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Leseprobe Amalias magischer Ring

Published by mvm007, 2018-11-06 07:02:51

Description: Nachdem Joanna durch das Portal in Auremoor angekommen war, erlebt sie unglaubliche Abenteuer auf der Suche nach dem magischen Ring. Sie gelangt mit einer besonderen Sanduhr in die Vergangenheit und trifft dort zum ersten Mal auf ihre Großmutter. Ihr begegnen neue Freunde mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Aber wem kann sie wirklich vertrauen?

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Amalias magischer Ring Stefanie Baier

Impressum:© 2018 Parker VerlagAlle Rechte vorbehalten.www.parker-verlag.deLayout, Satz und Einbandgestaltung:MvMDesign, www.mvmdesign.de1. AuflageGedruckt in DeutschlandISBN 978-3-00-060847-6





InhaltsverzeichnisKapitel 1 Die andere Welt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 1Kapitel 2 Der geheimnisvolle Unsichtbare. . . . . . . Seite 41Kapitel 3 Der magische Ring . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 64Kapitel 4 Rückkehr ohne Wiederkehr. . . . . . . . . . . Seite 86Kapitel 5 Schatten der Vergangenheit. . . . . . . . . . . Seite 123Kapitel 6 Flucht ins Ungewisse. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 182Kapitel 7 Glaube, Liebe, Hoffnung, Vertrauen, Freundschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 284Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 321



KAPITEL 1 Die andere WeltDurch ein energisches Klopfen wurde Joanna aus ihrem tiefenSchlaf gerissen. Im ersten Moment musste sie sich erst einmalorientieren, wo sie sich befand.„Joanna bist du wach?“, fragte Patrick. Noch bevor er eine Ant-wort bekam, öffnete er die Türe schwungvoll. „Wie hast dugeschlafen? Und ich soll dir von meiner Mutter ausrichten, dassdas Frühstück fertig ist.“„Wo bin ich?“, fragte sie noch ganz verschlafen und erschrockenzugleich, als sie bemerkte, dass es nicht ihr Zimmer war.„Du bist in Reland, in der Stadt Auremoor, im Haus meiner Elternund in meinem Bett“, sprudelte es nur so aus seinem Mund.„In deinem Bett?“, entfuhr es Joanna peinlich berührt.„Du kannst dich beruhigen, letzteres war ein Scherz“, entschuldig-te er sich bei ihr.„Dann ist es jetzt alles Wirklichkeit geworden, ich bin in deinemLand angekommen“ Joanna schüttelte beinahe traurig ihren Kopf.„Also doch kein Traum.“Patrick wusste nicht genau was er darauf sagen sollte: „Ich werdedann mal gehen. Das Badezimmer ist im Flur, zweite Türe rechts.“Joanna sah sich im Zimmer um. Es hingen ein paar Bilder anden weißen Wänden und ein kleiner, runder Holztisch mit zweiHolzstühlen stand in der einen Ecke und ein Kleiderschrank in deranderen. Bunte Vorhänge ließen das Zimmer freundlicher wirken. Seite 1

„Worauf hab ich mich da nur eingelassen“, murmelte sie vor sichhin, während sie das Bett verließ, um in das Badezimmer zugehen.„Guten Morgen“, hörte Joanna plötzlich eine Stimme hinter sich,als sie gerade die Türklinke zum Badezimmer öffnen wollte. Er-schrocken drehte sie sich um.Vor ihr stand ein kleines Mädchen, vielleicht zehn Jahre alt, mitbraunen, schulterlangen Haaren.„Hallo, du musst Joanna sein und du wirst uns alle retten.“ Hoff-nungsvoll schaute die Kleine mit ihren braunen Knopfaugen zuihr auf.„Ähm, ja das bin ich, aber das mit dem retten … .“ Joanna unter-brach ihren Satz. „Und wie heißt du?“, fragte sie das Mädchen.„Ich heiße Emma. Emma Grant und ich wohne hier“, sagte sievoller Stolz.„Hallo Emma, das dachte ich mir schon“, sagte Joanna mit einemLächeln im Gesicht.„Wirst du für immer hier bleiben?“, wollte Emma von ihr wissen.„Ehrlich gesagt, darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“ „Fürimmer“, schoss es Joanna durch den Kopf, „ganz bestimmt nicht.“„Wie ich sehe, hast du meine kleine Schwester schon kennenge-lernt“, unterbrach Patrick das Gespräch. „Du kleine Nervensäge,lass unseren Gast doch endlich frühstücken“, tadelte er.„Patrick. Sie hat mich nicht aufgehalten. Wir haben uns nett unter-halten“, dabei blinzelte Joanna Emma freundlich zu.Wütend über ihren Bruder lief Emma schmollend die Treppehinunter.„Geschwister“, das war alles was Patrick zu Joanna noch sagte,bevor er ebenfalls nach unten ging.Seite 2

Eine halbe Stunde später saß sie mit Patrick am gedecktenKüchentisch. Emma war nicht mehr zu sehen. Vielleicht war sieirgendwo im Haus oder draußen beim Spielen?„Wo sind eigentlich die Gegenstände von meiner Großmutter, dieich dir gestern Nacht gegeben hatte, bevor ich ins Bett ging?“,fragte Joanna neugierig nach.„Sicher aufbewahrt“, antwortete er.„Und wo?“, bohrte sie weiter.„Das kann ich dir nicht sagen“, entschuldigte er sich. „Man weißnie, wer gerade zuhört“, dabei machte er eine Handbewegung, dieJoanna zu verstehen gab, dass er damit seine Schwester meinte.„Du hast sie Andrew gegeben“, flüsterte sie siegessicher und hoff-te, dass Emma nicht doch irgendwo lauschte.„Woher willst du das wissen?“, flüsterte auch Patrick.„Weil ich eine Hexe bin und ich, seit ich in deinem Land bin,deine Gedanken lesen kann. Schon vergessen?“ und deutete mitihren rechten Zeigefinger auf seine Stirn.„Stimmt. Daran habe ich nicht mehr gedacht, dass du unsere Ge-danken lesen kannst, ohne den Zauberspruch je gelernt zu haben.Merkwürdig ist das aber schon. Findest du nicht auch?“, fragte erleise.„Ich bin eben etwas Besonderes“, grinste sie.„Ist sie es wirklich?“, vernahm Joanna auf einmal eine Männer-stimme aus dem Flur und sah einen großen, schmächtigen Mannum die fünfzig und mit kurzem, braunem Haar, der in die Küchekam.„Sie ist es“, hörte Joanna sogleich eine Frauenstimme, die demMann folgte. Die Frau war klein und kräftig - Ende vierzig undhatte schulterlanges, schwarzes Haar. „Sie sieht Amalia so ähn-lich.“ Seite 3

Joanna sah entgeistert in zwei freundliche und zugleich hoff-nungsvolle Gesichter.„Meine Eltern“, stellte Patrick sie vor. „Mum, Dad, darf ich euchJoanna vorstellen.“„Es freut uns so sehr Joanna, dass du endlich bei uns bist.“ Pat-ricks Mutter umarmte sie ganz stürmisch.„Es freut mich auch, sie beide kennenzulernen“, dabei schauteJoanna hilfesuchend zu Patrick.„Mum, bitte bring sie nicht um, wir brauchen sie noch“, scherzteer, was Joanna weniger amüsant fand.„Tut mir leid, aber wir freuen uns wirklich sehr über deine Ent-scheidung, uns zu helfen“, sagte Patricks Mutter liebevoll zu ihr.„Wir haben in unserer Euphorie ganz vergessen uns vorzustellen.Mein Name ist Allister und das ist meine Frau Eugenia. Unddieser nette Junge hier“, dabei sah er verärgert zu Patrick, „hatohne uns ein Wort zu sagen Auremoor verlassen, um dich hierherzu holen.“„Das stimmt nicht ganz Dad, ich habe euch einen Brief geschrie-ben, in dem ich euch alles genau erklärt habe“, verteidigte sichPatrick. „Außerdem war ich nicht alleine, Andrew war bei mir.“„Nur mit dem kleinen Unterschied, dass er schon tot ist und dunoch dein ganzes Leben vor dir hast.Wer weiß, was alles hätte passieren können? Hast du darüber malnachgedacht? Deine Mutter und ich haben Ängste ausgestandenwegen deines Leichtsinns“, schimpfte Allister mit seinem Sohn.„Du hast dich wegen mir dieser Gefahr ausgesetzt.“ Joanna war essichtlich unangenehm. Das hatte sie alles nicht gewollt.„Joanna, du trägst keine Schuld. Es war ganz allein meine Ent-scheidung“, versuchte Patrick sie zu beruhigen. „Und außerdembin ich schon volljährig.“Seite 4

„Du hast Recht, aber wir sind und bleiben deine Eltern. Wirwerden uns auch Sorgen machen, wenn du doppelt so alt bist.“Allister war erleichtert und sehr froh über die geglückte Missionseines Sohnes.„Was habt ihr jetzt vor?“, wollte Eugenia wissen.„Wir treffen uns bei Andrew“, sagte Patrick.„Seid aber bitte vorsichtig“, mahnte sie ihren Sohn. „Wir wissennicht, ob die Verbündeten uns nicht ausspionieren. Wenn sie vonJoannas Ankunft erfahren, werden sie sie mitnehmen, da sie im-mer noch glauben, dass sie der Schüssel für ihre Welt sein wird.“„Wir werden vorsichtig sein“, versprach Patrick seinen Eltern undwollte sich gerade mit Joanna zu Andrew portieren, als sie einenPfiff vor dem Fenster hörten.Es war Andrew, der schon voller Ungeduld auf die beiden warteteund alles mitangehört hatte.Patrick öffnete das Fenster und begrüßte ihn.„Hallo Andrew“, kam es schüchtern von Joanna, die neben Patrickstand.„Bereit für das nächste Abenteuer?“, wollte Andrew von ihr wis-sen.„Bereit, wenn du es bist“, lächelte sie ihn an. „Was passiert nurmit mir“, dachte sie sich, als sie auf einmal so ein kribbeligesGefühl am ganzen Körper verspürte.Patrick gab Andrew mit einem Wink zu verstehen, dass er zurHaustüre kommen sollte. In seinem Zimmer angekommen, wollteer weitere Details mit ihnen besprechen.„Ich wollte mit Joanna zu dir, bevor sie ab morgen in die Schulegeht“, begann Patrick.„Schule? Morgen? Ich versteh nicht ganz“, verwirrt sah sie ihn an. Seite 5

„Wir haben dir doch gesagt, dass du hier zur Schule gehen wirst,um all die Zaubersprüche zu lernen, wie deine Großmutter.“ Erverstand ihre Reaktion nicht.„Ja das habt ihr, aber habt ihr vergessen, dass ich eure Gedankenschon jetzt lesen kann und vielleicht besitze ich auch die Fähig-keit andere Zaubersprüche anzuwenden, ohne sie je erlernt zuhaben. Vergesst auch nicht, dass ich neu an dieser Schule seinwerde. Fragen werden gestellt über meine Herkunft und was ichhier mache“, kam es verängstigt von ihr.„Sie hat Recht. Der Plan funktioniert so nicht. Wir werden unswas anderes einfallen lassen müssen“, kam es nachdenklich vonAndrew.„Du meinst also, dass sie nicht zur Schule gehen sollte, aber wer,dem wir vertrauen können, wird ihr all die Zaubersprüche inkürzester Zeit beibringen?“ Patrick ließ sich enttäuscht auf seinBett fallen.„Jack!“, rief Andrew.„Jack? Wieso gerade er?“, fragte Patrick wenig begeistert nach.„Weil wir ihm vertrauen können“, fügte Andrew hinzu. „Und erkann bestimmt einen Zauber bei ihr anwenden, mit dem herauszu-finden ist, ob Joanna wirklich Zauberkraft besitzt, ohne sie erst zuerlernen.“„Jack Rombush. Der alte Mann vom Boot“, fiel sie ihnen ins Wort.„Ja, genau der“, lächelte Andrew gelassen.Sie hingegen wurde leicht nervös in seiner Gegenwart und ihrHerz fing an, schneller zu schlagen.Sehr zum Vergnügen von Andrew, der es hören konnte.„Jack kann ihr aber keine schwarze Magie beibringen“, flüstertePatrick. „aber wir brauchen jemanden, der sie beherrscht und demwir vertrauen können.“Seite 6

„Schwarze Magie“, rief Joanna aufgeregt.„Nicht so laut“, fauchte Patrick. „Um den Verräter zu vernichten,musst du sie beherrschen, wie deine Großmutter. Uns bleibt nichtviel Zeit“, drängte er.„Wer bitte soll mir schwarze Magie beibringen? Er oder seineVerbündeten etwa?“, giftete sie zurück.Joanna hielt Patrick für verrückt und wahnsinnig. Was auch im-mer er mit ihr vorhatte, es würde in ihren Augen kein gutes Endenehmen.„Bevor uns noch irgendjemand hört, lasst uns bitte woandershingehen. Hier haben nicht nur Vampire gute Ohren“, flüsterteAndrew, denn er hatte das Gefühl, belauscht zu werden und woll-te, dass Patrick sich mit ihm und Joanna an einen geheimen Ortportierte. „Die Teufelshöhle,“ flüsterte er erneut.War es vielleicht Emma, die vor Patricks Türe stand oder seineEltern?„Wo?“, fragte Joanna entsetzt. Sie glaubte sich verhört zu haben.„Halt dich an mir fest“, bat Patrick sie. „Ich portiere uns dort hin.“Joanna wollte gerade noch etwas sagen, als sie im nächsten Au-genblick mit Patrick und Andrew in der Teufelshöhle stand.Verängstigt sah sie sich um. „Irgendwie gruselig.“ Überall warenSkelettknochen am Boden verteilt.„Lebt hier wirklich der Teufel?“ Fragend schaute Joanna zu ihrenneuen, außergewöhnlichen Freunden.„So merkwürdig wie dieser Ort auch für dich wirken mag, deineFantasie geht mit dir durch.“Kopfschüttelnd setzte sich Patrick auf einen Felsbrocken, der ne-ben ihm lag. Andrew stand ihr noch immer gegenüber, setzte sichaber nach ein paar Augenblicken ebenfalls auf einen Felsbrocken. Seite 7

Welche Macht würde sie benötigen, um den Verräter töten zu kön-nen? Schwarze Magie hatte ihre Großmutter verändert. Und waswar mit seinen Verbündeten? Im Tagebuch stand, dass sie einenWeg gefunden hätten, um unsterblich zu werden. Wie haben siedas geschafft? Fragen über Fragen gingen Joanna durch den Kopf.„Du hast Angst“, sagte Andrew mitfühlend. „Ich kann deinenHerzschlag hören“, gestand er.„Niemand von uns weiß, wie wir das alles überstehen.“„Wann genau wird der Verräter von den Untoten wieder aufer-stehen?“, dabei schaute Joanna in seine verführerischen braunenAugen.„Nach fünfzig Jahren – und die sind bald vorbei. Seine Verbünde-ten versuchten zu Beginn, als er von Amalia in die Unterwelt ver-bannt wurde, ihn vor Ablauf der Zeit zurückzuholen. Was ihnenzum Glück bis heute noch nicht gelungen ist.“ Das war alles wasAndrew dazu sagen konnte.„Was wäre, wenn seine Verbündeten schon längst einen Weggefunden haben, um ihn zurückzuholen, dann müsste er doch freisein.“ Joanna schaute beide abwechselnd nervös an.„Du meinst, dass er vielleicht gleich nach Amalias Verschwindenwieder frei kam und sich seitdem irgendwo versteckt hält undjeden unserer Schritte beobachtet?“ Patrick stand erschrocken auf.„Wenn das wirklich wahr sein sollte, muss er unsichtbar sein, wieseine Verbündeten.“„Wir sind so blind gewesen“, erschrocken stand auch Andrew aufund fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. „Wir haben demVerräter unsere Geheimwaffe auf dem Silbertablett serviert.“„Ich versteh nicht, was du damit sagen willst.“ Schulterzuckendsah Patrick zu ihm.

„Mich. Ich bin die Geheimwaffe“, bestätigte Joanna, AndrewsAussage.„Aber was will er von dir?“ Patrick verstand noch immer nicht,was Joanna mit dem Verräter zu tun haben könnte. „Dein Blutkann es nicht sein, da deine Großmutter nicht die leibliche Toch-ter von Daniel Parker und somit auch nicht das Enkelkind vonGeorg Parker war.“„Um mich geht es hier auch nicht direkt“, begann Joanna. „Essind die Gegenstände von meiner Großmutter. Er braucht sie fürseinen Plan und ich habe sie mitgebracht. Er muss von Anfang an,noch bevor meine Großmutter ihn verbannt hatte, gewusst haben,dass es eine Möglichkeit geben würde, auch ohne das Blut desNachfahren von Gwydion in meine Welt zu gelangen. Er musstenur warten, wenn auch fünfzig Jahre lang. Unabhängig, ob er inder Unterwelt der Toten oder hier in Auremoor seine Zeit absitzenwürde. Eines Tages müssen euch die Verbündeten beobachtet undbelauscht haben, wie ihr nicht nur über das Medaillon von meinerGroßmutter gesprochen habt, sondern auch über ihre Gegenstän-de, die sie mitgenommen hatte. Seit dieser Zeit verfolgen siejeden eurer Schritte. An dem Tag, als meine Großmutter starb,öffnete sich für euch das Portal, vielleicht hat der Verräter mit einpaar Verbündeten versucht, hindurch zu kommen. Was ihnen zumGlück nicht gelungen ist. Irgendein mächtiger Zauberspruch vonmeiner Großmutter musste das verhindert haben.“„Wenn der Verräter mit seinen Verbündeten angeblich seit fünfzigJahren unter uns lebt, wieso hat sie niemand von den Bewohnernjemals zu Gesicht bekommen? Es hätte doch auffallen müssen.Sie benötigen Essen, Kleidung und einen Ort zum Leben.“ Patrickhoffte auf eine plausible Erklärung von Joanna, die er promptbekam. Seite 9

„Weil sie unsichtbar und unsterblich sind“, konterte sie zurück.„Habt ihr euch nie gefragt, wie sie das gemacht haben? Nicht dasmit dem unsichtbar machen, sondern das mit der Unsterblichkeit.“„Mit schwarzer Magie“, kam zögerlich von Patrick.„Mag sein, dass dies ein Teil davon war, aber wie sieht es mitVampirblut aus?“ Joanna warf einen merkwürdigen Blick zuAndrew.Dieser fühlte sich angegriffen: „Wieso siehst du mich an? Ichhabe niemanden gebissen oder verwandelt.“„Nehmen wir mal an, dass die Verbündeten, nachdem meine Groß-mutter aus Auremoor geflohen war, einen Weg gefunden hatten,ihren Anführer wieder zurück zu holen. Anschließend machten sieeinen Handel mit einem Vampir, der sie mit Vampirblut versorgte.Der Verräter und die Verbündeten machten sich daraufhin un-sichtbar und tranken das Blut. Sie starben mehr oder weniger. Seitdieser Zeit können sie sich nicht mehr sichtbar machen, da ihreZauberkraft verschwand und sie wandeln seitdem durch Aure-moor, als unsichtbare Vampire. Deshalb benötigen sie kein Essen.Und was den Ort betrifft, das Alte Haus war oder ist ihr Haupt-quartier“, erklärte sie ihren beiden Freunden, die nicht glaubenkonnten, was sie hörten.„Das wäre ein Alptraum Joanna. Sie hätten uns dann seit fünfzigJahren ausspioniert, in der Hoffnung, dass irgendjemand einenWeg finden würde, um in deine Welt zu gelangen“, sagte Patrickschockiert.„Welcher Vampir würde uns verraten?“, fragte Andrew leichen-blass.„Derjenige, der von den Verbündeten etwas versprochen bekam.Wie dieser Vampir allerdings in meiner Welt überleben will, weißSeite 10

ich nicht, da wir keinen Schutzzauber über irgendeiner Stadthaben“, sagte Joanna nachdenklich.„Wer weiß, ob es überhaupt darum ging. Die Verbündeten könnenjemandem viel versprechen, was sie allerdings halten werden,steht auf einen anderen Blatt“, kam es gereizt von Patrick.„Hört mal bitte zu. Wir brauchen einen Plan, denn wir wissennicht, wer uns zuhört“, dabei drehte sich Joanna einmal im Kreis.„Vielleicht befindet sich gerade jetzt ein Verbündeter unter uns“,flüsterte sie. Alle drei standen eng beieinander. Joanna flüstertePatrick ganz leise etwas ins Ohr, daraufhin schaute sie Andrewprüfend an. „Hast du mich verstanden?“, wollte sie von ihmwissen.„Ja, aber ich musste gut hinhören“, antwortete Andrew daraufhin.Joanna flüsterte weiterhin Patrick Dinge ins Ohr und Andrewlauschte angestrengt.„Auf keinen Fall. Vergiss es“, sagte Patrick energisch. „Das wer-den wir nicht zulassen. Wir haben dich nicht hierher geholt, damitdu dein Leben für uns aufs Spiel setzt“, schimpfte er.„Patrick hat Recht, Joanna“, pflichtete Andrew ihm bei. „Wir wer-den das nicht zulassen.“„Ihr versteht mich nicht. Es gibt nur diese eine Möglichkeit“,zischte Joanna. „Ich werde es tun, mit oder ohne eure Hilfe.“ Joa-nna war fest entschlossen ihren Plan umzusetzen.Patrick und Andrew schüttelten verzweifelt ihre Köpfe.„Das ist Wahnsinn, was du vorhast.“ Patrick hoffte inständig, dasses sich Joanna noch einmal überlegen würde. Aber für sie standder Plan fest und daran konnte auch kein Teleporter oder einVampir mehr etwas ändern.„Lasst uns von hier verschwinden. Ich traue diesem Ort nicht“,sagte Joanna leise und drehte sich abermals im Kreis. Sie wurde Seite 11

das Gefühl nicht los, dass sich hier ein oder sogar mehrere Ver-bündete unsichtbar aufhielten.Alle drei fasten sich an ihren Händen und eine Sekunde später wa-ren sie verschwunden. Wo waren sie?„Ihr zwei bleibt hier“, befahl Patrick Joanna und Andrew.Während er die beiden alleine hinter einer großen Hecke stehenließ, portierte er sich vor ihren Augen in das sehr heruntergekom-mene alte Haus.„Wem gehört dieses Haus?“, wollte Joanna von Andrew wissen.„Jack. Er lebt alleine hier“, flüsterte er und kam ihr dabei sehrnahe. Beide sahen sich für einen Moment hingebungsvoll an.„Jack“, wiederholte sie diesen Namen leise und versuchte wiedereinen klaren Gedanken zu finden.Dass ihr Herz mal wieder schneller schlug, gefiel Andrew immerwieder aufs Neue. Joanna schluckte und holte tief Luft, dochbevor sie noch etwas sagen konnte, erschien Patrick wieder nebenihnen und sagte: „Kommt schon, Jack erwartet uns.“Patrick nahm Joannas und Andrews Hand und portierte sich vordie Haustüre. Warum er sich nicht in das Haus portieren konnte,war einfach. Jack hatte zu seinem eigenem Schutz einen Antipor-tierzauber darüber gelegt, um ungebetene Gäste fern zu halten. Erselbst könnte sich bei Gefahr jeder Zeit problemlos aus seinemHaus portieren, um in Sicherheit zu sein.„Schnell, kommt herein, bevor euch noch jemand sieht“, sagte ermit seiner tiefen Stimme.„Nette Einrichtung“, sagte Joanna höflich zu ihm und sah sich imHaus um, welches eigentlich nur aus einem großen Raum bestand.„Danke“, murmelte er in seinem Vollbart hinein.Jacks Einrichtung war etwas anders, als Joanna es von zu Hausegewohnt war. Alles war sehr alt und es wirkte so heruntergekom-Seite 12

men. Der Tisch und die Stühle, der Schrank an der Wand unddas Bett in der Ecke. Alles war mit einer schmutzigen, speckigenSchicht überzogen und hatte Kratzer und Macken. „Selbst dasGeschirr auf der Küchenzeile hat bestimmt schon mal bessereZeiten erlebt“, dachte sie.„Möchtet ihr etwas trinken?“, fragte Jack die drei.„Das was ich trinke, befindet sich bestimmt nicht in deinem Kühl-schrank“, grinste Andrew.„Welchen Kühlschrank?“, war Joannas Gedanke. Sie sah keinen.„Für mich nichts, danke Jack“, sagte Patrick freundlich und hoffte,ihn dabei nicht zu verärgern.Jetzt sah Jack Joanna fragend an. Was sollte sie antworten.„Patrick und Andrew haben sich raffiniert aus der Affäre gezo-gen“, dachte sie erneut. „Wie kann ich jetzt meinen Kopf aus derSchlinge ziehen?“„Wenn du nichts trinken willst, dann sag es einfach.“ Jack deutetemit seinem rechten Zeigefinger an seine Stirn. „Schon vergessen.Ich kann deine Gedanken lesen und eure übrigens auch, Jungs“,lachte er und war niemandem böse.Andrew und Patrick fühlten sich ertappt.„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen.“ Joanna hatte dasGefühl, als würde ihr Gesicht rot werden. Ihr war die Situationpeinlich.„Alles in Ordnung“, beruhigte Jack sie. „Warum seid ihr hier?“„Du hast es bestimmt in unseren Gedanken gelesen“, sagte Patrick.„Ihr solltet es euch nochmal überlegen, ob ihr das wirklich ma-chen wollt.“ Jack wollte nicht, dass sie so ein hohes Risikoeingingen. Seite 13

„Ich werde es mir nicht mehr überlegen. Das ist unsere einzigeChance, den Verräter endgültig zu vernichten“, sagte Joanna ver-ärgert. „Für meinen Plan brauche ich deine Hilfe, Jack.“„Warum bist du dir da so sicher, dass ich dir helfen kann oderwerde?“ wollte er von ihr wissen.„Weil ich glaube, dass du schwarze Magie beherrschst und des-halb wirst du mir dabei helfen“, drohte sie ihm regelrecht. Woherwusste Joanna es oder war es nur eine Vermutung von ihr?Patrick und Andrew sahen sich sprachlos an.„Du praktizierst schwarze Magie“, kam es erstaunt und gleichzei-tig geschockt von Patrick: „Warum hast du das nie erzählt?“„Damit mich die anderen Zauberer und Hexen aus Auremoor ver-bannen?“ Jack fühlte sich in die Enge getrieben.„Du bist ein Verbündeter, denn nur sie beherrschen die schwarzeMagie“, kam es entsetzt von Patrick.„Ich habe mich geändert. Ich bin nicht mehr der, der ich einmalwar. Das müsst ihr mir glauben“, hoffte Jack.Andrew und Patrick sahen sich an. Sie kannten Jack schon ewigund wussten plötzlich, dass sie ihm glauben können.„Du lässt nicht zu, dass ich deine Gedanken lesen kann. Wie sollich dir vertrauen können“, sagte Joanna misstrauisch.„Ich gestatte es dir, aber unter einer Bedingung“, begann Jack.„Und die wäre?“, fragte Joanna.„Dass du mir die Gegenstände von deiner Großmutter überlässt“,forderte er sie auf.„Niemals! Wenn ich sie dir überlasse, wirst du sie diesem Verräteraushändigen“, schrie Joanna ihn an. „Meine Großmutter hat auchjemanden vertraut und dieser Jemand hat ihr alles genommen,was sie je geliebt hat. Wie du siehst, ist das so eine Sache mit demVertrauen.“Seite 14

„Joanna“, versuchte Andrew sie zu beruhigen. „Ich verstehe dichsehr gut. Vertrauen ist in vielerlei Hinsicht sehr wichtig. WasAmalia damals widerfahren ist, soll dir nicht passieren. Wenn icheins gelernt habe, dann ist es Vertrauen. Gib Jack eine Chance“,bat er sie inständig.Joanna schaute Andrew tief in die Augen, ein Kribbeln durchfuhrwieder ihren Körper. In seinen Gedanken konnte sie lesen, welcheGefühle er für sie hegte. Verlegen drehte sie sich zu Jack, denn erkonnte in diesem Moment, ebenfalls ihre Gedanken lesen.„Einverstanden. Andrew und Patrick werden sie holen“, sagteJoanna, obwohl es ihr schwer fiel Jack zu vertrauen.Er nickte ihr dankend zu: „Du wirst es nicht bereuen, dass du mirvertraust.“„Wir werden sehen“, das war alles was sie zu dem Thema imMoment hinzufügte.„Wir haben nicht mehr viel Zeit. Gedankenlesen kannst du schon,ohne es jemals gelernt zu haben.Das ist gut. Ich werde dich verschiedene Zaubersprüche sagenlassen und dann werden wir sehen, wie gut du sie beherrschst“,murmelte Jack wieder in seinen Vollbart und kratzte ihn dabei.Er konnte nicht ahnen, wie schnell Joanna die Zaubersprücheerlernen würde.„Niemand darf erfahren, dass Joanna hier ist“, flüsterte Patrickleise und schaute aus dem Fenster.„Und was ist mit deinen Eltern und deiner Schwester, können sieschweigen? Selbst wenn sie zu niemanden etwas sagen, Gedan-kenlesen kann hier jeder Zauberer und jede Hexe. Das stimmtdoch Jack?“ Joanna drehte sich zu ihm um.Jack nickte zustimmend. Seite 15

„Ich weiß, dass meine Eltern und meine Schwester zu niemandenetwas sagen werden, aber das mit den Gedanken, das könnte eingroßes Problem werden. Wir sind Teleporter und keine Zaubereroder Hexen, um unsere Gedanken zu verschließen. Was schlägstdu vor, was wir tun können?“, verzweifelt schaute Patrick zu Jack.„Ich kann mit schwarzer Magie ihre Gedanken blockieren, abernur für eine gewisse Zeit“, versprach er Patrick. „Sobald der Zau-ber nachlässt, sind sie auf sich gestellt. Ich werde nicht immer inihrer Nähe sein können.“„Das Risiko werde ich eingehen.“ Patrick würde alles tun, umseine Familie zu beschützen.Jack lief zu einer alten Schublade und holte vier kleine Fläsch-chen mit einer gelben Flüssigkeit heraus. „Für dich Patrick unddeine Familie. Wenn ihr sie trinkt, werdet ihr für vierundzwanzigStunden unsichtbar sein.“Er bedankte sich bei Jack und steckte die Fläschchen in seineHosentaschen.„Was wäre, wenn die Verbündeten Joanna schon gesehen und esdem Verräter verraten haben? Sie sind unsichtbar und Vampiremit einem guten Gehör. Joanna wäre hier nicht mehr sicher“, sor-genvoll blickte Andrew zu ihr. Auch er würde alles für sie tun, umsie zu beschützen.„Habt keine Angst. Hier seid ihr sicher. Durch diese Fenster wirduns niemand sehen“, sagte Jack geheimnisvoll. „Und hören wirduns hier innen auch niemand.“„Wieso nicht?“, fragte Joanna interessiert nach.„Schwarze Magie. Ich habe die Fenster und diesen Raum mit ei-nem Zauberspruch belegt. Wenn jemand von außen hereinschautwirkt alles leer.“Seite 16

„Hast du Angst, dass jemand dein Haus betritt?“, stellte Joannaweiter Fragen an Jack.„Ich gehe den Leuten so gut es geht, aus dem Weg. Auf diese Wei-se habe ich meine Ruhe und falle nicht auf. Sie halten mich füreinen einsamen, alten, senilen Mann und so soll es auch bleiben.“Joanna beeindruckte es auf eine gewisse Art und Weise, wie Jackweiter heimlich schwarze Magie anwenden konnte, ohne dass esirgendjemand mitbekam.„Ihr solltet jetzt gehen“, bat er Patrick und Andrew. „Ich muss Jo-anna noch viel beibringen, bevor wir mit diesem verrückten Planbeginnen können.“„Wir können doch hierbleiben und zusehen. Wir werden euchauch nicht stören“, versprach er.Jack überkreuzte seine Arme und wartete. Ein paar Sekunden ver-gingen stillschweigend, bis Patrick sich endlich einen Ruck gabund mit Andrew enttäuscht und wütend zugleich das Haus verließ.„Die beiden haben Angst um dich. Du bedeutest ihnen viel, daskonnte ich in ihren Gedanken lesen“, sagte Jack mitfühlend zuJoanna, die sich einsam und verloren vorkam, so ganz ohne ihreFreunde.„Ich würde ihnen mein Leben anvertrauen, auch wenn ich sie erstseit ein paar Tagen kenne“, kam es spontan von ihr.„Freunde sind sehr wichtig. Man sollte ihnen vertrauen können“,dabei schaute Jack gedankenverloren durch den Raum.„Wieso erzählst du mir das?“ Weiter kam sie nicht, da ein Klopfenihr Gespräch unterbrach.Es war Andrew, der den Rucksack von Joanna mit den Gegen-ständen ihrer Großmutter in seinen Händen hielt.„Pass gut darauf auf“, mahnte er Jack und verschwand in dieDunkelheit. Seite 17

Joanna wollte ihre Frage wiederholen, als sie einen seltsamenGedanken bei Jack las.„Wieso denkst du gerade an meine Großmutter? Hast du sie ge-kannt oder hat sie dir etwas bedeutet?“, fragte sie neugierig nach.„Gekannt, ja. Etwas bedeutet, ist das falsche Wort. Wir standenuns nicht sehr nahe, solltest du das meinen. Wir waren vielmehrGegner, auch wenn wir die gleiche Magie beherrschten“, sagteJack nachdenklich.„Gegner? Gleiche Magie? Du meinst Schwarze.“„Joanna, ich muss dir etwas Wichtiges sagen, bevor wir beginnen.Deine Großmutter und ihr Bruder John schlossen sich nach demTod ihrer Eltern dem Verräter und seinen Verbündeten an. Siewollten unbedingt die echte Landkarte wieder in ihren Besitzbringen, um sie zu vernichten.“„Das weiß ich, das stand in ihrem Tagebuch, aber woher weißt dudas alles?“, unterbrach sie ihn.„Weil ich dabei war, als Amalia und John die echte Landkarte demVerräter gestohlen haben“, erzählte er weiter.„Du hast sie an den Verräter verraten.“ Joanna war entsetzt undenttäuscht von ihm. Konnte sie Jack wirklich vertrauen?„Nein, das habe ich nicht“, und lief zu einem Fenster. „Ich habeden beiden zur Flucht verholfen.Das musst du mir glauben.“„Erzähl mir alles ganz genau, was an diesem Tag passiert ist. Aberzuvor wirst du mir den richtigen Namen des Verräters nennen.“Ihre Augen funkelten wütend.„Den weiß ich nicht. Auch nicht wie er aussieht“, entschuldigte ersich aufrichtig. „Es tut mir leid.“„Willst du mir damit sagen, du warst Jahre lang an der Seiteeines Mörders und hast nie sein Gesicht gesehen?“, fassungslosSeite 18

schüttelte sie ihren Kopf und wusste nicht mehr, ob sie Jack nochvertrauen sollte. „Wenn du beiden zur Flucht verholfen hast wiedu sagst, warum hat es John nicht in meine Welt geschafft, sowie meine Großmutter?“ Skeptisch schaute sie zu ihm. „Sagt erwirklich die Wahrheit?“, überlegte sie nachdenklich.„Es ist die Wahrheit“, schwor Jack und machte ihr verständlich,dass er soeben ihre Gedanken erneut gelesen hatte.„An diesem besagten Tag, ich muss dazu sagen, ich hatte den bei-den nie vertraut, folgte ich ihnen heimlich. Wir liefen einige Zeit,bis wir im Tal des ewigen Feuers ankamen.“„Moment! Das Tal des ewigen Feuers!“, unterbrach sie ihn aber-mals. „Was ist das?“„Das ist ein verbotener Ort, wo sich keine Menschen oder andereLebewesen lange aufhalten können. Überall Feuer und ein heißerLavastrom bahnt sich seinen Weg durch das Tal, das Atmen fällteinem schwer. Amalia und John hielten immer Ausschau, obihnen jemand gefolgt war.“„Warum haben sie sich nicht unsichtbar gemacht oder sich zudiesem Ort portiert?“, fragte Joanna neugierig nach.„Sie waren unsichtbar, genauso wie ich. Durch unsere schwarzeMagie und unser Symbol im Genick, waren wir untereinander fürjeden sichtbar. Deshalb musste ich Abstand halten. All diejenigen,die diese Magie und die Verbundenheit nicht hatten, konnten unsauch nicht sehen. Wo bin ich stehengeblieben? Der Weg dorthinist sehr gefährlich und steinig. Ich hielt immer genügend Ab-stand und versteckte mich hinter Gestein und Felsbrocken. KurzeZeit später blieben sie vor der heißen Lavamasse, die aus einemFelsvorsprung wieder an die Oberfläche kam, stehen. Amalia fingan, einen verbotenen Zauberspruch zu sprechen, als plötzlichdiese Lavamasse aufhörte zu fließen, sie erstarrte regelrecht zu Seite 19

Stein. Daraufhin nahm sie ihren Zauberstab und feuerte so langeBlitze auf die harte Lava ab, bis diese zerplatzte. Sie bückte sichund holte eine hölzerne Röhre heraus und reichte diese John. Eröffnete sie und zog ein Stück Pergamentpapier heraus. `Sie istnoch hier`, hörte ich Amalia erleichtert sagen. `Jetzt müssen wirnur noch die Stelle finden, wo sich das Portal öffnen wird und wirin dieses fremde Land gelangen können. Danach werde ich dieLandkarte vernichten, denn ohne sie und das Blut ist seine Machtendgültig vernichtet. Auremoor wird von einem Tyrannen befreitsein. Das bin ich ihnen und unseren Eltern schuldig. Lass unssofort verschwinden, bevor uns der Verräter oder die Verbünde-ten hier finden werden`, und deutete mit ihrem Zeigefinger an ihrGenick, wo sich noch immer das Symbol befand, mit dem sie undJohn mit dem Verräter verbunden waren.“Jack wollte gerade fortfahren, als Joanna ihn wieder unterbrach:„Moment mal. Du hast gesagt, waren verbunden. Heißt das, dubist mit ihm nicht mehr verbunden?“„Was glaubst du, Joanna?“„Ich weiß nicht, was ich dir glauben soll“, antwortete sie zögerlich.„Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du vertraust mir odernicht. Es ist deine Entscheidung“, hörte sie Jacks tiefe Stimme.Was blieb ihr anderes übrig, als ihm zu glauben, wenn sie ihreFreunde und die Bewohner von Auremoor von diesem Verräterretten wollte.„Joanna, nehmen wir einmal an, Amalia wäre es gelungen, dieLandkarte zu vernichten. Sie und John würden bis an ihr Lebens-ende in deiner Welt leben. Der Verräter würde nicht wissen, werder Nachkomme von Gwydion ist, was für ihn im Nachhineinnicht mehr relevant gewesen ist, da er durch einen für ihn glück-lichen Zufall erfahren hatte, dass die Gegenstände, die sich imSeite 20

Moment noch in deinem Rucksack befinden, die Möglichkeitgeboten hätten, in dein Land zu gelangen. Was glaubst du wäredann Schlimmes passiert?“„Lass mich raten. Du warst dieser Jemand, der, wie auch immer,dahintergekommen ist, dass weder Landkarte, noch Blut vongroßer Bedeutung waren, sondern die Gegenstände. Bis dahinalles richtig?“ Joanna hatte Jack durchschaut. Zumindest glaubtesie das.„Nicht schlecht für so eine junge Hexe“, grinste er hinter seinemVollbart hervor.„Was hast du dann gemacht? Ich dachte, du hast ihnen zur Fluchtverholfen, oder hast du sie am Ende doch verraten?“„Ich habe ihnen geholfen, aber nicht zu diesem Zeitpunkt, da ichweder die Wahrheit, noch die Magie, die von den Gegenständenausgingen, kannte. Ich wusste nur, dass der Verräter hinter derLandkarte und dem Blut des Nachfahren her war. Das Blut vonAmalia hatte damals nicht die gewünschte Wirkung, wie wir wis-sen, deshalb ließ er jeden Bewohner von Auremoor `überprüfen`,wie er es nannte. Er fand ihn nicht, aber Amalia.“„Wer war es?“, fragte sie Jack aufgeregt.„Nicht so schnell. Hör dir erst meine Geschichte zu Ende an.Wütend feuerte ich Blitze aus meinem Zauberstab. Ich wollteunbedingt verhindern, dass sie diese Landkarte vernichtet. Wasich nicht wusste, war, sie hatten das Blut des Nachfahren bereitsbei sich. Durch unser Zeichen im Genick, spürte ich, dass es nichtmehr lange dauern würde und der Verräter würde hier erschei-nen. Amalia und John hatten einen Tag zuvor die Krieger derFinsternis, die die Landkarte bewachen sollten, überlistet und siedurch eine Fälschung ersetzt. Sie versteckten die Karte im Tal desewigen Feuers. Seite 21


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