der Rücken schmerzt, ist es ein dumpfer, manchmal stechenderSchmerz. Die Patientin bekam Morphin und Abführmittel, was den Fallzusätzlich kompliziert. Sulphur und Phosphor kommen in die engere Wahl. Das Studiumder Prüfungssymptome zeigt aber, dass der Magenschmerz in Verbin-dung mit Rückenschmerz nur von Sulph signifikant hervorgebrachtwurde. Für Brennen nach dem Essen hat Phos im Gegensatz zu Sulphzwar signifikant 3 Symptome, aber das ist kein ähnliches Brennen zuder Symptomatik dieser Patientin. Das Brennen hinter dem Brustbeinkann auch ein Sodbrennen sein, das eine andere Pathologie ist, und 150
auch das Brennen im Bauch beim Essen kann eine Art Sodbrennensein. Das ist ein anderes Brennen als das Brennen der Hände. DiesesBrennen der Hände hat zwar Sulph, aber es spielt keine ausschlagge-bende Rolle! Dieses eine Symptom ist unsicher und kann nicht dieArzneiwahl bestimmen.Solche Details und Unterschiede in den Prüfungssymptomen können weder inden Kollektaneen noch in einem Repertorium dargestellt werden Entscheidend für die Arzneiwahl ist bei diesem Krankheitsfall derMagenschmerz, der sich zum Rücken erstreckt und dafür ist Sulph dieähnlichste Arznei. Bei allen anderen Zeichenkombinationen passenSulph und Phos gleich gut. Das Simile ist die am besten passendeArznei im Vergleich zu den anderen. 151
ANTON ROHRERSupplement LambertFrau Lambert leidet offensichtlich an einem Zwölffingerdarmgeschwür.Dafür krankheitscharakteristisch sind nächtliche Magenschmerzen(Nüchternschmerz) und Schmerzen, die in den Rücken ausstrahlen,wie es typisch ist, wenn sich das Ulcus an der Hinterwand des Zwölffin-gerdarms befindet. Hahnemann verordnet Sulfur LM 7 am 22. Mai1841 und bereits 6 Tage später steht im Krankenakt: „Keine Magen-schmerzen mehr“. Für die Arzneiwahl werden die Hauptsymptomegenommen (nächtliche Magenschmerzen und Schmerzausstrahlungvom Magen in den Rücken), auch wenn diese Symptome in der Schul-medizin als „typisch“, beziehungsweise pathognomonisch für ein Ulcusduodeni gelten. In der Homöopathie Hahnemanns kommt die Katego-rie der pathognomonischen Symptome nicht vor, es gibt nach § 153Organon nur charakteristische und unbestimmte („nicht näher bezeich-nete“) Symptome, d. h. solche, mit denen sich keine Zeichenkombinati-onen bilden lassen. 152
UWE PLATEImmer Sulfur?Ute Fischbach-Sabel schreibt in Ihrem Artikel „Hahnemann in der Pra-xis – homöopathische Verschreibungen (Zeitschrift für Klassische Ho-möopathie 2013,57): „Ab diesem Zeitpunkt wird Sulfur immer das vonihm meist benutzte Mittel bleiben und das Mittel, das er in späterenZeiten immer als Einführungsmittel in der Erstanamnese verschreibt.Nichtsdestotrotz geht diese „Sulfureuphorie“ Mitte D21 (1820−1821)und in D22 zurück, und es kommen wieder andere Mittel in verschiede-nen Potenzen zum Gebrauch.“ Einerseits soll Hahnemann Sulfur immer als Einführungsmittel gege-ben haben und andererseits ging diese Sulfureuphorie aber wiederzurück. Hat er Sulfur immer als Einführungsmittel gegeben oder nicht?Und weiter heißt es: „Anhand der Psorahinweise, die ab D19 zu findensind, befasst sich Hahnemann mit der Frage der chronischen Krankhei-ten, wobei er die Psora als das wichtigste chronische Miasm undSulfur als das Hauptmittel erkennt.“ Hahnemann soll Sulfur als wich-tigstes Psoramittel erkannt haben? Dazu sagt Hahnemann in CK S. 129: „Nie kann die Heilung einer,ihres Ausschlags beraubten, alten Psora, sie sey nun noch latent undschlummernd, oder schon in chronische Krankheiten ausgebrochen,mit Schwefel allein vollführt werden...“. Und auf Seite 131: „Also nur,wie gesagt, wenn der Krätz-Ausschlag in voller Blüthe und daher dieAnsteckung nur noch neu ist, kann die völlige Heilung durch Schwefelallein ... vollführt werden. Ist aber entwickelte Psora vorhanden, sagt Hahnemann weiter, „istder Schwefel allein (so wenig als ein einzelnes andres, antipsorischesMittel) zur vollkommenen Heilung gewöhnlich nicht mehr zureichend, 153
und die übrigen antipsorischen Arzneien müssen, je nach den übrigenSymptomen diese, oder jene, homöopathisch zu Hülfe genommenwerden“. Sulfur war für Hahnemann nie das Hauptmittel zur Behandlung derPsora. Er hat zwar sehr oft Sulfur verordnet, aber aus ganz anderenGründen. Seine anfängliche „Sulfureuphorie“ waren Arzneiprüfungen.Hahnemann hat Arzneien an seinen Patienten geprüft (darüber hatschon Constantin Hering geschrieben) und im Zeitraum 1819 hat erauch Sulfur geprüft. Diese Sulfurgaben hatten aber nichts mit der Be-handlung der Psora zu tun, Hahnemann ging es nur um Prüfungssymp-tome. Und als der Schwefel ausgeprüft war, als kaum noch neueSymptome zum Vorschein kamen, hörte die „Sulfureuphorie“ auf. Dazuschreibt Fischbach-Sabel: „In D20, einem Journal mit einem großenPatientenanfluss, da seine 513 Seiten nur 5 Monate beinhalten, wirdfast ausschließlich Sulfur verabreicht.“ Das waren Hahnemanns Arznei-prüfungen mit Sulfur. Aber Hahnemann hat tatsächlich überproportional häufig Sulfur ge-geben, besonders in seiner Pariser Zeit, jedoch nicht, weil er denSchwefel als „Einstiegsmittel“ oder „Hauptmittel“ für die Psora angese-hen hat. Sulfur ist die von Hahnemann am besten geprüfte Arznei mitden meisten Prüfungssymptomen in seiner Arzneimittellehre undHahnemann musste diese Arznei besonders gut gekannt haben, denndie meisten Symptome hat er selbst eruiert. Je besser er aber eineArznei kannte, je mehr Charakteristika er gefunden hatte, desto öfterhat er sie als passend für einen Krankheitsfall angesehen. Und Sulfurwird bei mancher Verordnung von Hahnemann gegeben worden sein,auch wenn vielleicht eine andere Arznei etwas besser gepasst hätte,wenn er die Charakteristika der anderen Arznei nicht so gut kannte. Und es gibt Fälle mit wenigen verwertbaren Symptomen. Das ist einaltbekanntes Problem der Homöopathie. Aber was macht man dann?Wenn Hahnemann einfach eine beliebige (falsche) Arznei gegeben 154
hat, dann wird diese falsche Arznei neue Symptome hervorrufen, mitdenen eine bessere Arznei gefunden werden kann. Und für diese„Provokation“ wird Hahnemann Sulfur genommen haben, weil er dieseArznei besonders gut kannte. Er konnte die auftretenden Reaktionenbesser einschätzen, als bei einer Arznei, die ihm nicht so gut bekanntwar. Und es kann auch öfter vorgekommen sein, dass Hahnemann zwi-schen Sulfur und einigen anderen Arzneien nur schwer unterscheidenkonnte. Ein aufwendiges Studium der Arzneimittellehre war bei einerübervollen Praxis vielleicht nicht immer möglich, aber eine Entschei-dung musste getroffen werden. Reaktionen auf eine ihm so vertrauteArznei konnte er besser einschätzen, wenn Sulfur doch falsch gewähltwar, deswegen wieder Sulfur. Und in Paris kam noch der Umstand hinzu, dass es Hahnemann mitvielen Quecksilbervergiftungen zu tun hatte und dafür ist Sulfur dashäufigste Antidot. Aber auch das hat nichts mit dem „Hauptmittel fürPsora“ zu tun. Alles zusammen ergibt zwangsläufig eine weit häufigereAnwendung von Sulfur als von jeder anderen Arznei. Hahnemann hat nie Sulfur als Einstiegs- oder Hauptmittel für dieBehandlung der Psora postuliert und aus der häufigen Anwendungdes Schwefels lässt sich das auch nicht ableiten. Aber wenn er Sulfurgegeben hat, waren es die charakteristischen Symptome, die für dieseArzneiwahl sprechen. Rima Handley wollte an fünf Fällen aus Hahne-manns Krankenjournalen nachweisen, dass Hahnemann immer nurSulfur gegeben hat. Für diese Fälle ist Sulfur nach den charakteristi-schen Symptomen die am besten passende Arznei. Und zu den fünfFällen von Rima Handley habe ich noch drei Fälle hinzugefügt, beidenen auch Sulfur nach den charakteristischen Symptomen das Simileist. Dass bei allen Fällen Sulfur immer nur „zufällig“ am besten passt,dürfte ein sehr unwahrscheinlicher Zufall sein, zumal ich mir die Fällevon Rima Handley nicht aussuchen konnte, „damit es passt“. 155
ANTON ROHRERHahnemanns Arbeitsweise heute Im § 2 Organon schreibt Hahnemann: „Das höchste Ideal der Heilung ist... Wie- derherstellung der Gesundheit... nach deutlich einzusehenden Gründen“. Eini- ge Seiten vorher, in der Vorrede zur 6. Ausgabe, heißt es: „Hiernach ist die Homöopathik eine ganz einfache, sichHomöopathie nach Hahnemann stets in ihren Grundsätzen so wie in ihrem Verfahren gleich bleibende Heil-kunst. Wie die Lehre auf der sie beruht, erscheint sie, wohl begriffen,in sich völlig abgeschlossen und dadurch allein hülfreich. GleicheReinheit in der Lehre wie in der Ausübung, sollten sich von selbstverstehen...“. Starke Worte von Hahnemann, geschrieben in Paris, Ende Februar1842. Ist Hahnemann hier wie ein Moses, der in Stein gemeißelteGesetze und Dogmen verkündet? Hahnemann hat diese „deutlich ein-zusehenden Gründe“ und „Grundsätze“ der Homöopathie in Jahrzehn-ten erforscht und formuliert; seine Tragik war, dass die Informationsfül-le von ca. 70.000 Prüfungssymptomen erst durch moderne Computer-technologie mit 2 Gigabyte Arbeitsspeicher bewältigbar wurde. DieAnalyse der beiden Lehrfälle von Hahnemann und einiger seiner Kran-kengeschichten zeigt, dass er bei jedem Krankheitsfall in derselbenWeise (nach Grundsätzen) vorgegangen ist und die Arzneiwahl nachGründen der Arzneicharakteristik getroffen hat. In den 200 Jahren der bisherigen Homöopathiegeschichte konnteniemand diese Arzneicharakteristik aus signifikanten (charakteristi- 156
schen) Zeichenkombinationen bestimmen. Die Konsequenz waren dieverschiedensten Schulen, Strömungen und Methoden, die sich alle aufHahnemann berufen. Jetzt, durch das Symptomenlexikon von UwePlate konnten, erstmals in der Geschichte der Homöopathie, Hahne-manns Arzneicharakteristika in der Praxis Anwendung finden. Kannaber der ungeheure Anspruch, den Hahnemann stellt („stets in ihrenGrundsätzen sowie in ihrem Verfahren gleich bleibende Heilkunst“) fürunsere heutige Homöopathie genügen? Zumal ja alles, was nicht aufFortschritt, Veränderung, Erneuerung abzielt, verdächtig altmodischund überholt erscheint. Diesen Anspruch Hahnemanns galt es, in unseren heutigen Praxenzu überprüfen. Ist eine Therapie nach signifikanten Zeichenkombinatio-nen heute auch noch erfolgreich? Kann man heute in der Praxis nochgenau so vorgehen wie Hahnemann, obwohl sich die Krankheitsbilderin den letzten 200 Jahren massiv verändert haben? Von den damalshäufigen Infektionskrankheiten zu unseren modernen Autoimmuner-krankungen und psychischen Krankheiten? Ja, man kann heute nochnach denselben Prinzipien wie Hahnemann vorgehen, weil sich diemenschlichen Ausdrucksweisen an Empfindungen und Modalitätennicht verändert haben. So wie die damaligen Arzneiprüfer vor 200Jahren ein Brennen, Stechen etc. oder Verschlimmerungen dieserEmpfindungen beim Gehen oder Sitzen wahrgenommen haben, soempfinden es unsere heutigen Patienten ebenso. In den letzten 10 Jahren, seit Erscheinen des Symptomenlexikons,haben viele Kolleginnen und Kollegen diese Homöopathie nach Hahne-mann überprüft und in der Praxis angewendet. Ich kann hier für Vielesprechen, die damit die besten Erfahrungen gemacht haben. Denndurch die, mit dem Symptomenlexikon erstmals mögliche neue „Kennt-nis der Arzneikräfte“ (§ 3 Organon), ergibt sich eine ganz andereSicherheit in der Arzneiverordnung, denn es ging auch Hahnemannimmer um die Sicherheit der Arzneiverordnung. Diese wird erreicht 157
durch folgende Erkenntnisse Hahnemanns: Die Arzneiwirkung drücktsich nicht in ganzen Prüfungssymptomen aus, sondern in einzelnenZeichen dieses Symptoms. Hahnemann gibt in seiner Arzneimittellehredafür Beispiele in den Fußnoten zu den Symptomen einiger Arzneien.Mit diesen Anmerkungen zeigt er, dass gewisse Kombinationen vonSymptomenelementen überzufällig häufig vorkommen und damit siche-re Arzneiwirkung sind. Diese sicheren Arzneiwirkungen können mitdem Symptomenlexikon sehr rasch aufgerufen werden und Uwe Platenennt sie „signifikante Zeichenkombinationen“. Die Patientenanamne-se muss diesen Erkenntnissen angepasst werden, denn diese siche-ren Zeichenkombinationen müssen in der Anamnese erfragt werden.Die Gesamtheit der charakteristischen Symptome (§ 258 Organon)besteht in der Gesamtheit der signifikanten und hochsignifikantenZeichenkombinationen. Die Arznei mit den meisten signifikantenZeichenkombinationen in größter Ähnlichkeit mit den Patientensympto-men (§154 Organon) ist die heilende Arznei. Das Symptomenlexikongibt uns die Möglichkeit, diese deutlichen Gründe (§ 2) für die Arznei-verordnung auf einfache Art und Weise zu sehen. Die Grundsätze sinddieselben wie vor 200 Jahren, aber heute haben wir es mit dem Sym-ptomenlexikon viel einfacher und bequemer, wie die folgenden Fälleaus der heutigen Praxis zeigen. 158
ANTON ROHRERAsthmaFrau B., 37 Jahre, kommt am Tag ihres Geburtstages in die Praxis,weil sie seit zwei Tagen hustet, mit nächtlicher Atemnot und Atemnotim Liegen. Ihr ist eine Histaminintoleranz bekannt und sie reagiert mitAsthma auf histaminhältige Speisen. Die Patientin ist von ihrem Mann heute zu einem chinesischenBuffet eingeladen und fürchtet, dass ihr die Glutamatzusätze nicht gutbekommen werden, zumal sie bereits seit zwei Tagen asthmatischeBeschwerden hat. Der trockene Husten ist besonders am Nachmittag,nachts dann Atemnot. Beim Husten ist es, als ob sie Staub einatmenmüsste und deswegen muss sie husten. Erwacht nachts wegen Atem-not, sie wird ruhelos und muss aufstehen. Die Atemnot ist im Liegenviel schlimmer. Der Kopf schmerzt beim Husten. Für Ruhelosigkeit bei Atemnot gibt es keine signifikanten Arzneienund wurde nicht in die Auswertung übernommen. 159
Fallbeispiel (Rohrer), Asthma1 Nacht < - Atemnot 62 Liegen < - Atemnot 73 Husten - Kopf 8495 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10ANT-T 3 3 3 3/3SULPH 6 1 13 2/3PHOS 7 1 3 2/3CARB-V 3 4 2 2/3BRY 3 1 3 2/3NAT-M 3 1 3 2/3SEP 3 1 3 2/3LYC 5 6 2/2KALI-C 6 2 1 1/3CALC 2 1 5 1/3LACH 1 2 5 1/3ALUM 2 1 3 1/3NAT-C 3 1 2 1/3AM-C 5 2 1/2HEP 1 5 1/2IGN 3 1 1/2NIT-AC 3 2 1/2NUX-V 3 1 1/2ANAC 4 1/1ARN 4 1/1ACON 3 1/1CHIN 3 1/1BELL 2 1 2 /3CON 1 2 2 /3KALI-N 2 2 2 /3MERC 2 1 1 /3ARS 2 2 /2AUR 2 1 /2 160
Die Atemnot verschlimmert sich im Liegen und deswegen wird diePatientin nachts (im Liegen!) unruhig und muss aufstehen. Es handeltsich also nicht um eine nächtliche Ruhelosigkeit. Würde die Patientinnachts nicht liegen, hätte sie keine Atemnot und wäre nicht unruhig.Ant-t und Carb-v kommen in die engere Wahl und für Atemnot imLiegen passt Ant-t besser als Carb-v. 161
Die nächtliche Atemnot ist im Prinzip identisch mit der Atemnot imLiegen, weswegen hier auch fast dieselben Symptome aufgeführt sind.Aber auch hier passt Carb-v nicht besser. Therapie am 11.01.16: Antimonium tartaricum C30, 5 Globuli inWasser aufgelöst, 3x 1 Teelöffel im Abstand von 2 Stunden heute nocheinzunehmen.12.01.16: Hat das Buffet sehr gut vertragen, keine nächtliche Atemnotgehabt. Husten wird locker, es bildet sich etwas Auswurf.Therapie: Antimon. tart. C30, 3x1 TL tgl. Weiter13.01.16: Gut geschlafen, keine Atemnot, hustet nur noch ganz wenig.Therapie: Arznei absetzen07.03.16: Bis jetzt kein weiterer Asthmaanfall, weder Husten nochAtemnot. Keine schulmedizinischen Asthmamedikamente notwendig. 162
ANTON ROHRERSpinalkanalstenoseFrau B., war 1987 in meiner Praxis wegen einer akuten Pharyngitisund dann 1991 wegen Verdauungsprobleme mit starken Blähungen.Sie kommt 2003 das nächste Mal in die Praxis, diesmal wegen einerakuten Sinusitis nach Zahnextraktion. Ich erfahre, dass sie 2002 eineBrustkrebsoperation hatte mit anschließender Bestrahlung und Chemo-therapie. Die Tumormarker CA 15/3 und CEA und yGT sind erhöht,was ihr große Sorgen bereitet. Im Laufe der nächsten acht Jahre unterTherapie mit Conium, Sepia und Arsenicum album in LM-Potenzen, jenach Symptomatik, normalisieren sich die Blutwerte. Die Patientin ist jetzt 66 Jahre alt und kommt wegen ihrer Schmerz-problematik am 24.08.11 in die Praxis. Sie hat akute Rückenschmer-zen, die in das Bein hinunter strahlen. Es sticht im Rücken und daslinke Bein hinunter in den Oberschenkel. Sie spürt es wie plötzlicheMesserstiche. Die Schmerzen werden ärger durch Aufstehen vomSitzen, aber auch jede andere Bewegung, wie Umdrehen im Bett oderBücken, kann diese stechenden Schmerzen auslösen. Kaltwerdenverschlimmert den Rückenschmerz. Die Patientin steht oft nachtsgegen drei Uhr auf, weil sie es im Bett nicht mehr aushält. Es schmerztauch etwas im Liegen, kann deshalb nicht schlafen, aber das Stechenist viel stärker bei jeder Bewegung. Seit einigen Monaten zusätzlichSchmerzen in beiden Daumengrundgelenken, die sich auch imRöntgen als Rhizarthrose nachweisen lassen. Im Frühsommer war esdie Überlastung durch Gartenarbeit die diese beidseitigen Daumen-schmerzen verursacht hat, aber für die Kreuzschmerzen ist für diePatientin keine auslösende Ursache erkennbar. 163
Für Kälte verschlimmert Rückenschmerzen gibt es in der gesamtenArzneimittellehre gerade einmal fünf Prüfungssymptome. Das ist nichtcharakteristisch und damit zur Arzneiwahl nicht zu gebrauchen. 164
Fallbeispiel (Rohrer), Spinalkanalstenose1 •Stechen herunter 6 Bewegung < - •Rücken, LWS2 Bewegung < - Stechen 7 •Daumen3 •Rücken, LWS - Beine 84 •Rücken, LWS - Oberschenkel 95 •Rücken, LWS - Stechen 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10KREOS 5 6 3 4 4 3 2 6/7CAUST 5 4 3 33 5/5KALI-N 2 4 4 3 28 4/6PULS 3 9 1 3 13 4/6NUX-V 1 5 1 4 35 4/6SULPH 4 6 53 4/4STAPH 1 8 1 1 3 1 5 3/7ZINC 2 4 2 3 1 11 3/6SEP 4 6 1 15 3/5CANTH 3 3 3 12 3/5LAUR 2 3 39 3/4SARS 4 7 24 3/4MERC 32 5 5 3/4CALC 1 7 1 3 21 2/6KALI-C 1 7 2 29 2/5LYC 1 2 5 16 2/5ACON 2 3 2 14 2/5CARB- 2 2 1 3 4 2/5IGANN 4 2/5 1 1 13LACH 11 2 34 2/5MAG-M 4 2 2 32 2/5DIG 1 3 1 32 2/5PH-AC 1 3 12 3 2/5RHUS-T 3 1 1 13 2/5AMBR 3 2 19 2/4AM-M 5 12 5 2/4NAT-C 3 2 17 2/4PHOS 2 3 16 2/4 165
Kreos passt am besten, aber es muss noch die Modalität Stechenbei Bewegung überprüft werden, ob Kreos hierfür wirklich charakteri-stisch ist oder ob Widersprüche vorliegen, was aus den Kollektaneennicht hervorgeht. Kreos hat 6x Stechen bei Bewegung und 2x Stechen in Ruhe. Dassind signifikant mehr Symptome bei Bewegung als in Ruhe. Kreos istcharakteristisch für Stechen bei Bewegung. Die anderen Symptomesind in Ruhe und Bewegung. Sie relativieren zwar die Verschlimme- 166
rung bei Bewegung, sind aber kein Ausschluss. Kreos ist auch für Ste-chen bei Bewegung signifikant und ist damit die am besten passendeArznei. Therapie: Kreosot C30 in Wasser aufgelöst, 3x tgl 1 Teelöffel. 29.08.11: Das Stechen im Rücken und in das Bein hinunter ist ganzverschwunden. Noch leichte Kreuzschmerzen, aber nicht mehr ste-chend. Schläft gut. Auch die Daumengelenke sind nur noch auf Druckschmerzhaft. Für September wurde eine MRT – Untersuchung vom or-thopädischen Facharzt veranlasst. MRT – Befund der LWS: Knöcherne Spinalkanalstenose im Seg-ment L4/L5. Reduktion des Transversaldurchmessers des knöchernenSpinalkanales auf 7 mm, verursacht durch die hypertrophierten, dege-nerativ veränderten Facettengelenke und Ligamenta flava. Akzentuie-rung der Raumnot durch eine konzentrische Bandscheibenprotrusion,die den anterioren Duralsack imprimiert und die L5 – Spinalnerven inden knöchern stenosierten Recessus laterales bedrängt mit Ausdeh-nung in die Foramina intervertebralia und Bedrängung der L4 – Spinal-nerven. Der orthopädische Facharzt schlägt eine Operation vor, die von derPatientin wegen inzwischen eingetretener Schmerzfreiheit abgelehntwird. Therapieempfehlung: Derzeit keine Arznei notwendig, aber Kreo-sot C30 in Wasser aufgelöst, falls dieser Schmerz wieder auftretensollte. Kontrolle am 03.11.11: Bis jetzt ist der Schmerz nicht mehr aufgetre-ten. Therapie: Kreosot LM 6, falls der Schmerz in dieser stechendenForm wieder kommt. Bis jetzt (März 2016) hat die Patientin diesenischialgiformen Schmerz oder andere stärkere Rückenschmerzennicht mehr wahrgenommen, sie brauchte das Kreosot LM 6 nie einzu-nehmen. 167
ANTON ROHRERVerdacht auf ThromboseFrau D., 53 Jahre, kommt am 07.01.16 in die Praxis wegen ihrerSchmerzen in beiden Beinen, die bereits vor Weihnachten begonnenhaben. In der Vorwoche war sie in Deutschland zu Besuch, da warendie Schmerzen so arg, dass sie einen Wochenendnotdienst aufsuchte.Die Ärztin hat ihr Opium D4 verschrieben, was aber nicht geholfen hat(Zur homöopathischen „Schmerztherapie“ ist die Verordnung vonOpium D4 nicht geeignet). Die letzten Monate waren sehr anstren-gend. Im Oktober 15 ist die Mutter verstorben, seither fühlt sie sichtotal erschöpft. Zusätzlich arbeitet sie seit Herbst 15 vollzeitig und hatneben dem Beruf und Haushalt auch noch Sorgen mit Tochter undEnkelkind. Immer wenn es Beschwerden gibt, träumt sie vom Wasser,so auch diesmal, bevor die Schmerzen begannen, hatte sie mehrereTräume, wo schmutzige Wassermassen vorkamen. Die Beine, besonders die Oberschenkel sind geschwollen, daspannen jetzt sogar die Hosenbeine. Die Schwellung verläuft sich überdie Unterschenkel, die Füße sind nicht mehr geschwollen. In den Beinen schmerzt es, wund, hauptsächlich ziehend, auchdumpf, und das Schweregefühl in den Beinen ist unangenehm. DieBeine schmerzen besonders beim Liegen (deshalb sind die Schmer-zen nachts ärger) und beim Sitzen. An beiden Beinen ein Gefühl desSchauderns, des Frierens. Beim Einatmen ein Stechen in der Lunge, in der Mitte hinter demBrustbein. Eine Abklärung auf Lungenembolie bei tiefer Beinvenen-thrombose ergab keinen Befund. Auch ein Ziehen und Spannen in bei-den Brüsten. (Ist das der Beginn der Wechseljahre? fragt sie). 168
Die Patientin hat Schmerzen „im Bein“ angegeben, sie waren aberim Ober- und Unterschenkel lokalisiert, wie auch die Geschwulst.Diese Unterscheidung ist insofern wichtig, weil sie in der Arzneimittel-lehre gemacht wird. Dort werden Schmerzen im Ober- und Unterschen-kel als solche formuliert und nicht als „Schmerzen im Bein“. Deswegenwurden die Rubriken Oberschenkel und Unterschenkel genommenund nicht Beine oder Glieder. Die Schwere an dem anatomisch pathologischen Symptome Ge-schwulst wurde nicht genommen, weil sie zwangsläufig durch dieGeschwulst hervorgerufen wird. Aber Geschwulst mit Reißen kannbenutzt werden, weil es eine Empfindung an der Geschwulst ist, dienicht wie die Schwere zwangsläufig ist. 169
Fallbeispiel (Rohrer), Thrombose?1 Sitzen < - Reißen 6 Sitzen < - Oberschenkel2 Liegen < - Reißen 7 Atmen < - •Brust Herzgegend3 Atmen < - Stechen 8 Unterschenkel - Reißen4 •Brust Herzgegend - Stechen 9 Geschwulst - Reißen5 Oberschenkel - Reißen 10 12 3 456 78 9 10 11 16 3 7/9CHIN 16 2 8 7 12 4 4 7/7 8 5 1 6/9MERC 3 3 6 73 2 17 2 6/9 7 39 2 6/8ZINC 9 3 7 13 10 2 4 12 3 6/8 7 2 6/8NAT-C 1 6 3 341 8 1 6/8 11 3 10 5 6/8KALI-C 4 9 592 15 3 5/9 6 14 1 5/8SEP 4 4 3 1 11 2 1 13 2 5/8 5 17 2 5/8CAUST 7 5 442 2 5/8 3 11 1 5/8MUR-AC 9 3 556 10 5/8 3 63 1 5/8CALC 5 7 432 2 5/7 4 35 3 5/7LYC 3 2 7 292 4 5/7 4 9 4 5/7NUX-V 2 4 5 58 10 5/6 3 26 2 5/6BELL 2 2 10 355 13 1 4/9 3 2 1 4/9CARB-V 3 2 4 361 3 2 4/8 1 25 1 4/8KREOS 1 8 642 13 4/8 25RHUS-T 8 4 542 3 14CON 6 2 422MAG-C 2 3 442SULPH 7 1 762ARS 4 6 11ANAC 6 332NIT-AC 1 37MENY 9 337DULC 3 371STANN 4 1 252PHOS 11 2 151CANTH 1 1 11 4AM-M 9 2 144KALI-N 1 4 41 170
Die Empfindung Wundheit ist nicht charakteristisch, es gibt dafürkeine signifikanten Arzneien, weil es in der Arzneimittellehre die Wund-heit am Ober- oder Unterschenkel nur „außen“ gibt, also eine Wund-heit an der Haut. Hier ist die Wundheit aber „innen“. Und der dumpfeSchmerz ist nicht in Verbindung mit Reißen, es ist kein „dumpfesReißen“. Und dumpfe Schmerzen im Ober- oder Unterschenkel sindnicht charakteristisch (keine signifikanten Arzneien). China passt am besten, aber es muss noch die Modalität Sitzen ver-schlimmert Reißen auf Widersprüche überprüft werden, aber dafür istChina hochsignifikant. Zincum muss noch überprüft werden, denn eshat auch hochsignifikant 9 Symptome Reißen im Sitzen und China hatnur 1 Symptom Brustschmerzen beim Atmen (Spalte 7), aber Zinc hatnur 1 Symptom Geschwulst mit Reißen. Beide Arzneien passen nachden Kollektaneen gleich gut. Aber für Oberschenkelschmerzen imSitzen passt China nach den Symptomen besser als Zincum. 171
Und für Geschwulst mit Reißen passt China auch besser als Zinc. 07.01.2016: China C30, 5 Globuli in Wasser aufgelöst, zuerst 3x 1Teelöffel tgl., dann 2x1 Teelöffel tgl. bis zur Schmerzfreiheit. 19.01.2016: Keine Beinschmerzen mehr, auch keine Beinschwel-lung, das Gefühl des Erschöpftseins und der Schwere ist vergangen. 172
ANTON ROHRERFibromyalgieFrau E., 67 Jahre, kommt am 12.11.12 in die Praxis wegen ihrer nächt-lichen Schmerzen in den Beinen. Es wurde eine Fibromyalgie diag-nostiziert und sie sollte Antirheumatika und Cortison einnehmen. Die Schmerzen sind hauptsächlich in beiden Beinen. Es ist ein zie-hender Schmerz von den Hüften bis zu den Füßen. Die Schmerzentreten hauptsächlich nachts auf, im Liegen. Sie erwacht wegen derSchmerzen, steht dann auf, Liegen verschlimmert, Bettwärme ver-schlimmert. Tagsüber ein sehr unangenehmes Schweregefühl in denBeinen. Beim Aufstehen vom Sitzen starke Schmerzen in den Kniege-lenken. Zur Zeit ist der rechte Außenknöchel geschwollen, aber da ist sieumgekippt. Früher musste sie einen Asthmaspray nehmen (wegenBronchitis regelmäßig im Winter) und auch für drei Jahre Cipralex®.Warum? Sie hatte heftige Alpträume und nach dem Erwachen großeZukunftsängste. Bei ihrer Tochter wurde Mb. Crohn festgestellt, dashat sie sehr belastet. Mundbrennen bei Aufregung. Die Patientin beschreibt sich als nichtängstlich, aber sehr sensibel. Sie lebt seit 26 Jahren allein, der Mannwar Alkoholiker, sie hat sich von ihm 1986 getrennt, er ist nach einigenJahren an einer Hirnblutung verstorben. FA. Vater Herzinfarkt mit 65, Mutter mit 26 im Kindbett verstorben.Die Patientin war damals 2 Jahre alt und ist dann zur Großmutter ge-kommen. Gvv: Herzinfarkt 51a+. Mit 17 hat sie ihre Tochter bekom-men, sie musste dann heiraten. Bis 40 Jahre starke Akne im Gesichtgehabt. 173
Zwiebel, Paprika, Scharfes lösen Durchfall aus. Blähungen. Trinktnicht gerne Kaltes. Wenig Durst. Schwitzt nicht. Schläft meist seitlich,deckt dabei die Beine ab. Schläft sehr unruhig. Durch Zugluft einmal eine Gesichtslähmung links gehabt. VerträgtSonne gut. In Asien, bei feucht-schwülem Wetter geschwollene Beine.Öfter Nasenbluten, meist auf der linken Seite. In den Wechseljahrenviele Hitzewallungen gehabt, früher mit der Regelblutung keine Proble-me, 2 Kinder, Schwangerschaften o.B. Rückenschmerzen im Stehen. Sehr viel Ohrschmalzbildung rechts,muss das Ohr regelmäßig ausspülen lassen. Zweimal Osteomopera-tipon an der rechten Orbita gehabt (vor 37 und 27 Jahren). TE mit 12Jahren, vorher Angina gehabt. Eitrige Zähne gehabt, regelmäßig imWinter Bronchitis, deshalb auch den Asthmaspray bekommen. In denletzten beiden Jahren keine Bronchitis, dafür jetzt diese nächtlichenBeinschmerzen seit 2 Jahren. Gallenblasenoperation vor 8 Jahren. Die wahlfähigen Symptome sind in der Anamnese unterstrichen.Mundbrennen bei Aufregung gibt es nicht charakteristisch, aber dasBrennen im Mund. Und Rückenschmerzen beim Stehen gibt es auchnicht charakteristisch, dafür gibt es keine signifikanten Arzneien. NachHahnemanns Psoralehre gehört das Mundbrennen zur Gesamtkrank-heit, benutzt man es aber nicht, ändert es nichts an der Arzneiwahl. 174
Fallbeispiel (Rohrer), Fibromyalgie 11 Nacht < - Reißen 6 Liegen < - Reißen2 Bett < - Reißen 7 Bett < - Beine3 Schwere - Beine 8 Mund - Brennen4 Reißen - Beine 95 Aufstehen/Hinsetzen - Knie 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10SULPH 10 10 7 6 3 1 5 5 7/8SEP 11 4 3 1 43 3 6/7NAT-C 7 6 4 3 61 1 5/7KALI-C 7 2 3 3 1 34 5/7ZINC 4 3 5 4 31 1 5/7MERC 9 3 4 2 3 5 5/6LYC 11 7 3 4 2 2 2 1 4/8GRAPH 6 3 3 4 11 2 4/7ARS 6 6 726 1 4/6MAG-C 7 7 1 31 5 4/6KALI-N 10 4 3 41 4/5CAUST 6 2 3 4 3 4/5ALUM 5 4 3 2 3 4/5CARB-V 4 5 2 6 1 2 1 2 3/8NIT-AC 9 1 5 4 11 3/6NAT-M 8 2 3 4 2 1 3/6AM-C 5 3 1 3 2 1 3/6PULS 4 3 2 31 1 3/6RHUS-T 1 3 1 34 2 3/6PHOS 7 4 2 23 3/5STRONT 3 3 5 1 1 3/5MAG-M 5 8 1 3 3/4BELL 6 3 2 2 21 1 2/7NUX-V 2 1 5 2 1 4 2 2/7CARB- 6 2 1 32 2 2/6PH-AANC 11 2/6 4 2 1 5CALC 5 1 2 3 2 2 2 / 6SIL 5 3 2 2 2 2/5 175
Fallbeispiel (Rohrer), Fibromyalgie 21 Nacht < - Reißen 6 Liegen < - Reißen2 Bett < - Reißen 7 Bett < - Beine3 Schwere - Beine 84 Reißen - Beine 95 Aufstehen/Hinsetzen - Knie 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10SULPH 10 10 7 6 3 1 5 6/7NAT-C 7 6 4 3 61 5/6SEP 11 4 3 1 43 5/6ZINC 4 3 5 4 31 5/6LYC 11 7 3 4 2 2 2 4/7GRAPH 6 3 3 4 11 4/6KALI-C 7 2 3 3 1 3 4/6ARS 6 6 726 4/5KALI-N 10 4 3 41 4/5MERC 9 3 4 2 3 4/5ALUM 5 4 3 2 3 4/5CARB-V 4 5 2 6 1 2 1 3/7NIT-AC 9 1 5 4 11 3/6NAT-M 8 2 3 4 2 1 3/6MAG-C 7 7 1 31 3/5AM-C 5 3 1 3 2 3/5PULS 4 3 2 31 3/5RHUS-T 1 3 1 34 3/5MAG-M 5 8 1 3 3/4CAUST 6 2 3 4 3/4STRONT 3 3 5 1 3/4BELL 6 3 2 2 21 2/6NUX-V 2 1 5 2 1 4 2/6CARB- 6 2 1 32 2/5PH-AANC 1 2/5 4 2 1 5CALC 5 1 2 3 2 2/5AGAR 3 2 3 1 1 2/5PHOS 7 4 2 2 2/4 176
Sulfur passt am besten. Man könnte noch Nat-c und Lyc einbezie-hen. Nat-c passt besser auf das Reißen im Liegen, aber Sulph passtbesser auf die Beinschmerzen im Bett und die Patientin hatte das Rei-ßen in den Beinen im Bett. Und Sulph hat die Knieschmerzen beim Auf-stehen, die Nat-c nicht hat. Lyc hat zwar mit 2 Symptomen Knieschmer-zen beim Aufstehen nicht viel weniger als Sulph, aber Lyc hat nicht dieSchmerzen der Beine im Bett. Und Sulph hat mehr als doppelt so vieleSymptome mit Schwere der Beine als Lyc. Therapie: 12.01.12 - Sulfur LM6 07.02.12 - Viel besser. Schläft besser, muss kaum nachts noch we-gen der Schmerzen aufstehen. Sulfur LM6 weiter 28.03.12 - Sehr gut mit den nächtlichen Schmerzen, jetzt morgensgeschwollene Hände. Sulfur LM12. 27.04.12 - Keine schmerzenden Hände, sind morgens nicht mehreingeschlafen. Sulfur LM12 1x/Woche. 07.05.12 - Eingeschlafene Hände beim Erwachen, geschwollenbeim Erwachen. Hitzegefühl nachts, deckt sich ab. Mund brennt.Schwindel beim Aufstehen und hinlegen. Sulfur C200 Einzeldosis. 177
Fallbeispiel (Rohrer), Fibromyalgie 31 Mund - Brennen 62 Aufstehen/Hinsetzen - Schwindel 73 Eingeschlafenheit - Finger 8495 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10SULPH 5 4 2 2/3PHOS 3 5 2 2/3RHUS-T 2 3 3 2/3MERC 5 1 1 1/3SIL 2 5 1 1/3KALI-C 4 2 2 1/3CHAM 1 1 3 1/3LACH 6 2 1/2NIT-AC 41 1/2CAUST 3 1 1/2CON 1 3 1/2PSOR 3 2 1/2SEP 3 1 1/2CANTH 6 1/1MAG-C 5 1/1MEZ 4 1/1ALUM 3 1/1CARB- 2 1 1 /3 LAYNC 1 2 1 /3PH-AC 1 2 1 /3PULS 1 2 2 /3SPIG 2 1 1 /3STAPH 1 1 1 /3ACON 11 /2AM-C 1 1 /2ARS 1 1 /2ASAR 2 1 /2BOV 2 2 /2 178
19.09.14 - Die Patientin kommt mit einer Freundin in die Praxis undberichtet, seither nie mehr nächtliche Beinschmerzen oder eingeschla-fene Hände gehabt zu haben. Auch der Tochter geht es gut, sie istauch in homöopathischer Behandlung. 179
ANTON ROHRERRückenschmerzen bei Bronchitismit Verdacht auf LungenembolieHerr F., 52 Jahre, fühlt sich seit drei Tagen „grippig“ mit erhöhterTemperatur, Frösteln und einem heftigen, trockenen Husten tagsüberohne weitere Modalitäten. Sonst fällt dem Patienten nur noch Schweißmorgens beim Erwachen auf. In der Nacht vor dem Besuch in derPraxis bekam er starke Rückenschmerzen in der BWS-Region, konntedeshalb die ganze Nacht nicht schlafen, auch heute tagsüber hat erstarke Rückenschmerzen. Diese Schmerzen haben ihn bewogen,einen Arzt aufzusuchen, zumal ihm sonst Rückenschmerzen völligunbekannt sind. Die Ordination ist am 11.02.14, nachmittags um 17 Uhr. Da ich beider Auskultation der Lunge nur ein sehr abgeschwächtes Atemge-räusch hören kann, versuche ich, ein Thoraxröntgen zu organisieren.Aber am Nachmittag sind weder die Lungenärztinnen noch derRöntgenarzt im Bezirk im Dienst. So schicke ich ihn an die interneAbteilung des Krankenhauses und bitte um eine fachärztliche Untersu-chung. Da im Blut ein erhöhter D - Dimerewert (0.84, Normalwert bis0,50 µG/ML) festgestellt wird, will die diensthabende Ärztin den Patien-ten wegen Verdacht auf Lungeninfarkt stationär aufnehmen. Da derPatient mehr als 100 km entfernt wohnt und außerdem seinen Hundim Auto dabei hat, beziehungsweise nicht mit einem stationären Aufent-halt gerechnet hat, ruft er mich verzweifelt an. Ich rate ihm, das Kran-kenhaus auf eigene Verantwortung zu verlassen und wieder in diePraxis zu kommen. 180
Beschwerden: Stechen in der BWS, an den Schulterblättern, „beson-ders in der Ruhe“. Der Patient konnte deshalb nicht schlafen, weil imSitzen oder Liegen die Schmerzen sich sehr verschlimmern. Schwit-zen im Schlaf. Husten unregelmäßig, trocken, ohne nähere Modalitä-ten. Das Symptom Schmerzen der Brustwirbelsäule in Ruhe ist nichtcharakteristisch, dafür gibt es keine signifikanten Arzneien. 181
Jetzt stellt sich die Frage, ob es für das Hauptsymptom „Stechen inRuhe“ auch keine Arzneien gibt, weil alle Mittel zahlreiche Widersprü-che haben?Das kann aber mit dem digitalen Symptomenlexikon schnell durchSkrollen der Zeichenkombination „Ruhe + Stechen“ überprüft werden,indem nur die Arzneikürzel überflogen werden, ob es Mittel gibt, beidenen keine kursiven Kürzel sind (Verschlimmerung in Ruhe). 182
183
Und die gibt es, nämlich Mur-ac, Rhus-t, Sabad, Samb und Seneg.Nur diese Arzneien werden jetzt mit den übrigen Zeichenkombinatio-nen im Textteil verglichen. Das Stechen in der Gegend der Brustwirbel-säule haben nur noch Mur-ac und Samb. Der Unterschied zwischen Mur-ac und Samb liegt in der Zeichen-kombination Stechen in Ruhe, weil Mur-ac hier mehr das juckendeStechen hat, das nicht den heftigen stechenden Schmerzen desPatienten entspricht, und Samb hat das starke Stechen in Ruhe (vergl.Bild Ruhe< Stechen). Im Kentschen Repertorium kann man die Rubrik: Rückenschmer-zen, stechend, Dorsalregion, Scapulae, Bewegung bessert, auchfinden. Im Kent sind zwei Mittel eingetragen, Sambucus und Ammon-mur. Alle, die mit dem Kent arbeiten, wissen, dass diese kleinenOrtsrubriken mit nur wenigen Mitteln schlecht zu gebrauchen sind, weilsie zum Misserfolg führen. Warum? Weil sie nicht das Charakteristi- 184
sche der Mittel anzeigen können. Im Symptomenlexikon dagegen siehtman sofort, dass Stechen in der Ruhe bei Sambucus eine klare Arznei-wirkung ist, während Ammon. muriaticum nur indifferent ist. Wichtig: Bei einer Zeichenkombination mit einer Modalität sindimmer die Prüfsymptome auf Widersprüche und Indifferenzen zu über-prüfen. Eine reine numerische Repertorisation beziehungsweise einescheinbare Signifikanz in den Kollektaneen kann in die Irre führen. Dergoldene Weg ist natürlich die Arzneiwahl mit dem Symptomenlexikonnur nach Symptomen, wie wir es in der Anfangszeit mit dem gedruck-ten Werk gemacht haben. Aber dieser Weg ist lang und zeitaufwendig.Die Kollektaneen dienen der „Abkürzung“ und Zeitersparnis (wie jedesRepertorium), damit nicht für alle Zeichenkombinationen sämtlicheArzneien mit ihren Prüfungssymptomen studiert werden müssen. Therapie am 11.02.14: Sambucus C30. 5 Globuli direkt in der Ordi-nation und zu Hause 5 Globuli in 1/16l Wasser auflösen und dreistünd-lich 1 Teelöffel einnehmen.12.02.14: „Konnte schlafen, wenig Husten, Schnupfen, noch Schmer-zen, aber viel milder“. Eine ambulant durchgeführtes Thorax-CT ergibtkeine Pulmonalembolie, auch keine Lungeninfiltrate. Therapie: Sam-bucus C30 aufgelöst dreistündlich weiter.13.02.14: Gut geschlafen, keine Schmerzen mehr. Therapie: Sam-bucus C30, noch morgens und abends je einen Teelöffel.14.02.14: Fühlt sich wieder ganz gesund. Keine weitere Therapienotwendig. 185
186
Verlag Uwe Plate Lechstr. 37 38120 Braunschweigwww.symptomenlexikon.de 187
Search
Read the Text Version
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- 11
- 12
- 13
- 14
- 15
- 16
- 17
- 18
- 19
- 20
- 21
- 22
- 23
- 24
- 25
- 26
- 27
- 28
- 29
- 30
- 31
- 32
- 33
- 34
- 35
- 36
- 37
- 38
- 39
- 40
- 41
- 42
- 43
- 44
- 45
- 46
- 47
- 48
- 49
- 50
- 51
- 52
- 53
- 54
- 55
- 56
- 57
- 58
- 59
- 60
- 61
- 62
- 63
- 64
- 65
- 66
- 67
- 68
- 69
- 70
- 71
- 72
- 73
- 74
- 75
- 76
- 77
- 78
- 79
- 80
- 81
- 82
- 83
- 84
- 85
- 86
- 87
- 88
- 89
- 90
- 91
- 92
- 93
- 94
- 95
- 96
- 97
- 98
- 99
- 100
- 101
- 102
- 103
- 104
- 105
- 106
- 107
- 108
- 109
- 110
- 111
- 112
- 113
- 114
- 115
- 116
- 117
- 118
- 119
- 120
- 121
- 122
- 123
- 124
- 125
- 126
- 127
- 128
- 129
- 130
- 131
- 132
- 133
- 134
- 135
- 136
- 137
- 138
- 139
- 140
- 141
- 142
- 143
- 144
- 145
- 146
- 147
- 148
- 149
- 150
- 151
- 152
- 153
- 154
- 155
- 156
- 157
- 158
- 159
- 160
- 161
- 162
- 163
- 164
- 165
- 166
- 167
- 168
- 169
- 170
- 171
- 172
- 173
- 174
- 175
- 176
- 177
- 178
- 179
- 180
- 181
- 182
- 183
- 184
- 185
- 186
- 187
- 188