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Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

Published by info, 2017-08-07 11:52:21

Description: Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

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251Besonders bei kleineren Gerinnen sind die Ufer oft stark unterspült und der Fischist in der Lage sich darunter zu verbergen. Auf diesem Bild sehen wir einen solchenUnterstand. Meist sind es starke Bachforellen, die sich an solchen Stellen behaup-ten. In den frühen Morgenstunden und bei Anbruch der Dämmerung tafeln diesemeist im markierten Bereich. Bei Störung flüchtet der Fisch stromauf unter das Ufer.Alte UferbefestigungsmauernAlte Uferbefestigungsmauern besitzen oft großräumige, tiefe Unterstände zwischenden einzelnen Steinen. Besonders kapitale Bachforellen lieben diese geschütztenZonen, die es ihnen erlauben durch ein schnelles Vorstoßen unterhalb der Mauerzu guter Beute zu kommen und genauso schnell wieder im Unterstand zu verschwin-den. Wenn die Hauptströmung mit der meisten Nahrung gemächlich an der Ufer-mauer entlang fließt, sind solche Plätze besonders interessante Hot Spots. Alte Uferbefestigungsmauer an der Ybbs.WurzelwerkBesonders alpine Bachforellen sind an Unterstände gebunden. Schwarzerlen bie-ten in ihrem verzweigten Wurzelwerk ideale Rückzugsräume für viele Individuen. Jemehr solcher Rückzugsräume vorhanden sind, desto mehr Forellen kann ein Poolaufnehmen vorausgesetzt die Nahrungsbasis ist dafür ausreichend.

252 Eine Bilderbuchunterstand am Unec in Slowenien.Die Uferbank

253Sofern die Ufer gut strukturiert, also nicht gleichförmig monoton gestaltet sind,bieten sie für die unterschiedlichsten Fischarten ideale Nischen. Der unmittelbareUferbereich ist also prinzipiell zuerst abzufischen, bevor man sich gegen die Fluss-oder Bachmitte vortastet. Manchmal, wie hier im Bild, ist es jedoch notwendig, eineStrömung zu überwerfen. Dies ist an solchen Stellen wie hier im Bild oft auch fürweniger Geübte möglich, da sie geschützt durch die Strömung näher an die Befi-schungszone heranwaten können. Wenn das Gewässer breiter und weniger leichtbewatbar ist, bietet sich die FP Technik an.Die Vertiefung im Flussbett (Mulde)Besonders wenn Gewässer monotone Strukturen aufweisen, sind Vertiefungen imFlussbett immer besetzt. Meist sind es große Äschen, die diesen Bereich für sichbeanspruchen und verteidigen. Die Fische sind an solchen Stellen meist hart amGrund auszumachen. Sie verlassen diese Bereiche auch nur selten, denn sie bevor-zugen hier Grundnahrung. Nur was ziemlich mundgerecht auf sie zutreibt wird auf-genommen. Mittelgroße Fische stehen zum Fressen in der Regel am Rande solcherVertiefungen, also dort wo diese in flachere Zonen übergehen. Nur zum Ruhen be-geben sie sich ebenfalls ins Zentrum der Vertiefung. Sie sind dann meist für einigeZeit nicht zum Biss zu verleiten. Sie schlafen! Ich befische solche Mulden gewöhn-lich nur in Dead Drift, um zu den wirklich großen Fischen hinunterzukommen, dienur im unmittelbaren Bereich um sie herum Nahrung aufnehmen.

254Die RauscheRauschen nennt man schnelle Stellen im Fuß, wo sich so genanntes Weißwasserbildet und ein lautes Rauschen hörbar ist. Damit verbunden ist eine markante Stei-gerung des Sauerstoffgehalts des Wassers. Dies wiederum kommt Fischarten ent-gegen, die einen erhöhten Sauerstoffbedarf haben wie beispielsweise Bachforellen.Im Sommer, wenn Warmwetterperioden die Lebensgemeinschaften im Gewässeroft massiv beeinträchtigen sind solche Rauschen wichtige Sauerstoffspender unddie Fische stellen sich kurz unterhalb davon meist in großer Zahl ein. Dasselbe giltauch für stark befischte Reviere. Auch dort flüchten die Fische während der Zeit, inder die meisten Angler am Wasser sind, in die Ruhigwasserbereiche direkt unter derschützenden harten Strömung, wo sie mit korrekten Methoden des Fliegenfischensnicht gefangen werden können. Eine typische Rausche am Schwarzbach, einem Zufluss der Lammer.EngstellenDiese klassische Engstelle befindet sich an einem Voralpenfluss, der sich durcheine große Sandsteinplatte gefressen hat. Dieser Einstand ist ideal für eine Forelle,die hier die Kontrolle über die ankommende Nahrung hat und gute Unterstands-möglichkeiten vorfindet. Während einer Fressphase wird der Standfisch sich an denRand zur schnellen Strömung begeben und den einen oder anderen Happen darauserbeuten. Solche Stellen sind auch ideal, um Wandersalmoniden nachzustellen. Siesammeln an solchen sauerstoffreichen Stellen Kraft, um anschließend die Engstel-le zu passieren. In der Regel sind sie dann sehr aggressiv gegenüber allem, was sie

255während dieser Phase stört. Aufgrund der starken Strömung und der zahlreichenVerwirbelungen kann man an solchen Stellen sehr nah an die Fische herankom-men, sofern man nicht die Sonne im Rücken hat.Pool-Riesel StreckenTiefe Pools, wie hier an der Ybbs bei Waidhofen, lassen Angler vom Fisch des Lebens träu-men.

256Ein tiefer Pool mit seinem unergründlichen Wasser übt auf die meisten Fischer einemagische Anziehungskraft aus. Es ist wohl der Gedanke an den Fisch des Lebens,der wohl im dunklen Wasser lauern könnte, der alle Angler magisch anzieht. DochPool ist nicht gleich Pool, und wir müssen die unterschiedlichen Bedürfnisse derFische in Betracht ziehen, um deren wahrscheinliche Standplätze ausfindig zu ma-chen.Der EinlaufAm Einlauf eines großen Pools stehen oft starke Bachforellen, jedoch nur, sofernsie in der Nähe auch Unterstände finden. Oft stehen die Fische auch direkt unterder harten Strömung im beruhigten Wasser, das durch die Bremswirkung der Steineam Flussboden entsteht. Der stärkste Fisch wird meist als Alpha Fisch bezeichnetund kontrolliert den Einlauf. Er entscheidet darüber, ob ein anderer Fisch zum Futterkommt oder nicht. Treibt eine Portion in seiner Wunschgröße an, so müssen die an-deren Fische Platz machen. Ist genug Futter vorhanden, sind die Revierkämpfe imPool nicht so ausgeprägt. Wenn der Wasserstand jedoch sinkt, verlieren die Fischemeist für 1-2 Tage ihre Beißlust, da sie jetzt permanenten Revierkämpfen ausge-setzt sind, bis die Hackordnung im Pool wiederhergestellt ist.Riesel am Einlauf des Pools Ein typischer Äschenriesel am Einlauf dieses Pools am Tauernbach in Osttirol.

257Besonders im Sommer, wenn die Gewässer höhere Temperaturen aufweisen, hal-ten sich Fische gerne in Rieselstrecken auf. Diese sind meist weniger als einen hal-ben Meter tief, haben jedoch deutlich bessere Sauerstoffverhältnisse als die Pools.Trotzdem werden diese Stellen von unerfahrenen Fliegenfischern oft übergangenund stattdessen die tieferen Pools befischt. Es kann dann vorkommen, dass derPool wie ausgestorben ist, und der Fischer zieht enttäuscht weiter. Hätte er jedochden Riesel am Einlauf des Pools befischt, so hätte er unter Umständen mehrereBisse bekommen.Das Auge des PoolsIst der Einlauf in den Pool eher flach und rieselt gemächlich so ist der abrupte Über-gang ins tiefe Wasser (drop-off) ein beliebter Aufenthaltsort von Äschen aber auchvon Regenbogenforellen. Dort findet sich in der Regel auch das sogenannte Augedes Pools, durch das man bei guten Lichtverhältnissen in die Tiefe blicken kann. Das „Auge“ befindet sich meist im ersten Drittel des Pools

258Die Mitte des PoolsDie tiefen Bereiche in der Mitte des Pools stehen während des Tages oft kapitale Fi-sche, die auch einmal sporadisch Nahrung aufnehmen. In der Regel ist dies jedochihr Ruheplatz. Sie fühlen sich im tiefen Wasser sicher und begeben sich morgensund abends in den Ein- oder Auslauf zur Nahrungsaufnahme. Große Bachforellenkönnen oft einen ganzen Pool für sich beanspruchen. Sind wir an einer wirklichaussichtsreichen Stelle im Fluss angekommen und bekommen dort ohne ersichtli-chen Grund nicht einmal einen Biss eines mittelmäßigen Fisches, so ist dies meistein Indiz für eine kapitale Standforelle oder einen Huchen, der sich am Besten miteinem Steamer überlisten lässt. Pool an der Sava Bohijnka: Mitte (1) und Auslauf (2) sind zu beachten.Der Auslauf von Pools (Nacken)Poolausläufe sind besonders für große Regenbogenforellen und Steelheads bevor-zugte Aufenthaltsorte aber auch Äschen tummeln sich dort gerne. Regenbogenfo-rellen, die aufgrund ihres arttypischen Verhaltens immer in Bewegung sind, verbrau-chen im Auslauf deutlich weniger Energie. Sie haben dort eine gute Übersicht undkönnen antreibende Nahrung gut und frühzeitig lokalisieren, da die Strömungsge-schwindigkeit herabgesetzt ist. In der Dämmerung nehmen auch sehr große Ex-emplare oft die Möglichkeit war, im flachen Wasser der Poolausläufe Insekten von

259der Oberfläche zu saugen. Auch der Huchen lässt sich zum Fressen in die Ausläufevon Pools oder Rinnen treiben, wo er seine Raubzüge startet. Allerdings ist dieserGroßsalmonide in der Regel kein Fisch für die Nymphe. Kleine Huchen vergreifensich schon mal daran, doch genauso wie ein Fliegenfischer nicht gezielt mit der Tro-ckenen in der Kinderstube der Äschen fischen soll, soll auch dem Junghuchen eine„ungestörte Kindheit“ ermöglicht werden. Da Jungfische sensibel sind und Huchenzudem langsam wachsen (mit jugendlichen 70 cm schon ca. 7 Jahre alt) wäre eingezieltes und vielfaches Fangen und Zurücksetzen eines Junghuchens irgendwannzuviel für den Fisch und er würde daran wohl verenden, ohne je sein Gardemaß von1 m erreicht zu haben. Und selbst dann ist er noch lange kein Trophäenfisch. Ausdiesem Grund wurde der Huchen in diesem Buch zum Nymphenfischen auch nichtgesondert behandelt. Er ist ein Fisch für den Streamer oder Huchenzopf.Der Übergangsbereich am Auslauf eines Pools wird auch als Nacken bezeichnetund hat auch für das Befischen von Wandersalmoniden eine große Bedeutung. Be-sonders wenn ein ruhiger Poolauslauf auf einen schnellen, engen und somit fürdie migrierenden Fische kräfteraubenden Flussbereich folgt, hält der stromauf wan-dernde Fisch nach der Passage der Engstelle am Nacken kurz inne, um sich auszu-ruhen, bevor er weiterzieht.Ein ein besonders heißer Nacken. In einem Fluss mit Wandersalmoniden stellen sich hierFische ein.

260Riesel am Pool-AuslaufDie Riesel am Auslauf der Pools haben in der Regel während des Tages bei Son-nenschein eine leicht höhere Temperatur(meist im Zehntel Grad Bereich). Diese istabhängig von der Verweildauer des Wassers und der Sonneneinstrahlung im Pool.Ist das Wasser sehr kalt, so kann sich dadurch eine Verschiebung der Aktivität zumRiesel am Poolauslauf ergeben. Besondere Aktivitäten sind jedoch in diesen Berei-chen während der Dämmerung zu erwarten. Dort kommt v. a. der Trockenfliegenfi-scher voll auf seine Kosten. Der Auslauf an der Pferdewiese an der Goiserner Traun.Typische Poolaufteilung bei einem gemischten SalmonidenbestandWenn verschiedene Fischarten einen Pool besiedeln, so suchen sie sich ihre idea-len Nischen aus. Die Bachforellen suchen sich Einstände in der Nähe des einströ-menden Wassers (1). Unterschlupfmöglichkeiten, um rasch flüchten zu können sindihnen wichtig. Regenbogenforellen stehen meist im Freiwasser. Dabei suchen siedie Nähe zum einströmenden Wasser auf, wenn diese Plätze nicht von den aggres-siveren Bachforellen besetzt sind(2). Der Übergang zum Auslauf des Pools wird vonÄschen und Regenbogenforellen gemeinsam besiedelt. Diese Fische leben auchin ihren natürlichen Lebensräumen in Sympathrie. Der kleine Riesel im Auslauf istwiederum meist in der Hand der Äschen. Sie lieben solche Bereiche und dominierensie. Bei einem Überfluss an Nahrung, kann sich jedoch eine Durchmischung derNischen ergeben.

2611. bevorzugte Standplätze BF2. bevorzugte Standplätze RBF3. gemeinsame Standplätze RBF,AE4. bevorzugte Standplätze AE

262Die Strömungsnaht An einer solchen Strömungsnaht können auch Wandersalmoniden gut befischt werden.Die Strömungsnaht ist der klassische Aufenthaltsort von Salmoniden. Sie nützendie ruhige Strömung am Rand zur Hauptströmung als Ruhezone und holen sich dieNahrung aus der schnellen Strömung, die meist mehr Futter transportiert.Diese Naht ist auch für Wandersalmoniden von Bedeutung. Die Strömung zieht dieFische in die Flüsse und ihr folgen sie stromauf. Um Kräfte zu sparen ziehen die Fi-sche jedoch gewöhnlich nicht in der starken Strömung sondern am Strömungsrandflussaufwärts. Während dieser Zeit sind sie fangbar, wenn sie in den Pools verwei-len, sind sie oft nicht so gut zu befischen. Der erfahrene Fliegenfischer befischt des-halb gezielt diese Strömungsnähte, um sie nach migrierenden Fischen abzusuchen.Resonanzwellen und „Spiegel“In vielen Gewässern sind Salmoniden meist am Rand der Hauptströmunganzutreffen(siehe Strömungsnaht). Auch an diesen Strömungsnähten gibt es je-doch Plätze mit erhöhten Fangchancen. Resonanzwellen an der Oberfläche weisenauf stromauf liegende Unterwasserhindernisse(Steine, Totholz, etc.) hin, die sich alsAufenthaltsorte von Fischen eignen.So genannten Spiegel, fast spiegelglatte Bereiche an der Wasseroberfläche, die inschöner Regelmäßigkeit einen Blick in die Tiefe erlauben, weisen auf größere Unter-

263wasserhindernisse stromauf davon hin.Die Resonanz ist durch die Strömungund die Wassertiefe verzögert, d.h. derideale Bereich, in dem sich Salmonidenaufhalten, befindet sich etwas stromaufbzw. am oberen Ende dieses Spiegels.Die Nymphe sollte also nicht direkt inden Spiegel, sondern ein paar Meteroberhalb dieser Stellen platziert wer-den. Einzig wenn Forellen oder Äschenan diesen Stellen an oder knapp unterder Oberfläche Nahrung aufnehmen,kann auch direkt in den Spiegel gewor-fen werden, da die Nymphe dann nichtso tief einsinken muss.Ein Spiegel öffnet sich und gibt den Blickauf die kapitale Forelle frei.Das Wasserkissen

264Vor und hinter Unterwasserhindernissen(meist Felsbrocken und größeren Steinenbilden sich Turbulenzen, sprich Wasserwalzen die die Strömung Richtung Wasser-oberfläche drücken. Fische halten sich gerne unmittelbar vor oder hinter diesen Kis-sen auf und können so ganz einfach nur durch Veränderung des Anstellwinkels ihrerBrustflossen aufsteigenden Insekten ohne zusätzlichen Kraftaufwand zur Wasser-oberfläche folgen. Diese Kissen sollten immer gezielt befischt werden, besonderswenn der Stein einzeln steht. Die meisten Flugangler fischen allerdings nur den Be-reich hinter dem Stein ab, wobei der Bereich davor oder daneben meist der besse-re Fressbereich ist, da der Fisch uneingeschränkten Sichtkontakt zur antreibendenNahrung hat. Hinter dem Stein hält sich ein Fisch dann gerne auf, wenn der Steinmindestens eine Hand breit überspült wird und das Wasser dabei nicht zu stark ver-wirbelt wird. Der Fisch nutzt dann auch das Spiegelbild an der Wasseroberfläche,mit dem er antreibende Nahrung selbst dann erkennen kann, wenn sie sich nochauf der anderen Seite des Steins befindet.Die Strömungstasche (pocket water)Strömungstaschen entstehen dort, wo sich durch Hindernisse im Wasser Ruhezo-nen für Fische bilden. Diese Ruhezonen sind verschieden groß und je nach Größeund Attraktivität (Nähe zu Nahrungsquelle und Unterstand) werden sie von kleine-ren bis hin zu kapitalen Fischen besiedelt. Da diese Strömungstaschen oft sehrklein sind und verschiedenste Strömungen um sie herum auftreten, benötigt manoft Spezialwürfe und Kombinationen verschiedenster Mendings, um sie effektiv zubefischen. Wenn man nahe an solche Strömungstaschen herankommt, wird meistmit relativ kurzer Leine und erhobener Rutenspitze gefischt (Indianerfischen). Strömungstaschen werden meist mit kurzer Leine befischt.

265Der Mündungsbereich von SeitenbächenMündungsbereiche von Seitenbächen sind absolute Hot Spots!

266Wo intakte Seitenbäche in den Hauptfluss münden sind oft sehr kapitale Fische zufinden. Besonders die Strömungsnaht, die sich an der Verbindungslinie zeigt (sieheerstes Bild), ist ein beliebter Aufenthaltsort von Äschen und Forellen, die den zusätz-lichen Nahrungsinput des Nebengewässers zu schätzen wissen. Im Falle von un-terschiedlichen Temperaturen oder Sichtverhältnissen der beiden Gewässer, kannsich ein Fisch, der diesen Übergangsbereich bewohnt, immer die für ihn angeneh-mere Temperatur oder Sicht aussuchen. Seitenbäche sind auch für Gewässer mitSchwallbetrieb interessant, da die Fische diese Bereiche bei ansteigendem Wasserim Hauptfluss gerne aufsuchen.Manchmal sind es auch bestimmte Nährtiere, die die Fische an solche Spots lo-cken. Im kleinen Seitenbach der Neretva, erkennbar im Hintergrund des nachfol-genden Bildes, tummeln sich massenweise Bachflohkrebse, die im Hauptgewässernicht gerade häufig sind. Deshalb kommen Forellen in diesen Mündungsbereich,um dort Gammariden zu fressen, mit denen sie ihrem Körper bestimmte wichtigeStoffe zuführen. Der Fliegenfischer kann sich dies zu Nutze machen, um solcheSpots mit den geeigneten Mustern zu befischen. Auch diese herrliche Brownie fieleiner Gammarus Imitation zum Opfer. Gammarus-Imitate sind oft an Mündungen kleinerer Nebengerinne besonders effektiv!

267Ausläufe von KraftwerkenWasserkraftwerke, sofern es sich nicht um Schwall produzierende Speicherkraft-werke mit Hochdruckturbinen handelt, können auch dazu dienen, den Fischbe-stand zu unterstützen. Durch amerikanische Studien wurde bekannt, dass in dennächsten 50 Jahren durch naturbedingte Temperaturveränderungen Verluste anSalmonidenbeständen von bis zu 60 % auftreten können. Durch das automatischeMischen von sauerstoffreichem, kaltem Tiefenwasser und nahrungsreichem aberwärmerem Oberflächenwassser der Reservoirs, werden auf künstliche Art und Wei-se Temperaturen und Nahrungsverhältnisse erzeugt, die für Salmoniden geradezuideal sind. Deshalb sind viele der besten Großforellenreviere in den Staaten unter-halb von Laufkraftwerken und Reservoirs zu finden. Diese Bereiche werden auchals Tailwaters bezeichnet. Im Bild des Kraftwerkauslaufs unterhalb des Island ParkReservoirs sind ideale Standplätze markiert, wobei der rot markierte Bereich dieideale Mischwasserzone und somit den Aufenthaltsraum der größten Salmonidenmarkiert.Beim Auslauf des Island Park Reservoirs des Henry’s Fork wird Wasser automatisch idealgemischt.

268WasserfälleWasserfälle unterbrechen das Fluss-kontinuum. Gleichzeitig spenden sieviel Sauerstoff. Besonders im Som-mer, wenn die Wassertemperaturenstark ansteigen, finden sich viele Sal-moniden unmittelbar unterhalb sol-cher Fälle ein. Direkt im weißen Was-ser stehen meist keine sehr großenFische, sobald sich das Wasser jedochberuhigt hat, ist meist jeder Einstandmit guten Fischen besetzt. Im Bildsehen sie die Upper Mesa Falls amHenry’s Fork. Der Bereich ist schwerzugänglich, doch bietet er im Sommerimmer eine gute Fischerei vor eineratemberaubenden Kulisse. An dieserStelle kann klassisch stromauf odermit kurzer Schnur gefischt werden. Wasserfälle wie dieser am Snake River in Idaho spenden Sauerstoff und Nahrung.

269Der Wasserfall in diesem Bild führt dem Fluss nicht nur Sauerstoff und Nahrungzu sondern durchströmt auch einen Hinterwasserbereich. Während dieser Bereichsich ohne den Wasserfall für Salmoniden primär als Kinderstube eignen würde (hö-here Temperaturen, Planktonproduktion), ist er durch den Wasserfall nun auch fürGroßsalmoniden interessant. Vor allem in den Morgen- und Abendstunden patrouil-lieren sie an solchen Plätzen regelmäßig entlang, während sie sich bei höheremSonnenstand an die Naht zur Hauptströmung begeben.Einzelne große SteineEinzelne große Steine im Flussbett bieten den Fischen einen Strömungsschatten.Meist stellen sich dann dort auch größere Fische ein. Wenn solche Steine einengleichmäßig schnellen Bereich wie hier im Bild am Madison in Montana unterbre-chen, dann ist der Versuch dort doppelt lohnend. Wir fischen dabei jedoch nicht di-rekt hinter dem Stein, da das Wasser dort zu stark verwirbelt wird und den Fischendie Sicht zur Nahrung erschwert, sondern seitlich davon. Es ist jedoch darauf zuachten, ob im beruhigten, roten Bereich unterhalb des Weißwassers aktive Fischeerkennbar sind. Dies ist meist während Schlupfperioden der Fall. Dann kann andieser Stelle das Fischen auch zwischen den zwei weiß markierten Idealbahnenerfolgreich sein. Die Fische fressen in diesem Bereich dann meist Emerger knappunter der Oberfläche. Man erkennt dies an kleinen, sich vom gewöhnlichen Fließbildabweichenden Wirbeln. Manchmal lässt sich dann auch der Rücken eines Fischeserkennen. Der große Stein bietet einen Strömungsschatten und zieht Fische deshalb magisch an.

270Die Fische pendeln nun zwischen dem Mittelwasser und der Oberfläche. Erfolgreichist man dann mit Mikronymphen, wobei der Abstand des Bissanzeigers dann nichtmehr als 50 cm betragen sollte oder einer Kombination von einer Mikronymphe miteiner Trockenfliege als Bissanzeiger. Achtung: Gefahr des Unterfischens von aktivenFischen!Kanten mit BlocksteinenWir sehen hier einen extrem beruhigten Bereich in dem die Fische schnell ver-scheucht werden können. Es handelt sich hier um die Pferdewiese an der GoisererTraun. Äschen und Bachforellen stehen hier gerne auch ganz nah am Ufer überoder hinter den überspülten Blocksteinen. Hier lohnt sich eine vorsichtige Pirschauf Sicht auf Äschen und Bachforellen. Gefischt werden sollte in diesem Bereich mitMikronymphen und gefettetem Vorfach ohne Indikator oder für weniger Geübte nurmit einem kleinen, schwarzen Polypropylenindikator. Ist das Ufer abgesucht und be-fischt worden, kann man sich dann mit einer langen Drift und Schlaufentechnikendem tiefen Wasser widmen.Die Rinne (run) Goiserer Traun: Die Fische stehen hier gerne an den Steinen aufgereiht.Eine Rinne (Run) bietet den Fischen je nach Struktur verschiedene Aufenthaltsplät-ze. Im hier gezeigten Bereich an der Koppentraun sind vor allem folgende Spots vonBedeutung: Die Bereiche vor und hinter Steinen, die teils gar die Wasseroberflä-che durchstoßen, werden bevorzugt von Forellen genutzt. Die Steine, die näher amUfer liegen, werden dabei eher von den kleineren Exemplaren und die im tieferen

271Wasser von den größeren Fischen besetzt. Die Äschen halten sich dagegen ger-ne im offenen Bereich am Abfall der flacheren Uferzone zum tieferen Wasser auf.Hier ist besonders auch der Bereich auf der Waldseite zu beachten. Größere Fischesind meist scheu und meiden das direkte Sonnenlicht. Besonders der Bereich derSchattengrenze (!) ist immer für einen kräftigen Fisch gut. Die Fische stehen direktam Schattenrand und fressen aus dem beleuchteten Bereich. So werden sie nichtgeblendet und können sich gut auf die antreibende Nahrung konzentrieren. Äschenwandern in Rinnen sehr oft mit der Schattengrenze mit. Dies ist besonders am spä-ten Nachmittag zu beachten aber auch am Morgen, wenn das erste Licht auf dieWasseroberfläche trifft. Ein beliebter Run an der Koppentraun entlang der Bahntrasse.BrückenBrücken haben in den letzten Jahren für unsere Fischbestände, besonders aber fürÄschen, eine besondere Bedeutung bekommen. Seit große Zahlen von Kormora-nen die Fließgewässer des Alpen- und Voralpenraumes in schöner Regelmäßigkeitplündern, nutzen die Fahnenträger den Schutz der Brücken (selbst pfeilerlose), umvon überfliegenden Vögeln nicht gesehen zu werden. Ich kenne Gewässer, wo sichbei Niedrigwasserstand im Winter fast alle Äschen an solchen Stellen versammelnund dies gar dann, wenn es unter den Brücken kaum knietief ist. Besonders aberBrücken mit Pfeilerbauweise sind ideale Standplätze von Fischen. Wenn sie zudemnoch auf Holzpfählen stehen, so üben sie auf Fische eine geradezu magische An-ziehungskraft aus. Alte, hölzerne Brückenpfeilerreihen spenden nicht nur Schutz,

272sondern sie sind auch Lebensraum für diverse Fischnährtiere. Da der Pfeiler auchbei hohem Wasserstand die Geschwindigkeit des Wassers bremst, muss der Fischnur in den seltensten Fällen seinen geschützten Standplatz in der Flussmitte aufge-ben. Der Fischer im Bild fischt mit erhobener Rutenspitze, um die Schnur von derHauptströmung fernzuhalten.Fische lieben Standplätze unter und hinter Brücken, ganz besonders dann, wenn sie ausHolz sind!Da es den Fischen auch möglich ist, sich knapp hinter den Pfeilern einzustellen, istgar mancher Fisch an einem so idealen Einstand mit der Fliegenrute auf saubereArt und Weise fast unfangbar.Ganz kapitale Fische haben gar spezielle Techniken entwickelt, sich vom Haken zubefreien, indem sie einmal gehakt zwischen den Pfeilern hindurch flüchten. In denmeisten Fällen ist der Fisch dann verloren.Wer nicht wagt, der nicht gewinnt ...Eine meiner kapitalsten Regenbogenforellen, die ich je mit der Nymphe in einemFluss landen konnte, verdankte ich einer mutigen, wenn auch eher ungewöhnlichenReaktion im Drill. Es war an einem heißen Sommertag an einem kristallklaren Vor-

273alpenfluss. Ich hatte mich mit zwei Freunden dort zu einem geselligen Wochenendegetroffen.Aufgrund der großen Hitze waren wir nicht gerade zuversichtlich, dass wirklich gro-ße Fische auch aktiv sein würden, auch wenn die Wassertemperatur gerade mal14°C betrug. Am Abend zogen jedoch plötzlich einige Gewitterwolken auf und ichbewegte mich sicherheitshalber in Richtung Auto. Auf dem Rückweg bemerkte ichein dunkles Etwas am gegenüberliegenden Ufer unmittelbar vor überhängendemBuschwerk in ca. 1 m Tiefe am Grund. Am Hinweg war mir an dieser Stelle nichtsUngewöhnliches aufgefallen, doch das Ding war für einen Fisch fast zu groß. Ichverschaffte mir sicherheitshalber aus der Deckung heraus von einem erhöhtenStandort einen besseren Überblick. Es war eine Regenbogenforelle und was für einBrummer! Eine ewig lange Viertelstunde beobachtete ich den Fisch und sein Verhal-ten. Er schien leicht zu „pendeln“ was immer auf Nahrungsaufnahme hinweist undda war auch schon das weiße Maul zu sehen. ‚Die ist fangbar!‘, dachte ich mir undmontierte eine kleine 18er Tungsten Nymphe am 20er Vorfach. Ich wusste, dassich wohl nur einen, maximal zwei Versuche haben würde, dann hätte der erfahreneFisch den Betrug sicher entdeckt und würde verweigern.Vorsichtig präsentierte ich die Nymphe ca. 7 m oberhalb vom Fisch. Der erste Wurfwar ein Lockwurf, seitlich etwas versetzt, ca. 30 cm von der Ideallinie entfernt. Siesollte die Nymphe nur sehen. So große Fische pendeln kaum mehr als eine Kopf-länge seitwärts um Nahrung aufzunehmen. Der nächste Wurf passte perfekt unddie Nymphe gelangte in den Aktionsbereich des Fisches. Das riesige Maul öffnetesich und der Anhieb saß. Sofort kam der Fisch aus dem Wasser, eher wie ein müderübergewichtiger Delphin, als wie eine Forelle. 2–3 Mal hintereinander als würdeman einen Stein übers Wasser „plätteln“ lassen, sprang er gegen die Strömung,dann folgte eine rasante Flucht stromab in Richtung einer Holzbrücke, die sich etwa150 m stromab befand.Ein paar Wanderer beobachten mein Treiben von der Brücke aus und hatten vonoben wohl bereits den Fisch erspäht, denn es begann dort plötzlich laut zu werden.Ich machte mir keine Sorgen, obwohl ich schon gut 20 m im Backing war und ließden Fisch ziehen. Der Wasserstand war niedrig und so könnte ich auch problemlosdem Fisch unter der Brücke hindurch in den langen Run unterhalb davon folgen, woich gedachte, den Fisch schließlich auszudrillen und zu landen. Dies war mein Plan.Der Fisch hatte aber einen ganz anderen! Es schien meinerseits alles zu klappen.Der Fisch steuerte stromab und hielt exakt auf die Mitte der zwei Pfahlreihen zu.Ich folgte wie ein Hund an der Leine ca. 40 m dahinter und versuchte im Laufenverbissen Schnur zurück zu gewinnen, was mir auch gelang. Als der Fisch jedochunter der Brücke war, folgte urplötzlich ein scharfer Haken nach links und eineblitzschnelle Flucht zwischen den Pfählen hindurch. Unmittelbar am Ufer verharrteder Riese. ‚So eine S.....!’, dachte ich und hörte jemanden von der Brücke über mirsagen: „Jetzt ist er weg!“ Die Forelle war aber noch dran. Also was soll‘s dachte ich.Probieren oder abreißen! Ich entschied mich für den Versuch. Da der Fisch ja ruhig

274ca. 10 m oberhalb der Brücke stand, entschloss ich mich, zum Pfeiler zu waten unddie Rute dazwischen hindurch zu schieben. Als ich gerade damit beschäftigt war,flüchtete der Fisch urplötzlich wieder stromauf. Meine Rute war jetzt zwischen diePfeiler geklemmt, da der Abstand zwischen ihnen nur ca. 30 cm betrug. Ich hatteAngst, sie würde bersten, und so riss ich kurzerhand den Handteil der Rute wegund schob beide Teile zwischen den Pfeilern hindurch. Ich versuchte, so schnell esging um den Pfeiler herumzukommen. Meine Rute hatte sich inzwischen in einemversunkenen Ast verfangen, doch der Fisch schien immer noch dran zu sein, denndie Rolle drehte sich gemütlich. Ich zog den Ast hoch und griff die Teile meiner Ruteund bemühte mich dabei die Schnur nicht zu blockieren. Ein schneller Griff unddie Rute war wieder einsatzbereit. Die Beobachter auf der Brücke staunten nichtschlecht, als ich wieder unter der Brücke hervorkam und mit gespannter Schnurabermals die Verfolgung aufnahm. Der Fisch war inzwischen ca. 40 m stromaufvon mir. Ich querte oberhalb der Brücke und watete Schnur aufnehmend hinterher.Bald hatte ich wieder Fliegenschnur auf der Rolle und der Fisch war inzwischen fastwieder an dem Platz angelangt, wo ich ihn gehakt hatte. Nun wollte er aber mit allerKraft unmittelbar am Ufer entlang der Büsche stromauf. Ich hielt mit voller Kraftdagegen, jedoch immer bedacht, das Vorfach nicht überzustrapazieren. Es gelangmir schließlich den Fisch nach einiger Zeit von seinem Vorhaben unter die Bäumezu flüchten abzuhalten, doch je mehr Druck ich aufbrachte, desto verbissener steu-erte er auf einen unweit oberhalb von ihm liegenden großen Ast zu. Ich musste denDruck reduzieren und meine Strategie ändern, wenn ich eine Chance haben wollte,diesen Riesen zu landen. Der Fisch reagierte auf den nachlassenden Druck undstand nun am Grund wie angenagelt.Ein kurzer Blick nach oben und unten verriet mir, dass kein Fischer weit und breitwar, den ich durch meine folgende Aktion stören würde. Ich entschied mich kurzer-hand den Fisch zu umlaufen und ihn flussab ins offene Wasser zu treiben. Nach-dem ich bei stetig gespannter, jedoch keinen Druck erzeugender Schnur ca. 15m oberhalb des Fisches war, rannte ich mit viel Lärm und Geplatsche von obenauf ihn zu. Wie von der Tarantel gestochen schoss der Riese jetzt wieder stromab.Innerhalb von 2–3 Sekunden war er wieder im Backing und hielt wieder unvermin-dert auf die Brückenmitte zu. ‚Das machst du mir nicht ein zweites Mal’, dachte ich.Unmittelbar bevor der Fisch die Brücke erreicht hatte, erhöhte ich den Druck aufihn deutlich. Der Fisch reagierte sofort, startete voll durch, die Rollenbremse schrierichtiggehend auf, und innerhalb von Sekundenbruchteilen schoss er unter der Brü-cke durch in Richtung der langen Rinne. Ich hatte ihn überlistet. Der restliche Drilldauerte zwar noch mehr als 10 Minuten, doch Gefahr drohte in diesem Bereich kei-ne mehr. Ausgepumpt stellte er sich kurz vor dem Landen noch mit dem Kopf untereinen Stein im Auslauf. Nun wollte ich zugreifen, um ihn an der Schwanzwurzel zupacken und den Kopf in meinen Holzkescher zu stecken. Doch so einfach war dieSache nicht. Ich konnte die gigantische Schwanzwurzel einfach nicht umfassen.Gerade einmal mit Daumen und Mittelfinger gelang es mir, die Schwanzwurzel wie

275mit einer Pinzette zu greifen und nach hinten zu ziehen. Zweimal konnte er sichnoch befreien, dann war es geschafft. Der Kopf war im Kescher und der Fisch ge-landet. Was für ein Drill, was für eine Freude!Was für ein perfekter Fisch!, ein Gigant von einer Regenbodenforelle und gut 9 kg schwer.Im Maul des kapitalen Fisches saß die kleine widerhakenlose Nymphe bombenfest.Der kleine Haken hatte wieder einmal perfekt gegriffen und es gelang dem Gigantenauch nicht durch seine dumpfen Kopfschläge den Fremdkörper loszuwerden. Einkleiner, starker Haken ist, wenn er gegriffen hat, aufgrund des minimalen Gewichtsund der geringeren Hebelwirkung dem größeren Muster in punkto Haltbarkeit imFischmaul deutlich überlegen!SchluchtstreckenSchluchtstrecken sind oft sehr nahrungsarm und sie werden in fischereilicher Hin-sicht gerne überschätzt. Weil sie so schön aussehen, müssen dort doch schöne,große Fische stehen, ist die allgemeine Meinung. In Wahrheit ist auf blankem Felskaum Leben in Form von Insekten vorzufinden. Wenn es sich dann noch um Engstel-len im Fluss handelt, tosen dort bei Hochwasser riesige Wassermengen hindurchund zwingen die Fische, diese Bereiche zu verlassen. Nährtiere werden in diesen

276Die Soča Koritnica, die wunderschöne Engstelle an der oberen Soča, die leider im Sommerauch von vielen Kajaks befahren wird – ein Rückzugsgebiet für kapitale Marmoratas.Bereichen durch Hochwässer meist auf null reduziert. Wo keine Nahrung, da keinFisch. Nur wenn sich in unmittelbar unter- oder oberhalb davon Strecken mit besse-ren Nahrungsverhältnissen und vielen Fischen befinden, nützen besonders kapitaleFische die Schlucht zum Tagesunterstand, von dem aus sie in der Nacht stromaufoder stromab auf Jagd gehen.Strömungstaschen in SchluchtenAuf diesem Bild ist eine typische Strömungstasche im Canyon des Lamar im Yel-lowstone Nationalpark zu sehen, die nur mit kurzer Leine befischt werden kann.Auch in so engen Bereichen stehen Fische an der Naht zum schnellen Wasser. Fi-sche, die hier gefangen werden, sind zwar meist nicht sehr groß, da die Platzverhält-nisse bedrängt sind, dafür aber umso kräftiger.

277Sporen, BuhnenSporen werden zur Ufersicherung beim Flussbau verwendet. Sie unterbrechen meisteinen gleichmäßig strömenden Bereich. Dadurch werden Ruhezonen geschaffen,die auch bei erhöhtem Wasserstand Schutz und Unterstand bieten. Bei Sporen kon-zentrieren sich die Fischer primär auf die Bereiche unterhalb davon (rot), die an derStrömungsnaht liegen, jedoch auch der Bereich unmittelbar vor dem Buhnenkopf(weiß markiert), ist ein nicht zu unterschätzender Platz besonders für große Äschen.Ich befische Buhnen am liebsten mit Schlaufentechniken stromab. An den Buhnen-köpfen kann sich jedoch auch das Fischen mit kürzerer Leine lohnen.In Strömungstaschen von Schluchten leben kleinere, aber sehr kampfstarke Fische.

278Morgenstimmung an der Soča (SLO). Buhnenköpfe (kl. weiße Bereiche) sollten auch be-fischt werden.Grundwassergiessen, Spring Creeks, Chalk StreamsIn diesen meist sehr kalkhaltigen Grundwasserflüssen stehen die Fische oft entlangvon Krautbänken oder unter ihnen. Diese Gewässer sind winterwarm und habendeshalb einen hervorragenden Fischbestand. Quellmoos ist neben dem Wasser-hahnenfuß meist überall anzutreffen. Die Fische nützen den Schutz der Wasser-pflanzen und stoßen blitzschnell darunter hervor um Nahrung aufzunehmen. Forel-len sind hier auf der ganzen Breite des Flussbetts anzutreffen. Da es sich meist umrelativ offene Wiesenbäche handelt, eignen sich diese besonders für sonnenhungri-ge Fische wie Regenbogenforellen oder Flussforellen. Eine vorsichtige Präsentationaus ausreichender Entfernung ist hier ein absolutes Muss.Der wohl bekannteste Spring Creek in Europa ist die Gacka in Kroatien. Kapitale Fo-rellen lauerten besonders vor dem Balkankrieg in den Wasserpflanzenwäldern undviele von ihnen gingen während des Drills darin verloren. Stoff für Anglerlatein undGutenachtgeschichten bot dieser Fluss in rauen Mengen. Heute ist das Gewässerwieder im Aufbau begriffen, wenn auch der Schaden an den großwüchsigen, lokalenForellen kaum gutzumachen sein wird. In keinem anderen mir bekannten Bachforel-lengewässer wachsen die Fische so schnell wie dort. Eine einjährige Gacka-Forellehat in der Regel bereits ein Gewicht von einem Kilogramm (!). In solchen Traumflüs-sen mit überschwänglichem Nahrungsangebot werden die Fische aber nicht nursehr groß, sondern mit der Zeit auch sehr selektiv, besonders weil Anglermediendurch Berichte von kapitalen Fängen ganze Scharen von Fliegenfischern anlocken.

279 Spring Creeks (hier Armstrong) erfordern viel Geschick und feinste Vorfächer.Die Abbruchkante (drop-off)Abbruchkanten sind zwar oft nicht ganz leicht zu befischen, doch sie ziehen Salmo-niden magisch an. Auch wenn die Fische dort auch nicht sehr tief stehen, so fühlensie sich doch durch das über ihnen dahinströmende Wasser gut abgeschirmt undwiegen sich in Sicherheit. Solche Positionen erlauben auch ein optimales Steigennach Oberflächennahrung, engen aber auch das Gesichtsfeld der Fische ein.So kann man hier recht nah an nymphende Fische herankommen. Man kann wiehier im Bild parallel stromauf fischen oder sich oberhalb des Drop-offs im Flachwas-ser positionieren und die Kante abfächern (siehe Riffle Hanging).

280Eine Abbruchkante wie im Bilderbuch – ein Hot Spot bei Big Sky am Gallatin River in Mon-tana.Hinterwasser mit Gegenströmung

281In diesem Bild zeigt sich, dass bestimmte Plätze einen Wechsel der Wurfpositionerfordern. Besonders im Hinterwasser dreht sich die Strömung oft und wird wie indiesem Bild gegen die Flussrichtung umgedreht (1). Will man die Fische links an derSteinkante fangen, so muss man dies von der dazugehörigen Wurfposition (X1) ausmachen. Von dieser Position aus werden die Fische an der Kante zum schnellenWasser nicht beunruhigt. Die zweite Strömungsnaht wird danach zuerst von untenbefischt (X2a). Würde man hier mit der Fischerei beginnen, wären die Fische im Hin-terwasser deutlich schwerer zu fangen, weil man sich direkt in deren Sichtfeld be-findet. Manchmal kann es sich aber auch lohnen, die Naht zur Hauptströmung nacheinem ersten Versuch von unten danach vom Kopf der Markierung aus (X2b) direktstromab zu befischen, um noch langsamer und näher am Grund fischen zu können.Das „Futterförderband“ - wo Strömungen sich treffen Wo sich Strömungen oder Flussarme vereinen, konzentriert sich die Nahrung.Wir finden gute Fische oft in Bereichen, wo Strömungen in einen engen Bereich (Fla-schenhals) gedrängt werden. Dies geschieht in erster Linie dort, wo sich Flussarmewieder vereinen. Diese Plätze sollten genau abgefischt werden, weil sich dort dieNahrung konzentriert. An der Oberfläche ist meistens eine kleine Blasenbahn zu

282erkennen. Dieses Band transportiert nicht nur die Sauerstoffbläschen, die sich inden Rauschen gebildet haben, sondern hier sammelt sich auch das meiste Futter.Deshalb stellen sich unter solchen Futterförderbändern oft viele Fische ein, um zufressen, in der Regel mit dem stärksten Fisch am obersten Ende des Bandes. DaFische dort aber mehr Energie verbrauchen als an ihren Ruheplätzen, suchen siediese Plätze meist nur zu gewissen Tageszeiten auf. Während dieser Fresszeiten,kann man als Fliegenfischer an solchen Stellen jedoch wahre Sternstunden erle-ben. Die weißen Bereiche zeigen ebenfalls gute Standplätze an.StromleitungenDie in diesem Bild gezeigte Stelle ist aus mehreren Gründen sehr erfolgverspre-chend. Einerseits folgt sie auf einen relativ schnell strömenden Abschnitt, ande-rerseits liegt sie am Ende eines Runs, was sie für Äschen und Regenbogenforellenprädestiniert. Hinzukommt, dass der Fisch unmittelbar darunter eine Rückzugszonefür erhöhten Wasserstand vorfindet (Aufweitung). Das Tüpfelchen auf dem I ist aberdie darüber hinweggehende Stromleitung. Strom wirkt stimulierend für Benthosor-ganismen und offensichtlich auch für Großfische, denn an den meisten Kreuzungensolcher Überlandleitungen(aber auch unter dem Grund verlaufenden Kabel) werdenkapitale Fische gefangen, so sich dort ein tieferer Bereich befindet, der ihnen einenlängeren Aufenthalt ermöglicht.

283Sohlschwellen Eine der zahlreichen Sohlschwellen in der Stadtstrecke der Dornbirner Ache. 1 Nahrungsaufnahme während der Schlupfphase 2 Nahrungsaufnahme zwischen den Schlupfphasen 3 Aufenthaltsbereich bei erhöhtem WasserstandEine Sohlschwelle ist ein von Menschen geschaffenes Bauwerk, das ein Absinkendes Grundwasserspiegels durch ein Eintiefen der Sohle verhindern soll und zudemdie Hauptströmung zur Gewässermitte lenkt. Sohlschwellen sind künstliche Wan-derhindernisse und viele von ihnen sind zudem falsch angelegt, sodass Fische dortkeine idealen Lebensräume vorfinden. Wurde früher Holz zum Bau dieser Schwel-len verwendet, so ist es heutzutage leider „toter Stein“ oder Beton was die Nährtier-produktion in diesem Bereich natürlich einschränkt. Durch die hydraulischen Ver-hältnisse unterhalb der Schwelle kommt es oft zur Ausbildung von meist nur sehrkurzen Pools. Ein Fisch muss zur Aufnahme von Oberflächennahrung eine gewisseDistanz zum Objekt haben, um es rechtzeitig zu erblicken und aufsteigen zu kön-nen. Bei den meist spärlichen Schlüpfen von Insekten im Pool selbst, halten sich dieFische deshalb dann am unmittelbaren Übergang vom tieferen zum flachen Wasserauf (1). Während der restlichen Zeit stehen oder patrouillieren sie im strömungsbe-ruhigten Bereich am Grund unmittelbar unter der Wasserwalze (2) und fressen an-treibende Larven und ertrunkene adulte Insekten, die durch die Wasserwirbel unterWasser gerissen werden. Mit zunehmendem Wasserstand verlassen die Fische denzentralen Bereich des „Pools“ und bewegen sich an den linken und rechten Randder Hauptströmung. Unterhalb einer solchen Sohlschwelle bleibt somit nur die Prä-

284sentation der Nymphe stromauf durch einen Trickwurf (Dunker), damit sie schnellabsinken kann. Tungstenköpfe kommen an solchen Stellen zum Einsatz, um inner-halb kürzester Zeit auf Tiefe zu kommen. In sehr kurzen Pools kann nur mit kurzerLeine effektiv gefischt werden (Indianerfischen).Oberhalb von Sohlschwellen befinden sich oft gute Wintereinstände von Fischen.Besonders Äschen und Regenbogenforellen lieben diese Bereiche. Während in denAbendstunden die Fische direkt an der Kante zum schnellen Wasser Trockenfliegenund Emerger aufnehmen, stehen sie untertags etwas stromauf dieser Zone undnehmen Nymphen auf, die knapp über Grund angetrieben werden. Nicht zu unterschätzender Bereich oberhalb einer Blocksteinrampe an der Drau.BlocksteinrampenSohlrampen werden in vielen Gewässern zur Stabilisierung der Flusssohle gebaut.Sie können, wenn richtig angelegt, durchaus gute Habitate für sauerstoffbedürftigeSalmoniden bieten. Oft sind es nur kleine Ruhezonen zwischen den verankertenSteinen die sich an der Wasseroberfläche durch glatte Flächen bemerkbar machen.Dort lohnt sich besonders bei wärmerem Wetter immer ein Versuch.

285Eine Blocksteinrampe bietet Fischen aller Größenklassen abwechslungsreiche und sehrunterschiedliche Lebensräume mit viel Sauerstoff, was diese Bereiche für die Sommerfi-scherei prädestiniert.

286 5. Erfolgreich NymphenfischenVertrauen und Zuversicht als GrundeinstellungFliegenfischer Instruktoren, die immer wieder mit der Schulung von Kursteilneh-mern am Wasser befasst sind, kennen das Phänomen des Vorführeffekts. Tatsacheist, dass bei solchen Demos oft bereits beim ersten Wurf ein Fisch hängt. Genauerbetrachtet ist es eigentlich kein Phänomen, viel mehr ist es der Glaube an den Er-folg der Methode und des Fliegenmusters und das Wollen, das dabei zum Tragenkommt. Die ist ein ganz bedeutender Punkt wenn es um Fangerfolg geht, auchwenn es jetzt ein bisschen philosophisch wird.Anfängerglück?Zeigt man einem Anfänger wie er fischen muss und demonstriert ihm, dass einbestimmtes Muster Fische fängt, so hat der Neuling damit in der Regel auch Erfolg,wenn er alleine am Wasser ist. Man spricht hier oft von Anfängerglück. Aber ist eswirklich Glück? Der Anfänger vertraut voll der Methode und der Fliege! Etwas wasviele routinierte Fischer oft nicht machen. Deshalb fängt der Anfänger auch. DerInstruktor oder Freund hat es ihm ja vorgemacht. Er weiß, dass es funktioniert - erfängt! Gelingt es ihm, dieses Gefühl zu behalten, so hält gewöhnlich auch der Erfolgeine Weile an. In dem Moment, wo er am Wasser jedoch mit anderen Methodenund Mustern von Kollegen konfrontiert wird, besonders aber wenn jemand eineandere Art der Präsentation vorschlägt als die, mit der er Erfolg hatte, so beginnt eran seiner Methode zu zweifeln. Er wird verunsichert und auch der Erfolg lässt meistaugenblicklich nach. Selbst an Stellen, an denen er bislang Fische fing, geht nunnichts mehr. Gelingt es ihm aber, den Glauben an seine Methode zu bewahren undsie an ähnlichen Stellen einzusetzen, so hält in der Regel auch sein Erfolg an.ErfolgsmusterJeder hat sein Erfolgsmuster und seine Erfolgsmethode, denen er vertraut und mitdenen er (aus diesem Grund) viel konzentrierter fischt. Fast jeder Fliegenfischer warschon mal in der Situation, wo er ein Muster nach dem anderen ausprobiert hat unddoch erfolglos aufgeben musste. Damit einhergehend war meist auch fehlendesVertrauen in die Nymphe und somit auch eine gewisse Unsicherheit. Die wiederumbestimmt die Art wie gefischt wird - nämlich ebenso unsicher und mit wenig Vertrau-en in den Erfolg!Klappt es dann nicht, so kehrt man gewöhnlich wieder zum Erfolgsmuster zurückund nicht selten kommen dann wieder die ersehnten Bisse. Ein erfolgreicher Flie-genfischer vertraut aufgrund seiner gewonnenen Erfahrung verschiedenen Metho-

287den und ist in der Lage, auch in Zeiten, in denen die Fische nicht so beißlustig sind,das Vertrauen in seine Art der Fischerei nicht zu verlieren. In der Regel fischt jedochder Erfahrene in solchen, wenig Erfolg versprechenden Zeiten, gar nicht.Trotz alledem kann auch ein Profi auch einmal an einen Fisch geraten, der ihn vorRätsel stellt. Besonders in Montana, im Nordwesten der USA, wo der hohe Befi-schungsdruck gepaart mit Wildfischen (in Fliessgewässern Montanas findet keinFischbesatz statt) geradezu Professoren unter den Fischen herausbildet, die nichtnur alle Fliegenmuster sondern wahrscheinlich auch die Wathosen und Watschuh-marken beim Namen kennen, stößt man an leicht zugänglichen Stellen unter Um-ständen an seine fischereilichen Grenzen. Diese Herausforderung gehört für michzum höchsten, was ein Fliegenfischer zu bestehen hat.Solche Fische, die sich nicht auf eine auf meiner Erfahrung basierende Art undWeise fangen lassen, sind für mich die wertvollsten Fische überhaupt.Ich nenne diese Fische auch Schlüsselfische. Sie sind der Schlüssel zur Weiter-entwicklung in fischereilicher Hinsicht. An ihnen wächst der Fliegenfischer. Er istgefordert, nicht nur optimal zu präsentieren, sondern auch bestmöglich zu imitierenund alle Tricks, die ihm im Laufe der Jahre bei seiner fischereilichen Entwicklunggeholfen haben, anzuwenden. Beißt ein Fisch nicht, nimmt jedoch Nahrung auf, solernt der Angler mit jedem Wurf auf einen solchen Fisch dazu: über dessen Verhal-ten, das Verhalten der Nährtiere, Strömungen, Reize und Aktionsradien, Kontraste,Vorfachstärken und dessen Eigenschaften. Hat der Fliegenfischer den Fisch nachlangen, unendlich scheinenden Versuchen dann schließlich doch überlistet, so hater wertvolle, neue Erkenntnisse gesammelt, die ihm zukünftig in ähnlichen Fällenhilfreich sein werden.Manchmal musste auch ich mir eingestehen: ‚Fisch, du hast dir einen verdammtguten Standplatz ausgesucht, wo du praktisch mit den vorgegebenen Mitteln un-fangbar bist’. In solchen Fällen hilft nur ein langes und geduldiges Ausharren, unterUmständen bis zur nächsten Steinfliegenzeit, wenn dann sogar große Exemplare ineinen Fressrausch verfallen und ihre Vorsicht vergessen.Gewöhnlich wählt ein Routinier seine Fischgänge nach dem zu erwartenden Erfolgaus (Wetter, Wasserstand und Wassertemperatur, Jahreszeit, ...), sofern er nicht nureinfach seine Gerte schwingen und die Natur genießen will.Wetter und BeißzeitEs gibt Tage, an denen die Fische verrückt spielen und solche an denen praktischgar nichts läuft. Besonders ein starker Druckabfall im Herbst und Frühjahr wirktauf Fische in den meisten Fällen negativ und es verschlägt ihnen buchstäblich den

288Appetit. Auf lange Schönwetterperioden im Sommer kann ein Druckabfall mit ein-hergehender Bewölkung aber auch positive Effekte haben. Ein Bekannter von mirspricht von Neumond als dem besten Tag besonders für die Fischerei auf Räuber.Seine Erfolge scheinen dies zu bestätigen. Andere wiederum schwören auf die Tagekurz vor und nach Vollmond. Es gibt gar Uhren, die die Beißzeiten basierend aufden Mondrhythmen anzeigen. Nach Auskunft von schwedischen Profis funktionie-ren diese Uhren in Norwegen ausgezeichnet, da die Statistiken, die als Grundlagefür die Programmierung der Uhren dienten, zum überwiegenden Teil aus Norwegenstammten.Mehr Einfluss dürfte am Festland zumindest in unseren Breiten der Wind haben.Während West- und Ostwind meist positive Wirkung zugesprochen wird, so ist einNordwind mit folgender Abkühlung dem Fischfang eher hinderlich. Ein Südwind (inden Alpen meist Fön) ist ebenso ein schlechtes Vorzeichen, während ein leichterSüdwest wieder positive Auswirkungen erwarten lässt.Fallender Luftdruck vor einem warmen Gewitter wirkt sich meist positiv auf die Beiß-lust aus, während diese beim Gewitter selbst nachlässt und erst bei steigendemLuftdruck wieder zunimmt. Kurz vor oder nach einem Gewitter sind Fische besonders aktiv.

289Sinkende Wasserstände führen oft zu verstärktem Territorialkämpfen in Bachforel-lengewässern. Die Brownies haben während dieser Zeit meist Besseres zu tun, alsNahrung aufzunehmen. Sie fressen bis zur Wiederherstellung der Revierverhältnis-se dann meist im Dunkel der Nacht, wo sie ihre Konkurrenten nicht dauernd imBlickfeld haben.Die Beißzeiten von Bachforellen und Meerforellen im Fluss stehen zudem meist inZusammenhang mit dem Einfallswinkel der Sonne. Hat diese eine gewissen Winkelzum Wasser, so dringen deren UV Strahlen tiefer ins Wasser ein. Bachforellen, diemeist im Schutz der Uferböschung oder in geschützten, tieferen Bereichen aushar-ren, können so ihre Beute offensichtlich besser ausmachen. Nymphen aber auchLachsfliegen mit UV aktiven Materialien heben sich besser vom Hintergrund ab undsind bei niedrig stehender Sonne für die Tiere somit besser zu entdecken. Wennes auch die unterschiedlichsten Meinungen zu diesem Thema gibt, so sind dochgewisse Zusammenhänge feststellbar. Eine alte Fischerweisheit bleibt jedoch un-antastbar:Die Nymphe fischt nur, wenn sie im Wasser ist!Dies bedeutet, dass Ausdauer immer belohnt wird, nicht nur mit schöneren Fängen,sondern vor allem mit dem Sammeln neuer Erfahrungen. Die Zeit in der die Nymphekorrekt fischt, ist bei einem guten Werfer und Fischer allgemeinen wesentlich län-ger, was natürlich auch mehr Erfolg bedeuten kann. Unbestritten ist für alle Gewäs-ser jedoch der Zusammenhang zwischen der Wassertemperatur und der Aktivitätder Fische.Wassertemperatur und BeißverhaltenDie Wassertemperatur hat einen sehr großen Einfluss auf das Beißverhalten der Fi-sche, da sie mit wenigen Ausnahmen (einige Meeresfische) zu den wechselwarmenTieren gehören. Der Alltag im Tierreich ist ein ständiger Kampf ums Überleben. Nurdie stärksten Tiere sollen bestehen, um die genetisch besten Voraussetzungen zuschaffen, um sich an die ständig ändernden Bedingungen anpassen zu können.Die Natur hat eigene Gesetze, die wir versuchen müssen zu begreifen, um beimFliegenfischen erfolgreich zu sein. Da der Fisch im Wasser lebt und sich dort nichtwie ein Eichhörnchen Nahrungsdepots anlegen kann, um in mageren Zeiten daraufzurückzugreifen, muss er die sich ihm anbietende Nahrung im Verhältnis zum Auf-wand optimal umsetzen, um die nahrungsarme Winterzeit schadlos zu überstehen.Um dieses Ziel zu erreichen, muss er genau kalkulieren, um nicht mehr Energie fürdas Erhaschen der Nahrung zu verbrauchen, als er durch deren Verzehr umsetzenkann. Die Natur regelt dies ganz von selbst, und der Fisch weiß instinktiv um sol-che Zusammenhänge Bescheid. Die meiste Nahrung wird dann gefressen, wenndie Wassertemperatur jenen Bereich erreicht, in dem die Nahrung optimal in Kör-

290permasse umgewandelt werden kann. Diese ideale Temperaturspanne ist von Artzu Art verschieden.Kein schneller Drill ohne Kescher! Das knotenlose Netz hilft dabei, den Fisch sicher zuhalten, um die Nymphe rasch aus dem Maul zu entfernen.Das Wissen um den regelnden Einfluss dieses Aufwand-Nutzen-Prinzips bestimmtdie Taktik eines erfolgreichen Fliegenfischers. Begeben wir uns nun auf eine Wande-rung durch die einzelnen Temperaturbereiche und betrachten das jeweilige Verhal-ten der Fische und deren Nährtiere. Im Tagesverlauf sind ebenfalls unterschiedlicheAktivitätsperioden der Fische erkennbar. Ganz allgemein kann diesbezüglich gesagtwerden, dass die Fische in der ersten Tageshälfte ca. zwei Drittel ihrer Nahrungaufnehmen. In der kalten Jahreszeit verschiebt sich diese Aktivitätsperiode zur Mit-tagszeit, wo in Bezug auf die Temperatur noch die idealsten Verhältnisse herrschen(v. a. bei Sonnenschein).

291 Im Gegensatz zu Forellen sind Äschen auch im Winter noch aktiv. Die AktivitätstabelleH2O Temp. Verhalten der Salmoniden - Fischerei0 - 5 °C Temperatur während der Winterzeit und bei der Schneeschmelze, Win-Fischerei: terstagnation der Insekten (Nullwachstum), keine Schlupfperioden von Insekten (Ausnahme Wintermücken), Fische zeigen geringe (Äschen, Seeforellen) bis keine Aktivität (übrige Forellen), Stoffwechselenzyme arbeiten bei manchen Arten nicht mehr, Körperfunktionen werden auf ein Minimum reduziert, der Fisch zehrt vom Depotfett und steht in tiefen ruhigen Bereichen im „Winterlager“ Fischen in Dead Drift hart am Grund, engster Aktionsradius der Fische – Nymphe maulgerecht präsentieren, v. a. tiefere Pools befischen, sehr kleine Nymphen und v. a. Reizköder (z. B. Rote Haken) sind oft erfolg- reich, im allgemeinen schlechte Chancen auf Forellen, Äschen nehmen noch Nahrung auf;

292 Ab 5 °C : Beginn der Nahrungsaufnahme der Forellen, ab 6°C schlüpfen 5 - 10°C die ersten Eintags- und Steinfliegen, gute Aktivität der Fische bei Tempe- Fischerei: raturen zwischen 8 - 10°C; 10 - 15°C Fischerei: Während der Schlupfperioden Fischen in Oberflächennähe (stromab mit Abstoppen oder Mikronymphenfischen stromauf); Fischen in Dead Drift 15 - 20°C hart am Grund zwischen den Schlupfperioden, im Frühjahr auch mal Fischerei: größere Nymphen probieren über 20°C ideale Temperatur für das Umsetzen der Nahrung bei Salmoniden durch Fischerei: hohe Enzymbeweglichkeit (alpine BF ca. 10.5°C, SF 12-13°C, RBF ca. 13°C, AE ca. 14°C,) Schlupfperioden während des ganzen Tages mög- lich; Fische müssen jetzt fressen, In Schlupfperioden Stromabfischen mit abstoppen, in der Strömung hängen lassen oder Stromauffischen mit unbeschwerten Nymphen oder Mikronymphen in der oberen Wasserschicht, zwischen den Schlupfperioden: Dead-Drift-Fischerei am oder knapp über Grund; Stoffwechsel steigt mit zunehmender Temperatur, Fische nehmen durch- gehend Nahrung auf, Nahrungsüberangebot in intakten Flüssen führt zu Selektivität (Fisch nimmt hochwertigste Nahrung auf oder deckt sich mit den für ihn im Moment wichtigen Nährstoffen ein); genaue optische Imitation der Larven und deren Verhalten im lang- samen, klaren Wasser, Stromabfischen mit Abstoppen während der Schlupfperioden, Fischen auf Sicht, Stromauffischen mit Mikronym- phen, Dead Drift in Perioden geringen Schlüpfens von Insekten; Temperatur nähert sich dem oberen Grenzbereich für Salmoniden (je nach Art und Lage unterschiedliche Adaption), Stoffwechsel braucht zu- viel Energie, Kreislauf der Fische wird stark beansprucht, schnelle At- mung, Reduktion der Aktivität auf ein Minimum, langsame, träge anmu- tende Bewegungen der Fische; Lethargie nach längerem Drill bei Wassertemperaturen jenseits der 20°C kann der Tod durch Kreislaufüberbeanspruchung eintreten, verzögerte Mortalität(nach dem Zurücksetzen) durch Muskelübersäuerung, bei Temperaturen über 20 °C sollte deshalb auf Salmoniden (v.a. Äschen) nicht mehr gefischt werden; Ausnahmen bilden jene Gewässer, in denen die Fische durch Anpas- sung an die Umweltverhältnisse (z.B. permanente thermische Aktivität) eine höhere Temperaturtoleranz aufweisen.

293Die Krux mit dem SchwallDie Alpen werden auch das Wasserschloss Europas genannt. Nicht ohne Grund,doch wo viel Wasser ist da ist auch jemand, der davon profitieren möchte. Waren esfrüher Mühlräder die die Kraft des Wassers nutzten und so nebenbei den Forellennoch den ein oder anderen Mühlgumpen und zusätzlichen Sauerstoff bescherten,so sind es jetzt teils riesige Kraftwerke, die bereits einen nicht wieder gut zu ma-chenden Schaden an den Gewässern angerichtet haben und für das Trockenlegenganzer Flussabschnitte verantwortlich zeichnen. Während Laufkraftwerke nur dieMenge des ankommenden Wassers nutzen und auf die Temperaturverhältnisseund somit auf die Salmoniden u. U. sogar positive Auswirkungen haben können, sosind die mit Hochdruckturbinen ausgestatteten Speicherkraftwerke, die mit demWasser von meist alpinen Stauseen betrieben werden, für unzählige Flussleichenverantwortlich. Dadurch, dass der Rhythmus der Natur dem Rhythmus der Strom-preise an der Börse weichen muss und dies unter Umständen gar mehrmals amTag, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die mit Schwall bedachten Flüsse prak-tisch kaum mehr Naturverlaichung aufzuweisen haben und die Nahrungsgrundlageder Fische dort nachhaltig gestört wurde. Mit der zunehmenden Liberalisierung desStrommarktes und dem Fusionieren großer Stromkonzerne, sind die Lebensadernder Natur praktisch völlig unter deren Kontrolle.Der Alpenrhein, ein Fluss der extrem starkem Schwallbetrieb ausgesetzt ist.

294Zahllose neue Klein- und Kleinstkraftwerke quetschen inzwischen noch den letztenCent aus oftmals winzigen Gerinnen. Die Wasserlebewesen bleiben dabei auf derStrecke und in manchen geschundenen Alpenflüssen lassen sich, wenn überhaupt,nur noch Besatzfische in Speisegröße fangen. Jungfische sind mit dem Schwall totalüberfordert und landen in vielen Fällen auf den Kiesbänken, von wo sie den Wegins Flussbett nicht mehr finden und verenden. Viele Alpenflüsse sind dem Schwallausgeliefert, wobei einige von ihnen noch migrierende Fischarten beinhalten, dieversuchen, die Oberläufe der Flüsse zu erreichen, nichtsahnend dass der Laicher-folg dort ausbleiben wird. Trotz alledem kann der eine oder andere dieser Flüsse biszu einem gewissen Maß noch eine ansprechende Fischerei bieten, sofern man einpaar wichtige Dinge beachtet. Selbst in einem gestörten System folgen die Fischenämlich logischen Grundregeln.Die VorbereitungIn der Regel werden stark schwallbeeinträchtigte Flüsse in den Sommermonatennicht befischt, weil die Wasserstände dann zu hoch sind, ganz egal ob es sich dabeium den Alpenrhein, den Inn oder die Drau handelt, um nur ein paar wenige davonzu nennen. Im Herbst, hält sich der Schwall jedoch meist in Grenzen. Um die bestenPlätze ausfindig zu machen, sollte man den Fluss bei hohem Wasserstand bege-hen und nach Stellen Ausschau halten, die dem Fisch noch Rückzugsmöglichkeitenmit beruhigtem Wasser bieten. Je nach Fischart sind die Ansprüche hierzu unter-schiedlich. Besonders an breiten Stellen aber auch bei Einmündungen von Flüssenfindet man solche beruhigte Bereiche. Wenn Zuflüsse für Fische passierbar sind,werden sie während der Schwallspitzen (manche Flüsse schwellen bis zu 1,5 m an)oft massenweise von Fischen des Hauptflusses heimgesucht, die nach Abklingendes Schwalls wieder dorthin zurückzukehren. Diese Zubringer, sofern sie befischtwerden dürfen, lohnen in den letzten 500 m vor der Mündung während der Schwall-spitzen meist einen Besuch. Zudem sind Zuflüsse immer auch eine zusätzliche Nah-rungsquelle, weshalb sich oft zahlreiche Fische im Bereich um und unterhalb derenMündung aufhalten. Eine zweite Begehung sollte bei Niedrigwasser stattfinden, umeventuelle Hindernisse und Einstände ausfindig zu machen, die bei Hochwasserüberspült sind.Wenn man so einen Schwall-Fluss, bei mir ist es der Alpenrhein, vor der Türe hat,lernt man mit seinen Tücken umzugehen. Eine Besonderheit bei stark schwallbeein-trächtigten Flüssen ist der Zeitpunkt der Insektenschlüpfe. Sie werden in solchenGewässern nicht durch den natürlichen Rhythmus gesteuert, sondern durch die Be-wegung der Flusssohle ausgelöst durch den Wasserschwall. Dies ist kein Scherz,sondern dies ist bei Untersuchungen zum Schwallproblem am Alpenrhein festge-stellt worden. Wir Fischer kennen dies schon lange, denn wenn der Schwall kommt,dann beginnt in der Regel eine Beißphase, die jedoch selten länger als 10–15 min

295andauert. Ohnehin ist danach mit der Fischerei nichts mehr zu machen, weil dasWasser dann zu schnell wird und die Fische zum Verlassen ihrer Position zuvielEnergie verbrauchen würden. Wenn man 2–3 Mal am Tag einen solchen Schwallhat, bleiben somit ca. 40 min zum Fischen verteilt über 12 Stunden. Dies ist nichtgerade viel, besonders wenn man an einem solchen Fluss Urlaub macht, um zufischen. Urlaub am Schwallfluss? Warum nicht, denn Flüsse wie die Drau beher-bergen wirklich viele der begehrten 50er Äschen und im Herbst lohnt sich dort einVersuch bei niederen Wasserständen ohne Zweifel, und auch für die Familie hat dasDrautal einiges zu bieten. Wie befische ich einen solchen Fluss nun optimal? Felchen und Bachforelle - gefangen während einer Schwallphase am AlpenrheinMeine SchwallstrategieIch habe hier meine eigene Strategie, denn 12 Stunden zu fischen, um dabei nur 40gute Fischminuten zu erleben, ist definitiv nichts für mich. Es gilt also, sich mit demSchwall zu arrangieren. Ich nutze somit den Schwall zu meinen Gunsten. Je längerdas zu befischende Revier ist (es sollte zumindest 10–12 km Länge aufweisen),desto besser funktioniert meine Schwallstrategie. Ich suche mir in der Regel dreigute Stellen aus, die den obigen Kriterien entsprechen und die ich an diesem Tag

296befischen möchte. Eine davon liegt im oberen Bereich, eine im mittleren Bereichund eine im unteren Bereich des Reviers. Ich beginne im obersten Bereich ca. einehalbe Stunde vor dem Eintreffen des ersten Schwalls. Wenn der Schwall dann an-kommt, beginnen die Fische aktiv zu werden und dann sollte es möglich sein, deneinen oder anderen Fisch zu landen. Nach spätestens 20 min. heißt es ab ins Autooder aufs Fahrrad, um so schnell es geht zum zweiten Punkt zu wechseln. Dort er-warte ich wieder den Schwall und das Spiel wiederholt sich bis am letzen Platz nachca. 20 min das Spiel vorbei ist. So lässt sich also die wirklich gute Fischzeit auf ca.1 Stunde am Stück ausdehnen. Wenn der Schwall zweimal pro Tag erfolgt (meistmittags und gegen Abend), so kann die Zeit dazwischen für die Familie oder zumAusspannen genutzt werden, um dann noch ein zweites Mal eine „Schwallrunde“ zudrehen. Es ist nicht jedermanns Sache, dem Schwall davonzulaufen, doch optimalerkönnen Sie unter diesen Umständen nicht fischen. Auch an Lachsflüssen ziehe ichdas gezielte, eher kurze Fischen zu den besten Zeiten dem Kräfte raubenden Mara-thonfischen vor, doch es gibt auch Lachsflüsse, wo man, will man Erfolg haben, umdas Dauerfischen nicht herumkommt.Taktische Fangoptimierung – ein BeispielEs gibt Fliegenfischer die meinen, gute Fische würden immer am anderen Ufer ste-hen. Dort sind sie jedoch meist erst dann, wenn man sie vom eigenen Ufer vertrie-ben und zudem nervös gemacht hat. Standorte von Salmoniden sind an das Vor-handensein geeigneter Unterstände oder Ruhezonen gebunden. Solche befindensich bevorzugt an beiden Ufern, denn der Nahrungsinput ist dort am größten, da zuraquatischen ja auch noch die terrestrische Nahrung hinzukommt. Jedoch auch Fels-blöcke oder größere Steine in der Flussmitte eignen sich gut als Einstand. Einzig beistarker Sonneneinstrahlung und leicht erhöhten Wassertemperaturen sind beschat-tete Bereiche anderen vorzuziehen. Allgemein gelten Regenbogenforellen unter denSalmoniden als besonders sonnenhungrig und resistent gegen UVB Strahlung. Siestehen deshalb auch schon mal etwas weiter vom Ufer entfernt. Die meisten Fischelieben jedoch den unmittelbaren Uferbereich mit reduzierter Strömung. BesondersFangerfolge weniger geübter Werfer sind primär davon abhängig, ob sie in der Lagesind, diesen Nahbereich effektiv zu befischen. Unerlässlich für die Pirsch im Uferbe-reich ist eine gute Polarisationsbrille.

297Strategie:Die obige Abbildung zeigt eine Stelle im Fluss mit vermuteten oder beobachtetenStandplätzen von Fischen. Wenn man eine solche Stelle erfolgreich befischen will,muss man systematisch vorgehen ganz egal, ob man nun auf einen einzelnen Alpha-Fisch aus ist oder einfach mehrere und wenn möglich trotzdem schöne Fische fan-gen möchte. Das Gesichtsfeld der Fische darf man dabei nicht außer Acht lassen,aber auch der wahrscheinliche Weg des Fisches im Drill ist entscheidend. Für einenoptimalen Fangerfolg ist also eine strategische Planung im Vorfeld sehr wichtig.Die idealste Position für den ersten Wurf bei vorgegebener Situation ist Platz X1.Wie bereits angesprochen, sollte immer zuerst das eigene Ufer befischt werden,bevor man ins Wasser watet. Auch gute Fische stehen oft direkt vor den Füßen.Wir befischen die Stelle von unten, damit wir nicht ins Gesichtsfeld der Fische ge-raten, befischen den hintersten Fisch also zuerst und arbeiten uns langsam strom-auf. So können wir eventuell sogar mehrere Fische fangen, ohne dass ein Fischim Drill durch die sich noch am Ufer befindlichen Fische flüchtet und sie dadurchverscheucht. Dies setzt voraus, dass wir gehakte Fische jeweils möglichst rasch vonden anderen Fischen wegziehen und sie unterhalb davon ausdrillen. Können wireinen einzelnen kapitalen Fisch zwischen einigen kleineren Fischen ausmachen, sokann es beim Trockenfliegenfischen aber auch beim Nymphenfischen jedoch durch-aus vorteilhafter sein, ihn von oben mit einem Reach Cast oder einem anderen ab-gestoppten Wurf direkt stromab anzufischen, da dadurch in jedem Fall die Nymphevor dem Vorfach ins Gesichtsfeld des Fisches gerät (direktes Stromabfischen auf

298Sicht). Beim Fischen stromab darf die Deckung jedoch nicht vernachlässigt werden!Der große Fisch wird uns durch das Stromabfischen Chancen auf weitere Fängevereiteln, deshalb muss in einem solchen Fall der Fischer entscheiden, was ihmwichtiger ist. Ganz allgemein gilt, dass Forellen (besonders Bachforellen) wesentlichscheuer sind als Äschen, sofern es sich nicht um frisch besetzte, fangreife Zuchtfo-rellen handelt. Auf extrem scheue Fische wie Bachforellen ist es empfehlenswert,nur stromauf zu fischen. Dies gilt ganz besonders bei klarem Wasser.Nachdem der Nahbereich abgefischt wurde, waten wir langsam zu Platz X2. Vondort aus fischen wir wiederum zuerst den Nahbereich stromauf und stromab vonuns ab. Vor allem im Hinterwasser der Steine und an der Strömungskante dürfenwir gute Fische erwarten. Dann folgen lange Würfe ungefähr zu Punkt X3, um dieKante zum tiefen Wasser abzufischen. Wir fischen nun kombiniert stromauf undstromab. Unsere Nymphe kann von diesem Standpunkt aus bei optimaler Beherr-schung der dafür notwendigen Technik ohne weiteres dreißig bis vierzig Meter aktivfischen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass wir die Schnur immer in die Strömungder abtreibenden Nymphe nachfüttern, damit die Geschwindigkeit sich nicht ver-ändert und die Nymphe auf Tiefe bleibt. Bevor wir zu Punkt X3 waten, werfen wirnoch einige Male hinter den Baum. Wir werfen dabei sofort ein Rollmending nach,damit unsere Nymphe sofort auf Tiefe geht. An dieser Stelle dürfen wir im Auslaufebenfalls einen guten Fisch erwarten. Meist handelt es sich dabei um Regenbogen-forellen oder Äschen.Um die Fische unter dem Baum zu erreichen, begeben wir uns nun zu Platz X3.An diesem Standort befinden wir uns im Sichtfeld der um den Baum platziertenFische. Unsere Bewegungen sollten vor allem bei klarem, ruhigem Wasser nicht zuhektisch sein, um die Fische nicht zu vergrämen. In ganz heiklen, stark befischtenGewässern sollte dieser Standortwechsel möglichst umgangen werden bzw. solltendie Fische in der Regel von größerer Distanz aus angeworfen werden. Ist dies inunserem Gewässer nicht der Fall, so fischen wir von Platz X3 aus wieder zuerstunseren Nahbereich ab. Danach werfen wir stromauf und legen wieder sofort einekleine Schlaufe nach, damit die Nymphe gut absinken kann. Spätestens auf derHöhe unseres Standplatzes sollte die Nymphe den Gewässergrund erreicht haben,um die tief unter dem Baum stehenden Fische auch wirklich zu erreichen. Wir legendas U auf das Wasser und füttern wiederum in die Strömung in der die Nympheabtreibt Schnur nach. So fischen wir hier wieder kombiniert stromauf und stromabeine große Strecke ab. Sollte die Schlaufe auf den Ast zutreiben, so wenden wir ei-nen kleinen Trick an. Kurz vor die Schlaufe den Baum erreicht, ziehen wir sie leichtvom Ast weg, und legen ein neues U, sodass die Schlaufe nicht auf der Spur derNymphe sondern seitlich leicht versetzt abtreibt. Diese Methode ist auch in heiklenGewässern anzuwenden, damit die Schlaufe und deren Schatten nicht vor Ankunftder Nymphe über den Fisch treiben. Wenn die Fischerei sehr heikel ist, kann das

299direkte Stromabfischen mit Indikator(Farbe schwarz) Vorteile bringen. Ein Fischenauf kurze Distanz im offenen, ruhigen Wasser ist in der Regel nur auf Äschen erfolg-reich.Wie Sie sehen, kann man mit ein bisschen Strategie und Überlegung Fehler ver-meiden und die Fische im Wurfbereich möglichst lange in Fresslaune behalten. Dienun folgenden Tipps werden ihnen helfen, ein besserer Stratege zu werden und ihreFangergebnisse zu optimieren.Die 10 Gebote für erfolgreiches FischenFolgende Verhaltensregeln sind für erfolgreiches Fischen von Bedeutung:1. Lese das Wasser und suche die Fische!Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt, ist das gute Lesen des Wassers ein absolu-tes Muss für den fischereilichen Erfolg. Verwende unbedingt eine Polarisationsbril-le, um die Fische besser zu lokalisieren.2. Verscheuche deine Fische nicht!Besonders kapitale Standfische, aber auch Fische die aus Seen oder aus dem Meerzum Laichen in die Flüsse aufsteigen sind sehr scheu und leicht zu vergrämen.Wenn vor ihnen ein anderer Angler ohne dieses Wissen und ohne Vorsicht einenStreckenabschnitt befischt, erfordert dies eine lange Wartezeit, bis die Fische wie-der aus dem Unterschlupf oder der Rinne in die flacheren Zonen zurückkehren ge-schweige denn beißen.3. Wate behutsam und leise!Viele Fischtage werden durch falsches Waten zunichte gemacht. Leider sind daranmeist auch vor dir fischende Kollegen Schuld.4. Weniger ist oft mehr!Besonders bei kapitalen Fischen bringt es gar nichts, die Nymphe wiederholte Malezu präsentieren. 1-3 gute Würfe und dann ist wieder eine Pause angebracht, in derman unter Umständen auch das Muster wechselt. Setze dich, beobachte den Fischund lerne sein Verhalten zu deuten.5. Konzentriere dich darauf, einen guten ersten Wurf zu platzieren!Mit jedem Wurf schwindet die Chance, einen kapitalen Fisch zu überlisten. Regen-bogenforellen können zwar durch den Drill von Artgenossen in eine Art Gier (Futter-

300neid) verfallen und so auch nach mehreren Würfen überlistet werden, doch auch beikapitalen Fischen dieser Art ist äußerste Vorsicht geboten.6. Überwerfe den Fisch möglichst nicht mit der Fliegenschnur!Die Fliegenschnur sollte beim Ablegen nicht in den Sichtbereich des Fisches kom-men, da sie kurz vor dem Landen besonders in klarem Wasser einen enormenSchatten wirft. Eine über den Fisch abtreibende Fliegenschnur ist weniger heikel,doch bei der Präsentation ist Abstand gefragt. Im flachen Wasser sind dunkle Vor-fächer (z.B. Maxima oder Fireline) wegen der schwächeren Oberflächenreflexionenvon Vorteil.7. Vorsicht beim Abheben der Fliegenschnur!Hebe die Schnur für einen erneuten Wurf erst dann ab, wenn sie den Fisch oderdessen vermutlichen Standplatz passiert hat und möglichst nicht mehr in seinemBlickwinkel ist.8. Gehe nicht zu nah an den Fisch heran!Viele Fischer stehen den Fischen geradezu auf den Kopf. Nur aus einer gewissenEntfernung heraus kann man einen Fisch anfischen, ohne dass er den Angler be-merkt. Dies ist besonders bei langsam fließenden, kristallklaren Gewässern und beihohem Befischungsdruck wichtig.9. Fische nur den Bereich ab, den du ohne Mühe in der Lage bist zu befi-schen!Viele Fischer fischen mit zu großer Schnurlänge und verscheuchen durch das Nicht-beherrschen des Geräts die Fische um sie herum. Fische immer nur nach deinenFähigkeiten und steigere dich Step-by-Step! Es gibt exzellente Fischer, die zwar kei-ne größeren Weiten werfen können, aber ihre Distanz hervorragend abfischen undviel erfolgreicher sind als gute Werfer, die diesen Grundsatz nicht beherzigen.10. Werfe so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig!Die Fischzeit wird dadurch verlängert, denn die Nymphe fischt nur, wenn sie imWasser ist.


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