmo- chen Amüsiersphäre als Tanz-, Unter- dass Musik in der Gemeinde keine nische Klänge sowie lärmende Laut- haltungs- und Discomusik dienen, blosse Geschmacksache ist. Der aktu- stärken sollten vermieden werden. bewusst gemieden werden. Der Mu- elle Anlass wurde rege von allen Al- Bei neuen Liedern ist anzustreben, sikstil von Rock und Techno ist ge- tersstufen besucht; eine grössere Ju- dass mit der Musik lediglich die Text- prägt von Lust und Konsum und för- gendgruppe aus Deutschland nahm aussage unterstützt wird. Dabei soll- dert die Unverbindlichkeit. Laut Aus- gar mehrere Stunden Anfahrt auf ten die oben erwähnten drei Elemente sagen fehlt nach längerem Konsum sich. Durch viele eindrückliche musi- Text-Melodie-Rhythmus ausgewogen die Bereitschaft auf das Zuhören von kalische Darstellungen wurde nach- eingesetzt werden. Es wurde darge- Wortbotschaften. gewiesen, dass Musik nicht wertneut- stellt, dass Anbetung „sich vor Gott Die interessanten, praktischen Er- ral ist, sondern ganz bestimmte Wir- niederwerfen“ bedeutet. Geistliche kenntnisse anlässlich dieser Tagung kungsweisen beinhaltet. So werden Lieder dürfen demnach niemals in machten uns klar, dass die Gesun- mit der Musik folgende Ebenen des erster Linie menschlichen Bedürfnis- dung des Musikstils in vielen Ge- Menschen angesprochen: Textaussa- sen befriedigen sondern „die Musik meinden ein schwieriger Prozess bein- ge: die geistliche Ebene; Melodie: die soll zur Ehre Gottes und zur Gesun- haltet, der Wissensvermittlung und seelische Ebene; Rhythmus: die kör- dung der Gemeinde dienen“ (Johann viel Feingefühl abverlangt. perliche Ebene. S. Bach). Roland Zürcher, Wetzikon Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 9
PRAXIS Was man so alles „Gottesdienst“ nennt … Wolfgang Bühne, Meinerzhagen bekommen oder mit anderen Inhal- fallen, dann kann man das nicht mit ten gefüllt werden. Wortklauberei abtun. Weitreichende Dass wir heute in einer Zeit leben, Folgen für das persönliche Leben und in der Worte und Begriffe einer ra- Wenn Menschen, die sich nicht dem auch für den Gottesdienst können sich santen Inflation unterliegen, ist eine Wort Gottes verpflichtet fühlen, bib- daraus ergeben. bekannte und bedauernswerte Tatsa- lische Begriffe umdeuten, ist das che. Für uns Christen ist es jedoch schlimm, aber nicht verwunderlich. So Und damit wären wir bei einem die- besonderstragisch,wenngrundlegende hat z. B. Nietzsche von der „Umwer- ser zentralen Begriffe, die eine neue Be- biblische Begriffe wie z. B. „Sünde“, tung aller Dinge“ geschrieben und den deutung bekommen haben: „Gottes- „Buße“ und „Bekehrung“ einer sol- in der Bibel negativen Begriff „Selbst- dienst“. Gegen Ende des Jahres reden chen Inflation erliegen und im Lauf liebe“ zu einer Tugend gemacht und wir vom „Weihnachts-Gottesdienst“, in der Zeit eine völlig andere Bedeutung andererseits eine biblische Tugend wie diesen Wochen vom „Oster-Gottes- „Demut“ mit deutlichen Worten ge- dienst“.Wirpflegen„Gäste-Gottesdiens- branntmarkt. te“, veranstalten „Kinder-Gottesdiens- te“, „Jugend-Gottesdienste“ usw. Hier Wenn aber Christen, deren Denken und da soll es sogar „Tier-Gottesdiens- und Leben von der Bibel bestimmt te“ gegeben haben, wo besorgte Leute und geprägt sein sollte, einer schlei- ihre Zwei- oder Vierbeiner mitgebracht chenden Inflation oder gar Umdeu- haben, um sie „segnen“ zu lassen. tung biblischer Begriffe zum Opfer 10 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
Heute betete in unserer Gemeinde sicht.“ (2Mo 23,15; 34,20; 5Mo 16,16.) Stiftshütte oder dem Tempel bestand, ein geschätzter Freund von mir um Zum Gottesdienst ging man also in macht der Herr in seinem Gespräch Gottes Segen für einen „Fußball-Got- jedem Fall als ein Gebender, als einer, mit der Samariterin am Jakobsbrun- tesdienst“. Gemeint war ein Fußball- der aus der Fülle der erfahrenen Güte nen deutlich, dass die Anbetung oder Turnier, an dem auch unsere jungen Gottes etwas zurück brachte, um sei- Verehrung Gottes von nun an nicht Leute teilnahmen und das neben der ne Dankbarkeit zu zeigen und Gott mehr an einen bestimmten Ort oder sportlichen Betätigung und Gemein- zu ehren und zu erfreuen. In dem er- an bestimmte Rituale gebunden ist, schaftspflegeaucheineevangelistische greifenden Gebet in 1. Chronik 29,14 sondern „in Geist und Wahrheit“ ge- Zielsetzung hatte. Diese Bezeichnung sagtDavid,nachdemerselbstundseine schieht: „Gott ist ein Geist, und die für einen sportlichen Wettkampf kam Obersten „mit aller Kraft“ freigiebig ihnanbeten,müsseninGeistundWahr- mir doch etwas sauer auf und hat heit anbeten.“ (Joh 4,24) mich veranlasst, über die bibli- sche Bedeutung des Begriffes „Ich ermahne euch nun, Der Gottesdienst des „Gottesdienst“ nachzudenken. Neuen Testamentes ist nicht Um Missverständnisse zu ver- Brüder, durch die Erbarmungen mehr durch die Sinne (füh- meiden: Ich habe zu dem Gebet len, riechen, sehen, hören, meines Freundes laut „Amen“ schmecken) bestimmt, son- dern das Herz, die Gesin- gesagt, weil ich wusste, was er Gottes, eure Leiber dazustellen meinte. Und selbstverständlich nung,der„Geist“,dasInners- als ein lebendiges, heiliges, Gott weiß Gott noch viel besser, was te des Menschen ist aktiv in wir oft mit undeutlichen Wor- Verbindung mit der von Gott ten oder auf den Kopf gestellten wohlgefälliges Schlachtopfer, geoffenbarten „Wahrheit“. Begriffen ausdrücken wollen. Deshalb spielen im neu- Doch das Wissen um Gottes Sou- was euer vernünftiger testamentlichenGottesdienst veränität sollte uns nicht ober- Elemente, welche die Sinne flächlich im Gebrauch biblischer Gottesdienst ist.“ ansprechen (Musik, Bewe- Begriffe machen, weil nicht aus- gung, Gewänder, Geruch, geschlossen ist, dass dadurch Räumlichkeiten usw.) keine auch unser Denken und Leben RÖMER 12,1 oder nur eine sehr unterge- oder eben unser „Gottesdienst“ ordnete Rolle. Das haben einen anderen Inhalt oder eine die Reformatoren sehr deut- andere Richtung bekommen kann. Gold, Silber und Edelsteine für das lich erkannt und den römisch- katho- Haus Gottes gegeben hatten: „Denn lischen „Gottesdienst“, der mit vielen von dir kommt alles und aus deiner Ritualen und äußerer Pracht verbun- „GOTTESDIENST“ IM ALTEN TESTAMENT Hand haben wir dir gegeben.“ den war, konsequenterweise verurteilt. Leider muss man heute in vielen evan- Dieser Begriff kommt im AT in gelikalen Kreisen eine gegenläufige manchenÜbersetzungengarnichtvor. GOTTESDIENST IM NEUEN TESTAMENT Entwicklung beobachten, indem der In der Luther-Übersetzung taucht er Gebrauch von Musik, Gewändern, zum ersten Mal in 2. Mose 30,16 auf, Im NT erscheint der Begriff an ver- Tanz, Banner usw. den „Gottesdienst“ wo es um den Dienst in der Stiftshüt- schiedenen Stellen und auch hier er- immermehrzueiner te geht. Aber dieses „Gott dienen“ scheint der Christ als einer, der vor äußerlichen Sache, kommt in allen guten Übersetzungen allem Gott aber auch Menschen das zu einer „Show“ »Zum Gottes- zum ersten Mal in 2. Mose 3,12 vor, gibt, was Gott ihm zuvor gegeben hat. macht, der eben die dienst ging man wo Gott zu Mose sagt: „Wenn du das Sinne beeindruckt Volk aus Ägypten geführt hast, werdet Römer 12,1: „Ich ermahne euch und das „Herz“ also in jedem nun, Brüder, durch die Erbarmungen ihraufdiesemBergGottdienen.“Und Gottes, eure Leiber dazustellen als ein möglicherweise un- Fall als ein Ge- dann folgen in den nächsten Kapiteln lebendiges, heiliges, Gott wohlgefäl- beteiligt lässt. bender, (…) um und Büchern Mose genaue Anweisun- liges Schlachtopfer, was euer vernünf- gen, wie ein Gottesdienst nach Gottes tiger Gottesdienst ist.“ NEUTESTAMENTLICHE seine Dankbar- Anweisungen aussah. Jakobus 1,27: „Ein reiner und un- OPFER keit zu zeigen und Gott zu Für jeden Israeliten war klar, was befleckter Gottesdienst vor Gott und Gottesdienst zu bedeuten hatte: Man dem Vater ist dieser: Waisen und Wit- kommt zur Stiftshütte oder zum Tem- wen in ihrer Drangsal zu besuchen Der Brief an die ehren und zu erfreuen. « pel, also dahin, wo Gott seine Anwe- und sich selbst von der Welt unbe- Hebräer behandelt senheit verheißen hat, nicht um Gott fleckt zu halten.“ sehr deutlich den nacheigenemGutdünkenirgendetwas Kenner der griechischen Sprache Unterschied zwi- zu bringen, sondern nur das, was Gott sagen, dass im Grundtext für „Gottes- schen Gottesdienst ausdrücklich und präzise angeordnet dienst“verschiedeneWortegebraucht und Opfern im AT und dem Verständ- hat. Auf keinen Fall sollte man mit werden,diemanauchmit„Verehrung“, nis von Gottesdienst und Opfern im „leeren Händen“ kommen. Drei Mal „Frömmigkeit“ oder auch „Kult“ neutestamentlichen Sinn: „Durch ihn finden wir diese Mahnung Gottes in übersetzen kann. Während der Got- nun lasst uns Gott stets ein Opfer des den Büchern Mose: „Man soll nicht tesdienst im AT vor allem aus materi- Lobes darbringen, das ist die Frucht leer erscheinen vor meinem Ange- ellen Opfern in Verbindung mit der der Lippen, die seinen Namen beken- Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 11
nen. Das Wohltun und Mitteilen aber kalenKreisenderBegriff„Anbetung“ den „Geistlichen Liedern“ singen, oder vergesst nicht, denn an solchen Opfern an Bedeutung gewonnen hat. Und die „Du bist erhoben, für immer gehört hat Gott wohlgefallen“ (Hebr 13,15- Tatsache, dass vermehrt „Lobpreis- dir der Thron“ aus „Feiert Jesus“ drei 16). Petrus bezeichnet uns als „heilige Gottesdienste“ veranstaltet werden, ist mal wiederholen. Priester“, um „darzubringen geistliche ein positives Zeichen dafür, dass ein Schlachtopfer, Gott wohlangenehm Verständnis für eine unserer wichtigs- WAS IST „ANBETUNG“? durch Jesus Christus“ (1Petr 2,5). ten Aufgaben als Christen wächst: Gott anzubeten! An vielen Stellen im AT und NT, Gott zu loben, Ihm zu danken, Ihn wo von Anbetung die Rede ist, werden anzubeten, Ihm auch unseren Leib, In vielen Gemeinden beginnt die nichtmehrvieleWortegesprochenoder unser Leben hinzugeben (Röm 12,1) Gemeinde-Veranstaltung mit einer Lieder gesungen, sondern Menschen und dann auch unseren Nächsten die „Lobpreis-Zeit“, neue „Anbetungslie- fallen wortlos auf ihre Knie oder auf Hilfe zu geben, die sie brauchen, mit- der“ sind entstanden, es gibt „Anbe- ihr Angesicht und beten an. Sie sind so zuteilen, also wohlzutun, das ist der tungsleiter“ und Seminare, die dazu vonGottesHerrlichkeit,Heiligkeitoder Gottesdienst, den der Herr von uns ausbilden. Manche Gemeinden haben Gnadeüberwältigt,dasssiekeineWorte erwartet. ein „Anbetungsteam“ und auch die mehr finden. Aber aus ihren Herzen Verlage haben diese „Marktlücke“ steigen Empfindungen der Bewunde- „GOTTESDIENST“ – IM HEUTIGEN entdeckt und überfluten uns mit ei- rung empor, die allein Gott erfreuen, ner Unmenge „Worship“-Cds. Sogar der die Herzen kennt. SPRACHGEBRAUCH „Anbetungsmusik“ soll es geben (…) Instrumente, Schlagzeug, Verstärker, Wenn ich die Worte „ich bete dich Wenn heute jemand sagt: „Ich gehe Beamer und alle möglichen techni- an“ in Lied oder Gebet ausspreche, zum Gottesdienst!“, dann geht er schen Hilfsmittel werden eingesetzt, ist das nur dann Anbetung, wenn mein normalerweise zu einer Gemeindever- um eine solche „Anbetungszeit“ zu Herz (oder mein Geist) von der Grö- anstaltung in der Erwartung, etwas zu gestalten. Doch auch hier muss selbst- ße, Gnade und Liebe unseres Herrn empfangen, von Gott und Menschen kritisch gefragt werden: Geht es wirk- erfüllt ist, die mir der Geist Gottes bedient zu werden und nicht mit dem lich darum, Gott anzubeten und ihn durch das Wort Gottes oder auf ande- Vorsatz, Gott zu dienen, Ihm etwas zu zu loben oder zeigt sich in der Praxis re Weise geoffenbart hat oder die ich „opfern“. diese „Anbetungszeit“ doch nur als im praktischen Leben mit dem Herrn eine Unterhaltung des Publikums, als erfahren habe. Wenn ein Pastor oder Prediger sagt: Stimmungsmache oder Schwelgerei in „Ich halte gleich einen Gottesdienst“, religiösen Gefühlen? Wer glaubt, man könne Anbetung dann deutet er damit an, dass gleich wie auf Knopfdruck durch Musik, eine Predigt zu erwarten ist. Wenn unser Herr davon spricht, Gesang oder Tanz erzeugen oder dazu dass Gott in „Geist und in der Wahr- stimulieren, der verwechselt Anbe- Unsere wichtige Aufgabe – Gott zu heit“ angebetet werden will, dann tung mit religiösen Gefühlen. Wenn dienen – haben wir damit auf den Kopf scheint mir die heute weithin übliche ich wie Saul im bewussten Ungehor- gestellt: Gott dient uns! Der Gottes- „Anbetungspraxis“ ein Rückschritt in sam gegen Gottes Gebote lebe und dienst ist also nicht mehr in erster Linie alttestamentliche Gottesdienstformen mir einbilde, ich könnte in diesem auf die Wünsche Gottes, sondern auf zu sein. Hier werden vor allem wieder Zustand Gott Opfer darbringen oder die der Menschen ausgerichtet. die Sinne angesprochen, optische und Ihn anbeten, dann erliege ich einer akustische Reize spielen eine immer folgenschweren Selbsttäuschung, die „LOBPREIS-GOTTESDIENSTE“ größere Rolle und eine Anbetung Gottes Gericht herausfordert: „Hat Gottes ohne Musik, ohne Verstärker, der Herr Gefallen an Brandopfern Wahrer Gottesdienst hat sehr viel ohne „Show“ ist für viele kaum vor- und Schlachtopfern, wie daran, dass mit Lob und Anbetung Gottes zu tun. stellbar oder würde als trist und lang- man der Stimme des Herrn ge- Auf der einen Seite ist es erfreulich, weilig bezeichnet werden. horcht? Siehe, Gehorchen ist besser dass seit einigen Jahren in evangeli- als Schlachtopfer, Aufmerken bes- A.W. Tozers Bemerkung sollte uns ser als das Fett der Widder. Denn nachdenklich machen: „Es ist beinahe wie Sünde der Wahrsagerei ist Wi- unmöglich, einen Versammlungsort zu derspenstigkeit, und der Eigenwille finden, dessen einzige Attraktion Gott wie Abgötterei und Götzendienst. ist!“ Und genau deswegen wird man Weil du das Wort des Herrn verwor- immer andere Attraktionen erfinden, fen hast, so hat er dich verworfen...“ um das Publikum bei Laune und in (1Sam 15, 22-23). der Selbsttäuschung zu halten, Gott mit diesen Aktionen zu ehren. Wenn Im Umgang mit Worten und Be- wir Gott nicht wirklich kennen, weil griffen, die wir in Liedern oder Gebe- wir sein Wort, in dem er sich offen- ten aussprechen, sollten wir die Mah- bart, nicht betend lesen und studie- nung des Predigers beherzigen: „Sei ren, können wir ihn auch nicht voller nicht vorschnell mit deinem Mund, Freude und Bewunderung anbeten. und dein Herz eile nicht, ein Wort vor Wenn wir im Alltag nicht aus der Freu- Gott hervorzubringen, denn Gott ist de am Herrn leben, werden unsere im Himmel und du bist auf der Erde: „Anbetungslieder „ am Sonntag nur Darum seien deiner Worte wenige“ abscheuliche Heuchelei sein. Egal, ob (Pred 5,1). wir „Anbetung dir dem Lamme“ aus 12 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
PRAXIS Kann man Musik geistlich bewerten? Tim Fisher, USA Es wird gesagt – oft ohne darüber haben. Es ist klar, dass wir sie nicht nachzudenken – dass Christen mit „der „lieben“ sollen. Und doch sehen wir WAS IST WELTLICHE MUSIK? Welt“ nichts zu tun haben sollen. Dies in Johannes 3,16, „dass Gott die Welt kann missverstanden werden, es sei so sehr geliebt hat.“ Ist das ein Wider- Ist Musik ungläubiger Komponis- denn, man betrachtet es im Licht der spruch? Das kann es nicht sein; aber ten, von denen manche auch einen Schrift. Wenn die Absonderung betont vielleicht haben wir nur ein unvoll- fragwürdigen Ruf haben, immer ver- wird, dann wird häufig 1. Johannes 2,15 ständiges Bild davon, wer oder was „die kehrt? zitiert, um die um uns herum zu war- Welt“ ist. Eltern warnen ihre Kinder nen, dass sie es vermeiden sollen, ir- oft davor, „weltliche“ Musik anzuhö- gendetwas mit „der Welt“ zu tun zu ren. Das ist guter elterlicher Rat, aber Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 13
wir müssen hier „weltlich“ genauer Macht, die „von Gott verordnet“ wur- definieren, um besser verstehen zu de (Röm 13,1 ff.). Die Schrift sagt uns, können, was wir meiden sollen. Im dass sogar „das Ackern der Gottlosen“ Bereich der Musik haben wir einen Sünde ist (Spr 21,41 – 1951 Revidier- sehrrealenFeind,undwirkönnenuns te Schlachter Bibel), aber dies bezieht in diesem Kampf besser behaupten, sich darauf, dass der Mensch nicht in wenn wir genau wissen, wie wir ihn der Lage ist, Werke zu tun, mit denen erkennen können. er sein Heil verdienen kann. Hier meinen wir ganz spezifisch die „feind- HarpersBibellexikonerklärtuns,dass liche Welt“, die Christen aktiv und es im Neuen Testament drei Begriffe konsequent meiden sollen. Es ist un- für Welt gibt: 1) den, der am häufigs- logisch und unbiblisch, Menschen zu ten vorkommt und der auf Deutsch meiden, mit denen wir im alltäglichen kosmos wäre; 2) einen Begriff, der „be- Leben zu tun haben. wohnte Welt“ bedeutet (oikumene, wovondasWortÖkumenekommt);und Die „Welt“ bezieht sich nicht auf 3)einenBegriff,derwieaeonlaionklingt die Schöpfung. Gott erschuf die Welt und der Zeitliches ausdrückt („diese und alles, was darin ist. Das erschaf- Welt/die zukünftige Welt“). Kosmos feneUniversum„erzähltdieHerrlich- ist der Begriff, der für unsere Betrach- keit Gottes“ (Ps 19,1). In 1. Mose le- tung hier am wichtigsten ist. sen wir, dass Gott Seine Schöpfung als „gut“ und „sehr gut“ bezeichnete. Strongs Überarbeitetes Lexikon gibt ObwohlsiejetztunterdemFluchsteht, mehrere Definitionen des Wortes kos- kann sich die „Welt“ nicht auf die phy- gen, dann hören und spüren wir oft mos an. Die erwähnenswertesten sind sische Erde beziehen. die Annahme, dass wir mit unserer 1) „eine passende und harmonische Einstellung befürworten, dass jegliche AnordnungoderVerfassung,Ordnung, Wir erinnern uns, dass es sich bei Musik zu meiden ist, die von Ungläu- Regierung“, 2) „die Menge der Gott- der „Welt“ um jenes organisierte Sys- bigen geschrieben wurde. Nein! Wir losen; alle Menschen, die von Gott tem auf der Erde handelt, das Chris- befürworten aber, dass die Werke von entfremdetunddeswegenChris- Menschen zu meiden sind, tus gegenüber feindlich sind“; die bewusst oder auch unbe- und 3) „Angelegenheiten der wusstinFeindschaftzuChris- Welt; die Gesamtheit der irdi- „… alles, was wahr, tus verfasst wurden. schen Dinge“. „Die Welt“, die wir meiden sollen, ist weder „die alles, was ehrbar, alles, was Wir sollen jegliches Werk erschaffene Welt“ noch die Un- von Menschen meiden, das gläubigen, sondern jenes orga- gerecht, alles, was rein, alles, bewusst oder unbewusst gegen nisierte Weltsystem, das feind- Gottes Ordnung verstößt. Es lich gegenüber Christus ist. was liebenswert, alles, was gibt zweifellos viele Ungläu- Unser Kontakt mit den Ungläu- bige, die ohne darüber nach- bigen hat zum Ziel, sie aus die- wohllautend ist, wenn es ir- zudenken, Musik komponie- sem System zu befreien, und ren oder andere Kunstwerke nicht, sie zu ermutigen, darin gendeine Tugend und wenn es schaffen, die gegen Gottes zu bleiben. Gebote und Vorgaben versto- irgendein Lob (gibt), das er- ßen. In ihrer Kunst gibt es Um das zu veranschaulichen, vielleicht keine böswillige denke doch einmal an all die Absicht oder bewusste Feind- ungläubigen Menschen, mit wägt!“ schaftgegenüberChristus,aber denen du täglich zu tun hast. das erzielte Ergebnis ent- Wenn ein Monteur in dein Haus spricht nicht dem Plan Got- kommt, um den Kühlschrank PHILIPPER 4,8 tes, weil sie von Prinzipien zu reparieren, übt er, auch wenn ausgingen, die im Wider- er wahrscheinlich ungläubig ist, spruch stehen zu Gottes Ge- nicht die Funktionen eines „organi- tusfeindlichgesinntist.Dieshilftuns, setzenunddasungeachtetihrerjeweili- sierten Weltsystems, das Christus ge- wenn wir im Bereich der Musik eini- gen Motive. Man soll sich in gleicher genüber feindlich ist“ aus. Er hat mit ge wichtige Anwendungen machen Weise bemühen, Werke dieser Art zu notwendiger menschlicher Arbeit zu müssen. meiden,wiedievondenen,diesichganz tun – mit dem Geschäft des Lebensun- bewusstundabsichtlichmitihrerKunst terhalts und nicht mit den Geschäften Auf unseren Vortragsreisen, wenn Gottwidersetzen.Aufgrunddesselben Satans. Wenn ein Verkehrspolizist da, wir über Musik sprechen und Chris- Prinzipsmeidenwirauchgegebenenfalls wo sich ein Autounfall ereignet hat, ten vor den Gefahren der Musik der dieKunstvonGläubigen. seine Pflicht tut, führt er nicht Satans Welt warnen und ihnen die Notwen- Plan aus, Christus vom Thron zu stür- digkeit nahe legen, als Gläubige das Alle Menschen sind von der Sün- zen, sondern er vertritt eine staatliche „neue Lied“ von Psalm 40,4 zu sin- de verdorben – keiner kann allein 14 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
mit seinen Werken vor Gott Gefal- stück von Felix Mendelssohn. Wenn Reaktionen bringt Rockmusik len finden. Auch Christen sündigen es von einem Schulchor geübt und hervor? Sehen wir, dass die Zuhörer noch. Die Tatsache unserer Errettung gesungen wird: Lernen oder erfah- mit Gottesfurcht reagieren oder dass bedeutet nicht, dass wir nicht in der ren die Schüler einen Inhalt, der im durch diese Musik eine innere Ein- Lage sind, etwas herzustellen, das Widerspruch steht zu Gottes Ord- stellung gefördert wird, die Gott im Widerspruch zu Gottes Plan nung oder Seinen Wertvorstellungen? wohlgefällig ist? Basiert diese Mu- steht. Ein Musikstück, das von ei- Werden sie als eine direkte Folge sik auf einer Ordnung Gottes für nem christlichen Musiker geschrie- davon an Dinge herangeführt, die im Kommunikation? Nein. Rockmusik ben wurde, ist nicht von vorne her- Gegensatz stehen zu dem Plan Got- ist populär, weil sie Sinnlichkeit und ein besser als das eines Ungläubi- tes für ihr Leben? Auf diese Fragen Freiheit von Einschränkungen und gen. Ob ein Werk gut oder schlecht kann man nur mit einem deutlichen Regeln vermittelt – Unordnung und ist, hängt ab von seinem Inhalt und NEIN antworten. In all den Jahren, Rebellion. Rockmusik kann nichts der Beziehung zu Gottes Charakter in denen wir über Musik referiert anderes als weltlich sein, weil sie Mu- und Seinem Plan für unser Leben, haben, trafen wir keinen einzigen sik für das Fleisch ist, das gegen den wie es in Seinen Gesetzen der Mu- Teenager, der behauptete, dass sein Geist kämpft (Gal 5,17). Wir müs- sik reflektiert wird. Leben und seine Wertvorstellungen sen jeglichen Musikstil meiden, der dadurch ruiniert worden wären, weil sich an Rockmusik orientiert – wie Genauso oft wird die Frage ge- er klassische Musik gehört hatte. Gute beispielsweise CCM (Contempora- stellt: „Was ist mit klassischer Mu- Musik ist von Natur aus im Einklang ry Christian Music = Zeitgemäße/ sik, die von Ungläubigen komponiert mit den guten Dingen, die Gott für „Coole“ Christliche Musik) obwohl worden ist?“ Die meisten klassischen uns möchte. der Komponist oder aufführende Musikwerke wurden von Ungläubi- Künstler vielleicht gar nicht absicht- gen geschrieben, und junge Leute ver- Gottes Prinzipien, die wir in Phi- lich und bewusst Gott herabsetzen wenden oft diese Tatsache, um Ar- lipper 4,8 finden – Wahrheit, Ehrbar- oder sich Seinem Plan entgegenstel- gumenten zu widersprechen, wenn keit, Gerechtigkeit, Reinheit, Liebens- len wollte. Die Weltlichkeit von das gottlose Leben von Rockmusik- würdigkeit, guter Ruf, Tugend und Lob Menschen ist ein Problem, wenn ihre ern angegriffen wird. Aber wir wol- – sind der Maßstab für den Inhalt der Weltlichkeit eng mit ihrer Musik len es nicht dabei belassen, nur den Dinge, die für unser Leben nützlich verbunden ist. Aber die Musik selbst – wie wir wissen – sündhaften Cha- sind. Wenn ein ungläubiger Koch in kann weltlich sein. Wenn das der Fall rakter von Menschen anzuschauen, einem Restaurant ein gutes Essen zu- ist, dann ist sie nicht die richtige sondern wir nehmen den Inhalt ih- bereitet, dann ist es nicht sein Cha- Musik. rer Werke unter die Lupe. Wurde ein rakter, der unseren Appetit anspricht. Streichquartett von Mozart – bewusst Dies ist natürlich keine Rechtferti- Es ist klar, dass in dieser Kürze nicht oder unbewusst – im Widerspruch gung für einen verlorenen Sohn, der oder in Feindschaft zu Christus kom- mit seiner Musik „die Schoten der alle Fragen zu jedem Thema beant- poniert? Haben diejenigen, die Mu- Welt frisst“. Wir würden nie in ein sik von Mozart hören oder spielen, teures Restaurant gehen, um uns dort wortet werden können. Aber wenn wir als unmittelbares Resultat davon wenn auch die besten Hamburger und mehr und mehr ein Verlangen, das Pommes Frites servieren zu lassen. deutlicher erkennen, was „die Welt“ sich gegen den Plan Gottes für ihr Wenn wir wunderschöne klassische Leben stellt? Nehmen wir ein Chor- Musik anhören, dann sind es nicht ist, können wir uns konsequenter von die hohen Wertvorstellungen des Komponisten, die diese Musik so ihr fernhalten. Gute Musik (unabhän- wunderschön machen; es ist der In- halt der Musik – gemessen an den gig vom Komponisten) ist in Harmo- Prinzipien Gottes. nie mit Gottes Plan für unser Leben. Wir wollen wieder die Rockmu- sik betrachten. Obwohl diejenigen, Robert Berglund macht in seinem die diese Art von Musik schreiben und aufführen, seit Jahren die bösen Buch Eine Philospohie der Musik in der Absichten und Zwecke, die sie mit ihrer Musik verfolgen, zugeben, ist Gemeinde folgende das nicht annähernd so wichtig wie die mangelhafte Qualität und die Ver- scharfsinnige Beob- dorbenheit der Musik selbst. Die meiste Rockmusik wird von Leuten achtung: „Wenn jeder »Die Tatsache geschrieben, die ohne Frage in Feind- beliebige Musikstil – unserer Erret- schaft zu Christus stehen. Aber noch mit der darin enthal- viel schlimmer ist, dass die Musik selbst im Widerspruch steht zu Chris- tenen oder damit be- tung bedeutet tus und dem Plan Gottes für unser absichtigten Bedeu- nicht, dass wir Leben (Phil 4,8). Schau dir an, was tung Empfindungen, allein die Musik vermittelt. Welche nicht in der Ideen, Emotionen, Lage sind, etwas Wertvorstellungen herzustellen, das oder Stimmungen verursacht, die von dem, durch oder für im Widerspruch den unveränderten zu Gottes Plan Weg des Lebens sind: steht.« Musik dieser Art ist in einem von Chris- tus veränderten Le- ben total fehl am Platz (Robert Berglund, Eine Philoso- phie der Musik in der Gemeinde (Chi- cago: Moody Press, 1985), S. 12). Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 15
SIND DIE VERSCHIEDENEN Lied“ des Gläubigen angesprochen MUSIKRICHTUNGEN NICHT MORALISCH wird (Ps 33,3; Ps 40,4; Ps 96, 1; Ps 9 8, 1; Ps 144,9; Ps 149, 1; Jes 42, 10; NEUTRAL? Offb 5,9). Wenn man diese Bibel- stellen auch im Licht der „Erneue- Wenn die Liedtexte gut sind, was rung“, wie sie im Neuen Testament macht dann die Musik aus? betont wird (Röm 12,12; 2Kor 5,17; Gal 6,15; Eph 4,24), betrachtet, so In der Bibel gibt es nichts, womit erkennt man, dass im erneuerten Le- man belegen kann, dass Musik neu- ben eines Christen kein Platz für Mu- tral ist. In 1. Samuel 16 lesen wir, dass sik ist, die den „alten Weg“ darstellt König Saul in der Musik von David (d. h. den Weg der Welt oder Welt- moralische, körperliche und emotio- lichkeit). Musik, die Sinnlichkeit nale Hilfe und Erleichterung fand und Fleischlichkeit hervorhebt und (Vers 23). Man beachte, dass es sich fördert, kann nicht „vom Geist“ sein. um reine Instrumentalmusik handel- Galater 5,17 macht das wieder deut- te („David nahm die Zither und spielte lich: „Denn das Fleisch begehrt ge- darauf mit seiner Hand.“) Oft wird in gen den Geist auf, der Geist aber ge- diesem Abschnitt übersehen, dass Saul gen das Fleisch; denn diese sind zuvor von seinen Knechten den Rat einander entgegengesetzt, damit ihr bekam, einen Musiker zu suchen zu nicht das tut, was ihr wollt.“ dem ganz bestimmten Zweck, dass ihm dadurch geholfen werden würde! Lies Nirgendwo in der Bibel heißt es, dazu die Verse 15-17: dass wir jede beliebige Art von Musik dazu verwenden dürfen, um eine geist- Und die Knechte Sauls sagten zu liche Botschaft zu übermitteln. 1. deres behaupten kann.“ (Dr. Max ihm: Sieh, ein böser Geist von Gott Korinther 2 wurde geschrieben, um Schön, Die Psychologie der Musik) ängstigt dich. Unser Herr befehle sei- uns zu lehren, wie wir geistliche Din- nen Knechten, die vor ihm stehen, dass ge sowohl Gläubigen als auch Ungläu- „Rockmusik fördert Leidenschaf- sie einen Mann suchen, der die Zither bigen vermitteln sollen. Vers 9 – oft ten und propagiert Lebensmodelle, die zu spielen weiß. Und es wird gesche- missverstanden als ein Vers, der uns keinerlei Bezug haben zu der Art, wie hen, wenn der böse Geist von Gott über von der Herrlichkeit des Himmels junge Leute leben können, die an der dich kommt, so wird er mit seiner erzählt – sagt uns eigentlich, dass wir Universität studieren, oder auch zu den Hand spielen, und es wird besser mit geistliche Dinge nicht durch unsere Zielen der Bewunderung, die von den dir werden. Und Saul sagte zu seinen Augen oder Ohren, nicht einmal durch Geisteswissenschaften her unterstützt Knechten: Seht euch nach einem Mann unser Herz (Verstand) verstehen. Da- werden.“ (Allan Bloom, Das Schwin- für mich um, der gut spielen kann, und gegen offenbart Gott geistliche Dinge den des offenen Verständnisses in der bringt ihn zu mir! durch Seinen Geist (Vers 10). Paulus amerikanischen Gesellschaft) betont abermals, dass wir „nicht in Sauls Knechte Worten reden, gelehrt durch mensch- „Die Emotionen und moralischen liche Weisheit“ (Vers 13). Hier fin- Werte von Rockmusik sind unverein- »Hier finden wussten von der po- den wir die Kernaussage dieses Ab- bar mit der christlichen Botschaft der wir die Kern- schnitts: Wir geben geistliche Wahr- richtigen Einordnung von Emotionen aussage dieses sitiven Auswirkung heit durch ein geistliches Medium unter das Werk der Heiligung durch guter Musik auf das weiter. Wenn wir sinnliche oder fleisch- den Heiligen Geist im Leben des ein- moralische/körperli- liche Wege der Kommunikation ein- zelnen Gläubigen und sie stehen auch che/geistige Wohlbe- schlagen, hemmen wir das freie Wir- im Widerspruch zum Evangelium ken von Gottes Heiligem Geist. Im selbst. Deshalb ist christliche Rock- Abschnitts: Wir finden des Königs. besten Fall ist ein geistlicher Liedtext mit musik eine falsche Auslegung des geben geistliche Ihre Worte zeigen, sinnlicher Musik ein Durcheinander. Im Heiligen.“ (Andrew Minto, „Ist ,Christ- dass sie sicher waren, schlimmsten Fall ist es Verspottung. liche Rockmusik’ ein Widerspruch?“) Wahrheit durch ein geistliches dass ihm dadurch Nicht nur die Schrift zeigt uns, dass „Die menschliche Seele verlangt Medium geholfen werden Musik nicht neutral sein kann, son- nach Dingen, die höher, wärmer und würde: Ein gut ausge- dern auch die Geschichte. Überden- reiner sind als die, die von der uner- bildeter Musiker ke die folgenden Zitate: träglichen Musik von heute angebo- ten werden.“ (Alexander Solzhenitsyn weiter. « konnte mit seinen mu- „Musik ist der stärkste Reiz, der von in einer Abschlussrede an der Harvard sikalischen Fähigkei- den Sinnen wahrgenommen werden Universität im Jahre 1978) kann.DassMusiknichtneutralist,wird ten und seinem Vortrag u. a. von der Medizin und der Psychi- „So viele Menschen wollen mit al- atrie in so überwältigendem Umfang ler Macht die Tatsache ignorieren, dass auf König Saul in die- belegt, dass ich mich offen gesagt wun- der Westen die einzige Zivilisation ist, dere, wie jemand ernsthaft etwas an- die eine Art von Kunst (Rockmusik) ser Weise einwirken. In dem Abschnitt geschaffen hat, deren einziger Zweck darin besteht, Wertvorstellungen an- hier gibt es keinen Raum für Neutra- lität ebenso wenig wie sonst wo in der Schrift. (In 2. Könige 3,15 sehen wir eine ähnliche Bewertung von Musik). Das Grundprinzip der Musik in der Bibel und in unserem Leben kön- nen wir dort finden, wo das „neue 16 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
rer Quellen außer CCM dafür gäbe, „Rockmusik zielt darauf ab, emo- dass Musik (abgesehen von dem je- tionale, soziale, körperliche und kom- weiligen Text dazu) keinen morali- merzielle Resultate zu bewirken; es schen Einfluss auf die Hörer hat, dann ist keine Musik, die „nur sich selbst“ würden wir diese hier gerne nennen. zum Zweck hat. Die Auswirkung von Aber auch nach 25 Jahren intensiver Rockmusik ist im Wesentlichen ero- Forschung und Recherche wissen wir tisch.“ (Dr. S. Frith in Klangeffekte, vonkeinereinzigenwissenschaftlichen FreizeitgestaltungderJugend,sowieZiele Dokumentation, die sich für die Neu- und Zwecke der Rockmusik) tralität von Musik ausspricht. „Rock’n’ Roll ist heidnisch und pri- EinweitererwichtigerPunktist,dass mitivundsehr,Dschungelmäßig’,und Rockmusiker nie ein Hehl daraus ge- so soll er sein! In dem Moment, wo er machthaben,wasderKlangihrerMusik das nicht mehr ist, ist er tot (…) die (losgelöst vom Text) bewirken will. In wahre Bedeutung von Rock (…) ist unzähligen Interviews bringen diese Sex,SubversionundStyle.“(Rockmu- RockmusikeroffenzumAus-druck,was sikmanager Malcolm McLaren in sie durch ihre Musik vermitteln, und Rock, August 1983) sie verwenden dabei kein einziges Mal denBegriff„Neutralität“.UnreifeChris- „Betrachtet uns als erotische Poli- ten sind oft anderer Ansicht, weil sie tiker.“(JimMorrisoninFortLauderdale meinen, dass ein Lied nur durch die News, 6. März 1969) Worte mit einer moralischen Botschaft zugreifen.“ (Martha Bayles, Loch in ausgestattet wird. Aber hören wir uns „Rock’nRollistzu99%Sex.“(John unserer Seele) einmal an, was Rockmusiker, Wissen- Oates in Cireus, 3 1. Januar 1976) schaftler, Ärzte und andere über die Diese Zitate zeigen deutlich, dass Botschaft von Rockmusik – unabhän- „Rock’n Roll ist musikalische Por- es bei dem Klang von Musik und dem, gig vom Text – zu sagen haben. was vermittelt wird, keine Neu- nographie.“ (David Noebel in Das Erbe tralität geben kann. In der Tat von John Lennon) hat nie jemand den Versuch un- „Unser Herr befehle seinen „Rockmusik hat eine Bot- ternommen, Musik als mora- schaft, und es ist die Botschaft lisch neutral darzustellen – mit Knechten, die vor ihm stehen, sexueller Freizügigkeit.“ Ausnahme von Christen in den (Richard Taylor in Eine Rück- vergangenen 30 Jahren, die ver- dass sie einen Mann suchen, kehr zu Christlicher Kultur) suchen, Pop und Rockmusik Viele dieser Zitate finden in die Gemeinden zu bringen. der die Zither zu spielen weiß. Wenn jemand die Meinung ver- wir in Interviews, die vor ca. treten will, dass alle Musikrich- 20 bis 35 Jahren gemacht tungen moralisch neutral sind Und es wird geschehen, wenn wurden. Rockmusiker haben und deswegen keine Auswir- diese Dinge immer gesagt. Und kung auf die Botschaft der Texte der böse Geist von Gott über wenn Rockmusiker vor 20 haben, so steht er sich auf ver- Jahren sagten, dass ihre Mu- lorenem Posten. Wie bereits er- dich kommt, so wird er mit sik Unmoral und Sittenlo- wähnt findet sich in der gan- sigkeit vermittelte, wie zen Weltgeschichte kein Ein- seiner Hand spielen, und es schmutzig und unmoralisch ziger, der diesen Standpunkt je muss dann die Musik von eingenommen hat. wird besser mit dir werden.“ heute sein! Warum sollten wir die Köpfe in den Sand Man kann die Ergebnisse stecken und behaupten, dass wissenschaftlicher Untersu- chungen in den Bereichen der 1. SAMUEL 16,16 Musik moralisch neutral sei, wenn wir doch wissen, dass Naturwissenschaften, der Psy- diese falsche Annahme von chologie, Biologie, Geschichte, Phi- keinem anderen je vertreten wor- losophie,MusikwissenschaftundThe- „Ein unaufhörlicher Rhythmus- den ist? ologie durchforsten und wird dabei schlag untergräbt den Sinn für Ver- nichtsfinden,wasdiemoralischeNeu- antwortlichkeit in ähnlicher Weise tralität von Musik stützen würde. Die- wie Alkohol (…) Man meint, sich ser Irrglauben begann in den Reihen im erbarmungslosen Griff eines derAnhängervonCCM(Contempora- Klangstromes zu befinden, auf den ry Christian Music = Zeitgemäße/ etwas sehr Grundlegendes und Pri- Quelle „Coole“ Christliche Musik) und fand mitives in der menschlichen Natur Übersetzt aus Harmony at Home/Tim Fisher; auch nur dort weitere Unterstützung. reagiert.“ (David Winter in Neuer Seiten 81-87; 149-152 Wenn es glaubwürdige Belege ande- Sänger, Neues Lied) © 2003 für D, Ä, CH: impact e.V. Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 17
BÜCHER Erwin Lutzer Jeder versagt mal Vom Neubeginn mit Gott und Anderen Hardcover-Tb., 96 Seiten, Hänssler Febr. 2005, 8,95 Euro ISBN 3-7751-4348-3 Beim Lesen der ersten Seiten des Buches mag einem die Frage in den Kopf schießen: „Was ist mit Lutzer geschehen?“ Von Seite 9 bis Seite 11 spricht er von Menschen, die verschiede- ne Krisen in ihrem Leben erfahren haben und nach jeder Begebenheit endet Lutzer: „Dieser Mensch verdient Gnade.“ Will Lutzer nun auch ein „Evangelium light“ vertreten? Ganz und gar nicht! Gleich auf Seite 12 rückt Lutzer alles wieder zurecht und schreibt, dass die Gnade Gottes nicht verdient werden kann. Lutzer hat es mit seinem überaus seelsorgerlich-ermutigenden Buch auf etwas anderes abgesehen. Er widmet das Buch denjenigen, die in ihrem Leben falsche Entscheidungen getroffen haben und deren Folgen sie jetzt quälen. Er schreibt an diejenigen, die erinnert werden müssen, dass Gott größer ist als die Fehler, die man gemacht hat. Obwohl das Buch primär an Christen gerichtet ist, finde ich den evangelistischen Aspekt des Buches ausgezeichnet. Das Leben des Menschen wird z. B. als ein Schachspiel beschrieben, das noch nicht beendet ist, wobei immer noch die Möglichkeit besteht, einen richtigen Zug zu machen. Dabei wendet Lutzer das Gleichnis vom verlorenen Sohn wun- derbar an: „Es wäre schön, wenn hier stünde, dass er (der verlorene Sohn) seinen Vater so sehr liebte, dass er es nicht mehr aushalten konnte, ohne ihn zu sein, aber so edel sind seine Motive nicht. Er hat schlicht Hunger. Nicht sein Herz, sondern sein Magen sagt ihm, dass es doch keine schlechte Idee wäre, zurück nach Hause zu gehen.“ Lutzer will damit ausdrücken, dass wir oft falsche Motive haben können, Gott der Vater uns aber trotzdem mit offenen Armen erwartet. Es geht ihm nicht darum, billige Gnade zu verkaufen, sondern um die Darstellung des Vaterherzens Gottes. Lutzer vertritt den überaus biblischen Standpunkt, dass, wenn wir zu Gott kommen, wir ihm unsere Bedürftigkeit mitbringen müssen und er für den Rest sorgen wird. Die Vergebung bildet einen Grundtenor in dem Buch. Lutzer treibt den Leser regelrecht in die Hände eines vergeben- den Gottes. Er ermutigt, die bereitstehende Vergebung in Anspruch zu nehmen und sich nicht auf seine Selbstgerechtig- keit zu stützen. Ist die Sünde vergeben, dann sollten wir damit nicht spielen und in Altem „herumstochern“. Das Buch macht deutlich: Gott lädt uns zwar ein, zurück in seine Arme zu kommen, aber wir sollen uns davor hüten, diese Gnade als „billige Selbstverständlichkeit zu betrachten, die wir so nebenbei in unser Leben einkalkulieren.“ Dies wird unterstrichen mit der Aussage, dass die Nachfolge Christi bei Weitem kein Zuckerschlecken ist, sondern Not, ja, den Tod bedeuten kann. Was ist nun mit Lutzer geschehen? Viel! Seine Beziehung zum Herrn scheint inniger zu sein und all seine seelsor- gerlichen Erfahrung legitimieren ihn, solche Bücher zu schreiben wie: „Jeder versagt mal.“ Ein Buch, das ich jedem wärmstens empfehlen möchte. Wiron Gitsis, München Oswald Sanders Wie gewinne ich Menschen für Christus? Taschenbuch, 112 Seiten, CMV März 2005, 4,50 Euro ISBN 3-932308-57-3 „Dieses Buch wurde von einem Mann geschrieben, der nicht allein die Theorie des Seelengewinnens kannte, sondern diese auch in der Praxis verwirklichte. Darum wurde der Inhalt des Buches auf dem Amboss der Erfahrung zurechtgehämmert.“ (Aus dem Vorwort). Tatsächlich hält sich der bekannte Autor nicht lange mit lehrmäßigen Vorfra- gen auf, sondern fasst in dem kleinen Buch eine erstaunliche Fülle an wertvollen prak- tischen Anleitungen und Tipps zusammen. In den ersten drei Kapiteln geht es in erweck- licher Weise um das brennende Herz, die nötige Ausrüstung zum Dienst und die Wich- tigkeit des Gebets in der Evangelisation. Bei den Kapiteln 4 bis 9 geht es dann an die Praxis: Gebote und Verbote für Seelengewinner werden aufgelistet, alltägliche Gelegen- heiten zum Zeugnis gezeigt und Hilfen zur Gesprächsführung gegeben. In zwei Kapiteln geht Sanders auf den Umgang mit bestimmten Personengruppen wie Gleichgültigen, Skeptikern etc. sowie mit Andersgläubigen wie Katholiken und verschiedenen Sektenangehörigen ein. Das Zeugnis gegenüber Muslimen wird in einem Anhang gesondert behandelt. Auch wenn es schon etliche Bücher zum Thema Evangelisation gibt, ist dieses Handbuch eine sehr ermutigende und praktisch hilfreiche Lektüre, die uns wieder neu zu unserer Aufgabe als Christen herausfordert. Hans-Werner Deppe 18 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 1 , 1 / 0 5
John Piper Sehnsucht nach Gott Leben als „christlicher Genießer“ Hardcover, 424 Seiten, 3L-Verlag April 2005, 15,40 Euro ISBN 3-935188-29-3 Dieses Buch ist im englischen Sprachraum ein Klassiker, nach dessen Titel „Desiring God“ auch der Missionsdienst von John Piper benannt ist (www.desiringgod.org). „Die- ses Buch ist ein Muss für jeden Christen und ein Festmahl für den geistlich Hungrigen“, sagt John MacArthur. Wie passt es zusammen, wenn wir einerseits aufgefordert sind, „das Kreuz auf uns zu nehmen“ und hier von einem „christlichen Genießer“ die Rede ist? John Piper öffnet dem Leser die Augen für die Freude, die wir in Gott haben dürfen und sollen – in allen Situati- onen, auch im Leiden. Er erklärt, dass unser Hauptziel – nämlich Gott zu verherrlichen – im Einklang steht mit der Tatsache, „sich für immer an ihm zu erfreuen“. Das Hauptanliegen dieses Buches lässt sich so formulieren: dass Gott in allen Lebensbereichen die Ehre gegeben werden soll auf eine Art, die ER selbst verordnet hat. Piper beschreibt, wie er von einer falschen persönlichen Einstel- lung zu dieser Erkenntnis in seinem Leben gekommen ist. Durch seine Suche kam er zu dem Ergebnis, dass er ein „christlicher Genießer“ ist. Dieses Buch ist eine auslegende Betrachtung zu diesem Thema, das auf dem Wort Gottes als Fundament gründet. Piper zeigt aber auch an vielen Beispielen von großen Gläubigen und Märtyrern aus den vergangenen Jahrhunderten, dass ein Leben mit dieser Einstellung gelebt werden kann. Ein herausforderndes Buch für jeden Christen, sich in einer biblischen Weise mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Hans-Werner Deppe Wie wird es in der Hölle sein? Taschenbuch, 94 Seiten, Betanien März 2005, 2,90 Euro ISBN 3-935558-11-2 Auch wenn der Titel „Wie wird es in der Hölle sein?“ vielleicht ein wenig reißerisch klingen mag, so bietet das Buch doch eine nüchterne Antwort auf diese Frage. In fünf Kapiteln stellt der Autor die wichtigsten biblischen Aussagen zum Thema zusammen; im Anhang werden noch einige oft gestellte Fragen kurz beantwortet. Zuerst stellt der Verfasser in Kapitel 1 fest, dass wir Menschen doch bemerkenswerte Verdrängungskünstler sind, was die Ewigkeit betrifft – und das, obwohl Gott sie in unser Herz gelegt hat! Mit Recht wird darauf hingewiesen, dass jeder, der die Hölle leugnet, Jesus Christus zum Lügner macht, denn niemand in der Bibel hat so oft und ernst darüber gesprochen wie er. In Kapitel 2 werden verschiedene Vorstellungen über die Hölle genannt und unbibli- sche Ansichten zurechtgerückt. Sogar heidnische Religionen kennen eine Hölle, darunter solche, von denen man es gemeinhin nicht erwarten würde, wie etwa Hinduismus und Buddhismus. Auch die Höllen- darstellungen der mittelalterlichen Kirche entsprechen nicht der Bibel, noch weniger die moderne Bezeichnung schrecklicher irdischer Ereignisse als „Hölle“ oder die Meinung, die Hölle sei auf Erden. Dem stellt der Verfasser die biblische Lehre von der Hölle entgegen, in Kapitel 3 zuerst die Aussagen des Alten Testaments. Bereits dort wird deutlich, dass Gott die Toten am Ende auferwecken wird: die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Verdammnis. Sowohl die bereits im Alten Testament vorhandene Auferstehungshoffnung als auch der Ewigkeitscharakter des Zorngerichts Gottes werden deutlich herausgestellt. Weiter erläutert der Autor den Hintergrund des im Neuen Testament für „Hölle“ verwendeten Wortes „Gehenna“. Das 4. Kapitel beleuchtet die Aussagen des Neuen Testaments. Der Autor bezeichnet es als schlimmen Missstand, dass die Hölle von evangelikalen Verkündigern heute meist verschwiegen wird, denn die schlechte Tatsache der Hölle bilde die Basis für die gute Botschaft Jesu. Die verschiedenen Beschreibungen Jesu der Hölle werden erklärt, wo Bildsprache verwendet wird, diese gut begründet gedeutet. Das für den Verlorenen unangenehme Ergebnis: Die Warnungen Jesu sind ernst und können nicht als bloße „Bilder“ abgetan werden. Die Realität einer niemals endenden, furchtbaren Strafe in einem tatsächlichen Feuer ist nicht zu leugnen. Im 5. Kapitel stellt der Autor die Frage: „Wer wird in der Hölle sein?“ Erstaunlicherweise ist die Mehrheit der Menschen sicher, in den Himmel zu kommen! Doch diese falsche Sicherheit wird widerlegt und gezeigt, dass jeder Mensch vor dem heiligen Gott verloren ist. Zugleich aber wird auch der Weg zur Errettung erklärt. Das Kapitel endet mit einem ernsten Aufruf an den Leser, sich mit Gott versöhnen zu lassen. Fazit: ein aufrüttelndes Buch, das nicht nur für Ungläubige geeignet ist; auch der gläubige Leser wird daran erinnert, wie wichtig und dringlich es ist, einer verlorenen Welt das Evangelium von Jesus Christus zu bringen, der allein vor der Hölle rettet. Joachim Schmitsdorf, Enger Gemeindegründung Nr. 81, 1/05 19
PRAXIS Wahre und Hans-Werner Deppe, Oerlinghausen falsche Anbetung ist unsere höchste Beru- Anbetung fung. Evangelisation und Gemeinde- bau dient letztlich nur dazu, Anbeter für Gott zu gewinnen. Gerechtigkeit besteht nur, wenn Gott über alle Ma- ßen angebetet wird – alles andere ist ungerecht. Die Bibel ist das Handbuch zur wahren Anbetung. Von der ersten bis zur letzten Seite geht es um die Ver- herrlichung Gottes. Wir können hier kein umfassendes Bibelstudium zum Thema Anbetung bringen, sondern das Thema nur kurz anreißen. Kann der wahre Gott falsch ange- betet werden? Ist es nicht egal, auf welche Weise, Hauptsache man betet irgendwie aus dem Herzen an? Wir wollen anhand der Bibel sehen: 1. BEISPIELE FÜR FALSCHE ANBETUNG IM ALTEN TESTAMENT Eine typische, häufige Sünde im Alten Testament ist interessanterwei- se falsche Anbetung. Das Alte Testa- ment ist voller Beispiele dafür. Eini- ge seien hier erwähnt und kurz analy- siert: a) Kain Gleich auf den ersten Seiten der Bibel (1. Mose 4,3ff) wird deutlich, dass Gott nicht jede Art von Anbetung annimmt. Sicher wollte Kain aufrich- tig und von Herzen anbeten, aber sei- ne Aufrichtigkeit verbesserte nicht den Inhalt – das Opfer – seiner Anbetung. Abels Opfer war Gott wohlgefällig, denn es entsprach dem Opfer des Herrn Jesus: ein Lamm wurde blutend getötet, der stellvertretende Opfertod, die Erlösung aus Gnade, ist darin an- gedeutet. Kains Opfer hingegen betont seine eigene Leistung: die unter „Schweiß“ (vgl. 1Mo 3,19) erarbeite- te Frucht des Erdbodens. Anbetung darf 20 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
nicht auf eigenen Leistungen beruhen (z. muss von uns „gebannt“ werden, z.B. welt- auf Grundlage des Wortes Gottes, in B. Selbstkasteiung, „schau, das tue ICH förmige Musik. Viele Christen wollen lebendiger, erlöster Beziehung zu Gott. für Gott …“). Rockmusik im Gottesdienst „genießen“ Alles andere sind abgöttische Übun- und schieben heuchlerisch als Grund vor, gen. Außerdem wissen wir aus Hebräer dies diene der Anbetung. 11,4, dass Abel sein Opfer im „Glau- Esisttragisch,dassdieKirchenweit- ben“ darbrachte. Glaube erfordert eine In 1. Samuel 15 sehen wir, dass fal- gehend getrennt vom wahren Ort der Offenbarung von Gott, ein Wort Got- sche Anbetung, falsche Ambitionen der Anbetung sind – weil sie sich vom wah- tes. Abel muss also eine göttliche An- Anbetung,immerzuGötzendienstwer- ren Evangelium verabschiedet haben weisung oder Überlieferung (evtl. von den. Samuel antwortet Saul: „Eigen- – und daher ihre eigenen „Anbetungs- Adam) gehabt haben. Wenn er sich das wille wie Abgötterei und Götzendienst“ kälber“ aufstellen müssen. Opfer ausgedacht hätte, wäre es nicht (Vers 23). Wenn wir aus den Erdich- aus Glauben, sondern aus Eigensinn. tungenunsereseigenenHerzensheraus d) Weitere Beispiele und Hinwei- Kain handelte offenbar nicht nach ei- anbeten und aus der Lust unserer se aus dem Alten Testament ner solchen Vorgabe von Got- tes Wort. Anbetung darf nicht auf „Gott ist Geist, - Nadab und Abihu, die Priester- selbst ausgedachten Ideen beruhen. söhne, brachten „fremdes Beispiel: Choreografischer Tanz und die ihn anbeten, Feuer“ dar und wurden mit als Anbetung, obwohl die Bibel dies sofortigem Tod bestraft nicht lehrt. müssen ihn in Geist und (3Mo 10,1) - das goldene Kalb am Si- Was bleibt dann übrig? An- Wahrheit anbeten.“ nai sollte ein Anlass für „ein betung ist, Gott von dem zu- Fest für den Herrn“ sein rückzugeben, was er uns gege- JOHANNES 4,24 (2Mo 32,5) ben hat – in Dankbarkeit und - das Volk opferte dem Ehrerweisung. Alles, was wir fleischlichen Herzen, beten wir Göt- Herrn oft auf den Höhen sind und haben, haben wir IHM zen und uns selbst an. (1Kö 12,32; 22,44; 2Kö 12,3; zu verdanken. 14,4; 15,4; 15,35; 16,4; 23,9 Das sehen wir auch in Römer 1,18ff: etc.) b) Saul Der Mensch, der Gott nicht in seiner - In Amos 5,21-23 sagt Sauls Hauptsünde war ein zweima- Offenbarung erkennt, verfällt in Tor- Gott zum Volk: „Ich hasse, liges Versagen in der Anbetung: 1. Sa- heit und betetet nicht den wahren Gott muel 13 und 15. an, sondern Menschen, Geschöpfe, bis ich verschmähe eure Feste ... Tue den Saul opfert in 1. Samuel 13,8ff un- hin zu Mistkäfern. Auchdersogenannte Lärm deiner Lieder von mir hinweg“ erlaubterweise selbst, aus fleischlicher „Passionsfilm“ ist ein Beispiel für sol- Ungeduld, nicht im Vertrauen auf Gott, chen Götzendienst: Die Filmemacher - Maleachi(1,6-14)brandmarktdie sondern im Vertrauen auf die vermu- haben sich in ihrem Herzen etwas er- unpassende Anbetung. tete Nützlichkeit seines eigenen Han- dichtet und einen sündigen Menschen als delns (1. Samuel 15,11). Anwendung Repräsentant des Sohnes Gottes kostü- - Viele Vorschriften waren zu beo- auf heute: „Wenn wir diesen Stil von miert – wie weit entfernt ist das von der bachten, daher konnte sehr viel falsch Anbetung einführen, werden viele junge wahren Anbetung! gemacht werden. Leute in die Gemeinde kommen …“ Saul durfte gar nicht opfern, weil c) Jerobeam 2. WAS IST WAHRE „ANBETUNG IN GEIST er kein Priester war. Er maßte sich Jerobeam führte in 1. Könige UND WAHRHEIT“? etwas an, was Gott ihm nicht gegeben 12,26ff einen falschen Gottesdienst hatte (vgl. Ussija in 2. Chronik 26,16). (Götzendienst) ein, als Alternative „Beten im Geist“ kommt mehrmals Anwendung auf heute: Menschliche zum wahren Anbetungsort Jerusalem. „Anbetungsleiter“, unbekehrte „Worship- Durch die Reichsteilung war Jero- im Neuen Testament vor: Joh 4,23-24; Konzertbesucher“, leichtfertiger, respekt- beams Volk von Jerusalem getrennt. loser Umgang mit Anbetung. So stellte er Kälber im Norden und Eph 6,18; Jud 1,20 In 1. Samuel 15 unterlässt es Saul, Süden seines Landes auf und verfiel das erbeutete Vieh der Amalekiter zu infolge dessen in immer schlimme- a) Johannes 4 ist eine evangelisti- töten und somit den Bann zu vollstre- re Götzendienst-Ausartungen: Hö- cken. Seine Ausrede: Die „besten“ henheiligtümer, falsche Priester, fal- sche Situation Tiere wurden „verschont, um sie dem sche Feste, anmaßender Eigenwille Herrn zu opfern“. Aber in den Augen usw. Die Frau am Brunnen versuchte Gottes waren es nicht die „besten“, Wenn man nicht am richtigen, von sondern heidnische Tiere. Er wollte Gott verordneten „Ort“ anbetet, wer- durchihrenThemen- zu seinem eigenen Genuss die gebann- den unbiblische, falsche Alternativen ten, verbotenen Dinge der Welt und geschaffen. Der richtige Ort ist dem wechsel (Joh 4,20) schob in heuchlerischer Weise als Neuen Testament zufolge „im Geist“, Ausrede obendrein noch „Anbetung“ d. h. im Glauben an den Herrn Jesus, von ihrem sündigen »Anbetung ist, als Ausrede vor. Anwendung: Nach Zustand abzulenken. Gott von dem menschlichen Maßstäben künstlerisch Der Herr wendet die- „wertvolles“, was aber vom Feind stammt, ist nicht zur Anbetung geeignet, sondern ses evangelistisch auf zurückzugeben, sie an: Ihr fehlt so- was er uns ge- wohl Geist als auch geben hat – in Wahrheit. Die Wahr- Dankbarkeit heit, das Wort Gottes, und war nicht den Sama- ritern, sondern den Juden anvertraut. Ehrerweisung.« Aber der Geist fehl- te beiden Volksange- hörigen, wenn sie nicht von neuem geboren waren. Alle mussten aus Geist neu geboren wer- Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 21
Kain: 1. Mose 4,3ff Anbetung mit eigener Leistung Gegenwart Gottes, nur der Hohepries- Kain: Hebräer 11,4 ter einmal jährlich, und zwar nur mit Saul: 1. Samuel 13,5ff Anbetung nicht aus Glauben Opferblut. Verstöße gegen diese Tren- (vgl. Ussija 2Chr 26,16) nungs- und Absonderungsprinzipien Saul: 1. Samuel 15,15 Anbetung aus Pragmatismus hätten Schändung des Heiligtums be- Anbetung aus Anmaßung deutet. Jerobeam: 1. Könige 12,26ff Anbetung mit dem „Gebannten“ der Welt • Opfer und Blut sind erforderlich. Anbetung wird zu Götzendienst Die ganze Anbetung drehte sich um die verschiedenen Opfer, vor allem um Anbetung am falschen „Ort“ (nicht im Geist) Brand- und Sündopfer. Diese Opfer- tiere waren Vorbilder auf Jesus Chris- den (vgl. Kapitel 3 – Interessanterweise begründet dies mit „Gott ist Geist“ – tus, der sich am Kreuz als das wahre „Geist“ ist folglich eine Eigenschaft Opfer darbrachte. Mit diesem Opfer sprach der Herr nicht mit dem Theo- Gottes. hat er die Sünden stellvertretend be- zahlt, die Erlösung erworben und Gott logen Nikodemus über das Thema Anbetung muss also den Eigen- verherrlicht. So wie man im Alten schaften Gottes entsprechen – so wie Testament nur mit einem Opfertier zur Anbetung, sondern mit einer heidni- Gott selbst ist, so muss auch die An- Anbetung kommen konnte, so kann betung sein: Heilig, wahrhaftig, sanft- heute nur der anbeten, der sich mit schen Sünderin!). mütig usw. dem Gekreuzigten identifiziert, der durch Jesu vergossenes Blut von Sün- „Im Geist“ ist ungleich im Fleisch, „Geist“ meint hier aber besonders de erlöst ist und der Christus dafür dieEigenschaftderUnsichtbarkeitund Dank und Anbetung bringt. kein natürlicher Mensch kann etwas damit Unvergänglichkeit (vgl. 2Kor 4,18; 1Tim 1,17). Somit steht „Anbe- • Eine Priesterschaft ist erforder- „im Geist“ tun. Dazu muss man Gott tung im Geist“ im Gegensatz zur sicht- lich. Im Alten Testament durften nur baren (Tempel, Opfer usw.), ortsgebun- die Priester den eigentlichen Gottes- erkannt haben und geistlich auferstan- denen (Jerusalem) Anbetung im Alten dienst durchführen, d. h. die Opfer Testament bzw. Judentum zurzeit Jesu. schlachten, das Blut versprengen und densein.DiesgeschiehtdurchdasWort die Geräte im Heiligtum bedienen. „Geist“ bezieht sich also auch auf Nach dem Neuen Testamen ist jeder vom Kreuz, durch das Evangelium, eine völlig neue Ordnung des Gottes- wahre Christ ein Priester und hat Zu- dienstes. Der Hebräerbrief macht deut- gang zu Gott, um ihm zu dienen und Gottes Kraft zum Heil jedem Glauben- lich, dass das alte jüdische System mit ihn anzubeten. Aber ein Christ ist um dem Kommen Jesu erfüllt, überholt nichts weniger Priester und die geist- den. Wer glaubt, ist im Geist. Echter und hinfällig geworden ist. Gleichzeitig lichen Priester-Kennzeichen gelten erklärt der Hebräerbrief, dass das alt- auch für ihn: Die unauflösliche Be- Glaubebedeutet, imGeistzusein.Un- testamentliche, sichtbare Gottesdienst- ziehung zum Hohenpriester – damals system ein „Abbild und Schatten“ Aaron, heute Jesus Christus – ist maß- ser Glaube ist der Sieg, der die Welt (Hebr 8,5) der geistlichen, himmli- geblich notwendig, und praktische schen Anbetung war. Wir Christen Heiligung ist die Voraussetzung für überwindet;Glaube,Wiedergeburtund sollen also das AT-System nicht ein- diesen Priesterdienst der Anbetung fach verwerfen und vergessen, sondern (studiere dazu z. B. 2Mo 29 oder bes- „im Geist“ gehören im Neuen Testa- die geistlichen Lektionen daraus ler- ser 2Mo 19 - 3Mo). nen. Aus der alttestamentlichen An- ment untrennbar zusammen. Glaube betung der Stiftshütte bzw. des Tem- Mit der Wiedergeburt vollziehen pels lernen wir z. B.: sich diese drei oben genannten Punk- bedeutet hier natürlich Glaube an den te am Gläubigen: Er wird durch den • Ein Absondern zu Gott hin ist Glauben (1) für Gott abgesondert von Herrn Jesus Christus, ein völliges Ver- erforderlich, ein Herannahen zu Gott der Welt, (2) durch den Glauben wird in Ehrfurcht und Vollkommenheit das Opfer Jesu auf ihn angewendet und trauen und existentielles Sich-Stützen (Hebr 7,25; 10,1; Jak 4,8). Trennung an ihm wirksam, und (3) durch die bzw. Absonderung von der Welt zu Gott Salbung des Wortes Gottes wird er zu auf Ihn. Glaube ist die Identifikation hin ist nötig. Die Stiftshütte war um- einem „Priester“ gesalbt. So ist er be- geben von einem hohen Zaun aus wei- fähigt zum „Wandel im Geist“, zur mit dem gekreuzigten und auferstan- ßen Leinen, der die Heiligkeit dieses Nachfolge Jesu, zu wahrer Anbetung Ortes ausdrückte. Nur Israeliten durf- und kann „neutestamentliche Opfer“ denen Herrn Jesus. Wenn wir glaubend ten durch die Pforte hinein, und zwar bringen: den eigenen Leib (Röm 12,1); nur mit einem Opfer (siehe unten). Opfer des Lobes (Hebr 13,15); Opfer in Ihm und seinem Wort alles finden, Ins Heiligtum selbst durften lediglich des Wohltuns und Mitteilens (Hebr Priester, und zwar nur zum Dienst, und 13,16); materielle, finanzielle Opfer können wir wahre Anbeter sein. ins innere Heiligtum, ins Zentrum der (Phil 4,18) und Frucht der Evangeli- sation (Röm 15,16). Der Inhalt des Glaubens ist die „Wahrheit“. Der Herr Jesus selbst ist „die Wahrheit“ und „Gottes Wort ist die Wahrheit“ (Joh 17,17). Wenn wir glaubend die Bibel verinnerlichen und darin Gottes unbegreifliche Reichtü- mer der Erlösung immer mehr erken- »… so wie Gott nen und ergreifen, selbst ist, so werden wir Ihn dafür in Geist und Wahr- muss auch die Anbetung sein: heit anbeten – Ihm danken und loben für Heilig, seine Erlösung (vgl. Offb 5,9-14). wahrhaftig, b) Neutestament- sanftmütig.« liche Lektion aus dem Alten Testament In Vers 24 wieder- holt der Herr seine Aussage von der Anbetung „in Geist und Wahrheit“ und 22 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
GESCHICHTE Der musik- geschichtliche Wandel der letzten 150 Jahre John MacArthur, USA übersetzt von Lars Kilian Vorbemerkung zur dt. Übersetzung: der), Neander und Teerstegen. können. Auf dem Hintergrund die- Im folgenden Text wurde das engl. Wort ses Gedankens konzentriert sich der „hymn“ mit „Choral“ oder „Loblied“ Leider müssen Christen heute in folgende Artikel auf das oft wider- übersetzt. Die mögliche Übersetzung ihren Gemeinden mehr Weisheit üben sprüchliche Thema zeitgenössischer „Kirchenlied“ wurde gemieden. Bitte als irgendwo sonst. Sei es auf Grund Anbetungsmusik. Sollten in der Ge- beachten Sie, dass der Autor hier ein und armseliger Predigten oder wegen fal- meinde nur Choräle gesungen wer- dasselbe meint: die klassischen christli- schen Grundsätzen der Gemeindear- den, sollten es nur moderne Lobpreis- chen Lieder mit gottzentriertem Inhalt beit, jedenfalls leiden viele Gemein- lieder sein, oder sollte da eine Aus- und oft mehrstimmigen Satz. Im engli- den, weil ihnen die Fähigkeit fehlt, geglichenheit bestehen? Und durch schen Sprachraum besteht aufgrund der wahre Lehre von Irrlehren zu unter- welche biblischen Prinzipien werden zahlreichen nachreformatorischen Er- scheiden. Was die Sache noch weiter diese Maßstäbe festgelegt? Der vor- weckungen eine ausgeprägtere Hymnen- kompliziert: Viele Gläubige haben liegende Artikel beschäftigt sich mit Kultur als bei uns. Als „Vater der engli- unterschiedlicheMeinungenbezüglich eben diesen Fragen. schen Hymnologie“ wurde Isaac Watts vorrangiger Themen – dadurch wer- (1674-1748, „Joy to the World“, dt. den im Leib Christi manchmal unnö- Vor kurzem arbeitete ich an einer „Freue dich Welt“) bezeichnet, der etwa tige Spaltungen verursacht. Auch für Bücherserie über die schönsten Cho- 750 Choräle verfasst hat. Im Deutschen diese Situationen braucht man Weis- räle des christlichen Glaubens mit. vergleichbar sind die Liederdichter Paul heit, damit biblische Prinzipien und Meine Aufgabe bei dem Projekt be- Gerhardt, Zinzendorf (etwa 3000 Lie- christliche Gnade sich durchsetzen stand darin, von jedem ausgewählten Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 23
Lied eine Zusammenfassung des Lehr- indenmeistenheutigenLiederbüchern gegen Evangeliumslieder gemeint. Vie- inhaltes zu schreiben. Es war eine faszi- nur einen einzigener Choral findet, des- le bekannte Evangeliumslieder sind nierende und aufschlussreiche Aufga- sen Copyright-Datum nach 1940 liegt, wunderbare Ausdrucksformen des be, die mich veranlasste, mich tiefer als nämlich „Du großer Gott, wenn ich Glaubens. Obwohl Ira Sankeys Lied je zuvor in das reiche Erbe christlicher die Welt betrachte ...“ Und dieses Werk „Neunundneunzig der Schafe lagen Choräle zu vertiefengraben. als ein Choral des zwanzigsten Jahr- schon auf des Himmels Weide dort“ hunderts zu bezeichnen, geht ein biss- heute fast nicht mehr in Gemeinden Während ich die Geschichte dieser chen weit. „Du großer Gott“folgtnicht gesungen wird, war es zu Sankeys Zeit Lieder recherchierte, wurde mir erneut wirklich dem Muster des klassischen ein Schlager. Er improvisierte die bewusst,dasssichgegenEndedesneun- Chorals. Es hat einen Refrain, und das Musik bei einer von Moodys Mas- zehntenJahrhundertseintieferWandel istehercharakteristischfürEvangeliums- senevangelisationen in Edinburgh aus in der Gemeindemusik vollzogen hat. liederalsfürChoräle.Außerdemstammt dem Stegreif und verwendete dabei den Es wurden praktisch überhaupt keine es noch nicht einmal wirklich aus dem Text eines Gedichtes, den er am sel- Loblieder mehr geschrieben. Sie wur- zwanzigstenJahrhundert.Dieerstendrei ben Nachmittag aus einer Glasgower den durch „Evangeliumslieder“ ersetzt Strophen wurden im Original 1886 von Zeitung ausgeschnitten hatte. Dieser – Lieder mit generell leichterem Lehr- einem bekannten schwedischen Pastor, Text von Elizabeth Clephane ist eine inhalt, mit kurzen Strophen, denen ein Carl Boberg, geschrieben; kurz vor dem schlichte und bewegende Bearbeitung Refrain,einKehrreimodereinegemein- AusbruchdesZweitenWeltkriegeswur- des Gleichnisses vom verlorenen same Schlusslinie folgte, die nach jeder densievombritischenMissionarStuart Schaft aus Lk 15,4-7. Strophewiederholtwurde.Evangeliums- Hine aus dem Schwedischen übersetzt. lieder waren in der Regel evangelisti- Er fügte auch die vierte Strophe hinzu; Ein beständigerer Favorit aus dem scher als Loblieder. Der Schlüsselun- diese Strophe ist die einzige in der be- goldenen Zeitalter der Evangeliums- terschied lag darin, dass die meisten liebten englischen Fassung des Liedes, lieder ist „Grace Greater Than Our Evangeliumslieder Ausdruck persönli- dietatsächlichimzwanzigstenJahrhun- Sin/Gnade größer als unsere Sünde“. cherErfahrungenwarenundsichaneine dertgeschriebenwurde. Dieses Lied feiert den Triumph der ZuhörerschaftvonMenschenrichteten; Gnade über unsere Sünde. Der Refrain diemeistenderklassischenChorälehin- Mit anderen Worten, seit mehr als ist recht bekannt: gegen waren Loblieder, die sich direkt siebzig Jahren ist das bekannte Ge- an Gott richteten. meindemusik-Repertoirepraktischum Grace, grace, God’s grace, keine neuen Loblieder mehr erwei- Grace that will pardon and cleanse EIN NEUES LIED tert worden. Das reflektiert die Tatsa- within; che, dass nur sehr wenig wahre Lob- Grace, grace, God’s grace, Stil und Form des Evangeliumslie- lieder von dauerhafter Qualität ge- Grace that is greater than all our sin! des wurden direkt von den beliebten schrieben werden. Musikstilen des späten neunzehnten Gnade, Gnade, Gottes Gnade, Jahrhunderts entlehnt. Im Allgemei- Meine Bemerkungen sind keines- Gnade, die vergibt und innerlich reinigt; nen wird meist Ira D. Sankey als Va- wegs als verallgemeinernde Kritik Gnade, Gnade, Gottes Gnade, ter des Evangeliumsliedes bezeichnet. Gnade, die größer ist als all unsere Er war ein begabter Sänger und Lie- Sünde! derdichter, der im Kielwasser von D. L. Moody berühmt wurde. Sankey war Lieder wie dieses haben den Aus- Solist und musikalischer Leiter bei druck des Glaubens der Gemeinde Moodys evangelistischen Feldzügen in bereichert. Amerika und Großbritannien. Offen gesprochen sind jedoch viele Sankey wollte einen Musikstil, der der klassischen Evangeliumslieder in- einfacher, populärer und für die Evan- haltlichfurchtbarschwachimVergleich gelisation besser geeignet sein sollte zu den Lobliedern, die in früheren Ge- als klassische Choräle. Also begann nerationen gesungen wurden. Der Auf- er, Evangeliumslieder zu schreiben – stiegdesEvangeliumsliedesverdeutlicht, meist kurze, einfache Liedchen mit dass man damals generell begann, ob- Kehrreimen im Stil der Volksmusik jektive Lehrwahrheiten zu vernachläs- seiner Zeit. Sankey sang jeweils die sigenundstattdessensubjektivepersön- Strophen als Solo, und die Versamm- liche Erfahrungen zu betonen. Der sich lung sang beim Refrain mit. Obwohl verlagernde Schwerpunkt beeinflusste Sankeys Musik anfänglich einige Kon- klar den Inhalt der Lieder. Es ist be- troversen hervorrief, setzte sich die merkenswert, dass einige der typischen Form weltweit beinahe sofort durch, Evangeliumslieder genauso banal und und im frühen zwanzigsten Jahrhun- bedeutungslos sind wie alles, worüber dert wurden in die modernen Lieder- sich die strengen Gegner der heutigen bücher nur äußerst wenig neue Cho- zeitgenössischen christlichen Musik räle aufgenommen. Die meisten Neu- jemals mit Recht beschweren könnten. schaffungen waren Evangeliumslieder im von Sankey eingeführten Stil. Tatsächlich müssen traditionalisti- sche Kritiker, die zeitgenössische Esistbemerkenswert,dassmansogar Musik allein auf Grund ihres zeitge- nössischen Stils angreifen, ihre Argu- 24 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
mente nochmals durchdenken – vor lieder haben ohne Zweifel eine wich- dem Seine Wahrheit erhoben und ver- allem diejenigen, die meinen, je älter tige und wirkungsvolle Rolle bei der kündet wurde – auf eine Weise, die Musik sei, umso besser sei sie. Verste- Evangelisationgespielt,unddaherver- den Anbetenden half, die Wahrheit zu hen Sie bitte, dass mein Anliegen mit dienen sie einen bedeutenden Platz in verstehen. Sie setzten einen geistigen dem Inhalt zu tun hat, nicht nur mit der Gemeindemusik. Aber es war ne- und emotionalen Maßstab für die dem Stil. Wenn man sich allein nach gativ für die Gemeinde, dass zu Be- Anbetung. Und das war absolut bib- dem Text richtet, sind manche belieb- ginn des zwanzigsten Jahrhunderts lisch. Schließlich lehrt uns das erste ten Lieder im alten Stil sogar noch praktisch nur noch Evangeliumslie- und größte Gebot, dass wir Gott lie- anstößiger als das moderne Zeug. Ich der geschrieben wurden. Gemeinde- ben sollen mit unserem ganzen Her- kann mir eigentlich kein zeitgenössi- musiker am Ende des neunzehnten zen, mit unserer ganzen Seele und mit schesLiedvorstellen,dasbanalerwäre Jahrhunderts(wieauchdiedamaligen unserem ganzen Verstand (Mt 22,37). als das beliebte alte Lied „In the Gar- Theologen) waren viel zu sehr in al- Unseren geistlichen Vorfahren wäre den“ (Im Garten). les Moderne verliebt. Sie nahmen den niemals in den Sinn gekommen, man Der Text dieses Liedes sagt nichts, neuen Stil der Gemeindemusik hem- könne mit ausgeschaltetem Verstand waswirklicheBedeutunghat;und anbeten. Die von Gott ge- was er sagt, ist nicht ausdrücklich wollte Anbetung geschieht in christlich. Es ist ein rührseliges „Du sollst den Herrn, deinen Geist und Wahrheit (Joh kleines Gedicht von den persön- 4,23-24). lichen Erfahrungen und Gefüh- Aber in den vergangenen leneinesMenschen–undsogar Gott, lieben mit deinem ganzen anderthalb Jahrhunderten dabeiistdieBotschaftrechtleicht- hat sich die allgemein ver- fertig und mehrdeutig. Während Herzen und mit deiner ganzen breitete Vorstellung von An- die klassischen Choräle Gott ver- betung genauso radikal ver- herrlichensollten,verherrlichten Seele und mit deinem ganzen ändert wie die Form der von Evangeliumslieder wie „Im Gar- unsgesungenenMusik.Heu- ten“ rohe Sentimentalität. Verstand.“ te wird Anbetung oft als eine MehrereEvangeliumsliederlei- Sache charakterisiert, die au- denandenselbenSchwächen.Tat- ßerhalb vom Reich des Ver- sächlich fehlt vielen der „altmo- MATTHÄUS 22,37 standesstattfindet.Diesezer- dischen“ Lieblinge fast jegliche störerische Vorstellung hat christliche Aussage, und sie trie- mehreren gefährlichen Be- fenvorSentimentalität.„LoveLif- wegungen in der Gemeinde tedMe“,„TakeMyHand,PreciousLord“, mungslos und freudig an, und verwar- von heute Auftrieb gegeben. Mag sein, „WhisperingHope“und„ItIsNoSecret fen dabei den alten Stil der Kirchen- dass sie in dem als „Toronto-Segen“ What God Can Do“ („Liebe erhebt lieder praktisch völlig. Am Ende des bekannten Phänomen ihre Spitze er- mich“,„NimmmeineHand,lieberHei- Jahrhunderts hatte sich traurigerwei- reicht hat, wo man meint, dass gedan- land“,„FlüsterndeHoffnung“und„Es se das Evangeliumslied hereingeboxt kenloses Gelächter und andere rohe istkeinGeheimnis,wasGotttunkann“) und den klassischen Choral mit dem Emotionen die reinste Form der An- sindeinigewohlbekannteBeispiele. Ellenbogen hinausgetrieben. Und so betung darstellten und als sichtbarer Offensichtlich sind also weder Al- beendete der von Sankey begonnene Beweis göttlichen Segens gölten. ter noch Beliebtheit eines Evangeli- Trend beinahe die reichhaltige Tradi- Wie ich schon in einigen anderen umsliedes ein guter Maßstab für sei- tion des Schatzes an christlichen Kir- meiner Veröffentlichungen argumen- nen Wert. Und die Tatsache, dass ein chenliedern, die seit der Zeit Martin tiert habe, glaube ich, dass diese mo- Evangeliumslied „altmodisch“ ist, ist Luthers geblüht hatte. derne Vorstellung, Anbetung sei eine ganz offensichtlich keine Garantie Vor Sankey waren die Dichter von gedankenlose Handlung, einen hohen dafür, dass es zur Erbauung der Ge- Chorälen in erster Linie Pastoren und TributinGemeindengeforderthat.Die- meinde beitragen kann. Was Musik in Theologen – Männer, die sich in der se Vorstellung führ- derGemeindeangeht,heißtälternicht Schrift auskannten und die richtige te zu einer abneh- notwendigerweise besser. Lehre vertraten. Mit der Verlagerung menden Betonung »Offensichtlich Tatsächlich sind es gerade die von auf Evangeliumslieder fühlte sich auf Predigt und Leh- sind also weder praktisch jeder poetisch Begabte qua- re sowie zu einer zu- Alter noch Be- Kritikern moderner Gemeindemusik lifiziert, Gemeindemusik zu schreiben. nehmenden Beto- so oft erhobenen „altmodischen“ Evan- geliumslieder, die den Weg für genau Schließlich sollte die neue Musik ja nung darauf, die Ge- liebtheit eines Evangeliums- jeneTendenzengebahnthaben,diediese einpersönlichesZeugnissein,keinab- meinde zu unterhal- KritikermanchmalzuRechtbeklagen. gehobener lehrhafter Vortrag. ten und ihr ein gutes Besonders die fehlende Substanz in Vor Sankeys Zeit wurden Kirchen- Gefühl zu geben. liedes ein guter einem Großteil der heutigen Musik ist lieder zum Nachdenken und zu einem Dabei bleibt der Laie Maßstab für die vorhersehbare Frucht der allgemei- Lehrzweck komponiert. Sie wurden unbelehrt und ohne seinen Wert.« nen Verlagerung weg von Kirchen- zu geschrieben, um im Kontext der An- Unterscheidungsver- Evangeliumsliedern, die im späten betung Gottes biblische Lehren und mögen, so dass er oft neunzehnten Jahrhundert begann. Konzepte zu bekräftigen. Mit ande- die ihn umgebenden Ich möchte nicht behaupten, dass ren Worten, ihre Anbetung forderte Gefahren überhaupt nicht erkennt. der von Stanley eingeführte Musikstil den Verstand heraus. Diese Choräle Dieser Anti-Intellektualismus hat hat nicht berechtigt sei. Evangeliums- zielten darauf ab, Gott zu loben, in- auch unsere Musik infiziert. Oder Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 25
vielleicht ist es gerade die abgedro- HymneneineneindeutigerenLehrzweck eller Wichtigkeit, die tatsächlichen schene und leichtfertige Musik, die verfolgten als Lobpreislieder.) Formen der „Psalmen und Loblieder diesen Anti-Intellektualismus zuerst und geistlichen Lieder“ der ersten hervorgebracht hat. Tatsächlich kann Es ist bestimmt nichts Falsches an Gemeinde zu definieren oder zwischen es sein, dass moderne Gemeindemu- dem schlichten, direkten Lob, das den den Worten exakt zu unterscheiden, sik mehr als alles andere den Weg für besten der heutigen Lobpreisliedern sonst hätte die Schrift diese Unterschie- die heute so weit verbreiteten aufge- eigenist.Auchamevangelistischenund de für uns aufgezeichnet. setzten, oberflächlichen und inhalts- zeugnishaften Vorstoß der Evangeli- losen Predigten geebnet hat. umslieder von gestern ist nichts Fal- Die übergeordnete Bedeutung des sches. Aber es ist ein großer Jammer, Ausdrucks „Psalmen und Loblieder DAS ZEITALTER DER dass in manchen Kreisen nur zeitge- und geistliche Lieder“ scheint folgende LOBPREISLIEDER nössische Chorusse gesungen werden. zu sein: Paulus forderte eine Vielfalt Andere Gemeinden begrenzen ihr musikalischer Formen und eine Band- Im späten zwanzigsten Jahrhundert Repertoire auf hundert Jahre alte Evan- breite geistlicher Ausdrucksweisen, die geliumslieder. Währenddessen läuft nicht in einer einzigen, alleinigen vollzog sich eine weitere Veränderung. ein großer und reicher Teil des christ- musikalischen Form verkörpert wer- lichen Schatzes an Chorälen Gefahr, den kann. Die strenge Sicht, man dür- Evangeliumslieder machten einer neu- aufgrund reinster Vernachlässigung fe nur Psalmen singen (die in einigen komplett verloren zu gehen. reformierten Kreisen heute an Beliebt- en Form Platz – dem Lobpreislied. heit zunimmt), lässt diese Bandbreite PSALMEN, LOBLIEDER UND absolut nicht zu. Die Ansichten fun- Lobpreislieder sind prägnante Verse damentalistischer Traditionalisten, die GEISTLICHE LIEDER die Bandbreite der Gemeindemusik mit griffiger Musik, generell kürzer offenbar auf die Form der Evangeli- Das biblische Rezept für christliche umsliederdesfrühenzwanzigstenJahr- als die Evangeliumslieder und mit Musik finden wir in Kolosser 3,16: „Das hunderts beschränken wollen, würde Wort des Christus wohne reichlich in die von Paulus geforderte Varietät auch weniger Strophen. euch; in aller Weisheit lehrt und er- ersticken. Noch wichtiger, die anhal- mahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, tende Stimmung in modernen Frei- Lobpreislieder sind – wie Choräle Lobliedern und geistlichen Liedern kirchen – deren Glieder nach einem singt Gott in euren Herzen in Gnade!“ monotonen Speisezettel mit nichts als – Loblieder, die sich direkt an Gott einfachen Lobpreisliedern leben wol- Das verlangt eindeutig eine gewis- len – zerstört ebenfalls die von Paulus richten. Mit dieser erneuten, erst kurz se Bandbreite musikalischer Formen dargelegte Bandbreite. – „Psalmen, Loblieder und geistliche zurückliegenden Veränderung kehrte Lieder“. Bezüglich der Bedeutung Ich glaube, die Gemeinschaft der dieser Begriffe schreibt Charles Ho- evangelikalen Freikirchen irrte vor man zu reiner Anbetung als Haupt- dge: „Die damalige Verwendung der hundert Jahren, als man zugunsten von Worte psalmos, hymnos, ode scheint Evangeliumsliedern es fast vollstän- schwerpunkt und eigentlichem Grund genauso locker gewesen zu sein wie dig aufgab, Choräle zu verfassen. Der die von uns benutzten entsprechenden Irrtum lag nicht im freudigen Akzep- des Gemeindegesangs zurück; es ging Begriffe Psalm, Choral, Loblied. Ein tieren einer neuen Form. Noch einmal, Psalm war ein Choral und ein Choral die Form des Evangeliumsliedes hat- also nicht mehr so sehr um Zeugnis ein Loblied. Trotzdem gab es dabei te einen rechtmäßigen Platz in der Unterschiede.“ Gemeindemusik. Aber der Irrtum lag und Evangelisation. darin, das reiche Erbe der Choräle Ein Psalm bezeichnete ein heiliges wegzuwerfen – und damit auch den Im Gegensatz zu Chorälen haben Lied mit Begleitung durch Musikinst- Lehrreichtum der christlichen Musik, rumente. (Psalmos leitet sich von einem die so vielen Generationen zur Erbau- Lobpreislieder normalerweise aber Wort ab, welches das Zupfen von Sei- ung und zur Nahrung gedient hatte. ten mit den Fingern bezeichnet.) Das keinen Lehrzweck. Lobpreislieder Wort bezeichnete sowohl die Psalmen Und ich bin überzeugt, dass christ- des Alten Testaments (vgl. Apg 1,20; liche Liederdichter heute einen ähn- sollen als schlichter, persönlicher 13,33) als auch die christlichen Lie- lichen Fehler begehen, indem sie es der des Neuen Testaments (1Kor nicht schaffen, Loblieder mit Substanz Ausdruck der Anbetung gesungen 14,26). „Hymnos“ bezeichnete ein Lied zu schreiben, während sie die alten des Gotteslobes, ein religiöses Loblied. Choräle aus dem Repertoire der Ge- werden, während Choräle meist ge- „Ode“ dagegen konnte sowohl sakrale meindemusik auslöschen und durch als auch säkulare Musik sein. Deshalb prägnante Chorusse und Popsong-ähn- meinsamer Ausdruck der Anbetung spezifiziert der Apostel „geistliche Lie- liche Lieder ersetzen. der“ – Lieder über geistliche Dinge. sind und Betonung auf eine Lehrwahr- LEHREN UND ERMAHNEN Genaue Unterscheidungen zwi- heit legen. Ein Choral hat meistens schen diesen Begriffen sind etwas un- Die Schreiber von Lobpreisliedern klar, und wie Hodge es sagt, spiegelt und anderer zeitgenössischer Gemein- mehrere Strophen und jede Strophe sich diese Unklarheit sogar in unse- demusik vergessen nur allzu oft die rem heutigen Gebrauch dieser Worte baut auf dem in der ersten Strophe wieder. Aber es ist nicht von essenzi- eingeführten Thema auf oder erwei- tert es. Im Gegensatz dazu ist ein Lob- preislied meistens viel kürzer, hat ein oder zwei Verse, und die meisten die- ser Chorusse haben viele Wiederho- lungen, um den »… , dann soll- Schwerpunktaufeiner te Musik in der Gemeinde viel einzelnenVorstellung oder einem einzelnen Ausdruck des Glau- bens zu ausgiebig zu mehr sein als betonen. ein emotionales (Natürlichsinddas Aufputsch- keine absoluten Defi- mittel.« nitionen. Manche Lobpreislieder ent- halteninderTatLehr- anweisungen, und manche Choräle sind als wunderbar persönlicher Ausdruck schlichten Lo- bes gedacht. Aber als generelle Regel kannmanfesthalten,dassdieklassischen 26 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
von der Bibel angeordnete belehren- Und doch liegt in alledem keine be- betungsvoll“ genug gehalten, weil die de Rolle, die Musik in der Gemeinde sondere Betonung auf dem Inhalt der vorherrschende Vorstellung von An- haben sollte. Uns wird befohlen, uns Lieder. Wir singen davon, Gottes Gegen- betung dem Verstand einfach wenig „mit Psalmen, Lobliedern und geistli- wart unter uns zu „spüren“, gerade so, oder gar keinen Platz einräumt. Aus chen Liedern zu lehren und zu ermah- als seien gesteigerte Emotionen der Grad- diesem Grunde werden im typischen nen“. Nur wenige moderne Lobpreis- messer für Gottes Gegenwart und Kraft. Gemeindegottesdienst Predigten ge- lieder lehren oder ermahnen. Stattdes- Manche Lieder sagen dem Herrn, Er sei kürzt und vereinfacht und so bleibt sensinddiemeistenalleindazugeschaf- groß und lobenswert, aber kein Lied gibt mehr Raum für Musik. Die Predigt, fen, die Gefühle aufzuwühlen. Sie wer- wirklich jemals einen Grund dafür an. die einst das Zentrum des Gottesdiens- den allzu oft wie ein mystisches Mant- Egal; das Ziel ist eindeutig, unsere Emo- tes war, wird nun als etwas von der ra gesungen – mit der bewussten Ab- tionen aufzuwühlen, und nicht, unse- Anbetung abgetrenntes betrachtet, als sicht, den Verstand in die Passivität zu ren Verstand auf einen bestimmten As- etwas, das in die „Praise-and-Worship- drängen,währendderAnbetendesoviel pekt der Größe Gottes auszurichten. Tat- Zeit“eindringt,inderderSchwerpunkt Emotion wie irgend möglich aufbringt. sächlich warnt uns der Prediger später auf Musik, Zeugnis und Gebet liegt – Für genau diesen Zweck sind in viele in seiner Botschaft davor, uns bei unse- aber doch hauptsächlich auf der Mu- Lobpreislieder willentlich Wiederho- rer Beschäftigung mit Gott mehr auf sik, und zwar auf einer Musik, deren lungen eingebaut worden. unseren Kopf denn auf unser Herz zu Hauptabsicht es ist, die Emotionen verlassen. aufzuwühlen. Das Vineyard-Muster der Anbetung wurde praktisch auf diesem Prinzip Mit anderen Worten: Die „Anbetung“ Aber wenn die richtige Funktion der aufgebaut. Und weltweit haben Ge- ist hier willentlich und mit voller Ab- Musik „Lehre und Ermahnung“ bein- meinden das Modell übernommen. sicht anti-intellektuell. Während in kei- haltet,dannsollteMusikinderGemein- Man beachte diese Beschreibung ei- nem der gesungenen Lobpreislieder ein de viel mehr sein als ein emotionales nes typischen modernen Anbetungs- offener, eindeutiger Irrtum vorliegt, hat Aufputschmittel. Tatsächlich heißt das, gottesdienstes: auch keines einen substantiellen Inhalt. dass Musik und Predigt dasselbe Ziel Sie sind geschrieben worden, um als Trans- habensollten.BeidetragenzuRechtzur Die Musik … – ist allein auf Lob- portmittel der Leidenschaft zu dienen, Verkündigung des Wortes Gottes bei. preislieder beschränkt – mit Texten, die weil Leidenschaft – absichtlich ohne Ver- Die Predigt gilt zu Recht als Aspekt eher auf einem Tageslicht-Projektor ge- stand – das ist, was diese Vorstellung der unsererAnbetung.Undumgekehrtwird zeigt als aus Büchern gesungen werden, „Anbetung“ definiert.1 Musik zu Recht als Aspekt des Diens- damit der Gottesdienstbesucher absolute tes des Wortes betrachtet, genau wie die Freiheit hat, körperlich zu reagieren. Natürlich geht nicht jede zeitgenös- Predigt. Daher sollte der Liederdichter Jedes Lobpreislied wird mehrmals wie- sische Anbetung in der Gemeinde so die Schrift genauso gut kennen und derholt, und das einzige Zeichen, dass es weit, aber die beliebtesten Trends wei- genauso um theologische Genauigkeit weitergeht, ist das Wechseln der Folie auf sen deutlich in diese Richtung. Alles, besorgt sein wie der Prediger. Dies gilt dem Projektor. Es gibt keine Ansagen oder was zu verstandesmäßig aussieht, wird insbesondere, weil man die von ihm ge- gesprochenen Anmerkungen zwischen den automatisch verdächtigt, für nicht „an- schriebenen Lieder mit hoher Wahr- Liedern – es gibt auch keinen Leiter, da- scheinlichkeit wieder und wieder sin- mit das Singen sich spontan anfühlt. gen wird (im Gegensatz zu einer Pre- digt, die nur einmal gehalten wird). Die Musik beginnt langsam und leise, und sie steigert sich nach und nach – Ichfürchte,diesePerspektiveistbeim langsam, aber stetig – in einem 45-mi- durchschnittlichenKirchenmusikerun- nütigen Crescendo. Während dieser 45 serer Tage komplett verloren gegangen. Minuten steigert sich die emotionale Leonard Payton hat beobachtet: Macht der Musik in fast nicht wahrnehm- baren Stufen von einer weichen, sanf- „Die Sache ist inzwischen so extrem, ten zu einer mächtigen, treibenden In- dass jeder, der ein halbes Dutzend Akkorde tensität. Am Anfang sitzen alle. Wenn auf der Gitarre spielen und nach einem sich dann das Gefühl der Leidenschaft Nullachtfünfzehn-Muster Reime schmie- steigert, reagieren die Menschen fast wie den kann, für qualifiziert genug gehalten auf Kommando, indem sie zunächst die wird, diesen Teil des Dienstes des Wortes Hände heben, dann aufstehen, dann nie- auszuüben, ohne dass man sich weiter mit derknien oder der Länge nach auf den seiner theologischen Ausbildung und Prü- Boden fallen. Am Ende der Lobpreiszeit fung befasst.“ liegt die Hälfte der Gemeinde auf dem Teppich, viele mit dem Gesicht nach unten Payton weist darauf hin, dass die und sich vor Emotion windend. Die führenden Musiker des Alten Testa- Musik ist vorsichtig und mit voller Ab- ments (Heman, Asaf und Etan, 1Chr sicht zu diesem intensiven emotionalen 15,19) zuerst alle levitische Priester Gipfel geführt worden. Man fühlt, dass waren, Männer, die ihr Leben dem dies der einzige Sinn des gemeinsamen Dienst des Herrn geweiht hatten (vgl. Singens ist – die Emotionen zu einer Vers 17); sie waren in der Schrift aus- weißglühenden Leidenschaft zu steigern. gebildet und fähig, sich mit dem Wort Je intensiver das Gefühl, desto mehr Gottes zu befassen. Ihre Namen tau- Menschen sind überzeugt, dass sie wahr- chen als Autoren einiger der inspirier- haft „angebetet“ haben. ten Psalmen auf (vgl. Ps 73 – 83; 88; 89). Payton schreibt: Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 27
Es war Asaf, der donnerte, dass „das nicht kollektiv schuldig gemacht hat, uns kein größerer Skandal, wenn je- Vieh auf tausend Bergen Gottes ist“ Gott mit unserem halbherzigen Lob mand in der Gemeinde schlecht Mu- (Ps 50,10). Wenn ein moderner Ge- zu entehren. sik macht, als wenn jemand in einer meindemusiker einen Text wie Psalm Galerie schlechte Kunst ausstellt? Gott 50 schriebe, könnte er ihn wahrschein- Lesen Sie im Gegensatz dazu die schäbige Lieder anzubieten, ist lich nicht in der zeitgenössischen letzte Strophe einer klassischen An- sicherlich ein größerer Hohn, als ein christlichen Musikindustrie veröffent- betungshymne – „Immortal, Invisib- mieses Gemälde in einer Kunstgale- lichen lassen und er wäre le“ (Unsterblich, Unsichtbar, von Wal- rie zu präsentieren. In unserer Anbe- möglicherweise auf dem besten Weg, ter Chalmers Smith). Nachdem der tung des Allerhöchsten Gottes gibt es aus seiner Gemeinde gewiesen zu wer- Dichter eine recht ausführliche Liste keinen Raum für ein Mittelmaß. Das den. Der Psalm Hemans (Ps 88) ist der Attribute Gottes durchgesehen heißt: Nicht jeder, der in der Gemein- unbestreitbar der düsterste aller Psal- hatte, schrieb er: de Musik schreiben oder aufführen men. All dies läuft darauf hinaus: Le- möchte, sollte auch die Möglichkeit vitische Musiker schrieben Psalmen, Great Father of glory, pure Father of light, dazu erhalten. Die Kunst mancher und diese Psalmen waren nicht den Thine angels adore Thee, all veiling Leute verdient es einfach nicht, aus- gnostischen, emotionalen Ansprüchen their sight; gestellt zu werden. der evangelikalen Gemeindemusik des All praise we would render¾O help zwanzigsten Jahrhunderts verpflichtet. us to see Moderne Liedermacher müssen ’Tis only the splendor of light hideth Thee! ihreAufgabeeindeutigernsternehmen. In 1Kö 5,11 lesen wir über Salo- Gemeinden sollten auch alles in ihrer mo: „Und er war weiser als alle Men- Großer Vater der Herrlichkeit, reiner Macht Stehende tun, um ausgezeich- schen, als Etan, der Esrachiter, und Vater des Lichts, nete Musiker zu pflegen, die im Um- Heman.“ Payton beleuchtet die Bedeu- Deine Engel beten Dich an, während gang mit der Schrift hochgebildet sind tung dieser Aussage: sie alle ihr Antlitz verhüllen; und die richtige Lehre erkennen kön- Alles Lob wollen wir bringen – oh, nen. Vor allem: Pastoren und Älteste „Hätte Salomo nicht im Lande ge- hilf uns zu sehen, müssen beginnen, den Dienst der lebt, wären zwei Musiker die weisesten dass nur die Pracht des Lichtes Dich Musik in der Gemeinde näher und Männer gewesen. Kurz, Musiker waren verbirgt! vorsichtiger zu überwachen, indem sie Lehrer höchsten Ranges. Das führt mich bewusst einen hohen Standard für den zu der Vermutung, dass levitische Musi- Sowohl die Dichtung, als auch der biblischen und den Lehrinhalt dessen ker, die über das ganze Land verteilt wa- Inhalt sind fast allem überlegen, was setzen, was wir singen. Wenn das ge- ren, als Israels Lehrer dienten. Außer- heute geschrieben wird. schieht, glaube ich, dass wir einen dra- dem waren die Psalmen ihr Lehrbuch. matischen Unterschied in der Musik Und weil dieses Lehrbuch ein Liederbuch Wiederum geht es mir mehr um den werden sehen können, die für die Ge- war, kann es durchaus sein, dass die levi- Inhalt, als um den Stil der Musik. Aber meinde geschrieben wird. tischen Musiker das Volk Israel durch das der Stil und der künstlerische Aspekt Singen der Psalmen in Glaubensdingen sind auch wichtig. Warum ist es für Und in der Zwischenzeit sollten wir unterrichteten.“ die klassischen Loblieder nicht weg- werfen. Noch besser, wir sollten eini- Ob uns das gefällt oder nicht, die ge derer neu beleben, die nicht mehr heutigen Liedermacher sind auch gesungen werden, und sie unserem Lehrer. Vieler der von ihnen geschrie- Repertoire wieder hinzufügen. benen Texte werden bald viel tiefer und dauerhafter im Gedächtnis vieler Zum Abschluss möchte ich diesem Christen eingegraben sein als jegliche Kapitel einen kurzen Artikel von Na- Dinge, die sie ihre Pastoren von der than Busenitz hinzufügen; er trägt den Kanzel lehren hören. Wie viele Lie- Titel „Merkliste für Musik in der Ge- dermacher wissen in der Theologie und meinde“. Nathan gibt uns eine Liste der Schrift gut genug Bescheid, um sich zehn hilfreicher Fragen, die Christen für eine so lebensnotwendige Rolle im stellen können, wenn sie in der zeit- Unterrichten unseres Volkes zu qua- genössischen Anbetungsmusik die lifizieren? Spreu vom Weizen trennen wollen. Die Frage findet ihre Antwort, wenn NACHTRAG: CHECKLISTE FÜR MUSIK wir die geradezu bettelarme Aus- drucksweise betrachten, die man in IN DER GEMEINDE vielen der Lobpreislieder von heute findet – vor allem, wenn man sie mit Welche Musikart ist angemessen für der Ausdrucksweise in einigen der AnbetungsgottesdiensteinderGemein- klassischen Choräle vergleicht. Ob- de? Während die Frage einfach genug wohl dies nicht in jedem Fall zutrifft, ist, sind die Antworten oft sowohl kom- ist die für moderne Lobpreislieder plex als auch gegensätzlich. Trotzdem generell charakteristische theologische ist die Frage äußerst wichtig, weil Tiefe nicht so durchdringend und nicht Musik ein zentraler Teil der christli- so präzise. Tatsächlich könnte bei ei- chen Anbetung ist. Wenn unsere Mu- nigen Liedern die Frage angemessen sik dem Herrn keine Freude bereitet, sein, ob die heutige Gemeinde sich 28 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
wird auch die Anbetung, die durch bot „Du sollst den Namen des Herrn, Neben der Richtigkeit sollten Tex- diese Musik hervorgebracht werden deines Gottes, nicht zu Nichtigem soll, Ihm keine Freude bereiten. aussprechen“ (2Mo 20,7) gefährlich te auch eindeutig sein und den bibli- nahe, indem sie Ihn auf gewöhnliche, Wie also können Gemeinden mit fast schon weltliche Weise behandeln. schen Kontext berücksichtigen. der verwendeten Musik Gott ehren? Um diese Frage korrekt zu beantwor- Musik, die unseres Heilandes wert Beispielsweise sollten Lieder aus dem ten, müssen wir zunächst die Prinzi- ist, muss eine akkurate und erhobene pien in Gottes Wort anschauen. We- Vorstellung dessen sein, wer Er ist (vgl. Alten Testament (selbst wenn sie di- der persönliche Vorlieben noch kul- Jes 40,12-26). Alle Menschen in der turelle Trends können uns führen. Bibel, die dem lebendigen Gott begeg- rekt aus einem Abschnitt zitiert wer- SelbstaufdemGebiet derMusikmuss neten, wurden radikal verändert (Mose die Schrift unsere Autorität sein. in 2Mo 33-34; Jesaja in Jes 6; Petrus, den) nicht auf die heutige Gemeinde Jakobus und Johannes während der Unten finden sich zehn Fragen, die Verklärung in Mt 17). Nichts Gewöhn- zurechtgeschnitten werden, wenn sie sich Pastoren und Gemeindeleiter (zu- liches war an dem Herrn, den sie sa- sammen mit der Gemeinde als gan- hen; auch nicht in ihrer zitternden, an- sich nur an das Haus Israel vor Jesu zes) über die von ihnen verwendete betungsvollen Reaktion. Unsere Mu- Anbetungsmusik stellen sollten. Die- sik muss also, wenn sie von Herzen Kommenrichten.(Einausgezeichnetes se Fragen leiten sich direkt von bibli- kommende Anbetung fördern soll, ein- schen Prinzipien ab. Dabei mögen sie deutig und klar die Majestät, Herrlich- Beispiel dafür ist, wenn Psalm 51,11 zwar nicht für jeden speziellen Fall keit und Ehre Gottes vermitteln (vgl. eine Antwort parat haben, aber sie bie- Hebr 10,31; Röm 11,33-34; Offb 14,7). ohne jegliche Erklärung des Kontexts ten durchaus eine theologische Merk- liste, um Musik in der Gemeinde nä- 3. Ist die Musik in Ihrer Ge- gesungen wird.) her zu untersuchen. meinde anständig und ordent- lich? Der Gott, dem wir dienen, ist Texte sollten bei ihrer Behandlung 1. Steht Gott im Zentrum der kein Gott der Unordnung. Das sieht Musik in Ihrer Gemeinde? Ohne man am deutlichsten in seiner Erschaf- großer biblischer Themen niemals Frage muss Gott bei wahrer Anbetung fung der Welt, wo er Form und Funk- im Mittelpunkt stehen (2Mo 20,3-6), tion aus einer wässrigen Masse her- abgedroschen und oberflächlich oder denn er allein ist der Anbetung wür- vorbrachte (1Mo 1; vgl. Röm 1,20). dig (Ps 148,13). Er verdient unsere Es ist daher keine Überraschung, dass leichtfertig sein. Stattdessen sollte leidenschaftlichste Hingabe und un- der Apostel Paulus den Korinthern sere höchste Priorität. Er ist unser er- empfiehlt: „Alles [in der Gemeinde] Gemeindemusik (egal welchen Stils) hobener König, und er muss die aber geschehe anständig und in Ord- Hauptrolle spielen. Alle Anbetung nung“ (1Kor 14,40). das biblische und theologische Ver- außer der, bei der Gott im Zentrum steht, ist Götzendienst (vgl. Jer 2,13.27- Auf dieselbe Weise befiehlt Eph 5,18 ständnis der Gemeinde vertiefen. Ein 28), und falsche Anbetung ist absolut den Gläubigen, fortwährend unter der unannehmbar (5Mo 12,29-31; 16,31- Kontrolle des Heiligen Geistes zu blei- Lied, das nicht akkurat ist, das aus dem 22; Gal 5,19-20). ben. Musik in der Gemeinde sollte Teil- nehmer also nie dazu bringen, die Kon- Kontext gerissen wurde oder abgedro- Weil der Zweck der Musik in der trolle des Heiligen Geistes gegen die Gemeinde darin besteht, ein Transport- Kontrolle einer anderen Macht auszu- schen klingt, hindert nur das geistli- mittel für die Anbetung zu sein, muss tauschen – sei sie emotional, psycho- Gott im Zentrum stehen, und die Be- logisch oder noch anders. Stattdessen che Wachstum derer, die es singen. tonung darf nicht auf dem Menschen müssendieGemeindegliederunterdem 5. Fördert Ihre Gemeindemu- liegen (vgl. Ps 27,6; 150,3-4). Alle an- Einfluss des vom Geist bemächtigten sik Einheit in Ihrer Gemeinde? deren Zwecke oder Prioritäten stehen Wortes Gottes sein (vgl. Kol 3,16). Ge- Wie oben festgestellt wurde, ist das an zweiter Stelle. Vom Stil und der dankenloseEmotionen,dieoftmitWie- Aufführung bis hin zur Zuhörerschaft derholungen und „Sich-Gehenlassen“ oberste und erste Ziel der Gemeinde- und ihrer Reaktion sollte nichts jemals verbundensind,kommendemHeiden- Gott von Seinem Platz als oberstem tum der Ungläubigen näher als irgend- musik die Anbetung. Aber die Schrift Empfänger unserer Liebe herabstoßen. einer Form biblischer Anbetung (vgl. Weil biblische Anbetung verlangt, dass Mt 6,7). spricht von christlichen Liedern auch Gott im Mittelpunkt steht, muss Mu- sik in der Gemeinde (wenn man sie 4. Ist der Inhalt Ihrer Gemein- als Form der Erbauung (1Chr 14,26; legitimAnbetungsmusiknennenkann) demusik bibeltreu? Während In- mit Ihm beginnen und mit Ihm enden. strumentalmusik im Anbetungsgottes- Eph 5,19-20). Weil die Gemeinde ein dienst angemessen sein kann (vgl. 2Chr 2. Fördert die Musik in Ihrer 5,13), beinhaltet die meiste Gemein- Leib ist (1Kor 12), beinhaltet unsere Gemeinde eine hohe Vorstellung demusik auch Texte. Zumindest soll- von Gott? Es reicht nicht, dass Gott ten diese Texte sowohl sprachlich zu Anbetung Gottes auch unseren Dienst bei der Gemeindemusik nur im Mit- verstehen als auch biblisch richtig sein telpunkt steht, wenn der Eindruck von – sie sollen denen, die sie singen, bib- an anderen (Röm 12,1-9). Gott, der vermittelt wird, unangemes- lische Wahrheiten deutlich offenba- sen ist. Zu viele christliche Lieder ren (vgl. Eph 5,19-20). Das Ziel der gemeinsamen Anbe- kommen dem Verstoß gegen das Ge- tung ist also, Gott zu ehren, während wir anderen dienen. Behält man dies im Blick, verlangt die richtige Annäherung »Unnötig zu an Gemeindemusik niemals selbstsüchti- sagen, wenn ge Vorlieben, sondern etwas Seinen richtet sich immer Namen trägt, nach den Interessen ist es unser anderer (Phil 2,1-4). Außerdem: Wenn et- Bestes wert.« was,waswirtun,einen Mitchristen versucht, in Sünde zu fallen, müssenwirmitgrößterVorsichtundUm- sicht vorgehen (Röm 14; 1Kor 8). 6. Wird die Musik in Ihrer Gemeinde ausgezeichnet aufge- führt? Musik in der Gemeinde sollte wie auch alles andere, was wir tun, zur Ehre und Verherrlichung Gottes ge- schehen (1Kor 10,31). Als unser per- fekter Herr und liebender Vater ver- dient Er auf jeden Fall das Allerbeste, das wir anbieten können. Ihm weni- ger zu geben, bleibt weit hinter dem zurück, was Er verlangt. Sogar von den Israeliten im Alten Testament wurde Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 29
erwartet, dass sie das Erste und Beste Lied die Verkündigung der Wahrheit 9. Fördert Ihre Gemeindemu- dem Herrn geben sollten (3Mo 1-7; ergänzen. Musik, die vor der Predigt sik leidenschaftliche Anbetung? 4Mo 18,32). erklingt, sollte die Gemeinde darauf Wie oben festgestellt wurde, muss Gott vorbereiten, was der Heilige Geist sie bei Musik in der Gemeinde im Mit- Unnötig zu sagen, wenn etwas Sei- hören lassen möchte. Und Musik nach telpunkt stehen und Ihn ehrfurchts- nen Namen trägt, ist es unser Bestes der Predigt sollte eine angemessene voll in all Seiner Majestät darstellen. wert. Während eine Gemeinde Antwort auf das sein, was man gerade Gleichzeitig sollte sie nie langweilig, vielleicht nicht die Mittel hat, ein voll- empfangen hat (vgl. Kol 3,16-17). trocken oder altbacken sein. besetztes Orchester oder eine große Schließlich ist Gott nicht langweilig. Band zu mieten, sollte die Musik 8. Ziert Ihre Gemeindemusik Und auch der Himmel (wo Anbetung immer noch von ganzem Herzen und das Evangelium Jesu Christi? Das die Hauptbeschäftigung ist) ist nicht hervorragend dargebracht werden. im Neuen Testament vorzufindende langweilig (vgl. Offb 4-5). Musik, die nicht ehrlich ist, die nicht Modell des Gemeindelebens deutet an, aus einem reinen Herzen kommt, ist dass die Versammlung vor Ort vor al- Während eine angemessene Ehr- keine Anbetung (Ps 24,3-4; Am 5,23). lem als Ort der Anbetung und Erbau- furcht vor Gott erhalten bleiben muss, Und Musik, die nicht hervorragend ung dienen soll (vgl. Apg 2,41-42). fließt biblische Anbetung immer über gespielt wird, wirkt meistens ablen- Evangelisation dagegen wird von den vor persönlicher Leidenschaft und kend und nimmt dadurch die für wahre Gläubigen erwartet, während sie durch Christus-erhebenden Gefühlen (vgl. Anbetung notwendige Atmosphäre den Rest ihrer täglichen Handlungen 1Chr 15,29; 16,1-6). Natürlich wird sich weg, bei der Gott im Mittelpunkt steht. gehen (Mt 28,18-20). der Ausdruck dieser Leidenschaft in verschiedenenGemeindenimmernoch 7. Bereitet die Musik in Ihrer Wenn dies gesagt ist, muss die Ge- verschieden zeigen. Außerdem muss Gemeinde Ihre Gemeindeglieder meinde vor Ort (als Versammlung von die Leidenschaft auf anständige und aufs Hören auf Gottes Wort vor? Christen) noch immer ein gutes Zeug- ordnungsgemäße, vom Geist kontrol- 2Tim 4,2 befiehlt uns, das „Wort zu pre- nis für eine beobachtende Welt sein lierte Weise Ausdruck finden. Trotz- digen“. Nur wenige Verse vorher geht (vgl. 1Kor 14,23-25). Schließlich be- dem ist leidenschaftslose Anbetung – der Apostel Paulus auf die Wirkung der fiehlt uns Paulus, „…...die Lehre un- die mehr wie ein Wiegenlied als wie Schrift und ihre Wichtigkeit in unse- seres Heiland-Gottes in allem [zu] ein ruhmvoller Choral klingt – in Wirk- remLebenein(2Tim3,16-17).Nurdurch zieren“ (Tit 2,10), und Petrus ermahnt lichkeit gar keine Anbetung (Joh 4,23). Gottes Wort lernen wir etwas über Ihn; uns, „…...die Vollkommenheiten Got- nur durch die Bibel offenbart Gott sich tes zu verkünden“ (1Petr 2,9). Gemein- 10. Basiert das musikalische uns. Die Schrift muss daher das Zen- demusik sollte also ein wunderbares Konzept Ihrer Gemeinde auf bib- tralstück unserer gemeinsamen Anbe- Zeugnis von der Größe unseres Got- lischen Prinzipien? Obwohl es meh- tung sein – sie liefert sowohl das Ge- tes und Heilandes sein. Sie sollte rere Vorlieben und Meinungen gibt, bäude als auch den Höhepunkt. niemals Seinen Ruf besudeln oder muss sich das musikalische Konzept Ungläubige darüber in Verwirrung Ihrer Gemeinde auf biblische Prinzipi- Aus diesem Grunde sollten Zeiten bringen, was das Evangelium sagt. en stützen. Gemeindeleiter sollten sich des Gesangs (in denen Gottes Volk zu nicht einfach an bestimmte Standards Ihm spricht) niemals die Predigt über- halten, weil sie das immer getan haben. schatten oder verdrängen (in der Gott Auch sollten sie nicht blind erlauben, durch Sein Wort zu Seinem Volk dass jegliche Musikrichtung in ihren spricht).StattdessensollteAnbetungim Gottesdiensten gespielt wird. Stattdes- sen sollten sie die Schrift untersuchen “Solid Rock? What the (wie die Einwohner von Beröa in Apg 17,11) und biblische Prinzipien festle- Bible Says About gen, die richtige Grundsätze für die Musik in der Anbetung untermauern. Contemporary Worship Wenn diese Prinzipien erst einmal Music” by John aufgestellt sind, hat der für die Musik Verantwortliche die Freiheit, sie un- MacArthur is from terschiedlich anzuwenden, abhängig von den jeweiligen Bedürfnissen sei- Fool’s Gold?, John ner Gemeinde. Letztendlich müssen Pastoren vorsichtig sein, damit sie nicht MacArthur, General persönliche Vorlieben auf dasselbe Editor, © 2005. Used Niveau wie biblische Prinzipien er- by permission of heben; sie dürfen biblische Prinzipi- Crossway Books, a en nicht mit der Annahme ignorieren, alles, was Musik in der Gemeinde be- publishing ministry trifft, hänge von Vorlieben ab. of Good News Publishers, Wheaton, IL 60187, Fußnote www.crossway.org ISBN: 1-58134-726-X 1 Dieses Zitat wurde den unveröffentlichten Aus- führungen eines Freundes entnommen, der den Zu beziehen z. B. bei www.amazon.de Zusammenhang von Wachstum und Musikstilen für EUR 11,50 inkl. Versand. in einigen Megagemeinden untersucht hat. 30 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 2 , 2 / 0 5
Kf Vom 18. bis 20. März 2005 fand nun schon zum vierten Mal die KfG-Frühjahrskonferenz in Groß-Dölln bei Berlin statt. Unter dem Thema „Evangelisation und Jüngerschaft – A und O im Gemeindebau“ sprach Andre- as Lindner vor allem über den Prozess des Jüngerma- chens. Als Mitarbeiter des TMG in Salzburg weiß er wie kaum ein an- derer, was es bedeutet, den Men- Kf schen nicht nur Lehre, sondern auch sein Leben mitzuteilen. Ne- Andreas Lindner ben diesen überaus praktischen Vorträgen sprach Wolfgang Büh- ne in einem Abendvortrag zu der Frage „Wie sollen wir das Evan- uEnvdangelisation gelium weitergeben?“. Als Bonus enthält die MP3-CD neben den Jüngerschaft Vorträgen das Buch „Die verlorene Kunst des Frühjahrskonferenz der Jüngermachens“ von Le- KfG · 2005 Roy Eims im PDF-Format. Dieses Buch gilt als Klassiker zum Thema Jüngerschaft. Die Vorträge sind als Kassettensatz (EUR 18,–) sowie als MP3-CD (EUR 14,–) erhältlich (bei Bestellungen bitte genau angeben!). Konferenz für Gemeindegründung e.V. · Postfach 13 22 D-36082 Hünfeld · www.kfg.org · eMail: [email protected] Tel. (0 66 52) 91 81 87 · Fax (0 66 52) 91 81 89 Frühjahrskonferenz der KfG · 2 0 0 5 USA-Reise 2006 vom Mo., 27. Februar bis So., 12. März 2006 – Hirtenkonferenz mit anschl. Rundreise In 2005 fand zum ersten Mal die organisierte Reise zur Wir sind eine Versandbuchhandlung (Spezialsortiment für mehrere Hirtenkonferenz in Los Angeles mit anschließender Rund- tausend deutsch- und englischsprachige Medien von Dr. John Ma- reise durch den Süd-Westen der USA statt. Auch für 2006 cArthur und Dr. Martyn Lloyd-Jones) und haben eine kleine Präsenz- kann man das Nützliche wieder mit dem Angenehmen buchhandlung in Berlin. Als Generalvertretung von GRACE TO YOU in verbinden, sprich: an einer ca. zweiwöchigen Reise an die D, CH und A können wir sämtliche Predigten von John MacArthur auf Westküste der Vereinigten Staaten teilnehmen Englisch (i.d.R. auf Kassette, die Alben teilweise auch auf CD bzw. DVD) liefern. • Teilnahme an der 5-tägigen Hirtenkonferenz in der »Grace Church«, Los Angeles (mit John MacArthur); diakonos e.K. Tel. (030) 994 993 71 Vorträge werden in Deutsch und Russisch übersetzt (vom 01.-.05. März) Bruno-Möhring-Str. 5e Fax (030) 994 993 72 • Rundreise durch Kalifornien, Nevada, Utah und Ari- 12277 Berlin Email: [email protected] zona (inkl. Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion, Las Vegas, San Diego, u. a.) • Preis: ca. 1.600,- Euro (inkl. Flug, Konferenzgebühren, Übern. mit Frühst., etc.) • Abflug von LA Intl’ Aiport schon am 11. März • Anmeldeschluß: 15. Dezember 2005 (Anmeldeunterla- gen bitte vorher anfordern) Anmeldungen bitte direkt an den Veranstalter der Reise: Michael Hansel, Los Angeles (Reiseleiter) Tel./Fax: 001-661-298-2402 (zw. 18.00-23.00 dt. Zeit) oder unter [email protected] - Änderungen vorbehalten - Gemeindegründung Nr. 82, 2/05 31
KfG e.V. · Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld emeindegründung Postvertriebsstück DP AG · Entgelt bezahlt H 12702 Konferenz für Gemeindegründung e.V. Postfach 13 22 D-36082 Hünfeld A„…alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob (gibt), das erwägt.“ Philipper 4,8
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