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Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

Published by info, 2017-08-07 11:52:21

Description: Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

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151Vom Wurf zum AnschlagPräsentieren , einstrippen, mendenFlach oder tief?Der Präsentationswurf entscheidet wie tief oder schnell eine Nymphe sinken soll.Zwar sind wir beim Fliegenfischen an Fließgewässern in der Lage, nach dem Ab-legen durch Mendings die Nymphe zu beschleunigen oder zu verlangsamen undsomit schneller oder langsamer sinken zu lassen, ganz generell wird jedoch dieseEntscheidung schon vor dem Wurf getroffen und dieser darauf abgestimmt.Wollen wir mit Mikronymphen knapp unter der Oberfläche fischen, so sollte dasVorfach möglichst gestreckt auf dem Wasser zu liegen kommen, wie dies auch beimTrockenfliegenfischen der Fall ist. Soll die Nymphe jedoch rasch und tief absinken,so sind Spezialwürfe, die viel Leerschnur in der Nähe des Auftreffpunktes erzeugen,gefragt (siehe Kapitel Spezialwürfe für die Nymphenfischerei).Das Handling der Fliegenschnur beim Einstrippen„Was macht der Nymphenfischer unmittelbar nach der Präsentation?“ Diese Fragedarf nur auf eine Art beantwortet werden: Er führt zuallererst die Fliegenschnur mitder Schnurhand zur Rutenhand, wo sie vom Mittelfinger umfasst und gegen denGriff gepresst wird. Nur so kann die Schnur jederzeit kontrolliert und gegebenenfallsauch ein effektiver Anhieb gesetzt werden.Treibt die Fliegenschnur beim Stromauffischen durch die Strömung auf den Fliegen-fischer zu, so muss die Schnur verkürzt werden. Dazu ergreift die Schnurhand dieFliegenschnur hinter der Rutenhand (also auf keinen Fall zwischen Rutenhand understem Ring!) und zieht in kurzen oder längeren Zügen die Schnur ein und zwar so,dass die Nymphe nicht zusätzlich beschleunigt wird, sich jedoch immer möglichstwenig Leerschnur (=lockere Schnur) zwischen der Rutenspitze und der Wasserober-fläche befindet. Dies ist notwendig, um einen schnellen Anhieb zu setzen. Anfängerziehen die Schnur beim Einholen meist durch die Finger und legen sie auf demWasser ab. Ist die Strömung nicht sehr stark, so ist dies durchaus eine in Betrachtzu ziehende Möglichkeit. Der Profi jedoch nimmt die Schnur in verschieden großenKlängen auf, die er sorgfältig in der Schnurhand ablegt.Mein guter Freund Heinz Lorenz beim Fischen an der Argen. Die Klänge in den Hän-den verhindern ein Verwickeln der Schnur wie es beim Fallenlassen derselben pas-sieren kann.

152So verhindert er, dass es v. a. beimDrill größerer Fische durch die aufdem Wasser liegende Schnur zu Pro-blemen kommt.In sehr langsam fließenden Gewäs-sern und bei sehr langsamer Einhol-geschwindigkeit (strippen) kann dieSchnur auch in Achterschlaufen umdie Finger der Schnurhand gelegtwerden, um eine bessere Ordnungund Kontrolle zu erhalten. Dies gehtnatürlich nur bei fast stehenden Ge-wässern und das Fassungsvermö-gen der Hand ist sehr beschränkt.Beim Schießenlassen der Schnurkann es dabei unter Umständen zuVerhedderungen kommen.Wie ein Fliegenfischer seine Schnuraufnimmt, ist oft abhängig vom Typseines Heimatgewässers, denn Ge-wohnheiten legt man nur schwer ab. Mein guter Freund Heinz Lorenz beim FischenFischer, die an unterschiedlichsten an der Argen. Die Klänge in den Händen ver-Gewässern mit der Fliege fischen, hindern ein Verwickeln der Schnur, wie es beimzeichnen sich durch eine flexible Ein- Fallenlassen derselben passieren kann.stripptechnik aus. Ganz allgemeingilt jedoch: Jeder sollte die Schnur so aufnehmen, dass er Slackline minimierenkann, welche Möglichkeit immer er dazu verwenden möchte.Das Nachfüttern der Fliegenschnur (mending the line)Das Wort „menden“ kommt wie so vieles im Fliegenfischen aus dem Englischenund bedeutet soviel wie umlegen. Ein kontinuierliches Umlegen der Schnur beimStromabfischen dient dazu, die Drift der abtreibenden Nymphe zu verlängern: Manbezeichnet im deutschen Sprachraum diesen Vorgang auch als Schnur „nachfüt-tern“. Je nachdem wie gemendet wird, kann zusätzlich die Geschwindigkeit der Driftbeeinflusst werden. Ein Menden gegen die Strömungsrichtung hält die Geschwin-digkeit konstant oder bremst sie gar ab. Ein Menden mit der Strömungsrichtungermöglicht eine größere Angriffsfläche des Wassers auf die Schnur und kann somitzum Beschleunigen der Fliege oder auch zum Anschlag verwendet werden.Je nachdem ob wir schräg stromab oder stromab am eigenen Ufer fischen oder garüber Strömungen menden müssen, werden unterschiedliche Techniken verwendet.Beim Menden gilt folgendes Prinzip:

153Soll ein Abtreiben der Nymphe in Strömungsgeschwindigkeit (Dead Drift) erreichtwerden, so muss das Mending möglichst in die gleiche Strömung gelegt werden, inder auch die Nymphe abtreibt.Nur so ist gewährleistet, dass die nachgefütterte Fliegenschnur die Geschwindigkeitder Nymphe nicht verändert. Bei unterschiedlichen Strömungen kann dies dazu füh-ren, dass ein Winkel in der abtreibenden Fliegenschnur entsteht. Da die Schnur so-mit nicht gestreckt ist, sondern sozusagen Slackline auf dem Wasser liegt, muss einetwas kräftigerer und schnellerer Anhieb gesetzt werden. Dies ist ein Kompromiss,den man eingehen muss, denn die korrekte Drift hat Priorität, wenn man Fischefangen will.Das Nachfüttern schräg stromab bei laminarer Strömung:Wenn nicht verschiedene Strömungsgeschwindigkeiten ausgeglichen werden müs-sen, sondern das Wasser über die ganze Flussbreite mehr oder weniger gleichmä-ßig fließt, wird die Schnur in kontinuierlichen, halbkreisartigen bzw. elliptischen Be-wegungen im Uhrzeigersinn(linkes Ufer) bzw. gegen den Uhrzeigersinn(rechtes Ufer)stromauf umgelegt, um eine lange Dead Drift zu ermöglichen. Für das Umlegenmuss immer zuerst Leerschnur bereitgestellt werden. Das Umlegen besteht somitim Grunde genommen aus zwei Teilen: Die erste Bewegung führt die Rute gegenden Körper. Dabei wird Schnur freigegeben die nun - bedingt durch die Adhäsion(das Kleben der Schnur an der Wasseroberfläche) - durch die Ringe gleitet. Dannwird die Schnur festgeklemmt und durch ein Umlegen stromauf in die richtige Bahngelegt. Die Bewegung muss so gefühlvoll gemacht werden, dass die letzten paarMeter der Fliegenschnur und somit natürlich auch das Vorfach nicht beeinflusstwerden.Nachfüttern stromab am eigenen Ufer:Wenn wir direkt stromab Schnur nachfüttern, so macht es natürlich wenig Sinn,die Schnur im Halbkreis umzulegen, da dadurch ein unnötiger Winkel zur Schnurentstehen und die Schnur unter Umständen gar in eine andere Strömung gelegtwürde. Beim Fischen stromab zeigt die Rute prinzipiell in Richtung der Nymphe. DasNachfüttern geschieht hier durch eine Auf- und Abbewegung der Rutenspitze, wobeikontinuierlich Schnur freigegeben wird, ohne die Driftgeschwindigkeit zu verändern.Das Menden auf mittlere Distanz (auf eine Strömungsbahn 5–10 m vomUfer entfernt)Ganz allgemein gelten beim Werfen runde Bewegungen als harmonischer und er-geben einen besseren(längeren) Kontakt zum Ende der Fliegenschnur. Allerdingswird dabei die Kraft nicht in eine Richtung gelenkt, sondern teils durch die rundeBewegung verpufft. Je größer die Distanz beim Werfen und hier im speziellen Fall

154natürlich auch beim Menden, desto zielgerichteter muss die Kraft eingesetzt wer-den, um Energie zu sparen, um mit weniger Aufwand dasselbe Resultat zu erhalten.Da die Schnur ja durch die Erdanziehungskraft von selbst absinkt, sollte die Men-debewegung dies nicht noch unterstützen, sondern dem entgegenwirken. Das Men-den auf Distanz darf also nicht in einer horizontalen Ebene, sondern muss mit leichtansteigendem Winkel erfolgen. Je mehr Wind am Wasser vorhanden ist, desto fla-cher muss natürlich auch der Winkel gehalten werden und umso schneller muss dieBewegung sein.Die Mendebewegung sollte somit kurz und zielgerichtet und nicht rund und raum-greifend sein, um Kraft zu sparen. Idealerweise wird sie mit schnellen jedoch sehrkräftigen Flips aus dem Handgelenk ausgeführt. Dies bedarf jedoch einiger Übung,denn die Muskulatur dafür muss erst aufgebaut werden. Auch muss die Aktion derRute solche schnelle Bewegungen unterstützen.Stehen wir am linken Flussufer und fischen schräg stromab, so zeigt nicht die Rolle,sondern der Handrücken beim Mending in Wurf(Mende-)richtung, stehen wir amrechten Ufer, so menden wir gewöhnlich mit der Handinnenfläche in Wurf(Mende-)richtung.Das Rollmending - Dead Drift auf DistanzDas Rollmending auf größere Distanz gleicht einem Rollwurf aus dem Side Cast,wobei die Schnur sich am Ende nicht streckt, sondern durch ein Nachschießen vonLeerschnur absichtlich verhungert und sich deshalb nur umlegt. Will man mehrereMendings nacheinander legen, so müssen diese Rollmendings aus dem leichtenSide Cast durch sehr schnelle Flips aus dem Handgelenk ausgelöst werden. Die Be-wegung ist minimal, jedoch äußerst effektiv. Ein Fischen am Gegenufer jenseits derStrömung ist nur durch eine ununterbrochene Abfolge solcher Rollmendings oderbesser Rollfeedings möglich. Der Clou an der Sache ist jedoch, dass trotz dieserharten, kurzen und sehr schnell ausgeführten Bewegungen aus dem Handgelenkdie Schlaufe nicht aufgezogen wird. Nur die Schnur die zwischen Schlaufe und ange-hobener Rutenspitze in der Luft hängt, wird beim Rollfeeding verlängert und nach-geschossen. Somit werden weder der Bissanzeiger noch die Nymphe beschleunigt.Wer diese Technik gut beherrscht, ist in der Lage, viele Stellen effektiv zu befischen,die von anderen übergangen werden müssen. Voraussetzung dazu ist allerdingsein gut abgestimmtes Gerät und viel Übung. Eine Rute mit weicher Spitze ist völligungeeignet und auch eine Schnur mit kurzem Belly ist hier völlig unbrauchbar, dadie dünne Running Line dahinter die Mendings in der Luft auf große Distanz nichtübertragen kann. Man schlägt damit praktisch ins Leere. Für solche Situationen isteine Schnur mit kräftigen aber nicht zu langem Belly jedoch mit langem Rear Tapervon Vorteil. Auch eine DT Schnur ist zum Menden auf größere Distanz geeignet.Kraftlose Switch Casts zu werfen wird damit allerdings unmöglich, da der konstantdicke „Bauch“ der Schnur nicht gut nachschießt.

155Der AnschlagDem Anschlag kommt beim Nymphenfischen besondere Bedeutung zu. Hier werdenviele Fehler gemacht. Besonders wenn mit Schlaufentechniken gefischt wird, so isteine schnelle Reaktion gefragt, da die auf dem Wasser befindliche Schnur ja auchnoch rasch aufgenommen werden muss. Nymphenfischen mit Schlaufentechnikenin schnellen Gewässern ist Knochenarbeit und mit gemütlichem Menden und An-schlagen ist hier meist kein Fisch zu haken. Präsentieren, verkürzen, verlängern undschneller und kräftiger Anschlag. Alles ist hier ein bisschen anders und wesentlichschneller als beim Trockenfliegenfischen, wo der Anschlag oft nur durch ein leichtesAnheben der Rutenspitze gemacht wird.Befindet sich die Nymphe oberhalb bis maximal eine halbe Rutenlänge unterhalbunseres Standplatzes, so setzen wir den Anschlag durch ein rasches Anheben derRute in Strömungsrichtung. Die Rutenhand blockiert dabei die Fliegenschnur durchein Einklemmen derselben zwischen Mittelfinger und Rutengriff. Je näher die Nym-phe unserem Standpunkt kommt, desto dosierter muss der Anhieb sein, um einenVorfachbruch zu vermeiden. Erfolgt ein Biss „ummittelbar vor unseren Füßen“, sokann es hilfreich sein, mit einem Rollwurf anzuschlagen, damit nicht zuviel Druckauf das Vorfach ausgeübt wird. Natürlich muss sofort und schnell nachgegriffenwerden, damit die Spannung zum Fisch aufgebaut wird und er nicht aushängenkann.Anschlag bei Verwendung der SchlaufentechnikErfolgt ein Biss deutlich unterhalb unseres Standorts wird der Anhieb hingegenüber die auf dem Wasser abtreibende Mendingschlaufe getätigt (siehe Prinzip derUmlenkrolle). Das bedeutet, dass der Anhieb mit gesenkter Rutenspitze knapp überdem Wasser gegen die Strömungsrichtung erfolgen muss, damit die Kraft über dieimaginäre Rolle umgeleitet werden kann. Je weiter sich die Schlaufe zum Zeitpunktdes Bisses unterhalb unseres Standplatzes befindet (kann durchaus bis zu 30 mstromab sein!), desto energischer muss der Anhieb gesetzt werden, da auch dieDehnung der Fliegenschnur jetzt zum Tragen kommt. Hier kommt man meist nichtumhin, die Schnur nach dem starken Anhieb (kombiniert mit einem Strip Strike) mitdem Mund (als dritte Hand) zu blockieren, um anschließend schneller nachfassenzu können. Ohne diese Hilfe ist es fast nicht möglich, die Schnur auf Spannung zuhalten. Der Fisch würde diesen Augenblick unweigerlich dazu nützen, sich vom Ha-ken zu befreien.Anschlag bei Verwendung von Circle NymphsDie besondere Form des Kreishakens ermöglicht es, ihn sogar aus dem Magen ei-nes Fisches wieder hochzuziehen, sollte er sich bereits dort befinden. Dies ist je-doch gewöhnlich nur bei der Verwendung von Naturködern der Fall.

156Es kommt bei Circle Hooks also niemals zu inneren Verletzungen von Fischen oderderen Kiemen. Circle Hooks greifen entweder gar nicht oder sie hängen an derMaulspalte, wo sie immer problemlos zu lösen sind. Da es aber beim Circle Hooknotwendig ist, dass das Vorfach über die Maulspalte umgelenkt wird, damit derHaken greifen kann, darf kein schneller Anhieb gesetzt werden. Der Haken würderegelrecht aus dem Maul katapultiert werden. Somit wartet man bei Verwendungdes Circle Hooks mit dem Anschlag bis dieser im Fischmaul selbst Halt findet. DurchSenkung der Rutenspitze wird der Druck auf den Haken automatisch verstärkt. DerFisch hängt! Mit gesenkter Rutenspitze kann eventuell noch ein bisschen nachge-schlagen werden. Dabei ist die Richtung zu beachten(beim Stromauffischen Anhiebstromab, bei Schlaufentechniken erfolgt der Anhieb mit gesenkter Rutenspitzestromauf).Der Drill„Pumpen“ und verkürzenBeim Anschlag wird, wie bereits erwähnt, die Schnur mit dem Mittelfinger gegenden Rutengriff gepresst, um sie zu blockieren und den Haken gut zu setzen. Ganzallgemein werden kleinere Fische durch ein kontinuierliches Festklemmen und Frei-geben der Fliegenschnur (durch Druck mit dem Mittelfinger gegen den Rutengriff)bei gleichzeitigem Einholen der Schnur mit der Schnurhand gedrillt. Die Schnur wirddabei hinter der Rutenhand gefasst und verkürzt und nie zwischen Rutenhand undFührungsring. Die Leerschnur wird dabei in Klängen aufgenommen(Profi) oder aufdas Wasser fallen gelassen. Ist der Fisch dann vor dem Angler, so wird er per Handoder Watkescher gelandet.Der Drill von großen FischenBei großen Fischen ist die Prozedur etwas anders. Es empfiehlt sich jetzt den Fischnicht über die Schnurhand zu drillen, sondern direkt über die Rolle. Dadurch liegtkeine gefährliche Leerschnur auf dem Wasser, durch die der Fisch in der Endphasedes Drills flüchten könnte, um dann das Vorfach zu zerreißen oder gar zusätzlich dieFliegenschnur zu beschädigen.Wir lassen den Fisch also zuerst die Leerschnur, die noch irgendwo in unserer Handruht oder auf dem Wasser liegt, strecken bzw. kurbeln diese, ohne den Kontaktmit dem Fisch zu verlieren, rasch ein. Ist die Schnur gespannt, so wird die Bremseso eingestellt, dass zwar das Vorfach nicht brechen kann, jedoch genügend Wider-stand gegeben wird, um den Fisch rasch zu ermüden.Während der Fisch flüchtet, bleibt die Hand von der Kurbel weg! Bei einer schnel-len Flucht kann die Geschwindigkeit der Kurbel extreme Drehzahlen erreichen. Wer

157keine Bremse zur Verfügung hat, der bremst durch Druck mit der Handfläche gegenden Spulenrand. Bleibt der Fisch stehen, so wird „gepumpt“ und die Schnur nachund nach eingeholt. Flüchtet der Fisch wieder, so lassen wir ihn gewähren. Je längerdie Fluchten eines Fisches im strömenden Wasser sind, desto schneller ermüdeter. Die Prozedur wiederholt sich, bis der Fisch in Keschernähe kommt. Je schnellerdas Wasser ist, desto leichter wird die Bremse also eingestellt, damit der Fisch dieMöglichkeit hat, lange Fluchten zu machen und gegen das schnelle Wasser schwim-mend rasch zu ermüden. Eine stark eingestellte Bremse in schnellem Wasser führtnur dazu, dass der Fisch sich „in den Grund bohrt“, also ohne lange, kraftraubendeFluchten zu machen nur mit seinem Gewicht und dem Anpressdruck via Flossenarbeitet. Dadurch zieht sich der Drill deutlich in die Länge. Bei fehlender Strömunghingegen wird die Bremse etwas stärker eingestellt und dazu benutzt, den Fischrasch zu ermüden. Ein routinierter Fliegenfischer keschert den Fisch, sobald sichdieser erstmals in seiner Reichweite befindet.Der Drillweg und AnlandeplatzWie im Kapitel Taktik zu entnehmen ist, empfiehlt es sich oft schon vor dem Anwer-fen des Fisches zu überlegen, wie oder wohin ein Fisch gedrillt werden soll. Dies istbesonders dann wichtig, wenn man einenbesonders kapitalen Brocken im Visierhat. Genau diese Fische wissen in der Re-gel genau, was sie zu tun haben, wenn siegehakt werden.Kein Anglerlatein, nein schon fast legen-där ist die Geschichte einer kapitale Fo-relle an einem süddeutschen Fluss, diegleich mehrere Angler im Drill verblüffte,indem sie sich jedes Mal durch einenSprung in einen im Wasser liegendenAst samt Schwemmholzhaufen befreienkonnte. Wenn auch nicht jeder Fisch aufsTrockene springt, um anschließend zuentkommen, so ist es bei großen Fischenschon ratsam sich zu überlegen, wie undwohin der Fisch im Drill gelenkt werdenkann, um ihn möglichst nicht zu verlieren. Beim Drillen empfiehlt es sich die Rute hoch zu halten, um den Wasserdruck auf die Fliegenschnur zu reduzieren und durch zusätzliche Bewegungen der Rute zur Seite den Fisch aus dem Gleichgewicht zu brin- gen, wie dies hier Guide Brad Kastner beim Drill einer Bighorn Rainbow demonstriert.

158Druck erzeugt GegendruckGanz allgemein gilt hier die Regel, dass Druck Gegendruck erzeugt. Bewegen Siedie Rute also nach rechts, so zieht der Fisch in Gegenrichtung und umgekehrt. Sokann der Fisch an den gewünschten Ort gelenkt werden. Durch dauernde Wechselvon links nach rechts und wieder zurück bringt man den Fisch im Drill immer wiederaus dem Gleichgewicht, und er ermüdet so viel schneller.Vorsicht ist geboten, wenn sich am Auslauf eines Pools eine Stromschnelle befindet.Viele Angler machen dann den Kardinalfehler, dass sie einen gegen den Auslaufflüchtenden Fisch mit Gewalt bremsen wollen. Da Druck Gegendruck erzeugt, ver-schwindet der Fisch dann nach kurzer Zeit in den Stromschnellen und ist verloren.Reduziert man bei einem solchen Fluchtversuch den Druck, so stellt sich der Fischmeist mit dem Kopf wieder gegen die Strömung und man kann ihn durch minimalenDruck beim Einkurbeln wieder aus der Gefahrenzone zurück in den Pool dirigieren.Einzig bei einem fast ausgedrillten, großen Fisch nützt diese Technik dann auchnichts mehr, wenn er sich entkräftet mit voller Breitseite von der Strömung in Rich-tung Stromschnelle treiben lässt und nicht mehr die Kraft hat, sich gegen sie zustemmen. Hier hilft keine Technik mehr. Ist das Vorfach zu schwach, dann ist derFisch nicht mehr zu drehen und verschwindet in den Fluten.Will man aus einem Riesel mehrere Fische fangen, so empfiehlt sich die genaueStudie des Kapitels „Taktische Fangoptimierung“. Darin sind grundsätzliche Über-legungen, die ich bei meinen Fischgängen mache, enthalten. Diese sind meist un-trennbar mit der Drillphase verknüpft.Die LandungDie Landung eines Fisches erfolgt meist spontan. Nur routinierte Angler machensich schon vorher Gedanken darüber. Auch mir ist es zugegebenermaßen schonpassiert, dass ich mit dem Fisch an der Leine unverhofft schon ganze Klettertou-ren dem Ufer entlang machen musste, um ihn schließlich landen zu können. Zwarpassiert dies oft auch absichtlich, denn viele Fische stehen an Stellen, wo das Ha-ken und mögliche Landen des Fisches mit wahren Kletterakten verbunden ist, dochnicht jeder Angler ist dafür geeignet. Ich rate Ihnen jedoch, stets auch den idealenAnlandeplatz (eventuell sogar einen Platz zweiter Wahl) im Visier zu behalten. Diesbedeutet auch, dass man nicht von einer hohen Mauer oder Brücke aus einen Fischanwerfen sollte, wenn überhaupt keine Chance zur Landung besteht. Das Vorfachmüsste somit gekappt werden und kein Fisch schwimmt gern mit Nymphe samtSchnur aus dem Maul umher.Wenn sie dennoch von so übersichtlichen Plätzen aus Fische anwerfen, dann nur

159um die Reaktion der Fische auf ihre Nymphen zu testen. Dann muss allerdings vor-her der ganze Hakenbogen entfernt werden. Der Fisch spuckt dann die Nympheunversehrt und problemlos wieder aus und Sie wissen, was Sie wissen möchten. In der letzten Phase des Drills ist Vorsicht angesagt.Ein idealer Anlandeplatz sollte höchstens hüfttief sein und beruhigte Strömung ha-ben, sodass Sie den Fisch in diesen Bereich ziehen können, um ihn danach sicherzu keschern. Gelandet werden Fische am Schonendsten mit dem Catch & ReleaseNetz, das einerseits die Drillzeit deutlich zu reduzieren hilft und andererseits auchdie Schleimschicht des Fisches nicht verletzt. Keschern Sie den Fisch also sobaldsich ihnen die Chance dazu bietet. Im Fliessgewässer platzieren Sie den Watke-scher ca. eine Rutenlänge hinter dem Fisch, um ihn möglichst nicht zu erschrecken,pumpen Sie ihn ein bis zwei Meter oberhalb von ihnen an die Oberfläche und lassenihn dann mit der Strömung langsam zurück in den Kescher treiben. Fahren Sie da-bei dem Fisch mit dem Kescher nicht nach!Die Landung von kapitalen FischenBei großen Fischen, die es erfordern, dass sie ob deren Größe mit dem Kopf vo-ran gekeschert werden müssen, ist das Landen mit dem bei Fliegenfischern übli-

160chen Handkescher oft ein Problem. Ist der Fisch oberhalb des Keschers in Positi-on gebracht (Entfernung hängt von der Strömungsgeschwindigkeit ab), so darf eralso keineswegs rückwärts in den Kescher geführt werden. Berührt nämlich seineSchwanzflosse den Kescher während dieser Phase (und das ist bei einem großenFisch unweigerlich der Fall) so explodiert der Fisch regelrecht und schießt mit großerWucht davon. Er muss also unbedingt mit dem Kopf voran in den Kescher schwim-men. Dazu muss er durch einen schnellen, starken, seitlichen Zug gedreht werden,damit er stromab genau in den Kescher schwimmt. Dies ist nicht einfach und selbstProfis verlieren Traumfische oft in dieser letzten und entscheidenden Phase. Es istnämlich durchaus möglich, dass der Fisch statt in den Kescher zwischen den Bei-nen des Fliegenfischers hindurch schießt, dabei das Vorfach sprengt und schließ-lich das Weite sucht. Erkenntlich ist dies daran, dass ein Angler in der Endphasedes Drills eine vergebliche Drehung auf einem Bein versucht und anschließend lautfluchend seinem Unmut über den Verlust Luft macht.Keschern bitte!Ganz problematisch wird das Landen in stark strömenden Gewässern dann, wennsie einen wirklich grossen Fisch landen wollen. Dies musste ich beim Drill einerknapp 7 kg schweren wilden Regenbogenforelle am Sankt Galler Alpenrhein beiDiepoldsau erleben. Es handelt sich in jenem Bereich um ein denaturiertes, starkbefestigtes Gewässer ohne Strukturen im Uferbereich und mit zugleich kräftiger,laminarer Strömung. Beruhigte Bereiche gibt es nicht. Trotzdem ziehen dort jedesJahr kapitale Fische vom Bodensee flussauf. Auch dort gilt es, sich beim Landenmit dem Handkescher unterhalb des Fisches zu platzieren. Was bei Fischen von3-4 kg für mich bislang dort auch kein Problem darstellte und mich deshalb überdie Problematik überhaupt nicht nachdenken liess, stellte sich nun als schier unlös-bares Problem heraus. Selbst mein starkes Vorfach mit über 10 kg Tragkraft halfmir gar nichts. Ich musste feststellen, dass sich ein Fisch mit diesem Gewicht miteiner 6er Rute ohne sein Zutun unmöglich gegen die starke Strömung ziehen lässt.Selbstmörder unter Kapitalen gibt es in der Regel jedoch nicht! Trotz all meiner Er-fahrung und Tricks, die ich für spezielle Situationen auf Lager habe, schaffte ich esnicht, den Kapitalen gegen das Ufer zu manövrieren und mich gleichzeitig unterhalbvon ihm zu platzieren. Immer wenn ich glaubte, ihn getäuscht zu haben, beganndas Theater wieder von vorne. Der Fisch schoss in die Strömung und das Pumpenbegann erneut. Selbst als der Fisch praktisch KO war, konnte ich ihn nicht gegendie Strömung in Richtung Kescher ziehen. Ich stellte mich auf eine lange Wande-rung flussab ein. Ich hätte nie gedacht, an meinem Heimatgewässer einmal in einesolche Situation zu geraten. Nur mit viel Mühe und Ausdauer und der notwendigenPortion Glück gelang es mir schliesslich den Fisch viele hundert Meter unterhalbdes Platzes, an dem ich ihn gehakt hatte, in einer kleinen, kaum mehr als einen

161Quadratmeter grossen von einem Hochwasser verursachten Ausbuchtung desDammes auflaufen zu lassen, also zu „beachen“. Offensichtlich stand mir der Fischzu …Seitdem gehe ich in diesem Flussabschnitt, dann wenn die grossen Forellen ziehen,nur noch mit einem Kollegen oder einem grossen, teleskopischen Karpfenkescherans Wasser.Für ein schnelles Foto nach der Landung werden oft beide Hände benötigt. Wohin also mitder Rute, wenn man nicht am Ufer steht?

162Spezialwürfe für das NymphenfischenFür das Nymphenfischen bieten sich natürlich auch Überkopfwürfe zur Präsenta-tion an. Je schwerer die Nymphe allerdings ist, desto größer sollte die Schlaufegewählt werden, damit ein besserer Kontakt zur Nymphe vorhanden ist und somitihre Flugbahn unter Kontrolle gehalten werden kann.Wenn die Nymphe beim Vor- und Rückwurf die Endphase erreicht, sich das Vorfachalso streckt, ist ein leichtes Rucken spürbar. Dieses muss unbedingt abgewartetwerden, bevor die darauffolgende Beschleunigungsphase beginnt.Ist die Nymphe so schwer, dass ein kontrolliertes Werfen nicht mehr möglich ist, somuss eine höhere Schnurklasse gewählt werden. Nützt auch dies nichts, weil sichdie viel zu schwere Nymphe nicht mehr auf herkömmliche Art und Weise über Kopfwerfen lässt, so hat der Angler das falsche Gerät in der Hand und hat an einem demFliegenfischer vorbehaltenen Wasser eigentlich nichts verloren!Die idealen Würfe für die Nymphenfischerei sind jedoch nicht Überkopfwürfe son-dern Rollwürfe und Switch Casts bzw. deren Variationen. Sie lassen sich auch ohneviel Rückraum ausführen und Knoten im Vorfach treten in der Regel gar nicht erstauf. Diese Würfe können beliebig variiert und kombiniert werden und erweiternsomit unseren Handlungsspielraum am Wasser enorm. Einzig bei sehr heiklen,träge dahin fließenden Gewässern des Spring Creek Typus sollten Überkopfwürfezur Präsentation gewählt werden. Ein besonderer Vorteil der Rollwürfe und SwitchCasts ist auch der damit verbundene Schutz der Rute und des eigenen Körpers.Bei Rollwürfen und Switch Casts kommen keine Rutentreffer durch Nymphen vor.Besonders Rollwürfe eignen sich aus Gründen der Sicherheit ganz besonders fürdie Schulung von Kindern. Ich möchte nun einige der wichtigsten Würfe für Nym-phenfischer einzeln vorstellen. Für einen Anfänger sind der Rollwurf und der Dun-ker bereits ausreichend. Für fortgeschrittene Nymphenfischer sind Switch Casts dieStandardwürfe schlechthin. Zusätzlich habe ich für diese Zielgruppe auch einigemeiner besonderen Techniken hinzugefügt, die in der richtigen Situation eingesetzt,das Fischen ungemein erleichtern.Der RollwurfDer zu den Grundwürfen der Fliegenfischerei gehörende Rollwurf ist besonders fürAnfänger der wichtigste Wurf beim Nymphenfischen.Der Korrektheit halber muss einleitend erwähnt werden, dass unser heutiger mo-derner Rollwurf über dem Wasser wie auch das heutige übliche „Spey Casting“eigentlich keine wirklichen Rollwurftechniken mehr sind, da sie nicht mehr dem

163physikalischen Prinzip des rollenden Balls folgen sondern dem Unterhand Prinzip(Schießen der Schnur wie einen Pfeil) von Göran Andersson aus Schweden.Der Rollwurf über dem Wasser/Unterhand Wurf (moderner Rollwurf) Je schöner und größer das „D“ hinter dem Körper desto besser ist die Ladung der Rute.

164Um ihn zu üben, legen wir ca. 7–8 m Meter Fliegenschnur vor uns gestreckt aufdem Wasser ab. Die Rutenspitze zeigt, um Leerschnur (Slackline) zu vermeiden, zurWasseroberfläche. Jetzt wird sie in einer fließenden Bewegung in Richtung der 1h-Stellung gebracht. Die Höhe der Rutenspitze steigt dabei kontinuierlich an. Wir war-ten bis die Fliegenschnur (zumindest aber noch zwei bis drei Meter von ihr) direktneben uns aus dem Wasser kommt und gehen mit der Spitze noch ein wenig hochbis in die 1 h Position. So gelingt es uns möglichst viel Schnurgewicht hinter unserenKörper zu bekommen, was anschließend hilfreich ist, um die Rute gut zu laden. DerArm darf dabei jedoch nicht ausgestreckt sein, wenn er die 1 h Position erreicht.Jetzt leiten wir die eigentliche Wurfphase ein. Dabei wird die Rutenspitze auf einergeradlinigen Bahn in einer stetig beschleunigenden(progressiven) Bewegung nachvor geschoben und schließlich in die 10h-Stellung abgekippt (positiver Stopp durchstarken Handgelenksflipp).Die Schnurschlaufe entwickelt sich jetzt über dem Wasser und befördert unsereNymphe in Richtung des gewünschten Ziels. Nach dem Stopp driftet der Arm nochetwas mit nach vor und kippt schließlich auf neun Uhr ab, damit die Schnur sanftabgebremst und gestreckt wird und nicht wegen zu hoher Geschwindigkeit wiederzurückschlägt.Bitte unbedingt beachten:• Als Rechtshänder können Sie von der Vorhandseite aus nur Ziele „anrollen“, die links von der auf dem Wasser liegenden Schnur liegen. Sollen Ziele rechts davon angeworfen werden, so muss dies aus der Backhandposition geschehen, da die Schnüre sich sonst kreuzen und die Fliege sich in der Fliegenschnur ver- fängt.• Halten sie beim Angleiten eine möglichst tiefe Position des Ellbogens ein, damit sie problemlos in der Lage sind, in die 1 h Position hoch zu stoßen, ohne dabei den Arm dazu zu strecken.Der effizienteste Switch Cast – der Magic SwitchUnterhand Wurf und Forward Spey Cast kommen aus der Zweihand-Lachsfischerei,und dienen dazu, auch ohne Verwendung von raumgreifenden Überkopfwürfen gro-ße Distanzen zu werfen. Mit der Einhandrute ist dies ebenfalls möglich. Für dieselangen Überwasserrollwürfe hat sich mittlerweile der Name Switch Cast eingebür-gert. Mit ihm lassen sich deutlich größere Wurfweiten erzielen, als dies mit demnormalen Rollwurf möglich ist. Die Ausführung ist etwas schwieriger als mit derZweihandrute und bedarf einiger Übung. Die meisten Fliegenfischer verwenden den

165Switch Cast erst ab dem Zeitpunkt, wenn sie mit dem Rollwurf nicht mehr in derLage sind, die Schnur aus dem Wasser zu befördern.Der perfekt ausgeführte Magic Switch des Autors lässt nach dem Stopp eine enge Schlau-fe entstehen (Foto B. Saglia)Die nun folgende Beschreibung gilt für meine spezielle Switch Cast Technik, die ichder Gebetsroither Technik angepasst und im Sinne meiner Philosophie des elegan-ten, kraftlosen Wurfes optimiert habe. Während vieler Jahre habe ich sie an Fliegen-fischer Veranstaltungen und Fliegenfischerkursen auf der ganzen Welt verbreitet.Sie ist mittlerweile besonders für Zeigefingerwerfer als effektivste und somit Kraftsparendste Switch Technik weltweit anerkannt.Ausgangspunkt Gebetsroither StilRollwurf und auch Switch Cast funktionieren im Grunde genommen nach dem Prin-zip des Gebetsroither Stils. Die Fliege wird beim Rückwurf also unter der Rutenspit-ze nach hinten bewegt und die Schlaufe rollt sich beim Vorwurf über der Rutenspitzeab. Dies bedeutet, dass die Schnur unter permanenter Kontrolle und kontinuierli-cher Spannung bleibt.Die große Schlaufe im Bereich hinter dem Werfer ist bei all diesen Rollwürfenenorm wichtig(ausgeprägtes D/V), da sie viel Energie zu speichern vermag. Siewird am Besten durch eine tiefe Position des Ellbogens beim „Rückwurf“ erreicht.Dadurch ist gewährleistet, das die Schnur hinter dem Werfer auch tatsächlich un-

166ter der Rutenspitze andriftet und genug Spielraum bleibt, um in die 1 Uhr Positionhochzu“stechen“, um dann den abschließenden Vorwurf einzuleiten, der im Grundegenommen einem gewöhnlichen Überkopfwurf entspricht (Zug-/Schiebebewegungmit exaktem Stopp). Der abrupte Stopp wird durch einen guten Flipp erreicht, derjedoch etwas stärker ausfällt, um die Nymphe besser aus dem Wasser zu bekom-men und das Vorfach auch wirklich zu strecken. Dieser progressive Flipp bezeichnetdie abschließende schnelle Druckbewegung mit dem Zeigefinger oder Daumen (jenach Wurfstil), um das eventuell leicht gewinkelte Handgelenk zu „strecken“ damitUnterarm bis Zeigefingerspitze eine Linie bilden. Ich rolle/biege dabei die Rute imGriff über den Mittelfinger und der untere, kräftige Teil der Rute wird dadurch opti-mal geladen. Der Rutenbutt schlägt bei meiner Technik beim Stopp gegen den Un-terarm. Diese Bewegung ist enorm wichtig. Ich bezeichne diese von mir seit Jahrenproklamierte Art zu stoppen als Dynamic Lock (dynamisches Schließen).Der Magic SwitchEs gibt viele Arten einen Switch Cast zu werfen. Meine Variation des Switch Castist abgestimmt auf eine möglichst natürliche Handhaltung verbunden mit dem op-timalen Bewegungsfreiraum der Wurfhand. Sie minimiert den Krafteinsatz und ma-ximiert das Ergebnis. Wenn der Wurf korrekt ausgeführt wird, rollt sich die Schlaufein eleganter Weise und ohne sichtbaren Krafteinsatz wie von Geisterhand bewegtab. Deswegen nenne ich meine Art den Switch zu werfen, den magischen Switch -Magic Switch.Der Wellenheber (Wave-Pick-Up)Beim Switch Cast wird durch das Abheben der Schnur vom Wasser die Adhäsionüberwunden. Die Schnur gleitet also über dem Wasser auf den Werfer zu. Um dieseAndrift über der Wasseroberfläche zu optimieren und den Ankerpunkt besser zukontrollieren, verwende ich eine spezielle Bewegung, die ich als Wellenheber be-zeichne. Ich führe beim Magic Switch die Rute in seitlicher Position (45° zur Körper-achse), um dem Arm einen möglichst großen Bewegungsspielraum einzuräumen(optimales D). Beim Start befindet sich die Rutenspitze wie bei allen Grundwürfenin der Nähe der Wasseroberfläche und zeigt in Richtung der Nymphe. Die auf demWasser liegende Schnur ist dabei gesteckt.Wenn nun die Rutenspitze während der Abhebephase kurz angehoben und dannstetig beschleunigend leicht in Richtung des gewählten Wasserberührungspunktes(=Ankerpunkt) geführt wird, so läuft eine Welle durch die Schnur, die diese ohne vielKraftaufwand Teil für Teil aus dem Wasser hebt und den „Rückwurf“ enorm erleich-tert. Auf diese Weise kann der Krafteinsatz minimiert und dadurch der zweite Teildes Wurfes wesentlich besser kontrolliert werden.Die Zugbewegung zum Wasser – also sozusagen ins Wellental – zielt genau in Rich-

167tung des vorgesehenen Ankerpunktes (Steuerphase), also neben den Werfer. Sowird die Richtung exakt bestimmt und der Berührungspunkt nicht dem Zufall über-lassen. Da die Schnur bei jedem Wurf der Rutenspitze folgt, würde nun die gesamteSchnur an besagter Stelle neben dem Werfer auf einem Haufen auftreffen. Um dieszu verhindern wird der zweite Teil des „Rückwurfes“ mit etwas mehr Geschwindig-keit gemacht, und die Rutenspitze muss in einer flüssigen, runden Bewegung indie 1 Uhr Position hoch„stechen“ (Öffnungsphase). Dieses Öffnen wird dabei durcheine leichte Rotationsbewegung des Oberkörpers um die Längsachse unterstützt.Bitte erinnern Sie sich an die eingangs erwähnte niedere Position des Ellbogensund die elliptische Bewegung der Rutenspitze während des „Rückwurfes“, die esermöglichen, ein schönes D auszubilden.Wurffehler in der Pick-Up-Phase:• Durch die Höhe der Rutenspitze lassen sich noch kleine Wurffehler in der An- drift korrigieren (z. B. können Sie ein größeres „D“ machen). Dabei darf der Rutenarm natürlich nie ganz durchgestreckt sein, sondern muss immer einen Winkel bilden, der anschließend einen geraden Schiebeweg der Rutenspitze er- möglicht.• Um das Abheben der Schnur zu erleichtern, ist es wichtig, vor dem Start des Rückwurfs die Rutenspitze ein wenig anzuheben (Adhäsionsreduktion). Hebt man eine lange Schnur so vom Wasser wie beim Abheben der Fliege, so ist man dazu geneigt, den Rückschwung anstatt unter über die Rutenspitze zu machen. Dadurch wird es nicht nur sehr schwer, den Schwung so zu dosieren, damit die Schnur exakt neben dem Werfer auftrifft, sondern es formt sich hinter dem Wer- fer eine V-Schlaufe. Dadurch kommt meist soviel Schnur hinter dem Werfer auf dem Wasser zu liegen, sodass diese selbst mit größtem Krafteinsatz nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen ist.Das „D“ bzw. V formenMacht man den Wellenheber richtig so öffnet sich die Schlaufe hinter dem Wer-fer und es formt sich ein schöner runder Bogen unter der Rutenspitze und nur einkleiner Teil der Schnur(im Idealfall nur das Vorfach) berührt das Wasser ca. 2-3m neben dem Werfer. Diese ganze Bewegung muss flüssig geschehen und darfnicht abgehackt sein. Eine zu schnelle und zu steil abfallende Bewegung in Rich-tung des Ankerpunktes muss verhindert werden, da sonst das Vorfach den anderenTeil der Schnur überholt, statt am Ende parallel zur Wasseroberfläche anzugleitenund schließlich am vorgesehenen Ankerpunkt zu wässern. Sollten Sie beim Ankerndieses Überholen des Schnurendes bemerken, so machen sie die den Wellenheberetwas flüssiger oder verkleinern Sie den Winkel der Rutenspitzenbewegung in Rich-tung zum Ankerpunkt geringfügig.

168Abwarten in der 1 Uhr PositionNun wird mit der Rute in der 1 Uhr Position auf den Wasserkontakt „gewartet“.Bitte beachten Sie, dass sich ihr Ellbogen in diesem Moment nicht neben oder vorihrem Oberkörper befindet, sondern hinter ihm. Exakt in dem Moment, in dem derWasserkontakt erfolgt, wird der Vorwurf gestartet (Zug-/Druckphase). Im Idealfallsollte das Vorfach das Wasser seitlich neben dem Werfer nur auf maximal 1 mLänge beunruhigen! Dieser kleine Wasserkontakt reicht völlig aus, um die Rute zuladen und er hilft Ihnen, den Krafteinsatz für den Vorschwung deutlich zu redu-zieren. Aufgrund der Tatsache, dass die Wurfebene beim Magic Switch ca. 2–3 mseitlich von uns in einer Vertikalen verläuft(also nicht nah am Körper geworfen wird),darf der Zug-/Schiebeweg des Vorwurfs nur sehr kurz sein. Die Rutenspitze würdesonst die Wurfebene verlassen. Die Rute vor ihrem Körper zu stoppen (bewirkt einhorizontales Öffnen der Schlaufe beim Vorwurf) oder in zu tiefer Position (bewirktein vertikales Öffnen der Schlaufe) sind die zwei häufigsten Wurffehler beim SwitchCast. Ein Öffnen der Schlaufe durch einen falschen Stopp bedeutet immer einenVerlust der Wurfenergie. Manchmal kann dies gewollt sein, doch damit der MagicSwitch wie von Zauberhand bewegt ausrollen kann, muss jeglicher Energieverlustverhindert werden.Für meine Art den Switch zu werfen, ist somit einerseits ein kurzer geradlinigerRutenspitzenweg nötig und andererseits ein hoher Stopp (bei 11 h) mit hartem,jedoch progressiv beschleunigten Flipp (GF Dynamic Lock). Mein Arbeitsweg beimVorwurf ist extrem kurz. Ich bewege meinen Wurfarm nur ein kleines Stück vor-wärts und schließe bereits neben (!) dem Körper mit einem Dynamik Lock ab. DieGeschwindigkeit des Flipps (ebenfalls progressiv) muss exakt auf die Rutenaktionabgestimmt sein. Nur dadurch ist es möglich, die Rute optimal vom Rotationspunkt(Mittelfinger) bis hinauf in die Spitze zu laden und eine enge Schlaufe zu erzeugen,die ein nahezu kraftloses Werfen auf grosse Distanz ermöglicht (Unterhand-Prinzip).Stimmt das Tempo nicht zur Aktion bekommen Sie Wellen im Schnurbild oder dieSchnur verfängt sich gar (Tailing Loop). Damit die Schnur auch perfekt ausrollenkann, muss auch das Tempo des Nachfolgens(Drift) genau stimmen. Nur wenn dieDriftgeschwindigkeit der Rutenhand langsamer ist als der obere Teil der Schlaufekann sich die Schlaufe bis zum Ende abrollen.Abhängig von der Länge der Keule, die vom Wasser gehoben werfen muss und denbeabsichtigten vertikalen Abwurfwinkel beim Vorwurf kann der Experte die Höheder Welle beim Wellenheber verändern. So kann er seinen Wurf exakt kontrollieren.Manche Werfer starten den Vorwurf bereits bevor die Schnur das Wasser neben ih-nen berührt. Dies ist gleichzusetzen mit einem Verlust des Beschleunigungswegesund eignet sich ausschließlich für Distanzwürfe mit sehr steifen Ruten. Die Wurf-hand des Werfers, der diese Technik anwendet, ist am Ende des Vorwurfs dannpraktisch vollkommen durchgestreckt, weil ja jeder Zentimeter des ohnehin schonverkürzten Vorwurfweges gebraucht wird. Dies ist ein riesiger Nachteil, wenn es umdas praktische Fischen geht. Im Gegensatz dazu ist der Vorwurf des Magic Switch

169spätestens in der 11 Uhr Position (praktisch also schon auf Schulterhöhe) schonabgeschlossen. Dadurch bleibt genug Platz für den Wurfarm, um nach dem Stoppnoch Schnur zu manipulieren. Und darauf kommt es beim Fischen nun mal an.Deshalb lässt sich jeder Trickwurf problemlos aus dem Magic Switch als Grundwurfheraus ausführen. Der Magic Switch ist somit der perfekte Switch für das prakti-sche Fliegenfischen.Was macht die Schnurhand?Bei ungeübten Werfern sollte die Schnurhand entweder gar nicht verwendet werden(Schnur wird mit dem Ringfinger der Rutenhand eingeklemmt) oder sie sollte immerden gleichen Abstand zum untersten Rutenring haben. Auf keinen Fall darf sich die-ser Abstand beim Rück“wurf“ vergrößern, weil sonst ein großer Teil des Ladewegsfür den Vorwurf verloren geht, da sich die Rute viel zu spät auflädt. Als Konsequenzder ungenügenden Ladung bricht der Wurf schließlich zusammen.Für geübte Werfer lässt sich die Effizienz beim Rollwurf steigern indem ein Einfa-cher Zug mit der Schnurhand ähnlich wie beim Überkopfwurf eingesetzt wird. Dabeiist zu beachten, dass die Schnurhand beim Hochgehen in die 1 Uhr Position mög-lichst bis auf Höhe der Rolle folgt, damit die Rute für den Vorwurf optimal geladenwird. Beim Rollwurf ist kein Doppelzug, sondern nur ein Einfacher Zug beim Vorwurfmöglich. Beim Angleiten ist es dabei sogar unabdinglich, dass die Schnurhand denAbstand zu ersten Ring konstant hält. Eine gute Position ist wiederum ungefähr aufHöhe der Rolle erreicht, damit beim Vorwurf noch ein Einfacher Zug gemacht wer-den kann. Für den Magic Switch gilt das Gleiche. Dieser Einfache Zug beim MagicSwitch ist jedoch kurz, da die Wurfhand beim Vorwurf auch nur einen kurzen Wegzurücklegt und in Harmonie der beiden Bewegungen erhalten bleiben muss.Die für das Schießenlassen in der Schnurhand parat gehaltenen Schnurklänge(Schlaufen) müssen der Größe nach geordnet sein, damit es beim Abschießen zukeinen Verwicklungen kommt. Die größte Schnurschlaufe wird dabei zuerst aufge-nommen und die kleinste ist zugleich auch die letzte. Je länger die nachzuschie-ßende Schnur ist, desto mehr Aufmerksamkeit muss dem korrekten Handling derRunning Line geschenkt werden.Doppelzug beim Switch Cast?Die Wurfdistanz für einen Switch Cast kann durch einen Doppelzug gesteigert wer-den. Der Doppelzug bringt jedoch nur Vorteile, wenn eine Schnur mit sehr langer Keu-le verwendet wird. Eine solche benötigt einen längeren Beschleunigungsweg(mehrKrafteinsatz), eine längere Drift und natürlich auch mehr Rückraum. Wer mit demGedanken spielt, einen Doppelzug zu machen, der muss bedenken, dass die Schnur-hand beim Rückwurf der sich nach hinten entwickelnden Schlaufe folgen muss,damit ein langer Zugweg für den darauf folgenden Vorwurf zur Verfügung steht. AlsResultat verändert sich auch die Schlaufe hinter dem Werfer. Durch die lange Keule

170wird sie V-förmig (mehr Schnur liegt zwischen Rutenspitze und Ankerpunkt) und deruntere Teil der Schlaufe fängt beim Nachfahren der Schnurhand in Richtung erstemRutenring meist zuviel Wasser. In der Folge muss viel mehr Kraft eingesetzt werden,um die Schnur aus dem Wasser zu bekommen (von der unnötigen Beunruhigungmal ganz zu schweigen) und viele scheitern am Bewältigen dieser Situation. DerDoppelzug beim Switch Cast ist selbst für sehr geübte Werfer sehr schwierig. Ererfordert eine völlig andere Technik welche auf der Verwendung von viel Geschwin-digkeit und Kraft basiert. Dies ist vollkommen konträr zu meiner Philosophie, diedem eleganten und scheinbar ohne sichtbaren Aufwand geworfenen Magic Switchzu Grunde liegt. Lange Keulen ermöglichen zudem keine schnellen und größerenRichtungsänderungen (eingeschränkter Winkel) und bringen nur beim DistanzwurfVorteile. Aus diesem Grund ist der Doppelzug bei Switch Casts für scheue Fischeund Situationen mit wenig Rückraum, wie sie oft an unseren Gewässern vorkom-men, nicht geeignet. Wenn Sie effektiv werfen und fischen möchten, so lassen Siedarum auch Keulen von mehr als 12 m Länge lieber im Regal liegen, es sei denn,sie wollen den anderen Fliegenfischern damit imponieren, indem sie zwar ein wenigweiter werfen, doch alle Fische im Nahbereich damit verscheuchen. Lange Keulenschränken ihren Arbeitsbereich außerdem stark ein, da mit zunehmender Keulen-länge die Schnurgeschwindigkeit erhöht werden muß und damit die Möglichkeit,Ziele in größerem Winkel auch anzuwerfen, schwindet. Je länger die Keule, destokleiner wird der Sektor, den sie beim Switchen aber auch beim Rollwurf anwerfenkönnen.Der Magic Switch wurde von mir für minimalen Krafteinsatz und maximale Effizienzgeschaffen. Seine Bewegungen sind optimiert, um jeglichen Energieverlust auszu-schließen und die Fischerei dadurch erholsamer zu gestalten. Mit keiner anderenSwitch Cast Ausführung lassen sich schönere Schlaufen werfen. Für den modernenFliegenfischer, der den Magic Switch statt dem Überkopfwurf als Basiswurf verwen-det (auch für die Trockenfliege) sind überlange Keulenschnüre nicht notwendig.Auch ohne Überkopfwürfe lassen sich damit 95–98% aller fischereilichen Situati-onen an unseren Gewässern bewältigen. Der Magic Switch ist absolut ideal für WFSchnüre mit Keulen bis 12 m Länge. Mit dem Wurf lassen sich Distanzen bis 25 mohne sichtbaren Krafteinsatz erreichen und das alles nur mit einem kurzen Einfa-chen Zug … vorausgesetzt man weiß, wie man ihn korrekt ausführt.Rollwurf oder Switch Cast?Ab welcher Distanz wechselt man nun vom Rollwurf in den Switch Cast? Spätestensdann, wenn man das Vorfach mit einem Rollwurf nicht mehr zum Strecken bringt.Sonst gibt es keine Richtlinie. Jeder hat seine eigenen Vorlieben. Dies ist auch gutso. Das Werfen soll einfach so bequem wie möglich sein.

171In Kursen üben meine Schüler den Magic Switch anfänglich nur mit ca. 10 m Flie-genschnur von der Rolle, um das Ankern zu automatisieren. Ich persönlich ver-wende den Magic Switch beim Fischen bereits ab ca. 12 m Wurfdistanz, natürlichin Abhängigkeit von der Länge der Rute und der Keule. Ich benutze dafür gerneLOOP Schnüre (besonders die Opti Stillwater und in schmaleren Gewässern die OptiStream) oder Triangle Tapers. Diese Schnüre eignen sich aufgrund ihrer Bauweisebesonders für Switches bzw. Unterhand Würfe. Nur für sehr große Distanzen, beiVerwendung längerer Ruten und nur wo man weit ins Wasser waten kann, habenlängere Keulen ihre Berechtigung. Natürlich ist dies eine individuelle Sache. Jedersoll das Gerät verwenden, das ihm am Besten liegt, doch das Ziel sollte immer sein,den eigenen Krafteinsatz zu minimieren.Die Wahl der richtigen Rute ist für solche Würfe besonders wichtig. Eine Rute mitSpitzenaktion ist für „Wasserwürfe“ völlig ungeeignet, da der hier wichtige und stär-kere untere Teil der Rute nicht ins Spiel gebracht werden kann. Progressive Ruten,die auch im unteren Teil gut laden, sind für Switch Casts ideal. Das merken sogarAnfänger augenblicklich. Auch die Länge der Rute ist ein wichtiges Kriterium. Ver-wenden Sie keine Ruten unter 8 Fuß, es sei denn, das Gewässer verlangt es. Siemachen es sich dadurch für sämtliche Rollwürfe aber auch für Mendings unnötigschwerer. Ich verwende normalerweise für das Nymphenfischen eine 9 Fuß Rute.Noch ein letzter Tipp: Vergessen sie nicht, die Ruteneinschübe regelmäßig zu kon-trollieren (besonders bei mehrteiligen Reiseruten). Alle Switch Casts, UnterhandWürfe sowie auch Spey Casts beanspruchen das Gerät sehr stark. Eine gelockerteVerbindung der Rutenteile führt schnell zum Bruch derselben. Aus diesem Grund si-chern viele versierte Lachsfischer die Ruteneinschübe ihrer Ein- und Zweihandrutenauch sicherheitshalber mit Gewebeband.Zu den Bildern (Fotos: H. Birkl)Mit einem technisch einwandfreien Magic Switch lassen sich Distanzen von 25 mund mehr erreichen. Dies lässt sich fotografisch jedoch nicht so festhalten, damitdies für eine Analyse brauchbar ist. Aus diesem Grund wurde für die folgende Ana-lyse des Magic Switchs eine deutlich geringere Schnurlänge verwendet, die einebessere Beobachtung der Bewegung ermöglicht. Der Ausgangspunkt ist das Wurfesist immer eine auf dem Wasser ruhende Schnur.

172Die Rutenspitze wird unter beginnendem Zug leicht angehoben, um die Adhäsion der Schnur auf dem Wasser zuverringern.Die Rutenspitze wird in einer fließenden Bewegung wieder gesenkt und seitlich nach hinten bewegt (Wellenbewe-gung  Steuerphase). Dadurch hebt sich die Schnur vom Wasser ab und gleitet auf den Werfer zu.Die Rutenspitze wird in einem weiten runden Bogen in Richtung 1 h angehoben um, aus der Sicht des Werfers,hinter ihm ein großes D zu erzeugen.Jetzt trifft (ankert) das Vorfach exakt neben dem Werfer. Das D ist nun weit gerundet, und von der 1 h Position ausbeginnt dann der abschließende Vorwurf.

173Position der Rutenspitze unmittelbar vor dem Stopp. Eine gute Ladung der Rute, verstärkt durch den kurzen, nachunten geführten Zug durch die Schnurhand, ist hier entscheidend.Position unmittelbar nach dem Stopp. Ein sehr exakter, positiver Stopp lässt eine enge Schlaufe entstehen.Die Schlaufe rollt sich extrem eng aus. Die kleine flache Welle (flaches U) unmittelbar hinter dem Schlaufenbogenist ein typisches Kennzeichen dafür.

174Der Snap-T und seine VariationenManche Situationen verlangen eine besondere Technik, um das Fischen effektiverund gleichzeitig Kräfte sparender zu gestalten. In den 80er Jahren habe ich eineTechnik entwickelt, um unter beschränkten Platzverhältnissen effizienter fischenzu können. Die Situation war folgende: Es handelte sich um einen 5–8 m breitenstark bewachsenen Grundwasserkanal mit gutem Äschen- und Forellenbestand. AnÜberkopfwürfe im herkömmlichen Sinn war nicht zu denken, denn Bäume säum-ten das Ufer. Der einzige Weg für einen Rückwurf war somit der über dem Wasser.Das Betreten des Wassers war zudem verboten. Da das Nymphenfischen die einzigwirklich effektive Technik an diesem Wasser war und immer noch ist (Gammaridenfressende, steigfaule Grundäschen), wollte ich einen Wurf kreieren, der speziell fürdie Nymphe geeignet wäre und zudem das versehentliche Auftreffen der Nympheauf dem Blank verhindern würde. Bei Überkopfwürfen in so beengtem Raum ist soein Blanktreffer leicht möglich. So musste ich mir also etwas Neues einfallen las-sen. Beim Herumspielen nach dem fast täglichen Wurftraining auf der Wiese nebenmeinem Elternhaus stiess ich eines Tages auf die Lösung.So wird’s gemachtWenn die Nymphe ausgefischt hat und viele Meter unterhalb unseres Standplatzesin der Strömung baumelt, wird die Rutenspitze in Richtung Nymphe gerichtet undzur Wasseroberfläche abgesenkt.Der niedrige Ausgangspunkt ist wichtig, um ohne lästige Leerschnur eine möglichstfließende und stetig steigernde Beschleunigung zu ermöglichen und den Wurf ef-fizienter zu gestalten. Man sollte nie vergessen, dass die Fliegenschnur immer derRutenspitze folgt. Der Wurf wird in einer seitlichen Position gemacht, ist also ein sogenannter Side Cast.Die AusgangspositionRechtes Ufer – Präsentation stromauf:Rute ist gesenkt und die Handinnenfläche zeigt stromauf. Die Rolle kann dabeidurchaus ausgedreht sein, bevor der Wurf beginnt.Linkes Ufer – Präsentation stromauf:Rute ist gesenkt und Rolle zeigt stromab (!), also gegen die Wurfrichtung, bevor derWurf beginnt. Das bedeutet die Stellung beim Wurf am linken Ufer ist dieselbe, wiewenn man als Rechtshänder einen Rückwurf starten würde. Der Handrücken zeigtstromauf. Der Wurf wird am linken Ufer also über die Rückhand (Stopp bei 1 h Po-sition) abgelegt.

175Die Bewegung (Beispiel rechtes Ufer)Beginnen Sie die Rute leicht anzuheben und sie langsam jedoch stetig beschleu-nigend (progressiv) zu bewegen, um möglichst ruckfrei die Trägheit zu überwinden.Ihre Rutenspitze soll einen geraden Weg vom Ausgangspunkt in Richtung des ge-wünschten Landepunkts der Nymphe beibehalten. Die stetig beschleunigende Be-wegung erreicht die höchste Geschwindigkeit beim Stopp. Nach dem exakten Stoppder Rutenspitze in der 11h Position ziehen Sie die Rutenspitze unter(!) der sich inRichtung Ziel entwickelnden Schnur in Gegenrichtung zurück. Das bedeutet, dassSie aktiv diese zwei Bahnen vertikal trennen, um ein Auftreffen der Nymphe aufihrer Rute zu vermeiden. Zusätzlich wird die Rückzugsbewegung leicht in Richtungdes eigenen Ufers gemacht, um auch eine horizontale Trennung der Ebenen zuerreichen. Fahren sie jedoch nicht zu weit horizontal aus der Bahn, da dadurchEnergie verloren geht, weil die Schlaufe dadurch in der Horizontalen geöffnet wird.Die Gegenzugbewegung kann extrem eng(a), v-förmig (b – Arrow Snap) oder rund(c)sein, sollte aber in jedem Falle sehr schnell ausgeführt werden. Durch diese Ge-genzugbewegung wird die Schnurgeschwindigkeit der oberen Leine stark erhöhtund es lässt sich ohne großen Aufwand eine gute Distanz werfen (schießen). Hatdas Schnurende die Höhe der Rutenspitze passiert, so muss die Rutenspitze nochkurz dem Wurfpfad(Drift) ähnlich wie beim Distanzwurf folgen, um die Schnur bes-ser durch die Ringe schießen zu lassen und das Abrollen zu gewährleisten. Für dieStromaufpräsentation auf Distanz empfehlen sich die Varianten a oder b.Zusätzliche BeschleunigungDer Zug der Schnurhand (einfacher Zug) erfolgt am linken Ufer nach dem Prinzipmeines verbesserten Doppelzuges. Das bedeutet, dass durch eine niedere undebenfalls stromab gerichtete fast gestreckte Hand der Einfache Zug somit automa-tisch über die Rutenhand erfolgt.Inzwischen ist dieser sehr effiziente Wurf durch meinen ehemaligen Kursteilnehmerund Instruktor Graham Andersson aus Vancouver sowie durch Floyd Dean auch imZweihand Bereich integriert worden und ist inzwischen rund um den Globus be-kannt. Mit meiner Zustimmung erhielt der ursprünglich als GF Upstream Pick-Upbekannte Wurf den vereinfachten Namen Snap-T. Beim Zweihandwerfen wird dieseBewegung verwendet, um die Schnur stromauf umzulegen, um daraufhin einen Prä-sentationswurf stromab folgen zu lassen.

176Alle Snap-Varianten aus der Seitenansicht (vertikale Bewegung der Rutenspitze) a Die Snap – T Bewegung für das effizienteste Übersetzen der Energie für die lange Stromaufpräsen- tation. Minimaler Einsatz, maximales Resultat. Schwierig! b Arrow Snap, die ideale Bewegung für das Umlegen der Schnur für die anschliessende Stromabfi- scherei. Das Ende der Bewegung der Rutenspitze endet stromab vor dem Werfer. c Anfängervariante, runde, C-Bewegung für schwerere Nymphen. x Position des WerfersVogelperspektive der Snap-Varianten(Draufsicht, horizontale Bewegung der Rutenspitze) a Snap T (effizienteste Form mit geringer seitlicher Abweichung in Richtung zum eigenen Ufer). b Arrow Snap (idealste Variante für das Stromabfischen). c runde Form, Snap-C, für Anfänger und für sehr schwere Nymphen. x Position des Werfers

177Geniale Snap- Präsentationen für das StromabfischenWenn ein Drop Off, ein Riesel oder eine Rinne am eigenen Ufer stromab befischtwerden soll, jedoch stromauf kein Rückraum zum Sinkenlassen der Nymphe vor-handen ist(z.B. Felswand, die in den Fluss ragt) sind die nachfolgenden Präsentati-onsvarianten einfach genial.Der AusgangspunktDie zu befischende Stelle mit den vermuteten Fischen liegt vom eigenen Standplatzaus gesehen stromab. Eine Stromaufpräsentation zum Sinkenlassen der Nympheist an dieser Stelle nicht zweckdienlich, da es stromauf entweder zu flach ist oderder Platz für eine lange Präsentation mit intensiver Sinkphase schlicht fehlt.Während beim Nymphenfischen stromauf eine möglichst energieeffiziente Variantevon Bedeutung ist(lange Snap-T Präsentation in Verbindung mit dem Schiessenlassender Schnur), bringt für das Stromabfischen allein schon die Grundbewegung, denentscheidenden Präsentationsvorteil. Zum Stromabfischen sind zwei weitere SnapVarianten mit unterschiedlichen Anforderungen verwendbar.Zwei PhasenDie beiden Varianten bestehen jeweils immer aus zwei Phasen.Phase 1: Umlegen der Schnur stromaufPhase 2: Bilden der U-Schlaufe (Schlaufentechnik) bzw. totales Menden bzw. Stre- cken der gesamten Schnur (90° Methode) mit darauf folgendem Nachfüt- tern der FliegenschnurSowohl für das linke, wie auch für das rechte Ufer werden beide Varianten überdie Rückhand gemacht, sprich die Handinnenfläche zeigt während der Ausführungimmer stromab. Die Schnurhand bleibt dabei passiv, d.h. der Abstand zum erstenRing bleibt in der Stromaufbewegung konstant, während er sich durch die anschlies-sende Stromabbewegung leicht vergrössert, was zum besseren Laden der Rute zu-sätzlich beiträgt.Wichtig ist, dass zuerst die Keule bis zum Beginn des Rear Tapers stromab hinaus-gefüttert oder -gerollt wird. Bei grösseren Nymphen bevorzuge ich kräftige Keulenmit 8 m Länge in Kombination mit 12–14m langen Rear Tapers. Habe ich beispiels-weise eine ruhige Strömungsbahn stromab entlang des eigenen Ufers und bereitswenige Meter vom Ufer entfernt schnelleres Wasser, so füttere ich einfach zuerstSchnur in das schnelle Wasser, um mein Wurfgewicht rauszubringen. Befinden sich8m Fliegenschnur ausserhalb des Spitzenrings, kann das Fischen beginnen.

178Die AusführungsvariantenDer Arrow SnapDie Schnurhand ergreift die Fliegenschnur, und die dadurch gestoppte Nympheswingt ans eigene Ufer. Nun muss ich entscheiden, wohin die Nymphe genau prä-sentiert werden soll. Es ist wichtig, dass sich die ausgedriftete Nymphe 180° zumspäteren Ziel befindet, wenn der Wurf gestartet wird. Nur so wird ermöglicht, dassdie Rutenspitze während der Beschleunigungsphase auf einer Geraden geführtwerden kann. Die Rutenspitze wird nun zur Wasseroberfläche gesenkt. Danach be-schreibt folgt die Rutenspitze einer ansteigende Gerade in Richtung des späterenLandepunkts der Nymphe. Diese Bewegung muss nicht schnell sein. Wichtig ist nur,dass dadurch die Adhäsion der Fliegenschnur verringert wird. Die Rutenspitze wirdnur so lange stromauf geführt, solange die Gerade gehalten werden kann. Keines-falls jedoch darf die Rutenspitze eine Kreisbahn hinter den Körper zum eigenenUfer hin beschreiben. Erreicht die Rutenspitze den Umkehrpunkt (die Rutenhandist dabei in etwa auf der Höhe des Ohrs), folgt eine progressiv beschleunigte Bewe-gung derselben in Gegenrichtung und gleichzeitig zur Wasseroberfläche gerichtet.Man führt sie also in einer Geraden stromab zum eigenen Ufer hin uns stoppt sieschlussendlich knapp über der Wasseroberfläche. Es wäre unsinnig, die Gegenbe-wegung stromab unterhalb der Flugbahn der Nymphe zu machen, da dies einerseitsdie Länge und andererseits auch die Wirkung des Gegenzuges beschränken würde.Zudem würde man damit die Rutenspitze auf Kollisionskurs mit der Nymphe brin-gen. Enge Schlaufen sind beim Werfen von Nymphen ohnehin nicht von Nutzen undwerden immer nur für längere Würfe so geformt.Die Rute bleibt somit von Treffern verschont. Nun fliegt die Nymphe Richtung Zielund landet nur etwa zwei Rutenlängen stromauf des Werfers auf der angestrebtenDriftbahn. Die komplette Bewegung beschreibt ein liegendes, sehr spitziges V mitder Spitze hinten am Umkehrpunkt. Da diese einem Pfeil ähnelt nenne ich dieseVariante den Arrow Snap.Zwei unterschiedliche Techniken für die Phase 2Schlaufentechnik: (nicht bei sehr klarem Wasser!)Was jetzt noch bleibt, ist die Bildung der U-Schlaufe. Da sich die Rutenspitze ja nununterhalb von uns am eigenen Ufer befindet, führen wir diese, sobald das abtreiben-de und stromauf zeigende Ende der Fliegenschnur unseren Standpunkt passiert,einfach auf eine parallele Bahn zur abtreibenden Fliegenschnur, sodass im Idealfallnun eine 70–100 cm breite U-Schlaufe stromab treibt. Jetzt muss nur noch durchAuf- und Abbewegungen der Rutenspitze Schnur nachgefüttert werden. Eine genau-ere Beschreibung der Technik finden Sie ab Seite 111.

17990° MethodeSoll beim Stromabfischen die Nymphe plus Vorfach zuerst in den Sichtbereich desFisches kommen(klares Wasser), so wird nach der Arrow Snap Stromaufpräsenta-tion gewartet, bis das Ende der abtreibenden Fliegenschnur auf Höhe des eigenenStandplatzes angelangt ist, um dann sofort die gesamte auf dem Wasser treibendeSchnur so stromauf zu menden, sodass das Ende der Fliegenschnur schliesslicheine Gerade stromab bildet. Alsdann wird Schnur auf gleiche Weise wie in der ers-ten Variante nachgefüttert. Die Nymphe erreicht so den Fisch zuerst. Eine genauereBeschreibung dieser Variante finden Sie auf Seite 122Auf beide Arten lassen sich schöne lange Dead Driften stromab erreichen. Wie lan-ge diese Driftphase ausfällt, ist abhängig von der Härte der Rute. Eine Drift von25–30 m ist für mich keine Seltenheit, wenn es mir darum geht, einen schwer er-reichbaren Standplatz einer Kapitalen zu erreichen.Die Big Nymph- bzw. auch Anfänger-VarianteFür das Werfen von schwereren Nymphen aber auch für Anfänger empfiehlt sichdie einfachere, runde Snap Variante. Hier wird die Nymphe auf einem grossen Ovaloder C nach hinten und dann zurückgeführt. Der Endpunkt der Bewegung ist nichtso weit vor dem Körper wie bei der gerade eben vorgestellten Variante, jedoch eben-falls zum Ufer hin versetzt, um die Rutenspitze aus der Flugbahn der Nymphe zubringen. Die Form der Rutenspitzenbewegung kann bis hin zum Kreis ausgedehntwerden. Dass dadurch in den Augen eines Biomechanikers Energie verschwendetwird, ist klar, doch das Ziel ist einzig, die Nymphe unter Verwendung der Zugkräfte inder Schnur sicher an der Rute vorbei stromauf zu legen. Da nur mit der Keule han-tiert und die Schnur nur ein paar Meter stromauf in einer Rolle umgelegt wird, istdieser Energieverlust zu vernachlässigen. Wichtig ist nur, dass die Spannung in derSchnur erhalten bleibt (totale Kontrolle!), und die Umlenkkräfte in der Fliegenschnurwirken können. Auf diese Art lassen sich auch schwerere Nymphen noch sicher wer-fen. Mit der Bildung der U-Schlaufe und dem Nachfüttern der Schnur stromab, istdie zweite Phase identisch wie bei der zuerst vorgestellten Variante.WinkeländerungWill man die Richtung noch etwas korrigieren und weiter vom Ufer weg präsentieren,so kann man gleich nach dem Anheben der Rutenspitze einen kleinen, horizontalenSchlenker mit der Rutenspitze in Richtung des eigenen Ufers machen und dann denWurf in Richtung des Zieles fortsetzen, damit dadurch auch weiter vom Ufer entferntliegende Bahnen abgefischt werden können. Es besteht auch die Möglichkeit, dieRolle während der Beschleunigungsphase (= Richtung gebende Phase) leicht aktivauszudrehen. Es entsteht dadurch ein leichter Bogenwurf.

180Die Würfe für extremen TiefgangDer Dunker und der Vertikale BogenwurfIn der Fliegenfischerliteratur finden sich diverse Beschreibungen von Tuck Casts biszurück zum Ursprung (entwickelt von George Harvey im Jahr 1934). Sie alle habendas gleiche Ziel, nämlich die Nymphe möglichst schnell in die gewünschte Tiefezu bekommen, noch bevor die Strömung auf die Schnur wirkt und die Nymphe amAbsinken hindert. Dabei ist es wichtig, dass die Nymphe mit hoher Geschwindig-keit noch vor der Fliegenschnur auf das Wasser aufschlägt. In tieferen oder schnellfließenden Gewässerabschnitten wird diese Technik notwendig, sofern man nichtüberschwere Nymphen oder beschwerte Vorfächer verwenden will. Ich fische nichtgerne mit diesen Bleibombern oder -vorfächern weil dadurch die Ästhetik des Flie-genwerfens verloren geht. Man fängt damit ohne Zweifel, aber ehrlich gesagt binich nicht erpicht darauf, mit einer zwei Klassen schwereren Schnur am klaren Fo-rellenfluss zu stehen, nur um meine Bleigeschosse besser kontrollieren zu können.Fliegenfischen soll ja vor allem auch erholsam sein und nicht in Stress ausarten.So richtig zufrieden war ich mit den Resultaten diverser bekannter Tuckvarian-ten jedoch nie. Vor ca. 15 Jahren habe ich deshalb auch den vertikalen Bogen-wurf entwickelt, der die Nymphe wesentlich leichter absinken lässt, da mehrLeerschnur(Slackline) am Aufschlagpunkt zur Verfügung gestellt und gleichzeitigder Einschlagwinkel der Nymphe optimiert wird. Die Vorstufe dazu ist mein PowerTuck, dem ich den Namen Dunker gegeben habe. Dunker deshalb, weil die Nymphebei dieser Variante senkrecht von oben(wie bei einem Dunk beim Basketball) aufsWasser klatscht. Die Bewegung beim Dunker wird später auch beim vertikalen Bo-genwurf verwendet. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass der Dunker mit ei-ner konstanten Schnurlänge ausgeführt wird(das Ziel wird überworfen, damit späterLeerschnur zur Verfügung steht) während beim Vertikalen Bogenwurf auf DistanzSchnur nachgeschossen wird.Basics zum besseren Verständnis:Nach dem Stopp beim Vorwurf darf der Werfer nicht erwarten, dass die Schlaufesich dann bis zum Vorfach automatisch ausrollt. Zwar kann das Taper der Schnurdas Ausrollen der Schlaufe begünstigen(z. B. Triangle Taper), doch nur durch einleichtes Bremsen des unteren Schnurteils der Schlaufe während der Drift wird ge-währleistet, dass sich die Schlaufe vollständig ausrollen kann. Die Zugkräfte in derSchlaufe können dadurch bis zu deren Auflösung wirken. Durch das aktive Zurück-ziehen der unteren Schnur (aktive Rückwärtsbewegung der Rutenspitze) kann derWerfer in der Phase nach dem Stopp noch massiven Einfluss auf das Ausrollennehmen und gar einen verhungerten Wurf noch zu retten.

181Mit dem Dunker wird eine kleine Mikronymphe am Gegenufer rasch auf Tiefe gebracht. DieRute wurde hier bereits durch eine harte Aufwärtsbewegung zurückgestoppt (siehe Spitze),was die Schnur in Folge hart umschlagen lassen wird.Umsetzung des Prinzips beim DunkerBeim Dunker wird dieses Prinzip zur Erhöhung der Aufschlagsgeschwindigkeit derNymphe auf das Wasser genutzt. Die dazu notwendige Gegenbewegung nach demStopp muss sehr schnell erfolgen, damit die Kraft explosionsartig auf die Nympheübertragen wird und sie wie ein Geschoß die Wasseroberfläche durchschlagenkann.Damit die Nymphe auch wirklich auf Tiefe geht, muss die Wurfebene absolut ver-tikal sein (kein Side Cast!). Der Oberarm muss jedoch möglichst weit vom Körperentfernt sein (nahezu horizontal), damit er die für den Dunker notwendigen Bewe-gungen einleiten kann. Es ist darauf zu achten, dass die Winkelstellung zwischenUnterarm und Oberarm beim Stopp ungefähr 90° beträgt.Der Dunker wird wie ein gewöhnlicher Überkopfwurf ausgeführt. Der Stopppunktbeim abschließenden Vorwurf befindet sich bei ca. 11 Uhr auf der Wurfuhr. Danachfolgt die entscheidende Phase. Explosionsartig wird die Rutenspitze jetzt nach vor-ne und gleichzeitig nach oben bewegt. Die Rutenspitze nimmt in der Endstellung die

182höchstmögliche Position ein und verharrt. Der Arm ist jetzt nahezu ausgestreckt.Diese abschließende Bewegung nach oben entspricht einer Gegenbewegung zumanvisierten Ziel und führt zu einer zusätzlichen Beschleunigung der Nymphe. Diedadurch stark aufgeladene Rute gibt die Energie schlagartig an die Schnur ab. Die-se schlägt extrem um, und die Nymphe durchschlägt nun senkrecht die Wasser-oberfläche. Nachdem die Schnur umgeschlagen hat, wird die Rutenspitze sofort zurWasseroberfläche abgesenkt. Bei diesem Absenken kann noch Schnur freigegebenwerden (erzeugt mehr Slackline).Also nochmals kurz zusammengefasst:• einen Überkopfwurf oder einen Switch Cast auf vertikaler Wurfebene ausführen• die Rutenspitze beim abschließenden Vorwurf aus der Stoppposition bei 11 Uhr in Gegenrichtung zum Ziel, also explosiv nach vorne oben (himmelwärts) bewe- gen und in dieser Position verharren, bis die Schnur umgeschlagen hat• dann die Rute sofort senkenDer vertikale Bogenwurf (Distance Dunker)Wird die Distanz zum Ziel größer, macht es keinen Sinn mehr, eine große Schnur-menge in der Luft zu halten, um das Ziel zuerst mit einem Leerwurf zu überwerfen.Oft ist der dazu benötigte Raum auch nicht vorhanden. Die für den Bogen benötigteSchnur muss also durch ein Nachschießen der Fliegenleine bereitgestellt werden.Sie soll dann an dem Punkt, an dem die Nymphe die Wasseroberfläche durchschla-gen hat auf einem Haufen auftreffen und deren Absinken erleichtern.Das Wippen-PrinzipEin Bogenwurf ist nichts Anderes als eine Wellenbewegung, die in der Hand beginntund sich später – je nachdem wann sie gestoppt wird – irgendwo auf dem Wasserzeigt. Legen wir ein Seil auf den Boden und heben es am Ende auf, so können wireine Wellenbewegung in der Hand starten und das Ergebnis am Seilende beobach-ten. Wenn ich den Bogen am Schnurende erklären muss, dann vergleiche ich dieFliegenschnur mit einer Wippe. Damit die Wippe auch funktioniert, muss die Flie-genschnur durch einen sauberen Wurf zuerst gestreckt werden. Je mehr Spannungin der Schnur ist, desto einfacher ist es den Bogen ans Ende zu treiben. Jede Bewe-gung mit der Rutenspitze in eine Richtung führt dann zu einer Gegenbewegung amSchnurende (Rutenspitze nach links - Bogenöffnung nach rechts, Rutenspitze nachrechts - Bogenöffnung nach links ...).

183„Anatomie“ des Vertikalen BogenwurfesFür einen Vertikalen Bogenwurf brauchen wir also wie beim Dunker eine Rutenbe-wegung nach oben, damit das Schnurende in Gegenrichtung ausschlägt. Es ist fürdiesen Wurf äußerst wichtig, nach dem Stopp durch den Gegenflipp nach vorneoben Schnur schießen zu lassen, weil dadurch erst Schnur bereitgestellt wird, dieeinen großen Bogen (schafft viel Leerschnur) am Schnurende entstehen lässt. DerWurf beginnt aus einem Überkopfwurf in einer vertikalen Wurfebene, die parallelzum Körper liegt. Da die Nymphe wirklich hart aufschlagen soll, wird beim abschlie-ßenden Vorwurf bis zum Stopp eine höhere Geschwindigkeit aufgebaut, als diesder Wurfweite entsprechen würde. Fast zeitgleich mit dem Stopp bei ca. 11 Uhrstartet eine sehr schnelle Ruten(spitzen)bewegung, die nach vorne oben gerichtetist. Man nimmt dabei den Ellbogen nach oben, dann folgen Unterarm, Handgelenk,Zeigefinger und Rute nach (Wellenbewegung). In dem Moment, in dem die ersteBewegung abgeschlossen ist (Zeigefinger zeigt nach oben), gibt die Schnurhanddie Schnur frei und durch eine fließende Handbewegung zum Wasser wird Schnurnachgeschossen. Es läuft dadurch eine Welle vom Ellbogen bis ans Schnurende.Mit Wucht klatscht die Nymphe aufs Wasser und der Bogen befindet sich jetzt ganzam Schnurende, wodurch am Eintauchpunkt sehr viel Leerschnur zu liegen kommt.Die Nymphe kann nun fast ungehindert absinken. Nach dem Absinken der Nympheversuchen wir nach 2–3 Sekunden noch mit viel Gefühl das Vorfach ein bisschen zustrecken. Wer besonders tief fischen will, dem empfehle ich zusätzlich noch ein Roll-mending stromauf nachdem die Nymphe geankert hat, sprich etwas eingetaucht istund somit genügend Widerstand für ein dosiertes Rollmending bietet.In der Phase, in der die Nymphe stromab auf uns zu driftet, liegt dann zwar viel Leer-schnur auf dem Wasser und ein Biss in dieser Phase ist recht schwierig zu verwer-ten, aber spätestens auf unserer Höhe hat die Nymphe schon eine deutlich größereTiefe als bei anderen Tuck Casts erreicht und treibt jetzt ohne jede Beeinträchtigungdurch die Strömung dahin.Der Sideroll-Snap – eine besondere Rollwurf VarianteAls Sideroll-Snap bezeichne ich eine spezielle Form des Rollwurfes. Dieser Wurfentstand beim Fischen auf eine sich etwas stromab meines Standplatzes jedocham Gegenufer lethargisch am Grund ruhende, große Äsche, der ich einen Schlupfvortäuschen wollte. Das Gewässer war an dieser Stelle etwa 7 bis 8 m breit, ca. 1m tief, glasklar und ruhig fließend. Um eine Äsche aus ihrer Lethargie zu erwecken,braucht es schon mal 20–30 Würfe. Zeigt sie dann plötzlich Interesse und beginntzu pendeln, folgen oft noch eine ganze Menge mehr Würfe bis sie nimmt … oderauch nicht. Da ist es natürlich hilfreich, wenn man einen Wurf zur Hand hat, dersowohl energie- als auch platzsparend ist und vor allem nicht zuviel Unruhe undStörung verursacht.

184Der für diese Situation von mir verwendete Sideroll-Snap braucht keinen Leerwurf,sondern es handelt sich dabei um ein sanftes, leises Angleiten und Ablegen in einerBewegung mit kaum mehr als 7–10 m Schnur inklusive Vorfach. Dieser Wurf hilftbesonders bei schmaleren Gewässern (5–10 m) zum Fischen auf Sicht (besondersauf Äschen) aus einer Wurfposition einige Meter oberhalb des Fisches. Man soll-te dabei allerdings nicht die Sonne im Rücken haben. Sideroll-Snap habe ich ihndeswegen getauft, weil er in Sidecast Position ausgeführt wird und die Rutenspitzedabei eine halbkreisförmige Bewegung mit abschließendem Gegenzug (Snap) wiebei einem Reach Cast beschreibt. Hat die Nymphe ohne Interesse zu erwecken denFisch passiert, so kann der Wurf direkt aus dieser Position erneut erfolgen und einAusdriften bis die Nymphe direkt stromab vom Standplatz in der Strömung hängt,ist nicht notwendig.Die Sideroll-Snap Technik (Beispiel für das linke Ufer)Zu Beginn zeigt die gesenkte Rutenspitze wie bei jedem Rollwurf direkt auf die aus-gefischte Nymphe. Der Ellbogen fährt nun auf den Körper zu und gleitet eng an ihmvorbei nach hinten. Im Gegensatz zu einem normalen Rollwurf mit fast senkrechterRutenebene während der Angleitphase, bleibt diese beim Sideroll-Snap jedoch ge-neigt (ca. 45° zur Körperachse). Die Nymphe wird also mit einer stetig steigendenBeschleunigung herangezogen. Damit wurde die Trägheit überwunden und der linkeTeil des Halbkreises gezeichnet. Jetzt beginnt die runde oder elliptische, raumgrei-fende Schiebebewegung, die dann endet, wenn die Rutenspitze genau in Richtungdes vorgesehenen Landepunktes der Nymphe zeigt. Die Rutenhand ist jetzt fastgestreckt. Die Schnur beschreibt somit zwischen Rutenspitze und Körper in der Ho-rizontalen eine halbkreisartige bzw. U-förmige Bewegung. Sie gleitet dabei unter derRute (nicht über ihr!) hindurch und nah am Körper vorbei. Da der Fisch am anderenUfer angeworfen wird und die Nymphe sich jetzt eigentlich immer noch unterhalbunseres Standortes befindet, müssten sich beim Vorwurf die Wurfbahnen kreuzen,wie dies bei einem Single Spey Cast mit falschen Ankerpunkt der Fall ist.Damit die Nymphe jedoch nicht auf die Fliegenschnur trifft, wird die Rutenspitzejetzt durch einen Snap wie bei einem Reach Cast gegen die Strömungsrichtung undzusätzlich auch noch nach oben bewegt, sodass die Rutenspitze oberhalb meinesStandplatzes und so weit wie möglich in Richtung der Gewässermitte (also so nahwie möglich an der Bahn des angepeilten Fisches) zum Stehen kommt. Das Vorfachund noch der ein oder andere Meter Fliegenschnur schlagen somit mit erhöhter Ge-schwindigkeit in Richtung Ziel um und die Rute wird nun wie in der Endphase einesReach Cast noch leicht abgesenkt, jedoch nicht zu tief, damit noch ausreichendLeerschnur zur Verfügung steht, um anschließend noch zumindest ein paar Me-ter Drift zu erreichen. Die auf diese Weise auf der Bahn des Fisches jedoch etwasstromauf (Sinkphase einberechnen) platzierte Nymphe treibt somit noch vor demVorfach und der Fliegenschnur auf den Fisch zu.

185Der FrollerIn stehenden Gewässern ohne Rückraum wurde in Italien von Tournierfischern eineTechnik entwickelt, die zwar nicht gerade schnurschonend ist, jedoch auch unterbedrängten Platzverhältnissen vom Ufer aus das Werfen auf Distanz noch ermög-licht – der Froller.Der Froller ist eine Switch Cast Technik, bei der die Schnur nicht seitlich vom Werferim Wasser ankert, sondern bei der der größte Teil der Schnur auf dem Ufer leichtseitlich hinter dem Werfer zu liegen kommt. Die Rute wird bei dieser Technik naham Körper nach hinten bis in die 3 Uhr Position geführt. Die Schnur fliegt dabeiüber die Rutenspitze nach hinten. Voraussetzung ist allerdings, dass dort keine grö-ßeren Hindernisse liegen und sich die Schnur nicht irgendwo verfangen kann. Trotzder ungewöhnlichen Art des Ankerns auf dem Ufer und der tiefen Position der Ru-tenspitze am Ende des Rückwurfes lassen sich durch die Kombination von einemlangen Schiebeweg der Wurfhand und einem langen Zug der Schnurhand beim ab-schließenden Vorwurf mit Stopp bei ca. 10 Uhr trotzdem sowohl eine durchaus an-sehnliche Schlaufe als auch Wurfweiten bis 30 m erzielen. Dazu ist allerdings eineWF-Longbelly Leine nötig. Edgardo Doná demonstriert hier die Technik:

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187Die AusrüstungDie FliegenruteDer Wahl der Rute kommt beim Nymphenfischen eine entscheidende Bedeutungzu. Allerdings kann man nicht von einer idealen Rute für alle Verhältnisse sprechen,sondern es gibt nur eine ideale Rute für den jeweiligen zu befischenden Gewässer-typ. Haben wir z.B. einen schmalen Fluss vor uns, so können wir mit einer für einenbreiten Fluss idealen neun Fuß Rute mit einer Schlaufentechnik nur auf der ande-ren Seite des Flusses effektiv fischen. Der unmittelbare Uferbereich kann deshalbnicht so effektiv befischt werden, wie zum Beispiel mit einem sieben Fuß Gerät, weildie längere Rute für den Anschlag zu weit über das Wasser ragen würde. Warumdies so ist, möchte ich ihnen kurz erklären:Wir verwenden bei der Schlaufentechnik beim Stromabfischen bekanntlich eineimaginäre Rolle, um die der Anschlag gezogen wird. Ist die Rute nun zu lang, soist es uns in unmittelbarer Ufernähe nicht möglich die Rutenspitze vor uns auf dasWasser zu bringen, um den parallel zum Ufer verlaufenden tief gehaltenen Anschlagdurchzuführen, sondern wir müssen dann schräg nach oben anschlagen. Dadurchwird der Anschlag nicht optimal umgesetzt. (Siehe: Die Umlenkrolle)Welche Rute ist geeignet?Ganz allgemein kann gesagt werden, dass sämtliche Mendings natürlich mit einerlängeren Rute wesentlich einfacher ausgeführt werden können, da Strömungen auf-grund geringerer Adhäsion leichter überbrückt werden können. Deshalb verwendeich bei breiteren Gewässern, die ein Fischen am Gegenufer verlangen, etwas län-gere Ruten. Optimal geeignet ist die LOOP Cross SX 6100. Über eine Länge von 10Fuß gehe ich jedoch nicht gerne hinaus. Der Hebel wird dann zu groß, und ein ange-nehmes und ermüdungsfreies Fischen bei Verwendung von Rollwürfen und SwitchCasts ist dann nicht mehr gegeben. Eine Alternative für breite Gewässer ist jedochdie LOOP Cross S1 6107 Switch Rute. Diese Rute mit einer Länge von 10,7 Fußkann auch wie eine Zweihandrute verwendet werden. So kann je nach Situationreagiert werden.Als Allroundrute für den Anfänger empfehle ich jedoch eher eine Länge von 8 Fuß,da sie leichter zu kontrollieren ist, für breitere Gewässern jedoch die erwähnten neu-en Fuß. Haben wir allerdings ein stark bewachsenes, schmales Gewässer vor uns,das wir auch am eigenen Ufer effektiv befischenden wollen, so ist eine 7 oder 7 ½Fuß Rute die sicherlich idealere Wahl. Die größeren Schwierigkeiten bei Mendings,werden durch einen wesentlich effizienteren Anschlag und handlicheres Werfen beibeschränkten Platzverhältnissen wieder ausgeglichen. Im Allgemeinen kann jedoch

188gesagt werden, dass die Nymphenrute im Schnitt 1 Fuß länger sein kann als dieTrockenfliegenrute.RutenaktionDie Aktion der Rute ist von entscheidender Bedeutung, da der geübte Nymphenfi-scher zu mehr als 95% mit Rollwürfen und Switch Casts hantiert. Die Situationensind sehr selten, in denen ein routinierter Werfer beim Nymphenfischen auf denÜberkopfwurf zurückgreifen muss. Vor allem Ruten mit Unterhandaktion sowie auchparabolische Ruten oder progressive Ruten mit einer schnellen Mid Curve Aktionbringen die Kraft aus dem unteren Rutenbereich besser zum Ausdruck und erleich-tern die Fischerei mit „Wasserwürfen“ ungemein. Ruten mit Spitzenaktion zaubernzwar schöne, enge Schlaufen in die Luft, doch sie sind nur für die Wiese oder bes-tenfalls noch für die Trockenfliegenfischerei zu gebrauchen. Als Allroundruten odergar zum Nymphenfischen sind sie völlig ungeeignet.Was eine gute Nymphenrute fast ganz von alleine schafft, machen Sie mit einerRute mit Spitzenaktion nur mit Kraft und selbst mit Kraft stößt eine solche Rutebald an ihre Grenzen. Ich spreche hier aus Erfahrung, denn ich war früher auch mitsolch unbrauchbaren Spitzenaktions“stecken“ am Wasser.Wasser- und WerfertypDie Wahl der Rute hängt natürlich auch vom zu befischenden Wasser- und auchvom Werfertyp und dessen Temperament ab. Ich fische gerne im Fluss und dort v.a. auch an weniger gut zugänglichen, schnelleren und für viele als fast unbefisch-bar geltenden Abschnitten. An solchen Stellen fische ich ausschließlich mit Ruten,die mir in jeder Situation ohne Verzögerung „gehorchen“. Weiche, vollparabolischeRuten reagieren immer etwas verzögert und sind vor allem im schnellen Wasser(v. a. beim Anschlag) meiner Meinung nach zu träge. Ich bevorzuge deshalb etwasschnellere, progressive Ruten. Weiche Ruten zwingen den Werfer sich in die Ruteeinzufühlen und sich stärker zu konzentrieren. Dies ist natürlich nicht negativ. Unterdem Strich jedoch erfordert dann das Werfen mehr Konzentration als das Fischen.Das ist in Ordnung beim Werfen auf der Wiese, doch beim Fischen habe ich es ger-ne anders herum. Trickwürfe sind mit langsamen Ruten oft nur in Zeitlupentempomöglich, doch besonders schnelles Wasser erfordert ein schnelles Reagieren undsomit ein blindes Gehorchen der Rute.Meine persönliche WahlIch bevorzuge eine Rute, die in der Lage ist, auf meine Kommandos schnell undmöglichst verzögerungsfrei zu reagieren und trotzdem das notwendige Gefühl hat.Es gibt Situationen, in denen ein Fischen mit 0.10er Vorfach nötig ist (Montanasheiß begehrte Spring Creeks wie Nelson, Armstrong oder DePuys), da die Fischesonst nicht beißen. Bei diesen Vorfachstärken ist ein Bruch des Leaders durch Ver-

189wendung schnellerer Ruten viel wahrscheinlicher. An solchen träge dahin fließen-den Flüssen mit heiklen Fischen, die keine schnellen Bewegungen tolerieren, geheich natürlich den Kompromiss in Form einer langsameren, wesentlich weicherenund sehr gefühlvollen Rute ein, die durchaus auch vollparabolisch sein darf. In al-len anderen Situationen möchte ich von langsamen, weichen, vollparabolischenRuten jedoch nichts wissen, obwohl sie im Drill den Fisch schneller ermüden undich selbstverständlich auch in der Lage bin solche Ruten in perfekter Art zu werfen.Jeder hat hier seine eigene Philosophie. Ich bin aber vor allem ein Fischer und dagibt es in Bezug auf Erfolg in erster Linie zwei Regeln: Die Fliege fischt nur wenn sieim Wasser ist und der Fangerfolg (optimale Zeit vorausgesetzt) ist umso größer, jelänger sie fischt und somit je schneller sie wieder am Einsatzort ist.Fazit: Die Nymphe oder Fliege muss so schnell wie möglich und so präzise wiemöglich dort hin, wo die Fische stehen.Wer die Rute selber baut, sollte je nach Geschmack und Typ einen parabolischenoder progressiven Blank wählen und den untersten Ring etwas näher zum Griff plat-zieren, als dies bei handelsüblichen Geräten der Fall ist. Somit wird noch mehr Kraftaus dem unteren Bereich gewonnen.Der Schutz der RuteEin weiteres großes Plus für die Was-serwürfe ist der Schutz der Rute. DasGerät ist dabei nämlich immer voreinem Aufprallen der Nymphe aufden Blank geschützt. Die heute ver-wendeten hoch modulierten Kohlefa-serruten reagieren sehr empfindlichgegen solche Aufpraller und es kannbei der nächsten stärkeren Belas-tung leicht zum Bruch kommen. Pech gehabt: Rutentreffer durch Überkopfwurf

190Die FliegenschnurDer Wahl der richtigen Fliegenschnur, kommt ebenfalls eine ganz besonders großeBedeutung zu. Wird nur stromauf am eigenen Ufer oder direkt stromab mit der Nym-phe gefischt, so kann eine Schnur mit kurzem Taper gute Dienste leisten, da weni-ger Rückraum benötigt wird und damit größere Winkel geworfen werden können.Wie schon in früheren Kapiteln erwähnt, muss jedoch beim Fischen mit Schlau-fentechniken der Querschnitt der Schnur eine gewisse Dicke haben, um durch denStrömungsdruck den Anschlag optimal umzulenken. Ich verwende für die Forellen-und Äschenfischerei für sämtliche Schlaufentechniken Schnurklassen der Stärke 5und 6. Unter Schnurklasse 4 gehen Anschläge auf große Distanz nicht mehr optimaldurch. Es kommt hinzu, dass das optimale Legen der Schlaufe zu einer hochsensib-len Angelegenheit wird. Durch den geringeren Wasserwiderstand der Schnur wirkensich sämtliche Bewegungen der Rutenspitze unmittelbar und direkt aus, sodass dieSchlaufe oft auch ohne es zu wollen, wieder aufgezogen wird. Je dicker die Schnurist, desto besser und einfacher funktionieren die Techniken, da man dann nichtmehr so konzentriert menden und legen muss.Ich verwende praktisch ausschließlich spezielle WF–Schnüre, auch wenn DT Leinenim längeren Rollwurfbereich gleichmäßigere Abrolleigenschaften aufweisen könnenund das Menden v. a. auf Distanz einfacher von statten geht. Göran Anderssonmeinte einmal zu mir, dass eigentlich die Hersteller uns eine optimale Allround-schnur liefern sollten und nicht, dass wir Fischer uns immer wieder mit unterschied-lichen Schnüren behelfen müssen. Leider, oder Gott sei Dank, haben wir nicht nurlauter gleiche Gewässer! Deshalb sind unterschiedliche Schnüre nötig und Göranhat auf diesem Gebiet ja ausgezeichnete Pionierarbeit geleistet und Schussköpferund um den Globus salonfähig gemacht.Da Gewässer unterschiedlich breit, schnell, bewachsen oder offen sind und auchklimatisch bedingt oft unterschiedliche Windverhältnisse herrschen, gibt es keineideale Schnur für alle Gewässer, wohl aber ideale Schnüre für ganz spezifische Ge-wässer. Göran löst das Problem beim Trockenfliegenfischen mit Schussköpfen undVorfächern bis 8 m Länge. Für das Trockenfliegenfischen ist dies sicher ideal, fürdie speziellen Nymphtechniken mit der Schlaufe braucht es jedoch andere Lösun-gen. Für das Fischen mit kleineren Nymphen empfehle ich die LOOP Opti StillwaterLine oder Lee Wulff’s Triangle Taper (TT) Schnüre. Sie sind besonders für SwitchCasts bzw. Unterhand Würfe ideal und haben ein gutes Schwimmverhalten und einrobustes Coating. Auch ist die sehr dünne Running Line steif genug, damit sich dasVerheddern dieses Teils in Grenzen hält. In breiteren Gewässern und wenn ich aufgrößere Distanzen menden muss (Technik zum Fischen jenseits der Strömung) sinddiese Schnüre jedoch ungeeignet. In solchen Situationen verwende ich Schnüre mit

191längerem Rear Taper oder dickerer Running Line. Für ganz spezielle Situationen ver-wende ich Schnüre, die ich selbst verspleiße und die bis 40 m Länge haben können.Dadurch lässt sich, sofern nicht zu weit vom Ufer präsentiert wird, eine Dead Driftvon bis zu 50 m (!) erreichen.Auch schwerere Nymphen erfordern einen kürzeren, schwereren „Bauch“ mit kür-zerem Front Taper. Oft ist die Wahl der Schnur ein Kompromiss, denn ein gewichti-geres Taper und ein gutes Schussverhalten beim Switch Cast oder Unterhand Wurfschneiden sich oft. In schmaleren Gewässern ist die LOOP Opti Stream eine guteWahl. Auch die kann ich empfehlen. Die Schnur ist in der Lage auch schwere Nym-phen mit Rollwurftechniken noch aus dem Wasser zu bekommen. Bei größerenSwitch Cast Distanzen stoßen solche Schnüre mit ihren sehr kurzen, gewichtigenTapern jedoch an ihre Grenzen. Beim Trockenfliegenfischen lässt sich dies durchdie Länge des Vorfachs ausgleichen, doch beim Nymphenfischen reduziert sich da-bei unser Spielraum. Außerdem legt sich der schwerere Frontteil der Schnur meistzusätzlich auf das Wasser und verhindert somit ein „kraftloses“ Werfen. SchwerereNymphen erfordern eine etwas höhere Wurfgeschwindigkeit, damit sie beim Ankernnicht zu tief einsinken.Sinkschnüre?Waren früher beim Nymphenfischen zum großen Teil Sinkschnüre im Einsatz, sohat sich dies mittlerweile völlig geändert. Dadurch dass mit Schlaufentechniken soviele unterschiedliche Situationen und auch tiefere Stellen effektiv befischt werdenkönnen, ohne dass die Nymphe beschleunigt und den Grundbereich verlässt, ist dieSinkleine von der Trockenfliegenschnur total verdrängt worden. Trotzdem gibt esTechniken (Nymphenfischen stromab, gezupfte Nymphe), bei denen der Einsatz vonSinkschnüren durchaus Sinn macht. Auch an Wehranlagen und Staudammausläu-fen, wo mit herkömmlichen Trockenfliegenschnüren und selbst stark beschwertenNymphen wegen des hohen Wasserdrucks nichts mehr auszurichten ist, kann manmit einer schweren Sinkschnur (z.B. Teeny) wahre Sternstunden erleben. Allerdingsgehört diese Fischerei dann schon zum eher härteren und gewichtigeren Typus undist nicht Jedermanns Sache.Was die Qualität der Fliegenschnur betrifft, so sollte das Produkt in jedem Falleaus dem Hause eines der bekannten Hersteller (LOOP, Scientific Anglers, Cortland,Airflo, Rio, Orvis…) sein. Von Billigschnüren rate ich Ihnen die Finger zu lassen! DieFliegenschnur ist der Teil des Geräts, an dem nie gespart werden sollte! MancheBillighersteller verwenden viel Weichmacher in den Schnüren, um dem Käufer eineglatte und geschmeidige Oberfläche zu suggerieren, die bei ihm dann mit Qualitätgleichgesetzt werden soll. Hat sich der Weichmacher dann jedoch oft schon nachkurzer Zeit verflüchtigt, so wird die Schnur dann schnell brüchig und das Coatinglöst sich in manchen Fällen gar von der Seele.

192Ein TippSetzen sie die Fliegenschnur (nichtnur im Auto) nie über längere Zeitals beim Fischen nötig der prallenSonne aus. Starke UVB Strahlungkann die Schnur schneller alternlassen und sie somit zerstören. Son-nencremes und Mückenschutzmit-tel sind wirklich wahre Schnurkiller!Cremen Sie wenn möglich die Fingerund v. a. die Handinnenfläche nurmit speziellen schnurfreundlichenMitteln ein (z. B. Crocodile). Verges-sen Sie nicht, die Fliegenschnur vonZeit zu Zeit, besonders aber nachdem Fischen in stark angetrübtemWasser (Feinsedimente) zu reinigenund zu pflegen. Dies wird von fastallen Fliegenfischern sträflich ver-nachlässigt. Diese kurze Behand-lung kann die Lebensdauer ihrerFliegenschnur deutlich verlängern.Core ProtectorsWenn eine Fliegenschnur schon längere Zeit in Verwendung ist, lässt ihre Schwimm-fähigkeit oft nach und sie wird öfters mal unter Wasser gezogen. Dies ist natürlichärgerlich, zumal beim Einsinken meist gleichzeitig auch der Bissanzeiger mitgeris-sen wird. Grundsätzlich hat dies zwei Gründe:Ältere Schnüre weisen oft mikroskopisch feine Risse im Coating auf, durch die Was-ser in den Kern gesogen wird. Je nach Material des Kerns hat dies unterschied-lich starke Auswirkungen. Nimmt der Kern einmal Wasser auf, dann ist es um dieSchwimmfähigkeit der Schnur geschehen, da er besonders bei häufigem Fischenoft nicht vollkommen trocknen kann. Vielfach wird die Schnur jedoch beim Anknöp-fen des Vorfachs beschädigt, wodurch es durch Kapillarwirkung zu einem Wasse-reinbruch in die Seele kommt. Dies ist selbst dann der Fall, wenn die Fliegenschnureinen verschweissten Loop am Ende hat. Selbst eine Loop-to-Loop Verbindungdurch Braided Line Loops führt oft zu raschem Sinken des Endes. Viele Fliegenfi-scher sichern nämlich das Silikonschläuchlein noch zusätzlich mit einem Tropfen

193Sekundenkleber. Dies lässt die Schnur an dieser Stelle selbst bei den weicherenKlebervarianten verhärten. Durch die Wurfbewegungen und die dabei entstehendeScheuerwirkung kommt es am Übergang früher oder später zum Bruch des Coa-tings, was die Schnur schliesslich einsinken lässt. Dies lässt sich verhindern!Core Protectors schützen die teure Fliegenschnur!Dazu bastle ich mir Core Protectors (Kernschützer), wie ich sie nenne. Es sind dieskurze Verbindungsstücke aus Runningline, die an jedem Ende eine verschweissteSchlaufe tragen. Für diese Protectors verwende ich Running Lines in Leuchtfarben,sodass diese kurzen Verbindungsstücke gleichzeitig auch als Bissanzeiger die-nen können. Diese ca. 7 cm langen Doppelschlaufen, werden an die Endschlaufeder Fliegenschnur eingehängt und stramm gezogen. Durch diesen Core Protectorkommt es zu einer stabilen Verbindung zur Fliegenschnur, die nicht scheuert! Solltekeine Schlaufe am Ende der Fliegenschnur vorhanden sein, kann diese sehr einfachselbst hergestellt werden (Schrumpfschlauch mit richtiger Temperaturschwelle undHeissluftfön oder Feuerzeug).An das Ende des Core Protectors wird nun das Vorfach Loop-to-Loop eingeschläuft.Auch ein Parachute Indicator kann in der Schlaufe zusätzlich eingehängt werden.Sollte nach einiger Zeit oder nach vielen Drills das Monofil die Endschlaufe des Core

194Protectors durchschneiden, so kann das Wasser maximal die letzen 2–3 cm desProtectors jedoch nicht die Fliegenschur erreichen. Die Fliegenschnur schwimmtselbst dann noch gut. Trotzdem kann dann natürlich auch einfach der Protector aus-getauscht werden, sobald sein Mantel verletzt ist. Möchte ich zwischendurch mit derTrockenen fischen, so schneide ich eine Schlaufe des Core Protectors einfach ab.An dieses Ende knote ich per Nagelknoten nun das Trockenfliegenvorfach. Dieseskann beim Wechsel auf die Nymphe dann gemeinsam mit dem Protector verstautwerden, um beim nächsten Mal schnell einsatzfähig zu sein. Eine praktische Sache!Es versteht sich von selbst, dass Fliegenschnüre und besonders die vordersten paarMeter auch ab und zu gesäubert und mit Schwimmmittel behandelt werden solltenund dass die Qualität der Fliegenschnur ebenfalls einen grossen Einfluss auf dieSchwimmfähigkeit hat.Die FliegenrolleDass die Fliegenrolle von mir hinter die Fliegenschnur gereiht wird, hat seinenGrund. Der Großteil der Nymphenfischer fischt in der Regel auf Fische mit einerGröße bis max. 45 cm. Wer mit Fischen dieser Größe zu tun hat, der braucht in derRegel keine Bremse an der Rolle. Die Rolle dient somit praktisch nur als Behältniszur Schnuraufbewahrung beim Platzwechsel. Gedrillt werden Fische dieser Größe inder Regel durch das Blockieren (Einklemmen) der Schnur zwischen Ringfinger undMittelfinger sowie Rutengriff und Verkürzen der Fliegenschnur über die Schnurhand.Nur größere Fische werden über die Rolle gedrillt, um ein Verheddern des Fischesin der Schnur bei der Landung zu verhindern. Selbst ein kapitaler Fisch kann durchDruck der flachen Schnurhand gegen die sich drehende Rolle(rim control) währendder Flucht ermüdet werden. Es ist dabei nicht zu vergessen, dass bis vor dreißigJahren die meisten Rollen gar keine Bremsen hatten und wenn überhaupt, dannaus unserer heutigen Sicht nicht wirklich effektive. Trotzdem wurden damit sogarGroßfische bis hin zum Marlin oder Tarpon gelandet. Wer sich also ein neues Gerätanschafft und nicht viel Geld zur Verfügung hat, spart am besten bei der Rolle.Ist jedoch mit sehr großen Salmoniden zu rechnen (Großforellen, Steelheads, Lach-se), so ist eine Rolle mit guter Bremse Gold wert. Dabei sollte sich die Bremse nichtauf der Kurbelseite befinden (Verletzungsgefahr). Wenn dies doch der Fall ist, soll-te zumindest nicht während der Flucht daran hantiert werden. Besonders bei derFischerei auf Lachs und Steelhead können auch Antireverse Rollen Verletzungendurch Kurbelschläge auf die Fingergelenke bei rasanten Fluchten verhindern.Ich persönlich mag das Gefühl der Antireverse beim Drill nicht besonders. Es gehtmeiner Meinung nach „der direkte Kontakt“ zum Fisch im Drill verloren. Allerdingsist man in punkto Verletzungsprävention auf der sicheren Seite. Antireverse Rollen

195finden aus diesem Grund ihren Anwendungsbereich vor allem in der Big Game Fi-scherei, wo ich sie nicht missen möchte. Es gibt auch einzelne Rollenhersteller, diebeide Bremssysteme in einer Rolle vereinen.Eine gut gefüllte Rolle aus der LOOP Opti Serie mit fein einstellbarer Bremse auch für star-ke Fische. Genügend Backing sollte auf einer Rolle auf alle Fälle Platz haben und LargeArbor ist heutzutage Standard.

196Anhaltspunkte zur Gerätewahl je nach Fischart und GewässerWenn man von einem Gerätevorschlag zum Nymphenfischen spricht, so ist diesernatürlich neben den vom Gewässer ausgehenden Gegebenheiten auch von denVorlieben des Anglers abhängig. Wenn ein Nymphenfischer an einem stark bewach-senen Gewässer praktisch nur Upstream Snap-T Würfe oder Überkopfwürfe machtund nur den Streifen bis maximal 3–4 m vom eigenen Ufer entfernt abfischt, sokann für ihn eine kürzere Rute unter Umständen die bessere Wahl sein. Auch wennes sich um ein eher kleineres Gewässer handelt, das kaum mehr als 7–8 m Breiteaufweist, ist die kürzere Rute oft handlicher und ermöglicht eine bessere Verwer-tung der Bisse.Bei den nachfolgenden Gerätevorschlägen gehe ich jedoch von einem mittelgroßenGewässer mit einem Minimum von etwa 15 m bis 20 m Breite und der Möglichkeitzu waten aus oder aber zumindest mit der Möglichkeit, mit Rollwürfen zu arbeiten.Bei breiteren Gewässern ist es mit einer längeren Rute natürlich wesentlich einfa-cher Strömungen zu überbrücken und Mendings zu legen. Auch die fast ausschließ-liche Verwendung von diversen Rollwurfvarianten beim Nymphenfischen, wie diesbei Spezialisten üblich ist, wird durch eine etwas längere Rute von 9–10 Fuß unter-stützt.Gerätekombinationen:Forelle und Saibling:schneller Fluss:Rute # 5-7 (9-10 Fuß) mit stärkerem Rückgrat und progressiver Aktion, WF FL mitlangem Rear Taper oder Nymph Line FL #5-7, Vorfachstärke 0,18-0,25 mm;langsamer Fluss oder Spring Creek mit klarem Wasser:Rute # 4-6, 9 Fuß, parabolische oder mittelschnelle Aktion(MF), WF Longbelly FL, TT,oder DT #4-6, Vorfachstärke 0,12 (mit Shock Gum) -0,18 mm;See:Rute # 5-7, 9-11 Fuß, progressive Aktion oder Spitzenaktion (Überkopfwürfe!), WFLongbelly ,TT oder Schusskopf, # 5-7; Vorfachstärke 0,14-0,20mm;Äsche:schneller Fluss:Rute # 4-6, 9-10 Fuß, mit progressiver Aktion (nicht zu weich), WF mit langem RearTaper oder Nymph Line, #4-6, Vorfachstärke 0,18-22 mm;langsamer Fluss oder Spring Creek mit klarem Wasser:Rute # 3-5, 9 Fuß, parabolische oder mittelschnelle Aktion(MF), WF Longbelly mitlangem Rear Taper, TT, oder DT #3-5, Vorfachstärke 0,12-0,16 mm;

197See:Rute # 4-6, 9-11 Fuß, Schusskopf, WF Longbelly, progressive Aktion, # 4-6; Vorfach-stärke 0,12-0,16 mm;Dies sind nur ungefähre Richtlinien. Beim Fischen mit wenig Rückraum verwendeich für das Nymphenfischen Schnüre mit einem Belly von max. 10 m Länge jedochmit fast ebenso langem Rear Taper, wenn es jedoch nur um sehr weite Würfe ge-radeaus (z.B. See) geht und keine Mendings damit gemacht werden müssen, dannsind Schnüre mit einem Taper von insgesamt ca. 15 m ideal. Schnüre mit nochlängerem Gewichtsbereich gehören meiner Ansicht nach ins Casting und sind fürdie allgemeine Fischerei eher unbrauchbar, da meist der Rückraum fehlt und einBerühren des Wassers bzw. Bodens dadurch wahrscheinlicher wird.Kapitale Fische erfordern natürlich nicht nur eine Anpassung der Vorfachstärke(eventuell auch Shock Gum) sondern des gesamten Geräts, um Fluchten besserparieren zu können und die Drillzeit nicht unnötig zu verlängern.Das VorfachBeim Trockenfliegenfischen müssen Vorfächer unbedingt gute Abrolleigenschaftenhaben, damit sie sich auch gut strecken. Beim Nymphenfischen ist eine Konizitätjedoch nicht erforderlich, da das Vorfach sich sowieso meist durch das Gewicht derNymphe (kleinste Nymphen ausgenommen) streckt. Außerdem sind gestreckte Vor-fächer beim Nymphenfischen meist hinderlich, weil sie das Absinken der Nympheerschweren. Viel entscheidender als die Konizität sind beim Nymphenfischen Längeund Durchmesser des Leaders. Zu lange Vorfächer behindern beim Werfen, Führenund beim Anschlag, da Zwischenströmungen stärker auf sie einwirken können undsomit der Kontakt zur Nymphe verloren geht, während zu kurze Vorfächer oder zu di-cke Vorfächer (Wasserwiderstand) die Nymphe erst gar nicht bis zum Grund sinkenlassen. Ich knüpfe selten mehr als zwei verschiedene Vorfachstärken aneinander,weil der Aufwand in Bezug auf das Resultat in keinem guten Verhältnis steht. MeineVorfächer bestehen im Allgemeinen aus zwei Teilen, wobei der Spitzenteil ⅔ bis ¾der Länge ausmacht.VorfachstärkenUnter Fliegenfischern wird oft diskutiert, wie stark ein Vorfach sein sollte. Dies istnatürlich von Gewässer zu Gewässer verschieden. Generell sollten Vorfächer nichtzu dünn gewählt werden, damit die Drillzeit kurz gehalten werden kann. Bei starkerStrömung muss die Vorfachstärke demzufolge erhöht werden. Wenn man keine Bis-se mehr bekommt, sollte sie reduziert werden, ist allgemein die Meinung. Aber istes wirklich die Vorfachstärke, die die Fische davon abhält zu beißen?

198Diese Frage würden wohl die meisten Fliegenfischer bedenkenlos mit „ja“ beant-worten. Ich bin hier etwas anderer Meinung. Wenn sie ein Imitat eines im Wasservorkommenden Insektes imitieren, so soll damit möglichst auch sein natürlichesVerhalten tot oder lebendig imitiert werden. Dies ist v. a. in langsamem Wasser mitstärkeren Vorfächern nicht möglich. Im schnelleren Wasser gibt es kaum einen Un-terschied, da Konturen der Nymphen verschwimmen. Dies bedeutet, dass bei die-sen speziellen Nymphen die Wahl der Vorfachstärke von der Fliessgeschwindigkeitabhängt. Je sauberer ein Gewässer ist, je mehr Zeit der Fisch zur Begutachtung derNymphe hat und je höher der Befischungsdruck ist, desto vorsichtiger sollte man inder Regel mit dem Vorfach sein. Meine Erfahrung zeigt aber auch, dass besondersin schwierigen Situationen viele Fischer zu groß und zu schwer fischen, sodass derKöder absolut unnatürlich daherkommt und die Fische dabei zudem oft unterfischtwerden. Ist der Köder allerdings sehr klein, so scheint es den Anschein zu machen,dass die Fische dann selbst bei starken Vorfächern bedenkenlos zupacken. Vor al-lem in etwas schnellerer Strömung und bei Verwendung von Reiznymphen ist diesüberhaupt kein Problem. Ich fische beim Tandemsystem meist mit meinem Quick-Change-Vorfach, also mit der Schlaufe. Die 2. (Reiz-)Nymphe hängt dabei nicht sel-ten in einer 25er Schlaufe was zusammen optisch fast 0.50 mm ergibt. Trotzdemfange ich mit meinen Reizködern damit unzählige Äschen, die die Muster trotz desstarken Vorfachs bedenkenlos nehmen. Die grellen Farben scheinen die Fische voll-kommen vom Vorfach abzulenken.Hier eine Kombination von Vorfachstärken, wie ich sie oft einsetze. Das dickere Teilmacht ca. ⅓ das dünnere „Tippet“ ca. ⅔ der Vorfachlänge aus. schnelle Strömung F (0.25/0.20) F/AE (022/0.18) F/AE (0.20/0.16) F/AE (0.18/0.14) mäßige Strömung F/AE (0.25/0.18) F/AE (0.22/0.16) AE (0.20/0.14) AE (0.18/0.12)F... Forelle AE ... ÄscheGanz tiefManchmal ist es notwendig möglichst schnell auf Tiefe zu kommen. Dies schafftman am besten mit einem durchgehenden monofilen Vorfach aus Fluocarbon.Es kann also durchaus Vorteile bringen, ein 4–5m langes durchgehendes Stück0,15 mm zu verwenden, um zum Fisch zu kommen. Dies verlangt jedoch einerseitsein sehr gutes werferisches Geschick des Fliegenfischers und Situationen, wo derSwitch nicht gewinkelt ausgeführt werden muss. Alles andere als eine gerade Schie-bebewegung macht ein solches Vorfach nämlich nicht mit. Es kann Richtungsände-rungen nur mäßig folgen, da die Zugkräfte beim Abrollen des Vorfachs zum Erliegenkommen. Der Wurf bricht zusammen. Je mehr Zwischenströmungen vorhanden

199sind, desto schwieriger wird es, eine leichtere Nymphe mit längerem Vorfach aufTiefe zu bekommen. Das geht dann halt meistens nur noch via Mehrfachhakensys-tem oder durch direktes Indikatorfischen stromab.Kevlar, geflochtenes oder gewöhnliches Monofil?Geflochtene Kevlar Leader haben zwar den Vorteil, dass sich Polypropylen Sicht-hilfen besser befestigen und danach memoryfrei ausschlaufeln lassen, doch dieChancen einen Knoten in einem solchen Vorfach wieder zu lösen, sind wesentlichgeringer als bei monofilen Vorfächern. Außerdem ist darauf zu achten, dass beiVerwendung polyfiler Vorfächer für das Nymphenfischen nur sinkende Variantenverwendet werden, damit die Nymphe auch wirklich schnell sinken kann. Einzig beiMikronymphen, die knapp unter der Oberfläche angeboten werden, kann es wün-schenswert sein, dass ein schwimmendes Vorfach als Bissanzeiger fungiert. In al-len Fällen sollten die Spitzen jedoch möglichst aus Monofil sein. Wenn trotzdem dieVorfachstärke das Absinken der Nymphe noch zu stark bremst oder dünne monofileVorfächer für die Zielfische zu wenig Tragkraft aufweisen, muss die Verwendungvon sinkenden polyfilen Vorfächern trotzdem ins Auge gefasst werden. Ein Dynee-ma Vorfach in der Stärke von 0,06 mm trägt beachtliche 2 kg und schneidet dasWasser wie ein Messer. Diese extrem dünnen Polyfile sind bislang beim Nymphen-fischen kaum im Einsatz. Je nach Gewässer können sie jedoch durchaus große Vor-teile bringen. In stark befischten Gewässern sind an hellen Tagen polyfile Vorfächeroder Maxima Schnüre besser geeignet als Monofil(weniger starke Reflexionen).Als beste Möglichkeit das Tippet mit dem restlichen Vorfach zu verbinden hat sichein Silberringerl (Pitzenbauer Ringerl) erwiesen. Die Spitzenteile bei geflochtenenSinkvorfächern sollten jedoch immer lang genug sein und womöglich aus Fluocar-bon bestehen.Auch Stroft liebe ich als Vorfachmaterial sehr, und Maxima hat sich aufgrund sei-ner Abriebsfestigkeit, Weichheit und geringerer Reflexe bestens bewährt. MaximaSchnüre sind nicht oberflächengehärtet. Durch eine Oberflächenhärtung wird zwareine höhere Tragkraft erreicht, wird die Oberfläche beim Fischen jedoch beschädigt,so ist die hochgeschraubte Tragkraft augenblicklich weg.Wenn es auf ganz große Fische geht, vertraue ich inzwischen auf Diamond Premi-um Race strong. Dieses Material hat eine extreme Tragkraft und eine wirklich guteAbriebfestigkeit. Das 0,22er Vorfach trägt bereits 8.0 kg, das 0,28er fantastische10.3 kg. Ein 28er sinkt natürlich wesentlich schneller als ein 35er mit gleicher Trag-kraft, was zur Folge hat, dass die Nymphe nicht so stark beschwert werden muss,um sie zum Grund zu bekommen. Dadurch bewegt sie sich dort natürlicher. Sieklopft dann im Idealfall den Grund ab, bleibt aber durch das geringere Gewicht nichtso leicht hängen.

200Fluocarbon LeaderAls ich 1997 das erste Fluocarbon Vorfach getestet hatte, war ich damit sehr erfolg-reich. Mein Freund fischte mit gewöhnlichem Vorfachmaterial. Ich hatte mit demFluocarbon wesentlich mehr Bisse. Ob man daraus Rückschlüsse auf das Vorfachziehen kann, mögen viele, die mit mir schon gefischt haben, zwar bezweifeln, dochich liebe dieses Material. Zwar soll der Unterschied in der Sichtbarkeit bezüglich UVAktivität doch nicht so dramatisch sein, wie bislang angenommen(siehe Sholseth),doch werde ich aufgrund meiner Erfahrungen zumindest in sehr klaren und starkbefischten Gewässern sicher bei Fluocarbon bleiben. Inzwischen gibt es wesentlichbesseres Material als vor einigen Jahren, und die damals eher geringe Tragkraftkonnte inzwischen verbessert werden. Fluocarbon ist zwar immer noch nicht sostark wie gewöhnliches Monofil, hat jedoch dadurch, dass es kein Wasser aufnimmt,eine konstantere Tragkraft als herkömmliches Nylon, das in den ersten Stunden bis20% und mehr seiner Tragkraft durch Wasseraufnahme verlieren kann.Was Sie bei der Umstellung von gewöhnlichem Monofil auf Fluocarbon genauso wiebei der Umstellung von Gold- auf Tungstenköpfe beachten müssen, ist die veränder-te Sinkrate. Sie müssen also all ihre bisherigen Vorfachlängen und Gewichtsrouti-nen über Board werfen und neu beginnen. Dies ist zwar eine Umstellung, doch zahltsie sich bei heiklen Fischen gewöhnlich aus.Vorfächer mit EigengewichtAuf dem Markt kursieren zahlreiche Varianten von Sinkvorfächern mit Metalleinlage-rungen etc.. Ich verwende diese beim Lachs- oder Meerforellefischen mit Zweihand-ruten sehr gerne. Beim traditionellen Nymphenfischen mit Trockenfliegenschnürenstromab im Swing sind diese Vorfächer noch einigermaßen brauchbar, doch fürdie Schlaufentechniken, die beim Suchfischen oder in großen Flüssen zum Einsatzkommen, mag ich sie überhaupt nicht. Sie verleiten dazu übergroße Bissanzeigerzu verwenden, denn mit zusätzlichem Vorfachgewicht wird auch der Zug auf denIndikator größer. Außerdem fliegen diese Vorfächer im Überkopfwurf im Vergleich zumeinen Kombinationen unharmonisch. Bei Wasserwürfen erhöht sich der Wasser-kontakt beim Ankern, was zu mehr Kraftaufwand und Beunruhigung beim Werfenführt. Nymphen lassen sich auch durch entsprechende Wurftechniken (Dunker) aufTiefgang bringen, und einen effektiven Trickwurf ziehe ich allemal einem beschwer-ten Vorfach vor.Shock GumBesonders bei der Verwendung von sehr dünnen Vorfachspitzen, wie dies in ame-rikanischen Spring Creeks oft der Fall ist, ist Shock Gum eine gute Möglichkeit,Vorfachbruch vorzubeugen. Ein kleines Stück Shock Gum wird dabei ins Vorfacheingearbeitet und verhindert durch seine Dehnung beim Drill den Schnurbruch. Na-


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