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Festschrift 100 Jahre_SPD OV_Ehingen

Published by BoulosRabih, 2015-03-21 10:56:55

Description: Festschrift 100 Jahre_SPD OV_Ehingen

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• In Ehingen gibt es eine „Baumwollspinnerei Ehingen G.m.b.H.“ und zugleich eine „Kunstbaumwoll- fabrik Ehingen G.m.b.H.“. Beide haben in Personalunion denselben Direktor.• Württ. Oberamt Ehingen – Reichstagswahl – Gemäß § 11 der Reichsstimmordnung wird die Ab- stimmungszeit anläßlich der Reichstagswahl am Sonntag, den . Dezember 1 für die Gemeinde Rißtissen besonderer Umstände halber auf die Stunden von vormittags  Uhr bis nachmittags  Uhr festgesetzt. Den . Dezember 1 – Oberamtmann Pflieger. – Anm.: In Gemeinden mit unter 1 Einw. kann die Abstimmungszeit um eine Stunde verkürzt werden, also bis 1 statt wie sonst 1 Uhr.• . Februar: In Magdeburg wird das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold als Organisation aller republik- treuen Frontkämpfer gegründet.• . Oktober: Der Völkerbund in Genf verabschiedet einstimmig ein Protokoll, das den Angriffskrieg ächtet.• 1. November: Gründung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte• . November: Erstes Spiel einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf deutschem Boden ge- gen ein Team der Italiener im Duisburger Wedaustadion. Die deutsche Mannschaft verliert 1:.1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand Reichstagswahl abg. Stimmen DDP SPD Kommun. Zentrum Vaterld.- Völkischer RechtsblockEhingen 2387 225 340 196 1887 188 Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, ..1  1..1 „Öffentliche Versammlung im Schwanensaal. Sonntag, 1. März, nachm. ½  Uhr, spricht Frau Laura Schradin-Reutlingen über Reichstags- auflösung, Frauenfragen und Sozial- demokratie. Seit  Jahren gilt Frau Schradin als Vorkämpferin der Arbeiter- und na- mentlich der Frauenbewegung. Ihr Vor- trag wird deshalb allgemeines Interesse beanspruchen dürfen. An die gesamte Bevölkerung ergeht freundliche Einla- dung. Frauen und Männer, erscheint zahl- reich! Sozialdemokratische Partei Ehin- gen.“ (Wortlaut der Zeitungsanzeige)  Die Herren Locher (Stadtschultheiß), Feger, Falch und Scholl überbringen „Hrn. Direktor a.D. v. Kolb“ die Ehrenur- kunde „als Ehrenbürger der Stadtge- meinde Ehingen.“ Stadtarchiv Ehin- gen/Volksfreund für Oberschwaben, 1.1.1                                                            45 Maria Laura Schradin (geb. Pfennig; * 7. September 1878 in Reutlingen; † 8. März 1937 in Tübingen) war eine der ersten weiblichen Landtagsabgeordneten im württembergischen Landtag. http://de.wikipedia.org/wiki/Laura_Schradin  100   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  „Öffentl. Versammlung – Am morgigen Sonntag, nachm.  Uhr, findet im Gasthaus z. ‘Schwanen‘ in Ehingen eine Versammlung statt. Tagesordnung: Die Auflösung des Skandalreichstags und die Bedeutung der Neuwahlen. Referent: Oberlehrer Herrlinger aus Ulm. Zu dieser Versammlung ist die ganze Bürgerschaft eingeladen.“ Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, .11.1• 1 fanden zwei Reichstagswahlen statt. Eine am . Mai, die andere am . Dezember. So sah der Stimmzettel für die Dezemberwahl im Wahlkreis Württemberg und Hohenzollern aus (Abb. vorige Seite; Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, .11.1)  Öffentliche Versammlung mit Reichs- arbeitsminister a.D. Schlicke Alexander Schlicke, * . März 1 in Berlin; † . Februar 1 in Stuttgart, war ein deutscher Po- litiker (SPD). In der Weimarer Republik war er 11 zunächst kurze Zeit württembergischer Arbeitsminister und vom . Juni 11 bis zum . Juni 1 Reichsarbeitsminister. http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Schlicke Abb. links: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, .1.1 . Reichstags-Wahlen in Oberschwaben vom .Dezember 1 - Oberamtsbezirk Ehingen Wahl- abgest. 1        1 ber. Sozial- dem. Deutsch- Zent- Kom- Deut- Nat.-soz. Deut- Wirt- Bauern- nationa- rums- mu- sche Freiheits- sche schaftl. und Partei partei nisten Volks- bewegung Demokr. Vereinigung Wein- Deutsch le partei Partei des württ. -lands Volks- Groß- Mittelstandes gärtner- partei deutschlands bund 1.1 1. 1  1  1    1 Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, .1.11 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• Tod des Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Nachfolger Paul v. Hindenburg. — „Heidelberger Pro- gramm der SPD“. Aktionsprogramm mit Rückgriff auf das Erfurter von 11. Bekenntnis zum Klas- senkampf und zur Vergesellschaftung des wirtschaftlichen Eigentums.• . Februar: Im Münchner Bürgerbräukeller wird die NSDAP neu gegründet und deutschlandweit organisiert. Adolf Hitler hat seinen ersten Auftritt nach seiner Haft.           

• Joseph Hehle (* . April 1 in Niederwangen; † . Januar 1 in Ehingen) war ein deutscher katho- lischer Priester, Gymnasiallehrer und Heimatforscher. Er lehrte am Ehinger Gymnasium Griechisch. Neben seiner Berufsarbeit und insbesondere seit seiner Pensionierung 1 zeichnete sich Hehle durch zahlreiche historische Studien zu Ehingen und seiner Umgebung aus. Seine Heimatgemeinde Niederwangen (Teilort der Stadt Wangen im Allgäu) verlieh ihm anlässlich seines diamantenen Priesterjubiläums am . August 1 das Ehrenbürgerrecht. Zusätzlich zum bereits 1 verliehenen Ehrenbürgerrecht ehrte die Stadt Ehingen Hehle außerdem durch die Benennung der Straße beim Gymnasium zur “Hehlestraße“.• Am 1. Juni 1 hatte Ehingen . Einwohner. 1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand Zur Abb.: Bemerkenswert, dass sich drei Ehinger Parteien zu einer gemeinsamen Wahl- versammlung zusammentun. Unter dem Oberbegriff „Parteien des Volksblocks“ laden ein: Zentrumspartei, Deutschdemokratische Partei, Sozialdemokratische Partei. Beim Redner Dr. Heuß muss es sich um den späteren Bundespräsidenten handeln: „Von 1 bis 1 und von 1 bis 1 war Heuss Abgeordneter des Deutschen Reichstags.“ (Wikipedia)  Abb. Marx kandidiert für den „Volks- block“. Ja, aber nicht der Karl Marx, son- dern ein Wilhelm. Und er steht nicht nur für den CDU-Vorläufer, sondern zugleich auch für die Deutschdemokratische Partei und für uns, die Sozialdemokratische Par- tei.  Beide Abb. Archiv Mangold/Volksfreund für Ober- schwaben Wahlvorschläge zur Gemeinderatswahl: a) Zentrumspartei und Handwerker- Vereinigung: Biber, Albert (Kaufmann), Ott, Au- gust (Malermeister), Mantz, Josef (Landwirt), Zeller, Alfred (Lagerist), Dangelmaier, Joh. (Bild- hauermeister), Hofmann, Josef (Obersteuerin- spektor), Fröhner, Adolf (Flaschnermeister), Mo- ser, Georg (z. „Bad. Hof“) b) Freie Wählervereinigung: Bottenschein, Alois (Zimmermeister), Blankenhorn, Rud. (Volksschulrek- tor), Mayer, Franz (Schuhgeschäft), Braig, Anselm (Wagnermeister), Burkhardt, Christian (Gutspäch- ter), Mayer, Franz (Eisenbahnobersekretär), Kretz, Paul (Kaufmann), Locher, Anton (Schreinermeister) c) Deutsch-demokratische Partei: Falch, Franz (Fabrikant), Höchstädter, Mich. (Konditormstr.), Schaude, Johann (Wag- nermstr.), Hafner, Karl (Schlossermeister), Mayer, August (Schneidermstr.), Fischer, Johann (Fabrikant), Müller, Fritz (Professor), Strobel, Jak. (Stationsschaffner) – d) Sozialdemokratische Partei und vereinigte Gewerkschaf- ten: Scholl, Franz (Friseur), Kanz, Johann (Maurer), Hieber, Wilhelm (Zimmermann), Staiger, Franz (Spinnereiarbeiter), Fi[s]cher, Christian (Steinhauer), Leichtle, Josef (Spinnmeis- ter), Rettenberg[er?], Michael (Arbeiter), Markert, Fritz (Arbei- ter) Zweite Ehinger Gemeinderatswahl am 1.1.1:  102   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Als einziger Kandidat der SPD-Liste wurde Franz Scholl auf  Jahre gewählt. Mit  Stimmen war die SPD die zweitstärkste politische Kraft in Ehingen. Auf  Jahre gewählt: Hofmann, Josef – Mantz, Josef – Scholl, Franz (Friseur) – Zeller, Alfred – Falch, Franz – Biber, Albert – Blankenhorn, Rud. – Ott, August1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• 1. Januar: Im Deutschen Reich wird der Einkommensfreibetrag von  auf 1 Reichsmark angehoben.• 1. Januar: In der Türkei beginnt die Zeitrechnung nach dem Gregorianischen Kalender.• . Januar: Die Deutsche Lufthansa wird gegründet (Betriebsaufnahme . April 1).• . Februar: Deutschland beantragt die Aufnahme in den Völkerbund.• . Februar: Der norwegische Ingenieur Erik Rotheim erfindet die Sprühdose.• . Februar: Als erste deutsche Autobank wird in Berlin unter der Firma Ford Credit Company die Ford Bank gegründet.• . - . Februar: Die Internationale Grüne Woche Berlin, eine Messe für landwirtschaftliche Erzeug- nisse, findet erstmals statt.• 1. April: In der Geschichte des Hörfunks wird die erste Übertragung eines deutschen Fußballländer- spiels verzeichnet. In Düsseldorf trennen sich die deutsche Elf und die Niederlande mit :.• 1. Mai: Umberto Nobile überfliegt im Luftschiff „Norge“ gemeinsam mit Roald Amundsen und dem amerikanischen Millionär Lincoln Ellsworth den Nordpol, drei Tage nach dem Amerikaner Richard Evelyn Byrd.• 1. Dezember: Der deutsche Außenminister Gustav Stresemann erhält gemeinsam mit seinem fran- zösischen Amtskollegen Aristide Briand den Friedensnobelpreis. Nach dem Ersten Weltkrieg zählte Briand zu den Unterstützern internationaler Friedensbemühungen und des Völkerbundes. Nachdem er 11 erneut die Regierungsgeschäfte [Frankreichs] übernahm, trat er am . Januar 1 wieder zurück, da der Sicherheitspakt zwischen Frankreich und Großbritannien auf der Konferenz von Can- nes nicht ratifiziert wurde und zudem Briands Kritik an den harten Bedingungen des Versailler Frie- densvertrages gegenüber dem Deutschen Reich bei der Bevölkerung auf Widerstand stieß. Von 1 bis 1 blieb Briand in 1 aufeinander folgenden Regierungen Außenminister und setzte sich für Abrüstung, die Annäherung an Deutschland und internationale Zusammenarbeit ein. 1 war er der Chefarchitekt der Verträge von Locarno. 1 bekam er dafür zusammen mit dem deutschen Au- ßenminister Gustav Stresemann den Friedensnobelpreis.• . Dezember: Durch das Arbeitsgerichtsgesetz wird in der Weimarer Republik das Reichsarbeits- gericht geschaffen und die Tätigkeit der Justiz in Arbeitssachen geregelt.• In der allgemeinen Gebührenordnung für Ärzte wird die Psychoanalyse als neues Aufgabengebiet aufgenommen.• Wohltätigkeitsveranstaltung zu Gunsten der Arbeitslosen von Ehingen. Sonntag, den . Februar 1 in den Hirschsälen unter gütiger Mitwirkung hiesiger Vereine. Saalöffnung ½  Uhr, Anfang ½  Uhr – Eintritt 1,— Mk.• Gründung der Handballabteilung der TSG Ehingen           

1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand• Ehingen - Die Partei „Zentrum“ in einer großen Zeitungsanzeige: „Die Sozialdemokratie und die de- mokratische Partei haben vor der verabredeten Besprechung aller Parteien über die Aufstellung ei- nes gemeinsamen Kandidaten sich einseitig auf Dr. Henger festgelegt und der Zentrumspartei, der größten Partei der Stadt, nur die Wahl gelassen, sich ihnen anzuschließen und ebenfalls die Wahl des Dr. Henger zu empfehlen oder allein vorzugehen. Wir ziehen das letztere vor, nicht aus Partei- taktik, sondern im Interesse der Stadt.“ Das Zentrum spricht sich für „Herrn Stadtschultheiß Kuhn“ (Tettnang) aus. Dieser sei erkennbar frömmer und christlicher, was sie an Dr. Henger vermissen. Dr. Henger erklärt seinerseits in einer Anzeige, längere Zeit in Berlin geweilt zu haben. Dort interessiere sich niemand für einen christlichen Lebenswandel (oder nicht). Dennoch habe er diesen geführt, ha- be katholisch geheiratet und erziehe auch sein Kind gut katholisch. In der Tat: Dr. Henger gewann die Bürgermeisterwahl – gegen das scheinbar so mächtige „Zentrum“. (Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, ..1) Zeitungsanzeige: Am Samstag abend halb  Uhr findet im Gasthof zum „Blumenschein“ eine Versammlung statt, wozu alle Arbeiter hiesiger Stadt eingeladen sind. Besondere Stellungnahme der Er- werbslosen, wirtschaftli- che Lage und Stadt- schultheißenwahl. Um zahlreichen Besuch bit- tet I.A.: Oßwald, Eisele, Scholl (Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Ober- schwaben, ..1)  Eine Zeitungsanzei- ge: Am Sonntag nachm. ½  Uhr findet im „Och- sensaal“ eine öffentliche Volksversammlung statt. Thema: Fürstenabfin- dung. Referent: Abg. Göhring – Ulm, wozu al- les aus Stadt und Land freundl. eingeladen ist. Sozialdemokr. Partei Ehingen (Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Ober- schwaben, 1..1) Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Volks- freund für Oberschwaben, 1..1 Allein in diesem Jahr lädt die Ehinger SPD zu drei verschiedenen Veran- staltungen per Zeitungs- anzeige ein.   104   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• Einführung Arbeits- und Kündigungsschutz für werdende und stillende Mütter• Arbeitslosenversicherung: Arbeitgeber/Arbeitnehmer :• Einführung der Arbeitsämter• 1. März: In Berlin kommt es zwischen bewaffneten Verbänden der Nationalsozialisten und der Kommunisten zu schweren Straßenschlachten.• 1. April: In Leuna nimmt die weltweit erste Großanlage für Kohleverflüssigung zur Mineralölgewin- nung ihren Betrieb auf.• 1. April: Der erste Volvo verlässt das Werk auf der Insel Hisingen.• ./1. Mai: Charles Lindbergh fliegt nonstop von New York nach Paris• . Oktober: Der als Schachspieler bekanntere Edward Lasker erhält ein Patent auf die von ihm erfun- dene Muttermilchpumpe.• Abschaffung der Lanze als offizielle Gefechtswaffe in der britischen Armee und der Reichswehr• Das Ehinger Zementwerk stellt seinen Betrieb ein. Es wurde 1 gegründet und lag gegenüber dem Bahnhof, etwa dort, wo sich heute das Einkaufszentrum in der Adolffstraße befindet. Vom „Blauen Steinbruch“ wurde das Rohmaterial per Materialseilbahn zum Werk gebracht. Die Zementwerkstra- ße erinnert noch heute an das einstige Industrieunternehmen. 1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand   „Der sudetendeutsche  Kampf …“ — ein unge-  wohntes Thema und eine ungewöhnliche  Parteienkonstellation.  Archiv Mangold/Volksfreund für Oberschwaben     

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• 1. Januar: Die Visumpflicht zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien wird aufgehoben.• . Januar: Walt Disney erfindet die legendäre Micky Maus.• . Februar: Der indische Physiker C. V. Raman weist experimentell eine bestimmte Streuung des Lichts nach, die nach dem Entdecker benannte Raman-Streuung. Die Entdeckung und seine Arbeiten über die Diffusion des Lichts werden 1 mit dem Nobelpreis für Physik gewürdigt.• . Mai: Reichstagswahlen in Deutschland: Verluste der DNVP und der liberalen Parteien; Stimmen- gewinne der SPD. SPD wieder in der Regierung nach , % bei der Reichstagswahl. Hermann Müller Reichskanzler einer Großen Koalition.• 1. Juni: Paul Löbe, Sozialdemokratische Partei Deutschlands wird in Berlin erneut zum Reichstags- präsidenten gewählt.• . Juni: Im Parlament des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen in Belgrad schießt ein serbischer Abgeordneter während einer Sitzung fünf kroatische Abgeordnete nieder. Der Führer der kroatischen Bauernpartei, Stjepan Radic, wird tödlich verwundet, zwei weitere Abgeordnete sterben ebenfalls an den Folgen des Anschlags.• . September: Der Bakteriologe Alexander Fleming bemerkt zufällig, dass eine seiner Staphylokok- ken-Kulturen, in die Schimmelpilze der Gattung Penicillium geraten sind, abgetötet ist. Seine weite- ren Untersuchungen führen zur Entwicklung des antibakteriellen Impfstoffs Penicillin.• . Oktober: Die Deutsche Reichsbahn bietet mit dem Fahrplanwechsel ihren Kunden keine vierte Wagenklasse mehr an, um höhere Einnahmen zu erzielen.• 1. November: Die Türkei beschließt per Gesetz die Einführung des lateinischen Alphabets.• . November: Die deutsche Reichspost führt probeweise erste Bildfunkübertragungen über ihren Sender Königs Wusterhausen. Sie testet damit eine Vorstufe in der deutschen Geschichte des Fern- sehens.• Ehingens Ehrenbürger Dr. Joseph Hehle starb in Ehingen am . Januar 1 und wurde in seiner Hei- matgemeinde Niederwangen (Stadt Wangen im Allgäu) beigesetzt.• 1 bildeten zwölf musikbegeisterte Dächinger eine Musikkapelle – 1 folgte die Gründung des Vereins. Schwäb. Zeitung Ehingen, ..1.• Die Blutreitergruppe Kirchbierlingen besteht seit 1.• Gründung eines Busunternehmens in Laupheim durch Jo- sef König, dem Großvater von Horst Bottenschein. Hieraus folgte 1 Gründung des Busunternehmens Bottenschein in Ehingen durch Hildegard und Willi Bottenschein. (botten- schein.de)• Griesingen: In Richtung Altbierlingen wird eine keltische Grabanlage entdeckt.• Unser SPD-Mann der ersten Stunde Franz Scholl (Friseur, Perückenmacher) wirbt in einer Zeitungsanzeige für seine „Ehinger Puppenklinik“: Es „werden Kranke alle Tage an- genommen.“ Info: In früheren Jahren bzw. Jahrzehnten wurden Puppen (Spielzeug) immer wieder zur Reparatur gebracht, um ausgefallene Gliedmaßen, Augen usw. wieder zu befesti- gen oder zu ersetzen, ebenso bei Bedarf die Haare. Man- ches Kinderauge „fand“ in den Wochen vor Weihnachten plötzlich seine Puppe nicht mehr, und dann lag sie – welche Freude – wieder wie neugeboren unterm Christbaum. Der „Puppendoktor“ hatte sein Werk getan Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, 1.11.1 106   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand 1..1 Der „Volksfreund für Oberschwaben“ berichtet: Im „Schwanen hatten die Sozi- aldemokraten eine öffentliche Versammlung. Es war hochinteressant, denn man hörte wieder nach langer Zeit die vertrauten Sprüche der Sozialdemokraten, die dem Zuhörer schon längst zum Halse heraushängen. Herr Dieterich aus Ulm sprach gut und er beton- te den Zug nach links und man fühlte es auch, daß ein Zug nach links erfolgen wird, denn die öffentliche Versammlung — Wahlversammlung, ein Landtagskandidat spricht, ein bekannter (im Sinn der sozialdemokrat. Partei) Redner — war von  Personen be- sucht. Manche sagen, es seien ein paar mehr gewesen incl. Bedienung. Ergo: Der Zug nach links. (Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, 1..1) (Anmerkung des Festschriftmachers: Eine an Rotzigkeit kaum zu überbietende redakti- onelle Berichterstattung! – siehe hierzu auch Abb. übernächste Seite unten links)Wahlergebnisse zur Reichstagswahl und zugleich Landtagswahlam . Mai 1 (Auszüge)Reichstagswahl Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, ..1Gemeinde  Stimmber.  gültig abgestimmt  Sozialdemokratie  Deutschnationale  Zentrumspartei  Volkspartei  Kommunisten  Demokratische Partei  Wirtschaftspartei  National‐Soziale Arbei‐ terpartei  Deutsche Bauenpartei  Bauenbund  Vo0lksrechtpartei  Ehi ob. Stadt  1571 1232 131 125 708 14 14 130 7 4 4 15 74 9 1 17 11 Ehi unt. Stadt  1388 970 227 71 533 13 15 56 10 3 29 Altbierlingen  142 112 1 76 21 32 92 Altsteußlingen  215 178 152 2 1 7 3 12 5 2 10 1 Berg  211 142 9 1 105 2 3 12 1 2 15 1 Berkach  112 90 6 1 67 2 1 27 32 4 Dächingen  220 197 3 188 1 12 7 Dettingen  235 204 4 4 171 2 43 1 4 91 3 Frankenhofen  186 157 3 1 142 2 14 1 13Gamerschwang  126 104 3 88 2 1 30 3 4 14 6 Granheim  172 158 2 1 146 2 1 83 Griesingen  354 255 9 4 126 4 5 6 1 18 3 1 26 3 Herbertshofen  99 75 1 3 63 1 1 1 8 10 170 10 1 86 Heufelden  131 120 2 104 Kirchbierlingen  263 160 5 6 110 35 Kirchen  410 265 9 5 205 9 54 Mundingen  179 104 8 4 7 Nasgenstadt  120 99 1 1 73 1 1 Öpfingen  320 243 21 3 185 2 1 Rißtissen  517 425 19 2 187 3 10 4Schaiblishausen  147 102 1 58 1 4           

Landtagswahl Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, ..1Gemeinde  Stimmber.  gültig abgestimmt  Sozialdemokratie  Deutschnationale  Zentrumspartei  Volkspartei  Kommunisten  Deutsch‐Demokraten  Mittelstandspartei  Württ. Bauernbund  Vo0lksrechtparte Ehi ob. Stadt  1545 1228 132 134 724 6 12 128 9 10 73 9 15 57 9 13 10Ehi unt. Stadt  1388 968 233 78 544 1 27 2 2 12 1Altbierlingen  142 111 1 80 8 2 18 2 15 2Altsteußlingen  215 178 2 154 2 9 2 1 1Berg  211 144 6 110 13 2 16 3 2Berkach  112 92 8 71 5 2 6 1Dächingen  220 195 4 188 66 7 11 7 94 5Dettingen  235 205 5 1 177 3 35 6 2Frankenhofen  186 157 3 146 11 3 29 1 9 9Gamerschwang  126 105 7 91 9 83 1 1 14Granheim  172 158 3 1 145 1 1 23 8 2 19 3 121Griesingen  354 258 8 5 130 33 38Herbertshofen  99 75 1 3 66Heufelden  131 121 1 116Kirchbierlingen  263 160 4 4 115Kirchen  410 265 10 5 231Mundingen  179 107 7 8Nasgenstadt  120 99 1 80Öpfingen  320 246 21 2 197Rißtissen  517 426 22 6 236Schaiblishausen  147 105 1 60Es sind teils unterschiedliche Parteien ange-treten! Bei beiden Wahlen zeigen auch hiermanche Gemeinden ein deutlich anderesAbstimmungsergebnis.Abb. rechts: Die Ehinger Zeitung zitiert das„Deutsche Volksblatt“, dass sich bestimmteParteien zu einer „unnatürlichen“ Listenver-bindung für die Kommunalwahlen zusam-mentäten, gegen das „Zentrum“. Für die Gemeinderatswahl gibt es als Gegenpol zum „Zentrum“ eine Liste „Bürgervereinigung“. Auf ihr bewerben sich Maunz, Wendelin  108   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  (Mühlebesitzer), Eisele Anton (Brunnenwärter, langjähriger SPD-Mann), Bottenschein, Alois (Zimmermeister), Donfried, Paul (Cafébesitzer), Hafner, Karl (Schlossermeister), Buck, Albert (Architekt), Schaude, Johannes (Wagnermeister), Kanz, Johannes (Maurer). Unter der Überschrift „Eine unnatürliche Listenverbindung“ berichtet der Ehinger „Volksfreund für Oberschwaben“, was die Konkurrenzzeitung aus Ulm, das „Deutsche Volksblatt“, meldete: „Von Ehingen a.D. kommt die Kunde, daß die Deutsche Volkspar- tei, die Mittelstandspartei, die Demokratische und Sozialdemokratische Partei ihre Wahlvorschläge miteinander verbunden haben. Alles geht gegen das Zentrum! Der ‚Schwäbische Merkur‘ hat bekanntlich die Werbetrommel für ein Zusammengehen sämtlicher bürgerlicher Parteien nicht nur in Stuttgart, sondern auch im ganzen Lande gegen die Sozialdemokratie gepredigt. Der Ehinger Vorgang paßt hiezu wie die Faust aufs Auge! Anton Eisele wurde mit dem höchsten Stimmenanteil unter allen Kandidaten gewählt. Quelle: Archiv Mangold/Volksfreund für Oberschwaben Anmerkung: Was sich auf den vorigen Seiten am Beispiel Mundingen zeigt, gilt für die anderen (damals überwiegend) evangelisch geprägten Gemeinden allesamt: „Man“ wählte die katholisch geprägte Zentrumspartei eher nicht (Lutherische Berge, Ersingen – in diesen Tabellen nicht aufgeführt, weil für den Ortsverein nicht relevant)  Zur Ehinger Gemeinderatswahl im De- zember: Besonderheit. Es gab zwei Listen, eine des Zentrums und die andere, „Bürger- vereinigung“, als gemeinsame der übrigen Parteien. Aus dieser wurden gewählt: Maunz, Wendelin – Eisele, Anton – Botten- schein, Alois – Donfried, Paul – Hafner, Karl – Buck, Albert – Schaude, Johannes – Kanz, Johannes Alle Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwa- ben, ..1Abb. oberhalb:     Siehe dazu die Berichterstattung auf vorvoriger Seite.      

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• 1. April: Inbetriebnahme der Nord-Süd-Leitung, der ersten mit einer Spannung von  kV betriebe- nen Hochspannungsleitung in Deutschland und der ersten Verbundleitung der Welt.• . September: Die sowjetische Regierung verfügt per Dekret, dass ab 1. Oktober eine Woche zu fünf Tagen eingeführt werde. Nach vier Arbeitstagen folgt ein Ruhetag, Samstag und Sonntag werden abgeschafft. Damit soll die Produktivität gesteigert und das herkömmliche durch ein revolutionäres Kalendersystem abgelöst werden.• . Oktober: König Alexander I. lässt während einer Staatskrise das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen in Jugoslawien [d.h. „Südslawien“] umbenennen.• . Oktober: Schwarzer Donnerstag an der New Yorker Börse, Beginn der Weltwirtschaftskrise.• Thomas Mann erhält den Nobelpreis für Literatur.• Ehingen: Die Hauptfigur der Muckenspritzer und gleichzeitig Namensgeber der Narrenzunft Sprit- zenmuck e.V. aus Ehingen wurde 1 wieder ins Leben gerufen.• Am 1. Juli 1 eröffnete Robert Bayer sen. mit dem Kauf seines ersten LKW in Zwiefalten ein Trans- portunternehmen. Damit war er im weiten Umkreis als Fuhrunternehmer tätig und gilt deshalb als Pionier des Straßenverkehrsgewerbes. Seine ersten Transportleistungen bestanden darin, Materia- lien zum Bau der großen Elektrizitätsversorgungsleitung aus dem österreichischen Vorarlberg in den Raum Oberschwaben und weiter bis nach Ulm und Stuttgart zu befördern. Schnell kamen weitere Aufträge dazu, so dass ein zweiter LKW angeschafft werden konnte. Um die Auslastung der LKW über das Wochenende zu sichern, entwarf Robert Bayer eine Schnellwechselkabine für die Perso- nenbeförderung. Damit konnten wahlweise Personen oder Güter befördert werden. Mit dieser Om- nibuskonstruktion begann der erste Reiseverkehr des Unternehmens. Die beliebtesten Reiseziele waren schon damals der Bodensee, das Allgäu, die Schweiz und das nahe Österreich. (www.bayer-reisen.de)• Freiwillige Feuerwehr Ehingen: Der strenge Winter 1 (mit Temperaturen von -°C) führte dazu, dass Fahrzeuge mit geschlossenem Aufbau konstruiert wur- den. Griesinger Festumzug krönt Pfingstfest (1-Jahrfeier im Jahr 1). Robert Seifert hatte altes Ackergerät wie einen Mähdre- scher von 1, Egge und Kartoffelroder aufgetrieben, ältere Umzugsbesucher kannten sie noch von früherer Feldarbeit. (mv-griesingen.de) SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und 1 auch mal Blicke über den Tellerrand  Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, 1.1.1. Unser Genosse Anton Eisele bedankt sich u.a. auch bei der „Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei“ für die Anteilnahme am Tode seiner Frau.  Anmerkung: Wenn man die im Ehinger Stadtarchiv einzige verfügbare damalige Tageszeitung mühsam Seite für Seite durchsieht und dabei kaum auf Lebens- zeichen des SPD-Ortsvereins stößt, darf einen das nicht wundern: Wer bezahlt schon gerne einem Verle- ger Geld für Anzeigen, um dann im selben Blatt re- gelmäßig als Gefahr für Volk und „Vaterland“ darge- stellt zu werden, mit Hohn und  110   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Spott übergossen, und zugleich wird jede Veranstaltung der Zentrumspartei übergroß und übereifrigst angekündigt, ihre Referenten als die besten Kenner und Sachwalter dargestellt, die anzuhören gleichsam heiligste Pflicht eines Jeden sei. Und so sind wir zuweilen schon durchaus froh, bestenfalls Zeitungsanzeigen zu finden, die belegen, dass SPD-Mitglieder und Ortsverein „irgendwie“ noch existent waren.  Abb. links: Ver- anstal- tung zur Fasnets- zeit im SPD- Stamm- lokal; Heimat eines langjährig Aktiven: Josef Baur.  Abb. unten rechts: Von irgendetwas muss der Mensch ja leben (Wirt, SPD-Mann, und Gäste), auch am Palmsonntag-Wochenende, also noch vor Ostern und daher in der „Fastenzeit“. Abb. Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, 1..1 und ..1• Abb. links unten: Keine Verbindung zum Ortsverein, aber zur Geschichte Ehingens. Und vielleicht ist der Preisvergleich ja spannend. Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, 1..1           

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• 1. Januar: Die Arbeitslosenversicherung wird im Deutschen Reich von  auf , % angehoben.• . März: Große Koalition unter Reichskanzler Müller zerbricht wegen Streit zwischen SPD und DVP über Finanzierungsbeiträge zur Arbeitslosenversicherung (Anfang vom Ende der Weimarer Republik)• . Juni: In Island wird das 1.-jährige Bestehen des Althing, des isländischen Parlaments, gefeiert.• 1. Juli: Auflösung des Reichstages durch Reichspräsidenten Paul von Hindenburg• 1. September: Bei der Reichstagswahl 1 wird die NSDAP zweitstärkste Partei.• Abb.: Die Ehinger Zeitung veröffentlicht den Stimmzettel zur Reichstagswahl, „praktischerweise“ gleich „ausgefüllt“ Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, ..1 Unterzeichnung der Haager Schlussakte, mit der die Reparati- onszahlungen Deutschlands ab- schließend geregelt werden . Oktober: Henry Ford legt in Köln den Grundstein für ein Ford-Autowerk 1. November: „Blitz“ heißt der neue Opel- Lkw aus Rüsselsheim. Die Adam Opel AG hat sich nach einem Preisausschreiben mit 1, Millionen Vor- schlägen für diesen Namen entschieden. Erste Tischtennis- weltmeisterschaft in Deutschland   112   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 • Erstmals wird in Ehingen ein Tonfilm aufgeführt – siehe Abbildung Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zei- tung, ..1 Der 1. Vorsitzende, Stadtrat Scholl, eröff- net das Sommerkon- zert des Gesang- Vereins „Eintracht“. Auch Stadtschultheiß Dr. Henger war an- wesend. Die Veran- staltung fand im „Blumenschein“ statt. Der Schwäbische Alb- verein beklagt sich: Nach ihrem großen Erfolg bei der Reichs- tagswahl vom 1. September fordert die NSDAP ihre Mit- glieder ggf. zum Aus- tritt aus dem Albver- ein auf. Der Ehinger Zeitung („Volksfreund für Oberschwaben“) er- wächst Konkurrenz aus Ulm: Das „Ulmer Tagblatt“, vom „Volksfreund“ als „deutsch-nationaler Raufbold“ tituliert und „Ulmer Sturm“, vom „Volksfreund“ als „nationalsozi- alistisches Blatt“ gekennzeichnet• Griesingen, Reichstagswahlergebnis (Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, 1..1 ):                

1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand  Abb. links: Stadtarchiv Ehingen/ Volksfreund für Oberschwaben, 1.1.1 Am Sonntag! Der Landtagsabgeordnete Friedrich Göhring war oft in Ehingen zu Gast.  Abb. links: Archiv Mangold/ Volksfreund für Oberschwaben (undatiert, 1) Eine etwas unklare Art der Berichterstattung! Immerhin wendet sie sich hier im Wesentlichen gegen die NSDAP. 114   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  „Herr Stadtrat Scholl“ wird wiederholt als Vorsitzender des Gesangvereins Eintracht ge- nannt. Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, .1.1 und ..1 Das Jahr ist wieder ein Wahljahr. Eine weitere Reichstagswahl steht an. Was weiter oben geschrieben steht, gilt dieses Mal noch viel mehr: Die Ehinger Lokalzeitung „Volksfreund für Oberschwaben“ sieht sich praktisch zu hundert Prozent als „Zent- rums“-Werbungsblatt. In den Wochen rund um die Wahl wimmelt es von Berichten und Werbungseinlagen für diese eine Partei. Alle anderen tauchen wiederum gar            

nicht auf oder werden verspottet. Ein Trost, dass sich dieser Spott auch auf die NSDAP bezieht. Der Zeitungsartikel „Und sie redeten ….“ bezieht sich auf vier Wahlveranstaltungen in Ehingen am gleichen Wochenende. Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, ..1 Da vermutlich viele aus unserer heutigen Leserschaft … … Mühe mit der Frakturschrift haben, findet sich nachstehend derselbe Text wörtlich in heute besser lesbarer Schrift. (Wer das Original nachlesen will und Schwierigkeiten mit der Frakturschrift hat, erhält hier Hilfe: Seite )Und sie redeten ….Die Nazi geben ein Promenadekonzert — Ein protestantischer Stadtpfarrer spricht zuden Sozialdemokraten — Der deutschnationale Spitzenkandidat stellt sich vor —Dr. Colsmann spricht über neue Wege der WirtschaftZuerst die Nazi. Klimbim Trara. Mit ca. 120 Mann kamen sie angezogen und marschierten unter klin-gendem Spiele durch unsere Stadt. In Reih und Glied wie beim Kommis46 marschierten die Braunhelden.Zuletzt kamen die Schwarzen. Das war der Stoßtrupp, das waren die Gedienten. Alles andere war Ju-gend, jung, jung, sehr jung. Mit diesen macht man Politik. Das Publikum schaute dem Umzug teilnahms-los, wenn nicht gar oft bemitleidend zu. Armes Deutschland. Diese Jungen sollen Deutschland retten?Wer glaubts? Auf dem Spritzenhausplatz großes Sammeln. Man hält eine Rede. Wir kennen ja die Redender Herren Nazi. Phrasengemenge, Schimpfen, über alles, was nicht nationalsozialistisch ist. Geschrei,wertlose Worte, die Dumme höchstens begeistern kann, den Vernünftigen aber zum Lachen zwingt.Auch das ließ man sich gefallen, man war ruhig, man hörte sich alles an und amüsierte sich köstlich andem ganzen Rummel. Daß es nicht allzulange mehr gegangen wäre, das wußte man und die Jugend be-wies es, denn als die Nazi ihre Autos bestiegen hatten, da kam die Jugend und schob die Wagen der Nazian (—), damit es Ihnen ja nicht mehr einfallen sollte, noch länger dazubleiben. Man hatte genug an die-sem Theater. Das Publikum war ruhig. Nur einer stritt mit dem andern und er hätte bald Schläge be-kommen — — der eine. In diesem Zusammenhang: Steht so in der Zeitung! Die Polizeidirektion München erläßt folgende Anordnung: Versammlungen unter freiem Himmel, insbesondere Aufzüge, Aufmärsche und Propagandafahrten von politischen Vereinigungen oder von Schutzeinrichtungen solcher Vereinigungen sind in der Zeit vom 5. bis 15. September innerhalb des ganzen Stadtgebiets verboten. Anfrage: Warum ist das hier in Württemberg, hier in Ehingen nicht möglich? Wozu brauchen wir es uns gefallen lassen, daß die Halbwüchsigen, die den Staat und die Kirche unterwühlen, auch bei uns ihr fal- sches Spiel treiben? Einfach verbieten, daß Versammlungen unter freiem Himmel stattfinden. Schluß, energisch, Schluß.Im übrigen war politische Hochkonjunktur am Sonntag. „Nur“ 3 Versammlungen. Überall Rednervon Bedeutung oder mit Namen.Im Blaufeld waren die Sozialdemokraten47. Ein Herr Stadtpfarrer Egger[t] aus Mannheim sprach. Ersprach wirklich gut und es war ein Genuß, ihm zuzuhören, denn was er sagte, war nicht die Darle-gung des sozialistischen Programms, es war eine Schilderung der Not, des Elends. Was wollen Siedenn, Herr Stadtpfarrer? Soweit können wir alles, was Sie sagten, unterstreichen. Wir fühlen genauso, wie Sie, wir wissen genau so gut, daß Hilfe not tut, wissen genau so gut, daß ein Krieg Völkerund Menschenseelen vernichtet. Wir sind genau so gut dagegen. Nur daß bei allem nur die Sozial-demokratie soll helfen können. Nee. Es stimmt, daß aus dieser Not heraus eine christliche Pflichtentspringt, aber nicht die Pflicht, gerade sozialdemokratisch zu wählen. Eigenartige Auffassung hat-te er über das Verhältnis der kath. Geistlichen zu den Menschen. Verstehen kann man seine Auffas-sung, aber es wäre doch besser gewesen, er hätte sein subjektives Urteil in dieser Frage für sich be-halten. Im übrigen, es ist neu, daß die Sozialdemokratie auf einmal so christlich ist. Das glaubt keinMensch und kein Sozialdemokrat. Man wird auch nie es hören, nur dann — seit neuem — wennein Stadtpfarrer zu den Sozialdemokraten spricht.                                                           46 Kommis[s] = umgangssprachlich für Militär, Reichswehr; vgl. heute „beim Bund“ (Bundeswehr) 47 Siehe zugehörige Anzeige auf nächster Seite unten links  116   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Wählt Liste 3!  In der „Linde“ hatten die Deutschnationalen ihre Versammlung. Herr Landtagsabgeordne-ter Dr. Wider sprach. Ein guter Redner. Er ist auch Spitzenkandidat der Partei in Württemberg.Natürlich auch bei ihm: Alle haben ihre Fehler gemacht, die Sozi, die Demokraten, die Strese-männer, und alle übrigen, natürlich auch das Zentrum, denn welche Partei schimpft nicht über dasZentrum, über das schimpft man am meisten. Hohe Politik: In der Linde hält man dem Zentrumvor, es sei immer mit der Sozialdemokratie gegangen u. zu gleicher Zeit schimpft im Blaufeld dieSozialdemokratie über das Zentrum. Ach, diese Koalition. Die muß oft herhalten. Daß wir aberdadurch Kulturbolschewismus betrieben hätten, Herr Landtagsabgeordneter, das glauben Sie dochselber nicht, Sie mußten es doch so sagen, denn Parole Hugenberg: Schimpfen, alles aufs ganzetreiben, dann aber nur keine Verantwortung, die überläßt man den anderen. Ihr Hallelujah auf Hu-genberg konnte man verstehen, aber glauben? Nee, überzeugen konnten Sie nur — — die Ihrigen,aber selbst denen wird manches neu gewesen sein und sie werden ihre Einstellung jetzt ändernmüssen. Wählt Liste 3! In der „Krone“ war Vortrag der Staatspartei. Herr Geheimrat Dr. Colsmann sprach. Daswar etwas interessantes und man vergaß ganz die Politik, als man den Vortrag anhörte. EinVolkswirtschaftler entwickelte hier Ideen, die vielversprechend sind, die aber auch zu mancherGegenrede reizen konnten. Vielleicht zeigt sich auf dem vom Redner gezeigten Wege eine Ret-tung der Wirtschaft, doch wird dieser Weg noch viele, viele Opfer kosten, bis die Schwachen un-tergegangen sind. Im Schlußwort zeigte Redner noch die Bedeutung der Staatspartei. Es war allesin allem der interessanteste Vortrag, doch zur Staatspartei wurde durch den Vortrag keiner be-kehrt. Wählt Liste 3! Rechts: Ein Mitglied der Stadtverwaltung dankt in seiner amtlichen Eigenschaft „Ratschreiber“ im „Namen der Stadt“, dass die Leute „Zentrum“ gewählt haben … Leider wird nicht ersichtlich, was hier mit „Bezirk“ gemeint ist (vermutlich „Landkreis“). Aber auf jeden Fall tritt „Postinspektor Storr“ unter Verwendung seiner Berufsbezeichnung auf.                                                            48 Aufforderung des Zeitungsverlegers, Liste 3 (Zentrum) zu wählen (wiederholt)            

Hier erkennt man, warum das Zentrum und die mit ihm verbandelten kommunalen Behördenso überschwänglich dankten.Sie haben aber nicht erwähnt, dass sie in Mundingen nicht eine einzige Stimmer erhalten hat-ten (ähnlich in anderen „evang.“ Orten des Bezirks).Auch Rißtissen war dem „Zentrum“ nicht so sehr zugetan.Der Vergleich zwischen Ehingen (obere Stadt) und der Unterstadt lässt wiederum ein sozialesGefälle erkennen, das sich in der Stimmenverteilung niederschlägt.Die NSDAP gehört noch zu den kleineren Parteien. Anm.: Kleine Abweichungen zwischen der Zahl der abgegebenen Stimmen und der Summe der für die Parteien aufgeführ- ten Stimmenzahlen dürften auf Splitterstimmen zurückzuführen sein, die in der Presse nicht dargestellt wurden.  118   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 11 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• 11/1: Die Wirtschaftskrise in Deutschland erreicht ihren Höhepunkt. Es gibt . Konkurse und  Millionen Arbeitslose.• . Januar: In Los Angeles findet die Uraufführung von Charles Chaplins Film „Lichter der Großstadt“ statt.• 1. März: Der erste Elektrorasierer kommt auf den Markt.• . März: Carl Duisberg fordert auf der Tagung „Wirtschaft in Not“ des Bayrischen Industriellen- Verbandes einen „geschlossenen Wirtschaftsblock von Bordeaux bis Sofia“. Anm.: (EU!!!)• 1. Juli: Die Deutsche Bankenkrise führt zur Anordnung mehrerer allgemeiner Bankfeiertage in Deutschland durch die Regierung Brüning, um einem Ansturm verunsicherter Kunden zwecks Rück- zahlung ihrer Einlagen vorzubeugen.• 11. Oktober: Bildung der Harzburger Front. Nationale Opposition (NSDAP, DNVP, Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten) gegen Eiserne Front (SPD, Gewerkschaften, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold).• . November: In der deutschen Bankenkrise werden durch eine Notverordnung des Reichspräsiden- ten Paul von Hindenburg die Sparkassen mit der Rechtsform Anstalt des öffentlichen Rechts ausge- staltet. Ihr Vermögen ist vom – zumeist kommunalen – Gewährträger zu trennen, das Institut darf ihm nur begrenzt Kommunalkredit gewähren.• 1. Dezember: In der gegründeten Eisernen Front formieren sich vor allem Sozialdemokraten und Gewerkschafter in der Zeit der Weimarer Republik im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Sie wollen damit ein Gegengewicht zur rechtsextremen Harzburger Front schaffen.• Öpfingen: Am . Juli 11 fand die Fahnenweihe für die neue Vereinsfahne statt. Die „Alte“ war al- tersschwach und brüchig gewordenen. Dieses Fest der Fahnenweihe wurde verbunden mit dem - jährigen Jubiläum des Liederkranz durchgeführt. Das Fest fand unter großer Beteiligung der Gauver- eine statt und nahm einen schönen Verlauf. Im Volksfreund für Oberschwaben wurde ausführlich über dieses Fest berichtet. (http://www.liederkranz-oepfingen.de)• Frauen-  sport: Das   Lesen  „lohnt“  sich,  selbst  wenn es etwas Mühe macht.   Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben , ..11

11 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand Abb. links:Unkostenbeitrag! Abb. Mitte:Zur Gemeinderatswahlvom 1.1.11 Archiv Mangold/Feger Abb. unten: Archiv Mangold/ Feger.1.11Wahlergebnis(Sitze im Gemeinderat):Zentrum Dt. Demokr. Partei 1NSDAP 1Freie Wähl.-Ver. 1 SPD  KPD   Steinhauermeister Christian Fischer stirbt. Wie aus der Danksagung her- vorgeht, nahmen an der Beisetzung u.a. teil: Militärverein, landwirtsch. Ortsverein, Gesangverein „Eintracht“ (SPD-nah) und die „Ortsgruppe der sozialdem. Partei Ehingen.“  „Abziehmeister“ hat vermutlich etwas mit Schärfen/Schleifen von Industrie- maschinenteilen zu tun. 120   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund deutscher Kriegsteilnehmer und Republikaner, kurz Reichsbanner, war ein überparteiliches, in der Praxis von Sozialdemokraten dominier- tes Bündnis in der Weimarer Zeit zum Schutz der Republik gegen ihre Feinde an den politi- schen Rändern. http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbanner_Schwarz-Rot-Gold Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, 1..11   Hinweis: In der Ehinger Tageszeitung Volksfreund für Oberschwaben finden sich ab 11 vermehrt Hinweise auf örtliche Aktivitäten der NSDAP: Veranstaltungen, Aufmärsche, aber auch Pres- sekampagnen durch die NSDAP-Zeitung „Ulmer Sturm“. Einmal ist auch von einer Prügelei zwischen KPD- und NSDAP-Leuten die Rede.Abb. oben: „… verdankt übrigens unser Musikverein Lyra sein Entstehen. (…) wurde aufVeranlassung des sehr rührigen Schriftführers Franz Scholl, der sich um die Vorbereitungsdes Stiftungsfestes in ganz besonderem Maße bemüht hatte, am 1. August 11 im ‚Hirsch‘in Ehingen eine Versammlung einberufen, in der nach längerer Aussprache ein MusikvereinLyra zur Pflege der Musik seine Gründung fand.“ (Zeitungsmeldung zur Zehnjahresfeier desMusikvereins Lyra) Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, ..11Da ist er wieder: Unser SPD-Mann Franz Scholl, Friseur, Perückenmacher, Puppenklinik-„Doktor“, Kleingartenpächter, Gründer des SPD-Ortsvereins und maßgeblichesGründungsmitglied des Musikvereins Lyra — und lange Jahre Gemeinderat.                                                               49 Republikaner, hier: von Demokratie und der Republik Überzeugte; keine Anhänger einer rechtsextremen  Partei mit irreführender Bezeichnung        

Eine kleine Sensation: Dr. Kurt Schumacher, Reichstagsabgeordneter, ist am .September 11 beim Ortsverein als Redner zu Gast. Und „Rot-Rot“ schien ein Thema zusein, wenngleich gewiss nicht unter exakt denselben Vorzeichen wie 1 …)Übertragung aus dem oben abgebildeten Pressebericht:„Besonderheiten: Im ‚Ochsen‘ fand am Samstag eine Versammlung der sozialdemokratischenPartei statt. Da als Redner der Reichstagsabgeordnete Dr. Schumacher gewonnen war, war derBesuch ein starker. Redner rechnete in treffender Weise mit den extremen Parteien ab und hattedadurch bei Parteianhängern und vielen anderen Zustimmung erhalten. Die Kommunisten hattenextra aus Ulm einen Diskussionsredner kommen lassen, der die Erreichung der Sowjetziele in Deutschland in einem Zusammenschluß zwischen Sozial- demokratie und Kommunismus über die Bourg[e]oisie hinweg propagandierte und dies als Endziel hinstellte.“ Abb.: Dr. Kurt Schumacher im Jahre 11. In diesem Jahr war er in Ehingen zu Gast. (Foto: FES) „Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit.“ Dr. Kurt Schumacher http://www.websozis.de                                                            50 Kurt Schumacher, geb. 1895 in Westpreußen. Abitur, Studium (Jura, Nationalökonomie), SPD‐Beitritt; Mit‐glied des Landtags Württemberg (1924‐1931); Mitglied des Reichstags (1930‐1933); formulierte die Rede von Otto Wels zum Ermächtigungsgesetz mit; KZ Heuberg/KZ Ulm, Ob. Kuhberg/KZ Dachau (fast 10 Jahre); seit Mai 1945 wieder aktiver SPD‐Politiker: „Nach 1945 wurde er unumstrittener Parteiführer und eine der prägenden Gestalten der frühen Bundesrepublik.“  Es lohnt sich, mehr dazu nachzulesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Schumacher  122   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Abb. oben: Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (siehe auch Seite 11)  Familienfeier: guter Besuch, zwei The- aterstücke, Couplet1-Vorträge, Turnvor- führungen, „lebende Bilder“. Stadtarchiv Ehin- gen/Volksfreund für Oberschwaben, .1.11  Abb. unten: Georg Simon (1-1), Reichstagsabge- ordneter 1 bis 1; 1 von den Nazis verhaftet. Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Ober- schwaben, .11.11 Abb. oben: Eine Gemeinderatswahl steht an.Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben,.1.11                                                               51 Couplet: scherzhaft‐satirisches Strophengedicht mit Kehrreim, meist aktuellen [politischen] od. pikanten In‐halts (DUDEN)        

  Gemeinsamkeit der Demokra- ten!  Damals: (a) alle hiesigen demokratischen Parteien (b) die ganze Be- völkerung ist eingeladen (c) Mitwirkung der hiesigen Stadtkapelle Dabei gäbe es ebenfalls Anlass genug, Verfas- sungen zu würdi- gen: Landesver- fassung, Grund- gesetz, Vertrag von Lissabon (alseine Art vorläufiger EU-Verfassung) samt EU-Grundrechte-Charta — alles geltendes Recht!DIE CHARTA DER GRUNDRECHTE DER EUROPÄISCHEN UNION: TITEL I WÜRDE DES MENSCHEN1 zur Erinnerung: Im Auftrag des TITEL II FREIHEITENDeutschen Bundestages war unserdamaliger Bundestagsabgeordneter TITEL III GLEICHHEITProf. Dr. Jürgen Meyer maßgeblich TITEL IV SOLIDARITÄT TITEL V BÜRGERRECHTEan der Ausarbeitung sowohl der TITEL VI JUSTIZIELLE RECHTEEU-Grundrechte-Charta wie auch TITEL VIIder (vorläufigen) Europäischen ALLGEMEINE BESTIMMUNGEN ÜBER DIEVerfassung beteiligt. AUSLEGUNG UND ANWENDUNG DER CHARTAVerfassungstage haben z.B.: Andorra (1..), Dänemark (..), Norwegen (1..), Polen(..), Schweden (..), Slowakei (1..) 124   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1    Info zur Gemeinderatswahl: Nur die Hälfte der Sitze musste durch die Wahl wieder be- setzt werden. Franz Scholl schaffte die Wiederwahl nicht mehr. Dafür zog erstmals ein Nazi ein. Alle Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Ober- schwaben, 1.1.11           

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen • 1. Januar: Im Deutschen Reich beginnt das Nummerieren der wichtigsten Fernverkehrsstraßen, um die schnelle Orientierung zu erleichtern. . Februar: Adolf Hitler erlangt die deutsche Staatsbürgerschaft. . März: Im Film Tarzan, der Af- fenmensch verkörpert der Schwimm-Olympiasieger Johnny Weissmüller zum ersten Mal den Urwaldmenschen Tarzan. 1. April: Paul von Hindenburg wird im zweiten Wahlgang mit  % der Stimmen wieder zum deutschen Reichspräsidenten gewählt. 1. April: Das Verbot der SA und SS wird in Deutschland vom Minister Wilhelm Groener in der Regierung Brüning verfügt. Es kostet den Kanzler Sympathien beim Reichspräsi- denten Paul von Hindenburg und wird im Juni von der Regierung Franz von Papen wieder aufgehoben.• . Juli: Die deutsche Regierung unter Franz von Papen erreicht am Ende der Konferenz von Lausanne ein Ende der im Versailler Vertrag auferlegten Reparationszahlungen.• . August: Die erste öffentliche Autobahn, die heutige Bundesautobahn  zwischen Köln und Bonn wird vom Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer eröffnet. • Werner Heisenberg (Deutschland) erhält den Nobelpreis in Physik. • Das Logo. DKW wurde 1 eine der vier Marken der Auto Union. Die vier Ringe finden sich heute bei AUDI und ste- hen immer noch für die früheren Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer. • • Ehingen hat  meist katholische Einwohner. • • Das Standardwerk zur Geschichte der Stadt Ehingen an der Donau ist Franz Michael Weber, „Ehingen – Geschichte ei- ner Das Standardwerk zur Geschichte der Stadt Ehingen an der Donau ist Franz Michael Weber Donaustadt, Herausge- geben von der Stadt Ehingen 1, . unveränd. Aufl. 1. — Franz Michael Weber war lange Jahre Pfar- rer der katholischen Gemeinde Griesingen nahe Ehingen. Webers  Seiten starke Stadtgeschichte, er- schienen 1, endet bereits mit dem Ende der Weimarer Republik, also 1, nicht etwa mit dem Ende der NS-Zeit, was ja durchaus möglich gewesen wäre, oder mit dem Jahr 1 selbst. Franz Michael We- ber gibt für dieses zeitliche Ende seiner Stadtgeschichte eine eigenartige Begründung: „Die Zeit, in der die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die Macht behauptete,“ ist (wohlgemerkt: 1!) noch zu sehr Gegenwart, als dass sie schon in einem Geschichtswerk, das keinem zulieb und keinem zuleid ge- schrieben sein soll, in diesem Zeitpunkt behandelt werden könnte.“ Dass diese Stadtgeschichte, wenn sie „keinem zuleid“ geschrieben ist, der WAHRHEIT aus dem Weg geht, das scheint der Autor nicht zu be- merken oder - wohl eher: WILL es nicht erkennen., http://veit-feger.homepage.t-online.de/stehing.htm• Öpfingen: Bürgermeisterwechsel Wahl — Munding 126     

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand• In diesem Jahr fanden zwei Reichstagswahlen statt:• Die Reichstagswahl vom 1. Juli 1 war die Wahl zum . Reichstag der Weimarer Republik. Sie en- dete mit starken Zuwächsen für die NSDAP. — Die Reichstagswahl vom . November 1 war die Wahl zum . Deutschen Reichstag. Sie war nötig geworden, weil Paul von Hindenburg den Reichstag nach einer schweren parlamentarischen Niederlage der Regierung unter Franz von Papen aufgelöst hatte. Die Wahl endete mit erheblichen Stimmenverlusten der NSDAP. Für kurze Zeit schien der Auf- stieg der Partei damit gestoppt zu sein. Eine parlamentarische Regierung war allerdings nicht mög- lich. Nach der kurzen Regierungszeit von Kurt von Schleicher wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Die folgenden Wahlen vom . März 1 fanden bereits im Schatten der beginnenden Dik- tatur statt. (Quelle: Wikipedia)Die Ergebnisse für Ehingen und Umgebung (J = Juli; N = November) – Splitterparteien sindhier nicht dargestellt Stimmber. Abge- stimmt Ungültig Sozialde- mokraten National- sozialisten Kommu- nisten Zentrum Deutsch- nationale Bauern u. Weingärt- nerpartei Ehingen, J 1592 1412 7 68 278 90 835 85 4 obere St. N 1676 1300 12 66 283 88 783 97 8 Ehingen, J 1475 1213 8 83 208 138 760 55 11 untere St. N 1542 1184 15 74 220 191 605 38 10 J 138 130 2 1 15 0 104 1 5 Altbierlingen N 141 117 1 1 11 0 96 1 5 J 228 217 0 2 28 0 178 0 10 Altsteußlingen N 227 198 3 1 21 3 161 6 1 J 223 171 2 2 34 3 117 8 7 Berg N 227 167 2 1 9 8 123 1 2 J 107 81 1 4 9 1 63 0 2 Berkach N 111 55 1 2 14 0 35 0 2 J 229 212 0 0 12 2 187 9 0 Dächingen N 227 190 1 0 10 2 171 3 ? J 278 239 0 0 14 6 206 5 4 Dettingen N 281 248 0 0 10 3 217 4 7 J 181 167 0 0 3 0 161 0 2 Frankenhofen N 192 147 1 0 6 3 132 1 1 J 128 116 0 1 18 0 84 3 10 Gamerschwang N 134 116 0 1 27 1 81 1 6 J 185 167 2 0 24 2 132 3 4 Granheim N 187 144 0 0 25 3 107 5 2 J 377 309 2 1 33 1 227 4 36 Griesingen N 380 294 4 1 60 2 199 3 28 J 112 104 1 0 16 0 75 1 7 Herbertshofen N 121 86 1 0 12 0 63 2 6 J 135 127 0 0 7 0 114 1 4 Heufelden N 135 119 1 0 8 1 104 0 5           

Stimmber. Abge- stimmt Ungültig Sozialde- mokraten National- sozialisten Kommu- nisten Zentrum Deutsch- nationale Bauern u. Weingärt- nerpartei Kirchbierlingen J 267 202 6 1 37 0 152 18 Kirchen N 281 219 3 0 38 1 171 33 J 412 352 1 1 76 2 254 89 Mundingen N 472 324 1 0 90 3 207 4 17 Nasgenstadt J 191 146 1 0 104 10 1 38 N 192 149 0 0 107 01 4 36 Öpfingen J 130 116 7 24 0 99 48 Rißtissen N 133 120 2 39 1 93 43Schaiblishausen J 336 323 2 9 69 2 224 0 18 N 333 298 6 5 54 7 211 08 J 537 442 4 7 59 8 300 3 56 N 548 374 6 8 67 12 239 2 31 J 147 119 2 2 12 0 92 00 N 150 112 8 2 10 2 89 23 106 436 J 7408 6365 48 184 0 256 4 192 243 184 109 392 N 7690 5961 68 165 1 331 9 181Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, ..1 (J) und .11.1 (N), auch die Abbildungen auf dieser und der vorigen Seite (..1) Abbildung unten: Zei- tungsseite mit den Wahlergebnissen zu einer Reichstagswahl 1. Wegen des schlechten Druck- bildes konnten nicht alle Ziffern mit letzter Sicherheit erkannt werden.In der Bewertung der Zukunft der NSDAP im Raum Ehingen legt die Zeitung 128 leider  sehr daneben.  

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Unter der Nazidiktatur (1-1)1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen … mit spürbaren Folgen bis ins Heute (1)• Das Ende der Freiheit für anfangs behauptete tausend Jahre. Es wurden dann „nur“ zwölf Jahre, aber mit Rassenhass, Unfreiheit, Massenmord, Weltkrieg, Terror — und Deutschlands Ruf für lange Zeit zerstört oder beschädigt, bis weit über die damalige Zeit hinaus, auch wenn Manches heutzutage (1) in dieser Form gewiss sachlich falsch und – für uns in Deutschland! – unverständlich sein mag: Beide Abb. links: 1/1, Zeit der Wirt- schaftskrise (weltweit, also auch in Europa), und hier gerne als Kri- se des EURO apostro- phiert – vor allem süd- europäische EU-Länder bekamen große wirt- schaftliche Probleme. Sie wurden von der EU einerseits unterstützt, andererseits aber auch mit Vorgaben zu ihrer Finanz- und Steuerpolitik unter Druck gesetzt. Natürlich traf es dabei auch meist die ärmeren Leute in der Bevölkerung ganz massiv. Immenshohe Arbeits-, vor allem Jugendarbeitslosigkeit, Pleitewellen, massive Lohn- und Rentenkürzungenusw. Oft entlud sich Frust und Zorn bei Demonstrationen, bei denen die deutsche BundeskanzlerinAngela Merkel (CDU) als Gnadenlose und an der Misere Schuldige gesehen und angegangen wurde.Durch die Medien geisterten dann Bilder wie diese: Die „böse Deutsche“ Merkel mit Hitlerattributen.Eine persönliche Anmerkung des Festschriftmachers:Putin = Hitler  CDU/CSU und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag vom November 1 u. a. folgendes vereinbart: „Zur zusätzlichen Finanzierung des Erhalts und des Ausbaus Gesehen bei  unseres Autobahnnetzes werden wir einen angemessenen Beitrag der Halter vonDemos in Kiew  nicht in Deutschland zugelassenen PKW erheben (Vignette) mit der Maßgabe, dass kein Fahrzeughalter in Deutschland stärker belastet wird als heute. Die Aus- (März 2014)  gestaltung wird EU-rechtskonform erfolgen. (…)“. Zu Deutsch: PKW-Autobahnmaut nur für „Ausländer“. Das halte ich für rassistisch und absolut antieuropäisch. Ich bedaure sehr, dass die SPD hier Ministerpräsident Seehofer (Bayern) gefolgt ist. Und ich befürchte, dass dies auf uns zurückfallen wird: „Jetzt zocken die Deutschen, denen es wirtschaft- lich insgesamt so blendend geht, auch noch ihre Nachbarn ab, und zwar NUR die- se.“ (Meine Hoffnung: Es möge am europäischen Recht dauerhaft scheitern.)           

• „Libération“ heißt „Befreiung“. Zu den Abbildungen auf dieser Seite: Auch im Jahr 1 waren französische Zeitungen voll von Be- richten über Gedenkfeiern anlässlich des Jahrestags der Befreiung von der deutschen Besatzung durch die Alliierten. In keinem der Berichte schwang auch nur ein Unterton von aktueller Deutsch- feindlichkeit mit – das sei ausdrücklich vermerkt! (Anm.: Persönliche Urlaubserfahrungen)• Le Havre (Frankreich): Wie ein Leuchtturm, ein Signal der Hoffnung, thront die Église Saint-Joseph du Havre über der Hafenstadt Le Havre am rechten Ufer der Seine. Erbaut wurde sie von Auguste Perret (1 – 1). Mit einem Team aus  Architekten baute er das nach Kriegsende auf 1 Hektar fast völlig zerstörte Stadtzentrum wieder auf, entwarf breite Boulevards und lange Straßenachsen, die Bauten in Beton säumten (Abb. unten links). —Abb. unten rechts: Die große Kirche in Le Havre (er- baut 11) als Symbol des Wiederaufbaus. 130   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Machtübergabe an Hitler und die NSDAP• Verbot von KPD. Danach Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes im Reichstag für die SPD-Fraktion durch Vorsitzenden Otto Wels (siehe S. 1). In der Folge Verbot der SPD und Verfolgung vieler ihrer Mitglieder. Exil-SPD (Sopade) konstituiert sich und veröffentlicht 1 eine Erklärung als Dokument des Widerstands gegen die NS-Diktatur, das „Prager Manifest“. Viele Sozialdemokraten wurden sogleich nach der Macht- übergabe an die Nationalsozialisten in Konzentrationslager verschleppt, darunter Kurt Schumacher, zu- erst auf den Heuberg (bei Spaichingen) und dann auf den Oberen Kuhberg (Ulm).• Am 1. Februar wird der Reichstag auf Wunsch Hitlers vom Reichspräsidenten aufgelöst. Die letzte freie Wahl am . März wird zu einem überwältigenden Erfolg für die NSDAP, die , % der Stimmen erhält.• EHINGEN (wh) Der Wahlerfolg der Nationalsozialisten bei der Reichstagswahl am . März 1 blieb trotz der Machtübergabe am . Januar und trotz staatsterroristischer Maßnahmen nach dem Reichstagsbrand Ende Februar im O b e r a m t E h i n g e n weit hinter den von den Nazis gesteckten Zielen zurück: Die katholisch orientierte Zentrumspartei behauptete im Raum Ehingen die absolute Mehrheit; sie büßte, verglichen mit den Wahlen im November 1, kaum Stimmen ein. http://veit-feger.homepage.t-online.de/drittes.htm• Praktisch zeitgleich beginnt in Österreich durch die von der christlich-sozialen Bundesregierung unter En- gelbert Dollfuß so bezeichnete „Selbstausschaltung des Parlaments“ die Zeit des austrofaschistischen Ständestaates, womit nach Italien (1), Albanien (1), Polen (1) und Jugoslawien (1) zwei weite- re kurz nach dem Ersten Weltkrieg entstandene Demokratien in Europa scheitern.• 1. Mai: Der Tag der nationalen Arbeit wird als gesetzlicher Feiertag begangen.• . Mai: Die Gewerkschaften werden in Deutschland verboten. Die SA besetzt Gewerkschaftshäuser und verhaftet Mitglieder.• 1. Mai: Die Nationalsozialisten verbrennen auf dem Opernplatz in Berlin . Bücher missliebiger Au- toren (Bücherverbrennung).• 1. Mai: Die Nationalsozialisten gründen die Deutsche Arbeitsfront als Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit dem Vermögen der zerschlagenen Gewerkschaften. Das Streikrecht ist zugleich ab- geschafft.• 1. Mai, Rußland: Zirka  Zwangsdeportierte werden auf einer unwirtlichen Flussinsel im Ob ohne Verpflegung, Unterbringungsmöglichkeiten, Hausrat oder Werkzeuge ausgesetzt. Hunger, Entbehrungen und Fluchtversuche reduzieren die Zahl der Ausgesetzten bis Mitte August auf etwa  Menschen. Dutzende Fälle von Kannibalismus traten auf.• Der Biochemiker Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt identifiziert das Vitamin C als wirksame Substanz gegen Skorbut.• Mehrere NS-Dienststellen und Arbeitsstellen werden auch in Ehingen eingerichtet.• Bis jetzt holten Boten die Post ab und brachten sie auf die Dörfer, teils zu Fuß, teils mit dem Rad, teils mit einer Pferdekutsche. Ab August kamen Briefe und Pakete per Postauto in die Landgemeinden. Bisher wa- ren die Boten Wendelin Kramer (Kirchbierlingen, Sontheim, Weisel, Schaiblishausen), Jakob Müllerschön (Mundingen, Kirchen, Mühlen, Schlechtenfeld, Steinhoflehen), Johann Georg Schenz (Stetten, Herberts- hofen, Dintenhofen, Dettingen und der Mühlweg in Ehingen), Josef Raiber (Griesingen, Nasgenstadt), Jo- sef Wöhrle (Bockighofen), „Hilfsbote“ Knoll (Altbierlingen), „in Berg war eine Posthilfsstelle“, German Enderle (Pfraunstetten, Niederhofen, Schwörzkirch, Blienshofen, Heufelden), Josef Renner (Granheim, Dä- chingen), von Altsteußlingen („Poststelle 1“) wurden Briel, Frankenhofen, Tiefenhülen sowie Stoffelberg und Ziegelhof versorgt, Max Niederer (Gamerschwang und Öpfingen). Quelle: Archiv Feger                                                               52 Die Bezeichnung „freie Wahl“ kann insofern angezweifelt werden, als die KPD bereits verboten war. 53 Der Ob (russisch Обь) ist ein 3.650 Kilometer langer Strom in Westsibirien (Russland).        

\"Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.\" (Otto Wels)Otto Wels (* 1. September 1 in Berlin; † 1. September 1 in Paris) war ein sozialde-mokratischer deutscher Politiker. Wels (s. Abb.) war seit 11 bis in die Zeit der Exil-SPD während der Herrschaft der Nationalsozialisten SPD-Vorsitzender. Von 11 bis 11 war er Abgeordneter des Reichstags des Deutschen Kaiserreichs, 11 bis 1 Abgeordneter des Reichstags der Weimarer Republik. Er ging als derjenige Reichstagsabgeordnete in die Geschichte ein, der am . März 1 in der letzten freien Reichstagsrede auf der Reichs- tagssitzung in der Berliner Krolloper gegen das Ermächtigungsge- setz der Nationalsozialisten argumentierte und die Ablehnung durch die SPD begründete. http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Wels Der bayerische Reichstagsabgeordnete Josef Felder (SPD) schilderte die Situation in der Krolloper: „SA- und SS-Leute betraten in völlig unzulässiger Weise den Saal der Abgeordneten und bildeten einen dichten Kordon um die Sitze der SPD. Ihre gezischten Drohungen und bil- ligen Witze verstummten erst, als Hitler mit seiner programmatischen Rede begann. Bei jedem seiner sarkastischen Hiebe gegen die SPD fieberten die braunen Gäste um uns und es sah mehr als einmal so aus, als könnten sie den Zeitpunkt einer ‚persönlichen Ab- rechnung’ mit uns nicht erwarten.“Auszug aus der Rede von Otto Wels: „Nach den Verfolgungen, die die Sozialdemokratische Partei in der letzten Zeit erfahren hat, wird billigerweise niemand von ihr verlangen oder erwarten können, dass sie für das hier eingebrachte Ermächtigungsgesetz stimmt. […] Noch niemals, seit es einen Deutschen Reichstag gibt, ist die Kontrolle der öffentlichen Angelegenheiten durch die gewählten Vertreter des Volkes in solchem Maße ausgeschaltet worden, wie es jetzt ge- schieht, und wie es durch das neue Ermächtigungsgesetz noch mehr geschehen soll. Eine solche Allmacht der Regierung muss sich um so schwerer auswirken, als auch die Presse jeder Bewegungsfreiheit entbehrt. […] Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und Ge- rechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus. Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten. […] Auch aus neuen Verfol- gungen kann die deutsche Sozialdemokratie neue Kraft schöpfen. Wir grüßen die Ver- folgten und Bedrängten. Wir grüßen unsere Freunde im Reich. Ihre Standhaftigkeit und Treue verdienen Bewunderung. Ihr Bekennermut, ihre ungebrochene Zuversicht verbür- gen eine hellere Zukunft.“Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die konservativen und bürgerlichen Parteien,dass Zentrum, Bayrische Volkspartei, DNVP, Deutsche Volkspartei und Deutsche Staatspar-tei dem Ermächtigungsgesetz zustimmen würden. Prominente Beispiele dafür waren u. a.der spätere Bundespräsident Theodor Heuss (Deutsche Staatspartei), der spätere Bundes-minister und CDU-Politiker Ernst Lemmer und der erste Ministerpräsident von Baden-Württemberg Reinhold Maier (DStP), sie stimmten Hitlers Ermächtigungsgesetz zu. http://www.endstation-rechts-bayern.de/1//otto-wels-freiheit-und-leben-kann-man-uns-nehmen-die-ehre-nicht/                                                            54 Die Krolloper war ein Gebäudekomplex in der Nähe des Brandenburger Tores, am heutigen Berliner Platz der Republik. Sie diente während der Zeit des Nationalsozialismus als Ersatzherberge des Parlaments für das 1933 einem Brand zum Opfer gefallene Reichstagsgebäude. (gekürzt aus Wikipedia)  132   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 Nachstehend wird dokumentiert, wie sich der Nationalsozialismus auch beiuns ausbreitete. Als Quelle dient betr. 1/ die zeitgenössische EhingerZeitung „Volksfreund für Oberschwaben“, eine Lokalausgabe der „Verbo“.(Archiv Feger).Alle Zitate sind wörtlich, Auslassungen sind gekennzeichnet. Das angegebene Datum be-zieht sich auf die Veröffentlichung in der Zeitung. Ohne Ortsangabe: Ehingen• .1.1 Kompagnieabend der Bürgerwache. … statt einer Weihnachtsfeier einen Familienabend … im „Hirsch“. … So wie es einst beim Kommis[s] war, schneidig, gemütlich und nett, so sollte der Abend ein paar Stunden geben. … Zweck der Veran- staltung sei es, allen einen recht gemütlichen Soldatenabend zu verschaffen, der die Zuhörer in die alte vergangene Militärzeit versetze. … Beim Potpourri sang man begeistert die Soldatenlieder mit.• .1.1 Stuttgart … veranstalteten die Kommunisten und die Nationalsozialisten … größere Kundge- bungen in der Stadt. … Dank der Vorsorge der Polizei verliefen die Kundgebungen ohne irgendwelche Störungen. • .1.1 Bettlerschecks … Die Gemeinde beschafft sich Gutscheine über  Pf. [Pfennig]. Diese kaufen die Einwohner bei der Stadt- oder Stiftungspflege je nach voraussichtlichem Bedarf. Dieser Gutschein wird in allen Lebensmittelgeschäf- ten, Bäckereien, Metzgereien und Gasthäusern der Gemeinde Ehingen … jedoch nicht für Tabakwaren und alkoholische Ge- tränke in Zahlung genommen. • .1.1 Berlin: … im Preußischen Landtag eine Sitzung des Fraktionsvorstandes der Sozialdemokraten, … mit der fortdauernden Diskriminierung der Sozialdemokraten in der preußischen Verwaltung. • Abb.: 1.1.1 Torten-Garnier-Vortrag und Kalte- Platten-Vortrag (Archiv Feger) • 1.1.1 Welt-Europa-Deutschland … Ehingen und Umgebung: Hitler wird zum Reichskanzler ernannt • ..1 Berlin: Der Reichstag wird aufgelöst • Berlin ..1 Die für Sonntag, den . Februar geplan- te sozialdemokratische Kundgebung ist verboten worden.           

..1 Kurs zur Handhabung des Rechenschie- bers — Business as usual (Abb. halblinks: Archiv Fe- ger; ganz links:  Jahre Längenfeldschule, vormals Wenzel- steinschule) 1..1 (Abb. rechts oben) Große Wahlkundgebung der NSDAP im „Hirsch“ 1..1 Vom Spritzenmuck … und von der Fastnacht … war in der „Krone“ eine Sitzung der Karnevalsgesellschaft, in der die jetzige Fastnacht besprochen wurde … Unter dem gemeinsamen Gesang von Narrenliedern blieb die Karnevalsgesellschaft noch einige Zeit beisammen. 1..1 Politische Umzüge … Am Samstag machten die Kommunisten von Ehingen und deren Parteifreunde aus anderen Orten hier einen Demonstrationsumzug mit anschlie- ßender Rede auf dem Marktplatz. Am Sonntagvormittag hielten die Nationalsozialisten ihren Aufmarsch, ebenfalls mit Ansprache auf dem Marktplatz. Beide Demonstrationen verliefen ruhig und wurden ohne Zwischenfälle von der Bevölkerung aufgenommen. ..1 Wahlaufruf der katholischen deutschen Bischöfe:• ..1 Der kath. Frauenbund lädt auf morgen, den . Februar, … zu einer Fastnachtsunterhaltung mit Theater im „Hirschsaal“ freundlichst ein. … Unkostenbeitrag  Pfg. [Pfennig; 1 Pfg. war der 1/1 Teil einer Mark]• ..1 Turnverein Ehingen a.D. Am Donnerstag abend („Gompiger Donschtig“) Faschings- Familien-Abend im Café Donfried … Nichtmitglieder haben keinen Zutritt.                                                              134 55 Business as usual = die ganz normalen Tagesgeschäfte laufen weiter, als ob nichts geschehen wäre   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 • ..1 Berlin Beschwerden beim Reichspräsidenten … „Württ. Zentrumspartei ersucht Euer Exzel- lenz dringend angesichts der schweren Störungen von Versammlungen unserer Partei im Reich mit der ganzen Autorität Ihres hohen Amtes für Gleichheit des Schutzes und Versammlungsfreiheit ein- zugreifen.“• ..1 Hitler ermahnt die NSDAP zur Zurückhaltung• ..1 Württemberg droht Gefahr: … dürfe es der Öffentlichkeit nicht länger verschwiegen wer- den, daß in Berlin Dinge konkret erwogen werden, die gegen die Selbständigkeit des Landes Würt- temberg gerichtet sind und daß Württemberg aus Gründen der hohen Politik als erstes der süddeut- schen Länder einem Akt der Willkür anheimfallen solle.• ..1 Wahlvorschläge in Württemberg Nr. 1 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) Nr.  Sozialdemokratische Partei Deutschlands Nr.  Kommunistische Partei Deutschlands Nr.  Württ.-Hohenzoll. Zentrumspartei Nr.  Kampffront Schwarz-Weiß-Rot Nr.  (nicht aufgeführt) Nr.  Deutsche Volkspartei Nr.  Christlich-Sozialer Volksdienst (Evangelische Bewegung) Nr.  Deutsch-Demokr. Partei von Württemberg und Hohenzollern Nr. 1 Deutsche Bauernpartei Nr. 11 Württ. Bauern- und Weingärtnerbund• ..1 Reichstagsgebäude in Brand gesteckt• ..1 Auf Aschermittwoch ladet zu einem Schnecken- und Hering-Essen höflichst ein - Krämer m. Frau z. „Strauß“• Heute Weißwurstessen, wozu ich meine Gönner und Freunde bei gutem Frankenwein und Boxbeuteln einlade – Süßmann z. „Pfauen“• 1..1 Berlin: Soz. Presse in Preußen verboten … In der Nacht nahm die Polizei eine eine umfangreiche Aktion gegen die sozialdemokratische und kommunistische Presse vor. … beschlagnahmt … sämtliche Flugblätter und periodischen Druckschriften der KPD und SPD. Nach Mitternacht wurde auch das „Vorwärts“-Gebäude in der Lindenstraße besetzt. Hier schaffte die Polizei zwei Lastwagen mit Druckschriften, Wahlaufrufen und Flugblättern fort, um sie im Präsi- dium einer genauen Durchsicht zu unterziehen. Wie wir erfahren, ist das Erscheinen sämtlicher peri- odischer Druckschriften der KPD. und der SPD. verboten worden. … Dem sozialdemokratischen Pressedienst ist die Konzession zur Führung von Presserundfunk- gesprächen entzogen worden.                                                             Abb.: 1..1 „Ber-56 hier wörtlich mit „x“, richtig gewesen wäre „Bocksbeuteln“  lin“ (Stadtarchiv/   Volksfreund f. Ob.)        

• ..1 Griesingen – Familienabend des Gesangvereins … wohlgelungen … Der Zweck der Veranstal- tung, die bittere Zeit auf einige Stunden aus den Gemütern zu verbannen und der Heiterkeit und der fröhlichen Unterhaltung zu dienen, wurde erreicht. Abb. unten: ..1 ..1 SPD-Presse in Mecklenburg verbo- ten ..1 Große öffentliche Wahlkundge- bung des Zentrums im „Hirschsaal“. Der Gastredner ist Dr. Eugen Bolz. Er führt u.a. aus: … hat jede Regierung das Recht und die Pflicht, gegen die [KPD] vorzugehen. Wir halten es aber für ein unmögliches Begin- nen, den Kampf ebenso gegen die sozial- demokratische Partei zu führen. Vor dem Krieg war die Sozialdemokratie in ihrer Grundstimmung revolutionär gegen den da- maligen Staat. Diese Einstellung hat sie mit Beginn des Krieges geändert und diese posi- tive Einstellung zum Staat auch in der Nach- kriegszeit beibehalten. Wenn Millionen von Arbeitern diese innere Wandlung durchge- macht haben, so war dies für den Staat ein großer Erfolg und es ist gefährlich, wenn man diese Leute wieder aus dem Staat ausschlie- ßen will. Man treibt die sozialdemokratischen Massen wieder in die proletarische revolutio- näre Gegnerschaft gegen den Staat hinein, die letzten Endes mit Polizeimaßnahmen al- lein auf die Dauer nicht niedergehalten werden kann. … • ..1 Ergebnis der Reichstagswahl (Anm.: KPD und SPD konnten ihren Stimmenanteil in etwa hal- ten. Das Zentrum hat sogar zugelegt, ebenso vergleichsweise stark der Bauern- und Weingärtner- bund. Der massive Zuwachs der NSDAP rührt also wohl großenteils von früheren Nichtwähler/- innen her; vgl. Stimmberechtigt/abgeg. gültige Stimmen). Ergebnis der Reichstagswahl vom . März 1 (Auszug) Datum Stimm- berecht. gültig NSDAP SPD KPD Zentrum p front Schw- W-Rot Dt. Volks- partei soz. Volks- dienst Dt. de- mokr. Partei Dt. Bau- ern- partei Bauern- u. Weing.- BundEhi ..1 17678 15580 5907 347 404 7900 510 13 32 65 13 389OA 64 .11. 17703 13029 2606 378 600 8169 20 17Ehi ..1 3237 3010 952 127 229 1505 131 3 8 35 3 16Stadt 3218 2457 503 130 279 1390 9 .11. 1 Zu den Wahlergebnissen der Umlandgemeinden                                                               136  57 OA = Oberamt, entspricht „Landkreis“     

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1   Datum Stimm- berecht. gültig NSDAP SPD KPD Zentrum p front Schw-W- Rot Dt. Volks- partei soz. Volks- dienst Dt. de- mokr. Partei Dt. Bau- ern- partei Bauern- u. Weing.- BundAlt- .. 188 129 56 67 33bierl. 1Alt- .. 228 216 65 1 147 12steußl. 1Berg .. 229 197 81 1 1 109 3 11 1Ber- .. 115 101 33 2 58 26kach 1Däch. .. 228 210 37 162 4 25 1Det- .. 278 258 33 5 200 5 1 11 3tingen 1Fran- .. 188 175 49 124 11kenh. 1Ga- .. 180 121 48 70 3mer. 1Gran- .. 187 158 50 104 31heim 1Grie- .. 380 343 126 3 202 2 19singen 1Herb.- .. 121 106 27 67 81 3hofen 1Heu- .. 133 130 22 1 103 12felden 1Kirchb. .. 282 259 111 1 145 11 1Kir- .. 456 369 167 1 194 43chen 1Mun- .. 196 167 143 1 1 4 18dingen 1Nasg.- .. 132 126 31 1 89 2 12stadt 1Öpfin- .. 335 314 114 4 2 184 55gen 1Rißtis- .. 551 475 216 6 6 223 4 3 17sen 1Schaib- .. 148 127 58 64 14lishs. 1 Abb. links: ..1 (Stadtarchiv Ehi./ Volksfreund für Ob.) ..1 Stuttgart Aus einem Erlass des Kultusministeriums In den letzten Jahren ist … häufig darüber geklagt worden, daß die Leis- tungen der aus Volksschulen, Mittel- schulen und höheren Schulen entlas- senen Schüler den Anforderungen des Lebens und den Erwartungen der Wirtschaft und der weiterführenden Bildungsanstalten nicht entsprechen. Die Handwerkskammern                 

Offenbar hat man auch damals schon die Schülerschaft als unfähig beschimpft … und Handelskammern sowie der Württ. Industrie- und Handelstag berichten, daß viele aus der Volksschule kommende Lehrlinge nicht diejenigen Kenntnisse in der deutschen Sprache, im Recht- schreiben und im Rechnen mitbringen, die man von ihnen verlangen müsse. Vielfach wird auch über Unpünktlichkeit, Disziplinlosigkeit und Flüchtigkeit der Lehrlinge geklagt. … Auch bei Schülern, die aus höheren Schulen kommen, haben Hochschulen, Fachschulen und und einzelne industrielle Wer- ke auffallende Lücken im grundlegenden Wissen, bedenkliche Mängel in den elementaren Fertigkei- ten und geringe Fähigkeit in der schriftlichen und mündlichen Darstellung einfacher Sachverhalte festgestellt … Viel stärker als je stürmen Eindrücke mannigfacher Art auf die Schüler herein. Vereine, Bünde, Parteien, Kino, Sport und sonstige außerschulische Veranstaltungen nehmen sie übermäßig in Anspruch. Das schädigt ihre Nerven, hemmt ihre Konzentrationsfähigkeit und läßt erworbene Kenntnisse schnell wieder vergessen. Dazu kommt die wachsende Unsicherheit, Verwirrung und Zerrissenheit des wirtschaftlichen Lebens, die geistige, seelische und wirtschaftliche Not zahlreicher Familien und die allgemeine Krisis der Zeit. Dies alles wirkt ungünstig auf das Gemüts- und Geistes- leben der Jugend und beeinträchtigt den Erfolg der Schularbeit trotz aller hingebenden Bemühun- gen der Lehrerschaft. …• 1..1 Berlin - Flaggenerlass des Reichspräsidenten: Schwarz-Weiß-Rot und Hakenkreuzflagge sind … gemeinsam zu hissen. (Zur Erinnerung: Die Reichsflagge der Weimarer Republik war Schwarz- Rot-Gold.) Abb. links: 1..1 Abb. Mitte: ..1 Abb. unten: ..1 138   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Abb. links: ..1 Abb. unten: ..1 (Ehingen) ..1 Stuttgart Am Montag- abend wurde der Kornwest- heimer Bür- germeisterkan- didat Dr. Theo- dor Steimle durch ein Kommando SS-Leute in Schutzhaft ge- nommen. … weil er seine Tätigkeit an der Volkshochschu- le mißbrauchte, teils an den Maßnahmen der Regierung offene Kritik zu üben, teils in mehr oder we- niger versteck- ter Form mar- xistische Zer- setzungspro- paganda zu treiben. Abb. ..1 ..1 Berlin Ermächti- gungsgesetz angenommen ..1 Berlin/Reichstag Der NS-Abgeordnete Stöhr wies darauf hin, daß die Ausschußmehrheit den sozialdemokratischen Antrag auf Haftentlassung der in Schutzhaft befindlichen sozialdemokra- tischen Reichstagsabgeordneten abgelehnt habe. Die Ausschußmehrheit meint, … daß es            

unzweckmäßig sei, diese Herren des Schutzes zu berauben, der ihnen durch die Verhängung der Schutzhaft widerfährt. Beifall und Heiterkeit rechts … Anm.: Zynischer und menschenverachtender geht es wohl nicht mehr! Abb. links ..1 Auch hier: Auf- brausen- der Hitlerkult: „Ein drei- faches Sieg Heil auf … den Volks- kanzler Adolf Hitler“ Abb. links ..1 (aus an- deren Ge- meinden wird Ähnli- ches be- richtet, z.B. aus Altbier- lingen, Gamer- schwang, Dinten- hofen, Herberts- hofen, Kirchen und Schaib- lishausen)• Das Gesuch des Brunnenwärters Eisele (lange Jahre aktiver SPD-Mann) um Zurruhesetzung auf 1. April wird genehmigt. Archiv Feger, ..1 140   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Abb. links: 1..1 Auch ein „strammer SA-Mann“ soll was Süßes sein … Abb. unten: 1..1• 1..1 (Tabelle) Nach dem Gleichschaltungsgesetz erhalten die Ge- meinden bis zu 1 Einwohnern , bis zu  Ein- wohnern  Gemeinderäte. (Diese wurden nicht von der Bevölkerung gewählt, sondern nach einem Proporz „eingesetzt“, der sich auf die letzte Reichstagswahl bezog.) Zentrum NSDAP Bauernbund Kampfbund SPD 1..1 Stuttgart   Altbierlingen   Landeskriminalamt Altsteußlingen     Besuche auf dem Heuberg Berg  1 Berkach  … allgemein verboten … nur in Dächingen  1 Dettingen   dringenden geschäftlichen An- Frankenhofen   Gamerschwang   gelegenheiten werden auf be- Granheim   Griesingen  1 gründeten Antrag Angehörigen Herbertshofen   Heufelden   der Häftlinge gegenüber Aus- Kirchbierlingen  Kirchen  1 nahmen gemacht … daß die Ein- Mundingen   Nasgenstadt   richtung des Schutzhaftlagers Öpfingen   Rißtissen für Schutzhäftlinge eine zwar im Schaiblishausen Staatsinteresse unvermeidliche, aber auch von den unmittelbar oder mittelbar davon Betroffe- nen schwer genug empfundene Abb. 1..1 Sicherheitsmaßnahme darstellt, In Schaiblis- die nicht zum Gegenstand mü- hausen wurde am ßiger Neugierde gemacht wer- 1. April eine Ver- den darf. sammlung ein- Anm.: Eine Anwandlung von berufen zwecks Zartfühligkeit? Oder wollte man Gründung eines bloß keine Zeugen? NS-Bauernschaft … mehrere Mitglieder eingezeichnet … als Vertrauens- mann wurde einstimmig Landwirt Karl Egle bestimmt. … nach Absingen des Horst-Wessel-Liedes wurde die Versammlung geschlossen. (Alle Abb. Archiv Feger) ..1 Ulm Die „Neu-Ulmer Zeitung“ wurde wieder auf drei Tage verboten.           

• EHINGEN 1..1 Im Rahmen einer Adolf Hitler-Feier im „Hirschsaal“ aus Anlass von dessen . Geburtstag … Bürgermeister Dr. Henger … daß ein jeder Deutscher freudigen Herzens an der heu- tigen Feier sich beteilige. Ein jeder müsse mit Stolz anerkennen, was der Reichskanzler bisher ge- schaffen und geleistet habe. Besonders berühre ihn, daß Adolf Hitler so warm für das Christentum eingetreten sei. Die nationale Revolution sei mit Eleganz und Schwung und ohne Blutvergießen durchgeführt worden. Der Name Hitler sei für jeden Deutschen zum Programm geworden. Man müsse nicht nur mitarbeiten, sondern mit Herz und Hand sich dafür einsetzen, daß das nunmehr begonnene Werk einem glücklichen Ende zugeführt werde. Wir m ü ss en mitwirken. Und als äuße- res Zeichen der Dankbarkeit, der Treue und Liebe und als unauslöschliches Merkmal der Erinnerung an den heutigen Tag verfüge er, daß von heute ab die Hauptstraße der oberen und unteren Stadt den Namen Hitlerstraße führen solle, was mit frenetischem Befall aufgenommen wurde.„Schutzhaft“ (KZ) und Geburtstags-Fackelzüge für den „Führer“ — es steht wie „völ-lig normal“ in der örtlichen Zeitung — und alle konnten es von Anfang an wissen … Abb. links 1..1 Abb. Mitte ..1 Abb. unten ..1Alle Abb.diese undnächsteSeite:Stadtar-chivEhingen/Volks-freundfür Ober-schwa-ben                                                            58 Da war Hitler gerade ein Vierteljahr im Amt! 59 also eine Entscheidung des Bürgermeisters Dr. Henger 60 Zu diesem Zeitpunkt musste auch in Ehingen und Umgebung allgemein bekannt gewesen sein, dass auf dem Heuberg bei Stetten am Kalten Markt ein KZ („Schutzhaftlager“) eingerichtet war. Sicher haben nicht alle Hiesi‐gen gewusst, dass dort auch ein Dr. Schumacher von der SPD einsaß, wohl aber, dass auch Menschen aus Ehin‐gen dorthin verbracht worden waren. Es stand ja ganz offen im Blättle.  142   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  „GLEICHSCHALTUNG“ Bestellung von Gemeinderäten nach dem Proporz der Reichstags- wahlergebnisse Abb. links Griesingen ..1 Anm.: Schreiner- meister Weber fand nach 1 zur Ehinger SPD.   „GLEICHSCHALTUNG“   Bestellung von Gemeinderäten  nach dem Proporz der Reichstags-  wahlergebnisse Abb. Mitte Dettingen und Dächingen ..1 „GLEICHSCHALTUNG“ Bestellung von Gemeinderäten nach dem Proporz der Reichstags- wahlergebnisse Abb. unten Heufelden ..1     

Ehinger Abb. dieser Seite ././. . 1   Berkach: „… wurde irrtümlicherweise berich- tet, daß der Wahlvorschlag der Zentrumspartei zu spät eingereicht wurde, was nicht der Wahrheit ent- spricht. Es wurde von der Zent- rumspartei überhaupt kein Wahl- vorschlag eingereicht, weil die seit- herigen Zentrumsgemeinderäte beinahe restlos zu den Nationalso- zialisten übergetreten sind.“ Öpfingen, ..1 Auf Grund des Gleichschaltungsge- setzes setzt sich der hiesige Ge- meinderat wie folgt zu- sammen: Zentrum: Ben. Eberle, Landwirt, Kneißle, Albert, Landwirt, Anton Traub, Landwirt, Herzog Aug., Landwirt, Stellver- treter: Hugo Gog, Vinz. Jaud, Anton Lechner, An- ton Diebold; Nationalso- zialisten: Georg Niederer, Landwirt, Josef Sattelber- ger, Stellvertreter: Norb. Locher, Anton Diebold   Rißtissen ..1 - … für das Zentrum … Konrad Föhr, Josef Braig und Silvester Weckerle; 144  für die NSDAP Josef Walser, Wendelin Scheffold und Anton Hehnle. Als vorläufiger Stellver- treter für den bisherigen Bürgermeister Staudacher wurde Andreas Glöggler ernannt.  

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Maifeiern und Verbote Abb. links: ..1 (Ausschnitt) Abb. unten April 1 Alle Abb.: Archiv Feger   Abb. links unten:  Dintenhofen:  Mal so, mal so: Hitler-Eiche oder Hitler- Linde gepflanzt? ..1  Zu Pfarrer Egger siehe auch Seite 1.  In allen Gemeinden rundum etwa dasselbe: Hitlerstraßen oder Hitlerplätze, Hitlerbäume, Fackelzüge, Höhenfeuer, markige Reden, Lehrer und Pfarrer vorne dabei, Heilrufe auf den Führer, Horst- Wessel-Lied usw.     

Beide Abb. links: Neubildung des Gemeinderats,analog zur Reichstagswahl, aber mit Abfälschun-gen: Manche Partei war gar nicht mehr zugelassen.(Ergänzung zu Seite 1 aus anderer Quelle)(Archiv Feger ..1)Zugeteilte SitzeNSDAP SPD —Zentrum Kampffront 1alle anderen —Hiermit dürfte es bis 1 die letzte Erwähnung derSPD in Ehingen gewesen sein.Gemeinsame Wahlvorschläge, daraus gewählt:Wahlvorschlag 1:NSDAP und Kampffront Schwarz-weiß-rotLeimer Albert, ArchitektSchöll Helmut, HauptlehrerBottenschein Alois, ZimmermeisterRoth Albert, städt. ArbeiterSchad Josef, Landwirt EhingenErsatzmänner: Graß Karl, Kaufmann; Guter Reinhard , Rech-nungsrat; Schaupp Julius, Friseurmeister; Scheef Wilh. jr Land-wirt; Beez Alois Kaufmann; Braun Karl jg. Kaufmann; Kanz Jo-hann alt, städt. Arbeiter; Denkinger Josef, LandwirtWahlvorschlag Zentrum und Deutsch-demokratische ParteiFröner Adolf, FlaschnermeisterHafner Franz, LandwirtMoser Georg, Landwirt??rle Robert, BetriebsleiterKauter Max, KaufmannFeger C. Louis, SchriftleiterBacher Max, MaurerErsatzmänner: Mantz Franz Josef, Kaufman; Fischer Max, Uhrma-cher; Schelle Fritz, Kaufmann; Fuchsloch Lorenz, Arbeiter; Ehr-mann Josef, BäckermeisterNoch hat eine demokratisch gesinnte Rathaus-fraktion eine knappe Mehrheit.Hinweis: Beide Abbildungen stellen zusammen eineamtliche Bekanntmachung dar. 146   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1. Abb. ..1 Altsteußlingen . Abb. ..1 Dächingen Frankenhofen ..1: Auch in unserer Gemeinde beging man den Tag der nationalen Arbeit. Um halb 1 Uhr zogen die Schulkinder, die Vereine und die Nationalsozialisten in feierlichem Zuge zur Kirche, wo Herr Pfarrer Egger aus Granheim die Messe las und eine bedeutungsvolle Anspra- che hielt. Nach dem Gottesdienst war eine kleine Feier am Kriegerdenkmal. Im „Rößle“ war nachher gemeinsamer Frühschoppen, bei dem der Krieger- vereinsvorstand Aierstock, Bürger- meister Engst und Herr Hauptlehrer Dreher begeisterte Ansprachen hiel- ten. Am Abend wurde auf der Höhe Schneckenhäule zwischen Franken- hofen und Tiefenhülen ein mächtiges Höhenfeuer angezündet, bei dem un- ser jüngster Gemeinderat, Konrad Ma- yer von Tiefenhülen, Vertrauensmann der Nationalsozialisten, eine begeister- te Rede hielt. Heufelden ..1 Der nationale Feiertag der deut- schen Arbeit wurde hier von der gesamten Einwohnerschaft in würdiger Weise begangen. Die Häuser trugen festlichen Schmuck. Am Vorabend war Fackelzug … vo- ran die Schuljugend. Am Feiertag … gemeinsamer Festzug zum feier- lichen Gottesdienst … Nach diesem gingen die Schulkinder mit Lehrern und Jugendlichen in das Schul- lokal, um die Jugendkundgebung von Berlin durch den Rundfunk mitanzuhören. Hauptlehrer Fink wies in einer Ansprache auf die Bedeutung des Tages hin. Zum Schluß wurde das Deutschlandlied und das Horst-Wessel-Lied gesun- gen. Abends  Uhr bewegte sich nochmals ein Festzug durch den Ort zum Rathausplatz, wo Herr Bürgermeister Renz eine markige Ansprache hielt. Zu Ehren des Volks- und Bauernkanzlers            

Adolf Hitler wurde der Rathausplatz Adolf-Hitlerplatz benannt und unter gemeinsamem Gesang des Deutschlandlieds wurde eine Adolf-Hitlerlinde gepflanzt. Bürgermeister Renz schloß mit einem Hoch auf den Reichspräsidenten und den Reichskanzler. Hierauf sprach noch Landwirt Georg Braig im Namen der nationalsozialistischen Parteigruppe. Hierauf begab man sich in die Wirtschaft, um dort am Rundfunk die Rede des Herrn Reichskanzlers über den ersten Jahresplan mit anzuhören. Auf dem Greuthberg brannte zur Ehre des Tages noch ein Höhenfeuer. Die Teilgemeinde Blienshofen pflanzte zu Ehren des Reichskanzlers eine Adolf-Hitlerbuche. Abb. links ..1 Ehingen (Jazzverbot) Abb. unten ..1 (Begründung des Jazzverbots) Herbertshofen ..1: Gestern abend trafen sich die Jungmänner in der Wirt- schaft zur „Sonne“ zu einem Heimatabend. Jungführer Dolp begrüßte die Anwesenden, besonders aber HH. Prä- ses1 Grimm. Innige Worte richtete der Präses an die anwe- senden Jungmänner und Gönner des Vereins; über Gleich- schaltung der Jugend zwischen körperlichem und geisti- gem Wesen. Weiterhin stellte er mehrere neue Auflagen nationaler Lieder zur Verfügung, welche in laufender Zeit eingeübt werden. Witze und Lieder trugen zur Verschöne- rung des Abends bei … Dächingen 11..1 An Stelle des freiwillig von seinem Amt zurückgetretenen Bürgermeister Holzmann wurde dessen Sohn Karl zum Amtsverweser ein- gesetzt. Öpfingen 1..1 … Bei der ersten Gemeinderatssitzung des neuen Gemeinderats wurde die Flagge gehißt, das Rathaus mit dem be- kränzten Bild des Führers ge- schmückt. Die nationalsozialisti- schen Gemeinderäte erschienen in Uniform. … Als Stellv. Bürgermeis- ter wurde Pg. Niederer gewählt. … Nach der Sitzung fanden sich die national-soz. Pg. zu einem gemüt- lichen Beisammensein beim Fischer ein. 1..1 Bezirksschulkonferenz – Die kath. Lehrerschaft steht ein- mütig hinter der neuen Regierung. Abb. links 1..1 Auch Ehingen gibt sich eine Adolf-Hitler- Straße.                                                            Alle Abb. diese und vorige61 HH. Präses = „Hochwürdiger Herr geistlicher Leiter“ (kath. Pfarrer)  Seite: Archiv Feger62 Pg. = damals geläufige Abkürzung für Parteigenosse = Mitglied des NSDAP   148  

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 • Griesingen 1..1 – 1. Mai. (Pflanzung einer Hit- Fortsetzung des nebenstehenden Texts    lereiche) Am letzten Sonntag wurde auch hier eine Hitlereiche gepflanzt. Da innerhalb des Ortes kein ge- eigneter Gemeindeplatz vorhanden ist, wurde ein Platz außerhalb des Ortes an der Straße nach Nas- genstadt dazu bestimmt. An dem Festzug beteilig- te sich trotz strömenden Regens die ganze Ein- wohnerschaft, groß und klein, sämtliche Vereine mit Fahnen, die bürgerli- chen Kollegien, die SA.- Mannschaft von hier, die SS. in stattlicher Anzahl von Ehingen und Umge- bung. Ortsgruppenführer Braig begrüßte Einwoh- nerschaft und Gäste. Scharführer Bottenschein sprach namens der SA. von Griesingen über Sinn und Bedeutung des Aktes und verlas eine Urkunde, die eingegraben wurde. Die Feier wurde dann fortgesetzt im Adlersaal, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Ober- lehrer Stecher leitete mit passenden Gedichten und (Forts. s. Abbildung ob. rechts)• ..1 Am Nachmittag war in der Stadt reges Le- ben. Die SA. des Bezirks Ehingen hatte hier in Ehingen ein großes Tref- fen. Aus allen Richtungen marschierten die SA.-Leute, Lieder singend, an. Nachdem fast  Leute                                                                  63 Gemeinderäte 64 etwa: Landkreis       


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