Alex (26) Selina (23)Verkannter Philosoph, Verfechter der Küken und Chaos zugleich. Das Nest-Chaostheorie und Connoisseur feinster häkchen mit dem wohl schlechtestenelektronischer Tanzmusik, in der er sich Musikgeschmack der Welt, das vornur zu gern von Zeit zu Zeit verliert. kurzem der Liebe begegnet ist undEin Peter Pan und Träumer, der durchs deswegen in letzter Zeit nur ein unre-Leben tanzt und der wohl klügste Kopf gelmäßiges Tohuwabohu war, das zurunserer Wohngemeinschaft – auch Tür hereingeschneit kam. Ein feierwü-wenn er den ab und an einmal zu oft in tiger Wirbelwind, der erst nach hauseden Wolken hat. Mit diesem verträumt geht wenn sonst niemand mehr steht.romantischen Blick auf die Welt findet Seitdem sie sich den wirkungslosen Er-er auch zwischen all den leeren Schalen ziehungsversuchen ihrer fernsehreifendoch immer noch eine Nuss. Patchwork-Familie entzogen hat, hatSissi (25) unsere Wohngemeinschaft die Eltern-Gleichzeitig besorgte Mutter und gries- rolle übernommen – mit mäßigem Er-grämiger Großvater, ständig balancie- folg.rend auf dem breiten Grad zwischenkühler Lethargie und ekstatischer Eu-phorie. Es gibt keine Gespräche undSituationen, die ihrem kreativen Kopfentfallen – sie ist die Hüterin allergroßartigen Geschichten und Legen-den der vergangenen Zeiten, zum Vor-und Nachteil aller ihrer Mitmenschen.Neben Sarkasmus und Ironie ist auchnoch die Fantasie ihr ständiger Beglei-ter – davon jedoch manchmal mehr alsgut tut.
merry christmas
Wir drei haben uns nicht gesucht unddoch durch einige Zufälle, vielleichtauch durch das Schicksal oder einfachdurch eine verrückte Laune der Naturgefunden. Wir kennen uns nun schonetwa knapp drei Jahre, die Hälfte davonleben wir nun auch schon zusammen.Und wir sind nicht nur Mitbewohner,wir sind mehr – beste Freunde,Familie, Partners in Crime. Wir gehendurch dick und dünn, wir verschickenWeihnachtskarten, erzählen unsauch die schlimmsten Geheimnisse,nennen uns gegenseitig kleine Maus,kleine Schlafmaus, kleine Tanzmaus,lösen gemeinsam die kleinen undgroßen Rätsel des Alltags, schmiedenPläne für die Zukunft, machengemeinsame Besuche bei unserenEltern und philosophieren in lauenSommernächten stundenlang auf demBalkon und enden immer wieder beider gleichen Frage: „Könntet ihr euchvorstellen, wir hätten uns niemalskennen gelernt?“ Die Antwort ist: nein,können wir nicht.
Seit fast eineinhalb Jahren können erklärt betreten wir ihn eigentlich nur,wir die Petersburger Straße 40 um Pakete abzuholen oder in ganzunser zuhause nennen – mitten im dringenden Fällen (wenn man seinenanfänglich zu Unrecht geglaubten Schlafanzug nicht ausziehen möchte).schlechtesten Teil von Friedrichshain, Mehmet und sein riesiger Freundeskreisnah am Geschehen in der Rigaer Straße, haben nämlich ziemlich aufgefahrenfußläufig zum Technostrich und direkte und auch gleich noch eine CocktailbarHaltestelle der Partytram M10. Der eröffnet, die allerdings meistens erstGroßteil unserer Nachbarn ist der Traum wochentags gegen 23 Uhr zum Lebenaller Wohngemeinschaften – nämlich erwacht. Da unsere Wände aus Pappenoch mehr Wohngemeinschaften, die sind werden wir also regelmäßig mitkein Problem damit haben, wenn es ab schlechter Musik in noch schlechtererund an mal etwas lauter wird. Beschwert Qualität beschallt. Mittlerweilehat sich bisher nur ein seltsamer alter besticht er uns aber mit Zigaretten undMann im Hinterhof, wobei wir alle Süßwaren, weshalb wir ihnen den Spaßziemlich sicher sind, dass er gar nicht auch nicht verderben wollen.in unserem Haus wohnt. Mit unserem„Das-hätte-unser-Stammspäti-sein-können“-Späti direkt unter uns stehenwir mit etwa zwei Zehen auf Kriegsfuß.Von Alexander zur verbotenen Zone
Kabuff Bad Ganze 117qm nennen wir unser kleines Reich, das auch nur durch einen sehr Küche glücklichen Zufall in unsere Hände fiel. Der Wohnungsmarkt-Gott hat es gutSelina Alex mit uns gemeint und uns drei fast gleich Sissi große (so um die 20qm oder mehr, wir sind alle schlecht im schätzen) Zimmer beschert. Meins und Selinas Zimmer sind noch durch eine Tür miteinander verbunden, die zu feierlichen Anlässen gerne geöffnet wird um so die Main- Area noch etwas zu vergrößern (viel bringt es allerdings nicht, da Selinas Zimmer nur aus klotzigen Möbeln und sinnlosen Käufen wie z.B. einem Lauf- band besteht). Alexanders Herrenzim- mer ist das ruhigste und dunkelste von allen. Mehmet steht nämlich auch auf Beleuchtung, die man auch aus dem Weltall sehen kann. Für mich und Se- lina ist vor unserem Fenster immer Tag. Nach dem längsten Flur der Welt folgt die offene Küche, in der von Zeit zu Zeit exquisite Speisen zubereitet, manchmal aber auch nur die Nachbarn beobachtet werden. Dahinter liegt das große helle Bad und unser kleiner Ka- buff, in dem neben dem Staubsauger auch ein menschengroßer aufblasba- rer ChupaChup lebt, der den Namen Mister Lollipop trägt.
Unsere heiligen Hallen sind Anlauf- vergossen, selten geschrien und fastpunkt und Sammelstelle für Freunde, nie geschwiegen. Lauwarmer PfeffiBekannte und Streuner und eigentlich ist das Getränk des Hauses, ein mäßigjeder Zeit geöffnet. In den knapp gekühlter Sekt zum Anstoßen stehteineinhalb Jahren, die wir die eigentlich immer bereit. Bei uns ist jederPetersburger Straße jetzt schon unser willkommen, und auch jeder der sichzuhause nennen, ist es fast schon zur beim ersten Besuch vielleicht danebenTradition geworden, dass sich der Inner benimmt, erhält gern eine zweiteCircle mit wechselnder Besetzung Chance. Regelmäßige Gäste habenfreitags auf das eine oder andere Zahnbürsten mit ihrem Namen im BadKaltgetränk in meinem Zimmer trifft, und flauschige Hosen für gemütlichewelches auch quasi das Herzstück Afterhours in unseren Schränken.der Wohnung ist (was laut einigenAussagen vor allem an dem genaurichtig durchgesessenen Sofa und derperfekten Größe des Couchtischs liegt).In unserer Wohnung wird viel gelacht,ab und an auch mal eine Träne
Wir wollen einfach gern einmal mit all früh einen frisch gebrühten Kaffee fertig aussehen. Bei uns stehen unsereunseren Freunden – Inner Circle sowie mit uns zu genießen, mittags für eine Liebsten auf der Gästeliste, ohne sichOuter Circle plus Begleitungen, auf uns, gechillte Afterhour und zum Kräfte- dafür bei uns einschleimen zu müssen…unsere Freundschaft und das Leben Tanken vorbeizukommen, und den und Fotos sind erwünscht. Selinaanstoßen. Und das ohne von jedem Samstag Abend zum Aufwärmen oder und ich sind super im Deko basteln,zweiten hören zu müssen, das sonst zum Ausklingen zu nutzen. Somit sollte Alexander lebt für die Musik, die Kücheirgendwo ja auch noch eine Party wäre, es für jeden geladenen Gast in der Stadt ist der perfekte Ort für eine Zigaretteauf der man sich unbedingt blicken der tausend Möglichkeiten und in der und tiefgründige Gespräche und hitzigelassen müsste, ohne irgendwelche sich niemand festlegen will möglich Diskussionen, unsere Zimmer ideal zumDiskussionen, in welchen Club man sein, uns mit seiner Anwesenheit zu Tanzen, Chillen und Pfeffi trinken.denn jetzt geht und wie man die Gruppe beglücken. Unsere vier Wände sind Stattfinden soll das ganze vomaufteilt, ohne die Ausrede „Nee sorry, vielleicht nicht der Kater Blau oder das 30. September auf den 1. Oktober, damitmuss morgen früh raus“. Wir wollen Sisyphos, aber dafür kann man bei uns wir das lange Wochenende noch zumjedem die Chance geben, wenigstens ebenso guter Musik lauschen, ohne Aufräumen, Klarkommen und Zurück-auf ein Getränk vorbeizuschauen, und dafür stundenlang anstehen zu müssen. denken nutzen können. Wir rechnenwollen deswegen die Tore zu Spiel, Bei uns feiern keine Touristen, von mit etwa 80 bis 100 Leuten, die zu un-Spaß und Remmidemmi für knapp denen man sich im schlechten Englisch serer Sockenparty erscheinen werden.24 Stunden öffnen: so bietet sich die anhören muss, wie geil Berlin dochGelegenheit, am Freitag ab 22 Uhr zum ist. Uns ist egal ob unsere Gäste nichtVortrinken vorbeizuschauen, Samstag genau im richtigen Maße fresh oder
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