Important Announcement
PubHTML5 Scheduled Server Maintenance on (GMT) Sunday, June 26th, 2:00 am - 8:00 am.
PubHTML5 site will be inoperative during the times indicated!

Home Explore Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

Published by info, 2017-08-07 11:52:21

Description: Inhalt_Feuerstein_3. Auflage

Search

Read the Text Version

51Die Größe der NympheDie Nymphengröße sollte im Allgemeinen mit der Größe der Insekten übereinstim-men, die zum Zeitpunkt des Fischens im Wasser vorkommen. Dies ist die Faustre-gel, an der sich die meisten Fliegenfischer orientieren. Manchmal kann es jedochvon Vorteil sein, die Größe des Imitats nach oben oder unten zu verändern. Diesgilt besonders dann, wenn sich sehr viele Nymphen zwischen Gewässergrund undder Wasseroberfläche bewegen. Das Anbieten einer größeren Nymphe hat nichtnur den Vorteil einer möglichen zusätzlichen Beschwerung, sondern die fette Beutelockt oft auch einen heiklen Fisch aus der Reserve. Die Nymphe sticht ihm sozu-sagen ins Auge und wird aufgenommen. Besonders bei leicht angetrübtem Wassererhöhen sich die Fangchancen dadurch sogar deutlich.Im Allgemeinen kann man auch sagen, dass die gewählte Nymphe umso kleinersein sollte, je größer der fischereiliche Druck auf ein Gewässer ist, je mehr Nahrunges aufweist und je sauberer und ruhiger ein Gewässer ist, da es dem Fisch dann eingenaueres Betrachten der Imitation ermöglicht.Kaum zu glauben, doch diese kapitale Bachforelle nahm eine 18er Flashback PheasantTail!

52In den stark befischten Traumflüssen Montanas angelte ich auf große Browniesgar mit 20er und 22er Nymphen am 25er Vorfach, das ich mit einer Rasierklingeabflachen musste, um es überhaupt durch das eh schon leicht vergrößerte Öhrder Spezialhaken zu bekommen. Während die kapitalen, heiklen Fische auf größe-re Nymphen untertags durchwegs mit Ablehnung reagierten, schien sie das 25erFluocarbon Vorfach besonders im schnelleren Wasser nicht sonderlich zu stören.Für den anschließenden Drill, war das stärkere Monofil jedoch eine unverzichtbareVoraussetzung.Lassen Sie sich bitte keinesfalls dazu hinreißen, die Verwendung kleinster Imitatemit hauchdünnen Vorfächern zu kombinieren, besonders wenn ihr Zielfisch kapitalist oder das Salmonidengewässer im Hochsommer gar Temperaturen über 18°Caufweist. Auf Fische von über 2 kg Gewicht mit Vorfachstärken unter 0,18 mm zufischen hat zu dieser Jahreszeit für den Fisch durch die unweigerliche Verlängerungder Drillzeit meist tödliche Spätfolgen. Ganz allgemein sollten in unseren Breiten Sal-moniden bei so hohen Wassertemperaturen nicht aktiv befischt werden.Je kälter das Wasser im Herbst wird, desto langsamer wachsen auch die dortvorkommenden Insekten bis sie schließlich das Wachstum vorübergehendeinstellen(Winterstagnation) und desto schwieriger wird für den Fisch auch dieVerarbeitung großer Nahrungsstücke, da der Magen sich langsam aber sicher aufNullaktivität umstellt und die Enzyme praktisch „einfrieren“. In solchen Fällen sindkleine Zuckmückenmuster in Natur- oder Reizfarben oder sehr schlanke Imitate vonVorteil („Roter Haken“).Die Größe von ReiznymphenReiznymphen und so genannte Rote Haken dürfen ruhig auch mal deutlich größersein, als dies bei der Imitation natürlicher Vorbilder üblich ist. Gerade in der Größeder Reiznymphe liegt ganz nach dem Motto: „Großer Happen – großer Fisch!“ oftauch seine Wirkung begründet. Allerdings gibt es auch dafür Ausnahmen. MeineLieblingsgröße, v. a. bei nicht ganz glasklarem Wasser, ist jedenfalls die Größe 6(!).Ich verwende dazu, wenn erlaubt, meinen Lieblingshaken, einen goldenen DahiatsuBuckelhaken. An manchen Gewässern sind Goldhaken jedoch verboten. In Bezugauf das Fischen mit Naturködern ist diese Regelung durchaus sinnvoll, wenn auchviele der heutigen Haken den Goldhaken in punkto Verrottbarkeit kaum nachste-hen. Für das Fischen mit Nymphen oder Trockenfliegen ist diese Regelung jedochüberholt. Der Goldhaken ist für den Fisch völlig unbedenklich, da diese Imitate janicht geschluckt, sondern sofort wieder ausgespuckt werden und die meisten Flie-genfischer heutzutage ohnehin den Widerhaken andrücken.

53Das Gewicht der NympheBeim Nymphenfischen spielt das Gewicht besonders dann eine ganz entscheiden-de Rolle, wenn es darum geht, eine perfekte, lange Dead Drift zu fischen. BeimBeschweren der Nymphe gilt die Minimalregel:So wenig wie möglich aber so viel wie nötig.Die beste Zone, in der Sie ihre Nymphe fischen können, ist die Verwirbelungszo-ne knapp über dem Boden. Während bei Fließgeschwindigkeiten bis 1 m/s eineca. 4 mm dicke Grenzschicht (abhängig von der Substratgröße) am Flussgrund rei-bungsbedingt praktisch strömungsfrei ist (Totwasserbereich) und es den Insektenermöglicht, sich sogar problemlos gegen die Strömung zu bewegen, ist die Schichtunmittelbar darüber für die Kleinstlebewesen besonders gefährlich, da sich dortdie Strömungsgeschwindigkeit abrupt dramatisch erhöht. Dies ist die Zone, aus dersich Larven nur schwer befreien können, wenn sie von ihr eingefangen und mitgeris-sen werden. Deshalb muss es das Ziel des Fliegenfischers sein, die Nymphe so na-türlich und so langsam wie möglich in genau dieser Zone zu führen. So langsam wiemöglich bedeutet jedoch nicht, dass die Nymphe so schwer gewählt wird, dass sieplump und unnatürlich langsam oder gar mit teilweisem Hängenbleiben in diesemBereich gehalten wird. Dieses Verhalten existiert bei natürlichen Vorbildern nichtund wird von Fischen infolgedessen auch mit Ablehnung quittiert. Zudem werdenSie bei zu starker Beschwerung mit einem hohen Nymphenverlust konfrontiert sein.Eine unbeschwerte Flintworm Variante auf meinem Lieblingshaken (Gr. 6!)

54Am natürlichsten bewegt sich in diesem Bereich eine unbeschwerte Nymphe, diewir aber nicht auf Tiefe bekommen … es sei denn, wir verwenden dazu einen Sprin-ger. Eine optimale Springernymphe ist deshalb nur leicht beschwert oder gar unbe-schwert und kann die natürliche Form einer Larve aufweisen. Die von uns gewöhn-lich verwendeten Nymphen sind nämlich meist etwas zu dick, da wir die Nymphenmeist zusätzlich beschweren. Einzig Bleitropfennymphen kommen von der Form hernahe an das natürliche Vorbild heran. Wenn wir keine Springer verwenden dürfen,sind wir beim Binden unserer Nymphen immer auf einen Kompromiss angewiesen.Ist das Gewässer nämlich tief und schnell fließend, so kann die Sinkgeschwindig-keit nur durch Erhöhung des Gewichts bzw. durch Reduktion der Größe bzw. desWasserwiderstandes gesteigert werden. Im Extremfall hieße dies eine Piam Nym-phe oder einen Jig zu verwenden.Piam Nymphen bestehen aus einer Lage Bleidraht als Abdomen und einem Tropf-blei als Thorax. Das Ganze wird dann einfach noch eingefärbt und lackiert. Ein sol-ches Bleigeschoss(neuerdings auch Wolfram) durchschneidet die Wasserschichtennatürlich sehr leicht. Dadurch kann bei gleichem Gewicht die Größe des Imitats imVergleich zu einem herkömmlichen Nymphenmuster deutlich verkleinert werden,was dem natürlichen Vorbild entgegenkommt. In Frankreich sind solche Nymphensehr beliebt, bei uns werden sie eher belächelt, da sie kaum Ähnlichkeit mit natür-lichen Vorbildern aufweisen. Nichtsdestotrotz sind sie sehr fängig, weil der Fisch imschnellen Wasser ohnehin nicht in der Lage ist, Details genau wahrzunehmen.Jigs sind in vielen Gewässern verboten und gar im Wettkampfangeln nicht gestattet.Die Form des Jigs ermöglicht es, dass die Nymphe praktisch hängerfrei über denGewässerboden holpert, da der Haken upside-down daherkommt. Komischerweisewird diesem Umstand beim Fliegenbinden kaum Rechnung gezollt, und die meis-ten Jigmuster, die im Handel erhältlich sind, sind verkehrt herum gebunden. DieAbneigung gegenüber dem Jig deckt sich zeitmäßig in etwa mit der Propagierungdes Nymphenfischens in unseren Breiten. Trockenfliegenpuristen lehnten die Nym-phenfischerei damals kategorisch ab und der Jig war ohnehin ein rotes Tuch, da die-se Hakenform aus dem Spinnfischen kam und offenbar das Jigfischen auch damitassoziiert wurde. Argumentiert wurde aber auch mit Augenverletzungen durch imRachenraum gehakte Fische. Offenbar wurde damals mit der Größe der Jigs wohlauch etwas übertrieben, denn mit Standardhakengrößen konnten solche Verletzun-gen wohl nicht vorkommen. Inzwischen hat sich die Aufregung gegenüber Jigs etwasgelegt. Jigs sind sozusagen salonfähig geworden. Ein kleiner, feiner Jig ist allemalstilvoller als eine Czech Nymphing Montage von mehreren Gramm Gewicht und erstört die Harmonie des Wurfes praktisch nicht. Als Alternative bieten sich die neuenDohiku Haken an, auf die gewöhnliche Tungsten oder Goldbeads aufgezogen wer-

55den können und die rein optisch wie gewöhnliche Beadhead Nymphen aussehen,deren Hakenform sie jedoch verkehrt herum schwimmen lassen.Tungsten oder Messing?In flachen Gewässerabschnitten ist der Fliegenfischer wesentlich variabler. Hierstellt sich seit ein paar Jahren nur die Frage Messing(Gold-)kopf oder Tungsten? Inder Tat hat es dieses „nur“ jedoch in sich. Seit nämlich Wolframköpfe (bekannt alsTungsten Beads) auf dem Markt sind, haben die Fänge vieler Fliegenfischer starknachgelassen, ohne dass diese eigentlich wissen warum. Wenn man sich jedocheingehend damit beschäftigt, heißt dies logischerweise, dass bei Tungsten alle bis-lang verwendeten Vorfachlängen, Vorhaltedistanzen, etc. angepasst werden müs-sen. Die große Masse fischt aber weiter wie bisher.Wenn wir die eingangs genannte Zielsetzung, nämlich die Nymphe in der Todeszonefür Larven unmittelbar über dem Grund in möglicht natürlicher Weise zu fischen imAuge behalten, dann reduziert sich der Einsatzbereich von Wolfram automatisch.Ich setze Tungsten nur dann ein, wenn• ich gezwungen bin, bei gleicher Tiefe ein kleineres Imitat zu fischen (bei Ableh- nung größerer Nymphen).• die mögliche Vorhaltedistanz am Gewässer zu klein ist, sie es mir also nicht ermöglicht, eine Nymphe, die dem natürlichen Vorbild entspricht, an einem Hot Spot schnell genug auf Tiefe zu bringen (d.h. Ich müsste sonst eine größere, schwerere Nymphe einsetzen, die jedoch abgelehnt würde.)• die Zielfische es erlauben, dass ich die Vorfachlänge einkürzen kann, ohne dass ich auf Ablehnung aufgrund besserer Erkennung der Flugschnur stoße.Tungsten findet seinen Anwendungsbereich besonders in den Staaten auch im di-rekten Nymphenfischen stromab (90° Fischen) mit Bissanzeiger.Wie sie sehen, gibt es durchaus Gründe, Tungsten einzusetzen, doch es gibt ebensoviele Gründe besser beim bewährten Gold-, Silber- oder Messingköpfchen zu blei-ben.In flachen, langsam fließenden Gewässern holpern Tungsten Nymphen nämlichmeist ganz unnatürlich daher. In solchen Gewässern sollte ein Bissanzeiger nieRucken, da dies meist unmittelbar auch Auswirkungen auf die Fliegenschnur hat.Selbst ohne Bissanzeiger reagieren heikle Fische unter solchen Gegebenheitensehr empfindlich auf Bewegungen der Fliegenschnur.In schnellem Wasser hingegen ist es jedoch unbedingt notwendig, dass der Biss-anzeiger zumindest zeitweise vibriert oder leicht ruckt, weil er den Grund berührt.

56Ohne Rucken keine Fische! Wenn Sie in einem Riesel nie einen Rucker, der vomGrund herrührt beobachten können, dann fischt ihre Nymphe mit großer Wahr-scheinlichkeit außerhalb der Aktivitätszone der Fische!Diese herrliche Yellowstone Cutthroat konnte einer 20er Tungsten Micronymphe nicht wi-derstehen.Nur ein Profi, der seine Kombinationen sehr genau kennt, ist in der Lage, ohne sicht-bare Grundberührung trotzdem im optimalen Bereich zu fischen. Sein Feingefühlbeim Menden, das unmerkliche, doch trotzdem etwas langsamere Führen der Nym-phe als andere, hat bei gleicher Vorfachlänge und gleichem Nymphengewicht zurFolge, dass er Fische fängt, während der Kollege Schneider bleibt. Der Erfolg beimNymphenfischen steigt permanent mit der Verbesserung des Gefühls für den Zu-sammenhang von Gewicht und Drift der Nymphe und gipfelt beim blinden Verständ-nis für diese Zusammenhänge. Dies ist die Hohe Schule des Nymphenfischens!Auf diesem höchsten Level lässt sich auch nur mehr schwer etwas vermitteln odererklären. Dies lässt sich bestenfalls noch erfühlen oder ersinnen. Ein guter Nym-

57phenfischer hat in diesem Bereich wahrscheinlich einen siebten Sinn, den man,wenn überhaupt, nur mit jahrelanger intensiver Praxis am Wasser bekommen kann.Der Geruch der NympheWährend ich dieses Kapitel meines Buches schreibe, sitze ich nicht zuhause anmeinem Schreibtisch, sondern an einem kubanischen Strand. Wir waren geradetauchen und der lokale Guide hat die Fische unter Wasser mit Futter angelockt.Es war ein faszinierendes Erlebnis, als plötzlich, ohne jeden Sichtkontakt zur Fut-terquelle und ohne zusätzliche akustische Reize, aus allen Ecken und Spalten desRiffs Fische auftauchten, um etwas vom verlockend riechenden Angebot abzube-kommen.Inwieweit spielen Geruchsstoffe eigentlich beim Fliegenfischen eine Rolle?Hier ein kleines Beispiel: Ich war vor vielen Jahren mit meinem Freund Fritz beimHuchenfischen. Das Wetter war damals nicht immer ideal, denn an manchen Ta-gen strahlte die Sonne mit voller Kraft vom strahlend blauen Winterhimmel auf dieDrau. Mit Huchenfischen war dann nichts zu machen. Da unser mehrere hundertKilometer langer Anfahrtsweg nicht ganz umsonst sein sollte, versuchten wir wäh-rend dieser Zeit auch ab und zu unser Glück mit kleineren Streamern auf die nichtder Schonzeit unterliegenden Regenbogenforellen.Fritz fischte damals auf Huchen auch gern mal mit einer toten Koppe am Systemund bewahrte ein oder zwei Ersatzfische in der Regel in einem Plastiksäckchen inseiner vorderen Westentasche auf. So passierte es, dass er einmal seinen nur kurzverwendeten nassen Streamer zu den Koppen legte, als wir beschlossen zusam-menzupacken, um zu Abend zu essen.Als wir am nächsten Tag nach der frühmorgendlichen Huchenpirsch wieder auf denStreamer wechselten, knotete Fritz einen identischen Streamer wie am Vortag an.Er hatte in Folge mehrere Nachläufer von teils sehr guten Regenbogenforellen, dochsie drehten vor seinen Füßen immer wieder ab. Kurz darauf verlor er seinen Strea-mer durch einen Hänger. Er hatte kein ähnliches Muster mehr in seiner Fliegendo-se, doch erinnerte er sich plötzlich daran, dass er ja tags zuvor einen Streamer insKoppensäckchen legte. Dieses hatte er total vergessen. Es war also immer noch inseiner Jacke. Aufgrund der niederen Nachttemperatur im Auto, war der Geruch derFische jedoch noch halbwegs zu ertragen. Der vom Fischschleim getränkte Strea-mer wurde angeknüpft und weiter ging‘s. Jetzt aber mit ganz anderem Resultat.Statt abzudrehen wurde der Streamer nun jedes Mal bedenkenlos attackiert undFritz konnte mehrere gute Fische landen. Solche Erfahrungen und Erlebnisse gebennatürlich zu denken!

58FliegenfischerethikZweifelsohne ist eine mit Geruchsstoffen beträufelte Nymphe erfolgreicher als einunbehandeltes Imitat. Besonders bei niederen Temperaturen, wenn Salmonidenbekannterweise sehr träge reagieren, wäre ein zusätzlicher Schlüsselreiz in Formvon Geruch Gold wert.Doch auch wenn Spinnfischer ihre Plastik und Gummiköder inzwischen mit allenmöglichen Geschmackstoffen impfen oder anderweitig präparieren, so bin ich derAnsicht, dass ein Fliegenfischer – Erfolg hin oder her – von der künstlichen Geruchs-manipulation seiner Fliegen und Nymphen absehen sollte.Genau diese Fliegenfischerethik, im Gegensatz zum Fischen um jeden Preis, sollteden Fliegenfischer kennzeichnen.Ich habe jahrelang sehr erfolgreich mit der Spinnrute gefischt und weiß auch heutenoch, gut damit umzugehen. Ich bin auch der Meinung, dass das Spinnfischen ge-nauso wie das Fliegenfischen seinen Reiz und seine Berechtigung hat. Jedoch plä-diere ich für eine tiefere Ethik und somit klarere Abgrenzung der jeweiligen Art desFischens. Typische Spinnköder wie Blinker, Spinner, Gummifische oder ähnlichesgehören an die Spinnrute, während Fliegen, Nymphen und Streamer eigentlich imklassischen Sinne mit der Fliegenrute angeboten werden sollten. That‘s it!Warum ich den Aspekt der Geruchsveränderung unserer Imitate überhaupt ins Spielgebracht habe? Dies hat v. a. zwei Gründe: Einerseits gehört der Geruch als Schlüs-selreiz der Vollständigkeit halber auch dazu und andererseits sollten wir uns – undhier kommt der Hauptgrund meiner Überlegungen – auch mehr Gedanken über dieHandhabung und Produktion unserer Bindematerialien machen. Zudem nimmt jaauch der Fisch unser Imitat ins Maul und hinterlässt seine Spuren.Es ist unbestritten, dass Fische sehr gut riechen, ja manche gar unglaubliche Sin-nesleistungen auf diesem Gebiet erbringen können. Zwar reicht der Geruchsinnnicht aus, um einen Ölfilm auf der Wasseroberfläche um die Trockenfliege als Ge-ruchsbelästigung zu erkennen, doch in der fließenden Welle ist die Möglichkeit derGeruchsidentifizierung eine ganz andere. Deshalb ist es auch besonders wichtig,dass wir uns Gedanken über die verwendeten Materialien machen. Nymphen undStreamer sind längere Zeit im Wasser und können, wenn sie auf der Bahn des Fi-sches driften, von ihm je nach Art auch geruchlich gut wahrgenommen werden.Auch bei der Paarung von Fischen spielen Geruchsstoffe (hier Pheromone) eineSchlüsselrolle.Deshalb ist es besonders bei gefärbten Produkten wichtig, dass sie möglichst ge-ruchsneutral sind und im Notfall nochmals gewaschen werden sollten. Besonders

59bei der Färbung einer größeren Menge von Material ist oft zuviel Farbe im Spiel.Auch bei Verwendung von Mottenschutzmitteln ist Vorsicht geboten. Eine Fliegen-box aus Zedernholz ist die natürlichere Anti-Motten-Variante und soll laut alten Auf-zeichnungen auf das Beißverhalten sogar äußerst positive Effekte haben, wobei wirhier bereits wieder in den Bereich der Manipulation eindringen.Nymphenwechsel angebrachtViele Fliegenfischer wundern sich, dass nach dem Fang einiger Fische (besondersbeim Fischen mit Nymphen in stehenden Gewässern), die Beißlust plötzlich nach-zulassen scheint. Sie schreiben dies meist dem Umstand zu, dass die Fische wohlbeunruhigt seien. Dies mag in einigen Gewässern und besonders bei einem Wildbe-stand an Bachforellen auch richtig sein, doch bei Regenbogenforellen ist oft das Ge-genteil der Fall. Selbst wilde Regenbogenforellen verfallen oft in einen Beißrausch,ausgelöst durch den Befreiungskampf eines Fisches im Drill. Trotzdem kann dieBeißlust selbst bei ihnen urplötzlich ausbleiben. Der Grund liegt darin, dass offen-bar bestimmte Substanzen an der Nymphe kleben bleiben. Diese Substanzen oderauch nur der Geruch von Schleim der Innenseite des Fischmauls, der auf der Nym-phe zurückbleibt, verhindern weitere Bisse. Auch die typische Bildung des Luftvor-hangs an kleinen Bläschen um die Nymphe bleibt dadurch aus. Ob es sich dabeium eine Schrecksubstanz handelt oder Fische den „Mundgeruch“ anderer Kollegenganz einfach nicht riechen können, ist in diesem Fall auch ziemlich egal. WechselnSie auf eine unbenutzte Nymphe des gleichen Musters und sie werden sich oft wun-dern, dass die vermeintliche Beißträgheit plötzlich verflogen ist.In Bezug auf den Geruch gilt ebenfalls die Regel, dass vor allem in sauberen, lang-samer fließenden oder stehenden Gewässern mit hohem Befischungsdruck die Fi-sche besonders auch auf diesen zusätzlichen Schlüsselreiz reagieren.Haare mit EigengeruchEs gibt auch Tierhaare mit Eigengeruch, die sich auch ohne Behandlung positiv aufdie zu erhaltenden Bisse auswirken. Die Tups Indispensable, die ursprünglich mitden vom Urin getränkten, gelblich gefärbten Haaren um den Genitalbereich eineszur Deckung verwendeten Schafbocks gebunden wurde, hat diesbezüglich bereitsin der Angelliteratur ihren Niederschlag gefunden. Auch andere natürliche Dubbing-quellen bieten sich an. Manche davon zeigen wirklich eine außergewöhnliche Fän-gigkeit. Experimentieren sie hier nach Belieben, doch lassen sie bitte die Geruchs-fläschchen beiseite. Es ist schon genug andere Chemie in unseren Gewässern!

Tabelle zur Nymphenwahl 60 NymphenwahlGewässertyp und -zustand API GM GÜM RNGebirgsbach (Wildfische, nahrungsarm)allgemein xxxbei zusä tzlichem Besatz fangfähiger Fische xxkeine sichtbare Aktivität von Fischen bzw. Insekten xxwährend einer Schlupfperiodebei schlechten Lichtverhältnissen bzw. früh morgens und spät abends xxbei getrübtem Wasser xgrößerer Niederungsflussklar, nahrungsreich xxklar, nahrungsreich, hoher Befischungsdruck, langsam fließendklar, nahrungsreich, hoher Befischungsdruck, schnell fließend xxgetrübt, nahrungsarm xxgetrübt, nahrungsreichwährend einer Schlupfperiode xxkeine sichtbare Aktivität von Fischen bzw. Insekten xxxunmittelbar nach getätigtem Großfischbesatz xxausschließlicher Wildfischbestand xxKreidefluss, Giessen, Spring Creek(Grundwasser, klar, nahrungsreich) xgeringer Befischungsdruck xxxklar, nahrungsreich, hoher Befischungsdruck, langsam fließend xxklar, nahrungsreich, hoher Befischungsdruck, schnell fließendwährend einer Schlupfperiode xx xkeine sichtbare Aktivität von Fischen bzw. Insekten x xSee (Salmoniden bzw. Renkensee) xx xklar, nahrungsarm xgetrübt, nahrungsreich xgetrübt, nahrungsarm xklar, während einer Schlupfperiodekeine sichtbare Aktivität von Fischen bzw. Insekten xx (x)ausschließlicher Wildfischbestandunmittelbar nach getätigtem Großfischbesatz xx xxx x xx xx xxLegende: API — annähernd perfekte Imitation GM — Gruppenmuster (innerhalb einer Gattung) GÜM — Gruppenübergreifendes Muster (über Gattungen hinweg) RN — Reiznymphe

61Nymphenfischen mit SystemEine oder mehrere Fliegen?Wenn es erlaubt ist, so kann man beim Fliegenfischen natürlich zwei oder mehre-re Fliegen verwenden, eine Bissanzeigerfliege an der Oberfläche und eine kleineMikronymphe kurz darunter oder gar eine größere Nymphe am Grund. Während esin Irland, England, den USA, in Neuseeland und vielen anderen Ländern der Erdedurchaus zum Standard gehört mit zwei oder gar mehreren Fliegen zu fischen, jamanche Techniken wie das Czech Nymphing oder das Loch Style Fishing in Irlandgar auf der Verwendung mehrerer Fliegen beruhen, so bestehen in den Alpenlän-dern oft nicht ganz leicht nachvollziehbare Regelungen, die den Gebrauch mehrererNymphen oder Fliegen verbieten. Dass zwei Fliegen die Chancen auf einen Bisserhöhen können, dürfte einleuchtend sein, dass damit gleichzeitig auch zwei Fischegefangen werden ist eher die große Ausnahme, wenn man es nicht speziell daraufanlegt.Zwei Anbissstellen geben uns die Möglichkeit, die Aktivitätstiefe der Fische besserzu orten, falls die Sichtigkeit des Wassers dies nicht erlaubt oder schneller ein ge-eignetes Muster ausfindig zu machen. Die Oberflächenfliege muss dabei nicht un-bedingt eine Rackelhannen sein, sondern kann jedes andere schwimmende Insektimitieren. Besonders in der „Hopper Season“ (Heuschreckenzeit) werden in den USAmeist hoch schwimmende Foam Hopper (Heuschreckenimitate aus Schaumstoff)als Indikatorfliegen verwendet. Aber auch andere Imitationen von Terrestrials (Rau-pen, Käfer,...) bieten sich im Tandem mit der Nymphe an. Auch Reizfliegen (Stimula-tors) finden häufig Verwendung. Manchmal kann gar eine kleine CDC Trockenfliegeals Indikator in Kombination mit einem winzigen Aufsteiger gute Dienste leisten.Eine ganz wichtige Funktion hat die zweite Nymphe, wenn mit kleinen Nymphenoder Nassfliegen über Grund gefischt werden soll, Eine große Nymphe dient dannprimär als Gewicht, um den Winzling rasch auf Tiefe zu bringen und erst in zweiterLinie als fetter Happen. Wenn eine der beiden Nymphen während der grundnahenDrift in einen Wirbel gerät, haucht sie durch die unterschiedlichen Strömungsein-flüsse der anderen Nymphe dadurch Leben ein. Das gleiche passiert, wenn dieGrundnymphe am Boden streift, der Indikator also leicht zuckt oder vibriert. Nichtnur dass dadurch ein zusätzlicher Bewegungsreiz entsteht, der sich natürlich auchauf die kleine Springernymphe überträgt, sondern viel wichtiger: die Nymphe wirddadurch verzögert(verlangsamt) gefischt, was wohl das wichtigste Element des er-folgreichen Nymphenfischers ist. Er muss in der Lage sein, seine Nymphe in derStrömung immer möglichst langsam anzubieten.Wie dem auch sei, die Frage ob schließlich eine oder mehrere Nymphen zum Ein-satz kommen, ist unter anderem von folgenden Faktoren abhängig:

62• gesetzliche Vorgaben bzw. Fischereivorschriften• zu befischende Fischart• werferisches Können• Hindernisse im WasserFischereivorschriftenWenn man an manchen österreichischen Voralpenflüssen steht und vorab bereitwar, die oft horrenden Tageslizenzpreise zu bezahlen, so kommt man sich unterUmständen leicht verschaukelt vor, wenn man dann die dazugehörenden Fische-reivorschriften liest. Ich spreche hier keinesfalls von Entnahmezahlen, denn diemeisten Fliegenfischer lassen bei ihren Wochenendtrips ihre Fische ohnehin wiederschwimmen, sondern von Vorschriften zur Montage.Dass besonders in so genannten Catch & Release Strecken oder solchen mit Zwi-schenbrittelmassen ohne Widerhaken gefischt werden soll, versteht sich von selbst.Dass irgendwo eine Trockenfliegenstrecke besteht, kann ich teilweise noch nach-vollziehen, auch wenn ich dies aus hegerischen Gesichtspunkten nicht unbedingtbefürworten würde. Auch Schonstrecken und Abschnitte mit populationsbezoge-nem C&R sind unter Umständen zur Schonung von bedrohten Arten oder Stäm-men durchaus sinnvoll. Wenn man dann aber liest, dass nur mit unbeschwertenNymphen und Vorfächern gefischt werden darf, die im Gewässer georteten großenFische aber dadurch nicht erreichbar sind, weil sie einfach zu tief stehen, danngeht das meiner Ansicht nach ein bisschen zu weit. Wenn man dann über Eckennoch erfährt, dass die Jahreskartenfischer am gleichen Gewässer mit ganz anderenMitteln, teilweise gar mit Koppen am System angeln dürfen, dann bekommt manschnell dass Gefühl, dass man hier über den Tisch gezogen wurde und nur Beihilfedazu leistet, die überhöhten Pachten zu finanzieren, das Fangen der guten Fischejedoch den anderen überlassen muss.Ich komme durch die Fliegenfischerei viel herum und kenne die Gewässer der Alpenund Voralpen sehr gut. An vielen Gewässern ist das Fischen mit Trockenfliegen imVergleich zu früher heute kaum mehr möglich. Wobei früher bei meinem Alter von50 Jahren noch nicht gar so lange her ist. Doch auch in dieser Zeit hat sich sehr vielgetan. Die Steigperioden sind oft nur noch sehr kurz, die Fische sind durch starkenDruck auf die Gewässer (neben Anglern v.a. auch Erholung Suchende) kaum mehroberflächenaktiv bzw. tafeln deshalb teilweise auch nachts. Die Zahl der Insektenist ebenfalls rückläufig (weniger Nahrungsinput, Tenside, …) und die Sonnenein-strahlung wird auch immer stärker. Grund genug für den Fisch im Schutz der TiefeNahrung aufzunehmen.Wenn ich die großen Fische dann am Grund in 3 bis 4 Metern Tiefe aktiv am Nym-

63phen sehe, aber mit meiner unbeschwerten Nymphe garantiert nie zu ihnen runterkommen werde, dann komme ich mir an einem solchen Gewässer ziemlich depla-ziert vor und werde es in Zukunft sicher nicht mehr befischen.Solche Regelungen können für Einheimische gemacht werden, die die Möglichkeithaben jeden Tag am Wasser zu stehen und den Tag abwarten können, an dem dieFische vielleicht einmal verrückt spielen und jegliche Vorsicht vergessen und an dieOberfläche kommen. Dem Tageskartenfischer, der oft lange Strecken anreist undfür den solche Sternstunden mehr als reine Zufallstreffer sind, bleibt somit nur dasNachsehen. Einen hohen Preis zu zahlen für einen wunderschönen und erfolgrei-chen Fischtag ist eine Sache, um dafür die Fische jedoch nur ansehen zu dürfen isteine andere. Das kann man im Aquarienhaus billiger haben, und man erspart sichdabei zusätzlich die Frustration.Zu befischende FischartIn Gewässern, die nur mit der Fliege befischt werden dürfen, werden die Fischemit der Zeit sehr selektiv bzw. unter Umständen auch sehr scheu. Dies kann imFall von Bachforellengewässern soweit führen, dass Fische nachtaktiv und somit imerlaubten Zeitfenster (meist bis eine Stunde nach Sonnenuntergang) fast unfang-bar werden. Auch Flussforellen, wilde Regenbogenforellen und Äschen, die wenigerunterstandsbedürftig sind, reagieren auf unkorrekt angebotene Nymphen meistkonstant mit Verweigerung und lassen den Angler fast verzweifeln. Dieses Los trifftmit der Zeit fast jedes Fly-Only-Gewässer. Ungeübte Fischer können von solchen Ge-wässern, auch wenn sie vor Fischen fast überquellen, unter Umständen ohne Bissnach Hause gehen und das selbst dann, wenn sie mit ihren Nymphen problemloszum Fisch am Gewässergrund kommen.In stark befischten Forellen- und Äschengewässern ist das Fischen mit kleinen Mus-tern (bis Hakengröße 20 und kleiner) dann Voraussetzung. Wie aber zu den Äschenhinunter kommen, wenn Sie nicht steigen und weder mit beschwerten Vorfächernnoch mit beschwerten Nymphen gefischt werden darf? Erlauben die Fischereivor-schriften die Verwendung einer beschwerten Nymphe nicht, dann vergessen Siedas Gewässer ganz schnell. Sie können sich natürlich auch damit abfinden mit derTrockenfliege in der Kinderstube zu fischen, doch dies ist sicherlich eine mehr alsfragwürdige Einstellung.Wo es erlaubt ist, fischen Sie an überfischten und somit heiklen Gewässern bessermit zwei Nymphen, einer schweren am Ende des Vorfachs und einer Mikronympheoder einer Zuckmückenimitation darüber. Sie können natürlich auch die schwerere

64Nymphe oben verwenden. Dadurch fischen beide Nymphen ungefähr auf gleicherHöhe knapp über Grund. Eine zweite Nymphe dient auch dazu, dass der Fisch dieAufmerksamkeit noch mehr in Richtung des antreibenden Doppelpacks lenkt.Manche Fischer verwenden auch eine größere Nymphe mit abgetrennten Hakenbo-gen als Beschwerung am Ende, damit sie nicht so oft am Grund hängen bleiben undabreißen, der Aufmerksamkeitseffekt jedoch erhalten bleibt. Eine Nymphe abzurei-ßen ist eine kleine Sache, zwei Nymphen auf einmal zu verlieren und das Systemneu zu knüpfen eine andere. Aus diesem Grund fischen viele bequeme Fischer auchnur mit einer Anbissstelle oder statt der zweiten Nymphe mit einem kleinen Klemm-blei am Ende oder vor der Nymphe.Das System, das in den Rocky Mountains oft zum Einsatz kommt, besteht ebenfallsaus zwei Nymphen. Zwischen diesen Nymphen, die meist 40 bis 60 cm Abstandvoneinander haben und auf neuseeländische Art über den Hakenbogen miteinan-der verbunden sind, befindet sich jedoch ein Klemmblei, das dafür sorgt, dass bei-de Nymphen knapp über dem Grund abtreiben.Effektives Felchenfischen an großen Flüssen wie dem Alpenrhein erfordert eine Mehrfach-montage.

65Wenn Sie mit der Nymphe im Fluss auf Felchen fischen, dann ist dies nur durcheine Mehrfachmontage wirklich effektiv. Am Alpenrhein fischen wir immer mit einerbeschwerten Nymphe (Gold- oder Tungstenköpfe) am Ende und ein bis zwei kleinenFelchennymphen an Springern. Die Bisse kommen zu 95% auf die Felchennymphenund nur per Zufall vergreift sich einmal ein Felchen an der beschwerten Nymphe,ohne die sie aber die kleinen Felchennymphen nicht auf die gewünschte Tiefe be-kommen. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit die beschwerte Nymphe durchein Klemmblei zu ersetzen, das den Boden abklopft und bis zu drei Springer mitFelchennymphen zu verwenden. Dies ist jedoch nicht an allen Gewässern erlaubt.Werferisches KönnenWenn Sie mit Rollwürfen und Switch Casts bzw. Unterhandwürfen arbeiten, solltensie in der Lage sein, Verwicklungen im Vorfach, ausgelöst durch Wurffehler, zu ver-meiden. Bei Überkopfwürfen mit Nymphen steigt die Gefahr für die Rute, ihren Kopfoder den ihres Angelpartners oder auch ihr Vorfach, wenn das Timing nicht stimmt.Deshalb ist es wichtig, dass beim Überkopfwurf besonders mit schwereren Nym-phen nicht nur größere Schlaufen geworfen werden, sondern dass beim Rückwurfauch das fühlbare Ziehen der Nymphe beim Strecken des Vorfachs abgewartet wird,bevor man den Vorwurf startet. Für den Vorwurf gilt natürlich dasselbe. UngeübteWerfer sollten die Verwendung einer zweiten Nymphe vergessen und stattdessen,wenn nötig, dann eher ein kleines (!) Bleischrot als Beschwerung verwenden.Viele Hindernisse im WasserWenn im Wasser mit vielen Hindernissen gerechnet werden muss, ist die Verwen-dung von zwei Nymphen mit viel Geduld und Selbstbeherrschung verbunden. Spä-testens nach dem 10. Verlust und Neubau eines 2er Systems ist selbst der geschick-teste Systembauer mit seiner Geduld am Ende und wechselt zu der Einzelmontageüber. Sie können natürlich über den Winter mehrere solche Montagen vorbereiten,damit sie am Wasser diesem Stress entfliehen können. Eine teure Sache bleibt dasFischen mit 2 Nymphen in hängerreichen Gewässern jedoch in jedem Falle.

66Die gebräuchlichsten MontagenDie gewöhnliche EinzelnymphenmontageDie Montage einer einzelnen Nymphe(Montagen 1, 2 und 5) ist wohl die am häufigs-ten verwendete Methode. Sie ist einfach, die Nymphe lässt sich schnell wechselnund bei einem Hänger verliert man nur eine Nymphe, während bei Tandemmonta-gen oft beide Nymphen verloren gehen. Falls zusätzliche Beschwerung unumgäng-lich ist, kann ein Klemmblei(Split Shot) vorgeschaltet werden. Die Einzelmontage istmeine bevorzugte Montage, sofern die bevorzugte Nymphe schwer genug ist, umden Gewässergrund rasch genug zu erreichen.Die SpringermontageManchmal ist es nicht möglich, dass ein Imitat ohne eine zweite, schwerere Nympheüberhaupt tief genug gefischt werden kann. Wenn die Zielfische z.B. kleine Eintags-fliegenlarven fressen, dann haben wir schon in ruhig strömendem Wasser Proble-me, die Nymphe innerhalb angemessener Zeit auf Tiefgang zu bringen, um dannnoch ein paar Meter Dead Drift zu erreichen. Mit Beschwerung allein, ist es nämlichnicht getan, denn wird sie zu schwer gebunden (Achtung bei Tungsten!), so bewegtsie sich in der Drift verdächtig und wird von heiklen Fischen meist kategorisch abge-lehnt. In solchen Situationen ist es unumgänglich eine kleine, oft gar unbeschwerteNymphe am Springer zu verwenden.Wenn wir mit einem System von mehreren Fliegen fischen, so ist die korrekte Be-festigung des Springers enorm wichtig, damit sich der Springer nicht im Vorfachverheddern kann. Er darf also nicht zu lang sein und das Stück von der Hauptschnurzum Springer darf auch etwas steifer sein, damit der Springer schön steht, wie esim Fachjargon heißt.

67Unterschiedlichen MontageartenLegende: X … Nymphe • … Klemmblei1. Mikronymphe an konisch verjüngtem Monofil (Variation: Kombination mit Trockenfliege als Indikator)2. beschwerte Nymphe an Standardvorfach (⅔ dünn ⅓ etwas dicker) oder durchgehen- dem Monofil3. Tandem mit schwerer Nymphe am Ende des Vorfachs und kleiner Nymphe am Springer am Chirurgenknoten. Alternative mit Bleischrot am Springer zum Fischen einer leichten Nymphe in gewünschtem Abstand über Grund.4. Neuseeländische Methode mit Befestigung eines Nymphenvorfachs von ca. 40 bis 60 cm Länge im Hakenbogen5. Nymphenvorfach mit zusätzlicher Beschwerung durch ein Klemmblei6. Nymphenvorfach mit Springernymphe (Befestigung am Öhr der Springernymphe)7. Nymphenvorfach mit Pitzenbauer Ringerl als Befestigungsort für den Springer8. GF Quick Change Leader, variables Nymphenvorfach mit einzelner Schlaufe am Sprin- ger oder Doppelschlaufe für verschiedene Kombinationsmöglichkeiten (z.B. mit 2 Nym- phen oder Nymphe plus Klemmblei am Ende oder am Springer)9. Nymphen-Streamer Kombination primär für die Stillwasserfischerei mit Streamer mit Hakenbogen oder ohne (falls nur eine Anbissstelle erlaubt ist); alternativ auch Trocken- fliege plus Mikronymphe10. Czech Nymphing Montage mit längeren Springerabständen. Da nicht geworfen sondern eigentlich nur umgelegt wird, ist die Verdrillungs- bzw. Verhedderungsgefahr durch lange Springer minimiert. Auch beim Fischen mit Circle Nymphs ist das Springerstück länger zu belassen.

68Das Angeln mit mehreren NymphenWenn wir mehrere Nymphen verwenden, so ist der Abstand derselben abhängigvom Bereich, in dem wir Fische erwarten können. In der Regel beträgt der Abstandvon der Endnymphe zur 1. Springernymphe 20 bis 50 cm. Die Abstände der Sprin-ger voneinander sind abhängig von der Wassertemperatur (je kälter desto näheram Grund), der Bodenbeschaffenheit (je größer die Steine desto mehr Abstand)und der Fischart. Normalerweise genügen zwei Nymphen, um bei einem gleichzeiti-gen Schlupf von zwei oder mehreren Insektenarten rasch herauszufinden, was dieFische bevorzugt fressen. Beim Felchenfischen können drei Nymphen vorteilhaftsein, zumindest bis die richtige Nymphe und die Aktivitätshöhe der Fische ausge-macht sind. Gewöhnlich spielt sich jedoch alles im Bereich bis max. 50 cm überGrund ab. Die dritte, oberste Nymphe kann dann Vorteile bringen, wenn der Winkeldes Vorfachs zum Gewässergrund durch verzögertes Fischen (langsamer als dieStrömung) flacher wird oder wenn die obere Nymphe deutlich größer gewählt wird(z.B. großer „Roter Haken“), sodass sie vom am Grund positionierten Fisch nochgut sichtbar ist und ihn zum Verlassen seiner Position animiert. Bei Schwallbetriebund damit einhergehender Trübung lassen sich durch zwei oder drei Nymphen dieWechsel in der Fängigkeit von Nymphen rascher erkennen, und man kann dann aufdas fängigere Nymphenmuster umsteigen.Die Länge des SpringersDie Vorfachlänge des Springers (seitlicher Abstand der Nymphe zu Hauptvorfach)ist abhängig von der Wassergeschwindigkeit, der Art des Hakens (gerader Hakenoder Buckelhaken) und von der Wurf- bzw. Fischereitechnik. Ich bevorzuge generelleher kurze Abstände. Durch längere Würfe gepaart mit großen Springerabständenkäme es nämlich unweigerlich zum Verheddern von Nymphe und Vorfach. Deshalbverwende ich beim Kombinierten Stromauf und Stromabfischen nur Springerlängenvon maximal 3 cm, die auch ein besseres Abstehen der Nymphen vom Hauptleaderermöglichen.Beim Fischen auf kurze Distanz können jedoch längere Abstände gewählt werden.Auch beim Fischen mit Circle Hooks ist dies unbedingt zu beachten (siehe CircleNymphs). Beim Abklopfen des Grundes mit schweren Nymphen (als Czech Nym-phing bekannt) kann das Springervorfach auch mal 10 cm oder mehr betragen. Diesermöglicht es dem Fisch die Nymphe besser aufzunehmen und Fehlbisse durcheine stark gespannte Schnur werden vermieden. Dies ist nur deshalb möglich, daman bei dieser Art des Fischens praktisch unmittelbar vor den Füßen angelt. Somitwird die Fliegenschnur eigentlich gar nicht im herkömmlichen Sinn geworfen bzw.eingesetzt, sondern das Gewicht der Nymphe bildet das massgebende Wurfgewicht.Die dafür notwendigen Springer können bereits zu Hause vorgefertigt werden undam Wasser per Grinnerknoten oberhalb eines Vorfachverbindungsknotens (Chirur-gen- oder Blutknoten) befestigt werden.

69SpringerbefestigungenSpringerbefestigung mittels Chirurgen KnotenAchten Sie beim Befestigen durch den Surgeons Knot darauf, dass das in Richtungder schweren Endnymphe (Strecker) abstehende Teil des Knotens abgeschnittenwird. So ist gewährleistet, dass der Springer besser absteht.Springerbefestigungdurch den BlutknotenBeim Blutknoten stehen dieEnden in einem 90° Winkelab. Dies lässt sich gut für eineSpringerbefestigung nutzen.Achten sie darauf, dass dasStück, an dem die Nymphe (X)später befestigt wird auch langgenug ist, um sie anzuknoten!

70Springerbefestigung durch den doppelten Indicator Loop Um Springerabstände ganz exakt fest- zulegen eignet sich dieser spezielle Hegenenknoten. Der Knoten wird ähn- lich gemacht wie der Indicator Loop. Die Schlaufe wird jedoch ein zweites Mal durch den entstandenen Ring geschläuft. Der fertige Springer samt Nymphe wird nun vom Ende her in die Schlaufe geschoben. Dann wird an den zwei Enden des Vorfachs gezogen, und die Schlaufe zieht sich langsam zu. Jetzt kann noch nachjustiert werden, sodass der gewünschte Abstand exakt stimmt. Wenn alles passt, ziehen Sie die Schlaufe endgültig zu. Dadurch wird das Springervorfach um das Hauptvor-fach gedreht und somit automatisch fixiert. Es gilt zu beachten, dass dieser Knotenfür Fluocarbon nicht geeignet ist!Spezielles GF-Quick-Change-VorfachDies ist vor allem im schnellen Wasser meine bevorzugte Methode. Beim Strebennach größerer Effizienz beim Nymphenfischen durch längere Fischzeit, bin ich aufdiese Art der Befestigung gestoßen. Die Springerschlaufe (Dropper Loop)

71Durch einen kleinen Trick, lässt sich nämlich die Nymphe sehr schnell und problem-los wechseln. Ich nehme dazu die bestehende Schlaufe (Abb.1) zwischen Daumenund Zeigefinger und rolle sie durch eine Gegenbewegung (Abb.2) von Daumen undMittelfinger bei gleichzeitigem starkem Druck spiralförmig. Das dadurch entstehen-de doppelt gedrehte, spitze Ende (Abb.3) lässt sich fast problemlos auch durch einkleines Öhr schieben.Abb. 1 Abb. 2 Abb.3Die Nymphe wird dann ähnlich einer Loop-to-Loop-Verbindung eingeschläuft undkann bei Bedarf jederzeit ausgewechselt werden. Dadurch steht der Springer nichtnur sehr gut ab (doppelte Schnur), sondern auch die Länge des Springers bleibtbeim Nymphenwechsel immer erhalten.Dies ist sehr praktisch, da ja auf herkömmliche Art gemachte Spingervorfächerbeim Nymphenwechsel praktisch unbrauchbar werden, weil die neue Nymphe nichtmehr an den jetzt viel kürzeren Springer angeknotet werden kann. Dies würde zu-sätzlichen Zeitverlust durch erneutes Knüpfen eines Systems bedeuten.Zu dick für die Fischerei glauben Sie? Keineswegs! Ich würde sonst die Montagenicht verwenden, und ich fange nicht nur im schnellen Wasser damit auch Äschenund Forellen und das mit Vorfachschlaufen bis 0,25 mm (!). Ist die richtige Nymphegefunden, kann man dann immer noch eine dünnere Montage knüpfen, falls diesnotwendig sein sollte. Bedenken Sie aber immer, dass bei zu dünnen Vorfächernund größeren zu erwartenden Fischen der Bruch des Vorfachs am Springerknotenpraktisch vorprogrammiert ist. Unter 0.14 – 0.16 mm Springervorfach erachte ichals fahrlässig, da aufgrund der geringeren Reißfestigkeit viel zu lange Drillzeitenentstehen. Mein Quick Change Vorfach empfiehlt sich ganz besonders bei Reiznym-phen. Bei der Wahl des Fliegenhakens ist die Größe des Öhrs für mich ebenfalls einwichtiges Kriterium. Für die Endschlaufe meines Vorfachs verwende ich in der Regeleinen Perfection Loop. Eine Surgeons oder 8er Schlaufe tut ebenfalls ihre Dienste.

72Fly Snaps und Pitzenbauer RingerlAuch durch die aus Norwegen stammenden Fly Snaps lassen sich Nymphen amSpringer leicht wechseln. Die Nymphe hängt im Fly Snap relativ lose und beweg-lich jedoch meist parallel zur Hauptschnur. Diese Befestigung wirkt durch die hoheBeweglichkeit der Nymphe auf den ersten Blick vorteilhaft, doch scheint mir daszusätzliche Metallhäklein bei heiklen Fischen problematisch und bei sehr großenFischen nicht stark genug zu sein.Statt einem Springerknoten lässt sich auch durch den Einbau eines kleinen Silber-ringchens (Pitzenbauer Ringerl) im Vorfach eine Stelle schaffen, wo der Springerangeknotet werden kann. Dazu empfehle ich dann jedoch den 110% Knoten amHauptleader. Durch diesen Knoten wird das Vorfach nicht zu beweglich, sondernbleibt durch eine Reduzierung des Rutschens auf dem Ringerl relativ stationär undsteif. Das Vorfach wird zudem nicht geschwächt, da der Knoten eine extreme Trag-kraft aufweist. Für den Seitenarm empfehle ich einen Knoten mit etwas geringererTragkraft wie den gesicherten Wedge-Knoten.Anbringung eines KlemmbleisLegende: X … Nymphe • … Klemmblei1. herkömmliche Methode2. mit vorgeschaltetem Knoten (Blutknotenverbindung)3. meine bevorzugte Methode (Vorfach in den Schlitz des Klemmbleis legen, einmal um das Klemm- blei herum wickeln und erneut in den Schlitz), dann Schlaufe zuziehen und Klemmblei andrücken4. Mein Trick für Zusatzbeschwerung bzw. Hakenschutz bei kurzfristiger Hängergefahr (nur bei Mehr- fachnymphensystem) mit Zielnymphe am Springer. Fischereireglement beachten!

73Knoten zur Befestigung der Nymphen110% KnotenExtrem starker Knoten, der ca. 110% trägt, also stärker ist als die Schnur selbst unddeshalb besonders bei Verwendung von polyfilen Schnüren zur Anwendung kommt,da sich solche Schnüre durch falsche Knoten oft selbst einschneiden und dadurchschwächen (wichtig: exakt 4 Umwicklungen).Der Knoten eignet sich auch sehr gut für Fluocarbon, er stabilisiert auch gut amPitzenbauer Ringerl, lässt sich aber bei kleineren Fliegen nur mit Haken mit großemÖhr verwenden.Mein Tipp: Fahren sie zweimal durch das Öhr und behalten Sie den Mittelfinger inder dadurch entstehenden Schlaufe. Führen Sie mit Daumen und Zeigefinger dasEnde des Vorfachs viermal um die dreifach gefaltete Vorfachschnur herum und ste-cken es durch die offen gehaltene Schlaufe. Befeuchten Sie den Knoten und ziehenihn fest.Gesicherter Clinch KnotenDies ist der wohl gebräuchlichste Knoten, um Nymphen am Vorfach zu befestigen.Im Gegensatz zum gewöhnlichen Clinch Knoten wird das Schnurende zur Sicherungnochmals nach hinten durch die Schlaufe geführt.

74Easy LoopEin ganz einfacher Schlaufenknoten, der gleichsam Felchennymphen wie Tarpon-fliegen eine gute Beweglichkeit verleiht und wesentlich einfacher zu binden ist alsder gewöhnlich dazu verwendete Rappala Knoten (wichtig: Nymphe irgendwo ein-hängen und beide Enden in Pfeilrichtung ziehen!).Barbless Hooks, Andrücken bzw. Abbrechen des Widerhakensoder gar Microbarbs?Ein Widerhaken ist nur solange ein Widerhaken als ein spitzes Teil in Gegenrichtungzur Hakenspitze absteht und somit ein Lösen des Hakens aus dem Fischmaul er-schwert. Wenn auch das Fischmaul gegen Schmerz offenbar unempfindlich ist undder Schleim der Fische eine hohe antiseptische Wirkung aufweist, so kann dochdurch Verwendung von Widerhaken und unsachgemäßes Hakenlösen eine Infekti-on entstehen.Um dem widerhakenlosen Fischen gerecht zu werden, kann der Widerhaken weggebrochen oder angedrückt werden, oder es wird ein so genannter Barbless Hookverwendet. Diese widerhakenlosen Haken (meist mit der Artikelbezeichnung BLnach der Nummer) gibt es inzwischen von diversen Herstellern. Bei Verwendungeines guten BL Hakens hält sich der Verlust von Fischen im Drill in Grenzen, undder Haken kann so absolut mühelos entfernt werden. Als gute BL Haken kann ichdie neuen Knapek, Skalka oder Dohiku Haken aber auch den TMC 2499SP-BL sehrempfehlen.Für das Entfernen des Widerhakens wird in der Literatur gewöhnlich ein Längsdruckmit der Widerhakenzange über die Spitze des Hakens empfohlen. Dies klappt je-doch nicht immer nach Wunsch, sodass oft ein Teil des Widerhakens stehenbleibt.Je nach Biegung des Hakens kann es sogar passieren, dass die Hakenspitze ab-bricht.

75 Beim Elektrofischen behändigte kleine RBF mit sichtbarer Hakenverletzung (offenbar mit Widerhaken).Harry’s Methode zum sicheren Entfernen des WiderhakensDie Technik meines Freundes Harald Birkl ist absolut sicher und Haken schonend.Dazu wird die Widerhakenzange in einem 90° Winkel zum Haken locker auf demWiderhaken platziert. Pressen Sie die Spitze des Widerhakens nieder und rotierenSie den Haken dann abwechslungsweise gegen sich und wieder von ihnen weg. Dasvollständige Wegbrechen des Widerhakens hängt natürlich auch mit der Härte undder damit verbundenen Sprödigkeit des Hakens zusammen. Manche Widerhakenlassen sich nur sehr schwer vollständig entfernen, da der Bruch in einem kleinenAbstand vom Haken erfolgt und immer ein Rest stehen bleibt. Mit Harry’s Technikfunktioniert die Sache praktisch 100%ig.Das Andrücken des WiderhakensDies kann auf zwei verschiedene Arten bewerkstelligt werden. Einerseits können Sieden Widerhaken komplett andrücken, sodass er in den meisten Fällen sogar wegbricht, oder sie biegen das Ende des Widerhakens in Richtung des Hakens zurück.Somit steht dann nichts mehr gegen die Hakenrichtung weg und der Haken kannschnell und problemlos aus dem Fischmaul entfernt werden. Der Haken sitzt jedochdurch den kleinen Höcker etwas besser im Fischmaul und hängt nicht so leicht aus.

76Der Fisch hängt somit minimal bes-ser. Dies ist seit vielen Jahren meinebevorzugte Art des Andrückens. Eserfordert jedoch viel Gefühl und Ge-schick, sowie eine geeignete Zange,denn der Widerhaken soll ja mit demHaken komplett abschließen, dennnur so ist ein Entfernen des Hakensaus dem Fischmaul wie bei einem BLHaken möglich. Deshalb empfiehlt essich nach dem Andrücken stets ei-nen Stofftest zu machen, indem derHaken durch die Kleidung oder einenkleinen Stofflappen gestoßen wird.Lässt er sich leicht wieder entfernen,so ist der Widerhaken korrekt ange-drückt. Die Spitze der Widerhaken-zange setzt man dabei im Winkel von90° direkt am Ende des Widerhakensleicht an und dreht die Zange dannim Uhrzeigersinn (Rechtshänder), so-dass das Ende des Widerhakens zum Ein korrekt angedrückter Widerhaken bestehtHaken gedrückt wird. Dadurch bleibt den Stofftest problemlos!ein kleiner Höcker stehen, wie diesauf dem Foto zu sehen ist. Natürlichermöglicht nicht jeder Haken diese Art des Andrückens, denn eine gewisse Längedes Widerhakens ist Voraussetzung, damit die Streckgrenze des Materials beim Bie-gen überwunden werden kann. Mit einem Microbarb müssen Sie dies natürlich garnicht erst probieren.Microbarbs werden, dort wo sie erlaubt sind, von Fliegenfischern oft als Alternativezum widerhakenlosen oder angedrückten Haken verwendet. Es gab sogar eine Un-tersuchung, die scheinbar eine geringere Infektionsgefahr durch Microbarbs nach-gewiesen hat. Hauptargument war, dass der Haken im entstehenden Loch wenigerhin- und herscheuere und somit das Einstichsloch kleiner bliebe. Ich will mich überdiese Untersuchung nicht äußern, da ich nicht weiß, wie sie wirklich zustande ge-kommen ist. Ich empfehle jedoch aus eigener Erfahrung den Widerhaken anzudrü-cken, zu entfernen oder barbless zu fischen. Es gibt ja außer Fischen noch Warm-blüter, die sich daran verfangen können…Bei routinierten Fliegenfischern dürfte es auch ohne diesbezügliche Vorschriftenwahrscheinlich selbstverständlich sein, dass Widerhaken angedrückt werden, v.a. in Gewässern, in denen viele Jungfische vorhanden sind. Gar mancher wird auf

77dem Weg zu dieser Erkenntnis seine eigenen Erfahrungen mit dem Thema gemachthaben. Wenn man aber mit zwei Haken angelt, ist es nicht nur eine Frage der Ver-antwortung, sondern auch der Unfallverhütung. Auch ich habe es einmal mit einemgewaltigen Schrecken bezahlen müssen, dass ich mich von einem Guide überredenließ, den Widerhaken nicht anzudrücken. Es ist zwar schon viele Jahre her, doch ichmöchte Ihnen die Episode nicht vorenthalten. Sie hatte ja nicht nur einen lehren-den, sondern auch einen amüsanten Aspekt ...Die Sache mit dem WiderhakenEs war in den frühen 90ern als ich das erste Mal mit Mietwagen und Unmengenan Fliegenfischerutensilien allein in Montana unterwegs war, um den berühmtenBighorn und andere Traumflüsse zu befischen. Der Bighorn gilt als der forellen-reichste Fluss der USA. Die Fische wachsen dort gewaltig ab. Eine einjährige Bach-forelle hat dort schon mal 35 bis 40 cm! Unvorstellbar! Nachdem ich nach langerFahrt Fort Smith erreicht hatte, schaffte ich es gerade noch, einen Float Trip fürden nächsten Tag zu buchen und mich im Cottenwood Camp einzuquartieren. Amnächsten Morgen konnte ich es kaum erwarten, bis mein Guide das Drift Boatunterhalb des Afterbay Damms endlich zu Wasser ließ. Statt zu fischen stand ichjedoch die längste Zeit nur vorne auf dem Boot und betrachtete die Schulen(!) vongroßen Bachforellen, über die wir uns treiben ließen. Mein Guide verstand die Weltnicht mehr und deutete mir unentwegt, dass ich doch fischen sollte. Ich winktenur ab und meinte immer nur: „Just go on“. Einen solchen Fischreichtum hatte icheinfach noch nie gesehen. Es war fantastisch! Als ich mich irgendwann dann dochsatt gesehen hatte, montierte er eine Kombination von einem San Juan Worm undeiner Sow Bug (Wasserassel) an meinem Vorfach. Dazwischen klemmte er ein klei-nes Split Shot. „Big Horn Rig“, was soviel bedeutet wie Big Horn System, bezeichne-te er das Endresultat. Da man mir geraten hatte, den Rat der Guides anzunehmen,war ich natürlich gespannt auf die Art und Weise, wie an diesem Gewässer gefischtwürde. Das kleine Bleikügelchen war für mich zwar etwas ungewohnt, doch wenn’swas nützt, dachte ich und ging die Sache ruhig an.Mit der Art wie mir der Guide riet die Rinnen und Pools zu befischen, war ich je-doch nicht glücklich, doch anscheinend fischte hier jeder so. Nach dem zweitenFisch, den er für mich kescherte und releaste, fragte ich ihn, ob es ihm etwasausmachte, wenn ich auf meine Art fischen würde. „Show me!“, antwortete er undschaute mir fasziniert zu. Er hatte so etwas anscheinend noch nie gesehen. Als erbemerkte, dass ich mit meiner Methode nicht nur ausgezeichnet fing, sondern jedeseiner Stellen, die er mir während der Drift ansagte, exakt anwarf, bat er mich, neuriggen zu dürfen und den Widerhaken dran zu lassen. Ich war doch sehr erstaunt.Es käme sehr selten vor, dass wirklich erfahrene Werfer sich hierher verirrten und

78die Chance, dass wir einen Superfisch haken würden, wäre sehr hoch, meinte er.Für ihn, als armen Studenten, sei jedes Bild mit Kunden und einem großen Fischim Geschäft Gold wert und bedeute ein wichtiges Zubrot für sein Studentendasein.Er erinnerte mich an meine Studienzeit und so ließ ich mich schließlich nach eini-gem Hin und Her auf seine Bitte ein.Nun nahm das Unheil seinen Lauf. Zwar war der kleine Widerhaken für die zahl-reichen großen Fische, die ich danach fing kein Problem und mein Guide warüberaus geschickt beim Lösen, doch mit der Zeit wurde er etwas nachlässig. Tomreleaste gerade eine gut 50 cm große Brownie doch während der Fisch wegstar-tete, verhing er sich mit der zweiten Nymphe an der Schwanzflosse. Ich hörtenur ein „S..t!“ und der Fisch riss ab. Jetzt erst hatte ich bemerkt, dass die zweiteNymphe auf halbem Weg zwischen Daumen und Zeigefinger bis zum Hakenbogenin seiner Hand steckte. Tom meinte, das käme öfter mal bei Kunden vor und ichsolle ihm doch behilflich sein. Er holte ein Stück 50er Vorfachmaterial aus derTasche, schnitt ca. 50 cm davon ab, legte es um den Hakenbogen und verknotetees hinten gut zu einer Schlaufe. Er bat mich, das Stückchen Vorfach, an dem dieNymphe hing zu halten und das Hakenöhr gegen seine Hand zu drücken. Der Tricksei, dem Verletzten zu sagen, dass er nun auf drei zählen und dann schnell undkräftig an der Schlaufe ziehen würde. Er ziehe natürlich schon bei zwei, denn dannder Patient ruhiger und würde nicht zusätzlich aus Angst zucken. Es funktionierte!Tom riss sich den Haken aus der Hand, gab etwas Alkohol und ein kleines Pflasterdrauf, knöpfte abermals zwei Nymphen mit Widerhaken dran und meinte, ich sollegleich weiterfischen. Ein schöner Fisch nach dem anderen ging an den Haken.Dann kam etwas Wind auf und wir kamen in den schnelleren Bereich bei den Big-horn Rapids. Es schien Tom sichtlich Spaß zu machen, mir immer schneller undjetzt gar abwechselnd auf beiden Seiten des Bootes Plätze anzusagen, damit wirmöglichst keines der Forellenmonster auslassen würden, falls sie denn vielleichtam Tafeln wären. Ich gehorchte breitwillig, denn das schnelle und trotzdem prä-zise Werfen machte zugegebenermaßen auch mir Spaß. Dann kam plötzlich eineheftige Böe, und ich sah mein Rig nicht im Wasser versinken. Ich drehte mich inRichtung Tom, um dem Vorfach folgend irgendwo am oder im Boot den Haken zusuchen. Tom saß ruhig da, hielt beide Ruder in der Hand und war auffällig still. Jetzterst bemerkte ich das Unglück. Ich wusste nicht wie ich mich nun verhalten sollte,denn die Situation war äußerst skurril. Ich entschied mich erst mal für ein breitesLachen, denn ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Tom sah einfach urko-misch aus mit seinem San Juan Wurm, der wie ein Piercing mitten auf seiner Nasesteckte. Ich entschuldigte mich für mein Verhalten, doch kaum hatte ich es gesagt,bekam ich einen richtiggehenden Lachkrampf. Nun lächelte auch Tom ein wenig.Jetzt hatte ich aber noch ein anderes Problem. Soll ich oder soll ich nicht?, war dieFrage, die mich quälte, doch Möglichkeiten soll man nützen, vor allem wenn mansie wahrscheinlich nie mehr haben würde, dachte ich.

79Piercings sind zwar in, doch drücken Sie den Widerhaken mal lieber an. Man weiß ja nie...Also bat ich Tom, ob ich denn ein Foto von ihm machen dürfe – als Erinnerungund so ... Tom willigte zähneknirschend ein. Irgendwie war er ja wohl auch in derKlemme, denn ich war ja der Einzige weit und breit, der ihm das Ding aus der Naseziehen konnte. „Now you have to do it alone!“, meinte er, denn ich wüsste ja be-reits wie zu verfahren wäre. Ganz wohl war mir allerdings nicht bei dem Gedanken,alles allein machen zu müssen und eventuell eine lebenslange Verunstaltung imGesicht zu verursachen. Ich erinnerte mich an seinen Rat, bereitete alles vor undzog … allerdings schon bei eins. Der San Juan Worm war raus. Ich war irgendwieselbst erstaunt, dass es so einfach ging, doch Tom schien mir nicht richtig zu trau-en als ich ihm erklärte, dass nichts mehr davon zu sehen wäre, denn er war merk-lich ruhiger als vorher. Erst als wir einige Zeit und mehrere Fische später, jedochohne Bild von einem Monster, wieder im Shop ankamen und er mit den Worten:„Well done“ und einem breiten Grinsen im Gesicht aus der Toilette zurückkam, woer seine Nase wohl prüfend im Spiegel betrachtet hatte, war seine Anspannunggewichen. Er bekam natürlich ein entsprechendes Trinkgeld, denn der Tag warwirklich unvergesslich. Ich hatte einiges dazugelernt und er wohl auch. Es entziehtsich meiner Kenntnis ob er je wieder einen Kunden darum gebeten hatte, denWiderhaken dran zu lassen...

80So entfernen die Guides am Bighorn Haken aus der Haut:1. Eine Schlaufe aus starkem Monofil, Polyfil oder Braided Line wird um den Ha- kenbogen gelegt und gut verknotet.2. Das Vorfach wird gespannt, und das Öhr wird gegen die Haut gedrückt, sodass der Hakenbogen leicht aufsteht.3. Auf Kommando wird schnell an der Schlaufe gerissen.Auf diese Weise lassen sich Haken gewöhnlich problemlos entfernen. Je kleiner derWiderhaken ist, desto besser funktioniert das Entfernen des Hakens. Im Zweifelsfallund bei Verletzungen an gefährlichen Stellen (v.a. im Bereich des Auges), sollte die-se Technik jedoch nicht angewandt, sondern ein Arzt kontaktiert werden.

81 Die Technik des NymphenfischensDas Nymphenfischen in FließgewässernWie für den Trockenfliegenfischer ist auch für den Nymphenfischer das genaue Be-obachten und Analysieren des Gewässers der erste Schritt, bevor mit dem Fischenbegonnen wird. Der erste Blick fällt dabei auf die Farbe des Wassers. Die Klarheitdes Wassers entscheidet über die Oberflächenaktivität der Fische, da eingeschränk-te Sichtverhältnisse es ihnen nicht erlauben, Insekten an der Wasseroberflächewahrzunehmen. Ist also die Sichttiefe nur gering, so kann davon ausgegangen wer-den, dass sämtliche Nahrung unter Wasser aufgenommen wird. Nymphenfischenist angesagt!Erlaubt die Sichttiefe die Aufnahme von Oberflächennahrung, so schwenkt derBlick des Fliegenfischers über die Wasseroberfläche und versucht, an schon be-kannten oder besonders erfolgversprechenden Stellen einen Fisch auszumachen.Steigt irgendwo ein größerer Fisch? Ist überhaupt eine Bewegung der Wasserober-fläche zu erkennen? Wenn dem so ist, geht es ins Detail. Durchbrechen Rücken-und Schwanzflosse die Wasseroberfläche oder lässt nur ein unscheinbarer kleinerSchwall den Fressplatz eines Fisches unter Wasser erkennen? Durchbricht gar dasganze Mischmaul die Oberfläche und nimmt Nahrung über Wasser auf? Diese Be-obachtungen entscheiden schließlich, wie knapp unter der Oberfläche die Nympheschlussendlich angeboten wird oder ob eventuell die Trockenfliege zum Einsatzkommt. Je mehr vom Fisch an der Oberfläche wahrgenommen wird, so leichterwird die Nymphe gewählt, um die tafelnden Fische nicht zu unterfischen (Vorsicht!).Schließlich wählt der Angler noch die richtige Größe und Farbe der Nymphe, die fürgewöhnlich in etwa der vorhandenen natürlichen Nahrung entsprechen sollte. Klingtim Prinzip ganz einfach, doch wie so oft im Leben hängt der wirkliche Erfolg des Flie-genfischers von der Wahl der Technik und Taktik ab. Diese Techniken, die unter Um-ständen auch miteinander kombiniert werden können, möchte ich nun vorstellen.SuchfischenBei einem Fluss, der schnelle und auch tiefere Stellen aufweist, oder durch Schweb-stoffe getrübt ist und es somit unmöglich ist, irgendwo Fische auszumachen, istder Fliegenfischer auf seinen Instinkt angewiesen. Systematisch werden in Folgevermeintliche Standplätze von Fischen (siehe Kapitel: Wo steht der Fisch?) mit derNymphe abgesucht. Diese Art zu fischen, bezeichne ich im folgenden Abschnitt alsSuchfischen. Weil keine Aktivität von Fischen erkennbar ist und keine Insekten ander Wasseroberfläche zu sehen sind, spielt sich diese Suchfischerei am Gewässer-

82grund ab. Die Fische halten sich in der Zeit zwischen den Schlupfperioden nämlichvorwiegend in Grundnähe auf, um von der Strömung mitgerissene Insektenlarvenzu verzehren, die an ihren Standplätzen vorübertreiben. Gleiches gilt für das zeiti-ge Frühjahr und den Spätherbst wenn die Fische ihre Aktivität aufgrund der Was-sertemperatur soweit zurückgeschraubt haben, dass sie zur Nahrungsaufnahmenur zentimeterweise nach links oder rechts ausweichen, um nicht unnötig Energiezu verbrauchen. Auch dann steht der Fisch sehr tief. Der Fliegenfischer muss jetztbeachten, dass die Nymphe möglichst knapp über dem Boden gefischt wird. Dortbefindet sich der Bereich, in dem sich die Nahrung konzentriert, da weggespülteInsekten von dieser Zone eingefangen werden und sich nur schwer aus ihr wiederbefreien können. Der Großteil der täglich von den Fischen aufgenommenen Nah-rung stammt genau aus diesem Bereich. Die Nymphe sollte also über den Bodenholpern. Lieber dauernd kleine Zucker an der Fliegenschnur bzw. am Indikator alsgar kein Bodenkontakt. Bei leicht angetrübtem Wasser (hier die Kuppa in Kroatien) ist das Suchfischen ideal.Für die Suchfischerei mit der Nymphe und Trockenfliegenschnur sind in schnellemoder getrübtem Wasser Sichthilfen unentbehrliche optische Hilfsmittel.

83Fischen mit SichthilfenDas Fischen mit Sichthilfen wird von manchen Fischern oft zu unrecht verurteilt undals „Posenfischen“ abgetan. Dies geschieht leider meist aus Neid, weil andere wis-sen damit umzugehen und dadurch auch wesentlich mehr und bessere Fische fan-gen. Es war jedoch auch deshalb verschrien, weil in den Anfängen oft sehr große In-dikatoren verwendet wurden, die in der Lage waren, selbst schwere Nymphen samtBleivorfach zu tragen. Dies scheint nun besonders in den Staaten wieder Mode zuwerden, hat ein bekannter US-Hersteller ja inzwischen schon kleine Luftballons alsIndikatoren im Programm, die selbst Bleivorfächern genug Widerstand bieten unddas Schnurende nicht unter Wasser ziehen lassen. Eine Sichthilfe ist im schnellen Wasser zur guten Fangauswertung unentbehrlich.Fliegenfischen ja, aber nicht um jeden Preis! Bleivorfächer sind zwar ohne Zweifelfängig, das Werfen mit ihnen entbehrt aber oft jeglicher Ästhetik. Fliegenfischen istzumindest für mich auch etwas fürs Auge. Wenn ich hart am Gewässergrund fischenwill, so verwende ich beschwerte Nymphen mit Gold- oder Tungstenköpfen in Kombi-nation mit ganz bestimmten, zielführenden Mendings und Trickwürfen. Wenn aberso schwere Nymphen verwendet werden, dass das Werfen ohne Schutzhelm zur Ge-fahr wird und das Wurfbild dem eines Anfängers bei seinen ersten Würfen gleicht,sind die Grenzen des Beschwerens ganz eindeutig überschritten. Der Fischer solltesich dann überlegen, ob er die Fliegenrute nicht nur als Alibi verwendet und nicht

84besser zu den Spinnfischern wechseln sollte. Das Wurfbild sollte meiner Ansichtnach auch bei Verwendung schwererer Nymphen (ohne beim Forellenfischen aufeine Schnur der Klasse 8 oder gar 10 ausweichen zu müssen) noch eine gewisseÄsthetik aufweisen.Sichthilfen, ob sie nun aus Polypropylen, Antron, Hartschaum oder anderen Materi-alien bestehen, sind dazu da, den Sichtkontakt zum Ende der Fliegenschnur auchin bewegtem oder nicht ganz sichtigem Wasser nicht zu verlieren und das Ende derFliegenschnur nicht so schnell einsinken zu lassen. Ohne eine Sichthilfe ist eineVerwertung der Bisse bei Verwendung von Schwimmschnüren in stark strömendenAlpenflüssen so gut wie unmöglich. Zwar kann ein Profi an der Form seiner Schnurauf dem Wasser die Bisse bis zu einer gewissen Strömungsgeschwindigkeit nocherkennen und verwerten, doch dies verlangt gutes Licht und eine gut sichtbare Flie-genschnur. Da helles Wetter und gute Fischerei sich oft ausschließen, gerät manmit dem Beobachten der Schnur bei bedecktem Himmel bald in Schwierigkeiten. Bei klarem Niedrigwasser ist es meist ratsam, auf den Indikator gänzlich zu verzichten oder einen kleinen schwarzen Polypropylen-Indikator einzusetzen.Wenn man in den Rocky Mountains fischt, so sieht man bei Drift Boat Fischernimmer mal wieder Bissanzeiger aus Antron oder Polypropylen in Größe von Tennis-bällen(!) an der Fliegenrute. Viele Städter, die in Montana den Sommer verbringen,können nicht richtig werfen und Fliegenfischen, wollen aber trotzdem die Schönheiteines Float Trips an einem der Topgewässer der Rockies nicht missen. Sie werfenihre Nymphen auf alle möglichen und unmöglichen Arten ein paar Meter neben dasBoot, soweit es eben geht. Der Guide sorgt mit seiner Rudergeschwindigkeit für die

85korrekte Drift, und so kann selbst der Ungeübte zumindest ein paar wenige Fischeam Tag haken.In diesem Fall wird meiner Ansicht nach die Grenze zwischen ethisch korrektem Flie-genfischen, was immer das auch sein mag und Posenfischen ganz eindeutig über-schritten. Ich muss jedoch zugeben, dass die Sicht eines Profis zu diesen Dingeneine andere ist und manche die Erfahrung zur Verwertung von Bissen einfach nichthaben, was nicht bedeutet, dass sie eines Tages ihre „Zapfen“ auch mal verkleinernwerden. Ich habe dies beim Unterrichten von Anfängern und älteren Menschen, dieoffenbar Probleme mit kleinen Indikatoren und deren Sichtbarkeit haben, gelerntzu akzeptieren.Für die in diesem Buch vorgestellten Techniken sind im langsamen, klarem undniederen Wasser keine, bei mittlerer Strömungsgeschwindigkeit und leicht ange-trübtem Wasser kleine und bei starker Strömung, trübem Wasser, beim Nymphenfi-schen auf größere Distanzen bzw. bei der Verwendung schwererer Nymphen mittle-re bis größere Bissanzeiger nötig, um den Kontakt zum Schnurende nicht aus denAugen zu verlieren. Natürlich ist die Größe des Bissanzeigers auch vom Können undden Sehfähigkeiten eines jeden Einzelnen abhängig.Das traditionelle Nymphenfischen - stromaufAls Skues das Nymphenfischen erstmals propagierte und sich mit den Trockenflie-genpuristen anlegte, war das traditionelle Stromauffischen seine Methode, mit derer die Nymphenstadien der Wasserinsekten aber auch ertrunkene adulte Tiere imi-tierte. Das Stromauffischen gilt somit als die älteste Technik des Nymphenfischens.Ich verwende diese Technik vorwiegend in flacheren (bis 1 m Tiefe) und klaren Ge-wässerabschnitten, die stromab aufgrund fehlender Deckung nicht befischt werdenkönnen bzw. beim Suchfischen. Besonders die meist sehr scheuen Bachforellenwerfe ich ausschließlich stromauf an, um nicht in ihr Blickfeld zu geraten. Diesestraditionelle Nymphenfischen ist recht einfach zu erlernen. Die nachfolgenden Gra-fiken zeigen jeweils die Fliegenschnur auf dem Wasser aus der Vogelperspektive.Das Vorfach liegt jeweils in Verlängerung der auslaufenden Fliegenschnur.Die TechnikWir präsentieren die Nymphe stromauf (immer zuerst am eigenen Ufer) einige Meteroberhalb der vermuteten Fische. Dabei ist besonders bei sehr sauberem Wasser zubeachten, dass weder das Vorfach noch die Fliegenschnur vor der Nymphe in dasGesichtsfeld des Fisches kommt. Ein Bogenwurf leistet dazu gute Dienste. Nachdem Eintauchen legt die Schnurhand umgehend die Schnur in die Wurfhand, wo siezwischen Mittelfinger und Ringfinger eingeklemmt und mit leichtem Druck gegenden Griff gepresst wird. Sobald die Nymphe etwas eingesunken ist, wird durch einekurze Bewegung der Rute in Strömungsrichtung das Vorfach gestreckt. Die Schnur-

86hand beginnt dann sofort die Schnur zu verkürzen, damit keine Leerschnur auf demWasser liegt, die uns eine Bissverwertung erschweren würde. All dies geschiehtohne dabei den Blick von der Sichthilfe oder dem Ende der Schnur zu nehmen (ambesten im Dunklen oder mit Schlafmaske üben). Die Rutenspitze zeigt dabei immerin Richtung der antreibenden Nymphe. Hat der Indikator oder die im leichten Bogendurchhängende Schnur unseren Standplatz erreicht, heben wir die Schnur mit ei-nem Rollwurf stromauf aus dem Wasser und präsentieren erneut.Bei einem Biss, der sich durch das Stehenbleiben oder Stromaufbewegen desSchnurendes oder Indikators äußert, schlagen wir mit der Strömungsrichtung par-allel zur Wasseroberfläche oder leicht nach oben an. Der Anhieb muss sehr schnelljedoch dosiert erfolgen. Bei Forellen sind es oft nur kurze Zupfer, während der Bissbei Äschen meist deutlicher ausfällt. 1 – Wir präsentieren die Nymphe stromauf. Die Rutenspitze zeigt in Richtung des Wassers.2,3 – Die Nymphe sinkt und treibt auf uns zu, während die Rutenspitze zur Verringerung der Driftgeschwindigkeit dabei mehr und mehr angehoben wird. 4 – Die Nymphe wird an diesem Punkt mit einem Rollwurf oder einer Snake Rolle aus dem Wasser gehoben und erneut präsentiert.Beim Fischen mit etwas schwereren Nymphen direkt stromauf am eigenen Uferoder direkt oberhalb des gewählten Standplatzes kann in der Endphase der Driftdie Rutenspitze angehoben werden, damit die durchhängende Schnur nun als Biss-anzeiger fungiert. Aber Vorsicht, denn es kann durch das Gewicht der Fliegenschnurin diesem Bogen zu einer Beschleunigung der Nymphe kommen. Dies ist in denmeisten Fällen nicht erwünscht. Ist das Vorfach jedoch sehr lang, wird die Drift garverlangsamt. Prinzip des Indianerfischens.

87Wollen sie die Drift stromab noch geringfügig verlängern, so verschieben Sie denEllbogen (Unterarm 90° zum Ufer) so lang es geht auf einer Parallelen zur Driftbahnstromab. Beachten sie bitte, dass die Nymphe immer stromauf der Rutenspitze ab-treiben muss, das Ende der Fliegenschnur also immer stromauf zeigt. Erst wenn siediese Position nicht mehr beibehalten können, beenden sie die Drift.Das Stromauffischen bei langsamer Strömung erfordert ein Senken der Rutenspitze biszur Wasseroberfläche, um die Nymphe nicht zu beschleunigen und bei einem Biss schnellreagieren zu können.Stromauffischen bei tiefem oder schnellem WasserUm die Nymphe auf Tiefe zu bekommen, ist eine richtige Präsentation ganz ent-scheidend. Für optimalen Tiefgang ist ein „Horizontaler Bogenwurf“ wie im KapitelSpezialwürfe für das Nymphenfischen oder ein „Dunker“ von entscheidender Be-deutung. Wer diese Techniken nicht beherrscht, kann mit nachfolgender Techniktrotzdem gute Resultate erzielen. Für ganz schwierige Situationen bzw. für beson-ders raschen Tiefgang empfiehlt sich für den versierten Werfer eine Kombinationdes vertikalen Bogenwurfes mit dieser Technik. Wenn das Gewässer nicht ganz sotief und etwas langsamer fließend ist, reicht auch ein Parachute Wurf aus. Die-ser Wurf, der eigentlich für das Trockenfliegenfischen entwickelt wurde, ermöglichtauch beim Nymphenfischen ein ungestörtes Abtauchen der Nymphe, da das Vor-fach in sich zusammenfällt und somit das Einsinken begünstigt. Allerdings darf dieStrömungsgeschwindigkeit dabei nicht zu hoch sein, denn sonst wird die Schnureventuell schon weggerissen, bevor die Nymphe die Wasseroberfläche durchbricht.Beißt ein Fisch bei Phase 2 bis 3 so muss natürlich sehr rasch und mit einem langen,zügigen Anschlag reagiert werden, um die auf dem Wasser liegende Leerschnur zustrecken.

88 1 Wir präsentieren unsere Nymphe stromauf und legen nach dem Ankern (ca. nach 1-2 Sekunden) ein Rollfeeding (stromauf) nach, so dass sich das typische Schnurbild in Form eines Z (oder wie hier spiegelverkehrt ein S) auf dem Wasser zeigt.2 - 5 Während die Nymphe auf uns zutreibt und wir ohne eine Veränderung der auf dem Was- ser liegenden Schnur die Leine verkürzen, wird die auf dem Wasser liegende Schlaufe langsam durch die Strömung herausgedrückt. Die Nymphe bleibt somit vom Zug unbe- einflusst, kann zum Grund absinken und dort auch eine gewisse Zeit bleiben. 6 Die Schnur wird wieder vom Wasser abgehoben und erneut präsentiert. Schnelles Wasser verlangt schnelle und effiziente Mendings, um zum Erfolg zu kommen.

89Traditionelles Nymphenfischen – stromabAuch diese Art der Nymphenfischerei möchte ich nur kurz streifen, da schon sehrviel darüber geschrieben wurde. Diese Technik ist meist jedoch nur dann wirklichzielführend, wenn die Fische aktiv sind und aufsteigende Nymphen oder Emerger inoberen Wasserschichten fressen. Diese Art der Fischerei ist auch als Brooks Metho-de bzw. Leisenring Lift bekannt. In England, Skandinavien, aber auch in Russlandist diese Methode traditionell so stark verankert, dass man dort ganze Scharenvon Fischern damit hantieren sieht, unverständlicherweise selbst dann, wenn keineAktivität der Fische zu beobachten ist. Natürlich wird dann nur mit viel Glück einmalein Fisch gehakt, während mit der Dead-Drift Technik unter Umständen ein Fischnach dem anderen zu erbeuten wäre. Sobald die Fische jedoch aktiv werden, fan-gen dann alle ihre Fische und die Fangerfolge mit der Dead-Drift Fischerei lassenaugenblicklich nach. Bei dieser Technik können bei tiefem Wasser auch Sinkschnü-re eingesetzt werden. Am kurzen Vorfach können damit Nymphen oder Nassfliegeneffektiv angeboten werden. Bei allen anderen Techniken kommen beim modernenNymphenfischen Trockenfliegenschnüre zum Einsatz.Die TechnikWir beginnen mit einem Wurf im Winkel von ca. 45° schräg stromab. Die Nym-phe landet bei der Präsentation einige Meter oberhalb und genau auf der Bahndes vermuteten oder ausgemachten aktiven Fisches. Die Bahn kann auch leichtüberworfen werden jedoch sollte die Fliegenschnur nicht ins Sichtfenster der Fischegelangen. Sofort wird ein oder mehrere Male stromauf gemendet, um die Nymphesinken zu lassen (dies kann auch in Kombination mit einem Bogenwurf geschehen).Die Rute wird anfänglich hoch gehalten, um viel Leerschnur (slack line) zu erzeu-gen. Sie wird in Folge kontinuierlich gesenkt, um stets den Kontakt mit der Nymphezu halten, ohne sie dabei abzubremsen (Schnurbogen beobachten!). Kurz vor demStandort des Fisches wird die Drift gestoppt, um die Nymphe aufsteigen zu lassen.Die Nymphe schwingt nun in Richtung zum eigenen Ufer (Leisenring Lift, in swing).In dieser Phase erfolgt meist der Biss. Wir erkennen Bisse an einer ruckartigen Be-wegung im Schnurbogen, einem starken Schlag in der Rute oder einfach nur einemAufblitzen eines Fisches unter Wasser, sofern wir Sichtkontakt haben. Der Anhiebist für Ungeübte relativ schwierig, da die Schnur ja unter Spannung ist und somitNeulinge die Nymphe oft aus dem Fischmaul ziehen. Es bedarf einiger Erfahrung,um den Zeitpunkt des Anschlags richtig abzuschätzen. Es empfiehlt sich, beim Bissdie Rute zuerst kurz zu senken, damit der Fisch die Nymphe oder Nassfliege besseraufnehmen kann und sie erst mit einer kleinen Verzögerung wieder anzuheben,um damit den Anhieb zu setzen. So kann der Fisch wieder „abtauchen“ und sicherim Oberkiefer gehakt werden. Wie beim Lachsfischen kann während der Drift auch

90 eine Schlaufe (Klang) in der Hand parat gehalten werden, die beim Biss dann frei- gegeben wird. So wird der Fisch leicht verzögert über den Strömungsbogen leicht stromab gehakt. Beim traditionellen Stromabfischen kommen bei tieferem Wasser auch Sinkschnüre zum Einsatz. Diese traditionelle Art der Nymphenfischerei ermög- licht dadurch auch den Einsatz von Nassfliegen, die ich aber in diesem Buch nicht gesondert behandeln möchte, da sie ähnlich der unter Wasser gezogenen Trocken- fliege eigentlich keine Nymphen sondern ertrinkende oder bereits ertrunkene Insek- ten imitieren.Position(x): Der Angler sucht sich eine Position oberhalb von vermuteten Standplätzen. Dazu mussmeist ins Wasser gewatet werden. 1 Präsentation schräg stromab 2 Mending stromauf um das Absinken zu beschleunigen 3, 4 Die Nymphe sinkt, der Bogen wird herausgedrückt (Schnur nachfüttern ist in dieser Phase möglich). 5 - 8 Die Drift der Nymphe wird gestoppt, sie beschleunigt in Richtung Ufer und steigt gleichzeitig zur Oberfläche (Leisenring Lift). In dieser In-Swing Phase wird sie meist heftig attackiert. 9 Je weniger Flugschnur quer zur Strömung liegt, desto langsamer wird nun die Drift. 10 Nachdem die Schnur für kurze Zeit in der Strömung hängend verweilt, wird sie nun zupfend eingeholt. Bei Verwendung einer Sinkschnur und gleichzeitiger Positionierung oberhalb ver- muteter Standplätze von Fischen ist diese Einholphase die eigentlich entscheidende Phase (gezupfte Nymphe).

91Die gezupfte NympheDiese Technik ist besonders im Hohen Norden im Gebrauch und wird auch in Russ-land mit Vorliebe verwendet. Diese Art der Nymphenfischerei ähnelt sehr demStreamerfischen. Es werden jedoch Nymphen verwendet, die natürliche Nährtie-re imitieren also auch winzigste Muster und keine Montanas und Arthofer Nym-phen und dergleichen, die auf diese Art gefischt, wohl eher als Streamer zu wertensind. Die gezupfte Nymphe ist jedoch nur erfolgreich, wenn die Fische aktiv sind,also während eines Insektenschlupfes. Dies lässt sich dadurch erkennen, dass der„Nymphenzupfer“ während andere mit der Dead Drift Methode Fische fangen völ-lig leer ausgeht, in dem Moment jedoch, wenn die Fische aktiv werden, plötzlichviele Bisse bekommt. Dann muss auch der Dead Drift Fischer besser eine akti-vere Technik wählen, weil er sonst, die sich nun in den oberen Wasserschichtenbefindlichen Fische, unterfischt. Die Nymphe wird bei dieser Zupf-Technik ca. 45°stromab präsentiert. Es folgt zumindest ein Mending stromauf, um das Sinken zubeschleunigen und man lässt sie schließlich stromab der Aktivitätszone der Fischeausswingen. Dann wird die Nymphe mit zupfenden Bewegungen stromauf gezogen.Dies ist der Teil, auf den diese Technik in erster Linie abzielt (10 rot). Die Nymphewird also von hinten am Fisch vorbei stromauf gezogen und dieser attackiert siedann sofort, wenn sie seitlich in sein Gesichtsfeld kommt und ihm scheinbar strom-auf entwischen will. Das Imitat wird also eigentlich eher untypisch und entgegenseinen normalen Bewegungen angeboten, doch scheint hier einmal mehr primärder Reiz des flüchtenden Tieres die Attacke auszulösen in diesem Fall gepaart miteiner täuschend echten Imitation. Natürlich lassen sich auf diese Art auch mehre-re unterschiedliche Nymphen gleichzeitig am System anbieten. Für diese Fischereiwerden je nach Tiefe und Strömungsgeschwindigkeit folgende Schnüre gewählt.ruhige Strömung: Schwimmschnurmäßige Strömung: Schwimmschnur mit schnell sinkendem Vorfach oder Sinktip Schnur bzw. Intermediate Monocorestarke Strömung: Sinkschnüre, Teeny Lines oder ähnliche

9290° Fischen oder direktes Stromabfischen mit IndikatorBesonders in den Staaten aber auch in unseren Breiten ist diese „direkte Technik“bei Anfängern wie auch bei Fortgeschrittenen gleichfalls beliebt. Die dafür benö-tigten Bissanzeiger sind dabei meist in der Lage die Nymphe zu tragen. Da dieseTechnik dem Posenfischen ähnelt und manche Fliegenfischer dabei auch noch vielgrößere Bissanzeiger als nötig verwenden, dürfen sich die Anhänger dieser Techniknicht wundern, wenn sie von manchen Kollegen mit verächtlichen Blicken gestraftwerden. Trotzdem möchte ich diese Technik der Vollständigkeit halber erwähnen,denn man muss dazu ja nicht unbedingt tennisballgroße Bissanzeiger verwenden.Der Vorteil dieser Technik liegt zweifellos in einem ungehinderten Absinken und Ab-treiben der Nymphe. Bei dieser Technik entspricht der Abstand zwischen Nympheund Bissanzeiger in etwa der Wassertiefe, in der sich die Fische aufhalten. Je nachStrömungsgeschwindigkeit ist er bei grundnahen Fischen auch etwas größer, umden vertikalen Schnurbauch, der durch unterschiedliche Strömungsgeschwindigkei-ten verursacht wird, zu kompensieren. Die Nymphe hängt somit ähnlich wie beimFischen mit einem Schwimmer (Pose) mehr oder weniger direkt unter dem Indikator.Man muss somit keine komplizierten Würfe beherrschen und auch kleinere Nym-phen kommen damit schneller auf Tiefgang. Da nicht die U-Schlaufe zuerst überden Fisch driftet, sondern oft die Nymphe zuerst in den Sichtbereich des Fischeskommt, findet diese Technik besonders in sauberen, heikleren oder ganz einfachstark befischten Gewässern ihre Anhänger.Die Nymphe wird dabei entweder auf 90° oder leicht stromab oberhalb des ver-muteten Standplatzes der Fische präsentiert. Nach einer kurzen Sinkphase wirdLeerschnur in die Nähe des Eintauchpunktes nachgeworfen (vertikale Z Bewegung- Airmending). Dies dient einerseits dazu das Vorfach zu strecken und andererseits,um dort Leerschnur zu platzieren, die beim Nachfüttern verhindert, dass die Nym-phe aus der Dead Drift gerissen wird. Das Linefeeding wirkt sich somit nur auf dieLeerschnur (das Z – hier in der Abbildung spiegelverkehrt) aus und nicht auf dieNymphe. Der Anschlag erfolgt bei dieser Technik durch ein rasches Anheben derRutenspitze. Da Die Nymphe unterhalb des Indicators hängt, ist im Gegensatz zuden Schlaufentechniken keine besondere Richtung des Anschlages zu beachten.Alle im Buch beschriebenen 90° Stromabtechniken mit der Leerschnurschlaufe inder Nähe des Schnurendes lassen sich auch für das Trockenfliegenfischen verwen-den!

93 1 Wurf 90° zum Ufer oder leicht stromab. 2 Durch ein Rollfeeding wird Leerschnur in die Nähe des Schnurendes geworfen und gleich- zeitig das Vorfach gestreckt.3 - 5 Durch kontinuierliche, jedoch dosierte Mendings wird die Nymphe in Strömungsgeschwin- digkeit gefischt. Der Indikator hält sie in der richtigen Tiefe. Die gefühlvollen Mendings wir- ken sich somit höchstens auf die S-Schlaufe aus, wodurch die Drift der Nymphe konstant bleiben kann.

94Stop and Go TechnikBesonders an der Kante, an der eineRieselstrecke abrupt in einen tiefenPool übergeht (Drop Off), stehen oftsehr gute Fische. Sie stehen dort ineinem meist sehr schmalen Korri-dor, sodass egal ob langer oder kur-zer Wurf, die Nymphe nur in diesemÜbergangsbereich attackiert wird.Eine effektive Methode solche starkabfallende Kanten zu befischen, istdie Stop and Go Technik. Wir versu-chen watend oder vom Ufer aus ineine Wurfposition direkt oberhalbdes vermuteten oder ausgemach-ten Aufenthaltsorts der Fische zugelangen. Die Nymphe wird dannstromab geworfen (bevorzugt durcheinen Parachute Wurf) oder es wirdan schwer zugänglichen Stellen Der Angler im Schatten ist richtig platziert undeinfach nur durch Line Mendings befischt einen erfolgversprechenden Drop OffSchnur in Richtung der Fische ver- an der Salza (AUT) bei Weichselboden.längert und ca. 2-3 Meter oberhalbdavon gestoppt. Die Rute ruht dann in beinahe vertikaler Position und der Ellbogenist stark angewinkelt. Durch das Senken der Spitze lassen wir die Nymphe nun andie Abbruchkante driften.Dann wird die Nymphe durch ein leichtes Anheben der Rutenspitze gestoppt (Lei-senring Lift). Sie swingt so ein wenig zur Seite und steigt zur Oberfläche. Der Ellbo-gen ist immer noch gewinkelt und senkt sich weiter in Richtung der Wasseroberflä-che ab, damit die zuvor kurz aufgestiegene Nymphe jetzt ungehindert weiter driftenkann. In dieser Phase erfolgt ausgelöst durch die kurze Steigphase oft der Biss.Aber Vorsicht! Der Anschlag darf einerseits nicht zu früh erfolgen und der Ellbogenmuss sich nun ganz durchstrecken, um dem Fisch beim Abtauchen keinen Wider-stand zu geben. Ein Klang Fliegenschnur in Reserve, der beim Biss freigegebenwird, kann dazu dienen, die Rute bis zum Kontakt mit den Fisch in einen Winkel zubringen, der ein Abfedern der ersten Flucht erlaubt. Diese Art der Fischerei ist sehrerfolgreich, kann jedoch an manchen Tagen durch eine leicht abgewandelte Taktiknoch erfolgreicher sein – ich nenne sie kurz Riffle Hanging.

95Riffle Hanging – das Abfächern von Hot SpotsAus der gleichen Wurfposition, die sich wiederum stromauf der vermuteten Stand-plätze der Fische jedoch außerhalb ihres Sichtfensters befindet, wird stromab prä-sentiert. Danach lässt man die Nymphe einfach an der Stelle in der Strömung hän-gen. Drop Offs bieten sich dazu besonders an, da die Fische meist direkt hinter derAbbruchkante stehen. Durch stufenweises Verlagern der Rutenspitze von links nachrechts und umgekehrt fährt die Strömung in die Schnur und baucht sie aus. Sokann ein bis zu zwei Rutenlängen breiter Streifen an der Kante abgefischt werden.Bis zum Strecken der Schnur bewegt sich die Nymphe quer zur Strömung und reiztden Fisch. Durch das Nachgeben von Schnur(jeweils nur 20 bis 50 cm nach jedemSeitenwechsel) kann man so einen großen Bereich am Drop Off intensiv abfächern.Mit dieser Technik kann auch ein Anfänger, der noch nicht gut werfen kann seineFische fangen, solange er daran denkt, beim Biss dir Rute nochmals kurz zu senkenund nicht zu schnell und zu hart anzuschlagen. Die Bisse sind oft sehr spitz undes braucht eine gewisse Routine den Prozentsatz der gehakten Fische zu erhöhen.Beim Abfächern sucht man sich einen Standplatz oberhalb eines Hot Spots.

96Direktes Nymphenfischen mit kurzer SchnurPocket Water NymphingDas Fischen mit kurzer Leine ist eine Technik, die bei Fliegenfischern schon seit lan-ger Zeit für das Befischen von kleinen Strömungstaschen und hinter Steinblöckenim Weißwasser (auch als Indianerfischen oder High Sticking bekannt) verwendetwird. In solchen Situationen dient sie gezwungenermaßen als Mittel zum Zweck,weil man dort anders gar nicht fischen kann. Es wird zuerst stromauf präsentiertund während die Nymphe auf den Fischer zutreibt, wird die Rute stetig angehoben.Durch das Anheben der Rutenspitze wird versucht, den Strömungsdruck auf dieFliegenschnur zu reduzieren. Früher standen vielen Anglern keine Fliegenschnürezur Verfügung, wodurch diese Art der Fischerei beim gemeinen Volk recht populärwar.Optimiert werden kann diese Strömungstaschentechnik durch die Verwendung ei-ner zweiten oder gar dritten, meist kleineren Nymphe, am Seitenarm, die durch eineschwerere Nymphe am Ende oder an einem Springer in die Tiefe gezogen wird. Indianerfischen ist hier in den kleinen Pockets die einzige Möglichkeit

97Czech Nymphing - Stil oder nur Notlösung?Diese sehr alte Technik des Nymphenfischens mit kurzer Leine wird nun seit einigenJahren als Czech Nymphing bezeichnet. Durch eine Ausnahmeregelung bei einer in-ternationalen Meisterschaft im Fliegenfischen am Dunajek in Polen im Jahre 1984,die es Anglern aus dem Gastgeberland erlaubte, in Ermangelung eigener Fliegen-schnüre auch ohne solche daran teilzunehmen, wurde diese Technik internationalbekannt. Die Polen knoteten nur 50er Monofil an die Rutenspitze und gewannenaus einer Kombination von schwerer Endnymphe und Springern am Vorfachendesogar den Bewerb. Anstatt jedoch künftig das Fliegenfischen ohne den Gebrauchder Fliegenschnur dezidiert zu verbieten, wurde dies fortan auch von den Konkur-renten praktiziert. Im Jahr darauf wurden die Polen mit dieser Technik am San garWeltmeister. Nach dem ersten Titel der Tschechen 1986 wurde die Werbetrommelgeschlagen und diese Art zu fischen wurde zu einer „neuen“ Technik – dem CzechNymphing – hochstilisiert. Die Berichte darüber in Fliegenfischer Medien habendies unterstützt. Das Czech Nymphing ist jedoch nichts Neues, sondern eine sehralte Technik, die schon mit Haselnussruten gefischt wurde.Der Erfolg der Technik beruht auf den Schwergewichtsnymphen am Vorfachende,die, wenn sie auf Kontakt gefischt werden, im Prinzip die gleiche Funktion habenwie ein sogenanntes „Tirolerhölzl“. Sie klopfen den Grund ab und die extrem fängi-gen tschechischen Springernymphen bringen in der Regel die Bisse. Das Regelwerkder FIPS Mouche sah damals nur vor, dass Fliegen nach Wunsch beschwert werdenund auch beliebig groß sein durften, solange der Körper der Fliege mit Haaren,Federn oder anderen Materialien bedeckt bliebe. So wurde für besonders schnelleund tiefe Stellen ein speziell angefertigtes Tropfblei mit eingegossenem eher klei-nen Haken, der ohnehin nur eine Alibifunktion hat, einfach mit Klebstoff beträufeltund in kleinen Steinchen oder Ersatzmaterialien gewälzt. Mit diesen Bleibombernvon teils 5 – 10 Gramm (!) Gewicht am Ende, lässt sich natürlich auch in härtesterStrömung noch unter der Welle fischen. Bei diesen Regeln mit nach oben offenerGewichtsbeschwerung mutet es doch sonderbar an, dass im Gegensatz dazu anden Meisterschaften kein auch noch so kleiner schwimmender Bissanzeiger ver-wendet werden darf.Die speziell dafür gebundenen Springer-Nymphen „rollen“ beim Czech Nymphingüber den Boden und durch ihre besondere Bindeweise (Beschwerung mittels Blei-körper auf der dem Hakenbogen abgewandten Seite) wird die Anzahl der Hängerstark reduziert. Die tschechischen Nymphen wurden nach dem ersten Erfolg stetigoptimiert, um diese Technik zu unterstützen. Sie gehören mit zum Besten, was derMarkt auf diesem Sektor zu bieten hat.

98An manchen Orten ist das Pirschen mit kurzer Schnur und kleinen Nymphen unumgäng-lich, will man erfolgreich sein.Was das mit Fliegenfischen zu tun hat, wird sich hier wohl der eine oder andere mitRecht fragen. Die Eleganz und Schönheit des Wurfes, die das Fliegenfischen vonanderen Methoden unterscheidet und es so einzigartig macht, wird bei dieser Artder Fischerei völlig ignoriert. Das Werfen der Imitate durch das Gewicht der Flie-genschnur ist das Kernelement des Fliegenfischens überhaupt. Aus diesem Grundmuss die Stärke der Fliegenschnur immer der Ködergröße angepasst werfen. Esist unmöglich, einen Hechtstreamer an einer 5er Rute zu werfen, da es an Massefehlt. Es braucht dazu schwereres Gerät der Schnurklasse 8–10. Die Fliegenschnurkommt jedoch beim Czech Nymphing ausser beim Drill fast nicht nicht zum Einsatz,da eigentlich nur mit dem Vorfach praktisch unter der Rutenspitze gefischt wird.Meist ist kaum ein Meter Fliegenschnur ausserhalb des Spitzenringes zu sehen. Dadas Vorfach beim Wettkampfangeln inzwischen nur noch zweimal so lange wie dieRute sein darf, werden jetzt längere Ruten verwendet, um einen grösseren Bereichabzufischen. Nehmen Sie ein kurzes Stück Fliegenschnur von 1 m Länge und ein6 m langes Vorfach und versuchen Sie mit damit zwei Trockenfliegen am Springer-vorfach zu werfen. Es funktioniert nicht! Die Masse des Vorfachs zu gering ist, umes abrollen und strecken zu lassen. Wenn also die Masse nicht ausreicht um zweiTrockenfliegen zu transportieren, ist dies mit zwei Nymphen mit deutlich höheremGewicht ganz und gar unmöglich.

99Fazit: Die Nymphen stellen beim Czech Nymphing das Wurfgewicht dar und über-nehmen in dem Ausgenblick, in dem sie beim Abheben die Wasseroberfläche durch-dringen die Führung und ziehen das Vorfach hinterher. Wenn das Endgewicht zumWurfgewicht wird, haben wir es somit per Definition nicht mehr mit Fliegenfischenzu tun.Um Fliegenfischen im eigentlichen, klassischen Sinne handelt es sich beim CzechNymphing somit gar nicht und an immer mehr Fly Only Strecken ist diese Art der„Fliegenfischerei“ mittlerweile verboten. Diese kapitale Äsche hatte ihren Standplatz hinter einem großen Stein in der Flussmitte und war nur mit einem langen und geziel- ten Wurf erreichbar.

100Modernes Nymphenfischen mit Schlaufentechniken undSchwimmschnürenBei den meisten der folgenden Präsentationstechniken taucht das „U“ in Form ei-ner auf das Wasser gelegten Schlaufe (die U-Öffnung zeigt dabei stromauf!) auf.Diese Schlaufe ist das zentrale Element dieser Techniken, für die ausschließlichSchwimmschnüre verwendet werden.Das auf dem Umlenkprinzip beruhende Stromabfischen wird in unseren Breiten voneinigen wenigen Spezialisten schon seit Jahrzehnten gefischt. Auch beim Lachsfi-schen ist die Technik zum Beschleunigen der Fliege einerseits und zum besserenHakensetzen via Strömungsdruck andererseits bekannt. Deshalb halten auch vieleLachsfischer eine große Schnurschlaufe in der Hand parat, die beim Biss freigege-ben wird. Der Lachs taucht somit ungehindert ab und die Schnur baucht stromabaus, wodurch der Fisch schließlich über den Strömungsdruck leicht stromab gehaktwird. Veröffentlicht wurde die Basistechnik speziell zur Verwendung in der Nymphen-fischerei erstmals in den 80er Jahren von Roman Moser. Er hat hier außerordentlichwichtige Pionierarbeit geleistet und dadurch viele Fliegenfischer zum Einstieg in dieNymphenfischerei motiviert. Seine Arbeit ist umso höher zu werten, als er damalsgegen ein ganzes Heer von Trockenfliegenpuristen rund um Österreichs Fliegenfi-scherlegende Hans Gebetsroither ankämpfen musste.Um die nun folgenden, teils auch komplexen Techniken zu verstehen, sind vorabeinige Erklärungen nötig. Zuallererst muss die Grundtechnik in Zusammenhang mitden dabei wirkenden Kräften verstanden werden. Die nun folgenden Schlaufenbil-der zeigen jeweils die auf dem Wasser liegende Fliegenschnur aus der Vogelpers-pektive ohne Vorfach.Das Vorfach liegt jeweils stromauf in Verlängerung des kürzeren Schenkels des U.Bei Verwendung eines Bissanzeigers, wird dieser in der Regel in der Nähe des Über-gangs des Vorfachs zur Fliegenschnur angebracht. Die Vorfachlänge entspricht da-bei in etwa der doppelten Wassertiefe.Es ist bei all diesen Schlaufentechniken unbedingt zu beachten, dass die Nymphedem Indikator hinterher treibt, die Nymphe sich also immer stromauf des Indikatorsbefindet.Nur so ist ein Biss sofort erkennbar. Dadurch das die U-Schlaufe bei diesen Tech-niken schon vor der Ankunft der Nymphe über den Fisch treibt, ist der Einsatzbe-reich dieser Techniken in sehr klaren, langsam fließenden Gewässern mit heiklenFischen eher nicht zu empfehlen.


Like this book? You can publish your book online for free in a few minutes!
Create your own flipbook