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Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

Published by info, 2017-08-07 11:52:21

Description: Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

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101Das Prinzip der Umlenkrolle bzw. die Wirkung der TrägheitAus der Vogelperspektive (Draufsicht) Die abtreibende U-Schlaufe unterhalb des Standorts Beim Anschlag mit tief ge- haltener Rutenspitze wird die Nymphe aus der Position N1 über die imaginäre Rolle stromab gezogen ⇒ N2Wir stellen uns eine Umlenkrolle vor, die genau in der Wölbung des besagten Usliegt. Um diese imaginäre Rolle wird unsere Schnur beim Anhieb gezogen. Sobalddiese U-Schlaufe also auf dem Wasser liegt und wir mit gesenkter Rutenspitze anunserer Fliegenschnur ziehen, nützen wir die Trägheit des Wassers innerhalb derU-Schlaufe aus. Die imaginäre Umlenkrolle ist jetzt aktiv! Das Wasser innerhalb derSchlaufe gibt uns jetzt die Möglichkeit, die Kraft umzulenken. Somit können wirbeispielsweise einen Biss, der weit unterhalb unseres Standortes x erfolgt, überdieses U so verwerten, als würden wir den Fisch von einer Position stromab desStandplatzes des Fisches anschlagen. Dies hat zur Folge, dass der Haken beimAnschlag stromab ins Maul und nicht stromauf aus dem Maul des Fisches gezogenwird, obwohl wir uns stromauf seines Standortes befinden.

102Ein AnschauungsbeispielZur Veranschaulichung der Wirkung verwende ich gerne eine Autofelge. Sie liegt einpaar Meter von mir entfernt auf der Wiese und symbolisiert die Position der Um-lenkrolle auf dem Wasser stromab von mir, um die die U-Schlaufe am Ende meinerFliegenschnur gelegt ist. Nun kann ich mit tief gehaltener Rutenspitze bei gleich-zeitiger Bewegung derselben gegen die Strömung die Fliegenschnur um die Felgeziehen, also die Kraft umlenken. Somit kann ich den Anschlag auch weit stromabvon mir erfolgreich setzen. Wichtig ist, dass die Rutenspitze beim Anschlag wirklichtief gehalten wird und danach auch kurz tief bleibt, um den Kontakt mit dem Fischaufrecht zu erhalten. Schlage ich fälschlicherweise mit erhobener Rutenspitze an,so „springt“ die Schnur aus der Felge, was bedeutet, dass der Anschlag sich nichtfortpflanzen kann und schließlich ins Leere geht. Beim Fischen ersetzt wie schonerwähnt die Trägheit des Wassers innerhalb der Schlaufe (der Wasserwiderstand)diese Felge.Die optimale SchlaufengrößeUm den Anschlag auch wirklich gut durchzubringen, darf die Schlaufe nicht zu engsein. Eine Öffnung von 70 bis 100 cm in der Breite genügt jedoch meist bei ei-ner 6er Schnur und durchschnittlicher Driftlänge. Bei niederen Schnurklassen undgleichem Nymphengewicht, muss die Schlaufe jedoch vergrößert werden, um trotzdünnerer Schnur ein optimales Ergebnis beim Anschlag zu erhalten. Tiefer im Filmschwimmende Schwimmschnüre sind für die Verwertung von Bissen unterhalb desFischers gegenüber sehr hoch schwimmenden Schnüren ebenfalls von Vorteil, dasie mehr Widerstand bieten und die Schlaufe nicht so schnell aus dem Wasser ge-rissen wird.Der Abstand vom Ende der Fliegenschnur bis zur Rundung der Schlaufe sollte zu-mindest einen, besser jedoch zwei Meter betragen, damit die Schlaufe bei Mende-fehlern nicht sofort aufgezogen wird. Wird auf sehr große Distanz stromab gefischt,so muss also auch die Schlaufe etwas mehr geöffnet werden. Je größer die Schlaufealso ist, desto effektiver ist der Anhieb, weil mehr Wasserwiderstand zur Kraftum-lenkung zur Verfügung steht. Bei einer zu großen Schlaufe ist es besonders beibewegtem Wasser jedoch meist schwierig, die korrekte Driftgeschwindigkeit beizu-behalten, da Zwischenströmungen dies oft verhindern.Für das Fischen einer sehr langen Dead Drift wird eine progressive Rute mit starkemRückgrat benötigt, da sich natürlich der Druck auf die Rute bei Anschlag erhöht. Wei-che Ruten sind dazu gänzlich ungeeignet, weil sie bei einem Anschlag auf Distanzzuerst einmal „in die Knie gehen“ und der Anhieb somit in zeitlicher Verzögerungerfolgt. Dadurch können viele Bisse nicht verwertet werden. Für solche Situationensind Ruten von mindestens neun Fuß Länge erforderlich. Besonders in größerenFlüssen sind noch längere Ruten gefragt. Ich verwende dazu gerne 10 Fuss Ruten

103mit starkem Rückgrat. Die Loop Cross SX 6100 ist dafür hervorragend geeignet.Auch die LOOP Cross S 1 Switch Ruten wie die 6110-5 MC/MF eignen sich vorzüg-lich, da durch die Länge von 11 Fuß natürlich nicht nur leichter gemendet werdenkann, sondern auch ein wesentlich besserer Hebel entsteht, wodurch ein effiziente-rer Anschlag gesetzt werden kann. Natürlich kommt dabei auch mehr Druck auf dasHandgelenk. Ein Fischer muss also eine gewisse Übung und Grundkraft mitbringen,um solche Ruten gewinnbringend ausnützen zu können.Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass der Anhieb umso effekti-ver ist, je größer der Radius der Schlaufe ist, je tiefer die Schwimmschnur im Ober-flächenfilm liegt, je höher die Schnurklasse und je länger die Rute ist. Allerdingsmuss der Schnurtyp und die Schnurklasse der Zielfischart und dem Gewässertypangepasst werden, damit die Fische nicht unnötig beunruhigt werden. Zudem mussdie Rute in der Lage sein, auf die gewünschte Distanz den Anhieb noch durchzubrin-gen (Rückgrat!). Wir müssen hier also unser Fingerspitzengefühl einsetzen, um dierichtige Kombination zu finden.Durch die Ausnutzung der Trägheit des Wassers können wir durch Schlaufentechni-ken die Geschwindigkeit der Nymphe jederzeit verringern oder erhöhen oder abersogar parallel zu unserem Standplatz am gegenüberliegenden Ufer entlang fischen(FP–Technik). Dieses Prinzip der imaginären Rolle, um die wir die Schnur ziehen, giltimmer, solange die U-Schlaufe auf oder unter Wasser sichtbar ist.Die FP Technik (Feed and Pull Technik) –ein TrainingsbeispielGrundlageDie gewöhnliche U-Schlaufentechnik ist eine Downstream-Technik und wird durchein Mending auf Höhe des eigenen Standplatzes in Kombination mit Nachfütternvon Schnur gefischt. Um beim Fischen flexibler zu sein und noch bessere Resultatezu erzielen bzw. auch scheinbar unbefischbare Bereiche zu erreichen, verwendeich eine weitere Technik, die ich als so genannte Feed and Pull Technik (FP-Technik)bezeichne. Diese Technik besteht aus einer Lege- und Zugbewegung. Sie bedarfeiniger Übung, damit in Standardsituationen aber auch in schnellem Wasser ohnelanges Überlegen rasch reagiert werden kann. Diese Technik dient dazu, die Größeund Position der Schlaufe auf dem Wasser zu manipulieren, um so die Drift zu opti-mieren. Sie zu beherrschen ist also für alle nachfolgenden Schlaufentechniken vonVorteil.Um die FP Technik zu begreifen und uns mit ihr etwas vertrauter zu machen, ist esvorteilhaft, sie mit einigen einfachen Übungen zu trainieren. Dafür habe ich einekleine methodische Übungsreihe zusammengestellt.

104Übung 1Wir legen in einem stehenden Gewässer ca. 8 bis 10 m unserer Fliegenschnur pa-rallel zum Ufer ab. Dann legen wir ein deutliches Mending in ca. 3m Entfernungvom Ufer vor uns aufs Wasser und halten die Rutenspitze zum Wasser gesenkt.Wir stellen uns vor, im vor uns auf dem Wasser liegenden Bogen befände sich dieoben erwähnte Umlenkrolle. Jetzt bewegen wir die Rutenspitze in Gegenrichtungder restlichen Fliegenschnur und ziehen die Schnur 1 bis 2 m um diese imaginäreRolle. Dadurch bewegt sich das Schnurende auf uns zu, obwohl wir eigentlich inGegenrichtung ziehen. Dies wird durch die Trägheit des Wassers bewirkt. Ist dieU-förmige Mendingsschlaufe aufgezogen, legen wir die Schnur mit einem Rollwurfneu aus, „füttern“ wieder ein neues U aufs Wasser nach und beginnen von vorne.Übung 2Wir wiederholen die erste Übung verändern aber jeweils die Größe der Schlaufe.Durch dieses Variieren spüren wir eine Veränderung im Resultat. Wir spüren, dassdie Wirkung umso besser ist, je größer die Schlaufe ist. Verkleinern wir sie ständig,so kommen wir zu einem Punkt, an dem sich nichts mehr bewegt (Nullpunkt), son-dern die Schnur sofort aus dem Wasser gerissen wird. Wir können das Prinzip derTrägheit dann nicht mehr ausnutzen. Ebenfalls von entscheidender Bedeutung istdie Lage der Rutenspitze. Je näher sie der Wasseroberfläche ist, desto besser wirktder Zug auf das Ende der Leine. Halten wir sie zu hoch, so ziehen wir die Schlaufevom Wasser weg und es passiert gar nichts. Durch dieses Üben erfahren wir vielüber das Verhältnis von Schlaufengröße und Schnurklasse und die damit verbunde-ne Haftung der Schnur.Übung 3Wir werfen nun die Mendingschlaufe etwas weiter von uns weg, legen die Schnuralso nicht einfach um. Dies machen wir durch ein Rollfeeding, wie ich diese Bewe-gung nenne. Dies bedeutet, dass wir ähnlich wie bei einem Rollwurf verfahren, aberdies so dosiert tun, dass wir noch einige Meter Schnur auf das Wasser nachschie-ßen (!). Die auf dem Wasser liegende Schnur soll dabei jedoch möglichst liegen (!)bleiben, also nicht herausgerissen werden (im Prinzip ein verhungernder, kollabie-render Rollwurf). Als Resultat haben wir jetzt mehr Wasser innerhalb unseres Us,wodurch es uns wesentlich leichter fällt, das Schnurende durch Ziehen in Gegen-richtung um mehrere Meter zu bewegen. Wiederholen!Übung 4 – angewandte FP TechnikWir werfen diese Schlaufe abwechselnd in alle möglichen Richtungen und begin-nen nicht wieder von vorn, sondern hängen nachdem die Schlaufe wieder aufge-zogen ist, an diesem Punkt sofort wieder eine Rollfeeding-Phase an. Dabei legenwir die Schlaufe immer weiter von uns weg aufs Wasser und ziehen anschließend

105die Nymphe nach, bis das U aufgezogen ist. Sie merken nun, dass Sie durch diesesFeed and Pull (Füttern und ziehen) ihre Nymphe an jede x-beliebige Stelle in ihremWurfbereich ziehen können, ohne das Ende der Fliegenschnur überhaupt aus demWasser zu ziehen.Durch diese Technik eröffnen sich ihnen viele Möglichkeiten ihre Nymphe durchRollwürfe und Rollfeeding dorthin zu bekommen, wo sie sie haben wollen, auchdort, wo kein Rückraum für Luftwürfe vorhanden ist. Kehrwasser lassen sich damitoptimal befischen, da die Nymphe immer im sich drehenden Wasser belassen wer-den und in ihm mitdriften kann und somit nicht abgehoben werden muss.Übung 5– FP Technik in bewegtem WasserWenn Sie im stehenden Wasser mit all diesen Varianten klargekommen sind, soüben sie eine Veränderung bzw. ein zielführendes Manipulieren der Schlaufe bzw.der Nymphenbahn nun auch im fließenden Wasser. Lernen Sie, dass ein Heben undSenken der Rutenspitze bei abtreibender „aktiver Schlaufe“ (Trägheit wirkt) eineBeschleunigung oder Verlangsamung der Nymphe bewirkt bzw. ein Freigeben undStoppen der Schnur beim Nachfüttern ebenfalls die Nymphe beschleunigt und ver-langsamt. Begriffen haben Sie die Technik aber erst dann wirklich, wenn Sie in derLage sind, die Nymphe in Positionen zu bringen und Driftbahnen zu befischen, diedurch einen noch so komplexen Wurf nicht erreicht werden können.ZusammenfassungWenn Ihnen diese kleinen Übungen beim Lesen vielleicht banal vorkommen, soist eine Beherrschung dieser einfachen Techniken doch die Grundvoraussetzungfür einen optimalen Fangerfolg bei den nun folgenden Anbietetechniken. Diese„Wasser-Übungen“ sind der Wurfschule auf der Wiese gleichzusetzen, ohne die einauf das Wesentliche, nämlich das Überlisten und Fangen, ausgerichtetes Fischenunmöglich ist. Die Automatisierung der Bewegungen ist für ein genüssliches undermüdungsfreies Fischen absolute Grundvoraussetzung.Kombiniertes Stromauf- und Stromabfischen (KSF)Dies ist, um es gleich vorwegzunehmen, meine absolute Lieblingsmethode, mit derich nun schon mehr als 25 Jahre in den meisten Gewässern sehr erfolgreich fischeund die mich auch zu dem im Kapitel Wurfschule schon erwähnten Snap-T führte,der einfach daraus resultierte, meine Lieblingsmethode noch ökonomischer zu ma-chen. Dadurch dass ich auf diese Weise gut 30 m Flussstrecke (am eigenen Uferund mit speziellen Schnüren und auf die Technik abgestimmtem Gerät sogar deut-lich mehr) von einem Platz aus effektiv abfischen kann, brauche ich weniger Würfe

106zu machen und muss nicht so oft den Standplatz wechseln, was beides zu mehrUnruhe am Wasser führen würde. Manchmal ist ein Ändern des Standplatzes auchgar nicht möglich. 1 - 5 Stromauffischen auf traditionelle Weise 6 Die U Schlaufe (Öffnung stromauf) wird gelegt. 7 - 8 Durch kontinuierliches, gefühlvolles Nachfüttern der Schnur wird ermöglicht, das das U auf der gleichen Linie stromab treibt und die Schlaufe sich nicht zuzieht.schwarz In dieser Phase wird bei einem Biss mit der Strömungsrichtung angeschlagen. rot In dieser Phase wird bei einen Biss mit gesenkter Rutenspitze gegen die Strömungsrich- tung angeschlagenDie TechnikMan wirft dabei wie im Kapitel Stromauffischen beschrieben und verkürzt die an-treibende Schnur bis das Ende der Fliegenschnur ca. 2 m oberhalb des Standplat-zes (x) ist. Dann macht man ein Mending, d.h. die Schnur wird nach oben umgelegt,aber so, dass die letzten paar Meter der Fliegenschnur ein schönes U bilden (dasSchnurende zeigt immer noch stromauf). Dieses U lässt man nun stromabwärts trei-ben, indem durch dosierte stromauf gerichtete Linemendings Schnur nachgefüttertwird.Weder beim Nachfüttern noch beim Linemending darf eine Bewegung am Ende derFliegenschnur sichtbar sein, da jeglicher Zug die Nymphe von ihrer fängigsten Positi-on am Gewässergrund abbringen würde.

107Bekommen wir oberhalb unseres Standortes einen Biss, so verfahren wir wie beimStromauffischen, kommt der Biss aber unterhalb unseres Standplatzes so schla-gen wir mit zur Wasseroberfläche und Nymphe gerichteter Rutenspitze gegen dieStrömungsrichtung an. Durch die Trägheit des Wassers im Bauch des U, wird dieZugrichtung wie über eine Rolle umgelenkt, und der Anhieb überträgt sich somitauf die Nymphe (siehe: Das Prinzip der Umlenkrolle). Sitzt der Anhieb wird sofortSchnur verkürzt, um die Verbindung zum Fisch nicht zu verlieren. Damit wir die Kraftoptimal übertragen können, ist es besonders wichtig, dass die Flugschnur beimAnschlag nicht aus dem Wasser gehoben wird, die Rutenspitze also stets gesenktbleibt! Für diese Art der Fischerei sind Schnüre unter AFTMA 4-5 weniger geeig-net, da durch den dünneren Querschnitt die Schnur dem Wasser in der Regel nichtgenügend Widerstand entgegensetzen kann und der Anhieb damit nicht mehr sogut durchkommt. Zudem wird durch den reduzierten Wasserwiderstand der Schnurbeim Nachfüttern meist zuviel Bewegung in das Schnurende gebracht, was meistdazu führt, dass das U aufgezogen wird und somit beim Anschlag der „direkte“ Kon-takt zum Fisch verloren geht.Kombiniertes Stromauf- und Stromabfischen mit Betonungauf StromabfischenAm härtesten am Grund fischt die Nymphe unterhalb unseres Standplatzes, dakein Zug der Fliegenschnur in Strömungsrichtung mehr erfolgt und die Nymphe dieStrömungsgeschwindigkeit dadurch exakt einhalten kann. Mehr noch, wir sind beidieser Technik gar in der Lage, die Nymphe leicht verzögert zu fischen, also etwaslangsamer als die Strömung, vorausgesetzt die Nymphe klopft am Boden. Ein ent-scheidender Vorteil! Wenn also tiefere Pools abgefischt werden sollen, ist es vonVorteil stromab zu fischen, was für mich bedeutet, das die Nymphe auf der Höhemeines Standplatzes genau dort angelangt ist, wo ich sie haben will (nämlich mög-lichst hart am Gewässergrund) und von diesem Punkt an optimal fischt. Zudemwerden die Fische nicht so sehr vergrämt, da Nymphe und Schnur weit oberhalbihres Standplatzes eingeworfen werden und somit in unmittelbarer Umgebung ihrerStandorte nicht zuviel Unruhe entsteht. Beim dieser Art der Fischerei beträgt dieDrift oberhalb unseres Standplatzes ca. ein Drittel und unterhalb davon ca. 2 Drittelder gesamten Driftdistanz.Wir werfen also stromauf und verwenden die Strecke oberhalb unseres Standplat-zes dazu, unsere Nymphe absinken zu lassen. Das Absinken kann noch beschleu-nigt werden, indem ca. 3 Sekunden nachdem die Nymphe auftrifft zusätzlich einRollmending nachgeworfen wird (siehe Abb. Stromauffischen bei tiefem Wasser).3 Sekunden sind ein ungefährer Wert, der daraus resultiert, dass wir für das ge-wünschte Schlaufenbild, welches sich auf dem Wasser zeigen soll, einen gewissen

108Wasserwiderstand brauchen, damit die Nymphe dabei nicht wieder aus dem Was-ser gerissen wird. Das Rollmending hat zur Folge, dass das U schon weit oberhalbunseres Standplatzes entsteht und somit der Strömungszug auf die Flugschnurstark reduziert wird. Das Schlaufenbild auf dem Wasser hat dabei die Form einesZ (oder eines S – je nach Uferseite). Dieses Z (bei Strömung von links) treibt nunverlangsamt auf uns zu. Während dieser Phase liegen zusätzliche 2-4 m Schnur aufdem Wasser was gleichzeitig bedeutet, dass Bisse, die in dieser Phase auftreten,nur schwer zu verwerten sind. Nur ein verlängerter Anschlagweg und ein starker Ein-satz der Schnurhand gepaart mit einer Rute von mindestens 9 Fuß ermöglichen es,sogar in diesen Situationen noch Bisse zu verwerten. Manchmal kann es notwendigwerden, dass man mit dem Mund zusätzlich Schnur festhält, um noch schnellerSchnur aufnehmen zu können (dies empfiehlt sich aber nur in sauberen Gebirgsbä-chen ☺).Wer generell Probleme hat, Bisse in dieser Phase zu verwerten, der sollte zuerstdurch Stromauffischen diesen Teil der Sinkstrecke nach Fischen absuchen, ohneden Bereich unterhalb des Standortes unnötig zu beunruhigen.Auf unserer Höhe sollte die Nymphe dann spätestens den Gewässergrund erreichthaben, um nun durch Nachfüttern der Schnur weitere 20 – 25 m optimal zu fi-schen. Bisse die stromab erfolgen, werden wieder mit einem Anschlag gegen die Strömungsrichtung bei gleichzeitig tief gehaltener Rutenspitze (wie im Kapitel „Kombiniertes Stromauf- und Stromabfischen“ beschrieben) quit- tiert. Der Fang dieses Ausnahmefisches vom Alpenrhein erforderte eine sehr lange, kombinierte Drift, um die Nymphe strom- ab hart am Boden zu fischen.

109Das Befischen von tiefen StellenWie im folgenden Bild veranschaulicht, lassen sich tiefe Stellen (blauer Bereich)wie hier im Bild stromab eines Steins oder auch Mulden am Flussboden optimalbefischen: 1 Präsentation der Nymphe stromauf. 2 Nach einer kurzen Abtauchphase legen wir durch ein Rollfeeding Leerschnur in die Nähe des Schnurendes, um das Absinken der Nymphe zu erleichtern. 3 Vor dem Erreichen des Steins menden wir die Schnur stromauf. 4 - 5 Besonders starke Sinkphase der Nymphe 6 Nach Erreichen der gewünschten Tiefe menden wir gefühlvoll stromab. 7 Durch einen dosierten Flipp bilden wir jetzt die U-Schlaufe auf dem Wasser (U stromauf).8 - 10 Wir füttern gefühlvoll Schnur nach, um die Schlaufe ungestört stromab treiben zu lassen.

110Reines Stromabfischen mit SchlaufentechnikenErfolgreiche Mörrum TechnikJedes Gewässer hat eigene Bestimmungen. An der Mörrum in Schweden dürfenbeispielsweise bei Niedrigwasser keine Sinkschnüre verwendet werden und es darfnicht stromauf präsentiert werden, um ein Haken der Fische von außen zu verhin-dern. Dementsprechend muss auch die Technik angepasst werden.Das folgende Erlebnis hatte ich in der zweiten Aprilwoche des Jahres 1996 an die-sem bekannten schwedischen Lachs- und Meerforellengewässer. Mein Freund Andi,seines Zeichens Arzt und immer frierend, kämpfte sich mit mir durch Schnee undKälte und wir landeten während unseres gut einwöchigen Aufenthalts trotz widrigs-ter Umstände fünf schöne Meerforellen, was jedoch in keiner Relation zum Aufwandstand und für die Mörrum zu dieser Jahreszeit sehr wenig darstellte. Dabei warenwir noch einige der wenigen, die mit der Fliege überhaupt Fische fingen. Die einhei-mischen Spezialisten gingen nicht einmal ans Wasser. Zu wenig Wasser und zu kalt,war der Tenor. Dafür konnten wir die Schönheit dieses Flusses mit allen sonst unterWasser verborgenen Strukturen praktisch für uns alleine genießen.Obwohl ich mehrmals den Anlauf nahm meine Zweihänder gegen die 6er Einhand-rute zu tauschen und es mit der Nymphe zu versuchen, kam immer wieder einerder lokalen Spezialisten dazwischen und es wurde mir wiederholt davon abgeraten.Einzig im Herbst kämen an der Mörrum manchmal große Steinfliegennymphen zumEinsatz, im Frühjahr sei man jedoch chancenlos, war die allgemeine Meinung. Am Tagder Abreise, an dem wir eigentlich nicht mehr fischen wollten, liess es mir dennochkeine Ruhe. Entgegen unserer Planung wollte ich es doch noch mit der Einhandruteund einer Nymphe versuchen. Ich hatte tags zuvor eine große Regenbogenforellezwischen Pool 1 und 2 erspäht und wollte sie zumindest noch einige Male mit derNymphe anwerfen, sofern sie noch da sein sollte. Seit einigen Jahren tauchten an derMörrum immer wieder große Regenbogenforellen auf um, wenn auch nicht erfolg-reich, dort abzulaichen. Es war mehr als nur ein Zufall dass just für den Nachmittaggerade noch eine Lizenz im unteren Abschnitt zu vergeben war. Die Vorzeichen warenäußerst schlecht, denn wie aus der Liste am Wiegeplatz zu ersehen war, konnte amVormittag an der gesamten Mörrum kein einziger Fisch (!) gelandet werden. Kurznach 13 Uhr begann ich zu fischen. Die Regenbogenforelle war noch da! Es dauerteca. eine halbe Stunde, bis ich nach zahlreichen Nymphenwechseln und konstanterVerweigerung der Forelle den ersehnten Biss auf eine 12er Reiznymphe bekam.Nach 10-minütigem harten Drill landete ich eine kapitale, makellose Regenbogenfo-relle von 4,8 kg Gewicht. Was für ein toller Abschluss einer bitterkalten Woche unddazu noch mit der Nymphe und Einhandrute! Aber es sollte noch besser kommen,denn es folgte nun ein Biss auf den anderen. Es gelang mir nicht einmal, mich biszum Einlauf des Pool 1 heranzuarbeiten, denn in allen Mulden in der Mitte des Pools

111hakte ich Fische. Hinter mir hatte sich inzwischen eine größere Menschenmengeversammelt und praktisch alle Fischer der Pools 1–3 waren zusammengelaufen. Alsich nach knapp zwei Stunden das Wasser verließ, um die Fähre noch rechtzeitig zuerreichen, hatte ich bereits 11 Regenbogenforellen und zwei Meerforellen gelandetund mehrere gute Fische im Drill verloren. Kein Fisch war kleiner als 55 cm.Ich verschenkte noch mein Erfolgsmuster an einen der verwunderten Fischer, blick-te ein letztes Mal auf den Fluss, der mir diesen herrlichen Nachmittag bescherte,bedankte mich innerlich für meinen schönen Fang und verschwand. Tage wie dieser an der Mörrum bleiben einem Fliegenfischer in ewiger Erinnerung.Wie mir später mitgeteilt wurde, wurden trotz zahlreicher Versuche mit meiner Nym-phe an diesem Tag keine Fische mehr gefangen. Anscheinend war es den Fischernnicht möglich, die Nymphe auf die notwendige Tiefe zu bringen, damit sie erfolgreichfischen konnte. Eine Kombination verschiedener Mendings ist notwendig, um diesespezielle Situation an der Mörrum (keine Präsentation stromauf bei Niedrigwasser)zu meistern. So ging ich vor:

112 1 Präsentation im rechten Winkel zur Strömung (mit Dunker) 2 Nach 1–3 Sekunden Mending bzw. Rollmending stromauf 3 Sinkphase bis zum Erreichen des gewünschten Bereichs (blau) 4 Gefühlvolles Mending stromab (!) 5 Durch einen dosierten Flipp bilden wir jetzt die U-Schlaufe auf dem Wasser (U stromauf). 6 - 7 Kontrolliertes, ununterbrochenes stromauf gerichtetes Rollfeeding zum Nachfüttern der Schnur, um eine längere Drift in Grundnähe zu ermöglichenVersöhnlicher Abschluss einer eiskalten Aprilwoche. Neben mehreren großen Regenbogenforel-len bis fast 5 kg Gewicht nahm auch diese herrlich gezeichnete juvenile Meerforelle die angebo-tene Nymphe.

Reines Stromabfischen ohne Rückraum 113An manchen Stellen ist eine lange Stromaufpräsentation aufgrund von Hindernis-sen gar nicht möglich. Trotzdem ist es immer notwendig, die Nymphe zumindestkurzzeitig sinken zu lassen, damit ein Anker entsteht und das U geformt werdenkann. An Stellen mit wenig Platz stromauf, verwende ich Snap-T Varianten, um dieNymphe in kürzester Zeit wieder in den zu platzieren und zu ankern und die Schlaufesehr einfach gelegt werden sodass unmittelbar darauf schon ein effektives Fischenstromab erfolgen und kann. Der Arrow Snap und auch die Snap-C Präsentation fürAnfänger bzw. für gewichtigere Nymphen bieten sich hier besonders an (Siehe S. …).Stromabpräsentation ohne Rückraum stromauf des Werfers (Draufsicht) 1 Die Rute zeigt stromab(a) und die Schnur wird verkürzt, bis sich nur mehr 6-8 m Fliegenschnur ausserhalb des Spitzenrings befinden (1). 2 Durch einen Arrow Snap (siehe Erklärung Snap Casts auf Seite …) wird die Nymphe jetzt strom- auf präsentiert (2). Am Ende des Wurfes verharrt die Rute in Position b. 3 Die Fliegenschnur treibt ab und baucht aus. 4 Wenn das Schnurende auf Höhe der Rutenspitze angelangt, wird diese auf eine Parallellbahn (c) in ca. 1m zum abtreibenden Schnurende gebracht. 5 Dies geschieht durch eine Mendebewegung und führt so zur Bildung der U-Schlaufe.6, 7 Es wird Schnur nachgefüttert, sodass die Nymphe den angestrebten Bereich optimal abfi- schen kann. Das Haken von Fischen auf 25-30 m Distanz wird mit darauf abgestimmtem Gerät möglich. X Standplatz des Fliegenfischers Z Landepunkt der Nymphe Rute (braune Linie a, b, c) Hindernis stromauf (z.B. Felswand, Baum, etc.) Hot Spot mit Fischstandplätzen (Rinne, Riesel, etc.)

114Das Fischen jenseits der Strömung–FP Techniken für Profis Im Laufe der Jahre bekommt ein Fliegenfischer, vor allem wenn er sich auch mit demWerfen intensiv beschäftigt hat, eine gewisse Routine beim Befischen bestimmterSituationen am Wasser. Da diese Situationen immer wieder vorkommen, sieht manden richtigen Umgang mit dem Gerätes und die Umsetzung verschiedener Techni-ken am Wasser sehr schnell als selbstverständlich an.Man übersieht dabei unter Umständen aber auch mal, dass spezielle Technikenohne Training und Hilfestellung von außen, nicht so einfach auszuführen sind, wieich von meinem guten Freund Jupp Verstraten erfahren habe. Aus eigenen Erfah-rungen als Jugendlicher habe ich gelernt, mein Wissen und Können anderen nichtungefragt anzubieten, sondern Tipps und Tricks erst dann weiterzugeben, wenn ichdanach gefragt werde. Jupp ein exzellenter Instruktor, lernte ich in den frühen 90erJahren in Osttirol kennen. Wir fischten stets, in der uns leider nur begrenzt zur Ver-fügung stehenden Zeit, an der Isel und dem Tauernbach sehr intensiv miteinander.Für ihn war dieser Gewässertyp damals eher Neuland, denn das schnelle, alpineWasser war er als westdeutscher Instruktor mit Wohnsitz nahe der holländischenGrenze, von seinen eher langsam und träge dahin fließenden Heimatgewässernnicht gewohnt. Es faszinierte ihn, mit welcher scheinbar vorhandenen Selbstver-ständlichkeit es mir oftmals gelang, im schnellen Wasser mit der Nymphe Fischefangen zu können. So bat er mich dann auch, ihm doch mal meine Art des Nym-phenfischens zu zeigen.Mit viel Energie machte er sich nun daran, die ihm fehlende Fischerei- und Präsen-tationspraxis an diesen alpinen Gewässertypen, umzusetzen.Jupp, inzwischen auch ein erstklassiger „Wildwasserfischer“, machte seine Sachegut, und er verstand auch diese komplexe Technik sehr schnell. Seine gute Beherr-schung des Gerätes machte rasche Fortschritte möglich, jedoch blieb ihm das ge-naue Erkennen dessen, worauf es eben hierbei ankommt noch verborgen, was sichdurch seinen anfänglich noch fehlenden Erfolg, auch bemerkbar machte.Eines Tages kamen wir an einem herrlichen Nachmittag, an einen wirklich verlo-ckenden Gewässerabschnitt mit einem wunderschönen tiefen Pool, der geradezunach Fisch roch, und in dem wir auch einige gute Fische ausmachen konnten. Voruns schoss der Tauernbach, an dieser Stelle etwa 15 Meter breit, zügig vorbei. DieWellen des schnellen Wassers schäumten auf fast der gesamten Gewässerbreite.„Siehst du die schmale Ruhigwasserzone direkt am anderen Ufer? Da stehen si-cher ein paar gute Fische, vor allem weil man sie von der anderen Seite aus nichtbefischen kann“, meinte Jupp. Das gegenüber liegende Ufer war in der Tat totalverwachsen, und es gab keine Chance, von dort aus zu fischen.Also sagte ich zu ihm: „Dann leg mal los! Ich schaue dir ein bisschen zu. “Jupp sahmich erstaunt an, so als würde ich es nicht ernst meinen und ihn verschaukelnwollen. „Dat kannste ja wohl verjessen, du Witzbold!“, sagte er mit seinem unver-

115wechselbaren Dialekt. Jetzt sah ich ihn fragend an, denn es war mir nicht klar, waser damit meinte.Nach kurzem Augenkontakt und einem leisen auffordernden Pfeifen seinerseits,sollte ich meine Rute nehmen und zeigen, wie ich dort fischen würde.Ich switchte einige Male, führte entsprechende kontinuierliche Rollmendings aus,und die Nymphe fischte auf der anderen Seite der schnellen Strömung, genau inder Strömungsgeschwindigkeit des ruhigeren Wasserbereichs stromab, währenddas Wasser vor uns, rasant stromab floss. Es dauerte auch nicht lange bis der ersteFisch hing. Jupp war fasziniert und bat mich, das Ganze nochmals zu zeigen. Dabeigelang es mir sogar, noch einige schöne Fische zu fangen, während er mir interes-siert zusah.Nun wollte er es auch wissen, und ich schaute ihm sitzend, bei seinen „Präsentati-onen“ zu. Trotz all seiner Wurfkünste, wollte der Bissanzeiger am Ende der Fliegen-schnur die Strömungsgeschwindigkeit einfach nicht richtig einhalten. Immer wiederbeschleunigte der Bissanzeiger zu sehr oder zur falschen Zeit, und die Schlaufe zogsich bei den Mendings auf, wodurch zuviel Strömungsdruck auf die Schnur einwirk-te.Ohne Erfolg zu haben, gab Jupp nach einiger Zeit auf und setzte sich neben mich.„Et is nit so einfach wie et utsüht“, sagte er.Ich wusste zunächst nicht genau, was er damit meinte. Für mich war es doch mittler-weile eine Art der Selbstverständlichkeit, diese Präsentationstechnik anzuwenden,wenn man an den alpinen Gewässern, die ich befische, jedes Jahr tausende Swit-ches beim Nymphenfischen ausführt, um an die tief im Wasser stehenden Fischeheran kommen zu können. Diese Technik war offenbar nicht so ohne weiteres undeinfach auszuführen. Ich  begann, mir  den  genauen  Ablauf der einzelnen  Bewe-gungen  durch  den  Kopf  gehen  zu  lassen und zu analysieren, um die Wurfkom-binationen und deren Abfolge, zukünftig einfacher und besser weitergegeben zukönnen. Dabei wurde mir klar, dass diese Technik doch viel komplexer ist, als mirzunächst bewusst war.Im Folgenden werde ich nun versuchen, sie möglichst einfach darzustellen. Bitteerwarten Sie aber nicht, dass die Umsetzung am Wasser gleich funktioniert.

116 Die Parallel-Drift-TechnikFür die Würfe 1 –7: Die ersten ⅔ der Schnur vom Werfer aus gesehen berühren das Wasser bei denRollfeedings praktisch nicht! 1 Präsentationswurf (je nach Tiefe eventuell auch Dunker oder vertikaler Bogenwurf) zum anderen Ufer 2 Nur im tiefen Wasser: Sinkphase der Nymphe erleichtern durch zusätzliches Rollmending stromauf 3 Die Nymphe ist tief genug eingesunken, um genügend Widerstand für den nächsten Wurf zu bieten. 4 Rollfeeding stromab ans andere Ufer: Die Nymphe soll möglichst auf ihrer Bahn bleiben, während viel Schnur durch ein Rollfeeding leicht stromab knapp ans Gegenufer geschossen wird (in der ent- stehende U-Schlaufe bildet sich nun das imaginäre Rad) 5 Pull Phase: Die Schnur wird durch eine leicht stromauf gerichtete Bewegung der Rute bei gesenkter Rutenspitze und ein gleichzeitiges Verkürzen der Schnur über den Mittelfinger der Rutenhand so weit eingezogen, bis die letzten paar Meter der Flugschnur parallel zum Ufer liegen. 6 Jetzt wird durch ein Rollmending stromauf ein möglichst ideales U gebildet7 - 9 Das Nachfüttern der Schnur durch permanente, aufeinander folgende Rollmendings über die Strö- mung hinweg soll ein kontinuierliches, unbeeinträchtigtes Abtreiben der Nymphe am Gegenufer gewährleistet werden.Diese Cross Stream Technik ermöglicht es uns sogar in unmittelbarer Ufernähe auch unterBäumen oder Sträuchern, deren Astwerk fast bis zur Wasseroberfläche reicht (hellgrünerBereich 7–9) mit Erfolg zu fischen. Die Schlaufe wird stromauf des Buschwerks schon in diekorrekte Position gebracht, sodass nur noch Schnur nachgefüttert werden muss. Nur mit Feed& Pull Techniken kann ein solcher Bereich so effektiv befischt werden. Beim einem Biss senkenSie einfach die Rutenspitze und die Strömung im Bogen erledigt den Rest. Viel Spaß!

117Für eine positive Umsetzung der FP-Technik jenseits einer starken Strömung bedarfes einigen Trainings, guter Wurftechnik, genauer Beobachtung der Fliegenschnurauf dem Wasser, rechtzeitigem Verkürzen und Verlängern der Fliegenschnur, richtigdosierter Mendings der Fliegenschnur zur rechten Zeit, einer korrekten Drift desBissanzeigers und des Schnurbogens in der richtigen Strömung, sowie der ange-passten Größe des Schnurbogens entsprechend der Strömungsgeschwindigkeitdes Wassers. Mann muss zudem noch zwischen einem Biss und einem „bloßen“Bodenkontakt, der unweigerlich immer wieder auftritt und dazu gehört, da wir daranerkennen können, dass unsere Nymphe in der richtigen Tiefe „läuft“, unterscheidenkönnen.Auf alle diese Gegebenheiten muss konsequent und permanent geachtet werden,damit man immer sofort in der Lage ist, Korrekturen vornehmen zu können. Nur soist eine höchst spannende und erfolgreiche Fischerei zu erwarten, welche oftmalsmit sehr guten Fischen belohnt wird, die man sonst eben nicht oder nur durch Zufallfangen kann.Instruktorkollege Jupp Verstraten mit einer herrlich gezeichneten Bachforelle aus der Klei-nen Drau in Kärnten, die einer Nymphe nicht widerstehen konnte.

118Circle NymphsDas Nymphenfischen mit Schlaufentechniken ist sehr effektiv, da damit auf einfa-che Weise ein großes Areal nach beissfreudigen Fischen abgesucht werden kann.Nichtsdestotrotz gibt es besonders für ältere Fischer ein kleines Problem dabei: Esgeht ihnen alles viel zu schnell. „Ich glaube, ich bin zu alt dafür!“, hört man nichtselten, wenn das schnelle Wasser sie vor schier unlösbare Probleme stellt.Das effektive Nymphenfischen im schnellen Wasser benötigt rasche, flexible undgleichzeitig wohldosierte Mendings. Es bleibt keine Zeit für Pausen, alles muss flie-ßen und die Dead Drift der Nymphe darf unter keinen Umständen gestört werden.Die Fische stehen meist hart am Grund. Als wäre das alles nicht schon schwergenug, kommt dann noch die alles entscheidende, zusätzliche Komponente hin-zu – der Anhieb. Zwar wartet jeder sehnlichst auf jenen entscheidenden Moment,in dem der Bissanzeiger stehen bleibt oder gar gegen die Strömung abzieht, dochwenn es dann so weit ist, geht der Anhieb oft ins Leere. Die Trägheit der Schnurum die imaginäre Umlenkrolle gepaart mit der Dehnung und einer zu hohen oderzu weit stromauf befindlichen Rutenspitze vor dem Anschlag lässt den Anschlagwegschrumpfen bzw. den Anhieb verpuffen, sodass es für den Fisch ein Leichtes ist,sich des Hakens zu entledigen.Die nachlassende Reaktionszeit im Alter wirkt sich gerade beim Anhieb fatal aus.Wenn der Erfolg beim Fischen jedoch ausbleibt, so ist das Thema Nymphenfischendann für viele schnell wieder vom Tisch. Würde sich der Fisch doch einfach selbsthaken …Der Haken machts möglich!Nun ja, nichts ist unmöglich. Als ich per Zufall vorzwei Jahren über kleinere Circle Hooks (Kreis-haken) stolperte, band ich mir sofort ein paarNymphen und begann damit zu experimentie-ren. Ich hatte beim Tarponfischen bereits sehrgute Erfahrungen mit Kreishaken gemacht, unddie Art und Weise wie bei Schlaufentechnikenstromab gefischt wird, sollte der Wirkungsweisedes Hakens eigentlich entgegenkommen. Dastat sie auch. Auch beim traditionellen Stromauffischen kann ein Circle Hook mit Er-folg eingesetzt werden. Das praktisch hängerlose Fischen selbst hart am Grund unddie geringe Verlustrate an Fischen im Drill (selbst ohne Widerhaken) machen CircleHooks zur perfekten Ergänzung für das Nymphenfischen mit Schlaufentechniken.Das wirklich grosse Plus ist jedoch, dass der Fisch sich unter gewissen Vorausset-zungen sogar selbst hakt. Circle Hooks können nämlich genau dann mit Erfolg ein-

119gesetzt werden, wenn schnelleres Wasser ungeübten und älteren FliegenfischernProbleme bereitet.So wirkt der Circle HookDie Form des Hakens ist so gestaltet, dass die Spitze nach innen gebogen ist, waszur Folge hat, dass man einen solchen Haken, wenn man in direkter Verlängerungdes Hakenschenkels am Vorfach zieht, selbst aus der geschlossenen, zur Faustgeballten Hand ziehen kann. Aus diesem Grund kann ein Circle Hook bei falschemEinsatz (z.B. beim Streamerfischen stromab) niemals greifen. Schnelle Anhiebesind mit Circle Hooks absolut tabu! Der Haken würde nur aus dem Maul gezogenund könnte niemals greifen. Gleitet das Vorfach jedoch beim Biss in einem spitzenWinkel über den Maulwinkel, so greift der Kreishaken in dem Moment, in dem erden Kipppunkt erreicht bombenfest.Nymphenfischen mit dem Circle HookWährend beim Tarponfischen die Schnur nach dem Biss blockiert werden muss undder Circle Hook erst durch das Wegschwimmen des Fisches in einem idealen Win-kel einen guten Halt im Maulwinkel findet, passiert dies beim Nymphenfischen mitder Schlaufe automatisch. Da der Fisch die Nymphe nimmt, während die Schnur-schlaufe sich jedoch bereits stromab von ihm befindet, wird die Schnur in diesemMoment bereits über die Maulkante gezogen und der Haken kann somit greifen.Man muss jetzt nur noch die Rutenspitze tief halten und die Strömung erledigt denRest. Durch den Wasserdruck in der Schlaufe kann der Haken gut penetrieren,sollte er nicht gleich optimalen Halt finden. Wenn man dann will, kann man nochnachschlagen, doch in der Regel ist dies nicht notwendig.Beim Fliegenfischen mit nur einer Nymphe kann der Circle Haken im schnellen Was-ser in der Regel gut greifen. Wird er jedoch am Seitenarm als Springernymphe ge-fischt, so muss der Springer etwas länger gehalten werden. Ein Fisch muss die Nym-phe nämlich gut ins Maul nehmen können, damit das Vorfach über den Maulwinkeloder die Maulkante läuft und der Haken gut greifen kann. Kurze Springerabständesind dafür nicht geeignet. Der Abstand der Nymphe zur Hauptschnur sollte alsozumindest 5–7 cm betragen.

120 Diverse fängige Circle Nymphen des AutorsVorteile des Circle Hakens:• Der Fisch hakt sich besonders in rasch strömenden Gewässern meist selbst, wodurch besonders reaktionsschwache, ältere Leute auch dort Erfolge haben können, wo sie bislang passen mussten.• Der Haken verschleisst nicht und kann durch die nach innen gebogene Spitze praktisch hängerlos am Grund gefischt werden.• Ein widerhakenloser Circle Hook hält durch seine Form den Fisch wesentlich besser fest, was ebenfalls jenen zu Gute kommt, die noch nicht so geschickt oder einfach nicht schnell genug sind, um die Spannung der Schnur im Drill aufrecht zu erhalten.• Die Verletzungsgefahr durch missglückte Würfe (Selbst- oder Fremdhakung) ist gleich null!

121Die Grenzen des Circle HooksAuch wenn ich eben die Vorteile des Circle Hooks geradezu angepriesen habe, sosind seiner Verwendung trotzdem Grenzen gesetzt. Aus diesem Grund habe ichauch bewusst von einer Ergänzung der Möglichkeiten gesprochen. Folgende Ein-schränkungen treten auf:• Durch die Form des Hakens, wird dieser bei zu grossen Grössen für den Fisch zu auffällig.• Die Hakenform setzt Grenzen beim genauen Imitieren von Wasserinsekten (Pro- blem der Körperlänge, Proportionen).• Extrem scheue Fische erkennen die Täuschung beim Circle Hook schneller als beim Einsatz feindrähtiger Haken gewöhnlicher Natur.• Beim Einsatz von Bead Heads wird die Möglichkeit den Körper realitätsnah zu gestalten kleiner, da der Platz auf dem Hakenschenkel schlicht fehlt.• Wer generell von etwas zappeliger Natur ist und gleich jeden Biss mit einem schnellen Anschlag zu parieren versucht, wird mit Circle Hooks kein Glück habe Solche Personen sind mit gewöhnlichen Haken wesentlich erfolgreicher, da bei Circle Hooks niemals sofort angeschlagen werden darf.• Die Circle Hooks sind in langsam strömenden Gewässern fast wirkungslos, weil die Fische sie ohne den Strömungsdruck leicht ausspucken können. Der Zug des Vorfachs über den Maulwinkel entfällt.• Trotzdem sind sie in manchen Situationen ein echter Gewinn. Auch Steelheadfi- scher könnten durch Circle Hooks in Verbindung mit Schlaufentechniken wahre Sternstunden erleben. Leider wissen dies die Meisten jedoch noch nicht. Der- zeit bieten nur wenige Hersteller Circle Hooks in brauchbaren Grössen für das Fliegenfischen an. Durch die Produktion feindrähtiger Kreishaken speziell fürs Fliegenfischen mit der Nymphe, könnten deren Einsatzbereiche durchaus noch etwas vergrössert werden.

122 Das Stromabfischen mit der 90° Methode am gegenüberliegenden UferAuch diese Technik ist geübten Werfern vorbehalten, da sie sehr viel Gefühl ver-langt, weil durch das kürzere Vorfach der Anker reduziert ist und so die Nymphebei Mendefehlern schnell den idealen Bereich verlässt und zur Oberfläche steigt.Diese Technik eignet sich besonders gut bei laminarer Strömung und von erhöhtenStandpunkten aus, ist jedoch sehr anspruchsvoll, wenn sie jenseits einer Strömungaus der Flussmitte und in watender Position ausgeführt werden muss. Das Kern-element ist das wohldosierte Legen einer Umlenkschlaufe zwischen die Bahn derabtreibenden Nymphe und dem Gegenufer. Um die dadurch entstehende, imagi-näre Umlenkrolle wird die Nymphe durch den darauffolgenden, stromab gerichte-ten Gegenzug zum gegenüberliegenden Ufer gezogen. Das Ende der Fliegenschnurzeigt schliesslich stromab und treibt parallel zum Ufer ab. Die Nymphe erreicht soden Fisch vor der Schnur.Bei Verwendung dieser Technik lassen sich auch permanente stromaufgerichteteRollmendings nacheinander platzieren, um Fehler beim Legen der Umlenkschlaufeauszugleichen und schliesslich die ideale Position der Nymphe jenseits der Strö-mung doch noch zu erreichen. Natürlich gilt in heiklen Gewässern, dass so wenigeWürfe wie möglich gemacht werden sollten. In speziellen Fällen, kann die Positionder Nymphe jedoch bewusst und wiederholt am Gegenufer verändert werden. DerNymphe werden dann durch diese Technik unmittelbar oberhalb des Standplatzesdes Fisches verführerisch, zuckende Bewegungen eingehaucht. Sie kann dadurchsogar am Gegenufer an der Stelle stehen gehalten werden, um den Fisch zu reizen.Nach dem urplötzlichen Freigeben, packt der Fisch dann meist sehr rasant zu, so-bald sich ihm die Möglichkeit dazu bietet.Dies ist auch eine Toptechnik für die Trockenfliegenfischerei!

123 Das Fischen der 90° Methode am Gegenufer aus der Vogelperspektive (Draufsicht) 1 Präsentation leicht stromauf jedoch deutlich oberhalb der vermuteten Fische. 2 Rollfeeding mit kleiner Pufferschlaufe, damit die Nymphe ungehindert sinken kann (kann je nach Situation entfallen). 3 Die Nymphe ist jetzt gut geankert und gewinnt an Tiefe. 4 Rollfeeding quer zur Strömung oder leicht stromauf zum Legen einer Umlenkschlaufe. Das Fliegenschnurende befindet sich danach stromab der abtreibenden Schnur! 5, 6 Pull Phase: Die Schnur wird zurückgezogen, sodass das Schnurende über das imaginäre Rad zum Gegenufer gezogen wird. Die Abläufe 4-6 können mehrfach wiederholt werden, bis die gewünschte Position der Nymphe erreicht ist. Sie können auch gezielt zum Reizen eines Fisches verwendet werden. 7 Eine Puffer-Schlaufe muss jetzt gelegt werden, bevor die Schnur den überhängenden Busch/Baum bzw. Unterstand erreicht (hellgrüner Bereich).8 – 10 Fliegenschnur wird permanent nachgefüttert bis die Pufferschlaufe rausgedrückt ist. Stromabfischen ohne Rückraum stromauf des Werfers mit der 90° Methode Auch diese Präsentationsmethode ist synonym zur Präsentation mit der Schlaufen- technik. Entscheidend ist dann, dass die Schnur wieder so platziert wird, dass das Schnurende stromab treibt und kein Druck auf die Nymphe entsteht. Sie wird dort

124 eingesetzt, wo stromauf nur beschränkt Platz für ein ablegen der Nymphe vorhan- den ist und Strömungsbahnen im unmittelbaren Bereich unter oder vor dem Werfer befischt werden sollen. Stromabpräsentation ohne Rückraum stromauf mit der 90° Methode (Draufsicht) 1 Die Rute zeigt stromab (a) und die Schnur wird verkürzt, bis sich nur mehr 6–8 m Fliegenschnur ausserhalb des Spitzenrings befinden (1). 2 Durch einen Arrow Snap wird die Nymphe jetzt stromauf präsentiert (2). Am Ende des Wurfes verharrt die Rute in Position b. 3 Die Fliegenschnur treibt ab und baucht aus. 4 Spätestens wenn das Schnurende in etwa auf Höhe der Rutenspitze angelangt, jedoch in jedem Fall bevor die Schnur durch den Wasserdruck beschleunigt, wird diese durch eine lange stromaufgerichte- 5 te Mendebewegung gänzlich umgelegt, sodass das Schnurende nun mit der Nymphe voran stromab zeigt. Die Rutenspitze(c) ist ähnlich wie beim Reach Cast möglichst in oder Nahe der Strömungsbahn zu halten, auf der die Nymphe abtreibt, um die Geschwindigkeit konstant zu halten. Aus dieser Position wird etwas Schnur nachgefüttert. 6 Durch ein Rollfeeding wird jetzt eine kleine Z-Schlaufe als Puffer ca. 3m vor dem Schnurende auf das Wasser gelegt.7, 8 Durch permanentes Nachmenden und Nachfüttern von Schnur(ständiger Positionswechsel der Rute von c-d und umgekehrt) treibt die Nymphe nun vorab. Die Pufferschlaufe löst sich dabei langsam auf. Es muss darauf geachtet werden, dass die Fliegenschnur immer konstant den Abstand zum Bissanzei- ger einhält, damit sie möglichst nicht in den Blickfang der Fische gerät X Standplatz des Fliegenfischers Z Landepunkt der Nymphe Rute (braune Linie a, b, c) Hindernis stromauf (z.B. Felswand, Baum, etc.) Hot Spot mit Fischstandplätzen (Rinne, Riesel, etc.)

125Fischen auf SichtDas Fischen auf Sicht gehört wohl zu den schönsten Arten des Fischens überhaupt.Natürlich wird diese Fischerei, wenn man nicht einen erhöhten Standpunkt und so-mit einen besseren Überblick hat, eher auf Distanzen bis maximal 10 m ausgeübt.Sich einem kapitalen Fisch unbemerkt zu nähern und ihm bei der Nahrungsaufnah-me zuzusehen, um ihn dann mit einem selbstgebundenen Imitat zu überlisten, istsicher der Traum jedes Fliegenfischers. Natürlich ist die Fischerei auf Äschen dafürbesonders prädestiniert, denn ihnen kann man sich, ein ruhiges Bewegen voraus-gesetzt, wesentlich leichter nähern als Forellen. Eine gute Polarisationsbrille ist fürdiese Art der Fischerei aber eine unentbehrliche Voraussetzung.Das Fischen auf Sicht ist eine sehr spannende Art der Fischerei. Man lernt dabeidurch das Beobachten der Fische bei der Nahrungsaufnahme ungemein viel überihr Verhalten.Fischen auf Sicht ist Verhaltensforschung purDadurch, dass es möglich ist, sich einen bestimmten Fisch auszusuchen, werdenauch die Jungfischbestände geschont und ein unnötiges Verangeln des Nachwuch-ses wird dadurch verhindert. Das Fischen auf Sicht erfordert enorme Konzentrationund kann manchmal sehr frustrierend sein, besonders dann, wenn der Fisch bereitsalle Tricks der Fliegenfischer kennt bzw. wenn ein mühsam über eine längere Zeitangefischter Fisch schließlich doch den Köder nimmt, um sich dann nach wenigenSekunden wieder vom Haken zu befreien. Genau diese Fischerei übt aber eine ge-wisse Faszination auf mich aus und ist sicher eine der größten Herausforderungenfür einen Fliegenfischer überhaupt. Da man dem Fisch bei der Nahrungsaufnahmebeobachten kann und ihn zu überlisten versucht, kann man sich später nicht ein-reden die Fische wären nicht aktiv gewesen oder das betreffende Gewässer oderzumindest die befischte Strecke hätte gar einen schlechten Fischbestand aufzuwei-sen, wie sich manch einer einzureden versucht, wenn er bei der Suchfischerei keineFische landen konnte.Aus diesen „Duellen“ lernt man wertvolle Details bezüglich des Fressverhaltens,der Aktivitätsperioden aber auch über das Verhalten der Nymphe unter Wasser inVerbindung mit Rutenbewegungen. Jeder Fehler wird augenblicklich sichtbar.Ein nicht überlisteter Fisch ist für mich auf lange Sicht viel mehr Wert als einer,der auf eine herkömmliche Methode hereingefallen ist. Von ihm kann ich lernen.Er spornt mich an, neue Techniken zu entwickeln oder kreativer zu binden. SolcheFische sind es schließlich, die es uns ermöglichen, uns fischereitechnisch weiterzu-entwickeln.

126Die Äsche pendelt knapp über Grund. Ein untrügliches Zeichen, dass sie Nahrung auf-nimmt und ein Versuch sie anzuwerfen lohnenswert erscheint.Leider bieten nur sehr wenige Gewässer die Möglichkeit, diese Art der Fischereiauf Sicht voll auszukosten. An den Rheintaler Binnenkanälen hatte ich währendder letzten 20 Jahre die Gelegenheit, diese Art der Fischerei selbst in sehr ruhigenAbschnitten unter Aquarium ähnlichen Bedingungen bis ins letzte Detail zu perfek-tionieren.Fischen auf Sicht stromauf – die traditionelle MethodeDas Stromauffischen auf Sicht mit der Nymphe ähnelt der Technik, die man beimtraditionellen Stromauffischen mit dem Indikator verwendet. Die ideale Zeit dafürist der Mittag, wenn die Sonne hoch steht und die Fische gut beobachtet werdenkönnen. Die Zeit zwischen 10 Uhr 30 und 13 Uhr ist meist sowieso die Prime Timefür die Fischerei im Oberflächenbereich.Beim Stromauffischen auf Sicht, muss besonders bei sehr sichtigem Wasser undhohem Befischungsdruck versucht werden, unter keinen Umständen den Fischdurch die Flugschnur oder ein unkontrolliert landendes Vorfach zu stören. Die Nym-

127phe muss dabei zuerst oder zuletzt aufkommen, um möglichst wenig Geräuschedurch das Ablegen der Fliegenschnur zu erzeugen. Ein leichter Bogenwurf oderverhaltener Upstream Reach Cast ans Gegenufer ist dabei sehr hilfreich. Die Flug-schnur wird dadurch aus dem Sichtbereich des Fisches gebracht und treibt somitauf einer parallel zum Fisch verlaufenden Bahn ab. Nur das Vorfach samt Nymphegerät in den Aktionsradius des Fisches. Bei sehr heiklen Fischen muss das Vorfachstark verlängert und manchmal gar mit einem Permanent Marker koloriert werden.Vorfachlängen von bis zu 5 m und mehr sind dann an der Tagesordnung. Nur durcheinen leicht erhöhten Standplatz ist es dann noch möglich, den Fisch nicht ausden Augen zu verlieren, denn bei solchen Vorfachlängen kann man nicht so ohneweiteres auf kurze Distanz fischen, da die Fliegenschnur als Trägerelement nur ein-geschränkt wirken kann. Es braucht dazu eine darauf abgestimmte Fliegenschnurund ein Vorfach mit optimalen Abrolleigenschaften.MikronymphenNehmen die Fische unter der Oberfläche kleine Baetiden, so kommen bei mir bevor-zugt Mikronymphen zum Einsatz. Diese kleinen Dinger, meist auf Haken der Größe18 bis 22 gebunden, sind ungeheuer fängig und lassen wegen ihrer Größe die Fo-rellen und Äschen meist bedenkenlos zupacken. Für hoch nymphende Fische ist esnicht sinnvoll die Nymphe so stark zu beschweren, dass sie tiefer als einen halbenMeter einsinken kann. Für das Fischen auf Sicht verwenden wir in erster Linie Gold-,Tungsten- oder Farbkopfnymphen oder Nymphen, die gut sichtbar sind (irisierendeMaterialien), um sie während der Abdrift möglichst nicht aus den Augen zu verlie-ren. Ist die Verwendung von Goldkopfnymphen nicht möglich, weil die Fische aufderen Anblick sensibel reagieren oder lässt die Größe der Nymphe eine Beobach-tung nicht zu, so versuchen wir ihre Position in etwa zu erahnen. Beim Mikronym-henfischen stromauf im ruhigen Wasser dient ein gefettetes Trockenfliegenvorfachals zusätzlicher Indikator, falls die Nymphe aus den Augen verloren wird. Der letzteMeter Vorfach vor der Nymphe wird jedoch mit Mud entspiegelt. Ein schneller als ge-wöhnlich unter Wasser gezogenes Vorfach signalisiert den Biss. Meist bemerkt manjedoch den Biss auch am Verhalten des Fisches, wenn die Nymphe den Fisch pas-siert. Er steigt zur Seite oder leicht hoch. Jede ungewohnte Bewegung des Fischeszu diesem Zeitpunkt, wird mit einem Anschlag quittiert. Beim Stromauffischen kannder Anhieb sofort erfolgen. Bei sehr kleinen Mustern und dünnen Vorfächern emp-fiehlt sich allerdings das Zwischenschalten eines Shockgums, um Schnurbrüchezu vermeiden. Wer Probleme hat, die Bisse zu erkennen, der kann zusätzlich einwinziges, schwarzes Polypropylenbüschel als Indikator in ca. 1,5 m Entfernung zurNymphe verwenden. Diese Farbe ist bei hellem Sonnenschein sehr gut sichtbar undfällt dem Fisch kaum auf.

128Fischen auf Sicht stromabZielgewässer: langsam fließend, sehr klar, max. 1 m tief.Wenn wir in einen sehr klaren, flachen Gewässerabschnitt mit ruhiger Wasserober-fläche nymphende Äschen oder Forellen ausmachen, so empfiehlt es sich, dieseaus guter Deckung von einer Position leicht oberhalb ihres Standortes aus anzu-fischen. Aus dieser Position haben wir die absolut beste Sicht auf den Fisch undkönnen direkt auf ihn zufischen.Die TechnikWir werfen schräg stromauf oder in einem 90° Winkel zum Gegenufer ein, legendie Schnur sofort stromauf um und ziehen anschließend unsere Nymphe auf dieStrömungsbahn der aktiven Fische, wobei die Rutenspitze dabei so weit wie nurmöglich gegen die Strömungsrichtung und von uns weg in Richtung Gewässermittebewegt wird(ähnlich wie bei einem Reach Cast). Eine ideale Wurfvariation für dieseTechnik ist der Sideroll-Snap(siehe Kapitel Spezialwürfe für die Nymphenfischerei).

129Hat die Nymphe die gewünschte Driftbahn erreicht, führen wir die Rutenspitze inStrömungsgeschwindigkeit mit. Dabei senkt sie sich langsam, um ein ungehinder-tes Abtreiben der Nymphe zu gewährleisten. Mit leichtem Zurückhalten der Driftdurch die Rutenhand(falls nötig) versuchen wir die Nymphe in unmittelbarer Grund-nähe (ca. 3–5 cm darüber) zu halten, ohne dass sie sich dabei verhaken kann. Wiestark die Nymphe durch Zurückhalten gebremst werden muss, ist natürlich vomGewicht der Nymphe und der Strömungsgeschwindigkeit abhängig. Befindet sichdie Nymphe wenige Zentimeter vor der Äsche oder Forelle, so stoppen wir sie nur füreinen Sekundenbruchteil und lassen sie dann sofort ungehindert weitertreiben(!).Die Nymphe steigt durch das Stoppen kurz hoch. In diesem Moment wird sie meistvehement attackiert. Wenn man die Nymphe nicht im Fischmaul verschwindensieht, erkennt man den Biss daran, dass der Fisch eine ungewohnte Bewegung inRichtung der Nymphe macht oder seine Flanke aufblitzt. Bei großen Forellen ist dassich öffnende weiße Maul jedoch meist deutlich zu erkennen. In allen Fällen mussder Anhieb leicht zeitversetzt erfolgen.Dieser „induzierte Biss“ (induced take) wurde bereits von Oliver Kite beschrieben.Allerdings hebt er wie auch „Big Jim“ Leisenring dazu die Rutenspitze an, wodurchdie Nymphe zur Wasseroberfläche swingt. Meine Methode unterscheidet sich da-durch, dass meine Nymphe durch ein kurzes Stoppen der Drift (kein Anheben derSpitze!) nur minimal (5 cm) ansteigt und dann wieder frei weiterdriftet. Sie eignetsich somit besonders gut für extrem heikle und große Fische, die einem Insekt nichtzur Wasseroberfläche folgen, sondern es in ihrem unmittelbaren Nahbereich ab-fangen. Es ist wichtig, dass die Nymphe während der Drift in Richtung Fisch gutbeobachtet werden kann (helle, fast weiße Nymphe, Goldkopf, Fluofarben), damitdas Abstoppen exakt getimt werden kann. Das ungebremste Abtreiben unmittelbarnach dem Abstoppen ist deshalb wichtig, damit die Äsche oder Forelle den Köderbesser aufnehmen kann. Beim Abstoppen ohne sofort folgende Freigabe der Driftist die Schnur gestreckt und ein Anhieb hätte zur Folge, dass die Nymphe eventuellnoch aus dem Maul des Fisches gezogen würde. Der Anhieb erfolgt also wie beimStromabfischen mit der Trockenfliege leicht zeitversetzt und schräg nach oben. We-niger Geübte können bei dieser Art der Fischerei auch einen kleinen schwarzenPolypropylen Indikator verwenden, um bei etwas schlechterer Sicht auf den Fischden Biss stromab am Abtauchen des Indikators zu erkennen.Der AktionsradiusReagiert ein Fisch nicht auf eine scheinbar korrekt angebotene Nymphe, kann esdaran liegen, dass er auf eine ganz bestimmte Strömung links oder rechts seinesStandplatzes fixiert ist und ausschließlich aus dieser Strömung frisst. Besondersdie Lichtverhältnisse sind dabei zu beachten. Manche Fliegenfischer präsentierenihre Fliegen und Nymphen so, dass ein eventuell vorhandener Fisch sie gar nichtbemerken würde, da sie zwischen ihm und der Sonne abtreiben. Die Fische suchen

130sich in der Regel eine Futterbahn aus, aus der sie ihre Beute auch ohne Blendwir-kung sicher wahrnehmen können und eine hohe Lokalisierungsrate besteht.Ich fischte vor vielen Jahren einmal aus kürzester Entfernung auf Sicht auf eineschöne Äsche, die in einer gemächlichen Strömung stand, jedoch meine Nympheein ums andere Mal verschmähte, obwohl diese genau auf ihr Maul zu trieb und imrichtigen Moment auch anstieg. Die kleine Nymphe schien ihren Kopf manchmalsogar fast zu berühren. Ich verstand nicht, warum der Fisch nicht reagierte, dennan der Nymphe konnte es meiner Ansicht nach nicht gelegen haben. Als mir dannein Wurf zu lang geriet und die Nymphe einige Zentimeter jenseits der Bahn derÄsche abtrieb, reagierte sie sofort und der Anhieb saß. Als ich den Fisch im Keschergenauer betrachtete, wurde mir klar, warum meine Nymphe zuerst nicht genommenwurde. Der Fisch war auf einem Auge blind! Dies war auch der Grund dafür, dass ermich so nah an sich heran ließ. Seit damals präsentiere ich immer zwei, drei Würfeca. 5–20 cm auf der mir zugewandten Seite der Strömungsbahn, auf der sie einFisch aufhält und die nächsten drei Würfe in gleicher Entfernung jenseits dieserBahn. Unmittelbar vor dem Kopf scheint eine Äsche eine Nymphe jedoch nicht gutwahrnehmen zu können, denn trieb diese direkt auf einen Fisch zu, so hatte ich inder Regel keine Bisse. Auch wenn eine Äsche Bachflohkrebse aus dem Quellmoospickt dreht sie sich dazu immer leicht zur Seite und geht nie (!) senkrecht nach un-ten. Auch dies spricht für die schlechte Sicht unmittelbar vor ihrem Kopf.Reagiert ein Fisch weder auf eine Präsentation auf der einen noch auf der anderenSeite, so ist eine kurze Pause für einen Wechsel der Nymphe angebracht.Besonders kapitale und deshalb oft sehr heikle Fische werfe ich in der Regel nur mit„Primärwürfen“ an. Damit bezeichne ich die besten Würfe, die man auf einen Fischplatzieren kann. Danach ist immer eine längere Pause angesagt. Jeder Wurf zu vielkann den Fisch vergrämen. Auf einen großen, aktiven Fisch hat man gewöhnlichnur die Chance auf maximal 1–2 Würfe auf seiner Futterbahn, ehe er den Betrugbemerkt. Es lohnt sich auch nicht einen solchen Fisch anzuwerfen, falls er nicht imAktivitätsmodus ist.Teasing (Reiztechnik)Sollte es die Deckung und Strömung erlauben so wähle ich manchmal jedoch aucheine andere, ebenfalls sehr erfolgversprechende Technik, die ich mir im Laufe derJahre angeeignet habe. Ich präsentiere dabei eine Nymphe mehrere Male auf ei-ner Strömungsbahn, die zwischen mir und dem Fisch liegt und einem Abstand ent-spricht, der ein wenig größer als sein beobachteter Aktionsradius ist. So kann derFisch meine Nymphe zwar sehen, doch sein instinktives Verständnis des Aufwand-Nutzen-Prinzips lässt ihn nicht losstarten. Mein Ziel ist es dabei, den Fisch ein paarMal hintereinander zu reizen, um ihm die Nymphe schließlich maulgerecht zu ser-vieren. Der Biss kommt dann meist auf Ansage. Gewiss ist dies Technik riskant,denn ein falscher Wurf macht jede weitere Möglichkeit zunichte, doch der Erfolg

131bei vorsichtiger Präsentation der Reizwürfe gab mir in der Vergangenheit oft recht.Der Aktionsradius von Äschen wird oft mit 25 bis 50 cm angegeben im Gegensatzzu 1 m bei Forellen. Diese Radien sind zwar Anhaltspunkte für die Präsentation, jenach Gewässertyp aber auch je nach Nymphe können sie allerdings beträchtlich va-riieren. Fische ich mit meinen besten Reiznymphen unter idealen Lichtbedingungenin Gewässern, in denen diese Nymphen noch nicht gefischt wurden, so „fahren“ so-gar Äschen unter Umständen bis zu 1 m (!) zur Seite, um den Köder zu attackieren.Wenn dies ein Beobachter zum ersten Mal sieht, so kann er dies kaum glauben.Lästiger BegleitschutzGroße Regenbogenforellen sind in Gewässern mit übergroßem Nahrungsangebotoft von ein bis zwei kleineren Begleitern umgeben. Diese kleineren, gierigen Fischesind immer schneller beim Köder und können ganz schön lästig sein. Für den gro-ßen Fisch sind sie eine Lebensversicherung, denn hängt einer der immer hungrigenGesellen am Haken, so riecht der kapitale Nachbar den Braten und sucht meistdas Weite oder stellt auf stur. Andererseits merkt der kapitale Fisch auch sofort,wenn der kleine Geselle sich mit besonders viel Elan auf einen zu großen antrei-benden Happen stürzt und jagt ihm diesen meist sofort ab, noch vor er vom kleinenKollegen hinuntergewürgt werden kann. Somit sind diese Begleiter gleich doppelthilfreich. Die kleineren Fische sind durch die Nähe des großen Partners auf gewisseWeise wiederum von anderen größeren Fischen geschützt, da diese in der Regelkeine großen Nachbarn um sich dulden. Man mag mir jetzt vielleicht unterstellen,dass ich in dieser Hinsicht vermenschlicht denke, doch das sehr häufige Vorkom-men von Groß und Klein könnte durchaus System im Sinne einer Symbiose dahintervermuten lassen.Wie kann der kapitale Fisch nun trotz Begleitschutz gefangen werden? Dies ist imPrinzip ganz einfach. Sie können die Gier des Großen nach der Beute des Kleinenfür sich ausnutzen. Sie fischen einfach ganz normal auf den großen Fisch zu undwie üblich nimmt der kleine Fisch die Nymphe zuerst. Schlagen sie jetzt unter kei-nen Umständen an! Der Kleinfisch lässt sich nun mit starkem Kopfschütteln zurücktreiben, um die Nymphe loszuwerden. Oft wird der kapitale Fisch jetzt nervös undfolgt dem kleinen mit einer Drehattacke, die er jedoch sofort beendet, wenn er dieBeute nicht greifen kann. Sekunden später ist er in der Regel wieder am Standplatzzurück. In jedem Fall ist der kleine Fisch nun zumindest einen Meter hinter demgrößeren Fisch angelangt, wenn er die Nymphe ausspuckt und verharrt einige Se-kunden an der Stelle. Sie nehmen die Nymphe jetzt aus dem Wasser und präsen-tieren erneut (Idealwurf: Sideroll-Snap). Von der Zappelbewegung des Kleinfischesnervös gemacht und auf Nahrungsaufnahmemodus umgeschaltet, nimmt der Kapi-tale die Nymphe dann oft schon beim ersten Abtreiben. Dieser Trick funktioniert inden meisten Fällen, wenn sie Ruhe bewahren und keine zu hastigen Bewegungenmachen.

132Allerdings kann es ihnen im schlimmsten Fall passieren, dass der Großfisch denNachbarn aus einer schnellen Drehung heraus vor ihren Augen verschlingt. Da dieNymphe im Maul des kleinen Fisches hängt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie denFisch landen können natürlich gleich null.FutterneidMein bislang beeindruckendstes Erlebnis mit dem Futterneid der Regenbogenfo-rellen hatte ich an der Gmundner Traun. Unmittelbar oberhalb des SteyrermühlerWehres -beim sogenannten „Ewigsteigerplatz“- zweigt rechtsufrig ein Werkskanalab. Direkt bei diesem Knick und nur drei Meter vom Ufer entfernt standen zweigroße Barben in einer kleinen Mulde in ca. 1,5 m Tiefe. Unmittelbar hinter ihnenlauerte ein gut 45 cm langer und immens hochrückiger Barsch, der von den klei-nen Schlammwolken der gründelnden Fische angelockt wurde. Den wollte ich un-bedingt haben! Ich kramte einen San Juan Worm, ein Muster das ich seit meinemersten Montana Trip und den damit verbundenen Erfolgen immer bei mir habe,aus meiner Fliegenbox und präsentierte ihn ein paar Meter oberhalb der Barben.Ich beobachtete den San Juan Wurm beim Abtreiben und stoppte ihn kurz vor denBarben (die ihn in der Schlammwolke natürlich nicht sehen und auch nicht riechenkonnten), damit er ungesehen über ihre Köpfe hinweg trieb. Sofort nachdem er dieMitte der Fische erreicht hatte, gab ich ihn wieder frei. Nun senkte er sich wiederund trieb direkt auf den Barsch zu. Ein kleiner Stopp und schon war der San JuanWorm im Maul des Barsches verschwunden. „Ich hab ihn!“, rief ich meinem Freundzu, der sofort herbei eilte, um den großen Barsch zu begutachten.Jetzt geschah etwas Unerwartetes! Von gut 6–8m Entfernung schoss eine großeRegenbogenforelle knapp unter der Wasseroberfläche wie ein Torpedo auf den ander Oberfläche zappelnden Barsch zu. Ich hielt die Rute nur hoch und die Schnurauf Spannung und wir beobachteten, was sich dann abspielte. Wie eine Wahnsinni-ge schoss die Regenbogenforelle um den Barsch herum und versuchte unentwegtden San Juan Worm zu schnappen, der zu einem großen Teil noch aus dem Mauldes Barsches hing. Mein Freund und ich staunten nicht schlecht bei diesem Anblickund konnten kaum fassen, was da vor uns passierte: In der Gier schien die Regen-bogenforelle uns überhaupt nicht wahrzunehmen! Nach 10–15 Sekunden und gut10 Attacken des Fisches beschloss ich den Barsch anzulanden und dann passiertees. Ein kurzer Schlag des Barsches mit dem Kopf und er war frei, doch praktischzeitgleich verschwand der San Juan Worm im Maul der Regenbogenforelle. „Dasgibt’s doch nicht!“, rief ich und wir staunten jetzt noch mehr als vorher. Kurze Zeitspäter landete ich die 55 cm große Regenbogenforelle, die wohl ob des Hakens ander Sache ebenso überrascht war.Ich hatte soeben mit einem Wurf und nur einem Haken am Vorfach zwei kapitale Fi-sche verschiedener Art gehakt und gedrillt, von denen ich schließlich einen landenkonnte. Einmal mehr erwies sich der San Juan Worm als unwiderstehlich. SolcheBegebenheiten sind unter normalen Bedingungen in freier Natur natürlich kaum

133 zu beobachten. Besonders dort jedoch, wo Fische ab und zu von Spaziergängern gefüttert werden, darf man u. U. auch mal mit gewissen Überraschungen rechnen. Schlafende Äschen Lethargisch am Boden „stehende“ Äschen sind inaktiv. Sie scheinen zu schlafen (vielleicht machen sie das ja wirklich) oder zumindest zu ruhen und lassen meist je- den Köder, ohne ihn zu beachten, an ihnen vorbei treiben. Steht eine Äsche jedoch kurz über dem Boden und pendelt in ihrem Aktionsbereich hin und her um Nymphen aufzunehmen, so sind unsere Chancen sie zu fangen als sehr gut einzustufen. Man sollte sich also beim Fischen auf Sicht auf pendelnde, aktive Fische beschränken. Nur selten und nur mit viel Ausdauer lassen sich am Boden ausharrende Exemplare durch ständiges Präsentieren (Vortäuschung eines Schlupfes?) dazu verleiten zu pendeln, um später dann doch noch die Nymphe zu nehmen. Fischen auf Sicht quer zur Strömung Diese Technik eignet sich ebenfalls in langsam fließenden Bächen bzw. Giessen, die nicht sehr tief sind und uns die Möglichkeit der Beobachtung der Nymphe und der Fische bieten. Die Technik:1 Wurf stromauf2 Die Nymphe hat etwas Tiefe erreicht3 Mittels Mendingsflipp stromauf wird die Schlaufe so gelegt, dass das die Öffnung des Us stromab zeigt4 - 8 Durch das gezielte Wippen in Strömungsrichtung mit der tief gehaltenen Rutenspitze wird die Nymphe vor dem Fisch angehoben.Je nach Fischdichte sind es während einer Drift u. U. mehrere Fische, die gereizt werden können.

134Die Nymphe wird schräg stromauf eingeworfen und zwar so, dass sie auf der Bahndes bzw. der ausgemachten Fische dahin treibt. Das Vorfach ist so lang zu wählen,dass die Fliegenschnur möglichst seitlich des oder der Fische abtreiben kann undso die Fische nicht beunruhigt. Nach dem Einsinken der Nymphe wird sofort einMending nach oben gelegt und zwar so, dass das Schnurende in Strömungsrichtungzeigt, die Öffnung des U also stromab gerichtet ist. Die Nymphe soll jetzt möglichstschnell zum Gewässergrund abtauchen. Dann führen wir die Rutenspitze gleich zurWasseroberfläche und wippen bevor die Nymphe den Fisch erreicht mit der Ruten-spitze in Strömungsrichtung, wodurch die Nymphe sich vom Boden abhebt und einaufsteigendes Insekt imitiert. Reagiert der Fisch nicht starten wir eine neue Wipp-bewegung sobald die Nymphe wieder in Bodennähe ist. Wir täuschen also währenddie Nymphe den Bach überquert mehrere Schlüpfversuche vor, wobei wir um dasU beizubehalten mit der Rute in Strömungsgeschwindigkeit mitgehen. Wenn wir se-hen dass eine Forelle oder Äsche die Nymphe nimmt, schlagen wir in Strömungs-richtung an (obwohl die Nymphe unterhalb von uns ist).Würden wir die Schnur nicht umlegen, sondern auf herkömmliche Weise (BrooksMethode) mit gestreckter Schnur wippen, so würden wir die Nymphe meist zuschnell aus der Idealposition bringen und zur Oberfläche reißen. Eine wirklich kont-rollierte Wippbewegung wäre auf diese Weise nur schwer möglich. Durch das Legender Schlaufe wird viel Energie dieser Wippbewegung durch die Trägheit des Wassersin der Schlaufe geschluckt. Natürlich kann mit dieser speziellen, auf die Situationabgestimmten Technik, nur eine kurze optimale Drift erzielt werden. Allerdings sinddurch diese Technik manche Fische zu fangen, die auf herkömmliche Art und Weisemeist nicht zu überlisten sind.Magic Moves – Zuckmücken mit EigenlebenManche Situationen am Wasser verlangen ein Verlassen der gewohnten Denkwei-sen und -muster, um zum Erfolg zu kommen. Eine scheinbar fast aussichtslose Si-tuation an einem kristallklaren und sehr langsam fließenden Gewässerabschnitteines bekannten Salmonidengewässers mit recht hohem Befischungsdruck inspi-rierte mich zu einer recht ungewöhnlichen Technik.Die ProblemstellungDas Problem in langsam fließenden Flüssen und Bächen mit hohem Befischungs-druck ist das Nachahmen eines lebensechten Verhaltens der Nymphen. Je stärkerder Befischungsdruck nämlich ist, und je später in der Saison man an diesem Ge-wässer fischt, desto besser muss das natürliche Vorbild imitiert werden, damit derFisch den „Betrug“ nicht bemerkt. Wird nun der Nymphe durch Bewegungen mit derRutenspitze Leben eingehaucht, so reichen die dadurch entstehenden Vibrationen

135an der Wasseroberfläche vielfach schon aus, um die Fische in Unruhe zu versetzen.Ein Biss bleibt dadurch natürlich aus. Wie kann nun Bewegung erzeugt werden,wenn jede Bewegung der Fliegenschnur schon die Fische aufscheucht? Die Nym-phe müsste sich also wie von Geisterhand gesteuert von selbst bewegen. Ein Dingder Unmöglichkeit? Nur auf den ersten Blick, denn mit einem kleinen Trick konnteich schließlich die heiklen Fische doch zum Biss animieren.Das Vorfach als BewegungshilfeZwischen Fliegenschnur und Nymphe befindet sich ja noch das Vorfach. Eine Be-wegungsinitialisierung kann also nur über dieses Verbindungsstück ermöglichtwerden. Hierin liegt auch die Lösung. Jeder Fliegenfischer, der anfängt Fliegen zubinden, bastelt irgendwann einmal auch eine Trockenfliege, die beim Fischen ir-gendwie nicht das macht, was man sich von ihr erwartet. Durch falsche Verteilungder Materialien auf dem Haken oder durch einen schlechten Balg beginnt die Fliegebeim Wurf zu rotieren und das Vorfach sich in Folge spiralartig einzudrehen. Es istschließlich verknittert und muss gewechselt werden, da sich aufgrund der Hebel-wirkungen die Fliege auf dem Wasser nicht mehr ausdrehen kann und die Licht-brechung, verursacht durch das verknitterte Vorfach, verräterische Spuren an derWasseroberfläche hinterlässt.Dieser beim Trockenfliegenfischen unerwünschte Effekt kann beim Nymphenfi-schen für die eingangs erwähnten ganz schwierigen Situationen zum eigenen Vor-teil genutzt werden. Unter Wasser ist die Scheuchwirkung des Vorfachs natürlichwesentlich kleiner als beim Trockenfliegenfischen vor allem wenn zusätzlich Flu-ocarbon zum Einsatz kommt. Natürlich ist ein unter Wasser eingedrehtes Vorfachnach ein bis zwei Fischen unter Umständen auch unbrauchbar, doch wenn sichdadurch im Gegensatz zu anderen Methoden noch Fische fangen lassen, ist dieswohl das kleinere Übel.Wie aber bekommen Sie das Eindrehen der Nymphe auf die Reihe und welche Mus-ter eignen sich dafür und warum? In langsam fließenden Flussabschnitten sindImitationen von Zuckmückenlarven immer eine gute Wahl, besonders auf Äschensogar fast unschlagbar! Ich setze in solchen Situationen deshalb auf verschiedeneVariationen des Roten Hakens. Dieses sehr dünne Imitat hat zudem wenig Wasser-widerstand, was dem Aufdrehen des durch den Wurf eingedrehten Vorfachs sehrentgegenkommt.Damit sich das Vorfach aber überhaupt beginnt einzudrehen, ist seine Befestigungan der Nymphe Ausschlag gebend. Was Sie brauchen ist eine 90° Verbindung. DasVorfach muss also im rechten Winkel zur Nymphenachse verlaufen. Befestigen Siealso die Nymphe am Vorfach mit ihrem bevorzugten Knoten. Dann legen Sie mitdem Vorfach einen halben Schlag, den sie über das Öhr streifen. Ziehen sie ihnfest und legen Sie dann einem zweiten halben Schlag zwischen den ersten und

136das Öhr. Es handelt sich also um den gleichen „Knoten“ der beim Riffle Hitchingmit der Lachsfliege angewendet wird. Natürlich können Sie noch einen dritten hal-ben Schlag legen. Wichtig ist dabei der Abstand zwischen Öhr und dem vom Hakenseitlich abstehenden Vorfach. Wenn Sie den letzten halben Schlag am Ende desKöpfchens, also dort wo sie mit dem Whip Finisher die Fliege abschließen, festzie-hen, dann sollte der Buckelhaken (ich verwende den goldenen Dahiatsu 0191) sichschön eindrehen können.Ist das Vorfach dünn genug (ideal 0,14 – 0,16 mm), so beginnt es sich trotz desgeringen Luftwiderstands des Roten Hakens bereits beim Wurf einzudrehen. Unter-stützt wir dies besonders durch die Verwendung von besagten Gammarus Haken.Sobald unser Imitat nach der Präsentation die Wasseroberfläche durchdringt, be-ginnt sich das Vorfach wieder zu entwirren und wie von Zauberhand bewegt sichnun die in Dead Drift gefischte Zuckmückenimitation in Kreiselbewegungen, ohnedass eine zusätzliche Bewegung durch die Rutenspitze notwendig ist. Da sich auchZuckmücken durchaus ähnlich fortbewegen, ist diese Art der Imitation für den Fischoft unwiderstehlich. Das verdrehte Vorfach scheint vom Fisch auch nicht wahrge-nommen zu werden, da dieser offensichtlich mehr auf die Bewegung der Reiznym-phe fixiert ist.Für die Anhänger von WasserwürfenDas Eindrehen kann auch durch das Einholen des Roten Hakens initiiert werden.Sie können den Effekt zu Hause in der Badewanne ausprobieren.Wenn sie beispielsweise beim Stromabfischen auf Sicht die Bahn, auf der der Fischsteht, ein paar Meter stromauf seines Standplatzes überwerfen und dann die Nym-phe auf die korrekte Driftbahn zurückziehen (z.B. wie beim Sideroll-Snap), wird dasVorfach sich dann wieder aufdrehen und der Rote Haken wird sein verführerischesSpiel beginnen.Tandemfischen - Fischen auf Sicht mit Guide/PartnerFliegenfischer, die schon einmal in den Flüssen Neuseelands gefischt haben, kom-men unweigerlich mit der dort üblichen Art des Fischens in Kontakt. In der Regelwird dort mit einem Angelführer(Guide) stromauf auf Sicht gefischt und man hörtoft munkeln, dass man an neuseeländischen Flüssen ohne Guide chancenlos sei.Natürlich ist das Fischen mit Guide für viele eine angenehme Sache, da das müh-same Suchen nach dem Fisch wegfällt. Das Ende der Schwanzflosse der großenForellen ist dort heller gefärbt und ein heller Strich im Wasser fällt mehr auf, als dergut getarnte Fisch am Flussgrund. Der Guide in erhöhter Position schleichend hält

137nach dieser Linie oder nach verschwommenen Flecken am Flussgrund Ausschau,weist den Kunden an, wo er genau hinwerfen muss und gibt, sobald die Nympheoder Trockenfliege im Maul der Forelle verschwindet, ein lautes „Strike!“, was sovielwie „Schlag an!“ bedeutet, von sich.Das Ausmachen des Fisches, das korrekte Einschätzen des Vorhaltewegs und desZeitpunkts des Anhiebs übernimmt hier also gewöhnlich der Guide. Ein Großteildessen, was Fliegenfischen so besonders macht, geht dadurch natürlich verloren.Der Fliegenfischer wird vom Agierenden zum Reagierenden. Gar mancher geübteFliegenfischer, ist darüber dann nicht ganz glücklich, denn wer kann schon mit gu-tem Gewissen sagen, den Fisch(vielleicht gar den Fisch des Lebens) auch wirklichselbst gefangen zu haben, wenn der Guide ganz entscheidende Parts übernommenhat? Inzwischen fischen einige meiner Bekannten aus diesem Grund in Neuseelandohne Guide oder Unterstützung eines Freundes. Ein geschultes Auge ist dafür natür-lich Voraussetzung. Auch in Neuseeland kann ein routinierter Fliegenfischer seineFische fangen, und gar manche Forelle fängt man dort auch beim Suchfischen ohnevorherigen Sichtkontakt zum Fisch. Beim Guiding profitiert der Kunde von den besonderen Kniffen eines Profis.

138Für weniger geübte Fischer jedoch, ist ein guter Guide immer Gold wert, denn siewürden in manchen Flüssen in der Tat kaum Fische fangen oder Stunden in Stre-cken fischen, in denen sich keine oder nur sehr wenige Fische aufhalten. Das Wis-sen um die Zusammenhänge im Fluss und die Standplätze der Fische benötigt eini-ges an Erfahrung. Dies lernt man nicht von heute auf morgen. Deshalb nützen auchin unseren Breiten viele die Möglichkeit des Guidings, da ein Gewässer dadurchschneller in den Griff zu bekommen ist und lokale Fischer die Standplätze der Fi-sche einfach besser kennen. Da in der manchmal eng bemessenen Freizeit die Zeitzum Auskundschaften des Wassers fehlt, nutzen viele Fischer diesen Dienst, umschon am Anreisetag ihre ersten Fische zu fangen.Ich kenne auch Fliegenfischer, die oft und gern mit einem Angelkameraden im Tan-dem fischen. Einer von beiden sucht den Fisch und der andere versucht auf seinKommando ihn zu fangen. In bestimmten Abständen oder nach jedem Fang wirdgewechselt. Diese Art des Fischens hat auch etwas für sich und bietet gerade fürInstruktoren die Möglichkeit, sich im Guiding zu üben.Die Fangchancen sind dabei bei sehr sichtigem Wasser – ein guter Partner natürlichvorausgesetzt – ohne Zweifel höher. Sehr verbreitet ist das Tandemfischen natürlichauch bei Lachsfischern, da viele Fischer, die Möglichkeit der Rutenteilung nützen,um Geld zu sparen. Dies kann v. a. in Island zu einer deutlichen Reduktion des Rei-sebudgets führen.Strike!Helmut, ein ehemaliger Instruktorkollege aus Bayern hatte sich während einer Flie-genfischerwoche in den österreichischen Alpen zum Ziel gesetzt, einer betagtenDame auf neuseeländische Art zu einem Fisch zu verhelfen. Mit viel Hingabe küm-merte er sich um die Frau. Er machte einen guten Fisch aus, wählte das passendeMuster und wies die Dame an, wie und wo sie die Fliege präsentieren sollte. So weitso gut. Als die Fliege jedoch auf die Bachforelle zu trieb, der Fisch hochstieg, dieFliege im Maul des Fisches verschwand und Helmut laut sein „Strike!“ von sich gab… passierte nichts.Seelenruhig und mit einiger Verspätung hob die Anfängerin die Rutenspitze an. DieForelle hatte die Fliege natürlich längst ausgespuckt und das Weite gesucht. Helmutgab nicht auf. Er behielt die Fassung und versuchte es erneut. Neuer Fisch - neuesGlück, doch die Sache wiederholte sich ein ums andere Mal. Helmuts „Strike!“ wur-de immer lauter und auch mit der Geduld war er offensichtlich schon fast am Ende,nachdem die gute Frau keine einzige der bilderbuchartig hochsteigenden Bachfo-rellen haken konnte. Doch Helmut behielt weiter Nerven und Anstand. Instinktivschien die betagte Fliegenfischerin jedoch urplötzlich zu merken, dass irgendetwasnicht ganz nach Plan lief. Nach einem halben Dutzend vergebener Chancen drehte

139sich die Dame schließlich mit gerunzelter Stirn zu ihm um und fragte: „Was bedeu-tet eigentlich Strike?“Helmut ist inzwischen nach Neuseeland ausgewandert, wo wohl kaum jemand aufein „Strike!“ nicht umgehend mit einem wohldosierten Anschlag reagiert.Die Techniken des Nymphenfischens im StillwasserDie Nymphenfischerei im Stillwasser ist ein Thema für sich und erfordert völlig ande-re Techniken, wie das Fischen im Fließgewässer. Da die Nymphe im See nicht durchdas fließende Medium bewegt wird, muss der Fliegenfischer der Nymphe meist Be-wegung und somit Leben einhauchen. Deshalb ist hier besonders die Imitation dernatürlichen Bewegungen der Wasserinsekten und Krustentiere der Schlüssel zumErfolg. Allerdings können im See wie auch im Fluss auch Reizmuster sehr effektivgefischt werden.Grundsätzlich kommen im Stillwasser meist die folgenden fünf Techniken zum Ein-satz:• das vor allem an den englischen und irischen Lochs und Reservoirs übliche Fischen mit Droppern und kurzer Leine (Lough Style Fishing)• das Einstrippen der (Sink-)Leine in unterschiedlicher Geschwindigkeit und Tiefe• das Fischen knapp über Grund mit Sinkschnur und schwimmenden Nymphen• das stationäre Fischen der Nymphe im Film oder kurz darunter• das Fischen auf Sicht auf herumstreunende Fische An spiegelglatten Seen ist die Fischerei besonders anspruchsvoll.

140 Lough Style Fishing An den Reservoirs und Forellenseen Irlands und Englands ist vor allem zur Maiflie- genzeit die Fischerei mit „geblasener Leine“ (auch bekannt als „Dapping“) sehr po- pulär. Sie ist zur Maifliegenzeit besonders bei leicht gekräuselter Wasseroberfläche - also bei leichtem Wind – sehr vielversprechend. Der Fischer orientiert sich dabei an Windbahnen die Oberflächenfutter transportieren und den dem Wind zugewand- ten Seiten (Lee) von Inseln oder Ufern an denen sich das antreibende Futter sam- melt. Traditionellerweise kommen dabei typisch irische bzw. englische Nassfliegen zum Einsatz, die in Kombination mit einer auf dem Wasser hüpfenden bzw. furchen- den Trockenfliege(Maifliege, Hopper, Daddy Long Legs, …) angeboten werden. Das oberste Muster ist dabei meist die Trockenfliege, während die beiden anderen Mus- ter sinkend sind mit dem schwersten Muster als Strecker am Ende des Vorfachs. Immer mehr setzen sich auch bei dieser Art der Fischerei neuere Fliegen Kreationen und Materialien durch. Da ein kontrolliertes Furchen der Fliege durch eine erhöhte Position des Fischers gefördert wird, ist für diese Fischerei das Boot dem Belly Boot vorzuziehen. Das Boot driftet dabei mit dem Wind über die vermuteten Standplätze. Damit dies nicht zu schnell geschieht, kommen so genannte Driftsäcke zum Ein- satz. Dies sind ins Wasser gelassene sehr feinmaschige Säcke, die die Abdrift des Bootes durch den Wind bremsen sollen und wie bewegliche Anker wirken.Beim Lough Style Fischen werden etwas längere Fliegenruten verwendet. Die schwere Nymphe wirdals Strecker verwendet, kann aber alternativ auch als oberste Fliege zum Einsatz kommen.

141Gewöhnlich wird beim Loch Style Fishing mit Ruten zwischen 3,2 m (10,6 ft.) und3,4 m (11,3 ft.) gefischt. Mit noch längeren Ruten bis 4,8 m (15 ft.) wird gewöhnlichnicht mehr geworfen, sondern der Wind wird zur Präsentation der Fliegen verwen-det.Muss doch einmal geworfen werden, so geschieht dies sinnvollerweise im engli-schen Überkopfwurf, da natürlich der mitfischende Partner sich nicht gern wie einStehaufmännchen im Rhythmus des Werfers auf und nieder bewegen möchte.Sämtliche Sidecast Würfe sind also tabu, es sei denn, man befindet sich am Endedes Bootes ohne Mitfischenden auf der Wurfhandsseite. Allerdings ist der englischeÜberkopfwurf mit dem Daumen obenauf für diese Art der Fischerei ohnehin effizien-ter und auch weniger anstrengend.Die drei Fliegen werden zur besseren Kontrolle kaum mehr als ca. 10 m vom Bootentfernt präsentiert. Sobald der Strecker eingesunken ist, wird Schnur aufgenom-men und zwar so, dass der Dropper (oberste Fliege) in leichten Zick-Zack-Bewegun-gen über das Wasser furcht und gelegentlich auch mal hüpft. Nur bei kurzer Schnur-länge ist diese Technik wirklich effizient. Als Alternative kann auch der Dropper mitder schwersten Nymphe bestückt werden. Er zieht dann zwei weitere kleinere Nym-phen oder Nassfliegen in die Tiefe. Gefischt werden dann alle drei Fliegen knappunter der Wasseroberfläche. Während der letzten Jahre konnten sich IntermediateSchnüre mehr und mehr durchsetzen.Die Rutenposition ist beim Lough Style Fischen anfänglich nahezu senkrecht, dochdie Rute senkt sich beim Einholen mehr und mehr um die Fliegen länger fischen zukönnen. Sobald die Fliegenschnur nicht mehr durchhängt, wird erneut präsentiert.Der Biss zeigt sich entweder durch eine heftige Attacke an der Wasseroberfläche,einen Schwall oder das Aufblitzen einer Flanke unter Wasser. Meist ist es für denFliegenfischer jedoch leichter, die durchhängende Schnur zu beobachten und imFall eines Streckens der Leine oder des Erfühlens des Bisses über die Schnurhandsofort mit einem Anschlag zu reagieren. Da mit kurzen Schnurlängen gefischt wird,müssen die Ruten beim Lough Style Fischen sehr weich sein, damit beim Anschlagdas Vorfach nicht abgeschlagen wird. Besonders interessant wird diese Fischereibei Wassertemperaturen ab 15 bis 16°C. Wenn das Oberflächenwasser zu warmwird, begeben sich die Fische in tiefere Wasserschichten. Dann kommen andereTechniken zum Einsatz.Einstrippen der Sinkschnur in unterschiedlicherGeschwindigkeit und TiefeDies ist die wohl häufigste Art des Nymphenfischens in Seen. Gefischt wird vomUfer, Boot oder Belly Boot aus. Neuerdings kommen auch Ponton Boote immermehr in Mode. Ponton Boote sind für die Verwendung sowohl im stehenden als auch

142im fließenden Wasser konstruiert und sind perfekte Boote für den Fliegenfischer.Durch die Ruder sind die Boote auch in den schnelleren Gewässern manövrierfä-hig, in denen Belly Boote mit Flossenantrieb versagen. Ruderschläge sind praktischimmer auch mit zusätzlichen Geräuschen verbunden. Das Plus an mehr Mobilitätdurch Geschwindigkeit ist meiner Ansicht nach in Anbetracht der dabei entstehen-den Geräusche in Seen zu vernachlässigen. Ich persönlich bevorzuge dort das BellyBoot, wo auch immer dessen Einsatz erlaubt ist. Manche Seen bieten eine spektakuläre Fischerei mit dem Belly Boot.Wenn man ein stehendes Gewässer erfolgreich befischen will, so muss man mög-lichst schnell, die ideale Tiefe zum Anbieten der Nymphe herausfinden. Dies ist nichtimmer ganz einfach. Nicht alle Seen bieten eine glasklare Sicht bis zum Grund. Inder Tat sind dies nur wenige und solche Gewässer gehören zu den absoluten High-lights, für Seenfischer. Es gibt nichts Schöneres, als beobachten zu können, wiesich in einigen Metern Tiefe die Unterwasserpflanzen spreizen und eine kapitale Fo-relle sich die angebotene Nymphe schnappt oder sich plötzlich von einigen MeternEntfernung mit zunehmendem Tempo nähert und schließlich zupackt. In meinemHeimatland Österreich konnte ich dies viele Male an der Presceny Klause an derSteirischen Salza erleben, meiner Ansicht nach das beste Gewässer in den Alpen, indem man auf kapitale, naturgewachsene Forellen und Äschen angeln kann.An den englischen Paradereservoirs, wie Rutland oder Grafham, die im krassen

143 Gegensatz dazu übrigens alle mit fangfähigen Fischen besetzt werden (bei Regen- bogenforellen gar triploide Fische) aber auch in den irischen Seen mit der typisch moorbraunen Farbe des Wassers ist an ein Beobachten der Fische unter Wasser nicht zu denken. Zwar weiß der Fliegenfischer oft aus Erfahrung in welchem Bereich der Seen sich die Fische zur jeweiligen Jahreszeit aufhalten, doch die richtige Tie- fenschicht zu finden, in der Sauerstoffverhältnisse, Wassertemperatur und die Ver- fügbarkeit von Nahrung eine ideale Kombination bilden, bedarf anderer Methoden. Im Sommer halten sich die Fische erfahrungsgemäß meist unterhalb der Sprungs- chicht auf, doch eben auch nur meist! In den Englischen Reservoirs werden oft Wettbewerbe im Fliegenfischen abgehal- ten. Gerade deshalb ist es für die teilnehmenden Mannschaften sehr wichtig, mög- lichst rasch die richtige Tiefe zu finden und konstant auf dieser Tiefe zu fischen. Gefischt wird deshalb mit einer Sinkschnur, die in der Lage ist, in der gewünsch- ten Einholgeschwindigkeit möglichst lange die gewünschte Tiefe zu halten. Ideale Schnüre hierfür sind beispielsweise Density Compensated Lines oder ähnliche. Die sicherste Methode für die Tiefensuche ist hier die Zählmethode.Die Zeit des Absinkens der Nymphe in Verbindung mit der Sinkrate der Schnur bestimmt die Tiefe,in der gefischt wird. Die Zählmethode Gefischt wird oft in Zweierteams. Dabei fischen die Mannschaftskollegen in einer Entfernung, in der sie sich noch gut hören können. Dann wird ein konstanter, mög- lichst weiter Wurf gemacht, um eine große Wasserfläche abzusuchen. Unmittelbar nach dem die Nymphe die Wasseroberfläche durchschlägt wird in Sekundenabstän-

144den laut gezählt. Der erste Wurf landet und nach einer Sekunde sagt der Werferlaut: „ Eins!“ und beginnt einzustrippen. Der Kollege wartet zwei Sekunden mit demEinstrippen und ruft laut: „Zwei!“ Dann folgt wieder Werfer 1 mit: „Drei!“ usw.. Ist einKollege ohne Biss am Grund angelangt, so beginnt er wieder von vorne.Sobald jedoch ein Biss folgt, ruft der betreffende Fischer „Fisch!“, worauf der Kolle-ge beim nächsten Wurf mit der letzten Zahl seines Kollegen weiterfischt. So fischendann beide die richtige Tiefe ab. Voraussetzung für diese optimierte Methode istnatürlich die Verwendung derselben Fliegenschnur, Wurf- und Vorfachlänge undFliege.Wenn auch die meisten Fliegenfischer alleine fischen und auch Wettfischen nichtin allen Ländern den selben hohen Stellenwert genießen wie beispielsweise in Eng-land, so bietet doch die Zählmethode auch für den einzelnen Fliegenfischer dieMöglichkeit, möglichst rasch die richtige Tiefe zu finden. Auch ich verwende dieseMethode, auch wenn ich bislang noch keine besondere Vorliebe für Wettfischenmit der Fliege bei mir entdecken konnte. Inzwischen hat die Technikwelle auch beiBelly-Boot Fischern Einzug gehalten und Echolote am Handgelenk kommen in Groß-britannien zumindest dem Hörensagen nach immer mehr in Mode.Tipps für mehr BisseWo es gestattet ist, empfiehlt sich fürdie Fischerei auf Forellen die Verwen-dung einer zweiten Nymphe ca. 30 bis70 cm hinter der ersten. Das Vorfachdes Streckers wird um Verwicklungenzu vermeiden auf die „Neuseeländi-sche Methode“ im Hakenbogen derersten Nymphe befestigt. Die zweiteNymphe dient einerseits dazu, mehrAufmerksamkeit zu erregen, anderer-seits kann ein andersartiges Musterals Zweitnymphe verwendet werden,um schneller eine fängige Fliege zufinden.In den meisten Seen sind Streamer Profis wie Edgardo Donà verwenden spezielleerfolgreicher, da sie von den Fischen bewegliche Sitze um im Boot unnötiges Her-sowohl visuell als auch über das Sei- umlaufen zu vermeiden.tenlinienorgan besser lokalisiert wer-den können. Ist das Gewässer jedochüberfischt, so fängt die Nymphe meistbesser. Die Streamer werden zwarkurz verfolgt, um dann jedoch abge-

145lehnt zu werden, weil ein zusätzlicher Schlüsselreiz (siehe Kapitel Geruch) fehlt, derletztendlich die Attacke auslöst.Es ist dann meist gut, sich eines Streamers (z.B. Woolly Bugger) als Lockmittel zubedienen, um dann schließlich auf die im Tandem dahinter geschaltete kleine-re Nymphe den Biss zu bekommen. Der Streamer dient hier in erster Linie dazuAufmerksamkeit zu erregen, ähnlich den Flashern beim Tiefenschleppen mit demDownrigger.Die Farbe des Streamers darf deshalb durchaus etwas knalliger ausfallen (z.B.orange). Hat der Fisch den Streamer entdeckt und angesteuert(sofern er sich dabeibeobachten lässt) erhöht der Fischer die Einhohlgeschwindigkeit, sodass die kleineNymphe seinen Blick auf sich zieht. Diese wird dann in vielen Fällen bedenkenlosgenommen.Ohne zweite AnbissstelleWo eine zweite Nymphe oder eine zweite Anbissstelle nicht erlaubt ist, kann einStreamer ohne Haken (zwei Öhre) der Nymphe vorgeschaltet werden.Das Fischen knapp über Grund mit Sinkschnurund schwimmenden NymphenDiese Art der Fischerei wurde ursprünglich für so genannte Boobies entwickelt.Das sind Streamer mit schwimmenden Augen aus Styropor(im Netzstrumpf) oderSchaumstoff. Inzwischen hat sich diese Fischerei natürlich auch längst als Variantefür schwimmende Nymphen etabliert.Gefischt wird wiederum mit Sinkschnüren, die die Nymphe rasch in Grundnähe brin-gen. Da die Nymphe schwimmt, steigt sie natürlich hoch, bis maximal auf Vorfach-länge. Die Länge und Beschaffenheit des Vorfachs bestimmt also, wie knapp überdem Boden die Nymphe gefischt wird. Die Auftriebgeschwindigkeit der Nymphe istnatürlich von der Tiefe und der Art des verwendeten Auftriebskörper abhängig. Esgilt zu bedenken, dass die Nymphe umso besser schwimmen muss, je tiefer da-mit gefischt werden soll. Durch den Wasserdruck werden die Materialien zusam-men gepresst und speziell Luftbläschen verlieren so rasch an Auftrieb. Es kann imschlimmsten Fall dann passieren, dass die Nymphe nicht mehr in der Lage ist, dasGewicht des Hakens zu tragen und absinkt.Wir nehmen nun an, dass unsere Nymphe in der gewünschten Tiefe noch schwimmt.Nach dem Absinken zum Grund wird mit einem langsamen Einstrippen begonnen.Die Nymphe wird nun durch die Sinkschnur nach unten gezogen. Bei jedem kürze-ren oder längeren Stopp, steigt sie hoch. Durch das Einstrippen und Stoppen bewegt

146 sich die Nymphe also auf einer sehr verführerischen Wellenbahn. Dabei bestimmen die Länge des Vorfachs und die Länge der Stopps die Form der Wellenbahn bzw. die Höhe der Bahn über Grund.Beim Einstrippen werden immer wieder kurze Pausen gemacht, während denen die Nymphe hoch-steigt. So ergibt sich ein verführerisches Auf und Nieder der Nymphe. Je näher am Grund wir zu fischen beabsichtigen, desto kürzer wird das Vorfach ge- wählt und desto kürzer sind die Pausen zwischen den Twitches. Möchte ich knapp über Grund fischen, so ist eine Vorfachlänge von 80 cm bis 1 m meist ausreichend. Bei dieser Art des Fischens wird die Rutenspitze wie beim gewöhnlichen Einstrippen einer Nymphe in Richtung der Wasseroberfläche gehalten. Dadurch wird stören- de Leerschnur (slackline) vermieden und der Biss, der hier meist zuerst über die Schnurhand erfühlt wird, kann besser verwertet werden. Dabei ist es auch vorteil- haft, wenn die Fliegenrute beim Einstrippen einen stumpfen Winkel zur Einholrich- tung bildet, damit es bei einer Attacke in unmittelbarer Ufernähe nicht so leicht zum Vorfachbruch kommen kann.

147Im kristallklaren Quellbereich eines Karstflusses kann die Fischerei recht heikel sein.Kleinste Nymphen bringen hier oft unerwartet große Fische.Das stationäre Fischen mit Nymphen im Oberflächenfilmoder knapp darunterIn Forellenseen wird oft auch stationär mit der Fliege geangelt. Es ist allerdingsnicht jedermanns Sache, die Fliege oder Nymphe auszuwerfen und zu warten, bisirgendwann einmal ein Fisch vorbeikommt und Interesse zeigt. Ein Fliegenfischer,der es gewohnt ist, die Kraft des fließenden Wassers zu spüren und sich watend anFlüssen und Bächen zu bewegen, der kann dieser Art der Fischerei wahrscheinlichnur wenig abgewinnen. Ihm fehlt meist die Geduld, weil das Laufen, Beobachtenund Ausmachen eines Fisches hier sehr reduziert ist und alles mehr oder wenigeran einem Ort stattfindet.Trotzdem ist diese Art der Fischerei an vielen Reservoirs und Forellenseen oft sehrerfolgreich. Gefischt wird an neuralgischen Punkten, wie Landzungen oder Unter-wassererhebungen, wo die Forellen sich zu bestimmten Tageszeiten aufhalten bzw.regelmäßig kreisen. An manchen Tagen, kann man sie leichter ausmachen, vor al-lem wenn sie tote Insekten, Mückenpuppen und andere Insektennahrung von derOberfläche (meist aus dem Film) „saugen“. Manchmal stehen sie auch etwas tiefer.Dann muss sich der Fliegenfischer auf seinen Instinkt verlassen. Da die Fische vor

148 allem in stark befischten Gewässern oft sehr scheu werden und gar das Ablegen einer leichten Fliegenschnur sie in die Flucht schlägt, bleibt dem Fliegenfischer nichts anderes übrig, als zu präsentieren und darauf zu hoffen, dass die Fische bald wieder zurück sind. Oft werden für diese Art der Fischerei auch sehr lange Vor- fächer benötigt. Gefischt wird neben der Trockenfliege auch mit sehr leichten oder gar schwimmenden Nymphen, die im Film angeboten werden und Nymphen, die ein Stück einsinken.Die Nymphe wird entweder an einem langen Vorfach knapp unter der Oberfläche hängend gefischt(1), oder mit Hilfe eines kleinen Indikators in der oberen Wasserschicht gehalten (2). Auch eine lang-sam sinkende Mikronymphe am langen Vorfach kann eine gute Wahl sein. Bei Nymphen, die im Film gefischt werden, ist es besonders wichtig, dass keine Re- flexionen des Vorfachs den Fisch stören. Das Vorfach sollte also auf dem letzten hal- ben Meter gut mit Mud entfettet oder gar mit einem wasserfesten Stift eingefärbt werden. Die Nymphen sollten im Film schwimmen oder unter der Oberfläche hän- gen. Mückenlarven sind in Seen Topköder und v. a. Zuckmücken können dort bis zu 50% der Fischnahrung ausmachen. Als Nymphen werden meist Mückenmuster (Buzzers) verwendet, die mit Hilfe eines Auftriebskörpers(meist Styropolkügelchen, Schaumstoff, Antron, Polyprophylen oder anderen gut schwimmenden Materialien im Film hängen. Manche Nymphen werden auch etwas tiefer (20 cm bis 1m) unter der Oberfläche stationär angeboten. Ist dies der Fall, dient ein kleiner Bissanzeiger als Indikator, da die Bisse für viele visuell schwer erkennbar sind. Die Technik Werden kreisende oder herum ziehende Fische auf dem See entdeckt, so setzt man die Nymphe auf die vermutete Bahn der Fische, jedoch zumindest ca. 3–5 m vor die Fische. Manchmal ist es ratsam, die Nymphe wesentlich weiter vorzusetzen, besonders wenn die Fische scheu sind. Jedes Aufsetzen der Fliegenschnur erzeugt

149Geräusche. Es ist bei scheuen Fischen immer besser, wenn der Zeitraum zwischendem Ablegen und der Ankunft des Fisches bei der Nymphe möglichst groß ist.Im Extremfall wird gar ausgeworfen und abgewartet, bis die Fische wieder vorbeikommen. Diese Art der Fischerei ist sehr gewöhnungsbedürftig, da viele Fliegen-fischer einen gewissen Aktionlevel erwarten und sei es nur durch das fließendeWasser, das Klettern und Anschleichen am Ufer oder das häufige Werfen und ge-naue Präsentieren. Aktion kommt bei dieser eher statischen Art der Fliegenfischereiam See aber erst wieder ins Spiel, wenn sich die kreisende Forelle in die Nähe derNymphe begibt.Ist dies der Fall, so sollte das Imitat dem Fisch auch ins Auge stechen. Ein oder zweikleine Zupfer an der Leine (zuviel Bewegung bewirkt oft das Gegenteil!) verleihender Nymphe schon genug Bewegung, um die Aufmerksamkeit unseres Zielobjektszu erwecken.Nun wird die Oberfläche oder der Bissanzeiger genau beobachtet. Zeigt der FischInteresse, so folgt der Biss meist unmittelbar nach dem Zupfer. Ein Schwall kurzunter der Oberfläche, das Buckeln des Fisches bei der Nymphe, ein Abtauchen desVorfachs oder das Zucken des Bissanzeigers verraten uns den Biss, der unverzüg-lich mit einem Anhieb quittiert werden sollte.Weite WürfeAn Seen, die nur vom Ufer aus befischt werden dürfen, stoßen weniger geübte Flie-genfischer oft an ihre werferischen Grenzen. Die Fische lernen schnell und haltensich oft in Zonen auf, die ein paar Meter über der Wurfweite des Durchschnittfi-schers liegen. Eine gute Technik und etwas Training sind für den erfolgreichen See-fischer vorteilhaft. Eine etwas längere Rute (10–11 Fuß) hilft ebenfalls den einenoder anderen Meter an Wurfweite zu gewinnen. Auch Schussköpfe werden an Seenimmer populärer. Viele der heute am Markt befindlichen Produkte haben gute Ab-rolleigenschaften und lassen sich nicht nur für das Streamerfischen, sondern auchfür die Trockenfliegenfischerei sowie das Fischen knapp unter der Oberfläche ver-wenden. Ein Schusskorb ist für das Fischen mit Schussköpfen sehr hilfreich undverhindert die lästigen Verhedderungen der Running Line. Bitte bedenken Sie, dassder Schusskopf beim Wurf in der Regel beim Werfen mit der Einhandrute nur maxi-mal 0,5–1m außerhalb der Rutenspitze sein sollte.Ein sinkender Schusskopf wird zuerst bis zum Übergang zur Running Line herange-zogen und dann durch einen Rollwurf an die Oberfläche gebracht. Der sofort darauffolgende Rückwurf zieht die Schur jetzt komplett aus dem Wasser und mit dem an-schließenden Vorwurf wird bereits wieder präsentiert. Beim Fischen mit Schussköp-fen werden möglichst wenige Leerwürfe gemacht. Für den geübten Fliegenfischerist der erste Rückwurf bereits die Vorbereitung für den darauf folgenden Präsenta-tionswurf.

150Das Fischen auf Sicht auf herumstreunende FischeDiese Art der Fischerei liebe ich heiß! Sie beinhaltet alles, was das Fliegenfischen in-teressant und besonders macht. Wenn ich auch sonst immer das Fließwasser demstehenden Gewässer vorziehe, so hat auch diese Fischerei für mich einen beson-deren Reiz. Das Beobachten der Wasseroberfläche, das Suchen und Ausmachendes Fisches und eine genaue Präsentation oft auf große Distanz sind der Schlüsselzum Erfolg. Viele Forellen und auch Seeäschen (die großen schwedischen Seen sinddafür prädestiniert) ziehen auf der Suche nach Nahrung im See umher. Besondersinteressant ist die Sache dann, wenn selbst kapitale Fische Chironomiden knappunter der Oberfläche aufnehmen und man sie dabei beobachten kann. Nachdemder Fisch ausgemacht ist, muss seine Bahn beobachtet und die Nymphe möglichst1–2 m vor ihm platziert werden. Der Fisch reagiert unmittelbar auf das Geräuschund steuert darauf zu. Kommt der Fisch dann in die Nähe, genügt meist ein kleinerZupfer und der Fisch packt zu. Ich fische in solchen Fällen mit kleinsten Tungsten-Nymphen (#20–22), denen wohl kaum einer zutraut, dass sich mit ihnen selbstkapitale Fische überrumpeln lassen.Eine ansehnliche Bachforelle aus dem Parco Laghi (IT) gefangen auf eine winzige T-Micro-nymphe auf Sicht!


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