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Der Kleine Amrumer (2018)

Published by Flitzpiepe-Kiel, 2018-07-13 14:51:09

Description: Der Kleine Amrumer (2018)

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2018 DER KLE NE AMRUMER Das kostenlose Ferienmagazin für den Strandkorb Der Pottwal im „Maritur“ Das Amrumer U-Boot Seltene Vögel 10 Jahre Gemeindehaus FOTO-WETTBEWERB Badeleben AMRUM Nackedei von 60 Jahren FOTOWORKSHOP Kochen ... ZU GEWINNEN

20 Jahre Strandgut Edition „Meeresleuchten“ von uns für Sie. Danke für viele Jahre Begeisterung und Treue. Wir bleiben kreativ. © Rolf Nachbar Fotografi e & Design • www.nachbar.de Norddorf · Wittdün · Wyk www.rickmers-schmuck.de Lunstruat 1 · 25946 Norddorf /Amrum Amrum · Föhr Telefon: 0 46 82 / 564 · [email protected]

Liebe Gäste, Leserinnen und Leser, liebe Amrum-Freunde, schön, dass wir Sie (wieder) im „Kleinen Amrumer“ begrüßen dürfen. Unsere treuen Leser wissen, dass wir alljährlich Themenfelder aufgreifen, die entweder von besonderer Bedeutung für Amrum sind oder aus den üblichen Berichterstattungen unserer Amrum-News ein wenig herausfallen. Themen, die uns grundsätzlich am Herzen liegen – wie Natur, Um- und Tierwelt auf Amrum – aber ebenso auch Geschichtliches aus den Nischen, die sicherlich nicht jedem bekannt sind. Für unsere „neuen“ Leser bietet das Heft vielleicht Gelegenheit, hier und da ein wenig hinter die insularen Kulissen zu schauen. Wie Sie unschwer erkennen, haben wieder viele Hände an der Entstehung und Fertigstellung der aktuellen Ausgabe mitgewirkt: als Autor(in), Ideengeber(in), Gestalter(in) und Ratgeber(in). Daneben gehen in un- serer Redaktion außerdem viele Vorschläge und Anregungen aus den Kreisen unserer Leser ein, was uns natürlich sehr freut. Dafür sagen wir herzlichen Dank ! Viel Spaß beim Lesen, Schauen, Schmökern ... Ihre Peter Lückel Frank Timpe Chefredakteur AmrumTouristik Inhaltsverzeichnis Die Bernsteinfinderin 4 Sven Sturm, Naturfotograf 8 Kunstrasenplatz 12 Schulen und Lehrer 14 Orgelrenovierung 18 Karin Hertz, Bildhauerin 20 Kochen mit Amrumer Köchen 24 Das Pottwalskelett 28 Das Amrumer U-Boot 30 Nackedei vor 60 Jahren 40 Das Norddorfer Gemeindehaus 43 Amrum A-Z 46 Amrumer Fotowettbewerb 50 Seltene und neue Brutvögel 56 Die Amrumer Heide 61 Amrumer Feuerwehr, neue Fahrzeuge 62 Mit der Bahn zum Baden 66 Impressum: Herausgeber: AmrumTouristik AöR, Am Fähranleger, 25946 Wittdün I Redaktion: Peter Lückel Druck: apm alpha print medien AG, Darmstadt, Auflage: 35.000 Stück Für die Inhalte der Textbeiträge sind die jeweiligen Unterzeichner allein verantwortlich. Die Redaktion setzt voraus, dass die Urheberrechte bei den Autoren liegen. 3

Die Bernsteinfinderin mmer wenn sich Petra Dettmering am Einige seiner schönsten Stücke sind in der „Blauen Fähranleger die Gezeitentabelle für den neuen Maus“ ausgestellt. „Von Janni habe ich viele Tipps Monat holt, markiert sie darauf die Tage, an bekommen und er hat mir gezeigt, wie verschieden denen tagsüber Niedrigwasser sein wird. Das Bernstein aussehen kann.“ Bei bedecktem Himmel ist Iist ihre „Holzeit“. An diesen Tagen bleibt die es natürlich schwieriger, ihn zu erkennen als bei Küche kalt und Frau Dettmering macht sich zusammen Sonnenschein, wenn er vielleicht im Rollholz mit ihrem Mann Peter in Gummistiefeln und alter schimmert. Hose auf den Weg an den Strand. Es sei denn, es schüttet in Strömen. Wegen seiner Schönheit von jeher als Schmuck begehrt, „Wenn es geht, gehe ich jeden Tag“, sagt die Bern- Zeugnis fossilen Lebens im Paläogen, von Sagen und steinsammlerin. Rechtzeitig vor Niedrigwasser zieht Mythen umwoben als versteinerte Sonnenstrahlen sie los und macht sich auf die Suche. „Man ist schon oder Tränen der Götter, werden dem „Gold der Ostsee“ drei bis vier Stunden unterwegs“, erzählt sie und zeigt sogar Heilkräfte zugeschrieben. mir die Gezeitenliste, auf der sie die Anzahl ihrer Aber Bernstein sammeln auf Amrum? Als „Gold der Funde tagesgenau notiert. Nordsee“ gilt hier doch eher die Nordseegarnele, allgemein Krabbe genannt. Tatsächlich findet man Wenn Petra Dettmering an den Strand geht, hat sie Bernstein nicht nur an der Ostseeküste des Baltikums, immer ein Stöckchen zum Stochern im Spülsaum wo die größten Vorkommen liegen, sondern in dabei und eine leere Filmdose in der Jackentasche, kleineren Mengen weltweit. Überall dort, wohin das damit auch die ganz kleinen Stücke nicht verloren Meer kleine oder größere Brocken des fossilen Harzes gehen. „Man muss schon ein Auge dafür haben und der vor rund 30 Millionen Jahren versunkenen wissen, was man sucht“, sagt sie. Ihr Lehrmeister war Nadelwälder getragen hat. Jan von der Weppen, der selbst auch Bernstein sammelt. 4

Große und kleine Schönheiten Die Bernsteinfinderin 8.863 Stück hat Petra Dettmering Wasser schwimmen sahen. Danach noch einen und in den vergangenen sieben Jahren noch einen – insgesamt gab das Meer nacheinander vier Stück frei.“ Aber so etwas ist selten und natürlich auf Amrum gefunden. waren nicht alle so groß wie der Erste. Einige davon hat sie verschenkt oder verkauft, doch Seit Petra Dettmering auf Amrum Bernstein sammelt, 8.000 glänzen golden und nach Größen sortiert in verging noch kein einziger Monat ganz ohne Fund, ihren wassergefüllten Gläsern, darunter ganz kleine, selbst wenn es 2017 wegen des hohen Algenauf- kaum länger als 1,5 mm und ziemlich große von 15 cm kommens nicht so gut lief. Doch die erfahrende Länge. Rein statistisch gesehen, wären es über 105 Sammlerin weiß: „Je kälter das Wasser wird, desto Bernsteinfunde im Monat, aber wie das mit der besser schwimmt der Bernstein.“ Diese Vorliebe hat Statistik so ist: „Manchmal findet man mehrere in das „Gold der Ostsee“ übrigens mit dem „Gold der einer Woche und manchmal gar keinen“, sagt die Nordsee“ gemein, so wie sich auch beides im Wasser Bernsteinfinderin. mit der bloßen Hand nur schwer fangen lässt. „Als ich in einer der kleinen Wasserlachen, die bei Ebbe ja Als vor einigen Jahren im Watt viel Sand nach Föhr immer am Strand zurück bleiben, meine Schuhe gepumpt worden war, wurde an der Südspitze in abspülte,“ erzählt Frau Dettmering, „schwamm darin Wittdün besonders viel Bernstein angespült, erinnert etwas, das aussah wie eine vergammelte Orange oder sich Frau Dettmering und fischt aus einem ihrer Zitrone, die von den Seeleuten über Bord geschmissen Sammelgläser einen sehr glatten, besonders großen wurde. Es war nicht leicht, das Teil im Wasser gelben Bernstein mit dunkelbrauner Maserung heraus. festzuhalten. Bei jeder Bewegung flutschte es wieder „Wir waren schon drei Stunden unterwegs und wollten weg. Schließlich bekam ich es doch zu fassen und gerade gehen, als wir plötzlich diesen Klumpen im hatte einen großen goldgelben Bernstein in der Hand.“ 5

Wer suchet, der findet ie es mit dem Bernsteinsammeln Die Kontakte zu Freunden auf Amrum sind in all den angefangen habe, möchte ich von Jahren nie abrissen und Familie Dettmering verbrachte der erfolgreichen Finderin wissen. zusammen mit ihren beiden Kindern jeden Urlaub in „Wir hatten schon einen Bernstein. Süddorf. „Ich wäre auch gern mal woanders hin- W Den dicken roten, der hier unten gefahren“, gesteht Petra Dettmering, „aber es stand schwimmt.“ Frau Dettmering zeigt auf einen stets 3:1 für Amrum.“ Auch später zog es ihre beiden dunkelroten Brocken von gut 12 Zentimetern Länge Söhne Roger, der in Amerika lebt, und Jan, der viel in und erzählt: „In der Nähe vom Fähranleger bin ich vor der Welt unterwegs war, jedes Mal für ein paar Tage 50 Jahren im Schlick mal auf etwas Hartes getreten. auf die Insel, wenn sie in Deutschland waren. Es war kein Holz und für einen Stein dieser Größe zu leicht. Im Kinderheim kannte ich eine Kollegin, die Mein Mann und ich haben immer gesagt: „Wenn wir sammelte Bernstein. Sie riet mir: Geh nach Norddorf es erleben, dass wir in Rente gehen, ziehen wir nach zum Juwelier und frag mal nach. ‚Nein, ein Bernstein Amrum.“ Als Jan Dettmering mit Mitte 30 erfuhr, ist das ganz bestimmt nicht“, sagte der. Wir haben ihn dass bei „Quedens“ ein Fotograf gesucht wurde, bewarb aber trotzdem aufgehoben.“ (Vermutlich hielt er den er sich und zog ganz auf die Insel. Das war vor neun dunklen Brocken für einen der englischen Kunststoffe, Jahren. Zwei Jahre später rief er seine Eltern an und die den Fischern damals häufig in die Netze gingen fragte, ob sie immer noch nach Amrum ziehen wollten, und ihm als Bernstein zum Kauf angeboten wurden.) er habe in Wittdün eine Wohnung für sie an der Hand. Petra Dettmering war 1960 für ihre Lehre als staatlich Eigentlich hätte mir die Gezeitenuhr an der geprüfte Hauswirtschafterin in die Satteldüne nach Küchenwand schon verraten können, welche Rolle die Amrum gekommen und arbeitete danach für kurze Tide im Tagesablauf der Eltern von Jan Dettmering Zeit im ehemaligen Kinderheim Ide in Nebel, dem inzwischen spielt. Während Petra Dettmering sich auf heutigen Haus des Gastes. 1963 zog es sie weg von der die Suche nach 30 Millionen Jahre altem Harz macht Insel - ins Hotelfach, erst nach Oberfranken und dann und nebenher manches aufpickt, was sie mit zur nach Hannover, wo sie ihren Mann Peter kennenlernte. nächsten Mülltonne nimmt, ruht Peter Dettmerings Sie stammt ursprünglich aus Flensburg. Dort lebt auch Augenmerk auf der jüngeren Vergangenheit. Er heute noch ihre 93 Jahre alte Mutter. sammelt den Strand nach Müll ab, insbesondere 6

Kunststoffmüll, und bekommt fast jedes Mal zwei ganze Säcke voll, so schwer, dass er mit dem Versorgungsbetrieb eine Anlauf- station am Dünenrand verabredet hat. Die Dettmerings kreisen den Strand entlang des Spülsaums wie eine Kneifzange von beiden Seiten her ein und treffen sich in der Mitte. Peter Dettmering frage seine Frau dann immer gleich: „Und? Hast du einen gefunden?“. Einmal antwortete sie „ja, Einen“. Da konterte er „Einen hab ich auch“, griff in seine Jackentasche und holte einen riesen Klunker raus! „Eigentlich sammelt mein Mann ja gar keinen Bernstein, aber dieser war so groß, dass hoffnungsvoll eine ganze Hand voll Steinchen zur er ihn einfach nicht übersehen konnte.“ Begutachtung hinhalten, doch nie war darunter ein einziger Bernstein. Ausgesprochen selten träfe sie Ob man Bernstein nicht auch mit dem gefährlichen auch mal Leute, die sie wirklich beim Suchen nervten. Phosphor verwechseln könne, das sich bei Körper- Sie sammle auch schöne große Wellhornschnecken. wärme in der Jackentasche selbst entzünden kann, will Gemeinsam mit ihrer Freundin Helene Scheer, die ich von der versierten Sammlerin wissen. Bisher habe daraus Ketten und Kränze macht, besucht Petra sie auf Amrum noch nie Phosphor am Strand Dettmering die Amrumer Dorffeste. Dort entdeckt. Er könne Bernstein äußerlich verkauft sie - als Souvenirs - auch immer wohl ähneln, ist jedoch viel weicher Der Allererste: ein fünf ihrer auf Amrum gesammelten und ließe sich mit dem Stock 12 cm langer roter Bernsteine. Keinen mehr und Brocken per Zufall eindrücken. keinen weniger pro Fest. Am Schmuck-Geschäft hat Aber was sie in den sieben die Sammlerin kein In- Jahren schon alles gefunden teresse. Aus geschliffenem hat! oder eingefasstem Bernstein Sogar Geld: zwei 20 Euro- macht sie sich per se nichts. Scheine, einen Zehner Sie selbst hat nur eine Kette (eigentlich zwei, aber der mit einem kleinen Bernstein- zweite war leider zur Hälfte anhänger, die ihr Mann ihr abgerissen und wurde von der geschenkt hat. Mir schenkt sie Bank nicht akzeptiert) und zum Abschied einen hellen, fast mehrere Fünfer. Frische Blumen rein gelben Stein. Aus dem aus Gestecken von Seebestattungen mittleren Glas ihrer Sammlung - und bestimmt ein Dutzend Flaschenposten, welche Ehre! Wenn er nass ist, ähnelt er die sie meist auch beantwortet hat. Die weiteste kam einem Stückchen Ananas in Farbe und Struktur und aus Holland. Mit einer Schulklasse aus Hamburg ist wunderschön. steht sie immer noch in Kontakt. Bernstein sammeln sei ein tolles Hobby: oft rausgehen und lange an der frischen Luft sein. Manchmal trifft Petra Dettmering unterwegs auf Leute, die ihr Astrid Thomas-Niemann 7

Sven Sturm-Naturfotograf as gibt es Schöneres, als drau- Während er in der Hauptstadt auf- und vor allem die Natur, Tier- und Pflan- Wßen in der Natur zu sein und wuchs, zur Schule ging und sein Studi- zenwelt fehlten Sven in den vier Wän- diese Erlebnisse in Bildern festzuhal- um zum medizinisch physikalischen den. So kam es, dass er sich in einem ten?! Ein Traum, den Insellehrer Sven Ingenieur abschloss, zog es Sven zwar Büro “nicht richtig wohl und eingesperrt Sturm schon seit seiner Kindheit hatte. immer wieder an die Nordsee, ins Wat- gefühlt hat” und der Wunsch wuchs, an Doch das Leben schickte den gebürti- tenmeer, doch die Arbeit fesselte ihn an der Nordsee zu arbeiten und zu leben. gen Berliner erst auf andere Wege. einen Bürosessel. Die Weite, die Luft Gemacht – getan. Amrum war das Ziel. Sven Sturm auf Fotosafari, Foto: Sascha Klahn fischende Küstenseeschwalbe ziehende Pfuhlschnepfen im Sturm ein Alpenstrandläufer im Sandsturm 8

Beim Foto- und Buchhandel Quedens ment und lernte namhafte Naturfoto- den Wind um die Nase wehen zu lassen begann ein neuer Lebensabschnitt für grafen und starke Persönlichkeiten wie und einzigartige Fotomomente festhal- Sven. Doch es war nur ein Abschnitt, Norbert Rosing kennen. Auch hier holte ten zu können“, erzählt Sven von seinen der dann wiederum einem nächsten ihn die Leidenschaft zur Natur wieder Anstrengungen endlich auch dieser Lei- Schritt auf das Festland wich. Er fasste ein. „Ich beneidete sie um den Spaß da denschaft intensiver nachgehen zu kön- Fuß bei der Leica Camera AG als Inge- draußen!, die Möglichkeit mit und in nen. “Wie kann ich das umsetzen, wie nieur im Produkt- und Projektmanage- der Natur und der Tierwelt zu sein, sich kann ich auf Amrum leben?” Diese 9

Eine Küstenseeshwalbe oder doch eine Fee? Der Amrumer Leuchtturm aus der Brandung gesehen Sven Sturm in der Brandung, Foto: Nick Jürgensen Fragen stellte er sich und kam zu dem auf die Perle der Nordsee. Er war mit- festen Entschluss, noch ein Studium zu ten drin im Wattenmeer angekomme- absolvieren, Mathe und Physik auf nen und konnte sich in seiner Freizeit Lehramt, mit dem Wunsch an einer zusätzlich für den Seevogelschutz Inselschule zu arbeiten. Zielstrebig, mit engagieren. Unterstützung fand Sven festem Willen und dem Lehramt im auch bei seiner Frau Julia, die er wäh- Gepäck, ging es an die Öömrang Skuul rend seiner ersten Arbeit auf Amrum 10

DkA2016_print.pdf 1 16.11.15 13:13 kennengelernt und die ihn auf das Fest- “Aber das macht gute Tieraufnahmen land und wieder zurück auf die Insel für mich auch so wertvoll”, strahlt Sven begleitet hatte. “Ohne sie könnte ich Sturm. Dass ihm viele Aufnahmen gar nicht so fotografieren. Sie hält mir gelungen sind, zeigt er in seinem ersten immer den Rücken frei, auch wenn ich Fotobildband „Ab nach draußen“, wel- meist in den frühen Morgenstunden cher 2017 im Quedens Verlag zu Guns- und spät am Abend losziehe zum Foto- ten des Naturschutzvereins Öömrang grafieren, da ist das schönste Licht und Ferian erschienen ist. Tier- und Natur- meist schlafen dann alle noch zu fotografien, Informatives, Wissenswer- C Hause,” lächelt der Naturfotograf. In tes über die Inselnatur und interessante M dieser Kombination, Lehrer-Fotograf, Persönlichkeiten hat er dort zusammen- Y funktioniert es und darüber hinaus kom- gefasst. Mit den Gezeiten und Jahres- biniert Sven beides in seinem Wahl- zeiten streifte er über Amrum, fing CM pflichtkurs Fotografie an der Öömrang dabei unfassbar erscheinende Licht- MY Skuul. Mit unglaublich viel Spaß und stimmungen ein und zeigt wundervolle CY Freude legt er die Grundsteine der Foto- Portraits der insularen Tierwelt. Auf CMY grafie in die schülerischen Hände. Die über 100 Seiten informiert und erklärt K Mädchen und Jungen sind begeistert er seine Aufnahmen in Deutsch und von seiner Art zu lehren und die Leiden- Englisch. Ein Buch, das man öfter als schaft an der fotografischen Kunst wei- zweimal in die Hände nimmt und das ter zu geben. „Es ist ein Geben und einen in die Landschaft rund um Amrum Nehmen, oft entwickeln wir gemein- entführt. Sven Sturm selbst ist auf der sam neue Bildideen und ich bekom- Insel im Heimvorteil: „Ich habe das me wichtige Inspirationen von Glück und die Möglichkeit mit meiner meinen kreativen Schülern“, Kamera direkt in die Natur zu gehen, erklärt Sven Sturm. Auch die wenn besondere Ereignisse stattfin- Anfänge seiner Fotografie den. Sei es der Vogelzug, eine sternen- liegen in seiner Kindheit. Die reiche Nacht oder eine Sturmflut. achten, die sich im Sturzflug ins Meer Leidenschaft zur Natur hatte Manchmal fallen auch zwei Ereignisse fallen lassen, um dann bei einem Tauch- der gebürtige Berliner schon zusammen, das ist dann ein ganz beson- gang Fische zu erbeuten. Danach tau- immer in sich. Als Kind war er ders Highlight. So hatte ich das Glück, chen sie so schnell auf, dass sie direkt viel draußen und hat die den Vogelzug der Pfuhlschnepfen bei in die Luft „stürzen“ und weiterfliegen Pflanzen- und Tierwelt für sich einer Sturmflut zu beobachten und zu können, also einen Senkrechtstart von gesucht. Die Fotografie kam mit fotografieren. Unglaubliche Kräfte Unterwasser in die Luft hinlegen. Im 14 Jahren dazu. “Beides kombinie- haben Sie aufgebracht, um dem stürmi- nächsten Moment schwebt der Vogel ren zu können war einfach genau das schen Wind und der aufgebrachten wie eine Fee durch die Lüfte. Wenn es Tüpfelchen auf dem i. Zu zeigen was, Nordsee zu trotzen.“ So dokumenta- mir gelingt, die Athletik und Ästhetik in ich sehe und wie ich es sehe”, erzählt risch viele Naturfotografien von Sven einem Bild zu zeigen, freue ich mich Sven, der vor allem von seinem älteren sind, so künstlerisch sind wieder ande- riesig“, erzählt Sven Sturm begeistert. Bruder Knut und Onkel Kalle viel gelernt re. Der Schwerpunkt seiner Fotografie Auf seiner Homepage www.sturm- hat. Die Geduld dafür musste er erst liegt in der Natur, doch hierbei bleibt er aufamrum.de und auch in seinem entwickeln, doch das Bestreben an- sehr vielfältig. Neben dem „Portrait“ Bildband „Ab nach draußen“ gibt spruchsvoll und gut zu fotografieren eines Tieres ist es eine ganz besondere es viele solcher einzigartigen Fotos trieb ihn dabei schon immer an. Bei all Herausforderung, dieses bei der Nah- zu sehen und ab Februar 2018 in seiner Fotografie steht das Bild im rungsaufnahme, Balz oder der Revier- einer Ausstellung in den Räumen Fokus und ganz wichtig ist es Sven, verteidigung fotografieren zu können. des Amtes Föhr Amrum, Strunwai dass er die Tiere bei seinen Aufnahmen „Ich habe eine Stelle gefunden, an 5, Nebel, Öffnungszeiten Mo + Do nicht stört. So ergeben sich oft lange der Küstenseeschwalben bei einem 8-16 Uhr, Di, Mi + Fr 8-12 Uhr.“ Wartezeiten. Schwere Objektive, die bestimmten Tidenstand fischen gehen. nicht einfach zu tragen sind und oft Es ist faszinierend die Dynamik dieser kommt er, ohne ein Bild nach Hause. athletischen Flugakrobaten zu beob- Kinka Tadsen 11

ANSTOSS IN EINE NEUE ÄRA – DER KUNSTRASENPLATZ SORGT FÜR VIEL FREUDE! „Ein lang gehegter Wunsch ist führen und das Training der mer Blaskapelle möglich. Auch in diesem Jahr in Erfüllung ge- Jugend und Herrenmannschaf- die Besucher des angrenzenden gangen und mit dem Kunstra- ten stattfinden zu lassen. Dabei Jugendzentrums können hier senplatz ist eine weitere Idee des bekommt der Rasenplatz die ihre Freizeit aktiv gestalten. Der TSV Amrum umgesetzt wor- Gelegenheit sich zu erholen. Ein „alte“ Bolzplatz hat sich zu einer den“, sagt ein überglücklicher weiterer Clou der Sportanlage ist modernen Sportanlage entwi- Stephan Dombrowski (1. Vorsit- das Flutlicht, mit dem es ab jetzt ckelt. „Wir sind sehr stolz, dass zender des Vereins). auch erstmals möglich ist, selbst hier im Herzen der Insel eine Der Kunstrasenplatz ist 40 m im Dunkeln draußen Sport zu kleine Fläche geschaffen werden breit und 60 m lang. Damit wur- treiben. konnte, die von allen Inselbe- de die zur Verfügung stehende Aber nicht nur die Fußballer sol- wohnern und Gästen genutzt Fläche oberhalb des bestehenden len das neue Grün nutzen. Die werden kann und Interessierten Rasen-Sportplatzes optimal aus- Multifunktion des Bodenbelags kostenfrei zur Verfügung steht“, genutzt. Mit dem neuen Platz macht auch Veranstaltungen wie sagte Stefan Dombrowski wäh- gibt es jetzt die Möglichkeit, un- Konzerte, Auftritte von Heimat- rend der feierlichen Eröffnung. abhängig von Wetter und Jah- gruppen wie z.B. der Amrumer Der Weg dahin war allerdings reszeit Fußballspiele durchzu- Trachtengruppe oder der Amru- ein weiter: Als nach der Fußball 12 12

erlich eröffnet werden konnte. Hoffmann übernahm die Pla- nung und hat das Projekt mit großem persönlichen Engage- ment begleitet. Das Projekt „Kunstrasenplatz“ hat insgesamt ca. 140.000 Euro gekostet. Rund die Hälfte dieser Summe konnte durch Fördergelder der Aktiv- Region Uthlande sowie des Lan- dessportbundes generiert wer- den. Finanzielle Unterstützung kam vom Rotary Club Amrum, den drei Inselgemeinden Witt- dün, Nebel und Norddorf, der AmrumTouristik und Heiko Müller, der anlässlich seines runden Geburtstages für den neuen Kunstrasen gesammelt hatte. Durch ein privates „Platz- sponsoring“ konnten weitere Gelder eingenommen werden, die zusammen mit dem vom TSV Amrum geleisteten Eigen- anteil dazu genutzt wurden das Projekt zu finanzieren. Viele pri- vate Sponsoren, die für jeweils 10 Euro einen Quadratmeter Kuns- trasen „kaufen“ konnten, haben ren Bauzeit von gut zwei Mona- das Vorhaben so mit ihrer Spen- ten übergeben werden. Ralf de unterstützt. Doch es sind Hoffmann dankte den am Bau noch nicht alle Rasenflächen beteiligten Unternehmen Fed- „verkauft“. Nähere Informatio- dersen und Polythan für die zeit- nen und welche Quadratmeter gerechte und gute Arbeit. Der Weltmeisterschaft 2006 in noch zu vergeben sind, gibt es Platz wird sehr gut angenommen Deutschland vom Deutschen auf der Website des Vereins: und wurde kurz nach der Eröff- Fußball Bund (DFB) mehr als www.tsvamrum.de. Wer Inter- nung bereits genutzt. Wer in den 100 Kunstrasen-Kleinspielfelder esse hat, den TSV Amrum auf Abendstunden am Sportplatz verlost wurden, hatte sich auch diesem Wege zu unterstützen vorbei kommt, kann besonders Amrum um einen solchen Platz und auch gern Platzsponsor auf im Winterhalbjahr die neuen beworben, ging aber leider leer Amrum werden möchte, wird Flutlichtmasten in ihrer Funkti- aus. Dennoch hat sich die Idee gebeten, sich an Fußball Ob- on erleben und den zahlreichen auf Amrum, eine solche Anlage mann Ralf Hoffmann (Tel. Fußballern dabei zuschauen, wie zu errichten, gehalten. Aller- 0171-7172122) zu wenden. sie auf dem hell erleuchteten dings musste der Plan noch lan- Kunstrasenplatz ihrem Hobby ge reifen, bis Ende 2016 endlich Am 17. September 2017 war es nachgehen. Möge diese Sport- alle Rahmenbedingungen zu- soweit. Der neue Kunstrasen- anlage allen Nutzern in den sammen passten. Es ist vor allem platz wurde im Rahmen einer kommenden Jahren viel Freude dem Fußball Obmann Ralf kleinen Eröffnungsveranstaltung und Spaß bereiten! Hoffmann zu verdanken, dass feierlich eröffnet und konnte der Platz im September 2017 fei- nach einer relativ überschauba- Andreas Buzalla 13 13

Lehrer Bandix Bonken (unterm Türbogen) stand einer Schülerzahl von 58, von der ersten bis zur letzten Klasse, vor. Schulen & Lehrer auf Amrum nselgäste überlegen manchmal „Ist das eine englische Inselkindern besucht, die mittels Schulbus morgens zum Schule“, wenn sie auf dem Rad - und Wanderweg an der Unterricht und mittags wieder zurückbefördert werden. Dörfergemeinschaftsschule zwischen Süddorf und Angeschlossen ist auch eine Realschule. Weitergehende INebel vorbeikommen. Tatsächlich erinnert der heutige Schulen müssen mit entsprechenden Umständen drüben in Name „Ömrang skuul“ der Amrumer Zentralschule an die Wyk oder auf dem Festland besucht werden. Seit einigen Verwandtschaft der englischen und friesischen Sprache. Jahren ist auch der Besuch von Gymnasien im benachbarten Aber „Öömrang skuul“ heißt einfach „Amrumer Schule“. Dänemark beliebt. Das flache Schulgebäude, 1968 als Dörfergemeinschafts- Für den Bau der Dörfergemeinschaftsschule war ein schule (DGS) erbaut, wird in großzügigen Räumen von allen Architektenwettbewerb ausgeschrieben und unglücklicher- weise wurden Gebäude mit Flachdach ausgewählt. Die Folge waren dann schnell auftretende Schäden durch Regen und Sturm. Und die DGS, die zunächst rund 1,5 Millionen Deutsche Mark gekostet hatte, mußte bald für eine Summe von 3,6 Millionen DM saniert werden. Sanierungsprobleme und - kosten schleppten sich auch durch die folgenden Jahre und um 2012 stand eine grundlegende Renovierung an, die diesmal etwa 8 Millionen Euro kostete. Auch diese lieferte der Insel- zeitung wegen „Pfusch am Bau“ und Planungsmängeln manche Schlagzeile. “Aber insgesamt haben wir eine gut funktionierende Schule“, sagt der Schulleiter Jörn Tadsen. Nur die energetische Sanierung steht noch aus. Von Die Dörfergemeinschaftsschule bei der Eröffnung 1968 besonderer Bedeutung ist die neue Turnhalle, die nicht nur von der Schuljugend, sondern auch vom Amrumer 14

Sportverein (TSV) fast rund um die Uhr genutzt wird. Und gab es vor Jahrzehnten in der DGS-Lehrerschaft noch einen regelrechten Aufstand wegen mangelnder Lehrer- wohnungen, ist dieses Problem gegenwärtig in den Hintergrund getreten. Die Amtsverwaltung als Träger der Schule hat einerseits für ausreichenden Wohnraum gesorgt, während andererseits etliche Lehrkräfte durch Einheirat oder als Einheimische in eigenen Häusern Unterkunft finden. Von den insgesamt 18 Lehrer/innen - darunter etliche in Teilzeit beschäftigt - hat ein halbes Dutzend Wurzeln in Amrumer Familien, so viele, wie noch nie in der nun fast 50jährigen Geschichte der DGS. Noch nie zuvor wurde im Kollegium so viel Friesisch ge- sprochen wie zurzeit. Insgesamt werden rund 175 Schüler betreut. Etliche davon machen ihr Abitur aber nicht mehr in Wyk auf Föhr, sondern im benachbarten Dänemark, in Apenrade. Am dortigen „Deutschen Gymnasium für Nord- schleswig“ gelten die Regeln des dänischen Schulwesens und ein gut geführtes Internat sorgt für tragbare Kosten. Jörn Tadsen ist nun seit dem Jahre 2001 Schulleiter der DGS. Er stammt aus einer Seefahrerfamilie, die über Hallig Hooge, Föhr und Hamburg nach Amrum kam und ist sogar selbst Schulen & Lehrer examinierter Kapitän. Am Anfang: Seefahrerschulen Der Grabstein des Küsters und Lehrers Hark Knudten auf Amrum Inselgäste fragen nicht selten nach den Schulverhältnissen von den Lehrstunden leben, und deshalb übten die Laien- auf Amrum und befürchten, dass diese aufgrund der lehrer noch andere Berufe aus, wie Schneider oder Schuster. Schülerzahlen und der Einwohnermenge eher unzureichend Sehr früh stand das Schulwesen aber auch in der Obhut der sind. Das ist aber nicht der Fall. Um die 175 Schüler besuchen Kirchengemeinde und wenn das Kirchspiel groß genug war, die „Öömrang skuul“, die somit nicht an Schülermangel um neben dem Pastor auch einen Küster anzustellen, war leidet. Und die auswärtigen Fragesteller, die nicht selten der Letzterer zugleich auch immer Lehrer und zwar noch bis zum Meinung sind, dass es in früheren Zeiten kaum ein effektives Ende der Kirchenhoheit über das Schulwesen in den Jahren Schulwesen auf der Insel gab, hören mit Erstaunen, dass es 1919/1920. Erste Küster/Lehrer lassen sich auf Amrum seit Schulunterricht schon in Zeiten gab, als solcher in Europa der Zeit um 1700 nachweisen. Vom Küster Hark Knudten allgemein, auch in den Großstädten, noch unbekannt war, (1709 - 1775) steht ein kunstvoll gestalteter Grabstein auf insbesondere für die Kinder aus „niedrigen Ständen“. dem historischen Friedhof in Nebel. „Ich habe gesungen von Aber auf Amrum, wie auch auf den anderen nordfriesischen der Gnade des Herrn mein Leben lang“ steht im barock- Inseln, wurde schon mindestens seit dem 16. Jahrhundert verschnörkelten Giebel des Grabsteines und wir lesen ferner, Schule „gehalten“. Und das hatte einen bestimmten Grund. dass Hark Knudten im Jahre 1736 „allhier als Küster erwehlet“ Die Seefahrt war seit der genannten Zeit die dominierende wurde. Nachkommen nannten sich später nach der Berufung Erwerbsgrundlage. Wer mehr werden wollte als einfacher des Vorfahren mit Familiennamen Köster, der inzwischen Matrose, z. B. Kapitän für die Handelsseefahrt oder aber auf Amrum wieder ausgestorben ist. Nur in den USA Commandeur auf einem Walfangschiff, musste lesen, gibt es noch einige Namensträger. schreiben und rechnen können. Nun gab es aber in jener Zeit Die Küsterschule war allerdings auf Nebel beschränkt. In keine seminaristisch ausgebildeten Lehrer und deshalb Norddorf waren die Verhältnisse weniger günstig. Als im waren es zunächst altgediente Seefahrer, die nach ihrem Jahre 1781 der Pastor der St.Clemens-Gemeinde, Carsten Können und Wissen Unterricht erteilten. Da keine eigenen Christiansen, versuchte für die dortigen Kinder „einen Schulräume zur Verfügung standen, erfolgte der Unterricht ordentlichen Schulmeister anzunehmen“, entschieden sich in der Regel in einer Stube im Privathaus des „Laienlehrers“. die Eltern für den fast tauben Rochenfischer Peter Sönken, Die Bezahlung bestand nicht selten aus Naturalien, Brot und zumal auch ein „ordentlicher“ Schulmeister 40 Reichstaler Getreide, Fischen und Fleisch. In jedem Fall konnte niemand jährlich kosten sollte. 15

Bandix Bonken, genannt „Böle“ Bonken, der von 1865 bis 1893 in der Schule Nebel tätig war. Der überfromme Unterricht war selbst der Schulbehörde in Kiel zuviel, so dass im April 1893 eine Zwangspensionierung angeordnet wurde. Aber auch im Ruhestand „missionierte“ Bonken weiter. Er hatte in Nebel und Norddorf kleine „Missionshäuser“ er- richtet, wo „Sonntagsschule“ auch für Erwachsene gehalten wurde. Mit seinem Pferd war er auch auf dem Festland unterwegs. „Böle“ gründete den Jugend- posaunenchor und setzte sich für die Pflege und Bewahrung der friesischen Sprache ein. Wie kaum ein anderer blieb er im Gedächtnis der Insulaner haften und wurde in Nebel durch einen Straßen- namen geehrt. Am Wattufer nördlich von Noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein spielte sich das Nebel erinnert eine Ruhebank mit griffbereiter Bibel an az_decker_115+90_restaurant_RZ2016-3.indd 1 18.11.16 12:53 Schulwesen vor allem im Winter ab, weil die Kinder im diesen Lehrer. Sommer den Eltern zur Hand gehen sollten - sei es als Dass Lehrer auch Menschen und nicht frei vom politischen Viehhüter oder Helfer bei Aussaat und Ernte in der Zeitgeist sind, bewiesen dann noch einmal die Jahre von Landwirtschaft. Die neben den Schulen unverändert bis 1867 1933-1945, als etliche Lehrer und vor allem Lehrerinnen von bestehenden „Seemannsschulen“ bezogen sich auch der „Bewegung“ des „Dritten Reiches“ erfasst wurden, so ausschließlich auf Knaben und deren Ausbildung für die wie es dann in den 1960/70er Jahren auch einen Seefahrt. Der dortige Unterricht spielte für Mädchen keine unverkennbaren „Linksdrall“ gab. Das alte Schulhaus von Norddorf bis 1892 Die neue Schule in Nebel, 1892 erbaut. In der Mitte das Gebäude mit Lehrerwohnungen Rolle. Für sie war das Fach „Religion“ ein ganz wichtiges Schulen in den Inseldörfern Schulfach, wichtiger als Lesen, Schreiben und Rechnen. Ungeachtet des relativen Wohlstandes im 18. Jahrhundert, Und besonders in den 1880/90er Jahren steigerte sich der begründet auf den Einnahmen aus der „Grönlandfahrt“, dem Religionsunterricht bis ins Fundamentale, vor allem, weil Walfang, war es doch bemerkenswert , dass die Insulaner für einige Lehrer und Lehrerinnen von einer überfrommen das Schulwesen, also für die Unterrichtung ihrer Kinder, eher „Erweckungsbewegung“ erfasst wurden. Ein besonderer knappe Mittel zur Verfügung stellten und insbesondere beim Vertreter dieser Bewegung - neben der Lehrerin Ida Matzen - Lehrergehalt sparten. Den Lehrern wurde nur ein be- war der von der Hallig Gröde gebürtige Lehrer und Organist schränktes Jahresgehalt zur Verfügung gestellt, aber neben 16

den Naturallieferungen auch ein Stück Land zugewiesen, auf dem man Landwirtschaft betreiben konnte. Entsprechend bescheiden waren auch die Schulhäuser. Aus dem 18./19. Jahrhundert sind die reetgedeckten Gebäude in Nebel und Norddorf überliefert. Das Schulhaus für die Kinder von Nebel und Süddorf stand nordwestlich des Dorfes nahe dem heutigen Pastorat. Jenes von Norddorf befand sich auf einer Geesthöhe am Südrand des Dorfes, ziemlich genau dort, wo sich heute die Gaststube des Hotels Hüttmann befindet. Bekanntlich gehörte Amrum zusammen mit Westerlandföhr vom 8.-/9. Jahrhundert bis 1864 zum Königreich Dänemark. Und jedes Mal wenn Ihre Majestäten ihr Reich bereisten, wurden auch die Schulen besucht. Als beispielsweise König Die Dünenschule von Wittdün mit villenartigen Charakter Christian VIII in den Jahren von 1842 bis 1847 in Wyk auf Föhr seine Sommerresidenz hatte, schiffte er sich mit dem halben Hofstaat auch einige Male auf „Lustkuttern“ ein, um auf Wittdüner Schule im Gewoge der Dünen Amrum der Kaninchenjagd zu huldigen und die dortigen Die wenigen Kinder des jungen, 1890 gegründeten Badeortes Schulen zu besuchen. Am 6. August 1842 betrat der König die Wittdün mussten zunächst den weiten, etwa 4 Kilometer Schule in Norddorf „und es wurde eine Probe in Singen, langen Weg zur Schule in Nebel machen. Kein Wunder, dass Kopfrechnen und Religion abgelegt“, wie der dort langjährig sich die Eltern und der Direktor des Seebades Wittdün - das wirkende Lehrer Johann Martensen in die Chronik notierte. noch bis 1912 den verwaltungsmäßigen Status „Kolonie“ Beim Betreten der Schule soll sich der hochgewachsene hatte - bei der Provinzialregierung sowie der Gemeinde König an der niedrigen Tür den Kopf gestoßen haben, so dass Amrum und der St.Clemens-Gemeinde bemühten, in Wittdün später zwecks Renovierung eine kleine Geldsumme aus eine eigene Schule zu bauen, um den Kindern den un- Kopenhagen gesandt wurde. Nach dem Staatswechsel 1864 zumutbaren Schulweg zu ersparen. Nach entsprechenden zu Preußen bzw. zum Deutschen Reich wurde das Schulwesen Verhandlungen konnte das Schulgebäude von Wittdün - ein mit neuen, einheitlichen Gebäuden nebst Lehrerwohnungen origineller Bau im Villenstil - am 15. April 1899 eingeweiht perfektioniert und dieses neue Gebäude steht mit weitgehend werden. Die Räumlichkeit der Klasse war für 60 Schüler erhaltener Fassade noch im Zentrum von Norddorf. Es ist die ausgelegt. Zunächst war der erste Lehrer, Heinrich Botel, nur heutige Gemeinde und Kurverwaltung. Das alte Schul- für 25 Schüler zuständig, deren Anzahl aber bis 1911 auf 38 häuschen wurde für 1500 Mark vom Eisenbahnsekretär stieg. Botel, und auch die nachfolgenden Lehrer, waren Heinrich Hüttmann gekauft, der aus dieser Kate eines der fleißige Chronisten und haben der Nachwelt wertvolle größten Hotels an der Nordseeküste entwickelte. In Nebel Aufzeichnungen über die Geschichte und die aufregenden entstanden die entsprechenden Gebäude am Südrand des Geschicke Wittdüns hinterlassen. Dorfes, möglichst nahe bei Süddorf mit Rücksicht auf die Besonders aufregend waren die Jahre nach 1945, nach dortigen Schüler, die selbstverständlich alle zu Fuß kamen, Kriegsende, als es in Wittdün - wegen der umfangreichen ungeachtet des Wetters. Bausubstanz für den Fremdenverkehr - mehr Ostflüchtlinge Die Schülerzahl hatte sich in den Jahrzehnten um die als Einheimische gab und die Zahl der Schüler auf 130 - Jahrhundertwende sehr vermindert, bedingt durch die darunter nur 20 Einheimische - stieg. Dabei konnte der Auswanderung nach Amerika. Aber im Jahre 1909 war die Klassenraum wegen Kohlenmangel nicht beheizt werden Schülerzahl wieder auf 165 gewachsen, so dass der und es fehlte auch an sämtlichem Schulmaterial für die Schulvorstand -unverändert unter Leitung des Pastors - den Kinder. Ein nach Amerika ausgewanderter Wittdüner Bau eines weiteren Gebäudes beschloß. Dieser Neubau (Bethge) sandte dann aus den USA Pakete mit dem nötigsten konnte am 11. April 1912 durch den Schulinspektor Pastor Material. Ketels eingeweiht werden und wurde „Gewerbeschule“ Erst durch die Umsiedlung ab 1950 traten wieder geordnete genannt. Die Schulgebäude von Nebel hatten nun einen Zustände ein. Als nach dem Bau der Dörfergemeinschafts- längeren Bestand. Erst im Jahre 1950 erfolgte die Gründung schule (1968) alle Wittdüner Kinder dort eingeschult wurden, eines Aufbauzuges und ein entsprechender Anbau an die wurde das Schulgebäude als Gemeinde- und Kurverwaltung „Gewerbeschule“. Der Aufbauzug war die Vorstufe zur eingerichtet, bis zum Abbruch im Jahre 2015. Dörfergemeinschaftsschule im Jahre 1968, nachdem alle Schulgebäude in Nebel privat verkauft waren. Georg Quedens 17

DIE KIRCHE PACKT AN: ORGELRENOVIERUNG ALS HERZENSPROJEKT 2018 Ein Blick ins Hauptwerk ie Orgel! Was für ein phantas- Orgelbauverein soll die zweckgerichtete die Luftfeuchte und die raue Seeluft, die tisches Instrument und was für Arbeit für das Projekt bündeln. „Wir alle Metallteile extrem in Mitleiden- ein tolles Projekt, das man da haben so viele Kirchenliebhaber auf der schaft ziehen. „Unser erstes Ziel ist die Din der St.-Clemens-Gemeinde Insel, und wir wären so dankbar für eine Generalreinigung“, sagt Traulsen. „Die aktuell angeht: breite Unterstützung“, sagt Traulsen. Und letzte Reinigung erfolgte im Zuge der Die Orgel, 1981 von Klaus Becker aus so sind alle Gäste eingeladen, 2018 Kirchensanierung 2004. Alle 15 bis 20 dem holsteinischen Kupfermühle gebaut, Amrums Orgel ganz nah zu kommen. Zum Jahre ist so etwas wieder nötig.“ bedarf einer gründlichen Reinigung – und Beispiel bei der Orgel-Mette, zu der Kir- Zusätzlich reifte die Idee, die 18-Regis- soll demnächst noch besser klingen kön- chenmusikerin Anne-Sophie Bunk vier- ter-Orgel klanglich zu verbessern. „Wie nen. Das kostet Geld und ist ohne die zehntägig einlädt und bei der man die sicherlich viele Besucher wissen, ist das Viel Liebe fürs Instrument: Anne-Sophie Bunk Die Pfeifen des Oberwerks Schöne Orgel hinter dem Altar Hilfe von Landeskirche, Wirtschaft und Technik von St.-Clemens gutem Schmuck- Instrument im vorderen Teil der Kirche Stiftungen nicht zu stemmen. „Aber stück kennenlernen kann. Neu ist auch sehr präsent und klanglich sehr hell und unserer Königin soll nicht die Puste aus- der kleine Orgelführer, den die Musikerin spitz, während im hinteren Teil weniger gehen“, sagt Hans-Peter Traulsen, der als Basis für den ersten Eindruck zu hören ist“, bedauert Anne-Sophie Vorsitzende des Kirchengemeinderats. geschrieben hat. Bunk. Die begeisterte Orgelspielerin ist Durch ganz 2018 hindurch sind Aktionen Die Herausforderungen einer Inselorgel mit ihrer Meinung nicht allein. Da die geplant, und ein eigens gegründeter sind groß: schwankende Temperaturen, Insel auch in der Vielfalt ihrer Gäste ein 18

kleines Wunder ist, sitzt immer mal ein anderer Profi am Spieltisch. „Sie spielt sich schwergängig, man könnte sie viel eleganter und sensibler in der Klangge- bung machen“, sagt zum Beispiel Ulfert Smidt, Orgelsachverständiger und seit DIE KIRCHE PACKT AN: über zwanzig Jahren Organist an der Marktkirche in Hannover. Er lernte die St.- ORGELRENOVIERUNG ALS Clemens-Orgel während einer musikali- schen Abendfeier kennen, spielte sich ein und gab dem Amrumer Team wertvolle Tipps mit auf den Weg. „Er hat uns Mut HERZENSPROJEKT 2018 gemacht, unsere Bemühungen um unsere Orgel auf eine andere Ebene zu heben“, sagt Traulsen. Allein die Reinigung: Die Pfeifen müssen ausgebaut werden, die Mechanik wird überprüft: Windkästen, alle Ventile und Federn und die vielen feinen Holzleisten, die Abstrakten mit ihren Winkeln und Wel- sammeln.“ Damals, auch das erzählt Seg- rer Orgel zu, da möchten wir selbstver- len – die den Tastendruck zu den Ventilen schneider, war der Spieltisch noch ein ständlich eine gute Qualität bieten“, sagt übertragen. Sie laufen in St.-Clemens an Stockwerk höher. „Und Organistin Elschen auch Hans-Peter Traulsen. der Rückseite des Spieltisches hoch zum Lorenzen kletterte sicherheitshalber Das Thema Orgel wird die Amrumer Kir- Haupt- und Oberwerk über dem Altar. Wer bereits eine halbe Stunde vor Gottes- chenfreunde 2018 begleiten. Jede Spende so etwas anpackt, kann auch gleich alle dienstbeginn die Leiter zu ihrer Spielstätte hilft, das ambitionierte Projekt zu stem- Register ziehen und aus dem Instrument hinauf. Bei vollen Kirchenbänken hätte men. Die Kirchenleute hoffen auf viel herausholen, wofür es gebaut wurde: man ihr nämlich zu gern unter den Rock Zuspruch. „Es gibt so viele Gäste , die einen Klang, der Zuhörer erhebt! Während geschaut.“ Der alte Kirchenmann und die unser Kirchenjahr mit ihrem Elan, ihrem sich schon eine Ausreinigung schnell bei junge Musikerin lachen. Die Story kennen Können und ihrer Liebe zu Amrum berei- 20.000 Euro bewegen kann, ist für eine auf der Insel viele. Sie wird gern erzählt. chern“, sagt Traulsen. „Man denke nur an klangliche Optimierung eine Summe von Anne-Sophie Bunk schlägt Tasten an, zieht die schönen Abendfeiern, die Gästechor- 250.000 Euro durchaus ein Anhaltspunkt. Register, ihr Spiel wird vollgriffiger. „Wenn aktivitäten und die guten Gespräche am Wie viel Können und Gefühl dafür nötig ich viele tiefe Töne bediene, dann stürzt Rande der Gottesdienste und Bibelstun- sein muss, ahnt jeder, der sich diese Köni- die Luft im Instrument in sich zusammen den.“ Auch Marktkirchen-Organist Smidt, gin der Instrumente einmal genauer und die nachfließende ist nicht stark genug mittlerweile selbst ein Inselfan, ist über- anschaut. für einen vollen Ton“, sagt die Organistin zeugt: „Ich bin mir sicher, dass sich in die- Ortstermin mit Anne-Sophie Bunk und zum Problemfeld schwankender Luftdruck. ser wunderbaren, alten Kirche auf dieser einer Leiter. Hoch geht es über den Spiel- „Noch Minuten nachdem ich aufgehört wirklich besonderen Insel mit so einer tisch zu Haupt- und Oberwerk. So dicht an habe zu spielen, arbeiten die Bälge wei- kunstsinnigen Bevölkerung und vielen dicht die Pfeifen, so schmal das Brett, auf ter“, hat Bunk festgestellt. „Eigentlich soll- Inselliebhabern auch eine tolle Orgel ver- dem man sich um alles herumbalancieren ten sie das nicht tun.“ Verbesserungsbe- wirklichen lässt.“ muss. „Eine Herausforderung damals, die darf bei der Windanlage hat auch Experte „Stellen Sie sich vor: Unsere Orgel könnte Schöne Orgel hinter dem Altar neue Orgel auf diese kleine Fläche zu Smidt ausgemacht. „Mir scheinen die Pfei- zu einer richtig schönen, kleinen Konzert- bauen“, erzählt Bunk. „Und das Holz ist fen nicht gut aufeinander abgestimmt. Das orgel werden“, sagt Anne-Sophie Bunk. alles noch von der alten Orgel, die 1886 gleiche gilt für die Register. Und die Wind- „Was für Möglichkeiten, wir da hätten!“ eingeweiht wurde“, erinnert sich der ehe- versorgung ist in der Tat nicht optimal.“ Spenden sind willkommen. Dafür gibt es in malige Pastor Martin Segscheider, der von Aber neu intoniert und technisch sauber ist der Kirche eine Spendenpfeife und auf der 1975 bis 1993 in St.-Clemens wirkte. „Wir Smidt sich sicher: „Damit lässt sich die Bank ein Konto: Orgelsanierung St.-Cle- haben damals die Pfeifen der alten Orgel Orgel klanglich entscheidend verbessern. mens, IBAN DE38 2175 0000 0080 0072 auf dem Platz vor der Kirche verkauft, um Das wird jeder sofort hören.“ – „Jede 71 bei der Nord-Ostsee-Sparkasse. Dank auch damit noch Geld für die neuen zu Woche hören 400 bis 500 Menschen unse- an alle Spender. 19

Sonne: Als Grabstein Karin Hertz‘ Wunsch Wenn die Seele nach Amrum will: Die Bildhauerin Karin Hertz wollte auf der Insel begraben werden ie Bildhauerin Karin Hertz heftig, als er unter dem Schirm der ok sei, wenn wir schon wieder im starb im Herbst 2017. Pastorin stehend Erde in das schlichte Kleinen Amrumer über seine Mutter Die alte Dame, von der Grab warf. Ob es seiner Mutter wohl schreiben, nachdem wir sie 2014 an Amrum vier Arbeiten Recht wäre, wenn Fremde, die sie und dieser Stelle als Künstlerin vorgestellt Dbesitzt, wurde 96 Jahre ihre Arbeit geschätzt haben, gelegent- hatten. Es ist ok! Die Frau hat Amrum alt. Sie wohnte in Hamburg-Volksdorf lich eine Blume auf das Grab legen, geliebt. Und wer hätte gedacht, dass und hatte ein Atelier in Kiel-Möltenort, war die Frage zum Abschluss unseres sie hier begraben sein will und nicht ihrer Kindheits-Heimat. Aber Amrum Gesprächs. Wolf Morrison, der 74-jäh- im Familiengrab in Hamburg-Ohlsdorf?! war wohl ein Ankerplatz in ihrem rige Sohn von Karin Hertz, ließ sich Zeit „Ich nicht. Ich war erstaunt. Aber sie Leben. So setzte ihr Sohn im Nebel mit der Antwort. Er lächelte. „Ja, das hatte tatsächlich schon alles für sich eines Herbstmorgens mit der Urne nach wäre schön. Das wäre wirklich schön.“ vorbereitet“, sagt der Sohn. Amrum über und begrub seine Mutter Hamburg, ein Kulturcafé. Wolf Morri- In ihrer Norddorfer Wohnung war es auf dem Neuen Friedhof. Es regnete son macht sich Gedanken, ob es auch auch, wo die alte Dame vor ein paar 20

Öffnungszeiten: Fischgeschäft 10.00 - 18.30 Uhr Sonntag Ruhetag Restaurant 11.30-14.15 Uhr u. 17.15 - ? Uhr Sonntag Ruhetag Wenn die Seele nach Amrum will: Jahren stürzte. Sie fand schlecht in die Hertz kam aus einer Familie mit star- USA und nach Japan. 1968 machte Beweglichkeit zurück und musste an Krü- ken Charakteren. Einen solchen besaß sie Urlaub mit einer Freundin auf Sylt Die Bildhauerin Karin Hertz wollte auf cken gehen. „Nach den sechs Wochen sie auch, was ihr Verhältnis zum Sohn und besuchte erstmals Amrum. Man hier dachte ich damals, dass es vielleicht oft auseinanderriss. Er ging fort, in die wanderte über die Insel, bog von der das letzte Mal gewesen sein könnte der Insel begraben werden – auf dieser Insel. Karin Hertz war auf Amrum glücklich, blieb wochenlang – zu jeder Jahreszeit, machte stundenlange Spaziergänge, auch mit ihrem Hund, einem Spaniel. „Sie ging gern schwim- men und liebte es, sich durchpusten zu lassen“, erzählt Wolf Morrison. Karin Hertz, die in Kitzeberg bei Kiel aufwuchs, in München studierte und seit den 1950er Jahren in Hamburg-Volksdorf wohnte, war die größte Zeit ihres langen Lebens Bildhauerin. Mit Ausstellungen in Japan, Hamburg, Kiel, Flensburg, Hanno- ver, München und und und. „Das Große, Wahre liegt in der Einfachheit“, hat sie mal gesagt. Vielleicht kein Wunder, dass Amrum ein wichtiger Ort für sie war. Karin Hertz 2015 an ihrem 94. Geburtstag 21

Baden um 1900, Bronze 1989 Der Zopf, Bronze 1989 Ferien, Bronze 1989 Norddorfer Marsch Richtung Dorfmitte betrachten. Er ordnet in ihrem Haus in Auto über die Alpen. Der Gaszug reißt, hoch, wo das Haus Störtebeker gerade Hamburg ein Leben – Werke, Erinne- und die Mutter fabriziert aus einer gebaut wurde. Davor ein Schild, was rungen, Bücher. „Das tut mir gut“, sagt Wäscheleine eine Lösung, in dem sie den Erwerb der Wohnungen pries. „Sie Morrison nachdenklich. „Wir waren auf das Teil vom Pedal durchs Fenster zum hat dann sofort eine gekauft“, erinnert so eine verdrehte Art und Weise mit- Motor führt. „So sind wir dann tatsäch- sich ihr Sohn. Bis dato hatte Karin einander verbunden, dass diese Arbeit lich über die Berge gekommen“, sagt er Hertz nichts mit dieser Insel zu tun. Ihr jetzt auch Selbstzweck ist.“ Karin Hertz und lacht. Lebens- und Arbeitsmittelpunkt lag auf hat sich nie viel sagen lassen. „Aber sie Wenn der Sohn von der Mutter erzählt, dem Festland. „Die Insel hat irgendwas hat anderen viel gesagt. Deshalb war mag man sofort losgehen und alles für sie bewirkt“, sagt Wolf Morrison. es auch oft nicht einfach mit uns.“ anschauen, was die Künstlerin der Insel Sie hatte nicht übermäßig Kontakt, hinterlassen hat. Das Relief von Klaus sie drängte nirgendwo rein. Sie war An die schönen Momente erinnert er Störtebeker am gleichnamigen Haus einfach da – für sich. Nun liegt sie sich gut. Eine typische Geschichte von im Norddorfer Oodwai, das Wappen hier begraben. Und der Sohn beginnt, früher: Karin Hertz fährt mit ihrem Schleswig-Holsteins, gesetzt aus die Mutter-Sohn-Geschichte anders zu heranwachsenden Sohn im klapprigen Amrumer Steinen vor dem Ferienhaus Pidder Lyng im Bideelen, die Bronze- platte „Familie“ an der Wand neben dem Eingang der Amrum Touristik in Norddorf und die wunderschöne, acht- zig Zentimeter große, bronzene Schön- heit, die „Ferien auf Amrum“ macht – auf ihrem Stein im Plätscherbrunnen vor dem AmrumSpa in Wittdün. Karin Hertz lebte noch sehr lange allein in ihrem Haus in Hamburg, erst die allerletzten Jahre hatte sie eine Wohnung mit Hilfe bezogen, gleich im Viertel, wo sie ein Mietshaus besitzt. Dort hat ihr Sohn sie zum 95. Geburts- Die Schöne, die hier Ferien auf Amrum macht, sitzt vor dem AmrumSpa tag mit den Relief-Nachdrucken einiger 22

Es erwartet Sie eine traumhaft schöne Zeit … in komfortablen Zimmern, Suiten, Apparte- ments und Ferienwohnungen. Lassen Sie sich verwöhnen in „Hüttmanns Trauminsel“ mit Massagen und Kosmetik- behandlungen und erholen Sie sich der Gesundheitsoase mit Sauna, Biosauna und Dampfbad. Unser erstklassiges Restaurant steht für frischen Fisch und Wildspezialitäten aus eigener Jagd, Vollwert - und vegetarischer Küche. Überzeugen Sie sich selbst! Eine entspannte Atmosphäre erwartet Sie im Café-Bistro „Das kleine Hüttmann“ und in der gemütlichen Entenschnack - Bar. Bei uns fi nden Sie Zeit für sich, zum Auftanken und zum Träumen … Erleben Sie unser vielfältiges Gastronomieangebot mit Restaurant, Bistro, Bar, Pavillon und lassen Sie sich in Hüttmanns Trauminsel - Beauty & Wellness von Kopf bis Fuß verwöhnen. Hotel Hüttmann, Inh. Peter Kossmann e.K. I Ual Saarepswai 2-6 I 25946 Norddorf-Amrum Romantik Hotel Hüttmann, Ual Saarepswai 2-6, 25946 Norddorf Tel. 04682-922-0 I [email protected] I www.hotel-Huettmann.de Telefon: 04682 922-0, [email protected], www.hotel-Huettmann.de Romantik Hotel Hüttmann, Inh. Peter Kossmann e.K. Ual Saarepswai 2 - 6, 25946 Norddorf / Amrum Telefon 04682 922 - 0, Telefax 04682 922 -113 [email protected], www.hotel-Huettmann.de beider Leben. Wolf Morrisons Ver- bindung zu Amrum war einst dünn. Erst viele Jahre nachdem er aus dem Ausland zurückgekehrt war, wendete sich der Blick. „Die Insel hat auch mir oft gut getan. Wenn nachts die Lichter aus sind, kann man dem Himmel nah sein und in gewisser Weise auch sich selbst.“ Aus den sechs Bronzereliefs „Impres- sionen von Amrum“, die Karin Hertz 2001 schuf, hat sie sich ein Motiv als Grabstein gewünscht: „Sonne“ zeigt Geburtstagsgeschenk: Die eigenen Figuren vor der Wohnung eine Frau, die lesend da liegt und vom Licht der Insel beschienen wird. ihrer schönsten Figuren überrascht. Fassade noch das große Relief der Wenn man reinkommt, zweite Reihe „Ich wollte an den Wänden Graffiti „Hamburger Tafelrunde“. Hertz schuf links. Auf dem Friedhof am Ortsaus- vermeiden“, sagt Morrison zu seinem es 1992 für ein Kinderheim in der Ham- gang Nebel, der den Blick des Besu- ursprünglichen Gedanken. „Und dann burger Altstadt. Als das Haus verkauft chers durch die Allee der Sitka-Fichten habe ich mir gedacht, wo wir so oft wurde, bemühte sich der Sohn um das hindurch mitten ins Watt zieht. Die dort vorbei spazieren, mache ich ihr Schmuckstück und brachte es zurück Sicht weit, das Herz auf. Ruhe. doch eine Freude mit ihren eigenen zum Haus der Mutter. Entwürfen.“ Mittlerweile schmückt die Nun ordnet er also irgendwie ihrer Undine Bischoff 23

BÜFFELBURGER MIT MOZZARELLA s ist die dritte Oktoberwoche und somit Jahre stand dieses Lokal leer und wurde Anfang 2017 kurz vor Redaktionsschluss. Auf der Insel neu verpachtet. Von außen wie von innen wirkt das wird es gerade spürbar ruhiger. Die ersten „Torhaus“ sehr einladend. Die Außenplätze im hinteren Herbststürme sind schon über die Insel Bereich bieten sogar einen tollen Blick auf das Ehinweg gefegt und Laub fegen im Garten Wattenmeer. Dafür ist es heute aber definitiv schon zu ist überall ein beliebtes Hobby. Um mich davor zu kalt. Ich gehe also rein und treffe in der kleinen Küche drücken, mache ich mich mit meiner Fotoausrüstung Andreas, der gerade bei den Vorbereitungen für den auf den Weg nach Nebel. Dieses Mal besuche ich Tag ist. Kellner Jörn drückt mir im Vorbeigehen gleich Andreas Seiffert im „Torhaus“ im Uasterstigh 33. einen Kaffee in die Hand. Sehr gut... Das „Torhaus“ ist sozusagen der Eingang zur Andreas hat schon die Zutaten für das erste Foto bereit Ferienanlage „Kapitän Cornelius Bendixen“. Einige gestellt. Es gibt Büffelburger mit Mozzarella – dazu 24 24

Für den Teig benötigen wir: 200 ml warmes Wasser 3 EL Milch 1 Würfel frische Hefe 30 g Zucker 5 g Salz 75 g weiche (oder geschmolzene) Butter 450 g Mehl 1 Ei dicke Kartoffelchips. Die Zutaten sind eher den Hefewürfel hinein. Das Ganze lässt er jetzt 5 übersichtlich. „Ja, ein im Grunde einfaches Gericht, Minuten stehen. bei dem es aber auf die Zutaten ankommt“, erklärt Andreas. „Das Fleisch und der Mozzarella für den ie restlichen Zutaten kommen hinzu: Büffelburger kommt aus dem Biofleisch-Betrieb Mehl, Salz, ein Ei und die weiche (oder „Büffel Bill“, der in Singen ansässig ist. Hier wird flüssige) Butter. Er verknetet alles zu nachhaltig und nach höchsten ethischen Standards einem geschmeidigen Teig. „Den Teig produziert.“ Dlässt man jetzt abgedeckt an einem „Und das ist der Teig für das Brötchen?“, frage ich nach. warmen Ort etwa eine Stunde gehen. Nach dieser „Ja, inzwischen backen wir auch die Brötchen für den Stunde formt man aus dem Teig die Buns, je ca. 90 bis Burger selber. Und die heißen übrigens in der 100 Gramm“, erklärt mir Andreas. “Den Teig formst Burgerfachsprache „Buns“ und die Frikadellen heißen Du dann in den Handinnenflächen zu einer „Patties“ .“ Aha. gleichmäßigen runden Kugel und presst diese auf einem mit Backpapier belegten Backblech zu einer Andreas ist im Jahr 2000 aus Eisenhüttenstadt auf die flachen Scheibe mit ca. 8 bis 9 cm Durchmesser. Dann Insel gekommen und hat bei Klaus-Peter Ottens im müssen die Teiglinge nochmal eine Stunde gehen.“ „Käptens Logies“ in Wittdün seine Ausbildung zum Koch Ich schaue besorgt auf meine Uhr und denke an das absolviert. „Da gab´s die Basics... danach habe ich mir Laub im Garten... „Nee, keine Sorge“, lacht Andreas einige Jahre lang bei Gunnar Hesse im Seeblick den und zeigt auf den Backofen... „Alles schon vorbereitet.“ „Feinschliff“ geholt. Nach einem Jahr kochen im „Achterdeck“ Zusätzlich wird noch ein Ei, ein EL Milch und ein EL war ich die letzten zwei Jahre als Chefkoch im Strand- Wasser benötigt. Nachdem die Buns eine Stunde piraten bei Sven Richter. Da habe ich aber immer schon die gegangen sind, werden sie mit der verquirlten Masse Augen nach der großen Chance aufgehalten. Im Herbst bestrichen. Das sorgt später für einen schönen Glanz 2016 hat sich das hier dann ergeben“, freut sich Andreas auf den Brötchen. und fängt an den Teig für die Buns anzurühren. Wichtig: Ei und Milch sollten Zimmertemperatur haben. Sind sie zu kalt, sacken die Buns wieder Zuerst gibt Andreas das warme Wasser und die Milch zusammen. in eine Schüssel, mischt den Zucker unter und bröselt Gebacken werden die Buns bei 200 Grad (Ober-/ 25 25

Burger-Patties – je 170g – „rund und nicht zu platt, sie sollen von innen ja noch schön saftig sein...“. Die Patties werden dann in einer Pfanne scharf angebraten. Jetzt wird die Hitze etwas reduziert und der gewünschte Garpunkt durch ständiges Testen mit dem Finger geprüft – wie bei einem Steak. Zum Schluss werden die Patties mit Pfeffer und Salz – je nach Geschmack gewürzt. Gleichzeitig bekommen die Kartoffelchips ihre zweite Frittierzeit – diesmal bei 175°C. „Wenn sie schön knusprig sind, gut abtropfen Unterhitze) etwa 11 bis 15 Minuten, bis die Oberfläche lassen und bereit stellen.“ Inzwischen hat Andreas die goldbraun ist. „Aus dem Rezept kommen natürlich Teller vorbereitet und die untere Bunshälfte mit Salat mehr als 2 Buns raus, sie lassen sich aber prima ein- belegt. Darauf kommt der Pattie, dann der Büffel- frieren“, so Andreas. Mozzarella und zu guter Letzt die Balsamico-Zwiebeln. Während die vorbereiteten Buns im Backofen Farbe annehmen, bereitet Andreas die Kartoffelchips vor. Je nach Hunger braucht man ca. drei mittlere Kartoffeln pro Person. Die Kartoffeln putzen (nicht schälen) und in ca. 5 mm dicke Scheiben schneiden. Die Zubereitung ist die gleiche wie bei Pommes Frites. Ausreichend Fett in einer Fritteuse (oder Topf) auf 140° erhitzen und die Chips einige Minuten vorfrittieren, bis sie eine blassgelbe Farbe an- genommen haben, abtropfen lassen und dann beiseite stellen. etzt brät Andreas zwei in Spalten geschnittene „Kein weiterer Soßen-Schnickschnack“, erklärt mir rote Zwiebeln in neutralem Öl an. Sobald die Andreas, „wir wollen doch die tollen Büffel-Zutaten Zwiebeln Farbe angenommen haben, löscht er nicht in irgendeinem Soßen-Zeugs ertränken!“ das ganze mit Balsamico Essig ab und gibt einen Andreas gibt die Kartoffelchips dazu und serviert das JEsslöffel Zucker hinzu. „Das muss jetzt 10 Ganze. Dazu passt meiner Meinung nach ein frisch Minuten reduzieren“ erklärt er mir. Jetzt formt er die gezapftes Bier. 26 26

Aktuelle Termine der Wattenwanderungen unter www.wattwandern-amrum.de • Tel 0160-93545900 • Norddorfer Strand bei der Strandkorbvermietung Boyens Windsurfen Exklusiv-Touren Kitesurfen • Vermietung, Strand und Garten Segeln • Kursangebote für alle Könnensstufen • Verkauf und Versand • Spezielle Kinderschulung deutschlandweit und über die • Schnupper- und Auffrischungskurse Grenzen • Fortgeschrittenenschulung • Verleih • Winterlagerung Maddelwai 7 • Lagermöglichkeiten für 25946 Norddorf/Amrum • Reparatur Tel.: 04682-1669 privates Material Mobil 0171 7888727 • Ausflüge: Seehundsbänke, • Bollerwagen www.boyens-amrum.de Exklusiv Tour zu der Seehundsbank Sylt, Föhr, Rund um Amrum [email protected] (Kormoran Insel) • Bootstouren •und vieles mehr Diese Wattwanderung ist wirklich etwas ganz besonderes. Über das trittfeste Sandwatt wandern wir ca.6 km zur nördlich von Amrum gelegenen Seehundsbank. Mitten im Nationalpark und zwischen Sylt, Föhr und Amrum wird das Leben der Seehunde erklärt und gezeigt. Das Highlight dieser Tour ist der Rückweg. Von der Kormoran Insel werden wir mit dem Zodiak Schlauchboot der Und für die´Nicht-Wasserratten´viel Spaß am Strand! Wassersportschule Norddorf abgeholt. Da diese Tour mit einer kleinen Gruppe und nur bei Volleyball • Trampolinspringen • Kioskbetrieb • Fußball gutem Wetter statt finden kann bitten wir um Anmeldung unter: Tel.: 0160 4276084 Grillabende • und vieles mehr Infos direkt an der Surf- und Segelschule am Norddorfer Strand oder unter Surfstation - 0160/4276084 oder 0171/4849316 www.surfschule-amrum.de igentlich bin ich ja ein Verfechter von „einen Burger muss man in die Hand nehmen können“. In diesem Fall sollte man davon aber absehen. So nähere Eich mich dem „Objekt“ also mit Messer und Gabel. Schon beim ersten Bissen überzeugt mich dieser Burger. Büffelfleisch schmeckt etwas anders als Rindfleisch... ähnlich, aber irgendwie deutlich intensiver. Dazu der Büffel-Mozzarella, einfach herrlich. Die Bal- Zutaten für zwei Burger samico-Zwiebeln geben dem Ganzen noch einen 2 Büffelpatties á 170g besonderen Touch. Sehr lecker. Man sollte öfter (beim Metzger oder unter www.bueffelbill.com) Burger selber machen... oder im Torhaus essen. 2 Buns (Hamburger Brötchen) 2 Büffel Mozzarella á 50g Vielen Dank Andreas 2 kleine Hände voll gemischter Salat für die freundliche Bewirtung. 2 rote Zwiebeln Peter Lückel 6 EL Balsamico Essig 6 mittlere Kartoffeln Bratöl, Frittierfett, Pfeffer und Salz 27

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enn es ein Thema gibt, das sowohl Inhalte freuen. Eine informative und anschauliche die Arbeit des Öömrang Ferian als Ausstellung - vom Walfang, seiner Bedeutung für auch die Inselöffentlichkeit in den die Inselfriesen über die Biologie der Pottwale bis W letzten Monaten mit geprägt hat, zur Aufarbeitung des historischen und tragischen dann ist es der Neubau der Walausstellung in der Strandungsereignises - wird die Räumlichkeiten ehemaligen Schwimmhalle am Norddorfer Strand- des alten Schwimmbades füllen. Auch von dem in übergang. der deutschen Nord- und Ostsee heimischen Es war ein weiter Weg von der Strandung des Wals Schweinswal wird ein Skelett zu sehen sein. im Januar 2016 bis zur Aufstellung des Skeletts im Beeindruckend wird zudem die Gesamtstimmung. Frühsommer 2017, und die Arbeit wird auch erst Bei gedämpftem Licht werden über eine Pa- mit der Eröffnung der neuen Ausstellung ab- noramaprojektion hinter dem Pottwalskelett geschlossen sein. Unterwasseraufnahmen seiner lebenden Art- Zunächst aber ein kurzer Rückblick: Im Januar genossen zu sehen sein, während man sich auf und Februar 2016 strandeten in der südlichen Ruheliegen zeitgleich die dazu passenden Laut- Nordsee insgesamt 30 junge männliche Pottwale, äußerungen der Pottwale anhören kann. Eine 13 davon an der schleswig-holsteinischen West- interaktive Medienstation lädt zudem dazu ein, küste. Der Amrumer Heimat- und Naturschutz- sich näher mit dem Pottwalskelett und seinem verein Öömrang Ferian i.f. bekam die Zusage für Weg von der Strandung bis in die neue Ausstellung einen der Wale und damit begann die eigentliche zu beschäftigen. Arbeit. Nachdem Genehmigungen und Förder- Der Umbau der Schwimm- zur Walhalle, die Prä- gelder beantragt wurden, kam im Oktober 2016 paration des Skeletts sowie der Bau der Ausstellung das bereits gereinigte und aufbereitete Pottwal- stellen, trotz der Förderungen durch die Aktiv- skelett in einem Puzzle aus 153 Einzelteilen auf die Region Uthlande, das Land Schleswig-Holstein Insel. Es folgten verschiedene Umbaumaßnahmen und die BINGO-Umweltlotterie, eine enorme rund um das alte Schwimmbecken in Norddorf. Herausforderung für den Verein dar. Der Öömrang Eine neue Heizung wurde installiert, Strom- Ferian bedankt sich herzlich bei allen SpenderInnen leitungen verlegt und die Wände verschalt. und Personen, die bereits durch Ihre Unterstützung Im Frühjahr 2017 konnten dann die Präparatoren zum Gelingen des Projektes beigetragen haben. Reenhard Kluge und Heidrun Strunk mit der Er- Auch wenn das Eröffnungsdatum für die Aus- richtung des Skelettes beginnen. Mit viel Geduld stellung nicht mehr allzu fern ist, bittet der Verein und Präzision wurde über Wochen aus den vielen weiterhin um Spenden für die Präparation des Einzelknochen ein rund 11,5 Meter langes und Skeletts sowie den Bau der Ausstellung und hofft lebensecht wirkendes Walskelett aufgebaut. auf Ihre wohlwollende Unterstützung. Besonders spannend und aufregend war das Aufstellen des Kopfes. Zentimetergenau musste Henning Volmer der rund 750 Kilogramm schwere Knochen auf ein etwa zwei Meter hohes vorgefertigtes Metallgestell Wal-Ausstellung im Maritur, gesetzt werden. Hierfür wurden die Außenfenster direkt am Strandübergang, der Schwimmhalle ausgebaut und der Walschädel Norddorf unter großem Medieninteresse mit dem langen Ausleger einer Baumaschine vorsichtig von draußen Bitte spenden Sie, unter dem Stichwort „Wal- an den für ihn bestimmten Platz im Gebäude Spende“. Spender werden gebeten, ihren Namen bugsiert. Nachdem der Schädel wohlbehalten auf anzugeben, da wir Ihnen auf einer Spendertafel seinem Gestell platziert und fest verschraubt war, danken möchten. Gern behandeln wir Ihre Spende zeigten sich alle Beteiligten erleichtert. auch diskret. Für Spenden ab 200 1 stellen wir Ih- Nach der Errichtung des Skeletts folgten noch nen gerne eine Spendenquittung aus. weitere Baumaßnahmen. Böden mussten verlegt und Geländer gefertigt werden. Neben dem Skelett, Kontoinhaber: Öömrang Ferian das in der nicht mehr wiederzuerkennenden IBAN: DE64 2179 1906 0020 1053 25 Schwimmhalle bereits sehr beeindruckend wirkt, BIC/SWIFT: GENODEF1WYK können sich die Besucher auf weitere spannende 29

DAS AMRUMER U-BOOT Das U-Boot um 1963, von See her gesehen, im Hintergrund Kniepsand und Wittdün m Kniepsand, dem breiten Strand der nordfriesi- U 979 war ein U-Boot vom Typ VII C, dem meistgebauten U- schen Insel Amrum, liegt ein U-Boot aus dem Boot-Typ aller Zeiten, mit dem die kriegsentscheidende Zweiten Weltkrieg. Es war das letzte deutsche Schlacht auf dem Atlantik ausgefochten wurde. U 979 lief am U-Boot, das ein britisches Kriegsschiff versenk- 15. April 1943 bei Blohm & Voß in Hamburg vom Stapel und Ate, es war das letzte U-Boot, das nach Kriegsen- wurde am 20. Mai 1943 in Dienst gestellt – übrigens zwei de zurück nach Deutschland kam, und es war das weltweit Tage später als in Kanada der zweite nun als Wrack vor Am- wohl einzige deutsche U-Boot, das jahrzehntelang für jeder- rum liegende Teilnehmer der Atlantikschlacht, der Standard- mann frei und legal zugänglich war – sofern man wußte, wo frachter Pella. Kommandant von U 979 war von Anfang bis es lag, und den passenden Wasserstand abwartete. Ende Johannes Meermeier, anfangs Oberleutnant, dann Ka- Donnerstag, der 24. Mai 1945 war ein sonniger, warmer Tag pitänleutnant. Er stammte aus einer Bauernfamilie in Sande auf Amrum. Am Tag zuvor war in Flensburg der von Hitler als bei Paderborn, war am 14. November 1916 geboren und mel- Nachfolger eingesetzte Karl Dönitz mit seiner Reichsregie- dete sich als Zwanzigjähriger zur Marine, als Marinewerber rung verhaftet worden. Der Krieg war im Nordwesten schon in seine Schule kamen. Das paßte nicht so recht zu seinem seit fast drei Wochen vorbei. In Wittdün, dem in die Dünen streng katholischen Elternhaus, wo die Marine als protestan- gebauten Badeort im Süden von Amrum, waren die Hotels, tisch galt, aber ihm war alles zu altmodisch, sein altsprachli- Kinderheime und Pensionen belegt mit Hunderten von Flücht- ches Gymnasium zu unmodern, und er war, wie seine Nichte lingen aus dem Osten. Die zur Ausbildung auf Amrum statio- und Stieftochter Katharina Meermeier sagt, vom „Jugendge- nierten Rekruten der 7. Marine-Lehrabteilung waren wohl döns“ der Nazis begeistert. schon weitgehend in die Internierungslager auf dem Festland Die ersten Kriegsjahre war Johannes Meermeier bei der abmarschiert, und es gab keine englischen Besatzungstrup- Luftwaffe, auch bei den Seefliegern in Hörnum auf Sylt, 1942 pen auf der Insel. In Wittdün war es friedlich. Plötzlich ging wurde er für die U-Boot-Waffe ausgebildet. Mit U 979 blieb es wie ein Lauffeuer durch den Ort: Am Strand liegt ein U- er vierzehn Monate in der Ostsee zu Erprobung und Ausbil- Boot! dung, im August 1944 ging das Boot nach Norwegen. Von 30 30

dort unternahm es zwei etwa achtwöchige Feindfahrten, auf Rumration zu empfangen. Nur der Kommandant und zwei denen kein Schiff versenkt wurde. Am 29. März 1945 um Matrosen standen auf der Brücke, ein Maschinist und ein 22.55 Uhr warf U 979 an der Pier von Marineholm in Bergen zweiter Mann waren im Maschinenraum. John Milnes stand die Leinen los und lief aus zu seiner letzten Fahrt. Es war direkt am Niedergang, als alle auf einmal das Sirren eines Gründonnerstag, weite Teile Deutschlands waren von den Torpedopropellers hörten. Um 13.20 Uhr war auf U 979 „Auf Alliierten erobert, die Städte lagen in Trümmern, und doch Gefechtsstation“ gerufen worden, um 13.31 Uhr hatte man schickte Oberbefehlshaber Dönitz weiter seine Boote in den zwei Torpedos losgelassen. „Heldenkampf“, der längst verloren war. „Es war verbreche- John Milnes raste den Niedergang hinauf, hinter sich ein risch, die Jungs jetzt noch auslaufen zu lassen“, sagt Katha- Mann in gelbem Ölzeug. Als er den Kopf durch die Luke rina Meermeier. steckte, war er plötzlich im Wasser, Bug und Heck ragten Am 14. April erreichte U 979 die Bucht von Reykjavik im Süd- senkrecht empor. Der Dampfer sank in Sekunden. John Mil- westen von Island. Die Luftüberwachung und die Ortungs- nes wurde mit dem Sog des untergehenden Schiffes unter technik der Alliierten waren nun so erdrückend, daß die U- Wasser gezogen, dann aber trieb ihn aus dem Wrack entwei- Boote wochenlang fast ständig unter Wasser bleiben chende Luft wieder nach oben. Er krallte sich an treibende mußten. Tagsüber fuhren sie mit den Elektromotoren, nur Wrackteile. Der zweite Trawler fischte ihn auf. John Milnes nachts konnten sie es wagen, den Schnorchel eine Zeitlang war der einzige. 23 Mann ertranken, darunter der 59jährige durch die Wasseroberfläche zu stecken und die Diesel anzu- Hans Albert Jensen, Kommandant des Schiffes und im Zivil- werfen, um die Batterien aufzuladen und Sauerstoff ins Boot beruf vermutlich Fischdampferkapitän. Der Zweite Offizier zu saugen. Wenn man doch kurz auftauchen mußte, um eine von U 979, Günther Deicke, vermeldete zu diesem Ereignis Antenne zu reparieren oder mit dem Sextanten die Sterne zu lediglich lapidar: „Endlich haben wir vor Kap Skagi einen Be- schießen, waren das bange Minuten. wacher versenkt.“ U 979 legte sich vor Reykjavik auf die Lauer. Wachboote fuh- Die Ebor Wyke war das erste und einzige von U 979 versenkte ren umher, doch man verschonte sie zunächst, denn man Schiff, und sie war das letzte britische Kriegsschiff, das von wartete auf größere Frachtdampfer. In Aufzeichnungen aus einem U-Boot versenkt wurde. Zwei Tage später, am 4. Mai der Nachkriegszeit, die auf dem Tagebuch des Zweiten Wa- 1945, leitete Hitlers Nachfolger Dönitz die Kapitulation im choffiziers Günther Deicke basieren, heißt es: „Die Nächte Westen ein, die am 5. Mai um 8 Uhr deutscher Sommerzeit in werden hier oben immer kürzer. So sind wir meist 18 Stunden Kraft trat. Am 9. Mai um 00.01 Uhr deutscher Sommerzeit unter Wasser, ohne zu schnorcheln. Wir bleiben auch zum trat die am 7. Mai unterzeichnete Gesamtkapitulation Schnorcheln dicht unter der Küste und sind auch sicher, weil Deutschlands in Kraft. Schon am 4. Mai aber befahl Dönitz wir nachts mitten in einem Schwarm Fischerboote stehen. seinen U-Booten, alle Kampfhandlungen sofort einzustellen. Der Wachoffizier muß am Sehrohr aufpassen, daß er jeweils Am 5. Mai um 01.05 Uhr schoß U 979 einen Fächer von drei rechtzeitig ausweicht. In den mondhellen Nächten sehen wir Torpedos auf einen kleinen Geleitzug, 14 Seemeilen vor der durch das Sehrohr die erleuchteten Fischerdörfchen. Wir ge- Küste. Es war der Konvoi RU 161, bestehend aus fünf Han- hen auch bei Tag oft auf Sehrohrtiefe und nehmen einen ge- delsschiffen, der kurz zuvor aus dem Hvalfjord nördlich von nauen Rundblick.“ Und am 22. April heißt es: „Seit einigen Reykjavik ausgelaufen war mit Ziel Belfast. Günther Deicke Tagen wissen wir gar nichts mehr um die Kriegslage. Es schrieb in sein Tagebuch: „Gerade haben wir 3 Minuten ge- kommt kein Wehrmachtsbericht mehr, die Heimatsender sind schnorchelt. Horchpeilung! ‚Auf Seerohrtiefe gehen!’ Span- ausgefallen oder erobert. Wir können nur noch am Ausfall nung auf den Gesichtern. Es ist ein stark gesicherter Geleit- der einzelnen Sender die ungefähre Kriegslage erkennen.“ zug. ‚Auf Gefechtsstation!’ Dieses Kommando wirkt John Milnes war Bootsmannsmaat auf Seiner Majestät Mi- elektrisierend und löst die in Fleisch und Blut übergegangene nensucher Ebor Wyke. Das war ein kleiner Fischdampfer aus Rolle aus. Hastig geflüstert erreicht es im Augenblick Bug- Hull von 48 Meter Länge, der wie viele Trawler bewaffnet und Heckraum. ‚Fächer fertig!’ – ‚Ist fertig!’ – „Fächer … und als Kriegsschiff eingesetzt wurde. Die Mannschaft der los!’ Leicht schüttelt sich das Boot bei jedem Aal, der das Ebor Wyke, größtenteils Fischersleute, hatte gehofft, da das Rohr verläßt. Laut ratternd rasen sie auf ihr Ziel zu. Rumms!! Kriegsende unmittelbar bevorstand, nun Island verlassen und Das Boot bäumt sich auf. Ein Grundgänger detoniert vor uns. nach England nach Hause fahren zu können. Am 2. Mai aber, Jetzt: Rumms!! Getroffen! Einen 7-8000 BRT Tanker. als Hitler schon tot war und Berlin vor der Roten Armee kapi- Rumms!! Auch der zweite Aal trifft auf der uns abgewandten tulierte, erhielt die Ebor Wyke Befehl, zusammen mit einem Seite. Er brennt.“ anderen Trawler ein Fahrwasser auf Minen abzusuchen, da Getroffen war der Motortanker Empire Unity, der 1927 in Bre- ein kleiner Konvoi erwartet wurde. Gegen 13 Uhr fand sich men als Biscaya für die Hamburger Reederei John T. Essber- die Mannschaft unter Deck in der Messe ein, um die tägliche ger gebaut und zu Anfang des Krieges von den Engländern im 31 31

Nordatlantik gekapert worden war. Nun fuhr er mit einer Be- litten, müssen ungeheuer gewesen sein. Manche waren satzung von 46 zivilen Seeleuten für die britische Regierung. noch halbe Kinder, und die Offiziere waren sehr jugendlich. Auf eins der Geleitboote schickte U 979 um 01.15 Uhr einen Kommandant Meermeier mit seinen 28 Jahren war für U- „Zaunkönig“ los, einen zielsuchenden akustischen Torpedo, Boot-Verhältnisse schon ein alter Mann, der Erste Offizier der auf das Geräusch schnellaufender Schrauben von Kriegs- Opitz und der Zweite Deicke waren gerade 23 und 22 Jahre schiffen eingestellt war. Die U-Boot-Crew glaubte, den Be- alt. 40.000 junge Männer hatte man während des Krieges wacher und den Tanker versenkt zu haben. Das Kriegsschiff auf U-Booten hinausgeschickt, nur 10.000 kamen lebend aber war gar nicht getroffen. Der Tanker war an Steuerbord- nach Hause. 30.000 waren „gefallen“, wie man es nannte – seite aufgerissen, in sechs Tanks strömte das Wasser, die um nicht sagen zu müssen: erstickt, ersäuft, zerquetscht. Mannschaft verließ das Schiff. Aber die Empire Unity sank Kommandant Johannes Meermeier nahm Pervitin-Tabletten, nicht, wurde in den Hvalfjord eingeschleppt und später repa- um den Streß zu ertragen und lange wach zu bleiben, wie er riert. Niemand kam zu Schaden. seiner Stieftochter Katharina Meermeier erzählte. Pervitin, „Jetzt wird’s oben lebendig. Der Zauber geht los.“ Die Wach- heute als Crystal Meth bekannt, wurde während des Krieges boote und Korvetten machten Jagd auf das U-Boot. Im Turm millionenfach an Soldaten ausgegeben. Es dämpft das Angst- stritten sich Kommandant Johannes Meermeier und Erster gefühl, steigert Konzentration und Leistungsfähigkeit, verrin- Offizier Peter Opitz kurz: „Sollen wir oben bleiben, sollen wir gert das Schlafbedürfnis, und es macht schnell abhängig, auf Tiefe gehen?“ Meist blieb U 979, wenn es angegriffen führt zu Psychosen und Erschöpfungszuständen. wurde, auf Sehrohrtiefe, natürlich mit eingefahrenem Seh- U 979 lief Zickzackkurs und warf „Bolde“ aus. Ein „Bold“, Begegnung auf See Treibstoffübernahme auf See aus einem U-Boot vom Typ IX rohr, und versuchte, mit häufigen Kurswechseln zu entkom- Kurzform für „Lügenbold“, war eine 10 Zentimeter große men. Um 01.31 Uhr rammte ein Geleitboot, von achtern kom- Büchse, gefüllt mit einer Chemikalie, die mit Wasser reagier- mend, das U-Boot. „Knirschend und rucksend durchschneidet te. Unter Wasser ließ der „Bold“ für 20 Minuten Gasblasen er unseren Turm – 1 Meter über uns! Das Boot krängt über.“ ausblubbern, die den Asdic-Horchgeräten der U-Jäger ein Mit Äußerster Kraft lief U 979 davon. Turm und Sehrohr wa- falsches Ziel vortäuschten. „Bolde und Wasserbomben ma- ren beschädigt. chen einen solchen Tumult, daß wir letzten Endes der Meute „Da krachte es auch schon.“ Nun begann eine vierstündige verlorengehen.“ U 979 kam glücklich davon und ging auf Verfolgung. Um das U-Boot explodierten insgesamt 55 Was- Nordkurs. serbomben. Bald konnte U 979 nicht mehr tiefer als 20 Meter „Nahezu 43 Stunden ohne Frischluft. Ein Teil der Besatzung tauchen, weil die Buchsen der Stevenrohre zu lecken anfin- atmet durch Tauchretter. Von der Zentrale aus wird laufend gen. Was Leutnant Deicke schnoddrig als „Zauber“ bezeich- Sauerstoff zugesetzt. Trotzdem sind wir alle gerade noch fä- net, war für die 42 Mann an Bord der blanke Horror. Die See- hig, unsere Wache zu gehen. Durch den stechenden Schmerz lenqualen, die sie bei jeder einzelnen der 55 Explosionen auf den Lungen kostet jeder Handgriff und jedes Wort Über- 32 32

windung. Als wir durch den Schnorchel endlich wieder durch- Kapitulationsbedingungen – alle U-Boote waren an die Sie- lüfteten, war der erste frische Luftzug eine Erlösung.“ ger auszuliefern. Das widersprach allerdings dem ominösen Plötzlich hörte man an Oberdeck ein Rumpeln und Umherrol- Selbstvernichtungsbefehl „Regenbogen“, dessen Wortlaut len, wenig später weit unter dem Boot eine heftige Detonati- bis heute unbekannt ist, der aber im April bekräftigt wurde on. Offenbar war während der Angriffe eine Wasserbombe und besagte: Wenn über Funk das Stichwort „Regenbogen“ an Deck gefallen, aber nicht explodiert, und die Erschütterun- genannt wird, sollen alle U-Boote sofort von ihren Besatzun- gen durch den angeworfenen Diesel hatten sie nun in Bewe- gen versenkt werden. Dieses Stichwort aber hat Dönitz nie gung gesetzt. gegeben, vielmehr befahl er schon während der Kapitulati- Mit nur leichten Schäden war U 979 davongekommen, aber onsverhandlungen am 3. Mai, alle Selbstversenkungsaktio- die Steuerbordwelle war verbogen, und die Schraube machte nen zu unterlassen. Trotzdem handelten viele Kommandan- Geräusche, die das Boot verraten hätten. Die Steuerbordma- ten gegen diesen Befehl und zerstörten in deutschen Häfen schine wurde gestoppt, das Boot war nicht mehr voll einsatz- und vor deutschen Stränden ihre Boote, davon über hundert fähig. Kommandant Meermeier entschloß sich, zur Reparatur allein am 5. Mai. Obwohl der Krieg vorbei war, ging es gegen zurück nach Bergen zu gehen, und zwar nördlich um Island ihre „Ehre“, die Boote dem Feind zu überlassen. Mit der herum. „Ehre“ war es dann letztlich egal, denn die mehr als hundert Wieso hatte U 979 noch nach dem Befehl, den U-Boot- ausgelieferten U-Boote wurden vom Feind nicht in seine Flot- Krieg einzustellen, Schiffe torpediert? ten eingereiht, sondern einige Monate später auf See ge- Schon am 28. April begann die Druckkörperdurchführung zur schleppt und versenkt. Antenne oben am Schnorchel stark zu lecken. Das Kabel Von den etwa sechzig U-Booten, die bei Kriegsende in See mußte zur Abdichtung abgeklemmt werden. U 979 war fortan waren, folgten die meisten dem Befehl, meldeten sich über ohne Funkkontakt zur Außenwelt. Funk bei den Alliierten und liefen die ihnen zugewiesenen Am 7. Mai um 03.37 Uhr, nordwestlich von Island, tauchte U Häfen an. „Dies zu tun, ginge gegen unsere Ehre und unseren 979 auf, zum ersten Mal nach 25 Tagen unter Wasser, und Eid“, schreibt Leutnant Deicke. Kommandant Meermeier, von blieb etwa zwei Stunden an der Oberfläche. Es war der Tag seinem Neffen und Stiefsohn Heinrich als forscher, autoritä- der Gesamtkapitulation Deutschlands. Am nächsten Tag lief rer Typ beschrieben, wollte sich dem Befehl widersetzen und das Boot nochmal morgens und abends für ein paar Stunden Boot und Besatzung nach Deutschland bringen. Der Erste aufgetaucht. Über Kurzwelle empfing man den englischen Offizier Peter Opitz sagte später den Engländern, der Kom- Rundfunk. „Es ist wirklich so gekommen, daß wir den Krieg mandant habe mit ihm das Vorgehen besprochen. Beide verloren haben. Wir sind alle sehr niedergedrückt“, schreibt meinten, man könne sich nicht darauf verlassen, daß die Alli- der Zweite Offizier Deicke. Am 9. Mai tauchte U 979 auf und ierten ein aufgetauchtes U-Boot nicht bombardieren würden, fuhr einige Tage über Wasser, nun mit etwa 12 Knoten statt und man nahm daher Kurs auf Deutschland. Dieter Meermei- unter Wasser mit 3 Knoten, Richtung Norwegen. Am 10. Mai er, einer der drei leiblichen Söhne von Johannes Meermeier, vermeldet Leutnant Deicke: „Wir empfangen offene Funk- sagt heute, sein Vater habe den Kindern immer gesagt, seine sprüche von der Seekriegsleitung, die uns den Befehl ertei- Absicht sei es gewesen, die Mannschaft sicher nach Hause len, aufgetaucht zu fahren, eine schwarze Flagge zu setzen zu bringen und sie nicht in fremdem Land in Kriegsgefangen- und England anzulaufen.“ schaft zu schicken. Einige unter der Besatzung aber meinten, Das entsprach tatsächlich den von Dönitz unterzeichneten man müsse einem Befehl unbedingt Folge leisten. Sie fürch- 33 33

teten, wegen Befehlsverweigerung vor ein deutsches Kriegsgericht gestellt zu werden. In der Tat wurden auch noch nach Kriegsende viele von unbarmherzigen Marine- richtern verurteilte junge Männer hingerichtet, die wie Kom- mandant Meermeier einen Befehl verweigert hatten, weil sie heil nach Hause kommen wollten. An Bord von U 979 gab es heftige Auseinandersetzungen. Johannes Meermeier sprach sogar von „Meuterei“. „Die Männer haben gedroht, sich gegenseitig zu erschießen. Sie waren überreizt“, sagt Katharina Meermeier. Die Befehlsverweigerer gewannen die Oberhand, den übrigen wurden die Dienstpistolen abge- nommen, ohne daß Widerstand geleistet wurde. Sämtliche Geheimsachen, die Munition und die letzten Tor- pedos versenkte man im Nordmeer. Aus seiner Zeit bei den Seefliegern auf Sylt kannte Johannes Meermeier die Ge- wässer um Föhr und Amrum wie seine Westentasche. Er wußte um die flachen Fahrwasser und die Sände. Er wußte, Kommandant Johannes Meermeier auf der Brücke von U 979 daß es auf Amrum abgesehen von einigen Beobachtungs- posten keine militärischen Einrichtungen gab und vermutete daher nur eine leichte oder gar keine britische Besatzung auf wollte die Südwestspitze Amrums umrunden und hielt Aus- der Insel. U 979 fuhr nun wieder getaucht, um von alliierten schau nach den Fahrwassertonnen, die aber im Dunkeln nicht Flugzeugen nicht entdeckt zu werden. Unter Wasser lief das in Sicht kamen. Plötzlich nahm die Wassertiefe rapide ab, die Boot mit den Elektromotoren nur etwa 3 Knoten Marschge- Motoren wurden gestoppt. Da saß das Boot schon auf Grund, schwindigkeit, die Reise von Island war etwa 1500 Seemei- gegen 01.00 Uhr am 24. Mai 1945. Es war 10 oder 20 Minu- len weit, und so erreichte das Boot die Heimat erst nach 18 ten vor Hochwasser. Man blies Preßluft in die Tanks und ar- Tagen. beitete mit den Schrauben, doch ohne Erfolg. Der Gezeiten- Walter Grage, gelernter Schlachter aus Kiel und 29 Jahre alt, strom drehte das Boot und trieb es in noch flacheres Wasser. war Obersteuermann auf U 979. In seinen 1991 niederge- Mit starker Schlagseite nach Steuerbord lag es fest. So be- schriebenen Erinnerungen heißt es: „Am 23. Mai 1945 wurde richtet jedenfalls der Erste Offizier Peter Opitz bei seiner Ver- nachmittags Sylt in Höhe von Westerland in Sehrohrtiefe nehmung durch britische Offiziere am 29. Mai 1945 in Wil- passiert.“ Tagsüber legte sich das U-Boot zwischen Hörnum helmshaven. und Amrum auf den Grund. Man hörte Schraubengeräusche Hat Johannes Meermeier sein Boot absichtlich auf und ging auf Sehrohrtiefe. Leutnant Deicke berichtet: „Es Strand gesetzt? Um gemäß der „Regenbogen“-Idee die An- handelt sich um ein englisches Küstenwachboot, eine Art gelegenheit zu einem „ehrenvollen Abschluß“ zu bringen, Räumboot, das in unserer Nähe vorbeifährt. Durch den Ti- wie Leutnant Deicke gewünscht hatte? Oder, in pazifistischer denstrom sitzen wir plötzlich auf einer Sandbank fest, rut- Anwandlung, ein widerliches Kriegsgerät ein für alle Mal aus schen immer höher und zeigen unseren Sehrohrstummel und dem Verkehr zu ziehen? Wir wissen es nicht. Die Äußerungen die obere Turmkante. Der Alte liegt in der Zentrale auf dem der Beteiligten, die oft erst viele Jahre später getroffen wur- Bauch, weil er das Sehrohr nicht weiter ausfahren darf, und den, widersprechen sich. Walter Grage sagt kurz und bündig: beobachtet den Tommy. Der fährt vorbei und hält uns wohl „U 979 sollte von der eigenen Besatzung vor Amrum auf für ein Fischerzeichen, wenn er uns überhaupt gesehen hat. Grund gesetzt werden.“ Der E-Obermaschinist Heinrich Jans- Der Leitende Ingenieur stoppt beide Maschinen, wir rutschen sen, bei der Strandung 26 Jahre alt, berichtet Jahre später, von selbst wieder herunter und liegen dann auf 16 Meter si- der Kommandant wollte das Boot vor der Insel Föhr versen- cher.“ ken. In dem Album aus der Nachkriegszeit, das auf dem Tage- In der Nacht fuhr das U-Boot aufgetaucht am Kniepsand ent- buch des Zweiten Offiziers Günther Deicke basiert, heißt es lang nach Süden. Man orientierte sich am Feuer des Amru- schon am 21. Mai: „Wir haben die Absicht, nach der Insel mer Leuchtturms und an den Echolotungen. Der Wind war Föhr zu fahren, mit Schlauchbooten an Land zu gehen und das Südost Stärke 2 bis 3, die See ruhig bei mittlerer Sicht mit ein Boot zu versenken.“ Kapitänleutnant Johannes Meermeier paar Regenschauern. Das Kommando auf der Brücke hatte dagegen sagte am 29. Mai bei seiner Vernehmung in Wil- Kommandant Meermeier. Vorsichtig tastete sich U 979 mit 2 helmshaven: „Meine Absicht war, vor dem Amrumer Hafen Knoten Fahrt durch einen Priel zwischen Sandbänken. Man zu ankern und einen Offizier an Land zu setzen, um Erkundi- 34 34

südwestlich von Wittdün und fast drei Kilometer südlich vom auf einer Düne stehenden Leuchtturm. Dort liegt das U-Boot noch heute. Noch in der Nacht setzte der Erste Offizier Peter Opitz mit drei Mann auf einem Schlauchboot zum Strand über und mar- schierte nach Wittdün, um den obersten Befehlshaber auf Amrum zu suchen, den Inselkommandanten Fritz Boie. Kapi- tän zur See Boie, 53 Jahre alt, im Ersten Weltkrieg U-Boot- Offizier, hatte jahrelang die Rekrutenausbildung bei der 7. Marine-Lehrabteilung geleitet, die gegen Kriegsende vom Festland nach Norddorf auf Amrum übersiedelte. Er lebte nach dem Krieg noch lange auf Amrum. Angeblich rief Fritz Boie, von den U-Boot-Leuten unsanft aus dem Schlaf getrom- melt: „Seht zu, daß ihr wegkommt! Ich bekomme euretwe- gen nur Schwierigkeiten mit dem Tommy. Ihr kommt sowieso nach Sibirien.“ So berichtet jedenfalls Obersteuermann Wal- ter Grage. Das U-Boot kurz nach dem Krieg am Kniepsand. Die Reling,“Wintergarten“ genannt, ist noch intakt Laut E-Obermaschinist Heinrich Janssen dagegen blieb man bis Hellwerden an Bord. „Wir setzten das Boot unter Wasser, gungen einzuholen.“ Auf die Frage, wieso er im Dunkeln in E-Anlage geflutet und die Diesel solange laufen lassen, bis ein schmales Fahrwasser zwischen gefährlichen Sandbän- Sand im Getriebe knirschte.“ ken hineingefahren ist und damit sein Boot aufs Spiel setzte, Als es Tag wurde, hatte man in Wittdün das U-Boot schon antwortete er: „Ich schätzte die Gefahr, bei Tage von Flug- entdeckt, quer über den Kniepsand deutlich sichtbar, über zeugen bombardiert oder von Küstenbatterien beschossen zu dem flachen Sand groß wirkend und immerhin 67 Meter lang, werden, höher ein als bei Nacht das Risiko einer Strandung.“ so lang wie die heute nach Amrum verkehrende Autofähre Er habe die Stärke des Gezeitenstroms unterschätzt, und Nordfriesland. Auf Amrum, wo man vom Krieg wenig mitbe- wenn er die Fahrwassertonnen rechtzeitig gesichtet hätte, kommen hatte, war das plötzliche Erscheinen eines solchen wäre er nicht auf Grund gelaufen. Oberleutnant Opitz sagte: Kriegsschiffs, fast drei Wochen nach Kriegsende, eine Sen- „Wir hofften, im Dunkeln bei unserer Ankunft vor Amrum sation. nicht gesehen zu werden. Nach Einholung örtlicher Informati- „Mit meinen Freundinnen raste ich an den Nordstrand onen über die Lage an Land hätte die Dunkelheit unsere zur Anlegebrücke. Um die Südspitze kam das Seenot- Flucht erleichtert.“ Heinrich Meermeier aber sagt über sei- rettungsboot mit zwei großen gelben Schlauchbooten nen Stiefvater: „Er hat das Boot auf Grund gesetzt.“ im Schlepp“, sagt Inge Sarsfield, damals Inge Jürgensen Nun wird man sich bei einer Vernehmung nicht unbedingt und neun Jahre alt. Es war um die Mittagszeit, die Sonne selbst belasten. So kam dann die Untersuchung durch die schien. Die Schlauchboote waren vollgepackt mit Waren, vor Engländer zu dem Ergebnis, Kommandant Meermeier habe allem Lebensmitteln in Dosen, und aus jedem Schlauchboot zwar vorsätzlich gegen die Kapitulationsbedingungen versto- langten wohl fünf U-Boot-Männer die Sachen hinauf auf den ßen, indem er sein Boot nicht ausgeliefert hat, und er habe hölzernen Anleger. Immer mehr Leute kamen dazu, Erwach- fahrlässig eine Strandung riskiert. Die Strandung aber sei sene und wohl 40 oder 50 Jungen und Mädchen. Wittdün unabsichtlich gewesen, weil sie das Vorhaben, unerkannt vor war voll belegt, auf die 250 Einwohner kam ein Vielfaches an der Gefangenschaft zu entfliehen, erschwerte, und auch die Flüchtlingen, die in den Kinderheimen und Hotels unterge- niedrige Geschwindigkeit von 2 Knoten sprach gegen eine bracht waren, pro Zimmer eine ganze Familie. Absicht. Die Engländer fragten aber nicht danach, wie der „Man konnte sich nehmen, was man wollte“, sagt Inge Jür- Kommandant sich ein unauffälliges Verschwinden ausge- gensen. „Ich legte mir abseits einen Haufen hin, der war aber rechnet von einer abgelegenen Insel vorgestellt hätte. Und immer wieder weg, wenn ich mit neuen Sachen zurückkam.“ sie fragten nicht, was er dann mit dem U-Boot vorgehabt hät- Als alles verteilt war, kam die Besatzung an Land. Inge hatte te, wenn er es denn nicht versenken wollte. lange Zöpfe. Ein U-Boot-Fahrer fragte sie: „Na, wie heißt du Das U-Boot lag nun unbeweglich in flachem Wasser knapp doch?“ vor der Kante des Kniepsandes, der sich hier etwa zwei Kilo- „Inge.“ meter breit vor den Amrumer Dünen erstreckt und bei norma- „Wie meine kleine Schwester. Zeig mir, wo das Kinderheim lem Hochwasser trocken bleibt. Es lag etwa drei Kilometer Wilmersdorf ist.“ 35 35

Dort sollten die U-Boot-Leute hin, Inselkommandant Boie hat- und ich sind mit zwei U-Boot-Leuten nachts losgezogen. Die te sie dort untergebracht. Inge wohnte nebenan in der Ju- U-Boot-Männer sind zum U-Boot rübergeschwommen und gendherberge, die von ihren Eltern geführt wurde. „Der U- haben für uns Lederjacken, ein Fernglas, Stiefel und ein klei- Boot-Mann gab mir dann aus der Jackentasche eine Tafel nes Rettungsschlauchboot geholt.“ Schokolade und eine Tube mit Käsepaste, weil meine Haufen Meinert Breckwoldt, damals 12 Jahre alt, berichtet: „Mein ja alle weg waren.“ Vater ist direkt nach der Strandung rausgegangen zum Kniep Berichte anderer Amrumer, die alle damals Kinder waren, sa- und hat vom U-Boot eine Matratze und zwei Paar Schuhe mit- gen, die U-Boot-Leute seien im Hotel Vierjahreszeiten oder genommen. Neue Schuhe konnte man damals nicht kaufen. im Kurhaus einquartiert gewesen, und sie seien mit den Auf der lederbezogenen Liege vom U-Boot habe ich dann im Schlauchbooten an der Promenade im Süden angekommen, Schülerheim in Niebüll geschlafen.“ wo damals noch genug Wasser war, oder zu Fuß über den Freunde von Meinert Breckwoldt hatten vom U-Boot sechs Kniepsand gekommen. Sicher hat sich manches etwas an- Schwimmwesten geholt. Sie liefen über den Kniepsand zu- ders zugetragen als hier beschrieben. Das ist nicht schlimm, rück, als ihnen ein Mann entgegenkam, den man Tin Hanje denn auf das Gesamtbild des Erlebten kommt es an. Und Vol- nannte. Der sagte zu den Kindern: „Das dürft ihr nicht mit- kert „Vocki“ Quedens als Vormann des Amrumer Seenotret- nehmen, das ist Marinegut.“ Und nahm ihnen die Schwimm- tungsbootes, der morgens hinausgefahren war, um die Mann- westen ab. Meinert Breckwoldt aber kannte Tin Hanje als schaft des U-Boots abzuholen, wird wahrscheinlich mehrfach alten Strandräuber, und als seine Freunde ihm berichtet hat- draußen gewesen sein, um Proviant und anderes an Land zu ten, folgte er dessen dicker Fußspur in die Dünen. Er fand die bringen. Auf Amrum befindet sich heute noch ein schweres, sechs aufblasbaren Schwimmwesten nach Strandräuberart klobiges Fernglas mit Festfocus aus seinem Besitz, das von U versteckt in einer Kaninchenhöhle. Die Jungen bastelten sich 979 stammt. aus den Schwimmwesten drei Segelschiffe und hatten damit Inges Bruder Peter Jürgensen sagt: „Der Kommandant des ein höllisches Vergnügen. U-Boots hat Waren verteilt an alle, die herumstanden. Meinert Breckwoldts Vater Meinhard Breckwoldt mit seinem Sehr viel Schokolade, Trockenmilch in Dosen, Kaffee.“ Frachtschiff, der Tjalk Käte-Marie, und Hinne Ricklefs aus Als alles verteilt war, fragte der kleine Peter den Komman- Steenodde mit seinem Tonnenleger, der alten eichenen Eider- danten: „Was ist mit dem leeren Schlauchboot?“ schnigge Anna, fuhren zum U-Boot und pumpten den Die- „Das schenke ich dir“, sagte Johannes Meermeier. seltreibstoff ab. Vermutlich nicht, wie man heute meinen Peters Vater ließ die Luft heraus und brachte das riesige mag, um einer Ölverschmutzung der Strände vorzubeugen, Schlauchboot nach oben in die Jugendherberge. „Das knall- sondern weil sie den Treibstoff gut gebrauchen konnten. gelbe Boot mußte grün angestrichen werden“, sagt Inge Jür- Einige Tage nach der Strandung – das U-Boot war von der gensen. „Wir Kinder durften mit Freunden damit vor Wittdün Besatzung verlassen und gehörte nun den Amrumern – ging herumschippern.“ Peter Jürgensen mit seiner Mutter und Meinert Breckwoldt Wenig später aber tauschte der Vater das Schlauchboot bei hinaus. „Das U-Boot war rübergekippt zur Seeseite. Es lag Kapitän Christian Hansen, der mit seinem Schiff oft vorm hoch heraus, faszinierend riesig für mich als Kind. An der Sei- Norddorfer Strand ankerte und ein Beiboot brauchte, gegen te hatte es Flügel.“ Das waren die Tiefenruder. Getreide und Torf ein, das der vom Festland holte. Peter sagte Sie schwammen hinüber und hielten sich am Tiefenruder enttäuscht: „Das ist doch mein Boot!“ fest. „Meine Mutter schob mich von unten hoch. Ich kletterte Der Vater aber sagte: „Besser zu essen und zu heizen als ein an Bord und auf den Turm und habe ins Turmluk gesehen.“ Schlauchboot.“ Bei Hochwasser waren die Tiefenruder unter Wasser, und Volkert Lucke, damals 7 Jahre alt, sagt: „Mein Opa Martin auch bei Niedrigwasser konnte man nicht hinübergehen. Breckwoldt brachte vom U-Boot Dosen mit Margarine für die „Ganz Wittdün ging zum U-Boot zum Gucken, aber we- Kinder mit, die wir ‚U-Boots-Butter’ nannten. Mein Opa hat gen der starken Strömung sind nur wenige hinüberge- auch einen Taucheranzug und Rettungsinseln rausgeholt, aus schwommen.“ denen er andere Sachen gemacht hat. Mein Opa sagte, die Inge Jürgensens Vetter Helmut, etwa 14 Jahre alt, benutzte U-Boot-Leute wollten Zivilkleidung haben, sie wollten deser- den Turm des U-Boots als Sprungturm und machte einen tieren.“ Bauchklatscher ins Wasser. Aus der Kampfmaschine war in Und wie auf Amrum üblich, wenn es heißt „Schiff auf wenigen Tagen ein Spielgerät geworden. Strand!“, gab es gewisse nächtliche Aktionen. Ein damals Die paar Marinesoldaten auf Amrum und die Rekruten, halbe junger Wittdüner sagt: „Es gab eine Ausgangssperre, ab 10 Kinder noch, waren schon weitgehend aufs Festland gegan- durfte man nicht mehr draußen sein. Wir hatten Angst, daß gen. Aber im Kinderheim Lenzheim und anderswo gab es die Engländer von Sylt kommen. Aber ein anderer Amrumer noch viele junge Marinehelferinnen, „Blitzmädchen“ genannt, 36 36

weil sie mit Funkentelegraphie zu tun hat- ten, und es gab viele junge Insulanerinnen. Fahren Sie mit uns in 70 Minuten über ganz Junge Männer aber waren rar. Die meisten Amrum. Sehen Sie alle Sehenswürdigkeiten waren gefallen oder in Gefangenschaft. Es und durchfahren dabei die Inseldörfer mit ih- gab nur Kinder, Alte, Gebrechliche, Einbei- ren kleinen Gassen. Erfahren Sie Geschichte nige, Einäugige, Einarmige. Plötzlich waren und Geschichten der Insel und ihrer Bewohner. aus dem Meer 42 junge gesunde Männer erschienen. „Die Mädchen drehten durch“, sagt Volkert Lucke. Am Abend nach der Strandung wur- de in Wittdün wild gefeiert. Vermutlich im großen Saal im Kurhaus, dem 1974 abge- rissenen Prachtbau an der äußersten Spit- ze Wittdüns, empfingen die Mädchen die U-Boot-Männer mit offenen Armen. „Hier wurde eher das Paradies als die Hölle von Die Abfahrtzeiten von April bis Oktober Sibirien verheißen“, berichtet Walter Gra- entnehmen Sie bitte dem „Amrum Aktuell“. ge. Geschwoft wurde die ganze Nacht. Am nächsten Tag aber war der Spaß vor- bei. „Die Engländer kommen!“ Sie kamen von Sylt, entweder vielleicht sehr wohlwollend, die Strandung des U-Boots als mit einem Landungsboot, das sich auf der Höhe von Köhns versehentlich ansahen, legten sie ihm lediglich zur Last, mit Übergang auf den nördlichen Strand legte, und fuhren mit der Weigerung, das Boot auszuliefern, gegen die Kapitulati- Jeeps an Land, oder sie kamen mit einem oder zwei Patrouil- onsbestimmungen verstoßen zu haben. Auch die Tatsache, lenbooten an die hölzerne Anlegebrücke. daß er noch nach der Einstellung des U-Boot-Krieges einen „Auf der oberen Wandelbahn vor dem Heim Wilmers- Dampfer torpediert hatte, war kein Thema. Zwei andere U- dorf bauten die Engländer auf einem Bock ein schwe- Boot-Kommandanten, die allerdings ihre Boote definitiv res Maschinengewehr auf“, sagt Peter Jürgensen. „Sie selbst versenkt hatten, sind zu sieben Jahren Haft verurteilt wiesen die vielen Kinder, die zum Gaffen gekommen waren, worden, später reduziert auf fünf, von denen sie nur zwei ab- ein Stück zur Seite. Die U-Boot-Männer winkten aus den saßen, weil englische Marineleute für das Thema „Ehre“ ein Fenstern.“ Dann kamen sie heraus, in Uniform und in geord- gewisses Verständnis aufbrachten. Ein Urteilsspruch über neter Formation, der Kommandant voran. Geleitet von engli- Kommandant Meermeier ist nicht auffindbar, aber sein Sohn schen Soldaten marschierten sie zum Nordufer. Die vielen Dieter Meermeier weiß, daß er 99 Tage im Gefängnis war. Kinder liefen nebenher. Im September 1945 kam Johannes Meermeier zurück in seine „41 Mann begleiteten ihren Kapitän bis zur Anlegebrücke“, Heimat Sande. Er heiratete die Witwe seines im Krieg ver- berichtet Walter Grage. „Dort schwenkten sie mit dreifachem storbenen Bruders, übernahm den Bauernhof und blieb Land- Hurrah ihre Mützen zum Abschied. Am folgenden Tag wurden wirt bis zu seinem Tod im Jahr 1982. Als Kapitänleutnant war die restlichen U-Boot-Offiziere abgeführt und wie Komman- er im Ort hochangesehen. Seine Stieftochter Katharina dant Meermeier in ein Militärgefängnis gesteckt.“ Anderen Meermeier sagt: „Als forscher Typ hatte er gedacht, mit sei- Berichten zufolge wurden alle Offiziere gleichzeitig von der nem Einsatz für Großdeutschland täte er etwas Gutes fürs Insel geholt und mit ihnen vielleicht auch ein Teil der Crew, Vaterland. Nach dem Krieg war er resigniert, weil er wohl andererseits sollen manche U-Boot-Leute den Sommer über erkannte, daß es keine gute Sache war.“ Er sei auch chole- auf Amrum geblieben sein. risch gewesen nach dem Krieg, „vielleicht eine Folge von Obersteuermann Walter Grage jedenfalls wurde mit anderen Kriegsstreß und der Droge Pervitin.“ Besatzungsmitgliedern am 1. Juni nach Hörnum auf Sylt ge- Katharina Meermeier sagt weiter: „Er war aber großzügig bracht, wo er in den Dienst der Engländer trat, eine Ehefrau und ein herzensguter Mensch, auch zu uns Stiefkindern. Erst fand, später bei der Bundeswehr arbeitete und bis zu seinem im Alter, als er krank wurde, kamen seine weichen Seiten Tode 1998 blieb. raus, die er im Krieg verbergen mußte. Dem weichen Herz ist Kommandant Johannes Meermeier wurde vor ein englisches die Hitlersache übergestülpt worden. Das ist so schrecklich Militärgericht gestellt und in Wilhelmshaven am 29. Mai ver- bei den Menschen dieser Generation, daß sie nicht ihre ange- nommen, wie auch der Erste Offizier Peter Opitz und der Lei- nehmen Seiten entwickeln konnten.“ tende Ingenieur Karl-Heinz von Hof. Weil die Engländer ja, Auf dem gestrandeten U-Boot gab es irgendwann eine mys- 37

worden. Das Rohr ist aus wertvollem Wolfram und stach blitzblank und glän- zend vom rostigen Turm ab. Ulf Jürgen- sen, der heutige Inhaber der Jugend- herberge, sagt: „Noch in den achtziger Jahren konnte ich mit dem Fernglas von der Jugendherberge aus das Seh- Wir vermitteln Werte rohr bei normalem Niedrigwasser er- kennen.“ Die Immobilienexperten für die Inseln Amrum und Föhr. Das U-Boot in seiner Gänze aber ließ sich bald nur noch bei extremem Nied- rigwasser bei lang anhaltendem, star- kem Ostwind sehen. Ein Besuch auf Thomas Kraus | Immobilienberatung dem U-Boot wurde etwas Außerge- Telefon (04681) 50 03 60 wöhnliches. www.immobilien-fabank.de Besonders für später Geborene. Arfst Bohn aus Wittdün, geboren 1950, sagt: „Das U-Boot hatte für uns etwas Mys- tisches. Es war ein großes Geheimnis.“ teriöse, gewaltige Explosion. Über das Wann und das Wie Bei tiefem Niedrigwasser, es wird 1961 gewesen sein, wan- weiß man nur Widersprüchliches. Nach der Strandung war derte der dreizehnjährige Jan Rüth aus Norddorf mit seinem der Bootskörper völlig intakt. Auf Photos vom Anfang der sechziger Jahre aber ist der Rumpf ein Stück vor dem Turm über eine Strecke von etlichen Metern aufgerissen. Eine Ex- plosion hat also definitiv stattgefunden. Torpedos und Muni- tion können nicht explodiert sein, weil keine an Bord waren. Manche sagen, die Explosion sei in den fünfziger Jahren gewesen, tagsüber. Andere sagen, es war kurz nach dem Krieg, und zwar nachts. Vielleicht hängt die Sache mit einer Bergungsfirma zusammen, die wohl um 1948, vielleicht aber auch erst 1956 mit einem Ponton oder kleinen Fahrzeug beim U-Boot lag. Man schweißte ein Rohr auf das Turmluk, damit auch bei Hochwasser kein Wasser eindringen konnte, und versuchte, das Boot mit Preßluft zu heben. Das funktionierte nicht, weil das U-Boot zu wenig Auftrieb hatte und schon zu weit eingesandet war. Angeblich fuhren die Berger plötzlich weg, und in der Nacht darauf gab es einen gewaltigen Bei eisigem Oststurm fuhr man um 1963 mit dem Auto zum U-Boot Rumms. Man munkelte, die Berger hätten wertvolle Bunt- metalle ausgeräumt, die sie schwarz verkaufen wollten, und kleinen Bruder Maarten, 8 Jahre alt, hinaus zum U-Boot. „Wir hätten zur Verdeckung der Tat eine Sprengladung gezündet. balancierten auf dem schrägliegenden Deck. Die Außenhülle Wahrscheinlicher aber sind die großen Batterien des U-Boots war ganz schön angerostet, man konnte durch Löcher des Au- explodiert, weil sich nach der Zufuhr von Sauerstoff Knallgas ßentanks gucken.“ Beim Herumturnen auf dem Wrack stellte gebildet hatte. man sich die Kriegserlebnisse des U-Boots vor und dachte an Im Lauf der Jahre ist das U-Boot langsam und allmählich im- die unheimlichen und spannenden Gerüchte, die sich um das mer weiter im Sand abgesackt. Bald war bei Hochwasser Boot rankten. „Am Turm war das Blech aufgerissen, Rohre nichts mehr zu sehen, im September 1951 ragten bei mittle- waren sichtbar.“ Jan und Maarten rissen ein Kupferrohr her- rem Niedrigwasser Heck und Turm noch gut zwei Meter aus aus und nahmen es mit. Ihr Vater Frits Rüth machte daraus zu dem Wasser, bald nur noch die Spitze des Turms. Jahrzehnte- Hause eine Wasserleitung fürs Waschbecken in Maartens lang aber blieb das Sehrohr sichtbar, beziehungsweise der Zimmer. Es ist heute noch da. Aus einer todbringenden untere, etwas zur Seite geknickte Teil des Sehrohrs, denn der Kriegswaffe wird ein Waschbeckenrohr, wie schön. obere Teil war von dem englischen Geleitboot abgefahren Um das U-Boot war das ideale Angelrevier. Vom Amrumer 38

Hafen fuhr man mit einem kleinen Motorboot in 20 Minuten hinaus, kurz vor Niedrigwasser. „Wenn das Wasser kommt, kommen die Fische“, sagt Peter „Speedy“ Diedrichsen aus Süddorf, geboren 1954, der dort in den siebziger Jahren viel geangelt hat, Aal und Schollen. „Der Turm war klar zu erken- nen, auch der Bewuchs. Man konnte auf das U-Boot klet- tern bei normalem Niedrigwasser. Es ist tiefer gesackt seit- her.“ Am glänzenden Sehrohr waren Sägespuren, doch die Räuber haben den Wolframstahl nicht durchsägen können. Der gleichaltrige Ralph „Steini“ Steinbach aus Wittdün ist mit seinem Boot jahrzehntelang dort angeln gewesen. „Von mir liegen drei oder vier Anker auf dem Grund, die am U- Boot festgekommen sind. Nach Stillwasser schießt die Flut- welle heran, es ist dort eine Wahnsinns-Strömung. Angel raus, sofort ein Kabeljau dran. In 20 Minuten habe ich 16 Junger Amrumer im Neoprenanzug bei Oststurm auf dem U-Boot Aale gefangen.“ Und Peter Jürgensen hat beim U-Boot ei- Anfang April 1989, von See her gesehen, im Hintergrund der Kniepsand nen riesigen Taschenkrebs gefangen, den größten, den er je gesehen hat. Und man hat beim U-Boot getaucht. Um 1985, als er in der det, doch das Heck lag völlig frei und schwebte über einem Lehre war, schwamm Jens „Jenne“ Lorenzen aus Nebel bei Kolk, also über einem von der Strömung verursachten Loch. Niedrigwasser hinüber. „Man mußte Gas geben, es setzte ein Auf der Steuerbordseite hatte sich ein ausgeprägter Kolk mit satter Strom.“ Ohne Ausrüstung tauchte er neben dem U- bis zu 8,4 Meter Tiefe gebildet. Man hielt es für wahrschein- Boot, vielleicht zwei Meter tief. „An der Seite war ein riesi- lich, daß das Wrack demnächst in diesen Abgrund rutscht. ges Loch, wohl zehn Meter lang und groß wie ein Zimmer. Über dem Sehrohr maß man bei Springniedrigwasser eine Unmengen von Rohren hingen herum und heraus, das war Wassertiefe von 1,1 Meter, während das Sehrohr bei der Un- sehr unheimlich. Ich schwamm nicht hinein, weil ich Angst tersuchung 1989 noch 1,5 Meter aus dem Wasser guckte. hatte, hängenzubleiben.“ Das war das Loch von der Explosion Demnach müßte das Boot in 19 Jahren theoretisch 2,6 Meter der Batterien. „Ich ritzte meinen Namen in das blanke tiefer in den Sand gesackt sein. Metall des Sehrohrs.“ Das U-Boot fiel nicht in den Abgrund. Jahrzehntelang hatte Einige Amrumer, darunter Ulf Jürgensen, Hark Seesemann das Wrack etwa 200 Meter vor der Niedrigwasserkante des und Bandix Tadsen, haben oft mit voller Taucherausrüstung Kniepsandes gelegen. Vor etwa fünf Jahren beobachtete beim U-Boot getaucht. „Oft ist die Sicht unter Wasser so Ralph „Steini“ Steinbach, daß es auf einmal weniger als 100 schlecht, daß man erst mit der Nase dranstößt, bevor man Meter entfernt war. An den Kniepsand wuchs von Westen das Boot sieht“, sagt Kapitän Bandix Tadsen. Ulf Jürgensen eine Sandbank heran, hinter der es keine Strömung mehr gab, berichtet: „Vor ein paar Jahren war das Wasser so klar, daß und das U-Boot versandete. Bei ihren Tauchgängen haben Ulf wir das U-Boot in seiner kompletten Ausdehnung sahen, das Jürgensen und Bandix Tadsen das U-Boot zuletzt um das Jahr war echt beeindruckend.“ Zuletzt war das Wrack auseinan- 2014 gesichtet, auch sie haben die Sandbank gesehen, und dergebrochen, das Vorschiff vorm Turm etwas zur Seite ge- sie sind sich einig: Die Sandbank ist über das Wrack gewan- knickt, man konnte das Innenleben sehen. dert und hat es derzeit vollständig bedeckt. Momentan ist Die Sände hier werden vom Gezeitenstrom ständig in Bewe- das Amrumer U-Boot verschwunden, aber es kann durchaus gung gehalten. So sind denn die Verhältnisse um das U-Boot sein, daß es in einigen Jahren wieder auftaucht. immer wieder anders. Bei tiefem Niedrigwasser lag das Boot um 1962 und auch wieder um 1989 hoch aufragend in einer leichten Senke, die mit bis zu zwei Meter tiefem Wasser ge- Clas Broder Hansen füllt war, während nach See hin eine Sandbank trocken lag. Um 1981 aber lag auf dem Wrack der Sand etwa ebenso hoch wie auf der Sandbank, vom U-Boot ragte nichts als das Seh- Der Seefahrtshistoriker Clas Broder rohr aus der Sandfläche. Beim letzten offiziellen Besuch von Hansen ist Autor des Buches Wracktauchern des Bundesamtes für Seeschiffahrt und Hyd- „Gestrandet vor Amrum“ über die Pella und arbeitet an einem Bildband rographie am 19. April 2008 war das U-Boot nach wie vor als über Amrum in den fünfziger Jahren kompaktes Wrack vorhanden. Der Bug war zwar eingesan- 39

Regine und Margit als Kinder im Schrägwandzelt ihrer Eltern Vor 60 Jahren schon Nackedei auf Zeltplatz II Vor 60 Jahren schon Nackedei auf Zeltplatz II Sie kamen vor 60 Jahren als Kinder gemeinsam mit So wird er auch auf Zeltplatz II gelebt, mit einem brei- ihren Eltern auf die Insel und schlugen ihre Zelte auf ten Sport- und Freizeitangebot, das der Amrumer Na- dem FKK-Zeltplatz in den Dünen auf. So gesehen turistenverein (ASN) seit vielen Jahren auf die Beine sind sie nun die beiden „Platzältesten“ auf Zeltplatz stellt. II: Margit Werner und Regine Morrigan, die damals „Wenn mich jemand fragt, wie lange ich schon her- Susanne Christine Regine Schultz hieß und von allen komme, sage ich immer: Ich war die erste Zeltgeburt. kurz „Susi“ genannt wurde. Das ist natürlich nur ein Scherz. In Wirklichkeit war ich dreieinhalb, als wir das erste Mal herkamen, und Regines Vater Herbert Schultz gilt als Gründer vom Regine - also Susi - acht“, erzählt die Architektin Mar- Amrumer FKK-Zeltplatz. Ihre Mütter waren Nach- git Werner aus Hamburg. barinnen in Hamburg-Barmbek und gut befreundet. „Das war 1957. Da standen vielleicht 20 Zelte von Beide Familien waren im LFFL, der Liga für Freie Le- FKK-lern auf freiem Gelände in den Dünen. Meine bensgestaltung. Diesen 1927 gegründeten Verein gibt Eltern hatten noch kein Auto und wir sind mit der es noch heute in Hamburg und er definiert „Naturis- Bahn angereist. Dann ging es mit der alten „Amrum“ mus“ als „eine naturnahe und gesundheitsbewusste Le- weiter, von Schlüttsiel nach Steenodde. Weil die Aus- bensart, deren äußerliches Merkmal die gemeinschaft- rüstung zu schwer war, haben wir das Zelt vorausge- liche Nacktheit ohne Bezug zur Sexualität ist. Sie ist schickt, aber als wir auf Amrum ankamen, war es nicht verbunden mit Selbstachtung sowie Respektierung der da! Zum Glück hatten wir Schlafsäcke und Luftma- Andersdenkenden und der Umwelt. Naturismus ist die tratzen dabei und durften im Haus des Leuchtturm- unbefangene Art, Freizeit und Ferien im Einklang mit wärters unterm Dach schlafen, bis das Zelt kam. der Natur zu verbringen.“ Im Jahr darauf fegte ein Sturm mit Windstärke 9 über 40 40

Vor 60 Jahren schon Nackedei auf Zeltplatz II die Insel und zerriss unsere Zelte. Weil das Wetter danach aber wieder so toll Regine Morrigan wurde, wollten wir noch auf Amrum bleiben. Unsere Mütter nähten dann mit der Hand aus den Resten der zwei Zelte ein neues, mit dem wir weiter campten, und unsere Väter fuhren zurück, ganz bis nach Hamburg und kamen mit einem neuen Zelt zurück.“ Auch Regine Morrigan erinnert sich an den Sommer 1958, als die Zelte bei Re- gen und Sturm wegflogen. Man sei dann zu Bäcker Claussen gegangen, um sich aufzuwärmen. „Wir waren so nass, dass sich die Lasur von den Stühlen abgelöst hat“, erzählt Margits Mutter noch heu- te, 60 Jahre danach, „aber zu Claussen konnte man immer gehen.“ ge Susi kann sich noch genau daran erinnern, wie Bür- Regine hat die verstorbene Frau Claussen als große, germeister Gerisch mit den Augen Maß nahm und auf blonde Frau in Erinnerung und als eine starke Friesin. Friesisch anwies, wo die Grenzpfosten einzuschlagen „Sie holte uns Kinder in die warme Backstube, hing waren. „Hiar ian, diar ian an diar ian...“ – 2,5 Hektar die durchnässten Trainingsanzüge zum Trocknen auf zwischen Leuchtturm und Kniepsand. und ließ uns in der Backstube spielen, bis die Sachen Der Pachtvertrag wurde gemäß Inselrecht per Hand- trocken waren. Die Trainingsanzüge rochen noch eine schlag besiegelt. Doch in der Zentrale des Deutschen Woche später nach Semmeln.“ Margit kann sich daran Verbands für Freikörperkultur (DFK) im fernen Han- nicht mehr erinnern, aber sie war ja auch erst vier und nover bestand man auf einem ordentlichen Vertrag, selbst wenn die beiden nicht in der Backstube spielen und es ist dem hartnäckigen Insistieren der Hauptamt- durften, eine schöne Geschichte ist es allemal. Bis in die späten 1960er Jahre war Nacktheit in der westdeutschen Öffentlichkeit ein Tabu. Sich unbe- Margit Werner kleidet im Freien aufzuhalten, war nur in privatem Rahmen auf abgeschirmten FKK-Plätzen und sepa- rierten Strandabschnitten erlaubt. Auch kleine Kinder waren am Strand gewöhnlich nicht Nackedei. Damals lag der FKK-Zeltplatz noch an einer anderen Stelle in den Dünen, näher an Zeltplatz I, dem Textil- zeltplatz. „Wir Kinder vom FKK-Platz fanden es vorn am Wasser ganz toll. Auf dem Rückweg zu Zeltplatz II mussten wir immer durch die vielen Dünen. Eines Tages haben wir uns verlaufen und standen weinend auf Zeltplatz I: „Wir haben uns verläuft“. Es ist wohl nicht nur einmal vorgekommen, dass sich Nackedeis auf Zeltplatz I verirrt haben. Jedenfalls wurde der FKK-Zeltplatz 1959 verlegt“, meint Margit Werner. Regine Morrigan war mit dabei, als der damalige Wittdüner Bürgermeister und ihr Vater das Gelände des künftigen Platzes absteckten. Die damals elfjähri- 41 41

Der FKK-Zeltplatz vom Leuchtturm aus gesehen lichen im Büro des DFK zu danken, dass der Vertrag studiert, später Kunstgeschichte, Linguistik und Lite- im Jahr darauf verschriftlicht wurde. Dadurch gilt raturwissenschaft; unterrichtete Deutsch und Kunst zwar erst das Jahr 1960 als offizielles Gründungsjahr und leitete eine Vorschule; erkrankte; gab sich den von Zeltplatz II, aber als die Amrumer Dünen 1971 Künstlernamen Regine Morrigan und ihrem Leben unter Naturschutz gestellt wurden, genoss er dadurch eine andere Richtung. Von fünf Sommern hat sie drei nachweislich Bestandsrecht und durfte mit strengen auf Zeltplatz II verbracht. Auflagen im Naturschutzgebiet bleiben. „Alle Lebensentscheidungen habe ich am Strand ge- Insgesamt neun Jahre zwischen 1973 und 1983 war troffen. Ich gehe mit dem Für und Wider immer wie- Margit Werner nicht auf Amrum. Stattdessen: grie- der ans Wasser und es hat mir die Lösung gezeigt. chische Inseln, Spanien, Portugal. „Man lernt seinen Dieser endlose Himmel, die weite Landschaft. Schön- Partner kennen, möchte was von der Welt sehen. Nur heit, Wildheit und die riesige Stille – das ordnet mich.“ 1980, das alte Waschhaus war gerade nagelneu, da war Vom Typ her ist Regine Morrigan ein expressiver ich zusammen mit meiner Mutter und einem kleinen Mensch, eher quirlig, aber hier werde sie ganz still. Zelt zwischendurch einmal hier. Ich wollte mir Klar- „Ich lebe in den Dünen und es entsteht eine Stille heit verschaffen: Frau – Kind – Beruf. Später bin ich in mir, als Echo auf die riesige Stille hier. Alles vom zusammen mit unseren Freunden und Kindern nach Festland fällt ab.“ Das Dünental teilt sie sich mit ei- Dänemark gefahren, in ein Ferienhaus, aber ich fand nem Möwerich. Sie kommen gut miteinander aus. Es das blöd. Ab 1983 waren wir dann wieder jedes Jahr ist sein Tal. In diesem Jahr hat er ihr zum ersten Mal auf dem Platz. Nur meinem Mann war es im Zelt auf seinen Nachwuchs vorgestellt. „Diese Landschaft trägt Dauer zu unkomfortabel. mich, wie selbstverständlich, auch wenn es noch ganz kalt ist.“ Nur die Wintermonate verbringt Regine noch Ich komme jetzt immer schon früh im Jahr, dann sind in den Bergen, ab April lebt sie in ihrem Zelt beim erst wenige Leute da. Alle helfen mit beim Aufbau, es „Tal der Ahnungslosen“ - und schreibt. ist eine schöne Gemeinschaft. Man trifft sich zum Chi Wie darf man sich das Leben als Naturist auf dem Gong, Yoga oder Ringtennis, im Sommer auch zum Zeltplatz vorstellen? „Ohne“ zu baden, sich in der Son- Volleyball. Du erfährst, ob die erste Möwe geschlüpft ne zu wärmen und den Sommerwind auf der nackten ist oder heute schon eine Entengemeinde über den Haut zu spüren, schätzen auch andere Amrum-Urlau- Platz lief oder sich jemand beim Einkaufen den Fuß ber, aber wenn es kalt ist oder regnet? „Dann zieht man verstaucht hat. Ich fühle mich „allein und geborgen“. sich halt was an oder freut sich, dass die Klamotten Ich habe ein Urvertrauen in die Insel und den Platz.“ nicht nass werden“, lacht Margit, die jüngste Zelt- platzälteste. Regine Morrigan war in den vergangenen 60 Jahren auch nicht jedes Jahr auf Amrum. Sie hat Archäologie Astrid Thomas-Niemann 42 42

Jubiläum - Das Veranstaltungszentrum Norddorfer Gemeindehaus ist bereits seit 10 Jahren bei Familie Herber in guten Händen! m Herzen des Ortes liegt das Norddorfer Ge- setzen wird. Das Norddorfer Gemeindehaus ist ein meindehaus. Das 1929 fertig gestellte Haus hat ganz wichtiger Baustein der gesamtinsularen Zusam- in den zurückliegenden Jahrzehnten einiges er- menarbeit – für Gäste und Insulaner gleichermaßen. Ilebt und könnte viele spannende Geschichten Das Kultur- und Konzertangebot konnte dank der erzählen. Gerade im vergangenen Jahrzehnt hat sich örtlichen Rahmenbedingungen nach und nach mit einiges verändert. Nachdem die Kirche das Gebäude namhaften Künstlern sowie weiteren Veranstaltungen im Jahr 2007 verkauft hat, ist das Norddorfer Gemein- ausgebaut werden. Ohne ein funktionales Miteinander dehaus nun bereits seit 10 Jahren bei Familie Herber in wäre das sicherlich in dieser Form nicht möglich. Wir guten Händen. freuen uns jedenfalls auf die weitere Entwicklung und Ebenfalls seit 10 Jahren ist das Haus von Familie Her- Kooperation mit den Eheleuten Herber.“ ber an die AmrumTouristik vermietet, die den Touris- Während die meisten Andreas Herber eher als Watt- ten und Einheimischen hier, im mit knapp 400 Plätzen führer kennen, der während der Saison beinahe im größten Veranstaltungs-Saal der Insel, ein hochwerti- zwei Tage Rhythmus mit neugierigen Touristengrup- ges und breitgefächertes Veranstaltungsprogramm an- pen bei einer Wattwanderung durch das Weltnaturerbe bieten kann. Gerade erst wurde der Mietvertrag um Wattenmeer von Amrum zur Nachbarinsel Föhr oder weitere fünf Jahre verlängert und beide Seiten sind mit umgekehrt unterwegs ist, trifft man Anke Quedens- dieser Situation sehr zufrieden. Herber vor allem in ihrer kleinen, gut sortierten Buch- Frank Timpe, Vorstand der AmrumTouristik, freut handlung im Gemeindehaus an. Hier ist die gelernte sich sehr über die gute Zusammenarbeit. „Wir blicken Buchhändlerin voll in ihrem Element. Gerade hat sie auf 10 Jahre guter, harmonischer und unkomplizier- eine neue Buchlieferung bekommen und einsortiert. ter Zusammenarbeit mit Anke und Andreas Herber Die Gäste schätzen ihr Fachwissen sowie ihre kompe- zurück, die sich auch in den kommenden Jahren fort- tente Beratung. Die Entscheidung, das Gemeindehaus 43

Anke Quedens-Herber in ihrer Buchhandlung zu übernehmen, haben beide bisher nie bereut. Ihr ge- Fenstern, einer neuen Bestuhlung und einem festen, meinsames Ziel war es immer, dieses schöne und tradi- attraktiv gestalteten Bühnenbereich sowie der Einrich- tionsreiche Haus zu erhalten und der Öffentlichkeit als tung einer Bildergalerie mit Amrum bezogener Kunst Ort für Veranstaltungen zugänglich zu machen. Für ist der Veranstaltungsaal zu einem attraktiven Am- biente für kulturell hochstehende Events geworden. „Zur großen Freude von Zuschauern, Künstlern und schließlich auch von uns als Veranstaltern“, so Hoff. „Das Gesamtergebnis ist auch im regionalen Vergleich absolut vorzeigbar und wir wünschen uns noch viele Jahre Zusammenarbeit auf diesem hohen Niveau.“ Auch das Veranstaltungsprogramm hat sich weiter- entwickelt, kann sich durchaus sehen lassen. So sind in den vergangenen Jahren hier im Gemeindehaus viele namhafte und bekannte Künstler wie z.B. die Wahl- Amrumerin Katja Ebstein, Justus Frantz, Heinz Ru- dolf Kunze, verschiedene Ensembles der Dresdener Semperoper, dem Pasadena Roof Orchestra, Tom Gaebel & Band, Gitte Hænning, Konstantin Wecker, die A-Capella-Formation LaLeLu sowie die Kabaret- tisten Bernd Stelter, Bernhard Hoëcker oder Florian Der Hausherr Schröder aufgetreten und gaben sich dabei sprichwört- Andreas Herber lich die Klinke in die Hand. Das Spektrum der hier stattfindenden Veranstaltungen ist breitgefächert und reicht von Klassik über Blues, Jazz, Soul, Folk, Rock diesen Schritt haben die beiden sehr viel Lob und An- und Pop weiter bis hin zu Lesungen und hochwerti- erkennung von Einwohnern und Gästen bekommen. gem Kabarett. Klassiker und unbedingt zu empfehlen In den letzten Jahren ist auch im Gebäude einiges sind auch die Bildervorträge der beiden Inseloriginale passiert. Michael Hoff, Veranstaltungsleiter der Am- Georg und Kai Quedens, die für viele Badegäste ein- rumTouristik erinnert sich. „Das Gemeindehaus war fach zum Urlaub dazu gehören wie das Meer zu Am- seinerzeit ein liebloses, funktionales Haus mit zugigen rums traumhaftem Sandstrand. Darüber hinaus finden Fenstern und mit abplatzenden weißen Wänden.“ Nach im Gemeindehaus die Unterhaltungsabende der sechs der Übernahme haben die Herbers das „Kirchenge- Amrumer Heimatgruppen (Trachtengruppe, Shanty- bäude“ in einen „Kulturtempel“ verwandelt. Mit neuen chor, Blaskapelle, Akkordeongruppe und die beiden 44

Kunst und Kultur in der Galerie ... richtige Uhrzeit anzeigen. „Es gibt im- mer etwas zu tun“, sagt Andreas Herber mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Am Morgen hat er die Bestuhlung für die nächste Veranstaltung aufgebaut und ... und im großen Saal, hier Konstantin Wecker. gerade wieder einige Glühlampen ausge- tauscht, die in der Galerie die Bilder ins rechte Licht rücken. Danach geht es wei- Gesangvereine Norddorf und Rüm Hart) statt, die hier ter mit Laub harken und Rasen mähen. Dennoch hält regelmäßig und in wechselnder Besetzung auftreten. sich die „Hausmeistertätigkeit“ nach eigener Aussage Auch hier sind Andreas (Blaskapelle und Gesangver- in überschaubaren Grenzen. „Unterm Strich sind die ein Norddorf) und Anke (Trachtengruppe und Ge- letzten zehn Jahre sehr gut gelaufen und wir hoffen, sangverein Norddorf) in ihrem „Zweiten Wohnzim- dass es so weitergeht. Wir sind jedenfalls sehr zufrie- mer“ zu sehen und haben sichtlich Spaß daran. den!“ Na dann auf eine erfolgreiche Zukunft! Es wird jedenfalls nie langweilig, denn bei einem alten Wir wünschen Anke und Andreas Herber weiterhin Gebäude fällt ja bekanntlich immer etwas an: Arbeit viel Spaß mit dem Norddorfer Gemeindehaus und uns drinnen und draußen. Darüber hinaus muss Herber allen viele schöne Veranstaltungen. einmal pro Woche durch den großen Dachstuhl bis hin zu dem kleinen Turm laufen. Hier oben, wo sonst kaum jemand hinkommt, ist inmitten von dicken Bal- ken und Latten in einem Schrank die faszinierende Technik der alten Turmuhr untergebracht. Diese muss jede Woche noch ganz altmodisch aufgezogen wer- den, damit das große Pendel auch weiterhin regelmä- ßig schwingt und die Zeiger auf dem Ziffernblatt die Andreas Buzalla 45 45

AMRUM A-Z Abenteuerland Kinderparadies in Nord- Aussichtsdünen Bei Wittdün, Süddorf, ist öffentlich, der andere wird von einem dorf. Halle mit Kletterberg, Rutschen, Au- Nord dorf und dem Quer marken feuer sind FKK-Verein betrieben. Freies Zelten ist toscooter, Trampolin, Tischfußball, Ge- hohe Dünen mit Bohlenaufgängen und verboten. burtstagsstube. abenteuerland-amrum.de Platt formen versehen, von denen man über die Insel und aufs Meer blicken kann. Deiche Seit 1935 wird das Marschland Amrum ist 20 qkm groß (mit Kniepsand nördlich von Norddorf und zwischen Witt- ca. 29 qkm). Orte: Norddorf, Nebel, Süd- Ausstellungen Öömrang Hüs, Nebel: dün und Steenodde zur Wattseite hin dorf, Steenodde und Wittdün. Amrum hat historisches Friesenhaus durch Deiche geschützt. In der Sturmflut ca. 2.300 Einwohner Maritur, Norddorf: über „Hark Olufs“ 1962 erlitten beide Deiche große Schä- (Seemann in Sklaverei), über den Kojen- den. Seit 2012 wird das flutgefährdete AmrumBadeland in Wittdün mit Wel- mann (Entenfänger in der Vogelkoje) und Nebel-Nordende durch einen Deich ge- lenbad, Wellnessbereich und Saunaland- das Leben im alten Amrum schützt. schaft. Daneben bietet das AmrumSpa Amrumer Windmühle, Nebel: Therapie- und Wohlfühlangebote. Park- Heimatmuseum, Bilder-Ausstellungen Dünen Kräfte des Meeres und des platz vorhanden. Galerie im Gemeindehaus, Norddorf: Windes haben zwischen dem 12. und 15. Bilder-Ausstellungen Jahrhundert die heutige Amrumer Dünen- Adler-Express Während der Saison welt erschaffen. Südwestlich von Nord- fährt das Schnellschiff und bringt Gäste Baden ist überall auf eigene Gefahr er- dorf liegt mit 32 Metern über dem Mee- nach Hörnum-Sylt und Hooge oder nach laubt und praktisch immer (auch bei Ebbe) resspiegel die höchste Amrumer Düne. Nordstrand und Helgoland. möglich. In allen Gemeinden bewachte Badestrände (DLRG). Die offiziellen Bade- Eiszeit Vor ca. 30.000 Jahren hat die Eis- Angelsport Mit einem Fischereischein - zeiten finden Sie am Strand ausgeschil- zeit mit ihren Gletschervorstößen und Mo- erhältlich in der Amtsverwaltung Nebel - dert. ränenablagerungen im wesen t lichen das darf am Meeresufer rund um Amrum frei Amrumer Land schaftsbild geformt. Der geangelt werden. Der Angelverein veran- Bernstein Versteinertes Harz der Bern- Geestkern besteht aus einer bis 18 m ho- staltet in der Saison Brandungsangeln. steinkiefer. Am Strande als auch im Watt hen Altmoräne der Saaleeiszeit zu finden. Ausgrabungen Überall finden sich Spu- Fahrradverkehr Meiden Sie die befah- ren der Vor- und Frühgeschichte. Interes- Biaken rene (Auto)-Inselstraße und nutzen Sie sant sind die Reste eines eisenzeitlichen Ursprünglich ein Opferfeuer für Wotan, auf der Linie Wittdün-Süddorf-Nebel- Dorfes mit dem Nachbau eines cimbri- seit dem Mittel alter Abschiedsfest für Norddorf den asphaltierten »Wirt schafts- schen Hauses und zwei Grabkammern in See fahrer und heute aus Tradition ge- weg« oder den Waldweg, der ebenfalls den Dünen nahe der Vogelkoje sowie die pflegt. Am Abend des 21. Februars wer- gut befahrbar ist. In allen Insel orten gibt wikingerzeitlichen Gräberfelder bei Stee- den die „Biakebonker“, die Haufen des es Fahrrad verleiher. nodde. Auf der Feldmark Hügelgräber aus Brenn materials, in den Dörfern der Inseln der Bronzezeit. abgebrannt, und in vielen Gaststätten gibt Feuerwehr Amrum hat vier Feuerweh- es Grünkohlessen. ren, die bei Katastrophen, Brän den und Ausflüge Mit den Schiffen der W.D.R., Hubschrauber landungen zur Stelle sind. der „Adler“-Flotte und mit der „Eilun“ wer- Bohlenwege Ein Netz von Bohlenwegen den während der Saison viele Ausflugs- erschließt dem Wanderer die großartige Flutsaum Algen, Tang, Muscheln, Qual- fahrten zu den Halligen, nach Sylt, Föhr Dünen land schaft len und sonstige Seetiere oder Überreste und zu den Seehund bänken oder zum See- bilden neben sonstigem Treibgut den Flut- tierfang durchgeführt. Campingplätze Zwischen Wittdün und saum. Wer Glück hat, kann Bernsteine dem Leuchtturm liegen in schöner Lage finden. zwei Campingplätze in den Dünen. Einer 46

AMRUM A-Z FKK Amrum hat den größten Strand für Gewerbegebiet Zwischen Süddorf und das Gemeindehaus in Norddorf entstan- Freikörperkultur. In jeder Gemeinde ist da- dem Leuchtturm sowie am Süd rand Nord- den erst nach 1900 in Zusammenhang mit für ein umfangreicher, im Som mer durch dorfs entstanden Gewerbegebiete für dem Fremdenverkehr. Rettungs schwim mer bewachter Bade- Bauhandwerker, Getränkehändler, Auto- strand ausgewiesen. werkstätten, Tankstelle u. a. Fir men. Kliffküsten An der Westküste ist die ehemalige Kliffküste durch den Schutz Friedhöfe & Grabsteine Auf dem Fried- Gezeiten Der Tiden hub zwischen Nie- vorgelagerter Dünen völlig verwittert. Nur hof der St. Clemens-Kirche verdienen die drig- und Hoch was ser be trägt am Amru- zwischen Nebel und Steenodde greift das alten Seefahrer-Grabsteine, Beachtung. mer Strand bzw. am Watten meer etwa Meer bei ganz schweren Orkanfluten den Neben dem alten Friedhof an der Kirche 2,50 Meter. Inselkern an und legt die eiszeitlichen gibt es den „neuen Friedhof“ nördlich von Sandschichten sowie die skandinavischen Nebel und den Heimatlosen fried hof neben Grönlandfahrt Ältere, aber auch noch Gerölle frei. der Mühle. Hier wurden unbekannt ge- gebräuchliche Bezeichnung für Walfang bliebene Tote begraben, die das Meer an vom 17. bis zum 19. Jahrhundert im nörd- Kniepsand Rund 10 qkm große Sand- den Strand spülte. lichen Eismeer. Viele Amrumer Wal fänger bank, die bis 1,8 m über dem Meeresspie- fuhren für Hamburger Reeder. Et liche wur- gel liegt und in breiter Fläche der Insel- Friesentracht Nach dem Verschwinden den Comman deure, Führer von Walfang- küste fest angeschlossen ist. Der »Kniep« der alten Trachten um 1800 bildete sich im schiffen. Ihre Grabplatten und -stelen sind beschert der Insel einen atemberau- vorletzten Jahr hundert die jetzige Tracht noch auf dem St. Clemens-Friedhof vor- benden Bade strand und bietet natürlichen heraus. Kennzeichnend ist vor allem der handen. Küstenschutz. Die Her kunft des Namens umfangreiche Brustschmuck aus Silberfili- ist ungeklärt. gran. Die Tracht wird heute noch zur Kon- Heide Weite Flächen der Inselmitte wer- firmation und anderen Festlichkeiten ge- den von Heide bedeckt, wobei besonders Krümwaal Deutlich sichtbar zieht sich tragen. Auf den Heimataben den wird die die Besenheide und die Krähenbeere do- südlich der Nebeler Mühle ein etwa 2 m Tracht auch den Inselgästen gezeigt. minieren. Sehr reizvoll ist die rosa-lila blü- hoher und ca. 1.800 m langer Erdwall, das hende Heide im August/ September. größte Bodendenkmal der Amrumer Vor- Friesisch „Öömrang“, ist eine selbststän- geschichte, in einem großen Bogen bis dige westgermanische Sprache, die noch Hügelgräber Auf der Geest liegen noch zum Watt. Der Zweck dieser Anlage ist bis von etwa einem Viertel der Insulaner ge- mehrere unversehrte, bis zu 3 Meter hohe heute nicht geklärt. sprochen wird. Friesisch weist eine Ver- Rundhü gel mit meist bronzezeit lichen Be- wandtschaft zur englischen Sprache auf. stattungen. Landgewinnung Am Wattufer bei Nord- dorf und Nebel befindet sich ein System Gastronomie In allen Orten gibt es eine Hunde Amrum ist die Insel der Natur, vor von Buhnen für die Neulandgewinnung. vielfältige Gastronomie. „Lammtage“, allem der Seevögel. Um deren Brutpflege Innerhalb des „Lahnungsfeldes“ wird das „Muscheltage“ und das „Schleswig-Hol- nicht zu stören, besteht über das ganze Wasser beruhigt, so dass sich feine, stein-Gourmet-Festival“ runden die Viel- Jahr Leinenzwang. Außerdem sind Hunde- schwimmende Sedimente ablagern und falt ab. Infos bietet die Broschüre „Gastro- halter verpflichtet, den Kot ihrer Hunde zu Neuland bilden. Führer“. beseitigen. Leuchttürme Der Leuchtturm auf Groß- Geest ist die unfruchtbaren, sandigen, Inselbahn Als Nachfolger der früheren dün, der einschließlich der Düne 64 m teils mit Geröll angereicherten, eiszeit- Dampf-schmalspurbahn ist heute der ”In- hoch, ist das Wahr zeichen der Insel. Er lichen Ablage run gen, aus denen auch der sel-Paul“, ein als Bahn dekoriertes Vehi- wurde am 1. Januar 1875 in Betrieb ge- eigentliche Inselkern besteht. kel, für Inselrundfahrten zwischen den In- nommen. Während des Sommers ist der seldörfern unterwegs. Turm für Besucher geöffnet. Eine Wendel- Gemeindehaus Norddorf dient mit treppe führt auf den Rundbalkon. Zum großem Saal als Kulturzentrum den Veran- Kirchen Hauptkirche der Insel ist die St. Leuchtfeuer sys tem gehören außerdem staltungen der Amrum-Touristik, mit Gale- Clemens-Kirche in Nebel, etwa um 1200 das kleine Quermarkenfeuer am West- rie „Amrumer Maler“, Buchladen und als Neben kirche von St. Johannis auf Föhr strand von Norddorf sowie mehrere Richt-, Kunstgewerbe sowie für Gottesdienste erbaut. Erst 1908 wurde der Turm errich- Unter- und Hafenfeuer. während der Saison. tet. Die katholische Kapelle in Norddorf, die evangelische Kapelle in Wittdün und 47

Marsch Fruchtbarer, aus Meeressedi- Hos pize, dem Hote lier Hein rich Hüttmann ausgewiesen. Im Sommer finden für Groß mentation entstandener Boden der einge- und schließlich durch die Dorfbewohner und Klein Ringreiter-Turniere statt. deichten Wiesen, aber auch der uneinge- der Kurort mit rund 3.000 Gästebetten. deichten Wattwiesen wird Marsch Struktur und Wirtschaftsleben sind ganz Satteldüne Düne westlich von Nebel. Der genannt. auf den Fremdenverkehr ausgerichtet, Begriff Satteldüne bezieht sich jedoch im doch ist das dörfliche Element bewahrt ge- Sprachgebrauch auf eine Klinik, in der Er- Mühlen Auf dem hohen Geestrücken bei blieben. krankungen der Atemwege, darunter auch Nebel steht eine Mühle, die als Erdhollän- Mukoviszidose, behandelt werden. der im Jahre 1771 erbaut wurde und bis Odde ist ein nordisches Wort für eine in 1964 in Betrieb war. Um die Mühle zu er- das Meer ragende Landzunge, wie z.B. die Schlick Sedimentablagerungen im Wat- halten, wurde auf Amrum ein Verein ge- Amrumer Nordspitze. tenmeer, ein natürliches Heilmittel, das bei gründet, der die Mühle erwarb und den Kuren genutzt wird. Lagerraum als Museum ausbauen ließ. Öömrang Ferian Eine weitere Mühle befindet sich in Süd- Der Öömrang Ferian (Amrumer Verein) be- Schule - Öömrang-Skuul Die Öömrang- dorf. Sie wurde um 1900 erbaut, wurde fasst sich mit Brauchtums- und Sprach- Skuul wurde 1968 zwischen Nebel und aber nach 1945 stillgelegt und ist in Privat- pflege und ist als Naturschutzverein Süddorf gebaut und wird seitdem von allen besitz. Schutz träger des Naturschutz gebietes Inselkindern besucht. An die Grundschule „Amrumer Dünen“ und des Landschafts- ist eine Gemeinschaftsschule angeschlos- Musik Blaskapelle, Gesangvereine, Shan- schutz gebietes Amrum. Weiter ist er Trä- sen. Weiterführende Schulen müssen auf tychor, Posaunenchor, Flötenkreis, Kir- ger des „Öömrang Hüs“ in Nebel und des Föhr oder auf dem Festland besucht wer- chenchor und eine Akkordeongruppe un- „maritur“ in Norddorf . den. terhalten die Gäste regelmäßig. Öömrang Hüs Im Wohnteil des histo- Seehunde/Kegelrobben Im Seebereich Naturschutz Die Hälfte der Insel (Nord- rischen Friesenhauses aus dem 18. Jahr- Amrums wimmelt es von rund eintausend spitze und Dünen) steht heute unter Natur- hundert sind mehrere Räume, darunter Seehunden. Sie ruhen bei Ebbe auf den schutz. Die übrige Inselfläche ist als auch die „Dörnsk“, die Wohnstube, zu be- Sänden im Watt. Neben Seehunden halten Landschafts schutzgebiet ausgewiesen. sichtigen. Sie wurde von der Küche aus sich auch die viel größeren Kegelrobben durch einen Beilegeofen beheizt. Dieser bei Amrum auf und lassen sich mittels Naturzentren Norddorf im „maritur“. Mit „Bileger“ steht vor einer schönen Fliesen- Ausflugschiffen beobachten. Junge See- Aquarien, Seevogel-Dioramen und Info- wand mit dem Tableau eines Schmack- hunde (Heuler) werden im Juni/Juli, Jung- ständen über Naturschutz. In Wittdün im schiffes. Die Wohnstube war auch Schlaf- tiere der Kegelrobben erst im Dezember an „AmrumBadeland“ mit Schaukästen der raum, wovon die beiden Alkovenbetten den Inselstränden gefunden. In beiden Fäl- Schutzstation Wattenmeer. zeugen. Heute kann diese traditionelle len gilt, die Tiere in Ruhe zu lassen, da sie Friesenstube auch als Trauzimmer genutzt von ihren Müttern versorgt werden. Nebel Der Name Nebel, »Neues Bohl«, werden. verrät das jüngere Datum dieses Dorfes Seenotrettungskreuzer 1865 wurde die gegenüber Norddorf und Süddorf. Letztere Pflanzenwelt Die vielseitigen „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiff- wurden bereits im 15. Jahrhundert urkund- Landschafts formen bedingen eine einzig- brüchiger“ gegründet, und seitdem gibt es lich erwähnt, wäh rend Nebel erst um 1600 artige, teils seltene Pflanzenwelt. Für den auf Amrum Rettungs stationen. Zunächst gegründet wurde. Das Dorf der Seefahrer, Besucher sind vor allem die Salzpflanzen lagen Ruder ret tungs boote bereit, kurz Landwirte und Handwerker hat sich erst an den Stranddünen und am Wattufer inte- nach 1900 wurden Motorrettungsboote in nach 1945 verstärkt auf den Fremdenver- ressant. Unter Natur schutz stehen Strand- Dienst gestellt. Heute liegt ein moderner kehr ausgerichtet. Als Kirchdorf sowie mit disteln, Lungenenzian und Strand flieder. Seenotkreuzer mit vier Mann Besatzung Schule, Amtsverwaltung und anderen Be- ständig einsatzbereit im Seezeichenhafen. hörden ist Nebel Hauptort der Insel. Zum Quallen An warmen Sommertagen er- Gemeindegebiet Nebel ge hören die Orts- scheinen verschiedene Arten von Quallen. Seevögel Im Sommerhalbjahr brüten auf teile Süddorf und Steenodde. Durchweg sind es harmlose Arten, vor Amrum über 12.000 Brutpaare von Seevö- allem die blaue Wurzelmundqualle und die geln, Heringsmöwen, Silber-, Sturm- und Norddorf Aus dem ärmlichen, rund 40 Kompassqualle. Lachmöwen, Seeschwalben, Austernfi- Häuser zählenden Dorf entwickelte sich scher u.a. Limikolen sowie Eiderenten und seit 1890 durch die Bodelschwinghschen Reitsport Für den Reitsport sind Wege Brand gänse. 48

AMRUM A-Z Seezeichenhafen Um 1915 wurde der Uferschutz mit Busch- und Strandhafer- vom Leucht turm über Nebel durch Wald Seezeichenhafen des Wasser- und Schiff- bepflanzungen oder Sandaufschub an den und Heide nach Nord dorf. Reizvoll ist auch fahrtsamtes Tönning erbaut. Durch den Stränden, durch Landge win nung am Watt der Wanderweg am Watt vom Seezeichen- Tonnenleger „Amrum Bank“ werden hier wird Uferschutz betrieben. Auch die Dei- hafen bis nach Norddorf. Seezeichen instand gehalten und in den che und die Wittdüner Strandprome na de Fahrwassern ausgelegt. Der Hafen gilt fer- sind Werke des Küsten schutzes. Wassersport,-schulen Amrum bietet ner als Station des Rettungskreuzers und ideale Bedingungen und dazugehörige als Heimat- und Schutzhafen für Krabben- Veranstaltungen Amrum bietet ein viel- Wassersportschulen. Norddorfer Strand: kutter, Ausflugsschiffe und Yachten. seitiges Veranstaltungsprogramm mit Kon- surfen, kiten und Katsegeln. Nebeler zerten, Sport, Kino, Vorträgen, Dorffesten Strand: surfen Wittdüner Nordstrand: Skalnastal Sagenumwobenes Tal südlich usw. Die Veranstaltungen werden im wö- Stand-Up Paddeln. der Vogelkoje mit wikingerzeitlichen Grab- chentliche erscheinenden „AmrumAktu- stätten, die jedoch versandet sind. ell“ bekanntgegeben. Wildkaninchen um anno 1230 vom dä- nischen König Waldemar eingebürgert, ist Steenodde Seit jeher war die Bucht unter Vogelkoje Frühere Fanganlagen für auf der Insel gebietsweise sehr häufig ver- Steenodde ein Hafen- und Ankerplatz. Der durchziehende Wildenten, die in netzüber- treten und während der sommerlichen heutige Ort wurde erst im Jahre 1721 ge- spannte Seitenarme (Pfeifen) hineinge- Jagdruhe sehr zutraulich. Wildkaninchen gründet. Zahlreiche vor- und frühgeschicht- lockt, gefangen und „gegringelt“ wurden. stammen ursprünglich von der Iberischen liche Grabstätten weisen aber auf eine in- Von 1866-1936 fing die Vogelkoje 500.000 Halbinsel und spielten als Wildbret für die tensive Besiedelung der Steenodder Enten. Heute ist die Vogelkoje Vogelfrei- Amrumer zeitweilig eine große Rolle. Geesthöhe zwischen der Steinzeit und der stätte, Brut- und Rastplatz vieler Vögel. Wikingerzeit hin. Über die 1997 erneuerte Wittdün Seit 1890 entstand auf der unbe- Mole wird noch ein erheblicher Teil Bau- Vogelschutzgebiet Die Amrumer Nord- siedelten Südspitze der Insel der Badeort und Brenn stoff lieferungen nach Am rum spitze ist seit 1937 Natur- und Vogel- Wittdün. Gründer war der Kapitän Volkert abgewickelt. schutzgebiet. In der Brutzeit sorgt ein Quedens, der mit einer Landungsbrücke Vogel wart für die Bewachung und Be treu- und einem aus Fertigteilen er richteten Ho- Strandungsfälle Untiefen und Sandbän- ung. Es finden regelmäßig Füh rungen statt, tel den Anfang machte. Unternehmermut ke vor Amrum haben zahlreiche Stran- um einen Einblick in das Vogel leben zu ver- und eine wechselvolle Entwicklung kenn- dungsfälle verursacht. Der „Strandsegen“ mitteln. zeichnen die Geschichte Wittdüns. Seit je- kam nicht immer ungelegen. Die Trümmer her ist das heutige Seebad ganz auf den oder Ladungen gestrandeter Schiffe spiel- Wald Amrum ist die waldreichste Nord- Gästebesuch eingestellt. Als lebhafter Ge- ten früher im Erwerbsleben der Insulaner seeinsel. In der Inselmitte wurden rund 180 schäfts- und Hafenort bildet Wittdün eine beachtliche Rolle. Ein letzter großer ha Heide aufgeforstet, vor wiegend mit Na- gleichzeitig das Tor zur Insel. Strandungsfall ereignete sich Oktober delbäumen, aber auch mit Birken, Erlen 1998, als die brennende „Pallas“ westlich und Eichen. W.D.R. Die Wyker-Dampfschiffs-Ree derei von Amrum auf Grund geriet. Das Wrack ist mit ihrer Flotte von Passagier- und Au- ist noch heute von Amrum aus zu sehen. Wandelbahn Wittdüner Strand pro me na- tofähren sowie mit Ausflugsschiffen Be- de - führt um die Südspitze. Sie wurde in herrscher des Seeverkehrs rund um Am- Sturmflut Große Sturmfluten, z. B. 1962 den Jahren 1914-21 als Ufer schutz mauer rum. Busse der W.D.R. sorgen für oder 1976, richteten beträchtliche Schä- gegen Sturmfluten gebaut. regelmäßige Verbindungen zwischen den den an. Gefahrenpunkte: die Südküste von Dörfern. Wittdün, die Amrumer Deiche, tiefer gele- Wattenmeer Watt ist jener Teil der Nord- gene Ortsteile von Nebel und die Dünenkü- see, der bei Ebbe trocken fällt. Dazu gehört Yachthafen Mit Bootshalle und den Seg- ste der Nordspitze. das Watt zwischen Amrum und Föhr, in der lerbrücken am »Seezeichenhafen Wittdün« Kniepsandbucht bei Wittdün und die Sand- prä sentiert der „Amrumer Yacht Club“ die Süddorf mit Norddorf das älteste Insel- watten vor dem Kniep. Bei Ebbe werden breite Be teiligung der Insulaner am dorf. Urkundlich erstmals erwähnt im Jah- geführte Wattwanderungen nach Föhr Wasser sport. Freunde des Wassersports re 1464, jedoch sicherlich Jahrhunderte durchgeführt. machen hier mit Segelschiffen oder Motor- älter. Aus Süddorf stammen zahlreiche booten fest. Kapitäne und Commandeure, auch das Wanderwege führen über die Insel. Ein Haus des legendären Hark Olufs steht dort. ge kenn zeichneter Haupt wan der weg führt 49

FOTOWETTBEWERB 2017 Das Motto des Fotowettbewerbs 2017 „Insel-Wege“ ist abgeschlossen, und Sie haben gewählt. Auf den kommenden Seiten finden Sie in gewohnter Form Ihre 10 TOP-Favoriten und somit gleichzeitig die Gewinner des abgelaufenen Wettbewerbs vor. Herzlichen Glückwunsch !!! Herzlichen Dank an Sie alle für Ihre Mitwirkung und Stimmabgaben. Uns als Jury bereitet der Wettbewerb von Jahr zu Jahr mehr Freude. Gleichzeitig erhalten wir von Ihnen im- mer wieder sehr gute Verbesserungsvorschläge, die wir regelmäßig diskutieren und im Sinne eines schönen Wettbewerbes auch so gut es geht berücksichtigen. Das gelingt jedoch nicht immer, wofür wir um Verständnis bitten. Das gilt für Teilnahmebedingungen ebenso, wie für die Durchführung des Abstimmungsverfahrens. Wir – die Jury - wählen aus allen Einsendungen 100 Fotos aus, die wir sodann zur Wahl im Inline-Voting-Ver- fahren stellen. Allein die Vorauswahl zeigt sich alljährlich als Herausforderung, da auch innerhalb der „Jury“ die Betrachtungsweisen teilweise sehr unterschiedlich sind, was auch gerne so sein soll. Der Wettbewerb nimmt qualitativ von Jahr zu Jahr „mehr Fahrt“ auf, was die Aufgabe nicht wirklich leichter macht und leider auch dazu führt, dass viele großartige Bilder und Impressionen dennoch unberücksichtigt bleiben. Insofern sagen wir ebenso ausdrücklich DANKESCHÖN an diejenigen unter Ihnen, die es nicht in den Wettbewerb der 100 veröffentlichten Bilder geschafft haben ! – Halten Sie uns aktiv weiterhin die Treue und begleiten uns bei dem jetzt anstehenden neu startenden Fotowettbewerb 2018 mit dem Thema: „INSEL IN BEWEGUNG“ Bei diesem Thema denken wir weniger an wehende Fahnen oder fliehenden Sand, sondern vielmehr an den aktiven Menschen. An Sport oder Menschen in Aktion – auf dem Wasser oder an Land. Es sollte schon eher die „Wanderung“ als der Spaziergang sein – schon eher der „Aktive“ als der Zuschauer. Unsere Erfahrungen zeigen alljährlich, dass Sie viel mehr passende Ideen entwickeln, als wir hier aufzeigen können – denken Sie dabei jedoch auch immer an die kleinen nachstehenden Regeln: Die Fotos müssen erkennbar auf Amrum gemacht worden sein. Bilder, bei denen wir den Nach- weis nicht eindeutig führen können, müssen wir leider aus Fairnessgründen vom Wettbewerb aus- Fotowoche Amrum schließen, dafür bitten wir um Verständnis. Wir bitten Sie außerdem, auf Fotomontagen zu verzichten. Gegen übliche Bildbearbeitungen ha- Kooperation mit Foto-Quedens ben wir weiterhin nichts einzuwenden – für uns erkennbare Fotomontagen möchten wir gerne ausschließen. Wir benötigen ausschließlich Digitalbilder, die nicht grösser als 3 MB sind – die Bilder sollten aber auch nicht kleiner als 1 MB sein. Aus technischen und darstellerischen Gründen müssen wir Sie bitten, Ihre Fotos ausschließlich im „Querformat“ zur Verfügung zu stellen. Die Bilder können Sie unter folgender Internetadresse ab sofort hochladen: www.fotowettbewerb.amrum.de TOLLE PREISE Fotoworkshops für Anfänger und Fortgeschrittene Bilder die uns per e-mail oder als Papierabzüge alle Kameratypen (von Handy bis Spiegelreflex) erreichen, können wir leider nicht berücksichti- ZU GEWINNEN etwas Theorie und viel Praxis kreative Fotografietechniken 2 Dozenten, individuelle päd. Beratung gen. Plätze 1- 5: ein Foto-Workshop 05.03.2018 - 09.03.2018 Pro Einsender dürfen maximal 3 Dateien im PNG- oder JPG-Format hochgeladen werden. auf Amrum (2019) ARS-FOTOGRAFIE Mit der Einsendung Ihrer Bilder genehmigen Sie: Das Abdrucken Ihrer Bilder im „Kleinen Amrumer“, Plätze 6-10: ein Überraschungs- wenn Sie unter den 10 Gewinnern sind, inkl. der paket „Amrum“ im Wert Fotoworkshops und Fotoreisen Veröffentlichung Ihres Namens. www.fotowoche-amrum.de Die Veröffentlichung im Internet, wenn Ihre Bilder von 100,- EUR unter den 100 besten Bildern sind. Das öffentliche Ausstellen Ihrer Bilder, wenn diese unter den 100 besten Bildern sind, inkl. der Veröffentli- chung Ihres Namens. Das Abdrucken Ihrer Bilder in Kalendern oder ähnlichen Publikationen, wenn diese unter den 100 besten Bildern sind. Einsende- bzw. Einstellungsschluss ist der 28.10.2018 Viel Spaß beim Fotografieren! Peter Lückel, Chefredakteur Kleiner Amrumer / Frank Timpe, Vorstand AmrumTouristik 50


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