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Interview mit Günter Timischl

Published by Wingsdesign Werbeagentur, 2016-05-15 03:14:24

Description: Ausführliches Interview mit dem STS-Drittel Günter Timischl aus dem Jahr 2014.

Keywords: sts,langhans,timischl,fürstenfeld

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Das Feuer brennt immer noch!

Informatives aus den Steirischen Seniorenhäusern Günter Timischl Ein Exklusiv-Interview mit dem STS-MusikerWir beginnen in dieser Ausgabe unseres Maga- Man sieht es Günter Timischl zwar nicht an,zins „Echtes Steirerherz“ mit einer Interview- aber auch er zählt bereits zur „GenerationReihe, die Ihnen interessante Persönlichkeiten 60+“. An welchen Projekten arbeitest Du der-aus Musik, Kunst, Sport und Wirtschaft näher zeit, oder genießt du bereits den Ruhestand?bringen soll. Diesmal hat Michael Langhans das„T“ der Musikgruppe „STS“ getroffen: Günter Ti- Günter Timischl: Ich arbeite an meinem Vorru-mischl. hestand und ich schwöre dir, das ist eine ge-Die beiden kennen sich seit vielen Jahren, haben waltige Aufgabe. (lacht) Wir sind heuer, genausich jedoch zum ersten Mal zu einem Interview- in diesem Jahr 2014, in der absoluten Ruhe undtermin verabredet... planen für 2015 noch ein paar Schlusskonzerte, die sich auf die Hauptstädte der BundesländerIch treffe Günter Timischl an einem angeneh- beschränken werden und im deutschen Raum.men Vor-Frühlingstag auf seinem Bauernhof in München, Nürnberg, Würzburg bis Stuttgartder Nähe von Fürstenfeld. Im Innenhof zeige – auch dort werden wir ein paar Großstädteich mich stets auf´s Neue vom selbst geschaf- noch mitnehmen. Das wird dann mehr oderfenen und auf angenehme Art verspielten Am- weniger die Schlusstournee, sollten wir allebiente begeistert. Die liebevolle Gestaltung noch bei Kräften sein.des gemütlichen Eigenheimes erzeugt schnell Eigentlich war schon die letzte Tournee als Ab-eine echte Wohlfühl-Stimmung. Eine kreative schluss gedacht, aber wir haben danach derartMelange aus Bodenständigkeit und neugieriger viele Anfragen bekommen, ob wir nicht dochExperimentierfreudigkeit. Ähnlich der Musik noch eine kleine Runde ziehen könnten. Zu-Günter Timischls. letzt waren wir nur mehr in den großen Hal-Rasch ist entschieden, dass wir sogleich wie- len, was ca. 30 bis 35 Konzerte pro Tourneeder aufbrechen, um die Gunst der Nachmit- bedeutet hat. Für 2015 haben wir nur mehrtagssonne für ein paar Fotos zum Interview zu ungefähr 15 Konzerte geplant und so bleibtnutzen. Eine gute Idee. Durch die doch recht das in einem engen Rahmen von drei Wochen.steife Brise dieses Februartages angetrieben Vielleicht teilen wir das aus Regenerations-führt uns der Weg schon bald in die warme gründen auch auf, weil es ist gar nicht mehrStube des Dorfgasthauses in Altenmarkt bei so einfach, eine Tournee durchzuhalten. DieFürstenfeld. Hier hat sich Günter Timischl bei Wege werden länger und dadurch die Rege-einer Tasse Kaffee reichlich Zeit genommen, nerationszeiten kürzer. Früher haben wir fastum meine Fragen zu beantworten. jeden Tag gespielt, aber die Wege waren kurz.46 ECHTES STEIRER HERZ

Günter Timischl plant mit STS für 2015 noch rund 15 große Konzerte, die er als „Schlußtournee“ bezeichnet.Drei Mal hintereinander in Salzburg, zwei Mal gehalten, dass wir drei bis vier Tage hinterein-in Innsbruck, drei Mal in Wien und fünf Mal in ander gespielt haben und dann zumindest ei-Graz. Da konnte man richtig ausschlafen und nen freien Tag hatten. Nur jetzt, 20 bis 30 Jahredann die Stadt besichtigen. Aber jetzt geht es später, muss man das einfach anders gestalten.wirklich Schlag auf Schlag. Jetzt planen wir dieTournee aber so, dass wir einen Tag auftreten Was macht man an so einem Regenerationstag?und einen Tag frei haben, um sich richtig rege-nerieren zu können. Es ist eine sehr intensive G.T.: Ich habe große Freude daran, mir StädteGeschichte auf Tour zu sein. anzuschauen. Jetzt ist es natürlich so, dass man früher immer neue Städte während einerTour-Was ist das Anstrengendste bei einer Tournee? nee kennen gelernt hat. Jetzt sind wir natürlichDas ist ja auch körperlich relativ belastend. mit den meisten Städten bereits vertraut.Aber man kennt immer irgendetwas noch nicht undG.T.: Man muss sich das so vorstellen: Die das versuche ich dann eben zu finden. Unse-meisten Menschen haben schon einmal einen re Tourneen finden meistens im Winter statt.Langstreckenflug erlebt.Tournee ist wie ein Jet- Also heißt es aufpassen, dass man sich nichtlag. Du baust sukzessive ab und du fühlst dich verkühlt. Gute und sorgfältige Planung ist dasimmer müder und müder, wie bei einem Jet- wichtig, wenn man sich der Kälte aussetzt. Manlag. Aber am Abend, wenn du auf die Bühne hat permanent eine angereizte Stimme undspringst, schießt trotzdem das Adrenalin ein nimmt natürlich irgendwelche Pastillen, die dieund die Nervosität ist die Hölle. Das ist dann Stimme schmieren. Udo Jürgens hat schon im-die Mixtur, die dich wach hält, die dich aufmerk- mer Kamillentee empfohlen. Diese Dinge musssam macht und die dich konzentriert arbeiten man halt streng einhalten.lässt. Am Ende dann, wenn du deine zwei Kiloherausgeschwitzt hast, dann bist noch müder Zum Thema Udo Jürgens. Er wird heuer un-als am Vortag und dann brauchst du irgend- glaubliche 80 Jahre alt. Wird Günter Timischlwann eine Pause. Wir haben das immer so mit 80 auch noch auf der Bühne stehen? uuuECHTES STEIRER HERZ 47

Informatives aus den Steirischen SeniorenhäusernG.T.: Nein, sicher nicht! Ich stehe seit meinem sein wird ist „der Schiffi“ (Schiffkowitz) 70, ichneunten Lebensjahr auf der Bühne. Heute bin 68 und der Gert 63. Dann sind wir allebin ich 66, also ich bin im 57. Berufsjahr. Es ist in einem Alter, wo man schön langsam an dienicht mehr so, dass mich das unglaublich reizt. Pension denkt. Sollte es wirklich eintreten, dassIch weiß nicht, was den Udo Jürgens dazu be- wir dann noch einmal Lust verspüren und manwegt. Naja, er lebt alleine. Vielleicht deswegen. ist so fit, dann kann man irgendwo in einemIch habe ein Haus voller Menschen daheim. Bei Stüberl in einer Seniorenband spielen. Warummir wohnen meine Enkelkinder, meine Lebens- nicht? Das kann auch ein ganz normales Pro-gefährtin Roswitha und drei Hunde. Ich habe belokal sein, wo man sein Hobby pflegt. Mitalso Beschäftigung ohne Ende. Wie lange wird irgendwelchen Freunden, die auch noch lebenes dauern und ich bin Urgroßvater. Dann geht (lacht).alles wieder von vorne los. Gibt es eigentlich ein Erlebnis auf der Bühne,Du bist ein sehr bodenständiger Mensch und dass man als besonders schön erlebt hat undlebst ruhig auf einem Bauernhof in der Nähe das man nie mehr vergisst?Deiner Geburtsstadt Fürstenfeld. Was schätztDu so an dieser Region und am „einfachen“ G.T.: Natürlich gibt es das. Das ist tatsächlichLeben hier? so. Ich habe ein Lied von Bob Dylan übersetzt, „He, alter Liedersänger“, das im Original „HeyG.T.: Ich war mein Leben lang gewohnt, Fürs- Mister Tambourine Man“ heißt. Dieses Liedtenfeld zu verlassen, um Spielen zu fahren. Für spiele ich auf einer kleinen Ukulele. Das habemich hat das Tourneegebiet nach der Fürsten- ich immer alleine auf der Bühne dargebrachtfelder Ortstafel begonnen. Keine Frage. Zuerst und irgendwann kam dann das Donauinselfestsind wir nach Ilz gefahren oder sonst wo hin und dort habe ich es auch gespielt. Die Jungsund dort hat man seine Auftritte gemacht. Und marschieren von der Bühne, kein Mensch istjedes Mal war das „Nach Hause Fahren“ wie- mehr da und ich bin allein. Und dann habe ichder da. Der Auftritt war super, Geld haben wir hinausgeschaut und da standen 200.000 Men-dafür auch noch bekommen – was will man schen und ich durfte für sie spielen. Das warmehr. Dieses Doppelleben zwischen Wegfah- unglaublich. Da läuft es mit kalt den Rückenren und Heimkommen war das Hochspannen- hinunter. Das sind die Dinge, die man sich wirk-de dabei. Das hat mir immer gefallen. Heute lich merkt.ist mein Zuhause mein Ruhepol. Da kann man Natürlich gibt es auch mit der Band einschnei-in Ruhe über etwas nachdenken. Unterwegs dende Geschichten, aber dort teilt es sich mehrhast du keine Zeit zum Denken, da geht es nur auf. Da erlebt der ein manches intensiver, derdahin. Gemma, gemma! Früher hatten wir vor andere weniger. Aber das Erlebnis beim Do-dem Auftritt noch Interviews und haben Rund- nauinselfest werde ich mein Leben lang nichtfunkstationen besucht. Das war ein „G´riss“ vergessen.um uns wie heute etwa beim Andreas Gabalier. Gänsehaut bekommt man auch, wenn manDa wird man nur mehr vonTür zuTür gereicht. etwa in München im „Circus Krone Bau“ spielt.Heute ist das sehr angenehm. Heute muss ich Dort, wo früher schon die Beatles und die Rol-niemandem mehr etwas beweisen. Manchmal ling Stones auf der Bühne gestanden sind. Dasmuss ich sogar aufpassen, dass die Ruhe nicht ist etwas ganz Besonderes. Auch die Nibelun-zu viel wird. Aber ich bin sehr zufrieden so wie genhalle in Passau ist ein sehr geschichtsträch-es ist und wenn 2015 dann die Tournee vorbei tiger Ort, an dem wir bereits aufgetreten sind.48 ECHTES STEIRER HERZ

Gleich hinter der Ortstafel von Fürstenfeldbeginnt für den „Heimatverbundenen“das Tourneegebiet.

Informatives aus den Steirischen Seniorenhäusern Wie war es im Vergleich dazu, als du in deiner wenn du Pech hast, ist sie schwer verstimmt. Heimatstadt Fürstenfeld vor einem prall gefüll- Das spielt aber kaum eine Rolle, da wir sofort ten Hauptplatz auf der Bühne gestanden bist. jemanden auf der Bühne haben, der spätestens Das muss ja auch ein Erlebnis dieser speziellen beim nächsten Lied eine neue Gitarre zur Ver- Qualität gewesen sein. fügung stellt und die andere wird auch gleich restauriert. Na, das ist eine eigene Veranstaltung. Zuhause spielen, das ist das Ärgste was du dir überhaupt „Suchen muaß i eh a Leb´n lang“ ist eine Zei- anschaffen kannst. (lacht) In Graz? Gerne! Alles le aus Deinem Lied „Das Feuer“. Was sucht außerhalb von Fürstenfeld ist Tourneegebiet. Günter Timischl oder hat er es vielleicht schon Jederzeit gerne! Aber in Fürstenfeld hat man gefunden? im Vorfeld so viele Wünsche zu erfüllen. Von Freunden oder Schulterklopfern. Das ist sehr Das Komische ist, du findest immer irgend- fordernd und man will natürlich auch in keinem etwas. Immer ein neues Stückerl vom Leben, Fall „Nein“ sagen, sonst gilt man gleich als ar- das dir Freude und Spaß macht. Es läuft aber rogant. Also, man muss sehr dosiert durch die manchmal auch nicht so gut. Das gibt es ja Welt gehen. Ich habe mir angewöhnt, dass nur auch. Das Leben besteht nicht nur aus tollen mehr meine Freundin Roswitha dasTelefon ab- Momenten. Keine Frage. Die Suche wird auf- gehoben hat. Ich war dann offiziell irgendwo recht bleiben, da wird sich nicht viel ändern! Ich aufTour, sonst wird man mit dem Ganzen nicht hoffe, dass ich das noch lange durchhalte und fertig. Der Auftritt selbst ist dann wie jeder an- dass ich neugierig bleibe. dere.Wenn du auf der Bühne sitzt kann passie- ren was will. Mir ist sogar einmal eine Saite ge- Du machst einen sportlichen Eindruck. Wie rissen und dann lacht man und denkt sich „Das hält sich Günter Timischl körperlich fit? auch noch! Das gehört noch dazu!“ Meistens ist die Gitarre danach nämlich verstimmt und G.T.: Ich bin ein passionierter Frühstücksgolfer. Ganz in seinem Element: Günter Timischl auf der Bühne im Rahmen der STS-Tournee 2005.Foto: Gerald Hirt 50

Das Magazin der Steirischen Seniorenhäuser derFrüher habe ich Tennis gespielt, bin gelaufen, Was waren eigentlich die wichtigsten Stufenmit dem Rad gefahren. Ich habe immer Sport deiner musikalischen Karriere?betrieben. Jedes Alter hat seinen Sport. Golf isteine der schönsten Sportarten im Alter. Man G.T.: Die wesentlichen Stufen waren gleich ambraucht niemanden dazu, der Platz ist der Geg- Anfang meiner Karriere, wie ich ab dem 14. Le-ner. Ich bin immer einer der ersten am Golf- bensjahr als Selbstbestimmter durch das Lebenplatz, das heißt im Sommer kannst du mich gehen konnte. Da habe ich bei einer Band zuschon um halb sechs Uhr früh spielen sehen. spielen begonnen, auch um Geld dazu zu ver-Da hat man Ruhe, der Platz gehört dir und dienen. Nach dem Tod meines Vaters war diewenn man nach der Runde zurückkommt fan- Familie plötzlich ohne Ernährer, wenn man esgen alle anderen erst an zu spielen. Dann gehe so nennen will. Meine Mutter war Kindergärt-ich bereits wieder nach Hause. Das hält den nerin und hat natürlich etwas verdient. AberAlters-Zucker in Grenzen. es war nicht schlecht, dass ich etwas dazu ver- dient habe. Damals habe ich bei einer BandDu machst seit deiner Kindheit Musik. War es namens „Poleros“ angefangen. Die haben alleeigentlich immer klar, dass du die Laufbahn des Stücke gespielt. Die sind mit Saxophon und Po-Musikers einschlägst oder gab es auch andere saune aufgetreten und dort habe ich wirklichPläne für deine berufliche Zukunft? das Handwerk erlernt, wie man so schön sagt. Dort habe ich das erste Mal so richtig vonG.T.: Für mich war es immer klar. Für die El- B-Tonarten gehört, was ich vorher gar nichttern nicht. Mein Vater ist sehr früh verstorben. gekannt hatte. Ich bin vom Flötenspiel gekom-Dadurch bin ich in der Hierarchie aufgerückt. men und da habe ich nur die KreuztonartenMein Bruder ist acht Jahre älter als ich und war gekannt. Der zweite Schritt war dann, dass wirzuhause faktisch nicht mehr vorhanden, der gleich nach der Lehrzeit Berufsmusiker gewor-lebte in einer anderen Zeit. Mit 13 Jahren habe den sind. Das habe ich zwei Jahre gemacht.Wirich mich selbst gefragt „Was willst du eigentlich haben jeden Tag gespielt. Zum Beispiel in Ro-werden?“ und die Antwort war natürlich „Mu- senheim, in Salzburg und in der Austria-Bar insiker!“. Aber richtig! Nicht nur ein Samstags- Villach. Überall in Häusern, die damals in Ös-oder Sonntags-Musiker, sondern jeden Tag! terreich sehr berühmt waren. Im Hotel Bau-Das war ein entscheidender Moment in mei- mann in Leoben waren wir gleich für 6 Mona-nem Leben, denn ab diesem Zeitpunkt habe te. Das Haus hatte ungefähr 300 Zimmer undich mein Ziel verfolgt, was nicht immer einfach die Gäste sind am Abend in den Keller gekom-war. Das war auch mit Entbehrungen und Din- men um uns zu erleben. Auch von außerhalbgen verbunden, die gekostet haben. Was sich sind die Leute gerne gekommen und so warletzten Endes auch im Alter von 25 in einem das Haus meistens voll und wir konnten un-Brand im Probelokal gezeigt hat. Da habe ich ser Engagement Monat für Monat verlängern.mein ganzes musikalisches Vermögen verloren. Dann mussten wir aber zum Bundesheer undJeder von uns. Mit meiner damaligen Gruppe danach haben wir die Magic-Band gegründet.„Magic“ waren wir im Probelokal und dabei Da kamen auch die ersten Erfolge in Richtungist im Holz- oder Kohleofen eine Verpuffung Rundfunk, die erste Schallplatte und irgend-passiert und hat das Haus in Brand gesteckt. wann danach fand der Zusammenschluss vonIn diesem Gebäude war alles aufbewahrt, was STS statt. Dazwischen habe ich auch mit Opuswir uns jemals sehr hart erarbeitet hatten. Da und der Ersten Allgemeinen Verunsicherungwaren auf einen Schlag 300.000 Schilling weg. gearbeitet, um als Musiker überleben zu kön- uuuECHTES STEIRER HERZ 51

Informatives aus den Steirischen Seniorenhäusernnen. Mehr war das nicht. Aber es musste im- weil er singt wie ein Gott und bei anderen fin-mer etwas mit Musik zu tun haben – nur nicht de ich wiederum die Texte bemerkenswert.wieder zurück in einen normalen Beruf. Die Rolling Stones sollen ja angeblich auf einerWelche Musiker bzw. Musikgruppen haben Tournee wieder nach Europa kommen. WirstDich geprägt? du sie dir anhören?G.T.: Natürlich die Beatles, Stones,The Who. Im G.T.: Keine Ahnung, das kann ich jetzt nochPrinzip schon die mehrstimmigen Bands. Da nicht sagen. Dieses Ereignis muss ungefährgehören die Rolling Stones weniger dazu. Ich zwei Wochen vor mir liegen, dann kann ichdenke da an die Beatles, die Beach Boys, The mehr sagen. Ich war übrigens nie wirklich einWho, die Yardbirds und, und, und. Die gab es begeisterter Konzert-Geher. Die Konzerte, diedamals ohne Ende, aber die genannten Grup- ich erlebt habe, reduzieren sich auf zwei Malpen kennt man heute noch. Bei den Stones zehn Finger. Dabei war eines der besten einhat mir der Rabaukenstil sehr gefallen. Lustig Konzert von Chicago. Dann war ich auf einemwar, dass das Management der Beatles und der Konzert von The Who. Da hat mir allerdingsStones immer versucht hat, die Fans in zwei die Vorband noch besser gefallen. Das war dieGruppen gegenseitig auszuspielen. Die einen Band „Golden Earring“, die damals das Liedsind die Braven und die anderen die Bösen. „Eight Miles High“ derartig toll gespielt hat. DieDabei sind beide Bands in den Kneipen zusam- „Who“ waren dann eher enttäuschend. Damen gesessen und haben sich blendend ver- habe ich gesehen, dass eigentlich alle nur mitstanden. Heute weiß man, dass beide manch- Wasser kochen. Die Gruppen hatten unglaub-mal gleich bös waren. (lacht) liche Aufbauten, die wir uns niemals hätten leis- ten können. Aber das waren Welt-Bands, keineGibt es für dich aus der jetzigen Generation Frage. Inzwischen könnten wir uns das auchvon Musikern bemerkenswerte Künstler? leisten, aber die Frage ist, ob das wirklich not- wendig ist. Wir haben eben unseren Stil undG.T.: Ja, „Ich & Ich“ hat mir zum Beispiel in der der gefällt unseren Fans und es gibt Gruppenletzten Zeit sehr gefallen. Oder jetzt auch der mit anderen Vorstellungen, die dann wieder ei-Bruno Mars. Es gibt pro Jahr nur zwei bis drei gene Anhänger findet. DieseVielfältigkeit soll esLieder, die dann überbleiben... ja auch geben.„Doch a poar Liada wenn ma Glück hom bleim, Ein bekannter Musiker hat einmal gesagt: „Je- die nimmt uns kaner mehr weg, des meiner Lieder ist wie ein Kind für mich, dasdie heb ma uns für´n nächsten kolten Winta auf, ich mit mehr oder weniger Anstrengungen in die Welt gesetzt habe.“ Auf welches Lied, das in an sicharen Versteck.“ Du geschrieben hast, bist Du am meisten stolz?Das ist ein Zitat vom Schiffkowitz, das mir im- Oder sind es gleich mehrere?mer sehr gefallen hat. Eine tolle Zeile. Das er-wähne ich gerne, weil diese Zeile prägt dich, G.T.: Es ist so: Wenn du gerade an einem Liedwenn du sie einmal gehört und auch begriffen arbeitest hörst du es sehr oft. Du merkst wiehast, worum es da wirklich geht. Diese paar es wächst. In diesem Sinne stimmt die Aussa-Geschichten bleiben über. „Ich & Ich“ ist eine ge „Kind“ schon. Es gibt aber auch Kinder, fürtolle Geschichte mit gescheiten Texten. Ge- die man sich fremdschämen muss. (lacht laut)nerell ist mir egal, ob die Musik deutsch- oderenglischsprachig ist. Bei dem einen gefällt es mir,52 ECHTES STEIRER HERZ

Das Magazin der Steirischen Seniorenhäuser derWenn du im Nachhinein weißt, was du hättest spielen, weil das Lied live einfach viel besser ist.besser machen können und es ist dir nicht ge- Ich bin zwar auch im Studio ein guter Musiker,lungen – diese „Kinder“ gibt es ganz einfach, aber live bin ich halt immer besser. (lacht) Ichum in diesem Terminus zu bleiben. brauche das Licht, die Leute, ich brauche den„Das Feuer“ ist als komplette Komposition si- ganzen Stress damit ich explodiere.cher eines meiner besten Lieder.Von den letz-teren Songs ist „Die Zeit“, mit dem Text vom Kannst du eigentlich euer Lied „Fürstenfeld“Kollegen Schiffkowitz, meiner Meinung nach überhaupt noch hören?unglaublich gelungen. „Das Wunder meinerSeligkeit“ hat als Liebeslied betrachtet natürlich G.T.: Natürlich, ich habe da keine Aversion da-eine gewisse Einmaligkeit, weil es sehr verspielt gegen. Ich lege es mir ja nicht daheim auf. (lacht)ist. Das sind Nummern, die man auch auf der Ich höre es ja zwei bis drei Jahre gar nicht, bisBühne gerne spielt. Da weiß man: „Das ist ein wir es auf Tournee wieder spielen. Das ist eingutes Lied!“. Lied, wofür man keine Probe braucht. Aber duVor der Entstehung des Songs „Das Feuer“ spielst es trotzdem in der Probe zum Konzerthat es öfter geheißen, dass es jetzt wohl bald durch, damit du die Anfänge und alles andereaus sein wird mit STS. Da waren die Neider kennst. Da kommt dann die Frage auf: „Hat eh´sehr laut. Und meine Antwort war: „Nein, nein, jeder das richtige gelernt und weiß eh´ jederBurschen! Das Feuer brennt immer noch!“. noch alles?“. Auf der Bühne ist „Fürstenfeld“Und genau so ist es dann. Dabei gefällt mir die dann wie immer eine eigene Welt. Du fängstStudioaufnahme gar nicht so gut wie die Live- an und alle singen mit. Du brauchst nur mehrVersion. Ich habe dem Rudi in meiner Kneipe zu spielen. Das Lied gehört einfach zu einemmittlerweile verboten, die Studio-Version zu STS-Konzert dazu. Wenn ich ein Konzert der„Gefällt mir!“: Günter Timischl über den Dächern von Fürstenfeld. uuu 53

Foto: Gerald Hirt Informatives aus den Steirischen Seniorenhäusern Live mit den Kollegen Gert Steinbäcker und Schiffkowitz: Für eine Explosion braucht Günter Timischl das Licht, die Menschen und den Stress. Stones besuchen würde möchte ich auch „Sa- Arbeitslosigkeit niederhalten? Wie soll man die tisfaction“ hören. Obwohl ich das auch schon ruhig halten? Mit Geld sicher nicht! Da kannst Millionen Mal gehört habe, glaube ich.Wir sind du Geld drucken ohne Ende bis wir eine Infla- als Musiker Unterhalter und nicht dazu da, um tion haben, die alle Schulden beseitigt. Ich ver- die Leute zu nerven. So sind wir auf die Welt stehe nicht, wie man es so weit kommen lassen gekommen, das wollten wir auch so.Also haltet kann und warum es da keine Verantwortlichen euch bis zum Lebensende daran und wenn ihr gibt. Wie man sich so hinausschwindeln kann, euch selbst jeden Tag neu erfinden müsst, na aus der ganzen Übung? Wie kann ein kleines Bitte, dann tut das auch. Aber wundert euch Land 20 Milliarden Euro an Haftungen einge- nicht, wenn die Menschen aufhören euch zu hen? 20 Milliarden Euro! Ich kann mich erin- lieben. Das ist einfach so. nern, als man das Atomkraftwerk in Zwenten- dorf stillgelegt hat. „Sieben Milliarden Schilling!“ „Großvater“ ist Günter Timischl natürlich auch hat es damals schon geheißen. Das sind Preise, schon. Wie wird die Welt Deiner Meinung die die Jugend noch abzuwickeln hat. Diese nach aussehen, in der Deine Enkelkinder le- Größenordnungen sind unvorstellbar. ben werden, wenn sie Dein derzeitiges Alter Es muss auch energiepolitisch ein Umdenken erreicht haben? geben. Ich habe gelesen, dass man seitens der Lobbys die AKWs wieder forcieren will. Die G.T.: Keine Ahnung! Ich hoffe nur, sie sind fleißig Energiewende mit Windrädern und Photo- damit sie die ganzen Schulden bezahlen kön- voltaik will man schon wieder verhindern. Die nen, die unser Staat fabriziert hat (lacht). Die Energie der AKWs soll billiger sein, wollen uns Entwicklungen sind beängstigend. Wenn die die Lobbys Glauben machen. So wie in Fuku- Schere immer weiter aufgeht wird es irgend- shima? Jetzt gibt es verstrahltes Treibgut vor wann „kleschen“! In Venezuela und in Thailand der amerikanischen Küste. Ich bin gespannt, gibt es massive Schwierigkeiten und in Syrien wie man das wieder abfangen will. Na super! herrscht ein ausgewachsener Krieg. In Portugal Wenn sie so weitermachen, kannst du nur auf und Italien brodelt es auch schon.Wie will man einen Meteoriten hoffen (lacht). Damit die die Jugend in Ländern mit über 50-prozentiger Erde wieder ein bisschen Ruhe hat und sich 54 ECHTES STEIRER HERZ

Das Magazin der Steirischen Seniorenhäuser derneu erholen kann. Der Welt würde es sicher Begräbnis. Deswegen mag ich heute auch nichtnicht schaden. Die hat ja noch ein paar Milliar- mehr zu Begräbnissen gehen. Ich bin diesbe-den Jahre, bis sich die Sonne ausdehnt. Dann ist züglich traumatisiert. Immer haben alle umsowieso Ende – auch das weiß man. Ich kann mich herum geweint und ich habe mir gedacht:mir aus heutiger Sicht nicht vorstellen, dass der „Warum weinen die alle, es ist doch so schönjetzige Zustand länger dauert als bis zum Jahr auf der Welt!“ Vielleicht bin ich auch deswegen5000. Außer sie schaffen die Energiewende in- Musiker geworden, weil mich das ewige Wei-dem man Fusionen weiterbringt, die eben nicht nen gestört hat. Das kann ein tiefenpsychologi-radioaktiv sind. Ich habe gelesen, dass es Wis- scher Beweggrund sein.senschaftler neulich geschafft haben, mit sieben In Beziehung zu meinen Enkelkindern lebe ichBatterien eine Fusion zu erzeugen, mit der man ein ganz normales Leben. Ich lasse mir voneine Batterie füllen konnte. Das ist gut, das ist ihnen nichts bestimmen aber ich helfe ihnenein Anfang! Das ist ein Schritt dorthin. Aber auch soweit es geht und ich überhaupt helfendie Öl-Lobby sagt: „Wir haben eine Technik, kann. So wie meinem Enkelsohn, der geradedie schon seit 150 Jahren funktioniert! Warum seinen „L 17“ Führerschein gemacht hat. Dawollt ihr darauf verzichten? Was sollen wir mit bin ich mit ihm circa 2500 Kilometer mit demdem Öl denn sonst machen, als es zu verhei- Auto gefahren. Seine Mutter hat die restlichenzen?“. Dann versorgt man uns mit so lächerli- 500 Kilometer mit ihm zurückgelegt. Aber eschen Meldungen, dass das Öl sowieso nicht aus ist klar, sie ist in der Arbeit und ich habe Zeit.fossilen Wäldern gebildet wird sondern durch Es war spannend! Vor allem die ersten Kilome-die Erdkrustenreibung.Wenn ich so etwas lese ter, wo er noch nicht so sicher war. Da habedenke ich: „Mit welchem Scheiß werden wir da ich auch gedacht: „Komme ich heute heil nachschon wieder gefüttert?“ Das ist ja unglaublich! Hause?“. Aber er hat das sehr gut gemacht. ErOder ist es wirklich möglich? Wenn man bei ist ein guter Junge. Er kann sehr konzentriertGoogle nachschaut hast du genau wieder acht sein. Das hat mir gefallen.Meinungen zu einem Problem und danach gibtes 16 Meinungen zu den vorangegangenen Wie geht es eigentlich Deinen beiden Freun-acht Meinungen. Es hört nie auf! Deswegen den Gert Steinbäcker und Schiffkowitz?muss man das Leben irgendwie listig und lustigsehen. Es hilft nichts. Sonst packst du das nicht G.T.: Die machen auch Vorruhestand. Die bei-mehr. den sind gerade auf Urlaub in Kuba. Der Gert war schon drei Mal drüben und jetzt hat erWelche Erinnerungen hast Du an Deine Groß- den „Schiffi“ mitgenommen, gemeinsam miteltern? dem Gunter Dorner, dem Programmchef von Antenne. Da habe ich gesagt: „Aha, da fährtG.T.: Ich war ein „Spätkind“. Meine Eltern wa- „SDS“ gemeinsam nach Kuba hinüber!“. Stein-ren schon über 40, als ich auf die Welt gekom- bäcker, Dorner, Schiffkowitz. Das hat mir gutmen bin. Ich habe meine Großeltern eigentlich gefallen.nicht oder nur kaum erlebt, muss ich leider sa- Der Gert hat, glaube ich, eine eigene CD ge-gen. Mein Großvater ist gestorben als ich sechs plant. Bei, „Schiffi“ weiß ich es nicht. DarüberJahre alt war, meine Großmutter als ich 8 war. haben wir noch nicht geredet. Das Thema derDiesbezüglich hatte ich eine wilde Kindheit. Je- letzten Zeit war mehr die Tournee 2015. Wasdes Jahr ist irgendeine Verwandtschaft von mir jeder selbst bis dorthin macht weiß ich auchgestorben und immer war ich auf irgendeinem nicht im Detail. Wir sind aber telefonisch in uuuECHTES STEIRER HERZ 55

Informatives aus den Steirischen SeniorenhäusernKontakt. Ich mit dem Gert ein bisschen weni- rektor“. Ich sorge immer für die Stimmung imger, dafür mit dem „Schiffi“ ein bisschen mehr. Haus, damit es ein bisschen was zum LachenDer „Schiffi“ dafür mehr mit dem Gert. Das gibt.ist so ein Wechselspiel. Aber wenn es um STSgeht erfahre ich alles meistens vom Gert, weil Vielen Dank für das Gespräch und alles Guteer ist unser Personalplaner. Der „Schiffi“ ist un- für die kommenden beruflichen und privatenser „Hofrat“ und ich bin der „Unterhaltungsdi- Pläne! Bei der Lektüre unseres Magazins „Echtes Steirerherz“: Günter Timischl zeigte sich beim Interview sehr interes- siert an der Themenvielfalt der letzten Ausgabe.56 ECHTES STEIRER HERZ

ZUR PERSON 57Günter TIMISCHL wurde am 11.Mai 1948 in Fürstenfeldgeboren. Seine musikalische Laufbahn startete er im Altervon sieben Jahren mit der Blockflöte. Die Liebe zur Musikwurde ihm schon von seinen Eltern in die Wiege gelegt.Bereits mit neun Jahren begeisterte er mit grandiosem Gi-tarrenspiel, was zu frühen Auftritten führte. Seine ersteGruppe trug den Namen „Little Band“. Nach verschiede-nen Engagements gründete er mit Freunden in Fürsten-feld die Formation „Magic 69“, mit der nationale Erfolgeerreicht werden konnten. Im Laufe der Zusammenarbeitmit Gruppen wie „Opus“ und der „EAV“ lernte er GertSteinbäcker und Helmut Röhrling („Schiffkowitz“) kennen.1984 kam für STS mit dem Hit „Fürstenfeld“ der ganzgroße Durchbruch. Seither steuerte Günter Timischl zuinsgesamt elf Studioalben so erfolgreiche Kompositio-nen wie „Das Feuer“ und „Wunder meiner Seligkeit“ bei.2002 wurde er mit dem „Josef-Krainer-Preis“ ausgezeichnetund 2012 erhielten die Mitglieder von STS das „GoldeneEhrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“.Interview und Fotos (S. 45/46, 47, 49, 53, 56, 57): Michael Langhans


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