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Schülerzeitung 2019_fertig

Published by aastner, 2021-02-22 13:52:43

Description: Schülerzeitung 2019_fertig

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abgedruckt Schülerzeitung des Anton-Bruckner-Gymnasiums Ausgabe 3 Preis: 3€ 1

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Liebe Leserin, lieber Leser, S schön, oder? Gerade in diesem Moment habe signifikanten Teil die Freizeitaktivitäten der heutigen ich Freizeit - und Du übrigens auch! Das Jugend prägen, erfahren wir in einem aufschlussrei- glaubst Du jetzt vielleicht nicht, es ist aber so. chen Interview aus erster Hand. Doch Freizeit ist noch Ich schreibe schließlich gerade das Editorial mehr. Um es mit den inzwischen nicht mehr nur auf für diese Schülerzeitung, und Du liest es. Um meine Generation limitierten Worten zu sagen, gehört deutlicher zu werden, schauen wir uns einfach mal die auch das ,,chillen‘‘ und ,,relaxen‘‘ dazu. Ja, der Mensch Definition des Duden für Freizeit an. braucht Entspannung und der Schüler ist schließlich Dieser beschreibt sie als ,,für Hobbys oder Erholung Mensch. Dementsprechend war es unser Ziel, Wege frei verfügbare Zeit.“ Da die Schülerzeitung sozusagen aufzuzeigen, wie man effektiv zu richtiger Ruhe und mein Hobby ist, habe ich jetzt also Freizeit. Außer- Entspannung kommen kann. Ergebnis der Arbeit ist dem ist sie als ,,Zeit, in der jemand nicht zu arbeiten ein Artikel, der beschreibt, warum Yoga als Hobby für braucht, [und] keine besonderen Verpflichtungen hat‘‘ junge Menschen ganz prima funktioniert. Auch die fast definiert. Und damit hast auch Du gerade Freizeit, es noch unbekannte Entspannungstechnik des ,,Snoeze- sei denn, Du arbeitest parallel oder siehst das Lesen len‘‘ wird an anderer Stelle kurz vorgestellt. dieser Zeitung als eine unangenehme Verpflichtung Besonderes Interesse rufen natürlich immer Artikel mit (was mich schockieren würde und hoffentlich nicht der Lehrern hervor, die in dieser Ausgabe wieder zu fin- Fall ist). Auch das mit der Arbeit, die parallel zum Le- den sind. Nach dem Motto ,,Ein ganzes Jahr Freizeit‘‘ sen verrichtet wird, empfehle ich übrigens nicht. Glaub unterhielten wir uns mit Lehrern über die Erfahrungen mir, die Schülerzeitung zu studieren und gleichzeitig ihres Sabbatjahres und gingen der Frage, wie man denn Lateinvokabeln zu lernen, das funktioniert nicht. Und so viel freie Zeit füllen könne, auf den Grund. Ebenso es wäre doch bitterschade, wenn Du morgen Deinem wie für die aktuelle Homestory sei an dieser Stelle den Lehrer nicht haargenau erzählen könntest, worum es in betreffenden Lehrern für ihre Kooperation gedankt. unserer neuen Ausgabe eigentlich geht… Und noch ein weiterer Punkt ist für unsere Ausgabe Nun gut, zurück zum Thema: Freizeit kann extrem viel- wichtig: das Zusammenspiel von Schule und Freizeit. fältig sein. Oder besser gesagt: Eine Schülerzeitung, die So berichten wir neben der Freizeitgestaltung in Ganz- dieses Thema vollständig abdeckt, kann es nicht geben. tagsklassen auch über die Erfahrungen unserer Schul- Ein derartiger Anspruch wäre aufgrund der fast schon mannschaft Volleyball, die, ebenso wie zahlreiche an- schwindelerregenden Möglichkeiten, die uns heutzuta- dere Wahlkurse und Zusatzangebote an unserer Schule, ge geboten sind, absurd. Um uns trotzdem irgendwie eine Sache ganz eindrücklich zeigt: Freizeit und Schule anzunähern, haben wir exemplarisch einige interes- können sich überlappen. Wie das geht, und ob das ge- sante Freizeitaktivitäten herausgesucht. Darunter zum lingt, kannst du nun selbst entscheiden. Denn du hältst Beispiel ein wenig verbreitetes, aber umso wichtigeres es in der Hand, das Produkt dieses Zusammenspiels: Hobby: Fußballschiedsrichter. Neben einer eindrückli- die Schülerzeitung. chen Reportage über abendliche Unternehmungen der älteren Schülergeneration, konzentrierten wir uns auch Viel Spaß beim Lesen! auf Freizeitaktivitäten im digitalen Bereich. Die ,,Netz- gänger‘‘ unterstützten uns dabei, den Zeitvertreib mit Videospielen einmal unter die Lupe zu nehmen. Nähe- res über die sozialen Medien, die ebenfalls zu einem Lukas Prommersberger, Chefredakteur 3

Inhalt Vorwort 3 Inhaltverzeichnis 4 Das ist einen Preis wert 8 Der neue Wertepreis Kräftig in den rasen 10 schlagen Die Fotostory vom Golfplatz Videospiele in der Freizeit 16 Pro und Contra Ich bin dann mal furt 20 Die große Freitagnacht- Reportage Abgepfiffen 28 Fußball aus neuer Perspektive Kannst du atmen, kannst 34 du Yoga Über ein fast normales Hobby 4

Ganztagsklasse... wie ist 39 das eigentlich so? Freizeit in der Schule Ein Jahr Freizeit 40 Zwei Lehrer erzählen Fressfreizeiten 46 Ein kulinarpolitischer Report Das hat dann so etwa 50 100.000 Aufrufe auf Instagram bekommen Interview mit Tabea Casny Witze 55 Manchmal lustig Rezensionen 56 Bücher, Serien, Musik und Co. Der Alleskönner 60 Die Homestory bei Herrn Frank Impressum 63 Wer dabei war 5

Das ist einen Preis wert 6

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Kennst du ihn? Diesen rale von Respektlosigkeit, Menschen, der es trotz der Intoleranz und Egoismus nicht genauso widrigen Umstände anschließen, so elementar wich- schafft, seinen inneren Kom- tig für eine funktionierende Schul- pass nicht zu vergessen. Diesen familie. Sie sind es, die eine Gemein- Menschen, der seinen Mitschülern schaft zu dem machen, was sie ist. Eine hilft, sie respektiert, ihre Eigenarten tole- Leistung, die unser Schulsystem aber oft nicht zu wür- riert. Diesen Menschen, der für die Gemeinschaft arbei- digen schafft. Fleiß, Ausdauer und Motivation werden tet und nicht nur für sich selbst, der seine Mitmenschen durch gute Noten am Ende des Schuljahres im Zeugnis in dem Maße achtet, in dem er selbst gerne geachtet wer- belohnt. Der soziale Aspekt wird dabei nur mit ein, zwei den würde. kurzen Sätzen abgehandelt oder fällt gleich ganz unter Wir brauchen diesen Menschen. Dringender denn je. den Tisch. Die SMV unserer Schule hat dieses Problem Egal welche soziologische Studie man nämlich zurate erkannt und Anfang des Jahres eine Wertevermittlungs- zieht, das Ergebnis ist immer ein ähnliches: der Umgang gruppe gegründet. „Wir müssen soziales und wertebe- miteinander ändert sich in unserer Gesellschaft. Er wird wusstes Verhalten mehr fördern“, meint Maibritt Zan- rauer, unfreundlicher. Der Begriff Ellenbogengesell- top. Sie wurde im Rahmen der Initiative „Werte machen schaft wurde 1982 zum Wort des Jahres in Deutschland Schule“ zur sogenannten Wertebotschafterin ausgebildet und scheint damit seiner eigentlichen Wirkungszeit weit und ist Mitglied der SMV Gruppe. „Für das nächste voraus gewesen zu sein. Für viele Menschen beschreibt Schuljahr ist dafür unter anderem ein sogenannter Wer- er nämlich genau eine Zeit: das Jetzt. Eine Zeit, in der tevormittag geplant, an dem wir mit den Schülern dieses beinahe jeden Tag Fußballspiele abgebrochen werden Thema bearbeiten werden.“ Aber auch für das laufen- müssen, weil Fans oder Spieler den Schiedsrichter an- de Jahr hat die SMV Gruppe noch eine Aktion geplant greifen. Eine Zeit, in der Menschen durch soziale Netz- und die soll glamourös werden. Nichts geringeres als werke ohne Anlass öffentlich diffamiert werden. Eine der Bruckner-Oscar ist schließlich das Ziel. „Am letzten Zeit, in der Passanten lieber Unfallopfer fotografieren Schultag wird die SMV Preise verleihen, Auszeichnun- und filmen, anstatt zu helfen. Diese Anhäufung mag dra- gen für besonders soziales Verhalten von Schülerinnen matisieren, weil sie nur negative Aspekte listet, und doch und Schülern“, erklärt Elena Solleder, ebenfalls Mitglied bildet sie den Alltag unserer Gesellschaft ab. Den Alltag der Wertevermittlungsgruppe, „am Tag, an dem es die einer Gesellschaft, in der nicht die Intoleranz gegen Fruc- Zeugnisse gibt, sollen eben auch Leistungen belohnt tose, sondern die gegen Menschen das Problem ist. Be- werden, die so noch keine Berücksichtigung finden.“ trunkene Mittzwanziger mit Aggressionsproblemen, die Dafür können bis zum 17.07.2019 Vorschläge von allen Polizisten und Sanitäter anpöbeln, sind vom Mikrokos- am Schulleben beteiligten Personen eingereicht werden. mos Schule zwar ebenso weit entfernt, wie LKW-Fah- „Egal ob Lehrer, Hausmeister oder Schüler, jeder kann rer, die im Notfall keine Rettungsgasse bilden und damit jemanden vorschlagen, der während des Schuljahres be- Menschenleben gefährden. Plötzlich präsent wird der sonders soziales Verhalten an den Tag gelegt hat. Ge- Werteverlust vieler Menschen allerdings, wenn Lehrer nau danach suchen wir“, erzählt Christina Gruber, als sich nicht mehr vor gewalttätigen Schülern zu schützen zuständige Lehrerin für Wertevermittlung unterstützt wissen oder Fünftklässler von anderen Jugendlichen be- sie die SMV Gruppe. All diese Vorschläge werden dann droht werden. Solche Zustände, die ein Gymnasium im von einer Jury beurteilt, einer Jury, die zur Mehrheit aus ländlich geprägten Niederbayern als Schreckensvision Schülern bestehen wird. „Für uns ist es sehr wichtig, irgendwelcher Großstadtbewohner abtun könnte, sind dass der Preis aus der Schulgemeinschaft kommt“, er- vielerorts leider bittere Realität. Realität an Orten, die klärt Schulleiterin Dr. Eva Huller, „es ist eine Auszeich- eigentlich den Grundstein einer bürgerlichen Bildung le- nung von Schülern für Schüler, die zeigen soll, dass gen sollten und neben der Vermittlung von Wissen vor wir von sozialem Verhalten alle profitieren.“ Wenn wir allem auch die „Bildung von Herz und Charakter“ als ehrlich sind, ist es nämlich dieses Bewusstsein, das in ihre Aufgabe betrachten. Unter solchen Umständen? Un- der Gesellschaft oft fehlt. Werte aber sind keine Zeitver- möglich. schwendung, sie sind kein Relikt vergangener Zeiten. Deshalb sind die Menschen, die sich der Spi- Vielmehr machen sie uns zu dem Menschen, der 8 wir sind. Simon Prommersberger Layout: Simon Prommersberger

So funktioniert der Preis ������ Einreichen der ������ vorschläge bis Vorschlagsformulare zum 17.07.19 Einwerfen werden verteilt in den SMV Briefkasten ������ ������ ������JURY ������ ������ ������ Auswahl der ������ ������ Vergleich ������Preisträger Befragungen aller von Lehrern und Schülern Vorschläge ������ ������ Preisverleihung am letzten 9 ������Schultag



























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seiner Patchworkarchitektur eher dem hier scheint alt, abgegriffen, bunt zu- sinke ich in den dunklen Wogen der „Fuchsbau“ aus Harry Potter gleicht. sammengewürfelt und ohne System. Nacht. Um mich herum fließt ein eisi- Doch ich bin nicht hier, um etwas Die Filmplakate an den Wänden pas- ger Strom aus Finsternis, auf dem ich über deutsche Architekturgeschichte sen nicht zur oftmals zufällig gewähl- wie ein Schiffsbrüchiger hilflos dahin- zu lernen. Ich will einfach so schnell ten Musik, die von Classic Rock bis treibe. Die Wogen reißen mich dabei wie möglich hinein ins Warme. Um Elektro reicht. Aber dieser abstruse immer tiefer hinab, dunkle Gassen dort hinzugelangen muss ich aller- Musikgeschmack interessiert nieman- entlang, vorbei an toten Schaufens- dings nicht durch ein weites Portal den, denn niemand hört, was aus den tern und Restaurants. Neben mir trei- oder ein breites Tor, sondern betrete Boxen sprudelt. Denn das Myers ist ben hunderte anderer stillschweigend durch eine kleine Holztür einen eben- kein Ort, es ist vielmehr ein Zustand. dahin, einfach nur raus aus der Kälte, so kleinen, flachen Flur. Dieser führt, Es ist nicht wichtig, dass die Tische einem undefinierten Ziel entgegen. vorbei an den Toiletten, am denen alt und abgewetzt sind und dass die Und plötzlich ist da ein Lichtstrahl. sich bereits vor Stunden eine lange Stühle unter jeder Bewegung ächzen Wie eine rettende Insel ist da plötzlich Schlange gebildet hat, zu einer hohen, wie morsche Eichen in einem Som- Massimo. doppelflügligen Schwingtür aus Holz. mergewitter, wichtig ist vielmehr, was Vor dieser hat sich eine kleine Grup- an diesen Tischen, auf diesen Stühlen 21:50 pe gebildet, die in einer dunklen Ecke geschieht. Hier trifft man sich, lacht, raucht, schweigt oder einfach nur eine vergisst die Zeit, lernt vielleicht je- Massimo ist wie ein Glühwürmchen. Sekunde der Ruhe vor dem Trubel des manden kennen, diskutiert, erzählt Tagsüber würde man den kleinen Ein- Myers sucht. Aber ich gehöre nicht sich Geschichten und vergisst das Le- gang, der zu einem noch kleineren zu dieser Gruppe. Ich schreite an ihr ben. Verkaufstresen führt, kaum wahr- vorbei und stoße wie in einem alten nehmen, eingepfercht zwischen zwei Western die weite Flügeltür auf. Mein 21:45 großen, grauen Betongebäuden. Aber erster Weg führt mich dabei instinktiv nachts leuchtet Massimos Pizzeria zum Herzen des Myers. Dieses Herz Diesmal ist es nicht der Blick auf wie ein heller Stern. Und ich werde ist eine Bar, hinter der eine immerzu mein Handy, der mich aus dem Äther zur Motte, angezogen vom Licht. Vor gut gelaunte Truppe an jungen Er- reist, sondern ein primitives, unauf- der Tür hat sich bereits eine Schlan- wachsenen, angeführt von einem gro- haltsames Gefühl: Hunger. Mein Ma- ge an hungrigen Menschen gebildet, ßen Mann namens Lutz, die umste- gen fleht mich an, er brüllt, als hätte die die Karte an der Tür verdeckt. hende, dichte Menge mit Getränken ich seit Jahren nichts mehr gegessen. Aber das macht nichts, denn die Karte versorgt. Tatsächlich ist die Menge so Vielleicht stimmt das ja auch, denn braucht sowieso niemand. Denn Mas- dicht, dass man manchmal Tage war- niemand weiß, wie lange ich denn nun simo verkauft eigentlich nur „Pizza- tet, um auch nur eine Bestellung auf- schon unterwegs bin. Ich brauche et- stück 3€“, also ein etwa DinA4 gro- zugeben. Aber das ist mir irgendwie was zwischen die Zähne. Doch mein ßes, dampfendes Stück Pizza, belegt egal. Und so halte auch ich nach einer Kopf sträubt sich. Es ist so gemütlich mit Schinken, Salami, einer Unmenge Weile ein kühles Glas in der Hand und hier, so lustig, so entspannt. Und der an Käse und soviel Olivenöl wie man begebe mich vorbei an der wartenden Weg ist weit, es ist mittlerweile so trinken kann. Und mehr braucht es Menge in den Kern des Myers, also dunkel, dass man Angst haben muss, auch nicht. Diese primitive Mischung eine düstere Ecke mit Hockern, ein die eigenen Füße zu verlieren, und ist billig, macht satt und bringt spät Kicker, ein hoher Bartisch und drei der eisige Wind ist zu einer tödlichen, abends auch meine ausgehungerten alte, schwarze Holztische, an denen allesverschlingenden Eisfront heran- Geschmacksnerven förmlich zum Ex- scheinbar immer dieselben Leute sit- gewachsen. Aber hier gibt es nichts plodieren. So muss also Glück schme- zen und Karten spielen. Diese Tisch- zu überlegen, denn egal wie laut der cken… gesellschaften dabei in eine Art Paral- Wind auch heulen mag, mein Ma- leldimension abgedriftet zu sein, denn gen brüllt lauter. Und so steuere ich, 22:00 trotz des Lärms und des Gedränges getrieben von meinen ältesten Ur- scheint sich niemand von seinen Kar- instinkten, den Ausgang an. Kaum Mein Handy klingelt. Hatte ganz ver- ten, seiner Unterhaltung und seinen schließt sich die Tür hinter mir, ver- gessen, dass ich das Ding überhaupt Freunden ablenken zu lassen. Alles 24

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noch habe. „Olda, wo bist du?!“-„Ich Sin vorfindet. Zum einen gibt es da hold it back anymore… hab was ge“- „Wir sind Sin, komm diejenigen, die sich von den Beats und her!“. Piep. Piep. Piep. Kurze Zeit Rhythmen der lauten Musik gefangen 24:00 Später stehe ich also vor dem Sin, nehmen lassen, zu einem undefinier- oder besser, am Ende einer langen ten Teil der tanzenden Menge werden Irgendwie bin ich wieder in die Schlange vor dem Eingang des Sin. und alles um sich herum vergessen. Ecklounge der anderen zurückge- Das Sin liegt etwas versteckt in einem Und dann sind da noch jene, denen langt. Ich habe mich über irgendetwas heruntergekommenen Hof, umge- es weniger um die Elektromusik, die Belangloses unterhalten, was genau, ben von unverputzten Ziegelwänden. Bässe und die Menge geht, sondern weiß ich nicht mehr, es ist wahr- Aber was ist das Sin jetzt eigentlich? eher um das Gefühl, das das Sin so scheinlich auch nicht wichtig. Wich- Hinter dem ominösen Namen, den hervorragend emuliert, dieses Gefühl tig ist nur die Uhrzeit. Denn mit der grimmig dreinblickenden Türstehern, einer modernen Großstadtdisco, eines Geisterstunde endet der Spuck, der der Garderobe und einer unendlich angesagten Clubs, dieses Gefühl, et- die letzten sechs Stunden sein Unwe- lang wirkenden Treppe verbirgt sich was Besonderes zu sein, mit dem sen in Straubing geführt hat. Hastig ein Elektro/Dance/Pop/Hip-hop- Trend zu gehen, und dieser Hoffnung, beginnt die träge Menge, sich auf den Club, der das Gefühl einer Großstadt- etwas außergewöhnliches, abenteuer- Ausgang zuzubewegen. Irgendwo in disco nach Niederbayern bringt. Über liches zu erleben. dieser Menge stehe auch ich. Draußen zwei Stockwerke erstreckt sich dabei ist es immer noch kalt, aber das spü- eine beatgetriebene Tanzfläche, in 23:00 re ich nicht mehr, denn mein ganzer deren Mitte sich eine grell beleuchte- Körper ist taub. Die frische Luft tut te Tribüne mit DJ-Pult erhebt. Doch Vor mir stehen mehrere leere Gläser, mir gut, sie weckt mich wieder auf. bevor ich mich der von den Bässen und deren Inhalt macht sich langsam Gleichzeitig spüre ich aber auch, wie tauben, wie in Trance dahinwogen- auch bemerkbar. In meinem Kopf müde ich eigentlich bin, seit 18 Stun- den Menge anschließe, marschiere beginnen die Alarmglocken, die seit den auf Achse. Während diese Gedan- ich zuerst zur Bar. Weniger, weil ich mehreren Stunden immer lauter ge- ken durch meinen kreisenden Schädel mir etwas zu trinken kaufen möchte, worden sind, zu kreischen. Auf einen jagen, versuche ich, möglichst gera- sondern eher, weil auf der Theke an Schlag ist alles um mich herum ver- de weiterzulaufen. Ich will nur noch jeder Ecke Gläser voller Salzstangen gessen, die ohrenbetäubende Musik, nach Hause und in mein Bett fallen. stehen. Die schmecken zwar nach das Gelächter und Gelaber meiner Pappe, haben den Nährwert eines Freunde, wichtig ist jetzt nur noch 10:00 Zahnstochers und panieren beim Ver- eins: wo ist die nächste Toilette!? Ich zehr die gesamte untere Gesichtshälf- eile auf die Treppe zu, quetsche mich Das grelle Sonnenlicht, das durch te, besitzen allerdings ein ungeahntes an Menschentrauben vorbei und mer- mein Fenster fällt, weckt mich auf. Ich Suchtpotential. Als die junge Dame ke, dass mich meine tauben Beine liege in meinem Bett, meine Decke al- hinter der Bar schließlich für einen nicht mehr ganz gerade tragen wollen. lerdings nicht mehr. Duschen ist mein kurzen Moment abgelenkt ist, schnap- Alles verschwimmt, und plötzlich ste- erster Gedanke, denn ich rieche nach pe ich mir flink eines der Gläser und he ich vor meinem Ziel, einer schwar- Bier, Zigarettenrauch und Buttersäu- verschwinde freudig knabbernd auf zen Tür am Ende eines Ganges. Hinter re. Und plötzlich hat mich der Alltag, die obere Ebene. Hier wird weniger dieser Tür ist es plötzlich viel ruhiger, den ich gestern noch so dringend ver- getanzt als auf der weiten Tanzfläche der Lärm der Menge ist dumpfer, statt gessen wollte, wieder eingeholt. Ich darunter, stattdessen sind die Seiten flackernden, blitzenden Lasern gibt muss noch Hausaufgaben machen, mit Stehtischen, Barhockern und matt es hier nur eine kalte Neonröhre. Ich Deutsch und Latein, und Mathe üben, leuchtenden Sitzecken ausgestattet. dränge mich an einem alten Wasch- nächste Woche ist Klausur! Und heute Und in genau einer solchen Sitzecke becken und einer Toilettenkabine, in Abend Arbeiten. Und Aufräumen und hocken bereits einige Freunde, arm in der eine dunkle Gestalt gerade ihren im Garten helfen. Aber Kopf hoch, arm johlend, knabbernd, lachend und Diätplan der letzten Tage präsentiert, der nächste Freitag kommt bestimmt. trinkend. Grinsend werfe ich mich vorbei, um ein letztes freies Pissoir dazu und bekenne mich so zu einer zu erreichen. Let it go, let it go, can´t Simon Hegemann der zwei Partygruppen, die man im Fotos und Layout: Simon Prommersberger 26

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Abgepfiffen Unser Land ist fußballverrückt. Vom Kleinkind bis zum Großvater, alle haben sie irgendwann mal Fußball gespielt und es geliebt, so das Kli- schee. Tatsächlich ist Fußball Volkssport und gerade deshalb immer eine Betrachtung wert. Heute aus ungewöhnlicher Perspektive. 28

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E fällt auf, dass der Schiedsrichter von den Spielern Ein heißer Nachmittag in Alburg, der Schiedsrichter akzeptiert wird, da nie lange reklamiert wird. Als der Tobias Langer trifft gerade die letzten Vorbereitun- foulende Spieler eine gelbe Karte vom Spielleiter gen für das in Kürze beginnende Fußballspiel. Dafür gezeigt bekommt, gibt es Aufruhr von den Fans. An kommt er 45 Minuten vor Spielbeginn auf den Platz: diesem Beispiel merkt man, wie schwer es Schieds- „Ich komme zwischen 13:30 und 13:45 Uhr an, weil richter im Amateurfußball haben. zuvor noch ein technischer Spielbericht anzufertigen Er wirkt äußerlich ruhig und nie wirklich überfordert, ist.“ Nach dem Kontrollieren der Linien und Tore, da er bei den Entscheidungen immer einen kühlen zieht er sich in die Kabine zurück, wechselt seine Kopf bewahrt und nie überreagiert. In der Schluss- Kleidung und wird dadurch zum Spielleiter, wäh- phase lässt der Schiedsrichter die letzten Züge des rend sich die Spieler aufwärmen. Kurz bevor das Spiels ruhig verstreichen. Trotzdem wirkt er gegen Spiel beginnt, kommt er aus der Umkleide und läuft Ende konzentriert und pfeift schlussendlich ab. mit den Spielern ein. Dann pfeift er an. Nach dem Spiel verrät er uns wie lange seine Aus- Nachdem er den Ball freigegeben hat, muss er lange, bildung dauerte und was die Prüfer von ihm verlang- bis auf Kleinigkeiten, nicht eingreifen. In der ersten ten: „Der theoretische Unterricht dauerte 1 Woche. Halbzeit wirkt der Schiedsrichter auf uns locker. Der Für die praktische Prüfung musste man einen Kilo- Schiri fackelt nicht lange mit seinen Entscheidun- meter in acht Minuten laufen.“ Durch das erneute gen, wie zum Beispiel als ein Abseits von Alburg, Wechseln der Kleidung wird der Spielleiter wieder mit dem die Zuschauer einverstanden sind, erfolgte. zu Tobias Langer. Kurz darauf bekommt er für sei- Er erfüllt seine Aufgabe gut, da er sein Auge immer ne gute Arbeit einen kleinen Lohn vom Trainer der auf den Ball richtet und ständig versucht, dessen Weg Heimmannschaft dem seine Leistung, bis auf zwei durch das Spielfeld zu verfolgen. Nach der Halbzeit Abseitspositionen, sehr gut gefallen hat. verläuft das Spiel ähnlich wie zuvor. Nachdem Al- burg ein Foul in der eigenen Hälfte begangen hat, Nico Wachtmeister, Florian Stamm läuft der Schiedsrichter lässig zum gefoulten Spie- Layout: Simon Prommersberger ler und spricht mit ihm, ob alles in Ordnung ist. Uns 30

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Kannst du atmen, kannst du Yoga! 35

f lebe ich heute, jeden Tag, Tag für Tag, und nenne es „Freiheit ist das einzige, was zählt.“ singt Marius Bewusstheit.“ Obwohl Charlie Chaplin selbst nichts Müller-Westernhagen in seinem Song „Freiheit“. mit Yoga zu tun hat, trifft er mit diesen Worten genau „Freiheit.“ Ich sitze in Mallersdorf-Pfaffenberg im den Kern der Botschaft. Diese Bewusstheit ist das Yoga-Studio ,Ollis Yoga´. Hinter mir liegt eine zwei- Ziel eines jeden Yogi, wie sich die Yoga-Praktizie- stündige Yogastunde. Vor mir liegt ein Interview mit renden nennen. Das Hier und Jetzt ist entscheidend. meinem Yogalehrer Oliver Paech über seine große Frei von der Vergangenheit, die wir nicht mehr än- Leidenschaft, die er sich zum Beruf gemacht hat: dern können, und der Zukunft, die mit Schwierig- Yoga. „Freiheit.“ wiederholt Oliver Paech, als ich ihn keiten und Schicksalsschlägen noch früh genug auf frage, was ihn in seinem Beruf antreibt. „Jeder spricht uns zukommt, gilt es im Moment zu leben. Wie das über Upload-Filter und mehr Sicherheit. Doch abso- geht, zeigt uns Yoga. lute Sicherheit gibt es nicht. Und wir schenken unse- Die Geisteshaltung hat sich in ihrer uralten Ge- re Freiheit dafür her.“ Im Yoga ist das Gegenteil der schichte aufgefächert in viele verschiedene Ausrich- Fall, erklärt er. Anders, als viele vermuten, geht es tungen. „Das, was die meisten unter Yoga verstehen, im Yoga nämlich nicht in erster Linie um Verrenkun- nennt man Hatha-Yoga“, erklärt Oliver Paech. „Es gen. Yoga ist in seinem Ursprung eine Geisteshal- ist aber nur der Überbegriff aller Yoga-Stile, die auf tung, keine Religion, wie viele vielleicht vermuten, Körperhaltungen ausgerichtet sind.“ Bei ,Ollis Yoga´ auch wenn sie Ähnlichkeit mit dem Buddhismus hat. bemüht er sich vor allem um einen gesunden Mix, Dieser Ursprung liegt mehrere tausend Jahre zurück. der allen guttut. In seinen Yogastunden verbindet er Tonsiegel, die 2500 v. Chr. im Indus-Tal entstanden die psychologische Komponente des Yoga mit den sind, zeigen bereits erste Anfänge der Yoga-Praxis. vielen verschiedenen physiologischen Aspekten. In In den folgenden Jahrtausenden hat sich Yoga immer den verschiedenen Haltungen, Asanas genannt, soll weiter entwickelt. Als zum Beispiel Alexander der die Flexibilität erhalten und ausgebaut, der Gleich- Große 326 v. Chr. den Indus überquerte, entdeckte gewichtssinn gestärkt und die Koordination verbes- er „Gymnosophisten“, übersetzt „nackte Weise“, die sert werden. Denjenigen, die auf schnellen Muskel- Dehnübungen machten. aufbau aus sind, rät Paech vom Yoga ab. „Bestimmte Ziel dieser alten Geisteshaltung ist die Loslö- Übungen sind zwar auf den Aufbau von Muskelkraft sung von körperlichem und geistigem Leiden. Der ausgelegt, dies geschieht jedoch eher langfristig.“ Stummfilm-Komiker Charlie Chaplin schrieb einst: Ein bestimmtes Spektrum an Übungen wiederholt „Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich sich jede Woche. Trotzdem gleicht keine Stunde geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und der anderen. Mal liegt der Fokus auf der Verbesse- mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur rung der Flexibilität mithilfe verschiedener Dehn- noch in diesem Augenblick, wo alles stattfindet, so 36

„Atmen und Lächeln.“ übungen, ein anderes Mal sind Atemübungen an der meiner ersten Yogastunde bei ,Ollis Yoga´ 12 Jah- Reihe, wieder ein anderes Mal der Sonnengruß, eine re alt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich dieselben Vor- fließende Abfolge verschiedener Stellungen. Oliver urteile wie viele andere: „Das ist doch nur etwas für Paechs oberstes Ziel in seinem Beruf: den Menschen alte Menschen. Außerdem bin ich viel zu unbeweg- zu helfen. lich dafür.“ Meine Vorurteile lösten sich bald in Luft Bevor er sich mit Yoga auseinandersetzte, verfolg- auf. Ein „Ich bin nicht geeignet.“ oder „Ich kann das te er dieses als Altenpfleger. Dann unternahm er mit nicht.“ gibt es im Yoga nämlich nicht. „Es geht nicht seiner Frau eine Radtour nach Indien und erlebte darum, besser zu sein als der andere, oder seine eige- Yoga direkt in seinem Ursprung. Als er nach Hau- nen Füße zu berühren.“ pflegt Olli in seinen Stunden se kam, stand sein Plan fest: Von nun an würde er zu sagen. Dafür gibt es ausbaufähige Stellen. Diese den Menschen als Yogalehrer Gutes tun. „Mit ,Ol- Bezeichnung ist bewusst gewählt. Statt den eigenen lis Yoga´ kann ich viele Leute erreichen, sowohl auf Körper mit Kritik zu überhäufen, gilt es, liebevoll philosophischer, als auch auf körperlicher Ebene. und respektvoll dessen Reaktion auf die Asana zu Ich kann den Leuten in allen Lebenslagen helfen.“ beobachten. „Der Körper ist nicht jeden Tag in der- Das Alter spielt dabei keine Rolle. Ich selbst war bei selben Verfassung. Teste aus, wie viel im Moment 37

möglich ist!“ rät Olli. „Im Moment – im Hier und Olli, wie er mit Vorurteilen wie „Yoga ist ein Oma- Jetzt.“ Es nützt also nichts, sich in eine Dehnung zu Sport“ umgeht. „Vorurteile gibt es überall, nicht nur stürzen in der Ansicht, man müsse unbedingt einen im Yoga.“ antwortet er gelassen. „Ich kann jedem Spagat können. Denn obwohl es im Yoga eigentlich nur raten: Mach dir selbst ein Bild davon!“ kein Richtig und Falsch, keine Wertung und Bewer- „Hast du Tipps vor dem ersten Besuch einer Yoga- tung gibt, sollte dennoch eines nicht zu Yoga gehö- stunde?“ Für seine Antwort muss Oliver Paech nicht ren: Schmerz. Anstrengend kann es allerdings auch lange nachdenken. „Zieh dir bequeme Klamotten im Yoga werden. „Und das Wichtigste dabei ist?“ an.“ Und nach kurzem Überlegen fügt er hinzu: fragt Olli seine Schüler*innen, wenn eine Übung ge- rade besonders schweißtreibend ist. Ein mehrstim- „Im Moment miges „Atmen und Lächeln.“ ertönt. Die Gesichter – im Hier hellen sich auf und mit einem Mal ist die Übung gar nicht mehr so anstrengend. und Jetzt.“ Als aufhellend bezeichnen viele auch die Wirkung von Yoga auf Stimmung und Geist. Der Yoga-Leh- „Hake Yoga nicht nach der ersten Erfahrung ab. Es rerin Amy Weintraub hat Yoga sogar geholfen, ihre gibt nicht das eine Yoga. Jeder Yogalehrer hat und Depressionen zu bekämpfen. In Anbetracht der Tat- lehrt sein eigenes Verständnis von Yoga.“ „Finde sache, dass weltweit mehr als 100 Millionen Men- deinen Weg also?“ werfe ich ein. Er nickt. „Und schen an Depressionen leiden und diese Zahl in gehe mit Unvoreingenommenheit an die Sache her- Zukunft immer weiter ansteigen soll, könnte Yoga an. Schau dir verschiedene Stunden an und entschei- in den kommenden Jahren für viele Menschen zu de dann, ob Yoga etwas für dich ist. Yoga ist nicht einer wichtigen Stütze werden. Ich selbst habe mit- der Weg. Aber es ist ein Weg, ein entspanntes und hilfe von Yoga gelernt, meinen Körper so zu akzep- glückliches Leben zu führen.“ tieren, wie er ist und mich wohl in meiner Haut zu Eine Botschaft hat Oliver Paech an alle, die sich fühlen. Besonders auch jungen Menschen also, die nicht trauen, mit Yoga anzufangen: „Ob männ- von Selbstzweifeln geplagt werden oder unter dem lich oder weiblich, jung oder alt: Kannst du atmen, Leistungsdruck der Gesellschaft leiden, zeigt Yoga: kannst du Yoga.“ Du bist gut so, wie du bist! Yoga tut einfach gut. Dies bestätigt die wachsende Zahl von mehr als 250 Eva Fürst Millionen Yogis weltweit. Von ihnen sind nur knapp Layout: Simon Prommersberger 20 Prozent männlich. Ollis Yoga liegt mit seinen 35 Prozent Männeranteil weit über dem Durchschnitt. „Das liegt daran, dass ich ein männlicher Yogalehrer bin.“ erklärt Paech. Dennoch ist Yoga noch immer Frauendomäne. „Dabei waren früher alle Yoga-Leh- rer und –schüler ausschließlich männlich.“ Ich frage 38

Ganztagsklasse … wie ist das eigentlich so? Einige unserer Schüler haben sich dazu entschieden, in die Ganztagsklasse zu gehen. Doch wie läuft ein Tag in so einer Klasse eigentlich ab? Wir haben für Euch die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengetragen. Wie viel Freizeit hat Wird die Möglichkeit, man als Ganztagsschüler schulische Freizeitange- eigentlich noch? bote zu nutzen, geför- dert? Von 11:55 Uhr bis 13:00 Uhr ist Freizeit. In der kann man zu Mittag essen oder aber auch die Natürlich könnte man denken, wir Kinder haben Zeit zum Beispiel draußen genießen. In der 7. das Gefühl mehr in der Schule sein zu müssen Stunde haben wir dann unser Lernbüro, in dem wie andere, aber wir sind selber in einer Ganz- man sich auf die nächsten Stunden vorbereiten tagsklassen und glauben, dass wir für alle spre- kann. Besonders bei lernintensiven Fächern, chen, wenn wir sagen: Die Ganztagsklasse ist wie Latein, Englisch oder Mathe ein wirklicher toll! Man kann meist schon viele Sachen in der Vorteil, wenn man dies auch gleich noch in der Schule erledigen und muss Zuhause somit kaum Schule erledigen kann. Ab der 8. Stunde wird noch etwas für die Schule machen, denn im Team wieder normaler Unterricht abgehalten und die lernt es sich einfach leichter. Man hat also neben 10. Stunde ist dann komplett für die Hausauf- dem ganzen Schulstress auch genug Freizeit. Es gaben da. Wenn man mit diesen schon früher ist schön mit Leuten, die man mag, den ganzen fertig ist, kann man in einen separaten Neben- Tag zusammen zu sein. Wir würden uns immer raum gehen, um dort vielleicht schon einmal die wieder für die Ganztagsklasse entscheiden. Vokabeln zu lernen oder einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Wie Ihr seht, haben wir jede Wie schätzen die Schüler Menge Zeit, den Stoff schon in der Schule abzu- das selbst ein? arbeiten. Wenn wir nach Hause kommen, haben wir in der Regel also schon Freizeit. Wie alle Schüler können auch die „Ganzis“ sich für Wahlfächer entscheiden. Wie für die meis- Was ist anders im Ver- ten Schüler haben diese Fächer aber nichts mit gleich zu „normalen“ Klas- „Schule“ und „Lernen“ zu tun, sondern machen sen? ganz einfach nur Spaß. Ein Instrument erlernen, im Chor singen, die Schülerzeitung gestalten, Vom Unterricht an sich ist nicht sehr viel anders, Fußball spielen, im Schulgarten werkeln und jedoch kann man bei Problemen mit den Haus- noch vieles mehr. Hier wird besonders darauf aufgaben oder als Vorbereitung für Schulaufga- achtgegeben, dass wir wirklich alle diese Wahl- ben oder Extemporalen gleich die anwesenden fächer gut in unseren Stundenplan integrieren Lehrer um Hilfe fragen. Zudem kann man auch können. Wir bekommen also jederzeit die Mög- gleichzeitig sehr viel mit seinen Freunden unter- lichkeit, uns hier auszutoben. nehmen. Denn in einer Ganztagesklasse wächst man unserer Erfahrung nach noch viel besser zu- Lucy Juhasz, Sahra Hack, Julia Schwingel und sammen. So hat man viele seiner Freunde in der Mia Geiger Klasse. Layout: Simon Prommersberger 39

Ein ganzes Jahr Freizeit 40

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A Ach, wie schön wäre es doch, wenn machen. „Das hat gerade gepasst!“, einzupacken und hatte damit seine man ein ganzes Jahr frei hätte und da- erzählte uns Herr Brandl. Der Umwelt Unterkunft immer mit dabei. Weil sie für auch noch Geld bekommen wür- zu Liebe wollten sie möglichst wenig aber auch mal in einem richtigen Bett de! Was auf den ersten Blick wie ein Flüge machen und deshalb wurden schlafen wollten, gingen sie in Hostels Wunschtraum klingt, ist aber tatsäch- sie von bloß fünf Flügen zum jeweils oder machten Bekanntschaft mit der lich möglich. In gewissen Berufen nächsten Kontinent gebracht. Gastfreundlichkeit einiger Menschen. kann man sich nämlich nach ein paar Auf der elf monatigen Reise wollten Jahren Arbeit, eine Auszeit nehmen. Auf den Kontinenten gab es sehr viel sie auch nicht jeden Weg zu Fuß ge- Das nennt man dann „Sabbatjahr“ oder zu entdecken: Am Anfang der Rei- hen und da der Schutz der Umwelt auf auch neudeutsch „sabbatical“. Dabei se ging es quer durch Skandinavien, dieser Reise im Vordergrund stehen handelt es sich um ein Arbeitszeit- nächstes Ziel waren die höchsten sollte, ging es bis auf die 5 Flüge mit modell für einen längeren Zeitraum, Gipfel unserer Erde im Himalaya in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf der bei dem man zwischen verschiedenen Nepal. Auch Australien mit den vie- Ladefläche von Pickups oder mit der Modellen entscheiden kann. Je nach len Kängurus und dem Great Barrier Müllabfuhr durch die Länder unserer Modell muss man entweder davor für Reef zum Tauchen wurde nicht aus- Welt. Auch ein bisschen Fitness sollte weniger Geld arbeiten, um wären der gelassen. Wer in Australien ist, muss gemacht werden und deshalb beglei- Arbeitspause auch seinen Lohn zu er- natürlich dann auch nach Neuseeland teten sie Flüchtlinge auf ihrem Weg in halten oder man lässt das Sabbatjahr und nachdem sie Neuseeland erkun- Venezuela. als Sonderurlaub zählen und erhält in det hatten, ging es dann gleich weiter Zur Stärkung kochte Herr Brandl im- dieser Zeit gar kein Geld. zu den Galapagos Inseln. Dort packte mer mit seinem Campingkocher oder Herr Brandl und Herr Hochleitner ha- Herr Brandl all seine Schwimm-Fä- sie genossen in Straßenrestaurants die ben beide schon so ein Sabbatjahr ge- higkeiten aus um mit den Schildkröten Spezialitäten der Welt. macht und berichten von ihrem Jahr mithalten zu können. Auch Giraffen Pause. und Elefanten wollten sie in der freien Herr Hochleitner wollte auch mehr Herr Brandl - er unterrichtet Mathe Wildbahn sehen und dafür mussten von der Welt sehen und somit ent- und Physik an unserer Schule - hat sie noch zu den Wasserlöchern nach schloss er sich, die Vorteile eines sich für das Modell entschlossen, in Südafrika. Nachdem auch jedes Tier Around-the-World-Tickets zu nut- dem er ein Jahr vor dem Sabbatical für Herrn Brandl kannte, flogen sie nun zen. Ein Around-the-World-Ticket die Hälfte seines Lohns arbeitet und wieder zurück nach Deutschland. ist ein Ticket, das einem ermöglicht, dann aber im Sabbatjahr diese Hälf- Die Frage vor der Reise war natür- mit einem einzigen Flugticket die te über die Monate wieder ausgezahlt lich, wie man die Übernachtungen ganze Welt mit vielen verschiedenen bekommt. Er wollte mit seiner Freun- plant. Da man nicht so lange in teuren Zwischenstopps zu umrunden. Herr din, die gerade das Studium beendet Hotels wohnen kann, hat sich Herr Hochleitner wollte - im Gegensatz zu hat, eine Weltreise mit dem Rucksack Brandl dazu entschieden, das Zelt Herrn Brandl zuerst in den Wes 42

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„Nichts ist vergleichbar mit dem guten Gefühl, an einen vertrauten Ort zurückzukehren und zu merken, wie sehr man sich verändert hat.“ ~ Nelson Mandela ten reisen und deshalb war Südameri- terte er seine Yoga-Kunst und lernte die Spezialitäten des Landes oder er ka sein erster Stopp. Danach ging es viel von den buddhistischen Mön- ist in kleine Restaurants gegangen auf die Osterinseln um die Moai, die chen. Auf das Dach der Welt wollte und hat sich bekochen lassen. kolossalen Steinstatuen, zu besich- er natürlich auch und deshalb ging tigen. In Neuseeland reiste er dann es weiter nach Nepal und Tibet. Dort Herr Brandl und Herr Hochleitner sa- auf der Südinsel mit einem Camper, wanderte und kletterte er zu den Tem- gen beide, dass diese Reise ihr Leben aber danach wollte er ohne Camper peln und zum Mount Everest. Dann bereichert hat. Ich würde auch sagen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf zog es ihn nach ganzen elf Monaten dass jeder einmal in seinem Leben die der Nordinsel weiter. Nach Neusee- Reise wieder in das schöne Deutsch- Heimat verlassen sollte, um zu lernen land war sein nächstes Ziel dann die land zurück. und zu erfahren, wie andere Menschen Ostküste von Australien. Dort durfte Damit er nicht alleine auf der Reise leben. Reisen ist auch nicht immer mit jedes Känguru die Yoga-Lehren von war, reiste Herr Hochleitner teilwei- sehr viel Geld verbunden. Heutzuta- Herrn Hochleitner erfahren und dann se mit Freunden oder besuchte einige ge gibt es viele Möglichkeiten, wie ging sein Flug auch schon weiter nach seiner Freunde auf der ganzen Welt. Couchsurfing oder Carsharing, um Singapur. Nach dem Erkunden dieses Seine Unterkünfte waren eigent- mit wenig Geld die Welt zu bereisen. tollen Landes wollte er ein Abenteuer lich ähnlich wie bei Herrn Brandl: er Reisen ist wichtig und bereichert das auf der Insel Borneo erleben. Nach- schlief in Hostels, Mehrbettzimmern Leben! dem er sich durch den Urwald von oder manchmal auch in den „billigen Borneo durchgeschlagen hatte, ging Ländern“ in Einzelzimmer. Selber ge- Moritz Thiel es weiter nach Thailand. Dort erwei- kocht hat er natürlich auch fast immer Layout: Simon Prommersberger 44

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Fressfreizeiten Gibt es einen tieferen Sinn in unserem Leben? - Keine Ahnung. Kann man wenigstens so tun, als gäbe es ihn? - Vielleicht. Braucht es dafür ein gutes Essen? - Definitiv. 12:40 Uhr. Endlich beginnt die lang ersehnte Mittags- besser: Im Duell mit den Küchen dieser Welt. Das fängt pause. Jetzt kann man das, was man gerade noch in bei den Klassikern an: Bei der Döner-Box kommt so Mathe auf die Ex erbrochen hat, endlich wieder auf- sofort Türkeistimmung auf. Essen wie am Mittelmeer. füllen. Die erste Anlaufstelle für den modernen, ernäh- Denn wie die warmen Wellen, so ist auch das Döner- rungsbewussten Brucknerschüler ist dabei natürlich fleisch viel zu salzig und die Pommes viel zu nass. Naja, die Champs-Elymampf, die ABG-Genussautobahn. ist ja schön viel Soße drauf. Die kommt aber scheinbar Gleich zu Beginn der kulinarischen Mittagsreise findet von der falschen Seite der Ägäis, schmeckt sie doch man hier natürlich den Pausenklassiker: die Bäckerei eher wie griechischer Tzatziki als klassisch-türkisches Wurm. Deren Schokomuffins, Leberkassemmeln und „Döner-Weiß“. Trotz alledem: wem der Weg zum De- Käsestangen haben sich über Jahre durch den tägli- niz-Grill zu weit ist, der erhält hier immerhin einen chen Pausenverkauf in das kollektive Schülergedächt- Placebo-Döner. Der hat zwar ungefähr so viel mit der nis gebrannt, was den Wurm also zum Kulinarischen Türkei zu tun wie freier Journalismus, aber immerhin ZDF-Programm macht: Ja, es ist keine Beleidigung des macht er satt. eigenen Körpers und als Zwischendurch-Mahlzeit ganz Da zieht es meinen Gaumen doch eher Richtung Hei- in Ordnung, wer sich hier aber Abwechslung und fri- mat. Für die Wartezeit kaufe ich mir also den Pausen- sche Ideen für den Gaumen wünscht, der glaubt auch klassiker schlechthin, den Bayernburger, die Leberkas- noch an den Osterhasen und ein Einser-Abi. semmel. Als ich mein dampfendes Stück Frischfleisch Das genaue Gegenteil zum Brotzeitäquivalent einer dann endlich in den Händen halte, bin ich zuerst etwas Samstag-Nachmittag-Talkshow finden wir ein paar verwundert: Mein Leberkasstück ist so dünn, dass ich Meter weiter, hinter den leeren Fenstern meiner Leber- klar und deutlich den Schüler neben mir durch das rosa kas-Kindheit „Wolf“. Der „imbiss“ ist nämlich weniger Scheibchen erkennen kann. Dieser isst auch eine Leber- Markus Lanz und Thomas Gottschalk, sondern kulina- kassemmel, versucht es zumindest, denn sein Stück hat risch eher zwischen Joko & Klaas, Leon Machere und die Größe eines ausgewachsenen Zwergelefanten. Naja, Markus Söders Instagram-Auftritt anzusiedeln. Denn so issas lem hoid, konnst nix mocha. Aber da erblickt wie auch bei den zwei Pro7-Caspern von Circus Halli- mein blau-weißes Auge sechs magische Buchstaben auf galli ist auch der Imbiss im Duell um die Welt, oder der Speisekarte: B-A-Y-E-R-N! Und gleich dahinter, 46

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Der Müll ist das größte Problem um es perfekt zu machen, mein viertliebstes Wort, das rische Gerichte auf seiner Tageskarte. Wer also schon nicht im Duden steht: DÖNER. Wie von Markus Söder immer einmal einen Schweinebraten mit Knödeln und besessen greift meine Hand instinktiv zum Geldbeutel Sauerkraut in den Unterricht mitnehmen und so den und ehe ich mich versehe, habe ich auch schon dieses einen oder anderen hungrigen Lehrer im den Wahnsinn Meisterwerk der deutschen Sprache bestellt. Einen treiben wollte, der kann dies dank mobiler Aluverpa- Bayerndöner. Das ist im Grunde ein normaler Döner, ckung machen. mit Fleisch, Gemüse, Scharf und allem was sonst noch Und hier findet sich auch das größte Problem des dazugehört. Einziger Unterschied: Statt in einem knusp- Snack-Imbiss: Abfall. Wer hier eine Pizza kauft, der be- rigen Weißbrot ist diese göttliche Nahrungsmischung in kommt diese in einem passenden Karton gereicht. Wer eine gut bürgerliche, traditionelle, Lederhosen-tragen- einen Schweinebraten oder eine Currywurst kauft, dem de und katholische Laugensemmel gehüllt, gekrönt wie drückt man diese in einer Aluschale in die Hand. Zu einst Ludwig II. mit einer güldenen Scheibe Emmenta- den Pommes eine Tüte, die Dönerbox im IKEA-Um- ler und einem Spritzer goldgelben Senf. Aber kann das zugscontainer, Plastikbesteck zu jedem Gericht, es ent- wirklich funktionieren, Bayern und Türkei, Döner und stehen Unmengen an Müll. Und dieser Müll wird nach Breze? Noch einmal schnell bekreuzigt, dann wage ich dem Essen auch entsorgt. Ordnungsgemäß in Müllei- den ersten Bissen: Und tatsächlich, es funktioniert! Der mern natürlich. leicht herbe Geschmack der Laugensemmel wirkt hier Die bei über 1000 Schülern nach nur wenigen Minu- als ein hervorragender Gegenpol zum salzigen Döner- ten überfüllter sind als die Münchner S-Bahnen nach fleisch und bietet so tatsächlich ein etwas unterschätz- einem Bayern-Spiel. Aber der Müll, der sich im Laufe tes, aber einmaliges Geschmackserlebnis. Besonders, der Pause bei jedem Schüler angesammelt hat, muss ja da die Kruste der Semmel schön knusprig ist und so als trotzdem weg. Und so beginnt man, seine diversen Piz- schöner Kontrast zur weichen Füllung dient. zakartons, Dönerboxen, Coladosen und Senfservietten Der absolute Superstar auf der „Snack“-Theke ist hin- einfach neben die Mülltonne zu legen. Wird sich schon gegen die Pizza. Die ist etwas ganz besonderes und vor irgendjemand darum kümmern, das wegzuräumen. Nun allem den Sportlern unter uns zu empfehlen, sie schafft findet dieser ziemlich verantwortungslose, egoistische nämlich einen einzigartigen Spagat: und zugegebenermaßen sogar faule Gedankengang Einerseits ist der Teig an manchen Stellen so trocken allerdings jeden Tag bei über 1000 Schülern statt, so- wie die Sahara, auf der anderen Seite ertrinkt man beim dass der Pausenhof des Bruckners nach nahezu jeder Verzehr der Schinken-Käse-Decke fasst in Fett und Öl. Mittagspause aussieht wie Dresden ´45. Besonders be- Wüste und Öl – das „Snack“-Team hat scheinbar das denklich ist hier aber auch die Doppelmoral, die vie- Konzept einer „American-Style“ Pizza falsch verstan- le Schüler an den Tag legen. Freitags für einen besse- den. Trotzdem bleibt der italienische Gaumenklassiker ren Umweltschutz demonstrieren, aber jeden Tag eine durchaus essbar, besonders, wenn die Pausenzeit nicht Wagenladung Abfall in die Botanik pfeffern als gäbe für einen Besuch in einer richtigen Pizzeria reicht. es kein Morgen. Natürlich, Umweltschutz ist wichtig Und um die Weltreise nun perfekt zu machen, landet und wenn es so weitergeht, dann gibt es tatsächlich kein die Speisekarte nun wieder in Bayern. Denn neben morgen. Aber wer etwas verändern will, der sollte im- abenteuerlichen Küchenkonstruktionen wie dem bereits mer bei sich selbst beginnen. Besonders, wenn es etwas erwähnten Bayerndöner oder der „Pizza-Leberkässem- so drastisches, aber einfaches wie die eigene Pause ist. mel“, die sich nicht nur wie ein Menschenrechtsverbre- chen anhört, bietet der Imbiss auch traditionell baye- Simon Hegemann Layout: Simon Prommersberger 48

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Die Bildunterschrift zu diesem Bild: I love dressing like it´s 1950 but everytime people tell me I look like hitler´s wife. Not cool. 50


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