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KÖRPER&SEELE REDAKTION: THOMAS SAUM-ALDEHOFFDein Schmerz ist mein Schmerz Menschen spüren die SchmerzenDer Schmerz anderer Menschen geht uns auch des- Diesmal gaben die Forscher 50 Probanden neben dem anderer, als wä-halb so nahe, weil wir ihn nachempfinden, als wäre Placebo auch einen echten Wirkstoff, der die An- ren es die eige-es unser eigener: Im Gehirn des Beobachters werden dockstellen für die Opiate im Gehirn blockierte. Die nen. Doch mitAreale aktiviert, die für das Schmerzempfinden zu- inneren Schmerzdämpfer wurden also ausgeschaltet. der Zeit stumpftständig sind. Aber auch umgekehrt wird wohl ein Tatsächlich verschwand damit der Effekt: Weder der das Mitempfin-Schuh draus: Dämpft man die eigene Schmerzwahr- Schmerz noch die Empathiezentren wurden ge- den ab – und fürnehmung, so dämpft man damit auch das Mitgefühl. dämpft. Ärzte ist das auch gut so Für diese Vermutung sprechen Indizien, die der Auch durch Gewöhnung wird das MitempfindenPsychologe Claus Lamm und sein Team an der Uni- der Schmerzen anderer mit der Zeit stumpfer, wieversität Wien in einem trickreichen Experiment er- die Psychologin Mira Preis mit ihren Kollegen an dermittelt haben(1). Sie unterzogen mehr als 100 Ver- Universität Göttingen nachgewiesen hat(2). Die For-suchsteilnehmer beiderlei Geschlechts einer „Placebo- scher zeigten ihren Probanden Fotos, auf denen Men-Analgesie“: Die Probanden nahmen ein Scheinme- schen akuter Schmerz zugefügt wurde. Wie erwartet,dikament ein, von dem sie annahmen, es handele wurden beim Beobachten ähnliche Hirnstrukturensich um ein wirksames Schmerzmittel. Tatsächlich aktiv wie bei eigenen Schmerzerfahrungen. Doch alsschlug das „Präparat“ wie gewünscht an: Die Pro- die Teilnehmer die Fotos erneut betrachteten, warbanden empfanden weniger Schmerz. Die Folgen die- diese Reaktion bereits schwächer – das Gehirnser Schmerzdämpfung waren für die Forscher im stumpfte also ab. Dieser Reflex könnte für Ärzte undGehirn erkennbar: Bestimmte Zonen des insulären Sanitäter, die ständig mit dem Schmerz anderer kon-und des zingulären Kortex waren nun unteraktiv. frontiert sind, durchaus sinnvoll sein, meint MiraUnd genau „diese Bereiche im Gehirn sind als Teile Preis: „Sie können sich dann darauf konzentrieren,des neuronalen Empathienetzwerks bekannt“, erläu- anderen Menschen zu helfen, ohne durch zu starketert Lamm. Offenbar wurde mit dem Schmerz also Emotionen gelähmt zu sein.“auch das Einfühlungsvermögen heruntergefahren. (1) DOI: 10.1073/pnas.1511269112 Claus Lamm nimmt an, dass beides mithilfe vonkörpereigenen Opiaten geschieht. Diesen Verdacht (2) DOI: 10.1371/journal.pone.0137056erhärtete sein Team in einem Zusatzexperiment:52 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
Raucher verlieren ihre Zähne früher, ALSOwie eine Langzeitstudie des Deutschen SPRACHInstituts für Ernährungsforschung mit ÄSKULAP23 376 Teilnehmern zeigt. Raucherin-nen haben ein bis zu 2,5-faches, „Man hat die berühmtestenRaucher ein bis zu 3,6-faches Risiko, Darmbakterien der Welt,die Zähne vorzeitig zu verlieren, zum Escherichia coli, in eine Zentri-Teil bereits in jungen Jahren. Je mehr fuge gesetzt und auf 400 000 gZigaretten täglich, umso wahrscheinli- beschleunigt. Die Bakterien habencher die Zahnlosigkeit. nicht nur überlebt, sondern sich dabei sogar fortgepflanzt. Für die war das wahrschein-DOI: 10.1177/0022034515598961 lich Sex an ungewöhnlichen Orten.“ Die „Science Busters“ Heinz Oberhummer, Martin Puntigam und Werner Gruber in ihrem neuen Buch Das Universum ist eine Scheißgegend (Hanser- Verlag). 400 000 g entspricht dem Vierhunderttausendfachen der Erd- schwerkraft.Märchenstunde im PflegeheimDie meisten Menschen sind mit Märchen groß ge- Mehr als zwei Drittel von Nur vorlesen ist wir-worden. Die Geschichten haben sich tief in die Seele 30 beobachteten Teilnehmern kungslos – auf deneingeprägt. Dass sich dies nutzen lässt, um eine Brü- erlebten die Veranstaltungen Blickkontakt kommtcke ins Langzeitgedächtnis von Demenzkranken zu mit Freude, darunter auch es an!schlagen, zeigt das Modellprojekt „Es war einmal – Bewohner, die in den Pflege-Märchen und Demenz“. dokumentationen als apa- thisch beschrieben wurden. Zwei Jahre lang besuchten Mitarbeiterinnen von Etwas mehr als die Hälfte be-Märchenland, dem Deutschen Zentrum für Märchen- teiligte sich sogar aktiv, daskultur, Bewohner von fünf Pflegeheimen. Sie erzähl- heißt, die Menschen nahmenten hauptsächlich Märchen der Brüder Grimm wie lebhaft Anteil mit Kommen-Die Bremer Stadtmusikanten oder Rumpelstilzchen tierungen, Zurufen und Gesten. Bei den restlichensowie einige Märchen von Andersen. Die Geschich- Zuhörern konnte man dagegen keinerlei Reaktionenten nur vorzulesen war wirkungslos, dass hatte bereits beobachten. Aggressionen traten überhaupt nicht auf,das Pilotprojekt nachgewiesen. Die Erzählerin, in ein Unruhe und ängstliches Verhalten nur selten. Auchgolden schimmerndes Kleid gehüllt, stellte daher in nach dem Ende der Märchenstunden verhielten sichfreier Rede das Märchen dar und hielt dabei immer viele noch längere Zeit ruhiger als üblich, wie Pfle-Augenkontakt mit den Zuhörern. Die mittelschwer gekräfte berichteten. Das Projekt ist jetzt erst einmalbis schwer an Demenz erkrankten Menschen hörten – auch wegen Geldmangels – beendet. Einige Ein-dann 20 bis 30 Minuten konzentriert zu. „Die Eva- richtungen sind aber offenbar überzeugt von derluation des Projekts war natürlich nicht einfach, denn Wirkung der Märchenstunden. Sie wollen Mitarbei-Befragungen der Teilnehmer konnten wir ja nicht ter zu Fortbildungen für Märchenerzähler schicken.machen“, erläutert die Studienleiterin Ingrid Kollakvon der Alice-Salomon-Hochschule Berlin. Stattdes- ANGELIKA SYLVIA FRIEDLsen drehte ihr Team Videos und führte Interviewsmit Betreuern. www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/maerchen-demenz/PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 53
Deine Haut so zart „Post-Sex-Blues“, ein Gefühl von Niedergeschlagenheit,Man sagt ja, dass Geben genauso schön sein Angst, Unruhe oder auchkann wie Nehmen. Beim Streicheln zum Aggression nach dem Akt, istBeispiel scheint das zuzutreffen. Offenbar bei jungen Frauen gar nicht sohat die Evolution uns im Dienste der sozialen selten. Von 230 Studentinnen,Bindung sogar eigens mit einem Illusionsme- die von australischen undchanismus ausgestattet, der dafür sorgt, dass wir Schweizer Forschern befragtdie Haut eines anderen Menschen als zarter und weicher wahrnehmen, wurden, hatten 46 Prozentals sie wirklich ist. So jedenfalls deuten Neuropsychologinnen am Uni- mindestens schon einmal einversity College London um Antje Gentsch und Aikaterini Fotopoulou solches Erlebnis, fünf Prozentdie Ergebnisse einer Serie von Studien, in denen ihre Probanden durch- sogar innerhalb der letztengängig die Haut einer anderen Person als weicher einstuften als ihre vier Wochen.eigene – unabhängig davon, ob dies zutraf oder nicht. Diese Illusionsei dann am stärksten gewesen, wenn die Teilnehmer die fremde Haut DOI: 10.1002/sm2.74sanft streichelten, und zwar genau so, dass der Empfänger dies als an-genehme soziale Berührung empfinden musste. Die social softness il-lusion, wie die Forscherinnen das Phänomen tauften, signalisiere also:„Behagen zu schenken ist Behagen zu empfangen.“ Dies stärke diesoziale Bindung, etwa wenn eine Mutter ihr Baby liebkost. FrühereStudien hatten gezeigt, dass die Berührung von etwas Weichem undZartem emotionale Belohnungszentren des Gehirns aktiviert.DOI: 10.1016/j.cub.2015.07.049 Die Länge ist doch nicht so wichtig Frauen stehen auf große Männer. Studien haben übereinstimmend gezeigt, dass die meisten Frauen Sexualpartner bevorzugen, die größer sind als sie selbst. Umso überraschter waren Psychologen der Chapman University in Kalifornien, als sie bei einer Befragung von mehr als 60 000 heterosexuellen Frauen und Männern im Alter zwischen 30 und 44 keine auffällige Verbin- dung zwischen der Körpergröße eines Mannes und dessen bisheriger Anzahl an Sexualpartnerinnen ermittelten. Große Männer hatten kaum mehr „Kon- takte“ als weniger aufgeschossene Geschlechtsgenossen. Mit einer Ausnahme: Sehr kleine Männer fielen ab. Erstautor David Frederick hat sich dafür fol- gende Erklärung zurechtgelegt: Vielleicht haben Frauen einen Schwellenwert der Größe, ab dem ein Mann für sie als Partner infrage kommt. Wie deutlich er darüber liegt, ist dann nicht so wichtig. Nur Männer, die unter der Schwel- le liegen, hätten es nach dieser Hypothese schwer auf dem Partnermarkt. Was das Gewicht angeht, hatten Männer mit einem mittleren Body-Mass-Index die besten Karten beim anderen Geschlecht. Es kam sogar ganz gut, wenn sie leichtes Übergewicht mit sich herumtrugen. Untergewichtige Männer hinge- gen waren nicht sehr begehrt. Das galt übrigens auch umgekehrt: Unterge- wichtige Frauen hatten weniger Partner. Im Mittel (Median) konnten Männer wie Frauen in ihrem bisherigen Sexleben acht Partner vorweisen. 29 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen berichteten über mehr als 14 Bettge- fährten. Wollen wir das mal glauben. DOI: 10.1177/147470491560456354 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
Mythos TibetKein Kater bei vollem Bauch? Kommen Sie mit Wikinger Reisen auf eine 17-tägige geführteAlter Tipp gegen den Kater am Neujahrsmor- Doch dieser Unterschied war so gering, dass Erlebnisreise:gen: Unmittelbar nach dem ausgiebigen Ge- er statistisch nicht ins Gewicht fiel. Eine zu- · 6 abwechslungsreiche Wanderungennuss von Getränken, die eventuell alkoholi- sätzliche Befragung von 789 kanadischen Stu- · Ausflüge zum See Namtsho undsche Zusätze enthalten haben könnten, neh- denten über all ihre Trinkerlebnisse des vo- Mt. Everest Base Campme man eine deftige nächtliche Mahlzeit zu rangegangenen Monats und deren Folgen · Zu den schönsten Orten Tibetssich und trinke viel Wasser. Aber hilft das förderte denn auch eine denkbar geradlinige entlang des Friendship Highwayauch? Eine Forschergruppe aus Kanada und Gesetzmäßigkeit zutage: Je mehr man trinkt, · Inkl. Flug, Übernachtungen, Ver-den Niederlanden wollte das genauer wissen desto wahrscheinlicher kommt der Kater. Da- pflegung und deutschsprachigerund befragte Experten auf diesem Gebiet: raus folgt eine ebenso schlichte wie ernüch- Wikinger-ReiseleitungStudenten. 826 holländische Studierende ga- ternde Lebensregel, die Erstautor Joris Vers-ben also über ihr letztes „heftiges Trinker- ter bei der Präsentation der Befunde vor dem ab 3.590 €lebnis“ Auskunft und ob sie danach gegessen European College of Neuropsychopharmacolo- Jetzt 3 % Frühbucherrabatt sichern bisoder getrunken hatten. Ergebnis: Der Kater gy in Amsterdam deklamierte: „Der einzig zum 08.01.2016 auf Reisetermine 2016!derjenigen, die den Spiritus in ihrem Magen praktikable Weg, einen Kater zu vermeiden,nachträglich mit Speis und Trank vermischt ist, weniger Alkohol zu trinken.“ WIKINGER REISENhatten, schien tatsächlich einen Tick weniger UND WWFheftig auszufallen als die Qualen der anderen. www.sciencedaily.com/releases/2015/08/150829123815.htm DEUTSCHLANDMit dem Abend kommt der Hunger SIND PARTNER FÜR NACHHALTIGERESJe später der Tag, desto größer der Kalorienberg, den wir futtern. Jedenfallsist das in den USA so. Vor zwölf Uhr mittags wird nur ein Viertel der tägli- REISENchen Kalorienmenge verzehrt, in den wenigen wachen Stunden nach sechsUhr abends hingegen ein sattes Drittel. Das stellten Forscher des kaliforni- Infos und Kataloge erhalten Sieschen Salk Institute in einer Studie fest, deren 150 Teilnehmerinnen und Teil- unter www.wikinger.de odernehmer im Alter zwischen 21 und 55 Jahren schlicht die Aufgabe hatten, drei 02331– 9046, Wikinger Reisen GmbHWochen lang von ausnahmslos allem, was sie aßen und tranken, ein Handy-foto zu machen: am Tisch, im Bett, beim Fernsehen, im Auto, im Laufen. Wie Kölner Str. 20, 58135 Hag5en5zu erwarten, waren manche Nahrungsmittel mit bestimmten Tageszeitenassoziiert: Kaffee, Milch und Joghurt gab es bevorzugt am Morgen, Sandwi-ches und Burger am Mittag, Gemüse, Eis und Alkohol am Abend. Tee gingzu jeder Uhrzeit, Schokolade und Süßigkeiten ab 10 Uhr morgens durchgän-gig. Die Tagesspanne, in der sie Nahrung zu sich nahmen, betrug bei derMehrheit der Teilnehmer 15 Stunden und länger. In einem Zusatzexperimentbaten die Forscher acht übergewichtige Probanden, diese Zeit auf zehn bis elfStunden zu begrenzen – ohne weitere Ernährungsempfehlungen. Wie sichherausstellte, hatten die Betreffenden nach 16 Wochen 3,5 Prozent ihres über-schüssigen Gewichts verloren. Zudem fühlten sie sich vitaler und schliefenbesser.DOI: 10.1016/j.cmet.2015.09.005PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
Dass der frühmorgendliche Schulbeginn dem Bio- rhythmus von Jugendlichen nicht entgegenkommt und zu chronischem Schlafmangel führt, ist inzwi- schen vielfach belegt. Chronomediziner der Univer- sitäten Oxford, Harvard und Nevada raten anhand der Studienlage zu radikal anderen Anfangszeiten: frühestens 8.30 Uhr für Zehnjährige, 10 Uhr für 16-Jährige und 11 Uhr für 18-Jährige. DOI: 10.1080/17439884.2014.942666Ältere nehmen Psychisch ErkrankteSchlaf locker forschen mitIrgendetwas scheinen ältere Menschen richtig zu ma- Wann genau gilt eine psychische Störung eigentlich alschen, was ihren Schlaf angeht. Obwohl dieser kürzer geheilt? Warum hilft ein Medikament der einen aus derund zudem zerstückelter ist als der jüngerer Jahr- Krankheit und bleibt bei dem anderen wirkungslos?gänge, sind die Alten mit ihrer Nachtruhe zufriede- Welcher Diagnose haftet welches Stigma an, und wiener, und sie fühlen sich tagsüber ausgeruhter als die beeinflusst das den Krankheitsverlauf? Lassen psychi-Jungen. Dieses Fazit zieht Gianna Luca von der Uni- sche Krankheiten den Körper schneller altern? Und wasversität Lausanne aus einer von ihr geleiteten großen können Familie und Schule tun, damit die seelischeSchlafstudie mit 6733 Teilnehmern im Alter zwischen Erkrankung bei gefährdeten Kindern früh erkannt und35 und 75. „Altern ging einher mit einer allmähli- vielleicht sogar abgewendet werden kann?chen Verlagerung hin zum Morgentyp“, so Luca: Mitfortschreitenden Jahren gingen die Frauen und Män- Dies sind einige der knapp 400 Fragen zur künftigenner abends immer früher ins Bett und standen mor- Erforschung psychischer Störungen, die die Initiativegens früher auf – obwohl sie als Rentner doch hätten „Reden Sie mit!“ bei Betroffenen (40 Prozent), Ange-ausschlafen können. Der Schlaf der Älteren war auch hörigen (17 Prozent), Pflegern (26 Prozent) sowie Psy-kürzer als der der Jungen und zudem weniger „effi- chiatern, Psychologen und Therapeuten (13 Prozent)zient“, das heißt, sie brauchten länger zum Einschla- via Internet gesammelt hat. Die Antworten, oft samtfen und lagen nachts öfter mal ein Weilchen wach. ausführlicher Erläuterung, kamen vor allem ausUmso verblüffender, dass sich die reiferen Schläfer Deutschland und Österreich, aber auch aus den USA,keineswegs beschwerten und ihre Nachtruhe sogar Russland und anderen Ländern. Die Ludwig-Boltz-als erholsamer empfanden als jüngere Probanden. mann-Gesellschaft als Initiatorin der Aktion ist ange-Vielleicht haben sie nicht mehr so hohe Erwartungen tan von der Qualität der eingereichten Beiträge. Derenan ihren Schlaf, spekuliert Luca, oder der fragmen-tierte Schlaf ist mit fortgeschrittenen Jahren einfach Präsident Josef Pröll sieht darin eine Bestätigung,Standard und nicht weniger belebend als das Durch- „dass wir mit unserem Ansatz, das Wissenschlafen. Da die meisten mit ihrer Nachtruhe zufrie- von Betroffenen und Beteiligten in die Er-den sind, sei es keineswegs „normal“, wenn ein älte- forschung einzubeziehen, einen Nerv ge-rer Mensch über schlechten Schlaf klagt, sagt Luca, troffen haben“.und dies müsse vom Arzt ebenso ernst genommen Eine Fachjury, der auch eine Ärztinwerden wie bei einem jungen Patienten. des Max-Planck-Instituts für Psychia- trie angehört, ist nun dabei, die An-DOI: 10.3109/07853890.2015.1074271 regungen in konkrete Forschungsfra- gen zu übersetzen, die dann gezielt an56 wissenschaftliche Einrichtungen über- geben werden sollen. www.redensiemit.org PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
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Computer, klüger als der Mensch? Computerprogramme steuern Autos, komponieren Musikstücke, sprechen mit uns und sagen unser Verhalten vorher. Werden künstliche Intelligenzen uns eines Tages überlegen sein? Werden sie sich vom Menschen emanzipieren und sich in eigener Regie weiterentwickeln? VON MANUELA LENZENILLUSTR ATIONEN: MARIO WAGNER S ind wieder einmal nur Reste im Kühl- nanzmärkten ebenso wie im Gesundheitswesen. schrank, die sich so gar nicht zu einer Watson wird die Industrie revolutionieren wie kaum Mahlzeit fügen wollen? Aioli, Aprikosen, etwas zuvor, versprechen seine Entwickler. Tintenfisch und Senf? Fragen Sie Watson. Watson ist ein Programm der Firma IBM. Durch zunehmend leistungsfähigere Prozessoren 2011 machte es von sich reden, als es die menschli- und Batterien, neue flexible Materialien und den Zu- chen Champions in der amerikanischen Quizshow griff auf gigantische Datenmengen gelingt künstli- Jeopardy! besiegte. Neuerdings kreiert es Rezepte. chen Systemen immer häufiger, was der Mensch bis- Auf der Website www.ibmchefwatson.com kann man lang als seine ureigene Domäne angesehen hat. Pro- (nach Anmeldung) eingeben, welche Zutaten zur gramme komponieren Musik, die auch Fachleute Hand sind, und innerhalb von Millisekunden liefert nicht von Menschenwerk unterscheiden können; in- Watson Ideen dazu. Aioli-Tacos zum Beispiel. teraktive Dialogsysteme, sogenannte Chatbots, lassen Diese Kreationen sucht Watson nicht einfach aus Menschen glauben, sie hätten es mit einem mensch- einer Datenbank heraus. Vielmehr haben seine lichen Gegenüber zu tun. „Intelligente Technik wird Algorithmen Tausende von Rezepten darauf hin ein immer selbstverständlicherer Teil unserer Lebens- untersucht, was Menschen so mögen, und auf dieser welt sein“, sagt Helge Ritter, Professor für Neuroin- Basis entwirft Watson neue. Wie das Selleriesandwich formatik an der Universität Bielefeld. und die Schokoladenburritos. Watson ist ein Publi- kumsmagnet. „Superintelligenz“: Kognitives Kochen nennt IBM diese kulinarischen eine alte Schreckensvision Experimente. Kognitiv soll heißen: Die Maschine denkt. Das kognitive Kochen ist, wie der Auftritt bei Zwar sind die meisten computergenerierten Witze Jeopardy!, ein verspielter Teil der kognitiven Infor- (noch) nicht besonders komisch, und auch bei matik, jener Disziplin, die Computer, Roboter und Watsons Rezepten scheint ein kritischer Blick emp- andere Maschinen richtig klug machen will. So klug, fehlenswert. Dennoch beschwor jüngst der schwedi- dass wir uns in natürlicher Sprache mit ihnen un- sche Philosoph Nick Bostrom, Leiter des Future terhalten können, so klug, dass sie uns angenehme of Humanity Institute der Universität Oxford, das und ungefährliche Helfer und Gefährten sein kön- Herannahen eines Zustands, den Insider „Singula- nen. Watsons Spezialität ist die Analyse von Texten rität“ nennen. Das ist der Zeitpunkt, an dem die und Datenbanken. Das Programm soll aus den Maschinen beginnen, sich selbst zu verbessern, und Datenmassen, die uns umgeben, die Antworten die Menschen nicht mehr benötigen. Gill A. Pratt, herausfiltern, die wir haben möchten, auf den Fi- ehemaliger Programmdirektor der DARPA, der Forschungsbehörde der US-Armee, sieht eine kam- brische Explosion der Roboterentwicklung herauf-PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 59
Wir sind froh, dass Maschinen Maschinen intelligenter werden als wir: „Der Ge- danke, dass die Evolution bis zu uns geführt hat undgrößere Gewichte heben wir nun der Endpunkt sind, ähnelt sehr der mittel- alterlichen Vorstellung, wir seien das Zentrum derund besser rechnen können Welt. Und die hat sich nicht als sehr tragfähig her- ausgestellt.“ Der Wissenschaftsphilosoph Klausals wir. Aber werden wir uns Mainzer von der TU München teilt diese Einschät- zung: „Ich glaube, alle, die die Technik kennen,freuen, wenn sie eines Tages kommen zu diesem Ergebnis.“auch noch klüger sind? Die Hardware braucht den Vergleich mit dem menschlichen Gehirn schon heute nicht mehr zu ziehen, benannt nach dem Kambrium, der Zeit vor scheuen. „Der schnellste Computer steht zur Zeit in gut 500 Millionen Jahren, als auf der Erde die Vielfalt China“, erklärt Ritter. „Seine Geschwindigkeit wird der biologischen Arten sprung-haft zunahm. in Fließkommaoperationen pro Sekunde gemessen, sogenannten Flops. Zurzeit bringt er es auf eine drei Das ist eine so faszinierende wie beunruhigende mit 16 Nullen. Das sind 30 Millionen Milliarden.“ Entwicklung. Natürlich sind wir froh, dass Maschi- Die Anzahl der Nervenzellen im Gehirn wird auf nen größere Gewichte heben, sich schneller fortbe- 20 Milliarden geschätzt. Also stehen jeder Nerven- wegen und besser rechnen können als wir. Aber zelle anderthalb Millionen Flops gegenüber. „Damit werden wir uns auch freuen, wenn sie klüger sein liegt der Computer schon sehr gut im Rennen, auch werden? Die Science-Fiction-Literatur ist reich an wenn wir berücksichtigen, dass im Gehirn jeder Schreckensvisionen von intelligenten Supermaschi- Impuls gleich an Tausende Neuronen geht. Eigentlich nen, die die gemächlichen Denker aus Fleisch und müsste man damit alles, was in einem menschlichen Blut unterjocht und die Weltherrschaft an sich ge- Gehirn abläuft, nachbilden können“, sagt Ritter. rissen haben. Der Bau von künstlichen Super- Eigentlich. Doch es fehlen die Detailkenntnisse: „Wir intelligenzen sei die größte und vermutlich auch die haben die Leinwand, aber noch nicht das Bild.“ letzte Herausforderung für die Menschheit, prog- nostiziert Bostrom. Als die Computer das Lernen lernten Tatsächlich geht ein beträchtlicher Teil der ame- Um dieses Bild zu zeichnen, verbrachten noch in den rikanischen Militärausgaben in die Robotertechnik, 1980er und 1990er Jahren Forscher – und vor allem mit dem Etappenziel autonom agierender Kampf- ihre Hilfskräfte und Studenten – Stunden um Stun- drohnen. Erst kürzlich warnten Tausende renom- den damit, menschliches Wissen in Sätze und Regeln mierter Forscher, darunter der Astrophysiker zu gießen und die Computer damit zu füttern. Ohne Stephen Hawking und der Mitbegründer von Apple, großen Erfolg. „Per Hand ein komplexes Gebiet in Steve Wozniak, in einem offenen Brief davor, ein Regeln abzubilden ist irrsinnig aufwendig. Erst muss globales Wettrüsten mit künstlicher Intelligenz zu ein Experte das Wissen liefern, dann muss ein In- beginnen. Autonome Waffen, so die Unterzeichner, formatiker für den Computer übersetzen“, erklärt könnten die Kalaschnikows von morgen sein. In der Cord Spreckelsen vom Institut für Medizinische zivilen Robotik dürften die autonom fahrendenAutos Informatik der RWTH Aachen. Die so entstandenen derzeit die klügsten aller Maschinen sein. „Expertensysteme“ blieben digitale Nachschlagwer- ke ohne einen Funken von Intelligenz. Doch klug genug, um sich selbständig zu machen, sind diese Systeme noch lange nicht. „Das ist ein In den 1990ern erkannten die Forscher, dass sie alter Gedanke. Dass so etwas passiert, ist nicht aus- mit diesem Ansatz auf dem Holzweg waren, und geschlossen, aber jetzt erst mal Fantasie“, beruhigt taten einen entscheidenden Schritt: Sie lehrten die Helge Ritter, der an intelligenten Maschinenhänden Maschinen lernen. Etwa mithilfe künstlicher neu- forscht. „Wir haben hier im Labor wirklich tolle ronaler Netze, die grob den Neuronennetzen des Ge- Roboter, aber wenn wir den Raum verlassen und aus hirns nachempfunden sind. Diese werden nicht pro- Versehen eine Fliege einschließen, dann ist diese Flie- grammiert, sie üben und verbessern ihre Leistung ge mit ihrem einen Kubikmillimeter Gehirn immer anhand von Feedback. Das gelang schon früh, war noch das komplexeste Geschöpf im ganzen Labor.“ aber nicht besonders effizient. Doch auch Ritter rechnet fest damit, dass die Erst seit die Computer leistungsfähiger sind und Zugriff auf die gigantischen Datenmengen der Clouds60 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
haben, macht diese Technik als Deep Learning zen. Heute organisiert Googles Programm „Fotos“ Die AlgorithmenFurore. Moderne Deep-Learning-Netze bestehen eigenständig Bilder zu thematischen Gruppen: Men- der elektronischenaus Millionen künstlicher Neuronen in 20 bis 30 schen, Autos, Landschaften. Irgendwann sollen die Medien werdenSchichten. Erkennt die erste Schicht lediglich die Systeme in der Lage sein, Fragen zu beantworten, immer mächtiger.Pixel eines Bildes, kodiert die zweite Linien, die drit- statt nur Trefferlisten zu liefern. Sie erkennente Rundungen, die vierte Ohren und so weiter, und Gesichter unddie letzte setzt ein komplettes Porträt zusammen. Die Weltherrschaft der Algorithmen Sprache, erstellenDer Clou dabei: Das System entwickelt die Katego- Kundenprofilerien, nach denen es die Daten sortiert, selbst. Wirklich klug sind diese Algorithmen nicht. „Ein Dreijähriger hat kaum mehr als eine Million Minu- „Derzeit wachsen beide Techniken zusammen: ten erlebt. Wenn er in jeder Minute ein paar Dingedie, die mit Regeln arbeitet, und die, die sich am Ge- lernt, hat er höchstens einige Millionen Lernschrit-hirn orientiert“, erklärt Klaus Mainzer. „Das ist wie te durchlaufen. Und nun überlegen Sie, was ein Drei-eine Kerze, die an beiden Seiten brennt.“ Das Ergeb- jähriger alles kann“, erklärt Ritter. Maschinelle Lern-nis sind mächtige Algorithmen, die in großen algorithmen benötigen häufig Milliarden an Lern-Datenbeständen selbständig Strukturen ausmachen schritten. Und alles, was mehr Kontext erfordert –können: Gesichter, Sprache, Kundenprofile. Mit Deep Wortspiele, Humor, eine Weinflasche entkorken–,Learning konnte die Spracherkennung in Smartpho- macht Computern und Robotern nach wie vor gro-ne-Assistenten wie Siri, Cortana oder Google Now ße Schwierigkeiten. „Und Bewusstsein, da haben wirstark verbessert werden. Watson sortiert damit ja noch gar nicht verstanden, was das überhaupt ist“,E-Mails nach ihrer Wichtigkeit. Google setzte seinen erinnert Ritter. Dazu der Energieverbrauch: Super-Algorithmus 2011 auf zehn Millionen YouTube- computer fressen so viel Strom wie eine Kleinstadt,Standbilder an. Dabei entwickelte das Programm das Gehirn hingegen begnügt sich mit 20 Watt.eigenständig eine Kategorie für die nach dem Men-schen am häufigsten im Netz vertretene Spezies: Kat- Trotz dieser Unterschiede kommen die Algorith- men zu Ergebnissen, von denen man die längste ZeitPSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 61
Computer analysieren rüber kommuniziere. Firmen, die solche Daten inbereits Hirnscans. Doch den ihren Clouds sammeln, können sie nutzen, um unsmitfühlenden Arzt können gezielt mit Informationen zu versorgen und uns an-sie einstweilen nicht ersetzen dere vorzuenthalten. So kann aus dem Assistenten flugs eine Überwachungs- und Manipulationsma- schine werden. Auch an der Börse sind Algorithmen aktiv: „Im Hochfrequenzhandel erfolgen die Transaktionen in- nerhalb von Sekundenbruchteilen. Das schafft na- türlich kein Mensch, so schnell kann man ja nicht einmal auf einen Knopf drücken“, erklärt Ulrich Horst, Professor für Finanzmathematik an der Hum- boldt-Universität zu Berlin. Die Algorithmen machen einen wesentlichen Teil des Handels unter sich aus. Sie analysieren, wie die Kursentwicklung in den ver- gangenen Minuten war, und versuchen vorauszusa- gen, ob die Kurse steigen oder fallen werden. Auf der anderen Seite steht ein Phänomen namens flash crash: Dabei stürzen die Aktienkurse ohne er- sichtlichen Grund in kürzester Zeit um mehrere Pro- zent. Der Fehler liegt nicht bei den Algorithmen: „Diese Algorithmen werden von Menschen program- miert, die alle sehr ähnlich denken“, sagt Ulrich Horst. Das führe dazu, dass sie bisweilen alle das Gleiche tun und sich die Bewegung hochschaukelt. Der Computer als Arzthelferannahm, sie seien nur mit großer Intelligenz zu er- Auch im Gesundheitswesen ist der Datenstrom auszielen. „Vor ein paar Jahren habe ich noch gedacht, Fachpublikationen, Biomarkern und Genanalysenvielleicht können wir einmal in mathematischen selbst für einen Spezialisten nicht mehr zu überbli-Gleichungen beschreiben, was im Gehirn passiert. cken. Seit den 1970er Jahren arbeiten InformatikerUnd wenn wir diese Gleichungen lösen, können wir deshalb an Systemen, die Ärzte in ihren Entschei-voraussagen, was Menschen tun werden. Diese Glei- dungen unterstützen sollen. „Zuerst hat man ver-chungen brauchen wir nicht mehr. Wir brauchen nur sucht, zum Beispiel die ganze innere Medizin in ei-noch Big-Data-Algorithmen, um Verhaltensmuster nem System abzubilden. Das war viel zu viel, das hatzu erkennen“, stellt Wissenschaftsphilosoph Mainzer sich nicht bewährt“, erklärt Cord Spreckelsen. Heu-fest, erstaunt über das Tempo der Entwicklung. „Ein te sind vor allem Systeme im Einsatz, die den ArztQuantenphysiker hat mir erklärt, mein Verhalten sei auf mögliche Fehler oder seltene Erkrankungen hin-viel leichter vorauszusagen als das eines Elementar- weisen. Andere analysieren Röntgenaufnahmen,teilchens. Das ist schon beängstigend.“ Hirnscans oder Fotos von Verfärbungen der Haut. Der Arzt schaut sich dann nur die verdächtigen Fäl- Eher als die Weltherrschaft der Kampfroboter ist le an. Das spart Zeit und Geld.demnach die der Algorithmen zu fürchten. Dennwenn wir aus den Datenmengen, die wir generieren, Bislang stoßen die lernenden Systeme allerdingsirgendwelche sinnvollen Informationen gewinnen auch in der Medizin an ihre Grenzen. Den mitfüh-wollen, sind wir auf sie angewiesen. Und das wollen lenden Arzt, der durch seine bloße Präsenz wirkt,wir in mehr Lebensbereichen. Natürlich ist es prak- können Maschinen nicht ersetzen. Und sie könnentisch, wenn mich das Smartphone daran erinnert, nicht entscheiden, was für einen Patienten und seinedass ich noch Milch einkaufen wollte. Doch das geht Lebensqualität denn nun das Wichtigste ist. „Hiernatürlich nur, wenn es mitbekommt, was ich tue, was müssen nach wie vor normative Entscheidungen ge-ich mag, wo ich mich aufhalte und mit wem ich wo- troffen werden, und zwar von Menschen“, betont Spreckelsen. Doch die Geschwindigkeit, mit der die Maschinen auch in diesem Bereich besser werden,62 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
überrascht ihn: „Vor wenigen Jahren noch habe ich ein besserer Arzt sein könnte, könnte die Zukunftgedacht, die Ärzte leisten die kognitiv wichtigen Din- der Menschheit in einer Hybridexistenz mit der Tech-ge, und die Computer erinnern sie daran, wenn sie nik bestehen: „Es gemeinsam zu machen ist vielleichtetwas vergessen haben. Jetzt glaube ich, Ärzte und die zukunftsweisende Existenzform“, sagt Ritter.Patienten müssen sich auf eine andere Arbeitstei- „Das ist jetzt Spekulation: Vielleicht fürchten wir dielung einstellen. Das ist bedenklich, aber auch eine intelligenten Roboter, weil wir denken, die werdenChance.“ so sein wie die unangenehmsten Exemplare unserer Spezies. Vielleicht stimmt das aber gar nicht. Wenn Das vielbeschworene Bauchgefühl des Arztes, das es uns gelingt, diese Systeme mit Ethik und Moraldurch Computerentscheidungen ersetzt werden auszustatten, entsteht vielleicht eine Ethikethik oderkönnte, sieht Spreckelsen mit gemischten Gefühlen: eine Moralmoral, mit der wir zu besseren Konflikt-„Es stimmt, der erfahrene Arzt kann manchmal mit lösungen kommen und die globalen Probleme ange-sehr wenigen Informationen sehr schnell zu einem hen können. Wir wissen genau, dass wir etwas gegenguten Urteil kommen. Aber wir dürfen uns nichts die Klimaerwärmung tun müssen, und tun es trotz-vormachen: Ärzte machen auch Fehler.“ Spreckelsens dem nicht. Vielleicht fehlt uns die passende Gehirn-Fazit: Wenn wir die Maschinen gegen die Ärzte aus- struktur. Vielleicht bekämen wir das in einer Gesell-spielen, können wir nur verlieren. Die Frage sei nicht, schaft von Hybriden hin. Dann wären die Superin-ob der Arzt besser ist als die Maschine, sondern ob telligenzen ein toller Zugewinn.“ein Arzt in Zusammenarbeit mit intelligenter Soft-ware bessere Entscheidungen fällt als ohne. Klaus Mainzer sieht die Lage kritischer: „Wir müs- sen unsere Verantwortung ernst nehmen und zuse-Eine Hybridexistenz von Mensch und Technik hen, dass wir diese Algorithmen im Griff behalten, bevor uns die Entwicklung um die Ohren fliegt.“ ErÜbergeben wir der künstlichen Intelligenz mehr oder plädiert dafür, das Licht der menschlichen Urteils-weniger unbeabsichtigt die Herrschaft, indem wir kraft nicht unter den Scheffel zu stellen. Der Menschuns von ihr abhängig machen, im Privatleben, im habe zum Beispiel präzise Einsichten in mathemati-Beruf, beim Arzt, beim Autofahren? „Von der Elek- sche Probleme erarbeitet – lange bevor es Computertrizität sind wir auch abhängig, und dennoch würden gab. PHdie meisten Menschen sagen, dass das eine segens-reiche Erfindung ist“, gibt Ritter zu bedenken. Statt LITERATURvon Gefahren spricht er lieber von Überraschungen,die passieren können. Und von den zwei Haltungen, Nick Bostrom: Superintelligenz. Szenarien einer kommenden Re-Neuem zu begegnen: Wollen wir uns eher vor dem volution. Suhrkamp, Berlin 2014Neuen fürchten, oder sagen wir: Das ist spannend,und wir werden es schon hinkriegen? Klaus Mainzer: Die Berechnung der Welt. Von der Weltformel zu Big Data. C.H. Beck, München 2014 Ritter ist für die optimistische Variante: Wie derArzt mit Unterstützung der künstlichen Intelligenz Thomas Wagner: Robokratie. Google, das Silicon Valley und der Mensch als Auslaufmodell. PapyRossa, Köln 2015 WEITERBILDUNG IN ORGANISATIONS- UND PERSONALENTWICKLUNG 63 Bilden Sie Ihre Möglichkeiten Egal, ob Sie vor persönlichen oder beruflichen Herausforderungen stehen – mit den Weiterbildungen der 4A ACADEMY schöpfen Sie Ihr ganzes Potential aus. Sie setzen sich aktiv mit Ihren und den Themen der anderen Teilnehmenden auseinander und reflektieren Ihre Erfahrungen mit einem persönlichen Coach. Sie lernen, sich und Ihr Umfeld besser zu verstehen und Ihre Erkenntnisse in Ihre Handlungen einzubeziehen. So gehen Sie Ihren ganz eigenen Weg – klar und kompetent. Mehr Informationen auf www.4aa.chPSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
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Wozu das Ganze? Hat das, was ich tue, eigentlich einen Sinn?Eine schwierige Frage, die immer wieder aufs Neue beantwortet werden muss, sagt der Psychotherapeut Alfried LängleOft denken wir, wir müssten einmal den großen tenziellen, manchmal großen Fragen, die sich immer wieder stellen. Mit diesen Fragen ist für manche auchLebenssinn finden, und dann hätten wir das Exis- ein gewisser Druck verbunden, weil Menschen im- mer weniger bereit sind, starren religiösen Vorgabentenzproblem gelöst. Ist diese Vorstellung rich- zu folgen und nach einem erfüllten Leben suchen jenseits eines definierten Sinns, und das bedeutet,tig? dass die Sinnfrage immer wieder neu beantwortet werden will, im Großen und auch im Kleinen, inBei der Idee, dass Sinn einmal gefunden und festge- jeder neuen Situation, mit der ich konfrontiert bin.legt wird und dann ein Leben lang Bedeutung hat Ich antworte auf dem Hintergrund meiner innerenund quasi in Stein gemeißelt ist, handelt es sich um Basis: Was kann ich? Was mag ich? Was ist mir recht?einfundamentalesMissverständnis.FürdieReligion, Wofür habe ich die Kräfte? Was passt zu mir? Wasvielleicht auch für die Philosophie mag eine solche ist auch richtig? So kann ich erkennen, was ich nunfestgelegte Vorstellung Gültigkeit haben, für den psy- tun soll, freiwillig, authentisch, verbunden mit mei-chologischen Zugang ist es jedoch ganz wichtig, Sinn nen Werten. Solchermaßen kann ich mich daraufals dynamische Größe zu begreifen. Weil wir uns einlassen, was der Tag von mir erwartet, was an die-selbst verändern und sich die Welt um uns herum sem Tag durch mich entstehen, wo ich heute frucht-ständig wandelt, müssen wir uns auch immer wieder bar werden kann. Ich möchte erleben, dass ich fürneu orientieren und fragen: Wohin geht die Fahrt? etwas gut bin, und ich möchte sehen, was ich bewir-Wohin spült mich mein Leben? Wohin steuere ich? ken kann. Dann erlebe ich auch eine Sinnantwort.Bin ich überhaupt selbst am Steuer? Wo werde ichlanden? Lohnt sich die ganze Mühe? Muss ich viel- Prof. Alfried Längle ist klinischer Psychologe, Psycho-leicht eine andere Richtung einschlagen, um einem therapeut und Präsident der Internationalen GesellschaftVerlust vorzubeugen oder einer Gefahr zu entgehen? für Logotherapie und Existenzanalyse. Er ist außerordent- licher Professor für Psychotherapie in Moskau, Gastpro-Sie verstehen Sinnfragen als Orientierungsfra- fessor an der Sigmund-Freud-Universität Wien und Autor zahlreicher Bücher über Logotherapie und Existenzana-gen. Geht es also im Wesentlichen um die Rich- lyse. Zum Beispiel: Sinnvoll leben. Eine praktische Anlei- tung der Logotherapie. Residenz 2011. Sinnspuren. Dem Leben antwor-tung, die wir einschlagen? ten. Residenz 2011 ; Lehrbuch zur Existenzanalyse. Grundlagen. Facultas 2014. Erfüllte Existenz. Facultas 2011.Wir wollen verstehen, was wir tun, und den Zusam- Der nächste internationale Kongress der Gesellschaft für Logotherapiemenhang kennen, in dem wir und unsere Handlun- und Existenzanalyse findet vom 6. bis 8. Mai 2016 in Freiburg/Breisgaugen stehen. Wir wollen wissen, wozu etwas gut ist statt. Thema: Grenze. Ende und Wende (nähere Informationen in derund wo etwas hinführt, ob es zum Beispiel gut ist, Anzeige auf Seite 103).an diesem Arbeitsplatz und in dieser Ehe zu bleiben.Wenn das Gefühl fehlt, dass es gut ist, was wir tun 65oder erleben, taucht wie von selbst die Sinnfrage auf.Sinn hat die Funktion eines Richtungsweisers. Sollich so weitermachen? Stimmt die Richtung? Oderbrauche ich eine Kurskorrektur? Das sind die exis-PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
Sie sind Präsident der Internationalen Gesell- Heißt das, Sinn ist nicht in jedem Falle positiv?schaft für Logotherapie und Existenzanalyse. Der Richtig. Manche verwenden Sinn auch als Legitima- tion, um ihre eigenen Bedürfnisse oder ProblemeBegründer der Logotherapie, Viktor Frankl, hat übergehen zu dürfen. Sie opfern sich auf für andere, für ein höheres Ziel und vernachlässigen dabei ihrebetont, es komme nicht darauf an, was wir vom Selbstfürsorge, werden damit unverantwortlich sich selbst gegenüber. Sinn kann dazu verwendet werden,Leben erwarten, sondern was das Leben von uns von sich abzulenken und sich an inneren Abgründen oder unverarbeiteten Problemen und Konfliktenerwartet. Ist das nicht eine Provokation für unse- vorbeizumogeln. So gesehen kann Sinn sogar zu ei- ner schädigenden Kategorie werden und Nebenwir-ren Zeitgeist der Selbstverwirklichung? Passt kungen haben. Dann führen Menschen ein aufop- ferungsvolles, vielleicht auch sozial anerkanntes Le-Frankls Aufforderung heute noch? ben, sind aber innerlich nicht erfüllt und dann auch schnell unzufrieden.Frankls Logotherapie hatte einen Drall in RichtungAltruismus und Selbstlosigkeit, Frankl selbst war Außerdem kann Sinn auch von außen missbräuch-noch geprägt von der Kaiserzeit und der Haltung des lich eingesetzt werden. Zum Beispiel von KirchenDienens und der kantschen Pflichterfüllung. Seit der und Institutionen aller Art, die Opfer für einen über-Studentenbewegung 1968 ist eine Vielfalt aufgebro- geordneten Sinn verlangen. Oder von Vorgesetzten,chen, die die Freiheit des Einzelnen in den Vorder- die im Sinne des Unternehmens unbezahlte Über-grund gestellt hat. Im Überschwang der Freude, end- stunden fordern. Das kann mitunter seine Richtig-lich befreit zu sein, sind wir in die narzisstische Ecke keit haben, aber es ist nicht einfach alles richtig, bloßgeschwemmt worden und pendeln uns nun vielleicht weil es als sinnvoll hingestellt wird. Manipulativer –allmählich ein auf ein hoffentlich gesundes Maß. Die auch selbstmanipulativer – „Sinn“ entfremdet undpsychologische Lösung dieser Pendelbewegung der kann zum Beispiel leicht zu Burnout führen.Strömungen besteht vielleicht darin, erst darauf zuschauen, was ich wirklich kann und was mir möglich Sinn klingt so vernünftig, fast heilig, wer will et-ist, mich interessiert und zu mir passt, bevor ich michdamit beschäftige, was von mir gebraucht wird. Wenn was dagegen sagen? Da kommt man nicht sofortich zum Beispiel helfen möchte, kann ich darauf ach-ten, dass ich es auf einem Gebiet tue, das meinen darauf, dass sich dahinter eine Falle verbergenFähigkeiten und Interessen entspricht. Denn wennich meine Hilfe persönlich nicht als Wert erlebe, ha- könnte.be ich nicht so viel davon und gehe leer aus. Ich tuemir dann selbst unrecht. Wenn ich keine Aufgaben Deshalb ist es wichtig, genau hinzuschauen und alles,oder Angebote finde, die wirklich zu mir passen und was „Sinn hat“, auch kritisch zu hinterfragen. Franklmir entsprechen, sollte ich noch nicht auf Sinn schau- hatte natürlich schon recht mit seiner Aufforderung,en, also auf das, was ich tun soll – dann kann Sinn sich dem Leben zur Verfügung zu stellen und diezur Überforderung werden.DREI HAUPTSTRASSEN ZUM SINN„Wer ein Warum zum Leben hat, er- rapie“ bezeichnet. Die Existenzanaly- 2. Schöpferische Werte:trägt fast jedes Wie.“ Mit diesem Satz se, eine Weiterentwicklung der Logo- Werke oder Taten, etwas schaffen,von Nietzsche brachte der österrei- therapie, konzentriert sich auf die Vo- kreativ werden in der Arbeit oder imchische Neurologe und Psychiater raussetzungen, die ein Mensch braucht, Alltag, für eine Sache oder andereViktor Frankl die von ihm entwickelte um sinnerfüllt leben zu können. Menschen einstehen und auf diesesinnorientierte Beratungs- und Be- Weise Sinn erfahren.handlungsmethode auf den Punkt. Frankl hat drei „Hauptstraßen zumFrankl begründete die Logotherapie Sinn“ beschrieben: 3. Einstellungswerte:in den 1930er Jahren als eigenständi- Leiden als Aufforderung begreifen,gen Ansatz. Er ging davon aus, dass 1. Erlebniswerte: trotz aller Einschränkung noch diedas Streben nach Sinn die stärkste Das Erleben von etwas Gutem, von Freiheit ergreifen im Wie des LeidensMotivationskraft des Menschen ist. etwas, das uns wertvoll erscheint, und im Wofür des Leidens – und demNeben der Psychoanalyse und der In- kann unserem Leben Sinn geben. Leben, sich und anderen Menschendividualpsychologie Alfred Adlers Ein Spaziergang, Musikgenuss, eine bedingungslose Treue halten.wird die Logotherapie auch als die ein Sonnenuntergang, ein inspirie-„Dritte Wiener Schule der Psychothe- rendes Gespräch, eine erfüllende BIRGIT SCHÖNBERGER Liebesbeziehung.66 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
egozentrische Verklammerung zu überwinden. Aber Was hat das nen Beziehungen, nicht bewältigter Trauer oder un-weil der psychologische Unterbau fehlte, bekam sei- alles für sicherem Selbstwert, dem man ständig nachjagt.ne Aussage einen quasi religiösen Charakter. Wenn diese Themen gelöst sind, ist meist auch die einen Sinn, Sinnkrise überwunden. Manche Sinnprobleme ha-Sie haben in der Gesellschaft für Logotherapie wenn ich ben damit zu tun, dass man zaudert, zweifelt, den mich nicht Mut nicht hat, sich nicht richtig einlässt, innere Vor-und Existenzanalyse ein Strukturmodell der Exis- nützlich behalte hat, erst noch abwartet, kurz: nicht beherzt fühle? bei der Sache ist oder sein kann, weil einen inneretenz entwickelt, in dem Sinn erst an vierter Stel- Probleme abhalten. Auch dann geht Sinn verloren.le kommt. Das ist erklärungsbedürftig. Sie lehren auch regelmäßig in Moskau und Kiew.Wir gliedern den Entwicklungsprozess für Sinn in Welche Erfahrungen machen Sie mit den Studen-vier Schritte. Erstens sein können: Was gibt mir Haltund Sicherheit? Wo bin ich geborgen und angenom- ten aus der Ukraine? Spielt die Sinnfrage über-men? Was kann ich gut – wo habe ich Fähigkeiten?In einem zweiten Schritt geht es um Leben mögen: haupt eine Rolle, wenn es um das wirtschaftlicheWas mag ich, berührt mich? Was mache ich gerne –mit Hingabe? Wo kann ich Freude erleben – pflege Überleben geht und viele um ihr Leben fürchten?ich das auch? Welche Werte machen mein Leben le-benswert? Was blockiert meine Gefühle, stört die Einige unserer Kursteilnehmer kommen aus demBeziehungen? Drittens selbst sein dürfen: Was ist mir Donezkgebiet und reisen immer extra nach Kiew an.persönlich wichtig, hier in dieser Arbeit, in dieser Sie wissen nicht, wie lange sie leben, weil jederzeitBeziehung und so weiter? Kann ich dabei ich selbst eine Bombe hochgehen kann. Bei anderen, die ihresein, so wie ich bin? Wie authentisch bin ich? Wie Arbeit verloren haben, geht es vor allem um die Fra-stimmig ist das, was ich tue? Empfinde ich meinen ge: Wie kann ich überleben? Diese Menschen spüren:Wert, meinen Selbstwert? Und schließlich viertens „Ich möchte leben, das Leben bedeutet mir etwas,Sinnvolles sollen: Um was geht es hier – was soll hier ich möchte das Leben nicht verlieren, nicht wegwer-durch mich wirklich werden, entstehen? Will ich für fen, und ich möchte auch nicht, dass es mir genom-das leben, was ich im Moment tue? Wofür will ich men wird. Was kann ich tun, damit ich nicht getöteteigentlich leben? Was gibt mir Erfüllung? werde im Kriegsgeschehen? Was kann ich tun, um ein minimales Einkommen zu erzielen, das michErst im vierten Schritt geht es um den Sinn? Wenn und meine Familie über die Runden bringt?“die ersten drei Schritte nicht erfolgen, ist Sinn Die Überlebensnot überlagert das Sinnthema?nicht möglich? Das war über die Geschichte der Menschheit hinweg für die meisten Menschen das große Thema. Es gingDas Sinnthema ist wie das Dach eines Hauses, mein- ums Überleben – also um den ersten Schritt, seinte schon Frankl. Damit das Dach getragen wird, können. Das Sinnthema ist in Zeiten der Not inter-brauchtesMauernundFundamente.Diegaltesnach- essanterweise nicht so virulent wie im Überfluss. Inzuliefern. Sinnkrisen haben oft mit anderen Themen Deutschland muss niemand fürchten zu verhungern,zu tun, mit denen aus Stufe eins bis drei – zum Bei- wenn er/sie die Arbeit verliert. Sobald aber das un-spiel mit Werten, die verlorengingen, mit zerbroche-PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 67
mittelbare Überleben ein wenig abgefedert ist, bricht Nur wofür ich nicht verstehst? Wenn du deine Krebserkrankungdie Sinnfrage auf. Was soll das Ganze, wenn ich zwar ein klares nicht verstehst. Wenn du nicht verstehst, warum duzu essen und ein Dach über dem Kopf, aber nichts inneres Ja auf der Welt bist, was machst du jetzt damit ganzzu tun habe und mich nicht nützlich fühle und nicht handlungspraktisch, heruntergebrochen auf ein Le-fruchtbar werden kann? Die Menschen in der Uk- spüre, dafür ben im Alltag? Jetzt bin ich da, ich weiß zwar nicht,raine, denen ich begegne, haben einen starken Über- lohnt es sich woher ich komme und wohin ich gehe, aber was tuelebenswillen, sie sind mit den praktischen Voraus- ich jetzt? Und dass ich im Rahmen der Möglichkei-setzungen ihrer Existenz beschäftigt und können zu leben. ten, die mir zur Verfügung stehen, und im Rahmensich allenfalls die Frage stellen, wie sie in dieser re- Sonst ist es der Anfragen, Angebote und Aufgaben die bestmög-duzierten Existenz des Kriegsgeschehens und der vertane Zeit liche suche, das ist der existenzielle und psychologi-Arbeitslosigkeit dem Leben noch etwas Schönes, Gu- sche Sinn des Lebens. Frankls Leistung war, diesetes und Wertvolles abringen können. In der Regel unfassliche ontologische Sinnfrage in eine fasslichesind das vor allem die mitmenschlichen Beziehungen, Dimension zu bringen, die zugegebenermaßen na-die in der Krise wesentlicher und intensiver werden. türlich viel bescheidener ist, weil sie in die mensch- lichen Hände passt.Lassen Sie uns über Sinn und Spiritualität spre- Sie sprechen vom inneren Ja als Voraussetzungchen. Sie betonen, wie wichtig es Ihnen war, für Sinn. Was ist damit konkret gemeint?Frankls Sinnbegriff psychologisch zu untermau- Wir sagen in der heutigen modernen Existenzana-ern und aus religiösen Bezügen zu lösen. Aber lyse, dass es darauf ankommt, mit innerer Zustim- mung zu leben, denn nur wofür ich ein klares inne-hat Sinn nicht ganz natürlich auch eine spirituel- res Ja spüre, dafür lohnt es sich zu leben. Sonst ist es vertane Zeit. Dann ist das Leben vergangen, aber ichle Dimension? habe nicht gelebt, ich habe nicht wirklich existiert, ich war nicht da. Und dann ist Wesentliches vomEs gibt zum einen die existenzielle, praktische, situ- Leben nicht passiert. Dann bin ich am Leben vor-ative Sinndimension: „Was ist jetzt von mir gefragt?“ beigegangen, dann war es umsonst.Diese Frage bietet eine Orientierung für den Alltag.Aber die Orientierung geht natürlich auch in einen Sehen Sie in der Logotherapie und Existenzana-mittleren Horizontbereich: „Soll ich in der Beziehungbleiben, oder soll ich mich trennen? Soll ich mich lyse auch eine spirituelle Dimension des Sinns?beruflich verändern oder nicht? Soll ich eine Welt-reise machen oder nicht?“ Das geht schon weit über Ja. Wenn ich das, was ich jetzt tue, als gut und wert-den Alltag hinaus. Und dann gibt es den ganz großenHorizont der Existenz: „Wofür lebe ich überhaupt? voll und richtig ansehe und das Gefühl habe, ich sollWofür bin ich geboren? Wieso gibt es mich? Wiesogibt es überhaupt Menschen? Wieso gibt es eine Welt so weitermachen, dann verweist mich das in eineund ein Universum?“ Auf die ganz große Sinnfragehat die Psychologie keine Antwort. Wir nennen sie Richtung, dass vielleicht das ganze Leben, wenn ichdie ontologische Sinnfrage. Welchen Sinn hat es, dasses diese Welt gibt? Warum gibt es mich? Warum gibt es so lebe, einen Sinn haben könnte, einen Sinn, deres Aids? Und warum gibt es Krieg? Wozu bin ich aufdie Welt gekommen? Und warum muss ich jetzt Krebs durch mich entsteht, der nicht vorgegeben ist. Undhaben? Ich kann es nicht wissen, ich kann es viel-leicht ahnen, oder ich kann einen Glauben dazu ha- wenn es möglich ist, dass durch mich Sinn im Lebenben. In diesem Halbdunkel des Fühlens, Spürens,Ahnens, das noch ausgebaut werden kann durch entsteht, dann könnte das vielleicht auch sein, weilPhilosophie und Religion, kann ich durchaus Ant-wortansätze oder wichtige Antworten finden. Diese der große Horizont, in dem das stattfindet, selbstgroße Sinndimension gehört in den Bereich der Re-ligion, des Glaubens und der Philosophie. auch den Sinn zumindest möglich macht, ja vielleichtVor der großen Sinnfrage muss die Psychologie selbst sinnvoll ist. Dieses Verständnis von Spiritua-kapitulieren. Hat sie dennoch etwas zum Thema lität meint nicht Religion, sondern beruht allein aufanzubieten? dem, was ich als Individuum selbst spüren und ah-Ungeachtet der Sinnfrage bleibt die ganz praktische nen kann, was für mich eine subjektive Größe dar-Frage: Was machst du mit dem, was das Leben dirbringt? Wie gehst du damit um, auch wenn du es stellt. Ich nehme eine Dimension wahr, die mich bei weitem übersteigt, so wie das Universum unser Vor- stellungsvermögen übersteigt. Und ich ahne, fühle vielleicht, dass die ganze Evolution und mein Amei- sendasein darin vielleicht für etwas gut sein könnte – in diesem Universum, dessen Größe mich mit Stau- nen erfüllt und darin zu leben mich dankbar sein lässt – was selbst wieder eine psychologische oder spirituelle Erfahrung ist. PH BIRGIT SCHÖNBERGER68 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
WIDERSTAND LEISTENhilft gegen Erschöpfung undbedeutet vor allem: sich wehrenGEGEN DAS MÜSSEN. DAS BEWEGT MICH! AUCH ALS APPPSYCHOLOGIE HEUTE WWW.PSYCHOLOGIE-HEUTE.DE
Sie haben einen guten Rat? Behalten Sie ihn für sich! Die Welt ist voller Menschen, die erklären können,wie man’s richtig macht im Leben. Doch zu viel Besserwisserei kann Beziehungen schaden. Man sollte die Stolpersteine kennen, ehe man anderen „kluge“ Vorschläge macht VON YVONNE VÁVRAW enn du die Butter weglässt, Die Forscher stellen klar, dass unerbetene Rat- ILLUSTR ATIONEN: LINDA WÖLFEL halbierst du die Kalorien. Du schläge dem Empfänger und der Beziehung zwischen könntest früher in den dritten Geber und Empfänger schaden können, und eigent- Gang schalten. Wird es nicht lich muss man kein Wissenschaftler sein, um zu wis- höchste Zeit, Kinder zu krie- sen, dass Rat meist unwillkommen ist und die gutegen? Steh einfach ein paar Minuten früher auf, dann Absicht selbst im Fall erbetener Hilfe im Frust endenmusst du nicht so hetzen. Ich an deiner Stelle würde kann, wenn der Empfänger einen attackiert, einemsie einfach mal ganz offen darauf ansprechen. Und ewig erklärt, warum der Rat nichts taugt, oder re-außerdem mit Yoga anfangen. Und wirklich, wenn belliert und genau das Gegenteil macht. Warum istdu abnehmen willst, geht nichts über Löwenzahn- es dennoch so schwer, sich zurückzuhalten? „Ein we-Grünkohl-Shakes. – Wir alle haben die Lösungen sentlicher Bestandteil des menschlichen und speziellfür sämtliche Probleme anderer. Schade nur, dass des männlichen Selbstgefühls ist die Größenfantasie“,niemand sie hören will. Jedenfalls nicht von uns. Un- erklärt Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer. „Dazählige Ratgeber zur Kindererziehung finden glück- Allmachtsbeweise schwer zu leisten sind, ziehen sichliche Käufer, aber wehe wir geben einem Bekannten viele von uns auf die Allwissenheitsfantasie zurückeinen guten Tipp, wie er sein schreiendes Baby be- und erklären bei jeder Gelegenheit, was richtig istruhigen kann: eisige Blicke! und was falsch.“ Nun ist Schmidbauer selbst Ratge- berkolumnist und erteilt auch in seinem Buch Die In zwischenmenschlichen Beziehungen ist das Rat- großen Fragen der Liebe allerhand gute Vorschläge.geben eine verzwickte Angelegenheit, und je enger „Natürlich habe ich viele Bedenken, anderen zu sa-die Bindung, desto eher sind wir geneigt, ungefragt gen, wie es richtig geht im Leben und in der Liebe.Ratschläge zu erteilen. Das haben die US-Forscher Ich versuche aber, sie produktiv zu wenden und inBo Feng und Eran Magen in einer empirischen Stu- das zu verwandeln, was ich die Ambivalenzdebattedie herausgefunden. Sie konfrontierten Studienteil- nenne: Die meisten Entscheidungen haben positivenehmer mit hypothetischen Aussagen von Freunden, und negative Folgen. Nur wer sich beide Seiten vordie über Probleme und Zwickmühlen sprachen, da- Augen führt, gewinnt eine realistische Grundlage.bei aber nicht um Rat fragten. Die Teilnehmer gaben Wenn ich eine Liebe kündigen will, weil mich dieweitaus mehr Ratschläge, je näher sie sich den Freun- Liebste beleidigt hat, habe ich die Kränkung los, dieden fühlten, und in etwa 70 Prozent der Fälle rück- Beziehung aber auch, mit allem, was mir bisher gut-ten sie mit ihren Tipps bereits in einem sehr frühen getan hat. Der gute Rat geht dann nicht in die Rich-Stadium des Gesprächs heraus.70 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
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tung einer schnellen Lösung, sondern einer langsa- Ratschläge von Menschen,men Klärung dessen, welche Kränkungen gemeinsam die uns nahe sind,verarbeitet werden können und welche nicht.“ empfinden wir oft als Kritik. Wir fühlen uns in In Liebesbeziehungen und in der Ehe ist die Lage unserem Selbstbild bedrohtohnehin besonders gefährlich. Erika Lawrence und und verteidigen unsRebecca Brock von der University of Iowa haben he-rausgefunden, dass die Zufriedenheit von Ehepart- PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016nern unter anderem von der Menge an Ratschlägenabhängt. Sie haben 103 Paare über ihre ersten fünfEhejahre hinweg beobachtet und sowohl in einemZuviel als auch einem Zuwenig an beratender Un-terstützung einen Risikofaktor fürs Eheglück festge-stellt. Allerdings litten die Paare offenbar mehr un-ter zu viel Ratschlag als unter zu wenig: Zeigten diePartner mehr Unterstützung, als dem anderen liebwar, stellte dies einen größeren Risikofaktor für dieeheliche Zufriedenheit dar als eine Unterversorgungmit gutem Rat. Das Problem ist, dass wir gut gemeinte Ratschlä-ge von Menschen, die uns nahe sind, oft als Kritikwahrnehmen. Wir sind sensibel, wenn es um unsereSchwächen und möglichen Fehler geht. Wir wollenes Freunden, Partnern oder der Familie so recht wiemöglich machen, aber uns gleichzeitig keinesfallsunterordnen und so eine Ungleichheit innerhalb derBeziehung riskieren. Sagt uns der andere mit seinemRat nicht, dass er es besser weiß und auch nicht glaubt,dass wir unser Problem allein lösen können? Durchdie Angst vor Autonomieverlust rutschen laut Emi-ly Falk von der University of Pennsylvania viele sofortin eine Verteidigungshaltung, wenn sie mit Ratschlä-gen konfrontiert werden – ihr Selbstbild ist bedroht.Falk zeigt in einer neuen Studie aber, wie sich dieVerteidigungshaltung umgehen lässt. Mit einem ein-fachen psychologischen Trick kann man das Gehirnaufnahmebereiter für Ratschläge machen – entwedersein eigenes oder das eines anderen. Unter Falks Leitung gaben Wissenschaftler Men-schen, die einen Großteil ihres Alltags sitzend ver-bringen, Informationen über die gesundheitlichenProbleme, die langes Sitzen hervorrufen kann. Eini-ge Studienteilnehmer wurden vorher durch eineÜbung geleitet, in der sie über Werte nachdenkensollten, die für sie selbst wichtig waren. Die Kont-rollgruppe sollte sich mit Werten von weniger per-sönlicher Bedeutung beschäftigen. Während die Wis-senschaftler den Teilnehmern danach die Ratschlä-ge gaben, beobachteten sie die Areale des Gehirns,die aktiv werden, wenn Menschen ihr Selbst reflek-tieren, und stellten bei den Teilnehmern, die sichvorher mit ihren eigenen Werten beschäftigt hatten,im Gegensatz zur Kontrollgruppe sehr viel mehr72
Aktivität fest. Sie nahmen sich den Rat auch mehr Wer um Rat gefragt wird,zu Herzen und bewegten sich weitaus mehr als dieanderen Teilnehmer, die ihr bequemes Verhalten sollte nur den Mundkaum änderten. Der Grad der Aktivität im Gehirnkonnte voraussagen, ob jemand einen Gesundheits- aufmachen, wenn er nachtipp annahm oder nicht, und die Studienergebnisseweisen darauf hin, dass sich die Aktivität durch ge- kritischer Selbstprüfungzielte Selbstreflexion steigern lässt. „Unsere Resulta-te zeigen, dass etwas so Einfaches wie das Nachden- glaubt, mehr Einsicht zuken über persönliche Werte grundlegend verändernkann, wie unser Gehirn auf die Botschaften reagiert, haben als der anderedie wir tagtäglich bekommen“, sagt Falk. Das vor-herige Reflektieren erleichtere, den Wert eines Rat- setzung, wenn die jungen Menschen ihre Eltern alsschlags zu sehen, der sonst eher als Bedrohung emp- kompetent genug wahrnahmen, in der Sache etwasfunden würde. beitragen zu können. Die Aufnahmebereitschaft für einen guten Rat Der alles bestimmende Punkt für die 21 der 130hängt aber auch davon ab, wie er vermittelt wird. Studienteilnehmer, die keinen Rat ihrer Eltern an-Forscher aus London haben 51 Telefongespräche zwi- genommen hatten, war der Schutz der eigenen Un-schen Müttern und ihren 19- bis 31-jährigen Töchtern abhängigkeit. Und so hat Carlson einen Rat füranalysiert und eine ganze Reihe unterschiedlicher Eltern: Sie sollten ihre Vorschläge so vermitteln, dassArten von Tipps und Anregungen entdeckt, oft ver- sich der Nachwuchs in seiner Selbständigkeit bestä-steckt in Fragen oder Beurteilungen. Solche impli- tigt fühlt und seine Identität eines jungen Erwach-ziten Ratschläge haben laut Studienleiterin Chloe senen nicht bedroht wird. Viele Studenten hattenShaw viele Vorteile gegenüber direkten Anweisungen: außerdem angegeben, dass sie das Gefühl hatten,„Wenn jemand klar und deutlich sagt, was jemand ihre Eltern würden ihre Probleme nicht verstehen.anderes tun sollte, lässt er dem Empfänger keine gro- Eltern sollten ihre Botschaften daher so klar wie mög-ße Wahl – er kann den Rat entweder annehmen oder lich rüberbringen, sich in die Rolle der Kinder ver-ablehnen. Es ist weit weniger beschränkend, wenn setzen und aus eigener Erfahrung sprechen. All dieswir unseren Rat implizit formulieren, etwa in Form sei effektiver, als direkte Anweisungen zu geben.einer Frage.“ Indem eine Mutter wie in einem deranalysierten Telefongespräche fragt, welche für ein Der Umsetzungswillen sank in Carlsons StudieBewerbungsgespräch taugliche Kleidung die Tochter außerdem drastisch, wenn Eltern zu viel unerbetenenhabe, ermöglicht sie ihr eine Vielzahl an Reaktionen, Rat gaben, vor allem bei persönlichen Problemen.die die Erfahrungen und Ansichten der Tochter in Besonders in romantischen und sexuellen Angele-den Vordergrund stellen. „Der Empfänger wird nicht genheiten war keine Einmischung erwünscht.so behandelt, als ob er weniger von der Sache versteht, Generell war Carlson jedoch überrascht davon, wieund der Ratgeber kann im Falle aufkommenden Är- oft ihre Studienteilnehmer den Rat ihrer Eltern ge-gers jederzeit glaubhaft versichern, ja lediglich eine sucht und umgesetzt haben: „Das zeigt, dass Rat ge-Frage zu stellen.“ ben und Rat nehmen ein wichtiger Teil des Kommu- nikationsprozesses zwischen Eltern und jungen Shaws Studie zeigt, wie man subtil Rat geben kann, Erwachsenen ist.“ohne aufdringlich zu wirken. Aber die LondonerForscher haben nicht untersucht, ob und wann die Doch selbst wenn Hilfestellung explizit erwünschtTöchter die Anregungen ihrer Mütter annahmen. ist, bleibt die Angelegenheit heikel. „Wer um Rat ge-Was ein elterlicher Ratschlag braucht, damit junge fragt wird, sollte nur den Mund aufmachen, wennLeute ihn tatsächlich umsetzen, hat Cassandra er nach kritischer Selbstprüfung glaubt, mehr Ein-L. Carlson Ende vergangenen Jahres in einer quali- sicht zu haben als die Ratsuchenden“, meint Paar-tativen Studie herausgefunden: 40 Prozent ihrer therapeut Wolfgang Schmidbauer. Und wenn diesStudienteilnehmer haben den Rat ihrer Eltern ange- nicht der Fall ist? Der Psychologieprofessor undnommen, sofern er praktikabel, nützlich und um- Verhaltensforscher Dan Ariely, dessen Buch Ist dochsetzbar war. Neben diesen drei Kriterien war die logisch! Antworten auf halb bis ganz ernste Alltagsfra-Erfahrung der Eltern eine weitere wichtige Variable: gen mit gesammelten Antworten seiner Ratgeberko-Ein Ratschlag hatte dann gute Chancen auf Um- lumne erschienen ist, ist oft mit scheinbar unlösba-PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 73
Eltern sollten mitihren Vorschlä-gen den Nach-wuchs in seinerSelbständigkeitanerkennen undseine Identitätals junger Er-wachsener nichtinfrage stellen ren Problemen konfrontiert: „Es kam einmal eine selbst im Weg. Wir fragen uns, warum sie nicht ein- Frau auf mich zu, die gerade erfahren hatte, dass sie einen Gehirntumor hatte. Sie wollte wissen, ob sie fach anders handeln, es wäre doch so einfach! Aber ihre Kinder auf einmal mit der Krankheit konfron- tieren oder ihnen die Diagnose über einen längeren das ist es natürlich nicht.“ Ariely hat in einer Studie Zeitraum hinweg in kleinen Dosen verabreichen soll- te. Weder ich noch befreundete Ärzte hatten eine zu Interessenskonflikten herausgefunden, dass die Ahnung, was besser ist. Aber ich habe viele Leute kontaktiert, um mir selbst einen Überblick zu ver- meisten Menschen ihrem Arzt bei einer anstehenden schaffen, und habe der Frau dann dargelegt, was ich weiß und was ich nicht weiß. Im Grunde geht es bei komplizierten Behandlung eher nicht sagen wollen, einem guten Rat darum, jemanden beim Denken zu unterstützen.“ Viele würden zu schnell mit Lösungs- dass sie gern eine zweite ärztliche Meinung einholen ideen herausschießen, und oft stecke dahinter nur der Wunsch des Ratgebers, das Problem nur ja schnell würden. Aber jemand anderem würden sie sofort aus der Welt zu schaffen, um sich selbst dadurch bes- ser zu fühlen. Aber das zerstöre die Kommunikation, den Rat geben, einen weiteren Arzt zu konsultieren. die eigentlich darauf zielen sollte, dass der Ratsu- chende Gelegenheit bekommt, eigene Ideen zu ent- „Wir übersehen als Außenstehender die Beziehung wickeln. Den Mund halten und zuhören sei eine der wertvollsten Methoden, jemandem über ein Problem zwischen dem Patienten und dem Arzt und die emo- hinwegzuhelfen. tionale Hürde, vor ihm zuzugeben, dass man sich Apropos zuhören: Warum haben wir den vollen Durchblick, wenn es um das Leben der anderen geht, eine zweite Meinung wünscht.“ PH schaffen es aber nicht, unsere eigenen Ratschläge an- zunehmen? „Das liegt am sogenannten Attributi- LITERATUR onsfehler“, sagt Ariely. „Wenn wir auf der Straße je- manden hinfallen sehen, halten wir ihn für tollpat- Dan Ariely: Ist doch logisch! Antworten auf halb bis ganz erns- schig. Wenn aber wir fallen, dann ist der rutschige te Alltagsfragen. Droemer, München 2015 Boden schuld. Ich esse zu viel, weil das Essen so gut schmeckt, aber du isst zu viel, weil du keine Selbst- Dan Ariely, Janet Schwartz, Mary Frances Luce: Are consumers kontrolle hast. Nur in unserem eigenen Leben sehen too trusting? The effects of relationships with expert advisers. wir die Hindernisse durch äußere Faktoren und emo- Journal of Marketing Research, Vol 48 (SPL), 2011, 163–174. DOI: tionale Konflikte, aber die anderen stehen sich bloß 10.1509/jmkr.48.SPL. 163 Rebecca L. Brock, Erika Lawrence: Too much of a good thing: Underprovision versus overprovision of partner support. Jour- nal of Family Psychology, Vol. 23 (2), 2009, 181–192. DOI: 10.1037/ a0015402 Cassandra L. Carlson: Seeking self-sufficiency. Why emerging adult college students receive and implement parental advice. Emerging Adulthood, Vol. 2 (4), 2014, 257–269. DOI: 10.1177/ 2167696814551785 Emily B. Falk u. a.: Self-affirmation alters the brain’s response to health messages and subsequent behavior change. PNAS, Vol. 112 (7), 2015, 1977–1982. DOI: 10.1073/pnas.1500247112 Bo Feng, Eran Magen: Relationship closeness predicts unsolici- ted advice giving in supportive interactions. Journal of Social and Personal Relationships, 2015. DOI: 10.1177/0265407515592262 Chloe Shaw, Jonathan Potter, Alexa Hepburn: Advice-implicative actions: Using interrogatives and assessments to deliver advice in mundane conversation. Discourse Studies, Vol. 17 (3), 2015, 317–342. DOI: 10.1177/146144561557119974 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
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DER WIE GUT IST MEIN PSYCHO GEDÄCHTNIS? TEST PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 Folge 1Die moderne psycholo-gische Forschung fußt zueinem erheblichen Teil aufTests und Experimenten.Viele davon haben einenspielerischen Charakter,und man lernt eine Mengeüber sich selbst und überdie Psyche im Allgemeinen.Einige der interessantestenExperimente aus dersammlung des Psycholo-gen Ben Ambridge präsen-tiert Psychologie Heute ineiner zwölfteiligen SerieVermutlich kennen Sie diese Szeneaus vielen Fernsehkrimis: Die Polizeibefragt eine Reihe von Zeugen zueinem Mord. Aber die Aussagen wi-dersprechen einander. Welche Jacketrug der Täter? Welche Farbe hattesein Auto? Keiner weiß es genau!Unser Gedächtnis, so lernen wir, istein Sieb. Unsere Beobachtungsgabe:eine Katastrophe. Aber vielleicht hat die Polizei auchdie falschen Leute befragt. Womög-lich ist Ihr Gedächtnis viel besser?Probieren Sie’s doch einfach mal aus. Bitte decken Sie die gegenüberlie-gende Seite ab. Im nebenstehendenKasten sehen Sie fünfzig Bilder. Be-trachten Sie jedes einzelne Bild fürzwei bis drei Sekunden. VersuchenSie die Bilder aufzunehmen. Fertig?Gut. Dann decken Sie nun diese Seiteab und weiter geht es auf der rechtenSeite mit dem Test.76
Hier sehen Sie zwei Reihen vonBildpaaren. Von jedem Paar ha-ben Sie ein Bild bereits auf dervorangehenden Seite gesehen,während das andere neu ist. Nundie Quizfrage: Welches der bei-den Bilder ist jeweils bekannt?Machen Sie einfach eine Markie-rung mit dem Bleistift odernotieren Sie Ihre Antwort aufeinem Zettel – damit nochjemand anders den Test absol-vieren kann.Fertig? Dann vergleichen Sieeinfach Ihre Antworten mit denBildern auf der linken Seite.Und? Wie viele Bilder haben Sie wie- Frage in den 1970er Jahren auf die dächtnis aufzuzählen? Vermutlichdererkannt? Womöglich alle? Herzli- Spitze: 16 Stunden lang – zugegeben: nicht. Es ist ein großer Unterschied,chen Glückwunsch! Sicherlich ist Ih- Es gab Pausen dazwischen – sperrte ob man Dinge ungestützt aufsagennen aufgefallen, dass hier nur zehn er seine Probanden in einen dunklen kann oder irgendwie das Gefühl hat,von fünfzig möglichen Bildern abge- Raum und bombardierte sie dabei mit dass einem etwas bekannt vorkommt.fragt wurden. Dass es gerade diese eine Serie von unfassbaren 10 000 Trotzdem: Um ein Bild wiederzuer-zehn Bilder waren – purer Zufall. Sie verschiedenen Bildern. Zu seiner Ver- kennen, muss man es im Gedächtnishätten bei den anderen 40 mit ziemli- blüffung konnten sie zwei Tage später gespeichert haben. Unser Gedächtnischer Sicherheit genauso gut abge- noch 83 Prozent davon korrekt zu- ist viel besser, als wir glauben.schnitten. Wenn Sie also hier zehn ordnen. „Unser Erinnerungsvermö-Richtige hatten, wären es in einem gen, was das Wiedererkennen von JOCHEN METZGERGesamttest vermutlich 50 Richtige Bildern anbetrifft, ist nahezu unbe-gewesen. grenzt“, schreibt Standing in seinem ZUM WEITERLESEN Bericht. 89 Tests und ihre Auflösungen – Wie gut würde man dann aber ab- ein unterhaltsamer Reiseführerschneiden, wenn man sich statt 50 Vielleicht haben Sie jetzt das Ge- durch das Reich der modernenBildern auf einmal 100 merken müss- fühl, dass der Test ein wenig mogelt. Psychologie.te? Oder gar 200? Der kanadische Denn wären Sie in der Lage gewesen, Ben Ambridge: Das Psycho-Test-Forscher Lionel Standing trieb diese alle 50 Gegenstände frei aus dem Ge- Buch. Knaur, 19,99 Euro.PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 77
PEHNTS ALLTAGICH WEISS NICHT, OB HELFEN ÜBERHAUPT NOCH HILFT Sonst schaue ich ja oft in mich Die Schriftstellerin zubieten haben als wohlmeinende, hinein. Aber seit ein paar Wo- Annette Pehnt nichtsahnende Mitbürger. Ich schlosschen geht der Blick eher nach außen, auf mich einer Gruppe von Kunstpädagogen,das, was um mich passiert. Das ist unge- (u. a. Briefe an Charly, Gestaltern und Keramikern an, und nunwohnt; an den eigenen Fragen denke ich Piper 2015) schreibt schleppen wir zweimal die Woche Un-immer schon herum, ich habe mein Köf- mengen von Papier, Wachsmalkreiden,ferchen mit Instrumenten zur Selbstbe- jeden Monat in Bastelscheren, Kleber und heißen Tee intrachtung, und es ist gut gepackt. Aber PSYCHOLOGIE HEUTE das Lager, wo alle nur warten, essen unddie Fragen, die nun anstehen, sind mir verwaltet werden. Drei Minuten nach un-neu. Im Köfferchen sind dafür keine pas- über ihre Alltags- serer Ankunft hat sich der Vorplatz, aufsenden Instrumente. beobachtungen dem wir die Papiere ausgebreitet haben, Seit einigen Wochen male ich manch- in eine große Werkstatt verwandelt, drei-mal vormittags mit Flüchtlingskindern. www.annette-pehnt.de ßig, vierzig Kinder knien inmitten derIch weiß nicht, ob ihnen das hilft. Ich weiß Stifte, malen und schneiden, und wir hän-auch nicht mehr, was Helfen bedeutet, ob gen jedes einzelne Bild an eine riesigeHelfen überhaupt hilft, und noch weniger Wand.als jemals zuvor weiß ich, was in den Köp-fen anderer Menschen vor sich geht. Was sie dabei denken, kann ich nicht Nicht weit von mir ist ein Erstauffang- einmal ahnen. Vielleicht findet es sich inlager für bisher 800 Flüchtlinge aus aller ihren Bildern. Vielleicht aber auch geradeWelt. Schnell fanden sich Leute aus der nicht. Ich weiß es eben nicht. MancheNachbarschaft, die dort etwas tun wollten: zeichnen stundenlang winzige Muster,Deutschunterricht geben, Kleider sortie- stricheln feine Ornamente oder auch nurren, Fußball spielen, was wir eben so an- einzelne Punkte, alles zart hingetupft, wie ein Flüstern. Andere fuhrwerken mit78 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
ILLUSTR ATION: MAGDA WEL leuchtenden Farben auf ihren Blättern he- lieben langen Tag unendlich viel schwie- Ein rum, schnappen sich nach drei Strichen rigere Hilfe leisten als wir. köstliches das nächste Blatt, möglichst riesig soll es Plädoyer für sein, als wollten sie auf keinen Fall über- Wahrscheinlich bin ich stolz auf mich, die Klugheit! sehen werden. Viele schreiben ihre Namen das wird es sein. Kleider will ich nicht sor- immer wieder und zeigen sie uns, eine Art tieren, da lacht mich ja niemand an. Also Allan Guggenbühl Kennenlernen ohne Sprache, die wir ja lasse ich mir meine Zeit mit Lächeln be- miteinander nicht haben. Dazwischen die zahlen. Darf man das? Hilft das jemandem Die vergessene kleinen Jungs, die sich die Taschen mit weiter außer mir selbst? Ich hätte ja schon Klugheit Buntstiften füllen und hinter der nächsten längst etwas ankurbeln können, es gab Ecke verschwinden; die Mütter, die am auch vor den Flüchtlingen genug Men- Wie Normen uns am Denken hindern Rand sitzen und ihre Kinder nicht aus den schen in meiner Nähe, die Hilfe brauchen. 2016. 272 Seiten, gebunden Augen lassen, aber zugleich mit der Sche- Die sitzen ja immer noch dort herum, in € 24.95 re sorgfältig kleine Quadrate ausschnei- ihren Essenstreffs und Sozialwohnungen, AUCH ALS E-BOOK den; die Väter, die von weiter hinten he- an den Bahnhöfen und in ihren Heimen, Normen regeln gesellschaftliche Abläufe. rüberschauen. Einer hat sich von seinem auf die komme ich gar nicht, weil ich sie Der Zweck dieser Normen ist schnell er- Sohn Filzstifte bringen lassen und schraf- nicht sehe – so ist es mit dem Helfen, was kannt: Sie sind eine Antwort auf Unvernunft. fiert in einem Malbuch sorgfältig einen für eine ungerechte Sache. Hilfst du dem Sie sollen uns vor uns selber schützen. Doch Hubschrauber. einen und dem anderen nicht? Hilfst du Allan Guggenbühl plädiert unter anderem dort, wo es sich am besten anfühlt? Hilfst anhand der PISA-Studie für eigenständiges Dankbarkeit ist eine großartige du den Kindern mit ihren Locken und Denken: Kluges Handeln bedeutet, dass ihren dreckigen Fingernägeln und nicht man sich über berufliche Standards hinaus- Währung den jungen Männern, die dich mit ver- wagt, wenn es angezeigt ist, und neue Kom- schränkten Armen anstarren? Also nur binationen oder Alternativen andenkt. Im goldenen Herbstlicht sieht es aus, als denen, die dir etwas schenken? Der Ei- wäre die Welt bei uns zu Gast. Ein buntes gennutz des Helfens gefällt mir nicht an www.hogrefe.ch/85239 Bild des Friedens. Zugleich glaube ich mir mir, aber ich kann mich darum jetzt nicht kein Wort. Ich weiß, dass diese zwei Stun- kümmern! Khaali hat sich die Finger zu- den den Flüchtlingen nicht weiterhelfen sammengeklebt, und Dilan will eine Kro- werden. Ich weiß, dass die Bilder, die sie ne ausschneiden, und eine Mutter hat kei- an die Wand kleben, ihre schwierigen Le- nen Tee mehr. benswege nicht verändern werden. Ich weiß, dass der kleine Junge, der die Bas- Als wir fertig sind, weil die Flüchtlinge telschere nicht hergeben will, eben einem zum Essen hinüber ins Versorgungszelt eritreischen Mädchen den Ellbogen so müssen, und die Stifte weggeräumt und heftig in die Rippen gerammt hat, dass sie die Papiere eingerollt haben, kommt je- gar nicht mehr aufhört zu heulen. Und mand mit einem Besen. Das Namens- dass der Große da hinten in der Ecke, der schild zeigt, dass auch er ein Helfer ist. nur vor sich hinschaut und nicht malt, Schweigend fängt er an, die zerknüllten aber auch nicht weggeht, vielleicht Dinge Papierchen, Zettel, Schnipsel und Tesa- erlebt hat, die ich mir niemals werde vor- klümpchen zusammenzufegen. stellen können. Wir können das auch machen, rufe ich. Aber ich weiß auch, dass ich mich ver- Er winkt ab. Ist in Ordnung, sagt er, ich dammt gut fühle, wie ich hier sitze und fege hier sowieso. Schnell hat er alles zu- helfe, die warme farbverschmierte Hand sammengekehrt, in einen Müllsack ge- eines Kleinkindes auf meinem Knie, den packt und zieht mit seinem Besen weiter, dankbaren Blick der Mütter im Rücken – ins Essenszelt, wo es viel zu fegen gibt, wenigstens langweilen sich ihre Kinder Reiskörner, Apfelreste, zerknüllte Servi- zwei Stunden lang nicht. Dankbarkeit ist etten. Wer weiß, wie lange er hier schon eine großartige Währung. Wenn ich Bü- fegt. Niemand lächelt ihm zu. Und ich cher schreibe, kann ich damit kaum rech- habe es auch nicht gemacht. Aber das nen. Hier dagegen: Kinder grinsen, Bilder macht ihm gar nichts aus. leuchten an der Wand, sogar die Sozial- arbeiter nicken uns zu, auch wenn sie den PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
BUCH&KRITIK REDAKTION: KATRIN BRENNER-BECKER S. 81 S. 82 S. 82 S. 82 S. 84 S. 84 S. 84 S. 85 S. 86 S. 87 S. 88 S. 8980 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
Nichts für FeiglingeElisabeth Drimalla ermutigt, die Herausforderungender Liebe im Alter anzunehmenDer Markt für Anweisungen für ein ge- „Viele Paare geraten leicht in einen Teu- „Von ‚lustlosen‘glücktes Sex- und Liebesleben wächst. Die Paaren höre ichwichtigste Erkenntnis von Forschern und felskreis aus Erektionsstörungen, Angst, immer wieder,Paartherapeuten lautet: Zu viele Men- die Beziehung seischen können nicht offen reden über ihr Versagen, Vermeidung und Rückzug. Der eigentlich gut,intimes Zusammensein. Selbstzweifel und wenn nur nichtScham führen häufig dazu, dass der Teufelskreis entsteht für Paare oft ganz das sexuelleWunsch nach Mitteilung und Klärung Problem wäre.“nicht artikuliert wird. Viele Menschen unbemerkt, weil die Signale des anderenhegen heimliche Wünsche, in der Hoff- ELISABETH DRIMALLAnung, der Partner möge sie doch erahnen. falsch gedeutet werden.“ Drimalla istVielleicht ist das Alter eine besondere Zo- 81ne der Sprachlosigkeit, selbst zwischen durch und durch liebevolle Pädagogin,Paaren, die es schon einige Jahrzehnte gutmiteinander ausgehalten haben. versorgt den Leser mit Anleitungen, Fra- Elisabeth Drimalla, Ärztin und Psy- gebögen, Literaturangaben, Alternativ-chotherapeutin, ist mit ihrem ungeheurenWissen und ihrer Erfahrung Sprachleh- vorschlägen und Kommentaren zu Hilfs-rerin und Dolmetscherin zugleich, dieüber die Schambarrieren hinweghelfen mitteln und Stimulanzien. Und was be-will. Doch neuer Mut ist immer erforder-lich, der Neubeginn der Liebe im Alter ist sonders erfreut: Sie ist eine Kennerin derein Abenteuer, und: „Liebe ist nichts fürFeiglinge.“ Das Schlimmste aber sind Kri- schönen Literatur, aus der sie souveräntik, nörgelnde Unzufriedenheit und ge-kränkter Rückzug, denn es entsteht un- Beispiele schöpft. Dabei ermuntert sie zuweigerlich ein Stau der Enttäuschung zwi-schen den schweigenden Partnern. Das echter Seelenarbeit: ein gemeinsamerGegenteil ist hilfreicher: Lob und Aner-kennung für das, was möglich ist, was ge- Rückblick auf die eigene Liebes- und Sex-lingt oder beinahe gelingt. Eine gemein-same Forschung über die eigenen, bisher geschichte, die Geschichte der erlebtengeheim gehaltenen Wünsche kann eineneue belebende Intimität erzeugen. Und Lust wie der Niederlagen; die bewusstendie muss befreit werden vom Leistungs-druck, der oft genug versteckt ist in My- und auch die unbewussten Hoffnungenthen, was Mann und Frau in der Weltge-schichte und in der Wettbewerbsgesell- des Beginns, die Rettungs- und Erlösungs-schaft leisten müssten. Die Autorin erzähltdie Mythen über Sexualität aus vielen fantasien, die manchmal gewaltigen Ir-Jahrhunderten, und man staunt, wie oftsie an gelebter Realität vorbeigegangen rungen und Täuschungen und Enttäu-sind. schungen aus der Zeit der Verliebtheit mit den nachfolgenden Ernüchterungen, die gesprächsbereite Paare dann doch zusam- mengeschweißt haben. Wenn die Bereit- schaft zum Verzeihen und zum mutigen Neuanfang vorhanden ist, werden viele Paare mit einem neuen Kennenlernen be- lohnt. TILMANN MOSER Elisabeth Drimalla: Amor al- tert nicht. Paarbeziehungen und Sexualität im Alter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, 136 S., € 14,99PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
Der AngstbegegnenDrei Bücher kartierendie GefühlslandschaftAngst – der Evergreender Emotionen ist viel-leicht aktueller unddrängender denn jeAngst hat Konjunktur: Lebensangst, die stimmungen die Befindlichkeiten der dividualität. Und Angst ist zutiefst indi-Angst, den eigenen Ansprüchen nicht zu deutschen Gesellschaft. viduell.genügen, Angst vor der nächtlichen Pa-nikattacke, vor dem Sterben, vor einem Befragungen zufolge seien heute mehr Der Befund des Soziologen deckt sichHerzinfarkt, vor Menschenansammlun- als 60 Prozent der jungen Eltern zutiefst erstaunlich mit jenem des Psychologengen, vor Schlangen. Angst durchzieht die besorgt, ihr Leben nicht mehr „auf die Willi Butollo, der genau diesen Zusam-Moderne und die Gegenwart, glaubt man Reihe zu kriegen“, zu versagen und zu menhang auf den ersten zwanzig Seitender Soziologie. Für Heinz Bude, den in scheitern, so Bude. Den Grund dafür ver- seines Buches diskutiert. Er macht dabeiKassel und am Hamburger Institut für ortet er im fundamentalen Umbruch des auf den scheinbar paradoxen CharakterSozialforschung tätigen Professor, ist Sozialen. Die nivellierte Mittelstandsge- seiner Monografie aufmerksam. Er willAngst nicht nur ein psychisches Phäno- sellschaft, die nach dem Zweiten Weltkrieg Fragen stellen, über die die Leser selbstmen, sondern ein gesellschaftliches Merk- über mehrere Jahrzehnte hinweg das weit- nachdenken sollen, um auf diese Weisemal der Gegenwart. Bude sondiert seit hin geteilte und nicht hinterfragte Ideal eigenverantwortlich Antworten zu findenJahren mit Gespür für subkutane Krisen- gewesen sei, löse sich auf. Die Angst ver- und autonom Entscheidungen für die ei- dankt sich demzufolge fragmentierter In- gene Lebensgestaltung zu treffen. Es hand-Heinz Bude: Gesellschaft Willi Butollo: Die Angst ist Dunja Voos: Die eigeneder Angst. Hamburger eine Kraft. Über die aktive Angst verstehen. Ein Rat-Edition, Hamburg 2014, und kreative Bewältigung geber. Psychosozial, Gie-167 S., € 16,– von Alltagsängsten. Her- ßen 2015, 171 S., € 16,90 big, München 2015, 240 S., € 22,–82 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
le sich somit um ein „paradoxes Ratge- den entspannten Schreibstil deutlich. Das „… eine wundersame, warme,berbuch“ – weil Butollo im Gegensatz zu menschliche GeschichteSelbstoptimierungshandbüchern auf Vor- Buch ist ein Ratgeber für diejenigen, die über Doppelmoralschrift gebende Anleitungen verzichtet. sich erstmals mit der Angstmaterie be- und die Strukturen des Missbrauchs.“ Einen entscheidenden und program-matischen Akzent legt er auf Angst als schäftigen. Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung„Antreiber“, als essenziell positive Schub-kraft. Dunja Voos setzt ein mit einer näheren „... eine vorzügliche Religions- und Kirchenkritik.“ Butollo, der von 1974 bis 2012 als or- Bestimmung, was Angst ist und ab wanndentlicher Professor für klinische Psycho- Humanistischer Pressedienstlogie und Psychotherapie an der Univer- dieser Zustand als krankhaft gilt. Daraufsität München lehrte und 1988 das Insti- 152 Seiten, Klappenbroschur, € 12,80 (D) tut für Traumatherapie in München mit folgen knappe Kapitel über den Zusam- ISBN 978-3-9815426-1-5ins Leben rief, verzichtet so klug wie rea-listisch bei den von ihm angeführten Fall- menhang von Körper und Psyche, über www.gryphon-verlag.deund Patientenbeispielen dezidiert auf ei-nes: auf ein Happy End in jedem Fall, auf Ausprägungen der Angst- und Persönlich- schön zu sehen, schön zu lesenein optimistisches „Wachsen“.Nicht seltenscheitern bei ihm Therapien: Sie werden keitsstörungen sowie spezifischer Phobi- Das Kunstmagazin aus Münchenabgebrochen, aus der Schwäche heraus, für Deutschland, Österreich und die Schweizdie alte, aber gewohnte Angst etwas Neu- en, über spezielle Symptome, über die Bestellen Sie ein Probeheft oder Abonnementem inklusive Veränderungen und neuen unter [email protected],Ängsten vorzuziehen. Rolle von Familie und Verwandten sowie www.mundus-art.com oder Tel. 089/99 39 99 90 Butollo liebt kompliziert aufgebaute über die Ängste von Kindern. Das BuchSätze. Das macht die an sich lohnendeLektüre etwas anstrengend. Gleich zu Be- klingt aus mit Therapiemöglichkeiten, ei-ginn gibt er zu bedenken, dass Angstre-duktion eine grundlegende Vorausset- ner Debatte über das Für und Wider al-zung braucht, die, wie er es nennt, „Über-prüfung der eigenen Existenzannahmen“. ternativer Behandlungsmöglichkeiten,Ohne Letztere dürften die krisenhaftenEmotionen und die Bedrohungsszenarien autogenes Training etwa, Klopftechnikeneher noch eskalieren. In vier Kapiteln be-leuchtet Butollo die Erscheinungsweisen oder Homöopathie, und einer knappender Angst und unterschiedliche Ausprä-gungen von Phobien. Er erklärt das auf- Diskussion medikamentenbasierter Be-ziehende Phänomen Angst unter psycho-physiologischen, medizinischen und ge- handlung. Hinzu kommen in den Textnetischen Gesichtspunkten, analysiertdann Vermeidungs- und Zwangsrituale. eingeflochtene Verweise auf Organisati-Am Ende umreißt er Bewältigungsstrate-gien. Dabei kann die Konfrontation mit onen, Internetplattformen und Tipps fürAngst produktiv verlaufen, aber auch re-gressiv, etwa wenn immer wieder auf die Therapeutensuche, sämtlich nochmalsscheinbar bewährte Ausweichmuster zu-rückgegriffen wird. Bei diesen gilt aber: am Ende des Buches aufgelistet, ein Glos-Sie vertiefen die Angst. sar sowie eine Literaturliste, von der so Das Buch der Arbeitsmedizinerin Dun-ja Voos, die aktuell eine Ausbildung zur mancher Aufsatz leicht im Internet zu fin-Psychoanalytikerin absolviert, zielt auf einanderes Publikum. Das wird bereits durch den ist. Es gibt am Ende eines jeden Un- terkapitels praktische Ratschläge. Diese dürften unterschiedlich gut wirken – vor allem im akuten Zustand. Kann etwa ein duftgetränktes Taschentuch mehr sein als nur eine punktuelle Ablenkung? Dunja Voos schreibt durchgehend ver- ständlich und erfüllt Ansprüche, die an einen Orientierungsband gestellt werden. Dadurch bleibt die Darstellung allerdings gelegentlich an der Oberfläche. Immerhin löst es so als Ersteinführung in das kom- plexe Thema Angst keinerlei Berührungs- ängste aus. ALEXANDER KLUYPSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
AUFGEBLÄTTERT „Drogen sind Substanzen, die bei jenen hängig war, und den beiden jungen Autoren Julia Kluttig irrationale und sehr emotionale Reaktionen und Immanuel Jork. Der Tenor des Buches lautet: Drogen auslösen, die sie nie genommen haben“, nehmen kann großartig, aber auch verheerend sein. Um sagte Timothy Leary, amerikanischer Psy- Letzteres zu verhindern, klärt das Buch auf: über das Thema chologe und LSD-Forscher. Je mehr man Drogen und Politik und über die Wirkung und Schädlichkeit über Drogen weiß, desto besser kann man einzelner Substanzen. Bemerkenswerterweise liegt Alkohol mit ihnen umgehen. Dieser Maxime folgt ein auf Platz eins vor Heroin und Crack in der Rangfolge derAufklärungsbuch, das sich seinem Thema unaufgeregt und gefährlichsten Drogen. Ältere Jugendliche oder Erwachse-unkonventionell nähert: nüchtern, faktenreich, nicht ver- ne, die sich differenziert informieren wollen, finden in demharmlosend, aber ohne erhobenen Zeigefinder. HighSein aufwändig gestalteten Handbuch mit magazinartigem Lay-(Rogner & Bernhard, € 22,95) wurde geschrieben von dem out auf alle denkbaren Fragen rund um das Thema DrogenDrogen- und Präventionsforscher Henrik Jungaberle, dem eine passende Antwort.Journalisten Jörg Böckem, der selbst viele Jahre heroinab-Kinder werden irgendwann flügge und verlassen das el- Dürfen Ärzte mein Leben ver-terliche Nest. Das ist der Normalfall, der Eltern nach dem längern? Wo will ich sterben?Auszug der Kinder wieder ein selbstbestimmteres Leben Was soll mit meinem Körperverspricht. Bei Familien, in denen Kinder mit einer geistigen passieren? Im Alltag verdrängenBehinderung leben, ist das anders: Rund die Hälfte der er- wir Gedanken an den Tod allzuwachsenen Menschen mit einer solchen Behinderung lebt gerne, doch letztlich lebt es sichin ihrer Herkunftsfamilie. Diese Konstellation kann mit dem leichter, wenn die persönlichenÄlterwerden der Eltern zu Konflikten und akuten Krisen füh- Entscheidungen zur Selbstbe-ren, etwa wenn bei Krankheit eines Elternteils eingespielte stimmung am Lebensende getroffen sind. DamitRollenverständnisse und gewohnte Hilfestellungen nicht es läuft, Wie ich es will (Beltz, € 14,95), zeigen dermehr funktionieren. Welche Probleme sind mit einer solchen Mediziner Hans-Udo Zenneck, die Juristin Laura„permanenten Elternschaft“ verbunden? Was spricht für Brüning und die Philosophin Barbara Brüningbeziehungsweise gegen das Zusammenleben in einem ge- Wege zu einem Lebensende, das den persön-meinsamen Haushalt? Reinhard Burtscher, Dominique Hey- lichen Wünschen und Werten entspricht. Dasberger und Thomas Schmidt haben sich diesen Fragen in Buch liefert auch konkrete Entscheidungshilfen,ihrem Projekt gewidmet und Unterstützungsangebote für etwa in Form von Checklisten, Mustern für Vor- sorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Or- Die „unerhörten“ Eltern (www.lebenshilfe- ganspende sowie Textbausteinen für eine Patien- verlag.de, € 18,–) erarbeitet. Sie zeigen in tenverfügung – dann ist man selbst gefordert, ihrem Buch Lücken und Schwachstellen im das eigene Ende zu gestalten. System der Behindertenhilfe auf und ge- ben konkrete Anregungen für die Praxis PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 – damit auch die Eltern geistig behinder- ter Kinder endlich „erhört“ werden.84
PSYCHOLOGIE HEUTE shopAneinander vorbeidenken? s
Sie sind es Die Gewohnheitsmaschine wert Vincent Deary will nichts Geringeres, als die Quintessenz des Lebens ausfindig machen. Ob ihm das gelingt?Selbstsicher möchte wohl jeder Der britische Psychotherapeut Vincent Auch die gesamte Argumentation istgerne sein, nur wie gelingt das? Deary lebte in London vor sich hin, bis er etwas enttäuschend, denn am Ende des einen Drang zum Schreiben verspürte. Er Buches erfährt der Leser nicht, wozu Ver-Selbstsicherheit muss zuerst von suchte sich in Schottland eine Wohnung änderungen gut sind. Deary spricht voninnen heraus entstehen: Sie lernen, und arbeitete an einem Manuskript, das „Akten“, die wie im Theater oder im Kinosich selbst anzunehmen und sich zu er anschließend wieder in die Schublade die Dramaturgie des Lebens strukturie-vertrauen. Erst dann kann sie über- steckte. Als fünf Jahre später eine Freun- ren. Gespannt wartet man also auf denzeugend nach außen getragen wer- din seine Schrift entdeckte, war dies der dritten Akt, den letzten nach der großenden. Anfang einer außergewöhnlichen Erfolgs- Veränderung. Doch die Schlussszene ist story: Ein großer Verlag bot Vertrag und etwas ernüchternd: „Alles geht wieder sei-Der Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie üppiges Honorar an und bestellte gleich nen gewohnten Gang. Das Fließband, aufIhre Bedürfnisse klar kommunizieren zwei weitere Bände. dem wir entstehen, die Gewohnheitsma-und selbstbewusst vertreten können. schine – sie laufen wieder wie geschmiert.“ An Ehrgeiz scheint es dem Autor nicht Unser Leben sei schließlich nur ein Bün-Mit Online-Materialien zu fehlen. Wie wir sind lautet nämlich der del von Routinen und Ausnahmezustän- Titel des Buches. Deary will nichts weni- den, eine Mischung aus Normalem und2015. 176 Seiten. Gebunden. ger, als die Quintessenz des Lebens aus- Auffälligem. Im Grunde gehe es jedem findig machen: Was treibt uns an und, darum, wieder in die Bahn des Bequemenû%t*4#/ vor allem, was führt zu Veränderungen? zurückzukehren. Dies ist wahrlich kein „Manchmal muss eine Welt zu Ende ge- aufregendes Ergebnis.Auch als erhältlich hen“, heißt die zentrale Erkenntnis. Das kann das Ende einer Beziehung, ein neu- Deary generell Banalität vorzuwerfen er Job oder der Tod sein. Es gebe im Leben wäre dennoch falsch. Die Passagen über einige Schlüsselmomente, die „das Herz seine Alltagsdilemmas kann man über- höher schlagen“ lassen. Was dabei, aber sehen. Seine Art, Wissenschaftliches und auch davor und danach passiert, versucht Persönliches zu vermischen, ist recht ori- Deary in Worte zu fassen. ginell. Gekonnt werden verschiedene Dis- ziplinen und Kulturbereiche herangezo- Es ist kein leichtes Unterfangen, zumal gen: Deary bedient sich bei den Philoso- der publizistische Raum zwischen der Ab- phen, den Kognitionswissenschaftlern, straktheit der Philosophie und der Trivi- bestückt seinen Text aber auch mit Refe- alität der Ratgeberliteratur schwer zu be- renzen aus der Popkultur. Vor allem Dea- setzen ist. Es gelingt Deary auch nicht rys Schreibstil ist bemerkenswert – ange- ganz, Triviales außen vor zu lassen. Der nehm leicht, bisweilen poetisch. Verhaltenstherapeut erzählt etwa, was in seinem Kopf vorgeht, wenn er wieder mal CLAIRE-LISE TULL ein T-Shirt auszieht und liegen lässt, an- statt es sofort wegzuräumen. Vincent Deary: Wie wir sind. Leben. Eine Anlei- Sein innerer Kampf zwischen alten Ge- tung. Aus dem Engli- wohnheiten und neuem Ordnungsfimmel schen von Gabriele ist etwas banal. Ähnlich seine Überle- Gockel und Bernhard gungen, ins Kino zu gehen, oder die Zwei- Jendricke. Pattloch, fel einer Freundin darüber, wie sie mit München 2015, 353 S., ihrem neuen Mitbewohner umzugehen € 19,99 hat.Leseprobe aufwww.beltz.de PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
Sagen Sie mal, Herr Markowetz: Wie funktioniert eine „digitale Diät“? Sie haben das Smartphone-Nutzungsverhalten Alexander Markowetz ist seit 2009 Juniorprofessor für Informatik an der Universität Bonn, wo er im Rahmen des von über 60 000 Handybesitzern erforscht. Wel- großangelegten „Menthal-Projektes“ die psychosozialen Folgen der Smartphone-Nutzung untersucht. ches Ergebnis hat Sie besonders alarmiert? zu Hause gewisse Räume für handyfrei erklären, bei- Die Auswertung der Daten zeigt, dass unsere Han- dynutzung ein abnormes Ausmaß erreicht hat: spielsweise im Schlafzimmer eine „faradaysche Zone“ Durchschnittlich unterbrechen wir alle 18 Minuten am Tag die Tätigkeit, mit der wir gerade beschäftigt errichten, in der das Handy tabu ist. Man lässt sich sind, um uns mit dem Smartphone zu befassen. Der Durchschnittsnutzer verbringt zweieinhalb Stunden also nicht mehr von seinem Handy wecken, sondern am Tag mit seinem Handy. besorgt sich einen Wecker. Am besten kauft man Was hat sich durch unsere exzessive Smartphone- auch gleich eine herkömmliche Armbanduhr, weil Nutzung verändert? viele Menschen zunächst wegen der Uhrzeit aufs Alexander Marko- Das permanente Multitasking fragmentiert unseren wetz’ Buch Digitaler Alltag. Ständige Unterbrechungen schränken die Pro- Handy schauen, dann aber tiefer reingezogen werden. Burnout. Warum un- duktivität ein. Wer hochfrequent mit dem Handy sere permanente interagiert, beraubt sich damit der Möglichkeit, Mo- In dem Zusammenhang lohnt sich auch die Frage, Smartphone-Nut- mente des Flows zu erleben. Ständige Unterbrechung zung gefährlich ist führt zu einem „No-Flow“: einem Gefühl chronischer wo man sein Handy trägt: sofort zugriffsbereit in der ist bei Droemer er- Unzufriedenheit. So kommt man durch die perma- schienen (220 S., nente Smartphone-Nutzung in eine Situation, die Manteltasche oder irgendwo in den Tiefen eines Ruck- € 19,99) doppelt schlecht ist: Man ist nicht glücklich und nicht produktiv. sacks. Wenn Sie innerhalb einer Sekunde an Ihr Han- Wie können wir unseren Umgang mit dem Smart- dy gelangen, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass phone wieder „normalisieren“? Sie danach greifen, als wenn es eine Minute dauert. Es geht darum, den Tag wieder in längere zusam- Was können Eltern und Lehrer mit Teenagern tun, menhängende Blöcke zu strukturieren, zu defrag- mentieren. Die beiden größten Feinde unserer Auf- die eine nabelschnurartige Verbindung zu ihrem merksamkeit sind wir selbst und unsere Freunde: Wir selbst, weil wir nur schnell mal etwas checken Smartphone haben – und schlichtweg kein Inte- wollen, und die Freunde, weil sie einem mehrmals am Tag völlig unreflektiert tolle, lustige Gedanken resse an einer digitalen Diät? über WhatsApp schicken. Die erste Frage wäre also: Wie bekomme ich mich selbst unter Kontrolle? Das Teenagern eine digitale Diät aufzuzwingen ist sehr ist das Thema der sogenannten digitalen Diät. schwierig. Wenn Sie Ihrem Kind abends um 20 Uhr Wie könnte eine solche digitale Diät aussehen? das Handy wegnehmen, ist das so, als ob Sie sagen Generell geht es darum, sich selbst auszutricksen, indem man Riten schafft, die einen vom Handy weg- würden: „Heute Abend ist Jahrgangsstufenparty, und führen. Zum einen könnte man versuchen, die eige- ne Smartphone-Nutzung zeitlich zu reglementieren, alle gehen hin, nur du nicht.“ Das grenzt an Grau- also sich etwa zu fragen: Schaffe ich es, das Handy um 19 Uhr auszuschalten? Zum anderen könnte man samkeit und ist so nicht zu vermitteln. Nicht mehr grausam ist es allerdings dann, wenn beispielsweise alle Eltern einer Klasse gemeinsam beschließen, dass um 20 Uhr die Handys abgeliefert werden. Das al-ILLUSTR ATION: JAN RIECKHOFF leinige Verbot hilft nicht. Eltern sollten ihren Kindern auch vermitteln, wie sie diese neue „gewonnene“ Zeit gestalten können. Sie können helfen, positive „Off- line-Erlebnisse“ zu schaffen. Es wäre ein Durchbruch, wenn wir ihnen erfolgreich vermitteln könnten, nicht auf jede Message zu reagieren, nicht jeden Anruf ent- gegenzunehmen und sich nicht in jedem Thread zu verewigen. INTERVIEW: KATRIN BRENNER-BECKER PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 87
Themenheft Alleskönner? Von wegen!Diversity undSoziale Arbeit Die Bedeutung der Spiegelneuronen wird maßlos überschätzt, behauptet Gregory Hickok 4 PHbHereeofJtefseb9ttt,fez89eüt0a-lr1l€b1e06on,90 € Bald werden wir in einem gläsernen Ge- habenoderunsinsiehineinversetzenkön- hirn die Gedanken unserer Mitmenschen nen. Weiterhin, so Hickok, wurden sie inDiversity-Ansätze – Errungenschaften, lesen können und unser Gehirn durch Fachzeitschriften mit den verschiedensten Ambivalenzen und Herausforderungen neue Medikamente zu Höchstleistungen Fähigkeiten in Verbindung gebracht, zum bringen – in den letzten Jahren machten Beispiel mit Lippenlesen, Imitationen,Von differenzaffirmativer zu diversitäts- die Neurowissenschaften immer wieder Phantomschmerz, Hypnose, Rauchen, reflexiver Sozialer Arbeit große Versprechungen. Viele davon haben politischen Einstellungen, Adipositas oder sich inzwischen als überzogen herausge- Massenhysterie. Populärwissenschaftli-Diversity und interkulturelle Öffnung stellt. Aus trockenen wissenschaftlichen che Artikel gingen dabei sogar noch wei-Auf dem Weg zu einer Diversity- Ergebnissen wurde oft viel zu schnell ter: Spiegelneuronen seien die Drahtzie- durch Popularisierung ein neuronaler her, wenn es darum geht, Menschen zu Kompetenz in Schule und Hochschule Hype. Genau das ist auch beim Thema beeinflussen. „Barack Obama hört (überDas Training »Social Justice und Diversity« Spiegelneuronen passiert, sagt Gregory Spiegelneuronen) ihren Kopf ab“, titelte Hickok. in den USA gar die populärwissenschaft- in der Sozialen Arbeit liche Presse.Diversity Management in Unternehmen Spiegelneuronen sind Nervenzellen,Diversity und bürgerschaftliches die nicht nur feuern, wenn eine Person Gregory Hickok dagegen hält es zwar eine bestimmte Bewegung ausführt, son- für relativ sicher, dass es auch beim Men- Engagement dern auch wenn sie andere Menschen bei schen Spiegelneuronen gibt – so können einer Bewegung beobachtet. Der einfluss- wir andere schließlich recht leicht imitie-Unternehmensgründungen von reiche Neurowissenschaftler Vilayanur ren, und dafür muss es eine neuronale Migrant/innen in Deutschland aus einer Ramachandran war 1995 so begeistert von Grundlage geben. Doch die eigentliche Diversity-Perspektive der Entdeckung dieser Nervenzellen, dass Frage für ihn ist: Was genau kann dieses er postulierte, dass „die Spiegelneuronen System leisten? Solch komplexe Konzep-Preis Heft 9-10/2015: € 9,80 zzgl. Versandkosten für die Psychologie das werden, was die te wie etwa Empathie anhand eines ver- DNA für die Biologie ist: Sie werden einen gleichsweise simplen Mechanismus zu+ Bestellen Sie Heft 9-10 hier integrativen Rahmen bieten, durch den erklären hält Hickok für viel zu weit her- sich eine ganze Reihe von bislang rätsel- geholt.Telefon 06201/6007-330 haften Fähigkeiten erklären lassen.“ ErFax 06201/6007-9331 nanntedieSpiegelneuronenauchGandhi- Der Professor für VerhaltensforschungE-Mail: [email protected] neuronen, da sie den Menschen erlaubten, an der Universität Kalifornien gilt als derInternet: www.juventa.de Empathie für andere zu empfinden: Spie- profilierteste Kritiker der Spiegelneuro-Beltz Medienservice, Postfach 10 05 65, gelneuronen feuerten nicht nur, wenn wir nen. In seinem Buch Warum wir verstehen,D-69445 Weinheim berührt würden, sondern auch wenn wir was andere fühlen. Der Mythos der Spie- sähen, wie andere Menschen berührt wer- gelneuronen zeigt er auf, wieso er den Spie- den. Daraufhin schloss er, dass Spiegel- neuronen Empathie hervorbrächten. Gregory Hickok: Warum wir verstehen, was andere Andere Wissenschaftler stimmten be- fühlen. Der Mythos der geistert mit ein, und schnell wurden die Spiegelneuronen. Aus dem Spiegelneuronen einer breiten Öffentlich- Englischen von Elsbeth keit bekannt. Inzwischen sind sie en Ranke. Hanser, München vogue, erklären sie doch so scheinbar mü- 2015, 365 S., € 24,90 helos, warum wir gähnen, wenn andere gähnen, Mitgefühl mit anderen Menschen Leseprobe in der Appwwwwww.ju.juvevnentat.ad.dee JJUUVVEENNTTAA 88 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
Antwort per Fax an 030 - 209 166 413 Soednedr epnerSPieodstieasneuSnetieten stehende Adresse!gelneuronen nicht so viel zutraut, wie griffe, dennoch ist es eher geeignet für Wirtschaftspsychologiemancher seiner Forscherkollegen. Leser, die neurowissenschaftlich vorgebil- aktuell det sind und tiefer in die Spiegelneuro- Wie konnte die Theorie dennoch so nendebatte einsteigen wollen. Das neue Changepaketpopulär werden? Vor allem, so Hickok,weil sie so schön einfach ist. Spiegelneu- Das große Verdienst des Buches ist, die 45% d„eGDreeWsrceWhretenerk“t:ronen schienen eine einfache Antwort auf Kritik an einem so populären Konzeptviele komplexe Probleme zu bieten. auch der Öffentlichkeit bekanntzuma- sparen. chen. Außerdem gibt Hickok einen inte- Der Neurowissenschaftler geht in sei- ressanten Einblick in die Wissenschaft als Gerade ist die Themenausgabe „Umgang mitnen Ausführungen höchst präzise vor, was System. Er zeigt auf, wie Forschungser- Umbrüchen“ der Zeitschrift Wirtschaftspsy-manchen Leser freuen wird, andere da- gebnisse beworben und vermarktet wer- chologie aktuell erschienen. Darin erfahrengegen werden über so manche Länge äch- den – und wie dabei überzogene Darstel- Sie, wie man mit Veränderungen umgeht undzen. Hickok ist kein Journalist, und das lungen entstehen können. sich selbst verändern kann. Die neue Ausgabemerkt man dem Buch leider an. Ein Glos- und die nachfolgende „Die Psyche des Chefs“sar am Ende des Buches erklärt zwar ISABELLE BAREITHER erhalten Sie jetzt im Changepaket.grundlegende neurowissenschaftliche Be- Wenn Sie gleich bestellen, schenken wir IhnenMEHR BAZILLE ALS MENSCH zusätzlich die Ausgabe „Der Wert der Werte“.Die einzige Zeit, in der der Mensch ohne Mikroorganismen ist, ist die im Inhalte von „Umgang Inhalte von „DieMutterleib. Kaum wird er geboren, ist er bereits von Milliarden Mikroor- mit Umbrüchen“ Psyche des Chefs“ganismen besiedelt. Salopp gesprochen sind wir mehr Bazille als Mensch,den 100 Billionen fremden Mitbewohnern stehen nur 10 Billionen eigene • Das Verhalten von • Narzissmus undZellen gegenüber. Wen es jetzt gruselt, der sollte dieses Buch lesen, denn Mitarbeitern ändern Machtmissbrauchdanach wird er sein Mikrobiom, also die Gesamtheit aller ihn bewohnen-den Mikroorganismen, wenn schon nicht liebhaben, so doch wertschätzen. • Übergang in neue • WertebasierteAutor Sebastian Jutzi, Journalist und Biologe, trägt auf über 300 gut ge- Managerrollen Flexibilitätschriebenen Seiten zusammen, was Wissenschaftler mittlerweile über un-sere Koexistenz mit den Winzlingen erforscht haben. Wer sind sie? Wo • Praxisbericht: Kultur- • Selbstunsicheresitzen sie? Welche Rolle spielen sie für unsere Verdauung, für unser Im- wandel beim ADAC Mitarbeiter führenmunsystem und unsere Psyche? Der Psyche widmet der Autor ein eigenesKapitel. Dass die Mikroben sich auch hier auswirken, ist zwar so gut wie • Erfolgsformel für • Grenzen der Führungs-sicher, doch die Beweislage ist noch etwas dünn. Von Mäusen weiß man: Veränderungsprojekte kräfteentwicklungJe nach Darmflora sind sie mutiger oder weniger mutig. Auch im Menschenproduzieren Darmbakterien Botenstoffe, etwa die Glückshormone Dopa- Ja, ich bestelle mein Changepaket:min und Serotonin. Und so stehen Schizophrenie, Depression und Autis-mus im Verdacht, von der Darmflora mit verursacht zu werden. Außerdem: Senden Sie mir die beiden Ausgaben „Umgang mit Umbrüchen“Wer hauptsächlich Fettes und Süßes isst, hat ein deutlich höheres Risiko, und „Die Psyche des Chefs“ (erscheint am 31. März 2016) zuman einer Depression zu erkranken. Sätze darüber, wie man den Zungen- Vorteilspreis zu je 14,50 € inkl. MwSt. zu. Ich spare gegenüber dem regulären Heftpreis mehr als 45% und die Versandkosten schaber benützen soll, um unsere Gase produzierenden übernimmt der Deutsche Psychologen Verlag für mich. Wenn Sie Mundbakterien in Schach zu halten, stehen ohne Berüh- bis sieben Tage nach Erhalt der letzten Ausgabe nichts von mir rungsängste neben wissenschaftlichen Kauderwelschsät- hören, möchte ich die Zeitschrift im Jahresabo beziehen (vier Aus- zen. Alles in allem ist Jutzis Buch eine lesenswerte Mi- gaben zu je 18 €). Als Geschenk erhalte ich zusätzlich die Ausgabe schung aus Wissenschaftsbericht und Ratgeber. „Der Wert der Werte“, wenn ich bis zum 31. März 2016 bestelle. ILONA JERGER Organisation/Firma/Name Sebastian Jutzi: Der bewohnte Mensch. Darm, Haut, Psyche – Straße besser leben mit Mikroben. Heyne, München 2014, 333 S., € 12,99 PLZ, OrtPSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 E - M a i l / Te l e f o n Datum, Unterschrift 153505 89 Deutscher Psychologen Verlag GmbH Am Köllnischen Park 2 · 10179 Berlin Tel. 030 - 209 166 411 · Fax 030 - 209 166 413 [email protected] · www.wirtschaftspsychologie-aktuell.de
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MEDIEN REDAKTION: ANKE BRUDERHINGEHENEin Moped fürdie GastarbeiterDeutschland ist schon lange ein Einwanderungsland. Seit SEHENdem Zweiten Weltkrieg kommen Gastarbeiter zu uns,Asylsuchende, Flüchtlinge und deutschstämmige Aus- Die Peanuts im Kinosiedler. Die Ausstellung Immer bunter – Einwanderungs-land Deutschland im Leipziger Haus der Geschichte be- Eigentlich ist alles wie immer – Charlie Brown zwei-leuchtet die verschiedenen Phasen der Zuwanderung und felt vor sich hin, Snoopy strotzt vor Selbstbewusst-zeigt in über 800 Exponaten die vielfältigen Weltbilder, sein, und Lucy verkauft Lebenshilfetipps an ihremAlltagskulturen, Spannungen und Konflikte dieser Zeit. Psychiaterstand. Und doch ist diesmal alles ganz an-Unter den Stücken sind etwa das Moped, das der einmil- ders, denn die Peanuts erfreuen uns zum ersten Mallionste Gastarbeiter im Jahr auf der Kinoleinwand. Und außerdem ist Charlie1964 geschenkt bekam, und Brown verliebt und beschließt, nun endlich auf diedas Kostüm des ersten Gewinnerseite des Lebens zu wechseln. Kinostart istschwarzen Karnevalsprin- am 24. Dezember.zen. Die Ausstellung istnoch bis zum 17. April Lesen Sie unsere ausführliche Filmrezension von Die Peanuts – Der Film in2016 zu sehen. unserem Filmarchiv: www.psychologie-heute.de/home/film-und-kritik/www.hdg.de/leipzig filmarchiv. Weitere Infos: www.diepeanuts-derfilm.deKLICKENGute Vorsätze HÖRENreloaded Rendezvous mit der ZeitEinen Vertrag mit sich selbst schließen, Was ist Zeit? Objektiv gesehen beschreibt sie nur die messbare Dauer voneinen Schiedsrichter mit ins Boot holen, Ereignissen – „doch es drängt sich der Eindruck auf, dass damit ihrefinanziellen Einsatz leisten: All dies hilft eigentliche Bedeutsamkeit noch gar nicht berührt ist“, stellt RüdigerStudien zufolge, gute Vorsätze auch wirk- Safranski in seinem Hörbuch Zeit fest. Darin beschäftigt sich der Litera-lich in die Tat umzusetzen. Die Motiva- turwissenschaftler und Philosoph mit der Frage, was die Zeit mit uns machttions-App Pacti vereint sämtliche genann- und was wir aus ihr machen. Kapitel des Buches sind unter anderem: dieten Elemente, zusätzlich kann man noch Zeit der Langeweile, die Zeit des Anfangens und die bewirtschaftete Zeit.Zwischenziele mit konkreten Etappen- und Der Stoff ist sehr gut als Hörbuch geeignet, gerne lässt man sich die Über-Zeitangaben definieren. BesonderesSchmankerl: Erreicht man sein Ziel nicht, legungen und Erkenntnisse Safranskis zu demwird der eingesetzte Betrag an eine wohl- Thema vorlesen. Quasi mühelos kann man auftätige Organisation gespendet, die man diese Weise Philosophie „konsumieren“ und sichvorher ausgewählt hat. Pacti kann mittels dabei wunderbar Gedanken machen über dieWebsite oder App genutzt werden. eigenen Erfahrungen mit der Zeit.www.pacti.de Rüdiger Safranski: Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr ma- chen. 4 Audio-CDs. Random House Audio 2015. Laufzeit: 5 Stunden 6 Min., € 19,99PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 91
LESERBRIEFE [email protected]„Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zukunft einer zeitgemäßen psychotherapeu-tischen Behandlung in Hybridformen von therapeutischen Interventionen liegt …“Dr. rer. nat. Christoph Wölk, Psychologischer Psychotherapeut und App-Entwickler, Lohne Der Für viele von uns ist das Smartphone zum ständigen Begleiter geworden. thoden und Interventionen in meiner Pra- schaftsaufschwung leisten konnte, dem 24-Stunden- Es versorgt uns mit Nachrichten, organisiert unsere Termine, verbindet xis ein.Daher bin ich fest davon überzeugt, zugrunde lag, zehn Millionen Menschen uns mit Freunden. Aber kann es uns auch helfen, gesund zu bleiben? dass die Zukunft einer zeitgemäßen psy- zu integrieren und das zerbombte Therapeut Tausende Apps versprechen genau das. Immer mehr widmen sich chotherapeutischen Behandlung genau in Deutschland aufzubauen. Dies geht heu- nun psychischen Problemen. Doch wie sinnvoll und verlässlich sind diese solchen Hybridformen von therapeuti- te nicht mehr, und wir brauchen Antwor-60 Programme? Und worauf müssen Nutzer achten? schen Interventionen liegt, denn auf die- ten in heutiger Zeit. Die dem einzelnen se Weise übernimmt der Patient bewusst Menschen weitaus gerechter werdende VON FRANK LUERWEG Verantwortung für seine persönliche Wei- Fragmentierung von Lebensstil und Le- terentwicklung und Überwindung seiner bensbereichen benötigt auch eine größe- J edenMorgendirektnachdemAufwachen Für Arya wurde sie im vergangenen Jahr von der psychischen Probleme. re Resilienz den Herausforderungen ge- schildert Kristina Wilms ihrem Smart- Bundesregierung als „Kultur- und Kreativpilotin“ genüber und hat nichts mit einer Versöh- phone, wie es ihr geht. Wie ist ihre allge- ausgezeichnet, zusammen mit ihrem Kollegen Pur- Dr. rer. nat. Christoph Wölk, Psychologischer nung von Konzepten zu tun, die zu wach- meine Stimmung? Sie überlegt kurz, tippt cy Marte, der für die technische Seite und das Design Psychotherapeut und App-Entwickler, Lohne sender sozialer Ungerechtigkeit führen. dann mit dem Zeigefinger auf den abge- zuständig ist. Die Anwendung befindet sich noch in bildeten Schieberegler und zieht ihn nach rechts: Im der Entwicklung; bald soll sie kostenlos in den App- Linkspädagogisches Weltbild Heute erst gelangen wir zur Freiheit, Moment fühlt sie sich gut. Ihr Finger gleitet über das Stores erhältlich sein. In der endgültigen Fassung und diese Resilienz ist kein missverstan- Display, während sie ihr Befinden im Detail be- wird Arya laut ihren Schöpfern automatisch Stim- (Thomas Gebauer fragte, ob das Allheilmittel denes Konzept im Sinne des Autors, son- schreibt. Wie viel Freude empfindet sie gerade? Hat mungstiefs erkennen und dem Nutzer Tätigkeiten Resilienz vielleicht mehr schadet als hilft. dern ein weiterer Baustein zu einem selbst- sie Kopfschmerzen oder Bauchgrummeln? Hat sie vorschlagen, die ihm guttun. Welche das sind, leitet „Resilienz: Das missverstandene Konzept“. bestimmten Leben. Achim van Staa, per E-Mail Termine abgesagt, weil sie sich überfordert fühlte? der Algorithmus selbständig aus alten Einträgen im Heft 11/2015) Mit einem Fingertipp beendet sie die Eingabe. Keine Stimmungstagebuch ab: Aha, damals habe ich mit zwei Minuten hat das Ganze gedauert. Nach dem einer Freundin Eis gegessen, und danach ging’s mir Thomas Gebauer spricht einerseits von Mittagessen wird sie die Prozedur wiederholen. besser. der Richtigkeit von Selbstbestimmung aus emanzipatorischer Sicht und trauert an- Tag für Tag protokolliert die 28-Jährige, die seit Smarte Unterstützung bei dererseits der umfassenden Fürsorge des Jahren unter einer Depression leidet, auf diese Wei- gütigen, alles besser wissenden Staates se ihr Befinden. Diese Tätigkeit hilft der studierten psychischen Störungen nach, um den Bogen zur geforderten Re- Betriebswirtin, mit ihrer Erkrankung zu leben. „Für silienz und Selbstbestimmung zu schla- mich ist extrem wichtig, mir erst einmal bewusst zu Arya ist kein Einzelfall: Der Markt für sogenannte gen. Er versteigt sich zu der Aussage, dass werden, wie ich mich fühle“, sagt sie. „Dass ich mer- mHealth-Produkte (von engl. mobile health) boomt. die zurückliegenden Jahre keine Zunahme ke: Oh, ich habe Angst. Oder: Ich fühle mich über- Das Interesse an den mobilen Anwendungen mit Ge- an individueller Freiheit gebracht hätten, fordert. Denn dann kann ich ganz anders mit diesen sundheitsbezug ist groß, die Einsatzgebiete sind viel- sondern vielmehr eine voranschreitende Gefühlen umgehen. Ich bin ihnen nicht mehr aus- fältig. Manche Nutzer sind bereits erkrankt und su- Unterwerfung aller Bereiche des Lebens geliefert, sondern kann sie selbst steuern.“ chen Hilfe bei der Bewältigung ihres Leidens. Ande- unter eine Zweckrationalität. Wo waren re wollen ihre Gesundheit bewahren und sich vor denn früher die händchenhaltenden Män- Ein Tagebuch zu führen ist ein zentrales Element einer Krankheit schützen. Neben Programmen mit ner im Stadtbild? Der ganze Artikel strotzt der kognitiven Verhaltenstherapie. Die Patienten sol- einem rein körperlichen Fokus widmen sich immer vor Unrichtigkeiten und lässt nur besser- len so die Zusammenhänge zwischen ihren Gefühlen, mehr Entwickler psychischen Störungen. wissende Ansichten eines linkspädago- den auslösenden Situationen und Reaktionen ver- gisch geprägten Weltbildes zu. In Wahr- stehen lernen. Klassischerweise protokollieren sie Fünf Autostunden von Kristina Wilms’ Berliner heit übersieht der Autor, dass dieser bes- ihren Seelenzustand auf Papier. Kristina Wilms nutzt Büro entfernt testen Forscher gerade eine andere App, serwissende Staat – das galt für die BRD stattdessen die Handy-App „Arya“. Die Idee zu dem mit der sie Depressiven helfen möchten. Von Psych- – einfach die besserwisserischen Struk- Programm stammt von ihr selbst. Fragebögen mit iatern, Psychologen und Informatikern der Univer- turen des Dritten Reiches übernahm und sich herumzutragen sei ihr einfach zu unpraktisch sität Bonn entwickelt, hatte „Menthal“ ursprünglich sich diese Fürsorge nur durch einen Wirt- gewesen, das Ausfüllen in der Öffentlichkeit zu auf- einen anderen Fokus: Die Anwendung sammelt Da- fällig, sagt sie. „Ich wollte das anders haben, ohne ten zur Nutzung des Mobiltelefons. Wer sie installiert, diese blöden Papiere.“ kann darüber etwa erfahren, wie häufig er E-Mails checkt und wie viel Zeit er mit Telefonaten, Kurz- ILLUSTR ATIONEN: JÖRG DOMMEL PSYCHOLOGIE HEUTE 10/2015 FOTOS: JULIA FRANKLIN BRIGGSPSYCHOLOGIE HEUTE 10/201561Innovative Psychotherapie- Die Redaktion behält es sich vor, Leserbriefe zu kürzenformen(Frank Luerweg sichtete den Markt für Ge-sundheits-Apps, die auch Hilfe bei psychi-schen Problemen versprechen. „Der 24-Stun-den-Therapeut“. Heft 10/2015)Ich finde es höchst erfreulich, dass Psy- TITEL TITELchologie Heute dieser Frage einen längerenBeitrag widmet. Eine kleine Schwäche des FeinfühligArtikels ist meiner Meinung nach, dass Manche Menschen halten starke Reize kaum aus,wie so häufig bei Bewertungen des The- ihr Schutzbedürfnis ist groß, und oft fühlen sie sich fehl am Platz.mas „Einsatz von technischen Hilfsmit-teln zum psychischen Wohle“ ein buntes Auf die Frage „Was ist nur mit mir los?“ gab es langePotpourri von kleinen oder größeren tech- keine Antwort. Heute bestätigt die Forschung:nischen Wunderwerken präsentiert undam Ende das Ganze einer Pauschalbewer- Hochsensibilität ist eine besondere Art der Reizverarbeitungtung unterzogen wird. Diese fällt dannnaturgemäß eher wenig differenziert aus, VON SUSIE REINHARDT UND AXEL WOLFund zuletzt kommt dann noch der mah-nende Zeigefinger, der den Eindruck ent- I m Fußballstadion ist es Ihnen zu laut, Par- Aron stieß erstmals auf die Hochsensibilität imstehen lässt, dass die Anwendung solcher tys sind Ihnen zu trubelig, und im Kaufhaus Zuge ihrer Arbeit als Psychotherapeutin: Ihr fiel auf,Apps womöglich sogar gefährlich sein nervt Sie die Unübersichtlichkeit. Small Talk dass manche Menschen auf viele Arten von Sinnes-kann. Da ich selbst als Psychotherapeut überfordert Sie, Musik kann Sie zu Tränen eindrücken stärker anspringen. Die Psychologintätig bin, gebe ich dem Autor uneinge- rühren, bei Gewaltszenen im Fernsehen forschte, führte zahlreiche Gespräche mit Klientenschränkt recht, dass beim Vorliegen von schalten Sie ab, für Stimmungen von Mitmenschen und beschrieb daraufhin das Erleben dieser hoch-behandlungsbedürftigen psychischen sind sie extrem empfänglich, und Sie ahnen aufkom- sensiblen Menschen genauer. Hochsensible MenschenProblemen eine Smartphone-App kein mende Schwierigkeiten schneller als andere. Wenn bekommen oft zu hören: „Nun sei mal nicht so emp-Ersatz für eine konventionelle Psychothe- Sie sich in diesen Eigenschaften wiedererkennen, findlich!“ In der Tat haben die Betroffenen offenbarrapie sein kann. Andererseits setze ich dann halten Sie sich möglicherweise für schüchtern ein höchst durchlässiges Nervenkostüm. Eine liebe-selbstentwickelte PC- oder appgestützte oder haben das Gefühl, fehl am Platz zu sein. Doch voll gemeinte Frotzelei, eine achtlose Bemerkungsprachinteraktive Programme mit gutem möglicherweise steckt etwas anderes dahinter. Ende kann sie in tagelanges Brüten versetzen. Aber genau-Erfolg zusätzlich zu herkömmlichen Me- der 1990er Jahre entdeckte die Psychologin Elaine so sehr kann sie eine freundliche Geste oder ein un- N. Aron, dass manche Menschen feinfühliger sind erwartetes Kompliment überglücklich machen, und als andere, da sie offenbar Reize anders verarbeiten der Anblick eines Vaters, der sein Kind liebevoll trös- als die meisten Menschen. Sie beschrieb diese beson- tet, lässt sie in Tränen ausbrechen. dere Reizempfindlichkeit als ein eigenständiges Per- sönlichkeitsmerkmal, das sie „hochsensibel“ nannte. Hochsensible sind aber auch sensorisch auf höchs- Hochsensible stellen dabei eine gar nicht so kleine ter Alarmstufe: Gerüche, Berührungen, plötzliche Minderheit dar: Rund 15 bis 20 Prozent der Men- Geräusche bringen sie aus dem Gleichgewicht, und schen sind betroffen, schätzt Elaine N. Aron. ein kratzender Pullover geht gar nicht. Sie beklagen sich oft über Dinge, die andere Menschen nicht ein- 18 PSYCHOLOGIE HEUTE 09/2015 PSYCHOLOGIE HEUTE 09/2015 19 „Paradies-Gen“ (In unserer Titelgeschichte zum Thema „Hochsensibilität“ ging es um die Frage, war- um sensible Menschen immer auf Empfang sind – und wie sie sich vor zu vielen Reizen schützen können. „Feinfühlig“. Heft 9/2015) Bei Aurum Cordis – seit 2008 bundesweit erstes Kompetenzzentrum für Hochsen- sibilität – beobachten wir seit längerem, dass das Thema Hochsensibilität zuneh- mend in den Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit rückt. Das Phänomen Hochsensibilität ist nichts Neues und hat92 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
im Laufe der Geschichte schon ganz un- „Paradies-Gen“ verbundene Sehnsucht ist männlichen Opfern den Weg zu erleich-terschiedliche Bezeichnungen getragen. wie ein innerer Navigator, der sich jenseits tern, sich zu öffnen und UnterstützungWie im Artikel „Feinfühlig“ kurz ange- möglicherweise notwendiger therapeuti- zu suchen. Es gab viele Jahre bundesweitdeutet, kommt Hochsensiblen eine wich- scher Schritte aktivieren lässt. Damit ver- nur vereinzelt Anlaufstellen für Täterin-tige Mahnerrolle zu. Als Seismografen der fügen hochsensible Menschen über eine nen. Als fachliche Leiterin einer Münch-Gesellschaft sind sie in der Lage, frühzei- innere Ressource, die sie sowohl befähigt, ner Frauenberatungsstelle ist es mir eintig vor Gefahren zu warnen und auf Miss- ihre Selbstheilungskräfte zu mobilisieren, Anliegen, mitzuteilen, dass wir zum Jah-stände hinzuweisen. Gleichzeitig erleben als auch ihre wichtige Aufgabe der um- resbeginn 2014 unter der Trägerschaft deswir in der Arbeit mit Hochsensiblen deren fassenden Wahrnehmung von Unzuläng- „FrauenTherapieZentrums – FTZ Mün-ausgeprägtes inneres Wertesystem. Sie be- lichkeiten und Chancen in der von uns chen e.V.“ eine neue Beratungsstelle fürmerken, oft unbewusst, dass sie in Über- allen geschaffenen Realität zu erfüllen. Täterinnen in München etablieren konn-einstimmung mit ihren inneren Werten ten. „violenTia“ bietet Beratung und Grup-gelangen, wenn sie im Dienst am anderen Jutta Böttcher, Aurum Cordis – Kompetenzzentrum für pen für Frauen, die sich in ihren Partner-oder an einer über sie selbst hinauswei- Hochsensibilität, Buxtehude schaften gewalttätig und missbräuchlichsenden Sache tätig sind. Sie gelangen da- verhalten. Es werden heterosexuell, bise-rüber zu Wohlbefinden, das sich über die Hilfe für Täterinnen xuell oder lesbisch lebende Frauen undzahlreichen Steuerungsmechanismen ih- Transpersonen begleitet und beraten. Dieres Körpers in mehr Gesundheit auf allen (Christine Amrhein klärte auf über weibliche Beratungsstelle ist eng mit diversen „Op-Ebenen übersetzt. Genau dafür haben Aggression und Gewalt, die viel häufiger vor- ferberatungsstellen“, Gewaltpräventions-hochsensible Menschen ein ganz beson- kommt, als viele wahrhaben wollen. „Wenn projekten, dem Münchner Unterstüt-deres Gespür! Wir bei Aurum Cordis ha- Frauen zuschlagen“. Heft 10/2015) zungsmodell gegen häusliche Gewalt undben ihm den Namen „Paradies-Gen“ ge- dem Opferschutzkommissariat dergeben. Ein gelungener Artikel, der das Thema Münchner Polizei vernetzt. Die Kollegin- weibliche Aggression und Gewalt viel- nen von violenTia sind unter 089/52031744 Es ist charakteristisch, dass dieses be- schichtig beleuchtet. Die Beschäftigung zu erreichen, mehr Informationen erhal-sondere Gespür in den aktuell veröffent- mit dem Thema Gewalt von Frauen, spe- ten Sie über: http://ftz-muenchen.de/lichten Beiträgen über Hochsensibilität ziell in Beziehungen, scheint wie ein Ta- einrichtungen/frauentherapiezentrum4nicht thematisiert wird. Doch es ist von bubruch gegenüber der gesellschaftlichengroßer Bedeutung: Denn die mit dem Sichtweise, dass Frauen vorwiegend müt- Marion Kolb, Fachleitung im terlich, fürsorglich und selbstaufopfernd FrauenTherapieZentrum München e. V. sind. Die Enttabuisierung ist ein wichtiger Beitrag, um sowohl Täterinnen als auchIMPRESSUM Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheber- dere Länder auf Anfrage. Kennenlernabo plus: EU-Länder, rechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck – auch von Abbildun- Schweiz € 20,–; andere Länder auf Anfrage. Die Berechnung in dieREDAKTIONSANSCHRIFT Werderstraße 10, 69469 Weinheim gen –, Vervielfältigungen auf fotomechanischem oder ähnlichem Schweiz erfolgt in SFr. zum tagesaktuellen Umrechnungskurs.Postfach 10 01 54, 69441 Weinheim, Telefon 0 62 01/60 07-0 Wege oder im Magnettonverfahren, Vortrag, Funk- und Fernseh- Nähere Infos unter http://psychologie-heute-abo.kohlibri.deFax 0 6201/60 07-382 (Redaktion), Fax 0 6201/60 07-310 (Verlag) sendung sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen – auchE-Mail: [email protected] auszugsweise – bleiben vorbehalten. Psychologie Heute kann im Abonnement oder als Einzelheft beim Buchhandel oder direkt beim Verlag bestellt werden. Zah-WWW.PSYCHOLOGIE-HEUTE.DE FRAGEN ZUM ABONNEMENT lungen bitte erst nach Erhalt der Rechnung. Das Abonnement ist Deutschland: Beltz Medien-Service nach der Laufzeit von 6 Monaten jederzeit kündbar. Zu viel be-HERAUSGEBER UND VERLAG Postfach 10 05 65, 69445 Weinheim zahlte Beträge erhalten Sie zurück. Erfolgt keine Abbestellung,Julius Beltz GmbH & Co. KG, Weinheim Telefon: 0 62 01/60 07-330 / Fax: 0 62 01/60 07-93 31 verlängert sich das Abonnement automatisch um ein weiteresGeschäftsführerin der Beltz GmbH: Marianne Rübelmann E-Mail: [email protected] Jahr. Psychologie Heute kann aus technischen Gründen nicht in www.psychologie-heute.de den Urlaub nachgeschickt werden.CHEFREDAKTION Ursula Nuber Studentenabos (Vollzeitstudium) gegen Vorlage der Studienbe- Der kompletten Auflage liegt eine Beilage von Plan InternationalREDAKTION Katrin Brenner-Becker, Anke Bruder, Johannes scheinigung (per Fax, E-Mail-Anhang oder Zusenden einer Kopie) Deutschland e.V. in Hamburg bei. Wir bitten unsere Leser umKünzel, Thomas Saum-Aldehoff, Eva-Maria Träger freundliche Beachtung. EINZELHEFTBESTELLUNGENHERSTELLUNG UND LAYOUT Johannes Kranz, Gisela Jetter Deutschland: Beltz Medien-Service bei Rhenus BILDQUELLEN Titel: Silke Weinsheimer. S. 3 Mitte: Gaby Gerster. 86895 Landsberg, Telefon: 0 81 91/ 9 70 00-622 S. 3 unten: privat S. 4, 18, 19, 21, 23: Guilio Castagnaro. S. 5 oben,REDAKTIONSASSISTENZ Nicole Coombe, Doris Müller Fax: 0 81 91/9 70 00-405, E-Mail: [email protected], 26, 28, 30, 87: Jan Rieckhoff. S. 5 unten, 35, 36, 39: Eva Revolver,KORRESPONDENTIN IN DEN USA Dr. Annette Schäfer www.shop-psychologie-heute.de Sepia. S. 6, 9, 10 unten: plainpicture. S. 7, 53: dpa Picture Alliance. S. 8, 10 oben, 12, 40, 41, 54 oben, 64, 67, 94, 106 Mitte, unten: GettyANZEIGEN Claudia Klinger Schweiz, Österreich, Rest der Welt: Adressen wie unter Images. S. 11: Gödecke Illustrationen & Infografik. S. 13: SwenPostfach 10 01 54, 69441 Weinheim „Abonnement“ Reichhold / Universität Leipzig. S. 16 oben: Michel Streich. S. 16Telefon 0 62 01/ 60 07-386, Fax 0 62 01/ 60 07-93 86 unten: privat. S. 22: privat. S. 31 © Hugo Waschkowski. S. 32: StefanAnzeigenschluss: 7 Wochen vor Erscheinungstermin Einzelheftpreis: € 6,90 (Schweiz SFr. 10,90); bei Zusendung zzgl. Bachmann. S. 41: Bodo Kremmin. S. 44, 46: Christian Barthold. Versandkosten. Abonnementpreise: Jahres-/Geschenkabo: S. 52, 55, 56: Mauritius Images, S. 54 unten: Corbis. S. 56: shutter-GESAMTHERSTELLUNG Druckhaus Kaufmann, 77933 Lahr Deutschland € 76,90, Österreich, Schweiz € 78,90 (jeweils inkl. stock. S. 57: Schilling & Blum. S. 58, 61, 62: Mario Wagner. S. 65: Versand); alle anderen Länder € 69,90 zzgl. Porto (auf Anfrage). Regina Längle. S. 71, 72, 74: Linda Wölfel. S. 78: Magda Wel. S. 78VERTRIEB ZEITSCHRIFTENHANDEL ASV Vertriebs GmbH, Jahres-/Geschenkabo plus: Deutschland € 95,90, Österreich, unten: Gesine Bänfer. S. 82: Masterfile. S. 91 oben rechts: 20th Cen-Süderstraße 77, 20097 Hamburg, Telefon 0 40/ 3472 92 87 Schweiz € 87,90 (jeweils inkl. Versand); alle anderen Länder tury Fox. S. 91 Mitte: Haus der Geschichte/Axel Thünker. 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Fürunverlangt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keineGewähr.PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016 93
IM NÄCHSTEN HEFTDIE FEBRUARAUSGABE ERSCHEINT AM 13. JANUAR 2016TITELTHEMA BEILÄUFIG BERÜHRTDIE KUNST DER Ein fester Händedruck, ein aufmunterndesSELBSTDISTANZ Klopfen auf die Schulter, selbst ein nur leichtes Über-den-Arm-Streichen: Beiläu-Die meisten Menschen sind sehr begabt darin, sich selbst schlechtzu- fige Berührungen tun gut, wir brauchenmachen: Sie beschuldigen sich für Fehler, grübeln über Kränkungen, sie für unser Wohlbefinden. Vielen Men-zweifeln an ihren Fähigkeiten. Ihre Gedanken und Selbstgespräche schen ist kaum bewusst, welche enormekreisen um sich und ihre Fehlbarkeit. Ein neuer psychologischer Rolle diese oft unbewussten HautkontakteAnsatz zeigt nun: Wer mit simplen Techniken in schwierigen Situa- im täglichen Leben spielen. Sie sind eintionen Abstand zu sich selbst halten kann, bleibt handlungsfähig machtvolles Kommunikationsmittel, undund verstrickt sich nicht in seine Emotionen. oftmals entscheiden sie darüber, ob wir unsere Ziele erreichen. HEIMWEH Die Flüchtlinge, die in Massen zu uns kommen, werden dieses Gefühl nur zu gut kennen. Doch es mindert auch die Leis- tungen von Studierenden, sogar die Astro- nauten auf der Internationalen Raumstati- on leiden darunter: Heimweh ist keine Krankheit, aber die Sehnsucht nach zu Hause kann uns einsam und hoffnungslos machen. Hört das Ziehen in der Magen- grube von selbst auf, oder können wir aktiv etwas dagegen tun? WAS WÜRDEN SIE EINEM ALIEN ERZÄHLEN? Seit mehr als zwei Jahrzehnten lauschen Forscher des SETI-Instituts in Kalifornien den Kosmos nach Botschaften außerirdi- scher Zivilisationen ab – bislang ohne Treffer. Doch was, wenn sich die Aliens plötzlich melden? Werden wir ihnen ant- worten? Und was haben wir ihnen über uns Menschen mitzuteilen? Der Psycho- loge Douglas Vakoch geht genau diesen Fragen nach. AUSSERDEM ● Beklemmende Begierde: Die Entwick- lungsgeschichte einer Pädophilie ● Konflikte am Arbeitsplatz: Gefühle dürfen sein ● Ernährung: Schluss mit dem schlechten Gewissen94 PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2016
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