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Verlag Uwe Plate

Published by Uwe Plate, 2016-05-11 18:05:19

Description: Hahnemanns Arbeitsweise

Keywords: Homöopathie,Hahnemann,klassische Homöopathie,Arzneimittellehre,Krankenjournale

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Hahnemann DF 5, Amedee Burland1 •Husten m. Auswurf 6 Fieber - •Husten m. Auswurf 72 •Furunkel 8 93 •Hitze fieberartig 10 567 894 Drüsen - Geschwulst 31 35 Gelbsucht 3 6 1 234 4 10 7 5 13 2 5/6LYC 18 7 7 16 2 5/5 3 11 7 1 5/5CALC 17 5 7 12 1 5/5 653 8 5/5SEP 22 6 6 13 4/5 477 1 4/5NIT-AC 7 4 17 7 1 4/5 836 1 4/5HEP 8 1 4/4 14 4 1 4/4SIL 13 443 1 3/5 284 1 3/5PHOS 16 2 6 11 1 3/5 4 2 16 3 3/5BELL 3 2 4 11 3/5 429 5 3/5NAT-M 7 541 3/5 425 3 3/5ARS 7 254 3 3/5 113 3/4ALUM 8 827 1 3/4 3/4PULS 16 15 100 3/4 314 3/4SULPH 9 15 3/3 3/3GRAPH 3 23 2/5 38KALI-C 6 33MERC 7 213NUX-V 11NAT-C 7RHUS-T 4DIG 5AM-C 8IOD 13ZINC 7CAUST 4CON 6BAR-C 3ARN 3CARB- 10 AN

schen „Gesamtheit der Symptome“ wählen. Dann hätte Lyc „mehr“Symptome gegenüber den anderen Arzneien. Dann würden aber unsi-chere, nicht charakteristische Prüfungssymptome, die zufällig in dieArzneimittellehre geraten sein können, das Simile bestimmen. Dannhätte sich Hahnemann das mühsame Studium der Arzneimittellehrezur Bestimmung der Charakteristika (Signifikanzen) sparen können,denn letztlich würden immer solche seltene Symptome das Arzneimit-tel bestimmen. Hahnemann hat bei diesem Kleinkind das Simile höchstwahrschein-lich nach „als-ob-Symptomen“ bestimmt. Aber dann müsste es auchandere Fälle geben, wo er nach als-ob-Symptomen die am besten pas-sende Arznei gewählt hat und nicht nach pathologisch anatomischenSymptomen. Das zeigen die nächsten zwei Fallbeispiele. 101

ANTON ROHRERSupplement BurlandDieser Säugling (ein Jahr und 8 Monate alt), der durch eine Ammenoch gestillt wird, leidet wahrscheinlich an einer Hepatitis A („es istgelb“), eine in unseren Breiten bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhun-derts häufige Kinderkrankheit. Zusätzlich besteht eine rezidivierendeFurunkulose, beziehungsweise eine generelle bakterielle Infektion derHaut. Das „Geschwür am Hals“ könnte auch eine abzedierende Lym-phadenitis gewesen sein. Jetzt kommt akut noch eine fieberhafte Bron-chitis dazu, es handelt sich also um ein schweres Krankheitsbild.Es stellt sich bei der Fallanalyse heraus, dass auch hier die in derArzneiprüfung beobachteten „als ob“ Symptome sich in der Arzneifin-dung als wertvoller erweisen als die entsprechenden klinischen patho-logisch anatomischen Symptome. Hier bei Hepar sulfuris ist es dieEmpfindung „als ob es schwären wollte“. Ein weiteres Beispiel fürsolche als-ob-Symptome wäre z.B. Pulsatilla, das in der Prüfung signifi-kant die Empfindung oder einen Schmerz „wie von einem Geschwüre“entwickelt und worüber Hahnemann in der Anmerkung zu PulsatillaNr. 673 sagt: „Schmerzen hie und da, wie von (etwas Bösem) einemGeschwür sind vorzüglich der Pulsatilla eigen...“ Man beachte dieFormulierung „wie von“ einem Geschwür! Das ist es, was wir heutevon Hahnemann über eine gute Arzneiwahl lernen können und dassind ganz praktische Hinweise, die jeder in der eigenen Praxis umset-zen kann. 102

UWE PLATEFremiereDieser Fall illustriert die Zusammenarbeit von Hahnemann mit seinerzweiten Frau Melanie in der Pariser Praxis. Fast immer taucht in denKrankenjournalen zuerst Melanies Handschrift mit der umfassendenAnamnese auf und danach ein kurzer Nachtrag einiger Symptome vonHahnemann, mit Angabe der Arznei und den Einnahmevorschriften.Auch bei den Folgekonsultationen trägt fast immer zuerst Melanie dieBeschwerden ein, wieder gefolgt von einigen Nachträgen Hahne-manns und der Medikation.Hier stellt sich die Frage, wie der Praxisablauf organisiert war? Mela-nie und Hahnemann sitzen dem Patienten gegenüber und Hahnemannmacht die Anamnese, während Melanie schreibt? Am Schluss gibt sieaber das Krankenjournal an Hahnemann und er macht seine Nachtträ-ge und die Medikation. Das ergibt keinen Sinn.Die andere Möglichkeit wäre, dass Melanie den Patienten allein emp-fängt und die Anamnese selbständig macht. Danach geht sie mit demPatienten zu Hahnemann, der noch einige Fragen stellt und dann dieArznei bestimmt.Hahnemann musste sich eventuell auf Melanies Anamnese stützenund nach diesen Symptomen die Arznei bestimmen. Das ist allerdingsbei dem Patienten Fremiere zweimal schief gegangen, weil zweimaleine nicht passende Arznei gegeben wurde. Aber nach der zweitenfalschen Verordnung erscheint nur noch Hahnemanns Handschrift. Hater jetzt selbst den Fall übernommen ohne dass Melanie davor geschal-tet war? 103

27. Juli Mr. Fremiere, 28 Jahre, Melanie – Jedes Jahr einmal ge-schwollene Mandeln (zum letzten mal vor 18 Monaten), dann hat erFieber mit Hitze ohne Durst, kein Schauder – beim Schlucken schmerz-hafter Druck – tatsächliche Anschwellung – Zunge weiß – vor einemJahr hat man ihm die rechte Mandel mit der Lanzette durchlöchert –seine Mutter hatte diese Krankheit – diesmal Anschwellung der rech-ten Mandel – die Krankheit macht sich immer von dieser Seite be-merkbar,Hahnemann: Ein schlechter Geschmack im Mund, kein Appetit,obwohl Hunger, Nahrungsbedürfnis. Bell R jetzt und in 1 Stunde § in6 Löffel alle 4 Stunden. [R bedeutet Riechenlassen, § ist Placebo]28. Juli Melanie: Nach Bell hat sich das Halsweh sehr vermehrt,2 Stunden lang – am Abend besser. Kleine Hitzeanfälle (von 10 Min.)und Transpiration – nachts sehr unruhig, manchmal durch Schmerzenim Kopf aufgewacht. Stiche, auch Stiche im Zahnfleisch – heute mor-gen große Linderung, schluckt mit mehr Leichtigkeit – die Anschwel-lung im Hals ist weniger stark, sie ist dennoch stark genug, um spürbarzu sein – Druckschmerz – die Stiche sind vergangen.Hahnemann: Bell C 24 hier Tinctura Sulph 1 Streukügelchen C 30 in15, 2 Spiritus vini, davon 1 Kaffeelöffel abends 7 Tage einnehmen.29. Juli Melanie: Nachdem er Bell inhaliert hatte, zum zweiten mal,spürte er die linke Mandel sich regen – er hat eine Fleischbrühe geges-sen und hatte große Schwierigkeiten zu Schlucken und 5 Minutendanach spürte er ein Kribbeln an den Mandeln und Kopfschmerzen –Verschlechterung seines Zustandes, er hat niemals derartig gelitten –heute Morgen ist der Kopf weniger schmerzhaft, aber die Kehle ist indemselben Zustand – heute Morgen konnte er Milch schlucken –Speichelfluß, andauernd verschleimt.Hahnemann: Kein Kribbeln mehr in der Kehle. Merc 24 R und § 104

1. August Hahnemann: Am 29. ging es ihm schlechter, wegen der Sti-che im linken Ohr. Noch sehr viel Speichelfluß, immer Schleim, dierechte Mandel tut immer noch weh beim Schlucken, Zunge ganz weiß.Seit 5 Tagen hat er keinen Stuhlgang gehabt, gestern Abend einwenig. Gestern Abend etwas Fieber, Hitze ohne Transpiration.Acon R hier, Caust von morgen früh an 1 Streukügelchen C 30 in 15Löffel, 1 KL Spiritus vini, davon 1 KL in 12 Löffel morgens einnehmen. Belladonna hat nicht geheilt und der Zustand verschlechterte sich,indem das neue Symptom Speichelfluss hinzu kam. Das darf bei einergut gewählten Arznei nicht passieren. Wir wissen nicht, ob FremiereSulph genommen hat, Melanie hat es nicht vermerkt, aber Sulph kanndiese Verschlimmerung mit dem Speichelfluss hervorgerufen haben.Hahnemann gibt jetzt wegen des Speichelflusses Merc, aber auchMerc war nicht die passende Arznei. Jetzt ist nur noch Hahnemanns Schrift im Krankenjournal. Hat erden Fall selbst übernommen? Er gibt Caust, aber diesmal nicht vorsich-tiges Riechenlassen, sondern ein Glob. C30 in Wasser aufgelöst. Undes stellt sich die Frage, wie Hahnemann auf Caust gekommen ist? Sulphur hat das Drücken links/rechts mit 11 Symptomen links und4 rechts (11/4) signifikant auf der linken, also auf der falschen Seiteund das ist ein echter Widerspruch. Sulph kann folglich die Verschlim-merung bewirkt haben, wenn bei der Arzneiwahl die Seitenbeziehun-gen nicht berücksichtigt und Sulpg gegeben wurde. Werden die Seitenberücksichtigt, sind Calc und Caust die am besten passende Arzneien.Geschwulst + Drücken ist nur zum Teil pathologisch anatomisch. DasDrücken ist funktionell. Hier haben die Arzneien den Halsgeschwülstendas Drücken hinzugefügt. Drücken ist Arzneiwirkung! 105

Hahnemann DF5, Fremiere1 •Speichelfl. bei Schmerzen 6 Rachen, Schlund - Geschwulst2 Rachen, Schlund - Drücken 73 Schlucken < - Drücken 84 Geschwulst - Drücken 95 Drücken (Links/Rechts) 10 12 3 4 567 89 10 3 5/6CALC 3 7 6 6 17/15 14 5/6 2 5/6SULPH 2 9 2 3 11/4 11 4/6 3 4/6CAUST 3 7 3 5 4/16 6 4/6 3 4/6SEP 3 14 1 4 19/19 6 4/6 3 4/6RHUS-T 1 5 3 5 11/14 6 3/6 1 3/6ALUM 3 8 2 2 8/10 5 3/6 1 3/6BAR-C 3 5 2 1 8/13 6 2/6 1 2/6NAT-C 3 3 2 3 7/8 6 2/6 1 2/6HEP 1 6 2 5 2/2 4 2/6 1 2/6ZINC 2 8 1 1 33/45 4 1/6 1 1/6LACH 2 7 1 3 12/17 9 1/6 1 1/6NAT-M 2 3 1 3 6/8 6 1/6 1 /6SABAD 2 3 1 1 12/5 3 /6 1 4/5KALI-C 2 4 3 2 13/20 12 3/5IGN 2 9 2 17/16 4SIL 1 2 3 14/7 8PHOS 2 7 2 7/8 6MERC 1 5 2 5/8 4AM-C 3 2 1 3/1 6STAPH 2 2 2 24/25 4LED 2 3 2 20/14 1CHIN 1 2 2 14/12 4SENEG 1 1 1 10/4 1CROC 1 1 2 5/3 3TARAX 1 2 2 12/13 1IPEC 2 1 1 0/1 1CARB- 4 4 6/1 3 AN 4 1 15/24 14 LYC 106

Halsgeschwulst ist pathologisch anatomisch, aber hier gibt es auchals-ob-Symptome. Vergleicht man Calc und Caust, dann zeigt sich,dass Caust die Geschwulst „als ob“ signifikant hervorgebracht hat unddas ist eine Empfindung, im Gegensatz zu pathologisch anatomischenGeschwülsten. Jetzt passt Caust besser als Calc und nur so lässt sichHahnemanns Arzneiwahl nachvollziehen, wenn er auch hier nach denals-ob-Symptomen das Simile bestimmt hat. 107

Und was das Drücken beim Schlucken betrifft, dafür ist Calc nichtsicherer als Caust. 1. August Hahnemann: Heute Morgen ein bißchen wenigerschlecht mit dem Schmerz im Ohr, aber er schluckt nicht besser, wirftimmer viel Speichel aus und die ganze Vorderseite des Halses ist beiBerührung sehr empfindlich. Hatte gestern Abend kein Fieber. Hat nur3 ½ Stunden geschlafen heute Nacht. Hat bis 8 Uhr heute Morgenjede ½ Stunde eingenommen 3. August Hahnemann: Sehr viel besser, spricht ohne Behinderung,ißt ohne Schwierigkeiten, hat gut geschlafen, an der Halsseite spürt erbeinahe nichts mehr, der Hals ist noch immer ein wenig steif beim Dre-hen. 3 mal 1 KL Caust einnehmen und nach 4 Tagen wiederkommen 8. August Melanie: Es geht ihm vollkommen gut – ohne Schmer-zen, er hat noch eine Behinderung in der Kehle – ein oder zweimal amTag kleine Stiche im Ohr aber sehr wenig – verstopft Hahnemann: Soll Tinct. Sulph abends 1 KL einnehmen Caust war das Simile und hat die Beschwerden innerhalb von zweiTagen beseitigt. Warum Hahnemann wieder Sulphur gibt, kann ichnicht eruieren, weil keine weiteren Eintragungen vorhanden sind, diefolgende Seite fehlt im Krankenjournal. 108

ANTON ROHRERSupplement FremiereDie Behandlung wurde am 27. Juli begonnen, am 01. August wurdedas richtige Mittel verabreicht und dann am 03. August steht im Kran-kenjournal „sehr viel besser“. Da könnte man nun kritisieren, dass einErfolg in der Behandlung erst am 7. Behandlungstag festgestellt wirdund jede eitrige Angina nach dieser Zeit von selber ausheilt. Erstensheilt eine bakterielle Mandelentzündung auch nicht nach sieben Tagenab und zweitens, wenn es sich in diesem Fall um ein virales Gesche-hen gehandelt hätte, das nach dieser Zeit von selber heilt, ist es sehrinteressant, dass Hahnemann schließlich auf Causticum gekommenist. Die Begründung, warum Causticum und kein anderes Mittel, dasist hier das Entscheidende, denn es sind wieder die als-ob-Symptome. 109

UWE PLATEHauptmannHauptmann in Zaßmück bei Planian Sollte mir einige Kranke nennen, die wenige Symptome haben. Erthuts und eine Dienstmagd (32) der nichts fehlt, als daß ihr r. Fuß nocheinmal so dick ist als der linke hart der keine andere Empfindung dranals daß er bleischwer ist seit 16,17 Jahren hatte Hep-s. Silic. Gpht.Calc. und Lycop. den 12 Febr. ihr zum Versuche 4 mit 3, 5, 7, 9 Kügel-chen Alumina geschickt soll die alle 3 Tage eines zu nehmen. Das ist kein Krankheitsfall aus Hahnemanns Praxis. Hauptmannwar ein Kollege, der Hahnemann erfolglose Fälle schicken sollte. „Erthuts“ und schickt unter anderem den Fall einer Dienstmagd, die seitfast 17 Jahren einen geschwollenen Fuß hat. Die Geschwulst ist hartund sie empfindet eine Schwere daran. Sie bekam von Hauptmann ohne Erfolg Hep, Sil, Graph, Calc, Lycund Hahnemann empfiehlt Alumina. Die Frage ist jetzt, wie Hahne-mann auf Alum gekommen ist und warum die andern Arzneien nichtgeholfen haben? Es gibt für die Analyse aber ein Problem, denn der Fall ist aus demJahr 1830 und da war die zweite Auflage der Chronischen Krankheitennoch nicht fertiggestellt und wir wissen nicht, wie viele Symptome derantipsorischen Arzneien Hahnemann (und natürlich Hauptmann) zurVerfügung standen. Wird der Fall heute mit dem Symptomenlexikonnachgearbeitet, kommen Arzneien infrage, die Hahnemann vielleichtnoch nicht gefunden hätte, weil Symptome und damit Signifikanzenfehlen. Das Problem ist also, dass Hahnemann eventuell wenigerSymptome zur Verfügung hatte. Es geht hier aber gar nicht darum, ob 110

Alum die passende Arznei war, denn das ist nicht feststellbar. Es gehthier wieder um „als -ob-Symptome“. Denn Hahnemann hat hier höchst-wahrscheinlich wieder mit als-ob-Symptomen Alum bestimmt. Vergleicht man nämlich die von Hauptmann verabreichten Mittel mitden Geschwulstsymptomen, besonders bei der Zeichenkombination„Geschwulst + Fuß“, dann haben alle erfolglosen Mittel kein „Ge-schwulstgefühl“, sondern nur „echte“, also pathologisch anatomischeSchwellungen. Nur Alum hat die Geschwulst „als ob“. Das sind zwarnur zwei Symptome, aber das ist immer noch besser, als gar nichts beiden anderen Arzneien. Von Heilungsgewissheit kann hier natürlichkeine Rede sein, aber Hahnemann notiert zu Alum auch „zum Ver-such“. Aber dieses Geschwulstgefühl hat Alum auch noch an einem an-deren Gelenk, nämlich dem Knie (und vielleicht noch weiteren Gelen-ken?). Und auch das könnte für Hahnemann zur Entscheidung beige-tragen haben. Der Unterschied zwischen den erfolglosen Mitteln und dem vonHahnemann empfohlenem Alumina ist das Geschwulstgefühl, als obes geschwollen wäre. Für die anderen Symptome passen die Mittelgenauso und besser, sie haben aber nicht geholfen. Das ist der dritteFall aus Hahnemanns Krankenjournalen, bei dem sehr wahrscheinlich„als-ob-Empfindungen“ den Ausschlag für eine Arznei gegeben habenund in diesem Buch geht es ja um Hahnemanns Arbeitsweise. 111

112

UWE PLATERima Handleys späterHahnemann Rima Handley hat 1997 das Buch „Auf den Spuren des späten Hahnemann“ veröffentlicht, das 2001 Im Verlag Sonn- tag auf Deutsch herausgegeben wurde. Sie will an Fällen aus Hahnemanns Krankenjournalen, die ihr vom Institut für Geschichte der Medizin RobertWas wir sehen, ist Homöopathie im Bosch zur Verfügung gestellt wurden,Embryonalstadium und ihren Begründer herausgefunden haben, dass der „späteund Verkünder in einem Lernprozess be- Hahnemann“ in Paris seine Homöopa-findlich, wie man ein Homöopath wird. thie völlig umgekrempelt haben soll. Ersoll nicht mehr so gearbeitet haben, wie er es gelehrt und publizierthat, sondern nach einer neuen Krankheitstheorie. Handley schreibt(S. 24): „In den späteren Stadien seiner Praxis verschrieb Hahnemannhäufig Sulphur allein über sehr lange Zeit, manchmal vollendete erganze Fälle, ohne jemals eine andere Arznei zu verwenden.“ Und aufSeite 7: „Ich war fasziniert von dem schieren Ausmaß an Experimen-ten und ad hoc Lösungen, wie sie von Hahnemann hier angewendetwerden, es stand so im Widerspruch zu meinem vorherigen Verständ-nis seiner überlegenen Könnerschaft. Es war mir aber auch ein Trost,hier eher den schöpferischen als den unfehlbaren Hahnemann amWerk zu sehen.“ Einerseits vollendete Hahnemann ganze Fälle einfach nur mitSulphur, ohne jemals das Mittel zu wechseln – vollendete wohl be-merkt! – und andererseits war sie fasziniert von seinen Experimentenund ad hoc Lösungen? Waren seine Sulphurverordnungen nur Experi- 113

mente und ad hoc Lösungen? Und was stand im Widerspruch zuihrem vorherigen Verständnis seiner überlegenen Könnerschaft? Aberes war ihr ein Trost, den schöpferischen und nicht den unfehlbarenHahnemann zu sehen. Was tröstet sie da? Aber Rima Handley belegtnicht, wie „fehlbar“ Hahnemann war. Sie zeigt nicht auf, wo er erfolgloswar, sie behauptet nur: „Wir sehen, dass zur Zeit, als Hahnemannnach Paris kam, er seine Methode der Arzneiwahl bedeutend verein-facht hatte. In der Hauptsache war dies dem Umstand zuzuschreiben,dass seine Vorstellung vom Simillimum sich geändert hatte seit denTagen, als er versuchte, die Gesamtheit der wahrnehmbaren Sympto-me des Patienten abzudecken. Jetzt und mit einer ganz neuen Theorieder Krankheit versehen, war er entschlossen, auch die unsichtbarenSymptome anzugehen.“ (Seite 25) Hahnemann „versuchte“, bis er als 80-jähriger nach Paris ging, einhalbes Jahrhundert lang die Gesamtheit der Symptome seiner Patien-ten abzudecken? Hat sie seine Krankenjournale vor Paris auch unter-sucht und entdeckt, dass es immer nur misslungene Versuche waren?Hahnemann hatte in Paris plötzlich eine ganz neue Theorie der Krank-heiten? Welche war das? Weiß Rima Handley mehr darüber? In der6. Auflage des Organons hat uns Hahnemann jedenfalls nichts überseine „neue Theorie“ hinterlassen. Wollte er es für sich behalten? Oderhat es nur niemand verstanden, außer Rima Handley? Und was ist ein„Simillimum“? Ist das eine Arznei, die besser passt, als die am bestenpassende? Und welche „unsichtbaren“ Symptome wollte Hahnemannangehen und wie macht man das, wenn sie unsichtbar sind? RimaHandley stellt lauter Behauptungen auf ohne sie auch nur ansatzweisezu belegen. „Was immer Hahnemann in seiner frühen Zeit gedacht und geschrie-ben haben mag“, behauptet Rima Handley auf Seite 25, „es ist nichtzu leugnen, dass er in seinen späteren Tagen miasmatisch verschrie-ben hat. Es war seine klare Absicht, das psorische Miasma zu behan- 114

deln, bevor jede andere Therapie individueller Symptome beginnenkonnte.“ Hahnemann hat nicht nur in seiner „frühen Zeit“ gedacht undgeschrieben, sondern auch in seiner Endzeit bis kurz vor seinem Tod,nämlich die letzte Auflage des Organon und darin findet man nichtsvon dem, was Handley hier von sich gibt. Ihre Falschbehauptungen will sie mit Fällen aus HahnemannsPraxis untermauern und da macht sie es sich ganz einfach, sie stelltBehauptungen auf, die sie nicht belegt. Sie behauptet Hannemannhätte bei einem Fall Sulphur wegen der Psora gegeben, benennt dieKrankheitssymptome aber nur pauschal ohne sie im Detail aufzufüh-ren. Und wenn sie Fälle aus den Journalen mit allen Symptomenkorrekt anführt, geschieht das kommentarlos. Der Leser versteht dieFälle sowieso nicht, denn Rima Handley hat sie ja auch nicht verstan-den. Diese unbewiesenen Behauptungen wären nicht von Bedeutung,wenn nicht die gesamte Homöopathie Handleys Ansichten kritiklosübernommen hätte. Wenn nicht immer und überall auf Handley verwie-sen würde, die angeblich bewiesen hat, dass Hahnemann usw... Rima Handley hat nur für die Fälle Musard, Campell, Moreau, Braunund Lambert auch die vollständigen Symptome aus den Journalen auf-geführt. Diese Fälle habe ich nach den Regeln des Begründers derHomöopathie analysiert und nachgewiesen, dass sich Hahnemann im-mer an seine Regeln gehalten hat, dass er keine „neue Theorie derKrankheit“ hatte und dass er nicht Sulphur nach der „Indikation Psora“verordnet hat. Das habe ich an den Fällen nachgewiesen, die RimaHandley ausgewählt hat und in allen Fällen ist Sulphur die am bestenpassende Arznei. 115

UWE PLATEMusardDie Behandlung des bekannten Kapellmeisters Musard war für RimaHandley einer der vielen Fehlschläge Hahnemanns. Wenn nämlich inden Aufzeichnungen Besserungen verzeichnet sind, dann „schien“ esnur so: „Zuerst schien es ihm unter der homöopathischen Behandlungrecht gut zu gehen.“ Oder: „Musard scheint angegeben zu haben,dass es ihm unter der Behandlung mit Ambra nicht ganz so glänzendgehe“ (S. 99). Musard „scheint“ nur angegeben zu haben, dass es ihm glänzendgeht? Hat er es nun gesagt oder nicht? War es ihm, bis auf eine leich-te Verschlimmerung durch die neue Arznei Ambra, nur „scheinbar“glänzend gegangen, als Musard sagte, es gehe ihm nach der neuenArznei nicht mehr so glänzend wie vorher? Nach Handleys Ansicht„schien“ es nur so, als ob es Musard unter Hahnemanns Behandlungbesser ging, egal was Musard gesagt und empfunden hat, es „scheintnur so“, weil Hahnemann ja erfolglos war. Rima Handley kommentiert Erfolge Hahnemanns mit dem Zusatz„scheinbar“. Das zeugt entweder von einer Realitätsverweigerung, weilnicht sein kann, was nicht sein darf, oder sie verfügt nicht über dasnötige medizinische und homöopathische Wissen um seine Krankenge-schichten analysieren zu können. Am homöopathischen Wissen man-gelt es offensichtlich, wenn sie z.B. über die Symptomatik des Patien-ten schreibt: „Während der Anfälle wurde er kurzatmig...“ Wie willHandley Hahnemanns Arzneiwahl nachvollziehen, wenn sie noch nichteinmal den einfachen Satz im Krankenjournal versteht: „Der Anfalldauert gewöhnlich 8 Tage. Vorher und danach ist er kurzluftig.“ Manmuss schon wissen, was vor, während und danach bedeutet. Was 116

würde Handley für dieses Symptom repertorisieren? Kurzatmigkeitwährend der Kolik? Dann ist es kein Wunder, wenn HahnemannsKrankenjournal für Rima Handley ein Buch mit sieben Siegeln ist. Musard ist einer der Fälle die Handley für Ihre Kritik an Hahne-mann herausgesucht hat, einer der Fälle über die Handley sagt: „Siezeigen einen ganz anderen Hahnemann, als den selbstbewusstenMeister, als den er sich uns in seinen veröffentlichten Werken zuzeigen pflegt. Hier können wir ihm bei seinen Versuchen über dieSchulter blicken und den Kontrast dieser Herumexperimentiererei zuder Selbstgewissheit seiner öffentlichen Äußerungen erleben. Wirsehen ihn beim Üben der Homöopathie, genötigt, viele unterschiedli-che Wege der Verschreibung auszuprobieren...“ Es ist wohl doch Realitätsverweigerung, die dieses Urteil überden Begründer der Homöopathie hervorbringt, denn Handley selbstschreibt über Musard und seine Behandlung: „Noch viele Jahrenach Hahnemanns Tod war er in homöopathischer Behandlung.“Und weiter: „Musard schickte viele Patienten zu Hahnemann undviele Mitglieder seines Orchesters erscheinen in der Sprechstunde.Auch für seine Familie verschrieb Hahnemann. So erfolglos warHahnemanns „Herumexperimentiererei“, sein „Üben der Homöopa-thie“. So „erfolglos“ wäre mancher gern. Rima Hanley ist offensichtlich nicht in der Lage zu erkennen, wassich in Hahnemanns Praxis abgespielt hat und womit es der Begrün-der der Homöopathie in Paris zu tun hatte. Wären es nur Krankhei-ten gewesen, hätte es Hahnemann leicht gehabt, denn homöopathi-sche Arzneien können Krankheiten heilen. Aber was ist mit massi-ven Vergiftungen, gegen die Hahnemann kämpfen musste? MitOpium- und Quecksilbersiechtum, das wir uns heute kaum vorstel-len können? Mit Quecksilbervergiftungen bis zum Speichelfluss odertägliche Opiumeinnahmen, wie bei Musard, und zusätzlich Abführmit- 117

tel wegen der Darmverstopfung (durch Opium?). Könnte Rima Hand-ley das heute besser behandeln? Hahnemann kämpfte gegen eine Hy-dra, die viel schlimmer war als „nur“ Syphilis, Cholera, Herzinsuffizienzoder Asthma. Die Syphilis wurde in Deutschland „Franzosenkrankheit“genannt. Paris war eine Metropole und die Syphilis grassierte, mitSicherheit auch und gerade in Paris. Quecksilber war das Mittel derWahl, bis zur Vergiftung (bis Speichelfluss einsetzt war die Standarddo-sierung). Hahnemann hatte schwer kranke Patienten, die zudem nochmassiv vergiftet wurden. Einfache, normale Krankheiten waren dasnicht. Dazu hatte Musard „die kleine Beule am Penis, die abszedierte“,und er bekam einen Ausfluss aus der Harnröhre und später „hat immernoch das Geschwür unter der Vorhaut“. Was bedeutet das denn? Under hatte eine rezidivierende tagelange Darmverstopfung mit fauligemMundgeruch und Koliken, auf dem besten Weg zu einem Darmver-schluss (Opium?). Und wenn er endlich Stuhlgang hatte (Abführmit-tel?) „war er geheilt“. Was glaubt Rima Handley eigentlich, woranMusard erkrankt war? An einer simplen „Darmverstopfung“, die Hahne-mann nicht heilen konnte? Um die gesamte Krankengeschichte Musards, die über mehrereJahre ging, vollständig zu besprechen, müsste ein ganzes Buch ge-schrieben werden. Es geht bei diesem Fall aber nur um Rima Hand-leys Behauptung, Hahnemann hätte immer Sulphur wegen der Psoragegeben und sich nicht an seine eigenen Regeln gehalten, „wie erimmer getrommelt hat“. Monsieur Musard, Bei recht guter Gesundheit. Hatte die Krätze,mit trockner, schuppiger Haut in der Vergangenheit. Vor 8 Monaten imAugust Erstickungsgefühle, schwieriges Atmen, gefolgt von anfallsarti-gen, kolikartigen Schmerzen, die leicht begannen und zunahmen: eindumpfer, fortgesetzter Schmerz, der sich im ganzen Körper ausbreite-te und gefolgt war von schwarzen, traurigen Gedanken und beständi-ger Benommenheit. Druck erleichtert den Schmerz und es ging ihm 118

besser, wenn er auf dem Fußboden auf dem Bauch lag. Der Schmerzwirkt sich auf sein ganzes Leben aus, er wurde grüblerisch undschlecht gelaunt, wollte sterben. Der Schmerz nahm langsam über vieroder fünf Tage zu und ging dann in der gleichen Weise zurück. Erbeginnt an einem kleinen Punkt am Nabel und verbreitet sich langsamund ganz sachte, und begreift schließlich den ganzen Bauch, dannwird der Schmerz unerträglich und er hat ständigen Stuhldrang mitVerstopfung. Wenn aber der Stuhl kommt, ist er geheilt. (Zu Beginndes Anfalls wurde eine feuchte Packung appliziert, dann kamen Blut-egel und schließlich Purgativa zum Einsatz: Opium morgens undabends. Hatte jetzt drei Monate keinen Anfall mehr.) Der Anfall dauertgewöhnlich 8 Tage. Vorher und danach ist er kurzluftig. Während derAtembeschwerden recht gute Verdauung. Seine Atmung ist irgendwiebehindert. Ist immer etwas kurzluftig, aber viel mehr 24 Stunden vorden Kolikattacken, die immer gleich verlaufen. (Hat einen Sirup genom-men um abzuführen.). Kälte führt die Anfälle herbei und verstärkt sieund wenn er redet, kehrt der Schmerz wieder. Nie ist er ganz frei vonBauchschmerzen. Hatte eine Flechte an der Innenseite des Ober-schenkels, die zur selben Zeit verschwand, als die Koliken auftraten.Gelegentlich tritt sie wieder auf, zwischen den Schmerzanfällen. Hattedrei Karbunkel, die aufgeschnitten und entleert wurden, danach sei dieKolik aufgetreten. Hahnemann fügt hinzu: Hat seit drei Monaten nicht mit seiner Fraugeschlafen. Trinkt weder Kaffee noch Tee noch unverdünnten WeinSulphur C30 Neben den charakteristischen Symptomen, die in die Auswertungübernommen wurden, gibt es noch andere Zeichenkombinationen,aber sie sind nicht charakteristisch! Sprechen verschlimmert Bauch-schmerzen ist nicht charakteristisch, es gibt gerade einmal 12 Sympto-me in der gesamten Materia medica. Atemnot vor den Koliken gibt esüberhaupt nicht und Niedergeschlagenheit in Verbindung mit Gereizt- 119

heit ist mit insgesamt nur 14 Symptomen in Arzneiprüfungen auchnicht signifikant aufgetreten. Und für Bauchschmerzen durch Kälte ver-schlimmert gibt es auch keine signifikanten Arzneien. Das zeigt schon die Problematik dieses Falles, denn es handelt sichhier um eine durch allopathische Arzneien verkomplizierte Krankheitüber die Hahnemann sagt: „Der Arzt hat da keine natürlich, einfache psorische Krankheit vorsich, ja er hat, wenn auch die Kräfte nicht allzu sehr (wie doch sehr oft)zu Grunde gerichtet waren ... doch nur erst nach langer Zeit einigeBesserung, vollkommende Genesung aber nie zu versprechen. Erstmüssen die vielen, das wankende Befinden durchkreuzenden Arznei-Krankheiten nach und nach ... gleichsam von selbst (durch Thätigkeitder Lebenskraft) entweichen – (denn wer hätte wohl Heilmittel für allediese, künstlich von dem Wirrwar starker, unpassender Arzneienerzeugten Uebel?) – die Lebenskraft muss erst das von ihr aus NothVerbildete wieder aufheben und zurück bilden, ehe der ächte Heilkünst-ler mit der Zeit wieder ein zum Theil reines, dem ursprünglichen ähnli-ches Siechthum vor sich sieht und zu bekämpfen fähig ist. Wehe demjungen homöopathischen Artze, der seinen Ruf durch die Kur solcher, 120

mittels einer Menge allopathischer böser Künste zu solcher Monstrosi-tät ausgearteten Krankheiten reicher, vornehmer Personen erstgründen will! Er wird bei aller Sorgfalt scheitern.“ Musards Darmverstopfung mit Koliken („wenn er Stuhl hat, ist er ge-heilt“) und die Atemnot, sind Folgen des Opiummissbrauchs. Hahne-mann hat zahlreiche Verstopfungs- und Atemnotsymptome von Opium-missbrauch aus der medizinischen Literatur (a.med.L.) aufgeführt undschreibt dazu in der Vorrede zu Opium: „Die hier unten aufgezeichne-ten Mohnsaftsymptome sind größtenteils Nachwirkungen und Gegen-wirkungen des Organismus. Ärzte, die sich noch nicht überwinden kön-nen, von dem so schädlichen Missbrauch des Mohnsaftes in großenGaben zu palliativen (antipathischen) Zwecken abzusehen, mögen die-se grässlichen Nachwirkungen beherzigen; es müsste nicht gut sein,wenn ihr Menschengfühl nicht dadurch erschüttert und ihr Gewissennicht erregt und zu besseren Entschlüssen bestimmt werden sollte.“ Es gibt also keine reinen Krankheitssymptome, sondern mit Opium-symptomen verkomplizierte. Und das alles auch noch in Verbindungmit Geschlechtskrankheiten, deren Symptome erst im Laufe derBehandlung wieder zu Tage treten. Wie soll hier eine Arznei gewähltwerden? Wehe dem Anfänger in der Homöopathie, der mit solchenFällen seine Praxis gründen will. Wehe dem Anfänger, der noch nichtJahrzehnte die Arzneimittellehre studiert hat, der hier nicht die Arznei-symptome erkennt und für „Niedergeschlagenheit“ und „Darmverstop-fung“ eine passende homöopathische Arznei sucht. Das wichtigste Hauptsymptom ist die Darmverstopfung mit Koliken,wofür es drei Zeichenkombinationen gibt, wobei die wichtigste Stuhl-verstopfung mit Bauchschmerzen ist. Mit diesen drei Zeichenkombinati-onen kommen nur noch sechs Arzneien in die engere Wahl, die mitden Prüfungssymptomen verglichen werden müssen, besonders dieBauchschmerzen mit Stuhlverstopfung. 121

Hahnemann (Handley), Musard1 •Stuhlverstopfung - Abdomen 62 •Stuhl schwierig 73 •Rezidivierend - Abdomen 8495 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10PLUMB 6 11 11 3/3SEP 4 8 11 3/3KALI-C 3 6 9 3/3MAG-C 3 10 5 3/3SULPH 6 6 6 3/3NAT-C 3 9 3 3/3ALUM 3 14 2 2/3ZINC 1 12 5 2/3CARB-V 1 8 8 2/3LYC 4 11 2 2/3CALC 2 5 8 2/3NIT-AC 2 7 5 2/3DULC 3 7 1 2/3NUX-V 3 7 1 2/3PHOS 3 7 1 2/3MAG-M 1 5 3 2/3PETR 1 5 3 2/3PULS 3 5 2 2/3PH-AC 1 4 3 2/3MANG 3 1 3 2/3OP 3 3 1 2/3NAT-M 86 2/2SIL 10 4 2/2BOV 43 2/2IGN 1 11 1 1/3KALI-N 2 10 2 1/3PLAT 2 8 1 1/3CARB- 1 7 2 1/3 AN 122

Die Prüfungssymptome von Plumbum stammen aus der Arzneimit-tellehre von Hartlaub/Trinks, zu der Hahnemann kein Vertrauen hatteund man erkennt hier auch, warum. Denn die Verstopfungssymptomemit Bauchschmerzen sind durchgehend Vergiftungssymptome der Blei-vergiftung aus der damaligen medizinischen Literatur (a.med.L). Esgibt keine bestätigenden Prüfungssymptome die mit Hochpotenzen auf-getreten sind. Und das einzige Prüfungssymptom von „Ng“ (dem ano-nymen Prüfer) mit dem vergeblichen Stuhldrang muss kein Verstop-fungssymptom sein, denn der Drang verschwand nach Blähungsab-gang. Es können einfach nur Blähungen gewesen sein, ohne dasseine Darmverstopfung vorgelegen hat. Für die Darmverstopfung mit Bauchschmerzen passt also Sulph ambesten, aber nicht wegen der Diagnose Psora. Rima Handley war „Aufden Spuren des späten Hahnemann“, wie der Buchtitel lautet, aber siehat die Spuren nicht gefunden. Zu Musard schreibt sie (S. 101):„Musard war kein leichter Patient. Er war sehr um seine Gesundheitbesorgt, um nicht zu sagen, er war ein erstklassiger Hypochonder.Eine Menge seiner Symptome scheint nervlichen Ursprungs zu sein“. Gott hat gegen jede Krankheit ein Kraut wachsen lassen, aber aufdie Idee, Menschen mit Quecksilber und Opium zu vergiften ist er nichtgekommen. Dafür hat er kein Kraut wachsen lassen. Und das warHahnemanns Problem. Wie würde Rima Handley das Problem des„Hypochonders“ Musard lösen? 123

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Hahnemann (Handley), Musard1 •Stuhlverstopfung - Abdomen 62 •Stuhl schwierig 73 •Rezidivierend - Abdomen 84 Niedergeschlagenheit 95 Gereiztheit 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10SEP 4 8 11 26 3 5/5KALI-C 3 6 9 13 5 5/5LYC 4 11 2 32 5 4/5SULPH 6 6 6 22 2 4/5PHOS 3 7 1 23 5 4/5CARB-V 1 8 8 11 10 4/5CALC 2 5 8 16 6 4/5ZINC 1 12 5 9 4 4/5NAT-C 3 9 3 14 2 4/5PH-AC 1 4 3 11 3 4/5PETR 1 5 3 8 3 4/5NAT-M 8 6 32 5 4/4PLUMB 6 11 11 7 4/4BOV 4383 4/4NIT-AC 2 7 5 27 1 3/5ALUM 3 14 2 11 1 3/5BELL 1 4 2 15 3 3/5CAUST 1 5 2 10 5 3/5MAG-M 1 5 3 6 1 3/5NUX-V 3 7 1 16 3/4SIL 10 4 10 2 3/4OP 3 3 1 16 3/4MAG-C 3 10 5 2 3/4PULS 3 5 2 6 3/4MANG 3 1 3 4 3/4PLAT 2 8 1 24 1 2/5 CARB- 1 7 2 21 1 2/5 AN 2/5GRAPH 1 4 2 14 2 125

Werden Niedergeschlagenheit und Gereiztheit in die Auswertungeinbezogen, kommen noch Lyc, Calc und Nat-c infrage. Aber keineArznei hat die Bauchschmerzen bei Darmverstopfung besser hervorge-bracht, als Sulph. 126

ANTON ROHRERSupplement MusardBeim Herrn Kapellmeister musste Hahnemann an mehreren Frontenkämpfen. Da sind einmal die massiven Medikamentennebenwirkungendurch Quecksilbervergiftung und der Teufelskreis Opium → Verstop-fung → Bauchschmerzen → Abführmittel. Dazu kommen die Beschwer-den, die sich durch rezidivierende Bauchkoliken und asthmatischeBeschwerden äußerten. Die Bauchkoliken des Patienten begannennach der chirurgischen Therapie von drei Karbunkeln, eine damalslebensgefährliche Erkrankung, wenn man bedenkt, dass GHG Jahr aneiner Karbunkelsepsis innerhalb von zwei Tagen nach Beginn derErkrankung verstorben ist. Nach Gabe einer Arznei (Ambra) entwickelt der Patient einen ure-thralen Ausfluss. Das heißt, Hahnemann hatte es auch noch mit einerunterdrückten Gonorrhoe zu tun. Kent schreibt zu Recht, dass eineSykose nie geheilt werden kann, wenn nicht der ursprünglich unter-drückte gonorrhoische Ausfluss wieder hergestellt werden kann. Dazumuss man wissen, dass der lästige Ausfluss damals ja nicht antibakteri-ell behandelt werden konnte, sondern man hat (schulmedizinisch,nach dem damaligen State of the Art) die Schleimhäute der Harnröhre,beziehungsweise Vagina soweit geschädigt oder zerstört, dass dieseSchleimhaut einfach keine Absonderung mehr produzieren konnte.Dazu wurde hauptsächlich Argentum nitricum eingesetzt (Lapisieren),das den deutschen Namen „Höllenstein“ nicht zu Unrecht bekam,denn diese Art der Behandlung bereitete höllische Schmerzen. Dasblieb Musard erspart und da wundert es nicht, dass Hahnemann inParis einen großen Zulauf hatte und sich Musard jahrelang auch beiakuten Erkrankungen von Hahnemann behandeln ließ. Bei der heuti- 127

gen kausal wirkenden antibiotischen Therapie der Gonorrhoe könnenwir durch spätere homöopathische Behandlung natürlich nicht erwar-ten, dass so ein Tripperausfluss wieder auftreten wird, weil durch dasAntibiotikum der Ausfluss nicht unterdrückt wird. 128

UWE PLATECampellRima Handley (Seite 21): „Die Logische Konsequenz seiner Psora The-orie war, daß er das Hauptantipsorikum Sulfur in einem erstaunlichenAusmaß zu verschreiben begann. Da ein jeder die Psora hatte, scheinter gefolgert zu haben, müsse auch jeder von Sulfur profitieren.Während er in seinen früheren Jahren auf der Basis dessen, was erdie Gesamtheit der individuellen und charakteristischen Symptomenannte, verschrieben hatte, eröffnet er nun die Mehrzahl seiner chroni-schen Fälle mit Sulfur, und überging dabei Symptome, die er früher alswichtige Charakteristika eingestuft haben mag, vermutlich in der Ab-sicht, den Fall mit der Beseitigung des zugrundeliegenden psorischenMiasmas zu beginnen. So verschrieb er für Mr. Campell, der übereinen Gesichtsausschlag nach allopathischer Behandlung einesSchankers klagte, zuerst Sulfur und ließ dann, nachdem der Fall sichschon gebessert hatte, das eigentlich „syphilitische“ Mittel Cinnabarisfolgen. Hahnemann schrieb, er habe einen Schanker vor 18 Monatengehabt. Er bekam dann einen neuen Schanker, und während er aufeinen Termin bei Hahnemann wartete, der einen Schnupfen hatte,nahm er etwas Quecksilber und strich eine Salbe auf den Schanker für12 Tage, worauf dieser verschwand. Er nahm auch etwas Sarsaparilla.Hahnemann schrieb: Er hat nun syphilitische Flecken, die ihre Größewechseln, besonders auf dem Rücken befinden sich einige große. Hatkeine Mundgeschwüre mehr. Er ist verstopft, wenn er nicht ausgiebigspazieren geht. Er leidet oft unter Schwindel, besonders in seinemZimmer. Kann hier nicht arbeiten, sogar der Straßenlärm stört ihn. Hatnächtliche Pollutionen alle zwei Wochen. Die Pickel auf seiner Stirnwerden schlechter durch Tragen einen Hutes.“ So weit Rima Handley. 129

Hahnemann (Handley), Campell1 Empfindlichkeit 62 Gesicht - •Flecke 73 Aufgeregtheit 8495 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10SULPH 22 3 8 3/3LYC 17 4 4 3/3BELL 12 3 4 3/3SEP 16 1 9 2/3PHOS 20 3 1 2/3SIL 19 3 1 2/3NIT-AC 18 3 1 2/3ALUM 16 1 3 2/3AM-C 14 3 1 2/3NAT-M 9 1 5 2/3OP 3 1 6 2/3ZINC 17 6 2/2CHIN 14 4 2/2LACH 12 4 2/2SPIG 6 4 2/2AUR 5 3 2/2PSOR 4 3 2/2NAT-C 20 1 2 1/3CALC 19 2 1 1/3KALI-C 19 2 1 1/3MAG-M 14 1 1 1/3CARB- 12 1 2 1/3 AN 12 1 2 1/3NUX-VCANTH 7 1 2 1/3MERC 6 2 1 1/3CON 5 1 1 1/3LAUR 3 1 2 1/3TEUCR 1 1 3 1/3 130

Hahnemann hatte Sulphur gegeben und bei der nächsten Konsultationschrieb er: „Hatte keinen Schwindel mehr. Vom Straßenlärm nichtmehr gestört. Bevor er bei mir erschien, trank er zweimal am TageTee, hat dieses seither gelassen. Einmal Stuhlgang jeden Tag. Hatteeinige vergnügliche Promenaden. Hat noch die venerischen Flecke aufder Stirne, die nicht schmerzen, es sei denn, man drückt darauf.“ Sulphur war offensichtlich erfolgreich und um Sulphur zu finden,muss man nur die Krankengeschichte lesen und wissen was es bedeu-tet, wenn damals jemand Quecksilber wegen seines Schankersgenommen hat. Und spätestens dann muss man erkennen, dass derPatient eine Quecksilbervergiftung hat. Und was macht Hahnemanngegen eine Quecksilbervergiftung? Das sagt er in der Vorrede zu Mer-curius: „Wann selbst die reinste Quecksilberbereitung für den unrech-ten Krankheitsfall, also unhomöopathisch gewählt, – Nachtheile bringt,so dient nach Beschaffenheit der entstandnen, widrigen Symptome,als Gegenmittel entweder Schwefelleber, oder Schwefel, oder Kam-pher, oder Mohnsaft, oder Chinarinde, oder Salpetersäure, alle diesejedoch schon in kleiner sehr Gabe, und nach den vorhandnen Sympto-men ausgewählt.“ Campell hatte Flecke im Gesicht, Eine ausgeprägte Empfindlichkeitund Überreizung in Form einer Aufgeregtheit, dass er nicht mehr arbei-ten konnte, weil ihn alle Geräusche gestört haben. Sulphur passt vonden aufgezählten Arzneien am besten auf diese Symptomatik. Das An-tidot Sulph ist das Simile zu Mercurius beziehungsweise einer Queck-silbervergiftung. Sulphur hat ähnliche Symptome nach dem Prinzip si-milia similibus. Ein Antidot wird nicht nach dem Prinzip contraria contra-riis gewählt, auch wenn es ein Anti-Mittel ist. 131

UWE PLATEMoreauEmile Moreau ist ein Fallbeispiel von Rima Handley, bei dem Hahne-mann allein Sulphur über längere Zeit gegeben hat ohne eine andereArznei zu verwenden und das auch noch mit Erfolg.Hahnemann, 12. Juni 1841: (Menses 27. Mai) hatte keine Schmerzenseit sie 15 war. Im Alter von 25 das zweite Mal geimpft, von einemKind, das mit Pickeln bedeckt war, seither Pickel im Gesicht. EineQuecksilbersalbe wurde aufgetragen. Acht Blutegel wurden an IhrenOberschenkel gesetzt, dreimal im Jahr. Diesen April 15 Blutegel ohneWirkung. Die Regel dauert nur 24 Stunden, seit 15 Jahren, seit derHochzeit. Mit 26 alle Zähne verloren. Bekommt rote Pickel und Stellenauf den Wangenknochen, bei der Arbeit oder unter verschiedenenanderen unwesentlichen Umständen. Trinkt nur Wasser, keinen Kaffe,keinen Tee, mag kein Bier. Keine Schmerzen bei der Menses. Zu häufi-ge Einläufe und Bäder. Schläft gut. Sulphur LM7 Rima Handley sagt, dass die Einträge bei Emile Moreau sowohl vonHahnemann stammen („Ersteinträge“), als auch von Melanie, die vonHandley in diesem Fall aber nicht unterschieden werden. Die Patientin hatte Akne und sonst eigentlich nichts. Es gibt nur diepathologisch anatomischen Symptome Pickel im Gesicht und die rotenFlecke. Die Pickel sind zwar auch rot, aber das sind Pickel immer, imGegensatz zu Flecken, die nicht immer rot sind. Es gibt ja auchbraune, gelbe, blaue usw. Für diese aktuellen Symptome kommen mehrere Arzneien infrage,die nicht mehr unterschieden werden können. Jetzt nimmt Hahnemannauch die chronischen Beschwerden der Psora hinzu. 132

Hahnemann (Handley), Moreau1 Gesicht - •Pickel 62 Gesicht - •Flecke 73 •Flecke - Rötung u. rot 8495 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10BELL 7 3 10 3/3LYC 5 4 6 3/3PHOS 5 3 6 3/3SULPH 3 3 5 3/3AM-C 4 3 3 3/3SIL 3 3 4 3/3SEP 6 1 6 2/3CALC 7 2 3 2/3CANTH 4 1 6 2/3NIT-AC 7 3 2 2/3RHUS-T 3 1 6 2/3LACH 6 7 2/2CAUST 4 5 2/2CARB-V 5 3 2/2PH-AC 3 4 2/2THUJ 3 3 2/2KALI-C 8 2 1 1/3NAT-M 2 1 6 1/3ALUM 4 1 2 1/3AMBR 4 1 1 1/3PAR 4 1 1 1/3NAT-C 3 1 2 1/3NUX-V 3 1 1 1/3SARS 3 1 2 1/3ANT-C 5 2 1/2LAUR 5 1 1/2MERC 25 1/2SABAD 15 1/2 133

Hahnemann (Handley), Moreau 21 Gesicht - •Pickel 62 Gesicht - •Flecke 73 •Flecke - Rötung u. rot 84 Zähne - Lockerheit 95 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10SULPH 3 3 5 5 4/4BELL 7 3 10 1 3/4RHUS-T 3 1 6 7 3/4LYC 5 4 6 2 3/4PHOS 5 3 6 2 3/4CALC 7 2 3 3 3/4NIT-AC 7 3 2 3 3/4AM-C 4 3 3 2 3/4SIL 3 3 4 1 3/4CAUST 4 54 3/3KALI-C 8 2 1 4 2/4SEP 6 1 6 2 2/4CANTH 4 1 6 1 2/4NUX-V 3 1 1 5 2/4MERC 255 2/3BRY 244 2/3HEP 3 13 2/3THUJ 3 31 2/3LACH 6 7 2/2CARB-V 5 3 2/2PH-AC 3 4 2/2CARB- 1 1 1 6 1/4 AN 1/4NAT-M 2 1 6 2ALUM 4 1 2 2 1/4ARS 1 2 2 4 1/4NAT-C 3 1 2 2 1/4SABAD 151 1/3ZINC 5 21 1/3 134

Der Frau sind Jahre zuvor schlagartig alle Zähne ausgefallen. Wärees Karies gewesen, wären sie abgefault, aber sie sind „verloren gegan-gen“. Die kurze Menses könnte man auch nehmen, wenn es denn inder Arzneimittellehre signifikante Prüfungssymptome gäbe, aber diegibt es nicht. Eine sichere Arzneiwahl ist das nicht, mit ausschließlich patholo-gisch anatomischen Symptomen, aber es kommt Sulphur heraus. Undman darf nicht vergessen, dass die Patientin mit Quecksilber behan-delt wurde. Vielleicht nicht so massiv wie bei einer Syphilis, Quecksil-berwirkungen können nicht ausgeschlossen werden (Zahnausfall?).Hahnemann gab ihr am 12. Juni jedenfalls Sulphur in einer Q-Potenz. Er gab immer weiter unbeirrt Sulphur und notierte (oder Melanie)am 29. Sept.„weniger Pickel“, weiter mit Placebo. Am 29. Okt. „sehrwenige Pickel“ wieder Sulphur LM 15 und so ging es weiter bis29. Nov „keine Pickel mehr im Gesicht“ Placebo. Am 10. Dez. notierteer einen „lanzierenden Schmerz in der kleinen Brustdrüse“, aber nichtsvon Pickeln, wieder Sulph LM 17 und Heiligabend am 24 Dez. steht imKrankenjournal „Es geht ihr gut“. Weiter mit LM 17, weitere Eintragun-gen gibt es nicht, warum auch, wenn die Pickel seit 4 Wochen nichtmehr vorhanden sind. Weil Hahnemann aber nicht explizit „geheilt“ inseinem Krankenjournal geschrieben hat, ist nach Rima Handley dieserFall natürlich nicht geheilt worden. Rima Handley behauptet, Hahnemann hätte immer nur Sulphur we-gen der Psora gegeben, das wäre eine „neue Theorie“ und es gingeHahnemann nicht mehr darum, die Gesamtheit der Symptome abzude-cken. Wurde bei diesem Fall etwa nicht die Gesamtheit der Symptomeabgedeckt? Wenn bei einem Fall eine sichere Arzneiwahl nicht möglich ist, weiles nur pathologisch anatomische Symptome gibt und keine einzigeEmpfindung, dann kann eigentlich nur eine falsche Arznei gewählt wer- 135

den oder man behandelt den Fall nicht, weil es keine sichere Arznei da-für gibt. Die falsche Arznei wird aber neue Symptome hervorrufen, undzwar Empfindungen. Dann gibt es Symptome, die gegebenenfalls zueiner besseren Arznei führen. Empfindungen sind der Schlüssel zu ei-ner sicheren Arzneiwahl, weil sie in Prüfungen eindeutig hervorgerufenwerden können! Diese Vorgehensweise war hier aber nicht nötig, weilSulphur alle Beschwerden beseitigte. Das bedeutet aber nicht, dasspathologisch anatomische Symptome immer zum Erfolg führen. Hierwar wohl auch Glück im Spiel, dass Sulph schon alles heilte, ohnedass eine weitere Arznei gegeben werden musste. 136

ANTON ROHRERSupplement MoreauDiese Patientin kommt zwar „nur“ wegen einer Akne in Behandlung,aber aus der Anamnese ersehen wir doch ziemlich chronischeBeschwerden, z.B. die Angabe „mit 26 alle Zähne verloren“. Was mussda an Eiterungen oder Quecksilbervergiftung (Syphilis?) vorangegan-gen sein? Dann „im Alter von 25 das zweite Mal geimpft, von einemKind, das mit Pickeln bedeckt war, seither Pickel im Gesicht“. Die Haut-ausschläge der Patientin rühren von einer Pockenimpfung her. Daswar eine gängige Praxis, die Pockeneiterpusteln von einem Menschenauf den anderen weiter zu impfen. So schreibt z.B. Hahnemann folgen-den Ratschlag an Gustav Schreter am 19. Dezember 1831: „... Umdas liebe Pathchen mit Schutzpocken zu versehn, würde freilich dievon Kühen zuerst genommene Lymphe das Sicherste seyn; dochwenn dies nicht geht (die Kinder werden auch kränker davon, als vondem Impfstoffe von Menschen entlehnt), so würde ich rathen, einemandern Kinde die Schutzpocken einzuimpfen und sobald einige Rötheder Stiche zeigt, dass es gefangen hat, würde ich gleich demselben,zwei Tage nach einander Sulfur X [C 30] eingeben, und von denentstandenen Kuhpocken ihrem Kinde einimpfen. – Während derSchwefelwirkung kann jenes Kind keine Psora mittheilen, so viel ichermessen kann. ... (zitiert nach der kleine Kwibus, homöopathischerAbreisskalender 2009). Wir entnehmen diesem Brief Hahnemannsan seinen Kollegen und Schüler Schreter, dass er kein Impfgegnerwar, im Gegenteil, in der Anmerkung zum §56 spricht er von der „Wohl-that“ der Kuhpocken-Einimpfung. Aber diese „Wohltat“ wird erkauftdurch Übertragung von chronischen Krankheiten, wie auch in diesemFallbeispiel. 137

UWE PLATEBraunBei diesem Fall versteht Handley Hahnemanns Vorgehensweise über-haupt nicht mehr, weil sie sich an Kents Homöopathie orientiert, diemit Hahnemanns nichts gemeinsam hat. Im Krankenjournal steht:Madame Braun, während ihrer ersten Schwangerschaft heftiges Erbre-chen, das auf verschiedene Arten behandelt wurde, darunter eineAbsinthkur, die den Speichelfluß so anregte, daß sie zwölf oder fünf-zehn Handtücher in zwölf Tagen durchweichte. Nach drei MonatenSchwangerschaft empfand sie ein Gelüst nach Holzkohle, welchesdann für drei Jahre nicht wieder auftrat. Als sie wieder schwanger wur-de, kehrte das Verlangen nach Holzkohle eher stärker noch wiederund endete mit der Geburt. Beim dritten Kind war es ebenso, seitherist es nicht mehr verschwunden. Seit zwanzig Monaten hat sie keineRegel. Wenn sie keine Regel hat oder schwanger ist, ist das Verlan-gen nach Holzkohle ausgeprägter. Sie kann sich nicht davon abbrin-gen, es zu essen. Sie kaut es nur, aber das Verlangen wird davonnicht weniger. Vor sieben Jahren hatte sie Schmerzen in den Augenohne Grund, ziehende Schmerzen im Innern des Auges, ohne Kopf-schmerz. Keine Regel seit 20 Monaten. Trinkt Kaffee, will aber aufhö-ren. Durstig. Elfmal Aderlaß dieses Jahr. Die Frau ist 48 Jahre alt und hat seit zwei Jahren keine Menstruati-on mehr. Ist sie in der Menopause? Bei dieser Anamnese fragt mansich, weswegen die Patientin zu Hahnemann kommt? Sie hatte vorsieben Jahren Schmerzen in den Augen und sie hat seit Jahren einenDrang Holzkohle zu essen. Welche Symptome hat sie aktuell? Durstund das Verlangen Holzkohle zu essen? Kommt sie deswegen zuHahnemann? 138

Sie hat eine Entzündung im Auge, aber das erfährt man erst bei denFolgekonsultationen, wo am 19. Dez steht: „Die Schmerzen im Augehalten an, brennende Schmerzen, im anderen Auge große Hitze (ohneRöte). Und am 14. Januar: „Schmerzen und Entzündung in den Augenweg“. Und am 25. Feb. heißt es: „Das Augenweiß ich etwas blutunter-laufen, aber schmerzlos. Das hat es noch nie gegeben. Entzündungsonst immer mit Schmerzen.“ Die Patientin hat eine chronisch rezidivierende Augenentzündungmit Rötung und reißenden Schmerzen. Nach Sulphur trat wieder eineRötung auf, aber ohne Schmerzen, also keine wirkliche Entzündung,sondern eine Arzneiwirkung. Das Hauptsymptom ist das Reißen imAuge und die Rötung. Dazu kommt ein extremes Verlangen nach Holz-kohle, aber das gibt es in der Arzneimittellehre nicht charakteristisch.Und sie hat Durst, der jedoch keine Verbindung zu den übrigen Symp-tomen hat. Benutzt man diese Zeichenkombinationen für eine Auswer-tung, passt Sulph am besten. Aber so einfach kann man sich die Sache nicht machen, denn dieEinzelzeichen „Verlangen“ und „Durst“ sind viel zu allgemein für eineArzneiwahl (§153). Deswegen wird die zweite Auswertung ohne dieseEinzelzeichen gemacht und dann kommen neben Sulph auch nochBell, Sep und Phos in die engere Wahl, Bov stammt aus der Arzneimit-tellehre von Hartlaub/Trinks, mit der Hahnemann nicht gearbeitet hat. 139

Hahnemann (Handley), Braun1 •Augenhöhle 62 Augen - Rötung u. rot 73 Augen - Reißen 84 Verlangen 95 Durst mit 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10SULPH 3 7 3 7 31 5/5BELL 8 4 7 2 30 4/5CALC 2 7 4 6 15 4/5PULS 4 2 4 6 17 4/5PHOS 4 3 5 1 17 4/5SEP 3 8 3 2 14 4/5BOV 3 3 3 2 15 4/5LACH 6 1 3 6 7 4/5MAG-C 1 3 6 3 10 4/5CHIN 5 1 1 5 21 3/5RHUS-T 1 4 1 3 20 3/5CAUST 4 2 7 1 8 3/5NIT-AC 1 3 3 1 11 3/5ZINC 3 1 5 1 9 3/5IGN 5 1 2 5 5 3/5BAR-C 5 2 3 2 6 3/5CON 3 2 2 3 5 3/5BRY 1 2 1 4 24 2/5NUX-V 2 2 2 8 16 2/5BOR 1 1 5 1 9 2/5PSOR 2 1 1 3 11 2/5KALI-C 2 2 6 1 7 2/5ACON 3 1 1 2 8 2/5PH-AC 5 1 2 2 6 2/5HEP 1 5 1 2 5 2/5SIL 1 2 1 1 11 1/5SUL-AC 1 1 1 1 4 1/5ALUM 1 2 3 1 2 1/5 140

Hahnemann (Handley), Braun1 •Augenhöhle 62 Augen - Rötung u. rot 73 Augen - Reißen 8495 101 2 3 4 5 6 7 8 9 10BELL 8 4 7 3/3SEP 3 8 3 3/3SULPH 3 7 3 3/3PHOS 4 3 5 3/3BOV 3 3 3 3/3CALC 2 7 4 2/3CAUST 4 2 7 2/3LACH 6 1 3 2/3MAG-C 1 3 6 2/3VALER 4 1 5 2/3BAR-C 5 2 3 2/3PULS 4 2 4 2/3STANN 5 1 3 2/3ZINC 3 1 5 2/3MUR-AC 4 2 3 2/3NIT-AC 1 3 3 2/3AGAR 1 1 6 1/3KALI-C 2 2 6 1/3LAUR 6 1 2 1/3SPIG 6 2 1 1/3BOR 1 1 5 1/3CHIN 5 1 1 1/3HEP 1 5 1 1/3IGN 5 1 2 1/3PH-AC 5 1 2 1/3RHOD 1 1 4 1/3RHUS-T 1 4 1 1/3ACON 3 1 1 1/3 141

Die Entscheidung für das Simile muss jetzt über das Studium derArzneimittellehre erfolgen. Und dafür gibt Hahnemann in seiner Anam-nese einen ganz wichtigen Hinweis: „Ziehende Schmerzen im Innerndes Auges, ohne Kopfschmerz“. Die Augenschmerzen entstehen alsonicht aufgrund von Kopfschmerzen und sind im Innern des Auges,nicht am Augapfel. Die Patientin hat eine Vereiterung des Oberkiefers,die auf das Auge übergegriffen hat und das führte zur Entzündung undden Schmerzen im Auge. 142

Augenschmerz ohne Kopfschmerz ist nicht etwa ein fehlendesSymptom, „das man erwartet“, es ist eine Differentialdiagnose derAugenschmerzen gegenüber beispielsweise einer Migräne, die auchoft mit Schmerzen im Auge vorkommt. Aber Kopfschmerzen liegen hiernicht vor. Nur Phos und Sulph haben Schmerzen der Augenhöhleohne Kopfschmerzen. Phos hat hier 2 Symptome und Sulph 4. Dasspricht für Sulphur. Und es muss die Vorbehandlung der Patientin be-rücksichtigt werden, denn sie hatte in dem Jahr bereits elfmal einenAderlass bekommen! Für Hahnemann war das eine Schwächung derLebenskraft und er warnt in der Vorrede zu Phosphor, diese Arzneieiner geschwächten Person zu geben. Für Rima Handley gibt es andere Gründe, warum Hahnemann hierSulph gegeben hat: „Das Hauptkriterium war, wie es das Organon be-schreibt, dass die Verschreibungssymptome eigenheitlich und charak-teristisch sein sollten. Es ist ganz offensichtlich, dass Hahnemann die-ses Kriterium wann immer möglich verwandte, indem er das charakter-istische oder wenigstens hervorstechende Symptom aussuchte, dasim Symptomenbild des Patienten erschien, nachdem Sulphur eineWeile gewirkt hatte. So gab er z.B. Mme Braun Cicuta virosa, weil sieein Verlangen nach dem Geschmack von Holzkohle an den Tag legte.“ Jetzt konstruiert Handley schon wieder eine neue VorgehensweiseHahnemanns, weil das seltsame Verlangen nach Holzkohle ein „cha-rakteristisches Symptom“ sein soll. Hahnemann soll das Verlangennach Holzkohle aber nicht genommen haben, weil Sulphur „erst einmalwirken muss“. Rima Handley glaubt, dass ein komisches Symptom wie„Verlangen nach Holzkohle“ ein charakteristisches Symptom sei undweil es Hahnemann nicht genommen hat, konstruiert sie die „Arbeits-weise“ des Begründers der Homöopathie, wonach „erst einmalSulphur wirken“ muss, bevor eine Arznei nach den vermeintlich charak-teristischen Symptomen gegeben wird, denn Hahnemann hatte spätertatsächlich Cicuta gegeben. Aber Cicuta hat nichts gebracht. Dieses 143

komische Symptom hat versagt. Das darf nicht sein und so konstruiertHandley noch eine weitere neue Lehre: „Es ist bemerkenswert, dassbei einer Gelegenheit, als Hahnemann Ihr [Braun] eine Arznei zumRiechen gab, eine schnelle und deutliche Besserung eintrat, gefolgtvon einer schweren Verschlimmerung.“ Cicuta hatte das Verlangennach Holzkohle für einen Tag vermindert. Der Fehlschlag lag für RimaHandley aber nicht an dem nicht charakteristischen Symptom Verlan-gen nach Holzkohle, sondern an der falschen Dosierung. Der Fehlerwar das Riechenlassen. Hahnemann hatte später Cic wegen des Verlangens gegeben, weilmit Sulph das Verlangen nach Holzkohle nicht verging. Wie sollteHahnemann das Verlangen angehen? Er versuchte es mit Cic, aberdas hätte er auch lassen können, denn es brachte gar nichts. Das eineSymptom „Verlangen nach Holzkohle“ von Cicuta ist nun einmal nichtcharakteristisch und folglich hat Cicuta auch nichts bewirkt. Das be-legt, dass nicht signifikante Symptome nicht zu gebrauchen sind. Hier geht es um Rima Handleys Behauptungen einer neuen Arbeits-weise Hahnemanns, der sich nicht mehr an seine eigenen Regelngehalten haben soll. Sie behauptet: „Die letzten Krankenjournalezeigen, wie Hahnemann am Beginn der Entdeckung des psorischenMiasmas eine neue Art der Verschreibung entwickelte. Er verschriebnicht länger nach der Gesamtheit der Symptome, wie er so langegetrommelt hatte, sondern häufig nach miasmatischen Gesichtspunk-ten“. Ihr eigener Beispielfall widerlegt Rima Handleys Behauptung.Wer „trommelt“ hier eigentlich? Und Rima Handley hat den gesamten Krankheitsverlauf dieser Pati-entin nicht verstanden, wenn sie schreibt (S. 92): „Die dritte Phasebegann, als sie [Braun] im Juli 1838 wieder vorspricht, weil alle ihreSymptome wieder aufgetreten waren...“ 144

Das linke Auge der Patientin war wegen der Vereiterung des Ober-kiefers entzündet. Und 1838 heißt es: „Heute hat sie eine Konjunktivi-tis unter dem rechten Oberlid“. Es handelt sich nicht um dieselbe Verei-terung des linken Auges wie zu Anfang, denn die hatte Hahnemannbeseitigt, sondern um eine Bindehautentzündung des anderen Auges.Und im Krankenjournal steht: „Schwellung des Zahnfleisches auf derlinken Seite...“ und „jeden Abend hatte sie Schmerzen im Unterkiefer“.Die ursprüngliche Vereiterung des Auges war zwar auf der linkenSeite, aber mit Geschwulst im Oberkiefer und jetzt hat die Patientin ei-ne Geschwulst im Unterkiefer. Das ist nicht mehr dieselbe Vereiterung! Dass die Vereiterung mit Augenentzündung längst geheilt war, hatRima Handley offensichtlich nicht erkannt, denn sie schreibt überHahnemanns Behandlungserfolg: „Hahnemann gab Sulph C30 undC24. Danach hören wir nichts mehr von Madame Braun. Wir werdenniemals erfahren, ob sie vollständig geheilt war oder einfach die Homö-opathie satt hatte...“ Im Krankenjournal ist noch der Name von Madame Braun verzeich-net, aber ohne Einträge. Was hätte Hahnemann eintragen sollen,wenn die Patientin keine Beschwerden mehr hat? Oder war sie zudem Termin nicht erschienen, weil sie die „Homöopathie satt hatte“?Das würde voraussetzen, dass Hahnemann sein Krankenjournal alsTerminkalender geführt und seine Patienten nach Bestellung behan-delt hat, was höchst unsinnig wäre. Folglich hat Melanie zwar denNamen Braun in das Krankenjournal eingetragen, als Madame Braunin Praxis kam, aber es wurden keine Symptome eingetragen, weil diePatientin keine hatte. Warum sollte der Name sonst im Krankenjournalstehen? 145

ANTON ROHRERSupplement BraunFrau Braun leidet an einer rezidivierenden Augenentzündung mit star-ken Schmerzen, es könnte sich um eine Iridozyklitis handeln. Im Laufeder Behandlung, die Krankengeschichte lässt sich über drei Jahre, von1835 bis 1838 verfolgen, stellt sich der ganze Verlauf als schwere chro-nische Krankheit mit Augenentzündung, Gelenkschmerzen und Zahn-wurzelabszess im Oberkiefer mit Fisteleiterung über die Augenhöhleheraus („der Abszess [des linken oberen Zahnfleisches] hat dieSchwellung des linken Auges bereits sechsmal drainiert“). Also keineeinfache Krankengeschichte und auch hier ist Hahnemann erfolgreich!Nach einem langen Kampf um das Augenlicht der Patientin wird zumSchluss am 27. Juni 1837 Hepar sulf. C12 verabreicht, daraufhin derEintrag einen Monat später: „Keine Beschwerden“ und der Eintrag imKrankenjournal ein Jahr später vom 27. Juli 1838 lautet: „Es ging ihrgut letztes Jahr“. Jeder zeitgenössische Homöopath würde sich heute auf das seltsa-me Symptom des Verlangens nach Holzkohle stürzen und ein Mittelsuchen, dass dieses vermeintlich individuelle Symptom der Patientinabdeckt. (Kentsches Repertorium: Verlangen nach Holzkohle: Alum,Cic, Con, Nit-ac, Nux-v. Als einzige Arznei ist Cicuta kursiv angeführt.Das bedeutet, es wurden Heilungsbestätigungen berichtet?). DiePatientin hatte seit ihrer ersten Schwangerschaft immer wieder einäußerst heftiges Verlangen nach Holzkohle. Holzkohle wurde in derdamaligen Zeit häufig als Zahnpflegemittel benutzt. Ob dadurch diePatientin „auf den Geschmack“ gekommen ist? Jedenfalls führt unsHahnemann hier vor, dass die Verschreibung von Cicuta ihr Verlangenin keiner Weise beeinflusst hat. Später verabreicht er sogar Carbo ve- 146

getabilis, was auch keinen Einfluss auf ihr Verlangen nach Holzkohlehatte. Also auch die Signaturenlehre in ihrer reinsten Form war in die-sem Fall völlig nutzlos, wie Hahnemann hier bewiesen hat. Wir lernenaus diesem Fall, dass diese Methoden der Arzneiwahl zum Misserfolgführen. 147

UWE PLATELambertMadame Lambert, 22. Mai 1841 (Menses unregelmäßig, letzte Regel7. Mai) Schmerzen in der Magengrube und an der gegenüberliegen-den Stelle am Rücken. Ihr Magen ist heiß und wenn der Rückenschmerzt hat sie einen dumpfen Schmerz, der manchmal stechendwird (hatte Moxa mit Morphin auf ihrem Magen). Leidet unter Leerege-fühl im Magen und nagenden Empfindungen. Verstopfung für 5 oder 6Tage. Nach dem Essen fühlt sie sich schwer und ihre Hände brennen.Ihre Verdauung ist äußerst langsam. Kann nur Fleisch und Kartoffelnessen. Schläft gut, wacht aber von den Magenschmerzen auf. Hat Ab-führmittel genommen, dann Durchfall für 15 Tage. Vor drei Tagen Sed-litz-Wasser genommen. Morgens vor der Brotzeit geht es ihr besser –Sulphur LM7. Madame Lambert hat Schmerzen im Magen und gleichzeitig an dergegenüberliegenden Stelle des Rückens. Der Magen ist „heiß“, womitaber Brennen gemeint ist, denn bei dem Säugling Amedee Burlandhieß es „die Haut brennt nicht mehr“, aber damit kann nicht Brennen,sondern nur Hitze gemeint sein, denn das Kind konnte das Brennengar nicht angeben. Hitze und Brennen wurden in den Journalen wohlsynonym benutzt. Und die Patientin hat eine Leere und ein Nagen imMagen. Die Magenschmerzen treten auch nachts auf und verschlim-mern sich nach dem Essen, denn vor dem Frühstück geht es ihrbesser. Nach dem Essen fühlt sie sich „schwer“ und ihre Hände brennen.Das seltsame Symptom „Nach dem Essen Brennen der Hände“ gibt eszwar bei Sulphur, aber es spielt keine Rolle, weil Hahnemann nichtnach vollständigen, komischen Symptomen gewählt hat! Und wenn 148

Hahnemann (Handley), Lambert1 Magen - Rücken 6 Magen - Leere2 Essen < - Magen 7 Magen - Nagen3 Nacht < - Magen 84 Hand - Brennen 95 Essen < - Brennen 10 12 3 4 5 67 8 9 10 5/7PHOS 3 12 5 6 3 2 1 4/7 4/6SULPH 5 6 6 8 1 2 1 4/6 4/5NUX-V 1 9 3 5 4 1 4/4 3/6KALI-C 3 7 7 1 3 1 3/6 3/5LACH 563 41 3/5 3/5ZINC 5 444 3/4 2/7SIL 1 6 4 2 3 1 2/7 2/7SEP 3 5 3 1 21 2/6 2/6CAUST 2 4 4 13 2/5 2/5LAUR 2 4 423 2/5 2/4MAG-C 23243 2/4 2/3CON 3 4 3 1 2/3 1/7NAT-C 1 7 2 4 2 2 1 1/6 1/6LYC 2 7 3 2 1 2 1 1/5NIT-AC 2 4 4 1 1 1 1AM-C 1 9 4 1 11CALC 5 1 3 1 12ALUM 6 4 2 11ARS 1 5 2 1 3PULS 2 4 42 1RHUS-T 225 3CARB- 3231 AN 5 42MERCBOR 4 2 3NAT-M 1 7 2 2 2 2 1GRAPH 6 1 2 2 11MAG-M 2 3 2 1 2 1BAR-C 1 6 1 12 149


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