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9172627_Alta Vista_05-2017_Einzelseiten

Published by info, 2017-10-06 15:19:19

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Ausgabe 05 | Oktober 2017 | CHF 6.80Vorsicht bissig!Wenn Zahnfleisch-BakterienangreifenFibromyalgie Grippeimpfung Contergan-SkandalDas mysteriöse Weh Alle Jahre wieder 60 Jahre danach

DDDaanannyyyaaa CCCaaarrreeSchweizerischeStellenvermittlung fürGesundheitsberufe AkulonlesdtVekenarlnmotsoitn–tlauslntaaganstedlirickehannstnetWir finden Ihre Traumstelle an Ihrem Wunschort. In der ganzen Schweiz.Wir suchen Sie (m/w) als: Pflegefachfrau/-mann HF, DNII,DNI, FaGe – auch für OP, Anästhesie und IntensivpflegeAltenpfleger, Pflegeassistenten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten sowieÄrzte und medizinische Fachangestellte – kostenlose und unverbindliche Beratung!Nutzen Sie Ihre Chancen! Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung. Alle weiteren Infos:www.danyacare.chDanya Care GmbH, Badenerstrasse 621, 8048 Zürich, Telefon: +41 (0)44 401 04 07, Mobil: +41 (0)76 393 48 48

Impressum Editorial InhaltChefredaktion 4 TITELTHEMAPeter Empl BISSIGE BAKTERIENHerausgeber 8 AKTUELLNaeim Said GRIPPEIMPFUNGAutoren dieser Ausgabe Naeim Said Peter Empl 11 KOLUMNEPeter Empl Herausgeber Chefredaktor DR. CHRISTOPH HELDDoreen FiedlerDaphne Hafner 12 CONTERGANChristoph Held 60 JAHRE DANACHStephan InderbizinConstanze Löffler Wenn behauptet wird, dassBarbara Sommer eine Substanz keine Ne- 15 F O R S C H U N GJara Uhricek PLACEBO VERSUS MEDIKAMENTBeat Wagner benwirkung zeigt, so be-Nadja Wolf steht der dringende Ver- dacht, dass sie auch keine Haupt- 16 B Ü R O & A D M I N I S T R AT I O N DAS BACKOFFICE DER PFLEGE wirkung hat. (Gustav Kuschinsky,Art Direction deutscher Pharmakologe, 1904–1992.)Pomcanys Marketing AG,pomcanys.ch 18 FOKUS Das Bonmot gilt nicht nur, aber vor FIBROMYALGIE allem für die Pharmakologie. Der be- kannteste Fall in Sachen «Nebenwir- 21 M E D I Z I NKorrektorat MEDIK AMENTENABGABEBirgit Kawohl kungen» dürfte der «Contergan»- Skandal sein. Das Beruhigungs- undAgenturen Schlafmittel enthielt den Wirkstoff 22 N E W SDPA, SDA, Keystone, Fotolia, Shut- Thalidomid, der bei Ungeborenen GESEHEN & GEHÖRTterstock. Alle Texte und alle Bilder schwere Schäden verursachte. Vormit Genehmigung der Urheber. 60 Jahren gefeiert, heute gefürchtet. 2 4 T H E M A Denn Wundermittel gibt es schlicht EKEL UND AGGRESSIONWeb nicht. Besonders traurig: Conterganwww.altavistamagazin.ch hatte vor nicht allzu langer Zeit ein 2 6 F O R S C H U N [email protected] stilles Comeback in Afrika. Mit den UNTERZUCKERUNG bekannten Folgen.Administration 27 STATISTIKTelefon 044 709 09 06 Bissige Bakterien – unsere Titelge- COPD UND ASTHMA schichte – stellt spannende und neueAnzeigen Aspekte rund um unsere Bakterien 2 8 F O R S C H U N GTina Bickel, Verlagsleiterin im Mund vor. Denn wenn das natürli- GÄHNEN FÜR DIETelefon 044 496 10 22 che Gleichgewicht der Mundflora [email protected] aus den Fugen gerät, kann das [email protected] Folgen haben. 30 INFO NATIONAL & INTERNATIONALNächste Ausgabe Wir wünschen informative und span-4. November 2017 nende Lektüre! 32 ERNÄHRUNG MUSKELAUFBAUDruckauflage Herzlich25 000 Ex. Naeim Said, Herausgeber & Peter Empl, ChefredaktorAltaVista ist in der Schweiz als Marke eingetragen.ISSN: 2504-3358www.altavistamagazin.ch INHALT OK TOBER 2017 ALTA VISTA 3



Bakterien greifen anKeime im Zahnfleisch können einem Dominoeffekt gleich im ganzen KörperErkrankungen auslösen. Ärzte warnen vor Rheuma und Frühgeburten. CONSTANZE LÖFFLEREismann Ötzi war ein Risikopati- wicht», erklärt Sculean. Erst das Zusam- lich gesunde Zähne im Vergleich zum rest- ent: die Cholesterinwerte zu mentreffen mehrerer Puzzlesteine summiere lichen Europa. «Doch noch immer werden hoch, die Bauchschlagader ver- sich zur Erkrankung. Eine konsequente Be- nicht alle Fälle rechtzeitig erkannt oder kalkt. Und er litt unter einem kämpfung der Mundkeime ist daher nicht nicht richtig behandelt», so Sculean. entzündeten Zahnbett. Zusam- nur wichtig, um die eigenen Zähne mög- men ergibt das eine explosive Mischung. lichst lange zu erhalten. Sie hilft auch, den In den USA geht man bereits einen «Patienten mit einem entzündeten Zahnbett restlichen Körper gesund zu halten. Schritt weiter: Krankenversicherer Ätna haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreis- beispielsweise bietet Schwangeren und Ri- lauf-Erkrankungen und damit für einen Jedes Mal spült es Millionen sikopatienten mit Diabetes, Schlaganfall Herzinfark», erklärt Anton Sculean, Di- Bakterien in die Blutbahn und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein Ex- rektor der Klinik für Parodontologie der tra-Leistungspaket für die Zähne an. Denn Universität Bern und Präsident der Schwei- Das Beispiel Ötzi zeigt, dass die Parodonti- zahnsanierte Risikopatienten, das zeigen zerischen Gesellschaft für Parodontologie tis keine Erscheinung der Neuzeit ist. «Die die Daten, kosten die Versicherung weniger (SSP). Die Entzündung heizt das Immun- Erkrankung begleitet uns Menschen von als unbehandelte. system an. Keime aus der Blutbahn haften jeher. Es gab sie schon bei den alten Ägyp- an den Gefässwänden und fördern über Bo- tern und eben in der Jungsteinzeit», sagt Zwischen Zahn und Zahnbett gibt es tenstoffe die Bildung von Blutgerinnseln. Roger Seiler vom Zentrum für Evolutionä- eine Lücke. Darüber dringen die Erreger «Alles zusammen begünstigt den Gefäss- re Medizin in Zürich. Der Zahnarzt wertete auch bei Gesunden aus dem Mund ins Kör- verschluss», so Sculean. vor zwei Jahren computertomografische perinnere. Jedes Mal kauen, Zähneputzen, Eine Zahnbettentzündung, von den Daten von Ötzis Gebiss aus. «Besonders das Benutzen von Zahnseide oder einem Fachleuten als Parodontitis bezeichnet, gilt im Bereich der Backenzähne war bei Ötzi Zahnstocher spült Millionen Bakterien in schon länger als Infarktrisiko. Mittlerweile ein fortgeschrittener Verlust des Stützge- die Blutbahn. Im Falle einer Parodontitis deutet einiges darauf hin, dass die Keime im webes nachzuweisen.» bildet die entzündete Schleimhaut in den Mund weitaus mehr Schaden anrichten kön- Zahnfleischtaschen eine offene Wunde so nen. Forscher bringen Diabetes, Frühgebur- Heute leidet mindestens jeder fünfte gross wie ein Handteller, so dass diese ten und Krankheiten wie Alzheimer, Krebs Schweizer unter einer chronischen Zahn- Menge tausendfach erhöht ist. «Wir finden und Impotenz damit in Verbindung. «Die bettentzündung. Mit der richtigen Vorsorge Parodontalkeime, wo sie nicht hingehören: Entzündung löst diese Erkrankungen nicht und konsequenter Behandlung könnten in Herzklappen, in der Gelenkschmiere, in direkt aus, sondern begünstigt sie als Risi- auch diese Menschen von den folgen- den Wänden verengter Gefässe und im kofaktor, ähnlich wie Rauchen oder Überge- schweren Keimattacken verschont bleiben. Mutterkuchen schwangerer Frauen», so Zwar sorgt das Recall-System der Zahnarzt- Sculean. Dort bilden sie Giftstoffe und sta- praxen hierzulande für überdurchschnitt- cheln das Immunsystem auf. ➜ TITELTHEMA BISSIGE BAK TERIEN OK TOBER 2017 ALTA VISTA 5

Paradontose kann schnell Entzündungen verursachen.Arthritis-Patienten sollten Arthritis-Patienten sollten ihre Parodontitis wiegen nach der Geburt weniger», sagt Da-Parodontitis behandeln lassen behandeln lassen, empfiehlt Eick. Schwel- niel Surbek, Chefarzt der Frauenklinik vom lungen, Schmerzen und die Steifheit in den Inselspital Bern. Im Gegensatz zur landläu-Das bedeutet Dauerstress für den Körper, Gelenken können sich dadurch entschei- figen Meinung kann eine Parodontitis-bestätigt Sigrun Eick. Gemeinsam mit dend bessern. Dass die Therapie wirkt, be- Therapie während der Schwangerschaft dieRheumatologen untersucht die Laborleite- weisen auch Studien, zuletzt eine Unter- Risiken nicht rückgängig machen, so dierin der Berner Universitätszahnklinik den suchung aus der Türkei: Zahnärzte der Forschungsergebnisse der Berner Wissen-Zusammenhang zwischen rheumatoider Universität Gaziantep behandelten die Paro- schaftler. «Erfahrungsgemäss ist das zuArthritis und Parodontitis. «Der aggressive dontitis von 60 Arthritis-Patienten. Drei Mo- spät, die Entzündung ist dann schon zumMundkeim Porphyromonas gingivalis ver- nate nach der Gebisssanierung fielen die Muttermund und in die Plazenta gewandert.»ändert körpereigene Eiweisse, so dass das Entzündungswerte im Blut ab und die Pati-Immunsystem sie als Fremdstoffe erkennt», enten fühlten sich kräftiger und beweglicher. Stattdessen rät der Mediziner zumso Eick. «In der Folge läuft eine Entzün- Zahnarztbesuch, sobald der Kinderwunschdungsreaktion ab. Sie greift die schützende Selbst die Fruchtbarkeit lässt sich durch präsent ist. Damit würden die Frauen auchKnorpelschicht der Gelenke an und führt eine Behandlung des kranken Gebisses verhindern, dass sich eine Parodontitiszur Arthritis.» In Bern suchen die Forscher verbessern. In einer Studie der Universität während der Schwangerschaft verschlech-nun nach Substanzen, die das Bakterium Halle-Wittenberg war bei sieben von zehn tert, so Surbek. Denn die erhöhten weibli-hemmen könnten. Männern mit unerfülltem Kinderwunsch chen Geschlechtshormone Östrogen und das Sperma mit Keimen aus der Mundhöhle Progesteron heizen die Zahnfleischentzün-«Der aggressive Mund- verseucht. Sechs Monate nach der ärztli- dung noch zusätzlich an.keim Porphyromonas chen Therapie enthielt die Samenflüssigkeitgingivalis verändert wieder mehr gesündere Spermien. Die Liste der schädlichen Effekte vonkörpereigene Eiweisse, Parodontalkeimen auf den Organismusso dass das Immun- Nicht erst während der Schwan- liesse sich beliebig fortsetzen. Erst jüngstsystem sie als Fremd- gerschaft zum Zahnarzt diskutierten Neurologen aus Taiwan einenstoffe erkennt.» Einfluss auf Multiple Sklerose und Morbus Schon junge, ansonsten kerngesunde Frau- Parkinson. Menschen mit einer Zahnbett- en werden durch eine Parodontitis zum entzündung sollen zudem häufiger unter Problemfall: Sie brauchen durchschnittlich Alzheimer leiden. «Möglicherweise könnte zwei Monate länger, um schwanger zu wer- die Infektion im Mund die entzündlichen den. Und ihre Schwangerschaft verläuft Reaktionen im Hirn verstärken, die zum komplizierter. «Die Parodontitis erhöht das Abbau des Nervengewebes führen», erklärt Risiko für eine Frühgeburt, und die Kinder Spezialist Sculean. In einer amerikanischen6 ALTA VISTA OK TOBER 2017 TITELTHEMA BISSIGE BAK TERIEN

Studie mit knapp 50 000 Teilnehmern litten Parodontitis-Patienten zudem häufiger un- ter Krebserkrankungen der Lungen, der Bauchspeicheldrüse und der Nieren. Wie das genau zusammenhängt, ist aber noch unklar. Eismann Ötzi wusste von diesen Ge- fahren nichts. Er starb vor 5300 Jahren nach einem Schlag auf den Kopf nicht an, sondern mit seiner Zahnbettentzündung.Vorsorge ist alles: Wenn es den Zähnen gut geht, wird das Immunsystem entlastet. PARODONTITIS: PARODONTITIS: PARODONTITIS: SO ENTSTEHT SIE SO WIRD SIE ERKANNT SO WIRD SIE BEHANDELT Die Entzündung nimmt ihren Ausgang Die Parodontitis entwickelt sich oft Parodontologe oder Zahnhygieniker beim ungenügenden Zähneputzen. unbemerkt, da sie keine Schmer- schaben Bakterien und Beläge Zahnbelag aus Speichel und Nahrungs- zen verursacht. Erste Anzeichen sind aus den Zahnfleischtaschen und ent- resten lagert sich auf der Zahn- Zahnfleischbluten und Mundgeruch. fernen den Zahnstein mit Spachtel oberfläche ab. Bakterien siedeln sich Nach und nach bildet sich das Zahn- oder Ultraschall. Wurzelränder und rostfrei an. Die Bakterien scheiden Säuren fleisch zurück, die Zähne lockern Kronenkränze werden geglättetsetiochfftla&znuAgrlleueibmniiiggneiuduTnmaenstd c sGhiciefhnt.esZaianbhd,nddfalieesiFsZcoahlhgbnelfu.leteisncuhnednttizeüfne- sich. Für die Diagnose prüft der Zahn- und überstehendes Zahnfleisch ent- arzt mit Hilfe einer Sonde, wie weit fernt. Anschliessend werden Zähne das Zahnfleisch abgelöst ist und wie und Zahnfleisch mit einer antibiotischen schnell es blutet. Lösung gespült.ANZEIGE LIVECARE höhenverstellbar Duschhocker und -stühle Verona Turin Cannes bis 175 kg kleines Stellmaß mit Armlehnen Nizza der Komplette www.livecare.ch Made in GermanyLivecare GmbH · Hauptstraße 4 · CH-8872 Weesen · Tel: 055 616 22 02 · Email: [email protected]

Grippeimpfung:Ja oder nein?Alle Jahre wieder steht die Grippeimpfung an. Und jedes Mal stellt sich für viele dieFrage, ob eine Impfung überhaupt Sinn macht. Eine Momentaufnahme des aktuellenStatus quo. PETER EMPL8 ALTA VISTA OK TOBER 2017 AK TUELL GRIPPEIMPFUNG

ANZEIGEDie Grippe führe in der Schweiz jedes Jahr zu Tausenden Serata, Stiftung für das Alter ist Betreiberin eines modernen von Hospitalisierungen und Hunderten von Todesfäl- Alterszentrums mit 100 Pflege- und Betreuungsplätzen, 75 len, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Appartements für betreutes und 61 Appartements für selb- einer Mitteilung. Um sich möglichst gut vor der saiso- ständiges Wohnen und einer dezentralen Pflegewohngruppe mit nalen Grippe zu schützen, sollte man sich zwischen 10 Zimmern. Ein öffentliches Restaurant mit 110 Plätzen, sowie Mitte Oktober und Mitte November impfen lassen. Das BAG emp- diversen Bankett- und Seminarmöglichkeiten runden das fiehlt dies insbesondere Risikopersonen: Ein höheres Risiko für Angebot ab. Komplikationen haben Menschen ab 65 Jahren, chronisch Kranke, Schwangere, frühgeborene Kleinkinder unter zwei Jahren sowie Wir suchen für die Betreuung und Pflege unserer Bewohnerinnen Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen. Auch wer privat oder beruflich regelmässig engen Kontakt zu Risi- und Bewohner im Serata für die ng kogruppen hat, sollte sich gegen die saisonale Grippe impfen. Er- staunlich: Nach wie vor lassen sich viele «Risikogruppen» nicht und für die Abteilung der ege mit internem Spitex- impfen, obschon sie das vielerorts sogar gratis machen könnten. Zudem – und deshalb erstaunt die Impfunwilligkeit umso mehr – Au für den Tagdienst per sofort oder nach Vereinbarung wird in einer repräsentativen Befragung zum Thema Viren von den Schweizerinnen und Schweizern die Gruppe als grösste Gefahr ein- dipl. Pflegefachpersonen, 80-100 %, (m/w) gestuft. Immerhin: Zunehmend befürwortet werde ein Masern-Impf- Ihre Hauptaufgaben: «Wer privat oder beruflich regelmässig • Sicherstellung einer fachgerechten und auf die Bedürfnisse engen Kontakt zu Risikogruppen unserer Bewohnerinnen und Bewohner abgestimmte Pflege und Betreuung hat, sollte sich gegen die saisonale • Koordination und Planung der Pflege anvertrauter Grippe impfen lassen.» Bewohnerinnen und Bewohner nach dem Konzept der Bezugspflege obligatorium. Eine mögliche Erklärung dafür könnte gemäss Stu- dienautoren die Sensibilisierungskampagne des Bundes sein. • Erfassung und Dokumentierung der Pflegeleistungen als RAI-NH MDS-Koordinator/In Dennoch halte sich hartnäckig die Meinung, es sei besser, Er- krankungen ihren natürlichen Verlauf zu lassen und nicht durch • Übernahme der Tagesverantwortung Medikamente frühzeitig einzugreifen. Impfschutz scheint demnach eher ein irrationales Thema zu sein als ein medizinisches. Unsere Anforderungen: • Ausbildung als Pflegefachkraft , vorzugsweise mit Abschluss HF Lockerer Umgang mit Impfschutz oder vergleichbares Diplom Gemäss Umfrage des gfs.bern-Institutes vom letzten Jahr zieht eine • Berufserfahrung in der Langzeitpflege Mehrheit Starrkrampf-, Hepatitis-C- und Masern-Impfungen in Er- • Erfahrung als RAI-NH MDS-Koordinator/In wägung. Impfungen gegen Ebola, Zika, Grippe oder HIV würden sie jedoch ablehnen. • Ausgeprägte Dienstleistungsbereitschaft, hohes Verantwortungsbewusstsein, wertschätzende Haltung, Derzeit verfügen mehr als zwei von fünf Befragten über keinen Zuverlässigkeit, Flexibilität und Selbständigkeit aktuellen Impfschutz. Auffallend dabei ist gemäss Studienautoren, dass gerade junge Frauen mehrheitlich bewusst auf Impfungen ver- • Sehr gute Deutschkenntnisse sowie PC-Anwenderkentnisse zichteten. Generell erachten fast drei Viertel der Befragten regel- mässige Gesundheitschecks als wichtig, staatlich verordnete Prä- Unser Angebot: vention werde jedoch abgelehnt. • Modernes und innovatives Arbeitsumfeld • Eine anspruchsvolle, interessante und vielseitige Tätigkeit Eine Aufwertung des Images der Hausärzte wäre dringend ange- • Arbeit mit hoher Eigenverantwortung zeigt, heisst es dazu weiter. Denn eine direkte, auf Vertrauen • Internes Fort- und Weiterbildungsangebot basierende Beziehung sei bei persönlichen Gesundheitsproblemen von zentraler Wichtigkeit. Damit habe der Hausarzt die grösste Chan- Möchten Sie Teil eines Teams werden, das dynamisch, motiviert ce, auf das Verhalten der Bevölkerung Einfluss zu nehmen. ➜ und lösungsorientiert die zukünftigen Aufgaben zum Wohle unserer Bewohnerinnen und Bewohner bewältigt? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung. Für fachbezogene Auskünfte wenden Sie sich an Herrn Ernst Grossenbacher, Leiter Pflege und Betreuung, Telefon 044 723 71 05. Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen mit Foto senden Sie an: Serata, Stiftung für das Alter, Gisela Seiler, Personaldienst Tischenloostrasse 55, 8800 Thalwil, [email protected], www.serata.chAK TUELL GRIPPEIMPFUNG OK TOBER 2017 ALTA VISTA 9

Wirkung wird jedes Jahr in so die BAG-Webseite. Durch die Grip- peimpfung für die genannten Risikogrup-Frage gestellt peimpfung wird das Immunsystem mit dem pen gar keinen Nutzen mit sich bringt», Erreger bekannt gemacht, noch bevor es zu schreibt das Portal, welches sich imUm seinem Immunsystem genügend Zeit einer Infektion gekommen ist. Der Impf- deutschsprachigen Sprachraum grössterzu geben, noch vor dem Ausbruch der stoff enthält nicht lebendige Bestandteile Beliebtheit erfreut. Allerdings verweist derGrippeepidemie ausreichend Abwehrkräfte des Erregers (man spricht von einem soge- Link auf der Webseite des «Zentrum füraufzubauen, sollte die Impfung möglichst nannten B/Phuket/3073/2013n Totimpf- Gesundheit» lediglich auf die Uni in Min-zwischen Mitte Oktober und Mitte Novem-ber erfolgen. Es dauert ein bis zwei «Eine Studie der University of Minnesota (UM) deutetWochen, bis ein optimaler Grad erreicht (nun) nämlich darauf hin, dass die Grippeimpfung fürist. Dieser halte in der Regel mindestens die genannten Risikogruppen gar keinen Nutzen mitvier bis sechs Monate an, schreibt das sich bringt.»Bundesamt für Gesundheitswesen auf derInfo-Webseite «Impfen gegen Grippe» stoff), die eine Immunreaktion auslösen. Es nesota und nicht auf die Studie an sich. Da-(www.impfengegengrippe.ch). Der Grip- bilden sich sogenannte Gedächtniszellen, her ist eine Überprüfung dieser Aussagepeimpfstoff besteht aus Fragmenten von die bei Kontakt mit dem echten Grippeer- schwierig.Influenzaviren von drei bzw. vier verschie- reger sehr schnell Antikörper bilden unddenen Grippevirenstämmen. Da sich die das Virus eliminieren, noch bevor es sich Reisende interessieren sich fürGrippeviren verändern, werde der Impf- ausbreiten kann. Die Impfstoffe enthalten Impfungenstoff für den Herbst jeweils gemäss den ak- inaktivierte Virenbestandteile der yp-A-Vi-tuellen Empfehlungen der WHO angepasst, ren H1N1 und H3N2 und des Typ B, Was- Immerhin: Erstmals seit der Erhebung des ser, Hilfsstoffe zur Konservierung und «Virusbarometers der Schweiz» zeigte sich Stabilisierung sowie geringe Restspuren in der letztjährigen Umfrage, dass Men- von Hühnerei-Proteinen oder Amino- schen, die häufig reisen, dem persönlichen glykosid-Antibiotika. Alle in der Schweiz Impfschutz erhöhte Bedeutung zumessen. zugelassenen Grippeimpfstoffe sind inakti- Entsprechend können sich die Befragten viert und enthalten keine Quecksilber- und auch gut vorstellen, beim Buchen von Rei- Aluminiumverbindungen. sen Impfempfehlungen zu erhalten und sich so auch gerade – je nach Saison – ge- Natürlich gibt es auch kritische Mei- gen Grippe impfen zu lassen. nungen zum Impfschutz. Das deutsche Webportal «Zentrum für Gesund- heit» beispielsweise zitiert eine Studie aus den USA: «Eine Studie der Uni- versity of Minnesota (UM) deutet (nun) nämlich darauf hin, dass die Grip- Die Adressen der Impfpraxen sind un- ter www.kollegium.ch abrufbar, der nationale Grippeimpftag ist dieses Jahr am 3. November. Die Impfung kostet bei den teilnehmenden Praxen und Apo- theken (nicht in allen Kantonen möglich) 30 Franken. Das Angebot ist «niederschwellig», daher kann man sich ohne Voranmeldung impfen lassen. Ausserdem ist natürlich jeder- zeit beim Haus-, Kinder- und/oder Frauenarzt eine Impfung möglich.10 A LTA V IS TA OK TOBER 2017 AK TUELL GRIPPEIMPFUNG

Jahre, die in diePflegezentren gingen …KOLUMNEVisiten, die ich nie vergessen werde, habe ich in Ländern DR. CHRISTOPH HELD des ehemaligen Jugoslawien gemacht. Gebrechliche, verwirrte und traurige Menschen kümmerten vor sich Dr. Christoph Held, arbeitet als Heimarzt und Gerontopsychi- hin – während es in der Schweiz schon lange Memory ater beim Geriatrischen Dienst der Stadt Zürich sowie im Kliniken, aufsuchende Demenzabklärungen, Tagesstät- Alterszentrum Doldertal. Lehrbeauftragter der Universitätten und Alters- und Pflegeheime gab. Zürich sowie Dozent an den Fachhochschulen Bern, Careum Aarau und ZAH Winterthur sowie an der Universität Basel. Viele Pflegende flohen wegen des Balkankriegs zu uns. Da- Bücher «Das demenzgerechte Heim» (Karger, 2003), «Wirdmals waren sie zu dem Schluss gekommen, dass ihre durch den heute ein guter Tag sein? Erzählungen» (Zytglogge, 2010),Krieg enttäuschten beruflichen Hoffnungen nicht das Einzige wa- «Accueillir la demence» (Médecine et Hygiène, 2010), «Wasren, was zählte, sondern die Frage, ob sie und ihre Familien überle- ist gute Demenzpflege?» (Huber, 2013). Im Herbst 2017ben würden. erscheint «Bewohner» Erzählungen Dörlemannverlag Dr. Christoph Held wird künftig an dieser Stelle regelmässig Als es ihnen hier besser ging, dachten sie an die zurückgelas- über seine Erfahrungen im Umgang mit Demenz berichten.senen Eltern. «Warum diene ich hier den gebrechlichen Schwei- Kontaktzern, die ein mehr oder weniger normales Leben hinter sich habenund ärgere mich über ihre Angehörigen, die mir telefonieren: ‹Wür- [email protected] Sie bitte Vater ausrichten, dass wir unmöglich zur 1. Au-gust-Feier kommen können. Gott sei Dank sind Sie sind bei derFeier dabei – er kennt Sie ja fast besser als uns.›» Andererseitsmochten sie die Schweizer Bewohner und diese hatten sie auchgern. «Wenigsten die merken, was ich für eine Arbeit leiste, die ichohne unseren Scheisskrieg da unten nie gemacht hätte», sagten mirdie Pflegenden in Momenten, die ihnen manchmal bitter erschienen. Sie bildeten sich weiter und arbeiteten sich in den Pflege-zentren hoch, deren millionenteure Renovationen sie miterlebten –mit Panoramafenstern und Sinnesgärten. Jüngere Vorgesetztesetzten ihnen neue Erfassungsinstrumente, neue Führungsinstru-mente, neue Dokumentationssysteme, neue Qualifikationen, neueGesprächsführungen, neue Kompetenzrichtlinien vor. Manchmalmit Bewährungsfristen. In ihrer Heimat waren die Eltern schwer erkrankt oder gestor-ben. Die Pflegenden, die nach einer Woche vom Begräbnis in ihrenLändern in unser Pflegezentrum zurückkehrten, trugen Zeichen derTrauer bei der Arbeit. Den inzwischen erwachsenen Kindern, die sie hier aufgezo-gen, gefördert, integriert hatten, boten sich an den Schulen undUniversitäten nun alle jene beruflichen Möglichkeiten, welche denPflegenden durch den Krieg verwehrt geblieben waren. Sie freutensich über die Erfolge ihrer Kinder. Hunderte von Bewohnern hatten sie inzwischen gepflegt undsterben sehen. Eine gewisse Erschöpfung machte sich bemerkbar,gelegentlich kleine administrative Fehlleistungen, zwischendurchundiplomatische Äusserungen gegenüber einer Vorgesetzten. Wünschen sie sich etwas für ihre angebrochene letzte beruf-liche Dekade? Po! a! Da! Anerkennung und Wertschätzung fürKontinuität, für empirische Erfahrung, für Kunst in der Pflege. KOLUMNE DR. CHRISTOPH HELD OK TOBER 2017 A LTA V I S TA 11

60 Jahre Contergan –Für die Opfer ist esnicht vorbeiMit Contergan begann einer der grössten Medikamenten-Skandale der Nachkriegs-geschichte. 60 Jahre danach warten viele Opfer immer noch auf eine Entschuldigung. PETER EMPL UND ELKE SILBERERAm 15. November 1961 griff der Hamburger Kinderarzt Widukind Lenz zum Telefon- hörer und rief bei der Firma Grünenthal an. Er riskierte da-mit seine Karriere, doch ein Verdacht liessihm keine Ruhe. Er vermutete, dass Con-tergan für Missbildungen bei Neugebore-nen verantwortlich war. Die Pharmafirma war zwar bereit, ei-nen Warnhinweis in die Gebrauchsanlei-tung zu schreiben, doch erst als die Presseden Verdacht publik machte, zog sie dasMedikament Ende November vom Marktzurück. Danach wurde nach und nach dasganze Ausmass der Katastrophe sichtbar:10 000 bis 12 000 schwerbehinderte Kin-der: Kinder ohne Beine, ohne Arme, blindeKinder, taube Kinder, Kinder mit verküm-merten Gliedmassen oder mit geschädigteninneren Organen: Contergan-Kinder. Dannpassierte viele Jahre nichts mehr, die Opferwurden alleine gelassen, niemand fühltesich verantwortlich und schon gar nicht derdeutsche Hersteller Grünenthal.12 A LTA V I S TA OK TOBER 2017 CONTERGAN 60 JAHRE DANACH

Ein Contergangeschädigter öffnet eine Kaffeerahmverpackung mit den Zähnen.60 Jahre nach Markteinführung des Schlaf- Entschuldigt hatte sich der Aachener Phar- der Nachkriegsgeschichte. Ende dermittels Contergan gibt es verständlicher- makonzern 2012 nämlich lediglich dafür, 1950er-Jahre kam es zu einer zunächst un-weise bei vielen Opfern noch Wut. Wir er- dass er nicht früher auf die Opfer zugegan- erklärlichen Häufung von Missbildungeninnern uns: Damals wurde das Medikament gen sei. Internationale Opferverbände hat- Neugeborener. Selbst als immer mehr Fach-bei der Einführung als Revolution geprie- ten das als wertlos und sogar beleidigend leute vor einem Zusammenhang mit Thali-sen – bis es zu Missbildungen kam. War bezeichnet. domid warnten, wurde das Mittel noch mo-eine Frau schwanger und es wurde ihr Con- natelang weiter vertrieben. Weil es alstergan verschrieben, wurde in vielen Fällen Es gibt aber auch Leute wie Löwen- «bromfrei» angepriesen wurde – Brom war hauser, dem gar nicht mehr so viel an einer nicht beliebt, weil es zwar stark sedierte,«Die Vergangenheit Entschuldigung liegt – zumal die Eltern aber auch starke Nebenwirkungen hatte –,werden wir nie mehr vieler Betroffener schon gestorben sind. wurde es deshalb von vielen Schwangerenändern können.» «Die Vergangenheit werden wir nie mehr eingenommen. Thalidomid wurde ausgie- ändern können. Mir wäre wichtiger, dass big getestet, auch in Tierversuchen, und alsder Fötus missgebildet. «Es gibt sehr viele wir die Zukunft gestalten», sagt der Vorsit- unbedenklich eingestuft. Leider testete manContergangeschädigte, die bei dem Wort zende des grössten Opferverbandes im nicht an schwangeren Mäusen (andereGrünenthal komplett zumachen, die von deutschsprachigen Raum. Bei dem emoti- Möglichkeiten waren damals noch nicht be-Grünenthal nichts sehen und nichts hören onsbeladenen Thema Entschuldigung seien kannt), sodass die Wirkung, die der Wirk-wollen, bis es eine Entschuldigung gibt», sich die Betroffenen nicht einig. Der Dach- stoff auf den Embryo hatte, übersehen wur-sagt der Vorsitzende des Bundesverbands verband nehme darum auch kein Geld aus de. Es dauerte auch eine Weile, bis man denContergangeschädigter in Deutschland, der Grünenthal-Stiftung für Betroffene in Zusammenhang der gehäuft auftretendenGeorg Löwenhauser. «Es gibt bisher keine Anspruch. Fehlbildungen Neugeborener mit dem Be-Entschuldigung für das Leid, das Grünen- ruhigungsmittel erkannte. Zuerst verdäch-thal uns angetan hat.» Rückblick – vor 60 Jahren tigte man Kernwaffenversuche. Mit der Markteinführung des Schlafmittels Besonders dramatisch: Das Medika- Contergan mit dem Wirkstoff Thalidomid ment wurde schwangeren Frauen sogar emp- durch Grünenthal am 1. Oktober 1957 be- fohlen gegen die morgendliche Übelkeit. ➜ gann der grösste Medikamenten-Skandal CONTERGAN 60 JAHRE DANACH OK TOBER 2017 A LTA V I S TA 13

In Deutschland war es rezeptfrei erhältlich ner Vergleichsstudie wissenschaftlich be- ren. Lange Distanzen zur Abgabestelle,und wurde millionenfach verkauft. Die wiesen werden. Die Conterganstiftung Weitergabe an Bekannte, Analphabetismusmeisten Contergan-Kinder kamen denn bereitet nach eigenen Angaben eine solche erschwerten die Medikamentierung. Undauch in Deutschland zur Welt, in der Studie mit einem Expertengremium vor. tragischerweise verwechselten mancheSchweiz herrschte Rezeptpflicht für «Sof- «Um wissenschaftliche Ergebnisse zu be- Frauen den Warnhinweis, eine durchgestri-tenon» und etwas grössere Zurückhaltung, kommen, brauchen wir mindestens zwi- chene schwangere Frau, und hielten es fürdennoch kam es auch bei uns zu Opfern, schen 450 und 500 Betroffene», sagt Mar- ein Verhütungsmittel. Es gab wieder Con-man geht von einem niedrigen zweistelli- git Hudelmaier vom Stiftungsvorstand. tergan-Kinder.gen Bereich aus. Detaillierte Zahlen exis- Parallel dazu müsse eine Gruppe ohnetieren keine. Contergan-Schäden untersucht werden. In der Schweizer Illustrierte vom Zuallererst aber gehe es um die Betroffe- 5. November 1962 wird die tragischeUnberechenbare Spätfolgen nen selbst, betont Löwenhauser: «Es ist Geschichte der Familie Put im Detail wichtig, dass die Risikofälle wirklich wis- ausgebreitet. Die Mutter hatte wäh-Von den laut Bundesverband Contergange- sen, was mit ihnen los ist, und dass das in rend der Schwangerschaft Conterganschädigter ungefähr 5000 Kindern, die da- einem Notfall-Ausweis vermerkt werden eingenommen, das Neugeborenemals in Deutschland mit schweren Missbil- kann.» kam in der Folge ohne Arme zur Welt.dungen vor allem an Armen und Beinen Bereits direkt nach der Geburtzur Welt kamen, leben heute noch etwa Fluch und Segen der Medizin versuchte die Mutter, ihr Kind zu töten,2400. Jetzt, im fortgeschrittenen Alter, doch der leitende Arzt konnte esstellt sich ihnen eine ganz neue Frage: Während in Deutschland vor 60 Jahren der verhindern. Die Familie wollte aberWurden durch den Wirkstoff vor der Ge- Prozess gegen die Herstellerfirma Grünen- nicht mit der Behinderung des Babysburt auch Gefässe geschädigt? «Es gab ei- thal vorbereitet wurde, machte ein Arzt in leben und vergiftete dieses nur wenigenen Fall, bei dem ein Herzkatheter gelegt Israel eine Entdeckung. Er gab einer Le- Stunden später erneut in einemwerden sollte, wo die Ärzte nicht zum Her- pra-Patientin zur Beruhigung Contergan. zweiten Anlauf. Erstaunlich ist beizen gekommen sind, weil die Blutbahnen Irgendwo hatte er noch Restbestände. Zu der Berichterstattung, wie wenig deranders lagen», nennt Löwenhauser ein Bei- seinem Erstaunen stellte er fest, dass ge- Hersteller von Contergan selbst imspiel, das diesen Verdacht nährt. wisse Symptome, die häufig als Komplika- Fokus steht. tion bei Lepra auftreten, zurückgingen. Bei einem anderen Contergan-Opfer Quellen: Contergan-infoportal.de / Ringier Archivseien gleich zwei Anomalien an den Gefäs- Contergan beziehungsweise sein Wirk- 1962sen aufgetaucht: Blutgefässe waren dem- stoff Thalidomid startete eine zweite Karri-nach an einer Stelle, wo sie der Operateur ere. Das Medikament wurde unter strengennie vermuten würde. «Das hätte gefährlich Auflagen verteilt, doch in den von Leprawerden können», sagt der Verbandsvorsit- besonders betroffenen Ländern waren diesezende. Schon die Heidelberger Universität schwierig zu kontrollie-ging 2012 in ihrer Studie zur SituationContergangeschädigter von Schäden auchan Gefässen aus. Dies muss aller-dings erst noch in ei-14 A LTA V I S TA OK TOBER 2017 CONTERGAN 60 JAHRE DANACH

Uni Basel: Placeboswirken auch ohneTäuschung der PatientenPlacebos können helfen, auch wenn der Patient weiss, dass er nur ein Scheinmedika-ment einnimmt. Voraussetzung sind allerdings ausführliche Erläuterungen über denPlacebo-Effekt. SDA / STEPHAN INDERBIZINHerausgefunden haben dies For- Nach dem Experiment berichteten die Pro- Das heisst: Was auf einem Medikament steht, schende von der Fakultät für banden der beiden ersten Gruppen von ei- scheint eminent wichtig zu sein. Doch auch Psychologie der Universität ner signifikanten Abnahme der Schmerzin- ein Placebo, auf dem schwarz auf weiss «Pla- Basel um Cosima Locher. Zu- tensität und -unannehmlichkeit, wie es in cebo» steht, wirkt – und zwar stark: Ein offen sammen mit Kollegen der Har- der Mitteilung heisst. Bei der dritten Grup- deklariertes Placebo dämpfte die Migräne- vard Medical School in Boston USA haben pe dagegen, die ein Placebo ohne Erläute- schmerzen in etwa dem Mass, wie sie ohne sie in einer experimentellen Studie mit 160 rungen erhalten hatte, zeigte die Schmerz- Behandlung stärker wurden. gesunden Probanden erstmals die offene creme kaum Wirkung. Placebo-Vergabe mit einer getäuschten ver- Das körpereigene Schmerz- glichen, wie die Uni Basel mitteilte. Eine weitere vielversprechende Studie abwehrsystem aktivieren diesbezüglich wurde vor einigen Monaten Experiment mit drei Patienten- veröffentlicht, im damaligen Fall aber mit Die Forschenden folgern aus ihrem Experi- gruppen Migränepatientinnen und -patienten. Diese ment, dass Placebos auch wirken, wenn sie bekamen bei einer Migräneattacke entwe- – verbunden mit Erläuterungen – offen ab- Im Experiment wurde ein Unterarm der Stu- der ein starkes Migränemedikament oder gegeben werden. Die offene Abgabe von dienteilnehmer so lange erhitzt, bis sie es eine Placebo-Pille. Angeschrieben war das Scheinmedikamenten biete damit neue nicht mehr aushielten. Gegen die Schmer- Placebo auch in diesem Fall ganz offen als Möglichkeiten, den Placebo-Effekt auf zen wurde ihnen danach eine Creme verab- Placebo, in der anderen Gruppe aber als ethisch vertretbare Weise ohne Täuschung reicht. Ein Teil der Probanden wurde dabei Medikament getarnt, konsequenterweise der Patientinnen und Patienten zu nutzen, getäuscht: ihnen wurde angegeben, dass die war auch hier dann das echte Medikament geht aus der Studie hervor, die im Fach- Schmerzcreme den Wirkstoff Lidocain ent- mal richtig, mal als Placebo deklariert. Re- journal «Pain» veröffentlicht wurde. halte. sultat: «Die Beschriftung der Pille wirkte fast so stark, wie der Wirkstoff selbst», er- Warum ein offenes Placebo wirkt, Die Creme einer zweiten Probanden- klärt John Kelley, Mitautor der Studie und können die Studien nicht erklären. Doch gruppe war deutlich mit «Placebo» be- Psychologe an der Harvard Medical School. auch andere Forschungsgruppen haben ge- schriftet. Diese Gruppe wurde während ei- zeigt, dass die Erwartungshaltung eines ner Viertelstunde über den Placebo-Effekt Sprich: Am besten nützte zwar das echte Patienten das körpereigene Schmerzab- informiert und darüber aufgeklärt, wie er Medikament, das auch als solches deklariert wehrsystem aktivieren kann – und zwar zustande kommt und wie er wirkt. Die drit- war. Doch ein echtes Medikament, von dem auch unbewusst. Offensichtlich war in der te Gruppe schliesslich erhielt ebenfalls eine die Patientinnen und Patienten glaubten, es Migräne-Studie die Erwartungshaltung stark als solche deklarierte Placebo-Creme, dies sei ein Placebo, wirkte nicht besser als ein genug, damit auch eine Pille wirkte, die aber ohne weitere Erläuterungen. Placebo, das als Medikament deklariert war. offen als Placebo deklariert worden war.FORSCHUNG PL ACEBO VERSUS MEDIK AMENT OK TOBER 2017 A LTA V I S TA 15

Büroarbeit undAdministration:Ganz unspektakulärspektakulärDamit ein Betrieb – egal in welchem Sektor – funktioniert, braucht es starkeMenschen. An der Front und in der Administration. BARBARA SOMMERLandläufig herrscht leider noch im- mer die Meinung, ein Bürojob sei eher eintönig. Da werde vor dem Computer gesessen, Auswertun- gen und Zahlenkolonnen gewälzt, Rechnungen getippt und sowieso die Hälfte der Zeit in Sitzungszimmern abgesessen. Kurz gesagt – ein Schoggi-Job, bei wel- chem eine ruhige Kugel geschoben werden kann. Mag sein, dass es solche Arbeitsplätze gibt. Im Allgemeinen wird die Büroarbeit jedoch unterschätzt, ganz im Besonderen die Administration in einem Heim. Redet man über die Arbeit in einem Heim wird automatisch an die Pflege gedacht, welche aufopferungsvoll die Bewohnerinnen und Bewohner betreut und pflegt. Nehmen wir das Beispiel eines Altersheimes. Ja, dort sitzt die Administration in bequemen Bü- ros, doch zeigt sich der Alltag alles andere als langweilig und die tägliche Routine nimmt kaum je überhand. Oftmals steht die Bürotüre weit offen, was die Bewohner einlädt jederzeit einzu- treten und ein Schwätzchen zu halten. Oder sie benötigen mit der Post in der Hand Un-16 A LTA V I S TA OK TOBER 2017 BÜRO & ADMINISTR ATION DA S BACKOFFICE DER PFLEGE

terstützung. Das Telefon funktioniert nicht? hen – manchmal aggressiv, manchmal ausfordernd, sie werden zahlreicher undDie Balkontüre klemmt? Schlüssel, Brille, depressiv. Ein Grund, weshalb die Schu- komplexer. So geht beispielsweise dieRechnungen, Geld, Hörgerät oder die drit- lung zu den Themen Demenz, Depression monatliche Rechnungsstellung häufig mitten Zähne verlegt? Oftmals ist das Büro die und Aggression auch für Nicht-Pflegemit- bereichsübergreifendem Nach- oder Hin-erste Anlaufstelle für solche oder ähnliche arbeiter so wichtig ist. terfragen einher, das manchmal einem De-Anliegen. tektiv auf Spurensuche gleicht. Flexibilität, Überhaupt, die Zusammenarbeit mit Klarheit und Empathie sind gefragt.Fingerspitzengefühl und viel allen Bereichen im Heim ist sehr wichtig.Herz Jeder Mitarbeitende leistet einen wichtigen Und letztendlich gibt es noch die vie- Beitrag, alle haben direkt mit den Bewoh- len Anekdoten, welche den Alltag versüs-Und dabei entstehen Gespräche. Nicht sel- nern zu tun. Schön, wenn auch die Beob- sen. Kuriose, komische und unterhaltsameten geht es dabei um die Ängste und Hoff- achtungen der Administration ernst genom- Geschichten, die buchstäblich das Lebennungen. Vielleicht wird der Wunsch geäus- men und auftauchende Fragen von der schreibt – ein Roman könnte mit solchensert zu sterben, einfach weil es nun «genug Pflege beantwortet werden. Es gibt auch Geschichten gefüllt werden: Eine Angehö-Leben auf dieser Erde» war. Solche tiefen Situationen, in denen Mitarbeitern der Ad- rige, die befürchtet, ihre Mutter leide anGespräche sind ein Privileg – egal als was ministration Dinge auffallen, welche die «Altersmens», anstelle von Demenz. Dieund wo man arbeitet. Sie ermöglichen, für Pflegemitarbeiter nicht bemerken. Umge- respektvollen und lustigen Gespräche zwi-einen Moment in das Innerste eines Men- kehrt funktioniert es genauso: Mitarbeiter schen zwei an Demenz erkrankten Be-schen zu blicken. Und oftmals, gerade aus der Reinigung oder der Pflege weisen wohnern. Die Situationskomik, die sichwenn kein pflegerischer Auftrag vorhanden darauf hin, dass sich ein Bewohner Sorgen immer wieder ergibt und hilft, mit einemist, ist es für die älteren Menschen einfa- bezüglich seiner Heimrechnung macht und Lächeln durch die manchmal anstrengen-cher, gewisse Dinge auszusprechen. so weiter. den und intensiven Tage zu kommen. Ganz unabhängig davon, wo gearbeitet Immer wieder ist Fingerspitzengefühl Altersmens statt Altersdemenz wird: ob in der Reinigung, der Pflege, dergefordert. Beispielsweise bei einem Todes- Hotellerie oder eben in der Administrati-fall, wenn Angehörige mit vielen Fragen Über all dies sind die zahlreichen adminis- on. Dort, wo viele denken, dass es lang-im Büro stehen. Oder wenn Bewohnerin- trativen Arbeiten nicht zu vergessen – die weilig wäre.nen und Bewohner frustriert über ihre eige- eigentliche Kernaufgabe im Büro. Diesene Situation ihrem Gefühl Ausdruck verlei- sind vielfältig und zwischendurch her-ANZEIGE für Spitex und HeimeDAS ORIGINAL (seit über 16 Jahren)Fragen Sie unsere Kunden Mobilität = Zeitgewinn & Arbeitsfreude Gesamte Pflege-Doku mobil und stationär Umfassende Schnittstellen Mobile Wund-Doku (Puppe/Fotos) Support in Wartungspauschale inbegriffen! Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gerne!Tel. 044 360 44 24 topCare Management AG www.topcare.ch Stampfenbachstrasse 68, 8006 Zürich

Das mysteriöse WehArm, Bein oder Knie – jeden Tag schmerzt etwas anderes. Ist Fibromyalgie nurEinbildung? Nun wurden geschädigte Nerven als Ursache entdeckt. BEATE WAGNER Verena Becks (Name geändert) hatte ihr junges Leben lange fest im Griff. In der Schule gehörte die 27-Jährige zu den Besten. Die Matura absolvierte sie mit einem Notenschnitt von 5,5. Die Praktika bei den Verkehrsbetrieben, einem Pharmaunternehmen und in einer Apothe- ke festigten ihr Vorhaben, Pharmazeutin zu werden. Auf ihren Körper war stets Ver- lass, selbst wenn sie als Kind manchmal Schmerzen hatte, die sie nicht zu deuten wusste. Die schlanke Berlinerin schwamm, turnte oder tanzte über Jahre im Verein. Im Jahr 2012 trat der Schmerz in Becks Leben – und blieb. «Er kam wie aus dem Nichts», erinnert sie sich. «Egal ob ich sitze, liege oder mich bewege, immer spüre ich etwas Dumpfes, Geschwollenes im Bein, Ellen- bogen oder Fussgelenk.» Kein Arzt kann ihr erklären, woher die mysteriöse Pein kommt oder wann sie wieder ver- schwinden wird. Verena Becks hat Fibromyalgie. So nennen Fachleute muskelkaterarti- ge Schmerzen, für die sie nicht wirklich eine körperliche Ursache finden können. Die fehlende Erklärung hat für die Betroffenen oft weitreichende Konsequen- zen. Wo es keine Ursache zu geben scheint, kommt die Einbildung ins Spiel. So wird die Krankheit häufig nicht ernst genommen oder verharmlost. «Psychogen» heisst es dann, also irgendwie mit der Psyche in Zu- sammenhang stehend.18 A LTA V I S TA OK TOBER 2017 FOKUS FIBROMYALGIE

Zwei bis vier Millionen Menschen sind al- das untere.» Es ist, als würde Becks Körper der Magenschleimhautentzündung dienen.leine in Deutschland an Fibromyalgie er- jeden Tag von neuem bestimmen, wohin Sie galt lange als ein psychisches Leiden.krankt, für die Schweiz existieren keine die Reise für sie geht. Seit fünf Jahren spürt Dann entdeckten zwei australische For-Zahlen. Es sind überwiegend Frauen. Viele sie gleich schon morgens in sich hinein, wo scher das Bakterium Helicobacter pyloriziehen von Arzt zu Arzt in der Hoffnung der Schmerz heute sitzt, wohin er aus- als eine Ursache – und erhielten dafür 2005auf Hilfe, die oft erst spät kommt. Denn die strahlt, ob sie zur Vorlesung gehen kann den Nobelpreis. Viele Patienten kann seit-Schmerzstörung äussert sich unspezifisch. oder lieber gleich alle Termine absagt. dem eine Antibiotikatherapie heilen. Ande-Betroffene fühlen sich auch matt, melan- ren bringt sie indes gar nichts – bei ihnencholisch und leiden unter Schlaf- und Ver- Fibromyalgie ist eine Art «Restpos- stehen weiter die psychischen Aspekte imdauungsstörungen. «Da ist nichts, Sie bil- ten-Diagnose». Hier landen diejenigen, bei Vordergrund.den sich das ein», meinte eine Ärztin zu denen eine klare Einschätzung nicht ge-Becks, der sie sich vor Jahren als Erstes lingt. «Wir müssen erst alle anderen Mög- «Auch hinter der Fibromyalgie ste-anvertraute. Dabei geht es den Fibromyal- lichkeiten wie Muskelerkrankungen, rheu- cken immer eine individuelle Geschichtegie-Patienten vor allem dann besser, wenn matische Störungen oder Nervenschäden und mehrere Ursachen», weiss Rieke AltenÄrzte, Angehörige und Freunde ihr Befin- ausschliessen», erklärt Rieke Alten, Chef- von der Schlossparkklinik. Neben einerden ernst nehmen. ärztin und Rheumatologin der Berliner genetischen Veranlagung hätten betroffene Schlossparkklinik. Die Diagnose stellen Patienten in der Kindheit überdurch-Wenn Schmerzen überhand- Ärzte rein klinisch, also nur anhand der typi- schnittlich häufig traumatische Erlebnissenehmen schen Druckempfindlichkeit und Schmerzen oder grossen Stress erlebt. Langfristig habe der Patienten. «Steht am Ende tatsächlich das ihr Nervensystem verändert und ihreBecks fühlte sich oft allein. Sie studiert die Diagnose ‹Fibromyalgie›, brauchen die Schmerzschwelle herabgesetzt: Sie reagier-mittlerweile im sechsten Semester Pharma- Patienten eine ganz spezielle, auf sie zuge- ten auf Belastungen sensibler als gesundezie. Doch wenn die Schmerzen überhand- schnittene Therapie, die viele Fachbereiche Menschen. Psychotherapeuten diskutierennehmen, muss sie Zwischenprüfungen und einschliesst.» Dafür arbeiten Rheumatolo- zudem negative Bindungserfahrungen inPartys ausfallen lassen. Ihre Kommilitonen gen, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, der Kindheit, wie zum Beispiel ein zu engeshaben Verständnis, aber verstehen können Schmerzexperten und naturheilkundlich ori- Verhältnis zur Mutter oder ein alkoholkran-sie Verenas Schmerz nicht. «Ich muss ler- entierte Ärzte zusammen. ker Vater. Werden Betroffene als Erwachse-nen zu akzeptieren, dass der Schmerz mein ne erneut mit Stressreizen konfrontiert, ak-Leben mitbestimmt», sagt die junge Frau, Funktionelle Störung tiviert dies das alte Reaktionsmuster. Siedie mit ihren grossen blauen Augen, dem entwickeln chronische Schmerzen.akkuraten Pony und den gezupften Augen- Anders als früher, als das Schmerzsyndrombrauen so sortiert erscheint. Gleichzeitig den rheumatischen Erkrankungen zuge- Wissenschaftler aus Würzburg undwirkt sie zerbrechlich, fast schutzbedürftig. rechnet wurde, gehen Experten bei der Fi- Boston haben kürzlich unabhängig vonein-Ihre Gestalt ist zierlich. Den wuchtigen Le- bromyalgie heute von einer funktionellen ander Daten veröffentlicht, die darauf hin-dersessel, in dem sie im Café mit überein- Störung aus. Dabei handelt es sich um sol- weisen, dass die Fibromyalgie mit Schädenandergeschlagenen Beinen sitzt, füllt sie che Leiden, bei denen sich zwar offensicht- der kleinen schmerzleitenden Nervenfaserngerade mal zur Hälfte. «Heute schmerzt lich nichts Organisches nachweisen lässt, in der Haut einhergeht. Anders als langedas Knie, dann ist das die beste Position», die aber immer mit sowohl körperlichen als angenommen scheint die Fibromyalgieerklärt sie. «Dann wärmt das obere Bein auch psychischen Faktoren einhergehen. durchaus auf körperlichen Veränderungen Zum Verständnis kann ein Vergleich mit zu beruhen. ➜ FOKUS FIBROMYALGIE OK TOBER 2017 A LTA V I S TA 19

Fasten gegen den Schmerz Michalsen, Chefarzt der Naturheilkunde Kältetherapie. Zusätzlich raten die Ärzte am Immanuel Krankenhaus Berlin. «Viel- zu einer Psychotherapie, gelegentlich zuSolche Untersuchungen sind interessant, leicht werden die Studienergebnisse dazu Schmerzmedikamenten oder solchen gegenaber sicher nur ein Puzzlestein, um die führen, dass die Kollegen der unterschied- die depressive Stimmung. Im Immanuelkomplexe Erkrankung zu erklären. Eine lichen Fachbereiche näher zusammen- Krankenhaus – eines der wenigen Häusernkörperliche Ursache lässt sich daraus noch rücken», mutmasst Michalsen. «Die Thera- in der DACH-Region, welches schwer-nicht ableiten. Denn mit modernen Metho- pie werden diese Erkenntnisse erst einmal punktmässig Patienten mit Fibromyalgieden lässt sich heute jeder Werte im Körper nicht ändern.» behandelt, haben die Ärzte zudem gutemessen – relevant ist er deshalb noch lange Erfahrungen mit einer mehrwöchigen Fas-nicht. «Zudem ist mittlerweile durch Die Behandlung setzt sich zusammen tenkur gemacht.zig Studien belegt, dass Stress auch aus Bewegungstraining mit Wassergym-körperliche Folgen hat», erklärt Andreas nastik, Ausdauersport und Wärme- oder «Schmerz ist keine Simulation, son- dern entsteht im Gehirn», weiss auchBei manchen Patienten kann gezielte Physiotherapie die Schmerzen lindern. Christine Schwedtke, die als Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin der Berliner Charité viele Fibromyalgiepa- tienten versorgt. «Die Patienten empfinden ihn und wir haben die Aufgabe, den indivi- duell besten Weg zu finden, um dagegen etwas zu tun.» Sicher gebe es auch immer wieder mal Trittbrettfahrer, also Menschen, die über Schmerzen klagen, ohne wirklich zu leiden, etwa um eine Frühberentung zu erreichen. Sie seien Schwedtke zufolge schnell entlarvt. «Wenn jemand den kom- pletten Blumenstrauss an möglichen Be- schwerden herunterbetet, weiss ich, dass er meist nicht an Fibromyalgie leidet, sondern im Internet recherchiert hat.»ANZEIGEDas Leben unbeschwert geniessen – dank dem Notruf von Swisscom. Mit SmartLife Care, dem Notruf von Swisscom, geniessen Sie Ihre Unabhängigkeit – und holen bei Bedarf sofort Hilfe. Rund um die Uhr! Auch mit GPS-Ortung erhältlich für unterwegs. Mehr Informationen zu Swisscom SmartLife Care gibt es unter der Gratis-Hotline 0800 84 37 27 sowie unter www.swisscom.ch/smartlifecare

Wenn der Hausarztdas falsche MedikamentverschreibtDas falsche Medikament oder eine falsche Dosis können verheerende Folgen haben.Eine Studie der Uni Zürich zeigt, wie oft solche Zwischenfälle vorkommen. STEPHAN INDERBIZINEin Jahr lang sollten 148 Haus- tikel. Auf Platz zwei folgte die Wahl des fragung zufolge rund die Hälfte der Zwi- ärzte und 32 Kinderärzte in der falschen Medikaments. schenfälle nicht gemeldet. Dies geschah Schweiz Fehler bei der Medi- meist aus Zeitmangel oder weil sie es ver- kation ihrer Patienten melden. Im Vergleich zu Spitälern würden die gessen hatten, wie sie angaben. Die Studi- Aus diesen Angaben haben Hausärzte mit dieser niedrigen Fehlerrate enautoren korrigierten dies für ihre finale Forschende des Instituts für Hausarztme- sehr gut dastehen, sagte Studienautor und Schätzung der Fehlerhäufigkeit. dizin der Uni Zürich eine Schätzung Hausarzt Markus Gnädinger dem Nach- errechnet, wie oft und welche Fehler sich richtenportal watson. Auch wenn man die Besonders häufig betroffen sind der Stu- ereignen. Davon berichten sie im Fachblatt Situation nicht direkt vergleichen könne, die zufolge ältere Patienten, die pflegebe- «BMJ Open». räumte er ein. dürftig sind. In vielen Fällen (17 Prozent) Demnach geschehen im Durchschnitt sahen die befragten Mediziner denn auch die pro Hausarzt zwei Fehler pro Jahr, oder 47 Höhere Dunkelziffer «Schuld» für den Fehler beim Heim, in dem pro 100 000 Patienten. Bei Kinderärzten der Patient oder die Patientin lebt. Noch häu- liegt die Fehlerrate deutlich tiefer, bei 0,15 Die Dunkelziffer unerkannter Fehler könn- figer sahen sie sich jedoch selbst in der Ver- Fehlern pro Arzt und Jahr oder knapp 3 pro te jedoch deutlich höher liegen: «Viele antwortung (21, 5 Prozent) sowie oft auch 100 000 Patienten. Die meisten Fälle hin- Fehler haben keine Folgen und werden das Praxispersonal (13 Prozent). Als Ursache gen mit einer falschen Dosierung zusam- daher weder vom Hausarzt noch vom Pati- für den Fehler gaben die teilnehmenden Me- men, schrieben die Forschenden im Fachar- ent bemerkt», sagte Gnädinger gegenüber diziner meist mehrere Gründe an, häufig watson. Ausserdem hatten die teilnehmen- nannten sie mangelnde Aufmerksamkeit. den Mediziner einer abschliessenden Be- MEDIZIN MEDIK AMENTENABGABE OK TOBER 2017 A LTA V ISTA 21

Gesehen & gehörtBraunalgen-Molekül macht Hoffnung aufneue Therapie gegen ArthritisEin langkettiges Zuckermolekül aus Braunalgen könnte zu Wie das Team im Fachblatt «Biomaterials Science» berich-einem neuen Wirkstoff gegen Arthritis führen: Forschende tet, reduziert das Alginatsulfat oxidativen Stress, der zu Zell-der ETH Zürich, der Empa und des norwegischen For- schäden oder sogar Zelltod führen kann. Ausserdem unter-schungsinstituts SINTEF haben dieses sogenannte Polysac- drückte es entzündungsfördernde Gene in menschlichencharid chemisch modifiziert und entdeckt, dass es in ersten Knorpelzellen wie auch in Immunzellen. Der Wirkstoff könn-Laborversuchen gegen die Ursachen von Arthritis zu wirken te somit den Abbau der Gelenkknorpel verlangsamen oderscheint. sogar stoppen, so die Hoffnung der Forschenden. Bei Arthritis wird die Gelenkschmiere – das Knorpelge-webe im Gelenk – mit der Zeit abgebaut, was zu Entzündun-gen und Schmerzen führt. Gegen diese Symptome richtensich auch die gängigen Behandlungsmethoden mit Entzün-dungshemmern und Schmerzmitteln. Der neue Ansatz hingegen könnte das Problem an derWurzel packen und den Knorpelabbau bremsen, schrieb dieEmpa. Die Grundlage dafür haben die Forschenden um MarcyZenobi-Wong von der ETH und Katharina Maniura von derEmpa mit norwegischen Kollegen identifiziert: das Polysac-charid Alginat aus den Stielen von Palmentang (Laminariahyperborea). Dieses modifizierten die Wissenschaftler che-misch mit Sulfatgruppen und testeten die Wirkung verschie-dener Versionen des Stoffs in Zellkulturen. Grosse Menschen haben höheres Thrombose-Risiko Sag mir, wie gross du bist, und ich sage dir, wie gross dein Risiko für bestimmte Krankheiten ist. Das funktioniert  tat- sächlich bei einer Reihe von Erkrankungen, etwa für das Risiko eines Gefässverschlusses. Grosse Menschen haben ein höheres Risiko für eine Thrombose-Erkrankung. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen nimmt mit der Körpergrösse die Gefahr zu, dass eine Vene durch ein wanderndes Blutgerinnsel verstopft, berich- ten schwedische Forscher im Fachblatt «Circulation: Cardio- vascular Genetics». Bestätigten sich die Ergebnisse, sollte die Körpergrösse künftig genau wie Übergewicht bei der Beurteilung des persönlichen Risikos berücksichtigt werden, sagt Erstautor Bengt Zöller von der Universität Lund in Malmö.22 ALTA VISTA OK TOBER 2017 NEWS GESEHEN & GEHÖRT

Passivrauchen am Arbeitsplatz Trotz vielfacher Rauchverbote sind Nichtraucher im EU-trotz Rauchverbot Raum laut einer Studie am Arbeitsplatz häufig Tabakrauch ausgesetzt. Dies zeigte eine EU-weite Studie des Imperial College in London. Demnach waren im deutschsprachigen Raum 2009 noch 14,8 Prozent der Studienteilnehmer bei der Arbeit vom Pas- sivrauchen betroffen. 2014 waren es über 20 Prozent, obwohl das öffentliche Rauchen in diesem Zeitraum stark einge- schränkt wurde. Warum es zu dieser Zunahme kam, konnten die Wissen- schaftler nicht beantworten. Sie vermuten, dass der geltende Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz nicht ausreichend sei. Die Umfrage bezog sich auf Arbeit in geschlossenen Räumen. Die Wissenschaftler hatten etwa 55 000 Menschen innerhalb der EU befragt; die Hälfte von ihnen im Jahr 2009, die andere 2014. Ein Sprecher des Imperial College bezeichnete es als «beunruhigend, dass die Anzahl an Arbeitern, die in Büros, Geschäften und Fabriken Passivrauchen ausgesetzt sind, deutlich zunimmt». Derweil ging laut der Studie die Zahl an Passivrauchern in Restaurants und Bars überall zurück.Angriffspunkt gegen Kollapsbei hämorrhagischem Fieber entdecktDas Lassafieber verläuft in vielen Fällen tödlich. Forschende sein Team jedoch bereits in früheren Studien herausgefun-der Uni Basel haben nun an Mäusen aufgeklärt, wie es im den hatten, tragen diese Immunzellen bei einer Lassavi-Endstadium des hämorrhagischen Fiebers zum gefährlichen rus-Infektion sogar zum schweren Krankheitsverlauf bei.Kreislaufversagen kommt. Damit ebnen sie den Weg für neue Wie genau, das haben die Forschenden nun bei einem naheBehandlungsansätze. verwandten Virus entschlüsselt. Über Ausscheidungen von Nagetieren können sich Men- Schuld am Kollaps ist demnach eine überschiessendeschen mit dem Lassavirus infizieren, viele davon erkranken Entzündungsreaktion: Die T-Zellen stimulieren über den Bo-schwer. Vor allem in westafrikanischen Staaten kostet das tenstoff Interferon-gamma sogenannte Fresszellen – eben-Virus immer wieder Menschenleben. Eine Schutzimpfung falls Komponenten des Immunsystems. Diese produzierenexistiert nicht. Warum es im Endstadium dieses hämorrhagi- daraufhin grosse Mengen Stickstoffmonoxid. Das gehört zwarschen Fiebers zu einem gefährlichen Schockzustand kommt, zum natürlichen Abwehrarsenal dieser Zellen und wirkt gutwar bisher nicht vollständig aufgeklärt. gegen bakterielle Infektionen, nützt aber nichts gegen Viren. Forschende um Daniel Pinschewer von der Universität Eine spezifische Therapie gegen das Lassafieber exis-Basel haben nun bei Versuchen mit Mäusen Botenstoffe des tiert bisher nicht. In den ersten sechs Tagen der ErkrankungImmunsystems identifiziert, die den tödlichen Kreislaufkol- sind antivirale Mittel erfolgreich. Ausserdem werden fieber-laps auslösen. Damit zeigen die Wissenschaftler einen mögli- senkende Medikamente eingesetzt sowie der Flüssigkeits-chen Angriffspunkt, um einem solchen Kollaps vorzubeugen. haushalt und der Kreislauf genau überwacht. Trotz Behand- lung liegt die Sterberate bei ca. 15 Prozent, bei schwangeren Eigentlich sollte die Körperabwehr, insbesondere die Frauen sogar bei 30 bis 50 Prozent.T-Zellen, das Lassavirus bekämpfen. Wie Pinschewer undNEWS GESEHEN & GEHÖRT OK TOBER 2017 ALTA VISTA 23

Wenn Ekel in der Pflegein Aggression umkipptOft wird einfach davon ausgegangen, dass man als Pflegeperson quasi «resistent»ist gegen Ekelgefühle. Werden diese aber unterdrückt, kann das fatale Folgen haben.DAPHNE HAFNERIm Pflegealltag muss sich das Personal sanne in ihrer Diplomarbeit. «Auf Nachfra- Der natürliche Ekel eines jeden Menschen durch das Sehen, Riechen, Anfassen ge, ob sie Ekel empfanden, gab es meist die ist genetisch angelegt und bereits in der oder Hören möglichem Ekel stellen, Aussage, dass man keinen Ekel mehr fühle, Kindheit ausgeprägt, um den Körper vor wobei für jede Pflegeperson die Defini- da man täglich mit diesen Situationen kon- Unbekanntem zu schützen. Die Abgewöh- tion von «Ekel» eine andere ist. frontiert werde», erklärt die junge Frau nung wäre nicht ratsam, da somit die ei- «Häufig erlebte ich, wie Gesundheits- weiter. Eine komplette Ignoranz des eige- gentliche Schutzfunktion nicht mehr gege- und Krankenpflegerinnen in bestimmten nen Ekelempfindens ist jedoch nicht mög- ben wäre. Der falsche Umgang mit Situationen mimische und gestische Mus- lich, auch wenn der ein oder andere Pfle- Ekelgefühlen kann dazu führen, dass auf ter der Abneigung zeigten. Sie runzelten gende davon überzeugt ist. Körper und Dauer das primäre Ziel der Schutzfunktion die Stirn, hielten sich die Hand vor den Geist haben lediglich im Laufe der Berufs- nicht erfüllt wird, da der Umgang für den Mund oder versuchten den Kopf zurückzu- jahre eigene Abwehrmechanismen entwi- Betroffenen mit einer hohen Stresssituation neigen, um zügig und routiniert ihre Arbeit ckelt, um diesen temporären Zustand zu verbunden ist, die eine psychische Belas- zu verrichten», schreibt Pflegefachfrau Su- überbrücken. tung darstellen kann. Ebenso kann das tiefe Bedürfnis, diese Ekelgefühle zu unterdrü- cken oder abzuwehren zur Verzweiflung und Hilflosigkeit führen. Diese Aussage stammt von der renommierten Buchautorin Hiltrud Krey. Ergänzend schreibt sie in ih- rem Buch «Ekel ist okay»: «Jeder Mensch reagiert anders auf Ekel und sollte für sich Möglichkeiten finden, den richtigen Um- gang mit Ekel zu vollziehen. Es können ungewollte Schamgefühle, Abneigung oder Wut gegenüber dem Ekelerregenden oder Verursachendem entstehen.» Tabuthema Ekel Da in den meisten Pflegeberufen das The- ma Ekel bis heute noch ein Tabuthema ist, versuchen immer mehr Pflegende, sich an das Ekelhafte und Ekelerregende zu ge- wöhnen. Ein Gespräch mit aussenstehen- den Personen, die nicht der gleichen Be- rufsgruppe angehören, ist scheinbar unmöglich, da der Gedanke des Nichtver- stehens überwiegt. Viele Pflegende, die be- reits über Jahre in diesem Beruf arbeiten, sind regelrecht in ihren Tätigkeiten abge- härtet, was in der Beziehung zu einer Über- schreitung der Distanzierung zum Patien-24 ALTA VISTA OK TOBER 2017 THEMA EKEL UND AGGRESSION

ten führt. Sie sehen diese Situationen als nen Waschlappen, mit dem sie zuerst den gefühlen auseinandersetzen und nicht versu-alltäglich an und machen sich keine Gedan- Genitalbereich und dann das Gesicht des chen sie zu verdrängen. Ekelgefühle habenken über die Überschreitung der Scham- Patienten wäscht. Eine sinnvollere Lösung Sinn und Zweck. Die Wahrung der Nähe undgrenze des zu betreuenden Patienten. «Dies wäre hingegen, beispielsweise ein Duft- Distanz zwischen dem Patienten und dembedeutet allerdings nicht, dass die Emotio- spray zu verwenden, um den Geruch zu Pflegepersonal wird vernachlässigt, was dernen im tiefsten Inneren unterdrückt sind. reduzieren und die geplante Massnahme Patient unmittelbar spürt. Man darf nichtEs bleibt immer ein Überbleibsel an Ekel, fortzuführen, ohne dem Betroffenen Scha- vergessen, dass viele Situationen, in denender dann deutlich wird, wenn zum Beispiel den zuzufügen. Dennoch kann es immer es zu «Ekel» kommt, auch für den Patientendas Tragen der Handschuhe zum Einsatz wieder zu Aggressionen gegenüber Patien- extrem peinlich sind. Ob und wie das mitkommt», schreibt bereits erwähnte Autorin ten kommen; ein Teil artet sogar in Über- dem Patienten besprochen werden kann, sollin «Ekel ist okay» weiter. Dr. Christine griffe aus. Die Medien sind bekanntlicher- und darf, steht auf einem anderen Blatt. DasPernlochner-Kügler fasst es wie folgt zu- weise voll mit entsprechenden Mitteilungen Pflegepersonal ist (leider) oft der Meinung,sammen: «Wenn wir Erbrochenes am Bo- und man kann davon ausgehen, dass die dass ein offenbartes Ekelgefühl dem Patien-den liegen sehen, dann haben wir eigent- publik gewordenen Fälle nur die Spitze des ten ein Zeichen der Abwertung verleiht undlich das dringende Bedürfnis zu flüchten. Eisbergs zeigen. somit ein Vertrauensverlust entsteht. DiesWir weichen aus und versuchen es zu ver- kann durchaus sein – daher ist es wichtig,meiden, das Erbrochene zu riechen. Es Lösungsansätze dass unter Arbeitskollegen und mit den Vor-kann auch sein, dass wir nicht flüchten kön- gesetzten das Gespräch gesucht wird undnen, weil das Erbrochene in unserer Woh- Damit Ekel nicht in Aggression umschlägt, man im Team gemeinsam bespricht, wie mitnung liegt. In diesem Fall haben wir das gibt es einige Dinge zu beachten. Erich Ekel umgegangen werden soll. Bevor dasBedürfnis, dass das Erbrochene von jeman- Grond rät in seinem Buch «Pflege Demenz- unangenehme (Schutz-)Gefühl einer Ag-dem weggeräumt wird. Das heisst, jemand kranker» dazu, dass für die Verrichtung einer gression weicht.anderer sollte am besten das Erbrochene besonders belastenden und ekelerregendenwegräumen – bloss nicht wir selbst.» Arbeit zwei Pflegekräfte die Durchführung Jeder Mensch reagiert anders auf übernehmen sollten, «mit dem Ziel sich ge- Ekel und sollte für sich Möglichkeiten fin-Aggressionen gegen den genseitig ablenken zu können und die Ar- den, den richtigen Umgang mit Ekel zuPatienten beitszeit zu verkürzen», so Grond weiter. vollziehen. Pflegende sollten sich (aktiv) mit ihren Ekel-Der Stress der Unterdrückung und immerwiederkehrende belastende Prozesse kön- LITER AT UR TIPP Snen dazu führen, dass das Pflegepersonalungewollte Aggressionen gegenüber der Dr. Christine Pernlochner-Kügler: Ekel in der Pflege:Person entwickelt, die für das ekelerregen- w w w.integr a. at /files / Per nlochner.pdfde Geschehen verantwortlich ist. DieseForm der Aggression kann in versteckter Hiltrud Krey: Ekel ist okay: Ein Lern- und Lehrbuch zum Umgang mit EmotionenGewalt gegenüber dem Patienten ausge- in Pflegeausbildung und Pflegealltag, Brigitte Kunz Verlagdrückt werden. Ein mögliches Beispielhierfür wäre ein Patient, der sich erneut Erich Grond: Pflege Demenzkranker, Brigitte Kunz Verlageingekotet hat und dessen Stuhl übel riecht.Der Patient muss pflegerisch versorgt wer-den. Die Pflegekraft benutzt vorsätzlich ei- THEMA EKEL UND AGGRESSION OK TOBER 2017 ALTA VISTA 25

Neue Therapie gegen Hy-perinsulinismus entdecktForschende der Universität Genf haben entdeckt, wie ein verändertes Gen zuchronischer Unterzuckerung führt. Damit ebnen sie den Weg für eine Therapie.DOREEN FIEDLERVon 50000 Neugeborenen leidet steuert es die Insulin-Produktion der Die Menge an Zucker im Blut spielt in eines am sogenannten Hyper- Bauchspeicheldrüse in Reaktion auf den diesem Fall keine Rolle mehr. «Selbst insulinismus. Dabei handelt es Blutzuckerspiegel. In der mutierten Form wenn Patienten eine Mahlzeit zu sich sich um eine Erbkrankheit, bei ist es jedoch dauernd aktiv und gibt ständig nehmen, die nur Proteine enthält, wird die der die Bauchspeicheldrüse an- das Signal zur Insulin-Ausschüttung. Insulinproduktion angekurbelt», erklärtedauernd Insulin produziert. Weil dieses Maechler gemäss der SNF-Mitteilung.Hormon den Zuckerstoffwechsel steuert, Ständig aktiv, auch ohne Zuckerführt die Überproduktion von Insulin zu Die Forschenden hoffen, mit diesen Er-chronischer Unterzuckerung und damit zu Normalerweise ändert das GDH-Protein ab kenntnissen den Weg für neue Behandlungs-einer dauernden Unterversorgung des Ge- einem gewissen Blutzuckerspiegel seine möglichkeiten zu ebnen. Denn bisher rei-hirns, das dadurch schweren Schaden neh- Form und «öffnet» sich, so dass ein «Be- chen die medizinischen Massnahmen gegenmen kann. schleuniger»-Molekül andocken und es ak- Hyperinsulinismus von der Entfernung der tivieren kann. Erst dann gibt es das Signal Bauchspeicheldrüse, was zu Diabetes führt, Forschende der Universität Genf haben zur Insulin-Produktion. Die Mutation be- bis zu Wirkstoffen, die die Bauchspeichel-in einem vom Schweizerischen National- wirkt, dass das GDH-Protein ständig geöff- drüsen regulieren und schwere Nebenwir-fonds (SNF) finanzierten Projekt herausge- net ist und es so andauernd durch den «Be- kungen haben.funden, wie eine bei Hyperinsulinismus- schleuniger» aktiviert werden kann.Patienten häufige Genmutation zu der Den «Beschleuniger»Insulin-Überproduktion führt. Das schrieb Das wäre in ethischer abblockender SNF in einer Medienmitteilung. Hinsicht natürlich eine grosse Heraus- «Wir könnten allenfalls ein Molekül entwi- Das Team um Pierre Maechler be- forderung. ckeln, das den ‹Beschleuniger› des GDH-schreibt im Fachblatt «Human Molecular Proteins hemmt, indem es den betreffendenGenetics», dass die Genmutation die Rezeptor am Protein belegt», sagte Maech-Struktur des sogenannten GDH-Proteins ler. Das würde die Insulinproduktion ver-entscheidend verändert. Normalerweise ringern und könnte damit möglicherweise die schweren Folgen der Krankheit für das Gehirn ohne schwere Nebenwirkungen verhindern. Ein solches Medikament wäre zudem bei der Behandlung von Fettleibigkeit anwendbar, schrieb der SNF. Denn ohne Insulin im Körper nimmt man nicht an Gewicht zu. «Das wäre in ethischer Hin- sicht natürlich eine grosse Herausforde- rung, da diese Lösung verlockend einfach erscheint», gibt Maechler zu bedenken. «Aber wir wissen, dass Diäten in bestimm- ten Fällen keinen Erfolg bringen und dass ein Magenbypass bei Weitem keine unge- fährliche Lösung ist.»26 ALTA VISTA OK TOBER 2017 FORSCHUNG HYPERINSULINISMUS

Wie chronischeLungenerkrankungeneinfach verhindertwerden könntenImmer mehr Menschen weltweit leben mit chronisch obstruktiven Lungen-erkrankungen und Asthma. Das zeigt eine neue internationale Studie. Brisant:Die Krankheiten wären zu verhindern.DAPHNE HAFNER Die nach Ländern aufgeschlüsselten Daten zeigen in der Schweiz einen leichten An- stieg der Häufigkeit von COPD: Waren 1990 noch 2525 von 100 000 Einwohnern betroffen, waren es 2015 bereits 2621. Bei Asthma hingegen gingen die Schweizer Zahlen zurück: von 7500 pro 100 000 in 1990 auf knapp 6000 in 2015.Weltweit sind von Asthma Das bedeutet, dass immer mehr Menschen Zu wenig beachtet und chronisch obstrukti- mit den Krankheiten und den damit ver- ven Lungenerkrankungen bundenen Einschränkungen leben. «COPD und Asthma tragen wesentlich zur («chronic obstructive pul- Last der nicht-übertragbaren Erkrankungen monary diseases», COPD) Entwicklungsländer bei», erklärte Studienleiter Vos gemäss dereine steigende Anzahl der Bevölkerung am stärksten belastet Mitteilung. Obwohl sie vermeidbar oderbetroffen. Beide Krankheiten zusammen behandelbar seien, erhielten diese Erkran-kosteten 2015 rund 3,6 Millionen Men- Die Gesundheitslast ist dabei aber – wie bei kungen jedoch deutlich weniger Aufmerk-schen das Leben. Davon berichten For- vielen Erkrankungen – nicht gleichermas- samkeit als beispielsweise Herz-Kreislauf-schende um Theo Vos von der University sen über den Globus verteilt: Die grösste Erkrankungen, Krebs oder Diabetes.of Washington in Seattle im Fachblatt «The Gesundheitslast durch COPD und AsthmaLancet Respiratory Medicine». tragen Entwicklungsregionen, wie die Zah- Die grössten Risikofaktoren für COPD len von 2015 zeigen. Darunter Papua Neu- sind Rauchen und Luftverschmutzung, Für ihre Studie verglichen die Wissen- guinea, Indien sowie afrikanische Staaten. letztere insbesondere auch im Haushaltschaftler Zahlen zu COPD und Asthma aus 2015 starben der Studie zufolge weltweit durch Heizen und Kochen mit Holzfeuer,dem Zeitraum von 1990 bis 2015. Insbe- 3,2 Millionen an COPD, rund 400 000 worauf ein grosser Teil der Weltbevölke-sondere Bevölkerungswachstum und stei- mehr als 1990. Die Anzahl der Betroffenen rung angewiesen ist. Die Studienautorengende Lebenserwartung führen demnach stieg im gleichen Zeitraum von 121 auf rufen die Staaten daher zu verstärktenzu einem Anstieg der Gesamtzahlen, 174,5 Millionen. Massnahmen gegen diese Risiken auf. Fürschrieb das Fachjournal in einer Mitteilung. Asthma seien die Ursachen weniger klar, hiess es in der Mitteilung, allerdings erhöhe auch hier Zigarettenkonsum das Risiko. STATISTIK COPD UND A STHMA OK TOBER 2017 ALTA VISTA 27

Achtung Ansteckungs-gefahr: Gähnen istpraktisch unwiderstehlichGähnen ist ansteckend. Wie sehr, hängt auch von einer bestimmten Gehirnregion ab.Dagegen wehren kann man sich aber kaum. NADJA WOLFDas ansteckende Gähnen eines nicht nachgehen sollten, gähnten fast ge- Die Forscher um Beverley Brown von der Mitmenschen ist so gut wie nauso oft – wenn auch eher in einer unter- Universität Nottingham nahmen auch das unwiderstehlich. Das schreiben drückten Form. Ihr gefühltes Bedürfnis Gehirn der Probanden unter die Lupe. britische Forscher in der Fach- mitzugähnen war sogar höher als bei Pro- Dabei stellten sie mit Hilfe von sogenann- zeitschrift «Current Biology». banden, die ihrem Gähnen freien Lauf las- ter Transkranieller Magnetstimulation Sie hatten 36 Probanden vor einen Bild- sen sollten. (TMS) fest, dass die Ansteckungsgefahr schirm gesetzt und ihnen Videos gähnender auch von der Erregbarkeit eines Teils der Menschen gezeigt. Einer Gruppe wurde Neben dem ansteckenden Gähnen wird Grosshirnrinde abhängt. Der sogenannte das Mit-Gähnen erlaubt, der anderen nicht. das Mundaufreissen meist mit Müdigkeit Motorkortex steuert absichtliche Bewe- Ergebnis: Die Probanden, die ihrem Drang assoziiert. Der Zweck dahinter ist aber gungen. nicht ganz klar.28 ALTA VISTA OK TOBER 2017 FORSCHUNG GÄHNEN FÜR DIE WISSENSCHAF T

Gähnen für die Forschung vermutet einen Zusammenhang zwischen eine recht allgemeine Feststellung: «Wenn dem Gähnen und bestimmten Krankheiten: man Widerstand leistet und versucht, einenDie Forscher hoffen, dass die Studiener- «Wir beobachten zum Beispiel, dass Men- Drang zu unterdrücken, dann wird diesergebnisse auch zu der Erforschung anderer schen mit Depressionen nicht oder weniger erst richtig spürbar.»Krankheiten beitragen. Ansteckendes Gäh- gähnen als Gesunde und nach Einnahmenen ist ein sogenanntes Echophänomen. von Antidepressiva vermehrt gähnen», sagt Es ist bekannt, dass auchBei bestimmten Krankheiten wie Epilepsie, Hegerl, der nicht an der britischen Studie manche Tiere mitgähnen.Demenz, Autismus oder dem Tourette- beteiligt war.Syndrom spielten ebenfalls Echophänome Es ist bekannt, dass auch manche Tiere,eine Rolle. Auch bei diesen Krankheiten Dies könnte dadurch bedingt sein, dass wie Schimpansen oder Hunde, mitgäh-wurde ein Zusammenhang mit der Erreg- depressive Menschen unter einer hohen in- nen. Forschungen ergaben zudem, dassbarkeit der Grosshirnrinde hergestellt. neren Anspannung leiden, während Gäh- bestimmte Spiegelneuronen im Gehirn, nen ja eher in Zusammenhang mit Schläf- welche auf die Stimmung anderer Men- «Wenn wir verstehen können, wie Ver- rigkeit auftritt. Insgesamt, so der Mediziner, schen reagieren, Einfluss auf das Mit-änderungen der Erregbarkeit der Grosshirn- sei es noch nicht geklärt, warum und wozu gähnen nehmen. Daher wird auch einerinde neuronale Störungen verursachen, Menschen gähnen. Der Einfluss weiterer Verbindung zwischen der Empathiefähig-können wir diese möglicherweise rück- Hirnregionen auf das Gähnen müsse noch keit einer Person und dem ansteckendengängig machen. Wir suchen nach medi- untersucht werden. «Das Gehirn von Men- Gähnen vermutet. Der Motorcortex, derkamentenfreien Methoden, die auf den Ein- schen arbeitet unterschiedlich, je nachdem, nun mit dem Gähnen in Verbindung ge-zelfall abgestimmt sind. Mit der TMS ob man aktiv-angespannt, ruhig und ent- bracht wurde, ist eine relativ junge Ent-könnten wir Ungleichgewichte bei den Ge- spannt oder dösig ist.» wicklung des Gehirns und kommt nur beihirnfunktionen regulieren», sagte Studien- Säugetieren vor.leiter Stephen Jackson. In diesen verschiedenen Zuständen dürfte auch Gähnen unterschiedlich an- Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik für steckend wirken. Dass der Gähndruck lautPsychiatrie und Psychotherapie am Univer- der Studie grösser wird, sobald er unter-sitätsklinikum Leipzig, beschäftigt sich in drückt werden soll, hält der Mediziner fürDeutschland mit dem Gähnen. Auch erANZEIGEWSIIRE!SUCHENAnzeigenverkäufer Print/Digital(Stellenmarkt m/w)AltaVista ist das neue Fachmagazin für Pflegeheime, Altersheime, Wohngruppenund Kliniken. Wir suchen zur Verstärkung unseres Teams eine extrovertierte Sales-Person. Sie agieren selbständig und können sich dabei auf volle Unterstützungunseres Innendienstes verlassen. Freie Zeiteinteilung und gute Verdienstmöglichkeitenauf Provisionsbasis.Interessenten melden sich bitte per Mail an [email protected] Herausgeber Naeim Said freut sich auf eine erste Kontaktaufnahme.

InfoIbuprofen erhöht den Blutdruck Forscher entdecken neuen Trickbei Arthrose-Patienten des ImmunsystemsDas Schmerzmittel Ibuprofen sei eindeutig nicht so sicher Schweizer Forschende haben mit Kollegen einen bisher un-wie früher gedacht, sagt Frank Ruschitzka vom Universitäts- bekannten Trick des Immunsystems entdeckt, Antikörperspital Zürich gemäss einer Mitteilung. Damit zieht er Bilanz gegen Malaria-Erreger zu produzieren. Diese offenbar zuvornach einer Studie, deren Ergebnisse das Forscherteam unter unerkannte Fähigkeit des Immunsystems könnte auch Inspi-seiner Leitung am Kongress der Europäischen Gesellschaft ration für neue Medikamente sein.für Kardiologie in Barcelona vorstellte. Ein wichtiger Grundpfeiler des Immunsystems sind Anti- Die Studie umfasste 444 Patienten in den USA, von denen körper, die Krankheitserreger und andere Fremdkörper er-408 an Arthrose und 36 an rheumatoider Arthritis litten. Alle kennen und für den Angriff durch Immunzellen markieren.Studienteilnehmer hatten zudem eine Erkrankung der Herz- Forschende um Antonio Lanzavecchia von der Università del-kranzgefässe oder ein erhöhtes Risiko dafür. Während vier la Svizzera Italiana (USI) sind mit Kollegen aus der SchweizMonaten erhielt ein Drittel der Patienten Ibuprofen sowie je und Afrika auf spezielle Antikörper gestossen, die auf eineein Drittel die Schmerzmittel Celecoxib oder Naproxen. unbekannte Reaktion des Immunsystems hindeuten. Beim Vergleich des Blutdrucks vor und nach den vier Bisher ging man davon aus, dass die grosse Vielfalt anMonaten stellte sich heraus, dass er bei Ibuprofen-Behand- Antikörpern entsteht, indem im ersten Schritt drei Typen vonlung um 3,7 mmHg stieg, bei Naproxen um 1,6 mmHg. Cele- Basis-Elementen zufällig zusammengepuzzlet werden. Imcoxib  hingegen senkte den Blutdruck im Durchschnitt um Zuge der Reifung der Antikörper findet dann eine Auswahl0,3 mmHg. für diejenigen statt, die sich am besten an den jeweiligen Krankheitserreger binden. Gerade für ältere Patienten, die häufig unter Arthroseund hohem Blutdruck litten, seien die Ergebnisse von gros- Die drei Basis-Elemente (V-, D- und J-Gensegmente ge-ser klinischer Bedeutung, sagt Ruschitzka. «Eine Senkung nannt) liegen im menschlichen Genom in unmittelbarer Nähedes Blutdrucks um nur 2 mmHg verringert das Infarktrisiko zueinander. Bei Einwohnern von Malaria-Gebieten entdeck-um zehn Prozent und das Mortalitätsrisiko bei koronarer ten die Forschenden jedoch spezielle Antikörper, die ein völ-Herzkrankheit um sieben Prozent.» lig anderes Fragment aus einer anderen Ecke des Erbguts enthalten. Dieses Zusatzelement namens LAIR1 erlaubt ih- Ibuprofen, Naproxen und Celecoxib sind sogenannte nen, effizient an Blutzellen zu binden, die von Malaria-Erre-nichtsteroidale Entzündungshemmer und gehören weltweit gern befallen sind.zu den am meisten verschriebenen Medikamenten. Ibupro-fen und Naproxen sind auch ohne Rezept erhältlich und ihr Die Entdeckung hat jedoch eine viel grössere Tragweite:Einsatz ist weit verbreitet. Sie deutet darauf hin, dass das Immunsystem generell auch weitere Gen-Fragmente von völlig anderen Stellen des Erb- guts in die Antikörper einbauen könnte. Dadurch entsteht eine noch grössere Vielfalt an Antikörpern, aus denen wiede- rum die effektivsten Kandidaten ausgewählt werden.30 ALTA VISTA OK TOBER 2017 INFO NATIONAL & INTERNATIONAL

Die Erklärung wurde unter anderem unterzeichnet von wie vor mehr Zeit mit den Kindern verbringen als die Väter.der  American Society of Human Genetics, der Canadian Das Schlafverhalten könnte sich dadurch zwischen MütternAssociation of Genetic Counsellors und der International und Kindern stärker angleichen.Genetic Epidemiology Society. Auch länderübergreifendeasiatische Verbände sowie solche aus Grossbritannien und Generell könnte es für den beobachteten Zusammen-Südafrika schlossen sich an. Die Organisationen gehen zwar hang zwischen dem Schlaf der Eltern und der Kinder ver-nicht direkt auf die kürzlich veröffentlichte Studie ein, in der schiedene Erklärungen geben: Der Nachwuchs könnte sichForscher einen Gendefekt in befruchteten Eizellen repariert das Schlafverhalten von den Eltern abschauen, oder abend-hatten, sie verweisen aber explizit auf die Möglichkeiten und licher Streit in der Familie könnte das Einschlafen er-Gefahren, die durch die genutzte Genschere CRISPR/Cas9 schweren. Möglich sei aber auch, dass Eltern mit eigenenentstanden sind. Schlafproblemen den eigenen Schlaf und den ihrer Kinder aufmerksamer beobachten. Dieser übermässige FokusSchlafprobleme: könnte die Schlafqualität beeinträchtigen, schrieb die UniWie die Mutter, so das Kind Basel. Und nicht zuletzt seien auch genetische Faktoren nicht auszuschliessen, die zu ähnlichem Schlafverhalten in- nerhalb von Familien führen könnten. Grosse Hoffnungen auf ein neues Medikament gegen Multiple Sklerose (MS)Wenn Mütter schlecht ein- oder durchschlafen, haben häufig Der Chemie- und Pharmakonzern Merck KGaA will mit derauch ihre Kinder Mühe mit dem Schlaf. Das berichten For- Zulassung eines neuen Medikaments in Europa Auftrieb beischende der Uni Basel. Ein Forscherteam um Natalie Ur- den hart umkämpften Behandlungen von Multipler Sklerosefer-Maurer von der Uni hat untersucht, wie Ein- und Durch- gewinnen.schlafprobleme der Eltern mit der Schlafqualität der Kinderzusammenhängen. Sie analysierten den Schlaf von knapp «Mit Mavenclad sind wir in einem schnell wachsenden200 Kindern im Primarschulalter per Hirnstrommessung MS-Markt gut positioniert», sagte Belén Garijo, Chefin der(EEG) und befragten ihre Eltern zur eigenen Schlafqualität Pharmasparte von Merck, der Deutschen Presse-Agentur.und der ihres Nachwuchses, wie die Hochschule in einer Das Unternehmen stehe im Kontakt mit Aufsichtsbehörden,Pressemitteilung schrieb. um das Medikament auch ausserhalb von Europa 2018 schnell zu vermarkten. «Wir haben die Schweiz, Australien, Dabei ergab sich, dass die Sprösslinge von Müttern, die die USA und Kanada im Blick.»von Schlafproblemen berichteten, ebenfalls später einschlie-fen, weniger lang schliefen und sich gemäss EEG-Messun- Der Konzern teilte mit, dass die EU-Kommission seinegen weniger lang im Tiefschlaf befanden, wie die Wissen- MS-Tablette Mavenclad mit dem Wirkstoff Cladribin für denschaftler im Fachblatt «Sleep Medicine» berichten. Zwischen Vertrieb in der EU sowie Liechtenstein, Norwegen und Islandder Schlafqualität von Vätern und jener ihrer Kinder fanden zugelassen hat. Erste Markteinführungen würden bereits insie jedoch keinen Zusammenhang. diesem Monat erwartet. Als möglichen Grund dafür nennen Urfer-Maurer und Mavenclad richtet sich gegen starke schubförmige Mul-Kollegen, dass Mütter in der Schweiz durchschnittlich nach tiple Sklerose und soll deren Fortschreiten bremsen. Die Ta- blette ist laut Merck die erste, die MS per Einnahme durch den Mund in kurzer Zeit bekämpft, ohne dass Patienten sie kontinuierlich einnehmen müssen. «Dieses Therapiegebiet wird immer wichtiger und ergänzt unser Portfolio bei MS.» Merck hatte zuvor über Jahre hinweg keine neuen Medi- kamente herausgebracht.INFO NATIONAL & INTERNATIONAL OK TOBER 2017 A LTA V ISTA 31

Bündner Innovation:Hanfpulver lässtMuskeln wachsenEin neues Proteinpulver aus den Samen der Hanfpflanze soll bei Sportlerinnen undSportlern die Muskeln wachsen lassen. Die Erfinder hegen grosse Pläne damit.JARA UHRICEK Hanf-Proteinpulver an sich ist nichts Neues und wird von Bio-Läden im Sortiment ge- führt. Die Innovation des Bünd- ner Produktes ist der hohe Pro- teingehalt von über 60 Prozent. Besonders ist nach Angaben der Hersteller zudem die Qualität dieser Proteine und deren über- durchschnittliche Bioverfügbarkeit für den menschlichen Körper. Das Hanf-Pulver ist eine Eigenentwick- lung der jungen Firma Alpenpionier aus Graubünden. Erste Forschungsmittel kamen vom Nationalen Forschungsnetzwerk Swiss Food Research, eine Zusammenarbeit be- steht mit der Zürcher Hochschule für Ange- wandte Wissenschaften. Der benötigte Lebensmittelhanf wird bereits angebaut, für die Produktionsanla- gen fehlt aber noch Geld. Mit einem erfolg- reich angelaufenen Crowdfunding will Al- penpionier die benötigten 120 000 Franken zusammenbringen. Snowboard-Profi als Markenbotschafter Hinter dem Unternehmen stehen zwei jun- ge Lebensmittelingenieure und ein Garten- bauunternehmer. Als Markenbotschafter und Berater mit an Bord sind der internati- onal erfolgreiche Snowboardprofi Nicolas Müller und die aufstrebende Ausnahmekö- chin Rebecca Clopath. Mit dem «Alpenprotein» genannten Pulver sollen Sportlerinnen und Sportler angesprochen werden, die eine vegane und32 ALTA VISTA OK TOBER 2017 ERNÄHRUNG MUSKEL AUFBAU

ANZEIGEregional in Bioqualität hergestellte Alternative zum herkömmli- Publicare – der einfachechen Proteinpulver aus Molke suchen. Aufgrund der hohen Protein- Zugang zu medizinischenqualität soll das Pulver auch zu pflanzlichen Muskelaufbaupräpara- Produkten.ten eine Alternative sein, etwa solchen aus Soja und fernöstlicherProduktion.Aufgrund der hohen Proteinqualität soll wR0iur5Sf6uieenn4tg8eSer4irsent1üae5tnz–,0en0.das Pulver auch zu pflanzlichen Muskel- Wir liefern medizinische Hilfsmittel, etwa bei Inkontinenz, zur Stoma-, und Tracheosto-aufbaupräparaten eine Alternative sein, maversorgung sowie zur Wundbehandlung. Unser beispielloses Dienstleistungsangebot –etwa solchen aus Soja und fernöstlicher Ihre umfangreichen Vorteile. ● Top Auswahl für die individuelle Lösung: IhrProduktion. bewährtes Produkt, unser beispielhafter Zugang. ● Wir liefern Ihnen Ihr Verbrauchsmaterial sowieAlle essentiellen Aminosäuren sämtliche medizinischen Hilfsmittel – auch zu Ih- ren Klienten nach Hause.Das Hanfpulver wird aus dem reifen Samen der Hanfpflanze ge- ● Wir reduzieren Ihren administrativen Aufwand.wonnen, der sogenannten Hanfnuss. Laut Lebensmittelingenieur Denn in uns finden Sie einen Partner, nicht nurCarlo Weber, dem Entwicklungschef von Alpenpionier, enthalten eine Bezugsquelle.die Hanf-Proteine alle 20 Aminosäuren – und damit auch die acht Einfach. Diskret. Bewährt.essentiellen, die der menschliche Körper nicht selber herstellenkann. Publicare AG | Vorderi Böde 9 | 5452 Oberrohrdorf Telefon 056 484 15 00 | www.publicare.ch Das Pulver ist laktosefrei und enthält im Gegensatz zu Molke-und Sojapräparaten keine Allergene. Bei der Herstellung fällt alsNebenerzeugnis hochwertiges Hanföl an, das aus der Nuss kaltge-presst wird. So entsteht ein weiteres Produkt, welches das Jungun-ternehmen vertreiben will, wie Verkaufsleiter Adrian Hirt erklärt. Aus weiteren Produktionsresten, etwa Ballaststoffen und Koh-lenhydraten, werden derzeit unter Geheimhaltung weitere Produkteentwickelt. Ziel ist die ganzheitliche Verwertung der Hanfnüsschen.Ideale Nutzpflanze fürBiobauernDie Hanfpflanzen von Alpenpionier wachsen bereits auf zwölfHektar Land bei zehn verschiedenen Bio-Bauern, vorwiegend inGraubünden. Mit THC-haltigem Hanf, der als – illegales – Rausch-mittel geraucht wird, hat die Pflanze ebenso wenig gemeinsam wiemit dem frei käuflichen CBD-Hanf.«Wir pflanzen Lebensmittelhanf an, der auf eine hohe Samenpro-duktion hin gezüchtet ist», betont der für den Anbau verantwortli-che Emanuel Schütt. Der THC-Gehalt der Hanfnüsschen sei null,derjenige in den grünen Teilen der Pflanze unter 0,2 Prozent – ge-setzlich erlaubt wäre ein Prozent. Für Bio-Landwirte und Bio-Bergbauern stellt der Hanf eineattraktive Nutzpflanze dar, wie Schütt erklärt. Sie hat eigene Ab-wehrmechanismen gegen Unkraut und Schädlinge, muss nicht be-wässert werden und kann in höheren, alpinen Lagen kultiviert wer-den. Zudem eignet sie sich als Vorkultur für Getreide und stelltdamit eine sinnvolle Bereicherung der Fruchtfolge in der Bio-Land-wirtschaft dar, dem Anbau wechselnder Nutzpflanzen auf der glei-chen Fläche. INHALT THEMA OK TOBER 2017 ALTA VISTA 33

ANZEIGEDIE JUNGE MESSE FÜR ALLE –WEIL ALTER ZUKUNFT HAT13. – 15. OKTOBER 2017MESSE LUZERNWWW.MESSE-ZUKUNFT-ALTER.CHFINANZEN | VORSORGE WOHNEN | IMMOBILIEN MESSETHEMEN GESUNDHEIT UND ENGAGEMENT | SOZIALES PENSIONSPLANUNG BAUEN IM ALTER WOHLBEFINDEN INSTITUTIONEN LIFESTYLE 50PLUS FREIZEIT | FERIEN | KULTUR3. Nationale Messe ZUKUNFT ALTER vom 13. bis 15. Oktober 2017 in der Messe LuzernWERTVOLLE INFORMATIONEN VONKOMPETENTEN PERSÖNLICHKEITEN!Finanzen/Vorsorge, Immobilien/Bauen Schweizerischer Mieterinnen- und Mieter- Pflege ein Zusatzbedarf von rund 65‘000fürs Alter, Gesundheit, Lifestyle und verband; Dr. Guido A. Zäch, Gründer der Personen besteht. Im Rahmen der Messe fin-Soziales/Institutionen – diese fünf Schweizer Paraplegiker-Stiftung; Dr. Joëlle det auch eine nationale Tagung unter demThemen prägen auch die 3. Nationale Zimmerli, Zimraum Raum + Gesellschaft, Patronat des Schweizerischen Gemeindver-Messe ZUKUNFT ALTER, die vom 13. bis Studienverfasserin usw. bandes statt: «Altersheime – Belastung mit15. Oktober 2017 in der Messe Luzern Chancenpotential!». Dazu gibt es ein Podiumstattfinden wird. Gegen 150 Aussteller, Altersvorsorge 2020 und Pionierstadt für die Öffentlichkeit (FR 10.30 Uhr). Im My-Mitaussteller und Partner präsentieren Luzern happyend-Kaffe (FR 11 Uhr) wird diskutiertihre Produkte und Dienstleistungen und Weiter sind auch zahlreiche Nationalräte zum Thema «Generationenvertrag – Soli-bieten wertvolle Informationen zum an der Messe, u.a. zum Thema «Altersvor- darität oder Konflikt?». Auch das ThemaAlter. sorge – wie weiter nach dem Entscheid «Demografie und Wohnungswirtschaft» wird vom 24.09.17» (SA, 11 Uhr). Von beson- diskutiert (SA, 16 Uhr).Zudem gibt es auf den drei Bühnen rund derem Interesse ist auch das Podium vom100 Referate, Podiumsanlässe, Talks und Samstag, 14 Uhr: Luzern – Pionierstadt für Computerias nehmen die SchwellenangstPräsentationen. Ehrengast der Messe ist alt das Alter. Rund ein Fünftel der Stadtbevöl- Als digital natives oder «digitale Ureinwoh-Bundesrat Adolf Ogi, der am Sonntag um kerung ist im AHV-Alter. Diese demografi- ner» werden Personen der gesellschaftli-13.30 Uhr auf der Bühne ist! sche Chance will die Stadt nutzen und neue chen Generation bezeichnet, die in der digi- Formen der Partizipation der älteren Gene- talen Welt aufgewachsen sind. Und es gibtAdolf Ogi, Thierry Carrel, Martin Merki, ration erproben. Die Podiumsgäste: Martin digital immigrants oder «digitale Einwande-Michael Töngi, Guido Zäch Merki, Stadtrat; Heidy Steffen, Forum rer», die diese Welt erst im Erwachsenenal-Neben Adolf Ogi prägen weitere interes- 60plus; Beat Demarmels, Geschäftsführer ter kennengelernt haben. Zu dieser Gruppesante und kompetente Zeitgenossen die Viva-Luzern; René Fuhrimann, Geschäftslei- zählen die meisten Besucher/-innen derMesse ZUKUNFT ALTER, u.a. Prof. Thierry ter Vicino; Tamara Renner, Geschäftsführe- Messe ZUKUNFT ALTER! Und deshalb gibt’sCarrel, Direktor der Universitätsklinik für rin Spitex (und Präsidentin Vicino). an der Messe eine Computer-Werkstatt derHerz- und Gefässchirurgie am Inselspital Computerias, wo fachkundige Leute zeigen,Bern; Ruedi Fahrni, Geschäftsführer, Pro Pflegepersonal – eine grosse Herausfor- wie es geht und was möglich ist. Die lokalenSenectute Kanton Luzern; Rolf Kistler, derung! Computerias sind durch den DachverbandForschungsgruppenleiter AAL, iHomeLab, Im Rahmen der Eröffnung der Messe (FR, Verein Computerias Schweiz® verbunden.Denkfabrik und Forschungszentrum für 16 Uhr) wird eine Innovation der Dividat Sie bieten damit auch eine Plattform fürGebäudeintelligenz, Hochschule Luzern; AG präsentiert, welche die Sturzgefahr älte- den vielfältigen Service für ältere MenschenMartin Merki, Stadtrat und Sozialdirektor rer Leute senkt. Dafür erhielt die Firma den (55+) in der Schweiz. Die ablehnende undLuzern; Damian Müller, Ständerat Kanton Zentralschweizer Unternehmerpreis 2017. distanzierte Haltung vieler Personen imLuzern; Angela Rosengart, Stiftungs- Gleich anschliessend findet das Eröffnungs- dritten Lebensabschnitt gegenüber derratspräsidentin der Stiftung Rosengart mit podium statt zum Thema «Wer pflegt 2030 digitalen Welt mit allen möglichen Informa-herausragenden Werken von Picasso, Klee, die Alten?» Dies mit dem Hintergrund, dass tions- und Kommunikationstechnologien istMiro usw.; Michael Töngi, Generalsekretär im Jahr 2030 im Bereich Betreuung und einer Aufbruchstimmung gewichen.

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