Important Announcement
PubHTML5 Scheduled Server Maintenance on (GMT) Sunday, June 26th, 2:00 am - 8:00 am.
PubHTML5 site will be inoperative during the times indicated!

Home Explore Festschrift 100 Jahre_SPD OV_Ehingen

Festschrift 100 Jahre_SPD OV_Ehingen

Published by BoulosRabih, 2015-03-21 10:56:55

Description: Festschrift 100 Jahre_SPD OV_Ehingen

Search

Read the Text Version

Stadtverwaltung und Gemeinderat zur Ehre. Die Redaktion des Roten Füchsles hat vor we-nigen Jahren in einer längeren Folge nach und nach alle „Namengeber“ in Wort und Bildporträtiert. Ein ursprünglich einmal angedachtes Projekt, daraus eine Broschüre zu fertigenund allen dort Zugezogenen mit einem Gruß des SPD-Ortsvereins zu überreichen, wurdeindes nicht weiter verfolgt.  KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg (Ulm)Um die  Personen, darunter aus dem Ortsverein Ehingen, waren am . Mai 1 der Ein-ladung des SPD-Kreisverbands Alb-Donau gefolgt, die Gedenkstätte am Oberen Kuhberg zubesuchen.In einer fesselnden, von großem Wissen geprägten Führung konnte uns Herr Ludwig (Lehrervon Beruf) darlegen, wie ziemlich gleich zu Beginn der Naziherrschaft die Festungsanlagemißbraucht wurde, um mißliebige Menschen einzusperren. Es waren Kommunisten, Sozi-aldemokraten, „Freisinnige\" (Künstler), Gewerkschafter und einzelne Pfarrer. Politisch Akti-ve, aber auch solche, die mal einen politischen Witz erzählt hatten. Zur Zeit läßt sich nochnicht genau sagen, wieviele Menschen insgesamt dort inhaftiert waren, doch zwischenknapp  und  liegen die Schätzungen. Sie wurden ohne Gerichtsurteile „einfach so\"mitten aus ihrem Alltagsleben abgeholt — und sollten ab da ihr Menschsein verlieren. Siewurden zu Nummern, die schikaniert werden konnten — einfach aus Niedertracht! NichtAuge um Auge oder Zahn um Zahn, sondern „Auge um Kopf\" und „Zahn um Kieferkno-chen\": Dunkelhaft — auf allen Vieren kriechen lassen — Scheuchen durch den lehmigenDreck — Reinigen der Klamotten mit Wasser — ewig feuchte Kleidung — Vegetieren infeuchten unterirdischen Bunkern — Bewachung durch primitive SA-Schlägertypen.Die Inhaftierten sollten fertig gemacht und gebrochen werden. Nie mehr sollten sie einWort gegen die Nazis sagen. „Leichtere\" Fälle kamen nach Wochen oder Monaten der Isola-tionshaft wieder frei. Sie haben meist erst in den letzten Jahren — wenn überhaupt — dar-über zu sprechen vermögen. Schließlich hatten es die Nazis verstanden, sie als dieKZ-Lumpen zu diskriminieren, mit denen mit Recht so verfahren werde. „Schwerere\" Fällewurden nach Auflösung des noch „provisorisch\" eingerichteten und geführten Ulmer KZs inandere überführt, zum Beispiel nach Dachau. Nicht wenige blieben dort bis 1 inhaftiert.Unter den Ulmer Gefangenen war auch Kurt Schumacher. Als Annemarie Renger, seineTochter, das Ulmer Dokumentationszentrum besuchte, konnte sie nur erzählen, ihr Vaterhabe einmal gesagt, in Ulm habe er sich „den Tod geholt\" — sprich, größte körperliche undseelische Schäden.Es soll in Ulm viele Jahre lang recht schwierig gewesen sein, die Gedenkstätte einzurichtenund zu unterhalten.Klärle Dorner legte im Namen der Teilnehmerschaft ein Blumengebinde nieder. Übrigens: der SPD-Kreisverband ist Mitglied des zuständigen Fördervereins. Rotes Füchsle Nr. 1, Juni 1  „Schwabenwiesen“Schwabenwiesen hieß beschönigend das firmeneigene „Erziehungslager“, mit dem dieSchwäbische Zellstoff AG 1 ihr Lagersystem für Zwangsarbeiter vervollständigte. An derFabrikstraße, der heutigen Adolffstraße, befand sich das Lager „Edelweiß“.Quelle: Archiv FegerDie Lagerorte im Raum EhingenUnbewachte Gemeinschaftslager für ausländische Zivilarbeiter kennt das Verzeichnis … inKirchen (Mochental) mit 11 Personen, … Ehingen mit 1 Personen, Rißtissen mit  Perso-nen … Andere Lager wie das „Sterbe“-Lazarett für kranke russische Soldaten im Alten Kon-vikt in Ehingen werden in der Liste nicht erwähnt, weil sie nicht in die Systematik passen.Quelle: Archiv Feger  200   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 Das Kriegsgefangenenlazarett im ehemaligen Konvikt (etwas gekürzt)… finden sich in Ehingen immer noch [und bis heute, 1] die Gräber der ca.  Russen,die als Kriegsgefangene in Ehingen starben. Nur wenigen bekannt, steht in einem kleinen,abgegrenzten Teil des Ehinger Friedhofs ein Gedenkstein … mit einer Inschrift in zyrillischerSchrift. …Die [im selben Lazarett, dem Konviktsgebäude, untergebrachten kriegsgefangenen] Polenund Franzosen hatten es vergleichsweise angenehm. Sie erhielten nicht extrem kleinere Ra-tionen als deutsche Soldaten. Für ihre ärztliche Betreuung waren kriegsgefangene Ärzte zu-ständig, so zwei polnische Ärzte, zum Teil … auch Ärzte des Ehinger Kreiskrankenhauses. …Die Sowjetunion gehörte nicht zu den Vertragspartnern der Genfer Konventionen: … dassdie Russen keine persönliche Post [und auch keine Geschenkpakete ihrer Angehörigen]empfangen durften. … Die Kriegsgefangenen kamen aus einem großen, bis nach Ludwigs-burg und Singen reichenden Einzugsgebiet nach Ehingen. Sie waren während des Kriegesvor allem in Rüstungsfabriken eingesetzt, aber auch auf Bauernhöfen. Im Krankheitsfallkamen sie dann nach Ehingen.Das Hauptproblem – und weshalb man in Ehingen auch nicht gerne über das Lazarettspricht – war die mangelhafte Lebensmittelversorgung der russischen Gefangenen. DieRationen waren denkbar klein. … Für das ganze Haus betrug die Fleischration so um diezehn Kilo pro Woche.Wegen der knappen Nahrung waren die russischen Kriegsgefangenen sehr daran interes-siert, auf Bauernhöfen der Umgebung gegen Verpflegung arbeiten zu dürfen. Dies wurdeanfänglich gestattet, später aber, nach Erlaß neuer und strengerer Vorschriften, strikt ver-boten. - Die russischen Gefangenen versuchten durch „illegale\" Geschäfte ihre Nahrungaufzubessern: so fertigten sie aus Altmaterial Hausschuhe, Strohsterne, Schachteln, Bilderund andere Gegenstände, soweit sie eben überhaupt an irgendwelche benötigten Materia-lien herankamen; es gab jedenfalls handwerklich recht kunstfertige Männer unter ihnen.Auf dem Umweg über Verwaltungs- und Sanitätspersonal, auch Wachmannschaft, ver-suchten sie einen Tausch von solchen Bastelarbeiten gegen Lebensmittel. Der Großvatermütterlicherseits des Verfassers dieser Zeilen hatte u. a. versucht, den Gefangenen Futter-rüben (also keine Nahrung, die damals bei uns von Menschen genossen wurde) zukommenzu lassen; es wurde ihm verboten; er selbst wurde verwarnt und bestraft. Trotzdem gab esMenschen in der unmittelbaren Umgebung der Gefangenen, die versuchten, etwas für siezu tun. Vor allem ist hier ein Mann der Sanitätsmannschaft zu nennen, ein früherer Gärtneraus Gomaringen bei Tübingen, der wegen seiner Leutseligkeit auch von Ehinger Schulkin-dern nur als „Christian\" angesprochen wurde. Er konnte zu nächtlicher Stunde einige derKranken aus dem Haus schleusen, als ob er sie zu einem Arbeitseinsatz außer Haus beglei-ten müsse; mit dieser schwejkischen Schauspielerei gelang es ihm, immer wieder mal eini-ge Gefangene zu ihm bekannten Familien in Ehingen, Berkach und Nasgenstadt zu bringen,wo die Ausgehungerten ordentlich vespern konnten. An anderer Stelle heißt es: „Sie star-ben wegen Mangel an Nahrung und Medikamenten wie die Fliegen“.Widerstand war in Einzelheiten [auch] sonst möglich. So konnte „Christian\" zum Beispielkurz vor Ende des Krieges einen Erlaß „verschwinden\" lassen, der Verschärfungen für dasLagerleben und Aussortierung bestimmter Gefangenen enthielt. Nachher war der Erlaßeben nicht mehr da; „ich weiß von nichts\" konnte man sagen.Das Lazarett war, wie schon erwähnt, bewacht. Die Wachsoldaten schliefen zum Teil im„Rößle\" und zogen, so erinnert sich einer der Gesprächspartner der SZ, singend zu ihremWachtposten in der Oberen Stadt. Quelle: Archiv Feger (undatiert, ca. 1)            

1jährigen Polen am Groggensee hingerichtetEHINGEN. Seit fünfzig Jahren gibt es in Ehingen Geschichten und Geschichtchen über dieEreignisse, die sich im April 1 zugetragen haben, kurz vor dem Eintreffen der amerikani-schen Soldaten, die dem Dritten Reich ein Ende bereiteten. Akten über diese Zeit sind inEhingen nicht auffindbar. Sie wurden beiseite geschafft oder vernichtet. Zeitzeugen habenes bisher vielfach vorgezogen, über dieses Kapitel Ehinger Geschichte zu schweigen. Wil-helm N<…> ist nicht nur Zeitzeuge, der sich erinnern kann. Der Senior ist auch bereit, dar-über zu sprechen. Er will nicht länger hinnehmen, daß „in den Chroniken unserer Regionund des Alb-Donau-Kreises zwölf Jahre Herrschaft und tausend Jahre Zeitgeschichte feh-len\".Der Pressebericht beschreibt dann weiter, wie „Bürger der Stadt Ehingen eine armseliggekleidete Gruppe von Menschen durch die Bahnhofstraße trieben.“ Diese wurde im Waldbei Altsteußlingen erschossen, nachdem sie zuvor noch ihr eigenes Grab hatten schaufelnmüssen.„Aus Öpfingen war ein 1jähriger polnischer Junge auf einem Leiterwagen zum Groggenseegebracht worden. Dort wurde er aufgehängt, weil er sich des Mundraubs schuldig gemachthaben soll.“ Quelle: Ehinger Tagblatt 11. Feb. 1Danach, so erzählen sich Wissende, kehrten die Mörder und ihre Helfershelfer zum feucht-fröhlichen Umtrunk in einer Albgaststätte ein. Der Name des Lokals war weitum bekannt.Es besteht inzwischen nicht mehr. Die Wirtin sagte damals am Tag danach, dass man so ein„Fest“ ruhig alle Tage feiern könne. Anmerkung des Festschriftmachers: Sollte nicht im Rahmen des Besinnungswegs (Ehinger Alb) auch an solche Vorkommnisse erinnert werden? „Der einzige Schüler, der der HJ fern steht“In einem Beitrag berichtet das Blatt am 1. Feb. 1 unter dieser Überschrift vom damalsselbst Betroffenen, wie „Schule und Lehrer“ 1 Druck auf ihn ausübten, der Hitlerjugendbeizutreten. Quelle: Ehinger Tagblatt Abb.: Archiv Mangold/Ulmer Sturm, 11. . 11 „Mit unglaublicher jüdischer Gerissenheit …“   202   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 „… es uns gelungen war, SPD. und Demokratievom Rathaus zu verdrängen …“ Die Zeitung „Volks- freund für Ober- schwaben“ aus dem Ehinger Verlegerhaus Feger gab es mit den Nationalsozialisten bald nicht mehr. Sie wurde 1 verboten. An ihre Stelle trat die „Nationale Rund- schau“ mit dem Un- tertitel „Neues Ehinger Tag- blatt“ (s. Abbildung, Stadtarchiv Ehin- gen/Nationale Rundschau, .1.1) Der „Volksfreund“ hatte wie in dieser Festschrift mehrfach dargestellt seine eigene katho- lisch-konservative Weltan- schauung in unsäglicher Weiseeinseitig massiv bevorzugt und über andere Denkansätze meistens nicht oder höchstensmit Häme berichtet. Für ihn galt ausschließlich die „Zentrums“-Partei etwas.Man muss ihm aber eines zugutehalten: Er ließ auch an der aufkommenden Nazibewegungkein gutes Haar. Da auch die SPD verboten war, taucht sie in den Zeitun- gen der Naziherrschaft nicht auf. Es finden sich höchstens noch indirekte Spuren. Am ersten Jahrestag der Macht- übernahme freuen sich die Ehinger NSDAP-Leute, „SPD und Demokratie vom Rathaus“ verdrängt zu haben. Stadtarchiv Ehingen/Nationale Rund- schau, ..1 Zum Pressebericht über „Lyra“: Unser Gründungs- „Vater“ Franz Scholl, vormals lange SPD-Gemeinderat, zu- gleich Haupt-Gründungsvater des Musikvereins Lyra, ist ebendort noch immer als Schriftführer im Vorstand tä- tig. Was er wohl zum „An- schluss an die SA“ gedacht oder gesagt haben mag? Na- türlich bleiben viele solcher Fragen leider unbeantwortet. Stadtarchiv Ehingen/Nationale Rund- schau, ..1           

Nachstehend sehen wir nach, was in weiteren Nachkriegs-Publikationen zu Orten rund um Ehingen über die Zeit des Nationalsozialismus zu finden ist …Zu 1-1: GriesingenEin auch in Griesingen üblicher Auszählreim der damaligen Jahre: „Unser Katz hot Junge gheet, sieba an dr Zahl, sechs drvo send Zentrum, ond oina National.“Der Kinderreim deutet das anfängliche Mehrheitsverhältnis zwischen der kath.-konser-vativen Zentrumspartei und den Nationalsozialisten dar, was sich ab 1 freilich änderte …In der Festschrift zum NSDAP-Kreisparteitag 1 heißt es u.a.: „Die [NSDAP-]Ortsgruppehatte rund 1 Ortschaften zu betreuen, [darunter] Griesingen. … Und an anderer Stelle: „Die[NSDAP-]Ortsgruppe Öpfingen umfasst die Gemeinden Oberdischingen, Rißtissen, Griesin-gen, Nasgenstadt, Gamerschwang und Öpfingen.“Zum staatlich organisierten Erntedankfest luden die damaligen Machthaber zu einem Um-zug der Bauern aus der Region. Auch die Griesinger „Ortsbauernschaft“ nahm daran teil.Wie alle anderen Teilnehmer hatte man auch hier den Ehrgeiz, bei der Bewertung gut abzu-schneiden. Man schmückte den Festwagen unter anderem mit wunderschönen roten Äp-feln — so schön rot, dass Neider aus „der Stadt“ (Ehingen) die Griesinger gar verdächtigenwollten, ihre Äpfel künstlich nachgefärbt zu haben. Ein Griesinger, nicht auf den Mund ge-fallen, entgegnete ihnen: „Seit wenn nemmt denn a Epfl a Farb a?“ Quelle: Gemeindebuch Griesingen, 1Es war aber nicht alles so anekdotenhaft-harmlos! Im Gemeindebuch Griesingen findensich auch Beiträge zu folgenden Themen: „Bombenkinder“, „Flüchtlinge“, „Geburt im Ver-lies“ (Sintifrau), „Gefallene und Vermisste“ und „Kriegsgefangene als Arbeitskräfte“.Und natürlich wird im vertraulichen Gespräch von jenen berichtet, die bei Dunkelheit umdie Häuser schlichen, um herauszufinden, wer verbotenermaßen „Feindsender“ hörte, umdiese Leute zu verpfeifen, oder, wer nach dem Krieg sich wieder gut bürgerlich-konserva-tiv-christlich gab, zu polit. Ämtern gelangte und doch ein ziemlicher Nazi gewesen sei.Zu 1-1: Mundingen„Es wird beschlossen, wer vom Juden ein Stück Vieh kauft, wird das betreffende Stück vom[Viehversicherungs-]Verein nicht entschädigt.“Dies und noch viel mehr Lesenswertes zur Zeit des Nationalsozialismus steht im Buch„Mundingen, ein altwürttembergischer Grenzort“, S.  bis , engbeschriebene Seiten =reichlicher Inhalt; erschienen 1. Und andersorts praktisch schlichtweg N I X !!!Zu 1-1: ÖpfingenIm Buch „Öpfingen – eine schwäbische Gemeinde“ heißt es zu 1-1 wörtlich 204 (unwesentl. Auslassung: <…>): 1 Drittes Reich 1 Errichtung einer Schwesternstation 1 Eröffnung des Kindergartens (Schwester Hilda) <…> 1 Freiwillige Feuerwehr (Feuerwehrabgabe) 1 Bürgermeisterwechsel Munding-Niederer 1 Beginn des . Weltkrieges 1 Oberlehrerin B<…> bis 1   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1 Für Öpfingen endete der . Weltkrieg mit der Besetzung durch die Amerikaner, im Sommer kam französische Besatzung <…>Zu 1-1: AltsteußlingenIn der Schrift aus dem Jahr 1 „Geschichte und Geschichten von Altsteußlingen“ findetsich zu 1-1 eine Kopie des Wahlergebnisses zur „Reichstagswahl und Volksabstim-mung am 1. November 1“. Die folgende Seite berichtet bereits vom „Kriegsende 1“.Zu 1-1: Kirchen„Die Geschichte Kirchens in Stichworten … 1 Kirchen kommt zu Württemberg 1 Schul- und Rathaus werden neu erbaut 11 Spritzenhaus und Molkereigebäude werden als Gemeinschaftshaus neu erbaut 111 Dieses Gemeinschaftsgebäude wird zum Rathaus erweitert 1 Kirchen wird nach Ehingen eingemeindet“Außerdem findet sich ein Beitrag „Das Dorf erlebt das Ende des Krieges 1“. Heimatbuch Kirchen, 1Zu 1-1: Kirchbierlingena)Von „Halaholf und Hitta“, vom Kloster Marchtal, von Pfalzgraf Hugo und vielen anderen fürden Ort Wichtigen wird berichtet. Doch die Darstellung der örtlichen Zeitgeschichte endetmit dem Anschluss des Dorfs „an die zentrale Wasserversorgung“ im Jahr 1. Und noch1 „stand im Dorf der Ortsbrunnen“, steht gleich dahinter. Quelle: 1 Jahre Kirchbierlingen -1 (1)b) 1 Wasserleitung 1 Zusammenschluß von Musik- und Gesangverein 1 Kirchenrenovation 1 Erster Traktor: Anton G<…>, Küfer 1 Im Unterlehrerzimmer wird ein Kindergarten eingerichtet 1 bis 1 Zweiter Weltkrieg: 1 Gefallene, 1 Vermißte 11 Bau eines Kindergartens, Holzbaracke 1 Glocken werden abgenommen 1 Montag, . April, Einmarsch der Franzosen; früher Nachmittag Quelle: Anton Huber, Kirchbierlingen und Sontheim/Weisel (1)            

Sozialdemokraten und die NSDAP – gab es Wechsler?Der Macher dieser Schrift hat sich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung erkundigt, ob es Unterla-gen gibt, ob, wie oft und mit welcher Begründung sich SPD-Mitglieder deutschlandweit um1 der NSDAP angeschlossen haben.Hier die Antwort (Auszug):„Grundsätzlich lässt sich nach meiner Kenntnis sagen, dass die Zahl der ‚Überläufer‘ ehergering gewesen ist. Parteiübertritte fanden aber durchaus statt.Ein besonderer Fall ist das Wechseln ehemaliger SPD-Funktionäre zur NSDAP mit dem Wis-sen der früheren Genossen, um Informationen über die nationalsozialistische Herrschaftaus erster Hand zu erhalten und diese in sozialdemokratische Widerstandskreise zu tragen.Zur weiterführenden Lektüre empfehle ich Ihnen: Heinrich August Winkler, Der Weg in die Katastrophe. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1 bis 1. ., vollst. durchges. u. korr. Aufl. (Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewe- gung in Deutschland seit dem Ende des 1. Jahrhunderts, Bd. 11), Bonn 1. Michael Schneider, Unterm Hakenkreuz. Arbeiter und Arbeiterbewegung 1 bis 1 (Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 1. Jahrhunderts, Bd. 1), Bonn 1.Für Ihr Festschrift-Projekt wünsche ich Ihnen viel Erfolg!Mit freundlichen Grüßen,Meik WoykeFriedrich-Ebert-StiftungArchiv der sozialen DemokratieLeiter des Referats ‚Public History‘“ Beispiel für einen „Wechsler“? Aus der Festschrift „1 Jahre Sozialdemokraten“ des SPD-Ortsvereins Überlingen/Bodensee (1)Nach dem 1. Weltkrieg wurde Johann Häusler Landstraßenwärter beim Amtsbezirk Überlingen. 1 heiratete er Theresia Hermann aus Owingen. Der Owinger Pfarrer gab Theresia zu verstehen, dass er ihre Heirat mit einem Sozialdemokraten für be-denklich hielt. Vermutlich war es zu diesem Einwand gekommen, weil sich Johann „sozial-demokratisch“ äußerte oder verhielt. Mitglied der SPD Südbaden wurde er nämlich erst1. In der Familie seiner Frau war man übrigens nicht gegen die Heirat mit einem vermu-teten Sozi. … Er kaufte das Überlinger Bürgerrecht für  RM. Damit war die Möglichkeitder Nutzung von Allmendgrundstücken und des Bürgerabgabeholzes der Stadt verbunden.Johann wurde ein sehr aktiver Überlinger Bürger. Er leitete von 1 bis 1 als Vorsitzen-der den SPD-Ortsverein Überlingen. In dieser Zeit war er auch Mitglied des Bürgerausschus-ses und des Gemeindeverordnetenvorstands. Sein soziales Engagement bewies er von 1– 11 als Pfleger der Überlinger „Nachbarschaft zum Wiestor“. Als die Nazis zu plakatierenbegannen, ging er mit zwei Genossen mit Fahrrädern los, um die Plakate abzureißen  206   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 und Plakate mit den drei Pfeilen aufzuhängen. Die drei Pfeile waren das Symbol der „Eiser-nen Front“, einer gegen die Gewalt der Rechten gerichteten Abwehrorganisation.Im Zuge der erzwungenen Auflösung des sozialdemokratischen Ortsvereins Überlingen im Mai 1 legte Johann Häusler den Vorsitz nieder. Er blieb aber weiter politisch. Sonn- tags traf man sich nach der Kirche zum Frühschoppen im Raben. Dabei wurde man vonden Nazis bespitzelt. Er hat mit vielen Nazigegnern Kontakt gehalten, zum Beispiel mitMetzgermeister Karl Löhle oder mit dem evangelischen Stadtpfarrer Dr. Emil Schwaab. De-monstrativ ging Johann Häusler zwei Tage nach der Reichspogromnacht (November 1)in das Textilgeschäft von Wilhelm Levin in die Münsterstraße und kaufte sich eine Jackeund eine Hose. Der Beamte Johann Häusler wurde 1 Mitglied des Reichsbunds der deut-schen Beamten (RDB) und auch der NS-Volkswohlfahrt (NSV), beides wahrscheinlich im Zu-ge der Gleichschaltung. Am 1. September beantragte er die Aufnahme in die NSDAP, wo erdann zum 1. Januar 1 aufgenommen wurde. Er war auch Blockwart.Seinen Kindern gegenüber machte er nach dem Krieg nur dunkle Andeutungen über seine Verstrickung mit dem NS-Regime. Nach dem Attentat auf Hitler am . Juli 1 kam er mehrere Tage in Untersuchungshaft. … Nachdem sein Sohn Willi den Arbeits-dienst in Salzburg und am Golf von Biscaya geleistet hatte, wurde dieser kurzfristig in eineRegimentsschule nach Colmar einberufen, wo er eine Offiziersausbildung beginnen sollte.Als Johann dies erfuhr, reiste er nach Colmar, wo besprochen wurde, wie Willi diese Ausbil-dung umgehen konnte. Der bekam ein Furunkel am Hals und es gelang ihm, sich in ein La-zarett einweisen zu lassen. Die Folge war aber, dass er danach als einfacher Soldat an derFront in Ostpreußen zum Einsatz kam. Anfang Oktober 1 kam die Nachricht, dass Willian der Front schwer verletzt worden war und in einem Lazarett in Tondern in Dänemark ge-storben ist. Johann Häusler wurde bewusst, wie sehr die Entscheidung gegen die Offiziers-ausbildung seinen Sohn in Gefahr brachte. Sein bis dahin dunkles Haar wurde innerhalb ei-nes halben Jahres grau.Am 1. Oktober 1 suspendierte das Badische Finanz- und Wirtschaftsministerium Johann Häusler wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP vom Dienst. Trotzdem wählte am . November 1 das Überlinger Antinazi-Comitee Johann Häusler ein-stimmig zu seinem Geschäftsführer. Und am . Dezember 1 bescheinigte Dr. Karl Bittel,ein Kommunist, der in Hödingen wohnte, dass Häusler „mit Wissen und Einverständnis un-serer Widerstandsgruppe in die NSDAP eingetreten ist. H. ist ein alter überzeugter Sozialistund hat in keinerlei Beziehung mit der NSDAP gestanden“. Diese Bescheinigung befindetsich im Schreiben Häuslers an seinen Arbeitgeber, in dem er um Aufhebung der Suspendie-rung vom Dienst bittet. Am 1. Februar 1 wurde Johann Häusler wieder voll als Stra-ßenwärter eingestellt. Daneben war er als Beauftragter der Entnazifizierung tätig. Er nahmdiese Tätigkeit sehr ernst. Übrigens wurde er nicht im „Verzeichnis der Säuberungsbeschei-nigungen“ aufgeführt, was vermuten lässt, dass man es nicht für nötig gehalten hat, ihn zuentnazifizieren.  Danke dem SPD-OV Überlingen für die freundlich gewährte Abdruckerlaubnis!           

Neubeginn ab 1Jugend und Gegenwart Warum steht die Jugend abseits? Karl Schaupp, EhingenJeder, der sich heute mit Problemen der Gegenwart beschäftigt, wird feststellen müssen, daß die jüngeren Jahrgänge, als deren Grenze nach oben wir das . Lebensjahr betrach- ten, zum überwiegenden Teil zu allen Fragen passiv und uninteressiert eingestellt sind.Gar zu oft wird diese Tatsache von den Älteren mit der Bemerkung abgetan, „daß eben mitder heutigen Jugend gar nichts anzufangen sei, da sie vom Nazismus vollständig verseuchtwäre“. Wir möchten jedoch als Angehörige dieser jüngeren Jahrgänge in aller Eindringlich-keit die Frage aufwerfen: „Liegt es tatsächlich nur an uns, daß wir den Problemen derGegenwart abwartend und uninteressiert gegenüberstehen? Hat noch niemand über dieUrsachen dieses Beiseitestehens der Jugend nachgedacht?“Alle, die wir als Überlebende aus dem Kriege zurückkehren durften — vor dem geisti- gen und oft auch vor dem wirtschaftlichen Nichts stehend — hofften, in der Heimat Verständnis und Entgegenkommen für unsere Lage zu finden. Aber, wie war es denn?Statt Verständnis begegnete uns Mißtrauen, an Stelle von Entgegenkommen stießen wiroft auf offene Abneigung; denn wir waren es ja angeblich, die den Nazistaat bis zuletzt ge-stützt und verteidigt hatten und es sei die natürlichste Folgerung, daß wir auch die härtes-ten Folgen zu tragen hätten, zumal viele von uns als „Militaristen“ bezeichnet werdenmüßten.Es steht uns nicht zu, über das Maß der Schuld und über die Berechtigung des Vorwur- fes „Militaristen“ zu diskutieren, aber wir wollen in aller Öffentlichkeit folgendes fest- stellen: W e r hat denn dem Nationalsozialismus in Deutschland die Macht in die Handgegeben? Wir Jüngeren bestimmt nicht; denn wir drückten in den entscheidenden Jahren11/ noch die Schulbank oder standen als Lehrlinge im Anfange einer Berufsausbildung!W i r waren zur Zeit der „Machtergreifung“ noch politisch unmündig! Wir mußten auch beiden Volksentscheiden noch zurückstehen und die Feststellung ist gewiß nicht übertrieben,daß von uns noch sehr wenige Gelegenheit hatten, ein „Ja“ oder „Nein“ abzugeben!Wir mußten in  harten Kriegsjahren die Suppe auslöffeln, die uns a n d e r e einge- brockt hatten! Unsere Jahrgänge haben die meisten Blutopfer gebracht! D a s s i n d d i e T a t s a c h e n !! Aber heute sind es vor allem gerade jene „Andern“,die uns die Schuld an dem Dilemma der heutigen Zeit in die Schuhe schieben möchten!Kann es jemand der Jugend deshalb verdenken, wenn sie die Nase voll hat und abseitssteht, überhaupt, wenn wir bedenken, daß es auch wieder jene „Andern“ sind, die schonwieder oder immer noch auf hoher Warte sitzen und sich auch in der neuen Demokratiebald wieder akklimatisiert haben werden, genau so wie sie es nach 1 verstanden haben?Wir rufen allen Älteren im Namen der Jugend zu: Wollt Ihr die jüngere Generation für akti-ve Mitarbeit am Aufbau eines neuen Deutschlands gewinnen, so macht endlich Schluß mitdem Vorurteil von der „vollständig nazistisch verseuchten Jugend“! Laßt die Jugend bewei-sen, daß auch sie in einem demokratischen Deutschland ihren Mann stellen kann!  208   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 Nur, laßt der Jugend etwas Zeit, habt ein wenig Geduld mit ihr: denn es ist gerade für einen jungen Menschen nicht so leicht, an etwas Neues zu glauben, wenn er jahre- lang betrogen und seine Ideale und Begeisterungsfähigkeit für verbrecherische Zieleausgenützt wurden. Der Jugend aber rufen wir zu: Gebt Eure Passivität auf, interessiertEuch für die Probleme der Gegenwart, helft mit am Aufbau unseres Vaterlandes; denn sowie w i r unser neues Haus bauen werden, so werden wir darin wohnen müssen! Soll Euchspäter einmal der Vorwurf gemacht werden, daß Ihr im entscheidenden Stadium der Kräf-tegliederung interesselos abseits gestanden habt?Deutsche Jugend, besinn Dich auf Pflicht! SZ Ehingen, Freitag, . Mai 1 (Archiv Feger) Karl Schaupp verfasste den oben dargestellten Leserbrief im Alter von  Jahren.Damals war Karl Schaupp noch überzeugter Kommunist und aktiver Gewerkschafter. Errichtete sich offensichtlich auch selbst danach, was er in seinem eigenen Aufruf von dervom Krieg heimgekehrten Jugend verlangte. Und er legte Zeugnis ab, dass das Misstrauender „Älteren“ seiner Generation gegenüber nicht berechtigt sei.Das von ihm beschriebene Misstrauen gegen die vormaligen Wehrmachtssoldaten, garOffiziere, wie er einer war, war latent noch lange Jahre auch im Ortsverein durchaus zuverspüren. Vielleicht wäre es allseitig hilfreich gewesen, wir hätten seinen Leserbrief von1 schon früher zur Kenntnis nehmen können.Nicht nur Karl Schaupp als zuletzt hochgeachteter und hochgeehrter Ehinger Sozialdemo-krat hatte erst auf Umwegen zur SPD gefunden. Er befand sich diesbezüglich mit WillyBrandt, Friedrich Ebert, Gustav Heinemann, Ingrid Matthäus-Maier, Matthias Platzeck, Jo-hannes Rau, Herbert Wehner11 und gewiss vielen anderen in durchaus ehrenwerter Gesell-schaft.Siehe auch Seite  zu Karl SchauppWie in dieser Festschrift an vielen Stellen zu entnehmen ist, arbeiteten hier in Ehingen So-zialdemokraten, Unabhängige Sozialdemokraten und Kommunisten offenbar immer wie-der zusammen, in der Zeit von 11 bis 1 und teils wieder ab 1. Sie organisierten ge-meinsam Veranstaltungen und traten zuweilen auch gegenseitig als Redner auf.Damit die hiesigen Konservativen im Jahr 1 aber jetzt nicht gar zu sehr aufjaulen, siehätten es ja immer schon gewusst: Hier in dieser Festschrift wird belegt, dass auch dasZentrum und die damalige Deutsche Demokratische Partei11 zuweilen mit den anderenEhinger demokratischen Parteien gemeinsame Veranstaltungen abhielten oder dass ge-meinsame öffentliche Aufrufe in durchaus demokratischer Gesinnung ergingen.                                                                 117 Reihenfolge alphabetisch nach Familiennamen 118 eine liberale Partei       

Der Ortsverein in den ersten Jahren nach dem . Weltkrieg (1-1)1 … Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• Deutschland war vom Terror befreit.• Neuorganisation der SPD in Hannover. Treibende Kraft: Kurt Schumacher, der im folgenden Jahr zum Parteivorsitzenden in den Westzonen11 gewählt wird. Abb.: Archiv Fe- ger (Dez. 1). So oder so ähnlich wird man auch in Ehingen gedacht haben. Eine Ehinger Zei- tung gab es erst wieder seit Okto- ber 1. Damals und noch für Jahrzehnte aus dem Hause der Ehinger Verleger- familie Feger stammend nennt sie sich seitdem und unter neuer Leitung bis heute „Schwäbische Zeitung“. Sie gehörte ähnlich wie ihre Vorgänge- rin, der „Volksfreund für Oberschwaben“, einem Verlegerverbund an, der bis 1 seinen Sitz in Leutkirch hatte und ihn jetzt nach Ravensburg verlegt hat. Abb.: Archiv Feger – Wer etwas zu tauschen hatte, war froh da- rum. (.1.1)                                                              119 Westzonen: die Besatzungszonen der drei „Westalliierten“ USA, Frankreich und Großbritannien; im Gegen‐satz zur „Ostzone“ unter sowjetischer Besatzung. Aus den Westzonen erwuchs die „alte“ Bundesrepublik, aus der Ostzone entwickelte sich die DDR. Seit der Wiedervereinigung 1990 gibt es nur noch einen deutschen Staat.  210   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den TellerrandZur Ehinger SPD können wir folgendes zu Recht vermuten:Ohne Zeitung und andere Unterlagen kein direkter Beweis! Doch da sich 1 der Ortsver-ein wieder neu gründete und sogleich um die  Mitglieder hatte, müssen zuvor informelleBemühungen und Aktivitäten stattgefunden haben. Ein Ortsverein, zumal nach zwölf Jah-ren des Terrors und sechs Jahren „totalen“ Krieges entsteht nicht „einfach so“ von heuteauf morgen. Insofern können wir sicher sein, dass sich ziemlich gleich nach Kriegsendewieder sozialdemokratisch gesinnte und erfahrene Menschen in Ehingen zusammengefun-den haben. Und: Es tauchen auch altvertraute Namen wieder auf. Die Menschen der erstenStunde nach Kriegsende müssen über Wissen, Können und Erfahrung aus der Zeit vor demVerbot von 1/ verfügen und genug Willen und Kraft aufbringen, am demokratischenWiederaufbau der Heimat, Deutschlands und bald auch Europas mitzuwirken.Was schon vor 1 galt, stimmt vor allem auch für die ersten Jahre nach 1 wieder: Sozi-aldemokratisches kam in der örtlichen Presse allenfalls höchst stiefmütterlich vor, wenn überhaupt. Christlich-konservativen oder „unpoliti- schen“ Vereinigungen (nicht nur Parteien) wurde hingegen großzügigst Platz in der redaktionellen Berichterstattung eingeräumt.  Unser langjährig aktives Mitglied schon in den Vorkriegsjahren Anton Stöckle hat zusammen mit seiner Frau Elise, geb. Baur (!), den Tod eines Sohnes zu betrauern. Die Zeitungen der Nachkriegszeit sind voll von Meldungen dieser Art. (Abb. links: Archiv Feger)  Leider wissen wir nur wenig über die Kriegser- lebnisse unserer „Aktiven“. Einzig aus anderen An- lässen wie Ehrungen und Begräbnissen ergeben sich in entsprechenden Presseberichten einige Erkennt- nisse. Doch was heißt es schon „Als Soldat in … und … eingesetzt, dann … Kriegsgefangenschaft …“?  Fast in allen Ländern der Welt gab es als Folge des Kriegs Tote, Verletzte, Traumatisierte. Das waren nicht nur Soldaten, sondern auch die Zivilbevölke- rung, auch Kinder. Wer hat sich all dieser Opfer je- mals angenommen?  Anmerkung der Festschriftmachers: Eine Frage, die sich auch 1 angesichts der Millionen Bürger- kriegsflüchtlinge in verschiedenen Ländern der Welt stellt. Millionen flohen z.B. aus Syrien, und unser rei- ches Deutschland1 brüstet sich damit, doch „im- merhin“ fünf Tausend von ihnen aufzunehmen.                                                               120 zu diesem Zeitpunkt (2013) CDU/CSU/FDP‐regiert („schwarz‐gelb“)        

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• In der sowjetischen Besatzungszone Zwangsvereinigung der SPD mit der KPD zur SED (Sozialisti- schen Einheitspartei Deutschlands). Sich widersetzende Sozialdemokraten werden unter Druck ge- setzt, inhaftiert oder fliehen in den Westen.Der . April 1 in Ehingen (Die Schwäbische Zeitung vom . April 1 erinnert daran)• „Der Jahrestag der Besetzung unserer Heimatstadt durch die alliierten Streitkräfte gibt Anlaß, uns derStunden zu erinnern, welche dereinst in der Stadtchronik als die bedeutsamsten bezeichnet werden müssen. Das„tausendjährige Reich\" Adolf Hitler's lag schon in Todeszuckungen, als für die Bürger der Stadt Ehingen derTag der endgültigen Befreiung von der militaristischen, nationalistischen Diktatur angebrochen war.Schon Nächte zuvor fluteten ununterbrochen Kraftwagenkolonnen und Abteilungen der in Auflösung befindli-chen Wehrmacht von der Münsinger Alb her nach Süden, wo man immer in der zunächst erreichten Stadt „denWiderstand organisieren\" wollte. Nirgends jedoch kam es dazu, und wenn auch die nazistischen Einpeitschervereinzelt ihr Ziel erreichten, so doch nur vorübergehend und von wenig nachhaltiger Wirkung. Diejenigen, wel-che bis zuletzt an das Gerücht glaubten, der Albrand werde mit allen zu Gebote stehenden Mitteln verteidigt,mußten eine Enttäuschung erleben, ein Umstand, der sich insofern günstig auswirkte, als er die geplante Vertei-digung der Stadt Ehingen von vornherein als sinnlos erscheinen ließ. Interessant ist es, zu erfahren, daß alle Be-sprechungen über die in Aussicht genommenen Verteidigungsmaßnahmen als interne Angelegenheit der Parteibetrachtet wurden und man weder den Bürgermeister noch sonst einen Vertreter der Einwohnerschaft zugezogenhatte.Nachdem am Sonntag, den 22. April 1945, nachmittags 4 Uhr das vereinbarte Alarmsignal ertönt war, sammelteder anwesende SS-General Diehm versprengte Gruppen der ehemaligen Wehrmacht, um mit dem einheimischenVolkssturmbataillon den Widerstand aufzunehmen. Die Panzersperren wurden geschlossen, als Hindernis für dieaus Richtung Münsingen und Allmendingen gleichzeitig anrückenden alliierten Truppen. Am nördl. Stadtaus-gang hatten Teile des Volkssturms eine Verteidigungslinie gebildet, wodurch dort heftige Einzelkämpfe ent-brannten. Das „Neue Haus\" sowie die Scheuern und Stallungen von Einsiedler z. „Schwert“, Maunz Hecken-mühle, Manz Erhart und Lock gingen in Flammen auf. Am Spätabend drangen amerikanische Panzer in denNordwestteil der Stadt ein, um von dort aus in das gesperrte Innere der Stadt vorzustoßen, zogen sich aber in denNachtstunden wieder zurück.Hier muß angeführt werden, daß die „beherzten\" Parteigewaltigen bereits gegen Abend in Richtung Nasgenstadtdas Weite gesucht hatten. Während der Nacht lag geringes Störungsfeuer über der Stadt, wodurch Teilschädenan mehreren Häusern entstanden.In diesem Zustand der Unsicherheit und bangen Erwartung am Morgen des 23. April faßten einige wenige ver-antwortungsbewußte Männer den Entschluß, dem Widerstand ein Ende zu bereiten, da angesichts der sinnlosenVerteidigung Luftangriffe befürchtet werden mußten. Kaufmann Max Kauter und Dr. med. Alfred Straub leite-ten die Übergabe in die Wege, die durch Bürgermeister Dr. Henger offiziell durchgeführt wurde. Am 23. Aprilmorgens um halb 7 Uhr wurde im Hause des Fabrikanten Fritz Fischer, Münsingerstraße, die Stadt Ehingen demamerikanischen Befehlshaber der Panzertruppen übergeben. Etwa drei Stunden später, um 10 Uhr vormittags,wurde der Kommandeur der nachrückenden amerikanischen Division auf dem Rathaus vom Bürgermeister emp-fangen. Die Stadt war jetzt gerettet. An Toten forderten die Kämpfe um Ehingen erstaunlicherweise nur sieben.— Rückblickend gebührt den Männern, durch deren Verantwortungsbewußtsein unsere Heimatstadt gerettetwurde, Dank und Anerkennung.“• Die Kommunistische Partei Ehingen lädt auf den 1. April, mittags  Uhr, zu ihrer Mitglieder- und Gründungsversammlung ins Gasthaus Paradies ein. Die Presse berichtet anschließend darüber: „Als erste der neu zugelassenen Parteien hielt die Kommunistische Partei im „Paradies\" in Ehingen ihre Gründungsversammlung ab. In der Eröffnungsansprache brachte Genosse Hubert Bollmann seine Genugtuung über den sehr zahlreichen Besuch zum Ausdruck und dankte auch den Vertretern der S. P. D. für ihre Teilnahme. Besonders erfreulich sei die Feststellung, daß sich außer den alten Mitgliedern eine größere Anzahl junger, aufbauwilliger Mitkämpfer eingefunden hätten. Das bewei- se, daß auch in Ehingen ein reges Interesse am politischen Neuaufbau einer wahrhaft vom  212   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Volk getragenen Demokratie bestehe. Genosse Bollmann stellte in seinen weiteren Ausführungen nachdrücklichst fest, nicht nur im Aufbau des Parteiapparates, sondern auch von jedem einzelnen Mitglied müsse eine moralisch saubere Einstellung verlangt werden. Dadurch soll bezweckt werden, daß für die Kommunistische Partei und ihre Ziele eine Grundlage des Vertrauens entstehe. Über das Thema: „Was will der Kommunismus?“ sprach eingehend Genosse Fink. Bei der anschließenden sehr lebhaften Diskussion wurden hauptsächlich die Wege des Zusammenschlusses der beiden Arbeiter- parteien behandelt. Genosse Scholl (S.P.D.) brachte lebhaft zum Ausdruck, daß eine Vereinigung der beiden Bruderparteien Im Bezirk Ehingen in geistiger Hinsicht bereits erfolgt, jedoch die formale Ver- schmelzung augenblicklich noch nicht spruchreif sei. Bei der sich anschließenden Wahl wurde Ge- nosse Hubert Bollmann zum Kreisvorsitzenden gewählt. Mit der Aufforderung an alle, tatkräftig am Wiederaufbau Deutschlands mitzuarbeiten, endete die Versammlung.“• Am . April fand die Gründungsversammlung der SPD Schelklingen statt.  Mitglieder erklärten ihren Beitritt.• Mittwoch, 1. Mai 1, nachmittags  Uhr, „Öffentliche Großkundgebung“ in der Stadthalle Ehingen: „Maifeier aller Schaffenden“. Referent Oberbürgermeister Kalbfell, Reutlingen (SPD). Motto: „Der 1. Mai nach 1jährigem nationalsozialistischem Terror. Abends  Uhr Maitanz. Eintritt  RM. Der Reinerlös fließt den Flüchtlingen zu. Hierzu laden ein die Gewerkschaften. Das Arbeitskomitee: Münch, Kiem, Hermle, Weißer, J. Baur.• FW = Französisches Württemberg; Ehingen und Umgebung ge- hörten zur französischen Besatzungszone. Entsprechend waren die ersten Nachkriegs-Kfz-Kennzeichen (Abb. Archiv Dorner).• Die SZ Ehingen schreibt am 1. . 1: „Hier sprechen die Parteien: Unter dieser Überschrift finden die Leser im Innern des Blattes pro- grammatische Artikel der drei zugelassenen Parteien der französischen Zone Württembergs, der Christlich-Demokratischen Union, der Kommunistischen Partei und der Sozialdemokratischen Partei. Der Inhalt dieser Seite, die regelmäßig wiederkehren wird, steht außerhalb der Verantwortung der Redaktion.“ Und dann finden sich tatsächlich immer wieder volle Zeitungsseiten mit Informationen der genannten Parteien: Die Sozialdemokratische Partei schreibt in diesem Zusammenhang am 1. Mai 1 unter der Über- schrift „Warum Sozialismus?“ u. a.: „Die Idee, die Güter dieser Welt, das heißt diejenigen Dinge, die das Leben erst lebenswert machen, allen Menschen gleichmäßig zukommen zu lassen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon die ersten Christen huldigten dem Grundsatz: die Früchte dieser Erde gehören allen, die Erde selbst ge- hört niemand.Wie ein roter Faden erscheint in der bisherigen Menschheitsgeschichte immer wieder die Tatsache, daß nur eine verhältnismäßig kleine Minderheit im Übermaß Teil hat an den materiel- len, kulturellen und ideellen Gütern dieser Erde, während die große Mehrheit entweder fast keinen oder einen nur sehr geringen Anteil dieser Güter erhält. Mit dem Aufkommen der modernen Indust- riestaaten und mit der rapiden Steigerung der Bevölkerungszahlen haben sich diese Zustände immer mehr verschärft. Eine letzte Zuspitzung ist neuerdings in den vom Krieg betrogenen Ländern, beson- ders in Deutschland, entstanden. Das Problem lautet: Lösung der sozialen Frage. Es hat nie an Anfängen und guten Vorsätzen gefehlt, die soziale Frage zu lösen. Die Sozialdemokratie hat schon vor bald hundert Jahren erkannt …“           

CDU und KP • Nach KP und SPD: „Am kommenden Sonntag findet die Gründungsversammlung der CDU für die Stadt Ehingen statt. Zu der Versammlung, die abends  Uhr im ‚Schwanen‘ stattfindet, ergeht allge- meine Einladung.“ (SZ vom 1. . 1). Über die Gründungsversammlung berichtet das Blatt am . . u. a.: „Kreisvorsitzender der KPD Bollmann versicherte die Zusammenarbeit im Sinne des gemein- samen Aufbaues fern allen konfessionellen Haders.“ CDU-Vorsitzender wird Kaufmann Kauter.• SZ vom 1. . 1: „Gründung der Angestelltengewerkschaft Die tatkräftigen Bemühungen um die gewerkschaftliche Organisation aller Schaffenden wurden im Kreis Ehingen durch die Gründung der Angestelltengewerkschaft am Sonntag, den . Juli, wieder um ein Beachtliches ergänzt. Seitens der Gewerkschaften war Josef Münch zugegen, seitens der KPD Genosse Hubert Bollmann, seitens der SPD Friseurmeister Franz Scholl. In der zielbewußten und harmonisch verlaufenen Versammlung wurden folgende Mitglieder als Vorstand der Gewerkschaft der Angestellten gewählt: Willy Gröber Vorsitzender, Adam Jung, (Dettingen, Nr. ), Schriftführer, Karl Schaupp, Kassierer.“• Kommunistische Partei Ehingen - Heute Samstag, den . Septbr. 1 abends  Uhr spricht im Och- sensaal Genosse Karl Schaupp Ehingen über das Thema: „Was erwartet die Jugend von der neuen Demokratie?\" — Wir laden die Jugend zu zahlreichem Besuch ein, ebenso die Kriegsversehrten. – Ortsleitung (SZ vom . . 1)• Kreiskartell der Gewerkschaften. Zu diesem Thema berichtet die SZ vom 1. 1. 1 u. a.: Die Vor- stände der sechs Gewerkschaften unseres Kreises, zu denen demnächst nach Genehmigung durch die Militärregierung noch zwei weitere hinzukommen werden, hatten sich letzte Woche im „Schwa- nen“ eingefunden. Dabei gab ein Vertreter der regionalen Militärregierung, der als Fachmann11 die Gewerkschaftsfragen bei seiner Dienststelle bearbeitet, erläuternde Hinweise insbesondere hin- sichtlich der Gründung von Orts- und Kreiskartellen. Die einzelnen, selbständigen Gewerkschaften sollen vor allem deshalb zu Kartellen zusammengefaßt werden, um der gesamten Gewerkschaftsar- beit größeren Nachdruck zu verleihen. Das Kreiskartell umfasse die Gewerkschaften der Betriebe ei- nes ganzen Kreises; seine Gründung erfolge auf Wunsch der einzelnen Gewerkschaften durch deren Vorstände. Ihm gehörten die jeweiligen Gewerkschaftsvertreter an, welche in Versammlungen des Kreiskartells über alle einschlägigen Fragen zu beraten hätten. Es wurde betont, daß je nach ihrer Stärke die einzelnen Gewerkschaften im Kreiskartell mehr oder weniger Gewicht haben. Ferner wies der Redner darauf hin, daß die Gewerkschaften für den Aufbau der Demokratie eine sehr große Be- deutung hätten und hier an maßgeblicher Stelle mitwirken müssten. Als Demokratie sei die Gesell- schaftsform zu bezeichnen, in der jeder Mensch das gleiche Recht auf Freiheit besitze. – Die Anwe- senden schlossen sich diesen Ausführungen mit lebhaftem Beifall an und Josef Münch [SPD-Vors. Ehingen] betonte in seiner Erwiderung, die Leiden des Arbeiters seien auf der ganzen Welt dieselben und er müsse deshalb als der beste Garant des Friedens für die Zukunft betrachtet werden. An- schließend kamen die Vorstände der Gewerkschaften überein, das Kreiskartell für den Bezirk Ehin- gen zu gründen. Berechtigt zu der Wahl des Kreisvorsitzenden waren die Vorstandsmitglieder der einzelnen Gewerkschaften. Die Wahlen hatten folgendes Ergebnis: Josef Münch, erster Vorsitzender, Ingenieur Jung, zweiter Vorsitzender und Kassier; Karl Schaupp, Schriftführer.• Ehingen. Die in den Sommermonaten stark aufgetretenen Schulversäumnisse veranlaßten den Ge- meinderat zu dem Beschluß, eingeleitete Maßnahmen gegen „Schulschwänzer“ und deren Erzie- hungsberechtigte zu unterstützen. SZ Ehingen am . 1. 1• Friseur-Innung des Kreises Ehingen — Am Dienstag (Heil. Abend) sind die Friseurgeschäfte im Kreis Ehingen abends  Uhr geschlossen. Die Kundschaft wird gebeten, die Zeiten einzuhalten. — Ober- meister: Scholl (SZ .1.1)                                                            121 Die französische Besatzungsmacht unterstützte demokratische Strukturen (Parteien) und Gewerkschaften.  214   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand  Schon vor der Wiedergründung des Ortsvereins noch im selben Jahre 1 wa- ren mindestens mit Franz Scholl wieder Sozialdemokraten am Wiederaufbau betei- ligt.  Anm.: Das beinahe allwissende Internet liefert zu „Gemeindebeirat“ keine Funde. Es ist wohl davon auszuge- hen, dass es sich hier- bei um einen „vorläu- figen“ Gemeinderat handelt, der folgende reguläre Wahlen vorzubereiten und solange geschäftsführend zu amtieren hat. Er dürfte auf Initiative der Besatzungsmacht bestellt worden sein.Alle Abb.: Archiv Feger           

 Abb.: Die französische Militärregierung gestattet 1 die Neubildung politischer Parteien.Abb.: Stadtarchiv Ehingen  216   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Ein Schelklinger Sozialdemokrat Zwei Abb.: Auf dem Dienstweg über das Landratsamt gestattet die Militärregierung je eine SPD-Versammlung, in beiden Fällen sehr kurzfristig. Oben: am . August 1 für die Versammlung im Stern in Ehingen abends 1. Uhr tags darauf, also am ..1. — Untere Abb.: Genehmigung einer SPD-Versammlung am .11.1, wiederum im „Stern“, zwei Tage darauf. (Stadtarchiv Ehingen)           

Der Ortsverein wird mit dem Namen D.S.P. „Deutsch-Sozialdemokratische Partei Ehingen-Donau“ am Sonntag, den . Mai 1, im kleinen Saal der Stadthalle (wieder-)gegründet. (Abb.: Archiv Feger) 218   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Damit wissen      wir auch den Namen unserer ersten Nach- kriegs- Ortsvereins- vorsitzenden (Josef Münch) und des ersten SPD-Kreisvor- sitzenden  (Franz Scho ll).     

Zur Abb. unten: Heutzutage wür- de so manches damalige Mitglied einer Ehinger „Antifa1“ eine derartige Verbin- dung womöglich fürchten wie der Teufel das Weih- wasser … (Alle Abb. Archiv Feger, 1)                                                              122  Antifa: Wikipedia weiß nichts zu „Antifa“ in den ersten Jahren nach 1945: „In Deutschland gab es seit 1923 die ‚Antifaschistische Aktion‘ als Teilbereich des Rotfrontkämpferbundes. Ihr Ziel war es, gegen den aufstre‐benden Faschismus zu kämpfen. Anfänglich kamen die Mitglieder der Antifaschistischen Aktion nur aus der kommunistischen, später aus allen sozialistischen Parteien und Organisationen. Die Antifaschistische Aktion sah ihre Aufgabe weniger darin, den revolutionären Kampf zu führen, sondern sie wollte in erster Linie – trotz aller Kritik an den Strukturen der Weimarer Republik – die bisher erkämpften emanzipatorischen Errungenschaften dieser Republik vor einem ‚Rückfall in die Barbarei‘ durch den Faschismus schützen. (…)“  220   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1       Alle Abb.: Abb. Schwäbische Zeitung ..1, die Archiv Feger (Ausschnitt  Jugend … Der Wahlvorschlag der SPD für die Ge-   meinderatswahl lautet: 1. Scholl, Franz,Friseurmeister, Gymnasiumsstraße –. Ritschek, Fritz, Rentner, Gänsberg –. Klumpp, Alfred, Schriftsetzer, Gymna-siumstraße – . Kiem, Karl, Angestellter,Hauptstraße – . Münch, Josef, Spengler,Tuchergasse – . Weiß, Albert, Monteur,Pfisterstraße – . Hinderhofer, Gottfried,Vorarbeiter, Fabrikstraße – . Baur, Josef,Mechaniker, Pfisterstraße – . Bauern-schmid, Franz, Schlosser, Hauptstraße –1. Stöckle, Anton, Sattler, HauptstraßeGemeinderatswahl am 1..1: CDU = %,SPD = ,%, KPD = ,1%; Rest: Splitterparteien— Bei der Kreistagswahl am 1.1.1 erhältdie SPD 11, % der Stimmen.  Einigkeit der Werktätigen Unter dieser Überschrift berichtet die Schwäbische Zeitung am ..1 über eine „gut besuchte“ Veranstaltung der Ehinger KP. Das Blatt berichtet u.a.: Nicht Bau- ern, Handwerker und Arbeiter seien die Interessenten am Krieg, sondern der Groß- grundbesitz und das Kapital. Und weiter: „Für die Sozialdemokratische Partei unterstrich Kreisvorsitzender Scholl die gemeinsamen Ziele der Schaffenden.“ Für die Gemeinderatswahl 1 bewirbt sich auf Platz  der Kommunistischen Par-  tei Karl Scha upp, kaufmännischer Angestellter, Hauptstraße      

 Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es zunächst vier Parteien, die von allen vier Sie- germächten in den jeweiligen Besatzungszonen erlaubt wurden: Die Christlich Demo- kratische Union Deutschlands als christlich-konservativ-liberale Sammlung, die liberale Freie Demokratische Partei (lokal teilweise unter verschiedenen Namen), die SPD und die KPD. (Wikipedia) In der gemeinsamen \"Proclamation No.1\" der Alliierten im Mai 1 heißt es: \"Wir kommen als Sieger, nicht als Unterdrücker. Unsere Besatzungstruppen werden die Aufgabe haben, den Nationalismus und den deutschen Militarismus zu vernichten, die Herrschaft der Nationalsozialistischen Partei zu brechen, die Partei und ihre Gliederun- gen zu beseitigen, ihre Einrichtungen aufzulösen. Wir werden den deutschen Militaris- mus, der so oft die Welt ins Unglück stürzte, bis zur Wurzel ausrotten, die Verantwortli- chen in Militär und Partei für Verbrechen und Grausamkeiten durch ordentliche Gerich- te ihrer gerechten Strafe zuführen.\" Als Konsequenz unternahmen die Westalliierten große Anstrengungen zur \"Reeducati- on\" und der Errichtung einer Demokratie nach westlichen Vorbildern. Dennoch stand bei großen Teilen der deutschen Bevölkerung die Demokratisierung nicht im Zentrum ihres Interesses. Der wichtigste Grund für diese Haltung ist sicherlich in der miserablen sozialen Lage der Menschen nach den Zerstörungen des Krieges und dem weitgehenden Einbruch der Produktion im Laufe des Jahres 1 zu suchen. Quelle: Landesbildungsserver: http://www.schule- bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/landeskunde /modelle/epochen/nachkriegszeit/landesgeschichte.htm Es dürfte sich beim Referenten um Prof. Dr. Karl Schmid gehandelt haben, 1. Vors. der SPD Südwürttemberg-Hohenzollern.    Beide Abb. oben: Schwäb. Zeitung vom 1. . 1. Bemerkenswert: Neben dem späteren langjährigen SPD-Mann Karl Schaupp, da- mals noch KP, trat auch „Genosse Scholl von der SPD“ auf. Alle Abb.: Archiv Feger  222   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 „Neue Gemeinderäte“ (SZ vom 1. . 1; alle Abb. Archiv Feger) Erwin Busch war Adressat der Genehmigung des Landratsamts (siehe Seite 1) Bald nach der Gemeinderats- wahl fanden auch Kreistagswah- len statt. Dazu kam mit dem Reutlinger Oberbürgermeister Oskar Kalbfell ein recht promi- nenter Genosse nach Ehingen. Die Presse berichtet auch eini- germaßen ausführlich darüber. Abb. links: Liste für die Kreis- tagswahl; Ehinger Kandidaten:   Anm.:     Karl Schaupp kandidiert  für die KP.    

Ergebnisse der Kreistagswahl 1 (Quelle und Abb. Archiv Feger) Ort  Wahlber.  Abstimmende  ungült.  KPD  SPD  CDU  Ehingen  3484 2709 62 3750 6722 36.298 Altbierlingen  112 109 0 1 49 1898 Altsteußlingen  210 169 3 50 131 2807 Berg  193 157 5 54 82 2582 Dächingen  207 179 1 36 36 3132 Erbstetten  140 119 0 2 86 2053 Frankenhofen  175 136 4 1 61 2308 Gamerschwang  122 105 2 0 159 1694 Granheim  183 162 0 53 162 2697 Griesingen  338 233 5 125 190 3778 Herbertshofen  98 81 1 1 71 1363 Heufelden  130 127 1 2 116 2148 Kirchbierlingen  249 221 3 18 91 3810 Kirchen  473 317 2 18 202 5423 Mundingen  169 115 2 0 151 1883 Nasgenstadt  127 112 0 0 54 1962 Öpfingen  314 289 3 104 188 4850 Rißtissen  517 326 8 91 150 5478 Schaiblishausen  136 102 1 1 20 1793 Volkersheim  127 116 0 0 4 2083  Alle Abb.: Archiv Feger Im gleichen Jahr 1 wird auch eine „Landesversammlung“ gewählt, eine Art vorläufiger Landtag, der die neue Landesverfassung beschließen soll. Da- für kandidiert … 224   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• Die kommunistische Partei war in den Staaten Osteuropas zunächst nur eine politische Kraft unter mehreren, das Amt des Regierungschefs lag in der Hand eines bürgerlichen Politikers, der eine Volks- frontregierung führte, in der die Kommunisten meist für die innere Sicherheit zuständig waren.• Mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht gelingt es nunmehr der KP in Polen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien die politische Macht zu ergreifen, wobei eine Mischung aus legalen Mitteln und Dro- hungen angewandt wird; nicht selten wird der politische Gegner als faschistisch verunglimpft und Repressalien ausgesetzt.• Tito in Jugoslawien führt eine sozialistische Volksrepublik, die die Befreiung von deutscher Besat- zungsherrschaft weitgehend alleine bewältigt hat und dadurch gegenüber der Sowjetunion und dem entstehenden Ostblock selbstbewusst auftreten kann.• Jetzt werden die ideologischen Unterschiede zwischen dem entstehenden Ostblock und der westli- chen Welt deutlicher. Standen in den ersten Monaten nach Kriegsende die Gemeinsamkeiten der vier Siegermächte bei der Regelung der Nachkriegsordnung noch im Vordergrund, trennt der auf- kommende Kalte Krieg zunehmend die bisher vereinte Kriegskoalition der Alliierten. Besonders deut- lich wird dies in der Truman-Doktrin, in der der US-Präsident vor der „direkten oder indirekten Ag- gression“ durch „totalitäre Regime“ warnt – die Sowjetunion wird nicht mit Namen genannt, der Bezug ist aber offensichtlich.• 1 und Folgejahre: Ansiedlung von Heimatvertriebenen, Umsiedlern und Flüchtlingen aus den Ostgebieten in der französischen Besatzungszone und damit auch in Ehingen. – Diese Leute waren vorher nur in den britischen und amerikanischen Besatzungszonen untergebracht, da die Franzosen in ihrer Besatzungszone sie vorerst nicht wollten. Erst 1/ übernahmen die Franzosen diese Leu- te aus der britischen Zone und aus Flüchtlingslagern in Dänemark.• In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) schreitet die Entwicklung zu einer Umgestaltung der Gesellschaft ebenfalls voran; nachdem im Vorjahr die SPD als bedeutendster Konkurrent durch die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED ausgeschaltet und nunmehr die kommunistisch aus- gerichtete SED die dominierende Kraft im Land ist, werden 1 auch auf wirtschaftlichem Gebiet wichtige Weichen gestellt; so wird die Deutsche Wirtschaftskommission eingerichtet, die das Wirt- schaftsleben der SBZ zentral von Ost-Berlin aus steuert.• Das Land Württemberg-Hohenzollern entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in der französischen Besatzungszone und war ab deren Gründung ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Es umfasste den südlichen Teil des ehemaligen Volksstaates Württemberg sowie die ehemals zum Freistaat Preußen gehörigen so genannten Hohenzollerischen Lande. Auf einer Fläche von 1. km² lebten etwa eine Million Einwohner. Die Hauptstadt war Tübingen, der Sitz des Landtags das ehemalige Kloster Bebenhausen bei Tübingen. Am . April 1 gingen die Länder Württemberg-Hohenzollern, Baden und Württemberg-Baden im neu gegründeten Bundesland Baden-Württemberg auf. — CDU und SPD waren sich einig, dass die Bildung Württemberg-Hohenzollerns nur eine Übergangslösung sei.• Der Landkreis Ehingen hatte  Gemeinden und . Einwohner.• Vom 1..1 an trägt die Schwäbische Zeitung längere Zeit offiziell den Untertitel „Organ der christlich-demokratischen Union“ und wird dadurch zu einer Parteizeitung.           

Wahlaufruf Mai 1 Alle Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, 1  226   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand Unsere Genossen sind weiterhin munter unterwegs: 26.01.1947 Generalversammlung Blumenschein  Uhr 26.1.1947 „Vollzähliges Erscheinen der Mitglieder wird erwartet. Auch diejenigen, die un- serer Partei beitreten wollen, sind herzlich willkommen. Der Vorstand“                       Alle Abb. dieser Seite: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, Band 1 Auch an der angekündigten Wahlversammlung der CDU wird ein „Staatskommissar für politische Säuberung“ teilnehmen, teilt die SPD (genüsslich?) mit.              

Alle Abb. dieser Seite: Stadtarchiv Ehingen/ Schwäbische Zeitung, Band 1  Sozialdemokratische Partei Ortsverein Ehingen. Heute Samstag, .., abds.  Uhr hält der Ortsverein im Gasthaus zum „Blumenschein“ seine Monatsversammlung ab. Die Mitglieder und all unsere Freunde werden herzlich dazu eingeladen. Der Vorstand. Zum Kreisvorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei wurde in der letzten Sitzung des erweiterten Kreisausschusses Architekt Erwin Busch, Schelklingen (Ehinger Straße ), zum zweiten Vorsitzenden Willi Gröber, Ehingen (Marktplatz 11a) gewählt. „Schaffende und wirtschaftlich Schwache“: Das „riecht“ sehr nach SPD. Die Vermutung wird sich bald bewahrheiten: Aus den gewählten Gemeinderäten dieser „Wählerverei- nigung“ erwuchs alsbald die Nachkriegs-SPD-Fraktion  Auch in der Munderkinger Nachbar- schaft hielt die dortige SPD ihre Jah- res(haupt)- versamm- lung. Über- haupt: Die Munderkin- ger SPD wa- ren über lan- ge Jahre äu- ßerst aktiv! (Abb. links). Alle Abb. Stadtar- chiv Ehingen/ Schwäbische Zeitung, 1• Weitere polit. Aktivitäten (außer CDU) in 228  Ehingen: „Liga gegen den Faschismus“; KP  

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 Landtagswahl 1 (Auszug aus den verkleinert abgebildeten Zeitungs-Originalen unten)Gemeinde Stimmber. abgegeb. ungültig gültig KPD SPD CDU DVP 482Ehingen 3886 3090 353 2737 203 394 1658 4Altbierlingen 116 107 5 102 1 16 81 27Altsteußlingen 214 174 3 171 5 4 135 2 11Berg 210 168 12 156 2 10 142 0Dächingen 214 187 0 187 4 2 170 0 1Erbstetten 140 115 2 113 1 7 105 12 4Frankenhofen 175 137 8 129 0 8 121 6 32Gamerschwang 130 109 6 103 2 6 94 9 11Granheim 185 167 10 157 2 8 135 4 1Griesingen 350 265 19 246 7 16 219 13 4Herbertshofen 110 84 0 84 1 6 71 1 5Heufelden 139 122 3 119 1 4 82Kirchbierlingen 264 241 21 220 1 13 197Kirchen 459 305 14 291 0 9 271Mundingen 180 99 5 94 2 11 77Nasgenstadt 131 119 1 118 0 3 114Öpfingen 333 300 13 287 2 21 251Rißtissen 536 292 7 285 6 40 235Schaiblishausen 144 119 10 109 0 1 107Volkersheim 141 124 3 121 0 3 113… und hier (verkleinert) die Originale:Willi Gröber war auch Gewerkschaftler.    Alle Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, 1       

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• 1. Januar: Das Zollabkommen zwischen den Benelux-Staaten Belgien, Niederlande und Luxemburg tritt in Kraft. [Anm.: eine Vorstufe zur EU.]• 1. Januar: Im Saarland wird der Saar-Franken alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. Er löst die we- nige Monate alte Saar-Mark ab und ist an den französischen Franc gekoppelt.• 1. April: Auf dem Eniwetok-Atoll beginnt mit der Operation Sandstone die dritte Kernwaffentest- Serie der Vereinigten Staaten.• Die DM (Deutsche Mark) wird eingeführt. . Juni: Währungsreform in den drei deutschen Westzo- nen. Gegen Vorlage von Kenn- und Lebensmittelkarten werden  Deutsche Mark pro Person ausge- zahlt. [Anm.: Siehe hierzu auch Seite ; Presseinterview zur DM anlässlich der EURO-Einführung]• Wer bis dahin über Sachwerte verfügte, war weitaus besser daran als jemand mit Bargeld, denn die- ses verlor einen großen Teil seines Wertes.• Aus Anlass der Einführung der DM (Währungsreform) macht sich die damalige Schwäbische Zeitung in mehreren Beiträgen regelrecht lustig über das „alberne“ Aussehen der neuen Geldscheine. So, meint das Blatt jeweils in allem Ernst, könne aus dem neuen Geld ja nichts Gescheites werden.• . Juni: Einführung einer eigenen Währung in der SBZ1.• Berlinblockade / Luftbrücke / Rosinenbomber• . Juli: Eine Kesselwagenexplosion in der BASF Ludwigshafen fordert  Tote und rund . Verletzte.• . Juli bis 1. August: XIV. Olympische Sommerspiele in London• . August: 1. Deutsche Fußballmeisterschaft nach dem Krieg. Meister: 1. FC Nürnberg• . Oktober: Die UdSSR beginnt in Sibirien mit dem Bau von Atomwaffen. Zugleich schlägt sie vor, alle Atomwaffen zu vernichten und eine internationale Kontrollbehörde einzurichten.• 1. Oktober: Erstmals wird in Deutschland eine sorbischsprachige Sendung im Rundfunk ausge- strahlt1.• 1. Dezember: Auf Briefen in der Bizone (amerik. und brit. Besatzungszo- ne) werden die Zuschlagsmarken Notopfer Berlin Pflicht, später auch in der franz. Besatzungszone. (Abb. Wikipedia).• 1. Dezember: Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wird gegründet. Sie soll den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft finan- zieren.• Die ersten Schallplatten aus Polyvinylchlorid (PVC) kommen auf den Markt.• Ehingen: Neugründungen von Firmen unter der Voraussetzung totaler Gewerbefreiheit nach ameri- kanischem Vorbild (1 – 1) und/oder Expansion vorhandener Firmen, z.T. mit Werkswohnun- gen (z. B. Möbel Decker)• Das „Volksbildungswerk Ehingen“ (heute, 1, würde man VHS dazu sagen) bietet einen Vortrag an: „Atomaufbau und Atomenergie“, Dozent Dr. Seelmann-Eggebert vom Kaiser-Wilhelm-Institut. 1. Januar, „Kl. Saal der Stadthalle“.• Der „Ausschuß der Ehinger Jugendversammlung“ lädt „die Jugend aus Stadt und Kreis“ zu einem Diskussionsabend zum Thema „Organisierte Jugend — Freie Jugend“ herzlich ein. . Januar,  Uhr, Stadthalle.• Frühe Anzeichen der EU in der Ehinger Zeitung: Stadtarchiv Ehingen/Volksfreund für Oberschwaben, .1.1                                                            123 SBZ: Sowjetische Besatzungszone (westliche Lesart), später DDR 124 Koalitionsvertrag CDU/CSU und SPD 2013: „Die sorbische Sprache und Kultur als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes gilt es zu bewahren. Daher wollen wir die Arbeit der Stiftung für das sorbische Volk langfris‐tig sicherstellen und dafür den Bundeszuschuss sichern.“ (Sorbisch wird im Raum Bautzen gesprochen.)  230   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand  KommunalwahlZwei Listenverbindungen zur     Gemeinderatswahl 1:a) „Wählervereinigung der Schaffenden und wirtschaftlich Schwachen“ mit der kommunistischen Partei, darunter Karl Schaupp (KP), Josef Baur (SPD).b) „Überparteiliche Wählergemein- schaft“ (bestehend aus Freien Wäh- lern und Zentrum, darunter unser (Ex?)-SPD-Mann Franz Scholl. Alle Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung 1            

 Karl Schaupp und Josef Baur wur- den in den Ehinger Ge- meinderat gewählt „auf der Liste der ‚Wählervereinigung aller Schaffenden und wirtschaftlich Schwachen‘. Karl Schaupp (Zellstoffarbeiter) bekam … 1 Stimmen, Josef Baur (Werkmeister) erhielt  Stimmen. … Die CDU bekam  Sitze (Hafner, Fröhner, Steinle, Simmendinger, Ro- thenbacher, Ott, Kistenfeger). Die „Freie überparteiliche Wählergemeinschaft“ bekam  Sitze (Miller, Freudigmann, Scholl, Schelle, Knapp). Die o.g. Wählervereinigung erreichte  Sitze (Schaupp, Baur). Erwähnenswert und zugleich rätselhaft ist, dass in den Reihen der Freien Wäh- ler mit Scholl vermutlich der Mann saß, der in den 1er-Jahren SPD-Vorsitzender und Gemein- derat der SPD war, noch 1 als SPD-Kandidat genannt (siehe Seite ). Bürgermeisterwahl am .11.1: mit großer Mehrheit gewählt wird Max Kauter (Kaufmann; CDU); Gegenkand.: Gottlieb Fink (Bauführer, KPD) und Ernst Fels (Geislingen, Ver- waltungsfachmann)Alle Abb.: Archiv Mangold  Kreistagswahl am .1.1 CDU: Max Kauter (Kauf- mann und Bürgermeister) CDU: Franz Hafner (Land- wirt) — Wählergemein- schaft der wirtschaftlich Schwachen: Karl Schaupp (Zellstoffarbeiter) — FWV: Dominikus Miller (Gast- wirt) Abb.: Stadtarchiv Ehin- gen/Volksfreund für Oberschwaben, 1 Karl Schaupp, „Zellstoffarbeiter“, war damals KPD-Mitglied und Gewerkschafter. Er wird aber bald zur SPD stoßen über die Liste „Wählerverei- nigung der Schaffenden und wirtschaftlich Schwachen“. „Nach diesem feierlichen Akt [Amtseinführung, Gelöbnis, Handschlag, Unterschrift] wandte sich der Gemeinderat der praktischen Arbeit zu. Als erstes wurden die Beigeordneten gewählt. Aus der Wahl, die geheim war, gingen Bauer Franz Hafner als erster Beigeordneter, Baumeister Josef Freudigmann als zweiter und Flaschnermeister Adolf Fröhner als dritter Beigeordneter hervor. Zur Entscheidung von Wohnungsangele- genheiten wurde mit Bürgermeister Kauter an der Spitze eine Wohnungsabteilung be- stellt, der Josef Baur, Dominikus Miller, Max Rothenbacher, Karl Schaupp, Fritz Schelle und Wilhelm Simmendinger … angehörten. Zur Erleichterung der kommunalen Arbeit wurden Ausschüsse gebildet. Dem für das Fürsorgewesen berufenen Ausschuß gehören an: Bürgermeister Kauter, Josef Baur, Max Rothenbacher,  232   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Franz Scholl und Hans Steinle. Der Kulturausschuß setzt sich aus den Gemeinderatsmit- gliedern Max Rothenbacher, Erwin Ott und Karl Schaupp zusammen. …“ Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, .1.1   Beide Abb.: Stadtarchiv Ehin- gen/ Schwäbische Zeitung, . bzw. . 1.1                         Manchmal hat alles Zetern und Geifern der Schwäbischen Zeitung (Abb. links oben) nicht allzu vielgenutzt … Karl Schaupp (bald SPD) wurde dennoch in den Kreistag gewählt (Abb. unten).             

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• Gründung der Bundesrepublik Deutschland mit Verabschiedung der Verfassung (Grundgesetz). Erste Bundestagswahl, für die SPD enttäuschend (, %). Konrad Adenauer (CDU) wird Bundeskanzler.• Mit leichter zeitlicher Verzögerung zur Bildung der Bundesrepublik erfolgt dann auch die Gründung der DDR, deren Anerkennung man im Westen aber verweigert. Otto Grothewohl, ehemals SPD, jetzt SED, wird ihr Ministerpräsident.• Die Bildung internationaler Zusammenschlüsse setzt die Vertiefung der Spaltung Europas fort. Als militärisches Bündnis und zunächst auf  Jahre ausgelegt tritt die NATO ins Leben. Daneben wird der Europarat als politische Dachorganisation der westeuropäischen Staaten mit Sitz in Straßburg gegründet. In Osteuropa entsteht als Wirtschaftsbündnis der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, auch Comecon genannt.• . Januar: In Stuttgart wird die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) gegründet, eine mitgliederstarke Einzelgewerkschaft im selben Jahr entstehenden DGB.• . April: Gründung der NATO• . April: Durch den Beitritt der französischen Besatzungszone wird die Bizone zur Trizone. Die drei Außenminister der West-Alliierten beschließen in Washington D.C. das Besatzungsstatut; darin geben sie der Gründung der Bundesrepublik ihre Zustimmung, behalten sich jedoch Reservats- und Einspruchsrechte insbesondere in den Bereichen Ruhrkontrolle und Demontage vor.• 1. April: Im Rahmen der Berliner Luftbrücke werden an einem einzigen Tag 1. Tonnen Versor- gungsgüter in die blockierte Stadt eingeflogen. Diese Menge wird bei allen anderen Flügen nicht erreicht.• 1. April: Irland konstituiert sich als eigene Republik Éire / Republic of Ireland.• . Mai: Der Europarat wird gegründet; ihm gehören zunächst zehn Staaten an. [Anm.: Nicht mit der EU zu verwechseln!]• 1. Mai: Der Parlamentarische Rat verabschiedet das Wahlgesetz für die Bundesrepublik und bestimmt Bonn zur provisorischen Hauptstadt.• 1. Mai: Die drei westlichen Militärgouverneure in Deutschland verkünden förmlich das Besatzungs- statut, das am 1. September in Kraft treten wird. Es eröffnet der entstehenden Bundesrepublik Deutschland begrenzte Souveränität.• 1. Juni: Im Ruhrgebiet gehen belgische Soldaten gegen Arbeiter vor, die die Demontage eines Hydrierwerks verhindern wollen.• 1. Juli: Papst Pius XII. erklärt alle Kommunisten und deren Sympathisanten für exkommuniziert [Ausschluss aus der kath. Kirche].• . August: Europarat: Die Türkei, Griechenland und Island werden als Mitglieder aufgenommen.• . August: Die Sowjetunion zündet ihre erste Atombombe.• 1. September: Theodor Heuss wird von der Bundesversammlung mit :1 Stimmen zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt; gegen ihn war Kurt Schumacher angetreten.• . Sept.: Das erste Kabinett Adenauer wird vereidigt. Die Minister gehören der CDU, CSU, FDP und DP an.• . Sept.: Im Westteil Berlins landet das letzte Versorgungsflugzeug im Rahmen der Berliner Luftbrücke.• 1. Oktober: Josef „Sepp“ Herberger wird Fußballtrainer der deutschen Nationalelf.• 1. November: In München wird der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) neu gegründet. Ihm ge- hören die drei Landesverbände aus der Bundesrepublik an. Vorsitzender wird Max Danz.• Am 1 März 1 führte die Ehinger Feuerwehr das Theaterstück \"Lieserl vom Berghof\" auf. 234   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1 • Ehingen. Bezug nur gegen Bezugsschein UND Geld:  Gramm Fett ( x  g Butter, 1 x 1 g Mar- garine) pro Person und Monat – „Ein zweiter Zentner Kohl wird an die Ehinger Haushaltungen aus- gegeben werden, sobald der Waggon eingetroffen ist.“ – „Schweinefleisch auf Marken gibt es für die Bevölkerung unseres Kreises nur, wenn die Bauern ihr Fleischablieferungssoll termingerecht auf- bringen. Die Normalverbraucher müssen sich solang mit Rindfleisch begnügen …“ – Fünf Eier je Person zugeteilt; Preis je  Pf. [ Eier = 1 L Benzin]   Zur Abb. links: Tankholz ist Brennstoff für Ver- brennungsmotoren mit Holzvergaser. (Siehe auch ww.wikipedia.org/ wiki/holzgas und autogas-freunde.de (Fotos) Alle Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, 1            

 • Zur Abb. links: Man muss als Kind Lebertran selbst noch erlebt haben, um seine „Beliebtheit“ zu kennen ;-))) Alle Abb.: Stadtarchiv Ehin- gen/Schwäbische Zeitung, 1  1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den TellerrandSiehe auch die Mitgliederliste von 1, Seite 1 – Und: Es sind auch Frauen dabei!    236   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Mitgliederliste von 1 (Fortsetzung) Außer der Tatsache, dass wir ein recht großer Ortsverein waren, ist mit Freude zu be- merken, dass auch Frauen als Mitglieder aufgeführt sind. Bei einer Gemeinderatssitzung im Februar entsteht eine Auseinandersetzung zwischen Bürgermeister Kauter und Gemeinderat Karl Schaupp. Dieser hatte im KP-Organ „Unse- re Stimme“ (Nr. 11) dem Bürgermeister Ungerechtigkeiten, unsoziales Verhalten und Parteipolitik auf dem Rathaus vorgeworfen. Kauter wies dies „empört zurück.“ Pflicht eines jeden Gemeinderats sei es, … nicht dem eigenen Gemeinderat in den Rücken zu fallen. Kauter erteilt Schaupp eine Rüge. Dieser will dagegen beim Landratsamt Einspruch erheben.                

Bundestagswahl 1. August 1 Gemeinden Wahlber. Abgeg. ungült. Wahlbet. CDU SPD DVP KPD Samml. St. St. % Ehingen 4612 307 344 250 62 Altbierlingen 157 3389 123 73 2301 6 2 0 0 Altsteußlingen 233 5 5 4 1 250 132 5 84 119 4 2 1 Berg 243 12 2 0 0 Dächingen 166 178 11 76 152 2 0 0 1 Erbstetten 211 4 3 0 1 Frankenhofen 148 196 8 78 169 2 1 2 0Gamerschwang 199 2 3 0 3 Granheim 410 221 2 91 215 4 5 5 0 Griesingen 126 1 1 0 0 Herbertshofen 165 141 1 85 135 6 7 0 1 Heufelden 307 6 0 2 3 Kirchbierlingen 534 200 3 95 191 1 2 199 17 11 0 0 Kirchen 161 113 3 78 107 9 3 0 1 Mundingen 398 8 2 3 3 Nasgenstadt 628 185 6 93 169 8 156 11 13 2 10 Öpfingen 160 349 13 85 325 24 13 0 0 Rißtissen 45 0Schaiblishausen 98 1 78 90 2 Volkersheim 3 1 141 5 85 122 4 260 4 85 237 393 10 74 380 129 1 65 117 144 3 89 127 349 8 88 298 505 32 81 397 135 5 81 123 134 1 84 128  Zum Gewerkschaftsbund: Maifeier (s. Abb.). In einer Pressemitteilung hier- zu wird die Bevölkerung „gebeten, die Häuser zu beflaggen und zu schmü- cken.“ – Zuvor hatte das Gewerk- schafts-Kreiskartell seine Jahresver- sammlung im „Blumenschein“. Kollege Schaupp „behandelte … grundsätzliche Fragen der Gewerkschaftsarbeit. Er be- dauerte, daß in vielen Kreisen noch die irrige Ansicht vorherrsche, die Gewerk- schaften ließen sich für parteipolitische Zwecke mißbrauchen.“ Die Kollegen hätten schließlich in jährlichen Urwah- len es in der Hand, die Leute ihres Ver- trauens zu wählen. … Kollege Anton Stöckle (Ehingen) wurde als neuer Vor- sitzender gewählt. — Zur Maifeier in der festlich geschmückten Stadthalle: Der Geschäftsführer des Kreiskartells Karl Schaupp begrüßte die Teilnehmer des Umzugs. … In seinen Schlußworten stellte Kollege Schaupp die Frage, ob der Arbeitnehmer ebenso an dem Gewinn beteiligt sei, wie es der Unternehmer fertiggebracht habe. Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, 1 238   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Neue Betriebsräte: Schwäb. Zellstoff A.G.1: (a) Arbeiter: Karl Schaupp  Stimmen; der nächstgewählte erhielt 1 Stimmen. – Karl Schaupp wurde als Betriebsratsvorsitzender gewählt. Zementwerk Schwenk, Allmendingen: Schmucker, Franz1 (u.a.) Alle Abb. und Quelle: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, 1 Abb.: Ganz schön selbst- bewusst: „Im Großen Saal der Stadt- halle“! Unter den Ehinger Kriegsheim- kehrern war auch ein „Schüler“.  Abb. von oben nach unten: Gefallenendenkmäler in einem engli- schen Dorf und in einer franz. Stadt. (LD)                                                               125 heute: SAPPI 126 Franz Schmucker, lange Jahre im Ortsverein aktiv; Vater  unseres  jetzt auch schon langjährigen Mitglieds und  Gemeinderats  Joachim Schmucker        

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• Im Jahr 1 geht die institutionelle Verfestigung der Teilung der Welt in zwei Lager weiter, der Kalte Krieg nimmt an Intensität zu. Im Koreakrieg stehen sich die beiden Lager das erste Mal militärisch gegenüber.• Die Teilung der Welt in zwei Lager gilt auch für die jungen beiden deutschen Staaten, die im Vorjahr gegründet worden waren. In der Bundesrepublik läuft die Verwendung von Lebensmittelmarken aus; die CDU gibt sich eine bundesweite Organisation unter Führung von Konrad Adenauer; der Bundesgerichtshof nimmt in Karlsruhe seine Tätigkeit auf; die ersten diplomatischen Vertreter der Bundesrepublik im Ausland werden akkreditiert. Unterdessen wird Walter Ulbricht zum General- sekretär der SED bestimmt und die Nationale Front bei der Wahl zur Volkskammer der DDR mit , % bestätigt; im Görlitzer Abkommen mit Polen wird die Oder-Neiße-Grenze als endgültige „Friedensgrenze“ anerkannt, ein Schritt, der im Westen scharf kritisiert wird.• Scharfe Kritik nicht nur der SPD wegen Plänen Adenauers zur deutschen Wiederbewaffnung. Sein Innenminister [Gustav] Heinemann tritt deswegen zurück und aus der CDU aus.• 1. September: Die erste Volkszählung in der Bundesrepublik Deutschland wird durchgeführt. Hiesige Ergebnisse:Ort m w ges.Ehingen 3593 4190 7783AltbierlingenAltsteußlingen 134 136 270Berg 197 219 416Dächingen 208 190 398Erbstetten 191 238 429Frankenhofen 138 143 281Gamerschwang 175 198 373Granheim 120 121 241Griesingen 160 185 345Herbertshofen 300 369 669Heufelden 115 114 229Kirchbierlingen 107 142 249Kirchen 252 267 519Mundingen 427 483 910Nasgenstadt 147 187 334Öpfingen 123 149 272Rißtissen 276 337 613Schaiblishausen 458 536 994Volkersheim 134 143 277 139 142 281• 1. November: Bei den Landtagswahlen in Württemberg und Hessen wird die SPD jeweils stärkste Partei, die CDU muss starke Verluste hinnehmen. Auch bei den Wahlen in Bayern eine Woche darauf verliert die Union stark, kann hier aber knapp ihre Führungsposition behaupten.• Die Erhebung der Kapelle des MV \"Lyra\" zur Stadtkapelle Ehingen durch den Gemeinderat Anfang der 1er Jahre stellte das Orchester offiziell in den Rang eines örtlichen Kulturträgers. Dies brachte nicht nur eine öffentliche Wertschätzung zum Ausdruck; verbunden waren damit auch Verpflich- tungen, das bürgerliche Leben im Jahreslauf mit zu gestalten. (musikverein-ehingen.de)• „Ein Geschenk, das immer Freude macht: Eine Dauerwurst, ein Stück Rauchfleisch oder Ähnliches. Gut und billig in der Metzgerei Schlecker“ (Werbeanzeige, Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, 1..1) 240   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  1 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand Mit Landrat Erler ist Fritz Erler1 gemeint, einer der Großen der Nachkriegs-SPD. Die Presse berichtet anschließend: „Sein Einblick in die Arbeit des Bun- destags war gründlich und seine po- litischen Darlegungen durch flüssi- ge und klare Formulierung beste- chend. Er stellte dabei fest, daß die Hauptarbeit in Sitzungen geleistet wird, die weniger das Ohr der Öf- fentlichkeit fänden.“ Anm.: Damals war es selten genug, dass die Zeitungsredaktion einen redaktionellen Hin- weis auf eine SPD-Veranstaltung bringt.  Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, Feb. 1  Karl Schaupp, Kreisgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes, spricht im Blaufeldsaal in einem „mehrstündigen Refe- rat“ vor Betriebsräten über die „derzeitige Lage der Arbeitnehmerschaft“. Stadtarchiv Ehingen/Oberschwäbische Rundschau, . . 1  Bei der Maifeier des Gewerkschaftsbunds gibt Karl Schaupp einen lokalen Lage- bericht.  Stadthalle: Karl Schaupp begrüßt beim Familienabend der Gewerkschaft und gibt einen Überblick über die Gewerkschaftsarbeit im vergangenen Jahr. Der „unterhaltende Teil“ wird von der Tanzkapelle der Ehinger Stadtkapelle gestaltet. Abb.: Stadtarchiv Ehingen/Oberschwäbische Rundschau, 1. 11. 1  Aus der Fraktion der in der Abb. genannten „Wählervereinigung aller Schaffenden und wirtschaftlich Schwachen“ erwuchs bald die erste Ehinger SPD-Gemeinderats- fraktion.                                                               127 Fritz Erler: (* 14. Juli 1913 in Berlin; † 22. Februar 1967 in Pforzheim) war ein deutscher SPD‐Politiker. http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Erler        

11 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• Der Koreakrieg tobte. Unterdessen gelang in der Bundesrepublik der Regierung Adenauer die all- mähliche Emanzipation vom westlichen Besatzungsregime. Der jungen Bundesrepublik wurden wei- tere Kennzeichen staatlicher Souveränität zugestanden – das Bundesverfassungsgericht nahm seine Arbeit auf, ebenso das neue Außenministerium unter der Leitung von Adenauer selbst; auch durfte die Handelsmarine nunmehr die bundesdeutsche Flagge führen, gleichzeitig wurde aber das Be- kenntnis zu den westlichen Verbündeten bekräftigt und die Möglichkeit eines eigenen Verteidi- gungsbeitrages gegen eine mögliche Aggression aus dem Osten ausgelotet, gegen den Widerstand der SPD, die sich unter Kurt Schumacher konsequent gegen eine Remilitarisierung aussprach. Wäh- rend die Amerikaner zunächst noch die Entnazifizierung weiterbetrieben, indem sie einige hochran- gige SS-Offiziere hinrichteten, führte die wachsende Selbständigkeit der deutschen Justiz dazu, dass zunehmend NS-Täter von Amnestien profitieren konnten. Bis zum 1. Januar 11 wurde .1 Per- sonen eine Amnestie ausgesprochen.• 1. Januar: Vorstellung der neuen deutschen Nationalhymne durch Bundespräsident Theodor Heuss.• 1. Januar: Als erster Staat erklärt Indien den Kriegszustand mit Deutschland offiziell für beendet.• 1. April: In Imst in Tirol wird das erste SOS-Kinderdorf eröffnet.• 1. Mai: Der Europarat beschließt die Aufnahme der Bundesrepublik als Vollmitglied.• 1. September: Die Volkskammer der DDR appelliert an den Bundestag, Wahlen für ganz Deutsch- land zuzustimmen.• 1. Mai: In Schweden werden die ersten Tetra Pak-Verpackungen für Milch der Öffentlichkeit vorge- stellt.• 1. August: Die erste Langspielplatte mit  1/ Umdrehungen in der Minute wird in Düsseldorf von der Deutschen Grammophon vorgestellt.• Der Nutzfahrzeughersteller Magirus-Deutz präsentiert auf der Frankfurter IAA die damals höchste Drehleiter der Welt, die eine Steighöhe von  +  Metern hatte.• Ehingen: „CDU wünscht keinen Südweststaat um jeden Preis“. Überschrift zum Pressebericht über eine CDU-Kreisversammlung im Blaufeldsaal. Mit „Südweststaat“ ist das kommende Bundesland Baden-Württemberg gemeint. Stadtarchiv Ehingen/Oberschwäbische Rundschau, . . 11• Nach einer Voksabstimmung am . Dezember 11 entsteht 1 das Bundesland Baden- Württemberg.• Ein Hochwasser überflutet großflächig das Donautal Nasgenstadt / Griesingen / Gamerschwang / Öpfingen. 11 SPD-Ortsverein Ehingen (Donau) — und auch mal Blicke über den Tellerrand Die Ehinger Gewerkschaft ist gegen eine Remilitarisierung Deutschlands. Der Beschluss wurde einstimmig gefasst, wie Geschäftsführer Stadtrat Schaupp mitteilte. Man verfol- ge „mit wachsender Sorge die Diskussionen über eine eventuelle Wiederbewaffnung Deutschlands.“ Stadtarchiv Ehingen/Oberschwäbische Rundschau, . 1. 11 Öffentliche Versammlung des DGB in Munderkingen. Es spricht Kollege Schaupp aus Ehingen — [mehrfach ähnliche Meldungen]. „Unter Vorsitz von Kreisinnungsmeister Obermeister Scholl“ findet eine Innungsver- sammlung der Friseure statt — [ähnlich mehrfach] 1.1.11: Die Schwäbische Zeitung meldet u.a.: „Als erste Wählervereinigung tritt be- reits die ‚Wählergemeinschaft der wirtschaftlich Schwachen‘ auf den Plan, und zwar, wie wir erfahren, auf Kreisebene.“ Die „überörtliche Eigenschaft“ ist „vor allem als wer- bewirksam für die Kreistagswahlen gedacht. „Daneben tritt die Wählergemeinschaft als örtliche auf in sogenannten Industrieorten wie Ehingen, Schelklingen,  242   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  Allmendingen und Rottenacker. Die Wählervereinigung will vor allem Arbeiter und An- gestellte, Alters- und Sozialrentner, Kriegsbeschädigte und Kriegerwitwen, Flüchtlinge und Fliegergeschädigte ansprechen und aus diesen Kreisen auch Nominierungen von Kandidaten gewinnen. Als Hauptziel bezeichnet die Wählergemeinschaft die Vertre- tung der wirtschaftlichen und sozialen Belange dieser Personengruppen in den Ge- meinderäten und im Kreistag. Parteipolitisch erklärt sie sich als nicht gebunden. Die Wählergemeinschaft der wirtschaftlich Schwachen tritt bereits in den Wahlkampf ein und hält am kommenden Samstagabend im ‚Blaufeld‘ und am Sonntagabend in der ‚Rose‘ in Schelklingen ihre ersten Versammlungen ab, wobei Karl Schaupp, Ehingen, einen Rückblick über seine Tätigkeit als Gemeinderat und Mitglied des Kreistags wäh- rend der vergangenen drei Jahre geben wird, auch soll in den Versammlungen über die Zusammensetzung der Listen gesprochen werden.“ Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zeitung, 1.1.11  Gaststätte Blaufeld? Abb. rechts: Da steht, dass es ein weiter Weg vom \"Blaufeld\" bis vor's Rathaus sei. Die längst eingegangene Gaststätte (Abb. links) lag auf dem Anwesen der heutigen Firma Radi in der Spitalstraße. Der zugehö- rige Biergarten lag gegenüber auf der südlichen Straßenseite. Die Gaststätte bot Räumlichkeiten für allerlei Veranstaltungen. Auch die hiesigen Sozialdemokraten haben in den Vor- und Nachkriegs- jahren oft darin getagt. Dies war, als die SPD in Ehingen noch nicht so viel galt. Die Annäherung von der früheren Versammlungsstätte \"Blaufeld\" bis in die Nähe des Rathauses ist nicht räumlich zu verstehen, sondern poli- tisch ... Und so hat es Karl Schaupp natürlich auch gemeint. ‘s Rote Füchsle Nr. , Mai 1            

Kommunalwahl  Alle Abb.: Wahlversammlung bzw. Wahlvorschläge (Stadtarchiv Ehin- gen/Schwäbische Zeitung, Nov. 11)  Auch eine „Christliche- soziale Wählerschaft Ehingen- Donau“ wirbt um Stimmen. Klingt wie CSU …  Gemeinderatswahl (Ehin- gen): CDU:  (Sitze: Niederer, Rim- mele, Kistenfeger), FWG (Schelle, Christ, Stöhr), wirtschaftl. Schwache (1) , gewählt: Josef Baur (s. Abb. ganz unten)    Die Welt der SPD darf man 244 gewiss jeweils hinter der„Wählergemeinschaft derwirtschaftlich Schwachen“vermuten.Mit Kreistag ist das„Parlament“ des (Alt-)Kreises Ehingen gemeint.  

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1  „Aufruf zur Volksabstimmung über den Südwest- staat: Morgen, Sonntag, den . Dezember [11], werden das schwäbische und badische Volk darüber entscheiden, ob … (1) die drei Länder Baden (Süd-Baden), Württemberg- Baden und Württemberg-Hohenzollern zu einem Bundesland (Südweststaat) vereinigt, oder () die alten Länder Baden und Württemberg ein- schließlich Hohenzollern wiederhergestellt werden sollen. Die Abstimmung ist von entscheidender und weit- tragender staatspolitischer Bedeutung.“ Die Grafik zeigt das landesweite Ergebnis an. Abb. unterhalb: Ehinger Ergebnis zur Volksab- stimmung. (Stadtarchiv Ehingen/ Schwä- bische Zeitung, 1.1.11) Offensichtlich hat die Abstimmung in Ehingen die Wähler- schaft nicht so richtig fürs neue „Ländle“ motiviert: Von 1 Stimmberechtigten haben nur knapp die Hälfte abgestimmt. Aber mit fast  Prozent sprachen sie sich für den Südweststaat aus, der jetzt längst „Baden-Württemberg“ heißt. Das waren freilich weniger Zustimmende als im Wahlbezirk Süd-Württemberg. (Siehe Abb. oben; Stadtarchiv Ehingen/Schwäbische Zei- tung, 1.1.11).  Abb. links: Maikundgebung und Familienabend, veranstaltet vom DGB, und mit dabei SPD-Aktiver und Gewerk- schaftssekretär Karl Schaupp. Stadtarchiv Ehingen/Oberschwäbische Rundschau, 11           

 Abb. links: SPD-Mann Anton Stöckle aktiv als Betriebsrat und Gewerkschafter.  Die Freizeit- möglichkeiten wa- ren in jenen Jah- ren noch nicht so vielfältig. Und so besuchte man gewiss gerne auch den „Familien- abend“ der Gewerkschaft.  Karl Schaupp initiiert auf Kreis- ebene die „Wäh- lergemeinschaft der wirtschaftlich Schwachen“. Alle Abb.: Stadtarchiv Ehin- gen/Schwäbische Zeitung, 11  DIE „WÄHLERGE- MEINSCHAFT DER WIRT- SCHAFTLICH SCHWA- CHEN“ TRITT ZUR KOMMUNAL- UND KREISTAGSWAHL AN.   (siehe  auch  nächste  Seite) 246   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1       Josef Baur und Franz Stöhr  ziehen auf der Liste der  „wirtschaftlich Schwachen“ in den Gemeinderat ein.  (Zur Erinnerung: Nur die Hälfte des Gemeinderats  wurde jeweils neu gewählt.)     

1 ... Welt — Europa — Deutschland — (Baden-)Württemberg — Landkreis — Ehingen• Im Alter von  Jahren stirbt Kurt Schuhmacher. Sein Nachfolger als Vorsitzender der SPD wird Erich Ollenhauer, während der NS-Zeit im Exil-Vorstand der Partei.• Am . April 1 gingen die Länder Württemberg-Hohenzollern, Baden und Württemberg-Baden im neu gegründeten Bundesland Baden-Württemberg auf.• Ehingen: Eine Ausgabe der Schwäbischen Zeitung kostet  Pfennig. Schuhhaus Brunner öffnet nach Ladenumbau wieder. Neujahrsgrüße in der Zeitung entbieten u.a. folgende Firmen wörtlich: Zeller (Flaschnermstr.), Neuer (Elektro, Öpfingen), Ritschek Inh. Schrode, Wilh. Warth (Schlosserei, Ofen- und Herdgeschäft), Fam. August Ott (Malermstr.), Max Fischer mit Frau (Uhrmachermstr.), Bauge- schäft Anton Lämmle (Berg)• Ehingen. Unter dem Titel „Rahmenplan für Woche des Berufes festgelegt“ meldet die Zeitung: Ge- werbeschulrat Speh ist Vorsitzender des Ortsarbeitsausschusses. „Ihm zur Seite stehen als Vertreter der Berufsorganisationen die Herren [Kreisinnungsmeister] Scholl, [Kaufmann] Maier-Wörz, [Ge- werkschaftssekretär] Schaupp und Assessor Heni [Kreisjugendring]; außerdem soll Bürgermeister Kauter als Vertrauensmann der Industrie- und Handelskammer das Gremium ergänzen.“ Stadtarchiv Ehingen/Oberschwäbische Rundschau, 1. 1. 1 Alle Zeitungs- anzeigen: Stadtarchiv Ehingen/ Schwäbische Zeitung, 1 248   

1 Jahre SPD-Ortsverein Ehingen / Donau 11 bis 1              


Like this book? You can publish your book online for free in a few minutes!
Create your own flipbook