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Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

Published by info, 2017-08-07 11:52:21

Description: Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

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201türlich ist die Drillzeit bei sehr dünnen Vorfächern etwas länger, doch die konstantniedrige Temperatur (8–10°C) dieser Giessen kommt den Forellen im Drill entgegenund so ist nicht mit Ausfällen nach dem Zurücksetzen zu rechnen.Dieses sich stark dehnende Shock Gum Teil hat bei meinen Trockenfliegen- und Mi-cronymphenvorfächern oft eine Länge von bis zu 1 m (!). Dadurch wird das Abrollendes Vorfachs unterstützt und die dämpfende Wirkung zusätzlich verstärkt. Die meis-ten Fliegenfischer verwenden jedoch nur kurze Shock Gum Stücke von 10-20 cmLänge. Shock Gum ist sehr lichtempfindlich. Ist das Material langer Sonneneinstrah-lung ausgesetzt, so trocknet es aus und wird brüchig.Sichthilfen (Indicators)Um in schnellem Wasser die Bisse gut verwerten zu können, sind beim Dead DriftFischen Sichthilfen, auch Indicators genannt, von großem Vorteil, manchmal garunverzichtbar. Eine solche Sichthilfe sollte die Nymphe nicht tragen können, sonsterfolgt m. E. die Bezeichnung Schwimmer, Zapfen oder Pose völlig zu Recht. Sie sollnur den Sichtkontakt zum Schnurende erleichtern und eventuell verhindern, dassdie Spitze der Fliegenschnur zu schnell einsinkt. Der Indikator muss somit unbe-dingt aus einem schwimmenden Material gefertigt sein, das möglichst kein Wasseraufnehmen kann. Im Handel sind diverse Modelle erhältlich. Sie sind entweder aushoch schwimmenden Kunstofffasern wie Polypropylen oder Antron oder aus Hart-schaum bzw. Styropor gefertigt.Vergleich verschiedener Indikatoren(++ sehr gut, + gut, 0 neutral, - schlecht, - - sehr schlecht)Indikatoren aus Weichschaum:einseitig klebende Schaumstoffpads, die auf die Schnur geklebt werden++ leicht zu befestigen+ an jeder Stelle des Vorfachs anzubringen- teilweise schlechte Flugeigenschaften (Form wichtig wegen Flugverhalten)- - nicht verschiebbar- - gehen nicht durch die RingePads auf weiche Gummischläuchen geklebt+ leicht zu befestigen+ an jeder Stelle des Vorfachs anzubringen+ verschiebbar(mit Stäbchen oder Zahnstocher fixieren)- teilweise schlechte Flugeigenschaften (Form wichtig wegen Flugverhalten)

202Doppelseitiges Klebeband (Achtung, nicht alle Bänder schwimmen gleichgut!)++ sehr rasch zu befestigen++ an jeder Stelle des Vorfachs zu befestigen+ Dicke und somit Tragkraft ist variierbar- je nach Dicke unterschiedlicher Luftwiderstand(fehlende Aerodynamik)- - nicht verschiebbar- - geht nicht durch die RingeSichthilfen aus Polypropylen:++ lassen sich meist problemlos durch die Ringe ziehen(je nach Größe)++ einfaches Wechseln durch blinde Schlaufe++ Größe variierbar- für schwerere Nymphen große Sichthilfen notwendig- muss zusätzlich gefettet werden- große Sichthilfen haben viel Luftwiderstand- - in schneller Strömung werden sie oft unter Wasser gezogen- - entnommener Indikator hinterlässt meist Memory auf dem Vorfachschnellere Befestigungsmöglichkeiten von losem Polypropylen oder Antron > PPdurch Schlaufe stecken und mit Röhrchen fixieren bzw. Herstellung eines ParachuteIndicators mit Monofil.Mini-Indikators mit Befestigungsstäbchen:++ ideale Größe für Micronymphs++ an jeder Stelle des Vorfachs anzubringen++ geringer Luftwiderstand+ gute Sichtbarkeit- - für größere Nymphen ungeeignet- - gehen nicht durch die Ringe- - komplizierter Wechsel

203Indikatoren mit Führungsschlauch zum Verschieben auf dem Vorfach:++ gute Schwimmeigenschaften+ gute Sichtbarkeit- Draht kann Vorfach beschädigen- - zyindrische Exemplare haben viel Gewicht, schlechte Flugeigenschaften- - komplizierte Befestigung (nur auf konischem Vorfach oder auf Knoten, aber nicht an jeder Stelle auf dem Vorfach möglich)- - Probleme beim Landen der Fische, falls Indikator klemmtStrike Putty:++ schnelle Befestigung++ gutes Schwimmverhalten+ gute Sichtbarkeit+ Größe und Form individuell anpassbar+ wieder verwendbar- - rutscht ohne Knoten gern nach vor(sonst werden lange Stränge benötigt)- - schlechte Haltbarkeit, fällt besonders bei größeren Portionen ab und zu von der Schnur- - verschmutzt die Kleidung und das Gerät, kann bei höheren Temperaturen verlaufenFootball/Baseball Indicators:++ besonders gut geeignet für Anfänger++ schnelle Befestigung und Entfernung++ Befestigung an jeder beliebigen Stelle des Vorfachs möglich+ gute Schwimmeigenschaften+ gute Sichtbarkeito relativ geringer Luftwiderstand- teilweise kompliziertes Befestigen beson- ders mit klammen oder nassen Fingern gehen nicht durch die Ringe (Ausnahme bei Führung des Vorfachs durch das Schläuchen und gleichzeitiger Verwendung eines dickeren Vorfachbutts oder einen konischen Leaders)

204BefestigungDie meisten Angler legen das Vorfach einfach in den Spalt, quetschen den Ventil-schlauch durch Dehnen darauf, halten eine Seite des Ventilschläuchleins fest, wäh-rend sie den Schwimmkörper in die entgegen gesetzte Richtung drehen. So läuftdas Vorfach 2–3 Mal um den Gummi herum und hält gewöhnlich bombenfest. Diesist die vom Hersteller vorgegebene Art der Befestigung. Allerdings kann der Bissan-zeiger trotzdem von Zeit zu Zeit verloren gehen.Mein TippSie können alternativ das Vorfach durch das Röhrchen führen, in den Schlitz legenund den kleinen Befestigungsschlauch im Schlitz etwas verdrehen. So sitzt der In-dicator fest und kann nicht mehr verloren gehen. Schieben sie jedoch nicht einfachdas Vorfach durch den Schlauch während dieser sich im Schwimmkörper befindet.Sie erreichen dadurch keinen Halt. Nur wenn Sie das Schläuchchen heraus neh-men, das Vorfach durchstecken und es dann wieder in den Schwimmkörper drü-cken, entsteht durch den Unterdruck ein Vakuum, das den Bissanzeiger schon beieiner kleinen Verdrehung mühelos festhält. So ist es möglich die Haftwirkung soeinzustellen, dass der Bissanzeiger in der Endphase des Drills durch Zug gelöstwerden kann. Will man den Bissanzeiger kurzfristig entfernen, weil er nicht nötigist, so zieht man das Schläuchlein in die Länge und entfernt den Schwimmkörper.Das Schläuchlein kann man dann auf den Übergang von Fliegenschnur und Vorfachschieben und erhält so eine dezentere kleine Sichthilfe, bis man im schnellen Was-ser den Bissanzeiger wieder anbringt.Gut sichtbare, spezielle Fliegenschnur (Nymph Line)je nach Hersteller sind die Schnüre brauchbar oder auch nicht++ kein zusätzlicher Luftwiderstand++ ideale Lösung bei klarem nicht zu schnellem Wasser und nicht zu schweren Nymphen- - wird von größeren Nymphen gerne unter Wasser gezogen- - Sichtkontakt zum Ende der Fliegenschnur ist mangelhaft bzw. bei schnellem Wasser meist unmöglich, viel Erfahrung ist notwendigMeine FavoritenIch verwende als Indikator allgemein am liebsten Polypropylen, da die Menge je nacherforderlicher Größe (Stärke der Strömung und Wassermenge) frei gewählt und andie Bedürfnisse angepasst werden kann. Das Material verwende ich in unauffälligerFarbe oder in Sandwichtechnik, um den Fisch möglichst nicht zu verwirren. Manmuss nämlich beachten, dass ein auffälliger Bissanzeiger unter Umständen beimFisch mehr Interesse erweckt, als die Nymphe darunter. Somit ist der Fisch dannnach oben fixiert und die Nymphe treibt unter seinem Blickfeld an ihm vorbei, wassicher nicht in unserem Sinne ist.

205GF Parachute IndicatorIm Vergleich zu einem Baseball Indicator hat Polypropylen einen etwas geringerenAuftrieb. Allerdings lässt sich die Tragkraft exakt anpassen, indem mehrere La-gen Polypropylen verwendet werden. Diese müssen jedoch gut ausgebürstet undmit Schwimmmittel behandelt werden, bevor der Indikator eingesetzt wird. Ist dieSchwimmschnur beschädigt oder gerät in turbulentes Wasser sinkt sie besondersim vorderen Bereich oft kurzzeitig etwas ein. Damit der Bissanzeiger dadurch nichtgleich unter Wasser gezogen wird, verwende ich ihn an einem ca. 5–7 cm langenStück 0.20–0,25 mm starkem Monofil mit einem Loop am Ende. Der so entstande-ne Parachute Indicator lässt sich einfach in der Übergangsschlaufe von Vorfach undCore Protector Loop-to-Loop einhängen. So übersteht er eventuelle kurze Abtauch-phasen der Fliegenschnur und ist wesentlich besser sichtbar. Das Flugverhaltenbeeinflusst diese Variante des Bissanzeigers kaum.Muss ich den Bissanzeiger irgendwo auf dem Vorfach anbringen, so binde ich meh-rere Polypropylenlagen einfach mit Monofil zusammen, sichere sie mit einem gutenKnoten und binde ans Ende des abstehenden Monofils in ca. 7 cm Entfernung einen8er Knoten. Kurz dahinter schneide ich das Monofil ab. Jetzt verwende ich die In-dikatorschlaufe als Befestigung meines Parachute Indicators. Einfach durchschie-ben, zuziehen und bis zum Knoten vom Vorfach wegbewegen. Fertig. Möchte ich den Indicator entfernen, ziehe ich am überstehenden Ende des Mo- nofils und schneide es hinter dem 8er Knopf ab. Nun kann ich das Monofil aus der Indikator Schlau- fe rausziehen und ohne Bissan- zeiger weiterfischen. Der seines Knopfes entledigte Parachute In- dicator kann nach dem Knöpfen eines neuen 8er Knötchens ver- staut und später wiederverwendet werden. GF Parachute Indicator an Core Pro- tector eingeschläuft

206BefestigungEine blinde Schlaufe (Inkikatorschlaufe) wird an der gewünschten Stelle des Vor-fachs platziert. Sie dient dem Befestigen des Polypropylenbüschels, das einfachdurch die Schlaufe gesteckt wird. Jetzt wird die Schlaufe zugezogen. Der Indikatorhält fest, muss vor dem Einsatz jedoch noch mit Never Sink oder ähnlichen Präpa-raten „eingefettet“ werden. Nach der Verwendung wird der Indikator einfach ausder Schlaufe gezogen. Es bleibt kein Knoten im Vorfach. Dieses muss jedoch nochetwas gestreckt werden.In sehr heiklen Situationen oder stark befischten Gewässern fische ich meist sehrkleine, schwarze oder braune Indikatoren. Schwarze Indikatoren sind wesentlichbesser sichtbar als man denkt, und es besteht die Möglichkeit, die Fische zusätzlichauf ihre Steigwilligkeit zu testen. Wird der Indikator plötzlich mehrmals von größerenFischen attackiert, so entferne ich den Indikator und ersetze ihn mit einer Indikator-fliege, sofern zwei Fliegen erlaubt sind.Der Trick mit der IndikatorfliegeDiese Fliege, eine Art Rackelhannen, wird aus demselben Material gebunden wieder Bissanzeiger(Polypropylen). Sie besteht aus nur einem Strang gekämmten Po-lypropylens, das ich am Stück vom Hakenbogen her einbinde und zum Schlusszurecht schneide. Die Winge wird schließlich ähnlich gespreizt, wie der Indikator,sodass Indikator und Indikatorfliege praktisch ein identisches Aussehen aufweisen.Allerdings ist nun ein Haken an der Sache. Man tut gut daran, immer einige dieserFliegen in verschiedenen Größen in der Tasche zu haben. Sind zwei Fliegen erlaubt(siehe auch Kapitel Fischen mit System), so eignet sich diese Fliege auch als Zweit-fliege.

207 Einige meiner Indikatorfliegen mit SilberringerlSandwich Indicator für heikle FischeWer schlecht sieht, kann sich eines speziellen Indikators bedienen, den ich SandwichIndicator getauft habe. Dabei wird der Bissanzeiger 2-lagig gestaltet. Unten verwen-den wir die unauffällige Farbe und obenauf am besten ein auch unter schlechtenLichtverhältnissen gut sichtbares Weiß oder leuchtendes Gelb. Der Fisch nimmt vonunten nur die unscheinbare Farbe wahr, während der Fliegenfischer den farbigenSpot gut orten kann. Man muss natürlich beim Einschlaufen darauf achten, dassdie richtige Farbe obenauf ist.Mein Sandwich-Indicator aus gelbem und schwarzem Polypropylen. Einfach durchstecken,zuziehen und zurecht schneiden!

208Sehr schnelles, tiefes Wasser Auch wenn diese Polypropylen Indikatoren für mich die erste Wahl sind, greife ich in sehr schnellem, tiefem Wasser und bei Verwen- dung schwererer Nymphen jedoch gerne auch einmal auf einen Football Indikator (Marke „Lightening Strike“) zurück.Die Polarisationsbrille Besonders bei schlechten Lichtverhältnissen schätzt man eine gute Polarisationsbrille.Wenn es ein Accessoire gibt, ohne das der Fliegenfischer nicht ans Wasser gehensollte, dann ist dies ohne Zweifel die Brille. Der Schutz der Augen ist beim Fliegenfi-schen so wichtig, dass die Brille zum Standardequipment gehören muss. Selbst beieinem routinierten Werfer kann besonders bei Wind einmal ein Wurf im wahrstenSinne des Wortes ins Auge gehen. Wenn schwere Nymphen geworfen werden, kön-nen diese schnell zu schwer kontrollierbaren und gefährlichen Geschossen werden.Wenn auch der Schutz der Augen erste Priorität hat, so ist die Brille natürlich auchein wichtiges Hilfsmittel, um Fische im Wasser frühzeitig auszumachen und Bis-se besser erkennen zu können. Dazu muss die Brille allerdings in der Lage sein,

209die störenden Reflexionen der Wasseroberfläche zu eliminieren, also polarisierendsein.Allerdings ist die Wirkung einer Polarisationsbrille meiner Meinung nach auch starkvon der Färbung des Glases abhängig. Schon mehrmals hatte ich Diskussionenmit Optikern, die immer in die gleiche Richtung liefen. Eine helle Brille polarisiertrein rechnerisch nicht so gut wie eine dunklere. Trotz dieser Tatsache, konnte ichmit meiner hellen Brille wesentlich besser ins Wasser hineinsehen als Freunde mitdunkleren, dafür optimal polarisierenden und zudem auch sehr teuren Optikerbril-len. Offensichtlich können Augen also nicht rechnen!Teure Brillen?Ich persönlich kaufe keine teuren Brillen, da ich immer wieder mal eine Brille verle-ge oder sie zu Bruch geht. Günstige Brillen sind meines Erachtens auch nicht zwin-gend schlechter. Ich erinnere mich noch gut an die zwei 10-Dollar-Brillen mit echtemGlas, die ich damals aus den Staaten mitbrachte. Sie stachen jede Brille, die ichbis dahin kannte, in Bezug auf Fischerkennung aus und jeder der sie testete, wollteauch eine haben. Auf eine dieser Brillen setzte ich mich irgendwann aus versehendarauf, und die andere geriet ein halbes Jahr später in die Mechanik des Autositzes,was wohl keine Brille überlebt hätte. Mindestens zwei weitere Polarisationsbrillenverschwanden in den letzten Jahren beim Anlanden von Fischen auf Nimmerwieder-sehen im Fluss. Wie sie sehen, ist bei manchen Fliegenfischern eine teuere Brilleeine Fehlinvestition.Trotzdem gibt es ein paar wichtige Dinge, die ich Ihnen in Bezug auf den Brillenkaufmitgeben möchte:1. Kaufen sie als Allroundbrille eine Brille mit hellem Glas (amber odergelb)Diese Brillen (ich bevorzuge amber) zeigen meines Erachtens mit Abstand die bes-ten Resultate beim Blick ins Wasser. Vor allem kann man auch bei schlechterenLichtverhältnissen die Fische noch erkennen. Falls sie empfindliche Augen haben,kommen sie um eine zweite, dunklere Brille für sehr sonnige Tage mit intensiverStrahlung ohnehin nicht herum.2. Die Brille sollte einen seitlichen Blendschutz besitzenSeitlich einfallendes Sonnenlicht muss abgehalten bzw. ebenfalls gefiltert wer-den. Es führt zu Reflexionen auf der Innenseite des Brillenglases, welche nicht nurschlecht für die Augen sind, sondern auch den Blick unter die Wasseroberfläche trü-ben. Brillen mit seitlich auslaufenden, dem Gesicht angepassten Gläsern erfüllennatürlich die gleiche Funktion wie ein Blendschutz. Wenn der seitliche Schutz fehlt,können trotz Brille Augenverletzungen durch Fliegen nicht ausgeschlossen werden.

2103. Die Brille sollte gut sitzen und mit Brillenbändern gesichert sein.Es kann immer wieder mal vorkommen, dass ihnen ein Ast die Brille vom Kopf streiftoder bei einer schnellen und raschen Reflexbewegung die Brille verrutscht. Mankann die Brille dadurch auch mal abnehmen und sie bleibt trotzdem griffbereit. V. a.am Abend beim Anknoten von kleinen Haken ist ein Brillenband eine feine Sache.4. Pflegen sie ihre Brille nur mit einem Brillentuch, das sie immer dabeihaben.Unangebrachtes Putzen mit Kleidungsstücken, die beim Fischen oft durch kleins-te Staub- oder Sandpartikel verunreinigt sein können, ist der Brillenkiller Nummereins. Besonders wenn sie Brillen ohne kratzfestes Glas verwenden, werden diesedurch unsachgemäße Behandlung schnell trüb, aber auch so genannte „kratzfesteGläser“ überstehen eine Quartzsandbehandlung durch falsches Putzen meist nicht.Unterstützt wird die Polarisationsbrille durch eine geeignete Schirmmütze, derenSchirmunterseite unbedingt dunkel – am besten schwarz – sein sollte (Reflexions-minderung).Der C&R KescherDer Kescher ist neben dem Lösegerät wohl eines der wichtigsten Utensilien für denFliegenfischer. Wenn wir in der Lage sind, die Drillzeit zu verkürzen, so sollten wirdies tun. Jeder der schon einmal einen großen Fisch am steilen Ufer von Hand lan-den musste, der weiß, dass dies ohne den Fisch voll auszudrillen fast unmöglich ist.Für den Fisch hat dies meist den Tod mit Verzögerung zur Folge. Zwar ist der Fischerberuhigt, wenn der Fisch aus seinen Händen wegschwimmt, doch kurze Zeit spätertritt beim Fisch dann häufig der Tod ein. Besonders bei erhöhten Wassertempera-turen sollte auf die kurze Drillzeit besonders geachtet werden. Die neue Generationvon Keschern, die so genannten Catch & Release Kescher unterstützen das scho-nungsvolle Zurücksetzen. Im knotenlosen und engmaschigen Netz wird es für denFisch dunkel und er hält besser still. Der Fisch kann aber vor allem zum Lösen imWasser behalten werden.Das Verkürzen der Drillzeit kann den Fischen jedoch auch in anderer Hinsicht dasLeben retten. Ausgedrillte Forellen sind an manchen Gewässern beliebteste Beuteder Hechte. Eines der geschichtsträchtigsten Salmonidengewässer Österreichs –die Gmundner Traun – hat einen sehr guten Bestand an Großhechten. Diese habensich an die Fischer gewohnt und ihr Fressverhalten auf die weniger geübten Zeitge-nossen unter den Fliegenfischern abgestimmt. Wird ein Fisch zu lange gedrillt, sowird er nicht selten bereits von einem Großhecht erwartet. Schwimmt der entkräf-tete Fisch schließlich wieder ins offene Wasser, so „pflückt“ ihn der Hecht wie eineBrezel von der Stange, ohne Hektik und unnötigen Energieverlust.

211 Das C&R Netz verkürzt die Drillzeit und hält die kapitale Bachforelle im Netz ruhig.Mud und SchwimmmittelSo genanntes Mud, eine schlammähnliche Paste oder Flüssigkeit gehört zur Stan-dardausrüstung eines jeden Fliegenfischers. Sowohl beim Trockenfliegenfischen(nur vorderster Teil) als auch beim Nymphenfischen wird damit das Vorfach entspie-gelt. Dies ist vor allem beim Fischen mit Micronymphs enorm wichtig, da diese sonstnicht absinken können. Auch Schwimmmittel sind zur korrekten Abstimmung derSinktiefe/-geschwindigkeit des Vorfachs äußerst wichtig. Die heute gebräuchlichenMittel sind Schnur schonend und so lässt sich mit ihnen nicht nur das Ende derFliegenschnur putzen, sondern damit auch die Schwimmfähigkeit derselben ver-bessern.Softlead und Split ShotsEin Produkt, das seit einigen Jahren sehr populär ist und von Loon Outdoors aufden Markt gebracht wurde, ist Softlead. Ursprünglich aus Blei gefertigt, sind nunnoch deutlich schwerere Wolframprodukte auf dem Markt. Diese sehr gewichtigen

212Pasten lassen sich auch in sehr kleinen Portionen auf dem Vorfach anbringen unddurch leichtes Rollen zwischen den Fingern auch in die Länge ziehen, sodass siebesonders gut haften. Dieses Knetgewicht eignet sich vorzüglich für das kurzfris-tige Beschweren des Vorfachs, um auch kleinere Nymphen in tieferen Abschnittenetwas schneller in Grundnähe zu bekommen. Aber Vorsicht, es sind auch Produkteanderer Hersteller auf dem Markt, die bereits bei durchschnittlichen Sommertem-peraturen schnell zerlaufen und kaum mehr aus der Kleidung und unter den Fin-gernägeln zu entfernen sind. Auch ungiftige, geschlitzte Schrotkügelchen (sog. SplitShots) aus Bleiersatz tun im Notfall gute Dienste und sind zudem auch einiges billi-ger. Herkömmliches Blei sollte eigentlich generell aus unseren Gewässern verbanntwerden.UV Lampe und UV KleberFür den Notfall hat der erfahrene Fliegenfischer auch etwas UV Kleber in der Weste,um eine defekte Wathose in Sekunden wieder dicht zu bekommen. Wenn dicke Wol-ken die Sonne nicht durchlassen, so ist eine kleine UV Lampe wie sie Loon Outdoorsdazu anbietet eine große Hilfe. Sie ist selbst in der Lage in einer Minute eine sehrdicke Schicht des Klebers zu härten und kann natürlich auch beim Fliegenbindenverwendet werden (Poxyback Nymphs, Scuds, …) Da ich seit vielen Jahren auch mitUV aktiven und luminiszierenden Bindematerialien experimentiere, ist diese Lampeauch ideal, um im Angelshop Bindematerialien auszusuchen. Diese Verwendungist für viele Fliegenfischer noch weniger bekannt, bringt jedoch manchmal überra-schende Resultate. Ob dies nötig ist, bleibt dahingestellt, doch ich experimentierenun mal gerne, um alle Sinne der Fische mit einzubeziehen.Der SchnurkorbEin Schusskorb ist vor allem im Stillwasserbereich unentbehrlich. Wenn wir nämlichstatt im Wasser am Ufer stehen, so ist es sehr bequem, die Schnur direkt in denSchusskorb zu strippen. Dadurch werden Schnur und Nerven geschont, denn sehroft hängt die Fliegenschnur bei unkorrekter Handhabung schon bald in der Uferve-getation fest. Wir sollten uns also bemühen, den Schusskorb an Seen und Küstenimmer bei der Hand zu haben.Das Mono-ToolEines meiner unverzichtbaren Tools beim Fischen ist ein am Tool Compartementmeiner Fliegenweste befestigtes Stück Monofil von 0.18 mm Stärke. Dieses dientmir als Einfädler, falls es mir einmal nicht gelingen sollte, ein Quick-Change Vorfach

213durch das Hakenöhr einer Nymphe zu fädeln. Auch beim gewöhnlichen Befestigenvon etwas stärkerem Vorfach an kleinen Haken ist es hilfreich.Das Monofilstück wird durch das Hakenöhr geschoben, dann durch meinen Sprin-gerloop (oder alternativ um ein Stück Monofilforfach. Dann wird das Monofil wiederdurch das gleiche Öhr (allerdings von der anderen Seite) zurück geschoben. Durchdas Halten beider Enden meines Monofilstückchens und gleichzeitiges Ziehen amHaken wird die Schlaufe oder das Vorfach durch das Hakenöhr gezogen – fertig!Dieses kleine „Tool“ leistet also dieselben Dienste wie ein dünner Einfädler ausMetall, wie er in manchen Fliegenboxen zu finden ist. Allerdings wird die Schnurweniger beschädigt und das Monofilstück kann jederzeit ersetzt werden. Die feinenMetalleinfädler sind eine gute Sache, doch speziell beim Durchziehen von stärke-rem Monofil durch enge Hakenöhre wird der Zug meist zu stark und sie brechen ab.Abschließende Bemerkungen zum GerätNatürlich ließe die Liste sich noch weiter ausbauen bis wir schließlich bei brauchba-ren Belly- bzw. Pontoon-Booten und ähnlichem angelangt wären, doch dies würdeden Umfang dieses Buches sprengen. Ich denke, die grundlegenden Dinge, die dasGerät anbelangen, sind besprochen worden. Abschließend möchte ich ihnen zu die-sem Thema jedoch noch einen Rat mit auf den Weg geben. Lassen Sie sich, was dasGerät fürs Nymphenfischen betrifft, immer nur von Personen beraten, die wirklicheine Ahnung vom Nymphenfischen haben. Sehr oft treffe ich auf Fliegenfischer, diesich mit sehr teurem, jedoch völlig unbrauchbarem Gerät beim Nymphenfischenversuchen. Dabei stellt sich dann meist heraus, dass sie von Verkäufern falsch be-raten wurden. Wenn ihr Verkäufer keine Ahnung von dieser Art der Fischerei hat,dann nützt es auch nichts, wenn Sie ihn bitten, eine Gerätekombination dafür zu-sammenzustellen. Das Ergebnis wird eine Kombination sein, die nach anderen Ge-sichtspunkten entstanden ist und die Sie schon bald vor Probleme stellen wird.Angelkollegen mit praktischer Erfahrung oder Experten auf diesem Gebiet der Flie-genfischerei sind hierfür die besseren Ansprechpartner.

214 Teil 3: Unsere ZielsalmonidenDie ÄscheDie europäische Äsche (Thymallus thymallus) Diese schöne Fahnenträgerin aus der Steir Pichlern weist den typischen, rötlichen Fleck auf Höhe der Bauchflosse auf, der sie als donaustämmig ausweist.Als Leitfisch der nach ihr benannten Region ist die Äsche eine typische Bewohnerinder sauerstoffreichen und sommerkühlen Voralpenflüsse. Dort wo der Fluss dieTalsohle erreicht und beginnt, seine Dynamik in Mäandern auszuleben, dort ist siezu Hause. Die Äsche liebt die tiefen Rinnen, von denen sie in die flachen Randbe-reiche und in die Furten (Rieselstrecken) ausweicht, um zu fressen. Dabei kann sieim Tagesverlauf größere Strecken wandern, um dann wieder an ihren Standplatzzurückzukehren. Passt der Äsche ihr Habitat, so ist sie extrem standorttreu undverteidigt ihren Platz auch sehr aggressiv gegen Artgenossen, aber auch andereMitbewohner.

215Äsche ist nicht gleich Äsche und die in Europa lebenden Phenotypen haben teilssehr unterschiedliche Verhaltensweisen. Die Drauäsche und auch die Fische derMur haben beispielsweise ein viel ausgeprägteres Steigverhalten als Fische ausdem Einzugsgebiet des Rheins. Manche Äschen stehen permanent am Grund, wäh-rend andere wiederum „schweben“ und wesentlich stärker zur Oberfläche hin ori-entiert sind.Besonderheiten der FischereiAn einem meiner Hausgewässer, einem abwasserstabilen und praktisch das ganzeJahr kristallklaren Giessen sind die Äschen extrem grundfixiert. Sie leben dort vonUnmengen von Bachflohkrebsen, die sie aus dem Quellmoos und Wasserhahnen-fuß „picken“. Dies führt dazu, dass adulte Fische selbst in nur 50 cm tiefem Was-ser an manchen Stellen nicht mehr dazu zu bewegen sind, eine Trockenfliege zunehmen. Eine Tatsache, die wohl kaum ein Äschenfischer verstehen kann, wenner es nicht selbst erlebt. Aber glauben Sie mir, selbst die spaßeshalber von mirausgesetzte „Kopfprämie“ von 100 Schweizer Franken für jede Äsche, die in einemspeziellen flachen Bereich dieses Gewässers mit einer Trockenfliege gehakt wird,musste ich bislang noch kein einziges Mal auszahlen! Solche Äschen sind natür-lich ein Fall für die Nymphe und wenn auch die Trockenfischerei auf Äschen mitzum Schönsten gehört, was die Fliegenfischerei zu bieten hat, so sind die sehr se-lektiven Grundäschen solcher „Spring Creeks“ eine echte Herausforderung für denambitionierten Fliegenfischer. Was die Äschenfischerei im Vergleich zum Fischenauf Forellen unterscheidet, ist die Tatsache, dass man an eine Äsche besondersauch bei ruhigem Wasser in der Regel wesentlich näher herankommen kann als aneine Forelle, wenn man sich nicht zu hektisch bewegt. Deshalb ist das eigentlichbanale und nicht sehr anspruchsvolle Grundabklopfen mit kurzer Leine (bekanntals „Czech Nymphing“) besonders auf diese Fischart sehr effektiv.Die Äsche reagiert besonders gut auf Reizfarben und nicht ohne Grund ist der „RoteHaken“ in der Schweiz der Äschenköder Nr. 1. Besonders schön ist das Fischen mitMikronymphen, die die Äschen ebenfalls besonders gerne nehmen und die sichan sehr leichtem Gerät gut fischen lassen. Das Dead Drift Fischen ist eine tolleAlternative, wenn an der Oberfläche keine Aktivität auszumachen ist. Da Äschenmit zunehmender Größe immer steigfauler werden, ist es nicht verwunderlich, dasspraktisch alle wirklich kapitalen Äschen mit der Nymphe gefangen werden. Bei denÄschen werden im Gegensatz zu anderen Fischarten wie z.B. dem Hecht die Milch-ner größer als die Rogner. Im Gegensatz zum Biss der Regenbogenforelle, der sicham Indikator durch einen schnellen kurzen Zucker zeigt, fällt der Biss der Äscheim Allgemeinen deutlicher aus. Der Biss ist also besser erkennbar und leichter zuverwerten.

216Die Sibirische Äsche (Thymallus arcticus)Die Arktischen Äschen auf Kamtschatka sind auf Lachs getrimmt und fressen wäh-rend der ganzen Lachssaison dort in erster Linie deren Eier und Jungfische. Sie sinddeutlich schlanker, und die sonst üblichen schönen Farben weichen einem eherfahlen Grau. Gewöhnliche Nymphen, wie sie in Europa gefischt werden, werden dortzwar auch aufgenommen, doch meist nur von noch juvenilen Exemplaren und auchspürbar weniger gern. Größere Exemplare sind in der Regel fast leichter auf kleineSpinner zu fangen als mit der Fliegenrute. Die Arktischen Äschen des Polar-Urals (Thymallus arcticus) sind herrlich gezeichnet.Im Gegensatz dazu sind die Sibirischen Äschen des Ural ganz auf Insekten getrimmtund werden sehr gut mit der Trockenfliege und auch mit der Nymphe gefangen.Durch die vielen großen von Urzeitgletschern rund geschliffenen Steine am Grundvieler Flüsse ist eine lange Drift meist fast nicht möglich. Nur in Bereichen mit gutenBodenverhältnissen und über großen Felsplatten ist die Dead Drift Fischerei ergie-big. Auch Reiznymphen können dann mit Erfolg eingesetzt werden. Sonst muss inmehr oder weniger kleinen Bereichen mit kurzer Leine gefischt werden (Indianerfi-schen). Eine Besonderheit ist auch deren Vorliebe für Mäuse, die das Wasser que-

217ren, was mich zur Entwicklung der Minky-Mouse, einer Äschenimitation aus Nerzfellund Schaumstoff animierte.Wie man sieht sind auch Äschen sehr opportunistisch bezüglich der Nahrungsauf-nahme und passen sich an die gegebenen Verhältnisse gut an. Das kann auch dazuführen, dass in den Alpenländern häusliche Abwässer organischer Natur gerne auf-genommen werden. Ich erinnere mich noch gut an eine große Äsche, die in Mat-rei den Weg in die Küche fand und deren Magen mit Nudeln prall gefüllt war. AmSchaffhauser Rhein gelten Nudeln gar als Anfütterungsköder der Bootsfischer unddie „Tiroler Käsfliege“ ist als Äschenköder im Osttirol ebenfalls nicht unbekannt.Die Europäische Forelle (Salmo Trutta) Eine herrlich gezeichnete Bachforelle aus den Alpen.Die Europäische Forelle (Salmo Trutta Trutta)Die europäische Forelle ist eine anpassungsfähige Fischart. Es kommen diversePhänotypen bzw. Unterarten vor, deren unterschiedliche Lebensräume und Verhal-ten auch vom Nymphenfischer berücksichtigt werden müssen, um erfolgreich zusein. Leider wurden in den letzten 100 Jahren viele Populationen durch Zucht ver-

218ändert, was vielerorts zum Verlust der genetischen Variabilität geführt hat. Reine,nicht durch Zucht veränderte Forellen dieser Spezies existieren in den Alpenländernkaum mehr. Nur im Hohen Norden Europas gibt es diese Fische noch.Die Bachforelle (Salmo Trutta f. fario)Die Bachforelle ist der häufigste Fisch der Alpenländer. Ihr Vorkommen v. a. aber ihrReproduktionsgebiet ist an die kühlen und sauberen Bäche der Hanglagen gebun-den. Sobald die Bäche die Talsohle erreichen und mit dem wärmeren Grundwasserkommunizieren, finden wir dort unter suboptimalen Bedingungen zwar noch ver-einzelt Bachforellen, ihre Laichgebiete befinden sich jedoch in den winterkühlenGewässerabschnitten.Milan Kupresanin mit einer Gacka Bachforelle, einer besonders schnellwüchsigen Lokal-formDie alpine Bachforelle ist ein sehr standorttreuer, scheuer und schutzbedürftigerFisch, der rasch in seinen Unterstand flüchtet, wenn er gestört wird. Diese Forelleverträgt grelle und starke Sonneneinstrahlung nicht, sondern bekommt davon ei-nen Sonnenbrand, an dem sie auch verenden kann(Fabacher). Deshalb sind dieUfer guter Bachforellenbäche auch stark bewachsen. Die Bäume an ihren Ufern bil-

219den zur Bachmitte hin „eine Kirche“, wie Otmar Grober, ein auf optimale Wasserqua-lität und Strukturvielfalt bedachter, revolutionärer österreichischer Wasserbauer zusagen pflegt. Die Bachforelle braucht ein ihrer Größe entsprechendes Revier, dassie gegen Eindringlinge sehr aggressiv verteidigt.Die besten Bachforellenbäche haben viele solcher Reviere, die besonders hart-näckig verteidigt werden, wenn sie neben ausreichend Nahrung auch gute Laich-möglichkeiten bieten. Sind diese nicht vorhanden, so machen Bachforellen auchLaichwanderungen, jedoch in der Regel nur von wenigen hundert Metern. Beson-ders Wiesenbäche mit wintergrünem Quellmoos geben Jungfischen zusätzlicheDeckung. Dies ist auch nötig, denn Bachforellen beginnen sich mit zunehmendemAlter mehr und mehr von Artgenossen und Groppen zu ernähren. Sie wachsen inden kargen Hangbächen meist sehr langsam und haben mit einem Jahr meist kaummehr als 12 bis 15 cm Länge.Besonderheiten der FischereiAuf dem Speiseplan der Bachforellen sind auch viele Wasserinsekten und Krus-tentiere zu finden, wenn sie auch mit zunehmendem Alter immer mehr zum reinenFischfresser wird. Da die Bachforelle besonders an hellen Tagen die Oberflächescheut und nur in den frühen Morgenstunden bzw. bei Einbruch der Dunkelheit ihreEinstände verlässt um zu tafeln, sind die Larven von Wasserinsekten eine beson-ders begehrte Beute. Wann immer möglich sollten Bachforellen stromauf befischtwerden, da sie, sobald sich am Ufer etwas bewegt, meist in die Unterstände flüch-ten. Einzig in großen Flüssen oder bei angetrübtem Wasser lassen sich Bachforel-len auch mit traditionellen Stromabtechniken oder modernen Schlaufentechnikenfangen. In vielen europäischen Gewässern, wo der Mensch den Weg ans Wassersucht und Trendsportarten den Lebensraum der Bachforelle tangieren, wurde inden vergangenen Jahren eine Verlegung der Fressaktivitäten der Brownies in dieNachtstunden festgestellt. Da die nächtliche Fischerei vielerorts nicht gestattet ist,spiegelt sich der wahre Bestand im Fang der Fischer kaum wider. In Ländern in de-nen die Nachtfischerei erlaubt ist (z.B. Hoher Norden, Montana, …) ist in der Nachteine besonders gute Fischerei auf Bachforellen möglich. Es ist allerdings zu beach-ten, dass dabei die Fische nicht durch Dead Drift Fischerei unterfischt werden. Inder Nacht ist die Fischerei mit Nymphen knapp unter der Wasseroberfläche oder imFilm bzw. im Swing erfolgversprechender.1884 wurden die ersten Bachforellen von Baron von Behr, dem damaligen Präsi-denten des Deutschen Sportanglerbundes aus einem Schwarzwaldzufluss desRheins in die USA (Pere Marquette River, Michigan) ausgeführt. Inzwischen ist dieBachforelle in vielen Ländern der Welt zu Hause, in denen sie früher nicht vorkam(Argentinien, Chile, Neuseeland, Australien, Südafrika, ...).

220Die FlussforelleIn den großen Talflüssen sind die Flussforellen zu Hause, meines Erachtens eineigener Phänotyp der europäischen Forelle, der von der Wissenschaft sträflich ver-nachlässigt wurde. In den letzten 100 Jahren haben Flussverbauungen und Kraft-werke sie mehr und mehr von ihren Laichgebieten in den Oberläufen abgeschnittenund so sind ihre Populationen in den Alpen praktisch erloschen. Im Gegensatz zurBachforelle unserer Bäche machen die Flussforellen jedoch lange Laichwanderun-gen von bis zu 30 km und mehr. Dies lässt sich in den unverbauten Flüssen Monta-nas feststellen. Eine typische Flussforelle aus dem Beaverhead in Montana (man beachte die langen gelben Flossen).Ich habe zahlreiche Flüsse in den Rocky Mountains befischt, wo diese Fische vorlanger Zeit besetzt wurden und sich seither selbst erhalten. Sie vertragen sowohldas Licht als auch höhere Temperaturen wesentlich besser als die Artgenossen derkleineren Bäche. Am Beaverhead River in Montana kann man solche Flussforellenbei Lufttemperaturen von über 30°C im Schatten und Wassertemperaturen vondeutlich jenseits der 20° im Flachwasser während der Mittagszeit unentwegt bei

221der Nahrungsaufnahme beobachten, während die Regenbogenforellen sich längstweit stromauf in die kühleren Bereiche unterhalb des Staudammauslaufs verzogenhaben. Da es sich m. E. bei Bach- und Flussforellen um zwei unterschiedliche undan die Gewässer angepasste Phänotypen handelt, scheitern die aus Unwissenheitgetätigten Bachforellenbesätze mit Fischen der Hanglagen in die Talgewässer meistkläglich.Die Anpassung der Flussforellen an die großen Flüsse geschah offensichtlich wiedie der Bachforellen an die kleinen Gewässer und der Seeforelle an die Seen übersehr lange Zeiträume. Rein äußerlich hat die Flussforelle wesentlich größere, gelb-lich gefärbte Brust- und Bauchflossen und weniger rote, dafür umso mehr schwarzeTupfen, die sogar auf der Schwanzflosse zu finden sind. Sie ist auch wesentlichschnellwüchsiger als ihre Verwandte aus dem Bach. Im Bighorn River hat eine 1-jäh-rige Bachforelle eine Größe von bis zu 35 cm und an der Gačka in Kroatien kann einFisch desselben Alters bereits ca. 1 kg schwer sein.Besonderheiten der FischereiDie Flussforellen sind weniger scheu und gewöhnen sich schnell an die Fischer. Inden Staaten ist dies ein überall zu beobachtendes Phänomen. Die Fische sind dannzwar nicht scheu, doch sie entwickeln eine bemerkenswerte Selektivität bei derNahrungsaufnahme. Ihre Fähigkeit Imitate von realen Insekten zu unterscheidentreibt Fliegenfischer dort oft an den Rand der Verzweiflung.In den stärker befischten Flüssen der Rock Mountains werden diese Forellen imAllgemeinen mit sehr kleinen Eintagsfliegenmustern oder großen Steinfliegennym-phen sowie Streamern gefangen. Die mittlere Größe wird fast konstant abgelehnt.Interessant ist die Tatsache, dass die Flussforellen auch bei für alpine Bachforellenunvorstellbar hohen Wassertemperaturen von deutlich über 20°C noch sehr aktivsind und sich gar zur Mittagszeit im Flachwasser fangen lassen. Meist werden dieseFlussforellen in den USA mit Tandemsystem befischt. Während am Bighorn eineKombination eines San Juan Worms und einer Sowbug sehr erfolgreich ist, so ist esbeispielsweise im unteren Bereich des Madison eine Kombination aus einem Wool-ly Bugger und einer Prince Nymphe. Meine Lieblingsnymphe für diese Flussforellenist die GF Snowflake.Weitere PhenotypenDie großwüchsige Seeform der europäischen Forelle, die so genannte Seeforelle(Salmo trutta t. lacustris) verlässt den See meist nur für die Laichwanderung. Anmanchen Seen pendeln jedoch Seeforellen zur Nahrungsaufnahme zu gewissenZeiten auch zwischen Seen und den Unterläufen größerer Zuflüsse. Besonders wäh-rend der Zeit im Fluss, können Seeforellen auch mit der Fliegenrute gefangen wer-den. Fische, die sich nur zur Laichzeit im Flusssystem aufhalten, wie beispielsweisedie Meerforelle (Salmo trutta) und die großen Seeforellen werden vornehmlich mit

222Reiznymphen und Streamern gefangen. Wenn sie jedoch direkt in den Fluss einstei-gen und noch blank sind, lohnt sich auch der Versuch mit größeren Steinfliegennym-phen. Da die Meerforellen jedoch an keine Menschen gewohnt sind, ist äußersteVorsicht bei der Pirsch geboten. Gleiches gilt auch für die Seeforellen. Untertags istman in offenem Gelände nur mit sehr langen Vorfächern erfolgreich. Deshalb spieltsich auch die Meerforellenfischerei hauptsächlich in der Nacht ab. Seeforellen inSeen streunen auf der Nahrungssuche oft am Ufer entlang und mit viel Glück undder entsprechend vorsichtigen Präsentation lassen Sie sich dann auch mit der Nym-phe oder gar mit der Trockenfliege überlisten.Die Marmorata (Salmo marmoratus) Ein Marmorata Jungfisch aus der Soča fiel auf eine Steinfliegenlarve herein.Die Marmorierte Forelle ist eine eigene Forellenart, die ausschließlich in den Zuflüs-sen der nördlichen und östlichen Adria von Norditalien bis Albanien lebt und kapi-tale Größen bis zu 1,40 m und über 25 kg Gewicht erreichen kann. Fische dieserGröße leben natürlich räuberisch und sind, wenn überhaupt, mit der Fliegenrutenur mit großen Streamern zu überlisten. Der Streamer, an den Unterständen der

223Marmorata vorbeigeführt oder in ein raubendes „Marmoratarudel“ geworfen, ist derideale Köder für diese Fischart. Kleinere Fische bis zu einer Größe von ca. 60–70cm lassen sich aber auch in den Morgen- und Abendstunden mit der Nymphe über-listen, manche gar mit der Trockenfliege. Während des Tages verweilen sie in ihrenUnterständen unter großen Steinen und unterspülten Ufern. Als Marmoratanym-phen haben sich besonders Imitationen von großen Steinfliegenlarven bewährt. Dieschönsten Marmorataflüsse befinden sich in Slowenien. Die bekanntesten unterihnen sind die Idrijca und die Soča.Der Seesaibling (Salvelinus alpinus) Ein kapitaler Röding aus dem N-Selet des Ransarån in Schwedisch Lappland.Seesaiblinge waren ursprünglich anadrome Fische, die, so wird zumindest ange-nommen, während der letzten Eiszeit bei der Laichwanderung durch Gletscherbrü-che vom Meer getrennt wurden. So entwickelten sich in den einzelnen Seen isolier-te Lokalformen, die sich bis auf wenige Ausnahmen meist durch Kleinwüchsigkeitauszeichnen.

224Da der heimische Seesaibling eher ein Fisch der tieferen Seebereiche ist, hat er fürdie Nymphenfischerei keine besondere Bedeutung. Außerdem wird der Seesaiblingmeist eher mit dem Streamer als mit der Nymphe gefangen. Allerdings werden seiteinigen Jahren unterschiedliche Seesaiblingsstämme bzw. Zuchtprodukte zum Be-satz verwendet, die sich auch immer wieder einmal im Fang niederschlagen, wenndie Fische zum Laichen in die Zuflüsse aufsteigen. Saiblinge, hier ein Elsässer, lassen sich auch vom Bellyboot aus fangen.Die bekanntesten davon sind der Röding und der Elsässer Saibling. Beim Rödinghandelt es sich um einen schwedischen Flachseesaibling.Zur Erzeugung von schnellwüchsigen und robusten Elsässer Saiblingen wird in derFischzucht der Rogner eines Bachsaiblings mit dem Milchner eines Seesaiblingsgekreuzt. Zur Laichzeit tauchen deshalb immer wieder Fische in den Zuflüssenauf, die rein äußerlich oft schwierig zuzuordnen sind. Die Nachkommenschaft derbeiden Arten ist fortpflanzungsfähig was im Falle des Elsässer Saiblings bedeutet,dass nach der Erbgenetik zu einem Teil auch wieder reine Bachsaiblinge entstehen.Die beiden genannten Seesaiblingsformen sind beide großwüchsiger als die Ur-See-saiblinge der alpinen Seen und weisen nicht die typischen schneeweißen Säume anden Bauchflossen auf, sondern diese Säume sind zusätzlich mit einem rauchgrau-en Schatten(beim Bachsaibling ist dieser tiefschwarz) hinterlegt.

225Als dritte Seesaiblingsform können in europäischen Seen oder deren Zuflüssen imFang auch Splakes auftauchen, die meist durch nicht offizielle Fischbesätze in dieGewässer eingebracht wurden. Der Splake ist ein F1 Hybride eines Rogners einesKanadischen Seesaiblings (Salvelinus namaycush) und eines Milchners eines Bach-saiblings (Salvelinus fontinalis). Diese Hybriden werden seit zig Jahren in vielen gro-ßen Seen der USA besetzt. Sie werden bis über 5 kg schwer. Ihre Nachkommensind theoretisch fertil, doch ist eine Vermehrung in freier Natur praktisch gleich null.Auch der Splake macht zur Laichzeit Wanderungen in die Zuflüsse, wo er gelegent-lich auch mit der Nymphe erbeutet werden kann.Besonderheiten der FischereiGefangen werden Saiblinge sowohl mit der Nymphe als auch mit kleinen Streamern(Minimuddler). Die schwedischen Rödinge gehen auch sehr gut auf die Trockenflie-ge. Besonders berühmt ist die Saiblingsfischerei im hohen Norden in Schwedisch-Lappland und dort vor allem im Ransarån in der Gegend um Saxnäs. Rödinge wer-den in Seen vom Ufer, Boot oder Bellyboot aus mit der gezupften Nymphe, besseraber mit Mückenimitationen knapp unter der Oberfläche gefangen. Wenn man dieSaiblinge beobachten kann, wie sie die Ufer absuchen und Gammariden aus denWasserpflanzenpolstern „picken“, dann sind kleine Imitate von Bachflohkrebsensehr fängig. Es gilt dann sehr genau und ohne viel Lärm ca. 1 m vor den Fisch zuservieren (langes Vorfach!). In Seenausläufen ernähren sie sich zum großen Teilebenfalls von Chironomiden, was die Fischerei oft sehr schwierig macht und Flie-genfischer manchmal schier zur Verzweiflung bringt. Ideal sind Verbindungsgewäs-ser zwischen Seen, um diesem Fisch nachzustellen. Dort sollten Sie auf kleine Zuck-mückenimitationen (auch Rote Haken!) oder kleine Gammariden zurückgreifen.Der Bachsaibling (Salvelinus fontinalis)Der Bachsaibling war, wie die Regenbogenforelle auch, in Europa früher nicht be-heimatet, hat sich durch Besatz in vielen Gewässern jedoch gut etabliert. Der Bach-saibling gilt nämlich allgemein als der anpassungsfähigste aller Salmoniden. Dieersten Besätze fanden in Mitteleuropa 1884 statt. Der Bachsaibling wird vielerortsauch als Speisefisch gezüchtet, da er gegen Krankheiten resistenter ist als andereSalmonidenarten. Sein Fleisch wird auch sehr geschätzt.Besonders in hohen Regionen (auch über 2000 m) mit sauren Böden (Hochmooreund Feuchtwiesen) fühlt er sich noch wohl und wächst dort verhältnismäßig gut ab,während Bachforellen in solchen Gewässern bereits zur Kleinwüchsigkeit und Küm-merformen neigen. Wird der Fisch nicht sterilisiert, wächst er in den meisten Gewäs-sern der Alpen jedoch nur selten über 40 cm ab. Die Maximalgröße in Europa liegt in

226freier Natur kaum über 55–60 cm. Der Bachsaibling ist ein ausgesprochener Räu-ber, worauf das tief gespaltene und stark bezahnte Maul auch hinweist. Praktischalles Fressbare, das in sein Revier kommt, wird vehement attackiert. Deshalb lässtsich der Bachsaibling auch gut mit der Nymphe fangen, wenngleich der Streamer fürgrößere Exemplare meist die bessere Wahl darstellt. Die Trockenfliege interessiertdiesen Fisch weniger als die anderen Salmoniden. Besonders im Hochzeitskleid istder Milchner des Bachsaiblings wohl der schönste und farbenprächtigste Fisch, denman in Fliessgewässern der alpinen Salmonidenregion fangen kann.Bachsaiblinge, hier ein Fisch aus der Ödenseer Traun, stürzen sich oft sehr gierig auf dieNympheDer Dolly Varden Saibling (Salvelinus malma)Dollies kommen in den Pazifiklachsgewässern Kanadas, der USA und Russlandsvor. Sie leben im Mündungsbereich der Flüsse und folgen den Lachszügen bis in dieOberläufe. Dort ernähren sie sich vorzugsweise von Lachseiern, Smolts aber auchInsektenlarven. Im Gegensatz zu den pazifischen Lachsen sterben Dollies abernicht nach dem Laichen, sondern wandern dann wieder zurück ins Meer (meistBrackwasserbereich), wo sie leben bis der nächste Lachszug beginnt.

227 Kopfportrait eines Dollies im Laichkleid, wohl eine der schönsten Salmoniden.Besonderheiten der FischereiDollies gehen sehr gut auf die Nymphe. Ich fische auf sie in der Regel durch Such-fischerei mit Schlaufentechniken an Strömungskanten unterhalb von potentiellenLaichgebieten von Lachsen. Als Nymphen eignen sich alle Reizfarben im lang-welligen Bereich, besonders aber auch Ei-Imitationen. Ich fische auch gerne mitder Pin-Ki auf sie und habe immer guten Erfolg damit gehabt. Dollies sind meistkleinerer Natur (bis 1 kg) und in erster Linie Beifang beim Lachsfischen. Sie sindeine gern gesehene Abwechslung, wenn man das schwerere Lachsgerät einmal fürein paar Stunden beiseite legt, um etwas für die Pfanne zu fangen. Es gibt wohlnichts Schmackhafteres als einen frischen Dollie auf dem Lagerfeuer. Da reichtgeschmacklich kein Lachs heran. Ob der meist reichlich vorhandenen Anzahl dieserZugfische, kann man auch einen Spinnfischer leicht vom Gebrauch der Fliege über-zeugen. Schon mancher von ihnen ist dadurch zum Fliegenfischer geworden.In Gewässern mit großwüchsigen Dollies wird jedoch auch gezielt auf sie gefischt,denn sie sind nicht nur wunderschön gezeichnet, sondern liefern bei entsprechen-der Größe auch einen sehr guten Drill.

228 Ein schöner Galez (russ. Bezeichnung des Dollies) aus dem Norden Kamtschatkas.Der Ostasiatische Saibling (Salvelinus leucomaenis)Der Ostasiatische Saibling steigt aus dem Küstenbereich des Beringmeers und derOchotskschen See in die Zuflüsse der ostasiatischen Küsten sowie der vorgelager-ten Inseln auf, um zu laichen. Manche Fische leben auch ganzjährig im Fluss, dengrößten Teil davon jedoch im Unterlauf bis zur Mündung. Sie folgen dem Zug derLachse und bevorzugen die gleichen Laichgebiete wie die Buckellachse. Wie auchdie Dollies ernähren sie sich von Eiern und Jungfischen der Lachse verschmähenaber auch Insektennahrung und gar Mäuse nicht. Interessanterweise kommt derKundzha auch auf der östlichen Seite Kamtschatkas in Flüssen die ins Beringmeerentwässern vor und erreicht dort teilweise sehr hohe Gewichte. Auf der gegenüber-liegenden Seite der Meerenge, in Alaska, fehlt er jedoch völlig.Kundzhas werden zwar hauptsächlich mit Lachsfliegen und Streamern gefangen,lassen sich jedoch auch mit denselben Reiznymphen erbeuten, wie sie auch fürDollies verwendet werden. Manchmal fängt man sie jedoch auch nebenbei beimÄschenfischen. Die beste Zeit für die großen Fische ist meist der Oktober.

229Kundzhas haben reinweiße bis gelbliche Punkte. Milchner bilden keinen Laichhaken aus.Die Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss bzw. Parasal-mo mykiss)Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand es in Europa, bedingt durch dieeinsetzende Industrialisierung, mit vielen Gewässern der Talebenen nicht mehr zumBesten. Die Gewässer wurden vermehrt zur Energiegewinnung genutzt und Quellenwurden gefasst. Die Abwässer ganzer Kommunen gelangten oft ungeklärt in dieFlüsse und Bäche zurück. Starker Holzschlag lichtete ganze Wälder und beeinträch-tigte so die kühlen und sauerstoffreichen Habitate der Bachforellen. Da sich derProzess jedoch nicht mehr umkehren ließ, suchte man nach einer Lösung in Formeiner Besatzalternative.Im Zuge dessen wurden Verbindungen mit den Vereinigten Staaten aufgenommenund die ersten Rotbandforelleneier gelangten nach Europa. Die Regenbogenforelleist in Bezug auf die Gewässerverschmutzung etwas toleranter als die heimischeBachforelle und verträgt direkte Sonneneinstrahlung besser, ja sie braucht sie so-

230gar. Inzwischen, fast 130 Jahre später hat sich der Fisch in Europa, Südamerika,Neuseeland, etc. längst etabliert und ist nicht nur in vielen Gewässern, sondernbesonders auf den Speisekarten vieler Restaurants zu finden.Ein schöner silberblanker Fisch zum Saisonende. Seeform der RBF (Kamloops) aus einemBodenseezufluss.Leider hatte die Vermehrung dieser Fische zu Speisezwecken eine Selektierung inRichtung Frohwüchsigkeit zur Folge und die ehemals sehr hohe genetische Varia-bilität der Ur-Regenbogenforelle(Shasta) aus dem McCloud System ging verloren.Demzufolge büßten diese Fische schließlich auch die Fähigkeit ein, sich in Fließge-wässern selbst zu reproduzieren. Das Besetzen mit ungeeigneten Stämmen, zu vie-len und zu großen Fischen und auch der Besatz in für sie ungeeigneten Gewässernführten schließlich dazu, dass der Regenbogenforelle die Tendenz zum Abwandernzugeschrieben wurde. Dies stimmt so natürlich nicht, denn sonst gäbe es in denFlüssen ihrer Heimat ja keine Regenbogenforellen. Es gibt bei den Regenbogenforel-len wie auch bei den Bachforellen sowohl standorttreue Varianten(Rotbandforellenvom Shasta und Gairdneri Typ), Seeformen(Kamloops Stamm) und auch anadromeFische (Steelheads, Irideus Typ), die vom Meer zum Laichen in die Zuflüsse auf-steigen. Die Regenbogenforelle wird seit 1989 (Smith & Stearley) den PazifischenLachsen (Gattung Oncorhynchus) zugeordnet. Dies wird jedoch von den führenden

231Wissenschaftlern der Universität Moskau angezweifelt, die die Regenbogenforellenicht den pazifischen Lachsen zuordnen, sondern als Parasalmo mykiss führen.Sie sehen die Regenbogenforelle wie auch die Bachforelle als eine sehr plastischeForm die sowohl standorttreue, flussresidente, wie auch see- und meeresresidenteFormen ausbilden kann, die nur zu Laichzwecken in die Flüsse aufziehen. Alle dieseFormen haben sich über die Jahrtausende optimal an den Lebensraum angepasst.Steht den Regenbogenforellen ein geeignetes Habitat zur Verfügung und werdengenetisch variable Forellen besetzt, so sind sie auch in der Lage zu reproduzieren.Dazu sind allerdings Grundwasseraufstöße vorteilhaft. Nur wenige Gewässer außer-halb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets(Westküste Nordamerikas, Kamtschatka)bieten der Regenbogenforelle diese Möglichkeiten und so sind Gebiete mit Selbstre-produktion in Europa relativ selten. Der größte selbstreproduzierende Stamm inEuropa lebt im Einzugsbereich des Bodensees und wurde als Ersatzfisch für dieSeeforelle besetzt. Die Regenbogenforelle ist ein Fisch, der sowohl mit der Äsche alsauch mit der Bachforelle gut zu Recht kommt und in manchen großen Voralpenflüs-se eine ideale Besatzalternative darstellt. Bedenken, die in den letzen Jahren vonverschiedenen Theoretikern geäußert wurden und auf eine mögliche Konkurrenz zuBachforellen und Äschen hinwiesen, wurden inzwischen ausgeräumt und der Fischwurde somit rehabilitiert.Standorttreue Rebenbogenforellen weisen deutlich mehr Punkte unterhalb der Seitenlinieauf. Dieser Fisch stammt aus der Levaya auf Kamtschatka und lebt ganzjährig in diesemFluss.

232Besonderheiten der FischereiFischereilich gesehen ist die Regenbogenforelle ein überaus attraktiver Fisch. Dasie gern an der Oberfläche tafelt und im Gegensatz zu anderen Salmoniden nochbis ins hohe Alter auch kleinste Happen (z.B. Diphteren) zu sich nimmt, hat die Re-genbogenforelle für den Fliegenfischer einen ganz besonders hohen Stellenwert.Durch ihr häufiges Schwimmen im freien Wasser ist sie sehr muskulös und kampf-stark und reagiert nach dem Anschlag oft mit spektakulären Luftsprüngen. Sie wirdnoch wesentlich besser mit der Nymphe gefangen als die Bachforelle und geht all-gemein auch leichter an die Angel. Die Palette von Regenbogenforellennymphenist sehr breit, da sie von der kleinsten Mückenlarve bis zur Steinfliege und Libellen-larven alles aufnimmt. Regenbogenforellen lassen sich sowohl stromauf als auchstromab gut fangen. Oft werden mehrere Exemplare nacheinander gehakt, da sieeine gewisse Gier entwickeln, sobald der erste Fisch an der Angel zappelt. Sie sindjedoch auch wahre Künstler wenn es darum geht zu verweigern. Besonders in starkbefischten und nahrungsreichen Gewässern werden sie sehr selektiv.In Kamtschatka haben flussresidente Formen das typische Verhalten von Bachfo-rellen. Hängt irgendwo ein Ast ins Wasser so kann man sicher sein, dass dort 1–2Regenbogenforellen zu finden sind.In manchen Gewässern Kamtschatkas ist die Forellendichte aufgrund des hohenKalkgehalts der Gewässer und den idealen Nahrungsverhältnissen jedoch so hoch,sodass man von ein und demselben Ort aus viele und sehr große Regenbogenfo-rellen von mehreren kg Gewicht erbeuten kann und das, obwohl die Flüsse vonoben bis unten fast durchgehend gequert werden können, also relativ flach sind.Es handelt sich dabei um keine Steelheads sondern flussresidente Formen, die auf-grund der thermischen Aktivitäten auf der Halbinsel ganzjährig im Fluss Nahrungaufnehmen können.Steelheads kommen nur zum Laichen aus dem Meer in ihren Geburtsfluss. Sielassen sich im Grunde genommen genauso befischen wie Regenbogenforellen,außer dass das Gerät dazu eine Klasse schwerer und die Nymphen etwas größergewählt werden sollten. Beherrscht man die Schlaufentechniken, so ist man auchbeim Steelheadfischen voll dabei. Mein Freund Wolfgang Fabisch hat sich daraufspezialisiert und verblüfft die Amerikaner immer wieder, wenn er am Bulkley oderCopper statt mit Zweihand Gerät und Steelheadfliegen mit Nymphen an der 7erEinhandrute kapitale Steelies fängt.In manchen großen Seen im Norden der USA und in Kanada leben auch großwüch-sige Seeformen der Regenbogenforelle (Kamloops Trout). Der großwüchsigsteStamm unter ihnen ist der Gerrard Stamm, der gigantische Größen erreichen kann.Seeformen der Regenbogenforelle haben ein ähnliches Verhalten wie die Seeformder Europäischen Forelle. Sie ziehen im Herbst in die Flüsse hinauf, um im Winter zu

233laichen. Jungfische ziehen mit einer Größe von 20–25 cm wieder in den See zurück,um dann als adulte Exemplare zum Laichen wieder zurückzukommen. Diese Fischesind eine begehrte Beute für Forellenfischer und lassen sich gut mit Imitationen dernatürlichen Nahrung aber auch mit Reiznymphen und Streamern überlisten.Wolfgang Fabisch mit einer kapitalen Steelhead vom Bulkley River in B.C., die er mit einergrossen braunen Goldkopfnymphe an der 7er Rute mit der Schlaufentechnik überlistete.Fische und Schmerz?Das Thema Schmerzempfinden bei Fischen ist inzwischen von Dr. James D. Rosevon der Universität von Wyoming sehr umfangreich untersucht und aufgearbeitetworden und viele Kritiker der Gegenseite sind inzwischen verstummt. Für den Wis-senschaftler ist klar, das das Empfinden von Schmerz nur über den Frontallappendes Gehirns möglich ist, der bei Fischen im Gegensatz zu Säugern unterentwickeltund sehr klein ist, sodass ein Schmerzempfinden, wie wir Menschen es kennen, beiFischen nicht existiert. Wie immer man darüber denken mag, folgende Geschichteist belegt und jeder möge für sich selbst davon ableiten, ob Fische nun Schmerz ver-spüren oder nicht. Ich bin jedoch sicher nicht der einzige der so ein Erlebnis gehabthat, aber lesen Sie selbst:

234Grenzenloser AppetitEs ist inzwischen einige Jahre her als ich mit meinem Freund Jupp Verstraten an derkleinen Isel im Osttirol knapp oberhalb von Virgen fischte. Wir kamen an eine alteHolzbrücke und versuchten unter ihr Fische auszumachen. Hinter einem Stein unterder Brücke war eine ganze Schule von Regenbogenforellen zu erkennen, die größ-ten Exemplare waren wohl bis an die 45 cm lang. Ich versuchte mir den Standortgut einzuprägen und präsentierte von einer kleinen Mauer am Ufer aus die Fliegeca. 15 m unter die Brücke. Sie war kaum eingetaucht, da hatte ich auch schon denersten Biss. Die Forelle hing, und nach kurzem Drill lag eine ca. 35 cm lange Re-genbogenforelle in meinem C&R Netz. Aber was für ein Fisch! Die Brustflossen wa-ren verstümmelt, die Rückenflosse bestand noch aus drei Flossenstrahlen und aufder einen Bauchseite hatte sie zudem einen etwas größeren dunklen Pigmentfleck.Und auch die Schwanzflosse war genau so wie ich es vermutet hatte. „Ein Quasten-flosser!“, rief ich Jupp zu. Außerdem war der Fisch offensichtlich unterernährt. ‚Wasfür ein hässlicher Fisch’, dachte ich, eigentlich eine Schande für dieses Gewässer’.Es war auch definitiv kein Besatzfisch, denn dafür wurden damals ausschließlichmakellose Sömmerlinge verwendet. Doch weiter stromauf gab es an einem Neben-bach einen kleinen Fischteich. Da war dieser Fisch wohl beim letzten Hochwasserausgerissen. Wie dem auch sei, ich durfte den Fisch ja nicht entnehmen, denn erwar unter dem Mindestmass und ich dachte mir, dass die Forelle wohl früher oderspäter von einem Fischreiher ausgemerzt würde. So schwamm sie aus meinemKescher wieder zurück in Richtung Brücke. Drei Würfe später hatte ich wieder Bissund als sich mir der Fisch näherte, sagte ich zu Jupp: „Du wirst es kaum glauben…“ Doch tatsächlich, es handelte sich zweifelsohne um den gleichen hässlichenKerl wie vorher. Die Erkennungsmerkmale waren einzigartig wie ein Fingerabdruck.Abermals gab ich den Fisch der Kleinen Isel zurück. Innerhalb der nächsten halbenStunde fing ich neben ein paar anderen makellosen Regenbogenforellen diesenbesagten Fisch noch weitere zwei Mal! Beim vierten Mal fing ich laut an zu lachenund auch Jupp schüttelte über soviel Blödheit, Gier oder was auch immer den Kopf.„Das gibt’s doch nicht! Wenn der noch mal beisst, dann bringe ich den Fresssackdem Hermann in die Küche. Der wird eh froh sein, wenn der Kerl aus dem Wasserist und die Fischergäste nicht erschreckt!“, sagte ich. Dies verschlug dem Unersätt-lichen wohl den Appetit, denn ein weiteres Mal ließ er sich nicht mehr blicken.Wenn man so etwas erlebt, dann macht man sich so seine Gedanken über das, waswir Menschen als Schmerz empfinden und in Fische hineininterpretieren. Fischeerleben dies wohl offensichtlich etwas anders. Auch Angst oder Stress, schien zu-mindest dieses Exemplar definitiv nicht zu kennen.Wieso macht ein Fisch jedoch etwas energetisch so Dummes? Normalerweise wis-sen Fische doch instinktiv, ob sich der Aufwand lohnt. Ganz einfach, hier handelte

235es sich offensichtlich um einen Fisch, der für die Mastfischzucht gezüchtet wurde.Durch ständige Selektion werden Fische gezüchtet, bei denen Futteraufnahme undVerwertung an erster Stelle stehen. Alle anderen Merkmale sind zweitrangig. Mannennt solche Fische Competitive Feeders. Sie nehmen alles auf, was ins Wasserfällt oder sich bewegt und möglichst schneller als der Kollege nebenan. Für dieFischzucht ist dies natürlich ein Vorteil, denn die Fische wachsen schneller ab. Inder Natur ist dies allerdings absolut tödlich, denn obwohl er dauernd frisst, verliertein solcher Fisch mit jedem Tag im Bach mehr und mehr an Gewicht, da er nichtmehr in der Lage ist, instinktiv zwischen Aufwand und Nutzen zu unterscheiden.Die Purpurforelle (Oncorhynchus clarkii)Purpurforelle (Cutthroat) aus dem Soda Butte im Yellowstone Park mit arttypischer Kehl-färbung.Die Purpurforelle oder Kehlschnittforelle ist bei vielen Fliegenfischern unter demNamen Cutthroat bestens bekannt. Als typisches Kennzeichen weist sie einen tief-orangen Kehlfleck auf. Ihre Schuppen sind so klein, dass man das Gefühl hat, manhätte einen schuppenlosen Fisch in den Händen. Dieser mit der Regenbogenforelle

236verwandte Fisch lebt auf dem nordamerikanischen Kontinent und ist dort v. a. imYellowstone Park sowie im South Fork des Snake Rivers zu Hause. Die größte Form,die Lahontan Cutthroat, eine Seeform mit Gewichten bis 20 kg, die noch bis vor 50Jahren in großer Zahl zum Laichen in die Zuflüsse aufstieg, wurde durch kommer-zielle Überfischung vernichtet. Eine Cutthroat mit 2 kg gilt als guter Fisch, wennauch jedes Jahr Fische um 5–6 kg gefangen werden. Auch in vielen Seen kanndieser sehr steigfreudige Fisch gefangen werden. Dort leben sie meist während derkalten Jahreszeit und wandern, sobald es wärmer wird in die Flüsse um zu laichen,wo sie dann bis zum Herbst verweilen. Im thermisch beeinträchtigten YellowstoneRiver konnte ich schon Fingerlinge dieser Spezies filmen, die sich kaum einen Me-ter entfernt von Unterwasseraufstößen heißer Quellen(70-80°C) aufhielten. Sie ha-ben sich optimal an diese extremen Situationen angepasst und leben dort oft dasganze Jahr im Fluss. Neben der Yellowstone Cutthroat existiert auch eine CoastalCutthroat, die im Mündungsbereich mancher Flüsse Kanadas und der USA lebt undzwischen Meer und Fluss wandert. In vielen Gewässern kam es durch Besätze zurHybridisierung von Cutthroat und Regenbogenforellen doch in manchen Gewässernscheint diese Problematik kein Thema zu sein, da die Fische dort schon zu Urzei-ten gemeinsame Kontakte hatten und keine Hybridisierungen mehr stattfinden. ImGegensatz zur Regenbogenforelle und Bachsaibling wurde dieser Fisch nicht gezieltaußerhalb der USA besetzt, jedoch in Regenbogenforellenstämme eingekreuzt.Besonderheiten der FischereiDie Cutthroat geht neben der Trockenfliege auch gern auf Nymphen und Streamer.Purpurforellen lieben in der Regel kleinere Nymphen. Während meiner zahlreichenAufenthalte in den Rockies habe ich ausgiebig Bekanntschaft mit diesem wunder-schönen Fisch gemacht. Dabei haben sich kleine Micronymphen der Größen 18 bis22 als sehr erfolgreich erwiesen. Besonders herausfordernd ist die Sichtfischereidann, wenn die Fische sehr selektiv sind.Das Felchen (coregonus sp.)In den größeren voralpinen Seen kommen meist mehrere Felchenarten vor. Man-che von ihnen sind Grundformen, manche hingegen bewegen sich bevorzugt in denoberen Wasserschichten(Schwebrenken). In manchen Seen werden diese Fischeauch in Fischzuchtanstalten vermehrt (Bodensee) und im großen Stile besetzt. Jenachdem woher die Fische stammen, können sich unterschiedliche Verhaltenswei-sen zeigen. Auch Felchen waren ursprünglich anadrome Fische, die zum Laichenvom Meer in die Zuflüsse aufstiegen. Je nach Stamm ist das Verhalten während derLaichzeit noch mehr oder weniger von diesem Urtrieb geprägt. So steigen beispiels-weise im Herbst Felchen vom Bodensee in den Alpenrhein auf.

237 Frisch aufgestiegene Felchen (Coregonus lavaretus) aus dem Alpenrhein.Besonderheiten der FischereiWährend der Fang mit der Trockenfliege eher die Ausnahme ist, nehmen die Fel-chen die Nymphe gerne. Es muss allerdings auf eine saubere Präsentation und einsehr langsames Waten geachtet werden. Da die Felchen Schwarmfische sind, wirdder Schwarm unter Umständen aufgescheucht und verschwindet über längere Zeitaus der Wurfdistanz. Auf die Felchen wird in den Zuflüssen des Bodensees meistmit der Laufrolle und zwei oder gar drei Haken am System gefischt. Die Fische las-sen sich jedoch auch mit der Fliegenrute sehr gut fangen, manchmal gar auf großeGoldkopfnymphen. Die Felchennymphen für Fließgewässer unterscheiden sich ganzgrundlegend von denen im See.Während Felchen im See an der Hegene praktisch ausschließlich auf kurzwelligeFarben (blau, dunkelgrün, violett, blau) gefangen werden, stellen Aufsteiger beimEinstieg in die Zuflüsse -ähnlich den Lachsen- auf den langwelligen Farbenbereichum. So kommen im Fluss praktisch ausschließlich fluoreszierende, tiefstrahlendeFarben in rot, orange oder pink mit prägnanter Rippung in Frage. Die Fische fres-sen im Fluss nicht (alle Mägen sind leer) und sind ähnlich dem Lachs auf Reizkö-der fixiert, die von der Form her allerdings in etwa ihre ehemalige Hauptnahrung

238(Zuckmücken) imitieren. Gefangen werden Felchen in der Regel in den Morgen- undAbendstunden, wenn diese Fluomaterialien die beste Sichtbarkeit unter Wasseraufweisen und sich gegen den meist grünblauen Hintergrund abheben. Das Vorfachbeim Felchenfischen wird etwas dünner gewählt als beim Äschenfischen. Beim Drillund v. a. auch bei der Wahl der Fliegenrute muss man bei Felchen aufpassen, da beizu harten Ruten oder zu hartem Drill die Nymphe leicht aus dem pergamentartigenMaul ausschlitzt. Die Verwendung von Shock Gum Vorfächern kann hier eine loh-nenswerte Alternative zum gewöhnlichen Vorfach darstellen. Felchen verhalten sichähnlich den Äschen und rotieren im Drill zumindest in der Anfangsphase. So gehenim Drill viele Fische verloren.Der Mountain-Whitefish (Prosopium williamsoni) Ein schöner Mountain Whitefisch aus dem Gallatin River in Montana.

239Wer in den Rocky Mountains im nordamerikanischen Westen fischt, der wird überkurz oder lang mit einem Fisch Bekanntschaft machen, der unserem Felchen ähn-lich ist. Es handelt sich dabei um den Mountain Whitefish (Prosopium williamsoni).Im Gegensatz zu den europäischen Felchenarten hat dieser Fisch jedoch einen eherdrehrunden Körper, größere, festsitzende Schuppen und einen durchscheinendenKiemendeckel. Der Mountain-Whitefish ist für Fliegenfischer eigentlich ein idealerFisch, da er sich hervorragend mit der Trockenfliege und noch besser mit der Nym-phe fangen lässt, einen akzeptablen Drill liefert und oft in großer Zahl vorkommt.Sein Fleisch schmeckt zudem ganz ausgezeichnet.Besonderheiten der FischereiBesonders Gold- und Silberkopfnymphen sind für den Mountain Whitefish eine guteWahl. Meist nehmen diese Fische eher die größeren Nymphen als die Forellen, mitdenen sie ihren Lebensraum oft teilen. Der Biss eines Gebirgsweißfisches zeigt sichdeutlich und der Bissanzeiger bleibt auch einen Moment stehen, bevor die Nympheals Imitat erkannt und wieder ausgespuckt wird. Beim Fischen auf Gebirgsweißfi-sche ist ein knotenloses C&R Netz empfehlenswert, denn es gibt wohl kaum eineandere Salmonidenart, die so schwer ruhig zu halten ist. Sie zappeln ähnlich schnellwie Makrelen. Es ist deshalb oft nicht einfach den Haken zu entfernen, selbst wennman barbless fischt.An Flüssen mit starken Whitefish Beständen wie am Snake River in Idaho, darf mansich nicht wundern, wenn man an manchen Stellen mit jedem Wurf einen dieserFische fängt. Gebirgsweißfische wären meiner Ansicht nach die idealen (Übungs-)Fische für Einsteiger ins Nymphenfischen, denn der Erfolg lässt nicht lange auf sichwarten. Wie ich jedoch feststellen musste, wird dieser Fisch wahrscheinlich ausdiesem Grund von den Amerikanern als eher minderwertig betrachtet. Jedenfallssollte nach einem Fischertag in einer Runde niemand mit Freude erwähnen, mehre-re schöne Gebirgsweißfische gefangen zu haben...

240 Teil 4: Gewässer lesen Wo steht der Fisch?Gemeinsam mit Göran Andersson(li) am Saltdalselva in Norwegen. Neben der Fähigkeit einGewässer optimal zu lesen, ist es auch „der richtige Riecher“ der über Erfolg oder Misser-folg beim Fischen entscheidet.Der Gedanke dieses Kapitel dem Buch beizufügen, entstand kurz nach einem Vor-trag, den ich an einer großen Anglermesse in Deutschland zu diesem Thema hielt.Ein Zuschauer meinte, so etwas sollte es auch in Buchform geben. In der Tat nütztdie beste Wurftechnik und die beste Nymphentechnik nichts, wenn man zuwenigüber die Aufenthaltsorte der Fische Bescheid weiß. Der nun folgende Teil des Bu-ches ist natürlich nicht nur für Nymphenfischer interessant, sondern gilt natürlichfür das Fliegenfischen allgemein.Grundsätzlich unterscheidet sich ein guter Fischer von einem erfolglosen Kollegendadurch, dass er seine Erfahrungen und sein Wissen bündeln und dies beim Fi-

241schen auch umsetzen kann. Natürlich wird ein Anfänger nach der Studie eines Bu-ches nicht plötzlich mehr fangen als jemand, der seine Erfahrungen über Jahre amWasser angesammelt hat. Der Leser verfügt dann erst über theoretisches Wissen,das er in der Praxis erst umsetzen muss. Bei dieser Umsetzung gibt es oft Pannenund der Traumfisch ist oft schon im Unterstand verschwunden, bevor der Neulingden ersten Wurf getan hat. Allerdings kann das Wissen um die Standplätze der Fi-sche eine große Hilfe sein, speziell für diejenigen Fliegenfischer, die nicht soviel Zeitam Wasser verbringen können, um Erfahrung zu sammeln und trotzdem gern denein oder anderen Fisch fangen würden.Um im Gewässer die Standorte von Fischen zu finden, ist es wichtig, das Verhaltender Fische zu verstehen. Ein Fisch kann nicht wie ein Mensch entscheiden, ob ermal lieber frisst oder faulenzt. Er muss immer genügend fressen, um die harte Win-terzeit oder Perioden mit ungünstigen Witterungsverhältnissen überstehen zu kön-nen. In den meisten alpinen Gewässern gibt es nur eine vergleichsweise kurze Zeitim Jahr, wo Nahrung im Überfluss vorhanden ist, und der Fisch sich erlauben kann,wählerisch zu sein. In sehr nahrungsreichen und winterwarmen Kreideflüssen, diezudem eine konstante Wassertemperatur von 8–10°C aufweisen, sieht die Sacheanders aus. Hier treffen wir unter Umständen sehr selektive Fische an. Prinzipiellwerden die Standplätze von den Fischen unabhängig von der Art des Fließgewäs-sers so gewählt, dass sie möglichst nahe an Futterquellen liegen. Ein ruhiges Plätz-chen an der Strömungskante ist also meist eine gute Wahl. Wenn dann noch einunterspültes Ufer oder ein überhängender Strauch zum Schutz nebenan vorhandenist, fühlt sich auch eine Bachforelle wohl. Es gibt also in Gewässern jeweils Nischen,die für bestimmte Arten geeignet sind. Innerhalb solcher Nischen, hat der stärksteFisch gewöhnlich den besten Platz.Ich möchte Ihnen nun einen kurzen Einblick in die Mechanismen geben, die für dieWahl des Standplatzes aus meiner Sicht ausschlaggebend sind:Anforderungen an einen Standort eines FischesFische sind das ganze Jahr über in einem Medium, dass sie nicht verlassen kön-nen. Deshalb müssen sie die Nahrung möglichst effizient erhaschen können unddabei nicht zuviel Energie verbrennen. Damit dies möglich ist, stellt sich der Fischin ganz bestimmten Bereichen ein. Viele Stellen im Fluss unterstützen den Aufbauvon Körpersubstanz nicht für alle Größenklassen und werden daher eher wenigerbzw. von kleineren Fischen besiedelt. Die nachfolgenden Faktoren bestimmen unteranderen den Standort eines Fisches. Eine Reihung dieser Einflussfaktoren nach derWichtigkeit für den Fisch ist kaum möglich, denn einige Faktoren beeinflussen sichauch gegenseitig.

242• Nahrungseintrag (-input)• Wassertemperatur• Sauerstoffgehalt des Wassers• Strömungsgeschwindigkeit• Wassertiefe• Schutz bzw. Unterstände• FischartDer NahrungsinputDie Verfügbarkeit von Nahrung ist schlechthin der bestimmende Faktor für dieFischdichte. Ist der Nahrungsinput aus dem Umfeld des Gewässers zu gering, kannder Fisch nur wenig Fett einlagern und ist im Winter dann so geschwächt, dasser entweder durch Kälte oder Parasiten eliminiert wird. Auch Schadstoffe (Schwer-metalle etc.) werden im Fett eingelagert und wirken dadurch nicht direkt auf denOrganismus. Hat der Fisch einen schlechten Ernährungszustand und somit zu we-nig pufferndes Fett eingelagert, so können diese Stoffe ihn schwer schädigen oderlängerfristig gar töten. Ein Problem, das in der heutigen Zeit vor allem durch Kläran-lagen verursacht wird, die Gewässer geradezu steril machen können.Ein erhöhter Standort schafft uns einen guten Überblick. Die großen Steine unter Wasserwären in der Salzach durch das leicht angestaubte Wasser wohl vom Ufer aus kaum sicht-bar gewesen.

243Daraus lässt sich folgern, dass die Plätze, an denen Nahrung besser oder leich-ter verfügbar ist, dauernd oder zumindest zu bestimmten (Fress-)Zeiten vom denstärksten Fischen dominiert werden.An Stellen mit permanenter sehr hoher Nahrungszufuhr können sich gar unnatür-lich hohe Fischbestände einstellen. Permanente Nahrungszufuhr drängt sogar art-typisches Verhalten in den Hintergrund. So kann beispielsweise das Revierverhal-ten weniger ausgeprägt sein und aggressives Verhalten unter Artgenossen kannsomit weniger oft beobachtet werden, da für alle genug Nahrung vorhanden ist. Sogenanntes „Crowding“ tritt auf. Selbst das Tolerieren von Wasserparametern, diegewöhnlich nicht der Bandbreite einer jeweiligen Art entsprechen, kann an solchenStellen beobachtet werden. Aufgrund der immer besser werdenden Wasserquali-tät werden Einläufe, wo noch früher Küchenabfälle etc. in die Gewässer gelangen,immer weniger. An Orten wo Spaziergänger täglich Futter ins Wasser werfen, un-abhängig davon ob für Wasservögel oder Fische bestimmt, können diese Effekteallerdings auch heute noch beobachtet werden. Besonders auf Regenbogenforellenüben solche Futterplätze eine magische Anziehungskraft aus und ein Großteil desRegenbogenbestandes des Gewässerabschnitts stellt sich gewöhnlich an solchenPlätzen ein.Die TemperaturJede Fischart hat gewisse Temperaturpräferenzen. Der Temperaturbereich, in demdie Nahrung am besten umgesetzt werden kann, ist durch die Beweglichkeit derEnzyme bestimmt. Dieser Bereich ist je nach Fischart verschieden (siehe auch Was-sertemperatur und Beißverhalten). Wann immer möglich, hält sich die jeweilige Artin diesen Temperaturbereichen auf. Geraten Gewässer bei sommerlichem Nieder-oder Restwasser über längere Zeit in den Grenzbereich der Temperaturtoleranzenbestimmter Arten, so würde die Wassertemperatur schließlich zum eliminierendenFaktor. In unverbauten Gewässern wandern die Fische dann meist stromauf, umsich in die kühleren Bereiche zurückzuziehen. Aber auch in kleineren Bereichen,also innerhalb von Gewässerabschnitten, ja sogar in Pools zeigt der Faktor Tempe-ratur Auswirkungen. Dies zeigt sich dadurch, dass bei hoher Wassertemperatur dieFische dann dicht gedrängt am Grund um die Grundwasseraufstöße versammeltsind. Manche Fische können Temperaturveränderungen in einem Bereich von 0,03bis 0,07°C feststellen und darauf reagieren (Rehbronn, 1998).Der SauerstoffbedarfSauerstoff gelangt durch Verwirbelungen ins Wasser. Grundwasser selbst ist sauer-stofffrei und wird erst nach dem Kontakt mit atmosphärischer Luft mehr und mehrgesättigt. Besonders Rauschen reißen Sauerstoff aus der Luft mit in die Tiefe. Ander Wasseroberfläche lassen sich an manchen Stellen im Fluss auch Wirbel beob-

244achten, durch die Sauerstoff ebenfallsnach unten gesogen wird. Der Bedarf anSauerstoff ist bei der alpinen Form derBachforelle besonders hoch, weshalbsich diese Fische unmittelbar unterhalbsolcher Wirbel besonders gerne einfin-den. Die Aufnahme des Sauerstoffs er-folgt bei der Bachforelle bei fließendemWasser besser als bei stehendem Was-ser mit gleichem O2 Gehalt.Demzufolge ist die Bachforelle bei hö-heren Wassertemperaturen meist infließendem Wasser zu finden und we-niger in Pools. Vor allem im Sommer istdann den flachen Rauschen gegenüberden Pools der Vorrang zu geben, vor al-lem dann, wenn diese Rauschen durchgrößere Steine unterbrochen und somitgut strukturiert sind. Auch sämtliche an-dere Salmonidenarten lieben als adulteFische kühles und sauerstoffreiches Durch solche Wirbel wird das Wasser mit 02Wasser. In manchen Pools tritt jedoch angereichert.auch kühles Grundwasser zu Tage, wasdazu führen kann, dass Forellen diese Bereiche im Sommer kaum verlassen. Auchin Spring Creeks halten sich im Sommer viele Fische in unmittelbarer Nähe der küh-len Grundwasseraufstöße auf.Die StrömungsgeschwindigkeitEine hohe Strömungsgeschwindigkeit bedeutet einen hohen Energieverbrauch be-sonders für die Fischarten, deren arttypisches Verhalten sie „zwingt“, mehr oderweniger permanent in Bewegung zu bleiben, wie beispielsweise die Regenbogenfo-relle. Für eine Bachforelle, die meistens in Deckung oder in einer strömungsberuhig-ten Nische hart am Grund ruht, stellt eine starke Strömung in unmittelbarer Nähekaum ein Problem dar, solange sie einen Unterstand hat und sich fast regungslosauf den Grund pressen kann. Im Gegenteil, die starke Strömung macht sie zum do-minanten Fisch in diesen Bereichen. Regenbogenforellen, Äschen und auch Bach-forellen meiden jedoch Strecken mit hoher, laminarer Strömung. Allerdings kannuns das Bild täuschen, denn die Strömung ist für gewöhnlich an der Oberfläche amstärksten und am Grund durch die Reibung am schwächsten. Sie kann jedoch auchgrundverschieden sein und gar am Boden quer oder im Extremfall sogar gegen dieHauptströmung verlaufen. Wahrscheinlich hat jeder schon mal eine Forelle gese-

245hen, die mit dem Kopf quer zur Strömung stand oder gar stromab. Wenn man diesdas erste Mal beobachtet, versteht man im ersten Moment die Welt nicht mehr.Durch solche Beobachtungen wird einem augenblicklich klar, dass manche Fischemit der Fliege schlicht unfangbar sind, denn oft verhindern Oberflächenströmungendas Absinken der Nymphe zum Grund. Kurz vor die Nymphe den Fisch erreicht, wirdsie durch andere Strömungen wieder nach oben gerissen. Hier gilt es zu warten, bisder Fisch einmal seinen Standplatz verlässt, um irgendwo anders zu tafeln. DieseFressplätze und –zeiten gilt es herauszufinden. Salmoniden lieben kühles, sauerstoffreiches Wasser mit guter Nahrungsbasis.Strömungsgeschwindigkeiten sind also durchaus entscheidend für Standplätze vonSalmoniden. Für das Fischen bedeutet dies, dass in einem Bach durchaus längereStrecken mit harter Strömung fischfrei sein können. Sind solche Strecken dann je-doch plötzlich unterbrochen mit Ruhezonen, so sind diese bevorzugt zu befischen,denn die auf langer Strecke eingetragene Nahrung kann an solchen Spots erstmalsgenutzt werden. Deshalb stehen dort meist sehr gute Fische.Die WassertiefeGrundsätzlich sind flachere Bereiche den Kleinfischen zuträglich und tiefere Berei-che bilden die Adultenlebensräume. Diese unterschiedliche Nischennutzung ist vorallem wichtig, damit Kleinfische nicht Opfer von Kannibalismus durch ihre größeren

246Artgenossen werden. Besonders bei räuberisch lebenden Salmoniden wie Bachfo-rellen oder Huchen ist es wichtig, dass diese unterschiedlichen Lebensräume in gro-ßer Zahl vorhanden sind und das Gewässer gut strukturiert ist. Besonders schlechtschwimmende Larven, wie beispielsweise die der Äschen, brauchen wiederumdieses fast stehende und wärmere Flachwasser, um Nahrung (bevorzugt in Formvon Plankton) leichter aufnehmen zu können. Aber auch kleine Regenbogenforellenbrauchen, solange sie noch nicht gut schwimmen können, sehr gut strukturierte,flachere, strömungsberuhigte Bereiche. In der heutigen Zeit hat die Wassertiefe lei-der auch einen gesundheitlichen Aspekt. Die starke UVB Strahlung ist in der LageFische im Flachwasser anzugreifen und auch zu eliminieren. Versuche in den USAhaben gezeigt, dass sowohl Bach- als auch Regenbogen- und Cutthroat Forelleneinen Sonnenbrand bekommen können. Während jedoch bei Regenbogenforellenaufgrund ihrer Hautbeschaffenheit ein Sonnenbrand nach einigen Tagen ausheilt,überleben sowohl Bach- als auch Cutthroat Forellen diesen nicht (Fabacher).Beim Fischen ist besonders zu beachten, dass Flachwasserzonen untertags nichtunnötig befischt werden, da es sich hier meist um Kinderstuben handelt. Es istunsere Verpflichtung gegenüber den sich noch selbst regenerierenden Fischbestän-den, dass wir auch Angelkollegen darauf hinweisen, wenn wir sie inmitten der Klein-fische einen Fisch nach dem anderen drillen sehen. Kleinfische und hier besondersÄschen sind meist wesentlich sensibler gegenüber Berührungen und unsachgemä-ßer Behandlung beim Zurücksetzen.Flachwasserzonen werden von größeren Fischen außer zur Laichzeit meist nur inder Dämmerung zum Fressen aufgesucht. Ein Wurf mit der Trockenfliege, der Nym-phe aber auch mit dem Streamer kann dann erfolgreich sein. Die Kleinfische habensich bei Einbruch der Dunkelheit dann bereits noch weiter ins Flache zurückgezo-gen, um nicht die Beute ihrer größeren Artgenossen zu werden.Die FischartWie bereits erwähnt haben Fischarten besondere Vorlieben. Deshalb sei der Voll-ständigkeit halber auch dieser Punkt im Zusammenhang mit der Standplatzwahlerwähnt. Die Fischartenzonierung ist allgemein bekannt und demzufolge tretenÜberlappungen vor allem im Übergangsbereich von Regionen auf. In reinen Bach-forellenhabitaten der Hanglagen hat keine Äsche oder Regenbogenforelle eineChance sich zu etablieren. In den Talgewässern leben im Gegensatz dazu meistkeine alpinen Bachforellen, sondern eventuell noch die Flussformen dieses Fi-sches. Allgemein kann aber gesagt werden, dass in Gewässerstrecken, wo alle dreiFischarten(meist durch Besatz) gemeinsam vorkommen die Bachforellen eher dieEinläufe und strömungsreichen, gut strukturierten, schattigeren Stellen mit ausrei-chend Unterständen bevorzugen, Regenbogenforellen die mäßig strömenden gutbelichteten Bereiche und die Äschen die ruhig strömenden Furten und Rinnen be-vorzugen.

247Eine kapitaler Äschenmilchner aus einer langsam strömenden Rinne der Goiserer Traun.Andere EinflussfaktorenWasserpflanzenWasserpflanzenfelder, besonders wenn es sich um das wintergrüne Quellmoos han-delt, sind ideal, da sie besonders den Bachforellen viele kleine Nischen für Jung-fische öffnen, sodass diese nicht in den Uferbereich ausweichen müssen, wo sieleichte Beute der dort lebenden größeren Artgenossen werden. Neben dem Quell-moos gehört v. a. auch der flutende Wasserhahnenfuß zu den bedeutenden Pflan-zen im Fluss. Da diese Pflanzen nur Gewässer besiedeln können, wo Hochwässersie nicht ausgraben oder zerstören, sind sie ein Garant für ständige Produktionvon Nährtieren. Besonders schwimmende Eintagsfliegenarten, Mooskriecher aberauch Gammariden besiedeln sie scharenweise. Deshalb werden Fische von solchenPflanzenbeständen magisch angezogen. Sie stellen sich unmittelbar über ihnenoder dahinter ein. Beim Fischen gilt es darum, besonders nah an die Wasserpflan-zen heran zu fischen. Bei Vorkommen einer Vielzahl von Krebsen gehen oft guteBachforellen auf einen nah am Krautfeld entlang geführten Woolly Bugger.In Gewässern deren Sauerstoffgehalt untertags trotz Pflanzenwuchs eher niedrig

248ist, muss besonders am frühen Morgen im Bereich von Krautfeldern mit einer star-ken Sauerstoffzehrung gerechnet werden. Man darf sich nicht wundern, wenn mandort kurz vor Sonnenaufgang einen Sauerstoffwert von nur 50–60% vorfindet. Fi-sche verlassen solche Bereiche gern während der Nachtstunden und nehmen erstunter Tag, wenn die Pflanzen wieder Sauerstoff produzieren, die gewohnten Stand-plätze wieder ein.Im Bereich von Wasserpflanzenbeständen in Flüssen stehen gewöhnlich immer gute Fi-sche.TotholzDa Totholz, Falllaub und ähnliches von so genannten Zerkleinerern (besondersGammariden) abgebaut werden, finden sich in der Nähe auch immer wieder Fischeein, um diverse Nährtiere zu erhaschen. Totholz dient aber nicht nur als Nahrungs-grundlage für viele Benthosorganismen, sondern kann auch ideale Unterstände fürSalmoniden bieten.

249 Totholz am Auslauf der Presceny Klause an der Salza – ein Paradies für Forellen.Nehmen wir nun verschiedene Gewässerbereiche etwas genauer unter die Lupeund versuchen diese zu charakterisieren und die Standplätze der Salmoniden zulokalisieren:Klassische StandplätzeÜberhängendes BuschwerkVor allem die alpine Form der Bachforelle braucht Unterstände, wo sie sich bei Ge-fahr zurückziehen kann und auch von starker Sonneneinstrahlung geschützt ist.Der Rand des Bereichs zur Strömung und vielfach auch der Übergang von Lichtzu Schatten gehören zu den beliebten Aufenthaltsorten von Salmoniden. In starkbefischten Gewässern werden solche Stellen auch von anderen Fischarten besie-delt, die bei Beunruhigung in diese Bereiche ausweichen bzw. sich während der Fi-schereisaison bevorzugt dort einstellen. Regenbogenforellen halten sich allgemeinlieber im freien Wasser und dort auch in den oberen Wasserschichten auf, währendBachforellen meist regelrecht am Grund „kleben“.

250 Forellen lauern hier unter überhängendem Buschwerk an der Weissen Traun.Unterspülte Ufer


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