Dokumentation/ Visual Design, MKD MD WS 13/ Fabian Kramlich
/ Sonderaufgabe: Die Funktion und Geschichte von politischen PlakatenDas Massenmedium Plakat war schon immer eine gute Distributionsmöglichkeit für(politische) Propaganda und Aufklärung. Wie auch im Fall des TTIP-Plakats, muss einPlakat nicht objektiv gestaltet sein, sondern kann eine subjektive Meinung vertreten.Der Terminus Plakat entstammt dem Niederländischen. Dort hatte man, während desspanischen Befreiungskampfes, Flugblätter an Hauswände und Mauern „geplackt“.Aus „Plakatten“ entwickelte sich dann das französische Wort „placard“ für Anschlagund „plaque“ für Platte oder Tafel. In Deutschland wurde das Wort Plakat erstmals vonJohann Fischart verwendet.Die Litfaßsäule, fast schon ein Relikt aus alten Zeiten, diente damals (zur Zeit derWeimarer Republik und später des Nationalsozialismus) als Kungebungsmedium fürvor allem politische, kulturelle oder kommerzielle Plakate und Poster. Denn damalswaren Plakate, neben dem Medium Zeitung/ Zeitschrift, die wichtigste Art, Werbungzu betreiben, seine Meinung kundzutun und Bürger über Organisationen und Parteienzu informieren. Die Geschichte des Plakats geht aber sogar noch weiter zurück:Vorläufer des Plakats fand man schon in vorchristlicher Zeit in Rom. Dort wurdenGesetze und Bekanntmachungen auf sogenannten „albae“, weißen Holztafeln, ange-bracht.Die Anfänge des Bildplakats, also einer Kombination aus Text und Bild, liegen imBuch- und Bilderdruck in etwa im 15. und 16. Jahrhundert. Die technischen Errungen-schaften zu der Zeit brachten Texte und Holzschnitte unters Volk. Ab 1796 öffnetensich der Plakatgestaltung ganz neue Türen: die Lithographie von Alois Senefelders,die um 1860 einen großen Aufschwung erhielt und von vielen Künstlern, wie Henri deToulouse-Lautrec, genutzt wurde. Als Geburtstätte und Plakat-Hochburg ist Paris zunennen.Erst nach dem ersten Weltkrieg wurde der Plakatgestalter zum Beruf. Zu dieser Zeithinterließen viele verschiedene Strömungen ihre Spuren in der Werbegrafik. Dazu ge-hören sicherlich der Dadaismus, Kubismus, Futurismus und der Expressionismus.Politische Plakate fanden dann vorallem während des zweiten Weltkriegs und desNationalsozialismus große Bedeutung.Meist lässt sich nicht genau sagen, was zu der Gruppe der politischen Plakaten ge-zählt werden soll. Oftmals handelt es sich bei politischen Plakaten um Werke politi-scher Parteien, gesellschaftlicher Organisationen und des Staats.
Politische Plakate lassen sich weiter unterscheiden in Wahlplakate, Propaganda-plakate und den sozialkritischen Plakaten. Unser TTIP-Plakat gehört deshalb zurletzten Gruppe, der Sozialkritik. Doch seinem Wesen nach sind Plakate alle gleich:Sie sind eine Mitteilung an eine anonyme Gruppe von Empfängern. Aus diesem Grundkann der Ersteller des Plakats die Reaktionen, sowie das Erreichen der Botschaft desPlakats nicht kontrollieren.Aber auch heute gewinnen Plakate immer mehr an Bedeutung.Sie wollen vor allem eins: Auffallen. Die Orte, an denen sie hängen, sind Straßen,Häusern und Litfaßsäulen. Plakate, die ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken, sindwichtig, um nicht im Meer von Information zu ertrinken.
/ Aufgabenstellung: TTIP-PlakatEntwickelt werden sollte ein Plakat, das sich mit dem Thema „TTIP“, dem Freihandels-abkommen zwischen den USA und der Europäischen Union, befasst. Hier konnte mansich entweder dafür oder dagegen entscheiden. Die einzigen Anforderungen waren,eine gute Kommunikationsstrategie zu finden, sich reichlich über TTIP zu informierenund auf Basis dieser Recherche, ein fertig gestaltetes Plakat abzugeben.Dieses Plakat konnte man anschließend auf der Internetseite www.ttip-poster.eu ein-reichen und stand somit in einer Auswahl von Mitbewerber-Plakaten um den Platz ineiner Vernissage in Österreich./ RechercheDas Freihandelsabkommen TTIP genoss in den letzten Monaten wegen dessenKontorversen große Medienpräsenz. Daher war es nicht schwer, Informationen überdas Abkommen zu finden: Videos zur Erklärung von TTIP dienten mir dabei als Fun-dament, auf das ich mit tieferen Recherchen aufbaute.Auf allen Informationsmedien fielen immer wieder die selbe Schlagworte, wie „Chlor-huhn“, „Hormonfleisch“ und „verdeckt“. Es scheint, die Mehrheit hat sich gegen dasFreihandelsabkommen entschieden. Auch Lobbyismus wird den Verhandlungenvorgeworfen. Nachdem ich tiefer in meinen Recherchen vorgedrungen war, entdeck-te ich, dass die Vereinigten Staaten von Amerika, Sitz der größten Unternehmen derWelt, ihren Status als Supermacht auch in dem geplanten Abkommen zeigen wollen.Viele der in TTIP verabschiedeten Gesetze würden den USA und vor allem deren Un-ternehmen, Möglichkeiten geben, die Gesetzeslage in der Europäischen Union nachderen Belieben zu verändern. Das kann negative Folgen für uns haben.Ein Beispiel: Eine in den USA ansässige Fracking-Firma will nach Abschluss desFreihandelsabkommens das umstrittene Fracking, die Gewinnung von Energie ausdem Erdreich, auch in Deutschland durchsetzen. Auf Basis von TTIP, ist die Firmajetzt befugt eben das zu tun. Sollte sich Deutschland für ein Verbot von Frackingentscheiden, kann die Firma die Bundesregierung verklagen und den Rechtsstreit mitgroßer Wahrscheinlichkeit gewinnen. Grundlage für die Anklage sind die „Verluste“,die die Firma einfahren wird, sollten sie Fracking in der EU nicht durchführen können.Jetzt erkennt man auch, weshalb Lobbyismus bei den Verhandlungen um dieFreihandelszone eine so große Rolle spielt. Die Unternehmen wollen vor allen Dingendas, was am Besten für sie selbst ist. Sie schicken Lobbyisten in die Diskussionen
um Politiker davon zu überzeugen, was in dem Interesse ihrer Arbeitgeber liegt.Dass auf Otto-Normal-Verbraucher kaum bis nicht geachtet wird, ist klar.Befürworter von TTIP argumentieren, das Abkommen würde viele neue Arbeitsplätzeschaffen und mehr Geld in die Kassen der Regierungen pumpen. Das jedoch, sindnur Thesen und lassen sich leicht widerlegen.Generell lässt sich sagen, die USA und deren Unternehmen wären bei der bis datogrößten Freihandelszone - sie würde rund 800 Millionen Menschen einschließen -klar im Vorteil. Für Normalverbraucher kann TTIP nur negative Folgen haben./ IdeenfindungAus den gewonnen Informationen galt es anschließend gute Plakatideen zu finden.Die Seite www.ttip-poster.eu zeigt viele, mal mehr, mal weniger eindrucksvolle Pla-katgestaltungen, doch die Ideen sind vielfältig.Im Brainstorming-Prozess mit den Schlagworten als Grundlagen, fielen mehrere Ide-en, die ich hier zusammenfasse: Ein Chlorhuhn, zweigeteilt mit dem unteren Teil eines Totenkopfes. Eine Marionette, gehalten von „Uncle Sam“ (USA). Die Puppe stellt dabei entweder einen Politiker oder Europa dar. Eine Sanduhr. Der obere Teil besteht dabei aus den USA, abgebildet mit Genmais, Hormonfleisch, Chlorhühnern und Fracking-Anlagen.Die Idee mit der Marionette gefiel mir besonders gut, doch ein Blick auf die schonvorhandenen Plakate zeigte mir, dass ich nicht der einzige war, der diese Idee hatte.So jedoch kam ich auf meine finale Idee: Die Hand Uncle Sam‘s (der USA) ist nach oben gestreckt. Auf jedem der fünf Finger sind Fingerpuppen in fünf beispielhaften europäischen Flaggen, die die Europäische Union repräsentieren. Uncle Sam spielt mit der Europäischen Union. Die Aussage jedoch: Liebes Amerika, wir lassen nicht mit uns spielen!
/ Entwicklungsprozess Diese Skizze zeigt die Komposition des Plakats.
Die erste ausgearbeitete Version des Plakats schon mit Textil- und Hauttex-turen und den Farben. Dieses habe ich jedoch umgeändert, wie in der finalenVersion ersichtlich.
Das finale Plakat: Der Schriftzug „TTIP“ in der Schriftart „Permanent Marker“anstelle des handgeschriebenen Textes in der Handmitte.
/ Gestaltung des PlakatsDer Gedanke bei der Ausarbeitung des Plakats war, es wie eine Kinder-Illustrationaufzubauen. Die vereinfachte Darstellung der Hand und der Fingerpuppen ist einBeispiel dafür. Ich habe mich bewusst gegen eine Fotomanipulation oder Fotografieentschieden, sodass die Aufmerksamkeit des Betrachters aufgrund der Besonder-heit des Plakats auf die wichtigen Elemente gerichtet wird.Die Farben der Fingerpuppen und die der amerikanischen Flagge der Ärmel sindnicht verfälscht worden, haben aber eine leichte Textiltextur im Hintergrund. Auch indie Hand ist eine Textur integriert worden. Das macht das Plakat ansprechender undweniger statisch.Nachdem ich mich von dem Schriftzug „Liebes Amerika, mit uns spielt man nicht!“abgewendet habe, da es zu unspezifisch und kontextlos ist, zieren den oberen Be-reich des Plakats nun die vier Letter „TTIP“. Das macht es verständlicher und klarer./ ReflexionDas Projekt hat mir sehr gut gefallen. Selten bekommt man die Aufgabe gestellt,seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und zu einem politischen Thema Meinung zubeziehen. Diese freie Art der Gestaltung lässt auch „verrückte“ Ideen ans Tageslichtkommen.Bei der Aufgabe konnte ich mein Wissen von Adobe Illustrator einbauen, lernte je-doch sogar neues kennen: Texturen mithilfe des Transparenz-Panels in eine Flächeoder ein Objekt einzubauen war mir neu, gibt dem Bild aber eine gewisse Plastik.Auch die Suche nach passenden Fonts war spannend und ließ mich über die Bedeu-tung von verschiedenen Schriftarten nachdenken.
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