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GIB Global News

Published by dsmorus, 2022-06-09 14:39:01

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Alumnisektion

ALUMNIBERICHTE Ein Interview von Gabriela Boudez - DSBarranquilla Mert Ich bin in Deutschland geboren und wurde auch hier eingeschult. Hier besuchte ich die Grundschule bis zur 2. Klasse. Aus Beruflichen Gründen meines Vaters bin ich 2013 in die Türkei ausgewandert. Dort wurde ich herzlichst auf die Deutsche Botschaft Schule Izmir aufgenommen, welches ich bis zur 10. Klasse besucht habe. Nach 8 Jahre Türkei, bin ich wieder nach Deutschland nähe Heidelberg umgezogen. Ich habe mich entschlossen hier mein Abitur zu machen, neben der Schule arbeite ich als Aushilfe bei einem großen Mode Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf. Du hast vorher in der Türkei gelebt. Wie empfindest du das Leben in Deutschland im Vergleich zur Türkei? Ich finde beide Länder sehr schön zum Leben, Welche Auswirkungen hatte die Pandemie sowohl Deutschland als auch Türkei. Beide Länder auf dich persönlich? hat seine schöne und schlechte Seite. Türkei ist für mich ein guter Ort zum Entspannen und Die Pandemie war für uns ins der Türkei eine ausruhen. harte Zeit, durch die vielen Lockdowns für Kinder Seitdem ich hier lebe, bin ich selbständiger und Jugendliche. Aber ich habe immer versucht, geworden. Außerdem finde ich es gut, dass hier dass beste aus der aktuellen Situation zu machen, die Infrastruktur besser ausgelegt ist als in Izmir. während der Lockdown Zeit. Na klar, wurde mir Hier in Heidelberg, kann man fast jeden Punkt in mal häufiger Langweilig, aber dann habe ich mich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen, mit kreativen Sachen Beschäftigt. Beispielsweise ob im Nahverkehr oder Fernverkehr. Zudem finde habe ich zuhause Sport gemacht und an meiner ich es gut, dass es hier viel mehr Modelanlage weitergebaut. Die anlaufende Freizeitaktivitäten für Jugendliche angeboten Pandemie, hatte während des Lockdowns keine wird. Ein weiterer Punkt ist, warum ich große Auswirkung auf mich gehabt, jedoch habe Heidelberg liebe, dass es hier sehr viele Impulse ich immer noch Respekt vor diesem Virus. zu Studium und Berufswelt bekommen kann, durch Tag der offenen Türen. Du warst schon bei der ersten Ausgabe der GIB-Global-News dabei. Welche Erfahrungen hast Du dabei gemacht und was würdest du für künftige Ausgaben empfehlen? In unserer ersten Ausgabe des Global News Team, ging es um das Thema „Heimat“. Ich habe dadurch vieles über die Kulturen, Bräuchte und Feste der jeweiligen Länder kennengelernt. Aber auch, dass für viele Heimat eine andere Ansicht weise hat. Ich persönlich habe zum ersten Mal an so ein Internationalen Globales Projekt teilgenommen, ich fand bei der ersten Ausgabe gut, dass wir zum teil gut mit anderen GIB Schulen uns austauschen konnten. Wir hatten die Möglichkeit durch Zoom in Breakout sogenannten Gruppenräumen uns auszutauschen. Das hat mir leider bei dieser Ausgabe gefehlt. 21202

ALUMNIBERICHTE Ein Interview von Jorge Vicaria - DSBarranquilla Juan Pablo Macía Hallo ich bin Juan Pablo Maciá, ich bin 19 Jahre alt und komme aus Kolumbien. Ich habe in der Deutsche Schule Barranquilla gelernt, und nach meinen Abschluss habe ich beschlossen, International Business Administration in Frankfurt zu studieren. Erzähl uns von Deinem Studium und warum Wie ist es für dich, als Ausländer in Du Dich für ein Studium in Deutschland Deutschland zu leben? entschieden hast. Es ist ganz anders, als wenn man als Austauschstudent Ich habe mich für International Business an der hier ist, man erlebt das tägliche Leben unter Deutschen und lernt das Studentenleben wirklich kennen. Also, es Frankfurt University of Applied Sciences entschieden, ist besonders interessant, Kontakt mit dem Arbeitsmarkt zu haben und in andere Aspekte des Lebens als Bürger weil es ein sehr praxisnahes Studium ist. in Frankfurt einzutauchen. Mehrsprachigkeit, Internationalität und Was würdest du Leuten sagen, die in Deutschland studieren wollen, aber Zweifel Multikulturalität sind in den meisten haben, weil sie noch nie dort waren? Lehrveranstaltungen präsent und spiegeln sich auch im Der einzige Rat, den ich habe, ist, alle Papiere im Griff zu haben, immer einen Schritt voraus zu sein und alle Erasmus-Austauschprogramm für das zweite notwendigen Formalitäten zu erledigen, um sich an einer bestimmten Einrichtung einschreiben zu können. Studienjahr wider. Man könnte also sagen, dass der Planst du, nach deinem Studium in dein Studiengang eine hervorragende Grundlage für die Heimatland zurückzukehren oder würdest du ein Arbeitsleben in Deutschland in zukünftige Entwicklung in weiterführenden Bereichen Betracht ziehen? der Verwaltung bietet. Nein, ich möchte mein Studium hier in Deutschland fortsetzen und wenn möglich, ein Berufsleben hier oder Wie hat sich die Pandemie auf deine Stadt, zumindest in Europa aufbauen. Ich denke, dass es hier dein Leben und dein Studium ausgewirkt? viele berufliche Möglichkeiten gibt und ich würde sie gerne nutzen. Nun, die Pandemie hat mein Studium so verändert, wie man es erwarten würde. Das erste Semester wurde also zunächst auf dem Campus und dann online unterrichtet. Das war nicht einfach, aber man gewöhnt sich daran. 21203

ALUMNIBERICHTE Deutsche Schule Sankt Thomas Morus, Santiago de Chile Ich bin Juan Pablo Burgos und studiere Ich bin Gleb Mikhurinskii. Ich studiere BWL an der Uni Hamburg. Ich bin seit 8 Bauingenieurwesen an der RWTH in Monaten in Deutschland und habe Aachen. Das Studium bis jetzt ist richtig Präsenz- und Digitalveranstaltungen. Die kompliziert, weil sowohl die Uni ist schwierig, aber die Sprache kann Lernmethoden, als auch das Niveau von man bewältigen und wenn man sich dem Stoff offensichtlich ganz anders als in anstrengt, fällt das Anpassen nicht so der Schule sind. Der Lernprozess erfordert schwer. Natürlich gibt es theoretische viel Selbständigkeit und das stetige oder technische Fächer, bei denen man Nacharbeiten von den Materialien. fast nichts versteht, aber das kann man Das Leben ist ganz angenehm. Nachdem aufholen, indem man für das Fach lernt man die ersten Schritte mit dem Umzug, und somit die Fachsprache lernt. Das Bankkonto und Anmeldung in der Stadt System basiert ziemlich auf Autonomie fertig hat, ist es schon möglich relativ und ich habe Prüfungen, die 100% des ruhig zu leben. Ich wohne in einer WG zu Faches ausmachen, weshalb man sich gut zweit. Ich habe viel Glück mit meiner organisieren muss. Ich wohne in einem Wohnung gehabt. Nachdem ich etwa zwei Studentenwohnheim und mein Leben hier Monate auf der Suche war, habe ich ist ziemlich ruhig bis jetzt, weil man durch letztendlich eine sehr tolle Wohnung in Covid nicht viel tun kann. Anfangs ist alles zentraler Lage gefunden. Es ist ein wenig schwer, weil man praktisch allein ist und kompliziert Kontakte zu schließen wegen schauen muss, wie man sich anpasst. den Online- Veranstaltungen und der Wichtig ist, dass es eine einzigartige Sprache. Erfahrung ist, die man ausnutzen muss. 104

ALUMNIBERICHTE Deutsche Schule Sankt Thomas Morus, Santiago de Chile Ich bin Luisa Rehbein und seit Ich bin Agustina García und bin 21 November wohne ich in Dresden, wo Jahre alt. Ich studiere ich Landschaftsarchitektur an der Betriebswirtschaftslehre mit dem Technischen Universität studiere. Schwerpunkt Logistik. Ich mache ein Anfangs war es etwas schwierig, weil duales Studium an der DHBW Stuttgart ich hier verspätet ankam, aber ich habe und mein Ausbildungsbetrieb ist REWE. mich total schnell eingelebt und an das Ein duales Studium bedeutet Studieren Studium gewöhnt. Der Studiengang und Arbeiten. Ein Semester besteht aus gefällt mir sein, weil wir in mehreren drei Monaten Studium an der Seminaren durch die Stadt und ihre Universität und drei Monaten Arbeit im Parks laufen, unterschiedliche Orte Ausbildungsbetrieb. Das Gute an einem kennenlernen und an der frischen Luft dualen Studium ist, dass man das, was sind. Da es ein Studiengang ist, der mit man an der Hochschule lernt, in der Design zu tun, war die Sprache keine Praxis umsetzt. Auf der anderen Seite Schwierigkeit, weil wir viele Arbeiten erhält man für Arbeit ein Gehalt, das Sie und Projekte machen. Durch Corona auch während der Monate, in denen Sie kann man nicht so viel machen und an der Universität studieren, erhalten. meine Stadt war sehr betroffen. Deshalb hatte ich nicht so viel Sozialleben bis jetzt. Trotzdem gefällen mir die Stadt und das Studium und obwohl Dresden nicht klein ist, fühlt es sich sich familiär und freundlich an. 105

Glück Deutsche Schule Guadalajara Olga Durón 11ºA Interviews mit deutschen Schülern – Schule und Glück Im Leben von uns Jugendlichen gibt es verschiedene Faktoren, die wichtig für uns sind. Einer von den wichtigsten Faktoren ist die Schule. Aber, warum ist es so wichtig? Macht die Schule die Jugendlichen glücklich? Hallo, ich bin Olga Durón, ein 18-jähriges Mädchen, das in die Deutsche Schule Guadalajara geht. Ich bin in der 11. Klasse und interessiere mich für Kunst, Sprachen und wie fast alle anderen Jugendlichen der Schule möchte ich einmal ein glückliches Leben haben. Ich interessiere mich aber auch für Schüler anderer Länder und insbesondere für Deutschland. Deswegen habe ich drei deutsche Schüler unterschiedlichen Alters interviewt. Die drei Schüler gehen auf die Otto-Pankok-Schule in Mühlheim an der Ruhr und sind 12, 18 und 19 Jahre alt. Die Fragen, die ich erstellt habe, sind die folgenden: -Was sind deine Hobbys? -Was denkst du von deiner Schule? -Ist deine Schule anders nach der Pandemie? Und wenn ja, in welcher Form? -Was machst du, um glücklicher zu sein? -Bist du jetzt mit deinem Leben zufrieden? Was würdest du gerne verändern? Das haben die drei Schüler geantwortet: Jan, 19 Jahre alt: Ich heiße Jan, bin 19 Jahre alt und meine Hobbys sind Sport (Fitness-Studio), Malen und Musik machen/hören. Zur Schule gehe ich leider nicht mehr, aber ich fand meine Schule sehr toll. Während der Pandemie hat sich bei uns nicht so viel verändert, außer das Verhalten in der Schule wie zum Beispiel Abstand halten oder Masken tragen. Ich habe keine Ahnung, was ich mache, um glücklicher zu sein, haha, und ich bin mit meinem Leben zufrieden, aber was ich verändern würde, wenn ich könnte, ist, dass ich Abi gemacht hätte. Lea, 18 Jahre alt: Hallo, Ich bin Lea und ich bin 18 Jahre alt. Zurzeit gehe ich regelmäßig Reiten und habe jede Woche einmal Malschule, ansonsten lese ich sehr gerne. Ich bin im letzten Jahr meiner Schulzeit und werde dieses Jahr mein Abitur machen. Momentan schreibe ich lediglich meine Abitur-Klausuren und habe keine Schule mehr, damit ich mehr Zeit habe, um mich auf die Klausuren vorzubereiten. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, bin ich glücklich. Meine Schule, besonders die Lehrer/-innen haben meinen Werdegang sehr geprägt. Meine Schule hat sich durch die Pandemie deutlich verändert. Das ganze Schulleben an sich hat sich verändert. Ganz am Anfang der Pandemie hat leider die Struktur meiner Schule sehr nachgelassen. Wir hatten mehr als ein halbes Jahr keinen Unterricht, geschweige denn Aufgaben, die auch nur freiwillig waren. Aus dem Grund haben wir sehr viel Stoff verpasst, was einerseits blöd für Abiturienten ist, aber natürlich auch für die kleineren, wovon einige nur schwer durch die 5. oder 6. Klasse gekommen sind. 106

Glück Deutsche Schule Guadalajara Olga Durón 11ºA Aus dem Grund hat die Pandemie große Konsequenzen verursacht, die nicht so schnell wieder gelöst werden können. Allerdings wurde mit der Zeit das Leben in der Schule wieder „normaler”. Nun kann ich sagen, dass ich mir das Ende meiner Schulzeit anders vorgestellt hatte als früher gedacht, aber das können bestimmt einige von sich behaupten. Was mich wirklich glücklich macht, ist Zeit mit meiner Familie zu verbringen, außerdem bin ich eine große Tierliebhaberin. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Ich werde Zeit im Ausland verbringen und werde dieses Jahr noch anfangen zu studieren. Ich würde eigentlich nichts verändern, natürlich hat man einzelne Entscheidungen getroffen, die man früher oder später bereut, aber schlussendlich haben mich auch diese Entscheidungen zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin. Justus, 12 Jahre alt: Ich heiße Justus, meine Hobbys sind Fußball und Hundesport. Meine Schule ist gut. Ich bin glücklich. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Obwohl es längere und kürzere Antworten gab, können wir sehen, dass alle drei Schüler mit ihrem aktuellen Leben zufrieden sind. Obwohl sie Schule haben oder hatten, haben Jan, Lea und Justus auch verschiedene Aktivitäten und Hobbys gemacht, die nicht unbedingt mit der Schule zu tun haben. Auf der andere Seite gab es verschiedene Antworten auf die dritte Frage. Einer von dem Schülern weiß nicht, was er macht, um glücklicher zu sein, die andere mag ihre Zeit gerne mit der Familie verbringen und der letzte Schüler meinte, dass er nichts machen muss, weil er schon glücklich ist. Mit Hilfe dieser Antworten können wir sehen, dass alle drei Schüler froh und mit ihrem Leben zufrieden sind. Wenn ich aber gefragt habe, ob sie irgendwas von ihrem Leben verändern könnten, hat nur einer geantwortet, dass es etwas mit der Schule zu tun haben könnte. Die anderen Wünsche hatten nichts mit der Schule zu tun, waren aber ebenfalls (aus meiner Sicht) sehr interessant. Die Schüler haben auch über die Zeit der Pandemie gesprochen. Sie meinten, dass sie viel von ihren Schuljahren verpasst haben und dass die Schule neue Verhaltensformen hervorgebracht haben soll. Die Pandemie ist, ohne Zweifel, etwas, das Schüler in jedem Alter und in allen Ländern beeinflusst hat. Wir können auch sehen, dass Jugendlichen immer wieder ihr Glück suchen und dass das etwas ist, dass sie immer versucht haben. 107

Kunstgallerie

Comic zur Digitalisierung Ernst Reuter Schule Ankara, Türkei Illustratorin: Marta Kumoch L s. 109

Comic zur Digitalisierung Ernst Reuter Schule Ankara, Türkei 110

Getty Challenge IGS HCMC, Vietnam Kunstunterricht während igs_online Während der Pandemie musste die IGS, wie viele Schulen weltweit, zeitweise auf Distanzunterricht umstellen. Dies hatte zur Folge, dass auch Kunstunterricht ganz \"neu gedacht\" werden musste. Zur Inspiration für das kreative Arbeiten zu Hause beschloss die Fachschaft Kunst, die Challenge des kalifornischen Getty Museums als Schulwettbewerb durchzuführen. Die Aufgabe bestand darin, ein berühmtes Kunstwerk zu finden und dieses mit Haushaltsgegenständen nachzustellen. Einige Gewinner:innen können Sie hier bewundern. Kahlo Ich und meine Papageien Munch Der Schrei Vermeer Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge Fragonard Porträt einer Dame mit einem Hund Banksy Blumenwerfer Monet Frau mit Sonnenschirm

Botschaft des Friedens

Botschaft des Friedens Friedenspädagogik, Medienkritik und Unterricht im GIB Xenia WILKE (GIB-Schülerin), Bernd JUEN (GIB-Koordinator) – DS St. Petersburg, Russland. Im Zeitalter der Omnipräsenz Neuer Medien, ständiger Verfügbarkeit sogenannter Breaking News und der Inszenierung politischer Ereignisse (gerade bewaffneter Konflikte, wo auch immer auf der Welt diese ausgetragen werden), wirkt es oft so, als wären Konflikt- und Krisenherde dieser Welt Eventaustragungsstätten und die Medienkonsument:innen Zuschauer dieses Spektakels. Gerade Schülerinnen und Schüler, die zwar digital Natives sind, aber im schier endlosen Raum des world wide Web oft noch über keine Orientierung verfügen, gilt es erstens medienpolitisch auszubilden und zweitens zu aufgeklärten Menschen zu formen. Ersteres soll diese dazu befähigen, sich eine kritische Meinung bilden zu können, zweiteres dazu, einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten. Nach beidem besteht akuter Bedarf, was man unschwer erkennt, hält man sich die jährlichen Berichte des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschungund darüber hinaus Folgendes vor Augen: Wie in der Sportberichterstattung zu Fußballspielen oder Boxkämpfen,werden Kampfhandlungen in Konfliktregionen, Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt kommentiert, bewertet, gepusht, analysiert und es erfolgen Prognosen, welcher Konfliktpartei wohl wann der endgültige Durchbruch, der Sieg, der endgültige Triumph gelänge. Dass es dabei immer um das Leben, den Tod und unvorstellbar schreckliche Flucht- sowie Vertreibungsschicksale unzähliger Menschen geht, scheint im Diskurs nur zweit- oder drittrangig zu sein. Immerhin ist es ja nur eine steril wirkende Statistik der UNHCR, die Ende 2020 von rund 82,4 Millionen Menschen weltweit berichtet, die auf der Flucht sind (Tendenz steigend). Wie also mit diesem Themenkomplex umgehen? Diese Frage stell(t)en wir uns auch an der Deutschen Schule in St. Petersburg und haben uns für folgendes Vorgehen entschieden: Zum ersten ist es in Zeiten von Fake News, Hacking, sogenannten alternativen Wahrheiten, Trollen und des Roboterjournalismus durch Artificial Intelligence (AI) immens wichtig, dass man sich quellenkritisch und perspektivisch zu Themen informiert. Nebst Medienvergleich und kritischer Recherche ist es ebenfalls angebracht, sich auch auf einer Metaebene mit Medien auseinanderzusetzen. In unserem Fall haben die Lektüre von Auszügen aus Neil Postmans Wir amüsieren uns zu Tode, Niklas Luhmanns Klassiker Die Realität der Massenmedien sowie Walter Lippmanns bahnbrechendem Werk Public Opinion im Unterricht dazu beigetragen, massenmediale und öffentlichkeitswirksame Berichterstattung mit einem geschärften Auge zu verfolgen. In Kombination mit den Kommunikationsmodellen nach Karl Bühler (Organon-Modell), Paul Watzlawick (Miteinander reden) oder der Sprachakttheorie nach Searle und Austin(sprachliche Äußerungen als Form des Handelns), kann man auf eine spannende Art und Weise den eigenen Medienkonsum reflektieren und Gewohnheiten ändern. 113

Botschaft des Friedens Friedenspädagogik, Medienkritik und Unterricht im GIB Der Faktor Medien-Nutzungs-Kompetenz verweist also auf die erste Seite der Medaille. Die zweite betrifft die inhaltliche Komponente: Fokussiert man nämlich immer nur – ganz gleich, ob im Geschichte- oder Deutschunterricht – Krisen, Konflikte und Kriege – kurzum: Probleme und Untergangsszenarien der Menschheit –, dann sieht man nur eine Facette der Wirklichkeit, nämlich die negative, düstere Seite des Lebens. Friedrich Nietzsche verweist in diesem Kontext auf eine oft unterschätzte und ebenso erschütternde Wahrheit, wenn er schreibt: „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ Seine Aussage soll nicht so verstanden werden, dass man sich der sozialen Wirklichkeit und ihren Problemen nicht stellen sollte. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Es geht nämlich um die Notwendigkeit, einem Negativen immer etwas Positives entgegenzusetzen. Es reicht nicht, gegen Gewalt zu demonstrieren, es ist noch besser, etwas für ein friedliches Miteinander zu tun. Denn nur ex negativogegen etwas zu sein, hat einzig und allein den Blick in den Abgrund zur Folge. Fokussiert man allerdings ex positivoAlternativen und Lösungen, mögliche Brücken über den Abgrund oder Pfade aus seinen Niederungen heraus, ändert man die Perspektive und somit das Mindset – auf Deutsch: die eigene Einstellung bzw. Haltung. Denken und Handeln profitieren davon beiderlei. Als Beispiel hierfür sei ins Feld geführt, dass etwa hinsichtlich des Demokratiebegriffs aus einer Definition ex negativo immer nur resultiert, was eine Demokratie nicht ist. Das ist zwar bis zu einem gewissen Punkt hin hilfreich. Will man aber eine konkrete Vorstellung davon haben und gegebenenfalls verwirklichen, was eine Demokratie ist und leisten kann, gilt es ex positivo Merkmale und Standards zu definieren, welcher konstituierenden Komponenten sie bedarf. Damit geht – paraphrasiert man Willy Brandt – selbstverständlich immer auch ein Wagnis einher; doch eines, das man gerne in Kauf nimmt, gerade wenn es um Freiheit, Glück und Selbstbestimmung von Menschen geht. Als GIB-Schule sind uns schon a priori (in unserem Selbstverständnis) ein aufgeklärtes Selbstverständnis (open minded) und Mut zur Veränderung (Risk Takers) sehr wichtig. Denn IB- Schüler:innen sollen kritische Denker:innen(knowledgeable Thinkers and Inquirers), reflektierte Menschen (reflected) mit Verantwortung (caring) und somit Mut zu einer eigenen Werte-Haltung (principled) sein, die sich miteinander und mit anderen wertschätzend auseinandersetzen (communicators). Wo und wie könnte Kants sapere audeklarer zum Vorschein kommen, als im IB-Learner-Profile. Daher beschäftigen wir uns etwa im Deutschunterricht auch mit Utopien, weil man eine bessere Welt nur erschaffen kann, wenn man zuerst eine Vorstellung davon entwickelt, was denn das Leben von Menschen besser machen könn(t)e. 114

Botschaft des Friedens Friedenspädagogik, Medienkritik und Unterricht im GIB Dazu bedarf es ebenso der Vorstellungskraft: Eine solche bietet etwa der Kinderbuchautor Erich Kästner in seiner Konferenz der Tiere. Doch auch Sänger wie Udo Lindenberg können mit Liedern wie Komm, wir ziehen in den Frieden das Denken positiv stimulieren und inspirieren. Wenn man darüber hinaus dann im Geschichte-Unterricht die Amerikanische Bürgerrechtsbewegung, vor allem die Charaktere Malcolm-X und Martin Luther King und ihr Tun behandelt, sich mit der Außerparlamentarischen Opposition (APO) im Deutschland der 60er-Jahre auseinandersetzt, gewaltfreien Widerstand in Norwegen während des Zweiten Weltkrieges analysiert oder sich mit Mahatma Gandhi beschäftigt, weiß man, dass zumindest partiell und somit auch insgesamt eine andere Welt möglich, ein friedvolles Miteinander keine reine Wunschvorstellung, sondern eine echte und reale Option für alle auf dieser Welt ist. GIB- Schulen wollen keine erlernte Hilflosigkeit ob des Zustandes der Welt vermitteln; sie wollen gestalterische, selbstwirksame und verantwortungsbewusste Menschen in eben diese entsenden, welche den Blick auf und damit verbunden ein Stück weit die Welt selbst verändern: und je mehr Menschen dies tun, desto mehr Veränderung kann daraus resultieren. Das ist unsere Auffassung an der Deutschen Schule in St. Petersburg, eine der vielen Facetten, die eine GIB-Aus-bildung ausmachen. Anmerkung der Weltredaktion: Dieser abschließende Text wurde verfasst von Xenia WILKE (GIB-Schülerin) und Bernd JUEN (GIB-Koordinator) der Deutschen Schule St. Petersburg, Russland, und wird von allen an diesem Magazin beteiligten Personen der GIB-Schulen gemeinsam getragen: 115

DANKSAGUNG & AUSBLICK Die GIB GLOBAL NEWS lebt! Der Startschuss wurde vor genau einem Jahr im Juni 2021 gelegt, nachdem die erste Ausgabe der GIB GLOBAL NEWS von Herrn Volker Schlieske, dem damaligen stellvertretenden Schulleiter am IELEV Gymnasium in Istanbul (jetzt an der DESM in Manila tätig), initiiert und erfolgreich koordiniert wurde. Das Thema der ersten Ausgabe lautete damals \"Heimat\" und Schülerinnen und Schüler aus acht Schulen weltweit beteiligten sich daran. Ein Mammutprojekt das seinesgleichen suchte. Von Seiten der Deutschen Schule Barranquilla, dem Koordinationsteam dieser zweiten Ausgabe, möchten wir sagen: DANKE! Unsere Schülerinnen und Schüler haben noch Monate nach der ersten Ausgabe von dem Projekt geschwärmt - so sehr sogar, dass sie sich dieses Schuljahr sogar selbst mit um die Koordination und Entwicklung einer zweiten Ausgabe kümmern wollten, um in ihrem Abschlussjahr erneut diese Erfahrung machen zu können. Dieser Wunsch wurde ihnen erfüllt, weshalb wir Herrn Schlieske, dem Initiator der ersten Ausgabe, und allen an dieser zweiten Ausgabe beteiligten Schulteams unseren herzlichsten Dank aussprechen möchten. Die GIB GLOBAL NEWS konnten nicht nur in die zweite Runde gehen, sondern zudem wachsen. Es ist ein tolles Gefühl, Schüler*innen und Schüler aus 12 Schulen und 11 Ländern über ein gemeinsames Projekt zusammenzubringen und das Ergebnis setzt ein tolles Zeichen für das Potential der Zusammenarbeit im Netzwerk der GIB Schulen. An einer dritten Ausgabe der GIB GLOBAL NEWS besteht nun kein Zweifel mehr. Nachdem das Magazin gewachsen ist und sich auch inhaltlich aufgrund der verschiedenen Impulse der Weltredaktionen weiterentwickelt hat, sind alle gespannt auf den Outcome der dritten Runde. Wir sind guter Dinge, dass sich in der nächsten Ausgabe noch weitere GIB-Schulen anschließen werden. Mit besten Grüßen aus Barranquilla und bis zur nächsten Ausgabe! Maximilian Hutter 116 Medienpädagoge der Deutschen Schule Barranquilla

BE PART OF THE TEAM Je vernetzter die GIB-Schulen und ihre Schüler*innen sind, desto besser. Schließlich wartet auf die Schülerinnen und Schüler von heute eine von immer zunehmenderer Digitalisierung und Globalisierung geprägte Welt. Die Weltredaktion der GIB GLOBAL NEWS freut sich daher über jede weitere Schule, die sich der kommenden Ausgabe anschließen möchte. Über folgenden QR-Code können begleitende Lehrkräfte oder Vertreterinnen von Schulen direkt ihr Interesse an der Mitwirkung der kommenden Ausgabe der GIB GLOBAL NEWS bekunden.


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