Important Announcement
PubHTML5 Scheduled Server Maintenance on (GMT) Sunday, June 26th, 2:00 am - 8:00 am.
PubHTML5 site will be inoperative during the times indicated!

Home Explore Grenzgänge und das Abenteuer Kommunikation,

Grenzgänge und das Abenteuer Kommunikation,

Published by labor, 2021-01-05 18:33:19

Description: Grenzgänge und das Abenteuer Kommunikation.
Live Art von DIE FABRIKANTEN

Keywords: Fabrikanten Live Art Performance,Live Art,kunst,Linz

Search

Read the Text Version

DIE FABRIKANTEN uKagBOnreMednnMdtZauegsunäeInKrgateIOn

KBdwProjekteuuäglrctechughsrnt ung 2

Inhalt Inhalt Der Anfang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Unser Ziel, unser ZWeck. . . . . . . . . . . . . 5 Die Highlights . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Querspur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Unternehmen Eisendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Ironet und Netrip. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Ephesos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 The Green Line: Encounter. . . . . . . . . . . . . . . . 26 Tischtransaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Linz-Venedig zu Fuß. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Botschaft Europa. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Exchange Radical Moments!. . . . . . . . . . . . . . . 42 Guten.Morgen.Salon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Hotel Obscura Austria. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Rowing for Europe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Spotter Trip. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Secrets. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Snooze! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Nixtasy. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Stromaufwärts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Interviews. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Gerald Harringer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Ishan Banabak. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Peter Arlt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Wolfgang Preisinger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Florian Sedmak. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Julia Hartig bei Vorbereitungen zu NIXTASY (2019). IMpressum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Foto: Reinhard Winkler 1

Projekt Foto INS BLA2UE im Schloß Tollet (1992). Foto: Wolfgang Preisinger

Die Fabrikanten DAnefrang Es beginnt mit einer Reise. Wolfgang zeigt schon damals keinen Unterschied zwischen Geschäftssinn, indem er noch a­ ngewandter und freier künst- Einer Motorradreise im Februar während der Dreharbeiten eine lerischer Arbeit zu machen, 1988, noch vor der offiziellen Bestellliste für die Videodokumen- was die Herangehensweise Gründung, noch zu Studenten- tation anfertigt und die Möglich- an Projekte und Aufträge zeiten. Wolfgang begleitet Gerald keit zur Vorab-Bestellung über betrifft. Das gilt bis heute. zum „Elefantentreffen”, einem Lautsprecher durchsagen lässt. Der Name DIE FABRIKANTEN jährlichen Motorradkonvent mit Dabei belassen wir es aber nicht, irritierte zu Beginn so manche, Tausenden Teilnehmer*innen aus sondern sind beim nächsten doch er passt zum Konzept und ganz Europa. Ort: der verschneite Treffen ein Jahr später wieder mit zu ­unserem Selbstverständnis Salzburgring. Außentemperatur: ­ dabei, um neue Käufer*innen – dank seiner etymologischen minus 10 Grad. Im Gepäck: zu gewinnen – quasi hart am Wurzel im Lateinischen: fabrica Zelt, Schlafsack, eine U-matic Point of Sale, Learning by Doing. = Kunst, Kunstfertigkeit, LowBand-Kamera, einige Akkus Wir eröffnen dann – über ein Werks­ tatt; faber = Künstler, und Videotapes. Die Nächte im paar künstlerische Experimente Schmied, Handwerker. mit Heu ausgelegten Zelt sind hinaus – noch weitere Geschäfts- Wir konzipieren und gestalten grenzwertig kalt. Das Ergebnis ist felder, die sich größtenteils dank Werbestrategien, Corporate ­ ein Dokumentarfilm über dieses persönlicher Kontakte ergeben: ­­ Designs und Websites, Veteranentreffen, das seinen Produkt- und Imagefotos, Grafik-­­ ­experimentieren mit Räumen Namen dem legendären „Grünen design, Ausstellungsgestaltung und ­Situationen, arbeiten m­ it Elefant” – der Zündapp KS 601 – und Kommunikations­konzepte. verschiedensten Medien vom verdankt. Das Video kommt unter Insgesamt ein Portfolio, das ganz Buch über den Film bis hin zu erschwerten Bedingungen zustande.­ im Sinne unserer Hochschulaus- partizipatorischen Theaterfor- Während der Drehpausen müssen bildung als „Visuelle Gestalter” maten. Zu unseren Kunden und ­die riesigen Kamera-Akkus immer von der freien Kunst über die Partnern zählen Unternehmen, wieder aufgewärmt werden, angewandte Gestaltung bis zum Sozialinstitutionen und K­ ultur- damit sie funktionieren. Und Kulturmanagement reicht. einrichtungen, Kammern, zwar so: rein ins Zelt und mit Bei unserer Gründung im Jahr sowie Medienbetriebe. den unterkühlten Akkus für 1990 nehmen wir uns vor, 2­ 0 Minuten in den Schlafsack. 3

Projekt Motorzille in Niederranna, STROMAUFWÄRTS (2020). 4 Foto: Erich Goldmann

Die Fabrikanten EÄsrtfhahetriukngs Die Denkansätze, auf die sich besucher*innen auf Reisen forscherische Neugier lässt uns zu und statten sich gegenseitig Initiator*innen und Teilnehmer­*­ DIE FABRIKANTEN stützen, Besuche ab: ­Kommunikation und innen an länderübergreifenden, Networking auf ganz ­elementarer internationalen Kooperations- stammen aus der Kunst, den und analoger Ebene. Fremde projekten werden: Ephesos begegnen ­sich Face-to-Face auf – The Imagination of History Wissenschaften und der Wirt- engstem Raum, sitzen gemeinsam an einem Tisch. „Social Close- (Türkei, 1995), The Green Line schaft. Wiederholt beschäftigen ness” lautet die Devise damals. ­– Encounter (Israel & Palästina,­ wir uns mit den Phänomenen und In analogen, aber auch in den ­1996), Botschaft Europa / Spielregeln der menschlichen digitalen Settings der „neuen” Trivial Europe (Liverpool, Essen, Kommunikation. „Nicht in der bzw. „sozialen” Medien erkunden Thessaloniki, Novi Sad, Linz, Form des Mediums liegt die w­ ir seit nunmehr 30 Jahren mit 2005-2007), Exchange Radical Leidenschaft künstlerische, Moments! Live Art Festival (in Zukunft der Kommunikation, territoriale und kommunikative 11 europäischen Städten, 2010- Grenzen – wie etwa jene zwischen­ 2011), Hotel Obscura (Austra- sondern in der Gestaltung Kunstschaffenden und Rezipient­ lien, Frankreich, Griechenland, *innen oder zwischen künst- Österreich, 2015-2016) u.v.m. der Randbedingungen, im lerischer Intervention und ­Community-Arbeit. Das drückt So unterschiedlich alle Arbeiten Zusammen­führen von Menschen, sich in zahlreichen partizipativen von DIE FABRIKANTEN auch sein ­Formaten aus, im Community-­ mögen, es gibt eine gemeinsame i­m Spiel. Kommunikation wird Projekt 150 m2 Dor fbod’n Charakteristik: Es sind Kommuni­ ­(Weibern, 2000) oder etwa in kationsprojekte, die geprägt dort zum Abenteuer, wo Prozesse der Realisierung eines Durch­ sind von Neugierde, Abenteuer­ reiseplatzes für Sinti und Roma lust, ­Experimentierfreude ­ausgelöst werden”, proklamieren­ und der Erweiterung des wir in einem unserer ersten (Linz-Pichling, 2007). Unsere eigenen Horizonts. Imagefolder in eigener Sache. So geschehen etwa bei der Tischtransaktion, bei der wir in Zusammenarbeit mit Boris Nies­lony (ASA European, Black Market) beim Festival der Regionen 1997 Küchentische von Privathaushal- ten ­untereinander austauschen. Nach den Tischen gehen auch Eigentümer*innen und Festival- 5

PrOJeKt Interdisziplinäre gratwanderung an der grenze zwischen Israel und der westbank während the green lIne: encOunter (1996) . Foto: akram safadi 6

Projekt HDiige hlights 7

QUERSPUR Sujet: Eva Schmiedleitner. Foto: Wolfgang Preisinger

Querspur Querspur LVIniindteze,ro3fn.ea-5st.itoMinvaaail,l1es990 Weil sich Kunst damals noch verbot und Hausarrest in seiner zeichen an der Tür zum Eintritt Dachgeschoßwohnung einge- in Józefs Enklave verhilft, haben nicht googeln lässt, gehen bracht, die mit einer schweren wir einen echten Schatz entdeckt Eisentür verbarrikadiert ist. In seinen und sind euphorisch. Eine formal dem Internationalen Videofes- engen vier Wänden dahinter radikale, minimalistische und hat er seinen ganz persönlichen gleichsam berührende Videoarbeit tival QUERSPUR monatelange Kosmos von intimen Videoarbeiten zeigt den einsamen und deskrip­ e­ rschaffen. Mithilfe des Universi- tiven Blick aus dem Fenster Recherchen und viele Reisen tätslektors Ryszard Kluszczyński, seiner Plattenbauwohnung der uns durch ein geheimes Klopf- und passt perfekt zu unserem voraus. Wir besuchen Festivals und Künstler*innen in ganz Europa daheim in ihren Privat- wohnungen. Auch in Ländern, die es so wie die „Tschecho­ slowakei” und die „Volksrepublik Polen” heute nicht mehr gibt. Das kommunistische Regime in Polen steht offensichtlich kurz vor dem Ende, als wir 1989 mit Visum einreisen und vorschriftsgemäß täglich einen absurd hohen Betrag in Zloty wechseln müssen (wir behelfen uns mit US-Dollars). In Lódz treffen wir Józef Robakowski (­* 1939), der sein Domizil seit 1978 als Undergroundgalerie nutzt. Der Experimentalfilmer und Fotograf gehört zur ersten Gene- ration polnischer Videokünstler. Wiederholte regimekritische ­Äußerungen haben ihm Berufs- 9

Querspur Festival- und Kinoeröffnung (v.l.n.r): W. Preisinger (Die Fabrikanten), W. Schwind (Moviemento), LH. Dr. J. Ratzenböck, Bgm. Dr. F. Dobusch, BM. Dr. H. Hawlicek. Foto: Walter Fehlinger F­ estivalthema „Zwischen Intimität die Intimität dieser Filme über Ikonen gewordenen Künstler*innen und radikaler Entblößung”. w­ ie Valie Export werden erstmals Dieses Thema hat sich aus TV-Sender einem Massen­ auch bedeutende Vertreter*­ unserer eingehenden Auseinan- innen der osteuropäischen dersetzung mit nicht-k­ ommer­ publikum zugänglich werden.” Videokunst in Linz präsentiert. ziellem Radio und Fernsehen wie Auch das Stadtwerkstatt-TV auch aus einer Charakteristik Von 3. bis 5. Mai 1990 findet bezieht im Festivalhaus vorüber­ der damals erst erschwinglichen QUERSPUR im eben eröffneten gehend ihr Quartier. Unter der ­Videokunstproduktion ergeben. Kino Moviemento und im Offenen Leitung von Georg Ritter und Lange vor der Internet-Ära und Kulturhaus statt – das Festival Thomas Lehner performt und lange vor Covid-19-Quarantäne-­ ist gleichzeitig die erste Gemein- „streamt” das Team drei Tage Zeiten wirkt das Zitat aus der schaftsdiplomarbeit – nämlich lang live ein avantgardistisches Einleitung im QUERSPUR-Katalog von Brigitte Vasicek, Wolfgang Festival-TV und übt seinen 1990 sonderbar antiquiert und Preisinger und Gerald Harringer ­bevorstehenden Einsatz in Buffalo prophetisch zugleich: „Video­ – an der Linzer Kunsthochschule. (USA); Leo Schatzl produziert kameras bieten durch ihre Und vor allem ist es das erste gemeinsam mit Rosa von Süß ­internationale Videokunstfestival eine wunderbare Festival-Doku. einfache Handhabung die in Linz, mit Beiträgen von rund Auch Józef Robakowski ist als teil- 100 Künstler*innen. Diese kommen nehmender Künstler gekommen. Möglichkeit, ganz alleine in ­aus 13 Ländern, von Kanada und Während seines Aufenthaltes in den USA über Spanien, Polen sehr intimem R­ ahmen aufzu­ und der DDR, bis zur Tschecho­ slowakei und Russland. Neben zu nehmen. Gleichzeitig kann 10

Projekt KimunssetrvieidlleeonsWscohhanuziemnm, QeUraEmRSbPieUteR.1(11990) Foto: Walter Fehlinger

Querspur Linz nimmt er einen Anruf aus zu Film, Leinwand und Kino­ an der Kunstuniversität Linz. Polen entgegen und erfährt, dass ambiente herausstreichen. Anatol Bogendorfer, einer ihrer seiner Familie und ihm das einst Schauen wir heute zurück, sehen Studierenden, geht gut 20 Jahre enteignete Schloss vom Staat wir, dass die damals erhoffte später im Video QUERSPUR restituiert wird. Allerdings mit Demokratisierung der Medien for ward (A, 2013, Produktion ­ der Auflage, das Schloss inner- wenigstens zum Teil stattgefunden DIE FABRIKANTEN, in ­Kooperation­ halb eines knappen Zeitraumes hat. Allerdings hört sie auf den mit dem Institut für zeitbasierte zu renovieren, andernfalls gehe Namen YouTube, Vimeo und Co., Medien, Kunstuniversität Linz) es wieder in Staatsbesitz über. und mit der Demokratisierung im den Fragen nach, welchen Um die Nachricht zu verdauen, Sinne eines einfachen und güns- Stellenwert das Medium Video braucht der mittellose Robakowski­ tigen Zugangs zu Produktions­ heute noch hat und wie sich eine Flasche Wodka, die er im ressourcen sind narzisstische die ­Biografien jener Künstler*­ Garten des OK Offenen Kultur- Selbstinszenierungslawinen und innen entwickelten, die 1990 hauses, dem Festivalort, trinkt. Fake-News-Propagandaschlach­ Videokunstarbeiten in Linz Im OK zeigen wir die Arbeiten ten einhergegangen. p­ räsentierten. Damit erzählt im großen Saal auf fernseher­ Wie dem auch sei: Trotz seines QUERSPUR forward indirekt ähnlichen Monitoren im seriellen großen Erfolges bei Publikum, die Geschichte(n) der Video- Wohnzimmer-Wohlfühl-Ambiente. Medien und Kritik entscheiden kunst und macht anhand von Und im Moviemento-Kino lassen wir uns gegen eine Wiederholung Videobeispielen und aktuellen wir vor der Leinwand ein Jumbo- des Festivals und wenden uns Interviews mit Künstler*innen, TV-Gerät aufbauen, auf dem stattdessen wieder anderem zu. Kurator*innen und Organisator*­ die Videokunstwerke gescreent Brigitte Vasicek hingegen bleibt innen die wesentlichen Stand- werden – wir wollen dem M­ edium­ dem Medium Video bzw. den punkte im Bereich der Medien- Video so gut wie möglich g­ erecht Medien treu und leitet heute das bzw. Videokunst sichtbar. werden und den Unterschied Institut für zeitbasierte Medien Beteiligte Künstler*innen (QUERSPUR 1990): Max Almy (US), Chris Althaler (AT), Volker Anding (BRD), Hanno Baethe (BRD), Elisabeth Baumgartner (AT), Breda Beban (YU), Jens Becker (DDR), Gudrun Bielz (AT), Markus Binder (AT), Claus Blume (BRD), Gabor Body (HU), Dietmar Brehm (AT), Klaus vom Bruch (BRD), Michael Buescher-Martyn (BRD), Marc Burkett (NL), DIE FABRIKANTEN (AT), Peter Donke (AT), Just Dornetshuber (AT), Bertold Estl (AT), VALIE EXPORT (AT), Markus Fischer (AT), Paweł Frejdlich (PL), Monika Funke-Stern (BRD), Ilse Gassinger (AT), Leszek Golec (PL), Bettina Gruber (BRD), Katharina Gsöllpointner (AT), Jean Francois Guiton (FR), Alexander Hahn (NL), Kurt Hennrich (AT), José Antonio Hergueta (ES), James Hey (GB), Sabine Hiebler & Gerhard Ertl (AT), Nan Hoover (US), Hrvoje Horvatić (YU), Reinhard Indomiti-Wilburger (AT), Marek Janiak (PL), Gabriel Kachold (DDR), Tomas Kepka (PL), Margit Knipp (AT), Reinier Kurpershoek (NL), Gerda Lampalzer (AT), Christian Lang (AT), Mi- chael Langoth (AT), Thomas Lehner (AT), Wolfgang Lehner (AT), Franz Leibetseder (AT), Zbigniew Libera (PL), Teemu Mäki (FI), Norbert Meissner (BRD), Tom Merilion (IE), Kurt Mitterndorfer (AT), Flavio Moretti (IT), Johannes Neuhauser (AT), Jordi Niubo (CSK), Marcel Odenbach (BRD), Michel Pacina (CSK), Tomasz Pawlicki (PL), Radek Pilař (CZ), Małgorzata Potocka (PL), Nina Rippel (BRD), Georg Ritter (AT), Józef Robakowski (PL), Zygmunt Rytka (PL), Adam Rzepecki (PL), Angel Fernandez Santos (ES), Ruth Scala (AT), Herbert Schager (AT), Leo Schatzl (AT), Julia Schneeberger (AT), Ruth Schnell (AT), Lydia Schouten (NL), Volker Schreiner (AT), Predrag Šidjanin (YU), Shelly Silver (US), Stadtwerkstatt (AT), Ron Sluik (NL), Petr Skala (CZ), Natalie Sternberg (US), Jan Sverák (CZ), Janusz Szeczerek (PL), Lucie Svoboda (CZ), Jerzy Truszkowksi (PL), Zdeněk Tyc (CZ), Brigitte Vasicek (AT), Maria Vedder (BRD), Johannes Wegerbauer (AT), Yach Filmgruppe (PL), Rainer Zendron (AT), Jörn Zielke (DDR), Wolfgang Zierhut (AT), Michael Zinganel (AT), Michaela Zoidl (AT), Grzegorz Zygier (PL). 12

Querspur Internationale Gäste im QUERSPUR Wohnzimmer (1990). Foto: Walter Fehlinger Links: Website http://www.fabrikanten.at/querspur Trailer „QUERSPUR forward” https://www.youtube.com/watch?v=7fKz2ZYGAa8 Doku „QUERSPUR forward – Warum Videokunst?” https://dorftv.at/video/6977 Auszüge aus der QUERSPUR-Doku von Leo Schatzl und Rosa von Süß mit Kommentar www.ursulablicklevideoarchiv.com/video/Querspur/dfdc4018eba0f0e9b3422c089ad491c6 13

Projekt Zweiundzwanzig Metallkoffer warten auf die Teilnehmer*innen beim UNTERNEHMEN EISENDORF (1993). Foto: Ali Andress 14

Unternehmen Eisendorf UEinsteenrdnoerhfmen Zukunft im Handgepäck PTsochhoeřcí hniaenŠ,u1m9a9v3ě, August 1993. Pohoˇrí na zweiundzwanzig große Koffer eine Stromleitung wird schnell aus Metall anfertigt. Je einen gelegt – der Herr Bürgermeister ­Šumaveˇě(deutsch: Buchers) für jede*n Teilnehmer*in. Darin ist im Nebenberuf Elektriker. sollen nach Projektabschluss Im August ist es dann so weit: ist ein Ortsteil der ­Gemeinde­ Manifestationen oder K­ unstrelikte Der interdisziplinäre Tross lässt eingeschlossen werden und sich auf einer Wiese im Geister- Pohorská Ves im Okres bis ins Jahr 2004 (O-Ton: „fürs dorf Pohoří na Šumavě nieder. Cˇeský Krumlov, Tschechien, nächste Jahrtausend”) der Genächtigt wird in Zelten. Gepäck direkt an der tschechisch-öster­ Wiederö­ ffnung der Koffer harren. und Material für die künstlerische reichischen Grenze, oberhalb Schnell werden wir mit dem örtli- oder wissenschaftliche Arbeit sind von Sandl, wo Oberösterreich chen Bürgermeister handelseins. auf ein Höchstg­ ewicht von 30 kg ­ an Niederösterreich grenzt. Der geschäftstüchtige Mann fährt beschränkt. So viel, wie den Der Fall des Eisernen V­ orhangs einen amerikanischen Jeep und 1946 aus dem Ort vertriebenen gibt ein Geisterdorf im menschen­ verkauft an der Hauptstraße nahe sudetendeutschen Bewohner*­ leeren ehemaligen ­„Todesstreifen” dem Grenzübergang Wullowitz innen mitzunehmen erlaubt war. frei. An diesem Brennpunkt mittel- stangenweise tschechische Neun Tage leben und arbeiten europäischer Geschichte laden wir Marlboro. Gegen harte Devisen, die Künstler*innen und Wissen- in Kooperation mit dem Kulturins- versteht sich. Dementsprechend schaftler*innen sowie ein ehe- titut der J­ ohannes Kepler Univer- prall sind seine Hosentaschen maliger Dorfbewohner in dieser sität und in Zusammenarbeit mit denn auch stets mit Banknoten­ Ausnahmesituation und in völliger Manfred Berghammer Künstler*­ bündeln gefüllt. Für ein paar Abgeschiedenheit miteinander. innen und Wissenschaftler*­ Tausend Schilling dürfen wir das Dabei spüren wir nicht allein innen aus b­ eiden Ländern für Areal nutzen und bekommen der Geschichte des Ortes nach, neun Tage zum Unternehmen Essen aus der Kindergartenküche sondern machen uns in diesem ­Eisendorf. Unweit des abgelegenen von Pohorská Ves geliefert. Auch Niemandsland auch ­Gedanken und verlassenen Ortes finden wir bei Budweis den Schlosser Luňáček, der uns nach Plan 15

Unternehmen Eisendorf Das Geisterdorf Buchers als (H)Ort für das UNTERNEHMEN EISENDORF (1993): Landart-Projekt von Klára Tereza Čulíková. Fotos: Wolfgang Preisinger, Ali Andress über das Überleben bzw. Ruhe und Geschwindigkeit hätte uns keine Versicherung der Z­ usammenleben in der Zukunft. einer DDR-Beamtin die Bons Welt im Ernstfall geholfen. Sind Am letzten Tag präsentieren an die in langer Schlange im wir danach diesbezüglich etwas wir bei aufziehendem Gewitter Regen wartenden Gäste aus. klüger geworden? Zumindest rund 500 Besucher*innen aus Inmitten dieser archaisch machen wir uns seither immer ­Tschechien und Österreich die anmutenden, verrauchten Gedanken über Sicherheitsvor- Ergebnisse. Eigens dafür wird Szenerie: ein schier endloses kehrungen bei Kulturprojekten. sogar ein kleiner Grenzübergang brachiales Schlagzeug-Solo von von früher reaktiviert. Was es zu Pavel Fajt, dem damals bekann- Mehr als zehn Jahre danach sehen, zu hören und zu erleben testen Avantgardem­ usiker der gibt, ist durchaus spektakulär: Tschechei. Ihm folgt P­ osaunist überbringen wir die in ­Tschechien In der leeren, halb verfallenen Bertl Mütter aus Steyr. eingelagerten Koffer im ­Sommer Dorfkirche brennen Feuer in Wir haben Glück. Die Decke der 2004 auf einer Rundreise Ölfässern, während es draußen Kirche stürzt trotz der Vibrati- über Prag, Brno und Wien den in Strömen regnet. Der Grill und onen dieses rauchenden und Teilnehmenden von damals und die Bierfässer müssen unter rauschenden Festes erst ein paar halten die Wiederöffnung für das Kirchendach ins ­Trockene Jahre später statt an diesem unsere Doku „Unternehmen gebracht werden. In einem Abend ein. Auch alle anderen Eisendor f – Ver wehte ­Grenzen” Lieferwagen vor dem desolaten Gebäude, die von Pohoří na (30 min.), auf Video fest. Gotteshaus ist die Kassa mit der Šumavě noch übrig sind und in Einige der Eisendorfer ­ Essens- und Getränkebonausgabe denen unsere Gäste sich mit Metall­koffer werden Teil untergebracht. Frau Nesval, eine ihren Arbeiten zeigen, bleiben das einer ­Raum­installation in ­der eingebürgerte Ostdeutsche, teilt ganze Unternehmen Eisendorf Dauerausstellung im „Green mit der nicht ganz a­ ngemessenen über stehen. Wäre etwas passiert, Belt ­Center” in ­Windhaag bei Freistadt. 16

Unternehmen Eisendorf Im Gruppenfoto zu sehen: ein Großteil des inter­- disz­ iplinäres Trosses des „Unternehmen Eisendorf”. Foto: Johannes Wegerbauer Beteiligte Künstler*innen (UNTERNEHMEN EISENDORF 1993): Peter Arlt (AT), Sabine Bründl (AT), Klára Tereza Čulíková (CZ), Gustav Deutsch (AT), Wolfgang Ernst (AT), Pavel Fajt (CZ), Margarete Fischer (AT), Gerald Harringer (AT), Traude Horvath (AT), Margarete Jahrmann (AT), Jiří Kroupa (CZ), Stefan Kurowski (AT), Eva Müllner (AT), Bertl Mütter (AT), Oskar Obereder (AT), Jitka Oltova (CZ), Andreas Ortag (AT), Friedrich Pochlatko (AT), Wolfgang Preisinger (AT), Thomas Redl (AT), Hanna Schimek (AT), Zdeněk Šíma (CZ), Hans Peter Spindler (AT), Helmut Weber (AT), Helga Weule (AT), Udo Wid (AT), Otto Zitko (AT). Stefan Kurowski und Team bei der Performance zum „Fest Eisendorf” am 28. August 1993. Foto: Ali Andress Oskar Obereder testet seine Maschine, die Text in Rauchzeichen übersetzt. Foto: Ali Andress Links: Website http://www.fabrikanten.at/eisendorf Videodokumentation „Unternehmen Eisendorf – Verwehte Grenzen” https://youtu.be/uIvfexYXCB0 Webseite zur Ausstellung im Green Belt Center https://www.ooegeschichte.at/themen/mensch-und-natur/ausstellung-gbc/unternehmen-eisendorf-verwehte-grenzen/ 17

Projekt 18

Ironet & Netrip &IRONNEETTRIP KP1l9oa9ns4fye,&rT1es9nc9hz6eucnhdieEnx,periment IRONET Konferenz (1994) in Plasy, Tschechien. Foto: Die Fabrikanten namentlich, indem wir Eisendorf zu Ironet ­werden lassen. Diesmal 1994, ein Jahr nachdem das analogen Welt begonnenen betreten wir nicht ­Niemands-, intensiven Dialog mit Menschen aber ­Neuland und t­asten uns im Direktorium des europäischen in den Ländern des ehemaligen Internet, auch hier im Learning- Ostblocks f­ortzusetzen. Ein Jahr by-Doing-M­ odus, voran. Nur die Kernforschungszentrums CERN zuvor haben uns noch Briefe wenigsten haben schon eine Idee und Telefonate zur Vorberei- von einer Kommunikation mit das World Wide Web kostenlos tung unseres internationalen Menschen in ­anderen Ländern ­Arbeitssymposiums Unternehmen via Computer und Modem. Dass für die Öffentlichkeit freigibt. Eisendor f im Geisterdorf Pohoří dafür nur der günstige Orts­ na Šumavě ­reichen müssen. gesprächstarif für die Verbin- Nun sind verschiedenste Daran knüpfen wir 1994 an. Auch dung zum nächsten lokalen ­Netzwerke wie APC und eben Server anfällt, klingt u­ ngemein „das Internet” zugänglich, attraktiv. Was heute trivial wirkt, zunächst vor allem in universi- ist für unsere Partner*innen in tären Einrichtungen. Das Netz Tschechien, Polen und Ungarn hilft uns, den bereits in der ein entscheidender Vorteil. Auch aus anderen Ländern melden sich Fremde auf unseren Open Call in den verschiedenen „Boards” und „Newsgroups”. Wir erhalten über 20 Reaktionen, u­ nter anderem aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn, England, Finnland, Deutschland, aber 19

Ironet & Netrip auch den USA, Australien und NETRIP (1996). Wolfgang Zehetner in Die andere gesicherte, aber ­Neuseeland! Heute sind wir zwar seiner Klosterzelle in Plasy (CZ). e­ benso wenig überraschende aus den sozialen Medien ganz Foto: Miloš Vojtěchovský ­Erkenntnis, ist doch die Stadt andere Reichweiten gewohnt, Pilsen nur 25 km entfernt: Das doch damals sind einzelne vom Computerforschungs­ ­tschechische Bier ist ein Traum! Kontakte noch mehr wert als zentrum an der Universität Prag; Dennoch lässt uns die Faszination Likes oder Followers: Gut die Erszebet Kapovi vom Institut von Computernetzwerken nicht Hälfte jener, die sich melden, für Futurologie in Budapest; der los: Darin können sich Menschen lernten wir später im Real Life österreichische Kommunikations- aus verschiedenen Ländern (IRL) auch persönlich kennen. wissenschaftler Tassilo ­Pellegrini; kennenlernen, die einander Aus den Teilnehmer*innen einer der Künstler ­Heath Bunting sonst wahrscheinlich nie treffen virtuellen Konferenz – die im aus Bristol, der sich seit den würden. Nach der persönlichen Austausch von Nachrichten in frühen 1990er-­Jahren mit den Begegnung in Plasy bleiben wir „Mailboxen” und „Newsgroups” damals neuen Medien befasst mit vielen Teilnehmenden via besteht – kristallisiert sich nach und durch ­Netzkunstarbeiten Internet in engem Kontakt. und Performances wie „King’s Zwei Jahre später lassen wir einigen Wochen ein harter Kern Cross Phone-In” 1994 – eine der Konferenz noch ein kleines von zehn Personen heraus, die der ersten Flashmob-Aktionen ­Experiment folgen: Zu Netrip wir als Abschluss des P­ rojektes – bekannt geworden ist. laden wir vier tschechische im Herbst 1994 zu einem Tagsüber tauschen wir unsere und zwei österreichische ­Symposium nach Plasy in ein leer Positionen bezüglich der Zukunft Teilnehmer*innen ein. Aileen stehendes ­Zisterzienserkloster der Kommunikation und der Derieg, Wolfgang Zehetner, ­ nahe Pilsen in Tschechien Medien aus, abends speisen wir Petr Vanicek, Vaníčková Z­ dislava, einladen. Das Kloster ist seit in einem riesigen Klostersaal Jarmila P­ ánková und Milena 1992 einer der ersten Orte für mit barocker Livemusik-Be- Slavická verbringen jeweils drei Künstler*innen-Residenzen in der gleitung vor offenem Kamin. Tage ganz allein in einer der ehemaligen Tschechoslowakei. Eine unserer wesentlichsten alten Zellen vom Kloster Plasy, Zur Ironet-Konferenz reisen Erkenntnisse und Erfahrungen um sich darin mit einer g­ roßen u.a. an: Gerhard Fröhlich, unser aus der Ironet-Konferenz 1994 Frage auseinanderzusetzen: Wer Mitinitiator, Kulturtheoretiker und ist … schrecklich u­ nspektakulär, kontrolliert unsere Zukunft? Leiter des Kulturinstitutes an der aber in der damaligen Techno-­ Universität Linz; Jarmila ­Pankova Euphorie doch etwas ernüch- NETRIP (1996). Milena Slavicka. ternd: ­Real-­Life-Kontakte sind Foto: Miloš Vojtěchovský durch nichts zu ersetzen. 20

Ironet & Netrip Kloster Plasy. Foto: Wolfgang Preisinger Unser kulturwissenschaftlicher lückenhaften ­Seetangnetzen sondern tröstlich, denn wenn Berater Gerhard Fröhlich stellt unseres mehr oder ­minder dazu klar: „Es gibt keine zuverlässigen ­Wissens im die Zukunft offen ist, dann Zukunft. Es gibt bloß ­Ereignisse unendlichen Ozean des – allenfalls ,Zukünfte‘. Die menschlichen ­Nicht-Wissens; können wir mitmischen.” Menschheits­geschichte ist wir können strampeln in den ein D­ ahinstol­pern und keine mehr­dimensionalen Netzen, den Eine andere Frage an die geplante Abfolge von Schritten: kaum entwirrbaren Ver webungen ­Teilnehmer*­innen lautet: Wir können dahin­plantschen, menschlicher Handlungsketten. I­nwieweit verschiebt das Internet uns festhalten an den ­brüchigen, Das ist keineswegs deprimierend, die Grenze zwischen Einsamkeit und Informationsoverload? Wie wir jetzt wissen, suchen wir noch heute nach Antworten darauf. Links: Präsentation auf der Webseite der AGOSTO FOUNDATION https://agosto-foundation.org/die-FABRIKANTEN-ironet Impressionen http://staff.utia.cas.cz/jaja/plasy/plasy.html Website http://www.fabrikanten.at/netrip 21

„Ephesus - Yesterday/Today/Tomorrow” von GustaPvrDoejeuktstch (AT). Alle Fotos: Die FABRIKANTEN 22

Ephesos Ephesos EoThpfheHeiImsstoaosgr,inyTaütrikonei, 1995 Während einer fünfmonati- „Archivearcade” von Margarete Als wir schon mit h­ ängenden Jahrmann & Max Moswitzer (AT) Köpfen abziehen und uns vor gen Residency kommt Gerald der Heimreise wenigstens noch Voller Enthusiasmus fliegen einmal einen Hamam-Besuch und Harringer in New York 1994 wir von Antalia nach Istanbul, eine Genussrasur gönnen wollen, um dort im Österreichischen überrascht uns Dr. Lucius mit mit der türkisch-stämmigen Kulturinstitut dem Attaché einem anderen Vorschlag: Wenn von unserem Vorhaben eines schon Ruinenstadt, warum nicht Künstlerin Ipek Duben auf die völkerverbindenden Projekts mit gleich die Ruinen der ältesten, internationalen Künstler*innen größten und bedeutendsten Stadt Idee, ein Projekt in der Türkei zu berichten. Direktor Dr. Erwin Kleinasiens in Betracht ziehen? Lucius, ein äußerst freundlicher Ephesos, das ist jene Stadt, die zu realisieren. Gleich im Frühjahr und gebildeter Diplomat, lädt mit dem Tempel der Artemis 1995 machen wir uns auf den uns zum Tee und gratuliert uns eines der sieben Weltwunder Weg in die Südtürkei, um dort zu dieser tollen Idee, die wir uns beherbergt hat. Wir besuchten ein Geisterdorf ähnlich wie das aber aus dem Kopf schlagen zwar die Ausgrabungsstätte tschechische Pohoří na Šumavě sollten: Die politische Situation in (siehe Unternehmen Eisendorf) der Türkei sei zu instabil, als dass zu finden. Unbewohnte Ruinen­ so ein Projekt genehmigt würde. dörfer scheinen uns damals der ideale Rahmen für k­ ünstlerische Begegnungsprojekte zu sein. Tatsächlich finden wir den ­verf­allenen Ort Kayaköy. Die griechischen Bewohner*innen sind nach dem Sieg der Türkei 1922 im Griechisch-Türkischen Krieg vertrieben worden. Seit- dem ist der malerische Ort an bewaldeten Hängen nahe der Mittelmeerküste verlassen und genau zu dem ­Geisterdorf geworden, das wir bereits seit Tagen gesucht haben. 23

Ephesos „The Visitors” von Franz Xaver (AT) „Artemis” von Ipek Aksugur Duben (TR) „Souvenir” von Gülsün Karamustafa (TR) Ephesos zuvor, hatten aber gar ­antiker Geschichte. Aber eine Höhepunkt dieses Jubiläums. Die nicht zu denken gewagt, dort durchaus alte, für Österreich Kooperation von Künstler*i­nnen mit zeitgenössischer Kunst in sehr relevante Konfliktlinie aus der Türkei und aus Ö­ sterreich großem Stil zu intervenieren. beginnt uns zu interessieren: funktioniert bestens. Wir b­ rauchen Ephesos spielte in allen Stichwort Imperialismus und ­keine politische P­ rominenz; h­ istorischen Perioden vom Neo- unterschiedliche Identitäts- im ­Gegenteil, wir finden es lithikum bis ins Mittelalter eine erzählungen von Ephesos. gut, d­ ass die k­ ünstlerischen besondere Rolle. Aufgrund ihrer Kurz vor der geplanten M­ anifestationen und Messages geografischen Lage war die Hafen- ­100-Jahresfeier der ­Ausgrabungen als ­Antithese umgesetzt werden stadt Zentrum der K­ ommunikation des Österreichischen Archäolo­ und ein mögliches Miteinander und des Handels zwischen der gi­schen Instituts droht dieser in dem Konflikt aufzeigen. Ägäis und dem a­ natolischen Konflikt zu eskalieren. Alte Im Inneren der berühmten Hochplateau. ­Darüber hinaus ­Ressentiments gegen die seit ­Celsius-Bibliothek baut der war Ephesos ein religiöses jeher in k.u.k-Manier auftretenden M­ edienkünstler Franz Xaver Zentrum von ü­ berregionaler Archäologen kommen zutage, zwei Spiegel mit versteckter Bedeutung. Der Kult der Göttin werden sprichwörtlich ausge- Kamera auf, deren Mechanis- Artemis reicht hier zumindest graben. Der Konflikt kulminiert mus sich über einen Sensor bis an den Beginn des ersten im Storno der Teilnahme seitens beim ­Hineinsehen auslöst und Jahrtausends v. Chr. zurück. der türkischen Regierung am automatisch ein Standbild des Uns ist vor Dr. Lucius’ Angebot, offiziellen Festakt, der in Folge Betrachters auf einer Filmrolle dort zeitgenössische Kunst zu ganz abgesagt werden muss. Der aufnimmt. 4.000 Tourist*­ präsentieren, nicht bewusst, dass inoffizielle Grund liegt womöglich innen werden so Teil eines seit 100 Jahren österreichische in einer zu kurdenfreundlichen Bildarchives mit ­Material für Archäologen in Ephesos graben Politik Österreichs zu dieser zukünftige Archäolog*innen. (oder vielmehr: dass sie dort Zeit. Unser seit vielen Monaten Die in Istanbul ansässige und ­türkische Arbeiter graben ließen). geplantes Ausstellungsprojekt im mittlerweile zu einer der bekann- Und uns ist auch nicht unbedingt Ausgrabungsgelände findet testen Künstlerinnen der Türkei nach schwerer klassischer, ja trotzdem statt und ist e­ insamer avancierte Gülsün Karamustafa Beteiligte Künstler*innen (EPHESOS 1995): Hüseyin Alptekin (TR), Selda Asal (TR), Gustav Deutsch (AT), Ipek Aksügür Duben (TR), Gerald Harringer (AT), Margarete Jahrmann (AT), Gülsün Karamustafa (TR), Michael Morris (US), Max Moswitzer (AT), Hakan Onur (TR), Wolfgang Preisinger (AT), Hale Tenger (TR), Franz Xaver (AT). 24

Ephesos „False World” von Hakan Onur (TR) platziert ihre Installation Souvenir Fotoalben, wie sie damals noch Wochen nach der Ausstellung ge- im Hadriantempel. Die ­Künstlerin Standard sind, Eingang. winnt erstmals in der türkischen lässt an diesem Hotspot Auch etliche andere Projekte der Geschichte eine islamistische eine Fotowand mit Löchern türkischen und österreichischen Partei die Parlamentswahlen. e­ rrichten, in die Tourist*innen zu Künstler*innen brechen das Wir haben nie wieder mehr ­Fotozwecken so gerne ihre Köpfe romantische Geschichtsbild der Besucher*innen als damals. stecken. Was ihnen wohl nicht Besucher*innen und fragen, ob Bis zu 10.000 (!) Tourist*innen bewusst ist: Dass die auf der wir uns in einer wirklichen oder suchen Ephesos in der Hauptsai- historisch anmutenden Fotowand unwirklichen Zeit ­befinden. So son täglich heim. Zwei Wochen abgebildeten Menschen keine sind etwa im großen Ephesos-­ lang sehen sich also Abertau- Berühmtheiten der Geschichte Theater auf der Bühne über- und sende Tagestourist*innen in darstellen, sondern einfach eine dreidimensional zwei Worte aus Ephesos mit zeitgenössischen Gruppe örtlicher Ausgrabungsar- dem islamischen Mystizismus Interventionen konfrontiert. Eine beiter. So finden die ­anonymen zu lesen: „YALAN DÜNYA” Quote, vor der österreichische Tagelöhner auf dem alten Foto (= falsche, unreale Welt). Das Fördergeber heute in die Knie und die Installation selbst kann 1995 auch als politische gehen würden. 1995 war das weltweit in Tausenden p­ rivaten Message gelesen werden. Wenige noch nicht ganz so wichtig. Links: Website www.fabrikanten.at/ephesos Trailer https://ursulablicklevideoarchiv.com/video/Ephesos-The-Imagination-of-History/86110ec7b38a- ce8495032bba584d674a Bericht auf kunstradio.at http://www.kunstradio.at/1995B/ephesus.html Infos zu Gülsün Karamustafa https://en.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCls%C3%BCn_Karamustafa 25

THE GREEN LINE: ENCOUNTER (1996). Grenzgang Foto: WolfgTahnegGPrreeeisninLigneer 26

The Green Line: Encounter The Green Line IEsnrcaoeul/nPtaelrästina, 1996 Peter Arlt im Gespräch mit Teilnehmern und Palästinensern während der nensischen Gebiete vereinnahmt interkulturellen Wanderung. Foto: Wolfgang Preisinger und heute bekannt als West- bank – von Israel getrennt; der Im Oktober 1996 wandern wir einer unbekannten Situation, arabisch dominierte Kulturraum ist vom restlichen Israel mittler- – eine kleine Gruppe Menschen das fasziniert mich, da fühle weile durch eine überdimensio- nale Betonmauer abgegrenzt. verschiedener Nationalitäten ich mich lebendig”, sagt er. Wir für unseren Teil wollen Am 1. November 1996 brechen unsere Blase verlassen und – an einer Grenze, der soge- wir auf. Wir orientieren uns an I­nformationen nicht mehr nur alten Karten und gehen über aus zweiter oder dritter Hand nannten Green Line, entlang Feldwege und Wiesen, stellen über die Medien erhalten. aber bald fest, dass es nicht Nicht zuletzt sprechen wir ja der ehemaligen Landesgrenze immer einfach ist, die „grüne in territorialen ­Kategorien von Linie” zu finden und ihr zu folgen. ­„Wissensgebieten”. Die wollen wir zwischen Jordanien und Israel. Die Green Line ist eine Grenze, erforschen. Der gerade Weg ist die es eigentlich nicht mehr gibt. zwar der kürzere, aber das Krite- Im Gehen und in den Begegnun- Im Sechstagekrieg ist sie von der rium „Kürze” ist oft nur in ­Bezug gen sammeln wir am eigenen israelischen Armee durchstoßen auf Schnelligkeit, Fortschritt von Leib ­Erfahrungen und lernen worden; seither sind die palästi- Bedeutung. Ein Kriterium der dabei. Wolfgang Preisinger ist Moderne also, die wiederum der Initiator und Leiter dieser selbst in der Krise steckt. Die multinationalen und interdiszi- „Face to Face”-Kommunikation plinären Wanderung. „Dieses bekommt in einer Informations- bewusste Sich-Aussetzen gesellschaft eine völlig neue (weil nicht mehr selbstverständliche) Bedeutung. Körperliche ­Erregung steigert unsere Aufnahme- und Erlebnisfähigkeit, ja e­ rmöglicht diese überhaupt erst. 27

The Green Line: Encounter Foto: Akram Safadi Die Österreichische Botschaft NBC via Mobiltelefon ist Teil des schlafe ich in einem Kibbuz.” will das Projekt verbieten. Schon Projektes und wäre unser Druck- beim Abflug wird ­Wolfgang mittel im Fall einer Verhaftung. Jens Windolf, deutscher Architekt, Preisinger am Flughafen Wien Der Vorwurf einer politischen meint: „Ich kann diese Grenze von Mossad-Mitarbeitern Aktion in militärisch ­besetztem nur in dem Augenblick wahrnehmen verhört. In Israel geht es dann Gebiet wäre unzutreffend, mit Kontrollen von Polizei und könnte aber dennoch zu einer oder erfahren, wenn ich sie Militär weiter. Immer wieder gilt Festnahme führen. Umso mehr es Checkpoints zu passieren. als Palästinenser*innen aus der überquere, ihr querkomme.” Manchmal müssen wir über Westbank auf der israelischen ­Mauern steigen oder in u­ nweg-­­ Seite illegal unterwegs sind. „Das Leben ist hier wundervoll, samem Gelände v­ orankommen, Die Wanderdauer von fünf Tagen oft brauchen wir auch nur und die Begegnung von Personen es gibt kein Stück Erde, wo die ­Stacheldrähten, Militärstraßen mit verschiedenem Background oder Absperrungen folgen. In zeigt Wirkung. Dr. Saleh Abdel Sonne und die Landschaft so Hable stoßen wir am dritten Jawad, Direktor eines Institutes Tag unserer Wanderung auf an der Universität Bir Zait, das schön sind wie hier”, meint ein eine 2,5 m hohe Massivbeton- sich mit der Dokumentation alter palästinensischer Hirte, den mauer, die ­Israel tatsächlich zerstörter palästinensischer wir auf unserem Weg treffen. zu errichten begonnen hat. Sie Dörfer beschäftigt, rätselt: Der israelische Künstler Hadas soll einmal mit einem elektro- „Für mich ist das unglaublich, Ophrat hingegen sagt: „Ihr nischen Überwachungs­system macht ein vereintes Europa, ausgestattet werden und nach ich kann das in meinem Kopf ursprünglichen Plänen die ja, ihr versucht doch, euren gesamte Westbank von Israel nicht zusammenbringen, seit trennen bzw. Israel schützen. Reichtum zu verteidigen. Was Aber es wird nur langsam gebaut. drei Jahren darf ich nicht nach Einerseits fehlt es an Geld, ist daran gemeinsam?” Was andererseits an Sinnhaftigkeit. Jerusalem, nicht einmal für eigentlich das Gemeinsame an Als wandernde Gruppe lösen wir Europa ist, wird sich noch zeigen. Befremden aus. Unser obsessives ein Gebet, und heute Nacht Was die Fußreise entlang der Dokumentieren mit Tonaufnahme­ Green Line gezeigt hat: Dass geräten, Videokamera und das g­ emeinsame Gehen im Lauf Fotoapparaten macht Angst, wirkt mehrerer Tage einen besonderen aggressiv. Der ständige Kontakt Rahmen für Völkerverständigung mit Vertreter*innen der inter­ im Kleinen geben kann. nationalen Medienagenturen und Stationen wie CNN, BBC, 28

The Green Line: Encounter Fotos: Wolfgang Preisinger Teilnehmende der interkulturellen Wanderung (THE GREEN LINE 1996): Saleh Abd al-Jawad (PA), Aron Adami (IL), Peter Arlt (AT), Tzippi Ash (IL), Simone Hartmann (DE), Hadas Ophrat (IL), Wolfgang Preisinger (AT), Akram Safadi (PA), Jens Windorf (DE), Moshe Zimmermann (ISR). Links: Projektfolder https://issuu.com/dieFABRIKANTEN/docs/green_line_encounter Website www.fabrikanten.at/greenline Video https://www.ursulablicklevideoarchiv.com/video/The-Green-Line-Encounter/71056ee962db7698cdb- 16422f02110bf 29

MBoitriinsitNiaietToissrlocunhnytd,rAaTSnisAscaEhkuttrraioonpnsepaonr.teur Foto: Team Heinde 30

Tischtransaktion TTIRSACNHSAKTION 2DÖ0se0tue0trs, r2che0i0lc7ahn,,2d10,91927& 2014 Zuerst 1997 beim Festival der durchs Land. Die Student*­innen- Foto: Team Heinde WG tauscht ihren Esstisch mit Regionen, dann seit 2000 in dem einer noblen Villa, der Tisch vereinbart, Gastgeschenke aus der Innviertler Bauernstube mitgebracht, Geschichten erzählt, Deutschland an unterschied- wandert in den Alternativkinder- Essen und Trinken aufgetischt. garten und umgekehrt. In der Auch das Festivalpublikum darf lichen Orten: Von Zeit zu Zeit ­Zufallsgesellschaft der Tischtrans­ an den Tischen Platz nehmen aktionär*innen ­entsteht ein und in der Intimität privater und für sechs bis acht Wochen Netzwerk der Begegnungen. Be- Lebensräume an den Riten der suche u­ nd Gegenbesuche ­werden Gastfreundschaft teilhaben. wechseln Tische ihren vertrau- Im Juni 2000 folgt eine Tischtransaktion im Großraum ten Platz, ihr Heim, empfangen dann – in einem fremden Haus – Gäste und kehren reich an Erfahrung nach einem Monat an ihren angestammten Platz ­zurück. Also: Tische tauschen, um die Kultur der Gastfreundschaft zu pflegen. Was ursprünglich ein Gemeinschaftsprojekt von DIE FABRIKANTEN und Boris Nieslony war, wird seit 2012 von Karin Meiner geleitet und begleitet. „Durchs Red’n kumman d’ Leit z’amm” – das war schon immer so. Auch bei der allerersten Tischtransaktion von 14. bis ­2­ 4. August 1997 in Oberösterreich als Teil des Festivals der Regionen. 56 Tische reisen in zwei Lkw w­ irklich viele Kilometer weit 31

Tischtransaktion Familie Cooper mit Gast-Tisch. Foto: Die Fabrikanten Nürnberg. Wieder beginnen Tische zu reisen, um die Tisch-Gast Alfred Komarek beim Gastfreundschaft zu wecken und zu pflegen. „Am Freitag Festival der Regionen 1997 kommen Gäste zu Franz K. und besuchen ihn in seiner Wohnung mit seinem neuen, dem geliehenen Tisch”, so steht es in der Zeitung. „Die Gäste haben großes Gepäck: Ein Gastgeschenk – wie es sich gehört – und eine Riesenmenge Neugier, wo der Tisch steht, wie er steht, wer Franz K. ist und der wird sich nicht lumpen lassen, die Gäste gebührend zu empfangen – obwohl er sie gar nicht kennt, denn er war ja schon vor einigen Tagen mit seinen Gastgeschenken bei Christiane S. in Nürnberg.” 2007 werden dann Tische in der kleinen Gemeinde Heinde nahe Hildesheim getauscht. Auch im Dorf kennen sich heutzutage nicht mehr alle Menschen. Mit Boris Nieslony, dem Mitinitiator, verbinden uns eine langjährige Freundschaft und weitere Projekte wie z.B. „Tische über 2 000 Meter” (1996), „MA” (2002-2004), „Exchange Radical Moments! Live Art Festival” (2010-2011) oder „Die Kunst der Begegnung” (2011 und 2013). 32

TISCHTRANSAKTION TISCHTRANSAKTION Tischtransaktion an unterschiedlichen Orten: Region OÖ. (A 1997), Städteverbund Erlangen/ Fürth/Nürnberg/Schwabach (D 2000), Dorf Heinde Listringen (D 2007) Links: Website http://www.fabrikanten.at/tischtrans Trailer https://www.ursulablicklevideoarchiv.com/video/Tischtransaktion/b147883ad1ad8176d0a00f6ffedb6eb9 Blog der Tischtransaktion Rheinland-Pfalz https://blog.tischtransaktion.de/ Facebook-Page https://www.facebook.com/tischtransaktion Projektwebseite auf „LandArbeit07” http://www.landarbeit.org/projekte/fabrikanten/projekte_fabrikanten.html Über Boris Nieslony http://paersche.org/artists/boris-nieslony/ 33

Florian Sedmak. Foto: WolfgaPnrogjPerketisinger 34

Linz-Venedig zu Fuss zLIuNFZu–SVESNEDIG Österreich, Italien, 2005 Der Plan: einen Teil Europas 17 Tagen mit durchschnittl­ich Karnischen Alpen, durch Friaul 33 km pro Tag legt er insgesamt und Julisch-V­ enetien an die alleine und zu Fuß auf einer rd. 570 km ­zurück. Mit minimalem Lagune von Venedig. Jeden Gepäck und knapper ­Reisekassa Tag erhalten I­nteressierte Linie von Linz nach Venedig macht sich der aus Bad Ischl einen K­ urzreisebericht als SMS. s­ tammende Wanderer auf den 2009 entsteht dazu mit Anatol queren. Über die Alpen bis ans Weg: Aus dem Ballungsgebiet des B­ ogendorfer der ­experimentelle oberösterreichischen Zentralraums Dokumentarfilm „Von Linz nach­ Meer. Die Tat: Im Juni 2005 durch das Alpenvorland, über das Venedig. Zu Fuß über die durchquert F­ lorian Sedmak Tote Gebirge, den Dachstein, die (Texter, Autor, ­Musiker, Künstler Hohen Tauern, die Kreuzeck- Alpen ans Meer” (20 min). und langjähriger Wegbegleiter gruppe, die Gailtaler und die von DIE F­ ABRIKANTEN) Städte, Dörfer, Reihenhaussiedlungen, Gewerbeg­ ebiete, Wälder, freies Land und B­ ergwildnis. In nur ­ 35

Linz-Venedig zu Fuss Auszüge aus dem Reisebericht: Etage weiter auf die Rosseben tausend Meter h­ öher gelegene (die südlichen Gipfel, das ist Compton-Hütte, der leichtes­ Mittwoch, 22.06.2005 schon Italien) und in langer te auf eintöniger Forststraße. Zwölf Kilometer bis zwölf Halbkurve knapp unter der Der friedliche Nachmittag zieht Uhr. Die Autobahn steht auf B­ aumgrenze auf die kleine Salz­ sich wohlig in die Länge. Stelzen hoch am Hang, im kofelhütte unter den brüchigen Tal kosten Biker die Kur ven grau-schwarzen Schiefergipfeln. Samstag, 25.06.2005 ­ aus. Deutsche schauen aus Auf einer Bank am ­Waldrand Abschied am und vom Gipfel. ­ dem Autobusfenster, was die geht es gegen ­Mitternacht Auf der anderen Seite am Landschaft hergibt. Mittag auf zu, als ein Fuchs den Kopf W­ andfuß entlang, im Wald auf dem Stadtplatz von Gmünd. aus dem Dickicht steckt und eine Alm hinunter und weiter ins Langer Asphalt bis Liesenhofen, vor der Stirnlampe flüchtet. Tal bis in das in der M­ ittagshitze ein kurzer Regenguss wäscht ­brütende Grafendor f an der die drückende Schwüle weg. Freitag, 24.06.2005 ­Straße nach Kötschach-Mauthen. Greifenburg: Kaffee, Vorräte Über dem Fußballplatz steht die Donnerstag, 23.06.2005 ­aufstocken, Wanderkarten­ Luft. Die Zeit dehnt sich und Vom südlichen Möllufer aus kauf am Gemeindeamt. Der zieht sich wieder z­ usammen. ein erstes Steilstück und bald am ­Brunnen unters Wasser Der Samstagabend bahnt sich sanft in dichtem Wald steigend gehaltene Kopf ist nach einer an in Kötschach-Mauthen. auf die Mernikalm, höher auf Viertelstunde ­wieder trocken. ­Gastgartenbetrieb, tief gelegte die Mösernhütte, auf ver­ Drei Wege ­führen auf die Boliden patrouillieren auf den wachsenem Weg noch eine zwei, drei Straßen. (…) 36

Fotos: Florian Sedmak Links: Website www.fabrikanten.at/venedig Trailer „Von Linz nach Venedig” https://vimeo.com/202380709 37

Botschaft Europa Zeljka Jovic (RS), Ausschnitt Filmstill TRIVIAL EUROPE (2007) 38

Trivial Europe EBUORTOSCPHAAFT EFTThiRslIsemVseIdAnsLoa&klEouULni:Rv2iOek0Pir,0EpN7ooovil,S2a0d0,5Libnizs, 2006 Was ist an Europa ­europäisch? TRIVIAL EUROPE (2007) mit Videokameras begleiten die Gäste ihre Gastgeber*innen für eine Nacht. Gibt es das überhaupt? Jedes verruchte Kneipen, auf einen wir uns selbst als Gastgeber Land ist mit klischeehaften Minigolfplatz. Alles zwischen zur ­Verfügung stellen und vier Sonnenuntergang und Sonnenauf- ­Künstler aus den baltischen Bildern vorbelastet. Aber gang. Wir begegnen Fremden und Staaten zu uns nach Linz einla- dokumentieren diese Begeg- den. In dieser Nacht ist gleich welche Rolle spielen diese nungen mit Mini-DV-Kameras. etwas Ungewöhnliches passiert. Zum Testen dieses Formats Gerald Harringer: „Bei der Images für vernetzte und und zum Erproben der Rol- Tour mit meinem Gastkünstler len fabrizieren wir im Februar ­kulturaffine Zeitgenoss*innen? 2005 einen Prototyp, bei dem ­Redas durch das Industriegebiet Mit diesen Fragen im Gepäck kommen wir um Mitternacht zum unternehmen wir nächtliche Streifzüge durch Europas Hinter- zimmer. Thessaloniki, Novi Sad, Linz, Essen und Liverpool: Es sind Orte mit industrieller Prägung, die wir – entlang einer Diagonale quer durch Europa – für unsere Entdeckungsreise auswählen. Sogenannte „second or third Cities”, darin Linz nicht unähnlich. Unsere Local Guides statten wir mit Stirnlampen aus und folgen den Einheimischen eine Nacht lang an die von ihnen ausge- suchten Plätze. Zur allerersten Aldi-Filiale zum Beispiel, in 39

Botschaft Europa Filmstills TRIVIAL EUROPE (2007) Segelflugplatz am T­ ankhafen. im Schnee, das Abspielen des über ihre Sex- und ­Alkoholkonflikte Unser Ziel ist die Donau. Ich Videomaterials wird gefordert während des Ramadan. filme ein paar Schwäne im und mit dem Entsenden von In Essen im deutschen ­Ruhrpott Mondlicht. Am Weg zurück zum Tauchern auf den Donaugrund werden wir von ­ortsansässigen Auto zerreißt das Quietschen gedroht. Das Ganze hat noch ein Künstler*innen zu einem von bremsenden Autoreifen die Nachspiel, aber eines mit Happy ­Lieblingsfußballplatz, zur Stille. Wir werden Opfer einer End: Eine Leiche wurde anschei- allerersten Aldi-Filiale und zu unfreundlichen Polizeikontrolle, nend doch nicht gefunden … einer Abraumhalde begleitet. ausgelöst durch einen Anruf Die Reise durch das nächtliche Das laute und queere Liverpool des ­Tankstellenpächters, der Linz hat jedoch auch anderes präsentiert uns die in der Stadt uns sonderbarerweise von zu bieten. Alles in allem ist es bestens bekannte Dragqueen seinem Büro aus beobachtet ein Potpourri aus glühendem bei unserer nächtlichen Tour. Wir hat und ernsthaft behauptet, Stahl, leicht beschädigten erleben im Morgengrauen am wir hätten einen großen Sack Schwedenbomben, verrosteten Strand aber auch die Stille und aus dem K­ offerraum meines ­Frachtschiffen und ­leuchtender ein Konzert mit Singender Säge. Autos zur Donau geschleppt Architektur. Monate später, (Anmerkung: es war ein kleiner, in Thessaloniki, führt uns ein Andreas Ungerböck schreibt leichter Rucksack mit einer Computerverkäufer und Blogger in ­einer Rezension im ray Videokamera!). Grund genug, in seine Lieblingskonditorei, F­ ilmm­ agazin zum ­Dokumentarfilm dass bald ein zweiter Streifen­ eine Ex-Hochspringerin auf den „Trivial Europe”, der 2007 wagen bei uns haltmacht und Minigolfplatz ihres Vaters und ­entsteht: „Diese filmische eine strenge Polizistin eifrig zu ein Architekt zu einer besetzten Reise erzählt wenig über die ermitteln beginnt, nachdem sie Universität. Bei unserer nächsten den litauischen Pass meines Tour durch Novi Sad erzählen uns ­Befindlichkeit der Reisenden, mit Bart und Baskenmütze Einheimische ihre persönlichen o­ hnehin verdächtig aussehenden Geschichten und Erlebnisse über aber sehr viel über die der Kollegen öffnet.” Ein Polizist das ­NATO-Bombardement 1999 heftet sich darauf an die Spuren und zwei junge Roma berichten Einheimischen, also jene, die üblicher weise außen vor, bloße Staffage bleiben. DIE FABRIKANTEN haben mehrere Stadtbewohner, 40

Trivial Europe darunter den serbischen Filme­ während der amerikanischen r­eflektiert: „Der Film hat mich macher Želimir Žilnik, gebeten, Bombenangriffe zerstört worden sehr an etwas erinnert, das ihnen jeweils die eigene Stadt war. Und Verschwinden ist ein Serge Daney einmal gesagt aus einem sehr subjektiven Grundthema des Films – ob hat, als er seine Lieblingsfilme Blickwinkel zu zeigen. Ausge­ es das Haus in Novi Sad ist, beschrieb, diese ganz speziellen rüstet mit Stirnlampen machen in dem Želimir Žilnik als Kind Filme, wie er sie nannte. Beim sich diese sehr speziellen lebte, oder das ehemalige Dorf (wahren) Reisen geht es um die Fremdenführer an Orte auf, die St. Peter bei Linz, das von den magischen Zufälle, um die Magie der gewöhnliche Tourist vermut­ Nazis plattgewalzt wurde, um ein der Nacht, die Entdeckungen, die lich nicht zu sehen bekäme. Es riesiges Stahlwerk zu errichten. unerklärlichen Wunder und die sind Orte, die zum einen – für Dafür entsteht rundum Neues, verschwendete Zeit. Dieser Film denjenigen, der sie aufsucht – Seltsames, wie der platzlose ist einzigartig, es ist eine wahre eine persönliche Geschichte Porscheplatz in Essen oder Reise, eine verschwendete Zeit. erzählen (Clubs, Bars, Cafés), das Kunstmuseum Lentos in Und wenn ich verschwendete andererseits solche mit histo­ Linz, das wie ein eben gelan­ Zeit sage, meine ich das als rischer Dimension, wie die neu detes Raumschiff aussieht.” das schönste Kompliment, das eröffnete Brücke über die Donau Und Jurij Meden, Filmkritiker und ich wirklich machen kann.” in Novi Sad, die im Jahr 1999 Kurator in und aus Slowenien, Teilnehmer*innen (BOTSCHAFT EUROPA 2005-2006): Evgenios Balassis (GR), Marina Diafa (GR), Johannes Gramm (DE), Ralf Haarmann (DE), Peter Hagerty (GB), Gerald Harringer (AT), Roger Hill aka Mandy Romero (GB), Ian Jackson (GB), Zeljka Jovic (RS), Kostas Karderinis (GR), Filip Markovinovic (RS), Karl-Heinz Mauermann (DE), Vladimir Radisic (RS), Michael Rusam (AT), Florian Sedmak (AT), Tamasine Seibold (GB), Wolfgang Preisinger (AT), Chrisi Theodoridou (GR), Daniela Tost (DE), Zelimir Zilnik (RS). Links: Website www.fabrikanten.at/trivialeurope Dokumentarfilm „TRIVIAL EUROPE” https://youtu.be/8RtX0dn0j6o 41

Club Real (DE): „Tarzahn von Marzahn”. ExchangFeortoa:dPicaaslsmanotments 42

Exchange radical moments! REXACDHICAANLGMEOMENTS! BLRL2ii0eivvg1reea0lr,AipnbSrioł,tsuoBFb2liet,f0osLu1tlor1ianvt,a,dClSohtniso,icPnkaahruoi,slL,imPn,rza, g, 11.11.2011. Pause. Die Zeit Beatrice Didier (BE): „Into Your Arms” zum Austausch mit Queer- & Transgender-Kunst ins Tranny kurz anhalten. Zum Beispiel beiden Strange Passions Cafés. Hotel ein. Chisinau, Moldawien: Menschen treffen sich anonym Schräge Tanzperformances auf in Linz. Ein weißbärtiger zu einem vereinbarten Termin öffentlichen Plätzen, in Bussen, und tauschen, hinter Masken, am Flughafen. Riga, Lettland: eine O­ bdachloser öffnet bereitwillig ihre persönlichen Leidenschaften lange Menschenschlange bei aus. Liverpool: Transgender-­ einer Demo zum Thema „­ marching die Arme und umarmt eine Frau Künstlerin Mandy Romero lädt die Öffentlichk­ eit zu einer Begegnung, mit rotem Schal; eine junge Frau in Dreadlocks stimmt mit einem Lächeln zu; die Kassiererin in der Drogerie steht hinter der Kasse von ihrem Stuhl auf und beugt sich über das Förderband, um Beatrice Didier – die eben darum bittet – zu umarmen. ­Szenenwechsel. Eine Markthalle in Bitola, Mazedonien: Einen gan- zen Tag werden von Rob Andrews und lokalen Kunststudent*innen Fußwaschungen in der Einkaufs- meile angeboten. Zur gleichen Zeit in Berlin: Im Theatercafé des HAU (Hebbel am Ufer) öffnet Kate- rina Kokkinos-Kennedy vom Triage Live Art Collective eines ihrer 43

Exchange! radical moments! on behalf of nothing and every­ Links: Cousin Pia (Katrin Wölger) mit Kulturstadtrat Erich Watzl. „Tranny Hotel” in Liverpool von Mandy Romero (Roger Hill) feiert. Das TV-Studio in Berlin strukturiert thing”. Nochmals zurück in Linz: und kommentiert die Videostreams. Rechts: Tatiana Fiodorova (MD): „Moldavian Land” Ein „entführter” gelber Touristen- zug bringt unter dem Titel Fremd innen im Hochhausdschungel Eye Walk von Myriam Lefkowitz, gehen die Passagiere in einen der Vorstadtsiedlung mit seiner mit sowie elf kulinarisch extrem Nachtclub, in ein Priesterseminar, erfundenen Identität; dann gibt es exzentrische Rezepte inklusive ein Gefängnis, eine Synagoge, noch Tangotänzer*innen vor den Verkostung und Rezepttausch- zu einer Flüchtlingsfamilie an allgegenwärtigen Überwachungs- börse bei exchange radical den Küchentisch, anstatt zu den kameras am Hauptbahnhof oder recipies von Raumlabor Berlin. üblichen Sehenswürdigkeiten. One-to-One-Stadtführungen, Vieles wird an diesem Tag Wieder Berlin, diesmal in einem blindlings und tänzerisch, beim g­ etauscht, Radikales (vom Außenbezirk, einem ­seinerzeitigen DDR-Gebiet: Tarzahn, der edle Wilde aus Marzahn von Club Real konfrontiert Anwohner*­ 44

Exchange radical moments! Triage Live Art Collctive (AU): „Strange Passions Cafe”. Foto: Katerina Kokkinos-Kennedy ­lateinischen Radix = „Wurzel”) momenten und von sich selbst Online-Gate mit Livestudio und weniger Radikales. Manchmal in dieser seltsamen Welt. g­ ewöhnen. Auch unser damaliger nur kurze Momente, Augenblicke, Das Live Art Festival EXCHANGE Blogger, „der Elf von Kölle”, hat intensive Eindrücke, Pausen im RADICAL MOMENTS! an einem damit seine Schwierigkeiten, wie Alltagsgeschehen. Aber alles Tag zeitgleich in elf europäischen er am 11.11.2011 schreibt: live, oft außerhalb der eigenen Städten zu organisieren und für „Ich übe. Meine Wahrnehmung ­Komfortzone, ergebnisoffen, ein erweitertes Publikum aus ­allen übt, die Ereignisse in Akkorden ohne Airbag und Sicherheits- Städten Livestreams anzubieten, wahrzunehmen. Das Gehirn netz. Das Publikum wird im ist 2011 noch eine ­ziemliche macht das unentwegt in der ­öffentlichen Raum spontan technische Herausf­orderung; noch realen, dreidimensionalen Welt. dazu (zum Publikum) gemacht, mehr aber eine künstlerische. Die Man könnte denken: Durch die überrascht und mit etwas Neuem live und großteils im öffentlichen Zweidimensionalität der Ober­ konfrontiert. ­Andere Räume – ­ Raum stattfindenden Projekte fläche, des Monitors, wird die in denen wiederum die passive sind ja für das „richtige Leben” akkordhafte Wahrnehmung ein­ Zuschauer*i­nnenrolle an den geschaffen und nicht für ein facher. Für mich nicht. Ich muss Nagel gehängt wird, können ­Streamingprogramm. Dennoch mich in zweifacher Hinsicht wissentlich betreten werden: reizt uns der Versuch dieses extre- bekämpfen, da ich in der realen zur Erforschung von Kommu­ men Spagates. Nicht alle können Welt eben die akkordhafte Wahr­ nikation, Grenzen, Begegnungs­ sich an das von uns g­ eschaffene nehmung reduzieren will. Ich 45

Exchange! radical moments! Rob Andrews (US): „Bitola Clean” möchte eher die einzelnen Töne wie ich – möglichst gleichzeitig Lefkowitz, FR) gefällt mir. Ich herauslösen, möglichst lang – die Kommentare schreibe, den stelle mir die Situation des und unverändert in mir klingen Live-Stream benutze, Facebook Performers und seines Gastes lassen, um eine größere Tiefe zu und YouTube besuche, Hinter­ so vor, wie die Konstellation von erlangen. Wenn ich den Monitor, grundinformationen sammle über Lehrer/Meister und Schüler im das Inter face, die Oberfläche die Akteure, hin- und ­herdüse fortgeschrittenen Zustand, in anstarre, habe ich die (zwanghaf­ zwischen Liverpool und Riga. dem schon G­ leichberechtigung te?) und (vielleicht befangene?) Und ich versuche v­­ orzustellen, herrscht. Der Lehrer hat auch Vorstellung, dass ich von der wie die Beschleunigung eben die keine andere Aufgabe, als Oberfläche nicht abrücken kann.” Ereignisse aufhebt. Ich fluche mit dem Schüler gemeinsame Und weiter beschreibt der Blogger ab und zu saftig, in meiner Spaziergänge zu machen und bei die Tücken der digitalen Welt- Sprache, dass ich immer und Gelegenheit aufzuzeigen, was in wahrnehmung – wohl nicht nur für immer diese peinliche Blendung seiner Betrachtung, in seinem Nachkriegsgenerations-Boomer: Multitasking-Persönlichkeit auf Wahrnehmen eine Bedeutung „Mitgehen. 12 Uhr 30 – noch mich aufzwinge. Ich habe aber erlangt hat. Nicht sprechen, keine Zustandsveränderung. gesagt, ich muss mich steigern. nur zeigen. ­Hinweisen. Es ist Ich versuche die Zeit damit zu Adios! Der Elf von Kölle.” halb elf. Zeit zum S­ chlafen. überbrücken, dass ich meine Um halb elf hält er fest: Gute Nacht wünscht Euch: ,technischen‘ Fertigkeiten übe, „Die Idee ,The Eye Walk‘ (Myriam Euer Halbelf aus Kölle!” 46

Exchange radical moments! Performances in 11 europäischen Städten an einem Tag. Fotos: ausführende Künstler*innen und Passant*innen Beteiligte Künstler*innen (EXCHANGE RADICAL MOMENTS! Live Art Festival 2010-2011): Luis Alvarez (ES), Amel & Elisa Andessner (AT), Rob Andrews (US), Malena Beer (AR), Bettina Blanc Penther (FR), Jörn J. Burmester (DE), Scott Burnham (UK), Fernando Cabral (FR), Jo Clifford (UK), Francesca Cogni (IT), Club Real (DE), Béatrice Didier (BE), Lorena Dozio (FR), Claudia Eipeldauer (AT), Sibylle Ettengruber (DE), Benjamen Evans (US), Faculty of Invisibility (DE), Tatiana Fiodorova (MD), Regina Fiz (ES), Aleksandar Grozdanovski (MK), Eva Hertzsch (DE), Claudia Hochedlinger (AT), Toby Huddlestone (UK), Biljana Isijanin (MK), Pilar Jaramilo (CO), Selin Kocagöncü (TR/CA), Anne Lacouture (FR), Phillip Lammer (AT), Ane Lan (NO), Cécile Lavergne (FR), Robert Lawrence (US), Myriam Lefkowitz (FR), Raoul Marek (CH), Vincent Martial (FR), Noa Nahari (IL), Jürgen O. Olbrich (DE), Adam Page (UK), Lazlo Pearlman (US), Performer Stammtisch (DE), Thomas Pohl (AT), raumlaborberlin (DE), Mandy Romero (UK), François Sardi (FR), Rae Spoon (CA), Barbara J. Scheuermann (DE), Thom Shaw (UK), Sisyphos, der Flugelefant (DE), Ad- rian Turrell-Watts (UK), theaternyx / Claudia Seigmann & Markus Zett (AT), Igor Toshevski (MK), Triage Live Art Collective (AU), VerlegtVerlag (DE), Katrinamuri Wölger aka Cousin Pia (AT), Jonny Woo (UK), Stefanie Wuschitz (AT), Martin Zet (CZ), 6th Hour Productions (UK). Links: Festival Videodoku https://youtu.be/WR3jlg2alQ8 Festival-Blog https://exchangeradicalmoments.wordpress.com/ Website www.fabrikanten.at/moments Videodoku Tranny Hotel Köln https://youtu.be/VTluMQMJ6vA dorf tv-Video zu den Projekten in Linz https://dorftv.at/video/3273 Trailer https://youtu.be/2d0QPxGKBgs 47

Wam Kat (NL) im und am HafensternPirnoLjienkzt 48


Like this book? You can publish your book online for free in a few minutes!
Create your own flipbook