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Verlag Uwe Plate

Published by Uwe Plate, 2016-12-14 01:32:57

Description: Lehrbuch

Keywords: Symptomenlexikon,Kollektaneen,Hahnemann,Simile,Arzneiwahl,klassische Homöopathie,genuine Homöopathie

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Im Vergleich zu Arnika ist Staphysagria die bessere Wahl 50

Im Vergleich zu Ledum ist Staphysagria die schlechtere Wahl, aberim Vergleich zu Arnika ist Staphysagria die bessere Wahl. Ist Staphy-sagria charakteristisch für Reißen bei Bewegung? Das ist relativ, weiles von der Konkurrenz abhängt. Man kann nicht pauschal sagen„Staphysagria ist charakteristisch für Reißen bei Bewegung“. Mankann nur sagen, dass Staphysagria im Vergleich zum Beispiel zuLedum die schlechtere Wahl ist und im Vergleich zu Arnika die bessereWahl. Bezogen auf Stechen bei Bewegung kann Staph also mal dasSimile sein und mal nicht, je nachdem mit welchen Arzneien Staph kon-kurrieren muss. In Konkurrenz zu Arn gewinnt Staph, in Konkurrenz zuLed verliert Staph. Deswegen ist Staph aber nicht in dem einen Fallcharakteristisch und in dem anderen nicht, denn die Signifikanz ändertsich nicht. Staph passt einfach nur in dem einen Fall besser und im an-deren schlechter. Das betrifft aber nur die Modalitäten, denn nur hiergibt es Widersprüche, die eine Signifikanz relativieren können. Und dieWidersprüche sind im Symptomenlexikon durch Kursivdruck des Mittel-kürzels gekennzeichnet. 51

A B S C H N I T T 11BeschwerdenBeschwerden sind die wichtigsten Zei-chen, weil in jedem Symptom eineBeschwerde oder Empfindung enthal-ten ist, aber nicht immer ein betroffenesOrgan oder eine Modalität. Und dieBeschwerden umfassen als begleitendeBeschwerden die größte Gruppe derSymptome in der Materia medica unddiese Gruppe kommt auch sehr oft beiKrankheiten vor. Eine begleitendeBeschwerde liegt nicht per se vor, wennzwei Beschwerden gleichzeitig zusam-men auftreten, sondern wenn eine Be-schwerde Bedingung für eine andere ist, zum Beispiel Kopfschmerzenmit Übelkeit. Die Übelkeit erscheint nur in Verbindung mit Kopfschmer-zen. Kopfschmerz ist Bedingung für Übelkeit. Bei Gesichtsröte mitHitze im Gesicht ist die eine Beschwerde Bedingung für die andere.Die Gesichtsröte bedingt die Hitze oder die Hitze bedingt die Gesichts-röte, was auf dasselbe hinausläuft. Menstruationsbeschwerden sindbegleitende Beschwerden, weil die Bauchschmerzen die Mensesbegleiten. Auch ein schmerzhafter Husten ist im Prinzip eine begleiten-de Beschwerde, weil der Brustschmerz den Husten „begleitet“. Hustenist Bedingung für den Brustschmerz, wobei Husten heute aber als„Modalität“ definiert wird, weil es nur beim Husten schmerzt. AberHusten ist keine Modalität, sondern eine Beschwerde. Hätte der Pati-ent keinen Husten, hätte er auch keine Brustschmerzen. 52

Husten mit Nachtschweiß gehört zum Beispiel nicht zu den begleiten-den Beschwerden, weil der Schweiß nicht nur beim Husten vorhandenist. Hier muss sorgfältig unterschieden werden, ob es sich um beglei-tende Beschwerden handelt oder um verschiedene Symptome, dienicht in Abhängigkeit voneinander auftreten. Der Nachtschweiß istvorhanden, ob der Patient hustet oder nicht. Husten ist nicht Ursachefür den Nachtschweiß. Es sind zwar beide Symptome gleichzeitig vor-handen, aber es sind zwei verschiedene Symptome, bei denen nichtdas Eine das Andere bedingt.Bei den Symptomen muss also immer beachtet werden, was Ursacheund Wirkung ist. Ursache im Sinne einer Bedingung, nicht im Sinneeiner Krankheitsursache. Kopfschmerz ist Ursache beziehungsweiseBedingung der Übelkeit bei einer Migräne. Und wenn die Migräne nurwährend der Menses erscheint, dann ist die Menses Ursache für denKopfschmerz und der Kopfschmerz wiederum Ursache für die Übel-keit. Diese Zusammenhänge müssen in den Zeichenkombinationen be-rücksichtigt werden, damit nicht falsche Kombinationen zusammenge-stellt werden. Für Kopfschmerzen mit Übelkeit bei der Menses sind dieZeichenkombinationen Menses mit Kopfschmerzen und Kopfschmer-zen mit Übelkeit, aber nicht die dritte mögliche Kombination Mensesmit Übelkeit, weil die Menses nicht Bedingung für die Übelkeit ist. In Hahnemanns zweitem Fallbeispiel gibt es beispielsweise dasSymptom: „Den ersten Abend war es ihm, ohne sichtbare Veranlas-sung, übel und drehend, mit vielem Aufstoßen.“ Abend ist die Modalitätfür den Schwindel, der abends eingesetzt hat. Das ist die Zeichenkom-bination Abend + Schwindel. Der Schwindel ist mit Übelkeit verbundenund somit ist die Bedingung für die Übelkeit der Schwindel und nichtdie Modalität Abend. Die nächste Zeichenkombination ist also Schwin-del mit Übelkeit. Die Kombination Abend + Übelkeit wäre falsch, dennnicht der Abend, sondern der Schwindel ist Verursacher der Übelkeit.Jetzt gibt es aber noch das viele Aufstoßen und es stellt sich die 53

Frage, in welchem Zusammenhang das Aufstoßen steht? Ist derSchwindel Bedingung für das Aufstoßen? Oder der Abend? Oder dieÜbelkeit? Welche Zeichenkombinationen müssen mit Aufstoßen gebil-det werden? Was gehört zusammen? Wenn die Pathophysiologie nicht wei-ter hilft, wenn nicht per se ersichtlich ist,was Bedingung für das Aufstoßen ist,dann hilft die Arzneimittellehre weiter,denn darin sind alle Beschwerden sämtli-cher Krankheiten enthalten und damitalle pathophysiologischen Zusammen-hänge. Hier geben die Signifikanzen Aus-kunft. Dass Schwindel die Ursache fürdas Aufstoßen ist, erscheint nicht logischzu sein und die Arzneimittellehre bestä-tigt das, denn es gibt keine entsprechen-den signifikanten Symptome. Diese Pa-thophysiologie ist in Prüfungen nicht auf-getreten. Die Arzneimittellehre zeigt auch, dass ein abendliches Aufstoßennicht signifikant in Prüfungen aufgetreten ist. Diesen pathophysiologi-schen Zusammenhang gibt es nicht. Die einzigen signifikanten Arznei-en sind bei näherem Hinsehen gar nicht charakteristisch für abendli-ches Aufstoßen, weil das Aufstoßen zwar abends aufgetreten ist, aberaufgrund anderer Ursachen, wie zum Beispiel nach dem Abendessen,wo das Essen Ursache für das Aufstoßen ist, oder ein Sodbrennen„abends“ beim Liegen im Bett, wo das Liegen ursächlich ist. Somit gibtes keine signifikanten Symptome für abendliches Aufstoßen. 54

Abendliches Aufstoßen ist nicht charakteristisch. 55

Übelkeit als Ursache für das Aufsto-ßen ist nahe liegend und es wird auchdurch die Prüfungen bestätigt weil esbei mehreren Arzneien signifikant auf-getreten ist. Für den abendlichenSchwindel mit Übelkeit und Aufstoßengibt es also die Zeichenkombinationenabendlicher Schwindel, Schwindel mitÜbelkeit und Übelkeit mit Aufstoßen.Aber nicht abendliches Aufstoßen,denn diese Pathophysiologie existiertnicht in der Arzneimittellehre. „Es stößt ihr nach jedem Essenvielmal leer auf“ ist ein weiteres Symp-tom aus Hahnemanns Fallbeispiel derLohnwäscherin. Hier bedingt Essendas leere Aufstoßen und das wäre dieZeichenkombination Essen + Aufsto-ßen leer. Dafür gibt es aber keine cha-rakteristischen Arzneien! Die Patholo-gie leeres Aufstoßen nach dem Essengibt es sozusagen nicht, sonst hättesie sich in den Arzneiprüfungen signifi-kant gezeigt. Hahnemann hat dieseZeichenkombination auch nicht genom-men, sondern Essen + Aufstoßen undzusätzlich „Aufstoßen leer“. 56

Man könnte jetzt einwenden, dass Aufstoßen nach dem Essen auchPrüfungssymptome mit dem Geschmack des Genossenen enthält undhier keine Ähnlichkeit besteht zu dem leeren Aufstoßen. Aber wenn esdas leere Aufstoßen nach dem Essen als Kunstkrankheit in den Prü-fungssymptomen nicht gibt, dann ist es auch keine pathophysiologi-sche Erscheinung bei Krankheiten, sonst hätte sie sich in den Arznei-prüfungen signifikant zeigen müssen. Folglich muss es für diese Be-schwerden eine andere pathophysiologische Erscheinung geben unddie kann nur noch Aufstoßen nach dem Essen sein, denn das gibt essignifikant in der Arzneimittellehre, und dazu das leere Aufstoßen fürsich, denn auch das gibt es signifikant. Daraus folgt, dass die Arznei-mittellehre bestimmt was charakteristisch ist und nicht die Krankheit. Deswegen können nicht charakteristische Zeichenkombinationennicht zur Arzneiwahl herangezogen werden, weil sie eine „Pathologie“vorgaukeln, die in Wirklichkeit nicht existiert (nicht charakteristischesind nicht signifikant und können deswegen falsch sein). Werden sol-che Zeichenkombinationen zur Arzneiwahl herangezogen, bestimmensie „als Zünglein an der Waage“ die Arznei nach einer Pathologie, diegar nicht existiert. Das entspricht nicht dem Ähnlichkeitsgesetz, wo-nach Arzneien heilen, was sie hervorrufen. Was sie aber nicht hervorru-fen (nicht charakteristische Symptome), können sie auch nicht heilen. 57

A B S C H N I T T 12OrganeDie heutige Homöopathie postuliertso genannte „Organmittel“. Wennzum Beispiel eine Arznei signifikantviele Magensymptome hat, soll sieein „Magenmittel“ sein und wenn sieviele Leberbeschwerden hervorgeru-fen hat, ein „Lebermittel“. Selbst-verständlich wirken Arzneien in Prü-fungen auf Organe, aber sie verursa-chen Beschwerden an diesen Orga-nen. Wird der Magen affiziert, dannwerden Magenschmerzen, Übelkeitoder Aufstoßen, hervorgerufen, aberdas ist nicht „Magen“ sondern dassind Magenbeschwerden. Es gibt keine „Magenmittel“ oder „Lebermit-tel“, es gibt nur Arzneien, die Beschwerden am Magen oder der Leberhervorgerufen haben, aber eben Beschwerden. Der Begriff „Magenmit-tel“ ist also falsch, es müsste „Magenbeschwerdenmittel“ heißen. Im Symptomenlexikon gibt es zwar die Abteilung Organe, aber dassind örtliche Beschwerden. Die Rubrik „Magen“ ist eine Sammelrubrikfür Beschwerden mit der Ortsangabe Magen, zum Beispiel Magen-schmerzen beim Gehen, Stechen im Magen oder Magenschmerzenmit Übelkeit. Für diese Zeichenkombination wird die Rubrik Magen be-nötigt. Es gibt aber auch spezielle Organbeschwerden, die nur aneinem speziellen Organ auftreten und dennoch in der AbteilungBeschwerden aufgeführt sind. Blähungen sind nur im Bauch und 58

Husten ist nur in der Brust. Trotzdem sind diese Rubriken nicht bei denOrganen aufgeführt, weil sie keine Lokalisation enthalten. Für Hustenwird keine Ortsangabe benötigt („Husten in der Brust“) und für Aufsto-ßen auch nicht, weil es diese Beschwerden nur an den zugehörigenOrganen geben kann und dann erübrigt sich eine Ortsangabe. Für Be-schwerden die an verschiedenen Organen auftreten können wirdjedoch eine Ortsangabe benötigt und das ist die Abteilung Organe. Hustensymptome stehen in der eigenen Rubrik Husten und sie sindnur in der Rubrik Brust aufgeführt, wenn es ein schmerzhafter Hustenist, der wegen der Brustschmerzen in der Rubrik Brust enthalten seinmuss. Die Kombination Brust mit Husten zeigt den schmerzhaftenHusten (Brustschmerzen beim Husten) und die Kombination Hustenmit Kopf zeigt alle Kopfschmerzen beim Husten. In der Rubrik Blähun-gen (in der Abteilung Beschwerden) sind sämtliche Blähungssympto-me enthalten, mit und ohne Schmerzen. In der Rubrik Bauch sind nurBlähungen mit Bauchschmerzen aufgeführt (wegen der Schmerzen imBauch). Somit ergibt die Kombination Blähungen mit Bauch dieschmerzhaften Blähungen (Blähungen mit Bauchschmerzen) und dieKombination Blähungen mit Übelkeit zeigt alle Blähungen mit Übelkeit,mit und ohne Schmerzen im Bauch oder woanders. Der Ort selbst ist jedoch keine Arzneiwirkung. Eine Arznei machtnicht Rücken („Ich habe Rücken“). Es gibt nur Schmerzen am Rücken,Kälte am Rücken, Schweiß oder Jucken am Rücken (wofür Ortsanga-ben benötigt werden). Wenn also der Rücken von einer Arznei affiziertwird, ist das nicht „Rücken“, sondern es sind Rückenbeschwerden unddie können nicht allesamt in einen Topf geworfen werden. Jucken amRücken ist etwas ganz anderes, als Rückenschmerzen, auch wennjeweils der Rücken „affiziert“ wurde. Wenn also eine Arznei signifikantviele Rückenschmerzen hervorgerufen hat bedeutet das noch langenicht, dass sie auch charakteristisch für Kälte am Rücken ist, nur weilsie den Rücken (schmerzhaft) affiziert hat. Es gibt keinen Genius 59

„Rücken“. Die Rubrik Rücken ist für sich allein nicht zu gebrauchen,sondern nur als Zeichenkombination, zum Beispiel Gehen + Rückenfür Rückenschmerzen beim Gehen. Dafür wird eine Ortsangabe benö-tigt, denn Rückenschmerzen beim Gehen sind nicht Kopfschmerzenbeim Gehen, und die Lokalisationen für diese Zeichenkombinationensind die Organrubriken. 60

A B S C H N I T T 13KörperseitenDie Seitenbeziehungen werden mit derSuche im unteren Menü erstellt, indemdas gesuchte Zeichen im oberen Menügeöffnet wird (zum Beispiel Knie) undim unteren Menü „links“ oder „rechts“gesucht wird. Wird das Ergebnis in dieAuswertung übertragen, stellt das Pro-gramm für jede Arznei das Verhältnisder Symptome von links zu rechtszusammen. 3/5 bedeutet, dass linksdrei und rechts fünf Symptome vorhan-den sind. Sind auf einer Seite minde-stens doppelt so viele Symptome wieauf der anderen, selbst wenn auf derGegenseite noch ein Symptom hinzu-kommen würde, wird der Eintrag alssignifikant ausgezeichnet.Die Auszeichnungen sind nicht seitenbezogen. Es wird nur ausgezeich-net, wenn eine Signifikanz vorliegt, egal auf welcher Seite. Wird „Knierechts“ gesucht, wird beispielsweise Cocc mit 4/0 als signifikant aufge-führt, und auch in der Berechnung gezählt, obwohl Cocc rechts garkein Symptom hat, sondern für das linke Knie signifikant ist. Bei derBerechnung können deswegen auch Arzneien nach oben kommen, diefür die Gegenseite signifikant sind. Hier müssen also unbedingt dieZahlen beachtet werden, damit nicht eine Arznei mit einer falschen Sei-tenbeziehung gewählt wird, nur weil sie ausgezeichnet ist und oben 61

steht. Bei den Seitenbeziehungen mussaußerdem beachtet werden, dass sie vomProgramm mit einer Art Volltextsucheerstellt werden, so dass auch falscheSymptome enthalten sein können, die sichaus der Formulierung der Prüfungssympto-me ergeben, wenn es zum Beispiel „im lin-ken und rechten Knie“ heißt. Dann wirddas vom Programm sowohl für links alsauch rechts gezählt, obwohl gar keine sig-nifikante Seite betroffen ist. Solche Fehlersind programmtechnisch bedingt und kön-nen im derzeitigen Entwicklungsstand desSymptomenlexikons nicht verhindert wer-den. Deswegen geben die Kollektaneender Seiten auch nur Hinweise, die mit Kon-trolle der Prüfungssymptome gesichertwerden müssen. Die Rubrik Knie ist zu-dem eine Sammelrubrik, woraus alle Sym-ptome links und rechts zusammengestelltwerden, mit oder ohne Schmerzen. Sowohl Schmerzen am rechtenKnie als auch Jucken am rechten Knie wird einbezogen. Aber nur dieSchmerzen am rechten oder linken Knie können zur Arzneiwahl sinn-voll benutzt werden. Deswegen müssen die Symptome immer aufFalschzuordnungen überprüft werden.Und Körperseiten dürfen niemals als Ausschluss benutzt werden,indem nur noch die für die betroffene Seite signifikanten Arzneien wei-ter differenziert werden. Dafür sind die Seitenbeziehungen generell zuunsicher. Körperseiten sollten außerdem nur zum Schluss benutzt wer-den, wenn mit anderen Zeichenkombinationen nicht mehr unterschie-den werden kann. 62

A B S C H N I T T 14Ober- und UnterrubrikenEs gibt Ober- und Unterrubriken.Harn ist die Oberrubrik, in der sämtli-che Harnsymptome der Materia medi-ca aufgeführt sind, und „Harndrangoft“ oder „Bettnässen“ sind Unterrubri-ken, in denen nur diese Symptomeenthalten sind. In der Rubrik Bettnäs-sen gibt es nur Symptome mit Bett-nässen, während in der OberrubrikHarn alle Harnsymptome stehen,auch alle Bettnässensymptome. DieUnterrubriken sind durch einen Punktvor dem Titel gekennzeichnet. Stehtkein Punkt vor dem Rubrikentitel, istes keine Unterrubrik.Es gibt auch Unterrubriken von Unter-rubriken, die mit zwei Punkten ge-kennzeichnet sind. Auge ist die Ober-rubrik (ohne Punkt), Augenhöhle undAugenlider sind Unterrubriken vonAuge (ein Punkt) und Augenlider obe-re und untere sind Unterrubriken derUnterrubrik Augenlieder und auchder Gesamtrubrik Auge. 63

Ist kein Punkt vor dem Rubrikentitel,dann ist es auch keine Unterrubrik.Arme ist keine Unterrubrik von Glie-derschmerzen. Arme gehören zwarzu den Gliedern, aber nicht im Sinnedieser Rubrik, denn in der RubrikGliederschmerzen sind nur Schmer-zen an den Gliedern aufgeführt,wenn explizit Glieder benannt wur-den. Schmerzen im Oberarm sindzwar auch an „Gliedern“, aber keineGliederschmerzen. Eine Zusammen-fassung aller Symptome der Ober-glieder (oder Unterglieder) gibt esnicht, weil sie keine Ähnlichkeit zeigen kann. Der Oberarm hat zum Bei-spiel nichts mit dem Handgelenk zu tun hat. Die einzelnen Extremitä-ten sind also keine Unterrubriken und haben entsprechend keinenPunkt vor dem Rubrikentitel.Zeichenkombinationen können nurmit Unterrubriken gebildet werden,wenn es dafür signifikante Arzneiengibt. Wenn die Kombination miteiner Unterrubrik nicht charakteris-tisch ist, kann aber gegebenenfallseine Kombination mit der Oberrubrikgemacht werden. Für „Übelkeit imHals nach dem Essen“ existierenkeine signifikanten Arzneien. Statt-dessen kann die Kombination Es-sen mit Übelkeit (ohne „im Hals)genommen werden und zusätzlich 64

als zweites Zeichen Übelkeit im Hals (wenn es signifikante Arzneiendafür gibt). Hahnemann hat beispielsweise für das Symptom „leeresAufstoßen nach dem Essen“ nicht die Symptome leeres Aufstoßennach dem Essen genommen, sondern „Aufstoßen nach dem Essen“und zusätzlich „Aufstoßen leer“, weil es keine charakteristischen Symp-tome mit leerem Aufstoßen nach dem Essen gibt. Aber Aufstoßennach dem Essen gibt es signifikant und auch Aufstoßen leer.Die Unterrubriken haben nur eine untergeordnete Bedeutung, weil esbei der Arzneiwahl auf Zeichenkombinationen ankommt und nicht aufdifferenzierte Einzelzeichen! Für Jucken am äußeren Augenwinkelkommt es nicht darauf an, ob das Jucken am inneren oder äußeren Au-genwinkel empfunden wird, weil das nicht signifikant aufgetreten ist.Hier wird nur Jucken am Auge als Zeichenkombination genommen!Dass solche überdifferenzierten Symptome keine Rolle spielen, zeigtsich entsprechend in der Arzneimittellehre, denn solche Symptomesind nicht signifikant in Arzneiprüfungen aufgetreten. Deswegen kön-nen sie nicht zur Differenzierung von Arzneien benutzt werden, indemetwa eine Arznei neben dem signifikanten Jucken am Auge „auchnoch“ das Jucken am „äußeren Augenwinkel“ mit einem Symptom hat.Jucken am äußeren Augenwinkel ist nicht charakteristisch und kannzur Arzneiwahl nicht benutzt werden, auch wenn solche Symptome inden Repertorien existieren und angeblich mit Heilungen „bestätigt“ wur-den. Wenn eine Arznei Jucken am Auge geheilt hat, weil sie dafür cha-rakteristisch ist, hat sie damit auch das Jucken am äußeren Augenwin-kel geheilt. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass der äußereAugenwinkel für die Heilung eine Rolle gespielt hat. Solche Fehlschlüs-se aus den Repertorien dürfen nicht auf das Symptomenlexikon über-tragen werden. 65

A B S C H N I T T 15Fallbeispiel 1. Schritt: AnamneseDer Patient hat einen Schwindel beim Gehen, Gesichtsröte mit Hitzeim Gesicht und ein Singen im Ohr. Blutdruck 160/100. Er hatte nochnie Bluthochdruck, eher immer einen zu niedrigen Blutdruck. KeinÜbergewicht, trinkt selten Alkohol. Leichter Raucherhusten und jetztKopfschmerz beim Husten, ein Druck im Oberkopf. 2. Schritt: Zeichenkombinationen Liste der möglichen und sinnvollen Zeichenkombinationen 66

3. Schritt: CharakteristikaHusten + Oberkopf ist nicht charakteristisch und fällt aus der Auswertungheraus. Stattdessen wird die Kombination Husten + Kopf genommen. 4. Schritt: Analyse Alumina passt (vermeintlich) besser für Drücken beim Husten und Sulphur passt besser für Kopfschmerzen beim Husten 67

5. Schritt: ArzneistudiumAlumina hat tatsächlich nur ein Symptom Drücken beim Husten, wie Sulph.Aber Sulphur ist im Gegensatz zu Alum hochsignifikant für Kopfschmerzenbeim Husten! 68

Therapie Der Patient bekam 3 Glob. Sulph LM 6 einmalig. Nach zwei Tagenwar der Blutdruck 140/80 (in der Apotheke gemessen), keine Gesichts-röte und Hitze mehr, keine Kopfschmerzen beim Husten. Das Ohren-sausen nur noch „wenn er in sich hinein hörte“. Und der Schwindel wardeutlich weniger. Bei der zweiten Konsultation eine Woche später wa-ren keine Beschwerden mehr vorhanden. 69

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