Kf emeindegründung Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau Vorankündigung Konferenz • Ostdeutschland & Schweiz • a Plädoyer für den Calvinismus – PRO • Charles H. Spurgeon, (1834-1892) • a Calvinismus – CONTRA • Peter Streitenberger, Ingolstadt • a Fiat Lux – Es werde Licht • James G. McCarthy, USA •a 3/06 Gemeindegründung · 22. Jahrgang · Nr. 87 · 3/06
IMPRESSUM I N H A LT Kf PRO emeindegründung Plädoyer für den Calvinismus Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau Charles H. Spurgeon Vorankündigung Konferenz Gemeindegründung • Ostdeutschland & Schweiz • 22. Jahrgang »Ich kann nicht verstehen, warum ich gerettet wurde. Es gibt nur einen Grund dafür: Heft-Nummer 87 Gott wollte es so. Ich kann selbst bei genauestem Hinschauen nicht entdecken, dass es da a Ausgabe 3/06 in mir selbst irgendeine Andeutung eines Grundes gibt, warum ich an der göttlichen Gna- de Teilhaber werden durfte. Wenn ich jetzt in diesem Augenblick nicht ohne Christus bin, Plädoyer für den dann hat dies seine Ursache nur darin, dass Christus Jesus mit mir seinen Plan hat. Ich Calvinismus – PRO kann die Krone nirgendwohin legen als auf sein Haupt, das Haupt dessen, der mich ge- • Charles H. Spurgeon, (1834-1892) • rettet hat von meinem Weg, der in die Hölle führte.« In einem ,flammenden Bekenntnis‘ legt Spurgeon dar, wie und warum er sein Heil als a souveränen Akt der Gnade Gottes erkannt hat. Dabei lässt er aber am Ende seines Artikels erkennen, dass er ebenso die biblische Lehre der Eigenverantwortung des Calvinismus – CONTRA • Peter Streitenberger, Ingolstadt • 6Menschen sieht. ...................................................................................................... a CONTRA Fiat Lux – Es werde Licht Calvinismus • James G. McCarthy, USA •a Peter Streitenberger 3/06 Gemeindegründung · 22. Jahrgang · Nr. 87 · 3/06 »Das Evangelium ergeht an ALLE Menschen. Gott will, dass ALLE Menschen gerettet Herausgeber werden. Daher „gebietet er jetzt den Menschen, dass sie ALLE überall Buße tun sollen“ Konferenz für Gemeindegründung e.V. (Apg 17,30), da er „will, dass ALLE Menschen errettet werden“ (1Tim 2,4), d. h. es gibt Postfach 13 22, D-36082 Hünfeld keine Begrenzung des Heils auf einzelne „erwählte Ungläubige“, wie im Calvinismus. Tel. (0 66 52) 91 81 87, Fax 91 81 89 Das Erlösungswerk Jesu Christi ist für die gesamte Menschheit geschehen und wird dem [email protected] · www.kfg.org Individuum zugeeignet, wenn er Jesus Christus als Heiland erkennt und ihn annimmt, d. h. „wer da will, der komme“.« Vorstand Streitenberger führt das Plädoyer gegen die Lehren Calvins. Dabei stellt er den Lehr- Wilfried Plock (1. Vors.), punkten Calvins Aussagen der Schrift gegenüber und beleuchtet so die Probleme, die sich Michael Leister (2. Vors.), Gerhard Hahm, Christian Andresen, 12aus dem calvinistischen Denken ergeben. .............................................................. Dale Sigafoos LITERATUR Schriftleitung Wilfried Plock Fiat Lux – Es werde Licht Mackenzeller Straße 12 D-36088 Hünfeld James G. McCarthy Fax (0 66 52) 99 25 34 »„Also, wessen Idee war es denn, sich auf den contradictionem Graphische Gestaltung irresulutam einzulassen?“, fragte Michael. Michael Leister, Hünfeld Jamie lachte. „Auf was?“ Repro & Druck „Der unlösbare Widerspruch. Prädestination. Ich hätte ja nicht gedacht, dass euch Rüdiger Heinelt GmbH, Nüsttal- allen so langweilig ist …“ Hofaschenbach „Wir lesen das Johannes-Evangelium im Bibelkreis“, sagte Alex. „Wir haben uns an einigen Versen im sechsten Kapitel die Zähne ausgebissen.“ Erscheinungsweise & Preis „Ich weiß schon, welche du meinst.“ vierteljährlich, EUR 10,– bzw. sFr 20,– „Wir dachten, du könntest uns vielleicht helfen«, sagte Alex.“« pro Jahr einschließlich Versandkosten Mit »Fiat Lux« legt McCarthy ein außergewöhnliches Buch vor. Außergewöhnlich Spendenkonten in seiner Art, da er es schafft, schwierige theologische Zusammenhänge in einer roman- VR-Bank NordRhön haften Handlung leicht verständlich zu erklären. Außergewöhnlich auch, weil das BLZ 530 612 30, KNR 622 508 Buch eine Lösung zu einem Jahrhunderte alten Lehrstreit der Theologen aufzeigt: für die KfG-Schweiz: Postscheckkonto 30-342868-4; sonstiges Europa: 22Prädestination oder Freier Wille? ........................................................................ IBAN: DE57 5306 1230 0000 6225 08, BIC-Code: GENODEF1HUE Bildnachweis © 06 photocase, S. 1, 2, 6, 12, 32; © 06 stock.xchng, S. 2, 5, 22; KfG, S. 3; Feriendorf Größ Väter See, S. 4; Pe- ters, S. 5; © 06 Photodisc, S. 30 Das Copyright der Artikel liegt beim jeweiligen Au- tor. Nachdruck nur mit Erlaubnis u. Quellenangabe. Die einzelnen Artikel vertreten die Auffassung des je- weiligen Verfassers und decken sich nicht notwendi- gerweise mit der Sicht des Herausgebers oder der Schriftleitung. 2 Gemeindegründung Nr. 87, 3/06
Seiten im Internet LEITWORT unsere aktualisierten [email protected] www.kfg.orgBesuchenSie Liebe Leserinnen, liebe Leser, in den letzten Jahren begegnete mir in Gesprä- gründlich zu studieren, um einer eigenen chen, Büchern und Mailinglisten immer wie- Sichtweise näher zu kommen. Ein Auszug aus der das Thema „Calvinismus“. Das Span- Jim McCarthys neuem Buch, nungsverhältnis zwischen Erwählung und Vor- das sich ebenfalls mit der The- herbestimmung auf der einen und der Verant- matik befasst, rundet diese wortung des Menschen auf der anderen Seite Ausgabe ab. beschäftigt viele Christen. Große Gelehrte ha- Eines ist mir außerordentlich ben sich den Kopf ebenso zerbrochen wie klei- wichtig: Diese Zeitschrift soll nere Geister. In der Diskussion stelle ich im- NICHT spalten, sondern zu- mer wieder fest, dass die Teilnehmer nur vage sammenführen. Wir wollen Kenntnisse der Standpunkte aufweisen. bereit sein, von allen Natürlich kann ein solch kom- Christen zu ler- plexes Lehrthema nicht in nen, von Augustin, Luther, einer Zeitschrift umfas- Calvin, Whitefield, Wes- send abgehandelt wer- ley und Spurgeon. Gott den. Aber dennoch „So rühme sich denn hat sie dem Leib Christi gegeben. Sie möchten wir in den gehören alle uns, beiden Hauptarti- niemand im Blick auf Menschen, keln Pro und Contra denn alles ist euer.“ und wir können von gegenüberstellen. ihnen lernen. Wenn Als Fürsprecher des wir wirklich bereit Calvinismus soll Char- 1. KORINTHER 3,21 sind, wie die Beröer les Haddon Spurgeon zu sorgfältig in der Schrift Wort kommen. Wir haben zu forschen (Apg 17,11), ihn gewählt, weil er bei Chris- werden wir eines Tages zu ei- ten aller Schattierungen große Wert- ner mündigen Erkenntnis kom- schätzung genießt. Bei seinem „Plädoyer für men. Mein persönliches Anliegen bei dieser den Calvinismus“ handelt es sich zwar nicht Thematik ist, dass sich Gläubige trotz unter- um einen theologischen Lehraufsatz, sondern schiedlicher Sichtweisen gegenseitig achten. um einen Auszug aus seiner Autobiographie. Über dem Thema „Calvinismus“ darf es nie- Nichtsdestotrotz legt er seine Argumente für mals zu Streit und Zertrennung zwischen ech- den Calvinismus überzeugend dar. Die Gegen- ten Christen kommen. position vertritt Peter Streitenberger, der be- In herzlicher Verbundenheit grüßt sonders gute Griechisch-Kenntnisse besitzt. Der größere Umfang seines Artikels wird wohl durch den Namen „Spurgeon“ auf der anderen Wilfried Plock Seite ausgeglichen. Wir bitten, beide Artikel Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 3
KO N F E R E N Z Einladung zur gibtineFinsüRrMneduheirehenrmHboeecitrthbtEzesritwimnkiozmnenleLfnreuenrte.zPnelärztze 6. KfG Ostdeutschland Fr., 09. - So., 11. März 2007 im Feriendorf Groß Väter See (50 km nördlich von Berlin) mit Roger Peugh (USA) Deutschland braucht Gemeinden, Heute arbeitet Roger als Dozent am sen bitte 15,- Euro, Ehepaare 25,- umso mehr auch in den jungen Bun- Grace Seminary in Indiana, USA. Euro nach dem Erhalt der schriftli- desländern. Daher haben wir seit Die Konferenz richtet sich an alle, chen Anmeldebestätigung auf das einigen Jahren bei den Ostkonfer- die bereits in Gemeindegründungs- Konto der KfG. Wir möchten damit enzen den Schwerpunkt auf Ge- arbeit stehen oder um Gemeinde an besonders den Interessenten aus meindegründung, bei den Konfe- Ihrem Ort beten. den neuen Bundesländern die Teil- renzen im Westen auf Gemeinde- nahme so leicht wie möglich ma- aufbau gelegt. Der Veranstaltungsort chen. Darum haben wir auch wie- Wir sind sehr dankbar, dass wir in der einen Wochenendtermin ge- diesem Jahr Roger Peugh zum In der Schorfheide, ca. 50 km nörd- wählt. Das detaillierte Programm Thema lich von Berlin, stellt wieder das werden wir in der nächsten Ausgabe schön gelegene Feriendorf am Groß veröffentlichen. »Prinzipen des Väter See genügend Platz bereit. Gemeindeaufbaus« Die Kosten werden mit 27,- € bis 31,- € pro Tag (Vollpension) im Ver- gewinnen konnte. Roger, der u. a. 20 gleich zu Westdeutschland niedri- Jahre in der Gemeindegründung in ger sein. Die Konferenzgebühr liegt Deutschland tätig war, spricht mit ebenfalls wieder auf niedrigerem viel praktischer Erfahrung auf seine Niveau. Einzelpersonen überwei- seelsorgerliche Art, und das noch dazu in „fließendem“ Deutsch :-). BL01 Einsendeschluß: 16.02.07 Bitte in D R U C K B U C H S T A B E N ausfüllen und einsenden an: Hiermit melde ich folgende Person(en) zur Die Konferenzgebühr werde ich Zur Anmeldung 6. KfG Ostdeutschland vom 09.-11. März 2007 nach Erhalt meiner Anmeldebe- Konferenz für Gemeindegründung e.V. · Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld im Feriendorf Groß Väter See/Groß Dölln an: stätigung überweisen. Die Anmeldung bei unserer Ge- schäftsstelle ist mit dem neben ste- Haupthaus Rehbachtal henden Vordruck ab sofort möglich. Bitte zögern Sie nicht. Die Konfer- Herr Frau Ehepaar Alter enzen sind oftmals schon frühzeitig belegt. Bitte machen Sie auch an- N a m e , Vo r n a m e dere potentielle Interessenten auf die Veranstaltung aufmerksam. Danke. Straße PLZ Ort Datum & Unterschrift Te l e f o n n u m m e r / e M a i l
SCHWEIZ Herzliche Einladung zur 9. Herbstkonferenz der KfG-Schweiz zum Thema «Die Bedeutung des Gebets – im persönlichen Leben wie im Gemeindebau» vom Sa., 28.10. um 9.30 Uhr bis So., 29.10.06 bis ca. 16.30 Uhr im Bibelheim Männedorf A n g e k ü n- • Wie wir beten müssen, um erhört reisen und mit denen die früher kom- digt war das zu werden men Gemeinschaft zu pflegen. Tages- Thema „den gäste bezahlen für das Mittagessen Fr. ganzen Rat- 2. Mit Abraham, Mose und Samuel in 20.- und für das Abendessen Fr 25.- . schluss Got- der Schule des Gebets Am Sonntagmorgen ist der erste Vor- tes verkün- 3. Mit unserem Herrn in der Schule trag um 9.30 Uhr. Die Vorträge wer- digen“ mit des Gebets den aufgenommen und können als Benedikt 4. Mit Paulus in der Schule des Gebets MP3 oder als CD bestellt werden. Die Peters. Der 5. Hindernisse zu erhörlichem Beten anfallenden Kosten seitens der KfG, Referent 6. Wie kann ich ein Beter werden? möchten wir durch eine freiwillige BENEDIKT PETERS trägt jedoch 7. Eine betende Gemeinde Sammlung decken. momentan ein anderes Thema auf dem Herzen. Wir hoffen Ihnen mit diesem Thema ANMELDUNG B. Peters hat Ende März eine Konfe- zu dienen und würden uns freuen Sie Wer im Bibelheim übernachten möch- renz in der Nähe von Berlin zum an diesem Wochenende begrüssen zu te, melde sich bitte telefonisch oder Thema Gebet gehalten. Viele Ge- dürfen. Zu welchem Zeitpunkt wir schwister wurden durch die Vorträge schriftlich bis Freitag sehr bewegt und der HERR hat ihre das angekündigte den 7. Oktober bei: Herzen berührt. Wahrscheinlich ist Heinz Sommer, Bielstr. das Gebet der Bereich in der Bezie- Thema 27, 3252 Worben, hung zum himmlischen Vater, bei wel- „den gan- Tel.0041 (0)32 384 68 29 / chem die meisten von uns Mangel zen Rat- Handy 079 505 02 00 empfinden. Wie wollen wir die Ge- schluss Gottes verkündigen“ behan- Dieser Termin ist wich- meinde unseres deln werden, steht noch nicht fest. tig, da das Bibelheim Herrn mitauf- bauen, wenn wir ALLGEMEINE INFORMATIONEN sonst gegebe- die zentrale Be- Die Preise bewegen sich je nach Zim- nenfalls noch deutung des Ge- merwunsch zwischen 106 - 126 Fr.- andere Gäste bets noch nicht Vollpension für das Wochenende. beherbergen richtig entdeckt haben und es ent- Selbstverständlich besteht die Mög- könnte. Für die- sprechend praktizieren? Deshalb lichkeit schon am Freitagabend anzu- jenigen die als möchten wir dem Anliegen von B. Pe- Tagesgäste teil- ters nachgehen und eine Gebetskon- nehmen, ist der ferenz durchführen. Das Thema lau- späteste Anmel- tet: «Die Bedeutung des Gebets im determin der 23. Oktober. Dem persönlichen Leben und in der Ge- nächsten Rundbrief wird eine Einla- meinde». Der HERR möge jetzt dung mit Anmeldetalon beigelegt schon unsere Herzen vorbereiten, da- sein. Alternativ finden Sie unter mit sein Wort auf fruchtbaren Boden kfg.ch/Verantstaltungen/Schweiz falle. einen Anmeldetalon, den Sie ausfüllen Gerne geben wir eine Übersicht über und an H. Sommer schicken können. die vorgesehenen Themen: Für das KfG Team 1. Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist: Markus Bachofen • Warum wir beten müssen Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 5
PRO Plädoyer für den Calvinismus Der nachfolgende Artikel ist ein Auszug aus Spurgeons Autobiographie „Alles zur Ehre Gottes“. Wir drucken sein „Plädoyer für den Calvinismus“ mit freundli- cher Erlaubnis des CLV-Verlages ab (3. Sonderauflage, Bielefeld 2002, S. 95-103). Die Redaktion Charles H. Spurgeon, (1834-1892) schleifen. Ich habe das gleiche Evan- wie viele sie noch glauben werden, gelium, wie John Knox. Das, was durch bevor sie an das Ende ihrer Reise kom- Die alte Wahrheit, die Calvin ge- Schottland gerauscht ist, muss auch men. Ich danke Gott, dass er mich früh predigt hat, die Wahrheit, die Augus- wieder durch England rauschen. das eine Evangelium gelehrt hat, mit tin gepredigt hat, sie ist auch die Wahr- dem ich vollständig zufrieden bin, dass heit, die ich heute predigen muss, sonst Es ist großartig, wenn man sein ich nichts anderes kennenlernen will. wäre ich unaufrichtig gegenüber mei- Leben als Christ beginnt, indem man Beständiger Wechsel des Glaubensbe- nem Gewissen und gegenüber Gott. an gute und solide biblische Lehren kenntnisses bedeutet nur Verluste. Ich darf die Wahrheit nicht selbst ge- glaubt. Manche Menschen haben in Wenn Menschen permanent ihre Be- stalten; es ist mir fremd, die rauen zwanzig Jahren zwanzig verschiede- kenntnisse wechseln, wird wahrschein- Kanten einer biblischen Lehre abzu- ne Arten von »Evangelium« empfan- lich keine gute Frucht zur Ehre Got- gen, und es ist nicht vorauszusagen, tes dabei herausspringen. Das ist wie 6 Gemeindegründung Nr. 87, 3/06
wenn ein Baum zwei- bis dreimal im Ich kann nicht verstehen, warum gegen alles Heilige und Gute. Wehru- Jahr von seinem Platz versetzt wird. ich gerettet wurde. Es gibt nur einen Dann brauchst du keinen großen Spei- Grund dafür: Gott wollte es so. Ich fe über mich waren vergeblich, War- cher bauen, um die Äpfel lagern zu kann selbst bei genauestem Hinschau- können. en nicht entdecken, dass es da in mir nungen wurden in den Wind geschla- selbst irgendeine Andeutung eines Es ist gut, wenn junge Gläubige ihr Grundes gibt, warum ich an der gött- gen. Donnerschläge wurden missach- Glaubensleben mit dem festen Ver- lichen Gnade Teilhaber werden durf- trauen auf die großen grundlegenden te. Wenn ich jetzt in diesem Augen- tet; und was das Flüstern seiner Liebe Glaubenslehren beginnen, die der blick nicht ohne Christus bin, dann Herr in seinem Wort festgelegt hat. hat dies seine Ursache nur darin, dass angeht, es wurde zurückgewiesen als Hätte ich geglaubt, was manche pre- Christus Jesus mit mir seinen Plan hat. digen, dass es nur eine zeitweilige, Dieser Plan war, dass ich da sein soll- etwas, das weniger ist als nichts. Und eigentlich belanglose Errettung gäbe, te, wo er ist, und dass ich an seiner wäre ich dafür kaum dankbar gewe- Herrlichkeit teilhaben sollte. Ich kann so bin ich mir heute sicher, dass ich es sen. Aber als ich wusste, dass Gott die Krone nirgendwohin legen als auf seine Erlösten mit einer ewigen Er- sein Haupt, das Haupt dessen, der mich sagen kann: »Er allein ist meine Er- lösung rettet, als ich wusste, dass er gerettet hat von meinem Weg, der in ihnen eine ewige Gerechtigkeit gibt, die Hölle führte. Wenn ich so auf mein rettung.« Er war es, der mein Herz he- als ich wusste, dass er sie auf ein ewi- Leben zurückschaue, kann ich sehen, ges Fundament der ewigen Liebe stellt dass hinter allem Gott stand, Gott al- rum wendete und und sie in sein ewiges Königreich lein. Ich habe keine Fackel benutzt, bringen wird, ja, da habe ich gestaunt, um die Sonne zu erleuchten, sondern mich auf meine Knie dass eine solche Segnung gerade mir die Sonne hat mich erleuchtet. Ich habe zuteil geworden war! mein geistliches Leben nicht selbst brachte vor ihm. »Ich habe keine angefangen - nein, ich habe vielmehr Ich denke, einige Leute neigen in- gegen die Dinge des Geistes getreten Gut kann ich mich Fackel benutzt, stinktiv zu der Lehre vom freien Wil- und gekämpft; als er mich zog, bin ich daran erinnern, wie um die Sonne len. Ich kann nur sagen, dass nur die ihm eine Zeitlang nicht gefolgt; in ich die Lehre der zu erleuchten, Lehre von der unumschränkten Gna- meiner Seele war ein natürlicher Hass Gnade in einem ein- sondern die de genügt. zigen Augenblick ge- lernt habe. Wie wir Sonne hat mich es alle von Natur aus erleuchtet.« sind,wurdeichalsein Arminianer geboren. Ich glaubte fest dar- an, was ich immer wieder von der Kanzel herunter gehört hatte, und sah die Gnade Gottes nicht. Als ich auf dem Weg zu Christus war, dachte ich, ich würde es ganz allein tun, und ob- wohl ich den Herrn ernstlich suchte, Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 7
hatte ich keine Ahnung, dass er mich dass wir nicht durch unseren eigenen er habe die Bibel auf seinen Knien suchte. Ich glaube nicht, dass ein Jung- Willen in diese Welt gekommen sind, gelesen. Ich sagte zu ihm: Bekehrter sich dessen bewusst ist. Ich sonderndassGottdiesfürunsentschie- »Ich denke, du hast die Bibel in ei- kann noch den Tag den hat. Welche der Umstände haben ner sehr unkomfortablen Lage gele- und die Stunde nen- wir denn in unserer Hand gehabt, die sen. Hättest du sie in deinem Sessel »Ich glaube an nen, als ich zum ers- esunserlaubthätten,bestimmteMen- gelesen, dann hättest du sie auch ten Mal diese Wahr- schen als unsere Eltern auszuwählen? vielleicht besser verstanden. Bete so, die Lehre der heiten in mir selbst Hatten wir damit irgendetwas zu tun? und je mehr, je besser. Aber es ist ein Erwählung, begriff - als sie, wie denn ich bin John Bunyan es sagt, Hat nicht Gott selbst unsere Eltern Stück Hochmut zu denken, es hätte in mein Herz einge- bestimmt, wie auch unseren Geburts- irgendeine Bedeutung, in welcher ort und unsere Freunde? War es nicht Körperhaltung ein Mensch die Bibel mir ganz sicher, brannt wurden wie in seiner Hand, mich mit der Haut liest. Und was das zwanzigfache dass, wenn mit einem heißen Eisen, und ich erin- eines Hottentotten geboren werden zu Durchlesen der Bibel betrifft, ohne lassen,zurWeltgebrachtvoneinerMut- etwas über die Lehre der Erwählung Gott mich nicht nere mich, dass ich ter, die mich in ihrem erwählt hätte, den Eindruck hatte, in einem Augenblick »Kraal« großzieht und ich niemals ihn vom Baby zum er- mich lehrt, vor heid- „Die er aber erwählt hätte.« wachsenen Mann ge- nischen Göttern die wachsen zu sein. Ich Knie zu beugen? Und hatte einen Fort- konnte er mir nicht vorherbestimmt hat, diese hat er genauso leicht eine schritt im biblischen fromme Mutter geben, auch berufen; die jeden Morgen und Wissen gemacht, als ich ein für allemal herausgefunden hatte, was der Schlüs- jeden Abend ihre Knie und die er berufen hat, beugt, um für mich zu sel für die Wahrheit Gottes ist. An einem Wochentag saß ich abends beten? diese hat er auch gerechtfertigt; im Haus Gottes. Ich dachte nicht sehr viel nach über das, was der Prediger John Newton er- die er aber gerechtfertigt hat, zählte gerne eine wun- sagte, denn ich glaubte es nicht. Der Gedanke traf mich: »Wie bist du ein derliche Geschichte, diese hat er auch verherrlicht.“ über die er dann auch Christ geworden?« Ich habe den Herrn immer selber lachen gesucht. »Aber wie bist du darauf ge- kommen, den Herrn zu suchen?« In musste:EineguteFrau RÖMER 8,30 sagte,umdieLehreder diesem einzigen Augenblick leuchte- te die Wahrheit in mir auf - ich hätte Erwählung zu bewei- ihn nicht gesucht, wenn er nicht schon sen: »Ach, wissen Sie, vorher meine Gedanken beeinflusst der Herr muss mich hätte, indem er mich dazu brachte, ihn geliebt haben, bevor ich geboren war; gefunden zu haben: Es ist ein Wun- zu suchen. Ich betete, so dachte ich, hinterher hätte er an mir nichts Lie- der, dass du überhaupt etwas gefun- aber dann fragte ich mich: Wie kam benswertes mehr gesehen.« Ich bin si- den hast. Du musst mit einer solchen ich dazu, zu beten? Ich wurde durch cher, dass dies auch in meinem Fall so Geschwindigkeit hindurchgaloppiert die Heilige Schrift zum Beten ermun- ist. Ich glaube an die Lehre der Er- sein, dass es nicht zu erwarten war, tert. Wie kam ich dazu, die Heilige wählung, denn ich bin mir ganz si- überhaupteinenvernünftigenGedan- Schrift zu lesen? Ich las sie, aber was cher, dass, wenn Gott mich nicht er- ken über die Bedeutung der Heiligen hatte mich dazu gebracht? wählt hätte, ich niemals ihn erwählt Schrift zu bekommen.« Da, in einem Augenblick, sah ich, hätte. Und ich bin mir sicher, dass er dass Gott der Urgrund aller Dinge ist, mich erwählt hat, bevor ich geboren Wenn es schon wunderbar ist, ei- dass er der Urheber meines Glaubens war, hinterher hätte er mich nicht nen Fluss zu sehen, wie er ausgewach- war, und so öffnete sich die ganze Leh- mehr erwählt. Und er muss mich aus sen aus der Erde entspringt, wie wäre re der Gnade vor mir. Von dieser Zeit Gründen erwählt haben, die mir un- es dann, eine riesige Quelle zu sehen, an habe ich nicht von ihr gelassen, und bekannt sind, denn ich konnte in mir ausderalldieStrömederErdezugleich ich möchte, dass dies immer mein be- selbst nie einen Grund finden, war- heraus fließen würden, eine Million, ständiges Bekenntnis ist: »Ich verdan- um er mich mit besonderer Liebe alle in einer Geburt geboren? Was für ke meine ganze Veränderung nur Gott.« hätte anschauen sollen. So bin ich also eine Schau wäre dies! Wer kann sich gezwungen, diese große biblische so etwas vorstellen? Und doch ist die Als erstes möchte ich fragen: Müs- Lehre anzunehmen.» Liebe Gottes diese Quelle, in der all sen wir nicht alle zugeben, dass es Gottes Vorhersehung und seine Hand die Ströme der Güte, die jemals die war, die uns in diese Welt gebracht haben? Auch jene Menschen, die der Ich erinnere mich an einen armi- Menschheit erfreut haben – all die Meinung sind, dass wir später unse- ren eigenen freien Willen haben, um nianischen Bruder, der mir sagte, er Ströme der Gnade zu jeder Zeit und unsere Füße in diese oder jene Rich- tung zu lenken, müssen doch zugeben, habe die Bibel zwanzigmal oder mehr der Herrlichkeit später – ihren Ur- durchgelesen und die Lehre der Er- sprung haben. Meine Seele, steh du wählung in ihr nicht gefunden. Dann an diesem heiligen Quellgrund und fügte er hinzu, dass er sie sicher ge- lobe und verherrliche Gott für immer funden hätte, wenn sie da wäre, denn und ewig; Gott, der sogar unser Vater 8 Gemeindegründung Nr. 87, 3/06
ist, der uns geliebt hat! Vom Anfang sus ohne den Beistand des Heiligen felsenfesten Wahrheit: »Gott ist mein an, als dieses große Universum noch Geistes.« Fels und meine Rettung.« Was ist die in Gott verborgen lag wie ungeborene Irrlehre Roms anderes, als dass man Wälder in dem Eichen-Samen, lange Ich muss die Lehre der Verdorben- zu dem vollkommenen Verdienst Jesu bevor ein Echo die Einöde aufweck- heit des menschlichen Herzen glau- Christi etwas hinzugefügt hat – dass te, bevor die Berge geboren wurden ben, denn ich finde, dass ich selbst in man die Werke des Fleisches mit hin- und lange bevor das Licht durch den meinem Herzen verdorben bin, und eingebracht hat, um uns in unserer Himmel strahlte, liebte Gott seine habe täglich Beweise dafür, dass in Rechtfertigungbeizustehen? Undwas Geschöpfe. Bevor es irgendein erschaf- meinem Fleische nichts Gutes wohnt. ist die Irrlehre der Arminianer ande- fenes Wesen gab - als der Äther noch Wenn Gott einen Bund mit dem noch res als die Hinzufügung von etwas zu nicht durch Engelsflügel bewegt wur- nicht gefallenen Menschen schließen dem Werk des Erlösers? Jede Irrleh- de, als der Weltraum selbst noch nicht würde, dann wäre der Mensch noch re, wenn man ihren eigentlichen An- existierte, als es nichts gab als Gott immer eine Kreatur von so unbedeu- satzpunkt nimmt, lässt sich hierauf allein – selbst da, in jener Einsamkeit tendem Wert, dass es ein Akt der gnä- zurückführen. Ich meine, dass man der Gottheit und in dieser tiefen Stil- digen Herablassung Gottes wäre, wenn nicht Christus und ihn als den Gekreu- le und Tiefgründigkeit wurde sein In- er sich mit ihm verbände. Aber wenn zigten predigen kann, wenn man nicht nerstes von der Liebe für seine Erwähl- Gott einen Bund mit dem sündigen das predigt, was man heute gemeinhin ten bewegt. Ihre Namen waren in sein Menschen macht, einer so widerspens- Calvinismus nennt. Der Name »Cal- Herz geschrieben und seiner Seele lieb. tigen Kreatur, ist ein solcher Bund für vinismus« ist eigentlich ein Spitzna- Jesus liebte sein Volk vor Grundlegung Gott ein Akt der reinen, freien, rei- me.CalvinismusistEvangelium,nichts der Welt – ja, von Ewigkeit her! Und chen und souveränen Gnade. anderes. als er mich in seiner Gnade rief, sagte er zu mir: »Ich habe dich je und je Ein kürzlich verstorbener Mann hat Wenn einer der Heiligen Gottes ver- geliebt, darum habe ich dich zu mir unter ein Porträt von sich den höchst gezogen aus lauter Güte.« bemerkenswerten Text gesetzt: »Die loren geht, dann kön- Rettung ist des Herrn«. Dies ist soviel Dann, als die Zeit erfüllt war, rei- wie ein Synonym für Calvinismus. nen alle verloren ge- »Wenn man nigte er mich mit seinem Blut. Er ließ Wenn mich jemand fragen würde, was hen. Wenn ein Teilha- sein Herz in einem großen Stoß für ich unter einem Calvinisten verstehe, mich verbluten, sein Herz, das schon dann würde ich antworten: »Das ist ber am Bund verloren eine göttliche lange, bevor ich ihn liebte, für mich einer, der sagt: Die Rettung ist des geht,dannkönnenalle Person als verwundet worden war. Als er das erste Herrn.«IchkanninderHeiligenSchrift verloren gehen, und Mal zu mir kam, habe ich ihn da nicht keine andere Lehre finden. Sie ist die Opfer hat, ist es verschmäht und abgewiesen? Als er Essenz der Bibel. »Er allein ist mein dann gibt es keine Ver- unmöglich, an meine Tür klopfte und um Ein- Fels und meine Rettung.« Sage mir heißung des Evange- lass bat, habe ich ihn nicht wegge- irgendetwas, was dieser Wahrheit wi- liums mehr, die wahr noch an einen schickt und seine Gnade abgelehnt? derspricht, und es wird eine Irrlehre ist. Dann ist die Bibel Ach! Ich weiß noch genau, dass ich sein. Sage mir eine Irrlehre, und ich dies jedes mal und immer wieder ge- werde ihren Ursprung hierin finden, eine Lüge, und es ist begrenzten Wert tan habe, solange, bis er schließlich dass sie sich entfernt hat von dieser in ihr nichts, was mei- zu denken.« durch die Macht seiner wirksamen großen, dieser fundamentalen, dieser ner Annahme wert Gnade sagte: »Ich muss, ich werde hi- neinkommen.« Dann kehrte er mein wäre. Gott ändert sei- Herz um und brachte mich dazu, ihn zu lieben. Ist mein Heiland für mich nen Plan nicht, war- gestorben, weil ich an ihn geglaubt habe? Nein, ich lebte damals noch gar um sollte er? Er ist der Allmächtige nicht. »Aber«, sagt vielleicht jemand, »er sah voraus, dass du Glauben ha- und kann deshalb tun, was immer er ben würdest und deshalb liebte er dich.« Was sah er denn voraus in Be- zug auf meinen Glauben? Sah er vor- aus, dass ich von mir selbst aus Glau- ben haben würde und ihm von mir selbst aus vertrauen würde? Nein, Christus konnte dies nicht vorausse- hen, denn kein Christ kann jemals sa- gen, dass der Glaube von ihm selber komme ohne die Gabe und ohne das Werk des Heiligen Geistes. Ich habe sehr viele Gläubige getroffen und mit ihnen über diese Frage gesprochen. Aber ich kenne nicht einen einzigen, der seine Hand auf sein Herz legen würde und sagen: »Ich glaubte an Je- Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 9
will. Warum sollte er nicht? Gott ist alle in dieser Welt, sondern auch alle Wenn Christus an seinem Kreuz allwissendundkanndahernichtsfalsch in zehntausend anderen Welten hät- starb, um alle Menschen zu retten, planen. Warum sollte er? Er ist der te retten können, wenn sie das Ge- dann war es auch sein Vorsatz, jene ewigeGott und kann daher nicht ster- setz ihres Schöpfers übertreten hät- zu retten, die vor ihm gestorben und ben, ohne dass sein Plan vollendet ten. Wenn man, ihm erst einmal die verloren gegangen sind. Wenn diese wäre. Warum sollte er sich ändern? Unendlichkeitzugesteht,dannisteine Lehre stimmt, dann starb er also für Ihr wertlosen Atome der Erde, Stroh- Begrenzung nicht mehr denkbar. einige, die schon in der Hölle waren, feuer eines einzigen Tages, ihr krie- bevor er in diese chenden Insekten auf dem Lorbeer- Welt kam, denn blatt der Existenz, ihr mögt eure Plä- „Oder verachtest du ohne Zweifel gab es schon damals unzäh- ne ändern, aber er niemals. Hat er mir gesagt, dass es sein Plan ist, mich den Reichtum seiner Gütigkeit lig viele, die wegen ihrer Sünden ver- zu retten? Dann bin ich für immer worfen worden wa- gerettet. und Geduld und Langmut Ich weiß nicht, wie manche Leute, ren. Noch einmal: Wenn Christus vor- die denken, dass ein Christ aus der Gnade fallen kann, es fertig bringen, und weißt nicht, hatte, alle Menschen zu retten, wie kläg- glücklich zu sein. Wenn ich nicht an die Lehre der endgültigen Bewahrung dass die Güte Gotes dich lich ist er dann ent- täuscht worden, der Heiligen glaubte, wäre ich der Elendeste unter allen Menschen, denn zur Buße leitet?“ denn wir haben doch sein eigenes dann hätte ich keine Ursache des Tros- tes mehr. Ich glaube, dass die glück- Zeugnis, dass es ei- lichsten und echtesten Christen jene RÖMER 2,4 nen See gibt, der mit Feuer und Schwefel sind, die es niemals wagen, an Gott zu zweifeln, sondern die sein Wort ein- brennt, und in eben fach so, wie es dasteht, annehmen, es diesen See sind nun glauben und nicht in Frage stellen, weil welche von denen sie wissen, dass, wenn Gott es so sagt, Wenn man eine göttliche Person als geworfen worden, für die er, der Uni- es auch so ist. Ich bezeuge, dass ich Opfer hat, ist es unmöglich, noch an versalversöhnung1zufolge,mitseinem keinen Grund habe, an meinem Herrn einenbegrenztenWertzudenken.Die Blut bezahlt hat. Dies aber scheint zu zweifeln. Ich for- Begriffe »Grenze« und »Einschrän- mir ein Gedanke zu sein, der tausend- dere Himmel und kung« sind Begriffe, die sich nicht auf mal mehr verwerflich ist als alle Fol- »Wenn mich je- Erde und Hölle auf, das göttliche Opfer anwenden lassen. gerungen, denen man nach für Men- mand fragte, ob einenBeweisdafürzu erbringen, dass Gott Die Absicht des göttlichen Vorhabens schen starb, die in der Hölle waren ich mich schä- bestimmt zwar die Anwendung des oder sind, scheint mir eine Vorstel- me, ein Calvi- nist genannt zu unwahrhaftig wäre. unendlichen Opfers, macht es aber lung zu sein, die zu schrecklich ist, Er ist ein Gott, der seine Versprechen nicht zu einem endlichen Werk. um sie aufrecht zu erhalten. hält. Dies wird sich »Eine große Menge, die kein Mensch zählen kann«, wird im Him- Es gibt niemand, der mehr an den werden, dann an jedem einzelnen mel sein. Ich denke, mehr als in der LehrenderGnadefesthältalsich.Wenn würde ich ant- aus seinem Volk zei- gen. Hölle, weil Christus »in allem den mich jemand fragte, ob ich mich schä- worten: Ich Vorrang« hat, und ich kann mir nicht me, ein Calvinist genannt zu werden, möchte nichts anderes heißen vorstellen, dass mehr unter Satans dann würde ich antworten: Ich möch- Ich weiß wohl, Herrschaft sind als unter der Christi. te nichts anderes heißen, als Christ. dass es einige gibt, die es für ihr System Außerdem habe ich nirgends gelesen, Aber wenn du fragst, ob ich die lehr- dass es in der Hölle so große Men- mäßigenAnschauungenvonJohannes als Christ.« der Theologie für gen gäbe, die niemand zählen kann. Calvin für richtig halte, dann antwor- unerlässlich halten, te ich, dass ich sie im Großen und den Wert des Blutes Dann gibt es einige, die lieben die Ganzen für richtig halte. Ich bekenne Jesu zu begrenzen. Wenn mein theo- Lehre der Universalversöhnung1, weil dies gerne. Aber es liegt mir fern zu logisches System eine solche Begren- sie sagen: »Sie ist so wundervoll. Es denken, dass Zion nur calvinistische zung nötig hätte, dann würde ich es ist eine liebenswerte Idee, dass Chris- Christen enthält, oder dass niemand in den Wind schlagen. Ich kann und tus für alle Menschen gestorben ist; gerettet würde, der nicht an diese Leh- wage nicht, diesen Gedanken in mei- sie empfiehlt sich von selbst dem Ge- ren glaubt. Es sind schon ganz furcht- nem Denken zuzulassen, es scheint fühl des Menschen. Es liegt etwas von bare Dinge gesagt worden über den mir zu nahe an einer Lästerung zu FreudeundSchönheitdarin.«Ichgebe angeblichen Charakter und die geist- liegen. Der Wert des vollendeten zu, dass das stimmt, aber sehr oft ist liche Art von John Wesley, den mo- Werkes Jesu Christi füllt ein weites SchönheitmitFalschheitgepaart.Vie- dernen Vertreter des Arminianismus. Meer. Mein Senkblei findet keinen les an dieser Idee der Universalver- Ich kann nur sagen, dass ich – auch Grund und mein Auge erblickt kein söhnung1 könnte ich bewundern, aber wenn ich manche der Lehren, die er Ufer. Es muss im Blut Christi genü- ich will hier einfach nur zeigen, was verkündigt hat, ablehne – für ihn per- gend Wirkungskraft liegen, dass Gott, diese Annahme notwendig mit sich sönlich eine Hochachtung empfinde, wenn er es gewollt hätte, nicht nur bringt. die keinem seiner Anhänger nachsteht. 10 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
Wenn man noch zwei Apostel zu den bel finde, dass alles von oben her be- treter des Systems der Gnade waren. Zwölfen hinzufügen müsste, dann, stimmt ist, dann ist das wahr. Wenn glaube ich, könnte man niemand fin- ich dann an einer anderen Stelle fin- Oder was will er über die Puritaner den, der dafür mehr geeignet wäre als de, dass der Mensch für alle seine Ta- George Whitefield und John Wesley. ten verantwortlich ist, dann ist auch sagen, deren Bücher das wahr. Es ist einzig und allein meine Ich glaube nicht, dass ich mich von Dummheit, die mich dazu bringt, zu voll davon sind? meinen hyper-calvinistischen Brü- denken, diese beiden Wahrheiten dern in irgendeinem Punkt dessen, was könnten sich jemals widersprechen. Wäre in jenen Tagen »…und doch sieglauben,unterscheide;aberichun- Ich glaube nicht, dass sie je auf ir- einer Arminianer ge- sehe ich auch, terscheide mich von ihnen in Bezug gendeinem irdischen Amboss zu ei- wesen, dann hätte auf das, was sie nicht glauben. Ich halte ner einzigen Wahrheit zusammenge- nicht an weniger fest, als sie es tun, schmiedet werden können, aber sie manihnalsabscheu- und ich kann aber ich halte an ein klein wenig mehr werden sicher in der Ewigkeit eins lichsten Irrlehrer, nicht daran fest, ein klein wenig mehr – wie ich sein. Sie sind zwei Linien, die so pa- der auf dieser Erde denke – von der Wahrheit der Heili- rallel sind, dass der menschliche Ver- vorbei, dass der gen Schrift. Das System der Wahr- stand ihnen so weit, wie es geht, fol- atmet, angesehen. Mensch han- heit, das in der Heiligen Schrift of- gen kann, ohne zu sehen, dass sie sich Heute sieht man uns delt, wie er fenbart ist, ist nicht eine gerade Li- jemals treffen. Aber sie treffen sich als Irrlehrer an, sie nie; es sind zwei. Und niemand wird und werden eins, irgendwo in der sind die Orthodo- jemals eine richtige Sicht des Evan- Ewigkeit, nahe bei dem Thron Got- geliums erhalten, bevor er nicht ge- tes, wo alle Wahrheit entspringt. xen. Aber wir haben will, und dass lernt hat, beide Linien zugleich zu den Glauben der al- Gott sein Han- sehen. Zum Beispiel lese ich in ei- Oft wird gesagt, die Glaubensleh- ten Schule, wir kön- nem Buch der Bibel: »Der Geist und ren, die wir glauben, hätten eine Ten- deln in einem die Braut sagen: „Komm.“ Und wer denz, uns zur Sünde zu verführen. Ich nen uns auf die Apos- großen Maße es hört, der sage: „Komm.“ Und wen habe schon die Behauptung gehört, tel zurückführen. Es ihm selbst über- dürstet, der komme und nehme das diese hohen Lehren, die wir lieben ist diese Ader der Wasser des Lebens umsonst.« Und und die wir in der Heiligen Schrift freien Gnade, die doch lerne ich an einer anderen Stel- finden, seien unsittliche Lehren. Ich le desselben inspirierten Wortes Got- möchte wissen, wer sich noch traut, durch die Verkündi- lassen hat und tes, dass es nicht »an jemandes Wol- eine solche Behauptung zu machen, gung der Baptisten seinem eigenen len oder Laufen« liegt, »sondern an wenn er weiß, dass die heiligsten läuft, die uns als De- Gottes Erbarmen«. An der einen Stelle Männer an diese Lehren geglaubt ha- freien Willen.« sehe ich, wie Gott in seiner Vorher- ben. Ich frage denjenigen, der es wagt nomination gerettet sehung über allem steht, und doch zu sagen, dass Calvinismus eine un- hat. Wäre dies nicht sehe ich auch, und ich kann nicht sittliche Religion sei, was er denn über daran vorbei, dass der Mensch han- den Charakter von Augustin, Calvin gewesen, gäbe es uns delt, wie er will, und dass Gott sein oder Whitefield denkt, die in verschie- Handeln in einem großen Maße ihm denen Jahrhunderten die großen Ver- heute überhaupt selbst überlassen hat und seinem ei- genen freien Willen. Wenn ich nun nicht. Wir können eine goldene Li- auf der einen Seite behaupten wür- de, dass der Mensch so frei ist in sei- nie bis hin zu Jesus Christus ziehen, nem Handeln, dass es keine Kontrolle Gottes über sein Tun gäbe, dann wäre eine heilige Folge von mächtigen Vä- ich sehr gefährlich nahe an den Athe- ismus herangekommen. Wenn ich auf tern, die alle diese wunderbaren Wahr- der anderen Seite erklären würde, dass Gott alle Dinge so sehr überwacht, heiten festhielten, und fragen: »Wo fin- dass der Mensch nicht frei genug ist, um selbst verantwortlich zu sein, dann det man bessere und heiligere Men- wäre ich sofort beim Antinomismus oder Fatalismus. Dass Gott vorher- schen auf der Erde?« Keine Lehre bestimmt und dass der Mensch doch selbst verantwortlich ist, sind zwei eignet sich so gut dazu, Menschen vor Tatsachen, die nur wenige klar sehen. Man hält sie für unvereinbar der Sünde zu bewahren, wie die Leh- miteinander und für Widersprüche, aber sie sind es nicht. Der Fehler liegt re der Gnade Gottes. Wer sie eine »un- in unserem schwachen Beurteilungs- vermögen. Zwei Wahrheiten können sittliche Lehre« genannt hat, wusste sich nicht gegenseitig ausschließen. Wenn ich also an einer Stelle der Bi- nichts von ihr. Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 11
CONTRA Calvinismus Um diesen Artikel hier abdrucken zu können, musste er – mit Erlaubnis des Autors – etwa um ein Drittel gekürzt werden. Die Redaktion Peter Streitenberger, Ingolstadt setzt werden. Inhalt der calvinistischen Menschen, [...] zur Seligkeit auserwählt Sicht ist die Errettung der Menschen hat – in Christus, den er auch von I. EINFÜHRUNG IN DAS CALVINISTISCHE – Zeitpunkt der Beschlussfassung Ewigkeit her zum Mittler und Haupt Gottes war bereits vor der Erschaffung aller Auserwählten und zu einem Fun- DENKEN der Erde. dament der Seligkeit gesetzt hat. Und Zum Kern der calvinistischen Lehre damit sie durch ihn selig gemacht wür- gehört, dass Gott vor Grundlegung der Folgende Auszüge stellen eine Säule den, hat er auch beschlossen, sie ihm Welt Menschen zur ewigen Seligkeit calvinistischer Theologie zusammen- zu geben [...]“ (erstes Lehrstück, Ar- vorherbestimmt hat; allein für diese fassend und eindrücklich dar, nämlich tikel 7) Auserwählten wurde Jesus Christus ge- die Prädestination einer vorherbe- sandt. Der Herr habe ausschließlich stimmten und abgegrenzten Menge an Die Kombination aus der aktiven deren Sünden am Kreuz getragen. Der Menschen zur ewigen Seligkeit: „in- Vorherbestimmung der einen Grup- Heilige Geist schenke nur diesen Aus- dem er [Anm.: Gott] einige Menschen pe von Menschen zur Seligkeit und erwählten die Wiedergeburt durch sein nach seinem Ermessen erwählt, bestimmte anderer zur Verdammnis, wird als Wirken, gegen das es keinen Wider- andere übergeht [...] Wir entnehmen den doppelte Prädestination bezeichnet: stand gäbe. Andere Menschen seien Worten des Apostels, dass das Heil der „Unter Vorsehung verstehen wir Gottes nicht in Gottes Heilsplan einbezogen, Gläubigen allein auf das Gutdünken der ewige Anordnung, vermöge deren er bei d. h. sie wurden weder zur Seligkeit göttlichen Erwählung gegründet ist“ (Jo- sich beschloss, was nach seinem Willen auserwählt, noch sei Jesus am Kreuz hannes Calvin, Institutio, Buch III, aus jedem einzelnen Menschen werden für sie gestorben. Der Heilige Geist Kap. 2) sollte! Denn die Menschen werden nicht wirke an ihnen auch nicht in unwi- alle mit der gleichen Bestimmung erschaf- derstehlicher Art und überließe sie ih- Die Dordrechter Lehrregel, die fen, sondern den einen wird das ewige rem Weg zur ewigen Hölle. als ein eindrückliches Dokument aus Leben, den anderen die ewige Verdamm- Das aus lateinischer Wurzel abge- dem Jahre 1619 der reformierten nis vorher zugeordnet.“ (Johannes Cal- leitete Wort ‚Prädestination’ bezeich- Kirche der Niederlande und deren vin, Institutio, Buch III Kap. 21). „... net das von einer Person bereits vorher calvinistischem Denken gesehen wer- haben wir auch für die Verwerfung an- festgelegte und später eintretende Ziel den kann, zeigt die Übernahme der derer keine andere Ursache als seinen oder Ereignis und kann mit dem Be- Lehren Calvins: „Diese Erwählung ist Willen.“ (Johannes Calvin, Institutio, griff der Vorherbestimmung gleichge- ein unveränderlicher Vorsatz Gottes, Buch III, Kap. 2) durch den er vor der Grundlegung der Welt aus dem gesamten Menschenge- Die Lehre der doppelten Prädesti- schlecht, [...] eine bestimmte Menge von nationwirdauchindereinfachenForm 12 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
prinzipiell – jedoch in verbal abge- hannes Calvin, Institutio, Buch III, in Gottes Heilshandeln einbezogen: schwächter Form – wieder gefunden: Kap. 22) „Das Erlösungswerk Christi war nur dazu Gott habe diejenigen Menschen, die bestimmt, die von Gott Auserwählten zu verloren gehen werden, zwar nicht Calvin sah sich aufgrund dieser retten und ihre Rettung tatsächlich zu aktivzurVerdammnisvorherbestimmt, Lehre mit Widerstand konfrontiert, bewirken. Durch seinen stellvertretenden diese jedoch nicht zur Seligkeit aus- dem er zu begegnen versucht: „Nun Tod ertrug Christus die Strafe der Sün- erwählt und dadurch – im passiven machen einige den Einwand, Gott gera- de anstelle ganz bestimmter Sünder. Über Sinne – ihrem Weg zur Hölle über- te ja mit sich selbst in Widerspruch, wenn die Hinwegnahme der Sünden der Sei- lassen und ihnen den rettenden Glau- er alle zu sich einlüde und doch nur we- nen bewirkte das Erlösungswerk Christi ben vorenthalten. Im Folgenden soll nige Auserwählte annähme.“ (Johannes alles was notwendig war zu ihrer Ret- daher nicht zwischen einfacher und Calvin, Institutio, Buch III, Kap. 22) tung [...]“ (aus: http:// doppelter Prädestination unterschie- „In Ergänzung zum äußeren allgemei- ducati.onlinehome.de/calvinismus/ den werden. nen Ruf zur Errettung, der an alle ohne bvverse1.htm) Unterschied erfolgt, gestaltet der Heilige AuscalvinistischerSichterfolgtdie Geist für die Erwählten einen speziellen DIE LEHRE DER Predigt des Evangeliums auf zwei – je innerlichen Ruf, der sie unwiderstehlich nach Zuhörerschaft – unterschiedli- zur Errettung führt. Dem äußerlichen UNWIDERSTEHLICHEN »Das Erlö- che Arten: Der erste, allgemeine Ruf Ruf, der an alle geht, kann widerstanden sungswerk Jesu des Evangeliums verhallt ohne zwin- werden, dem inneren, der an die Erwähl- GNADE gende Konsequenz, der zweite ist mit ten geht, nicht, er mündet immer in eine Gottes Wirken an dem so genannten unwiderstehlichen Bekehrung.“ (aus: http:// Wirken des Heiligen Geistes vergleich- ducati.onlinehome.de/calvinismus/ denen, die angeblich Christi ist für bar, da er als zwingende Antwort die ugverse.htm) zur Wiedergeburt die gesamte Errettung und Wiedergeburt bei den vorherbestimmt sein Adressaten hervorbringt. Gegen die- DIE BEGRENZTE ERLÖSUNG JESU CHRISTI sen zweiten Ruf gibt es keinen Wider- sollen, wird als direk- Menschheit ge- stand auf Seiten der Menschen: „[...] AM KREUZ tes zwingendes und schehen.« dass in der äußeren Predigt alle zu Buße Das Erlösungswerk Jesu fand aus unausweichliches und Glauben gerufen werden, und dass Sicht der Calvinisten deswegen statt, doch nicht allen der Geist der Umkehr um die Sünden der Auserwählten zu Eingreifen Gottes und des Glaubens geschenkt wird“ (Jo- sühnen. Der Rest der Menschen ist davon ausgeschlossen und wird nicht verstanden, um den Auserwählten den rettenden Glauben zu schenken. Jeglicher menschlicher Wille, Verantwortung, Glaube oder Gehorsam sind nicht erforderlich und Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 13
werden sogar ausdrücklich ausge- habe und Christus für diese gestorben Menschen liegt wie ein aufgeschlage- schlossen: „[…] bringt der Heilige Geist sei, könne der Mensch dieser Wahl nes Buch vor Gott. Kein Umstand und den Sünder immer und unwiderstehlich Gottes nicht widerstehen, die ihn zum kein Gedanke unterliegen der Un- zur Errettung. Er kann bei seinem Werk Heil führt. kenntnis Gottes, ja er kennt sogar je- vom Willen des Menschen nicht behin- Perseverance of the Saints – Behar- desHaaraufunseremKopf(Mt10,30). dert oder eingeschränkt werden.[...] Der ren (Beharrlichkeit) der Heiligen Mit Menschen, die an Jesus Chris- Heilige Geist bewirkt beim erwählten Das ist die Lehre, wonach Gott die tus glauben, hat Gott bestimmte Vor- Sünder die Zusammenarbeit, zu Glau- Auserwähltenbiszuderenschlussend- haben, wozu er sie (vorher)bestimmt ben, Buße zu tun, um dann freiwillig lichen Seligkeit bewahren wird und hat. Gott wusste, wie und mit welchen und aus eigenem Antrieb zu Jesus zu diese bis zum Ende im Glauben blei- Personen er seine Heilspläne durch- kommen. Gottes Gnade ist deshalb un- ben/verharrenwerden,daihrHeilvöl- führen wird, und wer dazu auserwählt widerstehlich. Sie verfehlt niemals ihr lig ohne ihr Zutun allein auf der Gna- sein wird. Nach 1. Petrus 1,1ff ent- Ziel, diejenigen, für die sie bestimmt ist, de und Wahl Gottes beruht, der sie sprichtdieAuserwählungderGemein- zuerreichenundzuerretten.“(aus:http:/ selbst und niemand anderes sich wi- de seinem Vorherwissen: /ducati.onlinehome.de/calvinismus/ dersetzenkann. „Die Allwissenheit Gottes sieht alles ugverse.htm) voraus, was in der Zukunft passieren wird. In logischer Fortführung der Ge- Sie zieht in Betracht, wie die Menschen danken der Begrenzung des Werkes II. DER CALVINISMUS UND DIE HEILIGE sich entscheiden. In diesem Sinne ist es Jesu am Kreuz wird auch die Wirk- SCHRIFT zu verstehen, dass jene auserwählt und samkeit des Heiligen Geistes auf die ImweiterenVerlaufsollnungeklärt vorherbestimmt sind und zum ewigen definierte Gruppe der Auserwählten werden, ob eine Begrenzung im Hin- Leben glauben werden (Apg 13,48). Zur begrenzt. blick auf die Auserwählung einer be- gleichenZeitistderHerrJesusjedochüber grenzten Gruppe von Menschen, die diejenigen bekümmert, die nicht bereit DIE 5 PUNKTE DES CALVINISMUS – EinschränkungderErlösungamKreuz waren zu glauben (Mt 23,37). Gott stellt „TULIP“ und das begrenzte Wirken des Heili- allen Menschen den rettenden Glauben ImangelsächsischenRaumwerden gen Geistes überhaupt durch die Bi- bereit (1Jo 2,2). Die Schrift lässt an kei- die Hauptaussagen des Calvinismus bel gestützt werden kann. Daher wer- ner Stelle erkennen, dass es irgendeinen oft in dem Akronym „TULIP“ wie- dendieangesprochenenLehrpunktan- Menschen gibt, der nicht glauben kann, dergegeben und dadurch zusammen- hand der Heiligen Schrift auf Wider- weil Gott ihm die notwendige Vorausset- fassend auf den Punkt gebracht: sprüche hin geprüft. zung versagt hätte. Gott appelliert an alle TotalDepravity–VölligeVerderbtheit Zunächst sind einige Unterschei- Menschen, auf ihn zu hören, damit sie Der Calvinismus bezieht die Ver- dungeninderWortverwendungzutref- leben (Jes 55,1-3). Hierzu sind sie zwar dorbenheit des Menschen auf fähig doch müssen sie auch dazu die Unmöglichkeit des Men- bereit sein.“ (Gibson, Jean: schen an Jesus Christus glau- „Das ist gut Mehr Schein als Sein. Sind ben zu können, wenn nicht Gott alle Christen wirklich Chris- unweigerlich den Glauben und angenehm vor unserem ten?, Bielefeld 2000, CLV- schenkt. Dieser Glaube ist eine Verlag) zwangsläufige Gabe Gottes an Heiland-Gott, welcher will, Am Vorherwissen Gottes Auserwählte – bewirkt durch dass alle Menschen errettet setzt sein Plan im Sinne der die unwiderstehliche Gnade. Vorherbestimmung an: „Denn Unconditional Election – Be- die er vorher erkannt hat, die dingungslose Erwählung hat er auch vorherbestimmt, Die „Bedingungslose Er- werden und zur Erkenntnis der dem Bilde seines Sohnes gleich- wählung“ besagt, Gott habe die förmig zu sein, damit er der Menschen, die zum ewgen Le- Wahrheit kommen.“ Erstgeborene sei unter vielen ben bestimmt sind, vor Grund- Brüdern“ (Röm 8,29). legung der Welt in seinem un- Das Wort „vorher erkannt“ veränderlichen Ratschluss in 1. TIMOTHEUS 2,3.4 (griech.: proegno, woraus das Christus zur ewigen Herrlich- deutsche Wort „Prognose“ keit bestimmt, und dies aus- entstandenist),bezeichnetdas schließlich aus seiner freien Wissenübereinenspäterstatt- Gnade und Liebe, ohne dass ihn ein fen, um calvinistische Argumentation findenden Sachverhalt. Gott wusste Grund oder eine Eigenschaft in dem verstehenundbewertenzukönnen.Die demnach, wer seinen Sohn annehmen Manschen dazu veranlasst habe. Heilige Schrift beschreibt an vielen würde. LimitedAtonement–BegrenzteSühne Stellen Gott als denjenigen, dem kei- Die Allwissenheit Gottes erstreckt BeschränkungdesErlösungswerkes neSacheinVergangenheit,Gegenwart sich jedoch ebenso auf Handlungen JesuChristiamKreuzfürdenzurWie- und Zukunft unbekannt ist. Die Tat- undDinge,dienichtseinemausdrück- dergeburt auserwählten Teil der sache des Wissens Gottes über dieje- lichen Willen entsprechen, ja sogar Menschheit. nigen, die sein Heil in Christus an- diesementgegenlaufen.Gottistnieder Irresistible Grace – Unwiderstehli- nehmen werden, ist darin ebenso ent- aktive Urheber etwa von Sünde, Hass, che Gnade halten, wie etwa der Verrat des Judas Unglauben, Rebellion etc. Jesu Wis- Da Gott in seinem freien Willen und der Abfall vom Glauben in der sen über den später stattfindenden Menschen zum Heil vorherbestimmt Endzeit. Das gesamte Leben jedes Verrat des Judas ist völlig zu unter- 14 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
scheiden von Gottes Vorbestimmung: Gläubige sich selbst auserwählen und 1.Samuel 2,26ff: „Und ich habe ihn „Denn Jesus wusste von Anfang an, wel- vorherbestimmen, da der Akteur Gott aus allen Stämmen Israels mir zum Pries- che es waren, die nicht glaubten, und wer allein ist. ter erwählt, um auf meinem Altar zu es war, der ihn überliefern würde“ (Joh opfern, um Räucherwerk als Rauch auf- 6,64). Der kommende Verrat war in BEISPIELE DER ZURÜCKWEISUNG DER steigen zu lassen, um das Ephod vor mir Gottes Plan zwar inbegriffen, aber zu tragen. [...] Warum tretet ihr mit Fü- nicht dessen aktives, zustandebringen- ZIELE UND ERWÄHLUNG GOTTES ßen mein Schlachtopfer und mein Speis- des Wollen, das Gott zum Urheber der Die Behauptung, die Auserwähl- opfer, die ich für meine Wohnung gebo- Sünde machen würde. ten könnten sich aufgrund des zwin- ten habe? [...] Darum spricht der HERR, genden Charakters des Heiligen Geis- der Gott Israels: Ich habe allerdings ge- Daher sind Begriffe wie Vorherwis- tes nicht ihrer Erwählung widerset- sagt:DeinHausunddasHausdeinesVaters sen und Vorherbestimmung klar zu zen, ist ebenso wie das Objekt und sollen ewig vor mir einhergehen! - aber unterscheiden. Gott ist nicht der Ur- der Inhalt zu hinterfragen. Neben den nun spricht der HERR: Das sei fern von heber aller Dinge, die er weiß und vielen Gottesmännern wie etwa Da- mir! Denn die mich ehren, werde auch kennt, obgleich sie unter seiner Zu- vid, die im Gehorsam Gottes Plan und ich ehren, und die mich verachten, sol- lassung geschehen. Nachdem Gottes Ziele mit ihrem Leben verfolgt ha- len wieder verachtet werden. [...] aber Wort deutlich von Auserwählung ben, finden sich jedoch auch Men- aller Nachwuchs deines Hauses soll im spricht, gilt es zu erörtern, welcher schen, die ihre Erwählung durch Un- besten Mannesalter sterben. Und das soll Inhalt damit verbunden, welcher Per- glauben und Ungehorsam zurückge- dir das Zeichen sein, das über deine bei- sonenkreis davon betroffen ist und wiesen haben. Folgende Beispiele zei- den Söhne Hofni und Pinhas kommen welchen Bezug es zur Vorherbestim- gen den Gegensatz zur calvinistisch- wird: An einem Tag sollen beide sterben.“ mung gibt. Hat Gott etwa einen Teil unabhängigen Erwählung, die – ab- der Welt zum Heil auserwählt im Sinne gekoppelt von persönlichem Glauben, Da Erwählung mit persönlichem einer Vorherbestimmung zur Seligkeit? Gehorsam und Liebe zu Gott – in den Glaubensgehorsam verbunden ist, Diesen Gedanken findet man etwa in Vorzeiten Menschen zur Wiederge- kann menschlicher Widerstand nicht der Lehrregel von Dordrecht aus dem burt vorherbestimmt habe. ausgeschlossen werden. Elis Söhne Jahr 1619: „Nach diesem Ratschluss er- Die Nachkommen Levis waren von zeigen dieses völlige Versagen in der weichtergnädigdieHerzenderAuserwähl- Gott zum Priesterdienst auserwählt. Umsetzung göttlicher Vorgaben ebenso ten, obwohl sie hart sind, und neigt sie gnä- Dessen Erfüllung war Plan und Ziel deutlich wie König Saul: dig zum Glauben; diejenigen aber, die nicht für dessen Nachfahren: erwählt sind, belässt er nach seinem gerech- 5. Mose 21,5: „Dann sollen die Pries- 1. Samuel 10,24: „Und Samuel sag- ten Urteil in ihrer Bosheit und Hartherzig- ter, die Söhne Levis, herantreten. Denn te zu dem ganzen Volk: Da seht ihr, wen keit“ (Erstes Lehrstück, Kap. 6). sie hat der HERR, dein Gott, erwählt, der HERR erwählt hat! Denn keiner ist seinen Dienst zu verrichten und im Na- ihm [Anm.: Saul] gleich im ganzen Volk. Folgende Stellen zeigen sowohl die men des HERRN zu segnen.“ Da jauchzte das ganze Volk, und sie rie- Bezugsgruppe, als auch den Inhalt der Die Söhne Elis kamen dieser Er- fen: Es lebe der König!“ Auserwählung Gottes: wählung jedoch nicht automatisch und • Auserwählung der Jünger zum zwanghaft im calvinistischen Sinne Folgender Abschnitt führt die Ab- nach, sondern waren persönlich ver- lehnung und Verwerfung Sauls, trotz Fruchtbringen: Johannes 15,16 antwortlich, Gottes Vorgaben im Ge- desseneigentlicherErwählungzumKö- • Bestimmung zum ewigen Leben der- horsam zu erfüllen. nig, als Folge seines Ungehorsams an: jenigen, die glaubten: Apostelgeschich- 1. Samuel 15,26: „Aber Samuel te 13,48 sprach zu Saul: Ich kehre nicht mit dir • Vorherbestimmung der Berufenen zur Gleichförmigkeit mit dem Sohn Gottes: Römer 8,29 • Auserwählung der Gemeinde zur Heiligkeit und Vorherbestimmung zur Sohnschaft: Epheser 1,3f • Vorherbestimmung der Gläubigen zum Preis seiner Herrlichkeit: Ephe- ser 1,11f • Vorherbereitung der Werke der Gläu- bigen: Epheser 2,10 • Bestimmung der Gläubigen zu Drangsalen: 1.Thessalonicher 3,3 • Bestimmung der Gläubigen zum Heil – nicht zum Zorn: 1.Thessalonicher 5,9 • Berufung durch das Evangelium und Erwählung der Brüder zur Erret- tung: 2. Thessalonicher 2,13f Die Heilige Schrift bezieht Auser- wählung und Vorherbestimmung auf wiedergeborene Gläubige und Gottes Pläne und Ziel mit ihnen. Bedingung dazu ist der persönliche Glaube an Je- sus Christus, d.h. jedoch nicht, dass Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 15
um. Denn du hast das Wort des HERRN zuhalten: „da er nicht will, dass irgend- Evangeliums an die zweite Gruppe der verworfen, und der HERR hat dich ver- welche verloren gehen, sondern dass alle Nicht-Erwählten hat, dem die Adres- worfen, dass du nicht mehr König über zur Buße kommen“ (2Petr 3,9). Gottes saten ja ohnehin widerstehen werden, Israel sein sollst.“ GnadeistnichtalleinvermeintlichAus- da sie ja sonst auserwählt wären. erwählten erschienen: „denn die Gna- Judas Iskariots Erwählung zum de Gottes ist erschienen, heilbringend allen Diese in sich inkonsequente Kon- Apostel zeigt Johannes 6,70: „Jesus ant- Menschen“ (Tit 2,11). struktion beinhaltet ein widersprüch- wortete ihnen: Habe ich nicht euch, die liches Wollen und Handeln Gottes, Zwölf, erwählt?“ Judas Verwerfung Das Urteil Gottes über Verdamm- das dem der Heiligen Schrift zuwi- durch Gott aufgrund dessen Unglau- nis oder Errettung wird nicht im derläuft, da dieser das Heil aller bens und Ungehorsams entwirft ein vorhinein (vor Grundlegung der Welt) Menschen will und dafür auch alles Bild der hohen persönlichen Verant- unabänderlich festgelegt, sondern im in Christus getan hat. wortung gegenüber Gottes Auswahl zu persönlichen Leben des Menschen bestimmten Aufgaben. bzw. am Ende der Welt entschieden, DIE EINE GEFALLENE WELT – ZIELGRUPPE wenn Gott am großen weißen Thron Apostelgeschichte 1,17ff: „Denn er die Bücher aufschlägt und die Men- DER EINEN VERKÜNDIGUNG [Anm.: Judas] war uns zugezählt und schen verdammen wird, die zur Gna- Der biblischen „Weltanschauung“ hatte das Los dieses Dienstes empfangen.“ denzeit dem Evangelium nicht ge- liegen im Gegensatz zur „doppelten [...] Denn es steht im Buch der Psalmen glaubt haben. Weltsicht“ folgende Aussagen geschrieben: «Seine Wohnung werde öde, zugrunde: und es sei niemand, der darin wohne»! MitdenMenschen,diedemRufzum 1 Johannes 5,19: „Wir wissen, dass und: «Sein Aufseheramt empfange ein Glauben an Jesus Christus nachgekom- wir aus Gott sind, und die ganze Welt anderer!»“ Judas war für dieses Amt men sind, hat Gott jedoch bestimmte liegt in dem Bösen.“ bestimmt und auserwählt, ist dieser Vorstellungen und Pläne, zu denen er Epheser 2,3: „Unter diesen hatten Verantwortlichkeit jedoch nicht nach- sie erwählt und vorherbestimmt hat. auch wir einst alle unseren Verkehr in gekommen. den Begierden unseres Fleisches, indem Ergebnis: Die Lehre der bedin- wir den Willen des Fleisches und der CALVINISTISCHE WIDERSPRÜCHE: gungslosen Auserwählung (uncondi- Gedanken taten und von Natur Kinder tional election) muss in Bezug auf die des Zorns waren wie auch die anderen.“ OBJEKT, INHALT UND ZIEL DER Personen, den Inhalt und das Ziel als Die ganze Welt liegt im Bösen und unbiblisch zurückgewiesen werden, da alle unerlösten Menschen sind Kin- AUSERWÄHLUNG sie m. E. nicht aus Gottes Wort abge- der des Zorns. Wären aus calvinisti- Sämtliche Beispiele zeigen den leitet werden kann und im Wider- scher Sicht die Auserwählten der Welt spruch zu anderen Bibelstellen steht. wirklich Kinder, auf die der Zorn Got- Zusammenhang zwischen den Vorstel- Bedingungslose Auswahl zur Wieder- tes gerichtet ist? Dave Hunt, der vor geburt ist keine Lehre der Heiligen dem Einfluss calvinistischen Lehren lungen Gottes für das individuelle Schrift. auf die christlichen Gemeinden warnt, schreibt in einer Ausgabe seines Rund- Leben des Gläubigen und die mensch- EIN RUF FÜR ALLE – ODER DOPPELTER briefes „The Berean Call“ über die „Zwei-Welten-Lehre“: „Ein Calvinist, liche Verantwortung gegenüber diesen RUF FÜR ZWEI WELTEN? der von Versen, die deutlich davon spre- Calvinisten sprechen von einer chen, dass Gott die ganze Welt liebt, dass Zielen. Die Verwendung von Auser- „zweifachen Verkündigung“. Ruft Gott er nicht möchte, dass irgend jemand ver- im Evangelium auf zweierlei Weise: loren gehe, dass es seinem Willen entspricht, wählung und Vorher- einmal äußerlich, allgemein ohne wenn alle zur Wahrheit kommen etc., be- zwingende Antwort des Menschen hauptet, hier wären mit den Worten bestimmung bezieht darauf und andererseits innerlich mit „Welt“, „jeder“ und „alle“ nur die Auser- unabdingbar errettender Folge bei den wählten gemeint – zwingt er diesen Ver- »Die Verwen- sich daher aus- Auserwählten? Da die Theorie des sen nicht eine Sicht auf, welche die Be- dung von Aus- schließlich auf gläu- zweifachen Rufens auch zwei bestimm- deutung dessen pervertiert, was tatsäch- erwählung und bige Menschen und te Gruppen von Adressaten beinhal- lich gesagt wird und sich darüber hinaus das Endziel Gottes tet, erscheint es zunächst folgerichtig, mit dem Rest der Bibel in Konflikt be- Vorherbestim- mit ihrem Leben und eine zweifach unterteilte Welt voraus- findet? Wir besitzen mindestens einen mung bezieht nicht auf die Wieder- zusetzen. „Sie [Anm.: die Gnade] ver- Vers, an dem diese künstlich aufgezwun- geburt Ungläubiger. fehlt niemals ihr Ziel, diejenigen, für die gene Bedeutung scheitert: „Und er ist die sie bestimmt ist, zu erreichen und zu erret- Sühnung für unsere Sünden, nicht al- sich daher aus- Auserwählung zum ten.“(aus:http://ducati.onlinehome.de/ lein aber für die unseren, sondern auch schließlich auf ewigen Leben bzw. calvinismus/ugverse.htm). „Dem äu- für die ganze Welt“ (1Joh 2,2). Gewiss gläubige Men- aktive oder passive ßerlichen Ruf, der an alle geht [...] Dem sind mit „unsere“ bzw. „unseren“ die schen und das Vorherbestimmung inneren, der an die Erwählten geht“ (aus Erwählten gemeint und mit „die ganze Endziel Gottes zur Hölle sind der http://www.ducati.onlinehome.de/cal- Welt“ müssen alle anderen gemeint sein.“ Bibel völlig fremd. vinismus/armvscalv.htm). Alle Menschen im Unglauben ste- Gott erbarmt sich im Der Ruf und die Gnade richten sich hen unter dem GLEICHEN ZORN in der Verkündigung des Evangeliums und dem GLEICHEN GERICHT mit ihrem Le- Gegensatz dazu nicht einerseits an eine auserwählte Grup- Gottes. Eine Zweiklassengesellschaft ben und nicht über einige vorher pe innerhalb der Zuhörerschaft. Un- – aus Erwählten und der Verdamm- Auserwählte, son- klar bleibt jedoch andererseits, wel- auf die dern „hat alle zusam- che Absicht Gott mit dem Ruf des Wiedergeburt men in den Ungehor- Ungläubiger.« sam eingeschlossen, damit er sich aller er- barmt“ (Röm 11,32). Daher lautet die An- ordnung Gottes für die gesamte Welt: „dass sie alle überall Buße tun sollen“ (Apg 17,30). Der Befehl und Wille Gottes, dass jeder Mensch an Jesus Christus glauben soll, ist deutlich fest- 16 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
nis überlassenen – kennt Gott dabei nicht. Alle Menschen sollen das Evan- gelium hören und glauben. Eine Be- schränkung des Evangeliums oder eine Umdeutung des Wortes Welt ist un- haltbar. Es kann kein Widerspruch geduldet werden, der das Ausmaß der Liebe Gottes, das nach Johannes 3,16 die ganze Welt ist, beschränkt. Ergebnis: Die Lehre der Zweitei- lung der einen Welt in Erwählte und Nichterwählte bzw. das „Zweifache Rufen Gottes“ muss als falsch zurück- gewiesen werden, da sie nicht aus der Heiligen Schrift hervorkommt, ja sogar im Gegensatz zu ihr steht. LEHRT DIE HEILIGE SCHRIFT DIE Die Einladung ist erfolgt – die Gäste schlüssen, indem er durch Unglauben wollen nicht kommen, obwohl sie abgewiesenwird:„… die Pharisäer aber UNWIDERSTEHLICHE GNADE DES nochmals dazu aufgefordert worden und die Gesetzesgelehrten haben den sind. Spricht Gott tatsächlich ein An- Ratschluss Gottes für sich selbst wirkungs- CALVINISMUS? gebot zur Einladung an Menschen aus, los gemacht, indem sie sich nicht von ihm Wird – durch die Voraussetzung des denen er es selbst gar nicht ermöglicht taufen ließen.“ unmöglichen menschlichen Wider- zu kommen? standes gegen jedes Wirken des Hei- Der Wille Gottes selbst für die ligen Geistes – der Heiligen Schrift c) Apostelgeschichte 7,51: „Ihr wi- Pharisäer war die Bußtaufe des Johan- eine künstliche Sichtweise überge- derstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie nes. Die Antwort des Calvinismus, stülpt, die nicht aus der Bibel abgelei- eure Väter, so auch ihr.“ warum dieser Ratschluss nicht unwi- tet ist und diese uminterpretiert, oder derstehlich durchgesetzt wurde, steht lehrt sie tatsächlich widerstandslose, DerHeiligeGeistwirktandenVätern jedoch noch aus. Im Gegensatz zur unwiderstehliche Gnade? und bei den Zuhörern – sie widerstehen Sicht des unmöglichen Widerstandes, Gott ruft seine Geschöpfe bestän- jedoch. Aus calvinistischer Sicht ist die- fordert Gott deutlich auf, sich seinem dig zum Glauben und zur Buße auf, ser Widerstand durch das Fehlen der Wirken und Ratschlüssen nicht zu Christus weint über Israel, verzögert Gnade und dem Fehlen der unwider- versperren. sein Gericht und sendet zur Warnung stehlichen WirkungdesHeiligenGeis- Propheten – und gießt schließlich sei- tesbegründet. Hebräer 3,7: „Deshalb, wie der Hei- nen Zorn über sein Volk aus, nach- lige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine dem nicht auf sein Reden gehört wur- d) Jesaja 65,12: „… ich habe euch Stimme hört, verhärtet eure Herzen de. Aber all die Zeit über ruft er ein für das Schwert bestimmt, und ihr alle nicht.“ Volk zur Umkehr, das nie umkehren werdet zur Abschlachtung in die Knie kann, da Gott nicht seine unwidersteh- brechen, weil ich gerufen habe, ihr aber Gottes Wort führt klar menschli- liche Gnade gegeben hat. nicht geantwortet habt, weil ich geredet che Rebellion und Widerstand gegen habe, ihr aber nicht gehört, sondern ge- Gottes Willen und gegen sein Wirken KENNT DIE BIBEL BEWUSSTEN UND tan habt, was böse ist in meinen Augen, an. Von der Unwiderstehlichkeit bzw. und das erwählt habt, woran ich kein Zwanghaftigkeit des Wirkens des WILLENTLICHEN WIDERSTAND GEGEN Gefallen habe.“ Heiligen Geistes kann daher keine Rede sein. Ungläubige, die im Unge- REDEN GOTTES? Eine inakzeptable Inkonsequenz horsam bleiben wollen, obwohl Gott a) Lukas 13,34: „Jerusalem, Jerusa- und Widersprüchlichkeit wäre die sie zu Jesus ruft, stellen sich dem Wir- lem, das da tötet die Propheten und stei- Zugrundelegung der These, dass Gott ken des Geistes bewusst und willent- nigt, die zu ihm gesandt sind! Wie oft zu Buße ruft und zum abgefallenen lich entgegen, widersetzen, verhärten habe ich deine Kinder versammeln wol- Volk redet, diese jedoch zur Umkehr und verstocken sich: Jesus Christus len wie eine Henne ihre Brut unter die gar nicht im Stande sind, da Gott dies verkündigt den Menschen Gottes Ret- Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ nicht unwiderstehlich bewirken will tung, aber sie wollen nicht kommen, Gott will – sein Volk wollte nicht. und er das Volk dann trotz dieser Un- um ewiges Leben zu haben (Joh 5,40: Die calvinistische Deutung ist eine möglichkeit der Buße richten wird. „und ihr wollt nicht zu mir kommen, klare Missinterpretation der Heiligen damit ihr Leben habt“). Sogar Gläubi- Schrift: Jesus weint einerseits über die KANN GOTTES RATSCHLUSS VERWORFEN ge, die mit Gottes Geist versiegelt sind, Zurückweisung durch sein Volk, Gott belügen (wie Hananias), betrüben und verweigert jedoch andererseits durch WERDEN? dämpfen den Geist, wenn sie eigene das Zurückhalten der unwiderstehli- Lukas 7,30 zeigt die menschliche chen Gnade dem jüdischen Volk die Verantwortung gegenüber Gottes Rat- Buße. Gerade die willentliche Ableh- nung seines Volkes jedoch veranlasst den Herrn zu tiefer Traurigkeit. b) Lukas 14,24: „Denn ich sage euch, dass nicht einer jener Männer, die eingela- denwaren,meinGastmahlschmeckenwird.“ Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 17
Wege des Ungehorsams gehen. Von (siehe zwei Welten/Rufe-Lehre). ‚Die vielen’ hat in keinem Fall die zwanghaftem Wirken des Heiligen Ergebnis: Die Lehre, wonach Got- Bedeutung ‚die meisten/einige aber Geistes spricht Gottes Wort daher nicht’, sondern stellt das Bezugsobjekt keineswegs. tesGeistunwiderstehlichundimeigent- als Gesamtsumme seiner Einzelteile lichen Sinne nur an den Auserwählten dar. Die Stützung der Begrenzung des GOTTES WIRKEN DURCH wirkt,istzurückzuweisen,dadabei Wi- Erlösungswerkes des Herrn Jesus auf dersprüche zu Gottes Wort aufgetreten nur einige – im Vergleich zur großen DEN HEILIGEN GEIST undeineentsprechendeSchriftauslegung Masse – einen sehr geringen Teil an nicht gezeigt werden kann. Menschen, ist GERADE NICHT Christus soll vielmehr durch den durch ‚die vielen’ zu stützen. Geist Gottes verherrlicht werden (Joh BEGRENZTE ODER UNBEGRENZTE 16,4: „er wird mich verherrlichen“). Der Es besteht die Gefahr, in Gottes Wort Heilige Geist wirkt durch die Gemein- SÜHNUNG? Widersprüche hineinzukonstruieren de bzw. Braut des Lammes, indem an Hat Christus nach Matthäus 20,28; und ,die vielen’ und ,alle’ gegen- alle, die wollen, der Ruf zum Glauben 26,28 und Hebräer 9,28 nur die Sün- einander ausspielen: Wenn es also an an Jesus Christus ergeht: „Und der Geist den „der vielen’ (griech.: polys im Plu- einer Stelle heißt, dass Christus die und die Braut sagen: Komm! Und wer ral) im Sinne einer begrenzten Süh- Sühnung der Sünden der ganzen Welt es hört, spreche: Komm! Und wen dürs- nung getragen, so dass man davon aus- erwirkthat,kannnichtanandererStelle tet, der komme! Wer da will, nehme das gehen müsste, dass dabei Menschen gemeint sein, dass ,alle’ nicht gleich Wasser des Lebens umsonst!“ (Offb 22,17) von vornherein ausgenommen wur- ,alle’ ist, sondern ,die meisten’ bedeu- den? In Bezug auf die neutestamentli- ten sollte. Der Herr Jesus sagt selbst, Er überführt Menschen ihrer Sün- che Verwendung von ‚die vielen’ ist der dass die Schrift nicht gebrochen wer- den und weist auf den Heiland Jesus hebräische Hintergrund der Schreiber den kann. Christus hin, wie etwa Lydia in Apos- zu beachten. Daher ist zunächst das telgeschichte 16,40. Jesus Christus alttestamentliche Äquivalent zum Plu- Will man das Erlösungswerk Jesu kam, um jeden Menschen auf der Welt ral von polys (rabbim) erwähnenswert, Christi auf eine begrenzte Personen- zu erleuchten und zu sich zu ziehen: das die vielen Einzelteile einer Ganz- gruppe von Auserwählten einschrän- „Das war das wahrhaftige Licht, das, in heit bezeichnet. Dabei ist nicht ein ken, findet man nur auf den ersten die Welt kommend, jeden Menschen er- hypothetischer Überrest im Blick, der Blick unterstützende Bibelstellen, die leuchtet“ (Joh 1,9) bzw. Johannes 12,32: nicht zur Gesamtheit gehören würde bei genauerem Hinsehen jedoch ge- „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht (5Mo 7,1; 15,6; Hes 39,27). Folgende rade dieser Lehre widersprechen. bin, werde ich alle zu mir ziehen.“ Verwendung des Plurals von polys im NeuenTestamenthatebengeradenicht Impliziert die Erwähnung der Er- Ebenso ist die Zielgruppe des Heili- eine einschränkende, sondern eine lösung für ‚seine Freunde’ (Joh 15,13) gen Geistes ausdrücklich nicht eine be- umfassende Bedeutung: und ‚seine Schafe’ (Joh 10,15), oder grenzte Zahl angeblicher Auserwählter, die Liebe Christi zu seiner Gemeinde sonderndieungläubigeWeltalsGanzes: ,DIE VIELEN’ IM RÖMER- UND (Eph 5,25) unabdingbar die These der „Und wenn er gekommen ist, wird er die Begrenzung und vorher getroffenen Welt überführen von Sünde und von Ge- KORINTHERBRIEF Einschränkung des Werkes Jesu am rechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, Römer 5,15ff: „Denn wenn durch des Kreuz? weil sie nicht an mich glauben“ (Joh 16,8). einen Übertretung die vielen gestorben sind [...] Denn wie durch des einen Menschen GEBET FÜR DIE EINEN – UND DIE VERSTOCKUNG – GOTTES ANTWORT AUF Ungehorsam die vielen in die Stellung von Sündern versetzt worden sind.“ ANDEREN? DEN WIDERSTAND GEGEN SEIN REDEN Die Parallelstelle 1. Korinther Von manchen Befürwortern der Die Verstockung, 15,22: „Denn wie in Adam alle sterben, ‚begrenzten Erlösung’ wird zudem vom so werden auch in Christus alle lebendig hohepriesterlichen Gebet in Johannes die Gott selbst gemacht werden“, zeigt das ausnahms- 17, das der Herr ausschließlich im lose Vordringen des Todes zu allen Hinblick auf die Seinen spricht, auf »‚Die vielen’ schließlich im Menschen. eine Beschränkung des Werkes am hat in keinem menschlichen Her- Römer 12,5: „... so sind wir, die vie- Kreuz gefolgert. Warum – so meint Fall die Bedeu- zenhervorruft,istdes- len, ein Leib in Christus, einzeln aber man – hätte Christus sein Gebet be- tung ‚die meis- sen Reaktion auf die Glieder voneinander“ und 1. Korinther grenzen sollen, wenn er doch den Preis ten/einige aber AblehnungseinesRe- 10,17: „Denn ein Brot, ein Leib sind für alle bezahlt hat? Zur Überprüfung dens. Pharao etwa hat wir, die vielen, denn wir alle nehmen teil dieser These auf Stichhaltigkeit und sich erst mehrfach an dem einen Brot.“ sprechen von der Durchgängigkeit ist sie folgender Pas- Gesamtsumme der Einzelglieder als sage aus Gottes Wort bedeutend: nicht’, sondern selbst gegen Gottes ein Leib: Alle Glieder der Gemeinde 2. Petrus 2,1: „Es waren aber auch stellt das Be- Reden gewandt und bilden den einen Leib Christi. falsche Propheten unter dem Volk, wie zugsobjekt als wurde erst dann von ,Die vielen’ in Jesaja 53,12: „… hat auch unter euch falsche Lehrer sein wer- Gott selbst verstockt. die Sünden der vielen getragen“ den, die Verderben bringende Parteiun- Gesamtsumme Um dem Problem zu Vers 6 kennt diesen Rückschluss nicht: gen heimlich einführen werden, indem seiner Einzel- entgehen, dass nicht „… wir gingen ALLE in die Irre [...] sie auch den Gebieter, der sie erkauft hat, alle Gottes Rufen ge- aber der Herr warf unser ALLER Sün- verleugnen. Die ziehen sich selbst schnelles den auf ihn.“ ,Die vielen’ Sünden ge- Verderben zu.“ teile dar.« horchen, wird im tragen und ,alle’ Sünden stehen paral- Davon ausgehend, dass Irrlehrer, lel nebeneinander. denen das Verderben bevorsteht, nicht Calvinismus – wie einen Teil der Gemeinde Jesu darstel- oben beschrieben – eine Zwei-Klassen-Welt vorausgesetzt, d.h. nur die auserwählten Ungläubi- gen werden gerufen, kommen und ge- horchen dann auch – die anderen ruft Gott im eigentlichen Sinn gar nicht 18 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
len, bleibt festzuhalten, dass sie den- noch von Gott erkauft waren und das Erlösungswerk des Herrn Jesus auch im Hinblick auf diese gottfeindlichen Menschengeschehenwar.EinUmkehr- schluss aus der Erlösung für Freunde, der die Heilstat für die Feinde Gottes ausklammert, kann demnach nicht ge- zogenwerden.DieIrrlehrergehendem- nachaufgrundihrerZurückweisungder Gnade Gottes verloren, obwohl auch sie hätten gerettet werden können. Je- sus Christus hat selbst diese Irrlehrer – die ihn ablehnen – erkauft: das Löse- geld ist am Kreuz bezahlt. Im Opfer am Kreuz ist die Sühnung der Sünden der ganzen Welt voll- bracht. Es wird aber nur für die wirk- sam, die Jesus Christus als Herrn und Heiland annehmen. Die Bibel lehrt keine Allversöhnung, sondern persön- liche Verantwortung dem Evangelium gegenüber. Durch die Abweisung und Verleugnung dieses Gebieters, der auch sie liebt und nicht des Sünders Tod Im Hinblick auf folgende Aussage ein zweites Mal für ihre Sünden bü- will, ziehen sie sich jedoch das Ver- in 2. Thessalonicher 2,10 „und mit je- ßen zu lassen, da nicht einmal ein derben selbst auf sich. dem Betrug der Ungerechtigkeit für die, menschliches Gericht für eine Straf- Wir sehen eine vergleichbare welche verloren gehen, dafür, dass sie die tat zweimal verurteilt. Schlussfolgerung in Matthäus 5,43: Liebe der Wahrheit zu ihrer Errettung DieQualenderUngläubigeninder „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht angenommen haben“, bleibt fest- Hölle stellen jedoch nicht die Bezah- deinen Nächsten lieben und deinen Feind zuhalten, dass die Voraussetzung ge- lung des von Gott geforderten Löse- hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure rettet zu werden durch das Werk am geldes zur Vergebung der Sünden dar. Feinde, und betet für die, die euch ver- Kreuz für alle geschaffen ist. Indivi- Der Kaufpreis musste von dem sünd- folgen.“ DanirgendseineAufforderung duen gehen jedoch trotzdem verloren, losen Opfer Jesu Christi gebracht wer- GotteszumHassgegendieFein- den und ist nicht gleichzuset- degefundenwird,sehenwirhier zen mit der Folge von dessen einenähnlichfehlerhaftenUm- „Und er ist die Sühnung Abweisung und der Verdamm- kehrschlusswieimCalvinismus: nis der Sünder im Feuersee. DieAussagenüberdieErlösung Selbst im ewigen Gericht ist und die Liebe Christi für die für unsere Sünden, nicht allein eine Bezahlung für Sünden Seinen beinhalten genauso we- durch Sünder ausgeschlossen, aber für die unseren, nig eine Begrenzung der Ver- da der Preis zu kostbar ist und söhnungaufdieErwählten,wie nie mehr wieder gebracht wer- dieAufforderungzurNächsten- sondern auch den kann: das Blut des unbe- liebeeinenHassgegendieFein- fleckten Lammes – Jesus de impliziert. für die ganze Welt.“ Christus: Natürlich kennt die Heili- Psalm 49,8: „Niemals kann geSchriftkeineAllversöhnung, ein Mann seinen Bruder loskau- wonach die Erlösung, die zwar 1. JOHANNES 2,2 fen, nicht kann er Gott sein Lö- für die ganze Welt geschehen segeld geben, denn zu kostbar ist ist, auch denjenigen zugeteilt das Kaufgeld für ihre Seele, und würde, die das Evangelium ab- er muss davon ablassen auf ewig, weisen.VielmehrstarbChristusfüralle, wenn sie diese Heilstat abweisen. Gott dass er fortlebe immer, die Grube nicht auf dass alle Menschen zum Heiland kapituliert vor dem Menschen nicht sehe.“ Kein Mensch kann für sich oder kommen können und sollen. undbleibtderAllmächtige,auchwenn andereSündendenPreisderErlösung erihninseinerHaltunggegenüberder bezahlen, selbst in der Hölle nicht. IST DER ALLMÄCHTIGE OHNMÄCHTIG? Erlösung akzeptiert. Von manchen Calvinisten wird an- DAS EVANGELIUM FÜR DIE geführt, das Erlösungswerk eines all- DOPPELTE BEZAHLUNG FÜR SÜNDEN? AUSERWÄHLTEN? mächtigen Gottes für alle Menschen Andere Befürworter der begrenz- 1. Johannes 2,2: „Und er ist die Süh- wäre eine Kapitulation vor dem ten Sühnung argumentieren, es stün- nung für unsere Sünden, nicht allein aber menschlichenWillen,wennGottnicht de einem gerechten Gott nicht zu, für die unseren, sondern auch für die der im Stande wäre, alle zur Bekehrung Christus für alle Sünden bezahlen zu ganzen Welt.“ bringen zu können. lassenunddannMenscheninderHölle WassindnundieKonsequenzenvon Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 19
dem, was gezeigt werden sollte, dass die in Hoheit sind, damit wir ein ruhi- dies ausschließlich für bereits Auser- nämlich auf Christus alle Sünden al- ges und stilles Leben führen mögen in wählte vorgesehen und ein Teil der ler Menschen lagen, als er am Kreuz aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Dies Menschheit davon nicht betroffen sei, unter dem Gericht Gottes stand und ist gut und angenehm vor unserem Hei- gibt Vers 19, der den Tod des Herrn er ein vollkommenes, uneingeschränk- land-Gott, welcher will, dass alle Men- Jesus zur Versöhnung der Welt deut- tes Opfer gebracht hat bzw. was ist die schen errettet werden und zur Erkennt- lich macht. Die Konsequenz daraus Folge davon, dass Christus für „alle den nis der Wahrheit kommen. Denn einer ist der evangelistische Dienst und die Tod geschmeckt hat“ (Hebr 2,9)? ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Verkündigung des Befehles zur Ver- Gott und Menschen, der Mensch Chris- söhnung mit Gott, der an alle Men- Die Sühnung – wie die Stelle in 1. tus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für schen zu richten ist. Wer dieses Evan- Johannes 2,2 deutlich macht – für die alle gab, als das Zeugnis zur rechten Zeit.“ gelium dann annimmt, ist eine neue Sünden der Gläubigen und der gan- Schöpfung, gerettet und mit Gott ver- zen Welt, sind die Grundlage einer Da aus calvinistischer Sicht Gott söhnt. Verkündigung des Evangeliums an alle nicht an allen Menschen mit der ‚un- Menschen. Da nun Matthäus in Kap widerstehlichen Gnade’ wirkt und sie Ergebnis: Die Lehre der ‚begrenz- 28,19 schreibt „Geht nun hin und macht zur Bekehrung bringt, liegt die Ver- ten Erlösung’ steht m. E. in deutlichem alle Nationen zu Jüngern“, stellt die antwortung sowohl zur Errettung, als Widerspruch zu Gottes offenbarter Zielgruppe der Verkündigung nicht ein auch für das Überlassen des Sünders Wahrheit, lässt sich nicht aus der Hei- begrenzter, auserwählter Teil innerhalb auf dem Weg in die Hölle andererseits ligen Schrift ableiten und ist daher als der Nationen im calvinistischen Sinn bei Gott allein. Irrtum abzuweisen. dar, sondern Gott hat alle Menschen, die über diese Erde gehen, im Blick. Nach 1.Timotheus 2,1ff ist der Wille III. HAUPTKRITIKPUNKTE AM Entsprechend verkündigt auch Paulus Gottes für jeden Menschen die Ret- in Athen, dass „er [Anm. Gott] jetzt tung vor der Hölle durch das Erlö- CALVINISMUS den Menschen gebietet, dass sie alle überall sungswerk Jesu Christi. Gott will nicht, Buße tun sollen“ (Apg 17,30). dass ein Mensch verloren geht und BEGRENZTE ZIELGRUPPE DES nicht an Jesus Christus glaubt, da er Nun würden sich Vertreter des be- der einzige Mittler und Zugang zu Gott EVANGELIUMS GOTTES schränkten Sühneopfers in der Regel ist. Daher soll auch für alle Menschen Das Evangelium ergeht an ALLE strikt dagegen wehren, wenn ihnen vor- gebetet werden, da Christus das Löse- Menschen. Gott will, dass ALLE gehalten würde, sie verträten auch eine geld für alle bezahlt hat. Menschen gerettet werden. Daher Einschränkung in der Evangeliums- „gebietet er jetzt den Menschen, dass verkündigung. Die Notwendigkeit der 2. Korinther 5,14: „Denn die Liebe sie ALLE überall Buße tun sollen“ (Apg Evangelisation wird in der Tat gleich Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil 17,30), da er „will, dass ALLE Men- bewertet – nicht aber die Motivation gekommen sind, dass einer für alle ge- schen errettet werden“ (1Tim 2,4), d. und die Begründung dafür. Wir sehen storben ist und somit alle gestorben sind. h. es gibt keine Begrenzung des Heils etwa bei Whitefield und Spurgeon, wie Und für alle ist er gestorben, damit die, auf einzelne „erwählte Ungläubige“, stark evangelistische Bemühungen bei welche leben, nicht mehr sich selbst le- wie im Calvinismus. Das Erlösungs- Vertretern der calvinistischen Sicht ben, sondern dem, der für sie gestorben werk Jesu Christi ist für die gesamte sein können. Die Behauptung jedoch, und auferweckt worden ist. Daher ken- Menschheit geschehen und wird dem wonachChristusfürirgendjemandnicht nen wir von nun an niemand nach dem Individuum zugeeignet, wenn er Je- das Erlösungswerk vollbracht hat, Fleisch; wenn wir Christus auch nach sus Christus als Heiland erkennt und kann aus keiner Bibelstelle abgeleitet dem Fleisch gekannt haben, so kennen ihn annimmt, d. h. „wer da will, der werden. wir ihn doch jetzt nicht mehr so. Daher, komme“. wenn jemand in Christus ist, so ist er Zusammenfassend kann festgehal- eine neue Schöpfung; das Alte ist ver- AUSERWÄHLUNG UNGLÄUBIGER ZUR ten werden, dass das Werk am Kreuz gangen, siehe, Neues ist geworden. Alles geschehen ist: aber von Gott, der uns mit sich selbst WIEDERGEBURT versöhnt hat durch Christus und uns den Generalirrtum im Calvinismus ist 1. Für alle Menschen (1Tim 2,6; Jes Dienst der Versöhnung gegeben hat, näm- die angebliche Auserwählung Gottes 53,6). lich dass Gott in Christus war und die ungläubiger Menschen der Welt und 2. Für jeden Menschen (Hebr 2,9). Welt mit sich selbst versöhnte, ihnen ihre somit die Konstruktion einer Zwei- 3. Für die Welt (Joh 3,16). Übertretungen nicht zurechnete und in Welten-Lehre, bzw. in Folge davon 4. Zur Versöhnung der ganzen Welt uns das Wort von der Versöhnung gelegt eine „Zwei-Rufe-Lehre“. Die Bibel (1Joh 2,2). hat. So sind wir nun Gesandte an Christi lehrt solches nicht, sondern allein die 5. Für die Gottlosen (Röm 5,6). Statt, indem Gott gleichsam durch uns Erwählung der Gemeinde, also derer 6. Zur Erkaufung von falschen Leh- ermahnt; wir bitten für Christus: Lasst dieanJesusChristusglaubenundkennt rer (2Petr 2,1). euch versöhnen mit Gott!“ nur den einen Ruf des Evangeliums, 8. Für Israel (Joh 11,50-51). mit dem alle Menschen auf gleicher 9. Für die Gemeinde (Eph 5,25). Der Abschnitt aus dem 2. Korin- Ebene gemeint sind. 10. Für ,mich’ (Gal 2,20). therbrief hebt deutlich hervor, dass EI- Die Auserwählung ist allein „in NER – nämlich Jesus Christus – für Christus“ – nur wer an Jesus Christus DER WILLE GOTTES – DIE ERRETTUNG ALLE gestorben ist, mit dem Ziel, dass glaubt ist vor Grundlegung der Welt die, die leben, nicht mehr für sich le- auserwählt und nicht als Weltmensch, ALLER MENSCHEN ben, sondern für Jesus Christus. Jeder der nicht glaubt. Ungläubige in Ver- 1. Timotheus 2,1: „Ich ermahne nun Mensch soll zur Erkenntnis der Wahr- bindung mit der Auserwählung der vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, heit kommen und für und mit Jesus Gemeinde zu bringen ist biblisch aus- Fürbitten, Danksagungen getan werden Christus leben. Klarheit darüber, ob zuschließen. Die biblische Auserwäh- für alle Menschen, für Könige und alle, 20 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
lung steht immer in Verbindung mit einem bestimmten Ziel Gottes mit den Seinen. KEINE VERANTWORTUNG DES MENSCHEN sen. Im Jüngsten Gericht wird der gott- NICHT DER GOTT DER LIEBE Gott erwartet Gehorsam und Glau- lose Mensch einmal sagen müssen: Durch die Gegenüberstellung der „Ich habe dein Heil nicht gewollt!“ Im Lehren des Calvinismus mit den Aus- ben von den Menschen als deren Re- Sinne des Calvinismus würde eben sagen der Heiligen Schrift konnte der aktion auf die Verkündigung des Evan- dieser Satz jedoch Gott in den Mund Gegensatz zwischen dem Gott gese- geliums. Er gibt jedem Adressaten des gelegt werden und ihm die Verantwor- hen werden, der alles für seine Ge- Evangeliums die Möglichkeit zu Be- tung für die ewige Verdammnis des schöpfe im Werk Jesu Christi getan kehrung. Die Voraussetzung einer Menschen zugeschoben werden. hat, so dass niemand verloren gehen Verantwortungslosigkeit im calvinis- braucht und soll, und der alle Men- tischen Sinne, die mit der völligen Gott will jedoch nicht, dass irgend- schen zu Jesus Christus ruft und ei- Verderbtheit des Menschen begründet jemand verloren geht und hat alles ge- nem völlig anderen und gegensätzli- wird, schiebt Gott, der alles am Kreuz tan, damit jeder Mensch Vergebung chen Gottesbild. zur Rettung der Menschheit durch erhalten kann. Lehnt der Mensch dies Ein Gnaden- und Liebesverständ- Christus vollbracht hat, die Verantwor- ab, geht er nicht deshalb verloren, weil nis im Sinne des Calvinismus, wonach tung und dadurch die Schuld zu, wenn Gott den Menschen nicht wollte, son- Gottes Wohlgefallen nur auf einen Teil Menschen ewig verdammt werden. dern weil der Mensch Gottes Heil nicht angeblich auserwählter Menschen ge- wollte. richtet sei und der den anderen Teil 1. Thessalonicher 1,8: „Dabei übt seiner Geschöpfe ohne Eingreifen der er Vergeltung an denen, die Gott nicht ZUSAMMENFASSUNG Hölle überlässt, ist dem „Gott aller kennen, und an denen, die dem Evange- Gnade“ völlig fremd. lium unseres Herrn Jesus nicht gehor- DER GEGENPOSITION ZUM CALVINISMUS chen“ bzw. 2. Thessalonicher 2,10: „… Jesus Christus hat für alle Menschen KONSEQUENZEN welche verloren gehen, dafür, dass sie die Das Anliegen vieler Calvinisten ist Liebe der Wahrheit zu ihrer Errettung das Erlösungswerk am Kreuz voll- die Ehre und Souveränität Gottes zu nicht angenommen haben.“ bracht. Menschen werden durch das betonen. Aber anstatt Gottes Gnade Wirken des Heiligen Geistes von ih- zu verherrlichen wird seine glühende Menschen gehen demnach nicht ren Sünden überführt und im Evan- Liebe zu den Verlorenen in einer Weise verloren, weil sie Gott nicht erwählt gelium zum Glauben an Jesus Chris- beschränkt, die sich so im Wort Got- hätte, oder Christus nicht für sie ge- tus gerufen. Dabei will Gott die Ret- tes nicht finden lässt. storben wäre oder der Heilige Geist tung aller, d. h. jedes einzelnen Men- sie nicht gezogen hätte, sondern allein schen und hat bestimmt, das Evange- Anmerkung aus dem Grund, das Evangelium von lium allen Menschen auszurichten. sich gestoßen zu haben. Hesekiel 33,11 Diese sind dafür verantwortlich, ob Diese Ausarbeitung entstand ursprünglich als Abwehr- betont mit einer Art Eidesformel, sie sich zu Jesus Christus bekehren. schrift gegen das Eindringen calvinistischen Lehrguts welch großes Anliegen Gott dafür hat, Wer jedoch die freie Gnade Gottes in eine Ortsgemeinde. Dass wir als KfG diesen Arti- dass keiner den Tod des Gottlosen verwirft, wird aufgrund seiner Ent- kel abdrucken bedeutet nicht, dass wir hinter jeder stirbt: „Sage zu ihnen: So wahr ich lebe, scheidung von Gott im Jüngsten Ge- Veröffentlichung des Schreibers stehen. Diesem spricht der Herr, HERR: Wenn ich Ge- richt ewig verdammt, bzw. nach an- Grundsatz folgen wir bei jedem Autor. Die Redaktion fallen habe am Tod des Gottlosen! Wenn haltendem Widerstand gegen das Wir- nicht vielmehr daran, dass der Gottlose ken des Heiligen Geistes von Gott von seinem Weg umkehrt und lebt! Kehrt bereits zu Lebzeiten verstockt, so dass um, kehrt um von euren bösen Wegen! Ja, eine weitere Möglichkeit zur Buße warum wollt ihr sterben, Haus Israel?“ ausgeschlossen ist. NACH CALVIN ÜBERLÄSST GOTT SEINE GESCHÖPFE WILLENTLICH DER VERDAMMNIS Da Gott alles zur Erlösung und Errettung der gefallenen Welt durch Jesus Christus vollbracht hat, so dass alle gerettet werden können, ist es nun die Verantwortung jedes einzelnen Menschen, den Herrn Jesus anzuneh- men. Von einem Heilsautomatismus und einem Übergehen der menschli- chen Person im Handeln Gottes kann nicht die Rede sein. Wer jedoch dem Wirken des Heiligen Geistes und dem Liebesangebot Gottes, das er der gott- feindlicheWeltanbietet,widerstehtund dem Evangelium ungehorsam bleibt, wird in Ewigkeit unversöhnt bleiben und die Vergeltung Gottes erleben müs- Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 21
LITERATUR Fiat Lux – Es werde Licht Jim McCarthy, der viele Jahre lang mit William MacDonald und Jean Gibson im Jüngerschaftspro- gramm von San Leandro lehrte, wurde im deutsch- sprachigen vor allem durch seine hilfreichen Bücher zum Thema »Katholizismus« bekannt (»Das Evange- lium nach Rom«, »Gespräche mit Katholiken« – beide CLV). In seinem aktuellen Buch »Fiat Lux« beschreitet McCarthy einen neuen Weg: Er vermittelt komplizier- te Lehrinhalte in Form einer gut verständlichen Hand- lung. »Fiat Lux« ist quasi ein Lehr-Roman. Mit Er- laubnis des Autors und Verlags drucken wir hier auszugsweise die Kapitel 7, 12 und 44 ab. Wir möch- ten das gesamte Buch ausdrücklich empfehlen (siehe Buchbesprechungen, S. 30). 22 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
Das dreistöckige Mietshaus, in dem über UCF aus. Alle waren willkom- Preston und Elliot lebten, war wie geschaffen für den Bibelkreis der UCF. men, Christen und Nicht-Christen, Das innen und außen weiß gestriche- ne Gebäude verfügte über geräumige Christen jeder Couleur, Angehörige Zimmer mit großen Fenstern und hohen Decken. Es gab keinen Aufzug. andererReligionen,Agnostiker,Athe- Eine breite, mit Teppich ausgelegte Treppe wand sich in der Mitte des isten. Jeder war willkommen und Mietshauses nach oben. Die Wohnun- gen verfügten zwar nicht über eine Kli- nichts geschah im Verborgenen. Die maanlage, aber normalerweise war auch keine nötig. Die kühle Seeluft, Anwesenden sagten, was sie dachten. die aus der Bucht von San Francisco herüberwehte, segnete Berkeley mit An diesem ersten Freitag im Herbst- angenehmenTemperaturen.Wennsich die Wohnung von Preston und Elliot semester hatten sich bis zwanzig Uhr im zweiten Geschoss jedoch mit Stu- denten füllte, entwickelte sie ihr eige- 28 Studenten eingefunden. Die meis- nes Mikroklima. Kirk, der frühere Vorsitzende der UCF, der damals sei- ten saßen im Schneidersitz auf dem nen Doktor in Physik machte, hatte einmal ausgerechnet, dass 12 Kühe ge- Wohnzimmerteppich, andere saßen nügend Wärme ausstoßen würden, um ein norwegisches Bauernhaus bequem auf bunt zusammen gewürfelten Floh- durch den Winter zu bringen. Laut seiner Rechnung würden 68 Studen- markt-Möbeln, die gegen die Wände ten die gleiche Wirkung erzielen. Egal, ob man die Gleichung verstand oder geschoben worden waren. Bald wür- nicht, jeder wusste, dass freitagabends unbedingt die Fenster und Türen ge- de der Raum voll sein und Nachzüg- öffnet bleiben mussten, ansonsten wurde die Wohnung zur Sauna. Ein ler würden ins Esszimmer, in den Flur vorbeifahrender Bus verkomplizier- te die Angelegenheit ein bisschen, weil oder sonst wohin verbannt werden; eine sein dröhnender Motor jegliche Kon- versationunmöglichmachte.Alsohatte regelmäßige Praxis, die niemanden zu jemand die Aufgabe, das vordere Fens- ter ungefähr alle 20 Minuten kurz zu stören schien. schließen. Taylor leitete den Gesang an die- Neben dem Problem des Buslärms gab es noch ein anderes oder jedenfalls sem ersten Freitag der Vorlesungszeit. hätte es eigentlich eins geben müssen – die Lautstärke der Gruppe selbst. Obwohl er neu war, hatte Alex ihn da- Der Bibelkreis begann mit circa 30- minütigem Gesang. Zwei bis drei Gi- rum gebeten, denn Taylor war ein erst- tarrenspieler, je nachdem, wer da war, sorgten für musikalische Unterstüt- klassiger Gitarrenspieler mit einer be- zung. Oft brachte auch jemand ein Cajon mit oder eine Djembe oder ir- sonderen Ausstrahlung. Als das Sin- gendwelche anderen Rhythmusinstru- mente.DurchdieoffenenFensternund gen vorüber war, arbeitete Alex sich Türen konnte man das Singen durchs ganze Haus hören. Während der fol- nach vorne vor. genden Bibelarbeit wurde fröhlich dis- kutiert und im Anschluss daran blie- »Wir sind heute Abend hergekom- ben die Studenten oft bis weit nach James G. McCarthy, USA Mitternacht und schwatzten men, um von Gott zu lernen und her- Sproul Plaza – Mittelpunkt des miteinander. Warum sich noch keiner Campus der kalifornischen Uni- der anderen Mieter beschwert hatte, auszufinden, was er über das Leben, versität Berkeley und Sammel- war ihnen allen ein Rätsel. becken für 33.000 Studenten; ein über Errettung und, besonders wich- Schauplatz vieler Protestkund- Auch wenn die Tür hauptsächlich gebungen und Aufstände; Epizen- offen stand, um Frischluft hereinzu- tig, über sich selbst zu sagen hat. Bei trum der amerikanischen Bewe- lassen, so sagte das doch auch etwas gung zur freien Meinungsverkün- uns gibt es drei Regeln. Erstens: Alle digung; Lieblingsort vieler Ra- dikaler, Randalierer und Spöt- müssen sich beteiligen. Man kann eine ter aller Couleur. Diesen Ort haben sich die Mitglieder von Frage stellen oder seine Meinung sa- University Christian Fellowship ausgesucht, um für Christus Far- gen, aber man muss etwas sagen. be zu bekennen. Sie wissen, dass keine leichte Aufgabe vor ihnen Zweitens: Man darf seine Meinung liegt. Das haben sie schon in der Vergangenheit erfahren. Aber in sagen, aber wenn man ernst genom- diesem Jahr kommt noch etwas erschwerend hinzu, denn sie men werden will, dann muss man sie werden mit der wohl am meisten kontrovers diskutierten Frage des anhand der Bibel begründen. Drittens: christlichen Glaubens konfron- tiert. Begleiten Sie die Studen- Man darf niemanden kritisieren, kei- ten bei ihrer Suche, während sie das Rätsel um die Vorherbestim- ne Kirchen oder Gemeinden oder ihre mung lösen und die Beziehung verstehen lernen, die zwischen Vorgehensweisen. Wir sind hier, um Gottes Auserwählung und dem freien Willen des Menschen in über die Bibel zu der Frage der Errettung besteht. sprechen und nicht, um andere Leute zu »Man darf sei- richten.« Er holte ei- nige Bibeln vom Re- ne Meinung sa- gal hinter sich und gen, aber wenn verteilte sie an alle, man ernst ge- diekeinemitgebracht nommen wer- hatten. »Wir machen daweiter,wowirletz- den will, dann tes Semester aufge- hört haben. Jamie, muss man sie Rod und ich werden anhand der Bi- uns bei der Ge- bel begründen.« sprächsleitung ab- wechseln. Preston, würdest du den Ab- schnitt des heutigen Abends bitte vor- lesen? Wir befinden uns in Johannes 6, Verse 27 bis 40.« Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 23
Während Preston vorlas, suchte Fragen, kommentier- an seinem starken deutschen Akzent, Alex sich einen Platz auf dem Boden. te die Antworten und seinen rot-blonden Haaren, seinem Er ordnete seine Notizen und sammel- half den Studenten, Ziegenbärtchen und seiner kleinen, te seine Gedanken. Obwohl er auch den Bibeltext zu ver- rechteckigen randlosen Brille. schon im letzten Jahr ein paar Mal den stehen. Das Gespräch Bibelkreis geleitet hatte, war dies doch lief gut und Alex ent- »Michael hat mir erklärt, dass man das erste Mal, dass er als Vorsitzender spannte sich. in unserer westlichen Welt mit Silben des UCF lehrte und er spürte, wie sein reimt, im Mittleren Osten aber mit ganzer Körper angespannt war. Als sie zu Johannes gedanklichen Verbindungen. Man wie- 6,35 kamen, beteiligte derholt eine Aussage mit einer ähnli- »Danke Preston«, sagte Alex, als der sich Joe: »›Ich bin das chen Satzstruktur. Genau das begeg- Text fertig vorgelesen war. »Schauen Brot des Lebens: Wer net uns in unserem Bibelabschnitt. wir uns einmal die ersten beiden Ver- zu mir kommt, wird Hört euch mal den Reim an: ›Wer zu se an. Jesus sagt hier: ›Wirket nicht für nicht hungern, und wer mir kommt, wird nicht hungern und die Speise, die vergeht, sondern für die an mich glaubt, wird nie wer an mich glaubt, wird nie mehr Speise, die da bleibt ins ewige Leben, mehr dürsten.‹« dürsten‹. Der gleiche Gedanke, aber die der Sohn des Menschen euch ge- mit unterschiedlichen Worten ausge- ben wird. Denn diesen hat der Vater, »Wie kann man Jesus drückt. Für einen Juden hätte es poe- Gott, beglaubigt.‹« Alex legte seine Bi- als das Brot des Lebens tisch geklungen. Ist das für euch nach- bel auf den Schoß und sah die Grup- zu sich nehmen?«, frag- vollziehbar?« pe an. »Was meint Jesus hier?« te Alex. »Also bedeutet zu Jesus kommen und »Er vergleicht den Wert von nor- »Indem man zu ihm an ihn glauben im Grunde genommen malemEssenmitgeistlicherNahrung«, kommt«, antwortete Ja- das Gleiche«, sagte Leesha. sagte Sharon. »Das eine ernährt den mie. »Jesus sprach zu ih- Körper, das andere die Seele.« nen: ›Wer zu mir kommt, »Stimmt«, sagte Alex. »Michael wird nicht hungern.‹« nannte es Parallelismus membrorum, »Gut, Sharon«, sagte Alex. »Wo be- Parallelität der Satzglieder. Er mein- kommt man diese ewige Speise laut »In dem Vers sagt er te, das sei das Hauptmerkmal jüdischer diesem Abschnitt her?« auch: ›Wer an mich Dichtkunst. Leuchtet das jedem ein?« glaubt, wird nie mehr Viele Studenten nickten. »Gut. Dann »Von Jesus«, antwortete Nick. dürsten‹«, sagte Alex. lies jemand den nächsten Vers.« »Das stimmt«, sagte Alex. »Würde »Was stimmt denn jemanddennächstenVersübernehmen.« dann? Nehmen wir Sharon meldete sich freiwillig. Vers für Vers leitete Alex die Grup- Christus an, indem wir »›Aber ich habe euch gesagt, dass ihr pe durch den Abschnitt und stellte zu ihm kommen oder mich auch gesehen habt und nicht indem wir an ihn glauben?« glaubt.‹« »Durch beides«, antwortete Ange- la. »Die beiden Worte sind synony- »Wie verstehst du diesen Vers?«, misch gebraucht.« fragte Alex. »Ich glaube, dass da schon ein Un- terschied besteht«, sagte Leesha, eine »Am Anfang dieses Kapitels hat Theologiestudentin. »Kommen und Jesus 5000 Menschen mit zwei Fischen glauben sind zwei ganz unterschiedli- und fünf Broten gesättigt«, antwortete che Handlungen.« sie, »aber trotzdem glaubten einige »Wasmeintihranderendenn?«,frag- immer noch nicht, dass er der jüdi- te Alex. »Das Gleiche oder Unter- sche Messias sei.« schiedliches?« Es gab einiges Gemur- mel, Seitenrascheln, fragende Gesich- »Das stimmt«, sagte Alex. »Sie sa- ter, aber niemand antwortete. »Also, hen die Wunder, aber trotzdem glaub- ich wusste es selbst nicht. Deshalb habe ten sie nicht. Angela, würdest du den ich Michael gefragt.« nächsten Vers übernehmen? Johannes VielederStudentenkanntenMichael 6, Vers 37.« noch von vergangenen Semestern UCF-Arbeit. Einige hatten ihn auch »›Alles, was mir der Vater gibt, wird gerade erst letztes Wochenende ken- zu mir kommen, und wer zu mir nen gelernt, als er ein Seminar für sie kommt, den werde ich nicht hinaus abgehalten hatte, in dem es um ver- stoßen‹«, sagte Angela. schiedene Bibelstudien-Methoden ge- gangen war. Alex erklärte, dass Michael Während er zuhörte, wie Angela den ein Doktorand aus Deutschland war, Vers vorlas, bemerkte Alex etwas im der donnerstags oft am Büchertisch ersten Satz, das ihm bei seiner Vorbe- mithalf. Er arbeitete gerade im Nah- reitung auf den Abend entgangen war. Ost-InstitutanseinerDoktorarbeitund Er las es noch einmal für sich: ›Alles, war eine großartige Quelle, wenn es was mir der Vater gibt, wird zu mir kom- um Bibelwissen, die jüdische Kultur men.‹ Er dachte einen kurzen Augen- und die Sprachen der ursprünglichen blick nach, dann fragte er: »Was lehrt Bibeltexte ging. Man erkannte ihn leicht Jesus hier?« Dieses Mal war sich Alex selbst nicht sicher. Joe meldete sich als Erster. »Gott der Vater muss einem den Glauben an Jesus geben. Wenn er das nicht tut, glaubt man nicht.« 24 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
»Das ist eine Sichtweise«, sagte Alex, für heute Abend vorbereitet hatte, passt sage im Johannes-Evangelium geführt. der sich immer noch nicht sicher war, doch nicht so gut, wie ich eigentlich was der Vers eigentlich bedeutete. »Was gedacht hatte, also überspringen wir Dort hat Jesus in Kapitel 6,37 Fol- meinen die anderen?« den Teil.« Er bat Jamie, zum Abschluss zu beten. gendes gelehrt: »›Alles, was mir der Vater »ManmussdenVersimLichtdergan- zen Bibel sehen«, sagte Jamie. »Die Bi- Sobald Jamie Amen gesagt hatte, gibt, wird zu mir kommen, und wer zu bel lehrt, dass jeder Mensch selber ent- kehrten alle Gespräche zum Thema scheidet, ob er glauben will oder nicht.« des Abends zurück. Alex flüchtete in mir kommt, den werde ich nicht hinaus die Küche. Er war innerlich aufge- »Ich stimme Jamie zu«, sagte An- wühlt, weil er den Bibeltext nicht hat- stoßen.‹ Wir haben gesehen, dass Jesus gela. »Der Glaube ist nicht etwas, was te besser erklären können und er nun Gotteinemgibtoderauchnicht.Glaube diese Kontroverse verschuldet hatte. die Begriffe zu ihm kommen und an ihn ist ein persönlicher Entschluss, eine Willensentscheidung.« Am folgenden Abend trafen sich die glauben synonymverwendet.Andieser »Wenn wir aber die Aussage „Alles, Stelle sagt Jesus also genau genommen: diesesVersesnehmen,hättedann nicht Joe Recht?«, fragte Rod. was mir der Vater gibt, ›Alles, was mir der Vater gibt, wird an »Ich sehe das auch so«, sagte wird zu mir kommen, michglauben.‹Istdasnachvollziehbar?« Sharon. »Der Vers scheint aus- zusagen, dass Gott manchen und wer zu mir kommt, Eifriges Nicken. »Gut. Heute werden Leuten den Glauben gibt und anderen nicht.« den werde ich nicht wir uns mit Johannes 6,41 bis 45 be- »Okay, tja, vielleicht sollten hinausstoßen.“ schäftigen.« wir uns ein anderes Mal tiefge- hender mit dieser Frage beschäf- JOHANNES 6,37 Rod führte die Gruppe tigen«,sagteAlex.»Weilwirheute Abend noch einige Verse vor uns Studenten der UCF zu ihrem zweiten durch die Verse. Alex beob- haben, wollen wir jetzt weiter Bibelkreis in diesem Semester. Tay- machen.« lor begann das Singen und schloss 30 achtete ihn. Er bemerkte ein Minuten später mit einem Lied, das »Warum müssen wir uns da- er selbst komponiert hatte. Alex hatte gewisses Selbstvertrauen in mit tiefgehender beschäftigen?«, einige Nachzügler draußen vor der fragte Rod. »Hier steht doch Wohnungstür begrüßt. Er war müde Rods Stimme, das nur ein schon alles.« von dem Tumult am gestrigen Tag und hatte immer noch ein schlechtes Ge- Lehrer ausstrahlen konnte, Eswurdestill.Jeder,auchAlex, wissen wegen seiner schlechten Vor- erkannte,dassJoeundRodRechthatten. bereitung für den letzten Bibelkreis. der wusste, wovon er sprach. Deshalb hockte er sich nun lieber auf »Es ist wie mit diesen Dummköp- den Küchenboden, wo er einfach nur Alex fühlte sich noch mie- fen an der Uni. Sie sind ja alle ach-so- sitzen, alles beobachten und sich vor schlau, aber wie viele von denen ka- allem aus dem Geschehen heraus hal- ser, wenn er an seine eigene pieren, was wir ihnen sagen wollen?«, ten konnte. fragte Joe. stümperhafte Vorstellung der AndiesemAbendwürdeRodSuther- »Es gibt viele Gründe, warum Men- land lehren, der zukünftige Semina- letzten Woche dachte. schen nicht glauben«, sagte Alex. rist einer theologischen Fakultät und zweiter Vorsitzende der UCF. Er saß »Achtet besonders auf Vers »Ja, aber letztlich läuft alles darauf in einem Polstersessel in der Nähe des hinaus, ob Gott einem den Glauben vorderen Fensters. Zu seinen Füßen 44«, sagte Rod, als ungefähr gibt oder nicht. Gestern habe ich –« ruhten drei dicke Bücher, die mit Post- It-Aufklebern voll geklebt waren. Auf 20Minutenvergangenwaren. »Danke Joe, wir müssen weiter- seinem Schoß lag ein dicker Schnell- machen.« hefter. Seine Bibel ruhte auf einem Arm »Das ist einer der zentralen des wuchtigen Sessels. 41 Studenten »Ich wollt’ nur sagen, dass ich umgaben ihn, die meisten saßen auf Verse der Bibel. Jesus sagt: gesternmitneunStudentengesprochen dem Fußboden. habe. Keiner von denen hatte auch nur ›Niemand kann zu mir kom- einen Funken Glauben. Die ham nich »Beim letzten Mal«, begann Rod, ein Wort von dem verstanden, was ich »hat Alex uns durch eine wichtige Pas- men,wennnichtderVater,der ihnen erzählt hab. Und in diesem Vers steht, warum.« mich gesandt hat, ihn zieht; »Okay,dankefürdeinenInput«,sagte und ich werde ihn auferwecken am letz- Alex. Er beeilte sich, den Rest des Ab- schnittshintersichzubringenundstellte ten Tag.‹ Hier wiederholt Jesus das glei- nur noch wenige Fragen. Die meisten Studentenmachtennochmit,aberAlex che Prinzip, das wir letzte Woche schon spürte, dass viele über das nachdach- ten, was Joe gesagt hatte. kennen gelernt haben, allerdings wird »Normalerweise schließen wir er hier noch deutlicher. Nur die, wel- immer mit einer Illustration«, sagte Alex, nachdem er den Bibeltext zu che der Vater zum Sohn zieht, können Ende erklärt hatte, »aber die, die ich an Jesus glauben und durch ihn erret- tet werden.« »Ist das nicht Calvinismus?«, fragte Sharon. Rod lachte leise. »Ich würde eher sagen Johannes 6,44.« »Aber darum geht es doch bei Calvin«, »Der Vers fragte sie, »um die Prä- destinationslehre,also scheint auszu- um Vorherbestim- mung und dass Gott sagen, dass entscheidet,werinden Gott manchen Himmel kommt und Leuten den wer in die Hölle?« Glauben gibt »Er schrieb über und anderen diese Dinge«, sagte Rod, »aber wir sind nicht.« heute Abend hier, um zu sehen, was Jesus gelehrt hat. Laut Christus kann nie- mand glauben, den der Vater nicht gezogen hat.« »Man muss immer noch glauben«, sagte Taylor. Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 25
»Stimmt«, sagte Rod. Andere wollten nicht rettung. Alle, die der Vater zieht, hö- »Also liegt die letzte Entscheidung glauben.« ren ihm zu, lernen von ihm, kommen doch bei uns«, sagte Taylor. zu Jesus und werden errettet.« »Stimmt«, sagte Rod. »Ich glaube, »Ich sehe das auch so es wäre genauer, wenn wir sagen wür- wieTaylor«,sagteSharon. »Wir müssen immer noch glauben«, den, dass unsere Entscheidung zu glau- beharrte Jamie. »Wir müssen zuhören, ben oder nicht zu glauben mit Gottes »Ich denke, Rod hat wir müssen lernen.« souveränem und vorherbestimmten Recht«,sagteNick.»Nie- Willen übereinstimmt.« mand kann an Jesus »Das ist wahr, aber nur die, die der »Wasmeinstdudamit?«,fragteTaylor. glauben, wenn der Va- Vater zieht, können glauben, und die, »Denk mal an Lazarus im Grab«, ter ihn nicht zieht.« die er zieht, werden glauben. Darum sagte Rod. »Er war vier Tage lang tot. geht’s mir.« Ihm war nicht mehr zu helfen. Sogar Andere sagten ihre unsere besten Ärzte mit den neuesten Meinung. Alex beob- »Haben wir gar keine Wahl?«, frag- Maschinen und Medikamenten hätten achtete, wie die Diskus- te Angela. ihn nicht wieder beleben können. sion immer lebhafter Genauso war das bei dir und mir, Tay- wurde und schon fast in »Wir haben eine Wahl«, sagte Rod, lor, bevor Gott uns errettet hat. Wir einenStreitausartete.Es »aber wir wählen in Übereinstimmung waren tot in unseren Sünden und stan- überraschte ihn nicht, mit Gottes souveränem Willen.« den unter dem Urteil eines heiligen dass Rods Auslegung Gottes, unfähig zu reagieren. Aber als den Anwesenden nicht »Das verstehe ich nicht«, sagte sie. Jesus rief: ›Komm heraus, Lazarus!‹, gefiel. Die meisten ge- »Als Jesus seinen Freund Lazarus kam der, der vorher tot war heraus und hörtenzuunabhängigen aus dem Grab herausrief, hätte er auch war wieder unter den Lebenden. und bundfreien Ge- drin bleiben können?«, fragte Rod sie. Genauso ist das auch bei uns, Taylor. meinden, ähnlich seiner »Nein«, antwortete Angela. BisGottunsgeistlichesLebengibt,sind eigenen. In diesen Ge- »Genauso ist das, wenn Gott uns zu wir tot und nicht fähig zu glauben.« meinden wurde, wenn seinem Sohn zieht. Er ruft die Erwähl- »Gute Analogie«, sagte Taylor, »aber überhaupt, nur wenig ten und sie antworten auf seinen Ruf. ich sehe das nicht so. Ich denke eher, über die Souveränität »Jesus hat Lazarus aus dem Grab dass Jesus den Heilsweg der ganzen Gottes und über Prädes- gerufen, um ihn körperlich zu heilen«, Volksmenge predigte und dass einige tination gelehrt. Einige warf Jamie ein. davon sich entschlossen zu glauben. Studenten gehörten ei- »Jesus hat Lazarus nicht geheilt«, ner größeren presbyte- sagte Rod. »Er hat ihn auferweckt. Er rianischen Kirche in der hat ihm neues Leben geschenkt. Gott Innenstadt an. Alex tut dasselbe für uns.« wusste, dass sie irgendeine Verbindung »So sehe ich das aber nicht«, sagte zum Calvinismus hatte, aber wie ge- Taylor. nau, wusste er auch nicht. Wahrschein- »Hört mal, ich weiß, aus welchem lich kannten sich diese Studenten et- Hintergrund ihr kommt«, sagte Rod. was besser mit dem Thema aus. Rod »Ich habe früher auch so gedacht. war jedoch der Einzige, der zur Sove- Denkt mal drüber nach. Bittet Gott, reign Grace Reformed Church in Oak- dass er euch verstehen lässt, was Chris- land gehörte. Pastor dieser reformier- tus hier lehrt. Ich glaube, ihr werdet ten Kirche war Dr. Bernard Shelton. sehen, dass ich Recht habe.« Er stand Er leitete eine wöchentliche Radio- auf und ging in die Mitte des Raumes. sendung, die »Die treue Stimme sou- »Für meine abschließende Veran- veräner Gnade« hieß. Außerdem hat- schaulichung brauche ich ein paar te der Pastor selbst ein dickes Buch Freiwillige. Leesha, Sharon, Elliot, über die Prädestinationslehre geschrie- Preston – würdet ihr mir helfen? Ja- ben. Alex erkannte, dass Rod in die- mie, du auch?« sem Thema zu Hause war und die »Klaro“, sagte Jamie. Gelegenheit genoss, über seine Glau- »Ich werde versuchen darzustellen, bensansichten zu reden. wie die Errettung funktioniert«, sagte »Seht in den Text«, sagte Rod. »Es Rod. »Preston, stell dich doch bitte an ist wichtig, dass wir genau verstehen, den Eingang. Er soll die Himmelspfor- was Jesus in Vers 44 sagt. ›Niemand te symbolisieren. Du wirst Christus kann zu mir kommen, wenn nicht der spielen.« Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht.‹ »Es wird mir eine Ehre sein« sagte Auch der nächste Vers ist sehr wich- Preston. tig. Vielleicht kannst du ihn uns einmal »Wenn ich dir das Zeichen gebe«, vorlesen, Taylor?« sagte Rod, »dann lies Johannes 6,44.« »Gerne«, sagte Taylor. ›Jeder, der von »Verstanden«, sagte Preston und dem Vater gehört und gelernt hat, begab sich in Position. kommt zu mir.‹« »Ihr anderen vier repräsentiert die »Seht ihr?«, fragte Rod. verlorene Menschheit.« »Sehr ihr was?«, fragte Taylor. Jamie deutete eine Verbeugung an. »Die Rolle des Vaters bei der Er- »Herzlichsten Dank.« Rod nahm ein Schüreisen vom Kamin und setzte sich wieder auf sei- 26 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
nen großen Polstersessel beim Fens- versuche nur zu illustrieren, wie die fen noch.« Sie bot ihnen selbstgeba- ter. »Ich werde Gott darstellen«, sagte Errettungfunktioniert«,beschwichtigte ckenen Kuchen nach deutschem Re- er. Das zog natürlich gut gemeinten ihn Rod. Er wandte sich an Alex. »Ich zept und Kaffee in nicht zueinander Spott nach sich, den Rod aber lässig bin fertig.« passenden Tassen an. wegsteckte. Als die Gemüter sich AlexmachteeinpaarAnkündigun- »Also, wessen Idee war es denn, sich wieder beruhigt hatten, hob er seine gen und schloss mit einem Gebet. Die auf den contradictionem irresulutam ein- ausgestreckte Hand in die Luft und Studenten setzten ihre Diskussion zulassen?«, fragte Michael. bat um Ruhe. DannthronteeralsGott sofort weiter fort und debattierten in Jamie lachte. »Auf in der Herrlichkeit auf seinem Sessel, kleinen Gruppen. Einige gingen zu was?« zeigte mit seinem Schüreisen als Zep- Rod,umihreFragenloszuwerden.Alex »Der unlösbare »Also, wessen Widerspruch. Prä- Idee war es ter-Ersatz auf die vier Studenten, die beobachtete alles und fragte sich, was destination. Ich hät- nochamBodensaßen.»Sharon,derVater aus der UCF noch werden sollte. denn, sich auf den ,contradic- ziehtdichzuseinemSohn«,sagteer.»Steh te ja nicht gedacht, tionem irresulu- dass euch allen so auf und geh zu deinem Erretter.« langweilig ist …« Sharon ging zu Preston, der sie mit Am frühen Mittwochabend fuhren »Wir lesen das Jo- einerUmarmungbegrüßteundsieden die sechs UCF-Delegierten von Ber- FlurrunterRichtungHimmeleinließ. keley ins Nahe gelegene Albany, wo hannes-Evangelium tam‘ einzulas- im Bibelkreis«, sag- sen?«, fragte »Leesha«, verkündete Rod mit lau- Michael und seine Frau Heidrun mit te Alex. »Wir haben ter Stimme, unterstützt durch sein ihren zwei kleinen Söhnen in Univer- Michael.« Zepter. »Der Vater zieht dich zu sei- sity Village wohnten. University Vil- uns an einigen Ver- sen im sechsten Ka- nem Sohn. Steh auf und betritt das lage war eine Siedlung mit ungefähr ewige Leben.« 600 Wohnungen. Einige Häuser wa- pitel die Zähne aus- LeeshanähertesichPreston,dersie ren schon in den 40er Jahren als Art gebissen.« ebenfallsumarmteundsieindenHim- Baracken gebaut worden, der Rest war »Ich weiß schon, welche du meinst.« mel einließ. in den 60ern entstanden, um den »Wir dachten, du könntest uns Rod senkte sein Zepter. »Das war’s immerzahlreicherwerdendenStuden- vielleicht helfen«, sagte Alex. für heute Abend. Noch irgendwelche ten Unterkunft bieten zu können. Da »Ich habe wahrscheinlich genauso abschließendenBemerkungen,Alex?« die Miete nur halb so hoch war wie viele Fragen wie ihr. Was habt ihr denn »Hey, Moment mal«, rief Jamie. sonst in der Gegend, lebten hier viele bisher schon herausgefunden?« «Und was ist mit Elliot und mir?“ verheiratete Studenten, die am Ende Alex berichtete von ihrer Marathon- Rod gab Preston ein Zeichen, Jo- ihrer akademischen Ausbildung stan- Sitzung in der GTU-Bibliothek am ver- hannes 6,44 zu lesen. den und bereit waren, auf engem Raum gangenen Wochenende. Er erzählte, Prestonlas:»›Niemandkannzumir und ohne großen Komfort zu leben. dass sie sich zuerst von Rod eine Zu- kommen, wenn nicht der Vater, der MichaelundHeidrunhießendiesechs sammenfassung über die Geschichte mich gesandt hat, ihn zieht.‹« Delegierten in ihrem kleinen Erdge- und die Lehraussagen des reformier- »Ich habe meine Wahl getroffen«, schoss-Apartment willkommen. In ten Glaubens angehört hatten und dass sagte Rod. dem ohnehin schon winzigen Wohn- sich jeder dann selbst einige Stunden »Das ist aber unfair!«, rief Jamie. zimmerwarenaneinerWandUmzugs- lang in Eigenarbeit dem Thema ge- »EsistbesseralsFairness«,sagteRod. Kisten bis unter die Decke gestapelt. widmet hatte. Am Ende des Tages »Es ist Gnade, souveräne Gnade.« Dies war das Zeugnis des siebenjäh- waren sie von dem zusammengetra- »Es ist trotzdem unfair«, sagte rigen akademischen Weges von Mi- genen Bücherberg fast erschlagen wor- Jamie. den. Michael fragte, welche Nach- »Willst du also Ge- schlagwerke sie zu Rate gezogen hat- rechtigkeit?«,fragteRod. „Nimeand kann zu mir ten.Alexsagteihm,dassjedervonihnen »Genau, mehr will Teile aus Calvins Institutio Christia- ich ja gar nicht.« kommen, nae Religionis gelesen hatte und außer- »In Ordnung. Ich dem das Westminster-Bekenntnis. verdamme dich für wenn nicht der Vater, Einige hatten sich mit Martin Luthers immer in die Hölle.« Über den geknechteten Willen beschäf- »Was?«,riefJamieund der mich gesandt hat, ihn zieht; tigt und mit Francis Turretins Institu- sprangaufdieFüße. tio. Sie hatten auch Bücher von engli- »Du wolltest Ge- schenPuritanerndurchgearbeitet:John rechtigkeit, also habe und ich werde ihn auferwecken Owen, Richard Baxter, John Howe, ich dir Gerechtigkeit Jonathan Edwards und George Whi- gegeben. Du verdienst am letzten Tag.“ tefield. Sie hatten darüber hinaus die die Hölle.« Werke des schottischen Reformatoren »Okay, dann will John Knox herangezogen und auch von ich Gnade«, sagte Ja- JOHANNES 6,44 einigen amerikanischen reformierten mie. »Gib uns Gnade.« Theologen: Hodge, Warfield, Berkhof, »Sorry, du kannst Boice, Gerstner und Sproul. Sie hat- Gerechtigkeit verlangen, aber nicht chael, an dessen Ende ein Doktor in ten mindestens sechs Bücher über sys- Gnade.« Nah-Ost-Studien stehen würde. tematische Theologie durchstöbert, »Wir bekommen gar nichts?« »Bitte leise sprechen«, bat Heidrun einige von ihnen bestanden aus zig »He, nimm es nicht persönlich, ich ihre Besucher. »Unsere Jungs schla- Bänden. Die hatten sie aufgeschlagen Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 27
auf den Boden gelegt, damit sie schnell »In der Annahme, tin Bucer bei der Formulierung Cal- etwas nachschlagen konnten. Sie hat- dass sie mit ihrer Sicht vins theologischer Aussagen half. Bu- ten sich natürlich auch in Bücher der von der Prädestination cer war früher ein Dominikanermönch Arminianer, Dispensationalisten, Ka- Recht haben.« gewesen, stammte also aus dem glei- tholiken und Anglikaner vertieft, aber chen Orden wie Aquin. Luthers Schrif- im einzelnen konnte er sie nicht mehr »Sie haben ihre Leh- ten haben vielleicht auch einen gewis- aufzählen. ren nur aus der Bibel sen Einfluss gespielt. Aber neben der gezogen«, sagte Rod. Heiligen Schrift hatte wohl Augusti- »Am Ende umgaben uns 83 Bü- nus den größten Einfluss auf Calvins cher«, sagte Elliot. »Bist du dir da so si- Sicht von Prädestination.« cher?«, fragte Michael. »Ihr meint es wirklich ernst, nicht »Augustinus?«, sagte Jamie. »Der wahr?«, sagte Michael. »Absolut«, sagte Rod. Kerl lebte vor 2000 Jahren.« »Sola scriptura, allein »Wir müssen eine Lösung finden«, die Schrift.« »Nicht ganz«, sagte Michael. »Er war sagte Alex. »Die anderen Mitglieder der Bischoff von Hippo im fünften der UCF verlassen sich auf uns.« »Ich nehme an, ihr Jahrhundert nach Christus.« wisst,dassdiereformierte »Wir stecken in einer Sackgasse«, Prädestinationslehreder »Er lehrte doch die Kindstaufe«, sagte Jamie. »Deshalb sind wir zu dir katholischensehrähnlich sagte Angela. gekommen.« ist«, sagte Michael. »Calvin auch«, sagte Michael. »Meint ihr denn, ihr nähert euch »Das hat Rod nie er- Rod rutschte auf seinem Stuhl her- derProblematikausderrichtigenRich- wähnt«, sagte Angela. um. »Ich persönlich glaube, dass Cal- tung?«, fragte Michael. vin mit der Kindertaufe Recht hat.« »Weil das nicht »Das ist doch nicht dein Ernst!«, »Was meinst du?«, fragte Alex. stimmt«, sagte Rod. rief Jamie. »Wenn ihr euch zuerst mit den »Das Thema lassen wir jetzt«, sag- Werken der Theologen beschäftigt, »Es stimmt aber«, te Alex. dann seht ihr die Prädestination durch sagte Michael. »Thomas »Augustinus ist ein katholischer ihre Brille.« von Aquin war der wich- Heiliger«, sagte Angela. »Was ja kein Problem ist, wenn man tigste Theologe der rö- »Na und, das tut doch nichts zur nur die richtigen Theologen auswählt«, misch katholischen Kir- Sache«, sagte Rod. bemerkte Rod. che. Er war ein Domi- »Das ist der Gleiche, der gesagt hat, »Und woher weiß man das?«, frag- nikanermönchundlebte er hätte das Evangelium nicht ange- te Michael. im dreizehnten Jahr- nommen, wenn die Kirche es ihm nicht »DieReformatorenwarentreueMän- hundert. Er lehrte, dass befohlen hätte«, sagte sie. ner Gottes. Man findet kaum bessere.« vor Grundlegung der »Niemand behauptet, dass er per- Welt Gott einige Men- fekt war«, sagte Rod. schen für den Himmel erwählte and »Er glaubte ans Fegefeuer«, sagte andere für die Hölle bestimmt hat. Angela, »und die Sakramente.« Laut Aquin suchte Gott die Erwähl- »Calvin sagte von ihm und hier zi- ten aus, ohne dabei ihre guten Wer- tiere ich: ›Der beste und verlässlichs- ken, die er ja vorhersehen konnte, zu te Zeuge der ganzen Antike‹«, sagte berücksichtigen. Er gewährte ihnen Michael. eine Gnade, die garantierte, dass sie »Augustinus hatte in vielen Punk- bis zum Ende an ihrem Glauben fest- ten Recht«, sagte Rod. halten und errettet werden würden. »Das ist wahr«, sagte Michael. »Aber Vielleicht schon mal so was Ähnliches Angela hat auch Recht. Man kann nicht gehört?« einfach blind Dingen vertrauen, nur Jamie grinste. »Hmmm, vielleicht weil sie ein Reformator gesagt hat. Man bei den Calvinisten?« muss auch ihre Lehren im Licht der »Die katholische Kirche verurteil- Bibel prüfen.« te Calvins Ansichten, sie nannten ihn »Das wissen wir doch«, sagte Rod. einen Häretiker«, sagte Rod. »Folgendes müsst ihr auf jeden Fall »Es gibt ein paar Unterschiede zwi- bedenken: Wenn ihr Calvins Denkvor- schen der katholischen und der refor- aussetzungen übernehmt und Prädes- miertenSichtderPrädestination«,sagte tination im Rahmen des Fünf-Punk- Michael, »aber insgesamt haben sie te-Calvinismus studiert, werdet ihr vieles gemeinsam.« höchstwahrscheinlich zu den gleichen »Ich kann dir da nicht zustimmen«, Folgerungen kommen wie er«, sagte sagte Rod. Michael. »Außerdem sollte euch auch »Hast du dich jemals mit diesem klar sein, dass es zeitgleich zur Refor- Thema befasst?«, fragte Michael. mation auch gesellschaftlich zu gro- »Nein«, gab Rod zu. »Aber das wer- ßen Umbrüchen kam. Das hat das de ich noch.« Verständnis der Menschen von der »Calvins Prädestinationslehre Prädestinationslehre ebenfalls stark stammte von Thomas von Aquin?«, geprägt.« fragte Angela. »Teilweise«, bestätigte Michael. »Wir wissen, dass ein Mann namens Mar- 28 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
»Was meinst du damit?«, fragte Alex. zer Reformator, deutlich erkennen. Sie »Ich dachte immer, der Humanis- »Vor der Reformationsbewegung, hatten einen großen Wissensdurst und und zwar ungefähr 400 Jahre vorher, wenn sie wichtige theologische Fra- mus war eine atheistische Epoche«, sag- hatten die europäischen Gelehrten die gen hatten, dann suchten sie in den SchriftendergriechischenPhilosophen hebräischen und griechischen Manu- te Preston. wiederentdeckt, im besonderen Maße skripten nach Antworten.« die von Aristoteles. Die Folge war eine »Du denkst dabei an den weltlichen Revolution auf philosophischem und »Sola Scriptura«, sagte Rod. »Wie pädagogischem Gebiet.« ich schon sagte, am besten ist man bei Humanismus«, sagte Michael. »Das ist »Die Scholastik«, sagte Elliot. den Reformatoren aufgehoben.« »Genau. Aristoteles’ Regeln der eine neuere Entwicklung und wurde Logik wurden zur Grundlage von Ver- »Aber nicht alle der frühen Refor- ständnis, Ausdruck und der Organi- matoren teilten diesen Ansatz«, sagte vor allem in den 1970ern populär. Man sation philosophischer und religiöser Michael. »Einige, und davon ganz Wahrheiten. Aquin bediente sich ge- besonders die Nachfolger Calvins in betonte rationales Denken, die Bedeu- nau dieses Ansatzes und wurde so der Genf, bevorzugten den scholastischen erste Theologe, der die Glaubensaus- Ansatz.« tung der Wissen- sagen der römisch katholischen Kir- che in ein System brachte. Deshalb »Wenmeinstdukonkret?«,fragteAlex. schaft und die Fähig- wurde ihm der Titel ›Prinz der Scho- »Beza und Turretin, um zwei zu lastiker‹ verliehen.« nennen. Ihren Ansatz nennen wir heute keit des Menschen, »Beza benutzte »Was hat das mit Calvinismus zu die protestantische Scholastik. Man seine Probleme tun?«, fragte Rod. »Das war doch alles sieht das zum Beispiel in Turretins die scholastische 250 Jahre vor der Reformation.« Institutio Theologiae Elencticae. Er stellt selbst zu lösen. Im Vorgehensweise, »Am Anfang der Reformation«, sag- eine Behauptung auf und widerlegt sie Grunde genommen te Michael, »benutzten Gelehrte und dann, indem er das Gegenteil durch ist diese Weltan- um Calvins Pädagogen gleichermaßen die scho- eine Kombination von Logik und Bi- schauung anti-über- lastische Methode, um religiöse Dok- belversen beweist. Das bedeutet trin zu verstehen und zu lehren. Es übrigens auch elencticae. Diese Vor- natürlich.« Lehraussagen hatte einen großen Einfluss darauf, wie gehensweise ist deduktiv. Er argumen- »Du meintest also umzuorganisie- sie mit schwierigen Themen umgin- tiert vom Allgemeinen zum Spezifi- gen, wie zum Beispiel auch mit der schen.« einen anderen Hu- ren und weiter- Prädestinationslehre.« »So ging auch Thomas von Aquin zuentwickeln. »Das werden wir berücksichtigen, vor«, sagte Elliot. manismus?«, fragte danke«, sagte Rod. »Gute Beobachtung.« Preston. Bei diesem »Noch etwas«, sagte Michael. »Kurz »Und Calvin machte das nicht?«, vor der Reformation gab es ein Wieder- fragte Alex. »Den klassischen aufleben des Lernens und der schö- »Nein. Luther übrigens auch nicht. Humanismus, den nen Künste, als die Gelehrten näm- Als sie sich auf die Suche nach der lich die antiken Kulturen Roms und Wahrheit begaben, griffen sie sofort europäischen Huma- Prozess wurde Griechenlands wiederentdeckten.« zur Bibel. In ihrer Zeit war das eine nismus des Mittelal- Calvins Prä- »Die Renaissance«, sagte Elliot. revolutionäre Vorgehensweise. Luther ters. Er betrachtete »Richtig. Die Scholastiker hatten traute Aristoteles nicht über den Weg. destinationsleh- sich hauptsächlich mit den philoso- Er konnte nicht nachvollziehen, wie den Menschen als re verändert.« phischen Arbeiten von Aristoteles Christen sich von einem Heiden füh- Gottes edelstes Ge- beschäftigt. In der Renaissance jedoch ren ließen. Auch Calvin sagte seinen schöpf und sah unse- ging man noch weiter als in der Scho- Schülern, sie sollten sich direkt an die lastik; man studierte alles, was aus Schrift wenden. Und auch Huldreich ren Lebenszweck Griechenland und Rom gekommen Zwingli. Er war einer der führenden war. Es war die Wiedergeburt der Klas- Humanisten seiner Zeit und zog es vor, darin, Gott in alle sik. Das hat ganz Europa verändert. mit den ursprünglichen Quellen zu Große Universitäten wurden in Paris, arbeiten. Das war absolut neu. Frü- Ewigkeit zu verherrlichen und die Ge- Bologna, Salerno, Oxford und Cam- her hatten nur wenige Menschen di- bridge gegründet. Eine neue Kultur rektenZugangzudengriechischenund meinschaft mit ihm zu genießen.« des Lernens entwickelte sich, welche hebräischen Texten. Aber kurz vor dem die Würde des Einzelnen betonte und Anfang der Reformation gab es zwei »Langsam fügt sich das Puzzle zu- dass jeder Mensch im Grunde seiner grundlegende und entscheidende Ver- Selbst das Gute und die Wahrheit liebt änderungen. Zum einen strömten viele sammen«, sagte Alex. und nach Wissen hungert.« Gelehrte aus dem Osten nach Euro- »Die Geburtsstunde des Humanis- pa. Sie flohen vor den Ottomanen. Sie »Dann lass mich dir noch ein wei- mus«, sagte Elliot. brachten hunderte von antiken Manu- »Ganz genau. Man kann den Ein- skripten mit. Der zweite Faktor war teres Stück geben«, sagte Michael. »Ob- fluss des Humanismus auch bei Lu- die Erfindung der Druckerpresse im ther, Calvin und Zwingli, dem Schwei- fünfzehnten Jahrhundert. Durch die wohl Beza Calvins Nachfolger in Genf Drucktechnik bekamen viele Gelehrte in ganz Europa Zugang zu diesen wert- war, zog er den scholastischen Ansatz vollen Manuskripten.« dem humanistischen Ansatz Calvins vor.« »Ist das wichtig?«, fragte Alex. »Oh ja«, sagte Michael. »Beza be- nutzte die scholastische Vorgehenswei- se, um Calvins Lehraussagen umzu- organisieren und weiterzuentwickeln. Bei diesem Prozess wurde Calvins Prä- destinationslehre verändert.« »In maßgeblichen Punkten?«, frag- te Alex. »Und das ist mein Hauptargument«, sagte Michael. »Für Beza war die Prä- destinationslehre grundlegend, um Gott und die Errettung verstehen zu können. Er war das, was einige einen Erz-Calvinisten nennen würden.« »In welchem Sinn?«, fragte Angela. »Strenger, harscher, rigider als Cal- vin.« »Calvinistischer als Calvin?«, bot Alex an. »So könnte man es nennen. Kommt mal mit in mein Büro. Ich möchte euch etwas zeigen.« Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 29
BÜCHER John MacArthur (Hrsg.) Grundlagen des Glaubens Ein biblischer Glaubensgrundkurs in 13 Lektionen DINA4 geheftet, ca. 90 Seiten, Betanien Juli 2006 ISBN 3-935558-74-0, EUR 8,50 Sonntagmorgens in der Grace Community Church in Sun Valley, Kalifornien, wo John MacArthur als Hauptpastor dient, versammeln sich Gläubige in kleinen Grup- pen und nehmen diesen Kurs Grundlagen des Glaubens durch. Der Kurs umfasst 13 Lektionen, in denen sowohl biblische Wahrheiten vermittelt als auch Schritte zum Gehorsam und Dienst für Gott aufgezeigt werden. Die aufeinander aufbauenden The- men behandeln die Bibel, Gott, Christus, die Sünde, das Heil, die Heiligung, die Gemeinde, den Dienst und den Gehorsam. Die Bearbeitung des Kurses ist in Gruppen, aber auch in Zweier- oder Jünger- schaftsbeziehungen oder als Selbststudium möglich. Der Kurs richtet sich zwar in erster Linie an jungebekehrte und auch ältere Gläubige, die Nachholbedarf oder den Wunsch haben, die lehrmäßigen Grundlagen des Glaubens zu stärken oder neu zu erarbeiten. Doch außerdem vermittelt der Kurs – insbesondere in Kapitel 5 – auch das elementare Evangelium und fordert in dessen Licht zur Selbstprüfung (2Kor 13,5; 1Joh) auf. So wurden viele bloße »Mitläufer«, die sich bereits als Christen verstanden, erst durch diesen Kurs zur biblischen Erkenntnis Jesu Christi geführt und dadurch wiedergeboren. Nicht nur in der Grace Community Church, sondern in vielen Gemeinden weltweit wurde dieser Kurs von zahlrei- chen Christen durchgenommen, sodass sie in ihrer Erkenntnis biblischer Wahrheiten gewachsen sind. Es ist zu wün- schen und zu erbeten, dass auch die nun vorliegende deutschsprachige Ausgabe dazu beiträgt, dass viele in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi wachsen. Roland Antholzer Trauern und Trösten Taschenbuch, 128 Seiten, CLV Juni 2006 ISBN 3-89397-572-1, EUR 2,90 Das vorliegende Buch soll ein Beitrag sein für die Seelsorge an trauernden Men- schen. Es vermittelt ein fachlich und biblisch begründetes Verständnis der Trauer und führt in die seelsorgliche Aufgabe des Tröstens ein. Der Autor zeigt auf, welche Fehler beim Trösten zu vermeiden sind und möchte den Seelsorger zu rechtem, biblischen Trösten ermutigen und zurüsten. Ausführlich wird der Sinn von Leid-Erfahrungen diskutiert, und es werden hilfreiche Einsichten für deren Bewältigung vermittelt. Bei alldem hat der Autor immer auch den Betroffenen im Blick, der beim Lesen des Buchs auch für sich selbst Hilfe und Trost erfahren soll. James G. McCarthy Fiat Lux Kann eine Handvoll Studenten ein Rätsel lösen, das Theologen seit Jahrhunderten beschäftigt? – Roman Paperback, 334 Seiten, CMD Juli 2006 ISBN 3-9810173-8-2, EUR 14,50 Das neue Buch von Jim McCarthy behandelt das Spannungsverhältnis von Erwäh- lung und Vorherbestimmung einerseits und der Verantwortung des Menschen auf der anderen Seite. Dem Autor gelingt es, diese schwierige Thematik für jeden Leser ver- ständlich zu machen. Er wählt dazu die Form eines Romans. Dessen Handlung ist so überaus fesselnd entfaltet, dass man das Buch kaum aus der Hand legen wird, und gipfelt in einer verblüffenden Lösung. Doch Spannung allein wäre zu wenig. Die Ausführungen sind zudem außerordentlich lehrreich und zeigen als Nebeneffekt, wie ein theologisches Problem auf biblische Weise gelöst werden kann. McCarthys Werk gehört – ohne Übertreibung – zu den besten Büchern, die ich je in meinem Leben gelesen habe. (wp) 30 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 8 7 , 3 / 0 6
9Vijb Kf GZ[ZgZciZc Die diesjährige Ostkonferenz in Groß Dölln stand un- JchZgO^Za ter dem Thema „Die Bedeutung des Gebets – im persönli- chen Leben und in der Gemeinde“. Diese Konferenz wid- @dciV`i mete sich dem wohl unattrak- tivsten wie auch gleichsam wich- tigsten Thema für den Gemeinde- bau. Von Jak 5,16 ausgehend hat Benedikt Peters in seiner fundier- ten und praktischen Art äußerst wertvolle Beiträge zum Gebet weitergegeben, die wir unseren Lesern sehr nahe legen wollen. Wolfgang Bühne sprach in ei- nem Abendvortrag über „Bakht Singh – ein Mann Got- tes in Indien“, wie der Herr diesen Menschen auf ein- zigartige Weise gebrauchte und wie dieser uns zum Vor- bild sein kann. Die Vorträge sind als MP3-CD (EUR 14,–) sowie als Au- dio-CD-Set (7 CD-Roms für EUR 21,–) erhältlich (bei Be- stellungen bitte genau angeben, Danke). Konferenz für Gemeindegründung e.V. · Postfach 13 22 D-36082 Hünfeld · www.kfg.org · eMail: [email protected] Tel. (0 66 52) 91 81 87 · Fax (0 66 52) 91 81 89 Frühjahrskonferenz der KfG · 2 0 0 6 Neu startende Jahrgänge für das Samstag-Bibel-Seminar Gründungsarbeit: Das Samstag-Bibel-Seminar möchte Geschwistern einen allgemei- Für den Aufbau einer freien, bibeltreuen Gemeinde nen und umfassenden Überblick über Gottes Wort ermöglichen, in Heiligenstadt, Thüringen (überwiegend katho- ohne dabei Beruf oder Wohnort aufgeben zu müssen. Man trifft lisch), suchen wir mutige, aber vor allem dem Herrn sich an einem Samstag im Monat von 9.30 Uhr bis 20.15 Uhr, um vertrauende Mitarbeiter. Auch Praktikanten für län- die vorbereiteten Themen durchzunehmen. Der Kurs ist auf vier gerfristig sind möglich. Jahre angelegt, wobei jedes Kursjahr eine abgeschlossene Einheit Ebenso bieten wir vor Ort ein Praktikum für ange- bildet und mit einer Prüfung abschließt. Der Kurs ist in erster hende Gemeindegründer an. Linie für feste Teilnehmer gedacht. Sie sollten sich verbindlich für ein Jahr anmelden. Infos & Kontakt: Rüdiger Zander, Tel. (0 36 06) 50 69 35, eMail: Hier die Starttermine und Orte: [email protected] SBS-Rhein-Main, 16. September 2006 in der „Christlichen www.dwg-radio.net Gemeinde Darmstadt“, Landwehrstraße 75 SBS-Schweiz, 27. Januar 2007 in der „Gemeinschaft christlicher Liebestätigkeit Effretikon“, Hackenbergweg 9 SBS-Bad Laasphe (voraussichtlich 1. oder 3. Samstag ab Januar 2007 - Termin kommt noch nach!) in der „Christlichen Gemeinde Bad Laasphe“, Thüringer Weg 1 Ausführliche Informationen folgen in der Novemberausgabe oder auch im Internet unter www.afbg-forum.de Auskünfte und schriftliche Anmeldung: Hans Wälzlein · Römerstraße 8 · 72513 Inneringen Tel. (0 75 77) 9 21 02 (ab 21.00 Uhr!) · eMail: [email protected] Gemeindegründung Nr. 87, 3/06 31
KfG e.V. · Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld emeindegründung Postvertriebsstück DP AG · Entgelt bezahlt H 12702 Konferenz für Gemeindegründung e.V. Postfach 13 22 D-36082 Hünfeld S„So rühme sich denn niemand im Blick auf Menschen, denn alles ist euer.“ 1Kor 3,21
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