schiffe, Tiere, Strandleben und Porträts sind weitere schauen oder Kontakt zu dem Künstler aufnehmen. Teile seiner Werke. Seit Mitte letzten Jahres gibt es darüber hinaus nun Postkarten und Kunstdrucke hat Elmar Koritzius auch einen Ausstellungsraum in Wittdün: von seinen Kunstwerken anfertigen lassen und wer der WERKRAUM befindet sich in der Mittelstraße Lust bekommen hat einmal vorbei zu schauen, im 10, moderne Exponate aus den Bereichen Menschen Uasterstigh 69 in Süddorf sind die Öffnungszeiten - Bewegung und Portraits werden dort ausgestellt. zwar wetterabhängig, jedoch auf der homepage www. elmar-malerei.de kann man jederzeit einmal vorbei Kinka Tadsen 51
Die Bombe und der Hubschrauber Es war im Sommer 1966. Mein Wir mußten etwas unternehmen. schen Strom im Haus hatten. Vom Münchner Schulfreund Oliver Ste- Damals gab es allerdings noch keine Leuchtturm zu unserem Haus war phan und ich fanden am Kniep- Mobiltelephone. Wir rannten also ein mehrere hundert Meter langer sand eine Bombe. Eine Bombe? über den Kniepsand, der damals Graben für das Telephonkabel aus- Nun ja. Im Sand an der Wasser- hier über tausend Meter breit war, gehoben worden. kante lag eine grünliche Blechröh- mehr als doppelt so breit wie heute, Mein Vater rief Heike Martinen re, vielleicht sechzig oder achtzig und quer durch die Dünen zu un- an, den Chef des Amrumer Seezei- Zentimeter lang, an einem Ende serem Häuschen beim Leuchtturm, chenhafens: „Die Jungs haben am abgerundet, die uns ziemlich un- direkt hinter den Dünen. In den Kniepsand eine Art Bombe gefun- heimlich vorkam. Meine Eltern sechziger Jahren besaßen nur weni- den, wahrscheinlich harmlos, aber waren auch dabei, und mein Vater ge Privathaushalte auf Amrum ei- man kann ja nicht wissen. Könntest rief: „Nicht anfassen! Vielleicht ist nen Telephonanschluß. Mein Vater du vielleicht ein Boot schicken?“ das eine Bombe!“ Ein Boot! Oliver und ich sahen Eine Bombe! Für uns Zwölf- uns an. Das versprach, aben- jährige war alles, was mit teuerlich zu werden. Nun muß Waffen, Munition und Krieg man folgendes wissen: Heute zu tun hatte, zugleich furcht- fahren ständig, tagsüber und einflößend und faszinierend. auch nachts, Geländewagen, Mein Vater entzifferte die Be- Trecker und Baumaschinen schriftung auf der Röhre, die auf dem Kniepsand umher, nur teilweise lesbar und auf obwohl er Naturschutzgebiet Englisch war. Er übersetzte: ist. Damals stand er nicht un- „Nicht berühren! Lebensge- ter Naturschutz, aber es fuh- fahr! Wer dies findet, verständige jedoch hatte schon Jahre zuvor, da ren keine Autos auf dem Kniep. sofort den nächsten Stützpunkt der er meinte, ständig telephonieren zu Der Strandvogt war mit Pferde- Royal Navy.“ müssen, eine Telephonleitung legen fuhrwerk unterwegs, Strandkör- Aha. Also tatsächlich gefährlich. lassen, bevor wir überhaupt elektri- be wurden per Pferdewagen oder 52
Handkarren bewegt. Um unsere Und er war im Krieg als Komman- Bombe zu entschärfen, mußte man dant eines U-Jägers bei der Marine also mit dem Boot kommen. gewesen, er kannte die Mentalität Heike Martinen aber hatte kein der Militärs. Er wußte, daß sie geeignetes Boot zur Verfügung nicht wirklich etwas zu tun hatten, und meinte, wir sollten die Was- über jede Abwechslung froh waren serschutzpolizei verständigen. Bei und sich freuten, wenn sie ihr tech- der Auskunft erfuhr mein Vater nisches Gerät in der Öffentlichkeit die Nummer, und er rief in Husum zeigen konnten. Er rief auf Sylt die Wasserschutzpolizei an: „Wir beim Marinefliegergeschwader an haben am Kniepsand eine Bombe und ließ sich den diensthabenden gefunden. Kann sehr gefährlich Offizier geben: „Auf Amrum liegt eine riesige Bombe am Strand. werden.“ Die Bombe und Ein Polizeiboot war natürlich noch Wenn die zwischen den Badegäs- ten explodiert, gibt es eine Katas- besser, wunderbar. Die Wasser- schutzpolizei sagte aber, wir sollten trophe.“ lieber die Bundesmarine auf Sylt Der Offizier sagte: „Wir schicken der Hubschrauber anrufen. Auf Sylt gab es damals einen Hubschrauber.“ Einen Hubschrauber! Großartig. zahlreiche Militäreinrichtungen. In Hörnum zum Beispiel lagen Wir waren aus dem Häuschen. Schnellboote und Flugsicherungs- Das war ja noch viel besser als ein boote. Mein Vater sagte: „Vielleicht Kriegsschiff! Nun muß man wie- schicken sie ein Kriegsschiff.“ derum folgendes wissen: Heute Ein Kriegsschiff! Oliver und ich landet auf Amrum oft mehrfach wurden sehr aufgeregt. Wir wa- am Tag der Rettungshubschrau- ren beide begeistert von Schiffen, ber. Er kommt, seit der Seenotret- vor allem von Kriegsschiffen. Wir tungskreuzer Kranke und Verletz- dungskünste meines Vaters, daß spielten ständig mit Schiffsmo- te nur noch dann befördert, wenn er einen solchen Hubschrauber dellen, bauten Panzerkreuzer aus kein Hubschrauber starten kann, nach Amrum lockte. Heute ist ein Sand, spielten in den Dünen Krieg. so oft wie auf dem Festland der Hubschrauber nichts Besonderes, Mein Vater rief also bei der Mari- Krankenwagen. Damals aber gab damals war er eine Sensation. Wir ne in Hörnum an: „Am Kniepsand es überhaupt keine Rettungshub- Jungen hatten überhaupt noch nie liegt eine große Bombe. Sie kann schrauber. In Deutschland wurde einen Hubschrauber aus der Nähe jederzeit explodieren.“ probeweise erst im Jahre 1970 der gesehen. Uns dämmerte allmählich, daß erste Hubschrauber zur Bergung Der Offizier fragte: „Wo liegt die mein Vater die Bombe vielleicht gar von Schwerverletzten bei Auto- Bombe, und wie finden wir Sie?“ nicht für gefährlich hielt, sondern bahnunfällen in Dienst gestellt. Im Mein Vater sagte: „Westsüdwest- sich möglicherweise einen Spaß Jahre 1966 flogen Hubschrauber lich vom Leuchtturm an der Was- machen wollte, damit wir Jungen praktisch nur bei Luftwaffe und serkante, und wir schwenken eine etwas Spannendes erleben. Je höher Bundesmarine, die meisten im Mi- große schwedische Flagge, blau mit die Dienststelle war, mit der mein litäreinsatz, einige im SAR-Dienst. gelbem Kreuz.“ Vater sprach, desto größer und ge- SAR bedeutet „Search and Rescue“ Die Flagge stammte von einem al- fährlicher wurde die Bombe. Oliver und bezeichnet Seenotrettungs- ten schwedischen Frachter, der bei und ich feixten im Hintergrund. kreuzer und Hubschrauber, die in der Abwrackwerft in Bremerha- Die Schnellbootleute in Hörnum staatlichem Auftrag bei Luft- und ven verschrottet worden war, und aber meinten, man solle sich besser Seenotfällen zum Einsatz kom- war die größte, die wir in unse- mit den Marinefliegern in Verbin- men. SAR-Hubschrauber flogen rer Flaggensammlung hatten. So dung setzen. also nur dann, wenn ein Flugzeug rannten wir nun allesamt wieder Mein Vater Hans Jürgen Hansen abgestürzt oder ein Schiff in See- bergauf und bergab durch die Dü- war ein genialer Telephonierer, er not war, oder bei Naturkatastro- nen und über den Kniepsand. In- konnte Leute wunderbar bereden. phen. Es spricht für die Überre- zwischen war die Flut gekommen. 53
Die Bombe trieb in einem flachen lang, der Rotordurchmesser betrug gefunden, wenn sie ganz ungerührt Priel und ragte halb aus dem Was- knapp fünfzehn Meter, der Stern- in voller Montur durchs Wasser ge- ser, sie mußte also ziemlich leicht motor hatte neun Zylinder, das gangen wären. Die Offiziere aber sein. Bald erschien von Norden am Startgewicht lag bei zweieinhalb zogen Halbschuhe und Strümpfe Himmel der Hubschrauber. Oli- Tonnen. aus, krempelten die Hosenbeine ver und ich hielten die Flagge in Um den gelandeten Hubschrauber hoch und wateten in den Priel. Ei- die Höhe. Der Hubschrauber kam scharten sich bald zahlreiche Nack- ner von ihnen nahm die Bombe, es näher und setzte zur Landung an, te. Die Leute vom FKK-Zeltplatz war ja eher eine Blechdose, einfach dann stieg er wieder empor und waren damals, anders als heute, in die Hand und hob sie empor. ging einige hundert Meter wei- Fundamentalisten. Oft wurden wir Er sagte: „Aha. Das ist eine eng- ter südlich nieder. Dort gab es seit angesprochen: „Sie sind hier wohl lische Rauchbombe, sie dient zur ein paar Jahren den FKK-Strand, fehl am Platze. Ziehen Sie gefäl- Abgabe von Rauchsignalen. Sie ist und die Soldaten wollten sich wohl ligst die Badehose aus.“ Wenn es ausgebrannt und daher nicht mehr erstmal die Nackten ansehen. Die kalt wurde, trugen sie dicke Pull- gefährlich. Aber es ist sehr gut und schienen sie wenig attraktiv zu fin- over und blieben unten herum de- sehr richtig gewesen, daß Sie uns den, denn kurz darauf startete der monstrativ nackt. Wir Jungen da- verständigt haben.“ Hubschrauber wieder und landete gegen trugen Badehosen und blaue Die Offiziere nahmen die Blech- bei uns. Wir Jungen waren hellauf Bademäntel. büchse mit an Bord des Hubschrau- begeistert. Wir fanden faszinierend, Aus dem Cockpit stiegen die zwei bers, und der Hubschrauber flog wie hoch der Sand emporwirbelte, Piloten. Sie trugen Helme, orange davon. Und wir wanderten über wie tief die hinteren Räder in den Schwimmwesten und dicke Stiefel. den Kniepsand und durch die Dü- Sand einsanken und wie schlapp Hinter ihnen kletterten zwei Offi- nen nach Hause, glücklich über die die Rotorblätter herabhingen, als ziere heraus, die im Kontrast zu den Erlebnisse dieses Tages. sie sich nicht mehr drehten. Piloten und erst recht im Kontrast Der Hubschrauber war ein Bris- zu den Anhängern der Freikör- Clas Broder Hansen tol Sycamore. Dieser Typ kam von perkultur sehr elegant gekleidet den Flugzeugwerken in Bristol, die waren mit weißen Mützen, dunk- auch exklusive Sportwagen bauten, ler Uniform, die Hosen mit Bügel- Der Seefahrtshistoriker Clas Broder Hansen ist Autor des Buches und war der erste in Großbritan- falten, und schwarzen glänzenden „Gestrandet vor nien entwickelte Hubschrauber. Schuhen. Die Offiziere begrüßten Amrum“ über die Fünfzig Sycamores kaufte Ende uns, wir zeigten ihnen die Bombe. Pella und arbeitet an einem Bildband der fünfziger Jahre die neugegrün- Oliver und ich spekulierten, wie sie über Amrum in den dete Bundeswehr, einige gingen an wohl die Bombe aus dem Wasser fi- fünfziger Jahren die Marine. Der Rumpf des Bristol schen und wie sie mit ihr umgehen Sycamore war gut vierzehn Meter würden. Wir hätten es sehr lässig 54
EINE INSEL UNTER STROM „Nessi“ verlegt ein neues Kabel zwischen Föhr und Amrum er Wattweg zwischen Amrum-Odde und Sommersaison sehr hohe Strombedarf auch nur über Föhr ist vermutlich der meist-belaufene Wan- Leitungen vom Festland über Föhr und durch das Dderweg an der deutschen Nordseeküste. Ein Watt nach Amrum gewährleistet werden. Dabei hat es halbes Dutzend Wattführer konkurrieren auf Föhr in der Vergangenheit, als der Stromverbrauch noch und Amrum mit- bzw. gegeneinander, um Inselgäste bescheiden war, zunächst auf Amrum eigene Versor- bei Ebbe zu Fuß von Insel zu Insel zu bringen. Im Juli/ gungseinrichtungen gegeben. Wie so oft, ging der August des Jahres 2016 erhielten die Wattwanderer „Fortschritt“ einmal mehr von Wittdün aus, genauer beider Inseln eine mächtige Begleitung: eine hochra- von der Aktiengesellschaft Seebäder Wittdün und gende Maschine der ostfriesischen Firma Christoffers, Satteldüne, vertreten durch den Direktor Heinrich „Nessi“ genannt, die sich auf hohen, breiten Kettenrä- Andresen. Dieser erkannte nach dem Aufbau des dern von Utersum kommend durch das Watt bewegte Nordseebades mit Luxushotels („Kurhaus“, „Kaiser- und hier ein 20.000 Volt-Stromka- bel verlegte. Dabei konnte dieses Spezialfahrzeug nicht nur bei Niedrigwasser, sondern teilweise auch während der Flutzeit arbeiten. Rund 2 Millionen Euro ließ sich die „Schleswig-Holstein Netz AG“ die Sicherung der Stromversorgung für Amrum kosten. Die fast totale Abhängigkeit der Gegenwart von elektrischem Strom bedarf keiner Erklärung. Aber für Inselgäste stellt sich doch öfter die Frage nach der Versorgung einer „Lichtfest“ an der Wittdüner Wandelbahn Insel so weitab vom Festland wie Amrum - zumal sie auf der Insel selbst - abgesehen von den Solaranlagen auf Haus- hof“, „Victoria“ u.a.) den Vorteil und die Notwendig- und Scheunendächern - keine eigene Stromerzeugung keit, die junge Energiequelle Elektrizität zu nutzen. entdecken. Tatsächlich kann der besonders in der Dafür engagierte er eine Gesellschaft aus Düsseldorf. 55
Die elektrische Straßenbahn auf der Hauptstraße in Wittdün. Rechts das „Casino“ einzige Verkehrsunternehmen zu Lande, wurde mit erheblichem Kostenaufwand, zwecks besserer Ausnutzung des E-Wer- kes, auf elektrischen Betrieb umgerüstet. Nun fuhr eine regelrechte Straßenbahn über die Insel und über den Kniep bis hin zu den Wittdüner Badeanlagen! Gleich- Diese richtete im Jahre 1907 - ungeachtet des inzwi- zeitig wurde im November 1908 mit der schen erfolgten Konkurses der Aktiengesellschaft im Gesamtgemeinde Amrum ein Vertrag über die Versor- Zentrum von Wittdün eine „Elektrische Centrale“ ein gung mit elektrischem Strom geschlossen und eine und feierte am l. Juli 1907 das „Lichtfest“. Besonders entsprechende Installation durchgeführt. Über die eindrucksvoll war die Lichter-und Lampenkette auf Stromleitung der Bahn erhielten die Kurhäuser Sattel- der oberen Wandelbahn, wobei es die erklärte Absicht düne, Nebel und Norddorf nun erstmalig eine Versor- war, dem Seebad-Konkurrenten Wyk neidisch zu gung mit dieser neuzeitlichen Energie. machen. Der „Insel-Bote“ meldete dann auch „einen Die Stromerzeugung erfolgte im Wittdüner E-Werk imposanten Anblick, der sich dem Betrachter in der zunächst durch eine mit Kohlenheizung betriebene Dunkelheit bot“. Gleichzeitig wurde der „Elektrischen Dampfmaschine. Später wurde der Strom von einer Centrale“ zur finanziellen Stärkung des Betriebes ein stationären Lokomobile und mit Sauggasgeneratoren Restaurant, das „Casino“ an der Hauptstraße von produziert. Unterstationen auf den Bahnhöfen Nebel Wittdün, vorgebaut. Aus der Konkursmasse der Witt- und Norddorf sorgten für die Umspannung von 220 düner Aktiengesellschaft wurde auch die „Inselbahn“ Volt und für eine Batteriespeicherung, um unabhängig übernommen. Die Dampflok wurde in den Bahn- von den Gebrauchsschwankungen den Bahnbetrieb zu schuppen verbannt und das für Amrum wichtige, weil gewährleisten. Trotzdem flackerte die Beleuchtung in 56
Erleben Sie unser vielfältiges Gastronomieangebot mit Restaurant, Bistro, Bar, Pavillon und lassen Sie sich in Hüttmanns Trauminsel - Beauty & Wellness von Kopf bis Fuß verwöhnen. Romantik Hotel Hüttmann, Ual Saarepswai 2-6, 25946 Norddorf Telefon: 04682 922-0, [email protected], www.hotel-Huettmann.de den Häusern und in den Hotels, wenn die Bahn unter- Strom durch den Wind ! wegs war und durch Widerstand in den Kurven eine sprunghafte Strombelastung zu registrieren war. Bald nach Kriegsende war die Bahn so hoch verschul- Das Wittdüner E-Werk mit dem Mehrheitsaktionär det, dass eine Betriebsaufgabe nicht mehr zu verhin- Konsul C. Jung aus Düsseldorf und dem Betriebsleiter dern war. Die Dampflokomotive wurde wieder akti- Ingenieur Fell litt jedoch ebenfalls, wie die Konkurs viert und für die Dörfer Nebel und Norddorf ging es gegangene Aktiengesellschaft, unter der viel zu kurzen nun darum, eine anderweitige, neue Stromversorgung Saison. Als dann am 4. August 1910 ein Brand aus- aufzubauen. brach und der Betrieb nicht ausreichend versichert war, Dies geschah mit Hilfe der Fa.Köster aus Heide, die ging auch das E-Werk Konkurs, wobei Konsul Jung 1924/25 an den Dorfrändern 25 Meter hohe Gitter- über 2 Millionen Mark verloren haben soll. Es gelang masten mit Windrädern errichteten. In den Folgejah- aber mit Hilfe der geretteten Maschinen die Stromver- ren ragten sie als Wahrzeichen über die Dörfer, höher sorgung auf der Insel nach vierwöchiger Unterbre- noch als der Kirchturm der St .Clemens-Kirche. Eine chung wieder aufzunehmen. Bis über den ersten Welt- derartige Propeller-Turbine erzeugte Strom für bis zu krieg hinaus konnte die elektrische Bahn, und damit 500 Lampen. Nun wurden auch erste Steckdosen für die Stromversorgung über deren Leitung für die Insel- Elektrogeräte installiert. Der Friseur Johannes Schuldt dörfer, - damals fast ausschließlich für die Zimmerbe- in Norddorf bekam für seinen Haarschneider eine sol- leuchtung mit 25 Watt-Birnen - mit Hilfe von Saug- che, ebenso die Tischler Martin Peters und Julius gasmotor und Generator gewährleistet werden. Elekt- Bohn für ihre kombinierten Kreissägen, Fräse- und rogeräte und Maschinen mit entsprechendem Strom- Bohrmaschinen. Wenn die Genannten allerdings ihre bedarf waren ja noch unbekannt. Später wechselte das Maschinen in Gang setzten, flackerten in den Dörfern E-Werk noch einige Male den Besitzer bzw. Betreiber. die Lichter. 57
menschen“ sind. Sie wurden täglich mit einem Bus zu ihrer Arbeit gebracht und der deutsche Busfahrer musste zunächst für das Nötigste an Kleidung und Schuhzeug sorgen. Auch die Ernährung war völlig unzureichend. Eines Tages erzählte der „Bewacher“ der Arbeiterkolonne, der Norddorfer Friseurmeister, dass die Russen „vor Hunger Gras fressen“. Da machte sich die Kaufmannstocher Elisabeth Jannen , verheira- tet mit Edgar Ruempler, Stabsarzt bei der Wehrmacht, mit einem Korb voller Nahrungsmittel auf, um entge- gen der NS-Ideologie und der Gefährdung für ihre Familie, die Russen zu versorgen. Die Betonmasten der „Hochspannung“ haben dann jahrzehntelang die Insellandschaft verunstaltet und wurden mit ihren Drähten zahlreichen Vögeln zur Gefahr. Außerdem war die Freileitung sturmanfällig, so dass Störungen und Stromausfälle an der Tagesordnung waren, und das auch noch, nachdem 1949 ein weiteres 20-KV- Volt-Kabel von Föhr nach Amrum verlegt wurde. In den ersten Nachkriegsjahren verursachten Stromaus- fälle nur eine überschaubare Panik. Für die Beleuch- tung behalf man sich mit den noch überall vorhande- nen Petroleum-Lampen. Elektrogeräte gab es noch nicht, ebenso wenig Kühlschränke und -truhen. Nur das Radio war dann nicht mehr zu hören. Windstrommühle in Nebel. „Wahrzeichen“ der Dörfer von 1923-1943 Übermäßiger Strombedarf Die „Schleswag“ kommt. Das änderte sich aber mit dem schnell wachsenden Fremdenverkehr und der Elektrifizierung unseres Mitten im 2. Weltkrieg, 1942, erfolgte die Stromver- Lebens, vom Rasierapparat bis zum Elektroherd und sorgung für Föhr und Amrum dann durch eine leis- bis zum Fernsehen. Fiel z.B. der Strom aus, konnte in tungsstarke Firma vom Festland aus. Die Schleswag spülte im Watt ein 20-KV-Seekabel zunächst von Dage- büll nach Föhr und anschließend nach Amrum ein. Bei „Remsaanj“, eben vor den Dünen der Nordspitze, kam die Leitung an Land. Die Aufstellung der tonnenschweren Strommasten für die nun quer durch Amrum bis Wittdün reichende Leitung wurde von russi- schen Kriegsgefangenen besorgt, weil fast alle deutschen Männer zur Wehr- macht eingezogen waren. Nach der Erinnerung von Insulanern handelte es sich bei diesen Kriegsgefangenen allerdings um völlig verwahrloste Elendsgestalten, halb verhungert und in dürftiger Kleidung, entsprechend Telefon- und Strommasten in den 1920er Jahren der NS-Ideologie, dass Russen „Unter- 58
den Ferienhäusern und Gaststät- ten kein Mittag mehr gekocht werden. In den Kühlschränken verdarben die tiefgefrorenen Nahrungsmit- tel und in den Toiletten gab durch den Ausfall der Pumpen es keine Wir vermitteln Werte Wasserspülung mehr, so dass Gäste und Einheimische ihre Notdurft draußen hinter Gebüsch Die Immobilienexperten für die Inseln Amrum und Föhr. verrichten mussten. Auf Amrum war der Stromverbrauch binnen weniger Jahre um über 500% gestiegen, nämlich von jährlich Thomas Kraus | Immobilienberatung etwa 1,5 Millionen kWh auf über Telefon (04681) 50 03 60 9 Millionen! Die Abhängigkeit www.immobilien-fabank.de der Insel vom elektrischen Strom wurde auch damit dokumentiert, dass Amrum dreimal soviel Strom benötigte, wie im Durchschnitt die Orte auf dem und 1973 beheizbare Meerwasser-Schwimmbäder Festland. Als dann in Wittdün und Norddorf 1971 projektiert wurden, konnte nur die Verlegung eines dritten Stromkabels im August 1971 dem gestei- gerten Strombedarf gerecht werden. Aber unverän- dert war die Freileitung auf Amrum wetteranfällig Bei fast jedem größeren Sturm gab es wieder Stromausfälle. Es bildete sich sogar eine „Bürger- initiative“ auf Amrum, die gegenüber der Schles- wag statt einer neuen Freileitung als landschafts- verschandelndes Element längs des Amrum Wattufers die Verlegung eines Erdkabels forderte. Auch in einigen Amrumer Bürgermeisterstuben wurde erkannt, dass eine weitere Freileitung durch die Naturlandschaft nicht akzeptabel sei. Die Lei- tung wurde deshalb „verkabelt“ in die Erde verlegt. Die Zusatzkosten dafür mussten von den Insula- nern aufgebracht werden. Der Strompreis wurde um einen Pfennig pro Kilowatt erhöht. Anfang der 1990er Jahre waren dann endlich die Kosten von den Amrumern abgezahlt. In den fol- genden Jahren verlegte die Schleswag dann aus eigenem Antrieb weitere Stromleitungen in die Erde, zuletzt noch 1996, als sich eine Kombination mit der Trasse für die Verlegung der Erdgasleitung bot. Seitdem ist der Himmel über Amrum stö- rungsfrei und auf öömrang könnte man sagen „Klaar kiming“. Georg Quedens Sumpfohreule mit Flügelbruch durch Freileitung 59
Pauline Höfer mit ihrem Enkel Collin vor ihrem Haus im Krümwai Heimweh nach St. Clemens Wenn Pauline Höfer nach Amrum City, eins in Dublin. Und zwei lich Hof und Land erben. Kartof- kommt, ruft sie meist gleich den Heimaten: Amrum und Föhr, wo feln sammeln, Kühe melken ... Was Pastor an und fragt, ob sie sonntags die Mühle eines ihrer Vorfahren wolle sie noch? beim Gottesdienst wieder aus der steht. Pauline Höfers Vater stamm- Zwei Dinge wollte die 21-Jährige: Bibel lesen dürfe. „Ich liebe das“, te aus Nebel und floh vor der Ar- Sehen, wo sie geboren wurde. Und sagt die Siebzigjährige. „Mein Am- mut nach Amerika. In den 1930er raus aus dieser schickanösen Enge. rumer Großonkel hat mir früher Jahren. Mit dem Geld, was er und Ihr kommt ein Satz in den Sinn: jeden Abend eine Geschichte aus seine Föhrer Frau drüben mit ei- Einen Bauernhof hatten wir alle der Kinderbibel erzählt. Immer mit nem Delikatessengeschäft verdient mal, aber den haben wir verloren. seinen eigenen Worten und immer hatten, kehrte er 1950 zurück. Gus- Aber was wir gelernt haben, dass auf friesisch. Keiner konnte das so tav Jannen wurde Bauer auf Am- kann uns keiner nehmen. gut wie er.“ rum. „Er hatte den ersten Traktor, „Ich fuhr also nach New York und Pauline Höfer hat eins dieser span- und später hatten wir acht Kühe im hatte drei Tage später einen Job“, nenden Leben, in das man als Am- Stall“, erzählt Pauline, die vier Jah- erzählt Höfer. „In Amerika war das rumliebhaber immer öfter ein „Ach, re alt war, „und im Schuldeutsch einfach anders. Die wussten ja nein, ...“ hinein seufzen möchte, je sehr schlecht“. Pauline liebte die nichts von dem Erbhof, die haben länger man ihr zuhört. Geboren in Insel, einerseits. Die Natur, die mich einfach so genommen, wie ich New York, aber groß geworden auf Freundinnen, die Kirche, Weih- da vor ihnen stand.“ Sie fing als Amrum. Als junge Frau den Hori- nachten in der Kirche, die Glocken, Buchhalterin bei einer Firma an, zont gespürt, zu nah, also wieder ab die Geschichten vom Großonkel. die Musik-LPs importierte. Chef nach New York – für vierzig Jahre. Andererseits: Dem Vater neidete der Firma wurde kurz darauf ein Danach wollte sie zurück, um ihre man den Erfolg als Landwirt, und Mann namens Frederick Höfer. So Geschichte zu bewahren. Drei Kin- der Tochter signalisierte man nach kam Pauline, geborene Lorenzen, der hat sie, drei Zuhauses: eins in der Realschule und einer Banklehre drei Jahre nach dem Kennenlernen Long Island, eins bei Albony, 240 auf Amrum, dass weitere Bildung dieses Musikmanagers zu ihrem Kilometer nördlich von New York überflüssig sei, sie würde ja schließ- neuen Nachnamen. Jobben, wo der 60
Ehemann arbeitet, wollte sie nicht weltberühmten Opernsänger, der länger. Sie fand eine neue Heraus- auf Amrum zeitlebens ihr Nachbar forderung in der Kreditabteilung war, erlebt jede Wagner-Oper, lernt einer Bank. Pauline Höfer mar- Peter Hoffmann kennen und Pláci- schierte regelmäßig bei der Steu- do Domingo . Als ihr Mann 1993 benparade mit, dem Festumzug im Alter von 48 Jahren starb, da deutschstämmiger Amerikaner, war Pauline Höfer 46 Jahre alt, eine und war jahrelang Mitglied in der junge Witwe mit drei schulpflichti- dortigen Trachtentanzgruppe. gen Kindern und gottseidank ei- Drei Mädchen wurden geboren. nem knapp ein Jahr zuvor begonne- Und Amrum war nie aus dem Her- nen Job bei der Deutschen zen. „Als die Kinder zur Schule ka- Außenhandelskammer. Der Föhr- men, habe ich im Winter in New Amrum-Verein in New York hat York gearbeitet und bin mit ihnen mir in der Zeit unheimlich viel im Sommer nach Amrum gefahren Kraft gegeben“, erzählt sie. „Das und hab‘ mich da drei Monate ums waren alles so liebe Menschen.“ Haus und die Vermietung geküm- Auch deshalb nennt sie Föhr bis mert“, erzählt sie. Es begann die heute ihre zweite Heimat. Warum Zeit der Jedermannferien. Kühe also verlässt sie New York nicht? raus aus den vier Wänden, Kurgäste „Die Kinder hatten ihren Vater ver- Pauline Höfer mit ihrem Enkel Collin vor ihrem Haus im Krümwai rein. Sie erweiterte Stück für Stück loren, ich wollte nicht, dass sie auch das Elternhaus im Krümwai in Ne- noch die Schule und ihre Freunde bel. Ein reetgedecktes, rot gestri- verlieren“, sagt sie. chenes Backstein-Friesenhaus von 2008; die Kinder waren groß, und Achtzehnhundertund mit niedri- Pauline Höfer 61 Jahre alt. Die gen Fenstern und sehr hohem letzte Steubenparade, auf der sie Seufz-Faktor, dessen Flur Schiffs- mit marschierte, war ein paar Jahre malereien von Amrums ehemals her. Da beschloss sie, zurück in die Kindern, skyped mit ihnen, nutzt berühmtesten Inselmaler Gerhard Heimat zu gehen. Ihre Föhrer Cou- Facebook, geht voll im Inselleben Martens zieren. (In dem Haus sine erzählte ihr von der Ferring- auf und fährt Fähre hin und her sommerfrischelte übrigens 1898 als Stiftung, die sich der Erforschung zwischen ihren Häusern in Mid- erster Haus-Kurgast Friedrich von der friesischen Kultur verschrieben lum und Nebel. Bodelschwingh, der später die hat, der Sprache und der Geschich- Sie will weiterhin die Heimat erhal- Norddorfer Seehospize gründete.) te der Friesen, von Annodazumal ten. „Ich weiß nicht, was es genau Sie solle doch verkaufen, das wurde über den Walfang bis zur Auswan- ist, aber es bedeutet mir viel“, sagt ihr oft nahegelegt. Aber das kam derung. Den damaligen Chef, Fre- sie. Es gibt zwei Wiesen auf Am- für Pauline Höfer nie in Frage. derick Paulsen, Sohn des gleichna- rum, die sind über 200 Jahre im Fa- „Nicht für zehn Millionen“ sagt sie migen Stiftungsgründers, traf sie milienbesitz. „Nichts tolles.“ Eine und schüttelt den Kopf. „Was ist zum Bewerbungsgespräch im Wal- in der Nähe des ehemaligen „Tee- Geld? Ich wollte nicht verkaufen, dorf Astoria Hotel . Er machte da haus Burg“, die andere hinterm ich liebte meine Heimat.“ Wenn sie tatsächlich gerade zufällig Urlaub. Deich rüber Richtung Odde. an Weihnachten im Santa Claus- Nicht lange danach saß sie hinter „Wenn ich mir vorstelle, dass das Land daran dachte, dass jetzt in der Empfangstheke im schönen Al- das Land meines Ururgroßvaters St.-Clemens die Glocken läuten kersumer Stiftungsgebäude. In ih- ist, der mal Kühe hatte, die da ge- und sie nicht dabei sein konnte, rer zweiten Heimat. Gar nicht weit grast haben, dann ist das – Ent- dann tat ihr das immer leid. „There entfernt von der Mühle ihres Groß- schuldigung – ein ganz wunder- is no place like home“, sagt sie. vaters in Borgsum. „Back to the schönes Gefühl.“ Aber auch New York gibt ihr viel. roots“, sagt Pauline Höfer glück- Über das Musikbusiness ihres lich. Seit ihrem sechsundsechzigs- Mannes taucht sie ein in die Kultur. ten Geburtstag arbeitet sie nicht Lernt Hermann Prey kennen, den mehr. Sie reist regelmäßig zu ihren Undine Bischoff 61
Das kleine Schulhaus in Norddorf „Das Erste Hotel am Platze...“ 125 Jahre Hotel Hüttmann „Das Erste Hotel am Platze“, so soll es in einem der den Zuschlag. Verkäufer war die St.- Clemens- ersten Werbeprospekte von Heinrich Hüttmann Gemeinde, die damals noch für das Schulwesen geheißen haben, als er im Jahre 1892 wegen eines zuständig war. Sprachleidens als Kurgast nach Amrum Die ersten Gäste, die Familien Marwitz kam. und Franke, hochrangige Herr- Im Zentrum von Norddorf kaufte schaften, waren auf umständli- er die kleine, reetgedeckte chem Wege über Hamburg und Schulkate, um sich hier auf Wyk mit einem Dampfer ange- Dauer mit seiner Familie nie- reist und landeten im Hafen derzulassen und sich am gera- von Steenodde. de durch Pastor Friedrich von Von dort gelangten sie mit Bodelschwingh begründeten einem Pferdefuhrwerk weiter Fremdenverkehr zu beteiligen. nach Norddorf und machten Halt Magdalena und Heinrich Hüttmann Die Gemeinde hatte 1892 ein neues vor der Schulkate. Schulhaus mit Lehrerwohnung gebaut Sie staunten nicht wenig über das „Erste (heute AmrumTouristik/ Kurverwaltung) und die alte Hotel“ am Platze, hatten sie doch eher einen Feudalbau Schulkate stand zum Verkauf. Für 1500 Mark erhielt erwartet, wie er im Zuge der Seebadgründungen an der Eisenbahnsekretär, damals in Altona wohnend, deutschen Küsten üblich war. Aber Heinrich 62
Hüttmann hatte in gewisser Weise Recht. Es war das „erste“ Hotel, weil es keine weiteren gab. Den hohen Herrschaften hat es dann aber so gut gefallen, dass sie etliche Male wie- derkamen - vielleicht gerade wegen der urtümlichen Umstände. Durch die rastlose Bautätigkeit des Ehepaares Magdalene und Heinrich Hüttmann entwickelte sich in den nächsten Jahren aus dem Schulhäuschen ein stattliches „See-Pensionat“. Den Betrieb des Hauses besorgte dann vor allem die Mutter Magdalene, geb. Repenning. Der Vater blieb die nächsten Jahre - mit Ausnahme der eigentlichen Ferienzeit - in Altona, um weiter Geld für den Ausbau des Betriebes zu verdienen. In Konfrontation mit Pastor Bodelschwingh Anfang an mit der Dorfbevölkerung verwurzelt. Durch das Hospiz wurden auch Betten in den In den Jahren 1890 und 1892 hatte Pastor Friesenhäusern des Dorfes belegt und die durchweg Bodelschwingh im Namen der Westfälischen ärmliche Bevölkerung - darunter auch etliche See- Diakonissenanstalt Bethel in Norddorf die ersten mannswitwen – verdienten damit etwas Geld dazu. Seehospize errichtet. Gerufen hatte ihn der damalige Heinrich Hüttmann tat bald desgleichen und nun kon- Inselpastor Wilhelm Tamsen und die Amrumer kurrierten beide um die Dorfbevölkerung sowie um Gemeindevertreter, mit dem Ziel, im Getriebe des sich die Gäste für ihren Mittagstisch. Böse Briefe und entwickelnden Fremdenverkehres und der drohenden Unterstellungen sowie Eingaben an die Behörden gin- Badekonkurrenz „Vatersitte und Vater- glauben“ zu bewahren . Und diesem Ziel fühlte sich der westfä- lische Pastor, der mit seinem sozialen Werk eine ganze Stadt (Bethel) begrün- dete, mit seinen Seehospizen in Norddorf auch verbunden. Heinrich Hüttmann aber ließ an seinem „Seepensionat“ bald einen Saal, mit einer Theke zum Trinken, anbauen. Eine kleine Hauskapelle spielte dort zum Tanze auf. Gerade dies hatte man ja in Norddorf verhindern wollen! So entwi- ckelte sich bald eine andauernde Feindschaft zwischen Hüttmann und dem Hospiz, die sich u.a. auch auf den Badestrand ausdehnte. Denn hier hatten beide einen eigenen Strandbereich, deren Grenzen sich berührten. Das „Seehospiz“, wie das gen hin und her. Ein besonderer Höhepunkt entwi- Unternehmen der Bodelschwinghschen ckelte sich im Jahre 1911. Das Seehospiz plante den Diakonissenanstalt kurz genannt wurde, war von nächsten, den fünften Großbau (das „Ambronenhaus“) 63
1885 geborene Sophie, und die im Jahre 1900 geborene Anna. Sophie heiratete den katholischen Studienrat Ley, den sie kennenlernte, als ihr Vater in einem Anbau am Saal eine katholische Kapelle einrichtete, um den Kreis der Gäste zu erweitern. Als Anna drei Jahre alt war, bekam sie ein Kindermädchen, die 15jährige Minne Fink aus Nebel, die dann ihr ganzes Leben der Familie Hüttmann verbunden blieb. Nach der Schulzeit in Norddorf ging Anna in die Landwirtschaftslehre nach Bordesholm, wo sie ihren Mann Max Reese kennenlernte. 1921 wurde Depandance und Friesenhaus gehören ebenfalls zum Komplex geheiratet und Anna wurde Bäuerin auf dem Hof ihres Mannes in Sören. Im und bildete eine Art Aktiengesellschaft, an der sich Sommer fuhr sie nach Amrum, um ihren Eltern im die Dorfbewohner beteiligen konnten. Im Gegenzug Hotel zu helfen. Nach dem Tod des Vaters 1925 stand errichtete Heinrich Hüttmann seine „Dependance“, das Ehepaar Anna und Max Reese vor der Frage, das ein großes Bettenhaus gegenüber von seinem Hotel. inzwischen große Hotel in Norddorf zu übernehmen, Und hier hatte Heinrich Hüttmann das seltene Glück, während sich die Mutter Magdalena 1930 im neuge- dass sein Freund, der Bäckermeister Schult, bei der bauten „Friesenhaus“ zur Ruhe setzte. Die nachfolgen- Finanzierung helfen konnte. Derselbe, bzw. seine Frau den Jahre waren geprägt von der Modernisierung des Mathilde hatten nämlich beim Verkauf des Hotels, u.a. die Installation von fließendem Wasser. Elternhauses unvermutet im Haus eine Kiste mit dop- Aber unverändert wurde in Sören auch Landwirtschaft peltem Boden entdeckt. Darin befand sich die damals betrieben - ein Glück! Denn als im 2. Weltkrieg ab gewaltige Summe von 35 000 Goldmark, die der Vater 1939 der Fremdenverkehr in allen Seebädern ruhte und nach etwa 30jährigem Aufenthalt aus Amerika mitge- bei Kriegsende die Dependance mit Flüchtlingen bracht, seiner Familie aber zu Lebzeiten verschwiegen belegt wurde, konnte die Familie Hüttmann/Reese hatte. Mit diesem Geld konnte nun zügig die dank der Landwirtschaft überleben und nach Dependance errichtet und noch vor dem „Ambronenhaus“ eröffnet werden. Pastor Bodelschwingh starb im April 1910, doch die Feindschaft wurde von den Nachfolgern weiterge- pflegt - bis auch Heinrich Hüttmann, lebenslang von Krankheiten gezeichnet, am 25. Oktober 1925 starb. Von Generation zu Generation Das Seehospiz behielt seinen dominierenden Platz im Fremdenverkehr des ehemaligen Friesendorfes Norddorf, insbesonders als 1929 mit dessen wesent- licher Hilfe das noble „Gemeindehaus“ (heute Hauptveranstaltungshaus auf Amrum) gebaut Max Reese und Anna Reese (geb. Hüttmann) wurde. Aber auch das Hotel Hüttmann, in¬zwischen mit weiteren Zukäufen umliegender Kriegsende einen Neuanfang machen. Die folgenden Grundstücke, verteidigte seine herausragende Stellung Jahre standen unter dem Zwang, den Betrieb und das im Dorf. bisher Erreichte - immerhin die Dominanz im Magdalena und Heinrich hatten zwei Töchter: die Zentrum des Dorfes und den Rang im wiederbegin- 64
Bis Ende der 1930er Jahre wurde am Norddorfer Strand eine Restauration betrieben nenden Fremdenverkehr neben dem Seehospiz - zu Übersiedlung nach Norddorf, um die Nachfolge im bewahren und dabei keinen Investitionsaufwand zu Hotel Hüttmann anzutreten! Der Hof in Sören wurde betreiben. Vor dieser Notwendigkeit stand dann auch verkauft, um Mittel für die notwendige Renovierung die nachfolgende Generation. Anna und Max Reese zu gewinnen und um die Schwester Kathrin auszuzah- hatten zwei Töchter, die 1923 geborene Anna Sophie len. Lena und Erich Koßmann haben sich in einer Magdalene genannt „Lena“ und die 1926 geborene Zeit, als allerorts abgerissen und neu aufgebaut wurde, Anna Kathrin. spektakuläre Maßnahmen versagt. Es ging darum, die Letztere war in erster und zweiter Ehe verheiratet mit Substanz zu erhalten und zu modernisieren. Die Professoren und Doktoren und somit für den Dächer mussten saniert werden. Die Dependance und Hotelbetrieb auf der kleinen Nordseeinsel kaum prä- das Hauptgebäude wurden mit neuen Möbeln ausge- destiniert. Aber Lena heiratet 1947 den aus Ostpreußen stattet, Heizung und Warmwasser wurden eingebaut. Um den neuzeitlichen Anforderungen an Zimmerkomfort zu entsprechen, wurden im Haupthaus die Zimmer mit Dusche und WC ver- sehen und Haupt- und Nebenhaus durch einen Mittelbau miteinander verbunden. Der Saaltrakt wurde durch Anbauten nach Norden erweitert. Trotzdem blieb bei allen Maßnahmen das Erscheinungsbild des Hotels fast unverändert, während gleichzeitig in Westerland auf Sylt die historischen Hotels (bis auf das „Miramar“) abge- rissen wurden und neue „moderne“ Hochbauten mit kalten „Eiger-Nord-Wänden“ entstanden. Seit Gründung des Seebades Norddorf 1890 wuchs das ärmliche Friesendorf im Laufe des folgenden Erich Koßmann und Lena Koßmann (geb. Reese) Jahrhunderts durch rege Bautätigkeit zum größten Kurort der Insel und blieb dabei – im Gegensatz zu stammenden Erich Koßmann, der auf dem Hof in den Nachbarorten - weitgehend in den Händen der Sören arbeitete und die Landwirtschaftsschule in Kiel Einheimischen. Die „Seehospize“ hatten, ungeachtet besuchte, um dann den Hof in Sören von seinen zweier Weltkriege, ihre Dominanz behalten. Schwiegereltern zu übernehmen. 1965 erfolgte die „Geschichte“ aber war die Auseinandersetzung zwi- 65
schen Hüttmann und der Westfälischen Hüttmann bestimmt. Nach einer Kochlehre in Kiel, Diakonissenanstalt mit ihren Seehospizen. Beide hat- als Praktikant in der Schweiz, in Berlin und am ten ihre Wirkungsgrenzen gefunden. Die Seehospize Bodensee, nach dem Besuch der Hotelfachschule in wurden dann aber unmittelbar nach der Feier zum Heidelberg, nach Tätigkeiten als Geschäftsführer in 100jährigen Bestehen 1990 verkauft und in die heuti- Bayern und auf Amrum und nach der Bundeswehrzeit, gen Mutter-Kind-Kurheime umgestaltet. Insofern hat folgten 1982 die Leitung von „Burg Hornberg“ und Heinrich Hüttmann das Rennen gegen Pastor 1985 die Übernahme des Hotels in Norddorf, zusam- Bodelschwingh doch noch gewonnen, denn das Hotel men mit seiner Frau Barbara geb. Hitpass. Letztere, Hüttmann steht unverändert mitten im Dorf, um in geboren 1952 in Düsseldorf, musste dafür ihren gut der vierten Generation seinen Rang als „Erstes Hotel dotierten Beruf als Apothekerin aufgeben. am Platze“ zu behaupten. Unter der vierten Generation blühte das Hotel Hüttmann im wahrsten Sinne des Wortes regelrecht auf. Millionen wurden in Renovierung und Modernisierung investiert. Neue Gästehäuser und Gebäude entstanden, so das „Hüttmanns Eck“ mit Geschäftsräumen in der oberen und Wellness-Massage und Schönheitssalon in der Kelleretage. Auf der gro- ßen Hüttmann-Wiese entstand eine Cafeteria und die Wiese selbst entwickelte sich zu einer Freiluftarena für Großveranstaltungen der AmrumTouristik. Wie hatte Heinrich Hüttmann bei der Eröffnung sei- nes Betriebes in der kleinen Schulkate formuliert: „Das Erste Hotel am Platze“. Dieser Anspruch ist Peter Koßmann und Barbara Koßmann (geb. Hitpass) inzwischen voll erfüllt und dabei hat sich der Hotelkomplex hinsichtlich seiner äußeren Die vierte Generation Erscheinungen sein urtümliches Bild, hineingefügt in das Dorfzentrum, über mehr als hundert Jahre bewahrt Lena und Erich Koßmann hatten drei Kinder, zwei und ist der Historie treu geblieben. Töchter und dazwischen den 1950 geborenen Sohn Peter. Dieser wurde für die Nachfolge im Hotel Georg Quedens 66
Amrum Frischemarkt Norddorf AMRUMER »TISCHLEIN-DECK-DICH-KORB« www.frischemarkt-norddorf.de Wir versorgen Kaufhaus A. Bendixen IHRE ERSTVERSORGUNG www.edeka-amrum.de die Insel. AUF AMRUM! Amrumer Zentralmarkt Freundlich und www.amrumer-zentralmarkt.de Ordern Sie unseren »Tischlein- Deck-Dich-Korb« oder stellen Strandgut kompetent. Frischemarkt Marcussen Sie ganz individuell, nach Ihren www.amrum-edeka.de Wünschen, ihren eigenen Ein- Die Nordsee birgt viele kaufskorb zusammen. Einfach unter den oben genannten wunderbare Web-Adressen aussuchen, bestellen und ab auf die Insel ... Meeresschätze. Unser Muschelfang verwandelt sich in einzigartige Schmuckstücke aus Silber und Gold, AMRUMER GEPÄCK SERVICE gefertigt in eigener Werkstatt. Der Amrumer Gepäck Service bringt Ihr Gepäck schwerelos nach und von Amrum Aufträge nach Amrum bitte 14 Tage vor Anreise Amrum Sorglos: Hin + Rück deutschlandweit nur 38 € je Stück. Stück ab Amrum Rundum Sorglos: Hin + Rück deutschlandweit und zu Hause Abholung durch exklusiv nur 41 € je Stück % • Zuverlässig und freundlich 19 • Transport nach/von Amrum durch • Koffer, Rücksäcke, Camping- /Kurgepäck, Pakete, Fahrräder, Buggys… • Ihre Vorteile: Schwerelose Bahn, Auto und Fähr An- und Abreise, kein Gepäckschleppen. Zustellung auf Amrum am Anreisetag direkt zu Ihrem Feriendomizil. Ihr Gepäck steht nicht tagelang bei Ihrem Vermieter. Keine Abholung bei Nichtanwesenheit auf der Poststation erforderlich www.rickmers-schmuck.de • 7 Tage Mo-So Zustellung / Abholung auf Amrum Amrumer Gepäck Service mobil: 0174-3248002 , ab 15 h • Deutschland – Amrum oder Amrum – Deutschland 19 € je Stück Rainer Schüller • Auch Fähre Wittdün – Feriendomizil - Fähre Wittdün [email protected] • Attraktive internationale Raten, speziell Amrum – Schweiz www.amrum-gepaeck.de Norddorf · Wittdün · Wyk • Kleinumzüge Lunstruat 1 · 25946 Norddorf / Amrum · Telefon: 0 46 82 / 564 [email protected]
20% RABATT BEI VORLAGE DER GASTKARTE AUF DEN EINTRITTSPREIS AmrumBadeland • Hier wird die Welle gemacht – mit Nordsee-Meerwasser bei 30°C • Massagedüsen, Sitzsprudlern, Sprudelliegen und Nackenduschen • Finnische Blocksauna (90°C) und Saunagarten • Biosauna (60°) mit Farblichttherapie • Dampfbad • Rasul, das orientalische Pflegezeremoniell • Solair med – Sommertage zu jeder Jahreszeit, mit echtem Kniepsand • Liegewiese mit Strandkörben • Bistro AmrumBadeland Am Schwimmbad 1 25946 Wittdün auf Amrum Tel. 04682-943431 / www.amrum.de … wir machen die Welle
Search