Die Glückseligkeit eines Menschen liegt in seiner Wahl EthikIslam - Die Religionder Rationalität und Mäßigung R. Ramezani*Der Islam wird heutzutage immer Der Heilige Qur’an lehrt uns, dass Frauen und Sklaven eingeschlossen,wieder mit Vorwürfen konfrontiert, der Islam eine Religion ist, die die grundlegende Rechte verwehrt wur-die der Wahrheit dieser göttlichen menschliche Gesellschaft zu Rationa- den.Religion widersprechen, die einzig lität, Spiritualität, Gerechtigkeit, Mit dem Erscheinen des Islam undund allein die Glückseligkeit der Sicherheit und Freiheit einlädt. Gott, der Etablierung der göttlichen Geset-Menschheit will. Dies wird deutlich, der Allmächtige, hat Prophet Mu- ze, wurde die Gesellschaft in intel-wenn wir einige der besonderen hammad (s.a.s.) auch bestimmte lektueller, moralischer, sozialer,Merkmale dieser Religion beleuch- Gesetze offenbart, die kein anderer kultureller und politischer Hinsichtten. Prophet mehr modifizieren kann, da grundlegend verändert. Das LebenZunächst gilt es festzuhalten, dass die er der letzte der von Gott entsandten der Muslime wurde durch die LehrenMuslime aufgrund zahlreicher unwi- Propheten ist. Die Umsetzung und Prophet Muhammads (s.a.s) und ihrederlegbarer Beweise glauben, dass Praktizierung dieser Gesetze versetzt starke Verbindung zum AllmächtigenProphet Muhammad (s.a.s.) etwa 600 die Menschen in die Lage, ihren grundlegend verändert, Verbindun-Jahre nach Jesus (a.s.) in Erschei- idealen Status zu erlangen. Diese gen, die für die in der Entstehungnung trat. Wir Muslime glauben Gesetze sind zweifelsfrei umfassend. begriffene islamische Gemeinschaftauch, dass Prophet Muhammad be- Auf der Grundlage der Bedürfnisse die Quelle von Sicherheit und Ver-stimmte Gesetze von Gott offenbart von Individuum und Gemeinschaft trauen war. Diese Veränderung ge-wurden, auf deren Grundlage die formuliert, können diese Gesetze die schah aufgrund der reichhaltigenMenschen ihr Leben führen können. Grundlage eines religiösen Sozialsys- Lehren dieser Religion, die eine Re-Diese offenbarte Religion ist der tems legen. ligion der göttlichen RechtleitungIslam, d. h. die Ergebenheit in die Unserer Meinung nach ist der Islam und Rettung ist. Der Wandel fandgöttlichen Gesetze, die die Menschen eine umfassende und unverfälschte statt, weil mit dem Erscheinen desletztlich zu ewiger Glückseligkeit Religion, die darauf abzielt, die Ret- Islam das Menschenbild und dieführen. Als Muslime glauben wir tung der Menschheit zu bringen, Weltanschauung vollkommen geän-auch, dass alle Propheten Gottes die während sie es dem Menschen er- dert wurden. Als Musterbeispiel anAnweisungen des Allmächtigen be- möglicht, sein Potential auszuschöp- Tugend ertrug Prophet Muhammadfolgt haben. Wir sind davon über- fen. Das beste Beispiel für dieses in seinen Bemühungen, die Men-zeugt, dass die Propheten Gottes Erblühen der menschlichen Potentia- schen rechtzuleiten, geduldig alleunfehlbar waren und in ihrem Leben le sehen wir im Leben des Propheten Leiden. Ungeachtet der Hindernisse,keine Sünde begingen. Sie sind, in Muhammad (s.a.s.). Vor seiner Beru- die für ihn geschaffen wurden, gab erqur’anischen Begriffen gesprochen, fung zum Propheten lebten die Be- seine göttliche Aufgabe bis zummaþÈÚm (unfehlbar), wenngleich es wohner Mekkas und der umgebenden letzten Augenblick niemals auf undhinsichtlich des Maßes ihrer Unfehl- Gebiete in völliger Torheit. Repres- rief die Menschheit zur Anbetung desbarkeit verschiedene Diskussionsan- sive gesellschaftliche Regeln hatten Allmächtigen auf. Der Qur’an be-sätze gibt. zur Folge, dass vielen Menschen, schreibt diese Charaktereigenschaft Al-Fadschr Nr. 137 3
Prophet Muhammads mit folgenden Ablehnung von Bekehrung mittels Diese Verse legen die Aufgabe vonWorten: „Und in Anbetracht der Gewalt Prophet Muhammad (s.a.s.) dar,Barmherzigkeit Gottes warst Du (o nämlich den Menschen die göttlicheMuhammad) mild zu ihnen; wärst Du Eine Bekehrung mittels Gewalt ist Botschaft zu überbringen, und daranaber rau und harten Herzens gewe- eine der Bedrohungen, der sich die zu erinnern, dass die Menschen ihrensen, so wären sie Dir davongelaufen. Menschheit gegenübersieht. Wenn Glauben frei und auf der GrundlageDarum vergib ihnen und bitte für sie Anhänger unterschiedlicher Religio- von rationalem Beweis und Klarheitum Verzeihung und ziehe sie in der nen glauben, dass sie ihre Religion annehmen müssen. Dieser Punkt warSache zu Rate; und wenn Du ent- anderen aufzwingen können, dann in den Lehren aller vorherigen Pro-schlossen bist, dann vertraue auf wäre das Ergebnis eine von Furcht pheten Gottes enthalten. So sagte z.Gott; denn wahrlich, Gott liebt dieje- durchsetzte Welt. Obgleich der Islam B. Prophet Noah (a.s.) zu seinemnigen, die auf Ihn vertrauen.“ (Sure sich selbst als die Religion ansieht, Volk: „...‚O mein Volk, (ihr) sehtÀl-þImrÁn, Vers 159). Prophet Mu- die befolgt werden sollte, sieht er nicht ein, dass ich einen klaren Be-hammad (s.a.s.) war so sehr darum andere Religionen wohlwollend und weis von meinem Herrn habe; und Erbemüht, die Menschen rechtzuleiten, hat mir Seine Barmherzigkeit ge-dass Gott zu ihm sprach: „Du wirst Im Namen Gottes, des Gnädigen, des währt, die euch aber verborgenDich vielleicht noch aus Kummer Barmherzigen geblieben ist. Sollen wir sie euch daüber sie zu Tode grämen, wenn sie „Es gibt keinen Zwang im Glauben.“ aufzwingen, wo sie euch zuwiderdieser Rede keinen Glauben schen- ist?’“ (Sure HÚd, Vers 28).ken.“ (Sure al-Kahf, Vers 6). (Sure al-Baqara, Vers 256) Gott, der Allmächtige, sprach zuProphet Muhammad war der Prophet Prophet Muhammad: Es ist Deineder Barmherzigkeit, Freundlichkeit, widersetzt sich strikt dagegen, dass Aufgabe, die Wahrheit zu sagen undGerechtigkeit, Sicherheit, Freund- Nichtgläubige durch Gewalt bekehrt den rechten Weg zu weisen, aber Duschaft und des Friedens. Er war stets werden. Die Aufgabe von Prophet darfst sie zu nichts zwingen. Dendarum bemüht, sicherzustellen, dass Muhammad (s.a.s.) war es einzig und rechten Weg zu beschreiten ist zumdie Menschen ihre Rechte kannten, allein, die Menschen zu mahnen und Vorteil der Menschen in dieser Weltso dass niemand Unterdrückung zum Glauben einzuladen, und nicht, und im Jenseits, aber jedem steht eserleiden sollte. Aus diesem Grund Nichtgläubige mittels Gewalt und frei, seinen eigenen Weg zu wählen.forderte er die Menschen unermüd- Drohungen zur Annahme des Islam Die Rettung oder Vernichtung derlich auf, auf der Grundlage menschli- zu zwingen. In diesem Zusammen- Menschen gründet auf ihrer richtigencher Prinzipien miteinander umzuge- hang stellt der Heilige Qur’an fest: oder falschen Wahl, und jederhen. „So ermahne; denn Du bist zwar ein Mensch muss einen Grund für seineEs ist heutzutage besonders wichtig, Ermahner, Du hast aber keine Macht eigene Wahl haben, wie der Heiligeverschiedene Aspekte der islami- über sie.“ (Sure al-³ÁÊiya, Verse 21 Qur’an betont: „Und sage: ‚Es ist dieschen Sichtweise von Toleranz und und 22). Und in einem anderen Vers Wahrheit von eurem Herrn.’ darumGewalt zu bedenken und zu diskutie- heißt es: „Wir wissen am besten, was lass’ den gläubig sein, der will, undren. Sicherlich ist es in diesem Rah- sie sagen; und Du hast keine Gewalt den ungläubig sein, der will…“ (Suremen nicht möglich, die vielfältigen über sie. Ermahne darum durch den al-Kahf, Vers 29).Aspekte des Islam zu diskutieren. Qur'an den, der Meine Drohung In einem anderen Vers heißt es:Deshalb konzentrieren wir uns hier fürchtet.“ (Sure QÁf, Vers 45). „Wahrlich, dies ist eine Ermahnung.auf die Sichtweise des Islam im Hin- So möge, wer da will, einen Weg zublick auf die Anhänger anderer Reli- seinem Herrn einschlagen.“ (Sure al-gionen. InsÁn, Vers 29).Einige behaupten, dass Muslime die Was die Ablehnung des Qur’an ge-friedliche Koexistenz mit den An- gen eine Bekehrung durch Gewalthängern anderer Religionen nicht anbelangt, so sagt dieser Qur’anvers:wirklich verfechten können, weil der „Es gibt keinen Zwang im Glauben.Islam fest an seine eigene Wahrhaf- Der richtige Weg ist nun klar er-tigkeit glaubt. Natürlich diskutieren kennbar geworden gegenüber demwir hier nicht den religiösen Plura- unrichtigen…“ (Sure 2, Vers 256).lismus und seine Beziehung zum Die Interpreten des Heiligen Qur’anRelativismus, was wiederum den haben im Hinblick auf diesen VersRahmen dieses Artikels sprengen gesagt, dass die Kinder einer Gruppewürde. Hier soll jedoch betont wer- neu zum Islam Bekehrter entschlos-den, dass der Islam tolerant ist ge- sen hatte, im Unterschied zu ihrengenüber denjenigen, die ihn nicht Vätern, Christen zu bleiben. Nach-akzeptieren. Dazu sollen nachfolgend dem es ihren Vätern nicht gelungeneinige Aspekte erläutert werden. war, ihre Kinder zu überzeugen,4 Al-Fadschr Nr. 137
klagten sie dem Propheten Muham- Verständnis und Koexistenz unter zu den Leuten spräche: ‚Seid meinemad dieses und forderten ihn auf, es den Anhängern göttlicher Religionen. Diener neben Gott.’…“ (Sure Àl-ihren Kindern zur Pflicht zu machen, Ebenso, wie es keinen Widerspruch þImrÁn, Vers 79).Muslime zu werden. Aus diesem in der Wahrheit der Religion gibt, Aus diesem Grund gehörte es zu denAnlass wurde dieser Vers offenbart, sollte es keinen Konflikt unter den Aufgaben und der Mission der Pro-um einen solchen Zwang und eine wahren Gläubigen geben. Zweifellos pheten Gottes, die Menschen vomsolche Gewalt zu verneinen. werden die Flammen der Zwietracht Joch der Sklaverei und Ausbeutung zwischen den Anhängern verschied- durch bestimmte Klassen zu befreien.Rationaler Dialog mit anderen Reli- ner Religionen von denen geschürt, Gott spricht im Heiligen Qur’an: die ihren eigenen gottlosen und e- „…und Er nimmt ihnen ihre Lastgionen goistischen Zielen dienen. Der Heili- hinweg und die Fesseln, die auf ih- ge Qur’an stellt fest: „Sprich: ‚O nen lagen…“ (Sure al-AþrÁf, VersEines der Prinzipien, das die heilige Volk der Schrift, kommt herbei zu 157). Der Heilige Qur’an warnt dieReligion des Islam von Beginn an einem gleichen Wort zwischen uns Schriftbesitzer vor Arroganz, Chau-betont, und eines, das Prophet Mu- und euch, dass wir nämlich Gott vinismus und der Ausbeutung ande-hammad nach dem Willen Gottes, allein dienen und nichts neben Ihn rer: „Sprich: ‚O Volk der Schrift,des Allmächtigen, beherzigen sollte, stellen …“ (Sure Àl-þImrÁn, Vers kommt herbei zu einem gleichenist das Prinzip von Dialog und 64). Dieser Vers fordert die Schrift- Wort zwischen uns und euch, dassRationalität. Zu diesem Schluss besitzer auf, sich unter dem einen wir nämlich Gott allein dienen undgelangt man, wenn man verschiedene und einzigen göttlichen Schirm, d. h. nichts neben Ihn stellen und dassreligiöse Quellen studiert. dem Prinzip der Einheit Gottes nicht die einen von uns die anderenDeshalb haben nach dem gesegneten (tawhÍd) zu sammeln und ihre fried- zu Herren nehmen außer Gott.’…“Namen Gottes, der am häufigsten im liche Koexistenz mit den Muslimen (Sure Àl-þImrÁn, Vers 64).Heiligen Qur’an vorkommt, der Beg- fortzuführen.riff qawl (d. h. Dialog) und seine Folglich lehnt der Heilige Qur’an die Friedliche KoexistenzAbleitungen die zweithöchste Ver- Vorstellung, dass ein Prophet diewendung. Der Heilige Qur’an fordert Menschheit aufrufen könnte, ihm zu Der Islam ermutigt die Muslime,den Propheten Muhammad auf, die folgen, während er sich vom Rest der nicht nur mit den Schriftbesitzern,Grundlage für die Verkündung seiner Menschheit abtrennt, oder die Vor- sondern auch mit denjenigen, dieBotschaft zu schaffen, sei es, indem stellung, dass ein Prophet die Men- nicht gläubig sind, friedlich zusam-er jenen begegnet, die gegen ihn sind, schen einladen könnte, ihn selbst zu menzuleben, solange sie nicht ge-oder indem er den Muslimen die verehren, strikt ab. Es ist eine Tatsa- waltsam gegen die Muslime vorge-Botschaft verkündet über Dialog, che, dass der Heilige Qur’an alle hen. Wenn sie jedoch feindseligeRationalität, Weisheit und die beste einlädt, der Wahrheit, und zwar der Handlungen vornehmen, dann habenArt und Weise, ein Gespräch zu füh- absoluten Wahrheit, zu folgen, d. h. die Muslime das Recht, sich zu ver-ren. Der Heilige Qur’an stellt fest: Gott, dem Allmächtigen. Wenn ge- teidigen. Das ist die allgemeine Vor-„Und streitet nicht mit dem Volk der sagt wird, dass wir einem Propheten gehensweise aller Propheten Gottes,Schrift; es sei denn auf die beste Art folgen und ihm Gehorsam erweisen die ihren Widersachern nicht erlaub-und Weise…“ (Sure al-þAnkabÚt, sollen, dann ist der Grund dafür, dass ten, ihre Religion zu zerstören. DasVers 46). wir aufgefordert sind, Gott zu folgen, war die Vorgehensweise der Prophe-Und ein anderer Vers betont: „Rufe weil die Propheten Gottes nichts aus ten Gottes wie z. B. Noah (a.s.), Ab-zum Weg Deines Herrn mit Weisheit sich selbst heraus und für sich selbst raham (a.s.), Moses (a.s.), Jesus (a.s.)und schöner Ermahnung auf, und sagen; alles, was sie betonen, ist die und Muhammad (s.a.s.). Wenn alsostreite mit ihnen auf die beste Art…“ göttliche Offenbarung, und das ist z. B. Nichtgläubige oder Götzendie-(Sure an-Na½l, Vers 125). der Grund, warum sie gegen jegliche ner in ihrem Unglauben und ihremDiese Verse bestimmen die Methode Götzen, d. h. gegen alles, was außer Götzendienst verbleiben wollen, undder Verkündung des Islam auf der Gott angebetet wird, kämpfen, und wenn sie keine Feindseligkeiten ge-Grundlage von „Beweis“, „Ermah- warum sie die Menschheit einladen, gen die islamische Gemeinschaftnung“ und „Streitgespräch in der sich an diesem Kampf zu beteiligen. verüben, dann gebietet der Qur’anbesten Art und Weise“. Die Propheten Gottes haben ebenfalls eine friedliche Koexistenz mit ihnen:Der Heilige Qur’an betont die Fort- dazu aufgerufen, dass kein Mensch „Und wenn sie jedoch zum Friedensetzung des Dialogs und versucht und auch keine Regierung andere geneigt sind, so sei auch du ihm ge-beständig, die Kluft zwischen den Menschen ausbeuten dürfen. Aus neigt und vertraue auf Gott. Wahr-Muslimen und den Leuten der Schrift diesem Grund stellt der Heilige lich, er ist der Allhörende, der All-(ahl al-kitÁb) im Hinblick auf Glau- Qur’an fest: „Es darf nicht sein, wissende.“ (Sure al-AnfÁl, Vers 61).bensprinzipien wie Einheit oder die dass ein Mensch, dem Gott die In einem anderen Vers heißt es:Einzigkeit Gottes zu überbrücken. Schrift und die Weisheit und das „wenn sie sich von euch fernhaltenDiese Verbindung ebnet den Weg für Prophetentum gegeben hat, alsdann Al-Fadschr Nr. 137 5
und nicht gegen euch kämpfen, son- ▪ die Christen müssen keinerlei Wie andere Propheten Gottes vordern euch Frieden bieten, dann ges- Demütigung oder Unannehmlichkei- ihm litt auch Prophet Muhammadtattet euch Gott keinen Weg gegen ten erleiden; unter den Händen seines eigenensie.“ (Sure an-NisÁ’, Vers 90). ▪ die christlichen Gebiete werden Volkes. Auf dem Höhepunkt dieser nicht von den Muslimen besetzt wer- Attacken, Beleidigungen und un-Das Gute und Rechte gebieten den. menschlichen Handlungen betete Natürlich wurden die zuvor genann- Prophet Muhammad für sie: „O Gott,Abgesehen davon, dass die Muslime ten Bestimmungen beachtet, solange vergib meinem Volk, denn sie wissenermutigt werden, mit den Nichtgläu- auch die Christen von Nadschran an nicht.“2bigen friedlich zusammenzuleben, dem Abkommen festhielten. Im Frie- Darüber hinaus erließ Prophet Mu-gebietet der Heilige Qur’an den Mus- densabkommen mit den Juden in hammad eine Generalamnestie gegenlimen auch, mit den Nichtgläubigen Medina bestätigte Prophet Muham- seine eingeschworenen Feinde, als erfreundlich und gerecht zu verfahren: mad deren individuellen, politischen die Höhe der politischen Macht er-„Gott verbietet euch nicht, gegen und sozialen Rechte. In seinem Buch reicht hatte, und stellte fest, dass esjene, die euch nicht des Glaubens „The World’s Religions“ diskutiert nun an der Zeit sei, barmherzig undwegen bekämpft haben und euch Prof. Huston Smith, wie Prophet freundlich zu sein. Deshalb lehrennicht aus euren Häusern vertrieben Muhammad den Juden und Christen uns die Verse des Heiligen Qur’anhaben, gütig zu sein und redlich mit unter der muslimischen Herrschaft und das Beispiel des Propheten Mu-ihnen zu verfahren; wahrlich, Gott Religionsfreiheit gewährte: „Der hammad, dass ein wahres Vorbildliebt die Gerechten.“ (Sure al- Prophet hatte ein Dokument entwor- diejenigen, die ihm folgen und auchMumta½ana, Vers 8). Und in einem fen, in dem er festlegte, dass Juden diejenigen, die ihm nicht folgen, mitanderen Vers heißt es: „Übe Nach- und Christen ‚vor jeglicher Beleidi- der gleichen Freundlichkeit führensicht, gebiete das Rechte und wende gung und jeglichem Schaden ge- muss. Er muss darauf vorbereitetDich von den Unwissenden ab.“ schützt sein sollen; sie sollen das sein, die Erniedrigungen auf dem(Sure al-AþrÁf, Vers 199). gleiche Recht auf unsere Unterstüt- Weg der Rechtleitung geduldig zuDieser Vers gehört zu den wichtigs- zung und unseren Beistand haben ertragen und nicht in Aggressionten Versen, die die Art und Weise für wie unsere eigenen Leute’, und fer- oder Gewalt zu verfallen als Reakti-soziale Umgangsformen bestimmen, ner, ‚sie sollen ihre Religion ebenso on auf die Unzulänglichkeiten derje-denn er empfiehlt Vergebung für frei praktizieren wie die Muslime’.“1 nigen, die rechtgeleitet werden sol-diejenigen, die den Islam in der isla- Smith fügte weiter hinzu, dass die len. Anstatt mit Härte zu reagierenmischen Gesellschaft zu Lebzeiten Muslime dieses Dokument als die muss ein Vorbild solchen Menschendes Propheten Muhammad (s.a.s.) erste Charta der Gewissensfreiheit in Barmherzigkeit und Freundlichkeitennicht akzeptierten und zuweilen auch der menschlichen Geschichte und als erweisen. Die Rechtleitung von Men-psychisch und physisch gegen ihn das maßgebliche Vorbild für jedes schen hat für die führenden Men-vorgingen. In einem anderen Vers darauf folgende muslimische Ge- schen immer Leid mit sich gebracht.weist der Heilige Qur’an die Musli- meinwesen ansehen sollen. Es gibt aber immer eigennützigeme an, Nichtgläubige und Götzen- Als Gesandter Gottes rief Prophet Individuen, die nur an ihre eigenendiener und deren Götzen nicht zu Muhammad die Menschen dazu auf, Interessen denken. Diese Individuenbeleidigen, damit diese umgekehrt freundlich und barmherzig miteinan- akzeptieren diese Methode nicht unddie Heiligkeiten des Islam nicht be- der umzugehen, da Gott Selbst zertrampeln die Menschenrechte undleidigen: „Und schmäht die nicht, freundlich und barmherzig ist. Dar- ignorieren die Rechte der Bürger. Siewelche sie statt Gott anrufen, sonst über hinaus war der Prophet auch in widersetzen sich der Menschlichkeit.würden sie aus Groll ohne Wissen seinem Alltagsleben das Musterbei- Sie beschränken sich nicht darauf,Gott schmähen…“ (Sure al-AnþÁm, spiel für Barmherzigkeit und Tole- Schwierigkeiten zu verursachen,Vers 108). Prophet Muhammad sag- ranz. Als er die Menschen dazu ein- sondern sie verschwören sich undte, dass er diejenigen, die die Schrift- lud, Gott zu dienen und Ihn allein versuchen, diejenigen, die für diebesitzer unter der islamischen Herr- anzubeten, sah er sich extremen Einheit Gottes stehen, zu misshan-schaft peinigen, als seine eigenen Feindseligkeiten ausgesetzt seitens deln. Zuweilen erklären sie sogarFeinde ansieht, und er stellte fest, der mekkanischen Polytheisten, die Krieg gegen diese Vertreter und ver-dass er am Tag des Gerichts die ihre Herrschaft über die Stadt erhal- ursachen Unheil und Spaltung in derGruppe, der Unrecht zugefügt wurde, ten und die Menschen weiter ausbeu- Gesellschaft. Natürlich widersetztverteidigen wird. In einem Vertrag, ten wollten. Sie setzten Prophet Mu- sich jeder Mensch gegen ein solchesden er mit den Christen von hammad physischen und psychischen Vorgehen. Aber ein gottesfürchtigerNadschran schloss, betonte er: Härten aus, richteten alle Arten von Gläubiger wird sicherlich in besonde-▪ Die Christen und deren Besitz, Beleidigungen und Lügen gegen ihn. rem Maße empört und alarmiert.Reichtum und Kirchen müssen vor Sie begannen, ihn als einen patholo- Natürlich waren die Propheten Gottesjeglicher Schädigung sicher sein; gischen Lügner, einen Zauberer und das beste Beispiel für gottesfürchtige einen Besessenen zu beschreiben. Gläubige. Deshalb kritisierten die6 Al-Fadschr Nr. 137
Propheten die Unterdrückung zu Fazit teile auf die heiligen Texte gründen.ihren Lebzeiten. Während sie die Wir glauben nicht, dass diejenigen,Peripherie ihrer Gemeinschaft Eine umfassende Berücksichtigung die nicht in der Lage sind, die grund-schützten, engagierten sich die Pro- der Verse des Heiligen Qur’an, der legenden Prinzipien des Islam zupheten im Dialog mit jenen rationa- Überlieferungen von der Lebenswei- verstehen, oder diejenigen, die ihrelen, wahrheitssuchenden Menschen, se und dem Verhalten des Propheten eigenen vorgefassten Vorstellungendie nicht ihrer Gemeinschaft ange- Muhammad (s.a.s.) und der großen auf den Islam projizieren, glaubwür-hörten. Es scheint, dass die Prophe- religiösen Persönlichkeiten weisen dige, zuverlässige und professionelleten Gottes mehr denn alle anderen in darauf hin, dass der Islam die Religi- Urteile über diese Religion gebender Geschichte mit Dialog befasst on der Rechtleitung und der Barm- können.waren und an das Prinzip des Dialogs herzigkeit für die Menschheit ist und Wir hoffen, dass die menschlicheglaubten. Sie begegneten den fal- dass Prophet Muhammad der Bot- Gesellschaft solche Bedingungenschen Ansprüchen mit einem rationa- schafter von Frieden, Sicherheit, schaffen kann, dass der Dialog zwi-len Diskurs, Weisheit und Beweis, Rationalität und Spiritualität für die schen den Religionen und Glaubens-weil es bisher niemandem gelungen Welt ist. Der Islam zielt darauf ab, gemeinschaften und der Dialog zwi-ist, sich gegen die Logik der Offen- die Menschheit auf diesen Weg zu schen den Kulturen intensiver undbarung zu stellen. führen, der zugleich göttlich und präziser verfolgt werden kann, weilWenn also die Monotheisten der menschlich ist. Der Islam führt Dia- dies den besten Weg zur Wahl derWelt, Prophet Muhammad einge- log mit denjenigen, die der Rationali- richtigen Lebensweise bietet. Wirschlossen, ihre Entschiedenheit beto- tät, dem Beweis und der Weisheit im schlagen ebenfalls vor, dass die Me-nen und Kompromisse ablehnen, Dialog offen gegenüberstehen. Der dien und die Presse an diesen Dialo-dann sind damit Kompromisse ge- Qur’an gibt allen Menschen Bürger- gen teilnehmen, so dass mehr Men-meint, die gegen solche irreführen- rechte, seien sie Muslime oder Nicht- schen die Botschaft wahrnehmenden Strömungen gerichtet sind. Denn muslime, und das ist der Grund, wa- können. Diese Aktivität sollte nichtdiejenigen, die sich der Religion rum die erste Charta der Glaubens- auf die akademischen und intellektu-entgegenstellen, sind zumeist durch und Meinungsfreiheit in der Mensch- ellen Krise begrenzt sein, ungeachtetpersönliche Interessen motiviert. Das heitsgeschichte, die die Überzeugun- der Tatsache, dass diejenigen, die amist der Grund, warum sie es als eine gen der Nichtmuslime ebenso respek- Dialog teilnehmen, tatsächlich denNotwendigkeit ansehen, Menschen tiert wie ihre sozialen, politischen geistigen Weitblick und die entspre-zu unterwerfen und auszubeuten, um und individuellen Rechte, zu Lebzei- chende Expertise haben müssen.ihre Ziele zu erreichen. Deshalb ist es ten des Propheten des Islam unter- Die Institutionalisierung des Dialogswesentlich, und in Harmonie mit der zeichnet wurde. Diejenigen, die in zwischen Religionen und Glaubens-von Gott gegebenen inneren Veran- der islamischen Ordnung leben, ha- gemeinschaften und der Beginn einerlagung, sich jenen entgegenzustellen, ben nicht das Recht, irgendjemanden, großen Bewegung für dieses kulturel-die das Recht auf Leben der anderen gleich welchen Glaubens, schlecht zu le Vorhaben, wird eine Veränderungnegieren und den Vertretern der Ein- behandeln oder zu beleidigen. Jeder, auf internationaler Ebene bewirkenheit Gottes nicht erlauben, ihre Bot- der sich solchen Handlungen hingibt, und Individuen um den gesamtenschaft zu verbreiten. muss für sein Tun am Tag des Ge- Globus werden die Religionen derAus diesem Grund betont der Heilige richts Rechenschaft ablegen. Wäh- anderen respektieren, während sieQur’an, dass man Lügnern nicht rend der Islam das Prinzip der Tole- ihrer eigenen Religion ergeben blei-folgen soll und dass die Propaganda ranz allen gegenüber propagiert, ben, und kein Individuum wird Af-der Polytheisten und derjenigen, die stellt er sich gegen jene, die versu- fronts gegen die Heiligkeiten dernicht an die offenbarte Religion chen, anderen deren Menschenrechte anderen, ein Verhalten das in Irratio-glauben, keine schwächende Wir- zu negieren, oder die andere Men- nalität wurzelt, hinnehmen. Das wirdkung auf die Muslime und die from- schen unterwerfen wollen. In solchen das wichtigste Ergebnis eines umfas-men Gläubigen haben und ihren Ent- Fällen nimmt der Islam eine defensi- senden Dialogs zwischen Religionenschluss, die Religion zu befolgen, ve Haltung ein und erlaubt nieman- und Konfessionen sein.nicht schwächen sollen. Deshalb dem, die religiösen moralischen,gebietet der Heilige Qur’an, dass wir individuellen und gesellschaftlichen * Ayatollah Dr. Reza Ramezani istfest gegen jene stehen müssen, die Rechte anderer zu leugnen. islamischer Theologe und Rechtsge-sich verschwören und zu keinerlei Wir müssen die Qur’anverse neben lehrter und leitet seit Mai d. J. dasKompromissen bereit sind: „Und die Überlieferungen stellen, um die Islamische Zentrum Hamburg.neigt euch nicht zu den Ungerechten, islamische Sichtweise vom Zusam-damit euch das Feuer nicht erfasse. menspiel zwischen den Versen und FußnotenUnd ihr werdet keine helfenden den Überlieferungen zu verstehen.Freunde außer Gott haben, noch Natürlich ist es wesentlich, die Ex- 1 Huston Smith, The World’s Relig-wird euch geholfen werden.“ (Sure pertise der wahren Experten und ions, Harper Collin 1991, S. 256.HÚd, Vers 113). Islamkenner zu nutzen, die ihre Ur- 2 Allameh Majlisi, Bi½Áru-l-anwÁr, Bd. 98, S. 167. Al-Fadschr Nr. 137 7
Search
Read the Text Version
- 1 - 5
Pages: