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Leseprobe

Published by Laudismonte, 2015-11-10 21:25:46

Description: Leseprobe aus dem Titel - Eschweilers verwundene Strassen -. Das im Auftrag des Eschweiler Geschichtsvereins herausgegebene Sachbuch von Armin Gille behandelt die Sanierung Eschweilers zur autogerechten Innenstadt, wozu die historisch gewachsene Altstadt nahezu vollständig abgerissen worden ist.

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Diese Leseprobe enthält Auszüge aus dem Titel Armin Gille: Eschweilers verschwundene Straßen Die Leseprobe wird zur Verfügung gestellt vom Eschweiler Geschichtsverein e.V. Tel. +49 (0)2403 749 80 68 http://www.eschweilergeschichtsverein.de © Armin Gille, 2015 © Eschweiler Geschichtsverein e.V., 2015

Eschweilers verschwundene Straßen

BILDER FRÜHER UND HEUTE Band 3 ESCHWEILERS VERSCHWUNDENE STRASSEN Eschweiler Geschichtsverein

Armin Gille ESCHWEILERS VERSCHWUNDENE STRASSEN Eschweiler Geschichtsverein

Bilder Vorderdeckel: (1) Ecke Judenstraße Nr. 15 / Neustraße um 1925 (Sammlung Norbert Schmitz), (2) Abbruch Ecke Kochsgasse / Knickertsberg um 1965 (Sammlung Franz Josef Jörres), (3) Mühlenstraße um 1963, Straßenbahn der Linie 22 Aachen – Eschweiler auf Höhe von Haus Nr. 102 (Heinz Johnen) Die Herausgabe dieses Buches wurde ermöglicht mit Unterstützung durch den Landschaftsverband Rheinland, die Städteregion Aachen und die Kulturstiftung der Sparkasse Aachen Herausgegeben im Auftrag des Eschweiler Geschichtsvereins Text, Bildauswahl, Bilderfassung und Bildnachweis: Armin Gille Dialektschreibung nach den Regeln der Rheinischen Dokumenta © Armin Gille, 2015 Alle Rechte vorbehalten Bildwiederherstellung und Buchgestaltung: Haro von Laufenberg Druck und Bindung: printproduction M. Wolff, Agentur für Druckmanagement (Aachen) Printed in Germany ISBN: 978-3-9816072-4-6 www.eschweilergeschichtsverein.de

Mein Dank gilt allen, die zum Gelingen dieses Buchs beigetragen haben, insbesondere danke ich für Bilder und Sachinformationen: Josef Artz (†), Lothar Bardenheuer, Eberhard Becker (†), Reiner Bimmermann, Annemie Bock‑Willms, Leo Braun, Rudolf Briefs, Gisela und Herbert Burgold, Eberhard Büttgen, Marlene Classen, Rudi Darius, Adele Dederichs, Sabine Derichs, Klaus Delille, Friedhelm Ebbecke‑Bückendorf, Adam Elsen (†), Alfred Englaender (†), Christian Gille, Franz Hirtz, Alfred Holler (†), Stefan Huppertz, Günter Jacquorie (†), Heinz‑Willi Jansen, Heinz Johnen, Franz Josef Jörres, Monika und Michael Jörres, Annette Kempen, Monika Kratz, Roswitha und Hubert Kreutzkamp, Simon Küpper, Brigitte Lammertz‑Dreßler, Georg Lingemann, Dr. Peter Lauscher, Dr. Wolfgang Löhr, Irmgard Mailandt, Kurt Manthey, Walter Matschuk, Gerda und Paul‑Herbert Meyer, Günter Mommertz, Marianne und Theo Mombartz, Monika und Peter Mülfahrt, Brigitte Mundt, Claudia Niederhäuser, Marita Noll, Zeno Prickarz, Willi Reicheneder, Wolfgang Schaefer, Horst Schmidt, Josef Schmitz (†), Norbert Schmitz, Werner Schmitz, Haro Schulz, Klaus Seimetz (†), Margit Sonderkamp, Margret und Albert Thelen, Siegfried Tschinkel, Peter Vroliks, Norbert Weiland, Marianne Wetzeler, für die fachhistorische und weitere fachliche Beratung: Haro von Laufenberg, und vor allem danke ich für ihre Geduld und Unterstützung meiner lieben Brigitte.



Inhalt Vorreden 9 Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Eschweiler ............................................................................ 9 Eschweiler Geschichtsverein – Zum Geleit ........................................................................................... 11 Vorrede des Verfassers zur Erstausgabe ................................................................................................. 13 Einleitung 15 Eschweiler Stadtentwicklung – Eine Revue ........................................................................................... 17 Zeittafel zum Ablauf der Inderegulierung und Bau der Indestraße ................................................... 25 Verschwundene Straßen und Straßenteile 1 Mühlenstraße ........................................................................................................................................ 29 2 Kochsgasse ............................................................................................................................................. 75 3 Knickertsberg ........................................................................................................................................ 93 4 Grabenstraße ....................................................................................................................................... 115 5 Judenstraße .......................................................................................................................................... 131 6 Marktstraße ......................................................................................................................................... 163 7 Wollenweberstraße ............................................................................................................................. 187 8 Uferstraße ............................................................................................................................................ 213 9 Bachstraße ........................................................................................................................................... 241 Häuser und Leute 261 Ausschnitte aus der Eschweiler Flurkarte von 1901 ........................................................................... 263 Das Dostallsche Adreßbuch für Eschweiler und Umgegend ............................................................... 269 Stolpersteine in Eschweiler Straßen ..................................................................................................... 279 Anhang 281 Bildnachweis ............................................................................................................................................ 283 Literaturverzeichnis ................................................................................................................................ 284 Personen‑ und Sachregister ................................................................................................................... 285

Die Seiten 9 bis 13 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



14 | 15 Ersetzte Altstadt: Die Indestraße im August 2015

Einleitung Stadtentwicklung

16 | 17 Eschweilers älteste bekannte Darstellung wird in Die hervorgehobenen Gebäude und Anlagen im die Zeitspanne von 1656 bis 1666 datiert. Sie zeigt zentralen Bereich Eschweilers sind die Pfarrkirche Eschweiler nach den Zerstörungen im Jahr 1642, als St. Peter und Paul, die Eschweiler Burg, der Patternhof im Dreißigjährigen Krieg nur die Kirche und vier und die spätere Dobbelsteinsche Mühle. Häuser das Brandschatzen überstanden, aber vor dem großen Stadtbrand am 4. Oktober 1678, als französische Truppen die Siedlung fast völlig niederbrannten.

STADTENTWIcKLUNG Eschweiler Stadtentwicklung ten, Walz‑ und Gusswerke, Drahtziehereien und Stiftfabriken – Eine Revue verbrauchten Flächen und all dies auch Bergleute und Arbeiter. 1835 hatte die Bürgermeisterei Eschweiler bereits 6.641 Einwoh‑ ner, 1858 die Stadt Eschweiler 13.104. Bis 1895 stieg die Bevölke‑ rungszahl auf 19.440 und bis 1905 auf 23.624. Die für Eschweiler typischen Arbeiter‑ und Bergmannssied‑ lungen wurden unterdessen außerhalb des Zentrums und konzentriert in Eschweiler‑Pumpe ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet. 1840 folgte eine Arbeitersiedlung in Die Keimzelle der Besiedlung Eschweilers war ein erstmals 828 Eschweiler‑Stich, 1860 ein Ausbau der in Pumpe, in den 1920er‑ und 830 in den Quellen auftauchender fränkischer Königshof. Jahren weitere Siedlungen in Stich, nördlich der Dürener Straße Er dürfte in dem Rechteck zwischen Graben‑, Dürener Straße, (Kolonie Wetterschacht), im Bereich der Eduard‑Möricke‑Straße Markt‑ und Indestraße gelegen gewesen sein. Ein solcher Hof und in Aue. Solche Siedlungen entstanden zudem außerhalb des wollte bewirtschaftet werden, und es entwickelte sich ein Dorf, Stadtgebiets wie etwa in Nothberg, das erst 1932 nach Eschweiler aus dem ein Marktflecken mit zentralörtlichen Funktionen wur‑ eingemeindet wurde. Auch die Industriebebauung selbst, bis auf de. Die Bebauung konzentrierte sich dann über diesen Ortskern die 1822 vis‑à‑vis des Oberdorfs zwischen Langwahn und Stein‑ hinaus, zunächst mit dem Unterdorf – der „unteren Nachbar‑ straße an Stelle der alten Dobbelsteinschen Mühle gegründete schaft“ – an der östlichen Dürener Straße und spätestens im 15. Drahtfabrik, und die Berge‑ und Schlackenhalden aus Bergbau Jahrhundert, als der Mühlenzwang aufkam, auch mit dem Ober‑ und Industrie im Stadtgebiet wirkten sich nicht unmittelbar auf dorf – der „oberen Nachbarschaft“ – an der westlichen Indestra‑ den Ortskern aus, sondern lagen zwischen einem und drei Kilo‑ ße. 1642 im Dreißigjährigen Krieg und 1678 im Holländischen metern davon entfernt. Krieg wurde der Ort eingeäschert, 1755, 1756 und 1760 führten Nachdem Eschweiler 1841 an die Eisenbahnstrecke Köln – Aa‑ schwere Erdbeben zu Gebäudeschäden. chen angebunden war und die Bebauung des Ortskerns verdich‑ tet wurde, ergab sich die Notwendigkeit der Weiterentwicklung Um 1820 lebten die Eschweiler Bürger alle noch nördlich der des Eschweiler Zentrums, der im Süden jedoch das 70 Morgen Inde. 1817 hatten die Preußen immerhin schon die stattliche große Privatgelände der Eschweiler Burg im Wege stand. Das Zahl von 4.142 Einwohnern gezählt, und 1824 wurde am damals Wachsen nach Süden gelang erst, als mit dem Tod von Friedrich noch freien Feld der Dürener Straße das erste Rathaus errichtet, Englerth (1793 ‑ 1848) das von ihm erworbene Außengelände der das wir zum Glück heute noch als bauliches Kleinod schätzen Eschweiler Burg zum Verkauf kam und 1856 zur Bebauung frei‑ können. gegeben wurde. In kaum zehn Jahren entstand die Eschweiler Im hellen Licht der Geschichte ist Eschweiler aber erst als In‑ Neustadt mit Neugraben‑, Neu‑, Marien‑ und Englerthstraße als dustriestandort erschienen. Das unterdessen für deutsche Ver‑ heute noch geschäftliches Zentrum. Bis zu diesem Zeitpunkt gab hältnisse recht imposant: Die 1818/19 errichtete Maschinenfabrik es dort ausschließlich sumpfiges Weideland. Nun reichte aber der Unternehmung Englerth, Reuleaux & Dobbs in Eschweiler‑ auch das große Industrieareal der Drahtfabrik an das Zentrum Pumpe dürfte als überhaupt erste deutsche Betriebsgründung der aufstrebenden Stadt heran, und 1873 wurde der Talbahnhof im industriellen Maßstab angesehen werden, und der 1834/38 als zweite Barriere eröffnet. ins Leben gerufene Eschweiler Bergwerks‑Verein war die erste deutsche Bergbau‑Aktiengesellschaft. Um den Stadtkern herum befanden sich noch Äcker, Wiesen Bis dahin lag Eschweiler wie im Dornröschenschlaf. Doch dann und Weiden, doch die Bedeutung der Landwirtschaft schwand erwachte der Flecken und prosperierte mit der Industrie zur bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, und der Anteil aller in der Stadt. Der Steinkohle‑Bergbau unterminierte das Stadtgebiet, Landwirtschaft Tätigen an der Gesamtbevölkerung betrug zur der Braunkohle‑Tagebau pflügte es um, Eisen‑ und Stahlhüt‑ Mitte des Jahrhunderts nicht mehr als 10 Prozent.

Die Seiten 18 und 19 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



20 | 21 Bestimmend für Eschweiler war seit der Schwerindustrialisie‑ Infolge der kommunalen Neugliederung – Eingemeindung des rung die hohe Anzahl von Arbeitern, denen eine im Vergleich Amtes Dürwiß, der Gemeinden Kinzweiler und Weisweiler – mit anderen Städten auffällig kleine, bürgerliche Oberschicht stieg die Anzahl der Einwohner 1972 auf 55.497. 1987 waren es und eher wenige Gastwirte und Kaufleute gegenüberstanden. So noch 53.058, 2006 wurden wieder 55.646 und 2012 insgesamt gilt Eschweiler seit dem 19. Jahrhundert als Arbeiterstadt, jedoch 54.775 Einwohner im Stadtgebiet gezählt. ohne dass sich ein leitender Einfluss der prägenden Bevölke‑ rungsschicht auf die städtebauliche Entwicklung ergeben hätte. Hatten die Eschweiler ihre Stadt bisher immer wieder aufgebaut und in den Randlagen erweitert, so wurde unterdessen durch Ab 1897 entstand das Gleisnetz der elektrischen Straßenbahn, die sogenannte Stadtsanierung zwischen 1956 und 1982 entlang das die Stadt mit Aachen, Alsdorf, Stolberg und der Voreifel der heutigen Indestraße das gewachsene Bild des Stadtzentrums über Gressenich bis Zweifall verband. Ab 1906 begann die Ver‑ radikal verändert. sorgung der Zivilbevölkerung mit elektrischem Strom, Trink‑ Anlass war die einsetzende Deindustrialisierung Eschweilers mit wasserleitungen wurden seit 1908 verlegt und die ersten Abwas‑ der Verlegung der Drahtfabrik 1953 nach Köln‑Mülheim. Durch serkanäle ab 1907/10 geschaffen. den Abbruch der Fabrikgebäude 1956 wurde die verhältnismä‑ Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Bebauung in den Rand‑ ßig riesige Fläche von rund 120.000 Quadratmetern zur Be‑ lagen östlich und südöstlich zum Zentrum zu. Wardenslinde, planung durch die Stadtverwaltung frei. Bei dieser Gelegenheit Ludwigstraße, Nothberger Straße und Patternhof wurden be‑ holte man gleich größer aus, und darin waren sich Verwaltung baut, und außerhalb des Zentrums entstand 1939 die Arbeiter‑ und die in den Rat der Stadt gewählten Vertreter der politischen siedlung Jägerspfad. Parteien CDU, SPD und FDP einig: Zum Vorteil einer autover‑ Großen Schaden erlitt die Stadt im Zweiten Weltkrieg: Am kehrsgerechten Innenstadt wurde die gewachsene Architektur 31. August 1943 zerstörte eine Luftmine den östlichen Teil des der Höfchen und Gässchen im ehemaligen Oberdorf, wurden Markts. Im September 1944 wurde Eschweiler Frontstadt, und Teile des alten Ortskerns und der Neustadt aus dem 19. Jahrhun‑ als die U. S. Army das sinnlose Morden am 22. November 1944 dert entlang der Inde mit rund 220 Häusern abgetragen und die endlich beenden konnte, hatten Brände und Artilleriebeschuss Inde selbst verlegt. die Stadt in Schutt und Asche gelegt. Im Zentrum waren die beiden Kirchen, Englerth‑, Graben‑ und Marktstraße bis zu Dieses Buch berichtet nun von den mit dem Bau der Indestraße 60 % und von 5.450 Gebäuden im gesamten Stadtgebiet jeweils aus dem Stadtbild verschwundenen Straßen: Nördlich der Inde 12 % bis zu 60 und bis zu 100 % und 33 % bis zu 40 % zerstört. In die Mühlenstraße und damit das alte Oberdorf, Teile der Kochs‑ Hehlrath waren zudem die Braunkohleflöze im Oktober 1944 in gasse, Bereiche der oberen Grabenstraße, Markt‑ und Wollen‑ Brand geschossen worden und brannten noch bis August 1945. weberstraße, die gesamten Straßenzüge des Knickertsbergs, der Judenstraße und der Bachstraße und südlich des Flusses der Mit dem Wiederaufbau nach 1945 setzte in den 1950er‑Jahren ein uferseitige Bereich der Uferstraße. Die Schützenstraße verlor erneuter Siedlungsbau ein, und die Waldsiedlung an der Straße ihren Namen, sie ging mit ihrer gesamten Bausubstanz in die nach Stolberg wurde gegründet. 1946 hatte Eschweiler 30.265 Indestraße über. Einwohner – in der Vorkriegszeit 1935 waren es noch 33.639 gewesen –, 1955 bereits 38.202 Einwohner. In den 1960er‑ und 1970er‑Jahren begann die verstärkte Randlagenbebauung nord‑ östlich des Stadtkerns und westlich des Langwahns sowie in den Vororten, insbesondere im Süden Nothberg und Bergrath, im Norden – nach der Eingemeindung 1972 – Dürwiß. 1961 wurden in Eschweiler 39.590 Einwohner und 5.911 Häuser gezählt, 1970 bereits 9.056 Häuser, indes 39.503 Einwohner.

STADTENTWIcKLUNG Die Innenstadt 1959 nach dem Wiederaufbau, im Hintergrund die nordöstliche Abraumhalde „Auf der Kippe“

Die Seiten 22 bis 25 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



26 | 27

STADTENTWIcKLUNG Sanierungsgebiet Innenstadt Abgrenzung des Untersuchungsgebiets Sanierungsbereich Neubauten nach Flächensanierung Karte und Legende sind dem beim Institut für Bauge‑ schichte und Denkmalpflege an der Fachhochschule Köln im Studiengang Baudenkmalpflege, Denkmalbereichs‑ und Umfeldplanung von Brigitte Lammertz‑Dreßler vor‑ gelegten Entwurf einer Denkmalbereichssatzung für den historischen Ortskern von Eschweiler entnommen. Die Karte stellt die von Flächensanierungen zwischen den 1960er‑ und 1980er‑Jahren betroffenen Bereiche des Stadtkerns dar. Im Bereich der Inde ist die Darstellung nahezu deckungsgleich mit den in diesem Buch bespro‑ chenen Straßen.

28 | 29 Die Eschweiler Innenstadt 1954, links die Drahtfabrik an der Mühlenstraße

1 Mühlenstraße In Eischwiele Platt Möleschtross * 15./16. Jahrhundert; † 1972

Die Seiten 30 bis 35 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



36 | 37

M�HLENSTRASSE ◀◀ Die Gastwirtschaft Wilhelm Neulen, im Bild um 1920, gehörte ebenso wie die Bäckerei Coppeneur und der Alteisenhändler Ohligschläger, der links neben der Gasse zur Hehlrather Schule seinen Betrieb führte, zum Geschäftsleben der Mühlenstraße zwischen Kochsgasse und Nordstraße. ◀ Drei Aufnahmen zu verschiedenen Zeiten, die im Hintergrund jeweils den Kirchturm St. Peter und Paul fixieren. Welcher Wandel sich in 100 Jahren vollzogen hat, ist hier spürbar. Von oben: Das „Eschweiler Brauhaus“, Mühlenstraße 30, in der Aufnahme von 1912 gehörte Christian Walbeck. Auf Höhe des Pferdefuhrwerks war die Brauerei Pelzer‑Walbeck, weit über Eschweilers Grenzen hinaus als Braustätte bekannt. In Erinnerung an diese Brauerei wurde 1969 die heutige Straße zwischen Nordstraße und dem Hochhaus an der Kochsgasse als „Brauhausstraße“ benannt. Das Foto aus dem Jahre 1960 erinnert an die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirchturmspitze und zeigt wie unmittelbar die Mühlenstraße an der Inde gelegen war. Das letzte Bild in der Reihe ist eine Aufnahme aus dem Jahr 2012; der Kirchturm erhielt 1986 wieder eine Haube. ▲ Das „Eschweiler Brauhaus“ der Familie Walbeck, oben: Fassade an der Mühlenstraße, unten: der gemütliche Biergarten im Gartenbereich.

Die Seiten 38 bis 49 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



50 | 51 Die Straßenbahnlinien 22 nach Vaals und 28 nach Alsdorf in 22. Mai 1954: Eschweiler Sackgasse – Nothberg – Gressenich einer Aufnahme von 1964. Für beide war in Eschweiler nun (Linie 18) und Eschweiler Hbf. – Eschweiler Rathaus (Linie der Bushof Endstation. Das endgültige Aus dieser beiden 28), 31. März 1959: Weisweiler – Eschweiler Rathaus (Linie 22) letzten in Eschweiler verkehrenden Straßenbahnlinien kam am und Eschweiler Rathaus – Weisweiler (Linie 28), 19. März 1964: 6. Oktober 1969 und damit das Ende der 72‑jährigen Geschichte Eschweiler Rathaus – Eschweiler Bushof (Linien 22 und 28). der „Elektrischen“ von 1897 bis 1969 in Eschweiler. — Weitere Stilllegungen von Eschweiler Straßenbahnlinien im Überblick: 15. Februar 1954: Dürwiß – Eschweiler Rathaus (Linie 18),

M�HLENSTRASSE Die Indestraße wurde in ihrem oberen Bereich parallel zur Mühlenstraße angelegt. Dann folgte sukzessive die Rücknahme der Bauzeile mit dem alten Oberdorf. ◀ Die „Tram“ von Alsdorf über Hehlrath kommend bei der Einfahrt in den Bushof. ▼ Die neue Indestraße stadtauswärts gesehen, Aufnahme von 1977.

Die Seiten 52 und 53 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



54 | 55 Einige Eschweiler Bürger erinnern sich noch gut daran, dass die heutige Indestraße als einstige ahl Möleschtross nur nach einer, der nördlichen, Seite hin mit verschachtelten Häusern und fast einem Dutzend Höfchen mit viel Gerümpel und Stallungen noch aus dem 19. Jahrhundert bebaut war. Verschwunden sind all die Höfchen und Gässchen, die sich von der ahl Möleschtross teils zwischen hohen Hecken und Gärten bis zum Lotzfeldchen hinzogen. Oftmalige Überschwemmungen der Inde gehörten zum Alltagsleben. ▶ Mühlenstraße 66a ‑ 66d, links neben der „Stadtschenke“. Nach dem Adressbuch von 1925 war das Ensemble an Arbeiter vermietet.

M�HLENSTRASSE ◀ Mühlenstraße 46a Auch dieses Gebäude war an Arbeiter vermietet. Die Stadt bewertete das Haus in den 1950er‑ Jahren als baufällig. Es war jedoch der Eschweiler Gymnasiallehrer Dr. Wilhelm Bender, der im Auftrag der Stadt bereits 1930 die Behausungen der Eschweiler Arbeiter und Bergleute im Höfchensystem der Mühlenstraße als „ziegenstallähnliche“ Hütten beschrieb, die kontinuierlich und dies mindestens seit der Zeit des Ersten Weltkriegs ständig renovierungsbedürftig gewesen waren.* * Wilhelm Bender: Eschweiler während der Besatzungszeit 1918 bis 1929. Nachdruck. Eschweiler Geschichtsverein e. V. Eschweiler 1991. S. 99.

Die Seiten 56 bis 91 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



92 | 93 Indestraße im Oktober 2015 zwischen Kochsgasse und Grabenstraße, früherer Knickertsberg

3 Knickertsberg In Eischwiele Platt op em Knickertsbäresch * vor 1793; † 1972

94 | 95 Geblieben ist die Erinnerung an einen Namen: An der Indestraße, früher Knickertsberg, im April 2015

KNIcKERTSBERG ie frühere Wölbung des Geländes zwischen der Straßen‑ Dkreuzung Kochsgasse / Mühlenstraße und Grabenstraße führte den Namen Knickertsbergstraße, später Knickertsberg. Soweit der Name auf diesen Felsbuckel zurückgeführt wird, hat Haro von Laufenberg auf einen gewissen Pleonasmus hinge‑ wiesen und auf eine Etymologie aufmerksam gemacht, die ein Licht auf die Schutzbefestigungen des früheren Weilers werfen könnte: Knick hat auch die Bedeutung von Gebüsch, Hecke, wo‑ bei diese auf einem Schallwort beruht, da die Gehölzäste beim Durchdringen eines Gebüschs knacken und in den Hecken zwecks Erhalt von Form und Dichte regelmäßig Äste gebro‑ chen, geknickt wurden. Knickert bezeichnet die Beere des au‑ tochthonen Wacholders (Juniperus communis L.), ein Strauch mit spitzen, harten, nadelförmigen Blättern. Hecken sind für die Neuzeit als Wallungen für Dörfer und Zufluchtsplätze und auch zum Schutz vor Wildtieren belegt, wahrscheinlich hat es sie schon seit der Neolithisierung gegeben. Berg bezeichnet im Sprachgebrauch der Flachland‑Germanen nicht zwingend nur einen Teil eines Gebirges, sondern jede natürliche oder künst‑ liche Anhäufung, die als Annäherungshindernis dienen kann, im Sinne von bergen „schützen“. Knickertsberg könnte daher auf eine Schutzhecke, vielleicht auf einem Erdwerk, hindeuten, die zum Schutz von Bungerten oder auch als vorgelagerter Teil der Fortifikation angelegt war. Gegenüber in südlicher Lage jenseits der Inde dominierte die Knickertsberg 1962 Eschweiler Burg mit ihrem sumpfigen Umland den Blick. Be‑ reits gegen Ende des 18. Jahrhunderts existierten vereinzelte Gebäude am Knickertsberg, doch eine verstärkte Besiedlung Knickertsbergstraße, so wurde die Straße um die 1860er‑Jahre setzte um 1820 und später ein, als Familien wie Bilden, Kal‑ noch bezeichnet. Ab dieser Zeit begann auch die durchgängige denbach, Brosius, Stürtz, Radmacher, Huppertz und Thys‑ Bebauung des Knickertsbergs und stellte die direkte Verbin‑ sen – beides Musikgeschäfte – hier siedelten. Dabei bediente dung der Altstadt mit der Mühlenstraße her. Die Bebauung man sich auch der Bruchsteine, die durch den Niedergang der bestand aus zwei‑ und dreigeschossigen Wohn‑ und Geschäfts‑ Hompesch’schen Burganlage zum Verkauf angeboten wurden häusern mit Stuck‑ oder Klinkerfassaden. und im Ufermauerwerk der Häuser neue Verwendung fanden.

Die Seiten 96 bis 103 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



104 | 105 Die als dringend notwendig erachtete innerstädtische Inderegulierung, doch auch, den erforderlichen Verkehrsraum einer Ost‑West‑Trasse die Planung eines zukunftsweisenden Verkehrskonzeptes sowie durch Eschweilers Innenstadt entlang der Inde zu schaffen. Die die Schaffung zeitgemäßer Bausubstanz riefen die Politiker aller Abbrucharbeiten Ecke Kochsgasse / Knickertsberg begannen 1965, ohne Parteien auf den Plan, hier die notwendigen Maßnahmen zu große Absperrmaßnahmen und Umleitungen, wie das Foto zeigt. Die beschließen. So kam es zum Bau der Indestraße. Die sich an die Inde „uralten Häuser“, in zweiter Reihe gelegen, konnten nur über die große „schmiegenden“ historischen Straßen Mühlenstraße, Knickertsberg, Toreinfahrt erreicht werden. Juden‑, Bach‑ und teilweise die Uferstraße mussten weichen. Galt es

KNIcKERTSBERG Der ursprünglich vorhandene „Höhen‑Knick“ des Knickertsbergs ist heute egalisiert. Der gesamte Gebäudebestand auf den Bildern ist verschwunden. Das blaue Verkehrsschild half, den Weg zur Auffahrt auf die Autobahn Köln – Aachen zu finden, die seit dem 20. Dezember 1960 zwischen Köln und Aachen erst durchgehend befahrbar wurde.

Die Seiten 106 bis 109 sind nicht Gegenstand dieser Leseprobe.



110 | 111 Der heute wie damals unverbaute Blick über die Inde fällt auf die im Zweiten Weltkrieg zerstörten und freigeräumten Eckgrundstücke Knickertsberg / Grabenstraße. Hier stand damals eine der beiden Frittenbuden. Besonders nach den Kinovorstellungen im „Primus‑ Palast“ nebenan in der Grabenstraße standen die Kunden meist Schlange, um in den Genuss einer Portion Fritten zu kommen. Die Kino‑ Räumlichkeiten übernahm 1962 der „Deutsche Supermarkt“, 1976 folgte „Tengelmann“. ◀ 1966. Das teils zerstörte und später abgebrochene Haus war Anwesen und Praxis von Dr. Karl Ditges, Grabenstraße 20. ◀ 1969. Ein typisches und für viele erschwingliches Auto der Nachkriegszeit war der Lloyd (abgebildet vor der Frittenbude). Er wurde wegen seiner Karosserie, die anfänglich aus Sperrholz mit Kunstlederüberzug bestand, auch „Leukoplast‑Bomber“ genannt.


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