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Gemeindegründung Jahr 2004, Nr.77

Published by The Virtual Library, 2023-04-14 06:47:49

Description: Gemeindegründung Jahr 2004, Nr.77
Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau

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Kf emeindegründung Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau So geht nun hin und macht zu Jüngern • Thom Cunningham, USA • a Das Heranbilden von Jüngern im frühen Gemeindezeitalter • LeRoy Eims (1925-2004) • a Die Personen einer Jüngerschaft • Guido Wolff, Landau • a Motivation zur Jüngerschaft • Robert E. Coleman, USA • 1/04 Gemeindegründung · 20. Jahrgang · Nr. 77 · 1/04

IMPRESSUM I N H A LT Kf PRAXIS emeindegründung „So geht nun hin und macht zu Jüngern …“ Beiträge zu Gemeindegründung & Gemeindeaufbau Thom Cunningham So geht nun hin Gemeindegründung 20. Jahrgang »Unser Auftrag ist es, Jünger zu machen, und nicht lediglich nur Bekehrte. Thom Cun- und macht zu Jüngern Heft-Nummer 77 ningham zeigt auf, wie der Herr und seine Apostel diesem Prinzip folgten und wie sich • Thom Cunningham, USA • Ausgabe 1/04 6die Gemeinde durch Jüngerschaftsbeziehungen ausbreitete .« .................................. a Das Heranbilden von Jüngern im frühen Gemeindezeitalter • LeRoy Eims • a Die Personen einer Jüngerschaft • Guido Wolff, Landau • a Motivation zur Jüngerschaft • Robert E. Coleman, USA • 1/04 Gemeindegründung · 20. Jahrgang · Nr. 77 · 1/04 Neue Herausgeber GEMEINDEBAU Adresse! Konferenz für Gemeindegründung e.V. Postfach 13 22, D-36082 Hünfeld Das Heranbilden von Jüngern Tel. (0 66 52) 91 81 87, Fax 91 81 89 im frühen Gemeindezeitalter eMail: [email protected] home: www.kfg.org LeRoy Eims »Einer der Hauptaspekte des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus war die Aus- Vorstand bildung Seiner Zwölf Jünger, die er Apostel nannte. Diese Ausbildung war das Wilfried Plock (1. Vors.), Fundament Seines gesamten Dienstes. Während dieser guten drei Jahre wid- Michael Leister (2. Vors.), mete er diesen Männern viel von seiner Zeit. Er wusste, sollte seine Mission er- Gerhard Hahm, Gerd Herter, folgreich sein, viel von der Hingabe, der Treue, dem Mut und dem Glauben der Dale Sigafoos, Hans-Werner Deppe 12Männer abhängen würde, die er gewählt und ausgebildet hatte …«.......... Schriftleitung Wilfried Plock, eMail: [email protected] PRAXIS Fax (0 66 52) 99 25 34 Die Personen einer Jüngerschaft Ständige Mitarbeiter Hans-Werner Deppe, Oerlinghausen Guido Wolff Gerd Herter, Mössingen Michael Leister, Rothenkirchen »Wenn wir Hudson Taylor gekannt hätten, bevor er sei- nen Dienst am Evangelium begann, hätten wir ihn dann Repro & Druck aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften für eine Jün- Rüdiger Heinelt GmbH, Nüsttal- gerschaftsbeziehung ausgewählt? Wohl kaum. Wonach würden wir Ausschau Hofaschenbach halten? Nach den von Natur aus Begabten und Siegertypen, den Großen und Erscheinungsweise & Preis 20Angesehenen?« ....................................................................................... vierteljährlich, EUR 10,– bzw. sFr 20,– pro Jahr einschließlich Versandkosten PRAXIS Spendenkonten Motivation zur Jüngerschaft VR-Bank NordRhön BLZ 530 612 30, KNR 622 508 Robert E. Coleman für die KfG-Schweiz: Postscheckkonto »Nur zu schnell wird die Bearbeitung eines The- 30-342868-4; sonstiges Europa: mas wie das der Jüngerschaft zu einer reinen akademischen Übung. Zusätzli- IBAN: DE57 5306 1230 0000 6225 08, che intellektuelle Stimulans könnte zwar hilfreich sein, doch dort liegt nicht das BIC-Code: GENODEF1HUE Problem dieses Themas. Nach 35 Jahren Unterrichtstätigkeit an einer Hoch- schule bin ich davon überzeugt, dass der Grund für die Verwirrung in der Ge- Bildnachweis meinde in Punkto Mission nicht in unserem Kopf liegt, sondern in unserem Her- © 04 photocase.de, S. 1, 2, 6, 12, 20, 27; KfG, S. 3; Christl. Erholungsheim 27zen. Es reduziert sich schließlich auf das Thema „Liebe“.« ....................... Rehe, S. 4; Leister, S. 4, 5; Cunning- ham, S. 5; © 04 stock.xchng, S. 32. Das Copyright der Artikel liegt beim jeweiligen Au- tor. Nachdruck nur mit Erlaubnis u. Quellenangabe. Die einzelnen Artikel vertreten die Auffassung des je- weiligen Verfassers und decken sich nicht notwendi- gerweise mit der Sicht des Herausgebers oder der Schriftleitung. 2 Gemeindegründung Nr. 77, 1/04

Seiten im Internet LEITWORT unsere aktualisierten [email protected] www.kfg.orgBesuchenSie als auch Jüngerschulung sind notwendig, wenn die Liebe Geschwister, Herrschaft Gottes in den Herzen der Menschen auf- vor einiger Zeit erhielt ich einen Brief von Teil- gerichtet werden soll.“ nehmern am »Training für Mitarbeiter im Ge- meindebau« (TMG) in Salzburg. Dort hieß es: Nachdem unsere letzte Zeit- schrift den Bereich „Evangeli- „Der Schwerpunkt unserer zweiten „Halbzeit“ sation“ behandelt hat, greifen wird eher auf Jüngerschaft gelegt, das Festigen und wir in dieser Nummer konse- Fördern von Geschwistern. Es ist das zweite Her- quenterweise das Thema „Jün- zensanliegen unseres Herrn. Beide Anliegen finden gerschaft“ auf. Den Anfang wir in Matthäus 28,18b-20a „Mir ist alle Macht macht der Referent unserer gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin diesjährigen Herbstkonfe- und macht alle Nationen zu Jüngern … lehrt sie alles renz: Thom Cunningham. Da- zu bewahren, was ich euch geboten habe...“ nach folgen zwei ausgezeich- nete Buchauszüge Wir haben buchstabiert bekom- von Leroy Eims, der vor weni- men, dass Evangelisation und gen Wochen heimgerufen Jüngerschaft untrennbar wurde, und von Guido zusammen gehören, und „Geht nun hin Wolff. Wir blicken zu- dass beides auch inein- rück ins erste Jahr- ander übergehen muss. und macht alle Nationen hundert und be- Es sind zwei Teile der- schäftigen uns dann selben Aufgabe. Wenn zu Jüngern …“ mit den geeigneten das eine auf Kosten des Kandidaten für eine anderen überbetont Jüngerschaftsbezie- wird, haben wir entwe- MATTÄUS 28,19 hung. Der Auszug der eine schwache oder eine aus Colemans Klassi- isolierte Gemeinde. ker „Des Meisters Plan der Jüngerschaft“ rundet die In dem BAO-Kurs über Evangelisa- Thematik ab. tion und Jüngerschaft lasen wir folgendes: „Satan hat die Gemeinde dazu verführt, zwischen In diesem „KfG-Jahr“ liegt in gewissem Sinn Evangelisation und Jüngerschaft zu unterscheiden. der Schwerpunkt auf „Jüngerschaft“. Wir glau- Wo in der Schrift trennen Jesus oder seine Apostel ben, dass es nur eine Antwort auf die Ober- diese beiden Gedanken oder betonen den einen auf flächlichkeit vieler Gemeinden in unserem Kosten des anderen? Evangelisation heißt, Men- Land gibt: konsequentes Ausleben von Evan- schen zu gewinnen, so dass sie dem Leib Christi hin- gelisation und Jüngerschaft. zugefügt werden können. Jünger machen heißt, den Herzlich grüßt euer Bruder neuen Bürger zu lehren, den Gesetzen des Königs zu gehorchen und andere für dieselbe Aufgabe zu gewinnen und auszubilden. Sowohl Evangelisation Wilfried Plock Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 3

KO N F E R E N Z Einladung zur 22. Herbstkonferenz der KfG DO., 14. – SO., 17.10.2004 IM „CHRISTLICHEN ERHOLUNGSHEIM“ IN 56479 REHE / WESTERWALD Jedem entschiedenen Christen wachsen. Die Gemeinde wiederum doch so stark vernachlässigt. Diese ist es ein Herzensanliegen, dass bietet das Umfeld, in dem Gläubige Konferenz soll Ermutigung und An- auch andere Menschen zum retten- ein Leben lang in der Jüngerschaft leitung zu fruchtbarer Jüngerschaft den Glauben an den Herrn Jesus begleitet werden können. geben. kommen. Doch wird dabei oft über- sehen, dass uns der Herr an keiner Wer den nebensteheden Lebens- ZUR KONFERENZANMELDUNG Stelle dazu auffordert, lediglich „Be- lauf liest kann nachvollziehen, dass Bitte benutzen Sie zur Anmel- kehrte“ zu machen. Die Wiederge- wir sehr dankbar sind, Thom Cun- dung wieder den untenstehenden burt ist nach dem Plan des Herrn ningham zum Thema Coupon. Dieser kann gerne kopiert nicht das Ziel, sondern der Anfang, werden, wenn sich mehrere Gemein- durch den Menschen zu wahren An- »Jüngerschaft im Gemeindebau« deglieder gleichzeitig anmelden betern und Arbeitern im Reich Got- möchten. tes werden. „Jüngerschaft“ heißt während der diesjährigen Herbst- Die Konferenzgebühr für die das Prinzip, dass uns der Herr selbst konferenz in Rehe hören zu können. Dauergäste beträgt EUR 30,– für vorgelebt und mit dem er uns auch Einzelpersonen bzw. EUR 40,– für beauftragt hat. Gesunde Jünger- ZIELGRUPPE Ehepaare. Wir bitten die Gebühr schaftsbeziehungen, die weit über Jeder, der sich zu diesem prakti- wie gehabt erst nach erfolgter schrift- die Bekehrung hinausgehen, sind schen Thema des Christseins anlei- licher Bestätigung durch uns zu über- der Boden, in dem tragfähige Mitar- ten lassen möchte, ist herzlich ein- weisen. Andere Anmeldungen als beiter für die Gemeinde Jesu heran- geladen. Obwohl Jüngerschaftsbe- mit diesem Coupon können nicht be- ziehungen für den Bau der Gemein- rücksichtigt werden. Haben Sie herz- de so grundlegend sind, werden sie lichen Dank für Ihr Verständnis! Im Haus wird es drei Preiskatego- Einsendeschluß: 23.09.04 rien zwischen EUR 30,50 und 38,10 geben (für Unterkunft & Verpfle- Bitte in D R U C K B U C H S T A B E N ausfüllen und einsenden an: Hiermit melde ich folgende Person(en) zur Die Konferenzgebühr werde ich nach gung pro Person und Tag). Bettwä- Herbstkonferenz der KfG vom 14.-17.10.2004 Erhalt meiner Anmeldebestätigung sche und Handtücher können gegen Konferenz für Gemeindegründung e.V. · Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld im Christlichen Erholungsheim in Rehe an: überweisen. Entgelt ausgeliehen oder selbst mit- gebracht werden. Um uns die Zim- Waldruhe/ Bergfrieden/ Rehbachtal egal mereinteilung zu erleichtern, bitten wir auch um Angabe des Alters und Herr Frau Ehepaar Alter Talblick Höhenblick (EUR 30,50) der Telefonnummer. (EUR 38,10) (EUR 35,50) Name,Vorname Wir freuen uns auf erbauliche Ta- Straße ge in Rehe und beten mit Ihnen für eine vom Herrn gesegnete Konfe- renz im Herbst 2004. PLZ Ort Datum & Unterschrift Telefonnummer/ eMail (wichtig bei Rückfragen)

Thom Cunningham, New Tribes Mission (Europa) — Kurzbiographie Thom wurde in Maryland, USA geboren und verbrachte dort auch seine Kindheit. Obwohl er in einer lutherischen Familie aufwuchs und seine Eltern \"Kirchgänger\" waren, hörte er in der Kirche nie das Evangelium. Mit 19 Jahren übergab er sein Leben Christus als seinem Retter durch den evangelistischen Dienst der Hagerstown Bible Church in MD. Carolyn stammt von Rhode Island, wurde von gottesfürchtigen Eltern erzogen und nahm den Heiland im Alter von sieben Jahren an, wozu ihr eine Baptisten- gemeinde in Tennessee verhalf. Thom arbeitete als Grafik-Designer für einen regierungseigenen Bildungs-Fernsehsender. Thom & Carolyn lernten sich während des Studiums am Washington Bible College (1965-1970 kennen. Von 1972 bis 1982 dienten sie in Öster- reich in einer evangelistischen Gemeindegründungsarbeit sowie in der Literaturverbreitung. Zusammen mit einem in- und ausländischen Mis- THOM CUNNINGHAM sionsteam begannen sie den Aufbau von drei neuen Gemeinden. 1983 be- gannen Thom & Carolyn einen neuen Dienst in Northampton, England, wo sie mit einem Missionsteam eine weitere neue Ortsgemeinde aufbauten. Bis 1986 Sie engagierten sich dort in Tür-zu-Tür-Literaturverbreitung und Besuchsdienst, Lehre, Organisation von evangelistischen Familienveranstaltungen und Eins-zu-Eins-Jüngerschaft. 1986 bis 1994 nahmen die Cunninghams einen Dienst in Schottland auf und dienten dort sowohl in einer Gemeindeaufbauarbeit östlich von Edinburgh als auch als \"Missionspartner\" für das Carrubbers Christian Center in der Innenstadt (das ist die historische \"Carrubbers Close Mission\", die Ende der 1870er Jahre von D.L. Moody und Ira Sankey unterstützt wurde). Bei den Carrubbers waren sie zuständig für das Organisie- ren und leiten von Open-Air-Evangelisationen und persönlicher Evangelisation auf der Straße, und außer- dem für One-on-One-Jüngerschaftstraining und für den Unterricht in einer Jüngerschaftsschule, bei deren Aufbau sie mitarbeiteten. Als sie sich während ihres Dienstes in Edinburgh bemühten, die vielen Studen- ten bei Carrubbers für Mission zu begeistern, legte sich Thom & Carolyn zum ersten Mal selbst eine schwere Last für unerreichte Völker und Stämme aufs Herz, die noch nie das Evangelium gehört hatten. Nach viel Gebet und geistlichem Rat übergaben sie ihre Aufgaben in Edinburgh an andere und kehrten im Frühling 1994 in die USA zurück, um ein Jahr lang am Training des New Tribes Missions Instituts teilzu- nehmen, einschließlich des Dschungel-Camps. Im August 1995 wurden die Cunninghams von New Tribes aufgenommen und zur Mitarbeit bei \"Destination SUMMIT\" gebeten, dem Missions-Kurzeinsatz-Zweig von NTM. 1996-97 absolvierten Thom & Carolyn ein 13-monatiges Programm, das darin bestand, das Team im SUMMIT Interface-Trainingslager zu unterrichten, das unter den Stämmen in Papua New Guinea dient. Seit 1997 dienten sie sowohl in Schottland (1997-1999) als auch neuerdings in der Nähe des europäischen \"Bibel- und Missions-Trainings-Zentrums (BMTC)\" von NTM in North Cotes, England. Sie sind weiterhin als Repräsentanten auf Reisen im Dienst für New Tribes Mission in Gemeinden, Jugendgruppen, Universi- täten und Missionskonferenzen in ganz England, Schottland, Irland, und gelegentlich auf dem europäi- schen Kontinent. Thom unterrichtet teilzeitlich den Bibelstudienkurs am Missionszentrum in England. Er und Carolyn rekrutieren und mobilisieren weiterhin Missions- Kurzeinsätze und Partner für NTM. Thom unterrich- Termine 2004 tet außerdem monatlich in einer Jüngerschaftsschule Edinburgh und führt regelmäßig zwei Jüngerschafts- seminare durch: \"Each One Reach One - Each One 3. KfG Ostdeutschland: 26.-28.03.04 Teach One\" and \"Opening The Scriptures\" über die «ESRA»-Tag in CH-Wetzikon: 08.05.04 chronologische Methode für Evangelisation und Jün- 22. Herbstkonferenz: 14.-17.10.04 gerschaft. Thom & Carolyn engagieren sich regelmä- 7. KfG-Schweiz: 29.-31.10.04 ßig in persönlicher Eins-zu-Eins-Jüngerschaft. Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 5

PRAXIS „So geht nun hin und macht zu Jüngern …“ (Each one reach one – each one teach one) Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Jüngerschaftskurs „Each one reach one – each one teach one“ von Thom Cunningham, USA. Wir danken New Tribes Mis- sion, Deutschland, für die freundliche Abdruckgenehmigung. Wir möchten mit dieser Veröffentlichung zum einen unseren Referenten der künftigen KfG-Herbst- konferenz in Rehe vorstellen; zum andern schlagen wir damit auch den Ton dieser Zeitschrift an, die sich mit dem Thema „Jüngerschaft“ befasst. Die Redaktion Thom Cunningham, USA dass jemand sie tun würde. Alle hät- ALLER KREATUR? ten es tun können – aber was kam Bis zum Jahr 1850 hatte die Welt- Übersetzt von Hans-Werner Deppe, Oerlinghausen schließlich heraus? Wie üblich, tat bevölkerung einen Wert erreicht von niemand die Aufgabe. EINFÜHRUNG 1 Milliarde „Dies ist die Geschichte von vier Es gibt eine wichtige Aufgabe zu 1930 2 Milliarden Personen namens jeder, jemand, alle erledigen. Und jeder ist gefragt, sie zu 1960 3 Milliarden und niemand. Es gab eine wichtige tun. Jesus Christus sagte: Gehet hin in 1986 5 Milliarden Aufgabe zu erledigen, und jeder war alle Welt und prediget das Evangeli- 2000 über 6 Milliarden gefragt, sie zu tun. Jeder war sicher, um aller Kreatur (Mk 16,15; Luther). 2004 6,5 Mill. Menschen! Meinte Jesus wirklich alle Geschöp- fe, als er diesen großen Missionsbe- Frage: Wie können wir mehr als fehl erteilte? Das wäre zu seiner Zeit sechs Milliarden Menschen erreichen, eine ungeheure Aufgabe gewesen! Und die heute in der Welt leben? Wir ha- Bevölkerungsstatistiken zeigen, dass ben sogar alle modernen „Methoden“ die Zahl der Menschen, die auf dieser und diese ganze „Technik“ (Medien, Erde erreicht werden müssen, im Lau- Radio, Fernsehen, Video usw.). Aber fe der Geschichte stetig größer wird. wir kratzen in der Weltevangelisati- Ein Überblick über das Bevölkerungs- on immer noch kaum an der Ober- wachstum zeigt dies eindeutig. fläche. Fast zwei Jahrtausende, nach- 6 Gemeindegründung Nr. 77, 1/04

dem der Herr uns den großen Missi- BARNABAS - PAULUS UND JOHANNES der Briefe leitete Paulus einfach Gläu- onsbefehl erteilt hat, erreichen wir MARKUS immer noch nicht jedes Geschöpf un- bige in den verschiedenen Gemeinden serer Generation – und das trotz all Der Einfluss von Petrus und Paulus unserer „modernen“ Methoden. Des- alssolche,dieandereinderJüngerschaft per Post in der Jüngerschaft an. Das halb sind immer noch viele uner- anleiteten, war enorm. Doch war es ein reicht! auf stille Weise einflussreicher Gläubi- waren Leute, denen Paulus sich per- ger, Josef, der mit Beinamen „Sohn des JESUS - ANDREAS - PETRUS Trostes“ bzw. Barnabas genannt wurde, sönlich gewidmet hatte und auch sol- Unser Herr Jesus Christus hat mit der als erster Paulus und Johannes Mar- seinem Leben und Dienst ein kla- kus in der Jüngerschaft anleitete. che, denen er noch nie begegnet war. res Beispiel gesetzt. Abschnitte wie z. B. Johannes 1 vermitteln uns ein PAULUS - SILAS, PRISCILLA UND Beachte insbesondere Apostelge- knappes Bild davon, wie Andreas AQUILLA, TITUS, LUKAS seinen Bruder Petrus zu Jesus ge- schichte 20,3-4: Achte auf alle diese bracht hat. Die Apostelgeschichte und die Schlusswortevielerneutestamentlicher Männer, mit denen Paulus reiste und JOHANNES - GAJUS Briefe geben uns etwas Einblick in viele Der kurze Brief von Johannes an Jüngerschaftsbeziehungen im Zen- die er unterwegs zweifellos auch in der Gajus (3. Johannes) ist für uns ein trum des Lebens der ersten Gemein- Hinweis, dass Gajus eines der geist- denundimRahmenderMissionsteam- Jüngerschaft anleitete. Diese kehrten lichen Kinder von Johannes gewesen aktivitäten des Apostels Paulus. und von ihm in der Jüngerschaft an- dann nach Hause zurück oder wur- geleitet worden ist. Die Geschichte LUKAS - THEOPHILUS der Urgemeinde berichtet uns, dass Beachte insbesondere die ersten den an einen anderen Ort gesandt, um Johannes ebenfalls einen großen Ein- Verse des Lukasevangeliums und der fluss auf einen Mann namens Poly- Apostelgeschichte: Lukas schrieb diese wieder weitere Jün- karp hatte und Polykarp wiederum Bücher tatsächlich als „Jüngerschafts- einen weiteren Gemeindeführer na- Material“ als Zeuge gegenüber Theo- ger zu machen – was mens Irenäus anleitete. Und so ging philus, eine reale Person, die er in der es weiter. Jüngerschaft anleitete. für eine gewaltige »Unser Herr In einem so erheblichen Teil des „Kettenreaktion“ war Jesus Christus Neuen Testaments und insbesondere dadurchdieFührung des Heiligen Geistes hat mit seinem in Gang gesetzt! Leben und Doch leider ge- schieht diese „Ket- Dienst ein tenreaktion“ in der klares Beispiel Gemeinde von heu- gesetzt.« te nicht. Die nachfolgende Statistik stellt die Er- gebnisse einer Um- frage unter „bekennenden“ Gläubigen in den USA dar. Diese Statistik ist für die weltweite Gemeinde wahrschein- Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 7

lich immer noch recht repräsentativ. gewinnen keine anderen für Christus che des Erdbodens …“ … Die meisten Christen werden zu 1. Mose 6,5: - da begann sich auch 20% beten nie „geistlichen Sackgassenkindern“. Das 25% lesen nie die Bibel Zeugnis des Evangeliums kommt bei etwas anderes auf der Erde zu vermeh- 30% gehen nie zur Gemeinde ihnen zum Stopp – und geht nicht ren: „… dass die Bosheit des Menschen 40% unterstützen das „Werk des Herrn“ weiter! Wird das Evangelium bei dir auf der Erde groß war …“ zum Stillstand kommen? durch keine Gaben Wie wir wissen, musste Gott ein 50% besuchen niemals die Sonntags- DAS KONZEPT DER VERMEHRUNG ganzes Menschengeschlecht durch sein (MULTIPLIKATION) Gericht vernichten, abgesehen von schule (aus allen Altersgruppen) Noah, seiner Frau, seinen drei Söh- 60% gehen nie zu einem Abendgottes- Das Konzept der Vermehrung (so- nen und deren Frauen. Nur acht Men- wohl körperlich als auch geistlich) fin- schenwurdenbeiderSintflutverschont. dienst det sich durch die ganze Bibel. Und als diese acht aus der Arche ka- 70% geben nie Geld für die Mission men, was sagte Gott ihnen, dass sie 80% besuchen nie ein Gebetstreffen 1. Mose 1,26-28: tun sollten? 1. Mose 9,1: „Und Gott 90% haben nie eine Familienandacht „Und Gott sprach: Lasst uns Men- segnete Noah und seine Söhne und 95% gewinnen niemals jemanden für schen machen in unserm Bild, uns sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und ähnlich! Sie sollen herrschen über die vermehrt euch und füllt die Erde! Christus Fische des Meeres und über die Vögel 99% leiten niemals einen anderen in des Himmels und über das Vieh und Später sagte Gott zu Abraham: 1. über die ganze Erde und über alle krie- Mose 17,1-3: „Und Abram war 99 Jahre der Jüngerschaft/im Glauben an. chenden Tiere, die auf der Erde krie- alt, da erschien der HERR dem Ab- chen! Und Gott schuf den Menschen ram und sprach zu ihm: Ich bin Gott, Das bedeutet, dass nur 1 Christ von nach seinem Bild, nach dem Bild der Allmächtige. Lebe vor meinem 100 Jünger macht! Doch genau das Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau Angesicht, und sei untadelig! Und ich ist es, was der Herr Jesus uns aufge- schuf er sie …“ will meinen Bund zwischen mir und tragen hat. Denken wir daran: Es ist Was ist der erste Auftrag, den Gott dir setzen und will dich sehr, sehr kein „großer Missionsvorschlag“, son- Adam und Eva erteilt? „Und Gott seg- mehren (multiplizieren). Da fiel Ab- dern der große Missionsbefehl. Wir nete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid ram auf sein Angesicht …“ stehen wortwörtlich „unter dem Be- fruchtbar und vermehrt euch („mul- tipliziert euch“) und füllt die Erde, Später sagte Gott ihm noch einmal: fehl“, diesen Auftrag und macht sie euch untertan …“ Der 1. Mose 22,17: „Darum werde ich dich auszuführen. erste Befehl in der Bibel ist: Vermehrt reichlich segnen und deine Nachkom- euch! Multipliziert euch! Dieser Be- men überaus zahlreich machen wie die »Die meisten Das Evangelium fehl meint natürlich körperliche Mul- Sterne des Himmels und wie den Sand, tiplikation (körperliche Frucht, Lei- der am Ufer des Meeres ist …“ Gott Christen wer- wurde von Genera- besfrucht bringen – die Erde mit Men- wiederholte diese Verheißung immer den zu „geistli- tion zu Generation schen füllen). wiedergegenüberIsaakundJakob.Nun weitergegeben–jeder Dann lesen wir in 1. Mose 6: „Und dürfen wir raten, was er zu den Kin- es geschah, als die Menschen began- dern sagte, als sie viele Jahre später in chen Sackgas- erreichtejemanden– nen, sich zu vermehren auf der Flä- Ägypten waren: 2. Mose 1,7: „Die Söh- und wenn es heute neIsraelaberwarenfruchtbarundwim- senkindern“.« bei 95% der Christen melten und mehrten sich und wurden sehr, sehr stark, und das Land wurde angekommen ist, voll von ihnen.“ Gott segnete und ver- mehrte sein Volk im Alten Testament dann steckt es in ei- und genau wie er von den Kindern Is- rael wollte, dass sie sich körperlich ner Sackgasse – die meisten Christen vermehrtenundmultipliziertenundals irdisches Volk seinen Namen verherr- geben das Evangelium nicht weiter und lichten, so möchte er auch von uns als seinen geistlichen Kindern – den Gläu- bigen – dass wir uns geistlich vermeh- ren (bzw. geistliche Frucht bringen). Der Herr Jesus sagte in Johannes 15,8: „Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet.“ Nun schauen wir uns dieses Kon- zept der Vermehrung im Neuen Testa- ment an. Es ist interessant festzustel- len, dass in der Apostelgeschichte die Terminologiezunächstetwasandersist. Am Pfingsttag, als der Heilige Geist herabkam und die Gemeinde begann, sagt die Apostelgeschichte als erstes nach der Predigt von Petrus: „… es 8 Gemeindegründung Nr. 77, 1/04

wurdenanjenemTagetwadreitausend Gottes Formel – sowohl für persönli- undAusbildung,aberwennjede„geist- Seelen hinzugetan“ (Apg 2,41). Und chen Segen als auch für effektives Ge- liche Generation“ treu diejenigen be- etwasspäterwiederum:„DerHerraber meindewachstum. lehrt und zurüstet, die sie für Christus tat täglich hinzu, die gerettet werden Schau dir das erstaunliche Poten- erreicht oder gewonnen haben, dann sollten“ (Apg 2,47). Und später noch zial dieses Prinzips an. Angenommen, ist dieses Potenzial atemberaubend. einmal:„Aberumsomehrwurdensol- du würdest als einzelner Jünger durch Diese Rechnung ist gewiss sehr „ide- che,dieandenHerrnglaubten,hinzu- Gottes Gnade und Befähigung nur ei- alistisch“, aber es ist tatsächlich mög- getan,ScharenvonMännernundauch nenanderenfürChristusgewinnenund lich. Unser Herr Jesus lehrte dieses Frauen …“ (Apg 5,12-14). diesen neuen Gläubigen im folgenden PotenzialinseinembekanntenGleich- Aber wenn wir zu Kapitel 6 kom- JahrbelehrenoderinderJüngerschaft nis vom Sämann und dem vierfachen men,findenwireinevölligandereAus- anleiten („lehrt sie, alles zu bewah- Ackerboden in Matthäus 13. In Vers drucksweise:Das„Hinzutun“verwan- ren, was ich euch geboten habe“, Mt 23 sagt er: „Bei dem aber auf die gute delt sich zu einem „Vermehren“! „In 28,20; siehe auch 2Tim 2,2 und Kol Erde gesät ist, dieser ist es, der das diesen Tagen aber, als die Jünger sich 1,28-29). Am Ende des Jahres wäret Wort hört und versteht, der wirklich mehrten …“ (Apg 6,1). „Und das Frucht bringt; und der eine Wort Gottes wuchs, und die Zahl trägt hundert-, der andere derJüngerinJerusalemmehrtesich „Und was du von mir sechzig-, der andere drei- sehr …“ (Apg 6,7). „An jenem Tag ßigfach.“ entstand aber eine große Verfol- Wir müssen für unsere gung gegen die Gemeinde in Jeru- in Gegenwart vieler Schützlinge beten, dass sie salem;undallewurdenindieLand- wie dieser „gute Ackerbo- schaften von Judäa und Samaria Zeugen gehört hast, den“ sind: dass sie das Wort zerstreut … Die Zerstreuten nun hören, verstehen, Frucht gingenumherundverkündigtendas das vertraue treuen Menschen bringen und sich als Jün- Wort“ (Apg 8,1.4). ger „vermehren“. In all die- Eine schwere Verfolgung war an, die tüchtig sein werden, sem steckt etwas, das wir nötigundeineZerstreuungderGe- beachten und uns merken meinde, um die Christen in Be- auch andere zu lehren.“ sollten. Stell dir diese Fra- wegung zu setzen, und dann wur- ge: „Wenn dieses Szenario, den alle beteiligt. Es wurde Wirk- wie wir es hier gesehen ha- lichkeit: Jeder erreichte jemanden 2. TIMOTHEUS 2,2 ben, wirklich in deinem – und jeder leitete jemanden an, Lebengeschehenwürde,wie und das in solchem Maße, dass in viele würdest du tatsächlich Kapitel9etwasWunderbaresgeschah: ihr dann zu zweit – zwei Jünger. Wenn jedes Jahr persönlich erreichen und NunvermehrtensichnichtnurdieJün- jeder von euch beiden dann hinaus- belehren? Was für ein ungeheures ger, sondern zu dieser Zeit „mehrte“ geht und im Laufe des nächsten Jah- Potenzial steckt darin, das Werk des sich sogar die Gemeinde! (Apg 9,31). res nur eine weitere Person für Chris- Herrn einfach so zu tun, wie er es be- DasZeugnisderGläubigenbreitetesich tusgewinnt,belehrt,inderJüngerschaft absichtigt hat! Jeder erreicht einfach aus und die Anzahl der Gemeinden anleitet und zurüstet, damit sie treu jemanden und jeder leitet jeman- wuchs. Hier waren neutestamentliche wiederumandereerreichenkann,dann den fleißig an und rüstet ihn oder sie Gläubige und Gemeinden in Aktion. wäret ihr am Ende des zweiten Jahres aus, um zu wachsen und wieder ande- Jeder erreichte jemanden, und jeder vier Jünger – vier sich „vermehrende“ re zu erreichen. Wenn du nur andere leitetejemandenan.DasPotenzialwar Jünger. Wenn ihr vier dann alle hin- für den Herrn gewinnst, nimmst du enorm–unddasistesauchheutenoch, ausgeht und in einem dritten Jahr dir keine Zeit, sie in der Jüngerschaft wenn wir dieses Prinzip nur praktizie- wieder auch nur einen erreichen und anzuleiten – du fügst nur hinzu und ren würden. diesewiederuminderJüngerschaftan- vermehrst nicht. Durch bloße Addi- leiten würdet, damit sie wieder ande- tion (Hinzufügen) werden in 20 Jah- DAS PRINZIP DER GEISTLICHEN re erreichen, dann wäret ihr am Ende ren bei einem Bekehrten pro Jahr nur REPRODUKTION des dritten Jahres acht sich vermeh- 20 neue Gläubige zugefügt. Bei geist- Es ist sicherlich Gottes Wille, dass rendeJünger–nichtnurBekehrte,son- licher Multiplikation (Vermehrung) jeder einzelne Gläubige nicht nur in dernachtzugerüsteteGläubige,diefä- werden in 20 Jahren – wiederum bei Christus wächst, sondern dass sich je- hig sind, sich geistlich zu reproduzie- nur einem Jünger pro Jahr – potenti- der vom Herrn gebrauchen lässt, um ren und zu vermehren. Wenn diese ell bis zu 1.048.576 Jünger gemacht. andere zu erreichen und auch ihnen Acht in einem vierten Jahr nur jeder Bedenke: Der Herr verlangt nicht von zuhelfen,inChristuszuwachsen.Somit einengewinnenundinderJüngerschaft uns, Hunderte oder Tausende zu er- ist ein Gläubiger imstande, sich auf anleiten würde, dann wären am Ende reichen und zu Jüngern zu machen – natürliche Weise „geistlich zu repro- des vierten Jahres sechzehn sich ver- sondern nur eine Person gleichzeitig. duzieren“. Wenn auf diese Weise an- mehrende Jünger möglich. Nachdem wir nun das Potenzial dere gewonnen, belehrt und zugerüs- eines einzigen Lebens gesehen haben, tet werden, um hinauszugehen und DAS POTENZIAL EINES EINZIGEN das sich geistlich vermehrt, lautet so- wieder andere Leute zu erreichen, dann JÜNGERS mit die große Frage: Werde ich nun wird sich das Zeugnis und der Dienst Nun, das erscheint vielleicht nicht im Gehorsam hingehen und mich für „vermehren“.Jedererreichtjemanden, als eine große Anzahl nach vier gan- dieses Werk engagieren? Wir müssen und jeder leitet jemanden an. Das ist zenJahrenkonzentrierterJüngerschaft uns nun selber die Frage stellen: Bin Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 9

ich aktiv an diesem Werk beteiligt? in der Bibel und im Leben eines Jün- tionalen Leiter der „Navigatoren“) eine Wenn nicht, werde ich mich beteili- gers ist. Geschichte von zwei Männern auf ei- gen? Werde ich „Jesu letzten Befehl“ nem Missionsfeld – und von zwei äu- zu meinem ersten Anliegen machen? Die Praxis ßerst verschiedenen Arten des Diens- Für wen trägst du eine Last? Für wen Wir haben auch gesehen, dass „Jün- tes. Er schreibt (S. 23): betest du regelmäßig? Um wen be- ger machen“ und das Prinzip der „Mul- mühst du dich, mit ihm eine tiefge- tiplikation“ ganz klar Praxis unseres „Ich besuchte ein Missionsfeld im hende geistliche Beziehung aufzubau- Heilands war, sowie des Apostels Pau- Ausland und sprach mit einem älte- en, mit dem Ziel, Christus weiterzu- lus und der jungen Gemeinde. ren Missionar. Er erzählte mir eine geben oder diese Person in der Jün- Das Problem Geschichte, die mich heute noch ver- gerschaft anzuleiten? Wir haben auch eingesehen, dass folgt; ich kann sie einfach nicht aus das Problem in der Gemeinde von dem Kopf bekommen. Es scheint, dass Wir haben das Wer, Was, Wo und heute darin besteht, dass so wenige er etwa 15 Jahre vor unserer Begeg- Wie des Missionsbefehls gesehen. Wem daran beteiligt sind, wirklich andere nung nach Übersee ging und die übli- sollen wir das Evangelium verkündi- zu erreichen und „Jünger zu machen“. chen Programme begann. Zu der Zeit, gen? – „... jeder Kreatur!“ Was sollen Das Potenzial als er auf seinem Missionsfeld ankam, wir „jeder Kreatur“ verkündigen? – Dann haben wir das fantastische lernte er einen jungen Mann namens „… Buße und Sündenvergebung …“ Potenzial dieses Prinzips der „geistli- Johnny kennen, der auf ganz andere Wo sollen wir das Evangelium verkün- chen Vermehrung“ berechnet. Wir Weise engagiert war. digen? – „… in Jerusalem, Judäa, Sa- haben gesehen, welchen enormen Ein- maria und bis an das Ende der Erde fluss ein einziger Jünger haben kann, Johnny war ein hingegebener Jün- …“ Wie sollen wir diese gewaltige Auf- wenn er nur treu weitere Jünger macht. gerJesuChristi,dochdem„Handbuch“ gabe bewältigen? – „Machet zu Jün- Jeder sollte jemanden erreichen, an- zufolge ging er an seine Missionsauf- gern alle Nationen … lehrt sie alles leiten, ermutigen und zurüsten, um gabe völlig falsch heran. Im Gegensatz zu bewahren, was Christus uns befoh- noch weitere zu erreichen. zum damals typischen Missionsvorge- len hat!“ Die Priorität hen verbrachte Johnny den Großteil Schließlich standen wir vor der seiner Zeit damit, sich mit einigen we- Jeder Gläubige soll in der Jünger- Herausforderung, „Jüngermachen“ zu nigenjungen Männern in jenemLand schaft angeleitet werden und dann unserer Priorität zu machen; uns dafür zu treffen. Der alte Missionar versuch- andere „zu Jüngern machen …“ Je- zu engagieren, für andere zu beten und te, Johnny dazu zu bewegen, sich auf der: erreicht jemanden – und jeder: tiefe Beziehungen aufzubauen, für den die normale Herangehensweise umzu- leitet jemanden an, um wieder andere Zweck, dass andere „erreicht und an- stellen, doch der junge Mann blieb bei zu erreichen und anzuleiten. geleitet“ werden. seiner „anderen“ Methode. Der Plan „WIE“ GESCHIEHT JÜNGERMACHEN? Die Jahre zogen ins Land und der Wir haben gesehen, dass dieses In seinem äußerst hilfreichen und alte Missionar musste nun das Land Konzept wirklich Gottes Plan ist, wie praktisch orientierten Buch mit dem seines Missionsdienstes verlassen, weil sein Missionsbefehl erfüllt werden soll. Titel „The Lost Art of Disciple Ma- sein Visum abgelaufen war. Als er mir Das Prinzip king“ („Die verloren gegangene Kunst so am Kaffeetisch in seinem Haus ge- Wir haben gesehen, dass das Prin- des Jüngermachens“) erzählt der Au- genüber saß, sagte er zu mir: ‚LeRoy, zip „jeder erreicht jemanden – jeder tor LeRoy Eims (ehemaliger interna- ich kann nur wenig vorweisen, was bei leitet jemanden an“ ein klares Muster meiner Zeit hier herausgekommen ist. Oh ja, da gibt es eine kleine Gruppe von Leuten, die in unserer Versamm- lungzusammenkommen,aberichfrage mich, was aus ihnen werden wird, wenn ich nicht mehr da bin. Sie sind keine Jünger. Sie haben treu meinen Predig- ten zugehört, aber sie sind keine Zeu- gen. Nur wenige von ihnen wissen, wie man jemanden zu Christus führt. Sie haben keine Ahnung davon, wie man andereinderJüngerschaftanleitet.Und jetzt, da ich abreisen muss, kann ich nur einsehen, dass ich meine ganze Zeit hier verschwendet habe.’ Er fuhr fort: ‚Dann schaue ich mir an, was aus Johnnys Leben geworden ist. Einer der Männer, mit denen er ar- beitete, ist nun ein Professor an der Universität. Dieser Mann wird mäch- tig von Gott gebraucht, um Unmengen von Studenten zu erreichen. Ein wei- terer (von Johnnys Männern) leitet ein Evangelisations-undJüngerschaftsteam mit ungefähr vierzig jungen Männern und Frauen. Ein weiterer ist in einer 10 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

nahe gelegenen Stadt tätig und hat eine machen. Jüngermachen ist kein Pro- Jüngerschaftstraining 1-zu-1 scheint Gruppe von 35 wachsenden Jüngern gramm! Wir sind heute so auf Pro- um sich. Drei (der Jünger von Johnny) gramme fixiert. Wir denken über un- sehr unbedeutend zu sein. Es gibt kein sind als Missionare in andere Länder seren Dienst nur in Begriffen von Pro- gegangen und leiten nun Teams in die- grammen, Podien, Predigten und pro- „Rampenlicht“ und keine Posaunen sen Ländern, die wiederum Jünger fessionellen Produktionen. Doch die multiplizieren. Gott segnet ihre Arbeit. Arbeit mit Individuen ist kein Pro- und Effekte bei die- Ich sehe den krassen Unterschied zwi- gramm. schen meinem und Johnnys Leben und ser Arbeit. Sie ist viel- es ist die reinste Tragödie. Ich war so Die meisten Programme beginnen sicher, dass ich Recht hatte. Was John- gewöhnlich mit enthusiastischen Leu- mehr ein treues und »Wir sind ny tat, sah so unbedeutend aus, doch ten – doch nach einer Weile klingen stilles Tun dessen, heute so auf jetzt sehe ich die Resultate und sie sind die meisten, sogar die besten Program- was Jesus uns zu tun erschütternd.’ Das war für uns beide me ab und reduzieren sich auf einige ein trauriges Treffen. wenige Treue, die sich aufraffen, um aufgetragen hat. Programme es am Leben zu erhalten. Dieser alte Missionar führte die Manche Leute wer- fixiert. (…) üblichen Programme durch. Er ver- Im Gegensatz dazu beginnt das Jün- den vielleicht miss- Doch die Arbeit suchte, Johnny ebenfalls wieder „auf germachen ziemlich klein und mit sehr verstehen,wasdutust die richtige Bahn“ zu bekommen. Was wenigen Leuten, doch wenn es so ge- Johnny tat, sah so unbedeutend aus. tan wird, wie Jesus es gesagt hat, dann und fragen: „Warum mit Individuen wird es wachsen – zunächst langsam wendest du so viel ist kein Das ist einer der Hauptgründe, wa- – aber allmählich wird es sich zu über- deiner wertvollen rum die meisten Leute nicht Jünger raschenden Proportionen vermehren. Zeit für das Anleiten Programm. « nur einer einzigen Person auf?“ So muss jeder von uns sich selber fragen: Was tue ich im Licht all dieser Überlegungen? Tun wir wirklich das, wozu Gott uns beauftragt hat? Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 11

GEMEINDEBAU Das Heranbilden von Jüngern im frühen Gemeinde- zeitalter Dieser Artikel ist ein Auszug aus einem der besten Bücher über Jüngerschaft, die es überhaupt gibt: „The Lost Art of Dis- ciple Making“ von LeRoy Eims. Es erschien vor 25 Jahren. Wir hoffen, dass es eines Tages noch komplett in deutscher Sprache erhältlich sein wird. Wir drucken es mit freundlicher Genehmi- gung des Autors ab. Die Redaktion LeRoy Eims, 1925-2004 noch nicht, wie die Zimmerer es ma- König und zum einfachsten Arbeiter chen. Es erstaunt mich immer wieder kommen. Es sollte die ganze Welt ein- Übersetzt von Gabi Singer, Ottobeuren zu sehen, wie so ein Gebäude wächst schließen. Diese Bewegung war dazu und vor allem, wie viel Zeit und Auf- auserkoren, die Welt mit der Guten Mein Vater war Zimmermeister. Er merksamkeit dem Fundament gewid- Nachricht zu erreichen, nämlich, dass baute viele der Häuser in meinem met wird. Wie es scheint, beginnt das es nun Rettung für die Menschen gab. Heimatort. Er war ein hoch qualifi- Bauteam nie mit dem Bauwerk selbst. zierter Handwerker, der ausgezeich- Manchmal verbringen sie Monate BEISPIEL UND AUFTRAG JESU nete Arbeit leistete, jedoch färbte kei- „nur“ mit dem Loch auf dem Grund- Jesus begann Seine Mission mit ne seiner Fähigkeiten auf mich ab. Ich stück. Je größer das Gebäude werden seinem öffentlichen Dienst von etwas arbeitete in einer Zimmerei und doch soll, desto mehr Zeit widmen sie dem mehr als drei Jahren. Einer der Haupt- bekam ich nie wirklich den Dreh Fundament,dasdenAufbautragensoll. aspekte dieser Zeit war die Ausbildung heraus. Tatsächlich weiß ich immer Seiner Zwölf Jünger, die er Apostel Vor fast 2000 Jahren begann Jesus nannte. Diese Ausbildung war das Christus mit einer Bewegung, die sich Fundament Seines gesamten Dienstes. bis ans Ende der Erde ausbreiten sollte. Während dieser guten drei Jahre wid- Sein Evangelium sollte zum edelsten 12 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

mete er diesen Männern viel von sei- hier nur um eine erfundene Geschich- der Tag der Pfingsten sich erfüllte, ner Zeit. Er wusste, sollte seine Mis- sion erfolgreich sein, viel von der Hin- tehandle,aberdieseGeschichtebrachte waren sie alle einmütig beisammen. gabe, der Treue, dem Mut und dem Glauben der Männer abhängen wür- den entscheidenden Punkt rüber. Die Und es entstand plötzlich vom Him- de,dieergewähltundausgebildethatte. Zukunft der Christenheit, menschlich mel her ein Brausen wie von einem Als ich ein junger Christ war, wur- de mir zum ersten Mal die Wichtig- gesprochen, stand oder fiel mit dem daher fahrenden gewaltigen Wind und keit dieser Vorgehensweise bewusst. Ich befand mich auf einer Christlichen Dienst dieser Männer. erfüllte das ganze Haus, in dem sie Konferenz und in einer der Botschaf- ten betonte der Redner die Tatsache, Jesu letzte Worte an seine Jünger saßen. Und es erschienen ihnen Zun- wie lebenswichtig diese Männer für den Auftrag Jesu waren. Er erzählte waren: „Ihr werdet Kraft empfangen, gen wie von Feuer, die sich zerteilten uns eine Geschichte, die unsere Fan- tasie anregte. Er sprach von der Rück- wenn der Heilige Geist auf euch ge- und sich auf jeden von ihnen setzten, kehr Jesu in den Himmel – die Him- kommen ist, und werdet meine Zeu- und sie wurden alle vom Heiligen Geist melfahrt – und der Aufregung, die die- ses Ereignis unter den Engeln verur- gen sein in Jerusalem und in ganz Ju- erfüllt und fingen an, in anderen Spra- sachte. Da er ein guter Rhetoriker war, malte er vor unseren Augen ein Bild däa und Samaria und bis an das Ende chen zu reden, wie der Geist es ihnen mit Worten. Er erzählte uns von ei- nem Engel, der dem zurückgekehrten der Erde“ (Apg 1,8). Die Worte ihr auszusprechen gab“ (Apg 2,1-4). Sohn Gottes eine Frage stellte: „Wel- chen Plan hast Du, um das Werk auf werdet meine Zeugen sein sind der Schlüs- Während des Pfingstfestes – so wie Erden weiterzuführen, das Du auf Er- den begonnen hast?“ Ohne zu zögern sel für den Fortbestand des Auftrages auch bei anderen populären jüdischen antworteteJesus:„IchhabeesdenApos- teln übergeben.“ Ein anderer Engel Jesu in der Apostelgeschichte. Die Festen–kamenhebräischeMännervon fragte: „Und was ist, wenn sie versa- gen?“ Wieder antwortete Jesus ohne zu Strategie der Verbreitung des Evan- jeder benachbarten Nation nach Jeru- zögern:„IchhabekeinenanderenPlan.“ Der Redner versicherte uns, dass es sich geliums war es, salem. Sie blieben während der Festta- zuerst nach Jerusa- ge, freuten sich über die Güte und den lem zu gehen, dann Segen Gottes, um dann wieder abzurei- nach Judäa und Sa- sen. Dieses besondere Fest bildete hier maria, und keine Ausnahme, aber es sollte einige schließlich bis ans Überraschungen mit sich bringen. Ende der Erde. Die Apostel waren auf den Straßen Was war nun Jerusalems und predigten das Evan- wohl die Reaktion gelium. Dies war eine Folge davon, der Apostel auf die- dass ihr Leben mit dem Heiligen Geist sen Auftrag? Was erfüllt worden war und sie deshalb nun dachten sie? dieFähigkeitbesaßen,inanderenSpra- Sicherlich kam es chen als ihrer eigenen zu sprechen. ihnen in den Sinn, „Es wohnten aber in Jerusalem Ju- dassJesuAuftragan den, gottesfürchtige Männer aus allen sie in der Tat eine Völkern unter dem Himmel. Als nun große Aufgabe sei. dieses Getöse entstand, kam die Men- Es handelte sich gezusammenundwurdebestürzt;denn auch damals schon jeder hörte sie in seiner eigenen Spra- um eine große Welt che reden. Sie entsetzten sich aber alle, mit vielen Men- verwunderten sich und sprachen schen und vielen zueinander: Siehe, Sprachen. Wer un- sind diese, die da re- ter ihnen konnte den, nicht alle Gali- »Er wusste, schonmiteinemPar- läer? Wieso hören wir sie dann jeder in un- sollte seine Mis- ther oder einem Mederreden?Kann- serereigenenSprache, sion erfolgreich teirgendeinerunter in der wir geboren sein, viel von sind? Parther und der Hingabe, ihnen die Sprachen Meder und Elamiter Mesopotamiens undKappadoziens? und wir Bewohner der Treue, dem von Mesopotamien, Mut und dem Hätten sie sich darum Sorgen ge- Judäa und Kappado- macht, es wäre umsonst gewesen. Wie immer hatte Jesus auch hierfür einen cien, Pontus und Asi- Glauben der Plan. Er hatte seinen Jüngern gesagt, en; Phrygien und Männer abhän- Pamphylien,Ägypten dasssieJerusalemnichtverlassensoll- und von den Gegen- gen würde, die ten, „sondern die Verheißung des Va- ters abzuwarten, die ihr von mir ver- den Lybiens bei Ky- er gewählt und rene,unddiehierwei- ausgebildet nommen habt, denn Johannes hat mit lenden Römer, Juden Wasser getauft, ihr aber sollt mit Hei- ligem Geist getauft werden nicht lan- und Proselyten, Kre- hatte.« ge nach diesen Tagen“ (Apg 1,4-5). ter und Araber – wir hören sie in unseren PFINGSTEN Sprachen die großen Das Versprechen, dass der Heilige Geistkommenwürde,erfülltesichzehn Taten Gottes verkünden!“ (Apg 2,5-11). Tage nach der Himmelfahrt. „Und als Die Menschen aus Jerusalem wa- ren erstaunt. Viele von ihnen waren Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 13

über die Jahre hinweg zu Hunderten ihr Männer und Brüder?“ (Apg 2,37). einander liebt. Daran wird jedermann von Festen gekommen und hatten nie Der Test einer Botschaft ist nicht, erkennen, dass ihr meine Jünger seid, etwas Vergleichbares gesehen oder wenn ihr Liebe untereinander habt“ gehört. Einige beschuldigten die Apos- ob es sich um eine gute oder schlech- (Joh 13,34-35). tel der Trunkenheit. Dann stand Pe- te Predigt handelt, sondern ob Gott trus auf und hielt die erste Predigt, die sie gebraucht. Liegt der Segen Gottes „Wenn jemand zu mir kommt und in der Apostelgeschichte aufgezeich- auf ihr? Hier segnete Gott gewaltig, hasst nicht Brüder und Schwestern, net ist. Er begann, indem er eine denn dreitausend Menschen kamen dazu aber auch sein eigenes Leben, so Schriftstelle zitierte und so seinen Kri- zum Glauben (Apg 2, 41). kann er nicht mein Jünger sein. Und tikern antwortete. wer nicht sein Kreuz trägt und mir Dann folgt eine der interessantes- nachkommt, der kann nicht mein Jün- Hier stand dieser freimütige, gali- ten Aussagen in der Heiligen Schrift. ger sein“ (Lk 14,26-27). läische Fischer inmitten Jerusalems „Und sie blieben beständig in der Leh- und erhob seine Stimme und verkün- re der Apostel und in der Gemeinschaft „So kann auch keiner von euch mein digte in den alten Straßen die Botschaft und im Brotbrechen und in den Ge- Jünger sein, der nicht allem entsagt, des auferstandenen Christus. Wie beten.“ (Apg 2, 42) was er hat.“ (Lk 14, 33). kommt es, dass er diesen Spöttern mit einem Zitat aus der Heiligen Schrift Was diesen Abschnitt so faszinie- DER PLAN JESU antwortete? Die Antwort ist offensicht- rend macht, ist das, was nicht aufge- Was nun also sollten die Apostel lich. Er war über drei Jahre lang mit zeichnet ist. Was geschah zwischen mit den Neubekehrten tun? Tatenlos Jesus zusammen gewesen und hatte Vers 41 und 42? Wie haben es die dastehen und zusehen, wie diese drei- dabei oft miterlebt, wie dieser seinen Apostel geschafft, all diese Menschen tausend Junggläubigen wie selbstver- Kritikern geantwortet hatte. Er hatte in einer hingegebenen Gemeinschaft ständlich die Stadt verlassen würden? über drei Jahre mit dem Einen ver- zu sammeln? Hast du jemals versucht, Wohl kaum. Bei einer anderen Gele- bracht, der oft die Bibel zitierte. Pe- ein Treffen Neubekehrter nach einer genheit nach der Auferstehung hatte trus hatte seine Lektion gut gelernt und evangelistischen Aktion oder einem Jesus Petrus einige ziemlich bohren- zitierte nun den Propheten Joel 2,28- bestimmten Treffen zu organisieren? den Fragen gestellt. 32. Dann kam Petrus auf das Kern- Wie viele von ihnen tauchten auf? „Als sie nun gefrühstückt hatten, problem der Sache zu sprechen – die Gewöhnlich nicht so viele. Aber die spricht Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Botschaft des Evangeliums: „Ihr Män- Apostel, die von Jesus angeleitet wor- Sohn des Jonas, liebst du mich mehr ner von Israel, hört diese Worte: Jesus den waren, konnten es. als diese?“ Er spricht zu ihm: „Ja, Herr, von Nazareth, einen Mann, der von du weißt, dass ich dich lieb habe!“ Er Gott euch gegenüber beglaubigt wur- DER DIENST DER NACHARBEIT spricht zu ihm:“ Weide meine Läm- de durch Kräfte und Wunder und Zei- Den Aposteln waren nun dreitau- mer!“ Wiederum spricht er, zum zwei- chen, die Gott durch ihn in eurer Mit- send Neubekehrte anvertraut. Was ten Mal: „Simon, Sohn des Jonas, liebst te tat, wie ihr auch selbst wisst; die- wollten die meisten dieser Leute nun du mich?“ Er antwortete ihm: „Ja, Herr, sen, der nach Gottes festgesetztem wohl tun? Wahrscheinlich das, was sie du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Er Ratschluss und Vorsehung dahingege- immer getan hatten – das Fest genie- spricht zu ihm: „Hüte meine Schafe!“ ben worden war, habt ihr genommen ßen und nach Hause gehen, sich in Und das dritte Mal fragt er ihn:“ Si- und durch die Hände der Gesetzlo- alle vier Winde zerstreuen. Aber die mon,SohndesJonas,hastdumichlieb?“ sen ans Kreuz geheftet und getötet. Ihn Apostel hatten andere Pläne. Da wurde Petrus traurig, dass er ihn hat Gott auferweckt, indem er die Was war ihr Auftrag? Bekehrte zu dasdritteMalfragte:Hastdumichlieb?, Wehen des Todes auflöste, weil es ja machen? Nein. Ihr Auftrag (und un- und er sprach zu ihm: „Herr, du weißt unmöglich war, dass Er von ihm fest- serer übrigens auch) war es, Jünger zu alle Dinge; du weißt, dass ich dich lieb gehalten würde“ (Apg 2,22-24). machen (Mt 28,19). Jesus hatte sich habe.“ Jesus spricht zu ihm: „Weide hierklarunddeutlichausgedrückt,und meine Schafe!“ (Joh 21,15-17). Er predigte einen gekreuzigten und diese Männer hatten ihn viele Male Was Jesus Petrus hauptsächlich auferstandenen Christus, und belegte über Jüngerschaft reden hören. Sie auftrug, war es, seine Lämmer und das, was er sagte mit der Schrift. Das kannten seine Maßstäbe und was Er Schafe zu weiden. Hier nun waren Ergebnis war verblüffend: „Als sie aber von seinen Nachfolgern erwartete. dreitausend Lämmer, neu ins Reich das hörten, drang es ihnen durchs Herz, Gottes hineingeboren. Und Jesu´ Auf- und sie sprachen zu Petrus und den DIE MAß STÄBE JESU trag war es nun, diese zu nähren und übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, „Wenn ihr in mir bleibt und meine zu Jüngern zu machen. Worte in euch bleiben, so werdet ihr bit- ten,wasihrwollt,undeswirdeuchzuteil WAS DIE APOSTEL TATEN werden. Dadurch wird mein Vater ver- Die Apostel ergriffen einige Not- herrlicht,dassihrvielFruchtbringtund maßnahmen für diejenigen, die ur- meine Jünger werdet“ (Joh 15,7-8). sprünglich gar nicht vorgehabt hatten „Da sprach Jesus zu den Juden, die für längere Zeit in Jerusalem zu blei- an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem ben, um diejenigen mit Essen und Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig Unterkunft zu versorgen, die genährt meine Jünger, und ihr werdet die Wahr- und zu Jüngern gemacht werden soll- heit erkennen, und die Wahrheit wird ten. Diese Maßnahmen sollte es den euch frei machen (Joh 8,31-32). Neugläubigen ermöglichen zu bleiben „Ein neues Gebot gebe ich euch, und das Nacharbeitstraining und die dass ihr einander lieben sollt, damit, Hilfe zu erhalten, die sie nötig hatten. wie ich euch geliebt habe, auch ihr 14 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

„Und alle Gläubigen waren STUNDEN DER PRÜFUNG gewisse Haltung entwickeln, müssen beisammen und hatten alle Dinge ge- Dann kam die Stunde, in der sie wir uns daran erinnern, welch gewal- meinsam;sieverkauftendieGüterund geprüftwurden.NachdemToddesSte- tige Kraft das persönliche Vorbild hat. Besitztümer und verteilten sie unter phanusbracheinegewaltigeVerfolgung DiesejungenChristenfolgtennurdem alle, je nachdem einer bedürftig war. über die Gläubigen herein: „Und an Beispiel ihrer Führer. UndjedenTagwarensiebeständigund jenem Tag erhob sich eine große Ver- einmütig im Tempel und brachen das folgunggegendieGemeindeinJerusa- DER DIENST DES PHILIPPUS BrotindenHäusern,nahmendieSpei- lem, und alle zerstreuten sich in die Der Geist Gottes lenkt unsere Auf- se mit Frohlocken und in Einfalt des Gebiete von Judäa und Samaria, aus- merksamkeit nun auf einen jener Herzens, lobten Gott und waren an- genommen die Apostel“ (Apg 8,1). Männer, einen Diakon. „Und Philip- gesehenbeidemganzenVolk.DerHerr Es ist interessant zu beobachten, pus kam hinab in eine Stadt von Sa- aber tat täglich die zur Gemeinde hin- dassdiesesEreignisdernächsteSchritt mariaundverkündigteihnendenChris- zu,diegerettetwurden“(Apg2,44-47). inderErfüllungdesAuftrages,derfrü- tus.“ (Apg 8,5). Wir sehen ihn den Während der nächsten Berichte in her gegeben worden war, ist (Apg 1,8). Namen Christi in jener Gegend ver- der Apostelgeschichte ist kaum kündigen, was zu „großer etwas von diesen Neubekehrten Freude in jener Stadt“ (Apg zu sehen. Aber sie müssen wohl „Und sie blieben beständig in 8,8) führte. wie kleine Kinder in einer Fami- Später hören wir, wie er lie gewesen sein, die alles beob- der Lehre der Apostel und in dem Mann in dem Wagen achten,alleshörenundbaldschon Zeugnis gibt. „Da tat Philip- alles nachahmen. Ihre Anzahl pus seinen Mund auf und be- gann mit dieser Schriftstelle begannzuwachsen;aufeinmal der Gemeinschaft und im Brot- wurdenfünftausendMännerhin- undverkündigteihmdasEvan- zugefügt(Apg.4,4).Späterwur- brechen und in den Gebeten.“ geliumvonJesus.“(Apg8,35). Wieder war es das, was er ge- dennochweitereMenschenmen- gen erreicht (Apg 5,14). APOSTELGESCHICHTE 2,42 zeigt und gelehrt bekommen hatte, was ihn zu einem wir- BEISPIELE FÜR DIE kungsvollen Zeugen machte. JUNGGLÄUBIGEN SeinTraininghatteihnfürseine Was ging nun im Leben der Neube- Beachten wir, dass alle zerstreut wur- Verantwortungzugerüstet. kehrten vor, als Tausende für das Kö- den, mit Ausnahme der Apostel. War- nigreichGotteserobertwurden?Siebe- um die nicht? Weil Gamaliel ihnen DER DIENST ANDERER obachteten, wie die Apostel wegen ih- religiöses Asyl zugesichert hatte, in- EinigederMenschen,dieamPfingst- resZeugnissesfürChristusgeschlagen, dem er erklärte: „Und jetzt sage ich taginJerusalemgewesenwaren,kamen bedrohtundinsGefängnisverschleppt euch: Lasst von diesen Menschen ab ausKyrene(Apg2,10).Einigevonihnen wurden (Apg 4,17; 5,18,40). Sie waren und lasst sie gewähren! Denn wenn hattendasEvangeliumangenommenund dabei, als die Apostel bei jeder Gele- dieses Vorhaben oder dieses Werk von warenvondenApostelnzuJüngernher- genheit das Evangelium verkündeten Menschen ist, so wird es zunichte wer- angebildet worden. Nachdem sie nun (Apg 3,14-15; 4,10, 33; 5,30-31). den; ist es aber von Gott, so könnt ihr durchdieVerfolgungzerstreutworden Sie waren zugegen, als die Apostel esnichtvernichten.Dassihrnichtetwa waren,tauchtensiewiederauf. voller Freude auf die Verfolgung rea- als solche erfunden werdet, die sogar „Die nun, welche sich zerstreut hat- gierten, die sie erdulden mussten. „Sie gegen Gott streiten!“ (Apg 5,38-39). tenseitderDrangsal,diesichwegenSte- aber gingen voll Freude vom Hohen Die religiösen Führer hatten dem phanus erhoben hatte, zogen bis nach Rat hinweg, weil sie gewürdigt wor- zugestimmt,aberesgabkeinenSchutz PhönizienundCypernundAntiochiaund den waren, Schmach zu leiden um sei- für die gewöhnlichen Gläubigen. So redetendasWortzuniemandalsnurzu nes Namens willen“ (Apg 5,41). Und flohendiese,abernichtinPanik.„Die- Juden. Unter ihnen gab es aber einige, sie hörten genau zu, als die Apostel jenigen nun, die zerstreut worden wa- MännerausZypernundKyrene,die,als ihnen fleißig die Dinge den Herrn be- ren, zogen umher und verkündigten sienachAntiochiakamen,zudenGrie- treffend lehrten. „und sie hörten nicht das Wort des Evangeliums“ (Apg 8,4). chischsprechendenredetenundihnenden auf, jeden Tag im Tempel und in den Warum taten sie das? Warum zo- HerrnJesusverkündigten.UnddieHand Häusern zu lehren und das Evangeli- gen sie überall umher und predigten desHerrnwarmitihnen,undeinegroße um von Jesus, dem Christus zu ver- das Wort? Weil sie in einer Atmos- Zahl wurde gläubig und bekehrte sich kündigen“ (Apg 5,42). phäredesZeugnisgebensherangewach- zum Herrn“ (Apg 11,19-21). Welchen Einfluss hatte das auf das sen waren. Für sie war es die normals- Auch sie sehen wir wieder den LebenderwachsendenJünger?Welche te Sache, das zu tun. Das war alles, Herrn Jesus verkündigen. Ihr Zeug- Lektionen lernten sie? Die Antworten was Christsein für sie beinhaltete. Sie nis war mächtig, da des Herrn Hand sindoffensichtlich,dawirsehen,wiesie waren so gelehrt worden und hatten mit ihnen war. Ihre Botschaft war ein- lebendigeJüngerundArbeiterimLeib hierin Vorbilder gehabt. fach; sie verkündeten den Herrn Je- Christiwurden.DasTraining,dassievon Wenn wir nun heute an unseren sus. Und viele glaubten. denApostelnerhaltenhatten,hattesich Dienst des Heranbildens von Jüngern tiefeingeprägt.SieglichenKassettenre- denken,müssenwirdiesenPunkternst- DAS ANDAUERNDE INTERESSE DER kordernmiteingeschalteterAufnahme- lich erwägen. Wenn wir wollen, dass APOSTEL funktion.Baldwürdensiebeginnen,das diejenigen,mitdenenwirarbeiten,ein Was nun das Training dieser wach- Erlebte der Welt wiederzugeben. gewisses Pflichtbewusstsein und eine sendenJüngeranbelangt,verdientnoch Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 15

eine andere Sache unsere Aufmerk- Warum sehen wir nichts mehr hiervon? Nach der langen und anstrengenden samkeit. Warum sind hingegebene, reife Jün- Reise kehrte er wieder nach Antiochien ger die Frucht bringen so rar? Der zurück. Der Geist Gottes bewegte sein „Es kam aber die Kunde von ihnen Hauptgrund liegt darin, dass wir zu Herz von neuem und er ging auf eine zu den Ohren der Gemeinde in Jerusa- oft auf Programme oder Material oder weitere Missionsreise. „Und nachdem lem, und sie sandten Barnabas, dass er andere Dinge vertraut haben, die die er einige Zeit dort zugebracht hatte, zog hingehe nach Antiochia. Und als er Arbeit machen sollen. er weiter und durchreiste nacheinander ankamunddieGnadeGottessah,freute das Gebiet von Galatien und Phrygien er sich und ermahnte alle, mit festem Der Dienst muss durch Menschen und stärkte alle Jünger.“ (Apg 18,23). Herzen bei dem Herrn zu bleiben; denn gemacht werden, nicht durch Program- er war ein guter Mann und voll Heili- me. Er muss durch jemanden, nicht Ja, es kostete Zeit und Mühe, aber gen Geistes und Glaubens; und es wur- durch etwas getan werden. Jünger kön- der Apostel Paulus war wirklich einer, dedemHerrneinebeträchtlicheMenge nen nicht in Massenproduktion ge- der Jünger machte. In einem späteren hinzugetan.“ (Apg 11,22-24). macht werden. Wir können Menschen Brief führte Paulus diesen Aspekt sei- nicht in ein Programm stecken und nes Dienstes aus. Als er von Jesus rede- Hier taucht ein wichtiges Prinzip meinen, am Ende des Produktionsab- te, sagte er: „Ihn verkündigen wir, in- beim Jüngerschaftstraining auf. Die- laufes kämen Jünger dabei heraus. demwirjedenMenschenermahnenund seMenschenwarenzwarausdemAuge, Jünger auszubilden kostet Zeit. Jeder jeden Menschen lehren in aller Weis- aber nicht aus dem Sinn. Als es klar braucht individuelle, persönliche Be- heit, um jeden Menschen vollkommen wurde, dass sie Hilfe für ihren Dienst treuung. Es kostet Stunden der Für- in Christus Jesus darzustellen, wofür benötigten, bekamen sie sie. bitte für sie. Es kostet Geduld und ich auch arbeite und ringe gemäß sei- Einfühlungsvermögen, sie zu lehren, ner wirksamen Kraft, die in mir wirkt ZUSAMMENFASSUNG UND ANWENDUNG wie sie selbst das Wort Gottes studie- mit Macht (1Kor 1,28-29). Da wir uns nun mit dem Dienst der ren können, wie sie ihre eigene Seele nähren und pflegen können und wie Beachtenwirdas genau.Er arbeitete ApostelnachJesuHimmelfahrtunddem sie mit der Kraft des Heiligen Geistes dafür alle Zeit, mit aller Kraft, die Gott darananschließendenDienstjenerJün- das Wort auf ihr Leben anwenden ihm gab. Was tat er? Er gewann Men- ger, die jene ausgebildet hatten, gewid- können. Und man muss ihnen für all schen für Christus und brachte sie zu met haben, können wir eine Menge se- das obig Gesagte ein Vorbild sein. ihrer vollen Reife in Ihm. Der Prozess hen, was für unser eigenes Leben und war kosten- und zeitaufwendig. Bei ei- unserenDienstanwendbarist.Pastoren DAS BEISPIEL DES APOSTEL PAULUS ner Gelegenheit sagte er zu denen, die haben mich gefragt, „Aber glaubst Du, Dieser Dienst des Heranbildens von den Dienst fortführen sollten: „Darum dass dieses Jüngerschaftstraining auch Jüngern kostet Zeit und Mühe, aber die wachet und denkt daran, dass ich drei in der Gemeinde heute funktioniert?“ Ergebnisse sind bleibend. Der Apostel Jahre lang Tag und Nacht nicht aufge- Paulus ist ein Beispiel dafür, was es je- hört habe, jeden einzelnen unter Trä- Meine Antwort war immer diesel- mandem abverlangt und was die Kos- nen zu ermahnen“ (Apg 20,31). be: Es funktionierte in der Gemeinde ten eines solchen Dienstes sind. Er war in Jerusalem; es funktionierte in der gerade auf einer Missionsreise gewesen Auch bei den Thessalonichern hatte Gemeinde in Antiochien. Die ganze und Gott hatte seine Bemühungen über er denselben Dienst getan. „Ihr wisst Vorgehensweise hat ihren Ursprung in die Maßen gesegnet. Viele waren zum ja, dass wir jeden einzelnen von euch der neutestamentlichen Gemeinde. Sie Herrn gebracht worden. Tausende hat- ermahnt und ermutigt haben wie ein wuchs und blühte in diesen Gemein- ten das Evangelium gehört. Die Missi- Vater seine Kinder, und euch ernstlich den. Es gibt keinen Grund um alles in onsreise hatte ihm beinahe das Leben bezeugt haben, das ihr so wandeln sollt, der Welt, warum sie heute nicht ange- gekostet. Aber auf dieser Reise, nach- wie es Gottes würdig ist, der euch zu wandt werden könnte. dem er einmal gesteinigt und für tot ge- seinem Reich und seiner Herrlichkeit haltenwordenwar,kamerzugenauden beruft“ (1Thess 2,11-12). Der Missionsbefehl ist immer noch Orten zurück, wo die Feindseligkeiten derselbe.DieBotschaftdesEvangeliums am schlimmsten gewesen waren, „und WirhabenkurzdenDienstderApos- istdieselbe.UnserDienstgeschiehtdurch stärkte die Seelen der Jünger und er- telbetrachtet,dieJesusauserwählthatte, denselben Heiligen Geist. Wir haben mahnten sie, unbeirrt im Glauben zu seine Arbeit weiterzuführen. Ihr Dienst dasselbeWortGottes.Undwirhabendas bleiben“ (Apg 14,22). geschah im Zusammenhang mit Ge- Versprechen, das Jesus uns nach dem Er kehrte nach Antiochien zurück fängnisaufenthalten, Schlägen, Bedro- Auftrag, Jünger zu machen, gab: „Und und es verging eine Zeit. Paulus be- hungen, Erdbeben, Schiffbruch, Mord- siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an kam eine Last für diese Menschen und anschlägen, Wundern und vielen an- das Ende der Weltzeit.“ (Mt 28,20). sagte zu Barnabas, „Lass uns wieder deren Ereignissen auf den Straßen und umkehren und in all den Städten, in MeerenentlangdesMittelmeerraumes. Wo also liegt heute das Problem? denen wir das Wort des Herrn verkün- digt haben, nach unseren Brüdern se- Der Teufel tat sein Bestes, sie aufzu- hen, wie es um sie steht!“ (Apg 15,36). halten, aber sie führten ihre Arbeit aus. Wir beziehen uns bei dieser Reise Sie ließen sich nicht abbringen. Ihr oft auf Paulus´ so genannte Zweite Mis- Auftrag war klar: „So geht nun hin und sionsreise. Tatsächlich aber war es der macht zu Jüngern“ (Mt 28,19). Das ta- Beginn seiner ersten Nacharbeitsreise. ten sie. Sie bewiesen ihre Standfestig- „Und er durchzog Syrien und Cilicien keit und Unbeweglichkeit und waren undstärktedieGemeinden“(Apg15,41). allezeitüberströmendindemWerk,das der Herr sie zu tun gesandt hatte. Bibelzitate sind aus der Schlachter Übersetzung, Version 2000 Hänssler Verlag, entnommen. 16 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

BÜCHER C. H. Spurgeon Erwählt vor Grundlegung der Welt. Predigten über die Erwählung und Souveränität Gottes. Paperback, 125 Seiten, 6,50 Euro Betanien, ISBN 3-935558-64-3 Im deutschsprachigen Raum haben die meisten Evangelikalen eine Auffassung von der Erlösung, die weitgehend dem Arminianismus (dem Glauben an den freien Wil- len und der Betonung der menschlichen Verantwortung) entspricht, ohne dass man sich dessen unbedingt bewusst ist. Eine Ursache ist vielleicht, dass sich in der Evange- liumsverkündigung etliche arminianischen Praktiken durchgesetzt haben: Oft wird die menschliche Entscheidungen in den Mittelpunkt gestellt (oder es wird gar dahin- gehend emotional manipuliert), die völlige Verdorbenheit der menschlichen Natur unterschlagen, menschzentriert statt gottzentriert verkündigt und das Erlösungswerk in unangemessen oberflächlicher Weise lediglich als allgemeingültiges Angebot anstatt als vollbrachtes Werk hinge- stellt. In den Predigten in diesem Buch spricht sich C.H. Spurgeon deutlich gegen arminianische Auffassungen aus, die sich schon seinerzeit ausbreiteten und allmählich den biblisch-reformatorischen Glauben verdrängten, dass die Erret- tung ganz von Gott ausgeht. Gleichzeitig erbaut Spurgeon seine Zuhörer mit gesunder Lehre und eindrücklicher Sprache in ihrem Glauben. Keinesfalls leugnet Spurgeon die Verantwortung des Menschen. Im Gegenteil haben diese Predigten auch evange- listischen Charakter und Spurgeon ruft darin den Sünder kraftvoll auf, sich dem Herrn Jesus zu ergeben. Zum Beispiel legt er in der Predigt „Wirksame Berufung“ die Berufung des Zachäus aus und wendet Lukas 19,5 dabei messerscharf auf unerlöste Zuhörer an. Nebenbei bemerkt sind diese Predigten gute Lektionen für Prediger, die daran lernen können, wie man Wort-für-Wort auslegend predigt und das nicht in trockener Weise, sondern plastisch, lebendig und vollmächtig. Diese Predigtauswahl behandelt u. a. die fünf Themenbereiche, die im Calvinismus als „Gnadenlehren“ (oder „fünf Punkte“) bezeichnet werden und haben die Titel „Die Souveränität Gottes“, „Erwählung“, „Persönliche Sühne“, „Die Unfähigkeit des Menschen“, „Wirksame Berufung“ und „Die Lehren der Gnade verleiten nicht zur Sünde“. Sie wur- den möglichst genau übersetzt, um den kräftigen Predigt-Charakter beizubehalten. Einige erklärende Fußnoten und hilfreiche Zwischenüberschriften wurden eingefügt, um das Lesen zu erleichtern. Alexander Strauch Zusammen wirksam leiten. Ein praktischer Ratgeber zur Durchführung von Ältesten- treffen und Leitungskreisen. Taschenbuch, 160 Seiten, 7,90 Euro CVD, ISBN 3-89436-397-5 Von Alexander Strauch, Redner der KfG-Sonderkonferenz im Feburar 2000 zum Thema biblische Ältestenschaft, gibt es nun ein weiteres hilfreiches Buch über Ge- meindeleitung. Viele leitende Brüder sind „leidende Brüder“, weil sie die oft ziellosen und unpro- duktiven Leitungstreffen leid sind. Ein solches Treffen an sich ist schon eine Belas- tung, doch wenn nichts dabei herauskommt, sind sie doppelt frustrierend und ver- schlimmern außerdem den Mangel in der Herde Gottes. Deshalb hat Strauch einige Richtlinien für einen fruchtbaren Ablauf solcher Sitzungen zusammengetragen. Ob- wohl dieses Buch in erster Linie für Älteste geschrieben wurde, können die Prinzipien auch auf die Treffen der Diakone oder anderer Gemeindekreise übertragen werden. Teil 1 erklärt, warum Ältestentreffen so wichtig sind. Solche Besprechungen formen den Charakter, schaffen ein Zusammengehörigkeitsgefühl, halten die Hirten in der Rechenschaft, klären Lehrfragen, erzeugen eine geistliche Schau, entzünden die Kraft des Gebetes und bieten ein Trainingsfeld für künftige Älteste. Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 17

Teil 2 soll Ältesten helfen, ihre Treffen effektiver zu halten und nennt eine Reihe von Richtlinien für einen fruchtba- ren Ablauf der Ältestentreffen. Wie können solche Treffen tatsächlich in geistlich produktiv und persönlich erfüllend werden? Das vorliegende Buch stellt biblische Prinzipien und praktische Vorschläge vor, um • die gottgegebene Kreativität anzufachen, damit Verbesserungen entwickelt werden können, die auf die jeweilige Situation der Ortsgemeinde zugeschnitten sind; • herauszufordern, unsere Treffen zu bewerten und zu verbessern; • Teamfähigkeit und Kommunikationsfertigkeiten zu fördern; • Raum für notwendige Veränderungen zu schaffen; • Gottes Wort auf unsere Treffen und unseren Dienst anzuwenden; • Christus als Mittelpunkt des Treffens anzusehen. Im Teil 3 dieses Buches finden sich Fragen und Beispiele, die helfen sollen, Stärken und Schwächen unserer Treffen zu bewerten und Bereiche zu erkennen, die der Verbesserung bedürfen. Dieser Abschnitt zeigt Schritt für Schritt auf, wie die Anregungen dieses Buches diskutiert und umgesetzt werden können. Wilfried Plock Gott ist nicht pragmatisch. Wie Zweckmäßigkeitsdenken die Gemeinde zerstört. Paperback, ca. 180 Seiten, ca. 9,50 Euro. Betanien, ISBN 3-935558-67-0, erscheint voraussichtlich April 2004 „In der evangelikalen Gemeindelandschaft des deutschsprachigen Mitteleuropa vollziehen sich dramatische Veränderungen. Ein Paradigmenwechsel ist eingeleitet. Die Gemeinde Jesu Christi entwickelt ein neues Selbstverständnis. Sie will nicht län- ger eine ‚Kontrastgesellschaft‘ sein, abgesondert für Gott und allein auf sein Wohlge- fallen hin ausgerichtet. Sie will für die Welt da sein. Die Strategen der neuen Philoso- phie übersehen dabei, dass die Versammlung Gottes ihre Kraft in dem Maße verliert, wie sie sich der Welt anpasst. Nicht Gleichförmigkeit, sondern Andersartigkeit war von je her die Stärke der christlichen Gemeinde.“ Dieser Abkehr von der biblischen Wahrheit liegt die Philosophie des „Pragmatis- mus“ zugrunde, das Denken, der Zweck heilige die Mittel. Diese kompromissbereite Einstellung ist offenbar eine der aktuell größten Gefahren für die Gemeinden und Gläubigen. Sie schlägt sich nieder in Bewegungen und Programmen wie ProChrist, Willow Creek, Saddleback („Gemeinde mit Vision“), dem Alpha- Kurs, der Lobpreismusik-Bewegung, den Einheits- und Ökumene-Bestrebungen und dem christlichen Büchermarkt. Alle großformatigen Programme für Evangelisation, Gemeindewachstum und Reichgottesarbeit scheinen vom Prag- matismus-Virus infiziert zu sein. Wilfried Plock stellt in diesem Buch überzeugend dar, dass sich das Phänomen des Pragmatismus von Anfang an wie ein roter Faden durch die Bibel zieht: Wer dieses Prinzip befolgte, erlitt geistlichen Schaden, diejenigen hingegen, die die pragmatische Versuchung glaubend überwanden, sind Vorbilder für kompro- misslosen Glauben und Treue – an denen es heute in erschütternder Weise mangelt. Stattdessen zieht der Pragmatis- mus der prominentesten evangelikalen Führungspersonen auf Lange Sicht eine Spur geistlicher Verwüstung nach sich. Neben einer Darstellung der historischen Entwicklung des Pragmatismus und der Gemeindewachstums-Bewegung enthält das Buch auch ausführliche Analysen und Beurteilungen der Willow-Creek- und Saddleback-Gemeindemo- delle und viele Hintergrundinformationen über aktuelle Entwicklungen unter Evangelikalen. Im letzten Teil zeigt der Autor aus der Bibel, dass und wie Pragmatismus vermieden und überwunden werden kann. Anhänge von Os Guinness („Pragmatismus“) und Fred Colvin („Wachstum nach Grundsätzen“) sind hilfreiche Ergänzungen. Es ist zu hoffen – und ein Gebetsanliegen! – dass dieses Buch als warnender Aufschrei eine weite Beachtung findet und durch die aufgezeigte biblische Wahrheit Wirkung erzielt – sowohl bei Christen in Führungspositionen, bei Verantwortlichen in Ortsgemeinden, Mission und Evangelisation, als auch beim einzelnen Gläubigen, der dem Willen und Wesen Gottes in seinem Leben und Dienst gerecht werden will. Guido Wolff Dynamik biblischer Jüngerschaft. Nachfolge wächst an Beziehungen. Taschenbuch, 176 Seiten, bisher 7,95 Euro, jetzt im Sonderangebot für 2,50* Hänssler, ISBN 3-7751-3647-9 In diesem Buch, aus dem wir auf S. 20-26 einen längeren Auszug abgedruckt haben, geht es um „Jüngerschaft“ nicht im Sinne von persönlicher Nachfolge Jesu, sondern als Lehrer-Schüler-Beziehung. In der Bibel ist es ein durchgängi- 18 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

ges Muster, dass reifere Gläubige jüngeren helfen, im Glauben zu wachsen und brauchbare Diener Gottes zu werden. Man siehe z.B. Mose und Josua, Elia und Elisa, Paulus und Timotheus und vor allem der Herr Jesus und seine Jünger. Dieses Buch ermutigt zu solchen Jüngerschaftsbeziehungen und gibt einen prakti- schen Leitfaden, wie solche Beziehungen gestaltet werden können. Dennoch steht nicht die Methodik im Vordergrund, sondern echtes geistliches Leben. Wenn jeder Christ den biblischen Auftrag beherzigen würde, und im Verlauf seines Lebens auch nur 2 oder 3 Menschen in die Nachfolge Jesu führt, wird es zu einem großen, aber gesunden Wachstum des Reiches Gottes kommen! Genau das wird ja auch Thema der KfG-Herbstkonferenz sein: Each one reach one – each one teach one! Also: Lesen Sie als Vorbereitung auf die Konferenz dieses Buch – und wenn Sie nicht kommen können, lesen Sie es erst recht! Guido Wolff, Jahrgang 1966, ist Absolvent des Jüngerschafstrainings bei Jean Gib- son und William MacDonald und Ältester in einer neutestamentlichen, selbständigen Gemeinde in Landau (Pfalz). John Piper Die Passion Jesu Christi Taschenbuch, 128 Seiten, Euro 1,90 CLV, ISBN 3-89397-534 Auch wenn der Film „Die Passion Christi“ aus biblischer Sicht kritisch zu bewerten ist (s.u.), so bietet die aktuelle Popularität des Themas doch eine große evangelisti- sche Chance. Deshalb hat CLV pünktlich zum Kinostart ein Buch mit ähnlichem Namen und Thema herausgebracht –der Film wird darin jedoch nicht erwähnt. John Piper betrachtet fünfzig Gründe, warum Jesus am Kreuz gestorben ist. Dabei fragt er nicht in erster Linie nach der Ursache des Leidens Jesu, sondern vor allem nach dem Zweck seines Todes, den Gott beabsichtigte. Die fünfzig kurzen Kapitel sind sowohl evangelistisch als auch erbaulich für Gläubige und können gut z.B. als Andachten verwendet werden oder auch als Glaubensgrundkurs oder Material für den Bibelkreis. Noch ein Wort zum aktuellen Kinofilm von Mel Gibson: Es ist schockierend, wie Christen aller Konfessionen, einschließlich der meisten „bibeltreuen“ Evangelikalen, den Film vorbehaltlos guthei- ßen. Man könnte meinen, es fehle selbst den Führungspersonen das nötige geistliche Unterscheidungsvermögen. Fast ausnahmslos wird der Film aus pragmatischen Gesichtspunkten bewertet, anstatt aus biblischen. Dabei liegen von der Bibel her etliche Probleme klar auf der Hand: • Die künstlerische Darstellung des Gottes, den wir anbeten, des Herrn Jesus Christus, ist von Gott streng unter- sagt. Ein „redendes Bild“ ist dabei keinesfalls weniger schlimm als ein totes Kunstwerk. • Der Film ist so brutal, dass er in den USA als nicht jugendfrei eingestuft wurde. Kritiker bezeichnen ihn als „einen der grausamsten Filme der Kinogeschichte“. Zuschauer berichteten, wie die ungeschminkte Dar- stellung roher Gewalt kaum auszuhalten ist. Die Bibel hingegen beschreibt das Leiden Jesu auffallend zurückhaltend. Gott verhüllte das tiefste Leid Jesu – als er zur Sünde gemacht wurde - sogar durch eine dreistündige Finsternis. • Der Film enthält viele unbiblischen Hinzufügungen, insbesondere Stoff, den katholische Mystikerinnen in Visionen empfangen haben. Dabei wird Maria nach katholischem Verständnis überbewertet und andere katholi- sche Vorstellungen gefördert. (Der Produzent Mel Gibson ist neben seinen gewaltverherrlichenden Aktionfil- men auch bekannt für seinen überzeugten Katholizismus) • Die jubelnde Unterstützung durch alle Konfessionen verdeutlicht, dass dieser Film unter dem Deckmantel der Evangelisation die Massen in die Ökumene und den Katholizismus hineinzieht. Etliche weitere Punkte wären zu nennen, wofür hier der Platz nicht reicht. Ein ausführlicher aufklärender Artikel über den Film findet sich im Internet unter www.betanien.de . Die evangelistische Gelegenheit sollten wir nutzen und dieses Taschenbuch verbreiten, aber nicht den Film selbst ansehen oder ihn anderen empfehlen, sondern vielmehr davor warnen. * Erhältlich bei: 19 Buchhandlung Bühne, Tel. (0 23 54) 70 95 85, www.buchhandlungbuehne.de, [email protected] Betanien Verlag, Tel. (0 52 02) 9 77 96 34, www.betanien.de, [email protected] Daniel Verlag, Tel. (03 98 88) 5 22 48, www.daniel-verlag.de, [email protected] Gemeindegründung Nr. 77, 1/04

PRAXIS Die Personen in einer Jüngerschaft Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung des Hänssler Verlages aus Guido Wolffs Buch „Dynamik biblischer Jüngerschaft“ entnommen. Wir möchten die gesamte Publikation ausdrücklich empfehlen. Die Redaktion. Dr. Guido Wolff, Landau Siegertypen, den Großen und Ange- ger fragen, welchen Anforderungen sie sehenen? Nach leistungsorientierten entsprechen sollten. Nur allzu leicht „Alle Giganten Gottes waren schwa- Karrieremenschen, die ihr Leben im denken wir, dass wir von Gemeinde- Griff haben und für ihre Ziele über leitern, populären Rednern oder be- che Menschen, die große Dinge für Gott Leichen gehen? Wenn sie im weltli- kannten Missionaren am meisten ler- chen Bereich erfolgreich sind, sollten nen könnten, da wir vom äußeren taten, denn sie rechneten damit, dass Gott wir besonders Vorsicht walten lassen. „Erfolg“ auf die Eignung als Vorbild Denn sind diese Menschen in ihrem schließen. Das ist möglicherweise mit ihnen ist.“ Hudson Taylor Streben Gott wirklich untergeordnet? durchaus berechtigt, aber dennoch kann der äußere Schein uns leicht blen- Hudson Taylor, durch den Gott im ES SIND NICHT IMMER DIE NATÜRLICHEN den. Es gibt unzählige vorbildliche 19. Jahrhundert das Inland Chinas für FÜHRER Diener des Herrn, die kein Aufsehen das Evangelium aufgeschlossen hat, darum machen und in ihrem unschein- sagte von sich: „Ich selbst bin nicht Häufig sind es solch schlichte, un- baren Wirkungskreis verborgen blei- besonders begabt und von Natur aus spektakulären Menschen wie Gideon ben, von denen wir aber durchaus sehr, schüchtern, aber mein gütiger und und David, die Gott gebrauchen kann. sehr viel lernen können. barmherziger Vater neigte sich zu mir Wenn jemand von Natur aus eine Füh- und stärkte mich in meinem schwa- rerpersönlichkeit ist, muss das nicht Im Folgenden wollen wir auf die chen Glauben, als ich noch jung war. unbedingt ein Nachteil für die Quali- Wesenszüge und Eigenschaften sowohl In meiner Hilflosigkeit lehrte er mich, tät des geistlichen Lebens sein, aber der Lehrer als auch der Schüler ein- mich an Ihn zu lehnen.“ solche Führerqualitäten sind nicht das gehen, die für eine Jüngerschaftsbe- bestimmende Kriterium. Wir dürfen ziehung bedeutsam sind. Wenn wir Hudson Taylor gekannt uns davon nicht beeindrucken lassen. hätten, bevor er seinen Dienst am Letztendlich zählt, was Gott aus einem DIE VORAUSSETZUNGEN Evangelium begann, hätten wir ihn ihm ergebenen Diener machen kann. In einem Gleichnis über das Reich dann aufgrund seiner natürlichen Ei- der Himmel spricht der Herr von dem genschaften für eine Jüngerschaftsbe- Bei unseren Überlegungen, welche „guten Samen“, der auf den Acker ge- ziehung ausgewählt? Wohl kaum. die nötigen Eigenschaften für die Per- sät wird und als Weizen Frucht bringt Wonach würden wir Ausschau halten? sonen der Jüngerschaft sind, denken (Mt 13,24-30). Einige Verse später Nach den von Natur aus Begabten und wir dabei vor allem an die Auswahl erklärt er, dass mit diesem Samen nicht der richtigen Schüler. Doch bei den nur das Wort Gottes gemeint ist, son- Lehrern müssen wir uns nicht weni- 20 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

dern vielmehr Menschen. Er, der Sohn Aber sind wir bereit, diesen Preis Aufgeben unserer eigenen Ziele –, des Menschen, sät auf den Acker, die zu zahlen, unsere Interessen für unser kann schließlich Gottes Kraft durch Welt, den guten Samen, und das sind eigenes Wohlergehen und alles, was uns wirksam werden. „die Söhne des Reiches“ (Mt 13,38) – dazu nötig ist, aufzugeben? Das eigene also nicht nur einige außergewöhnli- Leben zu hassen bedeutet, Christus Wir werden sozusagen „durchsich- che Christen. mehr zu lieben als das eigene Leben tig“. Durch uns hindurch wird Chris- mit all den darauf bezogenen Interes- tus sichtbar, und nur das kann dazu Für uns ist das ein Grund zur Freu- sen. Die Aussage, dass der Same ster- führen, dass wir geistliches Leben an de, dass der Herr uns ganz persönlich ben muss, um wirkliche Frucht her- andere weitervermitteln können. Erst dazu gebrauchen möchte, Frucht her- vorzubringen,giltganzunabhängigvon unter dieser Voraussetzung kann ein vorzubringen – wenn es da nicht ein unserer Einstellung dazu. Wir haben Lehrer sein Leben „reproduzieren“ Problem gäbe: Der Same muss sterben, die Wahl zwischen den Konsequenzen, und schließlich multiplizieren. um sich reproduzieren zu können! Der wofür wir unser Leben investieren. Herr erläutert dies in Johannes 12,24: Dieses Sterben ist also nichts rein „WenndasWeizenkornnichtindieErde Dieses In-den-Tod-Geben der eige- Eliminierendes, sondern der entstan- fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es nen irdischen Interessen und Erwar- dene Freiraum dient nur dazu, Chris- aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ tungen, und somit des eigenen Ichs, tus den größtmöglichen Platz zu ge- zeigt sich auf vielerlei Weise. Im Grun- ben! Erst durch dieses vorbehaltlose Damit hat der Herr einerseits Sei- de ist es eine geistliche Wahrheit, dass Abgeben unseres Lebens an Ihn tre- nen eigenen Tod vor Augen (vgl. Vers dieser Tod durch das Opfer Jesu Christi ten wir in eine echte Nachfolge des 27), doch seine unmittelbar darauf bereits geschehen ist, wenn wir uns Herrn ein (vgl. Joh 12,25b). Ein Leh- folgende Aussage (Vers 25) bezieht sich wirklich im Glauben damit identifi- rer von Jüngern kann nur der sein, der eindeutig auf diejenigen, die an ihn ziert haben. Unser Part besteht dann selber Jünger des Herrn ist. Er muss glauben: „Wer sein Leben liebt, wird „nur“ noch darin, dies zu wissen und selber in Ihm bleiben und ein frucht- es verlieren; und wer sein Leben in „zu erkennen, dass unser alter Mensch bringendes Leben in Seiner Kraft füh- dieser Welt hasst, wird es zum ewigen mitgekreuzigt ist“, uns für tot zu hal- ren (Joh 15). Leben bewahren. Wenn mir jemand ten und uns so Gott zur Verfügung zu dient, so folge er mir nach; und wo ich stellen (Röm 6,6-13). Erst dann wird In diesem Zusammenhang sollten bin, da wird auch mein Diener sein“ das geistliche Leben, das in Röm 6 wir uns noch einmal vor Augen füh- (vgl. Lk 9,23-25). Dieses Prinzip, dass bis 8 vorgestellt wird, an uns Realität. ren, dass der Schüler nicht mehr wer- Sterben notwendig ist, damit ein Same Durch unsere Identifikation mit dem den kann, als der Lehrer ist! Es ge- Frucht bringt, wendet der Herr nicht Tod Christi und durch die praktische nügt also nicht, darauf zu vertrauen, nur auf sich selbst, sondern auch auf Konsequenz unseres Glaubens – das dass der Herr unser eigenes Bemühen seine Jünger an. schon in rechter Weise zur Frucht brin- gen wird. Hier ist Vorsicht nötig, denn Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 21

unser eigenes Bemühen kann tatsäch- zudem durch Gnade dominiert sein. denn mit dem griechischen parakaleo lich „Frucht“ tragen, aber nicht im Was das bedeutet, haben wir bereits ist nicht ein konfrontierendes Ermah- Sinne von Frucht unserer Nachfolge in Abschnitt 4.1 behandelt. nen mit erhobenem Zeigefinger ge- zum Herrn. Wenn wir unseren Jünger meint, sondern ein Mut machendes, durch unsere fleischlichen Bestrebun- Ein besonderer Wesenszug, den wir förderndes Ermahnen durch einen gen prägen und verändern, wird er vom Jünger verlangen, ist auch für den Beistand,jemanden,dernebenunstritt, dadurch nicht dem Herrn ähnlicher, Lehrerabsolutunverzichtbar:Disziplin. seinen Arm um unsere Schulter legt sondern unserem alten Menschen, der Vom lateinischen Wort discipulus lei- und zeigt, was wir anders und richtig doch in den Tod gehört. Nur in dem tetsichauchdasenglischeWortfürJün- machen können und welcher Segen Maß, wie wir uns selbst verleugnen ger ab, „disciple“. In der Tat ist Disziplin dabei herauskommen wird. Der Hei- und dem Herrn nachfolgen, können einesderwichtigstenMerkmale,dieein lige Geist ist der „Ermahner“ bzw. wir durch unser Vorbild der Nachfol- Jünger haben muss. In Hinsicht auf die „Tröster“, (gr. parakletos), und er wirkt ge geistliche Frucht in dem anderen Jüngerschaft zum Herrn sagte ein be- als solcher durch uns Gläubige zu hervorbringen. kannter Evangelist, dass Nachfolge zu anderen Gläubigen. vielleicht 5% eine Entscheidung erfor- DIE GEISTLICHEN QUALITÄTEN dert, und zu 95% Disziplin. Darüber hinaus sollte der Lehrer ein gewissesMaßanFlexibilitäthaben.Für Aus den angeführten Grundvoraus- DIE FÜHRUNGSQUALITÄTEN Jüngerschaftsbeziehungen gibt es nun Wie wir bereits wissen, ist der Leh- einmal keinen festen Plan, keinen, den setzungen leiten sich einige geistliche rer zwangsläufig Vorbild und auch man konsequent einhalten kann. Es Führer der Jüngerschaftsbeziehung. kommen immer neue Schwierigkeiten Qualitäten ab, die der Lehrer aufwei- Daher sollte er grundsätzliche Füh- auf, oder im positiven Sinn stellen sich rungsqualitäten aufweisen: neue Herausforderungen oder werden sen sollte: Sein Wesen und sein Auftreten Gaben ersichtlich, die es dann zukünf- müssen motivierend wirken. Im Le- tig zu fördern gilt. ErmussChristushingegebenundge- ben des Jüngers werden geistliche Durststrecken kommen, und dann ist Zumeist ist ein gehöriges Maß an horsam sein. Christus muss sein Leben der Lehrer gefragt, zu tragen, zu er- Geduld nötig (1Thes 5,14). Diese mutigen und immer wieder die Ge- Übung ist besonders schwer, hofft man uneingeschränktund danken auf den Herrn, Sein Wort und doch auf die Fortschritte seines Schü- Sein Wirken zu lenken. lers und möchte die ersehnte Frucht in allen Bereichen be- Er braucht ein gutes Urteils- und möglichst bald sehen. Gottes hat in- Einschätzungsvermögen. Er muss des einen ganz anderen Umgang mit »Grundsätzlich stimmen.VonOswald möglichst genaue und hilfreiche Ant- Zeit. Enttäuschungen werden kom- ist es gesund, Chambersstammtdie worten geben können auf Fragen zu men; für uns ist dann wichtig, damit Aussage: „Wenn ich konkreten Problemen im Wachstum ohne Resignation umzugehen. des Schülers, zum derzeitigen Erkennt- wenn die den Ruf Gottes höre nisstand, zu den Gaben und Fähigkei- Schließlich muss der Lehrer seiner und mich sträube, ten, zum richtigen Maß an Heraus- Aufgabe hingegeben sein. Paulus Jüngerschaft in werde ich ein matter, forderung (aber nicht Überforderung) schreibt in Kolosser 1,28-29: [Christus], einer Ortsge- stumpfsinniger und und ggf. zur Seelsorge. Diese Berei- den wir verkündigen, indem wir jeden che stellen schließlich eine der Grund- Menschen ermahnen und jeden Menschen meinde inte- nichtssagenderChrist. lagen für das Verhältnis und die Ar- in aller Weisheit lehren, um jeden Men- griert ist, wo Denn ich habe gese- beit mit dem Schüler dar. schen vollkommen in Christus darzustel- hen und gehört, und Der Lehrer muss auch Initiative len;wozuichmichauchbemüheundkämp- ergreifen. Er muss das Ziel vorgeben, fend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die solche Tenden- binnichtgefolgt.“ einzelne Schritte definieren und de- in mir wirkt in Kraft. Da wir in einer Außerdem sollte ren Umsetzung anstoßen, jedoch ohne JüngerschaftsbeziehungdiegleicheZiel- zen nicht unbe- der Lehrer innerlich dabei dem Jünger die jeweilige Ent- setzung haben wie einst Paulus, müssen merkt bleiben von aller Weltlichkeit scheidung abzunehmen. Zusammen wir auch den gleichen Einsatz zeigen mit seinem Lehrer sollte der Jünger wie er, also geradezu kämpfend ringen. und korrigiert abgesondert sein die Ziele bestimmen, in Übereinstim- werden (1Joh 2,15-17). Das mungmitdem,wasGottindieserFrage Der Lehrer ist in dieser Aufgabe ein Streben nach weltli- deutlich macht. Er darf aber nicht für Diener. Er ist ein Diener für den Herrn, den Weg verantwortlich sein. um Diener für den Herrn heranzubil- können.« chen Dingen wie Wichtige Charakteristika sind in den. Nochmals: Wir haben ein Vorbild Luxus, Prestige, diesem Zusammenhang auch Begeis- in unserem Herrn Jesus, leben nach terung und Ermutigung. Eine Auffor- diesem Vorbild und werden so ande- Macht, Ansehen bei derung kann ganz anders wirken, wenn ren zum Vorbild werden. Dieses Vor- sie in einer ermunternden Art erteilt bild ist es, was Leben verändern kann. Menschen oder ein- wird. So kann ein Lehrer den Schüler auch über ungelegene Hürden mitrei- Nun kommen wir zum wahrschein- fach „Selbstverwirklichung“, gehört ßen. Das im Neuen Testament häufig lichschwierigstenPunktindiesenÜber- vorkommende Wort „ermahnen“ lässt legungen: der Selbsteinschätzung. Wer nicht zu den Ambitionen eines reifen sich gut mit „motivieren“ übersetzen, kann diese Liste durchgehen und nach jeder erforderlichen Eigenschaft einen Christen. Ansonsten wäre seine Nach- Haken notieren? Oder wie können wir einen Maßstab finden, um wenigstens folge stark beschränkt oder nicht echt. die unbedingt nötige Minimalanforde- Das Leben des Lehrers sollte 22 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

rungbeideneinzelnenPunkten(undes Lehrer zu falsch geprägten Schülern Fragen seines Dienstes? Hat er sich gibtdurchausnochweitere)zudefinie- führen. Das Extrembeispiel dafür – der Gemeinde untergeordnet? Ist sei- ren, damit wir uns diese Aufgabe zu das aber leider oft der Realität ent- ne Lehre durch und durch biblisch? Recht anmaßen können? sprich – ist Paulus’ Warnung: „Und Ist sein Wandel vorbildlich? Bleibt der Dazu gibt es keine pauschale Ant- aus euch selbst werden Männer auf- Lehrer zugänglich; ist er für Korrek- wort! Ich hätte sie gerne. Der einzige stehen, die verkehrte Dinge reden, um turenoffen?Isterkooperativundteam- Wegisthier,unserErgebnisGottselbst dieJüngerabzuziehenhintersichher“ fähig?OderistereinEinzelgänger,der vorzulegen.Werehrlichfragt,demwird (Apg 20,30). Gerade falsche Lehrer gutgemeinte,konstruktiveKritikmiss- Gottdeutlichmachen,obdiesesInves- können ungefestigte Gläubige in ih- achtet, obwohl sie angebracht ist? Re- tieren in eine Jüngerschaftsbeziehung ren Bann ziehen (siehe 2Petr 2,1-2), flektiert er sich selbst kritisch? einer seiner Dienste sein sollte. In Er- denn abgesehen von verlockenden AußerdemkanneineJüngerschaftsbe- gänzung sollten auch Gespräche mit Lehrinhaltenkommenihnenauchdie ziehungnichtentgegendemAbratender anderen reifen Christen geführt Gemeinde(-leitung)unabhän- werden, die womöglich zu Ver- gigvonderGemeindedurch- änderungen raten oder einfach er- „[Christus], den wir geführt werden, indem man mutigenkönnen.Werselbsteinmal argumentiert,dieGemeinde in der „Schülerrolle“ war, wird verkündigen, indem wir jeden hättekeinVerständnisdafür. ohnehin klarer sehen. Außerdem Dieser Einwand mag dürfen wir nicht vergessen, dass durchausberechtigtsein.Doch stelltsicheinebiblischgegrün- mannurimBewusstseinderGnade Menschen ermahnen und jeden Gottes guten Gewissens an diese deteGemeindedagegen,solie- Aufgabe gehen kann. Menschen in aller Weisheit gendieUrsachenwesentlich Aber zu einer Jüngerschaftsbe- tiefer:inLehrdifferenzen,man- ziehung gehören natürlich zwei. lehren, um jeden Menschen gelndemVertrauen,fehlender Es ist kein Dienst, zu dem man Gemeinschaft oder Sünde. sich einfach selber entscheiden vollkommen in Christus darzu- DiesefundamentalenDinge kann. Allein aus der offensichtli- gilt es vor Beginn einer Jün- chen Führung Gottes, die zwei stellen; wozu ich mich auch gerschaftsbeziehungunbedingt Menschenzusammenbringt,kann zubereinigen. viel über die Grundlage und Got- bemühe und kämpfend ringe AUFEINANDER ACHT GEBEN tes Wirken für eine Jüngerschaft gelernt werden. Wenn man die Bei Berufen mit einer hohenVerantwortunggegen- Umständegeistlichbeurteilt,wird gemäß seiner Wirksamkeit, die man wissen, ob es Gottes Plan ist. in mir wirkt in Kraft. “ über Menschen, insbeson- Auch nachdem die Entschei- dere ihrer Persönlichkeit, dung für eine solche Jünger- ist es selbstverständlich, schaftsbeziehung getroffen ist, KOLOSSER 1,28-29 dass sich solche Berufsträ- bleibt es wichtig, dass man sich ger über ihre Arbeit austau- immer wieder auf die angeführ- schen und transparent sind. ten Anforderungen hin prüft und sich Vorteile und die Kraft einer persönli- Diese Einrichtung zur Korrektur und ständig fragt, wie man sie in der Pra- chen Beziehung zugute. So kann die gegenseitigen Unterstützung nennt xis zum Einsatz bringt. Wie kann ich falsche Prägung nicht nur aus einer man Supervision. Viele Ärzte und So- meinen Schüler jetzt motivieren? Was falschenLehrebestehen,sondernauch zialarbeiter sind hierzu verpflichtet. brauchterjetztzumWachstum?Kann ausungeistlichenCharaktereigenschaf- Dies ist nicht nur ein vernünftiges ich mir darin sicher sein? Wo muss ten, Gesinnungen und Verhaltenswei- Prinzip,sondernangesichtsbiblischer ich von meinen bisherigen Plänen ab- sen (wie Hochmut, Machtstreben, Gemeindestruktureneinschriftgemä- weichen? Wie kann ich ihn ermuti- Stolz etc.), die Christus nicht entspre- ßes. Lehrer sollten von sich aus eine gen? Schade ich der Beziehung durch chen. Wie ist dem zu begegnen? solche Betreuung suchen, in aller Of- meine Ungeduld? Das sind Fragen, die fenheit und Bereitschaft zur kritischen in dieser oder ähnlicher Weise immer DIE EINBINDUNG IN DIE GEMEINDE Reflexion mit anderen geistlich rei- wieder gestellt werden müssen. Grundsätzlich ist es gesund, wenn fen Geschwistern. Solche „übergeord- die Jüngerschaft in einer Ortsgemein- neten“BeziehungenzwischenLehrern DIE BETREUUNG DER BETREUER de integriert ist, wo solche Tendenzen bzw. -Ausbil-dern können in idealer Eine reine Methodik ist mehr oder nicht unbemerkt bleiben und korri- WeiseimRahmeneinesJüngerschafts- weniger einfach und zumeist gefahr- giert werden können. Selbst wenn der programms aufgebaut werden, das in los zu vermitteln. Eine echte Jünger- Gedanke von Jüngerschaftsbeziehun- einer Gemeinde integriert ist. schaftsbeziehunghingegenbirgtnicht gen oder gar eines Jüngerschaftspro- Da ein geistlich gesinnter Lehrer nur Schwierigkeiten, sondern auch gramms in der Ortsgemeinde nicht sich über die Wichtigkeit und den Gefahren in sich. Seien wir ehrlich: aktivunterstütztwird,sindLehrerund Nutzen einer solchen Betreuung im Welcher Lehrer bringt seinem Schü- Schüler der Gemeinde gegenüber ver- Klaren ist, wird er sie nicht umgehen, ler unbewusst nicht auch fehlerhafte antwortlich, da ihr von Gott Autorität auch wenn er selber zu den Leitern in Verhaltensweisen bei? Wenn wir ei- gegeben wurde. einer Gemeinde zählt. Wir sind Men- nen Schritt weitergehen, müssen wir Welche Beziehung hat der Lehrer schen, begehen Fehler und sündigen sogar einräumen, dass falsch geprägte nun zu der Gemeinde, besonders in (1Jo 1,8). „Daher, wer zu stehen meint, Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 23

sehe zu, dass er nicht falle“ (1Kor reich, die dem Ersthelfer moralisch der Herr selbst das Vorbild und da- 10,12). Auch wenn unser Glaubens- unter die Arme greift und gelegent- mit die Antwort. Schauen wir uns dazu leben in Ordnung und eine Supervisi- lich nachfragt, wie es ihm geht! Lukas 6,12-17 an. Hier sehen wir, on nicht erforderlich erscheint, soll- welche Mühe und Sorgfalt der Herr ten wir die Notwendigkeit der Einbet- Für jemanden, der gerade im Be- investiert, um seine Jünger auszuwäh- tung in einen betreuenden Rahmen griff steht, diese Aufgabe eines Erst- len. Obwohl Er allwissend war und unbedingt ernst nehmen. Beim gegen- helfers anzunehmen, aber unzurei- absolute Weisheit besaß, war es für seitigen Austauschen werden unaus- chend Erfahrung darin hat, sind fol- ihn keine Angelegenheit, die Er so gewogene und falsche Tendenzen eher gende Fragen hilfreich: nebenbei erledigt hätte. Im Gegenteil: erkannt und korrigiert. Dadurch wird Er zog sich auf einen Berg zurück und dem Lehrer wie auch dem Schüler Kann ich Gott und dieser Person verharrte dort die ganze Nacht im Sicherheit und Schutz geboten. langfristig treu bleiben? Was zunächst Gebet zum Vater. wie ein Kinderspiel aussieht, kann ein QUALIFIKATIONEN FÜR „ERSTHELFER“ beschwerlicher und langer Weg wer- Wir hingegen neigen dazu, bei der In Abschnitt 4 haben wir eine Unter- den. In Schwierigkeiten ist Ausdauer Auswahl unserer Schüler schnell unse- erforderlich. re Vorlieben und eigenen Vorstellungen scheidung getroffen zwischen der Aus- zum Kriterium zu erheben. bildungderJungbekehrten–denersten Kann ich das Vertrauen aufrecht- Möglicherweise tun wir das sogar in al- Schritten–unddereigentlichenJünger- erhalten? Es kann fatale Folgen für die ler Weisheit und mit geistlichen Augen. schaftsbeziehung. In Anlehnung an das Beziehung haben, wenn der Helfer mit Aber unsere Vernunftschlüsse dürfen inAbbildung1verdeutlichteGedanken- anderen über die Probleme, Schwä- nicht unsere grundlegende Stütze sein. gebäude ist leicht verständlich, dass ein chen oder ganz persönliche Dinge des DieGrundlagefüreinesolcheEntschei- „Ersthelfer“ für einen Jungbekehrten anvertrauten Schüler redet. dungistdasintensiveGebetzuGott. geringereAnforderungenerfüllenmuss, um wirksam und guten Gewissens die- Kann ich meine Arbeit mit der Ar- Das Resultat solch intensiven Ge- senDienstausübenkönnen.Diebereits beitandererkoordinieren?Mitunterbe- bets ist dann einerseits unser Friede beschriebenen Kriterien sollten zwar in mühen sich noch weitere reife Gläubige im Herzen, weil wir gewiss sind, in einemMindestmaßerfülltsein,dochwol- um den Jungbekehrten, beispielsweise Abhängigkeit von Gott und in Über- len wir hier die Anforderungen an die wenn nach der Bekehrung eine tiefer einstimmung mit Seinem Willen zu Ersthelfer noch etwas konkretisieren. gehende Seelsorge erforderlich ist. Die- handeln. Aber darüber hinaus wird se Arbeit muss unterstützt oder darf Gott uns auch ganz konkret die rich- Unverzichtbar für den Ersthelfer ist zumindestnichtbehindertwerden. tigen Personen auf unser Herz legen, diegefestigte,beständigeBeziehungzum wenn wir Seine Wegweisung nur wirk- HerrnJesus.DasGrundelementdazuist DIE AUSWAHL DER JÜNGER lich erwarten. Und mehr noch: Gott die tägliche Gemeinschaft mit Gott in Aus rein menschlicher Sicht be- wird uns sogar Menschen über den der Stillen Zeit. trachtet ist die Beurteilung eines Leh- Weg schicken. rers noch verhältnismäßig einfach im Der Ersthelfer muss natürlich be- Vergleich zur Beurteilung eines po- Wenn wir genauer unter die Lupe reit sein, seine Zeit in andere zu inves- tentiellen Schülers. Denn für den Leh- nehmen, welche Leute der Meister zu tieren. Dazu muss er in der Fürsorge rer gibt es einen verbindlichen, ein- seinen Jüngern erwählt hat, denken wir für sein „Kind“ ausdauernd sein und deutig vorgegebenen Maßstab: Chris- zuerst vielleicht, dass sie - wiederum Problemeangehenkönnen,nötigenfalls tus selbst, dessen Wesen und Charak- menschlich gesprochen - nicht gera- in Absprache mit reiferen Christen. ter am Lehrer als reifen Christen zum de herausragende Persönlichkeiten Ausdruck kommen sollte. Ihr geistli- waren. In der Tat waren es eher ganz Außerdem ist wichtig, dass ein Erst- ches Leben steckt nicht mehr in den gewöhnliche Menschen, mit wenig helfernichtschnellenttäuschtwirdund Kinderschuhen, sondern befindet sich Bildung und in einfachen Berufen. resigniert. Auch wenn er anfänglich ineinemfortgeschrittenenStadiumder Außerdem erfahren wir in den Evan- mit Elan an die Sache geht, kann es Reife und kann anhand des biblischen gelien von ihren Temperamentspro- bei einer Durststrecke im geistlichen Musters beurteilt werden. blemen, ihrem Ärger, Stolz und Neid. Wachstum des Jungbekehrten oder Dagegen stellt sich bei der Auswahl Eine gute Wahl? Würden wir uns al- sogar Rückschritten sehr schwer wer- derJüngereingrundsätzlichesProblem, lein auf diesen ersten Eindruck stüt- den mit dem nötigen Optimismus ge- insbesondere bei denen, die erst wenig zen, könnten wir meinen, dass es duldig auszuharren. Hier ist wiederum geistlich wachsen konnten, weil sie neu sicherlich besser geeignete Leute ge- eine reifere Ansprechperson sehr hilf- bekehrt sind oder in ihrem Leben als geben hätte, mit wesentlich besserer Christ bisher kein gesundes Umfeld Bildung, größerem gesellschaftlichem hatten. Zwar sind dann von der Wie- Einfluss und gezügelten Manieren. dergeburt an wie in einem Samen oder einem Embryo alle „Informationen“ Aber das ist keinesfalls der entschei- des neuen, Christus entsprechenden dende Punkt. Weder Ausbildung noch Wesens vorhanden, sie sind aber kaum Sozialstatus, noch natürliche Wesens- entwickelt. Wie findet man nun unter art sind entscheidend. Nicht den alten einem Dutzend aufsprießender Samen Menschen müssen wir in Betracht zie- die richtige Pflanze? hen, sondern das, was Gott im neuen Menschen zur Entwicklung bringen UNSER VORBILD: DER HERR WÄHLT kann, wenn der alte Mensch ans Kreuz SEINE JÜNGER gegeben ist. Dafür - und dies ist ein wesentlicher Punkt - müssen die Schü- Auch wenn diese Frage zunächst ler einen fest entschlossenen Willen rein menschlich gestellt ist, gibt uns 24 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

haben.Gottgebrauchtundwirktdurch Allerdings können im Entschei- der Basis von dem, was jemand ist, Menschen, die ein willentliches „Ja“ dungsprozess einige Stützen als Hil- sondern von dem, was zu Seinen Wegen und zu Veränderun- fen herangezogen werden. Wir haben er durch Seine Gnade gen haben, ungeachtet der Kosten. bereits die hohe Bedeutung des Wil- werden kann! »Gott wählt Der Herr Jesus versprach Seinen lens eines potentiellen Schülers her- Übrigensmüssenes JüngernkeineirdischenVorteile,nicht ausgestellt.EinelängereBeobachtung nichtimmernurTaten nicht auf der einmaleingesichertesLeben.Matthä- kann uns davon überzeugen, ob je- sein,andenenwireine Basis von dem, us 4,19-22 und Lukas 5,11 verdeutli- mandChristuswirklichhingegebenist verheißungsvolle chen, was die Jünger für ihre Nachfol- oder zumindest ein Herz für Gott und „Flosse“ ausmachen. was jemand ist, ge aufgegeben haben: Sowohl ihre be- eine dienende Gesinnung hat. Die Esistäußerstsinnvoll, sondern von rufliche Existenz als auch familiäre Tatsache, dass die geistliche Entwick- besonders nach den dem, was er Bindungen ließen sie fahren, zuguns- lung ja gerade erst im Anfangsstadi- Hungrigen Ausschau ten der Entscheidung für die Nachfol- um steht und – noch kaum sichtbar – halten, die Hunger durch Seine Gnade werden ge des Herrn. Wenn jemand aus ehrli- schwierig zu beurteilen ist, wurde nach der echten Ge- chenMotivenundausLiebezumHerrn einmal so beschrieben: meinschaft mit Gott, einensolchenPreisbezahlt,gibteskaum „Es ist wie der Blick aufs Meer, an dem Leben nach Sei- kann!« einenGrund,ihnfüreineJüngerschafts- dessenOberflächewirnurRückenflos- nem Willen und Sei- beziehungabzulehnen.DenndieNach- sen sehen. Da gibt es Haie und Del- nem Wort haben. folge des Herrn ist ja das Ziel unserer phine und wir können sie nur an ihrer Dawson Trotman bemerkte hierzu: Jüngerschaftsbeziehung,undmitihrhat Flosse identifizieren. Die Kunst ist, „Wir müssen Menschen finden, die derJüngerbereitsdiegrundlegendeAn- die jeweilige Art an diesem kleinen Gottes Bestes für ihr Leben wollen, forderung erfüllt: Alles verlassen und Merkmal zu erkennen.“ und die bereit sind, dafür jeden Preis das Kreuz auf sich zu nehmen - ein In dieser Illustration geht es natür- zu bezahlen.“ sicherlichunpopulärer,widerstandsrei- lichnichtdarum,Haieals„böse“Tiere Darüber hinaus lernen wir aus 2. cher und bisweilen einsamer Weg. zuidentifizieren,sondernlediglichum Timotheus 2,2 unser Augenmerk auf Der Herr berief Seine Jünger auf einUnterscheidungsvermögenunddas diezurichten,dietreusindundzudem einem Berg, was die Nähe zu und Ab- ErkennendesGesuchtenanhandklei- tüchtig sein werden, andere zu lehren. hängigkeit von Gott verdeutlicht. Er nerKennzeichen.IndiesemSinnesoll- Gerade die Frage der Treue ist sehr stieg jedoch mit seinen Jüngern vom ten wir in unseren Gemeinden einen wichtig und kann ruhig einmal getes- Berg herab (Lk 6,17). Das steht im Blick dafür bekommen, wer da Kreise tetwerden.DazukönnenwirdemJün- Kontrast zur „Bergpredigt“ (der Be- zieht und – sei es auch nur mit einer gerschafts-AspirantenkleinereAufga- lehrungaufdemBerg)undihremzen- „Flosse“ – sich als verheißungsvoll zu ben zuteilen und dann beobachten, ob tralen Gedanken: die Lehre vom er sie ohne größere Nachhil- idealen Bürger des Reiches Got- fe und Erinnerung erledigt. tes. Als Jünger Jesu muss es zwar Daran können wir in einem unserZielsein,durchdieGna- „Und es geschah in diesen Ta- gewissen Maß beurteilen, ob er als Jünger bewährt ist. deGottesdemMaßstabderBerg- predigtentsprechendzuleben, gen, dass er auf den Berg hin- In dieser Hinsicht können wir natürlich insbesondere doch ist es bezeichnend, dass der HerrnachderBerufungderJün- ausging, um zu beten; und er die Gläubigen relativ einfach ger von einem Berg herab- beurteilen, denen wir die kommt, um ihnen das Leben, verbrachte die Nacht im Gebet „ersten Schritte“ im Glau- das Er in ihnen zur Reife brin- bensleben vermittelt haben. gen möchte, in einzelnen, zu Gott. Und als es Tag wurde, Im Lauf dieser Beziehung aufeinanderaufbauendenSchrit- konnten wir ja bereits eini- ten praktisch nahe zu bringen. ges über das geistliche Leben des Jungbekehrten und sei- Nur so werden sie schließlich rief er seine Jünger herbei und werden können, wie Er ist. ne Entschiedenheit zur Nach- erwählte aus ihnen zwölf, die er folgeerfahren.DieErwägung, WONACH AUSSCHAU HALTEN? ob wir mit ihm eine weiter- Die bisherigen Gedanken auch Apostel nannte.“ führende Jüngerschaftsbezie- zum Vorbild Jesu dienten hung eingehen sollten, fällt besonders der Verdeutlichung, LUKAS 6,12.13 unsaufGrundlageunsererEr- wie die Auswahl der Jünger fahrungen mit ihm dann grundsätzlich erfolgen sollte. sicherlich leichter. Dem wollen wir nun einige hilfreiche erkennen gibt. Das wenige, was sicht- Bei der Frage, mit wem man eine Leitgedankenanfügen.Wieesmeistens bar ist, können wir uns dann genauer Jüngerschaft beginnt, müssen wir un- der Fall ist, wenn wir eine persönli- anschauen. bedingt darauf achten, ob nicht eine cheEntscheidunginderAbhängigkeit Dabei müssen wir den Gläubigen eigene Vorliebe für eine bestimmte Gottes treffen müssen, kann eine Vor- aus der Perspektive des Glaubens be- WesensartunserenEntscheidungspro- gabe von außen bestenfalls Prinzipi- trachten. Wir haben schnell ein Auge zess beeinträchtigt. Kurz: Es müssen en skizzieren, keineswegs aber die für starke Persönlichkeiten und gebo- nicht immer Leute sein wie wir! Gott Lösung pauschal und detailliert prä- rene Führer. Doch wir können nicht hat ganz verschiedene Persönlichkei- sentieren. genug betonen: Gott wählt nicht auf tengeschaffen,dazumitganzverschie- Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 25

denenGaben.AusdieserVielfaltheraus vision der Entscheidung oder der Ziele VergleichtmanBiographienvonvor- lebt der Leib Christi. Das sollten wir zuEndegeführtwerdenmuss,ggf.unter bildlichen Männern und Frauen des uns bei der Auswahl eines Jüngers be- Anpassung dieser Ziele. Bei einem Glaubens, so ist es sehr interessant, dass wusst machen. Nehmen wir an, wir solchen Prozess des Umdenkens und ein Element immer wieder auftaucht: hätten die Gabe eines Lehrers, gehen insbesondere in Enttäuschungen jeder die geistliche Schulung und das Vorbild aber in Gesprächen mit Ungläubigen Art müssen wir lernen, Vollender zu imElternhaus,geradeinjungenJahren. zu theoretisch vor, drücken uns abge- sein. Ansonsten können wir die geist- hoben aus und stellen uns somit unge- liche Entwicklung des Schülers nach- Diese Leitgedanken zur Wahl eines schicktan.Mitteilungsbedürfnistunwir haltig schädigen, beispielsweise in sei- Jüngerskönnennichtmehrseinalseine als Schwätzerei ab. Aber Gott mag uns nem Vertrauen. grobe Orientierungshilfe auf dem Weg geradeeinensehrgesprächigen,einfühl- zur Entscheidung. Deshalb wollen wir samen, sagen wir „begnadeten“ Evan- WAS NAHE LIEGT – DAS BESTE abschließendnocheinmalbetonen,dass gelisten vorstellen, der unserer Persön- ARBEITSFELD die absolute Grundlage das Gebet sein lichkeitoffenbarkeineswegsentspricht. muss, und daran dürfen wir wirklich Wie denken wir darüber? In der prak- Bei all diesen Prioritäten im Blick nicht sparen. Jüngerschaft ist sehr zeit- tischen Evangelisationen werden wir auf die Jüngerschaftsbeziehungen und intensiv. Daher wähle sorgfältig, in wen ihm wohl kaum etwas vermitteln kön- auf die Gemeinde kann es leicht dazu du dein Leben investierst! nen, aber dafür andere, für seinen spä- kommen, dass wir unsere Familie ver- teren Dienst wichtige Dinge aus unse- nachlässigen. Dieses Zukurzkommen Dies ist ein Buch für reifere Gläu- rem Leben heraus mitteilen. der Familie besteht meistens nicht nur bige, das sie dazu anspornen und an- in einer zeitlichen Vernachlässigung leiten soll, Jüngerschaftsbeziehungen Es ist also wichtig, dass wir im Ge- der familiären „Pflichten“, des Fami- zu jungen Gläubigen einzugehen, die bet auch für solche Türen offen sind, lienlebens und der Gemeinschaft, son- der Herr ihnen aufs Herz legt. Es kann die Gott auftut, die wir aber aufgrund dern auch in einer fehlenden Sicht auchjungeGläubigedazu motivieren, unserer eigenen Vorstellungen leicht dafür, dass die Familie in erster Linie dem heutigen Trend zur Unverbind- übersehen. unser Arbeitsfeld ist. Sie ist geradezu lichkeit zum Trotz sich bewusst auf ein prädestinierter Rahmen, um die eine solche Beziehung einzulassen. KEINE LANGFRISTIGEN ZUSAGEN Prinzipien der Jüngerschaft in Rein- Was aber auf keinen Fall als Ergebnis Ein bedeutendes Prinzip bei der kultur umzusetzen! Und wie könnte füreinenjungenGläubigenherauskom- Aufnahme einer Jüngerschaftsbezie- jemand eine väterliche Beziehung zu men darf, ist eine Entschuldigung, mit hung ist, keine langzeitigen Zusagen einem Jünger aufbauen, wenn er die der man sein Defizit in der eigenen zu treffen. Die Entscheidung sollte Vaterbeziehung zu seinen eigenen geistlichen Entwicklung rechtfertigt. vielmehr von Zeit zu Zeit rekapitu- Kindern stark vernachlässigt? Kein Gläubiger hat das Recht, sich liert werden. Damit ist keineswegs eine schmollend und verbittert zurückzu- Verantwortungslosigkeit oder Stim- Dieser Gedanke leuchtet sofort ein ziehen und anzuklagen, dass sich nie- mungsabhängigkeit gemeint. Wir dür- und kommt uns vielleicht sogar trivi- mand um ihn gekümmert habe. Wenn fen nicht aufgrund von bloßen Rück- al vor. Trotzdem müssen wir uns sei- niemand da ist, der sich dir und dei- schlägen gleich aufgeben. Dann wäre ne Tragweite und Bedeutung bewusst nem geistlichen Vorankommen wid- eine echte Jüngerschaftsbeziehung gar machen. Welche Möglichkeiten haben met, lernst du daran umso mehr die nicht denkbar! Vielmehr geht es dar- Eltern, ihre Kinder nicht allein groß- direkte Abhängigkeit vom Herrn. Aus um, zunächst im Anstreben von Teil- zuziehen, ihnen Werte zu vermitteln den Fehlern und Versäumnissen an- zielenvorzugehen,diesichdannSchritt und sich miteinander zu freuen, son- derer können wir profitieren, indem für Schritt immer weiter zu einer an- dern den Kindern ihr geistliches Le- wir sie als Warnung nehmen und uns dauernden Jüngerschaft entwickeln ben in aller Tiefe mitzuteilen und sie selbst davor hüten. Wenn du in deiner können. Im Idealfall, der das Ziel der in gleicher Weise – oder besser noch Umgebung niemanden siehst oder Jüngerschaft ist, geht das bis zu dem weit mehr – zu belehren und zu trai- kennst, der sich deiner annimmt, ob- Punkt, wo der Lehrer dem Schüler nieren, wie sie es mit Schülern aus der wohl du weißt, dass du eine förderli- nichts mehr voraus hat, er ihn also nicht Gemeinde tun würden. Wenn dieser che Beziehung sehr wohl gebrauchen weiter belehren kann. Gedanke nichts Neues ist - umso bes- könntest, seien dir zwei Dinge gera- In diesem Zusammenhang ist wich- ser. Wir möchten es aber ausdrück- ten: Bete, dass der Herr dir jemanden tig, dass die Arbeit auch bei einer Re- lich nahe legen, die Möglichkeit der gibt – auch wenn es menschlich gese- Jüngerschaft innerhalb der Familie hen unwahrscheinlich ist, ist das für gründlich und konsequent durchzu- den Herrn keineswegs ein Problem. denken,denneineeffektiveUmsetzung Halte außerdem selber wachsam Aus- dieses Prinzips in den Familien ist schau nach Möglichkeiten, in Kon- heute leider absolute Mangelware. In takt mit einem geistlichen Trainer zu den christlichen Familien von heute kommen. Wenn du um jeden Preis ist leider zumeist die gegenteilige ein reifer Jünger des Herrn werden Wirkung zu beobachten: Da den Kin- willst, sollte das kein Hindernis für dern nur allzu häufig ein halbherzi- dich sein. ges Christsein vermittelt wird, lehnen sie das Leben als Christ entweder als Entnommen aus: G. Wolff: „Dynamik biblischer Jün- Heuchelei ab oder ahmen diese Halb- gerschaft“, © Copyright 2001 by Hänssler Verlag, D- herzigkeit nach und werden zu blo- 71087 Holzgerlingen ßen, unfruchtbaren Sonntagschristen ohne geistliches Leben. 26 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

PRAXIS Robert E. Coleman, USA AUF DIE MOTIVATION KOMMT ES AN Motivation zur Zum Schluss bleibt jedoch noch die Frage: „Was machen wir mit dem Mis- Jüngerschaft sionsbefehl?“ Christi Vollmacht, Auf- trag und Verheißung erwarten eine Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung des Logos– Antwort unsererseits. Die angespro- Verlages Lage aus dem Jüngerschaftsklassiker „Des Meisters Plan der chenenThemengestattenunsnichtden Jüngerschaft“ von Robert E. Coleman entnommen. Es versteht sich Luxus unbeteiligt zu bleiben. Wir von selbst, dass wir das gesamte Buch sehr herzlich empfehlen. Es ist müssen eine Entscheidung treffen. in ausreichender Anzahl vorrätig. Nur zu schnell wird die Bearbei- tung eines Themas wie dieses zu ei- Die Redaktion ner reinen akademischen Übung. Zu- sätzliche intellektuelle Stimulans sie erkannten ihn nicht im morgend- ren und dort ihre Netze auswerfen. Als könnte zwar hilfreich sein, doch dort lichen Dunst. Er interessierte sich für sie dem Rat folgten, fingen sie so viele liegt nicht das Problem dieses The- ihre Arbeit und fragte nach dem Fang Fische, dass das Boot zu sinken be- mas. Nach 35 Jahren Unterrichtstä- der letzen Nacht. Als sie bekannten, gann und sie um Hilfe rufen mussten. tigkeit an einer Hochschule bin ich dass sie nichts gefangen hatten, riet er Danach forderte Jesus sie auf, ihm zu davon überzeugt, dass der Grund für ihnen, ihr Netz auf die rechte Seite folgen, und verhieß ihnen, dass er sie die Verwirrung in der Gemeinde in des Bootes hinauszuwerfen. Instink- zu Menschenfischer machen; würde Punkto Mission nicht in unserem Kopf tiv folgten sie seiner Weisung, und das (Mt 4,18-22; Mk l,16-20; Lk 5,1-11). liegt, sondern in unserem Herzen. Es reduziert sich schließlich auf das The- Netz füllte sich bald mit Fischen. Als die Jünger zu kämpfen hat- ma „Liebe“. Das Ereignis erinnert an einen Vor- ten, um das Netz ins Boot zu zie- Jesus macht das überaus deutlich hen, war die Ähnlichkeit mit dem indem er sagt: „Liebe Gott von gan- fall, der einige Jahre zuvor geschehen anderen Ereignis nicht mehr zu zem Herzen, von ganzer Seele und mit war. Vier derselben Jünger hatten nach übersehenundJohanneserklärt:„Es allem, was du hast. Das zweite ist ihm einer Nacht, in der sie erfolglos ge- ist der Herr!“ (Joh 21,7). Petrus, gleich: „Liebe deinen Nächsten wie fischt hatten, von Jesus gesagt bekom- der seiner Begeisterung nicht mehr dich selbst. In diesen zwei Geboten men, sie sollten in tieferes Wasser fah- Herr wurde, sprang ins Wasser und hängt das ganze Gesetz und die Pro- schwamm an Land. pheten (Mt 22,37-40; Mk 12, 28-33; vgl. Mt 5,43-48; Lk 6,27-36; 10,27; Als die Jünger mit dem Boot das 5Mo 6,5; 4Mo 19,18). Aus diesem Land erreichten, hatte Jesus schon berühmten Gebot entspringt der Mis- Feuer gemacht und einige Fische sionsbefehl. darüber gebraten. Er fragte sie, ob sie Wo solch eine Liebe unsere Arbeit nicht ein paar Fische bringen und mit motiviert, kann die Anstrengung nicht ihm frühstücken wollten. vergeblich bleiben; doch wenn es nicht Nachdem sie gegessen hatten, frag- der Herzschlag unserer Arbeit ist, te Jesus Petrus: „Simon, Jonas Sohn, werden alle unsere Unternehmungen liebst du mich wirklich mehr als die- vertane Zeit sein (1Kor 13,1-13). se? Nachdem Petrus es nachdrücklich In größerem Kontext betrachtet könnte man behaupten, durch die Liebe ändert sich alles in unserem Leben. MIT DER ENTSCHEIDENDEN FRAGE KONFRONTIERT Diese Wahrheit zieht sich durch die gesamte Schrift, doch die wird nirgends von Jesus persönlich so zentral angesprochen wie gerade bei seiner Begegnung mit Petrus nach sei- ner Auferstehung (Joh 21,1-23). Ei- nige Jünger waren die ganze Nacht hin- durch auf dem See Genezareth zum fischen gewesen, doch sie hatten nichts gefangen. Als die Morgendämmerung anbrach, erschien Jesus am Ufer, doch Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 27

bejaht hatte, wurde diesem großen, und beschenkt alle, die zu Gott kom- Istdasnichtberuhigend?Jesusweiß kräftigen Fischer aufgetragen: „Weide men mit seiner Gnade (Mt 11,28. 29; alles über uns. Wir brauchen ihm un- meineLämmer“(Joh21,15).Jesuswar vgl. Joh 17,2). sere Situation nicht zu erklären. In damit noch nicht zufrieden und frag- „Simon liebst du mich?“ seiner grenzenlosen Kenntnis über uns te noch einmal: „Simon, Jonas Sohn, Es gab gute Gründe, dies zu fragen. interpretiert er die Gedanken und Ab- liebst du mich wirklich?“ Als Jesus die Vor nicht allzu langer Zeit hatte Pe- sichtenunseresHerzens;erweiß,wann gleiche Antwort erhielt, gab er ihm trus den Herrn dreimal verleugnet. wir ihn wirklich lieben. noch einmal einen ähnlichen Auftrag Die Erinnerung an dieses tragische Ich erinnere mich, wie vor einigen (Joh 21,16). Dann, ohne weiteren Versagen war zweifellos durch diese Jahren diese Wahrheit durch meinen Kommentar,kamerschnellwiederzu- dreifache Frage geweckt worden, Sohn sehr real für mich wurde. Es war rück auf die entscheidende Fra- ein heißer Nachmittag am ge, „Simon, Jonas Sohn, liebst Ende der Erntezeit und ich du mich?“ (Joh 21,17). arbeitete gerade im Garten. Petruswurdetraurigdarüber, „Denn die Liebe Christi drängt Jim, der höchsten drei oder dass Jesus ihn zum dritten Mal vier Jahre alt gewesen sein fragte und bestätigte unerbitt- uns, da wir zu diesem Urteil mag, sah mich arbeiten, wo- lich: „… Herr, du weißt alle bei ihm einfiel, dass ich Durst Dinge, du weißt, dass ich dich gekommen sind, dass einer für haben könnte. Er holte sich einen Stuhl, stellte ihn an die liebe …“ Woraufhin Jesus, nachdem er den Auftrag, die alle gestorben ist und somit Spüle, nahm ein schmutziges Schafe zu weiden wiederholt Glas und füllte es mit Lei- hatte, die Kosten dieser Liebe alle gestorben sind.“ tungswasser. Das nächste, für Petrus noch hinzufügte (Joh woran ich mich erinnere, ist, 21,17-22). dass mein Name gerufen wur- Indem sich Jesus in seinem 2. KORINTHER 5,14 de. Ich drehte mich um und Gespräch auf diese Wahrheit sah meinen Sohn mit dem konzentrierte, stellte er die schmutzigen Glas mit war- grundlegende Frage des christlichen ebenso musste ihn das Feuer an die memWasserdurchdenGartenaufmich Dienstes überhaupt. Obwohl er mit Nacht im Hof Tempels erinnert ha- zukommen. „Papa“, rief er, „ich dach- Petrus sprach, wurden seine Worte ben, als er schwor, kein Freund Jesu te,duhastbestimmtDurst,deshalbhabe doch in Gegenwart der anderen Jün- zu sein (Mt 26,69-75; Mk 14,66-72; ich dir etwas zu trinken gebracht.“ Er ger geäußert und könnten sogar an Lk 22,54-62; Joh 18,25-27). hieltmirdasGlashinundlächeltedabei jeden gerichtet sein, der ihm nachfol- Sicherlich,PetrushatteReuegezeigt von einem Ohr zum anderen. gen will. Du kannst hören, wie er dei- und bitterlich geweint, doch Jesu Fra- Man könnte denken: „Hätte er es nen Namen ruft: „Willi, Maria – Si- ge lautete nicht: „Wie sehr bereust du nicht besser machen können?“ mon, Jonas Sohn, liebst du wirklich die Vergangenheit?“ nicht, „wie viele schließlich war es kein kühles Was- mich?“ Tränen hast du darüber vergossen?“ ser, es war noch nicht einmal reines sondern, „liebst du mich?“ Es ist sei- Wasser. Das ist völlig richtig. Doch JESUS LIEBEN ne Gegenwart in unserem Herzen, die wer sein Gesicht gesehen hat, weiß, Beachte, dass das Objekt der Lie- die anderen Ausdrücke akzeptabel dass es reine Liebe war. Er versuchte be Jesus ist und nicht irgendein Glau- werden lassen. so gut er konnte, seinem Papa etwas bensbekenntnis, Die Worte können auch bedeuten: Gutes zu tun. nicht eine Kirche „Liebst du mich mehr als diese Din- Jeder Gläubige kann in ähnlicher »Er erwartet oder eine Religion. ge?“ – mehr als die Geborgenheit ei- Weise lieben. Obwohl wir in unserem nicht, dass sie Jesusfragt:„Liebstdu nes Zuhauses, mehr als die Ehre ei- Beurteilen vieler Situationen immer mich?“ nes guten Rufes, sogar mehr als den wieder Fehler machen, in unserem einer Lehre Er stellt sich vor Dienst,dendufürihntust?Nicht,dass Bemühen Jesus ähnlicher zu werden folgten, die sie alsderWeg,Gottken- diese Dinge keine Liebe verdient hät- fürchterlichzukurzkommen,können nen zu lernen. Wir ten, sondern Jesus erwartet, dass man wir doch in unserem Herzen so gut nicht verstan- erinnern uns daran, ihn noch mehr liebt. Seine Hingabe wir können IHM Gutes tun. Wir kön- wie er bei seinem an dich steht völlig außer Konkurrenz nen heute wie Petrus an sein vollkom- den, sondern, Treffen mit den Jün- zu deiner Hingabe an ihn. Du magst menesVerständnisappellierenundzu dass sie das, gern nach dem letz- zwarnichtvielhaben,dochwasimmer ihm sagen: „Herr, du weißt alle Din- was sie verstan- ten Abendmahl ih- du bist und hast, er möchte alles. ge, du weißt, dass ich dich liebe.“ den hatten, LIEBE FLIEß T ÜBER nen unzweideutig sagte, er sei der wah- ER KENNT UNSERE HERZEN auch re Lebensweg (Joh DasletzteMal,alsPetrusseineLiebe DieBejahung,egalwieernsthaftsie 14,6).1 Übertragen zu Jesus bestätigte, fügte er hinzu: sein mag, muss in mehr als nur Wor- praktizierten.« könnte diese Aussa- „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, ten ihren Ausdruck finden. Deshalb, ge etwa lauten: „Ich dass ich dich liebe“ (Joh 21,17). Mit jedes Mal wenn Petrus seine Liebe bin der Anfang, die denFehlernderVergangenheitimKopf bekennt, erwidert Jesus: „Weide mei- Mitte und das Ende der Leiter zum konnte er schlecht auf seine Erfolge ne Schafe“ (Joh 21,15-17). Er unter- Himmel.“2 verweisen, doch er konnte an das Ver- streicht, dass Liebe im Dienst an der Er hat uns durch sein Blut erkauft ständnis seines Herrn appellieren. Welt überströmt. 28 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

Liebe zu Christus kann nicht selbst- zu haben. Doch jetzt, durch das VORRANG DER UNERREICHTEN genügsam sein, weil sie von Gott Wunder der Gnade Gottes wurde er Im Nachdenken über diese Frage kommt und deshalb Gottes Natur wi- so sehr verändert, dass er selbst zum muss unsere besondere Priorität sein, derspiegelt (1Joh 4,7; vgl. Röm 5,5). Hirten wurde. das Zeugnis von Christus zu den heute Es ist diese Art von Liebe, die uns nicht noch unerreichten Teilen der Welt zu gehen lässt, sogar „während wir noch In diesem Dienst ist Platz für uns bringen.EsgehtumFelder,diebereits Sünder waren“ (Röm 5,8). Golgatha alle. Die Form unseres Dienstes ist weiß sind zur Ernte, doch es sind nur ist Zeuge dafür. zwar unterschiedlich je nach Begabung sehr wenige, die dort arbeiten. und Berufung, doch Gott, der uns zu Ist uns klar, dass etwa die Hälfte Erinnern wir uns, wie die Leute der dem gemacht hat, was wir jetzt sind, der Weltbevölkerung noch nie eine ver- Welt Jesus verspotteten, als dieser am wird jeden Jünger in irgendeiner Weise ständliche Darbietung des Evangeli- Kreuz hing indem sie riefen: „Er hat gebrauchen, um für die Schafe zu sor- ums gehört hat, und dass sie eine sol- anderen geholfen, doch sich selbst kann gen. Alles, was in echter Liebe zu Chris- che Möglichkeit auch nicht bekom- er nicht retten“ (Mt 27,42; Mk 15,31; tus getan wurde, sogar „einem dieser men wird, es sei denn, dass jemand, vgl. Lk 23,35). Die Ironie liegt darin, geringsten“ Schafe, wird zum Gottes- der den Retter kennt, die Grenzen zu dass die schimpfende Menge in ihrem dienst für den Herrn (Mt 25,40). ihrer Kultur überschreitet, sich mit ih- Spott die Wahrheit sagte. Er konnte nen identifiziert und eine Brücke der sich natürlich nicht retten. Das war Eine Begebenheit aus dem Leben Liebe baut? Könntest du diese Person der Punkt. Er war in die Welt gekom- von Onkel John Vassar illustriert, was sein? Jemand, der den Ruf der ver- men, um nicht sich zu retten, son- ich meine. Er war ein eifriger Seelen- lorenen Menge: „Komm herüber dern uns. Er „kam zu suchen und und hilf uns!“ hört und beantwor- zu retten, was verloren ist“ (Lk gewinner für den Herrn und diente als tet. Falls du nicht selbst gehen 19,10). „Des Menschen Sohn kam Verteiler der American Tract Society kannst, kannst du jemanden unter- nicht um sich bedienen zu lassen, (Amerikanische Traktatgesellschaft). stützen, der deinen Platz einneh- sondern um zu dienen und sein Eines Tages, als er versuchte, einer men kann? Leben zu geben als Lösegeld für Dame das Evangelium zu erklären, viele“ (Mt 20,28; Mk 10,45). brach sie das Gespräch ab und wei- Ist dein Name gerufen worden? gerte sich, auch ein Traktat anzuneh- – „Susanne, Ralf – Simon, Jonas Genauso wie er in die Welt ge- men. Der alte Herr ließ sich nicht be- Sohn, liebst du mich wirklich? Dann sandt worden war, so sendet er nun irren und fragte sie stattdessen, ob sie weide meine Schafe!“ uns (Joh 17,18; 20,21). „Denn die ihm erlauben würde, wenigstens ein Liebe Christi hält uns zusammen, Lied für sie zu singen. Mit ihrer Er- DER TEST DES GEHORSAMS die wir dafür halten, dass wenn einer laubnis begann er zu singen und kam Auch wenn einige denken, Dienst für alle gestorben ist, so sind sie alle zu dem Vers: sei freiwillig, so schließt Jesus seine gestorben; und er ist darum für alle Rede doch mit dem Befehl: „Folge mir gestorben, damit die, welche leben, Doch Tränen der Reue können niemals nach“ (Joh 21,19.22). Gehorsam Chris- nicht mehr sich selbst leben, sondern die Tiefe der Liebe erstatten , die ich schul- tus gegenüber ist schließlich der Test dem, der für sie gestorben und aufer- de. Hier, Herr, ich gebe mich selber hin, unserer Liebe. standen ist“ (2Kor 5,14-15). da es alles ist, was ich tun kann. Diese Wahrheit wurde den Jüngern von Anfang an, als Jesus sie aufforder- WIE ES FUNKTIONIERT Als er geendet hatte, bemerkte er, te, mit ihm zu gehen, mit auf den Weg Sein Auftrag im Fleisch war nun dass die Frau zutiefst bewegt war. gegeben (Joh l,39.43). Als sie auf sein erfüllt. Jesus gebot seinen Jüngern, sich Schlussendlich wurde sie Christ. Als Wort hörten, bekamen sie Anteil an nun um die zu kümmern, für die er sie ihr Zeugnis in der Gemeinde gab, der Gemeinschaft mit ihm und konn- sein Leben gegeben hatte. Die Men- sagte sie: „Oh diese Tränen der Reue, ten mehr und mehr von ihm lernen. schen sind genauso wie Schafe, sie sind diese Tränen der Reue – damit wurde Er erwartet nicht, dass sie einer Leh- ohne ihren Hirten verloren. Bleiben ich nicht fertig.“3 re folgten, die sie nicht verstanden, sie sich selbst überlassen, fehlt ihnen sondern, dass sie das, was sie verstan- jede Möglichkeit zur Genesung. Je- Ich schlage nicht vor, dass jemand den hatten, auch praktizierten. mand mit dem Herzen Jesu muss zu Vassars exzentrischen Stil nachahmt. Jesus sagte: „Nicht jeder, der zu mir ihnen gehen, ihnen das Evangelium Es gibt verschiedene Methoden des sagt: ‚Herr, Herr!‘ wird ins Himmel- sagen und sie zur Herde der Gerette- Zeugnisgebens und keine davon ist die reich kommen, sondern wer den Wil- ten führen. Wenn sie dann zu Jesus einzig Richtige. Das Entscheidende bei len meines Vaters im Himmel tut“ (Mt gekommen sind, müssen die Schafe allem ist die Liebe, die uns antreibt. 7,21; vgl. Lk 6,46). „Liebet ihr mich, auf seine Weise gefüttert werden, sie Ist es daher unfair zu fragen: „Wie fin- so haltet meine Gebote!“ (Joh 14,15). müssenernährt,gekleidetundbeschützt det deine Liebe zu Jesus ihren prakti- „Wer meine Gebote hat und sie hält, werden vor den Räubern, die umher schen Ausdruck im Dienst an den der ist es, der mich liebt!“ (Joh 14,21; streichenundVerwüstungbringen.Lie- Schafen?“ vgl. 14,23-24). „Wenn ihr meine Ge- bevolles Training durch hingegebene bote haltet, so bleibt ihr in meiner Diener ist notwendig. Durch treuen Liebe, gleichwie ich meines Vaters Hirtendienst werden sich die Schafe Gebote gehalten habe und in seiner gut entwickeln und eines Tages begin- Liebe geblieben bin“ (Joh 15,10; vgl. nen, sich in ihrer Art fortzupflanzen. 15,12). Auch Petrus war manchmal wie Christi Gehorsam dem Willen sei- ein Schaf, das ziellos umherirrte, nes Vaters gegenüber, der ihn gesandt ohne eine Richtung für sein Leben Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 29

hat, war ein Beispiel dafür, was voll- antwortete: „Wenn ich will, dass er be Krankheit zuvor erfolgreich über- kommene Liebe bedeutet. Er gab sich bleibt, bis ich wiederkomme, was geht standen hatte. Da die beiden Kinder selbst am Kreuz auf Golgatha. Das war es dich an? Folge du mir nach.“ (Joh eine seltene Blutgruppe hatten, war ihr der Höhepunkt seiner Hingabe. Ein 21,22). Als wollte er sagen, was hat Bruder der ideale Spender für sie. Opfer, zu dem er sich vor Grundlegung Johannes’ Situation mit deinem Ge- der Welt bereits entschlossen hatte (Off horsam zu tun? Was auch immer mit „Johnny, würdest du Mary dein Blut 13,8; vgl. Apg 2,23). Damit war jeder einem anderen Gläubigen geschieht, geben?“, fragte der Arzt ihn freund- Schritt, den er auf Erden tat, ein be- auch wenn sie ein komfortableres Los lich. Der Junge zögerte ein wenig. Seine wusstes Erlebnis der Liebe Gottes. für ihr Leben gezogen haben als du, Unterlippe begann zu zittern. Dann so ist es nicht deine Sache. Siehe auf lächelte er und sagte: „Natürlich wer- DAS KREUZ AUF SICH NEHMEN deine eigene Verantwortung. „Folge de ich mein Blut für meine Schwester In gleicher Art des Gehorsams gibt du mir nach.“ geben.“ Bald darauf wurden die bei- es ein Kreuz für alle, die seinen Fuß- den Kinder in den OP gefahren. Mary, stapfen nachfolgen (Mt 16,24; Mk 8,34; Liegt nicht hier für uns alle ein wich- blassunddünn;Johnny,robust,einBild Lk 9,23). Natürlich kann niemand tiges Thema? Wir müssen schließlich von einem gesunden Jungen. Beide ChristiVersöhnungsopferwiederho- len. Niemand konnte dieses Werk alle für uns selbst antworten. schwiegen, doch dann trafen sich tun, als allein der vollkommene Vor einigen Jahren hatte mich der ihre Blicke. Johnny lächelte. Mensch. Jetzt ist es ein für allemal vollendet. Doch das Prinzip des Bericht über die fünf Missionare sehr Als sein Blut in Marys Venen Gehorsams dem Auftrag Gottes ge- mitgenommen, die umgebracht wor- rann, konnte man fast zusehen, wie genüber,egalwaserbeinhaltet,bleibt den waren, als sie versuchten, mit den ihr Körper mit neuem Leben er- die Grundlage dafür, dass wir fröh- Auca Indianern im Ecuador in Kon- füllt wurde. Es war fast geschafft, lich in der Liebe Christi bleiben. takt zu kommen. Das Interview eines als Johnnys mutige kleine Stimme Natürlich ist solche Liebe kost- Reporters mit den Witwen erregte die Stille brach: „Sag mal, Onkel barer. Es bedeutet, dass wir unser meine Aufmerksamkeit in besonde- Doktor, wann werde ich sterben?“ ganzes Leben ihm in liebevoller Un- rer Weise. „Warum sollte Gott so et- terordnung hingeben (Mk 8,35; 10,21; was zulassen?“, fragte er. „Waren die Erst in diesem Augenblick be- Mt 16,25; 19,21; Lk 9,24; 14,33; 18,22). Männer nicht auf einer Reise der Barm- griff der Arzt, was dieser Augenblick Für Petrus führte es sogar zum frühen herzigkeit?“ des Zögerns und Zitterns seiner Martyrium, wie Jesus ihm gesagt hat- Lippen zu bedeuten hatte. Johnny, in te: „Wenn du alt bist, so wirst du deine Eine der Frauen wandte sich an seiner Naivität, hatte tatsächlich ge- Hände ausstrecken“ – eine Andeutung diesen skeptischen Mann und erwider- glaubt, dass er, indem er seiner Schwes- zur Art seines Todes. Petrus sollte auf te ruhig: „Gott errettete meinen Mann ter sein Blut gibt, sein Leben verlie- einen Platz zur Exekution geführt von der Möglichkeit, ungehorsam zu ren würde. In diesen kurzen Augen- werden, wohin niemand jemals gehen sein.“ „Aber das ist zu leichtsinnig, zu blicken hatte er eine solch gewaltige wollte (Joh 21,18). Nach der Traditi- gefährlich.“, könnte nun jemand ent- Entscheidung getroffen. on geschah es gerade auf diese Weise. gegnen. Ja, das könnte sein, doch die- Er wurde auf ein Kreuz ausgebreitet se Einstellung machte schon die Chris- ER SPRICHT ZU DIR und kopfüber gekreuzigt. ten zur Zeit der Apostel zu mehr als Das ist die Art von Entscheidung, Die Art des körperlichen Todes ist Überwindern oder Eroberern. Indem die Jesus im Missionsbefehl erwartet. nicht bedeutsam. Was wirklich zählt, sie alle Vorsicht in den Wind schlu- Es ist eine Hingabe bis zum Tod. ist die Kreuzigung unserer Selbstsucht. gen, lebten sie so, als wären sie bereits Einmal getroffen muss sie täglich in „So dass der Leib der Sünde für macht- tot – tot für die Sünde, tot für die Welt der Nachfolge erneuert werden. los gerechnet würde“ (Röm 6,6; vgl. – doch lebendig für Gott. Du kennst den Befehl des Herrn, Gal 2,20; 5,24). Hierin liegt das Ge- was ist deine Antwort? Hörst du, wie heimnis, dass nämlich die völlige Liebe Wenn doch diese Art von Gehor- er deinen Namen ruft? „Bud, Joe – die Furcht austreibt (1Joh 4,7-21). sam Christus gegenüber die Gemein- Simon, Jonas Sohn, ich bin der Herr de heute noch auszeichnen würde! mit aller Gewalt im Himmel und auf EINE PERSÖNLICHE ENTSCHEIDUNG Erden. Liebst du mich wirklich? Jesus sagte zu Petrus: „Folge mir Ich habe von einem kleinen Jun- Das lehre meine Schafe, wie ich dich nach!“. Danach ging Jesus wahrschein- gen gelesen, dem der Doktor sagte, er gelehrt habe. Was immer die Aufgabe ist, lich zu dem Berg, wo die Jünger schon könne das Leben seiner Schwester die dir in der Welt anvertraut ist, gib dei- warteten, denen er dann den Missions- retten, wenn er ihr Blut spenden wür- ne Rechte ab, nimm dein Kreuz auf dich befehl gab, nämlich hinzugehen und de. Das sechsjährige Mädchen war dem und folge mir nach. Ich will immer bei alle Völker zu Jüngern zu machen (Mt Sterben nahe. Ihre einzige Chance dir sein bis ans Ende der Weltzeit!“ 28,18-20). bestand darin, eine Bluttransfusion von Auch Johannes folgte ihm. Als Pe- jemandem zu bekommen, der diesel- Fußnoten trus ihn im Augenwinkel bemerkte, fragte er Jesus: „Herr, was ist mit die- 1 Augustin’s Zusammenfassung dieses Textes, in- sem?“ (Joh 21,21). Sollte Johannes dem er die letzten Attribute den ersten unterord- auch als Märtyrer sterben? Oder wür- nete. Zitiert in Johannes Peter Lange „Commen- de er es eventuell einfacher haben? tary on the Holy Scriptures“, Johannes, Überset- Jesus wandte sich an Petrus und zung: Philipp Schaff (Grand Rapids, Mich.: Zon- dervan, n. d.), S. 437 2 Nach Martin Luther, ebd. 3 Wiedergegeben in dem Buch über das Leben Vas- sars. Zusammengestellt durch seinen Neffen T. E. Vassar, Unkle John Vassar of „The Fight of Faith“ (New York: The American Tract Society, 1879), S. 161. 30 G e m e i n d e g r ü n d u n g N r . 7 7 , 1 / 0 4

Leben für das Evangelium Vorträge von Benedikt Peters zum 2. Timotheusbrief im Rahmen des Frühjahrswochenendes der Pil- gergemeinschaft Schweiz und der Zusammenar- beit mit dem «Bibel-Lehr-Dienst» vom 18.-20.06.04 im Bibelheim Männedorf Anmeldungen bei Kurt Bigler, Grubenstraße 13, CH-4900 Langenthal, 0041-(0) 62 922 45 10 KfG-Schweiz Veranstaltungsort: © 03.04 systeM & More. Bibelheim Männedorf (Zürichsee) ••• Die 7. Herbstkonferenz Hofenstraße 41, CH-8708 Männedorf wird vom 29.-31.10.04 zum Tel. 0041-(0) 1 921 63 11 Thema «Biblische Ältesten- schaft» mit Alexander Für eine verantwortungsvolle, herausfordernde und abwechslungsrei- Strauch, USA, stattfinden. che Tätigkeit suchen wir zum frühest möglichen Zeitpunkt einen Anmeldungen für die Konferenz bitte an: Heimleiter bzw. ein KfG · Heinz Sommer Hauseltern-Ehepaar Bielstraße 27 · CH-3252 Worben Tel. 0041-(0)32 384 68 29 · [email protected] Zu unserer Familienferienstätte gehören insgesamt 110 komfortabel ausgestattete Zimmer (meist mit Du/WC). Zu unseren Gästen zählen Erholung im Familien, Erwachsene, Einzelreisende, Senioren sowie Behinderte. Kin- Schwarzwald unter Gottes Wort der- und Jungscharfreizeiten, Familien- und Bibelfreizeiten sind ebenso Bestandteil unseres Programms wie verschiedene Konferenzen. in ruhiger Lage nahe am Wald. Suchen Sie ein Haus für Ihre Gemeindefreizeit oder für Ihren Urlaub? Wir Sie erwartet: laden Sie herzlich ein, sich in froher Gemeinschaft • eine verantwortungsvolle und größtenteils selbstständige Tätigkeit unter Gottes Wort zu erholen. • ein motiviertes Mitarbeiterteam 5.-13.April: Bibeltage in der Karwoche und über Ostern: • Teilzeitarbeit des Ehepartners ist erwünscht • Dienstwohnung Aus Glauben leben – Sterben und Auferste- hen des Herrn Jesus im Licht des Römerbriefes Wir wünschen uns von Ihnen Herrn Jesus Christus gerne mit Andreas Graber, CH-Herzogenbuchsee • idealer Weise eine kaufmännische wahrnehmen Fordern Sie unseren Hausprospekt und Jahrespro- • dass für Sie Freundlichkeit und gramm an. Willkommen sind Einzelgäste und Frei- und theologische Ausbildung Umgang mit Mitarbeitenden zeitgruppen. • dass Sie verheiratet sind und Gästen selbstverständlich ist • dass Sie mit Organisation und • dass Ihr geistliches Profil zu Erholungsheim Waldesruhe uns passt kaufmännischem Handeln bes- • das Ihnen der Dienst am Wort Familie Wiener & Bohnet · 72178 Waldachtal-Vesperweiler tens vertraut sind in Andachten, Verkündigungen Tel.: (0 74 45) 22 76 · Fax 85 95 44 • gute Kenntnisse und Geschick in und geistliche Mitarbeit in Frei- der Mitarbeiterführung insbeson- zeiten ein persönliches Anliegen ist dere auch in geistlicher Hinsicht • dass sie die Aufgaben des Haus- vaters in der Liebe unseres Wenn Sie dieses Inserat angesprochen hat und Sie diese Aufgabe als Berufung erkennen können, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung (unter Chiffre #7701 an die Redaktion). Auch dann, wenn Ihr Profil nicht alle unserer Wünsche erfüllt. Gemeindegründung Nr. 77, 1/04 31

KfG e.V. · Postfach 13 22 · D-36082 Hünfeld emeindegründung Postvertriebsstück DP AG · Entgelt bezahlt H 12702 Konferenz für Gemeindegründung e.V. Postfach 13 22 D-36082 Hünfeld U„Und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“ 2Tim 2,2


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