En Camino
Dominique Lawalrée – Pleine Lune: Insomnie Emika – Dilo 9Alles begann auf einem Maisfeld in Nordspanien. Die Nacht war drückend kalt, der Himmelklar und ein Sternenmeer offenbarte sich uns. Die Pflanzen bewegten sich sanft im Wind undgaben einen schwingenden Klang ab. Der Fahrer ermahnte zur Weiterfahrt und alle stiegen inden Bus, um die Reise fortzusetzen. Beim Starten des Motors ging das Radio an. Ein Radiosend-er übertrug einen Mitschnitt eines Klavierkonzerts. Die Insassen waren still, einige schliefen.
ADN’ Ckrystall – Hé-Pao, White ChineseAuf der Landstraße angekommen, in Richtung Norden fahrend, passierte die Gruppemehrere kleine Tankstellen, einen Blumenladen, der die ganze Nacht geöffnet zuhaben schien und ein chinesisches Restaurant. Das Restaurant lag abgelegen an einerZufahrtsstraße. Es war traditionell dekoriert mit Löwenköpfen auf der Außenfassade, diedurchs Mondlicht verstörend aussahen. Beim Betreten des Restaurants schlug einem Dunstaus Weihrauch, Fleisch und Fett entgegen. Eine ältere Frau saß allein an einem Ecktischund fädelte Perlen auf eine Kette. Wir bestellten etwas zu trinken und warteten. Blickestreiften im Laden umher und einige fesselte der Fernseher auf einer antiken Kommode. Eslief eine chinesische Popshow, die etwas traditionell angehaucht sein sollte. Junge Mädchen,vermutlich um die vierzehn Jahre alt, wedelten Bänder und bewegten sich synchron im Takt.
RSS B0YS – M0NKYY BL00DWieder auf der Straße angekommen, war es vermutlich um drei Uhr morgens. Das Ziel lagnoch in weiter Ferne. Es war still, aber alle waren wach und dachten vor sich hin. Bis einerder Passagiere, seine Gitarre herausholte und eine Melodie spielte, die er oft wiederholte. ImTakt dazu, schlug ein anderer mit seiner Hand, die von Ringen gesäumt war, an die Seitentür.Es war eine heitere Stimmung, aber niemand sprach ein Wort. Der Fahrer schien das allesnicht zu hören und schaute konzentriert auf die Straße. Ab und an zündetet er sich eineFilterzigarette an und hielt sie aus dem geöffneten Fenster. Die Glut der Zigarette warelektrisiert vom Fahrtwind feuerrot und es flogen vereinzelt Funken in Richtung Nacht.
White Rainbow – For TerryDer Morgen graute und wir passierten eine waldige Gegend, in der der Nebelhaushoch stand und kaum zu durchdringen war. Vereinzelte Stromtrassenbefanden sich auf den Felder rings um die Straßen und kamen in derMorgendämmerung fast majestätisch daher. Es wurde hügeliger und wir sahen die Pyrenäenvor uns – wir sollten noch gut fünf Stunden unterwegs sein. Der Nebel wurde dichter, dieStraße immer gewundener und wir mussten unser Fahrtempo reduzieren. Schleichendfast, bewegte sich der weiße Bus die Kurven hinauf und ebenso vorsichtig wieder hinab.
Camera – Reindenken/ RausIm Passagierraum waren die Stimmung angespannt — keiner wollte in der Position des Fahrerssein und die ganze Aufmerksamkeit galt ihm und seinen routinierten Bewegungen. Als erseinen Beifahrer aufforderte, ihm eine Tasse Tee aus der Thermoskanne einzugießen, kamdieser seinem Wunsch sofort nach. Trinkend stemmte der Fahrer die nächste Kurve, dieumso steiler hinaufging. Am Scheitelpunkt angelangt, kam das Auto jedoch langsam zumstehen. Der Tee klatschte an die Frontscheibe, eine Frau im Passagierraum schrie schrill auf.Es gab einen kurzen Moment des Schocks, bis der Fahrer die Handbremse anzog und seine Türöffnete um nachzusehen was den Stillstand verursacht hatte. Er lief entlang des Wagens undfand den linken Vorderreifen platt. Er informierte uns und machte sich daran, den Reifenauszutauschen. Ein Auto passierte uns zügig auf der Gegenfahrbahn– es war eiskalt.
Frieder Butzmann – Rubber ToysDer Motor jaulte, als der Fahrer versuchte, uns weiter zu bewegen. Es gelang ihm und die Fahrtwurde fortgesetzt. Mit spürbarer Bange jedoch. Ein Telefon mit Geigenmelodie klingelte auf denRücksitzen – der Anruf blieb unbeantwortet. Einzige Unterhaltung fand zwischen den beidenKindern statt, die bis zu dem Vorfall eigentlich nicht auffielen. Sie flüsterten sich auf deutsch zu.
Mort Garson – Déjà-vu ??? – ???Der Morgen war nun schon weit vorangeschritten und die Sonne hatte sämtlichen Nebelvertrieben. Während einer kurzen Pause am Straßenrand, hatten sich die beiden Musikereine Flüssigkeit in den Mund getropft und schauten nun mit glasigem Blick aus demFenster. Ab und und an lachte einer von ihnen auf, schwieg jedoch sofort wieder. Sie schienendeutlich zu trippen, während ein paar der Passagiere sie mit Argwohn betrachtete undinsgeheim zu hoffte, dass sie nicht (zu sehr) die Kontrolle über sich verlieren. Die beidenKinder spielten ein Spiel und schienen von all dem nichts mitzubekommen. Ebenso der Fahrer, der abgesehen von riesigen Schweißperlen auf seiner Stirn die absolute Kontrolle zuhaben schien. Das Radio knarrte vor sich her und spielte Songs einer Band mit quietschenden undjaulenden Gitarren. Die beiden „Tripper“ wippten im Takt und schlossen vereinzelt ihre Augen.
??? – ??? Deo Toy – Love Me Or Leave MeWir passierten eine französische Kleinstadt in den Bergen und vertraten uns aufeinem winzigen Parkplatz die Beine. Gesamtdauer der Pause war auf eine halbe Stundeangesetzt. Alle verstreuten sich in eine andere Richtung und liefen neugierig umher. Bisauf den Busfahrer, der angelehnt an seinen Bus Zigaretten rauchte und ins Leere schaute.Die Stadt war verhältnismäßig belebt mit Leuten, die wie Ameisen umherliefen, umBesorgungen zu machen, sich zum Mittagessen trafen oder einfach umher liefen, wie wir.
Premier Rang – Zoe Et Heine KWC 92 – NR 3Die einzigen, die nicht ganz ins Bild passten, waren die beiden Musiker. Einer saß am Randeines Brunnens und hielt seine Hand ins Wasser, um sie nach wenigen Sekunden wiederruckartig heraus zu ziehen. Dies wiederholte er oft und zog damit einige Blicke auf sich, dieer jedoch nicht zu realisieren schien. Der andere Musiker war beschäftigt, liegend auf einemRasenstück neben einem Strauch ein belegtes Brot zu essen. Die beiden Kinder standenunweit vor einem Geschäft und sahen einen alten Spielfilm an. Die Stadt schien die Reisend-en gut zu beschäftigen und sie verloren sich. Jeder für sich. Die Kirchenuhr schlug dreizehn.
The Raveonettes – Lust (Trentemøller Remix) Lena Wilikens – Phantom DeltaPlötzlich donnerte es, als würde etwas einstürzen. Erst kaum spürbar, dann immerstärker. Grollendes Getöse erfüllte die kleine Stadt – alles wackelte. In einem Café aufdem Platz mit dem Brunnen flogen Tische und Schirme um. Die Menschen rannten vomSchreck getroffen wild umher. Ein großes Gebäude stürzte in sich zusammen, die Straßeriss mittig auf und parkende Autos fielen in den Graben. Schreie. Grollen. Staub. DieErde bebte weiterhin. Einige Menschen riefen sich zu, doch der Krach verschluckte ihreWorte sofort. Die beiden Kinder kauerten auf dem Bürgersteig, die Hände über dem Kopf.
James Holden – Self Playing SchmatzNach etwa zehn Minuten verstummte das Grollen langsam. Die Luft warvoller Staub und einige wenige kamen aus ihren Unterschlupfen heraus, um sichein Bild vom Geschehen zu machen. Verzweifelte Gesichter, wo man nur hinsah.Einer der Musiker lag leblos am Boden. Der andere, der am Brunnen saß, war von Geröllund Steinen bedeckt und regte sich nicht. Nach einiger Zeit versammelten sich einTeil der Reisenden wieder am Parkplatz und schilderten sich gegenseitig das Erlebte.
Ahrkh Wagner – Turn Off Your MindVom Busfahrer und vom Bus selbst war nichts zu sehen. Da wo der Busgeparkt hatte, war die Straße aufgebrochen und in die Tiefe gerutscht. Am Randdes Abhangs konnte man ihn schließlich ausmachen. Er lag seitlich in einemWaldstück etwa einen halben Kilometer weiter unten. Vom Busfahrer keine Spur.Die Übrigen, beschlossen die Reise zu Fuß fortzusetzen und ließen alles hinter sich.
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