51st State Lila Hartig
51st State Lila Hartig
51st State – Leben in einer US Army Kaserne in Bayern Fotografien von Lila HartigSeit 70 Jahren ist die US Army in Bayern stationiert. Kürzungsmaßnahmen der US-Regierung trei-ben den Abzug der Truppen und Schließung der Kasernen zunehmend voran. In Bayern bleiben nurnoch die Garnisonen Ansbach und Bavaria. Die amerikanischen Soldatinnen und Soldaten lebendort mit Ihren Familien in zwei Welten: Bayern und Amerika. Diese zwei Welten fängt die bayerischeFotografin Lila Hartig mit ihrer Kamera ein auf zwei amerikanischen Stützpunkten in Bayern ein. ImFokus der Aufnahmen stehen nicht das Militärische, sondern das einzigartige Privatleben der Sol-datinnen und Soldaten sowie deren Familien. Viele davon sind selten länger als ein paar Jahre an ei-nem Ort stationiert. Diese „Heimat auf Zeit”, die „Stadt in der Stadt”, das „kleine Amerika innerhalbBayerns” ist wie ein 51. Bundesstaat. Innerhalb dieser streng abgeriegelten Kasernen ist alles so wiezuhause in Amerika: 120V Steckdosen, gechlortes Wasser, amerikanische Produkte im Supermarkt.Die Fotografien geben einen Einblick in die Besonderheiten des Lebens der US-amerikanischen Sol-datinnen und Soldaten in Bayern.Inspiriert von der amerikanischen Kultur wurde Lila Hartig bereits während eines einjährigen Auf-enthalts in den USA. Bevor sie 2010 ihr Fotodesign Studium in München begann, arbeitete sie alsCultural Representative in einem Freizeitpark in Florida. Seither ist die amerikanische Kultur einwiederkehrendes Thema und Inspiration der Künstlerin. „51st State“ entstand als Abschlussarbeit fürihr Studium an der Hochschule München. Lila Hartig wurde in Landshut geboren, lebt mittlerweileaber in München.
2008 wurde auf einer rund 60 Hektar großenFläche außerhalb des TruppenübungsplatzesGrafenwöhr eine Wohnsiedlung namens Netz-aberg mit 832 Häusern errichtet. Sie wird aus-schließlich von stationierten US-Soldaten mitderen Familien bewohnt. Die meisten ledigenSoldaten sind innerhalb der Kaserne unter-gebracht. Das Herzstück der Siedlung ist dasSchulgelände einer Elementary und MiddleSchool.In den Wohnhäusern von Netzaberg wurdenzwei Stromkreise verbaut. Den Bewohnernwird so ermöglicht, auch ihre amerikanischenElektrogeräte mit nach Deutschland umzuzie-hen. Auch der zur Standardeinrichtung gehö-rende Elektroherd und der Kühlschrank sindamerikanische Modelle und an den 120 VoltStromkreis angeschlossen. Netzaberg Housing Area Netzaberg bei Grafenwöhr, 2014
Alle Kasernen sind durch eine Umzäunungvon außen nicht einsehbar. Es herrscht Foto-grafier- und Filmverbot. In den Kasernen ar-beiten neben den Soldaten auch deutsche undamerikanische Zivilisten. Sie dürfen die Gatesnur unter Vorlage eines Spezialausweises pas-sieren. Katterbach Kaserne Katterbach bei Ansbach 2014
Right before leftGrafenwöhr, 2014
Rocky Mountain Way Vilseck, 2014
Innerhalb der Kasernen sind amerikanischeStraßenschilder und deutsche Verkehrsschilderangebracht. Es gilt, wie auch außerhalb der Ka-sernen, die deutsche Straßenverkehrsordnung.Der amerikanische Führerschein ist nur für Tou-risten in Deutschland gültig.Deshalb müssen die Soldaten und ihre Famili-en eine Fahrprüfung bei der US Army Europe(USAEUR) bestehen, um auf Dauer in Deutsch-land fahren zu dürfen und sich für den internati-onalen Führerschein zu qualifizieren.Die US Army erlaubt es den Soldaten bis zu zweiFahrzeuge bei einer Standortversetzung mit um-zuziehen. Deshalb sieht man in der Nähe der Ka-sernen oft Automodelle, die sonst im deutschenoder sogar europäischen Raum nicht im Stra-ßenbild zu finden sind.An den Tankstellen innerhalb der Kasernenkann das Benzin zu amerikanischen Preisenbezogen werden, allerdings nur von amerikani-schen Staatsbürgern. Die Benzinpreise sind hierwesentlich günstiger als an deutschen Tankstel-len außerhalb der Kasernen. An den Zapfsäulenwird allerdings nach Litern abgerechnet, nichtnach Gallonen, wie sonst in den USA üblich.
Gas StationGrafenwöhr, 2014
I want youGrafenwöhr, 2014
DodgeGrafenwöhr, 2014
Neben der Bank of America gibt es in den Kaser-nen auch den US Postal Service. Die Post kommtper Flugzeug, wird dann an Army Postal überlie-fert und im Army and Airforce Post Office (Feld-post) für die Soldatinnen und Soldaten in einemPostfach hinterlegt. Einige Bankautomaten undBriefkästen sind auch ganz bequem vom Autoaus zu bedienen.
Drive-ThruGrafenwöhr, 2014
Ledige und verheiratete Soldatinnen und Sol-daten bekommen Wohnungen gestellt. Die-se befinden sich meist in Siedlungen der USArmy, entweder innerhalb oder außerhalb derKaserne. Die Wohneinheiten werden möbliertmit einer Basisausstattung vermietet. Diesewird jedoch meistens nur in der Zeit kurz nachdem Einzug genutzt, in der die Familien aufihre Möbelkontainer warten. Die meisten zie-hen ihren gesamten Hausstand mit um, inklu-sive ein bis zwei Autos. Je nach Dienstrang undEinheit sind die Soldaten und deren Familiencirca eineinhalb bis drei Jahre an einem Stütz-punkt stationiert. Wird die Soldatin oder derSoldat in einen Auslandseinsatz berufen, bleibtdie Familie meist zurück in Deutschland bisder Einsatz beendet ist. Housing Vilseck, 2014
HomeNetzaberg, 2014
Empty HomeNetzaberg, 2014
“We‘ve been an Army family for 20 years and lived in Germany for a year and ahalf and usually live at each duty station for about 3 years. Typically, the Armydecides where we live. Sometimes, a soldier can reenlist or put in a preference fora certain duty station. We‘ve had 7 permanent change of stations.One of my favorite parts of moving is meeting new people. We also love to ex-plore local customs and tourist attractions. Even within the US, the local cus-toms vary. We‘ve been able to meet such a variety of people, from all differentcultural backgrounds. I believe that‘s given our family a broader, more compas-sionate view of the world. Moving is always an adventure!The biggest disadvantage to moving so often is leaving people we care aboutbehind. This happens with each move, and never gets any easier.Home has always been about family and friends for us. Any place that we can besurrounded by people we care about can be home for us. A house is always justa building until it‘s filled with people and love.I‘ll say yes, we feel integrated. Although we don‘t know many people personally,we‘re always greeted warmly at the bakery that we frequent. We‘ve also becomeregulars at OBI and a nursery where we buy flowers. In many ways, it‘s like liv-ing in the states, only the people are often nicer here in Germany. The languagebarrier is usually bridged by friendliness. I‘ve found our host community to bewelcoming and helpful, and patient with our attempts at speaking Deutsch.Our kids probably have more contact with local kids than we adults do withlocals. When we go to a park, tourist site, Schwimmbad, etc. the kids just seemto overcome the fact that they don‘t speak the same language. I‘m always im-pressed with our youngest son‘s ability to make friends anywhere we go.” – Amber Infante
Amber & Steve Infante (Sergeant First Class) Netzaberg, 2014
ChevronsNetzaberg, 2014
AsherNetzaberg, 2014
“Thanksgiving is just about showing gratitude forthe bounty we‘ve enjoyed in our lives. It‘s a timeto reflect on the blessings of the year and gatherwith people, new friends and old, to share a deli-cious meal. We usually have a large gathering forThanksgiving. Typically it‘s close friends and themembers of our family that live nearby. We almostalways host single soldiers that have no family tospend the holiday with, as well.” – Amber Infante
Thanksgiving #1 Netzaberg, 2014
“Last year we spent Thanksgiving with goodfriends as usual. We had the traditional Thanks-giving meal of turkey, mashed potatoes, stuffings,gravy, green bean casserole, rolls, and various oth-er dishes. We began with a quick blessing before themeal and played games after we ate.” – Amber Infante
Thanksgiving #2 Netzaberg, 2014
LockersKatterbach bei Ansbach, 2014
Wie in jeder anderen amerikanischen Schulewird auch an den Schulen der US Army, die vomUS-Verteidigungsministerium verwaltet werden,vor Unterrichtsbeginn der Fahnenschwur ge-sprochen: “I pledge allegiance to the Flag of the UnitedStates of America, and to the Republic for which it stands, one Nation under God, indivisible, with liberty and justice for all.”
Pedge of Allegiance Netzaberg, 2014
High SchoolKatterbach bei Ansbach, 2014
Water Fountain Netzaberg, 2014
Football, Baseball, Cheerleading – an denSchulen des US-Verteidigungsministeriumsgibt es das auch. Wie auch an den Schulenin den USA, findet Mannschaftssport als Teildes Unterrichts statt. Da es keine Sportvereinesind, ist dieser Sport auch nur den amerikani-schen Schülern zugänglich. Cheerleader #1 Ansbach American Middle/ High School Katterbach bei Ansbach, 2014
Cheerleader #2Ansbach American Middle/ High SchoolKatterbach bei Ansbach, 2014
Cheerleader #3Ansbach American Middle/ High School Katterbach bei Ansbach, 2014
Innerhalb der Kasernen gibt es größere Super-märkte (Commissary) und Einkaufszentren(Exchange, ehemals Post Exchange oder PX).Sie gehören keiner amerikanischen Einzelhan-delskette wie z.B. Walmart an, sondern werdenvon AAFES (Army & Airforce Exchange Ser-vice) getragen. In dessen Foodcourt sind auchFastfoodketten vertreten, die es in Deutschlandeigentlich nicht gibt. Neben Taco Bell so z.B.auch Popeyes und Charley’s. Die Angestelltensind meist amerikanische Zivilisten.Commissary und Exchange bieten fast aus-schließlich importierte amerikanische Warenan. Bezahlt wird unter Vorlage der MilitaryID in Dollar und steuerfrei. Letzteres ist derGrund, warum deutsche Staatsbürger, selbstwenn sie Angestellte der US Army sind, dortnicht einkaufen dürfen. Exchange Grafenwöhr, 2014
Taco BellGrafenwöhr, 2014
AmberGrafenwöhr, 2014
Campbell’s at the CommissaryAnsbach, 2014
Traditional German Beer Steins Grafenwöhr, 2014
Die wenigen deutschen Artikel in den Einkaufs-zentren der US-Militärbasen sind meist Sou-venirs. So gibt es neben „original Black ForestCuckoo Clocks“ auch Weihnachtsschmuck vonKäthe Wohlfahrt und personalisierte Steinkrüge.An den Tankstellen und im Supermarkt wirdaußerdem eine Auswahl europäischer und deut-scher Biere und Süßigkeiten (z.B. von Haribo)angeboten.
Original Black Forest Cuckoo Clocks Grafenwöhr, 2014
Im Exchange, bei den Fastfood Läden oder auchim Commissary werden bevorzugt Veteranenund Familienangehörige der Soldaten eingestellt.Die übrigen Angestellten sind amerikanischeStaatsbürger, die sich von den USA aus auf eineStelle in Deutschland bewerben, sowie einigedeutsche Staatsbürger.
Maria, Cashier at PX and Bodybuilder Ansbach, 2014
1993 eröffneten Ed und seine Frau Getrud Lei-ato außerhalb der Kaserne die Ed’s Bar in Gra-fenwöhr. Ed war im Vietnamkrieg und lerntenach seiner Rückkehr Gertrud in Neu-Ulmkennen. Nach der Schließung der dortigenKaserne ließen sie sich nach Grafenwöhr ver-setzen, weil der dortige Stützpunkt als bestän-digster galt. Ihre heute erwachsenen Kinderbesuchten in Grafenwöhr die amerikanischenSchulen in der Kaserne, danach Colleges inden USA. Anfänglich waren die Leiatos Besit-zer eines Schlüsseldienstes, bis sich 1993 dieMöglichkeit ergab eine bereits bestehende Barals neue Pächter zu übernehmen.Das Publikum der Bar besteht hauptsächlichaus jungen Soldaten. Für sie hat Getrud einoffenes Ohr und wurde für viele zu einer ArtErsatzmutter, weshalb sie auch “Mom” genanntwird. Überall an den Wänden der Bar klebenDollarscheine, auf denen sich Soldaten ver-ewigt haben oder mit einer Botschaft ihrer ge-fallenen Kameraden gedenken. Gertrud “Mom” Leiato Grafenwöhr, 2014
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