Либерти: Victoria Levin Ich habe nicht mit den Augen, sondern mit der Seele geschaut, glaub mir, mein Freund! Und dieser Abgrund leuchtete, er war zu einer tiefen Kluft geworden. Der geistige Blick ist der durchdringende Blick. Als Polarlicht kannst du über dem Boden funkeln oder als Regenbogen im Himmel… Aber wenn du es schaffst, ein reines Herz zu einem Körper zu verwandeln, damit es sich im Körper vor Gott zeigen könnte – dann bist du schon ein Denker, kein Einfaltspinsel. Ich bin das Unsterbliche Feuer. Und das Feuer ist mein ewiges Schicksal. Ich lasse mich von Hunderten goldener Flammen in meiner Nähe nicht verwirren. Es ist ein göttliches „Ich“. Ein absolutes reines Wesen. Und das irdische Heim ist eine der einfachen Erscheinungen. Sagen wir mal, ein Raupenkokon wird mit der Zeit zu einem Schmetterling. Es ist so klar, wie es klar ist, dass du das Leben nicht überwinden kannst. Hier zittert eine Schneeflocke auf den Wimpern und bald wird sie tauen. Ein Augenblick und ihr Körper wird zu einem ozeanischen stürmischen Leib. Wozu dann raten und die müßigen Worte am Gaumen gebären – 151
Либерти: Victoria Levin die Raupen haben eine Ewigkeit, und du, hast du deine Gabe entgehen lassen?.. Eine absolute Unsterblichkeit hat die Amöbe immer von den anderen unterschieden. Und du bist der Komplizierteste, denn du bist der König der Natur! Ich war ein Glorienschein. Aber ich habe immer gespürt: über mir gibt es noch etwas Mächtiges. Und ich lebe in seinem Schein. Das war ein Geist, der sein Leben hinter dem Nebel und der Finsternis versteckt hat. Wäre er einfach oder klar, würde er in Wirklichkeit gekreuzigt. Das ist der Heilige Pythagoras. Oder Platon. Oder der unsterbliche Spinoza, oder vielleicht Christus, Mohammed… Oder reicht es von den Namen?.. Der Geist lebt anonym, wie der Frühlingswind, wie das Gewitter. Er wird zu einer mächtigen Begleitung eurer Fahnen. Und die Anmeldung, und der Pass, wozu, für welchen Zweck? Er ist ohne einen Pass lebendig – er braucht weder ein Land noch ein Zuhause. Ich bin ein unsterbliches Feuer, ich vibriere leibhaftig am Himmel. Und um mich herum ist eine satanische Finsternis. Wo ist nun mein Freund? Ich nenne ihn Pythagoras, 152
Либерти: Victoria Levin es wird schon nicht falsch sein. Er sollte zum Lehrer werden, in unserem himmlischen All. Der Leser soll sich vorstellen, wie ein Äderchen unter dem grauen Haar schlägt, wie im Licht das Silber seines Bartes aufblinkt. Alles wird OK, wenn eine Armada der körperlichen Macht keine Handschellen anlegt, keine Ohrfeigen gibt. Alles wird uns zugunsten, wenn die Weltmonade uns lässt, Kraft und Mut zu vermehren. Drei Tage lang lebte ich mit Pythagoras. Und jahrelang danach sehnte ich mich nach ihm, ich schrie, ihn geduzt. So lebe ich bis jetzt – als ob ich die Glut mit den Händen aufscharre: Obwohl es hektisch um mich herum ist, gibt es keine Hektik in meiner Seele. * Mikola Rudenko und Propaganda“ zu sieben Jahren in Hochsicherheitsstrafanstal- ten und fünf Jahren Deportation verurteilt. Mit der Schriftstücke von Nikolaj Rudenko aus den Bibliotheken und dem Handel beschlagnahmt. Der Schriftsteller war in den Haftan- stalten in Mordwinien, im Permskaja Gebiet und im Autonomen Gebiet Gorno-Altaisk. 153
Либерти: Victoria Levin Anfang der 1970er schloss sich Nikolaj Rudenko der Arbeit zum Schutz der Menschenrechte an, pflegte Kontakte mit den Moskauer Dissidenten, wurde Mitglied der Sowjetischen . KPdSU ausgeschlossen, ein Jahr später erfolgte sein Ausschluss wurde gezwungen, sein Auto und sein Landhaus zu verkaufen, er 1975 wurde er für die Menschenrechtstätigkeit verhaftet, aber aufgrund einer Amnestie zum 30. Jahrestag des Sieges wurde er 1976, nachdem er gemeinsam mit Oles Berdnyk und Oksana Meschko zu einer Last für die damalige Regierung. So wurde er am 5. Februar 1977 in Kiew zum zweiten Mal verhaftet. Im Sommer desselben Propa- ganda“ zu sieben Jahren in Hochsicherheitsstrafanstalten und zu fünf Jahren Deportation verurteilt. Die Akten von Nikolaj Ru- denko umfassten sage und schreibe fünfzig (!) Bänder. Für eine aktive Tätigkeit in der Ukrainischen Heslinki-Gruppe und Aktio- nen zur Unterstützung seines Mannes wurde 1981 auch die Frau des Schriftstellers Raisa Rudenko verhaftet. 154
© RODoslav (Vladimir Chikurov) und die Kultur- und Bildungsstiftung „Helle Idee“ präsentieren „Die Achse des III. Jahrtausends“ als einen Leitstern des persönlichen, gesellschaftlichen und internationalen Wohlergehens in der Neuen Ära Die Achse des III. Jahrtausends (Allgemeine Evolutionsidee) Unsere Seele ist der Höhepunkt unseres Bewusstseins, die Spitze des persönlichen Verstands – unser höchstes „Ich“. Diesen Höhepunkt zu erreichen ist die größte Leistung und das Glück unseres Lebens. Vorwort In der heutigen Zeit ändert sich unser Universum aktiv an allen Seiten des Seins. Die ganze Menschheit ändert sich mit ihm gesprochen, dies ähnelt dem Wechsel von Jahreszeiten auf der Erde, wenn die Frühlingswärme nach dem Winter den Schnee tauen und die schlafenden Samen keimen lässt, so beginnt alles Lebendige komplett neu zu funktionieren. Im öffentlichen Raum aktivieren die weltweiten Frühlingsener- gien des XXI. Jahrhunderts unsere Seelen, unsere Vernunft und Wahrnehmung, als ob sie uns anbieten, eine komplett neue Welt- anschauung und eine neue Lebensweise zu beherrschen. Genauso, wie die Frühlingswärme die Natursamen aktiviert und sie keimen lässt. Der Unterschied ist nur, dass das natürliche Wachstum Wahlfreiheit besitzt: lässt man seinen seelischen Kern, seine Blü- tenblätter strecken oder erwürgt man seine wachsende Empfind- lichkeit mit veralteten Begriffen und Gewohnheiten? 155
Либерти: Vladimir Chikurov Teil 1 Neue Zeit Unser menschliches Wesen, kurz gesagt, besteht aus mehreren Erscheinungsformen: dem Körper, der Persönlichkeit, der Seele und dem Geistes, die sich ständig entwickeln und harmonisieren sollen. Aber in den letzten Jahrhunderten, aus kosmischen Grün- den, wurden von Geburt an bis zum Tod nur der Körper und die intellektuelle Persönlichkeit in den Menschen aktiviert. Dabei wusste niemand, wie die Seele sich entwickelt… Nur im XXI. Jahrhundert erschienen solche Kosmischen Ener- gien in dem materiellen Raum der Erde, die uns eine Möglichkeit gegeben hatten, die höheren Bereiche des Gehirns zu aktivieren und komplett neue Fähigkeiten des Verstands zu beherrschen. Also hat jede entwickelte Persönlichkeit heute eine Möglich- keit, die Verbindung mit den neuen Dimensionen des Globalen Kosmischen Verstands aufzubauen und sich auf einem höheren Evolutionsniveau zu entwickeln. Die Bewusstseinserweiterung Im Zentrum unserer Galaxis erschien ein, bis jetzt der Wissen- schaft nicht bekanntes Leuchten, das alle Zentrosomen der leben- digen Zellen dieser Erde gleichzeitig erleuchtete. Die ganze exis- tierende Materie begann mit dem neuen Galaktischen Leuchten ver- nünftigen Organismus zu verbinden. Also werden die höheren Bereiche des Gehirns in jedem von logischen Denken zu einer schnelleren mehrdimensionalen Gedankenbildung überzugehen. Das heißt, man geht von der Ent- wicklung einer Persönlichkeit zu dem höheren Niveau der See- lenentwicklung über. 156
Либерти: Vladimir Chikurov Und diese bewussten Menschen, die sich auf ihr Über-Ich ver- lassen haben, überdenken ihre Lebensweise, gesellschaftliche Be- ziehungen und das ganze Weltsystem… Aber die Komplexität besteht darin, dass die auf der Erde ge- borenen Seelen sehr unterschiedliche Reifenstufen besitzen, des- wegen passiert das seelische Erwachen bei allen unterschiedlich. Bei einigen werden die höheren Gehirnbereiche schon in der Ju- gendzeit aktiviert, bei anderen – während des Erwachsenwerdens, bei dritten – nur im Moment des Übergangs in ein anderes Leben. Bei denen, die ihre Seele noch während des Lebens aktiviert Himmlische Wissen, in dem Wissenschaft, Glauben, Philosophie und Kultur gleichzeitig funktionieren, wird zugänglich. Es ist ge- nauso, wie alle sieben Farben des Regenbogens, die gleichzeitig im Sonnenlicht funktionieren. Auf dieser Höhe ändern sich der Sinn, die Erfülltheit und der Inhalt der Begriffe. Zum Beispiel, der Begriff „das Wissen“ in nicht mehr wieder, hier nutzt man einen aufschlussreicheren Be- griff – die Gewissheit… Die Gehirnaktivität Unser Leben ist mehrdimensional, mehrschichtig und besteht nicht nur aus materiellen und physischen Komponenten, sondern beinhaltet auch die psychischen, mentalen und geistigen Bereiche des Seins. Je empfindlicher unsere innerliche Wahrnehmung ist, desto deutlicher spüren wir die Lebensbewegung des Makro- und Mikrokosmos. Aber unser Verstand verroht in den Metropolen, im künstlichen und technischen Lebensraum und das menschliche Gehirn arbeitet nur zu 5% aller seinen Möglichkeiten. Die feinen Wahrnehmungen werden blockiert und befinden sich in einem schlafenden Zustand, deswegen hat man keine Möglichkeit in der städtischen Hektik, göttliche Weisheit zu begreifen und völliges Glück zu empfinden. 157
Либерти: Vladimir Chikurov Deswegen sind für das echte Lebenswohlergehen mindestens drei Voraussetzungen nötig. Erstens, man sollte so oft wie mög- lich aus der technischen Matrix in den Raum der lebendigen Na- tur auftauchen. Man sollte mithilfe der räumlichen Dehnung der nicht nur im Bereich der intellektuellen Aussicht, sondern leuch- tet kugelförmig in mehreren Dimensionen auf und füllt sich mit der neuen natürlichen Empfindlichkeit. Zweitens, unsere Gehirnaktivität hängt direkt von der Sprache ab, die ein Mensch spricht. Alle Weltsprachen stammen von einer Sonnenlicht“ getrennt. Sie wurden allmählich zu den „Re- genbogenblumen“ und verloren ihre Verbindung mit der Einheit- lichen Himmlischen Weisheit. Nur die russische Sprache erhielt die Verbindung mit den alten, für alle einheitlichen Sonnensinnen ausführlichsten wieder. Deswegen fällt es allen Denkern, die die russische Sprache und Wahrnehmungen beherrscht haben, viel leichter, ihr Über-Ich zu aktivieren und die Gehirnaktivität zu er- höhen. Intelligenz, der kollektiven Freundschaft und der kollektiven Co- Kreativität, während deren sich die Gehirnaktivität jedes Teilneh- mers des kreativen Prozesses sofort aktiviert wird, allseitig seinen Beitrag leisten… Die Matrjoschkas Wenn das Leuchten unserer seelischen Bewusstheit die Gren- zen unserer intellektuellen Persönlichkeit überschreitet, beginnen die Naturgeheimnisse uns gegenüber sich zu öffnen. Man merkt, wie die Galaxis zuerst einzelne Moleküle zu Zellen verbindet, dann einzelne Zellen zu Organen, Organe zu Organismen, le- 158
Либерти: Vladimir Chikurov benden Subjekten zu einer neuen Einheit entsteht immer eine hö- here Stufe des Bewusstseins. So erkennt man, dass das Leben der Träger des Bewusstseins ist und genau darin der ganze Wert des Lebens liegt. Alle Lebensevolutionsstufen auf der Erde, von Einzelligen bis hin zu den Säugetieren, sind so ausgelegt, damit das Bewusstsein sich erhöhte und evolvierte. Genauso ist es auch in der menschlichen Gesellschaft, jedes Kind wird zuerst sich seiner selbst bewusst, nimmt sich selbst als einen lebenden Körper wahr. Dann, im Laufe der Jahre, entwi- ckelt es seinen Intellekt und nimmt sich selbst als eine Persön- lichkeit wahr. Im reifen Alter aktivieren die entwickelten Persön- lichkeiten ihre höheren Gehirnbereiche und nehmen sich selbst als eine Seele wahr. wahrgenommen, kümmert sich nur um seine eigenen Interessen und sucht nach der Billigung bei seiner physischen Mutter. Die intellektuelle Persönlichkeit wird als Teil der Gesellschaft wahr- genommen, sie ist fähig, sich um die nähere Umgebung zu küm- mern und sucht nach der Billigung bei der Mutter Heimat. Die himmlische Seele wird als ein Funken des Kosmischen Bewusst- seins wahrgenommen und kann sich um Vieles kümmern, sie sucht nach der Billigung bei der Mutter Galaxis. Der Körper ist ein Träger der Persönlichkeit, die Persönlich- keit ihre eigenen Reaktionen, Wünsche und Stufen des Be- wusstseins. Der Intellekt, ähnlich einem Biocomputer, sammelt die Signale aller Sphären und trifft eine individuelle Wahl – wel- chedavon bevorzugt werden soll. Für die göttliche Entwicklung und die Steigerung des Glücks muss also jeder Mensch sein ganzes Leben in mehreren wesen- haften Dimensionen leben – in körperlichen, persönlichen und seelischen – in Irdischen, Lunaren und Solaren… 159
Либерти: Vladimir Chikurov Teil 2 Die menschliche Seele entwickelt sich und freut sich nur dann, wenn ein Mensch von Tag zu Tag immer ehrlicher, vernünftiger und vornehmer lebt. Technosphäre Von frühster Kindheit an animiert die umliegende Galaxis un- ser vielschichtiges Wesen dazu, von der Entwicklung des Körpers zu der Entwicklung der Persönlichkeit, von der Entwicklung der und davon wussten unsere Vorfahren recht gut. Seelen gezählt wurden, ein Mensch galt als eine Seele, also eine kosmische Einheit. Und wenn ein Kind in einer Familie zur Welt kam, war es allen klar, dass noch eine Himmlische Seele geboren wurde. Alle haben dem Funken des Kosmischen Bewusstseins gehol- fen zu entwickeln und seine Bestimmung unter dem Seelischen Volk solche „von ganzer Seele gratulieren“ usw. erhalten geblieben. Das ganze Leben unserer Vorfahren, von der Wiege bis zum Grab, wurde von den höheren Seelensinnen, Seelengefühlen und Seelenbestrebungen erleuchtet. Die Seele war das wichtigste An- liegen und die Achse des ganzen Lebens, deswegen drehte sich , kleinseelig, seelig oder großseelig waren… 160
Либерти: Vladimir Chikurov Das innere seelische Leuchten und das Gefühl in unterschied- lichem Ausmaß wurden praktisch auf der ganzen Erde aktiviert. Dies gab allen Völkern eine gleiche Wahrnehmung der Ethik und ließ sie ihre internationale Teilhabe spüren. Aber nach dem Globalen Kosmischen Plan löscht der Kosmos manchmal seine Lichtenergien auf der Erde und die Menschen beginnen sich zu personalisieren… In dieser Zeit schläft der See- lenschein in uns ein, die feine Empfindlichkeit schrumpft zusam- men. Eine Menge Menschen verliert ständig die Verbindung mit der Natur und dem Kosmos, sie sammelt sich zu den Metropolen, wo sie solche Bedingungen schafft, die nur für die Entwicklung einer intellektuellen Persönlichkeit geeignet sind. Statt eines ganzheitlichen sonnigen Seelenverständnisses . Die Welt wird von Menschen nur bruchstückhaft und geis- tig- Lebens- raum… Universen geht verloren und die Menschen erschaffen Götter und Religionen für sich selbst. Das Einheitliche Wissen teilt sich auf, die Kultur der gemeinsamen Seelenkunst verwandelt sich in die Kultur der persönlichen Konkurrenz. Jede Persönlichkeit beginnt sich selbst als eine soziale, anstatt eine kosmische, Einheit zu betrachten. Die Völker isolieren sich voneinander, ihre Absonderung rühmend. Innerhalb eines Volkes Stämme sondern sich einzelne Persönlichkeiten ab. Und letzter Zeit begann sich sogar ein Einzelintellekt innerhalb einer flie- gend. staatlich-bürokratische Struktur – ein digitales Ungeheuer, das außer Kontrolle seines lebendigen Schöpfers gerät und das Plane- tenleben aufzufressen beginnt… 161
Либерти: Vladimir Chikurov Eine allgemeine Entwicklungsidee Am Anfang des III. Jahrtausends begann nicht nur die äußere Menschen und der menschlichen Beziehungen selbst. Früher einer intellektuellen Persönlichkeit, die bestimmte Rechte bekam und eine intellektuelle Gesellschaft aufbaute. Jetzt, nach- dem das breitere und höhere Ich aktiviert wurde, konzentrieren wir uns auf die Entwicklung der Seele. Wir verleihen unserer Seele höhere Rechte als einer Persönlichkeit und bauen eine See- lengesellschaft auf! Die Technik dient bei uns der Entwicklung des Lebens, das Leben dient der Entwicklung des Bewusstseins, das Bewusstsein dient der Evolution der Seele. Leit- stern für die Entwicklung der modernen Menschheit. Man könnte diese Idee folgenderweise kurz zusammenfassen: Das Glück und der Sinn des menschlichen Lebens liegen in der Erweiterung des Begreifens und der gedanklich-kreativen Evolution der Seele und des Gewissens. menschli- chen Existenz auf der Erde, als höheres Ziel, Glück und Sinn des Lebens gilt die Erweiterung des Begreifens und die ge- danklich-kreative Evolution der Seele und des Gewissens als Funken des egoistischen persönlichen Erfindungen bis zu den sitt- lichen kollektiven Schöpfungen. Für die Bildung einer be- wussten, kosmisch evolutionären Gesellschaft. 162
Либерти: Vladimir Chikurov Teil 3 In der alten Ära der Persönlichkeitsentwicklung suchten die Frauen denjenigen aus, mit dem man wohlbehalten überleben konnte. In der neuen Ära der Seelenentwicklung wählen die Frauen denjenigen aus, mit dem sie sich gut seelisch entwickeln können. Kosmische Gerechtigkeit Das Globale Kosmische Bewusstsein erzieht zuerst die indivi- duellen Seelischen Funken auf der Erde. Dann versucht es sie zu Seelisch Schöpferischen Gemeinschaften vor Ort zusammenzu- führen. Schließlich will es die ganze Erde mit dem Einheitlichen tat- sächliche Volk, wie ein Schichtkuchen, ist in Schichten der biolo- gischen, sozialen und Seelischen Ungleichheit unterteilt. Die bio- logischen und sozialen Ungleichheiten sind für alle klar. Die See- lische Ungleichheit dagegen bedarf einer Erläuterung. auf den unterschiedlichen Evolutionsstufen stehen, sich auf der Erde realisieren. Deswegen ist das Einzige, was eine von ihnen braucht, eine gute Familie zu gründen. Eine andere muss ihr Be- greifen bis zur Arbeitsgemeinschaft erweitern. Jemand muss ei- nem ganzen Volk dienen. Es gibt auch solche, die wirklich fähig sind, der ganzen Menschheit zu dienen… Seelisch- Entwicklungsungleichheit, im Gegenteil zur sozialen Ungleich- heit der Persönlichkeiten. Es passiert genau umgekehrt. Jede älte- re Seele schafft die günstigen Bedingungen für die Entwicklung der jüngeren. Deswegen besteht die Kosmische Seelische Gerech- tigkeit nicht darin, dass die materiellen Profite zwischen den Rei- chen und den Armen ausgeglichen werden, sondern darin, dass allen Seelen gleiche Möglichkeiten der gedanklich-kreativen 163
Либерти: Vladimir Chikurov der Macht. gleiche Bedingungen bei der Bewerbung fürs Studium, beim Besetzen einer öffentlichen Stelle, sie werden auch unter gleichen Bedingungen bei Fehlverhalten angeklagt. Denn sie wer- den im Grunde nach ihrer Seelischen Entwicklung bewertet… Die überwältigende Gestalt Es ist früher Morgen. Eine Gruppe unserer Seelischen Vorstadt, am Ufer der Kama, um ihre Erweiterung der Wahrneh- mung zu praktizieren. Ein klarer Himmel ist über uns, die Vögel schauen in die Ferne und beobachten, wie gelassen und erhaben die Sonne aufgeht. Wir begreifen und spüren den kosmischen Flug der Mutter Erde, die von den Strömen des Sonnenlichts lieb- kost wird. Wir lächeln, breiten unsere Hände aus und öffnen unsere Her- zen dem Himmlischen Verstand und dem Natürlichen Segen ge- genüber. Unser Bewusstsein dehnt sich aus, umarmt gemeinsam mit dem Sonnenlicht die ganze Erdkugel. Wir beginnen uns als Teil der Vernünftigen Kosmischen Bewegung zu definieren. Unsere ganze Gestalt findet Resonanz mit Gottes Schöpfung und wir fahren fort, die alles erobernde Gestalt, die wir kreieren und schon seit vielen Jahren umsetzen, zu vervollkommnen: „Die neue Kosmische Ära erweckt die menschlichen Seelen und führt uns zum einheitlichen Verständnis des Sinnes der Ge- burt auf dieser Erde. Die Leute verstehen immer besser die Ganz- heit des Lebens, Bewusstseins und der Liebe, sie werden besser, 164
Либерти: Vladimir Chikurov auf der ganzen Erde kümmern sich um einander genauso, wie um sich selbst. Jeder Morgen beginnt bei uns mit einem freundlichen Lächeln, einem dankbaren Blick in den Himmel und einem Wunsch des Seelischen Glückes füreinander. Wir werden der Tatsache immer bewusster, dass wir die unsterblichen Funken der Einheitlichen Kosmischen Vernunft sind. Und wenn wir uns Seelisch zusam- menschließen, so leuchtet die gemeinschaftliche Glorie um uns herum, von der unsere Umgebung aufblüht. Die Weltgemeinschaft wandelt sich fröhlich, die Schöpfer mit gutem Gewissen und Ehre kommen an die Macht. Die ganze wirtschaftliche und politische Weltstruktur ordnet sich den Seeli- schen Führungskräften unter und arbeitet zum Evolutionswohle der ganzen Menschheit. Die russische Sprache wurde zu der Weltsprache der Seeli- schen Evolution und alle Länder schlossen sich zu einer Einheitli- chen STAMM großen Welt zusammen. In allen Lehreinrichtungen der Welt werden die Grundlagen der Allgemeinen Evolutionsidee vermittelt, jeder Schüler, von Kindheit an, stellt sich darauf ein, seine Seele zu aktivieren, um für seine Umgebung nützlich zu sein. Alle Massenmedien dieser Welt propagieren die besten und edelsten Menscheneigenschaf- ten. Überall wird Egoismus der Freundschaft, der Liebe und dem kooperativen Kunstschaffen unterworfen. Die irdische Industrie stellt sich auf ökologisch saubere Produktion um, die Natur stellt aktiv ihre ursprüngliche Würde wieder her. Überall auf der Welt werden Staatsräte gebildet, die sich um die Evolution und das Wohlergehen der Infrastruktur ihrer Länder kümmern. Über denen werden Stammräte gebildet, die sich um das Wohlergehen des Lebens auf ihren Territorien kümmern. Über denen werden Volksräte gebildet, die sich um das Wohler- gehen des Bewusstseins ihrer Völker kümmern. Und die Seelen- räte verbinden alles zu einer freundlichen Einheit… 165
Либерти: Vladimir Chikurov Die Metropolen ziehen planmäßig auseinander und ein Teil der Menschen zieht organisiert in die Natur um, um seine Seeli- sche Evolution zu beschleunigen. Freundschaft, Gewissen und Ehre sind für uns zu gewöhnli- chen Bestandteilen unseres Lebens geworden. Die Moral bekam einen praktischen Sinn, so rechnen wir mit den Folgen unserer Handlungen nicht nur für weitere Jahre und Jahrzehnte, sondern sogar für das nächste Leben. Die Seelische Aktivierung führt überall dazu, dass Folgendes sich allumfassend etabliert: Einheitliche Entwicklungsidee, Ein- heitlicher Entwicklungsglaube und einheitliche Entwicklungs- ethik. Durch unser Seelisches kooperatives Kunstschaffen be- ginnt sich der Ruhm der Einheitlichen Generation aller Universen zu offenbaren. Je mehr unsere Seele mit dem Himmel eine Reso- nanz findet, desto größer wächst unser Glück in die Unendlich- keit. Hurra!“ Seelische Künstler aller Länder, vereinigt euch zur Gemeinsamen Entwicklungsfreude! 166
Gleb Pudov Soziale Gerechtigkeit Städtchen, wie auch das ganze Land, eine schwere Zeit: die Rega- le in den Geschäften stellten die Wüste Gobi dar, der Wind jagte den Müll durch die dreckigen Gassen, auf den Straßen fanden örtliche Kämpfe zwischen den kriminellen Fraktionen statt. Die Zeit verging umsonst, war grau und ungerecht. Eines Tages erschien ein Blumenbeet in unserem Hof. Zwei Menschen – ein älteres Ehepaar – kümmerten sich um die Blu- men. Die Veteranen brachten Wasser aus der Wohnung, gruben die Erde um, umzäunten die Pflanzen mit Stöcken und Bindfä- den. Manchmal (sogar nachts!) schauten sie aus dem Fenster hin- aus, um ihre Pfleglinge zu bewundern. Die Alten waren einsam (ihre Kinder waren irgendwo im freien Raum des riesigen einzigen Trost. Das Blumenbeet wurde zur Mitte des Sommers noch üppiger und verwandelte sich in den Schmuck des Hofes. Es sah vor dem schmutzigen Pfützen besonders spektakulär aus. Tulpen, Astern, Gladiolen und Rosen streckten ihre schutzlosen Blütenblätter in , platzierten sich Tagetes, Stiefmütterchen und andere Blumenklei- nigkeiten. Die Alten bekamen Helfer: mehrere Schüler brachten Eimer mit Wasser und halfen beim Jäten. Es gab sogar Versuche, munterten auf und bezeugten, dass die kriminellen Kriege und dreckigen Fassaden nur ein vorübergehendes Phänomen waren. Aber dann passierte eine Katastrophe. An einem schönen Morgen, als das alte Ehepaar mit Schaufeln und Eimern zu seinen Blumen kam, stellten die Alten fest, dass 167
Либерти: Gleb Pudov das Blumenbeet zertrampelt und viele Pflanzen (die schönsten!) Krankenwagen gerufen werden. Einer der Schüler erzählte seinen Freunden im Vertrauen, dass er gesehen hatte, wie der Sohn des Bürgermeisters nachts zum Blumenbeet gekommen war und die Blumen gepflückt hatte. Wahrscheinlich hatten alle Blumenge- schäfte zu diesem Zeitpunkt schon zu und der Sohn des Bürger- meisters brauchte dringend Rosen und Tulpen für seine neue Ge- liebte. Er war überhaupt sehr temperamentvoll, denn der hohe Status seines Vaters verminderte jede beliebige Möglichkeit der Rache. be- schlossen, dass eine Rache innerhalb der Gesetze nicht möglich war. Also, musste man sich die Erfahrung des englischen edlen Räubers Robin Hood zunutze machen. Ein Schüler schlug vor, die Windschutzscheibe des Autos zu zerbrechen, der andere – die Reifen aufzuschlitzen, der dritte – die Türen mit einem Nagel zu zerkratzen. Aber das alles passte nicht so gut: „es zeigte nicht den entsprechenden Aufschrei der Empörung“, es „erinnerte irgend- wie an einen Partisanenkrieg“ und war überhaupt „nicht unsere Methode“. Die Schüler konnten diesmal nichts finden und be- schlossen sich später nochmal zu versammeln. Blumenbeetes. Aber niemand half ihnen diesmal dabei: die Schü- ler diskutierten stundenlang über die Rachemethoden und die mit Schrecken erfüllten Einwohner der benachbarten Höfen hatten ihre Meinung geändert und wollten kein Blumenbeet mehr haben. Einen Monat später brachte das Leben selbst, wie ein geschickter Rosen weg, der Sohn des Bürgermeisters wurde in einem weite- ren Straßenkampf erschossen. Das war aber keine Überraschung. Es ist erstaunlich, dass schon ehemalige Schüler immer noch eif- 168
Либерти: Gleb Pudov rig darüber diskutieren, wie sie es dem Beleidiger des älteren versam- melnd, schreien sie und schlagen unterschiedliche Projekte vor – eins übersteigt das andere in seiner Brutalität – sie fühlen, dass sie ein lebhaftes und bereichertes Leben führen. Drei Muttermale Die Sonne ging hinter der Außenmauer der Altstadt unter. Sie widerspiegelte sich in den Glaswänden der Kirchen, brannte auf dem Kupfer der Türgriffe, wärmte zärtlich die Katzen, die auf den dunklen Steinen von Gürzenich saßen. Ihre Strahlen kamen um ein schönes Haus, das sich an der Kreuzung zweier Straßen befand, nicht herum. Es war ein einfaches städtisches Gebäude: aus Holzblöcken; ein Satteldach wurde mit Dachziegeln belegt, ganz oben befand sich die Abbildung eines Hahnes, die von ei- nem schweigsamen Schmied gefertigt wurde. Das Haus, wie ein Vater, beugte sich mit seinen oberen Etagen über die Passanten. Damals wurde es vermietet. Hier wohnte der berühmte Meister Gerhardt, ein Wissenschaftler und Arzt, unter anderem auch ein Berater des Erzbischofs von Köln, Hermann von Wied. Neben dem Wissenschaftler wohnten auch die Lehrlinge in dem Haus – drei junge selbstbewusste Beanen*, die Meister Gerhardt aus der örtlichen Universität abgeworben hatte, dabei versprach er nicht nur eine kostenlose Ausbildung bei dem berühmten Mann, son- dern auch Essen und Kleidung. von seinem Titel, handwerkliche Fähigkeiten besitzen sollte. Aus diesem Grund machte er selbst schöne Schatullen, aus Leder mit gestanzten Mustern umkleidet. Einer der Schüler arbeitete drei- mal die Woche bei einem Gerber, der zweite machte das Geschirr * Ein Beane – ein Neuling an einer mittelalterlichen Universität. 169
Либерти: Gleb Pudov aus Metall bei seinem Nachbar – einem Kupferschmied, der dritte war für sein Alter ein ziemlich guter Tischler. Die Beanen wohnten in einem großen Raum mit bemalten De- cken, der sich im ersten Obergeschoss befand. Eine Etage höher wohnte Meister Gerhardt, er hatte drei Zimmer zur Verfügung. Ein Schlafzimmer, eine Werkstatt und ein Büro, welches beson- ders bemerkenswert war. Es ist ein Wunder, wie so viele Gegen- stände es in so einem kleinen Raum gab! In der Ecke stand eine dunkle Truhe, mit eisernen Streifen mit Schlitzen umkleidet. Sol- che Truhen wurden früher nur von den Dorfbewohnern aus dem Kölner Raum hergestellt und zu einem Jahrmarkt hingebracht. Die Wände entlang standen Bänke mit einem Haufen alter Bü- cher, deutschen Radierungen, Messgeräten, medizinischen Instru- menten, kleinen Statuen. Sogar ein alter Schädel fand hier seinen Platz. Höher, auf der Fensterebene, befanden sich die Bücherre- gale. In diesem Berg der Weisheit konnte man nur „De mirabilis potestate artis et naturae“ von Roger Bacon und „De phisicis liga- turis“ von Arnald von Villanova* erkennen. Darüber lagen zer- knitterte „Copulata“, „Processus“ und „Reparationes“**. Der Ar- beitstisch, der sich auf einer Erhöhung befand, war mit geschnitz- ten Abbildungen aus der antiken Geschichte geschmückt: auf ei- ner Seite entführten die Männer die Frauen, auf der anderen über- querte Caesar entschlossen den Rubikon, auf der dritten trug Ai- neias seinen Vater aus der brennenden Stadt. Auf der vierten Sei- te konnte man kaum etwas erkennen: der Tisch war sehr alt und die Abbildungen waren verschwunden. Auf dem Tisch standen eine Buchstütze, ein Kerzenhalter und mehrere Federn. wissenschaftlichen Kollegen fuhr er zu einem Disput in die Nach- barstadt. Als er sich verabschiedete, gab er seinen Schülern einen * “De mirabilis potestate artis et naturae“ von Roger Bacon, „De phisi- cis ligaturis“ von Arnald von Villanova – die Zauberbücher. **“Copulata“, „Processus“ und „Reparationes“ – die Lehrbücher über die Scholastik. 170
Либерти: Gleb Pudov Auftrag, mehrere Schatullen auf dem Jahrmarkt zu verkaufen. Sie wurden von einem Mainzer Kaufmann bestellt, aber es lief Eini- ges bei ihm in der letzten Zeit schief. Nachdem er sich man hier tun? Ein Kaufmann sagte ab, dann würde sie jemand ziemlich berühmt: wegen ihnen kamen die Leute aus Bonn und Trier. Diese kleinen Schatullen mit den pyramidenförmigen De- ckeln, mit Leder bezogen, riefen ständige Bewunderung hervor. Der Meister schmückte sie mit Abbildungen vom Truthahn, Ein- horn, Löwen, Zentaur und von zweibeinigen Chimären. Zwischen den Messingstreifen mit den Rosetten an ihren Enden platzierte er erbarme dich unser“ oder „Caspar Melchior Balthasar“. Deswegen wurden solche Sachen nicht nur von den reichen Kauf- leuten gekauft, sondern auch von den Äbten der berühmten Klös- ter. Früh morgens legten die Schüler die Schatullen in einen Wei- denkorb und brachten sie auf den Jahrmarkt, wo sich schon viele Leute versammelt hatten: die Bauern kamen, um ihre Kühe und Die Schüler des Meisters Gerhardt stellten ihre Schatullen auf und begannen, sich die nach Käufern umzuschauen. Besonders interessierten sie sich für die jungen Dienstmädchen, die auf den Markt mit ihren zimperlichen Herrinnen kamen. Die ehemaligen Beanen nickten einander zu, einige Mädchen angeschaut, und lu- den sie herzlich ein, näher zu kommen und ihre Ware zu … blätterten durch die Bücher. Die Besucher des Jahrmarkts kauften und verkauften nicht nur, sondern diskutierten auch über die letz- ten Nachrichten. Sie waren unerfreulich: im Nachbarkloster wa- ren die Mönche vom Teufel besessen, der in der Kirche randalier- 171
Либерти: Gleb Pudov te; in Bonn wurde eine Hexe gefangen; Johannes Soter veröffent- lichte sein neues Buch; Leute verschwanden in der Stadt. . Ein unbekannter Kaufmann näherte sich den Schatullen und frag- te er sich zufrieden und fing an, die Sachen sehr präzise zu begutach- ten. Die Verkäufer fingen an, sie durcheinander zu rühmen: eine wunderbare Zuverlässigkeit, ein einzigartig elegantes Ornament, eine unaussprechliche Leichtigkeit. Aber der Kaufmann hörte ihnen kaum zu. Plötzlich fiel ihm eine Schatulle aus den Händen und er konnte kaum aussprechen: „Da… da gibt es drei Muttermale, wie bei meinem Neffen…“ „Mein Neffe ist vor mehreren Jahren verschwunden… Auf der Schatulle, unten, sieht man genau die gleichen Muttermale… wie an seiner Hand!..“ „Der Herr hat sich geirrt… Geht weiter, geht weiter, bleibt nicht stehen.“ „Das sind die drei Muttermale meines Neffen! Was heißt das? Erklärt es mir oder ich rufe die Wache!“ „Beruhigen Sie sich, seien Sie nicht so nervös… Wir erklären jetzt alles, der Herr hat sich geirrt, er hat unterwegs lange nicht geschlafen… Wir benutzen nur das Leder von Ziegen und Scha- fen von bester Qualität, oder?“ Zwei Beanen nickten einmütig und traten einen Schritt zurück. „Meister Gerhardt ist der Berater des Erzbischofs. Wollen Sie uns hier irgendwie beschuldigen?“ „Ich wiederhole und ich bin mir sehr sicher, dass mein Neffe genau die gleichen Muttermale gehabt hat! Wache! Wache!“ „Sehr geehrter Herr, Sie verhalten sich auf eine sehr unwürdi- ge Weise… Wir müssen leider darüber dem Erzbischof berich- ten… Geht weiter, ihr braucht hier nicht stehen zu bleiben, es ist ein einfaches Gespräch. Würdige Menschen besprechen die Qua- lität der Ware. Seht ihr nicht?“ 172
Либерти: Gleb Pudov „Wache! Wache! Kommt her!“ „Dem Herrn wird es leidtun… Lauf!“, schrie ein Beane seinen Freunden plötzlich zu und nahm Reißaus, über die Wagen und Säcke springend. Die anderen zwei folgten ihm und alle drei, sich mehrmals umdrehend, liefen schnell in eine enge Gasse weg. schrie der Kaufmann. Eine Menge Leute sammelte sich sofort um ihn herum, jemand griff schon nach Lanzen und Knüppel. „Sie haben meinen Neffen getötet! Fangt sie!“ Mehrere Leute liefen ihnen hinterher. Die Wache schloss sich ihnen unterwegs an. Die Beanen liefen in der Zeit zum Haus. Sie wollten das Geld mitnehmen, die nötigste Kleidung und aus der Stadt fliehen. Die Verfolger, deren Anzahl von Gasse zu Gasse anstieg, näherte sich schon dem Haus des Meisters Gerhardt. „Adept! Er treibt sich mit dem Teufel herum! Sie sollten auf den Scheiterhaufen kommen!“ Das Getrampel wuchs. „Schneller! Was braucht ihr so lange? Wir schaffen es nicht! Pferde auf dem Hinterhof!“, rief der älteste Schüler. Ein paar Se- kundenbevor die Menschenmenge erschien, waren sie auf ihre Pferde gestiegen und zum Stadttor geritten. „Sie wissen es noch nicht! Schneller!“ gut. Die Beanen hatten die Stadt verlassen und ihrem Lehrer Be- scheid gegeben. Und das Haus hatte mehrere Stunden gebrannt. Eine Woche später schrieb Meister Gerhardt einen langen Brief an den Erzbischof, in dem er das Geschehene erklärt hatte. Er be- eilte sich, die Bestellung fertigzumachen, kaufte das Leder bei einem bekannten Gerber. Dies geschah in der Dämmerung, dazu war der Wissenschaftler von Geburt an ein wenig blind. Er konn- te das Gekaufte nicht gut sehen und verarbeitete es schnell. Der Meister bat um die Verzeihung beim Erzbischof für dieses groß- artige Missverständnis, das ein schlechtes Licht auf die Vollkom- 173
Либерти: Gleb Pudov menheit seiner Lordschaft warf, und dass es weiterhin… und so weiter und so fort. Hermann von Wied war barmherzig: er befahl dem Meister, im Dienst zu bleiben, aber in einer anderen Stadt zu leben – die schnell beruhigen können. So war der Konflikt gelöst. Die Bea- nen setzten ihr Lernen beim Meister Gerhardt fort und er erfreute bald die Wissenschaftler dieser Welt mit seinem neuen Werk, das in schönem Latein verfasst wurde. Kaum jemand hatte gemerkt, dass keine Kinder und Jugendli- chen mehr verschwanden. 174
Vera Sytnik Das Treffen sieht. Sie saß in der Ecke einer kleinen Konditorei nicht weit von der hatte sehr enge blaue Jeans an, am Gürtel hing ein riesiger glit- zernder Anhänger in Form eines Baseballschlägers, er trug lange schwarze Schuhe und ein buntes Papageienkurzarmhemd. Ob- wohl die Qualität dieser Sachen, die anscheinend erst vor kurzem gekauft worden waren, ausgezeichnet war, deutete ihre überflüs- sige Buntheit und Neuheit trotzdem noch deutlicher auf den feh- lenden Geschmack dieses jungen Mannes hin und verriet einen Provinzler. „Studenten aus der Vorstadt“, dachte ich und betrachtete die Frau mit besonderem Genuss, ich fand ihre einfache, luftige, sa- latfarbene Bluse mit einer Reihe Knöpfe auf dem Rücken, ihre weite im gleichen Ton gehaltene Hose, unter der ihre Füße mit den leichten Stoffschuhen zu sehen waren, zum heutigen Tag Hitze war für den Junianfang in Moskau untypisch. Alle Men- schen schienen zerzaust, rot, mit feuchten Haaren zu sein, deswe- gen zog die Leichtigkeit des Stoffs dieser Frau meine Aufmerk- samkeit an. Ich dachte, ihr sollte es recht kühl in dieser Kleidung sein, denn ihr blasses, feinhäutiges Gesicht und ihr ganzes, auf den ersten Blick unauffälliges Aussehen verbreiteten diese Fri- sche. Die anständige Kleidung und stylische „Shoes“ des neben ihr sitzenden stylischen Kumpels betonten die helle Gestalt der jungen Frau noch deutlicher. Ich selbst war offiziell gekleidet, trug einen Anzug und träum- te davon, ihn auszuziehen, sobald ich das Hotel erreichen würde, 175
Либерти: Vera Sytnik wohin ich auch eigentlich nach einem Geschäftstreffen ging, als ich unterwegs bei einem Café vorbeigeschaut hatte, um mich an der Klimaanlage abzukühlen, eine Tasse starken Tees zu trinken und einen Kuchen zu essen. Es war höchste Zeit: die Uhr zeigte elf Uhr mittags. Das Treffen, wegen dem ich nach einer fünfjähri- gen Pause nach Moskau gekommen war, endete überraschender- weise schnell und mit einem guten Ergebnis, deswegen hatte ich bis zum nächsten Abend frei, ich konnte mich an meine glückli- chen Studentenjahre erinnern und durch die Hauptstadt spazieren gehen, wenn nicht diese Hitze wäre. Auf mein Erstaunen antwortete man, dass die hohen Tempera- turen normal wären und dass das Wetter in der letzten Zeit sich stark verändert hatte, wie auch überall. Man hätte Naturkatastro- phen auch in Europa. Aber mir schien die Moskauer Hitze beson- ders schwer, vielleicht weil nach mehr als 20 Jahren Leben in Deutschland ich davon entgewöhnt war oder weil während der früheren Aufenthalte es stark geregnet hatte, was für den Som- meranfang ziemlich selbstverständlich war. So oder so, ich fühlte mich unangenehm. Vielleicht war der Grund ein anderer: im Lau- fe der Jahre wurde es für mich immer schwerer, in der Stadt zu sein, die mich an dich erinnerte… Mein Sakko ausgezogen und auf den freien Sessel geworfen, schaute ich heimlich die junge Frau genau an. Ich verstand, dass ich nie auf ihre Kleidung aufmerksam geworden wäre, wie ge- mütlich sie auch war, wenn nicht ihre Ähnlichkeit mit dir gewe- sen wäre. Ihr gleiches deutliches Gesichtsoval, hartes , leicht gebogene Nase, gerade Augenbrauen, störrische Augen – dies alles, in Verbindung mit der zärtlichen Haut und den feinen Lippen, machte einen Eindruck von Schönheit, die nur aus der . Ihre hellblonden Haare hatte die junge Frau wegen der Hitze zu einem Knoten am Hinterkopf gebunden und sie standen mit ihren lässigen Ähren in unterschiedliche Richtungen ab. „Was es nicht 176
Либерти: Vera Sytnik alles gibt!“, dachte ich im stillen Erstaunen und fühlte, wie mir beklommen ums Herz wurde. Mir gefiel nicht, dass der junge Mann ihr etwas ins Ohr flüs- terte, so zu ihr gebeugt, dass sein gestreckter Hals fast schon auf ihrer Schulter lag, und seine feuchten beweglichen Lippen fast schon die Locken ihrer schönen Haare berührten, die sie immer wieder zur Seite strich, da sie spürte, dass sie ihren Verehrer stör- ten. Mir gefiel auch nicht, wie er saß: sein rechter Arm befand sich auf der Sesselrückenlehne, hinter der Frau, und sein linker Arm lag vorne auf dem Tisch, deswegen schien es so, als ob die Frau in seiner kräftigen, selbstsicheren Umarmung eingeschlos- sen wurde. in deiner Jugendzeit, und zuckte vor Schreck zusammen. Ich würde die Person wahrscheinlich töten, die sich getraut hätte, deinem Ohr so nahe zu kommen, denn ich war jung, flink und unaufhalt- bar in meiner Liebe zu dir. Allerdings, nichts Ähnliches würde passieren können, alle wussten über meinen aufbrausenden Cha- rakter und besonders darüber, welches Verhältnis ich zu dir hatte, deswegen würde niemand aus unserem Bekanntenkreis sich so eine Freiheit erlauben. „Eine unfassbare Ähnlichkeit! Es kann doch nicht sein, dass es deine Tochter ist? Sie in Moskau zu treffen?! In diesem Ameisen- haufen?! Nein. Es ist nur meine Erinnerung, die mich nicht in Ru- he “, dachte ich. Aber ich hatte trotzdem Angst, dass ich jetzt aufstehen und zu diesem frechen Kerl gehen würde, der die Frau auf den blassen Hals küsste. Wahrscheinlich würde ich mich nicht mehr schnell auf den Tisch, nahm mein Sakko und lief aus dem Café heraus, ich bedauerte schon, dass ich nicht direkt ins Hotel gefah- ren war. Aber es war zu spät. Plötzlich begriff ich oder gestand mir selbst ein, an der Wand gedrückt, dass mein größter Wunsch jetzt wäre, dich zu sehen, meine liebe Lisa. Es würde mir mehr Freude bereiten, als die Rückkehrs in mein gemütliches Haus am 177
Либерти: Vera Sytnik Rande von Hamburg, wo meine Lieblingshängematte auf dem Rasen auf mich wartete, als Selbstzufriedenheit, die ich von mei- ner Arbeit bekomme, wo ich ziemlich viel Geld verdiene, als Freude meines ganzen glücklichen Lebens, dich zu sehen, meine liebe, zärtliche Lisa! Ich spürte, als ob ich gegen meinen Willen in eine Ecke getrie- ben wurde und aus der ich nur rauskommen könnte, indem ich durch sie weiterlaufe. „Na dann, ich fahre. Ich muss“, entschloss ich mich. „Jedes Mal solche Qual. Sowieso habe ich nichts zu tun. Dies verpflichtet mich auch zu nichts. Ich schaue nur das Haus an und fahre fort. Es kann nicht sein, dass sie immer noch in dem Haus wohnt, am Rand der Station! Auch wenn, dann hat sie mich schon längst vergessen“. Von dem Treffen im Café immer noch beeindruckt, brannte alles in mir, ich war sehr aufgeregt, wie ich es schon lange in den letzten sehr erfolgreichen Jahren meines Lebens nicht mehr ge- wesen bin. Als ob ich zum ersten Mal wieder mit dir verabredet war, wartetest, der schon lange wegen seiner Verwilderung nicht mehr fruchtete und nur für die „richtige Atmosphäre“ existierte. Da, Holzzaun, stand eine prächtige Weide, die von deinem Vater an deinem Geburtstag gepflanzt worden war und die während der 20 Jahren größer als alle anderen Bäume wurde. Ach, diese Weide! Die Zeugin unserer schnellen Liebkosungen und leidenschaftli- chen Küsse! Wie oft hatte ich dich an sie gedrückt, an ihren kleb- rigen, rauen Rumpf, ich beeilte mich, wollte dich mit meinem ganzen jungen und heißen Körper fühlen! Und wie oft hattest du mir geantwortet, ließt dich in meine starken, manchmal groben Umarmungen schließen. Du erinnerst dich natürlich, wie wir uns zusammen auf die Prüfungen im Sommer vorbereitet hatten, un- ter der Weide auf einer kratzigen Kameldecke sitzend. Dieser Ort schien uns der glücklichste in der ganzen Welt zu sein. Ich kriegte den Zug um 14 Uhr. Ich setzte mich ans Fenster im Waggon der ersten Klasse und fühlte, dass mein Aufregen nach- 178
Либерти: Vera Sytnik ließ und zu einer stillen Freude, einer süßen Mattigkeit wurde, die mein Herz eroberte. Nach so vielen Jahren! Ich schaue mir das Haus an und fahre fort. Ich werde nicht mal vorbeischauen, wozu denn. Und was, wenn sie da ist? Obwohl… es war gerade Mitte des Arbeitstages, sie würde irgendwo im Büro sein. Und was, wenn doch? Was sage ich ihr? Wozu auch? Ja, wir waren jung, verrückt, schworen Treue und versprachen einander, immer zu- sammen zu sein, es war Liebe. Wir hatten das Gefühl des wol- kenlosen ewigen Glücks… Es endete mit meiner Abreise nach Deutschland, wohin ich in der Suche nach dem selbstständigen Leben fuhr und hoffte, bald dich auch zu holen. Oder eher gesagt, in meinem Leben begann die Zeit, wo das wahnsinnige Gefühl der Freiheit und eigener Kräfte alles andere übertraf. Du musst es verstehen, denn wir haben davon geträumt. Als ich nach Hamburg kam, rief ich nicht an, erklärte nichts, ob- wohl ich verstand, dass ich es machen sollte, denn ich war weg- gefahren, ohne dir etwas zu sagen. Meine schwache Entschuldi- gung könnte die Tatsache sein, dass alles sehr spontan passiert war, ich fuhr um 15 Uhr mit einem Touristenvisum ab, denn da- vor hatte ich einen heftigen Streit mit meinem Vater, der darauf bestand, dass ich das Postgraduiertenstudium anfangen sollte, sei- nen Weg gegangen, aber ich entschied anders. Es war 1990, du weißt noch. Du musst es noch wissen, denn in dem Jahr waren wir beide mit dem Studium fertig und wollten heiraten. Der Vater nannte mich „Verräter“, als er erfahren hatte, dass ich mich nicht mehr mit der Wissenschaft beschäftigen mochte und dass ich, an- statt das Thema für die Forschung auszusuchen, die Heimat ver- lassen wollte. Aber was sollte ich tun? Wer brauchte damals die Wissenschaft? Die Wissenschaftler verließen das Land haufen- weise hatte Angst, arbeitslos zu bleiben, deswegen konnte ich diese Chance nicht verpassen und bestand auf meiner Entscheidung. Du kennst meinen Charakter und kannst dir vorstellen, was aus diesem Streit mit dem Vater geworden war. Allerdings vertrugen wir uns nach einer Weile wieder, aber es passierte erst dann, als 179
Либерти: Vera Sytnik ich schon im Ausland war. Mein Freund und ich beschäftigten uns mit der Entwicklung unserer eigenen Geschäftsidee und ich war so stark involviert, dass die Erinnerungen an dich irgendwo in der Tiefe meines Bewusstseins verschwunden waren, und je aktiver ich arbeitete, desto seltener erinnerte ich mich an dich. Im Großen und Ganzen lag ich richtig, jetzt hatte ich ein eigenes Un- ternehmen, das mir die Möglichkeit gab, durch die ganze Welt zu reisen und keine Angst vor dem nächsten Tag zu haben. Eine Frau, zwei Töchter, Haus, also alles, was man für Glück und Sta- bilität braucht. Wenn nicht diese Reisen nach Moskau und diese Erinnerungen wären, die mein vernünftiges, bis ins Detail geplan- te Leben vollkommen sinnlos machen!.. Ich bat die Zugbegleiterin um eine Flasche Wasser, trank sie komplett leer und, meine Augen geschlossen, versuchte ich, das Gesicht dieser jungen Frau aus dem Café in meiner Erinnerung wiederherzustellen. „Wie ähnlich!“, wunderte es mich nochmal. Du solltest jetzt 41 Jahre alt sein, wie ich, dachte ich, die besten Jahre für eine Frau, für die Liebe. Ich lächelte und fühlte, dass das Begreifen deines verführerischen Alters mich aufregte. Inte- ressant, bist du immer noch so schlank und graziös? Ich war mir irgendwie sicher. Man spürte eine natürliche unermüdliche Be- weglichkeit in dir, die mich erstaunte, und diese innere Schnellig- keit der Bewegungen, die eine Frau nicht zunehmen lässt. Ich war auch schnell und zielstrebig, das gefiel dir, und unsere Freunde sagten immer, weiß du es noch? „Man könnte Streichhölzer an euch anzünden!“ Ach, Lisa, Lisachen, Elisaveta. Veta… du bist mein an den Rand des Lebens geworfenes Zweigchen… Als ich meine Augen öffnete und aus dem Fenster schaute, wurde mir klar, dass ich an der übernächsten Station aussteigen sollte, deswegen entspannte ich mich nicht mehr und sah die vor- beilaufenden Waldstücke an, den bekannten Bahnsteig erwartend. Hier ist er. Nichts hat sich verändert. Kaputte Bänke, schmutzige Verkaufsständer, von denen es mehr geworden sind, hohe Stufen schnell Richtung des in der Ferne stehenden Hauses entlanglief. 180
Либерти: Vera Sytnik Deines Hauses. Wie stark ist der Geruch des Grases! Das Brach- land, auf dem die einheimischen Jungs irgendwann Fußball ge- spielt hatten. Mehrmals schloß ich mich ihnen an, aus dem Grund des Gefühlsüberflusses, ich wollte diese Energie loswerden, mit der ich zurück nach Moskau kehrte. Vor dem Treffen flog ich zu deiner Pforte und zitterte vor Erwartung des wahnsinnigen Glü- ckes. Wenn ich dich verließ, als du entspannt auf der heißen Ka- meldecke unter der Weide lagst, fühlte ich, dass diese Energie mich noch heftiger mitnimmt, ich hatte den Wunsch mit einem wilden Schrei auf dem Gras zu laufen und einen Baum zu ent- wurzeln. Ich stieß beim Spielen dazu, alle Jungs mit meinem Aussehen verscheuchend, ließ den Ball über die Bahngleise flie- gen und lief weiter. So ein Entzücken fühlte ich, meine liebe, nie- mals vergessene Lisa. Das Brachland war fast komplett zugewachsen, der Pfad war enger geworden, an manchen Stellen kaum zu sehen, also ging ich, ohne den Weg zu erkennen. Dein Haus steht am Rande der ersten, zur Station nächsten Straße, genau deswegen war ich zum Zug immer pünktlich da. Als ich hörte, dass der Zug sich näherte, schaffte ich es, den Bahnsteig zu erreichen und in den Zug hin- einzuspringen. Ich bezweifle, dass ich jetzt immer noch genauso schnell laufen kann… Als das Bruchland endete, lief ich ungeduldig auf einen klei- nen Hügel vor dem Haus und blieb eine Minute stehen. Hier ist es. Hinter einem Zaun sieht das Haus aus wie früher, ziemlich gepflegt : glänzendes grünes Dach, in Farbe des Ziegelsteines ge- färbte Wände, braune Fensterläden, geöffnete Fenster, aus denen weiße durchsichtige Vorhänge herausbrechen, von einem Luftzug gequält. Der Garten war nicht zu sehen, wahrscheinlich wurde er abgeholzt. Nur die Weide, prachtvolle und traurige Weide, stand als ein breiter Blumenstrauß in der Ecke des Gartens. Ich kam runter, zu der Pforte, und blieb stehen. Ich konnte mir nicht vor- stellen, was ich tun sollte: klingeln oder zurücklaufen, zu meiner Hängematte, solange meine Vergangenheit mein jetziges ruhiges und gemessenes Leben nicht zerstört hatte. 181
Либерти: Vera Sytnik Das Schicksal traf die Entscheidung für mich. Die Pforte ging auf. Deine Mutter, alt geworden, komisch getrocknet, einer Distel mit hängendem Kopf ähnlich, sagte, von unten mir in die Augen schauend, sagte so, als ob sie ihr ganzes Leben hinter dem Zaun gestanden und auf mich gewartet hätte: „Du bist angekommen. Dann, komm rein“. Sie ließ mich vor und schloß die Pforte. Ich stand da und schwieg, ich war so nervös, dass ich kein Wort aussprechen konnte. Deine Mutter schwieg auch. Es beun- ruhigte mich, deswegen fragte ich, von meiner eigenen absurden Frage verschluckt: „Wie haben Sie mich erkannt?“ Olga Borisowna antwortete nicht, sie ging ins Haus, mich al- leine mitten drin auf dem leeren Hof stehen lassend. Ich schaute in Richtung Garten, da, an der Stelle der Bäume waren jetzt grüne Beete. Mein Herz zog sich vor Sehnsucht zusammen. Olga Bo- risowna kam zurück, sie hielt einen Brief in der Hand. „Das ist für dich“, sagte sie, mir einen geschlossenen Briefum- schlag überreichend. „Von wem?“, aus irgendeinem Grund erschrocken, fragte ich, mich von ihr abwendend. „Von Lisa“. „Wo ist sie denn selbst?“ „Dort“, sagte deine Mutter streng und zeigte mit ihrem Kopf Richtung Himmel. Mir wurde kalt, das Herz sprang bis in den Hals hoch. Durch das Rauschen in den Ohren hörte ich, wie sie sagte, ihre Stimme klang jetzt ein wenig sanfter: „Sie konnte ohne dich nicht leben. Jetzt ist das Mädchen allein geblieben“. „Welches Mädchen?“, fragte ich, mich an die junge Frau im Café erinnernd. „Deine Tochter. Hat man dir nichts gesagt?“, wunderte sich Olga Borisowna unglaubhaft aufrichtig. Ich schwieg, mich auf die Bank neben dem Zaun setzend und den Brief eilig ausge- 182
Либерти: Vera Sytnik packt. „Mein Lieber!“, stand da drin, „Wenn du diese Zeilen liest, dann heißt es: du bist zurückgekehrt. Du bist bei mir zu Hause. Das heißt, dein Herz hat dich nicht getäuscht, du liebtest und liebst deine Lisa immer noch, deswegen verzeihe ich dir. Ich ver- zeihe dir alles. Verzeihe mir auch, dass ich nicht mehr auf dich warten konnte. Deine Vetotschka“. Ich schaute dumm diese drei Zeilen an und dachte daran, dass ich mich anscheinend in diese schreckliche Ecke selbst getrieben hatte sollte, ohne anzuhalten, um diesem gefährlichen Ort zu entkom- men. So tat ich es auch. Ich stand von der Bank auf, verbeugte mich vor Olga Borisowna und ging aus der Pforte hinaus. Aber als ich den Brief in meine Sakkotasche eingesteckt hatte, spürte ich ganz deutlich, wie diese Ecke sich hinter meinem Rücken an- spannte. Mich durchgelassen, schloss sie ihre Seiten zusammen, zu einer scharfen Waffe geworden, und zielte jetzt in meinen Hinterkopf. Ich wollte mich schützen und hockte mich hin, aber die Ecke wurde zornig, dass sie mich durchlaufen ließ, und drang zwischen meinen Schulterblättern ein. Mit meiner eigenen Ener- gie gefüllt, riss sie mich auseinander und warf mich irgendwohin nach oben, in die Luft. Ich fiel runter. Aber Lisa. Einen starken Schmerz spürend, freute ich mich auf einmal und beruhigte mich, daran denkend, dass dieser Schmerz mich dir näherbringt. Ich wollte ihm nicht widerstehen. Zu meinem Erstaunen begriff ich, dass dieses glückselige Entzücken und dieses Glück zu mir zu- rückkehrt, welches ich jedes Mal erlebte, als ich zu dir geeilt war… 183
Olga Truba Olga Michailowna Olga Michailowna war nicht nur eine sehr hübsche, sondern auch sehr kluge Frau: Kandidat der technischen Wissenschaften! Sie unterrichtete an der Fakultät für Hydrotechnik der Staatlichen Agraruniversität Omsk und nahm an der Erarbeitung eines gran- diosen Projekts unter Leitung des berühmten Professors Mesen- zev aktiv teil, das die sibirischen Flüsse umkehren lassen sollte. Erst später sagten alle wie aus einem Munde, dass das Projekt nur eine Utopie und reiner Wahnsinn wäre. Doch Anfang der 80er Jahre, als ein „Fans“ dieses Projektes, eine Landfrau namens Olja einen monatelangen Vorbereitungskurs absolviert hatte und an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, einer der größten land- wirtschaftlichen Universitäten Sibiriens, endlich immatrikuliert für , dass die Umkehrung solcher mächtigen Flüsse wie Ob und Jenis- sei in Richtung der Wüsten Zentralasiens mithilfe einiger Kom- plexe mit großen hydrotechnischen Gebäuden nicht nur möglich, sondern lebenswichtig wäre. Besonders, weil der Kanal zwischen war. Moskau hatte den Leuten aus Omsk geglaubt, das Projektmo- dell genehmigt, Mittel für seine Ausarbeitung bereitgestellt und so begann die Arbeit an der Fakultät für Hydrotechnik. Die Au- gen der Studenten, die ihren Teil zu diesem Projekt beisteuerten, leuchteten allein von dem Ausmaß des Geplanten. Oljas auch. Sie stellte sich ganz genau vor, wie das lebendige Wasser nicht auf den Arktischen Ozean, sondern auf die von der Dürre rissigen Wüsten Karakum, Kysylkum und die kasachischen Steppen zu- steuerte, wo sie geboren worden war und wusste, wie oft Aksaka- le Allah um Regen gebeten hatten, obwohl alle meinten, dass es keinen Gott gab. Wenn man zumindest die Gewässer des Irtysch 184
Либерти: Olga Truba zurückkehren lassen könnte, wie viele Weizen- und Gemüsefel- der des Nordkasachstan man dadurch bewässern könnte! Man brauchte dann keine Bohrungen aufzuschließen, um das Wasser aus der Erde hochzupumpen! Und der Ob würde auch ohne den Irtysch nicht verlanden! Olga Michailowna wusste Oljas Eifer zu schätzen und wies sie ihrem Stellvertreter, einem breitschultrigen hübschen Mann im Alter von etwa 40 Jahren mit einem immer müden unrasierten hielt andere Gruppen übernahm diese Aufgabe ihr Stellvertreter. „Du wirst nie heiraten!“, sagte er einmal und drehte sich zu der erröteten Olja um, die in sein Büro in der vorletzten Etage des „vierten“ Gebäudes des Instituts hineingeplatzt war. „Wieso das denn?“, fragte sie ohne Verschnaufpause. „Guten Tag!“ Sie lief nach dem Gong des letzten Unterrichts den Flur schwenkend, übersprang jede zweite Stufe, ging die Treppe zu Fuß hinauf, nur damit sie nicht in der Schlange auf einen Fahr- stuhl warten musste. Sie platzte in sein Büro, ohne zu klopfen hinein, dafür aber pünktlich auf die Minute genau, ohne Ver- spätung! Und hier… „Nein, wirklich: warum denken Sie so?“, fragte sie ernsthaft, plumpste auf den Stuhl und sah in die lächelnden Augen des Do- zenten. „Schau dir sie zum Beispiel an“, nickte er in die Richtung ei- ner jungen Frau, die in einer Ecke des Büros am Tisch saß, der mit vielen Geräten vollgestellt war, „sie wird erfolgreich heiraten, denn sie kommt immer frühzeitig. Und du kommst in der letzten Minute gelaufen. Man kann dich gar nicht fangen! So kannst du auch an deinem Glück vorbeilaufen!“ „Wie hast du es geschafft, früher als ich hier zu sein?“, fragte Olja flüsternd, als sie sich an den Tisch zu ihrer Kommilitonin setzte. 185
Либерти: Olga Truba „Bei unserer Gruppe fiel die letzte Doppelstunde aus: der Do- zent war krank geworden“, antrwortete diese ebenfalls flüsternd, und als der Dozent das Büro verlassen hatte, fügte sie hinzu, „Sei ihm nicht böse! Seine Frau ist seit mehreren Monaten krank und er betrügt sie nicht, sie sind seit ihrer Studienzeit zusammen. Er kümmert sich auch selbst um die beiden Söhne im Schulalter.“ Einmal hatte Olga Michailowna Olja zu sich nach Hause ein- geladen. , dass ich nicht allein komme“, teilte Olga Michailowna mit, als sie aus dem Bus ausstieg. „Ich habe ein schlechtes Gewissen“, fing Olja an, kaum mit dem energischen Schritt der Dozentin mithaltend. „Keine Sorge, meine Mutter ist sehr gastfreundlich! Und mein Vater ist vor kurzem verstorben…“ Eine grauhaarige Frau in einer Schürze, dunklem Rock und einer Bluse mit weißem Kragen öffnete die Tür. „Mama, hier ist die Olja, über die ich dir erzählt habe!“, stellte Olga Michailowna die Besucherin vor. „Guten Tag!“, errötete Olja vor Verlegenheit. „Ich bin sehr froh, Sie kennenzulernen! Setzten Sie sich an den Tisch, wir werden jetzt zu Mittag essen!“ „Vielen Dank, aber ich habe gar keinen Hunger!“, errötete Olga noch stärker. „Keine Widerrede, das Mittagessen ist sowieso schon fertig!“ Olja, ihrer Dozentin den Flur entlang folgend, gelang in ein großes Zimmer mit einem runden Tisch, mit schneeweißem Tuch für zwei Personen gedeckt. „Werden Sie nicht mit uns essen?“, fragte Olja die Gastgebe- rin, während diese einen Suppenteller vor sie hin stellte. Auf dem Teller war Hähnchensuppe mit Fadennudeln. „Vielen Dank, die Suppe war sehr lecker!“, bedankte sich Ol- ja, als die ältere Frau das Zimmer betrat, um die leeren Teller vom Tisch abzuräumen. 186
Либерти: Olga Truba „Ich bringe Ihnen jetzt den zweiten Gang!“, lächelte sie zufrie- den. „Es gibt noch einen zweiten Gang?“, fragte Olja mit leichter Angst in ihrer Stimme. „Worüber wunderst du dich? Esst ihr zu Hause zu Mittag nicht dreigängig?“ „Nein! Gewöhnlich gibt es entweder den ersten Gang und Tee oder den zweiten Gang und Tee“, die Wangen von Olja glühten. „Meine Mutter und ich haben jeden Tag ein Mittagessen aus drei Gängen!“ Olga Michailowna saß am Tisch mit einem vollkommen gera- den Rücken. Olja musste auch an ihre Haltung denken. Normaler- weise beugte sie sich über dem Teller und schlürfte die Suppe, hier musste sie den Löffel zum Mund „tragen“ und sich dabei Mühe geben, damit sie die Flüssigkeit nicht auf den Tisch ver- goss. Einige Tropfen landeten trotzdem auf dem Tuch. Als zwei- ten Gang gab es Gulasch und Kartoffelpüree. Und dann noch ein großes Stück Apfelkuchen zum Tee. Nachdem das Mittagessen beendet worden war, floß Schweiß an den Schläfen der Studentin. „Ich danke Ihnen vielmals! Ich habe noch nie so ein leckeres Mit- tagessen gegessen!“, lobte Olja die Gastgeberin beim Abschied. Als sie sich langsam zur Bushaltestelle fortbewegte, hatte sie so ein Gefühl, als ob sie gleich platzen würde. Man kochte auch in der studentischen Kantine ziemlich lecker, aber jeden Tag da zu essen, konnte sie sich nicht leisten, dafür reichte ihr Stipendium nicht, am Ende des Monats aß sie nur noch Nudeln. Ihr Magen zog sich nach einer Weile zusammen. Und hier plötzlich so ein Luxus! Als sie ihr Zimmer im Studentenwohnheim erreicht hatte, fiel sie auf das Bett und schlief bis zum Morgen. Als das Projekt der Umkehrung der Flüsse fast fertig geworden war, überstieg der Maß. Die Naturschützer schlugen Alarm und versuchten zu be- weisen, dass der Mensch sich in die nicht von ihm geschaffenen Gesetze lieber nicht einmischen sollte. Das Projekt wurde ge- schlossen. 187
Либерти: Olga Truba „Die Vorbereitung“ und der ältesten ihrer vier Töchter: „Ich kann immer noch Salzburg nicht erreichen, das Universi- tätsklinikum!“ „Und was wolltest du da?“ „Ich wollte Dokumente vorbereiten: ich möchte meinen Kör- per nach dem Tod den Medizinstudierenden schenken, damit sie an ihm üben können, Operationen durchzuführen. Die Tochter meiner Chefin studiert da Medizin und sagt, dass es ihnen an muss einem Notar 300 € bezahlen und den Vertrag persönlich unterschreiben, dann erledigen sie alles selbst: die Beerdigung nach dem Studium auf eigene Kosten, die Bezahlung der Grab- pflege.“ „Aber 300 € ist doch gar nichts… Wir können sogar zu viert den Notar bezahlen: immerhin ist es billiger, als später je ein Tau- send für die Beerdigung auszugeben!“ Ich sagte der Chefin: „Stellen Sie sich vor: ich liege nackt auf dem Tisch vor jungen Leuten…“ Sie hat zuerst so ein erstaunliches Gesicht gehabt, dann aber: „Ich will auch so! Immerhin ist es besser, als unter der Erde zu verrotten!“ „Übrigens, bei dir ist alles natürlich, ohne Silikon!“ „Ja! Und ich habe zwei neue Trommelfelle und Titanplatten in beiden Füßen! Man kann an mir die Arbeit der anderen Chirurgen untersuchen!“ „Vergiss nicht, im Vertrag zu notieren, dass man dir deine gol- denen Zähne zurückgibt!“ „Genau! Schlau! Aber nicht mir, sondern dir! Ich brauche sie dann nicht mehr.“ 188
Либерти: Olga Truba Der Ringer Er steigt in den Ring völlig hochmütig, von allen Seiten wird applaudiert, geschrien: „Der Stärkste in den ganzen Alpen! Eins-zwei: er wird auf den Rücken gezwungen!“ „Er sieht tatsächlich sehr stark aus! Und lädt die Bierkästen im Nu aus! Ich habe es selbst gesehen!“ „Aber Kisten sind kein Sport!“ „Verliert er immer?“ „Immer!“ „Schade! So ein hübscher Junge!“ „ Ein Junge? Er ist schon 40!“ „Was?“ „Übrigens, er ist immer noch nicht verheiratet.“ „Und was, wenn er einen Anreiz für den Sieg hätte? Wenn, zum Beispiel, an dem Wettkampftag seine Mutter ihren Geburts- tag hätte, und er ihr ein Geschenk machen wollte? Würde er dann gewinnen?“ „Nein! Unmöglich!“ „Warum?“ „Ein Amateur! Verstehst du? Hat ein paar Handgriffen beim Training in der Turnhalle abends nach der Arbeit gelernt und meint, dass er schon ringen kann! Außer diesem Ort hat er noch nichts in der Welt gesehen! Einmal hatte ich eine Panne in Mün- chen, habe ihn gebeten zu kommen und mein Wagen abzuschlep- pen, so hatte er Panik bekommen: man sollte in eine große Stadt fahren!“ „Und? War er gekommen? Hat dich abgeschleppt?“ „Natürlich! Wie sonst!“ „Irgendwie sprichst du nicht ganz nett über deinen Freund. Oder seid ihr gar keine Freunde?“ „Ich sage die Wahrheit! Und wir sind echte Freunde! Er macht für mich alles!“ 189
Либерти: Olga Truba „Und du?“ „Was ich?“ „Machst du auch für ihn alles?“ „Natürlich!“ „Dann hilf ihm die Braut zu finden! Du bist doch kein Dorf- bursche und kennst viele Mädchen.“ „Ich kann's nicht!“ „Warum?“ „Er sucht solche Eine, die er lebenslang auf den Armen tragen würde.“ Einige Jahre vergingen. Der Ringer absolvierte einen Vorbe- reitungskurs in München, erhielt eine Urkunde als Kindertrainer im griechisch – römischen Ringen und besiegte sogar einen Geg- ner aus der Hauptstadt bei einem Heimwettkampf seines Teams, des Teilnehmers der Bayernliga. Die Kinder waren begeistert. Sie hingen auf seinen Händen. Die Kinder seiner Freunde. 190
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Tatiana Badakova A letter to Mom in 1943 It is December again. Nowadays our heath is as beautiful in her glory and wonderful purity as 76 years ago. Nature is like a marriageable girl is expec- ting winter. But then… Could the Heavens forefeel that not just winter was approaching? You are just nineteen. You are as beautiful gracious and mo- dest marriageable girl, as a young Kalmyk girl should be. a nice silk shawl among your modest belongings and make such a beautiful knot on your neck, as if you have been reading fashio- nable too busy. You do not remember your parents and live in your Un- cle’s family. You have to take care of the house and five nephews, as your Aunt is always sick and your Uncle is out working. Is the- re any time for dresses? Yet, your young soul is willing to go out and calling you to the blue sky, when a naughty wind caresses you, and you feel really happy. You do not need any ‘wonderful far-far-away’ with their mountains, forests and seas. You believe, that one day you will meet you true love in your own land and have pretty children, who will be running bare-bellied in the heath and bubble funnily in Kalmyk. That is how you see your woman’s happiness. December, 28th 1943! 192
Либерти: Tatiana Badakova It’s early morning, which used to be quiet, but not today. When you came out on simple housework purpose, you suddenly heard unusual hum and noticed anxiety in animals’ behavior. The cow, which knew you well, started to struggle out, dogs from the whole village could not stop barking, horses neighed loudly and some of them even left stables for the heath without looking back. And the hum grew louder and louder… It turned into a tocsin, a great sorrow currier, which neither a young dark-eyed girl, nor any of other people could have predic- ted. The alert grew along with noise, made by heavy military lor- ries, mostly American ‘Studebakers’, strange for a small village in the heath. Then woken children’s cry, moans and groans of the came horrible, air-breaking crispy words of the person, reading aloud the Decree of the Presidium of the Supreme Soviet of the USSR № 1432/425сс from December 28th, 1943, about the ‘An- nulment of Kalmyk ASSR’ and the ‘Eviction of the Kalmyk, sett- led in Kalmyk ASSR’. Everyone was shocked. But even having heard that, people, ignorant elderly people, women and children could not believe that their beloved leader, comrade Stalin, allo- wed this decree to pass. No way! It must be a mistake! The Kalmyk, being Buddhists and leading Buddhist life were not prepared to evil actions or intentions. So people supposed that everything would clear up soon. Yet… threatening shouts and unfriendly behavior of the armed soldiers, short time for packing and leaving to nowhere without any explanation and the atmosp- here of the alert cast terror into people’s hearts. Then, in spite of evil fate, keeping strong and close to each other, my Kalmyk nation went through 13 years of that unlawful Siberian exile. 193
Либерти: Tatiana Badakova Dear Mom! I’m trying to realize how you felt that fatal December morn- ing… As everyone else, you understood nothing, but your life instinct forced you to start preparing stuff, kids and your sick aunt to set off without thinking. Being so young, you had to think about your closest people’s lives, while your uncle along with most of other men was at war. Your heart shrank of fear and sudden disaster, so first grey hair and wrinkles on you face appeared that evil day. been before, in a woman with wan sight, pale face and bent back. However, you could not foresee that time, that things would go worse and then question ‘Why?’ without an answer would come. But that time you were rushing around the house, because you were short of time and two soldiers with machine guns were wai- ting at the door. Kids woke up and they had not had their meals yet . Thoughts were springing, fingers were all thumbs. You tried to ask soldiers where you were going and for how long, but they would just swear in return. through cattle carriage, where you would be put. When typhoid fever caught you up on the way, you would lose touch with kids and would know nothing about their further lives for many years. Only years later you would recognize your guarding angel in the face of another lonely woman, ‘aunt Suly’. That was her, who had protected you from soldiers making morning checks for dead people in the carriage to throw bodies away at some unknown substation of the long Siberian railway. This is the face of Stalinism, a long way of many kilometers, covered with dead bodies of innocent people! 194
Либерти: Tatiana Badakova So many young and old people, kids and their parents, failed to live through severe Siberian frosts, lacking appropriate clothes and shoes, starvation and hard labor during the years of that unbe- arable deportation. Bare statistics shows figures which equal to the half of total number of the national population. The half! That fear still stays in eyes and hearts. How could it be chan- ged? Three new generations of the Kalmyk have grown so far, who are free and rehabilitated. But somehow or other a thought pops up scratch inside. No way! – I say to everyone else, who wish to revive princip- les of Stalinism – Stop! My dear, who, in her nineteen, had become a mature woman, cut down the wood in the frozen Siberian boreal forest, lost all her relatives, but yet so strong, my beloved one, thank you for my life! Your daughter Tatiana, who became a national enemy before being born, then born in a boreal town Khanti-Mansiysk three years before your vindication. December, 2019 What is step dreaming of… The summer heat started to ease. Changes in weather, time and seasons are especially remarkab- le in the heath. It wakes up by dusk. A light breeze, still warm, brings freshness. All living creatures, such as larks, ground squir- rels, jerboas and other, feel in immediately. Hardly noticeable activity starts, various sounds, unheard in the heath, stiff from the midday heat, start to appear. Rhinoceros beetles come out to sight and busy ants hurry to work in the dry grass, yellowed by the 195
Либерти: Tatiana Badakova scorching sun. Even the clouds, which look like motionless sha- peless cotton-wool balls, start to surprise us at dusk with unusual shapes. What fun! She closer night comes, the more beautiful landscapes beco- me. Sunsets in the heath (as long with sunrises) remind Nikolas Roerich alive pictures. They take everyone away at once by their unbelievably bright colors, at the same time panoramic, dimensi- onal and sonic. And people here, united with nature, are wonder- ful heroes on this world. At the nightfall noises go down gradually and only cicada mu- sicians go on chattering incessantly. Fireflies shine up, resemb- ling wonderful reflections on the stars. a Mother Step is willing to stay in silence and to speculate and to dream on her own. She’s a woman! I wonder what she is dreaming of after the scorching heat. She must be hearing spring purling, talking about love. She is young and refreshed with green grass juice again; and scarlet tulips give above – everything gave their sketches to her remarkable beauty. Heath it so charming and fascinating, that even a little ground squirrel, greeting the spring by standing upright, is not willing to believe that all this could come to an end. When one is so young and energetic the very life seems miraculous. So, dreaming this way, Heath falls asleep accompanied by the lulling water purling and under the Charles’s Wain… 196
Либерти: Tatiana Badakova Hollow January, 1st. Silence woke me up. It happens sometimes. Where have all fuss, shopping, beauty salons, fireworks and anxiety gone? This silence is so remarkable: it seems to give us an opportuni- ty to calm down and get ready to a new marathon of 364 days now. I wonder, if silence equals to hollow. It seems that at the 1st of January. There’s silence in the world and there is hollow in the head. Yet… a thought stroke me: ‘I need some snack’. Comrade Fridge makes complete difference to my head. I o- pen it but lose appetite seeing all this abundance. per- king, I’m approaching the window. So beautiful is the New Year night this time! The new snow is just in time! It has made all neighborhoods look magically. And I am willing to enter this temple. But the coffee is ready! have started to come one after another, there are even complete revelations and eye-opening ones. However surprising! We need this hollow at least once a year and it's great that it comes the first day of the new year! Mother Nature is so wise! And we, like Tibetan lamas, feel this hollow, fill up with it. It clears us through and we can move on confidently. 197
Leonid Kolganov Autumn purification The blanket cover had already gone, The earth was looking shaming naked, uncovered. The sheet of last leaves, painted in rust Was chewed as a cud by autumn fire. The rusty leaves were glowing naturally And shining as a royal baldachin, Rushing and sparkling as the words let slip. They, being rotten, turned out able to sing! God knows, if she was a schismatic or trader. She was a liar yet she was so dear. She blended curses, blessings and revenges In the campfire, losing all her glitter. We seemed to be the kids of this verdure, The heirs of dear rotten vile milieu, As False Dmitry in Lithuania, we toss and turn Awaiting for the Moscow tocsin signal. Yet, hurricane of ash had finally gone, The earth was left so neatly naked and pure. Why was it left without cover though? Why was the voice still given to the muted? The earth turned primogenitor back again, As on Creation day, anticipating The pain. It seemed awaiting tremblingly For Snow to capture it first, as a conscience. 198
Либерти: Leonid Kolganov Two brinks To Valentine Benderski You were behind the brink for me, And so was I for you still there. Hurt with the world sharp-edged brinks, I reached for you only in the sky. So both of us crossed those two brinks Above the gaps, above the borders, We overcame Earth gravity, Walking along the celestial road. We did not sail the skyway, though, As wounded birds of love hovering. We overstepped terrain abysses, Stepping upon the blades of Earth. We strolled in painful shatters, And bent down as the needlegrass. And our feet, rubbed off and hackneyed, Approached each other at long last! 199
Либерти: Leonid Kolganov Within us Hell is not a region! Hell is ourselves! Sergey Dovlatov We sizzled each other with our sights. When has the Thunder burst between And as a meteor collapsed, As devil’s or Lord’s sacred tear? That meteor glared as a star. That thunder blew us both away By Lord’s or devil’s finger sign, Crisscrossing glowing lightning rays! We seemed to get caught in the crossfire Under the move of finger sign. The lightnings crossed and crossed us out, And crucified our own lives. A scalding tear rolled us over Lamenting us at the same time, It came up as a running roller, As a star flopped down from the sky. The fire from pit that very hour Seemed licking us as evil men. But there was no sacred lightning. Both Lord and devil were within. 200
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